Ausgedehnte Sandstrände, Bade- und Wassersportvergnügen, Spiel- und Sportmöglichkeiten, aber auch Kunst, Geschichte, jede Menge Möglichkeiten zum Bummeln und Genießen sowie
einen kleinen Leuchtturm – das alles und noch viel mehr bietet die mittelalterliche Stadt Neustadt in Holstein in der Lübecker Bucht mit ihren Ortsteilen
Pelzerhaken und Rettin.
Mit nur 19 m Höhe gehört der Leuchtturm Pelzerhaken zu den kleineren Exemplaren an der Schleswig-Holsteiner Ostseeküste. Er dient als Orientierungsfeuer in der Lübecker Bucht. Sein Vorgänger war mit nur 12 m Höhe ein echter Leuchtturmzwerg. In den 1930er Jahren wurde der jetzige Turm direkt neben dem 1843 gebauten Turm errichtet. Als der neue Turm 1937 fertiggestellt war, wurde der alte abgebrochen. Der Leuchtturm befindet sich in Privatbesitz und kann nicht besichtigt werden. Von der Strandpromenade ist er aber gut einsehbar.
Am Leuchtturm entlang führt eine breite, mehrere Kilometer lange Strandpromenade, die mit Rollstuhl, Rollator, Kinderwagen und Fahrrad sehr gut befahrbar ist. Von der Strandpromenade gibt es mehr als 30 Zugänge zum Strand, für Badegäste mit und ohne Hund und für die Wassersportler, damit sich beide nichts ins Gehege kommen. Pelzerhaken verfügt über den einzigen Südstrand in der Lübecker Bucht und über eine Seebrücke. Die Strandpromenade reicht von Neustadt über Pelzerhaken geradewegs in das alte Fischerdorf Rettin, einen weiteren Ortsteil von Neustadt. Auch Rettin hat eine Seebrücke zu bieten, die jedoch kürzer ist als die von Pelzerhaken. Wer mehr Ruhe als Action in seinem Urlaub oder beim Tagesausflug sucht, ist in Rettin genau richtig. Die Neustädter Strände sind kostenpflichtig. Die Tickets können Tagestouristen auf den Parkplätzen ziehen. Wer länger in der Region Urlaub macht, hat mit der OstseeCard Zugang zu den Stränden.
Neustadt hat jedoch mehr zu bieten als Strand und Meer: die Altstadt zum Beispiel. Die bekanntesten Wahrzeichen sind der Pagodenspeicher von 1830 und das mittelalterliche Kremper Tor, dessen Unterbau bis auf das Jahr 1244, das Jahr der Stadtgründung, zurückgeht. Das einzige noch erhaltene mittelalterliche Stadttor in der Lübecker Bucht außerhalb von Lübeck war ursprünglich Teil der Befestigungsanlage. Nebenan ist das zeiTTor-Museum untergebracht. Hier können Besucher in das Leben vor 7.000 Jahren ebenso eintauchen wie in das vor 50 Jahren.
In einem Anbau des Kremper Tors erinnert seit 1990 das Cap-Arcona-Museum an die wohl größte menschliche Tragödie der Stadtgeschichte. Am 3. Mai 1945 starben etwa 7.000 KZ-Häftlinge im ausrangierten, fahruntüchtigen Passagierschiff „Cap Arcona“ durch einen alliierten Bombenangriff. Informationen, dass es sich hier um eine Falle der Nazis handelte, hatten den Piloten nicht mehr rechtzeitig erreicht. Tritt man durch das Kremper Tor aus der mittelalterlichen Stadt heraus, steuert man direkt auf den liebevoll sanierten Marienhof zu. Dort, wo noch bis in die 1960er Jahre Milchkühe standen, befindet sich jetzt ein Restaurant. Futtertröge, Selbsttränken, Anbindeketten und Kuhleistungstafeln wurden sehr gut integriert. Sie machen das Flair des Restaurants aus und liefern der Kellnerin gute Argumente für ihren pünktlichen Feierabend: „Ich sage dann den Gästen, um 22 Uhr kommen die Kühe von der Weide.“ Es besteht kein Zweifel, dass sich die Vierbeiner sofort zurechtfinden würden. Aus dem Pferdestall nebenan ist ein Café geworden. In einem anderen Gebäude sind Ferienwohnungen untergebracht. Eine große Scheune, in der regionale Erzeuger früher ihre Produkte angeboten haben, steht seit der Corona-Krise leer. Das Highlight für Kinder ist zweifellos der Hofplatz in der Mitte. Weil der nicht mehr als Parkplatz für Trecker gebraucht wird, tummeln sich hier Kaninchen und Meerschweine auf einer Grünfläche und in ihren tierischen Unterkünften. Der Pagodenspeicher an der Schnittstelle zwischen Hafen und dem inzwischen unter Naturschutz stehenden Binnengewässer wurde 1830 gebaut, um Getreide vor der Verschiffung trocknen zu können. Den Namen erhielt das Bauwerk, weil es in seiner Form an eine ostasiatische Pagode erinnert, bei der die einzelnen Geschosse durch Dachvorsprünge voneinander getrennt sind. Hier konnten die für die Getreidetrocknung erforderlichen Lüftungsluken problemlos integriert werden.
Überquert man neben dem Pagodenspeicher die Hafenbrücke, gelangt man zum Hospitalhof mit der Hospitalkirche Zum Heiligen Geist aus dem Jahr 1408. In Kirche und Hospital wurden im Mittelalter Pilger versorgt, die auf dem Mönchsweg unterwegs zum Kloster Cismar waren. Die Kirche wird inzwischen vor allem für Ausstellungen und andere künstlerische Veranstaltungen genutzt. Die Gebäude des ehemaligen Hospitals dienen als Wohnungen.
Für Liebhaber zeitgenössischer Kunst ist der Neustädter Kunstkilometer an der Hafenpromenade und am Binnengewässer ein Muss. Nicht nur Skulpturen norddeutscher Künstler sind hier zu bewundern, sondern auch Werke von Teilnehmern der Internationalen Skulpturen-Triennalen, die seit 2012 alle drei Jahre in Neustadt stattfinden. Zeitgenössische Kunst gibt es auch auf dem Marktplatz, wo zwei überlebensgroße Fischer das Marktgeschehen beobachten.
Neben dem Kremper Tor gehört die evangelische Stadtkirche zu den wenigen noch vorhandenen Bauwerken, deren Bau bereits im Jahr 1244, dem Gründungsjahr von Neustadt, begonnen wurde. 1344 wurde der Turm gebaut. Aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts stammt ein Triumphkreuz, aus dem Jahr 1643 der barocke Schnitzaltar. Die Kirche ist zur Besichtigung geöffnet. Gegenüber der Stadtkirche steht das 1820 erbaute klassizistische Rathaus, ein im Vergleich zur Stadtkirche junges Gebäude. Vermutungen legen nahe, dass bereits im 13. Jahrhundert an gleicher Stelle der erste Vorgängerbau stand.
Weitere lohnende Ziele in der Umgebung von Neustadt sind der Hansapark, die spätromanische dreischiffige Basilika in Altenkrempe, der Bibelgarten in Pelzerhaken sowie die Strände und Steilküsten rund um die Lübecker Bucht.