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Worauf besonders achten?

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Der Anbau von Sommergetreide hat in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen, erfordert aber aufgrund schwieriger Frühjahrswitterungen Fingerspitzengefühl. Der Grundstein für ein Gelingen liegt bereits in der richtigen Strategie bei Boden­bearbeitung und Aussaat, aber auch das richtige Vorgehen bei der Düngung besitzt einen großen Stellenwert und muss je nach Art und​ Qualitätsziel entsprechend justiert werden.

Hinsichtlich ihrer Ansprüche an Boden und Düngung unterscheiden sich die verschiedenen Kulturen. Die höchsten Ansprüche, auch an die Saatzeit, stellt der Sommerweizen. Sommergerste ist hierbei deutlich flexibler und kann sowohl auf leichten als auch auf schwereren Standorten angebaut werden. Hafer belohnt bessere Bodengüten ab 40 Bodenpunkten und stellt hohe Anforderungen an eine gleichmäßige und ausreichende Wasserversorgung, kann aber durch sein starkes Wurzelsystem gut mit leichteren Böden umgehen. Dies ermöglicht neben der Erschließung von Wasserreserven auch eine sehr gute Nährstoffaneignung.

Düngebedarfsermittlung ist Pflicht

Die schriftliche Düngebedarfsermittlung (DBE) für Stickstoff und Phosphat nach Vorgabe der Düngeverordnung (DÜV) muss vor Beginn der ersten Düngemaßnahme vorliegen. Wichtig hierbei ist die korrekte Annahme des betrieblichen Durchschnittsertrages für die jeweilige Kultur, der sich unter schleswig-holsteinischen Bedingungen deutlich vom für Deutschland erhobenen Mittelwert unterscheiden kann.

Weil bei den kleinen Kulturen der Sommergetreide oftmals keine betriebseigenen Daten vorliegen, kann hier auf Daten aus den Landessortenversuchen in den jeweiligen Naturräumen zurückgegriffen werden. Für Flächen innerhalb der N-Kulisse ist für die DBE das Ertragsniveau der Jahre 2015 bis 2019 heranzuziehen. Informationen hierzu sind abzurufen unter: www.lksh.de/landwirtschaft/duengung

Für die Kulturen Sommerweizen, Sommergerste und Hafer sind absteigend nach ihrer Reihenfolge unterschiedliche N-Bedarfswerte bei den jeweiligen Ertragsniveaus definiert (siehe Tabelle). Unter Berücksichtigung der aktuellen Nmin-Werte beziehungsweise der Richtwerte des aktuellen Nitratmessdienstes, der Korrektur auf das betriebliche Ertragsniveau, der Anrechnung organischer Düngung aus dem Vorjahr, des Humusgehaltes und der Vorfrucht ergibt sich der aktuelle Düngebedarf der Kultur. Im Falle, dass es sich um eine Fläche innerhalb der N-Kulisse (Rotes Gebiet) handelt, ist hiervon ein verpflichtender Abschlag in Höhe von 20 % anzusetzen.

Zwischenfrüchte korrekt berücksichtigen

Da Winterzwischenfrüchte mittlerweile häufig vor Sommergetreide angebaut werden, muss hier laut DÜV (siehe Düngeverordung, Anlage 4, Tabelle 7) klar unterschieden werden. Für nichtleguminose Zwischenfrüchte, über Winter abgefroren, muss kein Abschlag angesetzt werden. Ist eine nichtleguminose Zwischenfrucht über Winter nicht abgefroren, muss ein Abschlag von 20 kg N/ha angesetzt werden. Wurde die Zwischenfrucht bereits im Herbst eingearbeitet, entfällt ein Abschlag.

Als Nichtleguminose definiert sich aktuell laut Landesrecht eine Mischung, deren Saat einen Anteil von weniger als 50 Gewichtsprozent Leguminosen aufweist. Sind mehr als 50 Gewichtsprozent der Zwischenfruchtmischung Leguminosen, muss auch eine abgefrorene Zwischenfrucht einen Abschlag von 10 kg N/ha erhalten. Bei einer nicht abgefrorenen leguminosen Zwischenfrucht, die im Frühjahr eingearbeitet wird, sind 40 kg N/ha als Abschlag anzusetzen.

Wurde eine leguminose Zwischenfrucht vor Winter eingearbeitet, entfällt auch hier ein Abschlag. Jedoch ist gerade dieses Vorgehen aus Sicht des N-Verlustrisikos und des Gewässerschutzes fraglich. Zielführend ist hingegen, Winterzwischenfruchtmischungen sicher zum Abfrieren zu bringen, da dies in der Regel auch zu einer früheren und flacheren Bodenbearbeitung im Frühjahr führen kann. Hier hat es sich bewährt, Zwischenfruchtbestände vor oder während Frostphasen mit einer Cambridgewalze oder Messerwalze zu bearbeiten, da die mechanisch verletzten Pflanzen dann sicherer ab­frieren.

Ist Gabenaufteilung notwendig?

Da Sommergetreide wesentlich schneller die ­Entwicklungsphasen durchläuft als Wintergetreide, wird grundsätzlich die Steuerung über die N-Düngung schwieriger. Außerdem ist in den vergangenen Jahren aufgefallen, dass die N-Verfügbarkeit nach der Düngung oftmals kritisch ist, wenn die Oberböden austrocknen und gleichzeitig die jungen Pflanzen noch kein so starkes Wurzelsystem ausgebildet haben. Daher empfiehlt es sich grundsätzlich, einen ausreichend hohen Teil der N-Dünger über eine frühe Gabe zur Saat (mindestens 50 bis 70 %, optimalerweise vor Saatbettbereitung, bei feuchten Bedingungen nach Saat) zu applizieren.

Wird mit stabilisierten N-Formen gearbeitet (Nitrifikationsinhibitoren), kann bereits die gesamte N-Menge früh appliziert werden. Dieses Vorgehen eignet sich für Sommergerste und Hafer. Lediglich bei Sommerweizen hat eine Gabenaufteilung Sinn, da hier üblicherweise größere N-Mengen gedüngt werden und das Produktionsziel Proteinkonzentration besteht. Dennoch ist es auch hier zielführend, früh rund zwei Drittel der Gesamt-N-Menge bereitzustellen (entspricht einem Zusammenlegen der ersten und zweiten Gabe) und zu EC 37/39 eine abschließende Qualitätsgabe durchzuführen.

Wird mit organischer Düngung (Gülle, Mist und Gärreste) gearbeitet, sollte dies nach Möglichkeit vor der Saat mit anschließender Einarbeitung geschehen. Allgemein können Sommerungen den Stickstoff aus organischen Düngegaben besser nutzen, da sie eine bessere Überschneidung mit der Hauptmineralisation als Wintergetreide aufweisen. Für eine gute N-Verwertung und Aufnahme des Stickstoffs ist es grundsätzlich nötig, zu Beginn 15 bis 25 kg S/ha zu düngen.

Eine weitere Besonderheit ist die Düngung zu Sommerbrau­gerste. Hier sollte keine Organik eingesetzt werden. Zudem ist für die meisten Standorte eine N-Menge von 80 bis 100 kg N/ha ausreichend, damit die geforderten Proteinkonzentrationen von 9,5 bis 11,5 % eingehalten werden. Daher bietet sich der Braugerstenanbau in Roten Gebieten an.

Grundnährstoffbedarf und Besonderheiten

Der Bedarf an Grundnährstoffen richtet sich in erster Linie nach der Kultur und deren Ertragsniveau, was wiederum den Entzug bestimmt. Bei standortangepassten pH-Werten des Bodens und mittlerer Nährstoffversorgung in Gehaltsklasse C für die jeweiligen Nährstoffe (Boden der Bodenartgruppe 2, Sl) werden für ein mittleres Ertragsniveau bei Sommergerste und Hafer (60 dt/ha) etwa 40 kg P2O5 , 110 kg K2O und 30 kg MgO zur Deckung des Bedarfs benötigt. Bei Sommerweizen mit einem Ertragsniveau von 70 dt/ha benötigt der Bestand rund 50 kg P2O5, 130 kg K2O und 35 kg Mg zur Deckung des Bedarfs. Dabei können die Nachlieferungen aus Vor- und Zwischenfrüchten abgezogen werden. Im Falle einer organischen Düngung können die Grundnährstoffe voll angerechnet werden und decken je nach Düngehöhe oft schon einen wesentlichen Teil des Bedarfes.

Zur Düngung mit Mikronährstoffen sollte grundsätzlich, aber insbesondere auf Standorten mit häufigem Auftreten von Mangelsymptomen (organische und puffige Böden) in der Phase des Bestockens bis Schossens über eine Blattspritzung die Versorgung mit Mangan, Kupfer und Zink abgesichert werden. Besonders Hafer zeigt hier oft Manganmangel. Zudem verträgt Hafer eine Kalkung zur Saat nicht gut, während Sommergersten bei niedrigen pH-Werten des Bodens positiv auf eine Kalkgabe reagieren.

Fazit

Sommergetreide unterscheidet sich zwar nur geringfügig von den jeweiligen Winterformen, muss aber im Vergleich in kurzer Zeit viel Entwicklung und Wachstum aufholen. Daher steht eine sichere Nährstoffbereitstellung für die Pflanzen unbedingt im Fokus.

„Jetzt nur keinen Stress!“

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Zum Thema Stressbewältigung hatte die KreisLandFrauen Schleswig-Flensburg, Kreisteil Schleswig, zum Wochenendseminar eingeladen. Die Kreisvorsitzende Sylke Messer-Radtke begrüßte 22 LandFrauen und Gäste (nur Frauen) in den Räumen der Akademie am Sankelmarker See.

„Jetzt nur keinen Stress – den Lasten des Alltags begegnen“ – Studienleiter Klaus-Uwe Nommensen hatte fünf Referentinnen aus den Bereichen Psychologie, Resilienz, Ernährung, Entspannen durch Atmen und Yoga eingeladen. Was ist Stress, und wie wirkt er sich auf den Menschen aus? Was sollte ich essen? Was bedeutet die richtige Atmung für mich? Wie kann ich mit Bewegung Entspannung erreichen? Diese Aspekte wurde beleuchtet und zum Teil mit praktischen Übungen, zum Beispiel beim Atmen und Yoga, unterlegt.

„Eigentlich hat man das alles schon mal gehört“, sagte Meike Andersen, LandFrau und Landwirtin aus Dörpstedt. Ein solches Seminar helfe, sich dieses Wissen bewusst zu machen und in sich hineinzuhorchen, auf sich selbst zu achten. Bewusst atmen – es sei ihr nicht klar gewesen, wie gut das tue. „Die Übungen kann ich gut im Alltag einbauen, beim Kochen oder bei der Arbeit draußen, eigentlich ganz einfach“, findet Meike Andersen, und weiter: „Man sollte viel öfter solche Seminare besuchen. Sie sind kein Allheilmittel, aber sie helfen bei Stress, wenn man sich die Grundlagen immer wieder vor Augen führt und es so schafft, nicht in alte Muster zurückzufallen.“

„Wir sind Meister darin, uns selbst immer hintanzustellen“, hatte Referentin Carola Hellwig den LandFrauen vor Augen geführt. Und: „Lachen ist eine Kraftquelle!“ Wir seien immer viel zu streng mit uns selbst. Alles müsse immer perfekt sein, dabei gehöre es zum Leben, auch mal zu scheitern, um dann im nächsten Anlauf erfolgreich zu sein, sagte Hellwig.

Bei den Frauen kam dieses Seminar gut an. Beim abendlichen gemütlichen Beisammensein und in den Pausen wurde das Gehörte und Erlebte besprochen und vertieft. Sich gegenseitig zuhören und achten, sich selbst wahrnehmen und sein soziales Netzwerk nutzen – das alles ist wichtig im Alltag! 

Aus der Kuh kommt kein Kakao

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Gerade in der heutigen Zeit findet es die Landjugend wichtig zu wissen, wo die Lebensmittel herkommen und wie sie produziert werden. Nicht jedes Kind hat das Glück, auf einem Hof aufzuwachsen oder einen Hof in der Nähe zu haben. Ein neues Projekt der Landjugend Elsdorf und Umgebung will deshalb Kindern die Landwirtschaft näherbringen.

Im Kindergarten auf dem Hof der Familie Smith-Sievers in Elsdorf-Westermühlen sind einige der Erzieherinnen selbst Mitglied der Landjugend. Als wir ihnen von der Idee erzählten, waren sie spontan dafür. Die Landjugend stellte Kontakt zu dem Hof der Familie Smith-Sievers her und übernahm nach Absprache mit der Familie die Planung und den Ablauf. Im Vorwege wurde das Thema durch die Erzieherinnen mit den Kindern anhand von Bilderbüchern thematisiert. Sie fragten sich zum Beispiel, wo aus der Kuh der Kakao komme.

Am betreffenden Tag liefen die 20 Kinder im Alter von zwei bis sechs Jahren mit ihren vier Erzieherinnen 2 km zu dem Hof der Familie Smith-Sievers, was etwa 45 min dauerte. Bei der Ankunft frühstückten die Kinder auf den Strohballen und spielten dort, was für sie ein Highlight war.

Als der „Juniorchef“ Wayne (der Landwirtssohn) dann die Frage stellte: „Wollen wir Kühe gucken?“, strömten die Kinder sofort in die Ställe. Sie „muhten“ die Kühe an, darauf folgte natürlich eine neugierige Antwort von diesen – und die Kinder bekamen viel Respekt vor den großen Tieren.

Der Hofrundgang begann bei den vor drei Jahren angeschafften Melkrobotern. Dort konnten die Kinder das Saubermachen der Zitzen mit automatischen Bürsten und das Ansetzen der Melkmaschine an die Zitzen einer „Kakaokuh“ (einer Schwarzbunten) beobachten. Die Kinder fragten viel: „Was ist dies? Und wofür ist das?“ Wayne erklärte, wofür die Bürste gut ist, und erzählte, wie das früher im Melkstand gemacht wurde. Die Kinder wollten auch wissen, wozu das Display am Roboter diene und was dieses anzeige. Wayne erklärte, dass man darauf sehen könne, welche Kuh sich grade im Melkroboter befinde und wie viel Milch zu erwarten sei. Beim Abnehmen der Zitzenbecher konnten die Kinder beobachten, wie sich die Farbe des Displays änderte.

Die nächste Frage war: „Wo kommt die Milch hin?“ Der Landwirtssohn zeigte den Verlauf der Milch durch die durchsichtigen Schläuche bis in den Glassammelbehälter, und die Kinder konnten erkennen, dass dort nicht etwa der fertige Kakao landet, sondern die weiße Milch. Von den Melkrobotern ging es dann zum Milchtank. Alle hatten die Möglichkeit, dort hineinzugucken.

Die Kinder trauten sich, die Kühe zu streicheln – allerdings mit Respekt.  Foto: Anneke Früchtenicht

Die Kinder trauten sich und streichelten im Anschluss die Kühe und Kälber. Sie waren fasziniert von den großen Tieren und deren langen Zungen. „Diese Kuh hat Flecken, die nennen wir Flecky“, sagte eines. Die Kinder waren voller Freude bei den Tieren, ihre Augen strahlten, und sie lernten, Respekt vor den Tieren zu haben.

Nach dem Hofrundgang sammelten sich alle wieder bei den Strohballen, sie spielten dort und hatten Spaß. Zum Abschluss gab es Kakao und Pizzabrötchen. Schließlich liefen sie gemeinsam zurück zum Kindergarten. Eine der Erzieherinnen berichtete später, dass die Kinder völlig k.o. gewesen seien, aber glücklich über einen schönen Tag.

Es folgten zwei weitere Termine mit dem Kindergarten und der Krippe in Elsdorf-Westermühlen.Wir Landjugendlichen ziehen daraus viel Positives und befinden uns bereits in Kontakt mit dem nächsten Kindergarten.

„Wir haben nichts zu verbergen“

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Der Schlachthofskandal in Flintbek hat die Branche und die Öffentlichkeit schockiert. Um künftigen Missständen vorzubeugen, aber auch um korrekte Schlachtereien zu schützen, hat der Kreis Rendsburg-Eckernförde die Betriebe in seiner Zuständigkeit aufgefordert, Videoanlagen zu installieren, um dem Veterinäramt lückenlose Kontrollen zu ­ermöglichen – zunächst auf ­freiwilliger Basis. Alle vier ­Betriebe im Kreis beteiligen sich an dem Pilotprojekt.

Seit einem Monat läuft die Videokamera in der Landschlachterei Neidhardt in Holtsee. Norbert Neidhardt findet das Projekt gut. „Wir haben nichts zu verbergen“, sagt er, „wir haben uns auch vorher bemüht, den Tieren so wenig Leid wie möglich zuzufügen, und fühlen uns durch die Kamera nicht bedrängt.“

Die Schlachterei ist ein Familienbetrieb in dem kleinen Ort am Rand der Hüttener Berge, gegründet 1971 und dann 2005 am jetzigen Standort zusammengefasst. Geschlachtet werden im Jahr etwa 500 Rinder, 1.100 bis 1.200 Schweine, 2.000 bis 3.000 Schafe. Drei Generationen arbeiten mit – auch noch der rührige 82-jährige Hans-Jürgen Neidhardt, der beim Besuch des Reporters gut gelaunt Scherze macht. Alle Mitarbeitenden waren mit der Installation der Kameras einverstanden.

Etwas später: Das zweite Schwein zeigt sich ungerührt von dem Schlachtvorgang an seinem Artgenossen. 

Nur lebendes Tier gefilmt

Norbert Neidhart zeigt die Aufnahme einer Schlachtung am Tag zuvor, die er selbst durchgeführt hat. Zwei Schweine sind zu sehen, sie laufen ruhig umher. Mit der Elektrozange betäubt Neidhardt eines der Schweine, es fällt, wird von ihm aufgehängt und entblutet. Das andere Schwein lässt sich sichtlich davon nicht stören, verhält sich, als wäre nichts geschehen.

Gefilmt wird nur während des Auftriebs der Tiere und während der Tötung, denn nur der Umgang mit den lebenden Tieren betrifft den Tierschutz. Auch wenn die Kamera nicht rund um die Uhr läuft, würde das Löschen einer unvorteilhaften Aufnahme bemerkt, denn die Tiere sind dokumentiert. Eine Kuh kann nicht einfach verschwinden.

„Die Veterinäre schauen, ob die Tiere Auffälligkeiten zeigen, ob sie normal laufen, ob sie gezerrt oder gar geschlagen werden und natürlich ob die Betäubung und Tötung sauber verlaufen“, erklärt der Betriebsleiter. Die Aufnahmen werden aufbewahrt bis zur nächsten Veterinärkontrolle, maximal bis zu einem Jahr. So lange läuft das Pilotprojekt.

„Wir müssen liefern“

In Holtsee bestand der Vorteil, dass bereits eine Videoanlage zur Diebstahlsicherheit. für den Außenbereich und für verschiedene Räume in Betrieb war. So mussten nur zwei weitere Kameras angeschafft und dazugeschaltet werden – eine im Auftriebsbereich der Tiere und eine im Tötungsraum. Die Kosten von rund 3.000 € übernahm der Kreis. „Wir brauchten nur die Kostenvoranschläge einzureichen“, berichtet Neidhardt. Über die nötige Qualität der Aufnahmen müsse man erst Erfahrungen sammeln, in jedem Fall muss es ein laufender Film sein und nicht lediglich aufeinanderfolgende Standbilder.

Neidhardt fühlt sich durch die Kreisbehörde gut unterstützt und begleitet. „Das Veterinäramt ist ja in der Bringschuld gegenüber dem Verbraucher – und wir auch“, stellt er fest. „Sie müssen liefern, wir müssen liefern.“

Erfahrungen sammeln

Auch die Fleischerei Einfeld in Negenharrie bei Neumünster (das Bauernblatt berichtete in Ausgabe 1) beteiligt sich seit einem Monat an dem Projekt. „Wir sammeln erst Erfahrungen, es ist für beide Seiten neu“, sagt Sina Einfeld-Tensfeldt. Dem Vorhaben sei sie grundsätzlich aufgeschlossen und habe dabei Rückhalt von ihren Mitarbeitenden. Doch müssten Vor- und Nachteile noch beobachtet werden. „Es ist ein Schutz für uns, weil wir belegen können, dass wir das richtig und vernünftig machen“, sagt Einfeld-Tensfeldt. Sie rechnet künftig sogar mit Zeitersparnis bei den Kontrollen, weil der Veterinär nicht dem ganzen Schlachttag beiwohnen müsse, wobei es auch Leerlauf gebe. „Vielleicht kann man die Zeit effektiver nutzen.“

„Nicht ganz freiwillig“

Nicht alle Kollegen waren von dem Vorstoß der Kreisbehörde begeistert, weiß Innungsmeister Roland Lausen aus Silberstedt im Kreis Schleswig-Flensburg. Er hat die Vorbesprechungen begleitet, zu denen der Kreis die Schlachter gebeten hatte. „So ganz freiwillig war das nicht, denn wer nicht mitmacht, der wird in Zukunft häufiger kontrolliert, möglicherweise alle zwei bis drei Wochen statt ein oder zwei Mal im Jahr“, sagt Lausen.

Kontrollen kosten den Betrieb Geld – im Schnitt in der Größenordnung von 300 €. Doch entscheidender ist: Wenn Mitarbeiter ihr Recht auf Verweigerung der Aufnahme geltend machten, dürften sie nicht mehr schlachten, müssten anderweitig eingesetzt werden, was bei Personalmangel ein Problem sei und die Entlassung zur Konsequenz haben könne, so Lausen. Manche Schlachter hätten auch Sorge, dass ihnen Fehler oder Pannen – auch geringfügige – später zum Verhängnis würden. Und schließlich kursiere die Befürchtung, Videoaufnahmen könnten in unrechte Hände geraten, falsch interpretiert oder gar zu Agitation missbraucht werden. Natürlich verlassen die Filme nicht das Haus, aber die Befürchtung sei dennoch bei manchen im Raum.

„Wir tun alles, um den Tierschutz nach vorn zu bringen, dabei können Videoinstallationen eines der Mittel sein“, resümiert der Innungsmeister. Die Aufgabe sei, die Betriebe dafür zu sensibilisieren und ihre Bedenken zu entkräften.

Zum Handeln gezwungen

Der Tierwohlskandal in dem Schlachtbetrieb in Flintbek im Sommer vergangenen Jahres hat die Veterinärbehörde zum Handeln gezwungen. „So etwas darf nicht mehr vorkommen“, sagt Kreisveterinärin Manuela Freitag, „und dafür genügen gelegentliche Stichproben nicht. Wir hätten ansonsten die Kontrollhäufigkeit stark erhöhen müssen.“

So habe man die vier Schlachtbetriebe im Kreis zusammen mit dem Innungsmeister zu Vorgesprächen gebeten, um sie von dem Pilotprojekt der Videoüberwachung zu überzeugen. „Es gab drei Gespräche mit genügend Zeit dazwischen, um sich in Ruhe mit dem Thema vertraut zu machen und Bedenken zu formulieren“, erklärt Freitag. Man wollte nicht „Polizei spielen“, sondern überzeugen, dass Videoaufzeichnung ein Zugewinn für alle sei. „Es ist eine Möglichkeit zu demonstrieren: Wir machen das ordentlich. Das schlägt sich auch bei den Kunden nieder und kann ein Wettbewerbsvorteil sein.“ Sie freut sich, dass alle vier Schlachtbetriebe im Kreis sich dafür entschieden haben.

Das Pilotprojekt wurde auch dem Umwelt- und Agrarausschuss des Landtages vorgestellt (das Bauernblatt berichtete in Ausgabe 9). Nach Abschluss des Jahres sieht die Kreisveterinärin denn auch das Land am Zuge. „Wir erwarten, dass sich da etwas bewegt.“ Denn daran besteht für sie kein Zweifel: Eine Videoüberwachung der Schlachtung werde und müsse kommen. In anderen Ländern wie Spanien sei sie bereits Pflicht. „Wenn man Tierschutz will, ist das die einzige Alternative, die wirksam ist.“

Die Schlachtbetriebe im Kreis Rendsburg-Eckernförde wären dann schon mal vorn dran.

Von der Rolle

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Herdenschutzberater der Landwirtschaftskammer Niedersachsen und ihre Kollegen aus Schleswig-Holstein haben eine Informations­veranstaltung durchgeführt, um die automatisierten Wickeltechniken für Zaunlitzen und Elektronetze in der Praxis zu zeigen und die Unterschiede der jeweiligen Entwicklung mit Praktikern und Multiplikatoren zu diskutieren. In Schleswig-Holstein wurden die Landwirte schon im Rahmen der Baulehrschau im Sommer informiert. Hier die wichtigsten Erkenntnisse.

Den Veranstaltern war es wichtig, die individuellen Bedürfnisse der Schäfer und Mutterkuhhalter bei der mobilen Zäunung aufzugreifen und aus mehreren Blickwinkeln zu beleuchten. Aus diesem Grund gab es auf dem Gelände des landwirtschaftlichen Bildungszentrums in Echem in Niedersachsen die Möglichkeit, die Produkte von vier Herstellern beim Auf- und Abbau kennenzulernen. Neben drei litzengeführten automatisierten Wicklertechniken wurde auch ein automatisierter Wickler für Elektronetze vorgestellt.

Neu entwickelter mobiler Federstahlpfahl von ­Gallagher – spezielle Isolatoren sorgen für schnelles Ein- und Ausfädeln der Litzen.
Für eine optimale, störungsfreie Wicklung durch das Netzrollgerät müssen die Netze oben, mittig und unten akkurat verbunden sein.
Karabiner sind ideal, um schnell und langlebig Litzen zu verbinden. Hier sind sie an der mobilen Torlösung von Rappa verbaut.
Das Netzrollgerät Schäfer 2022 im Einsatz. Selbst Netzverbindungen werden zügig auf- und abgewickelt.
Das Netzrollgerät Schäfer 2022 wickelt sogar verstärkte Netze mit Doppelspitze akkurat auf und ab.
Der Tornado Master 5.0 von Patura – die schleppergeführte Variante mit Pfahlmagazin.
Foto: Elke Steinbach
Die Tagungsteilnehmer konnten die Wicklersysteme erleben und gezielt Fragen stellen.
Fachsimpeln – während der Vorführung der mobilen Wicklertechniken konnten die Tagungsteilnehmer sich intensiv austauschen.


Litzengeführte Wickler

Neben dem schon bekannten Wicklersystem der Firma Rappa wurden die neuen litzengeführten Wickler der Firmen Patura und Gallagher vorgestellt. Der Antriebsmechanismus ist bei den quadgeführten Wicklern identisch: Über eine Kette werden die Ritzel durch die Achsumdrehungen eines Quads angetrieben und mit einer Rutschkupplung gebremst.

Die Firma Gallagher hat den sogenannten Autowinder im Angebot. In der Front werden gleichzeitig sechs Litzen zum Zaunaufbau abgespult. Federn an den Halterungen sorgen für eine Gegenspannung, damit die Rollen nicht unkontrolliert arbeiten. Beim Zaunabbau werden die Haspeln im Heck des Quads an einem Wickler angebracht, um aktiv die Aufnahme der Litzen zu gewährleisten.

Sechs Haspeln haben jeweils Platz für 1.000 m Litze. Aufgezogen ist die bewährte Vidoflex 9, die es jetzt auch mit blauen Kunststoffträgerfasern gibt. Der Widerstand der geflochtenen Litze ist sehr gering (0,06 Ω/m). Die größeren Haspeln haben an den Kanten eine Aussparung, um die leere Haspel am aufgestellten Zaun einzuhaken.

Zum Lieferumfang gehören neben drei Eckpfählen 100 Stahlfederpfähle. Diese haben eine Doppelspitze, die am Pfahl einseitig länger ausgearbeitet ist, um die Standfestigkeit zu erhöhen. Praktiker berichteten, dass das Handling im Transport und beim Auf- und Abbau dadurch etwas erschwert ist. Gleichwohl ist die Ausarbeitung des Stahls zur Halterung der Twist & Lock Clips als Isolatoren in 20-cm-Abständen ideal zur individuellen Anpassung der Leiterhöhe.

Der Autowinder von Gallagher – vorn werden bis zu sechs Haspeln abgewickelt. Hinten ist die Wicklertechnik zur aktiven Litzenaufnahme montiert.

Sechs Isolatoren werden pro Pfahl mitgeliefert, die um maximal sechs weitere Isolatoren ergänzt werden können. Beim Auf- und Abbau zeigte sich, dass der Quadfahrer die Pfähle ohne Absteigen ein- und ausfädeln konnte.

Variante für Schlepper

Der Tornado Master 5.0 der Firma Patura wurde als Schleppervariante mit Dreipunktaufnahme im Heck vorgeführt. Ins Auge sticht der angehängte Magazintisch, der bis zu 400 Pfähle aufgestellt mitführen kann. Das Lochmaß ist maximal 1,2 cm. Direkt am Schlepper befindet sich der Haspelbaum, der fünf Spulen einzeln elektrisch antreibt/bremst.

Eine Messvorrichtung ist direkt am Haspelbaum angebaut, um das spezielle Gewicht des Leitermaterials auf der Trommel beim Antrieb zu berücksichtigen. Dies ist wichtig, um das Material nicht zu überlasten oder schlecht aufzuwickeln. Beim Auf- und Abzäunen werden zwei Personen benötigt.

Nach Einschätzung der Teilnehmer ist das Gerät flächenstark, wenn ebene Flächen gezäunt werden. Die ersten Tornado Master wurden bei Zäunungen zur Wildschweinabwehr auf Ackerflächen eingesetzt. Inwieweit es sich beim Herdenschutz in gewachsene Flächenstrukturen bewährt, wird sich zukünftig zeigen.

Anbau für Anhänger

Olaf Menzel von der Firma Rappa stellte den ATV-6-Litzenwickler im Heckantrieb und als Anbau an den Anhänger vor. Er sieht die Vorteile im Heckanbau beim Quad darin, das Gewicht am Fahrzeug besser zu verteilen und die Belastung der Vorderachse etwas zu senken, damit es noch gut im Gelände händelbar bleibt. Durch die Anbauvariante am Anhänger lässt sich wesentlich mehr Material mitführen.

Rappa bietet auch einen Wickler im Frontantrieb an. Die Litzenmaterialien können wie bei Patura individuell gewählt werden. Farbliche Unterschiede der jeweiligen Litzen oder Bänder helfen beim Umgang mit dem Zaunmaterial, um die Litzen korrekt am Pfahl einzufädeln.

Außerdem wurden Weiterentwicklungen von Litzen erläutert. Die bekannte Steuerlitze (elektrische Drahtfäden sind außerhalb um das Trägermaterial gekreuzt) wurden zur Verlängerung der Haltbarkeit mit einem anderen Trägermaterial ausgestattet. Dies Material kann in unterschiedlichen Farben gewählt werden.

Pflege und Wartung

Bei allen Wicklersystemen sind Wartung und Pflege wichtig. Wie beim Fahrrad ist auch hier eingearbeiteter Schmutz in den Naben der größte Verschleißfaktor. Pflege und Kontrolle aller beweglichen Teile sollten regelmäßig nach Saisonende durchgeführt werden.

Den Herstellerfirmen ging es auch um die Vereinfachung und Erleichterung von Arbeitsschritten. Vorgestellt wurde von der Firma Rappa ein Torsystem zum einfachen Schließen und Öffnen der Zäunung. Am Eckpfahl kann ein leichter Kunststoffpfahl eingehängt werden, der die Litzen über eine Feder und Karabinerverschlüsse am Torpfahl befestigt. So lassen sich ein einfacher Umgang und eine gute Hütesicherheit gewährleisten. Das Thema Erdung und Elektrifizierung wurde im fachlichen Austausch mit den Teilnehmern ebenso angesprochen.

Gerät vom Praktiker

Viele Schäfereien schätzen die Eigenschaften der Elektronetze, kennen aber auch die Kehrseite, wenn es darum geht, wolfsabweisende Höhen großflächig zu verbauen. Der Umgang wird bei Höhen von über 90 cm mit jedem Zentimeter körperlich schwieriger, zeitintensiver und der Verschleiß ist größer. Beim klassischen Zäunen mit Netzen wird das jeweilige Netz mindestens viermal in die Hand genommen.

Raffiniert: Die Haspeln von ­Gallagher (1.000 m Litzenvolumen) können beim Zäunen eingehängt werden. Die Pfähle stabilisieren und markieren die Anschlussstelle weiterer Litzen.

Schäfer Sebastian Walter hat sich Gedanken gemacht, wie diese Arbeit in allen Belangen effizenter umgesetzt werden kann, und entwickelte das Netzrollgerät Schäfer 2022. Eine große Trommel wird als Anhänger von einer Zugmaschine wie zum Beispiel einem Pkw gezogen. Bis zu 20 Netze mit Vertikalstreben oder maximal 30 einfache Netze können im verbundenen Zustand aufgewickelt werden. Dabei ist es egal, ob die Netze eine einfache oder eine Doppelspitze haben.

Das Netzrollgerät ist 1,50 m breit und kann Netze bis zu einer Höhe von 1,22 m wickeln. Damit keine scharfen Kanten innerhalb der Trommel die Netze beschädigen, ist Edelstahl verbaut. Über eine Hydraulik kann per mobiler Fernsteuerung (Reichweite bis 300 m) das Netz abgewickelt werden, damit in den Ecken mehr Material abgedreht werden kann, um sie gut auszuarbeiten. Dieser Abrollprozess ist sonst auch ohne aktive Steuerung möglich.

Die Hydraulikpumpe an der Trommel dient hauptsächlich zum aktiven Aufnehmen der Netze. Die Fahrgeschwindigkeit ist unabhängig von der Trommeldrehzahl. Ein Lastenbegrenzer sorgt dafür, dass beim Drehen im Aufrollprozess das Material nicht auseinandergezogen wird.

Auf dem Dach des Wicklers ist ein Solarpaneel zur autarken Energiegewinnung aufgebracht. Es ist aus Kunststoff, um bei einem eventuellen Aufprall von Ästen oder Ähnlichem keinen Schaden der Solarzellen zu bekommen. Die Energie wird für die Trommelsteuerung benötigt. Alle Teilnehmer waren positiv überrascht, wie schnell und korrekt die Netze, selbst in den Kurven, aufgenommen wurden.

Nach den praktischen Demonstrationen wurden die Fördermöglichkeiten für die jeweiligen Bundesländer vorgestellt. In der Tabelle sind die wesentlichen Aspekte der verschiedenen Systeme detailliert zusammengestellt.

Fazit

Alle waren sich am Ende einig, dass jede Weidetierhaltung mit ihren spezifischen Flächen individuell betrachtet werden muss und jeder für sich das passende Material für die tägliche Arbeit zusammenstellt. Eine wolfsabweisende Zäunung ist von intaktem, langlebigem wie auch dauerhaftem Leitermaterial abhängig. Ein einfaches Handling sorgt für die Bereitschaft, sich der wolfsabweisenden Einzäunung und Hütesicherheit zu stellen.

Ausblick auf die kommende Spargelsaison

Bei trockenem Wetter haben in diesen Tagen die Spargelanbauer mit der Vorbereitung ihrer Flächen begonnen. Das heißt, es werden die Spargeldämme aufgedämmt, die Folien aufgelegt und Minitunnel für die Verfrühungsflächen aufgestellt.

Treten keine außergewöhnlichen Witterungsverhältnisse auf, könnte es Anfang bis Mitte April die ersten Stangen aus dem geschützten Anbau in Schleswig-Holstein geben. Dazu muss allerdings die Sonne die Dämme schnell erwärmen.

In diesem Frühjahr sind die Grundvoraussetzungen deutlich besser als im sehr nassen Vorjahr. Denn die Bodenstruktur in den Dämmen sollte möglichst feinkrümelig sein, um ein schnelles Erwärmen zu gewährleisten, weil Spargel erst bei Temperaturen von 10 bis 12 °C an der Triebkrone wächst. Die Erde, die die Dammfräse zu einem Spargeldamm formt, sollte deshalb relativ trocken sein. Außerdem wirken sich verkrustete Dämme dann später deutlich auf die Ernteleistungen aus, weil das Stechen sehr erschwert wird. So hieß und heißt die Devise für die Spargelanbauer in Schleswig-Holstein zuletzt, die guten sonnigen Tage und die trockenen Böden zu nutzen, um optimale Dämme zu formen und für den Spargel gute Wachstumsbedingungen zu schaffen.

Bisher ist mit einem „normalen“ Startzeitpunkt der Spargelsaison zu rechnen. Spannend wird für jeden einzelnen Spargelbetrieb in Schleswig-Holstein, ob auf seinen verfrühten Flächen der Erntebeginn vor Ostern sein wird. Dies hängt vor allem davon ab, wie schnell die Böden jetzt weiter abtrocknen und die Sonne die Dämme erwärmt. Das Osterfest ist für die Spargelbetriebe meistens der erste Absatzhöhepunkt. Um in Schleswig-Holstein vor dem 7. April (Karfreitag) Spargel in größeren Mengen zu ernten, müssen die Witterungsverhältnisse optimal sein, sonst wird die Ernte später beginnen. Nach aktuellem Stand ist mit guten Ernteerträgen und Qualitäten zu rechnen. Nach Angaben des Statistikamtes Nord wurde in Schleswig-Holstein im vergangenen Jahr auf 476 ha Spargel angebaut, davon waren 404 ha Ertragsanlagen.

Schleswig-Holstein-Cup: Kilometer mit dem Pferd sammeln

Ende Februar begann der zweite Schleswig-Holstein-Cup. Nun werden bis Ende Juni wieder gerittene, gefahrene und geführte Kilometer mit Pferd oder Esel gesammelt. Der Sieger-Landkreis erhält eine Spende und die Ehre, auf dem Landesturnierplatz gewürdigt zu werden.

„Zum Beginn haben sich 450 Teilnehmer angemeldet“, freut sich Stacy Bradtke. Sie ist Mitglied im Vorstand des Vereins Reit- und Fahrwege Schleswig-Holstein und gehört damit zu der Riege von motivierten Frauen, die den Cup organisiert haben. Im vergangenen Jahr hatten sich bis zum Ende des Cups 295 Teilnehmer registriert. Die Konkurrenz ist in diesem Jahr also noch größer. Wieder werden Kilometer für den Landkreis, aber auch für die Einzelwertung zurückgelegt, die in diesem Jahr nach Reitern, Fahrern und Säumern getrennt ist. Letzteres ist der Spezialbegriff für sicheres und pferdefreundliches Wandern.

„Der Start verlief super“, berichtet Bradtke. Dank des neuen Systems sei es für die Teilnehmer nun einfacher, ihre Angaben einzureichen. Im vergangenen Jahr mussten die Bilder und Kilometer per E-Mail verschickt werden. „Oft waren die Mails dadurch aber zu groß“, weiß Bradtke. In diesem Jahr können die Bilder selbstständig in eine Cloud geladen werden, auf die sowohl die Teilnehmer als auch das Auswertungsteam Zugriff haben. Die Kilometer tragen die Teilnehmer jede Woche bis zum Freitag selbstständig in ein Dokument ein. Jeden Sonntagabend veröffentlichen Bradtke und ihre Kolleginnen das Ranking der Vorwoche.

Schon während der Anmeldungsphase zeichnete sich ab, dass ein Landkreis besonders aktiv ist und gern seinen Titel verteidigen möchte. Mit knapp 1.730 km liegt Kreis Segeberg zurzeit an der Spitze, gefolgt von Pinneberg mit knapp 1.150 km und Rendsburg-Eckernförde mit etwas mehr als 860 km. „Eine Wahnsinnsleistung für die erste Woche“, findet nicht nur Bradtke, sondern auch Jessica Möller, Christine Bongers, Janina Boderius, Lina Koznik und Manuela Lehmann, die alle zusammen den Cup veranstalten und die Auswertung machen.

„Wir wünschen uns für die Saison vor allem, dass der Spaß im Vordergrund steht“, sagt Bradtke. Im vergangenen Jahr gab es schon nach der ersten Woche ein „so schönes Feedback, dass Teilnehmer es endlich schaffen, mehr Zeit mit ihren Pferden zu verbringen“. Teilnehmer schließen sich zum gemeinsamen Kilometersammeln zusammen, Schwangere und Mütter mit Kindern gehen die Kilometer mit ihren Pferden zu Fuß und Jungpferde werden an das Gelände gewöhnt. Andere überwinden ihre Ängste im Gelände. „Man merkt von Woche zu Woche, dass es besser funktioniert“, so Stacy Bradtke. „Das ist genau das, worum es uns hier geht, und es macht uns wahnsinnig stolz.“

Sie freut sich außerdem darüber, dass in diesem Jahr nicht nur das Team mit den meisten Kilometern ein Preisgeld erhält, sondern auch der Kreis mit den meisten Durchschnittskilometern. Dadurch hätten vor allem kleinere Kreise große Chancen. Doch verglichen wird nicht nur auf Landesebene. In diesem Jahr gibt es einen Vergleichswettkampf mit dem Kooperationsverein ETCD – Die FreiZeitReiter aus Hessen. „So treten sozusagen zum allerersten Mal zwei Bundesländer gegeneinander an. Das ist superspannend“, findet Bradtke. Übrigens hat Hessen in der ersten Woche „nur“ 827,73 km geschafft. In Schleswig-Holstein wurden schon 6.630,09 km gesammelt.

Die digitale Hebamme

Die Erstversorgung des Kalbs unmittelbar nach der Geburt ist entscheidend, um vor allem die rechtzeitige Aufnahme von ausreichend hochwertigem Kolostrum (Biestmilch) sicherzustellen. Geschieht dies zu spät, sind die Kälber nicht ausreichend mit Immunglobulinen (Antikörper) geschützt und die Wahrscheinlichkeit einer Infektionskrankheit steigt. Digitale Technik wie ein Abkalbesensor kann hier ein wertvoller Helfer sein, wie der folgende Artikel unserer Digitalisierungsserie beschreibt.

Wann kalbt die Kuh? Der errechnete Geburtstermin ist nur ein Anhaltspunkt, da Schwankungen um sechs Tage vor und zurück nicht unüblich sind. Arbeitstechnisch ist es unmöglich, innerhalb dieses Zeitraums durchgehend die hochträchtige Kuh zu betreuen. Mithilfe des Schwanzsensors Moocall lassen sich Kalbungen vorhersagen. Der Betrieb Lohse aus Hennstedt im Kreis Steinburg testet den Abkalbemelder, um zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort zu sein.

Die Erstversorgung ist entscheidend

Mindestens 3 l Biestmilch innerhalb der ersten drei Lebensstunden – der Leitsatz zur Kälbererstversorgung bleibt aufgrund des Plazentatyps der Wiederkäuer entscheidend. Während bei Menschen die Nachkommen bereits während der Schwangerschaft über die Plazenta passiv immunisiert werden, ist dies unter anderem bei Wiederkäuern nicht möglich, da dort der mütterliche Blutkreislauf vollständig vom Blutkreislauf des Nachkommens getrennt ist.

Immunglobuline können bei Kühen lediglich über die Biestmilch transferiert werden. Hierfür ist die Darmwand der Kälber nach der Geburt 24 Stunden für Immunglobuline passierbar. Allerdings nimmt der Anteil der aufnehmbaren Antikörper bereits während der ersten 24 Stunden stark ab. Schon sechs Stunden nach der Geburt können nur noch 50 % der Immunglobuline die Darmwand passieren. Folglich ist nicht nur die Menge der verabreichten Biestmilch, sondern auch der Zeitpunkt der Verabreichung maßgeblich.

Eine schlechte Biestmilchversorgung erhöht die Sterberate der Kälber um mehr als 35 %. Außerdem verschlechtern auch kleinere Infektionen im Kalbesalter die spätere Milchleistung und Nutzungsdauer merklich. So kann die Milchleistung in der ersten Laktation bei ehemals an Durchfall erkrankten Kälbern im Vergleich zu gesunden Kälbern um 344 kg niedriger sein. Sofern eine Durchfallerkrankung aufgrund des geschwächten Immunsystems gemeinsam mit einer Atemwegserkrankung auftritt, kann die Milchleistung in der ersten Laktation sogar um 480 kg zurückgehen.

Der Sensor registriert das Wegheben des Schwanzes zur Geburt und warnt den Landwirt. Foto: Jan Lohse

Familienbetrieb Lohse testet die Technik

Auf dem Familienbetrieb Lohse in Hennstedt wird die menschliche Tierkontrolle zurzeit durch SenseHub-Halsbandsensoren von Allflex unterstützt. Die Halsbänder werden umschichtig zwei Wochen vor dem errechneten Abkalbetermin bis zur positiven Trächtigkeitsuntersuchung umgehängt. Betriebsleiter Jan Lohse schätzt insbesondere die Auswertungen der Wiederkauaktivität. Dies ermöglicht ihm, die Kuh in den Tagen nach der Geburt optimal zu überwachen und typische Stoffwechselerkrankungen wie Milchfieber oder Ketose vorzeitig zu erkennen.

Im Bereich der Kalbeüberwachung wünscht sich der technikbegeisterte Milchviehalter aber genauere Informationen. Das SenseHub-System warnt bei zu langen Geburtsvorgängen, die beispielsweise auf einer von der Vorderendlage abweichenden Kälberposition beruhen. Wenn die Kalbung jedoch reibungslos verläuft, bleibt eine Meldung aus. Gefahren wie Atemnot durch Verschleimung von Nase und Maul oder eine zu späte Biestmilchversorgung bleiben außerhalb der morgendlichen und abendlichen Tierkontrollen groß.

„Bei gut versorgten Kälbern merkt man keinen Unterschied. Ist aber ein Kalb zum Beispiel aufgrund längerer Wartezeit auf das Kolostrum schlechter versorgt, bewirkt das in den kommenden Wochen eine deutlich höhere Krankheitsanfälligkeit. Das Kalb läuft einfach nicht so gut durch“, teilt Lohse seine Erfahrungen. Er tränkt – wenn möglich – 4 l Kolostrum. Durch den Einbau seines DeLaval-Melkroboters ist er nicht mehr an die Melkzeiten gebunden oder muss Kolostrum auftauen.

Der Betrieb Lohse bewirtschaftet neben der Milchviehhaltung 160 ha Ackerland und 40 ha Grünland mit einer 250-kW-Biogasanlage. Um insbesondere auch in den Arbeitsspitzen der Außenwirtschaft Kal­bungen zwischen den Stallzeiten rechtzeitig begleiten zu können, testet der Betriebsleiter mit BeSt-SH den Abkalbemelder Moocall.

Wie funktioniert der Schwanzsensor Moocall?

Der Abkalbemelder von Moocall ist ein Schwanzsensor mit integriertem Lagesensor. Ähnlich wie ein Smartphone ein Drehen des Bildschirms durch einen Lagesensor erkennt, erfasst Moocall die Ausrichtung des Kuhschwanzes. Das physiologische Wegheben des Schwanzes mit Eintritt der Geburt löst einen Alarm aus.

Die Warnmeldungen können sowohl per SMS und Push-Nachricht per App an zwei Handynummern versandt werden als auch per E-Mail an bis zu drei Konten. Die Alarmmeldungen setzen sich zusammen aus einer ersten Meldung, nachdem eine starke Aktivität in der vorigen Stunde erkannt wurde, und einer zweiten Meldung, wenn die starke Aktivität bereits zwei Stunden anhält. Laut Herstellerangaben ereignet sich eine Stunde nach der zweiten Warnmeldung die Geburt.



Die Alarmmeldungen werden per SMS oder E-Mail an den Landwirt versandt. Foto: Ruben Soth

Des Weiteren sendet der Sensor Warnmeldungen bei zu niedrigerem Batterieladestand (ab 15 %) und wenn der Sensor vom Kuhschwanz gerutscht ist. Die Kommunikation erfolgt über Mobilfunk. Hierfür besitzt der Moocallsensor eine integrierte SIM-Karte, sodass keine Internetverbindung benötigt wird.

Der Schwanzsensor ist auf Höhe der Scheide anzubringen. Die Fixierung erfolgt über ein Ratschensystem. Damit es nicht zu Druckstellen am Kuhschwanz kommt, ummantelt der Sensor den Schwanz mit einer Gummierung. Trotz alledem muss der Sensor dem Muttertier behutsam angezogen werden, sodass es nicht zu Abschnürungen kommt. Moocall kann drei Tage vor dem errechneten Geburtstermin angebracht werden.

Der Sensor wird per Druckknopf angeschaltet und leuchtet in einem Farbcode abhängig vom Sensorzustand (Akkuladestand, eingeschaltet/ausgeschaltet, Abkalbung im Vorgang). Zusätzlich zum Farbcode und den SMS-Warnmeldungen können alle relevanten Vorgänge in der kostenfreien App verfolgt werden. Die Akkuladung hält laut Hersteller 30 Tage. Anschließend kann der Sensor per USB-mini-Anschluss aufgeladen werden (das Ladekabel wird mitgeliefert).

Zur Reinigung des Sensors kann die rote Gummierung entfernt und gewaschen werden. Der Sensor darf nur mit Bürste und feuchtem Tuch gesäubert werden. Moocall wird in Deutschland von Kerbl vertrieben.

Die Kosten belaufen sich auf 329,00 € (inklusive Mehrwertsteuer). Datentarife und Servicegebühren für die Kommunikation sind inbegriffen. Ab dem dritten Jahr fällt eine jährliche Servicegebühr von 150,00 € an.

Weitere marktverfügbare Abkalbemelder sind beispielsweise der Patura-Schwanzsensor und die iVet-Vaginalspange mit integriertem Thermometer. Darüber hinaus besitzen viele Aktivitätsmesssysteme ebenso eine Anwendung zur Abkalbeerkennung – zum Beispiel die Pansenboli von smaXtec, die Halsbandsensoren von Medria oder die Fußsensoren Bayern Watch von Bayern Genetik. Diese Systeme bieten einen deutlich breiteren Funktionsumfang als reine Abkalbemelder, sind dafür jedoch mit einem entsprechend größeren Investitionsvolumen verbunden.

Erfahrungen des Praktikers mit dem Verfahren

„Dass der zeitliche Abstand zwischen der zweiten Alarmmeldung und der tatsächlichen Kalbung so gut passt, hätte ich nicht erwartet“, schildert Betriebsleiter Jan Lohse seine ersten Eindrücke. Laut Herstellerangaben kommt das Kalb eine Stunde nach der zweiten Meldung. Auf dem Hof Lohse kam das Kalb etwa eine Stunde und 10 min nach der Handyalarmmeldung.

Jan Lohse kann sich einen langfristigen Einsatz des Moocall-Sensors sehr gut vorstellen: „Ich weiß, wann die Geburt beginnt, und kann frühzeitig kontrollieren, ob es sich um eine Schwergeburt handelt. Durch die genaue Vorhersage kann ich dann das neugeborene Kalb schnell ausreichend mit Kolostrum versorgen.“

Die Technik ist sehr simpel einzustellen und zu bedienen. Lediglich das Umschnallen des Sensors am Kuhschwanz bedarf einiger Übung. Ist der Sensor zu fest geschnallt, kommt es zu Druckstellen. Bei den ersten Anwendungen ist es daher ratsam, in kürzeren Abständen zu kontrollieren, ob die Stärke der Fixierung passend ist. Bei der ersten Kuh waren zwei Stunden nach dem Anbringen von Moocall Abdrücke der Lamellen der Gummierung sichtbar. Nachdem der Sensor lockerer geschnallt war, ergaben sich keine weiteren Druck- oder Abschnürungsprobleme.

„Man muss beim Umschnallen feinfühlig sein. Ich denke, das wird sich aber mit der Zeit auch einspielen“, sagt Lohse. Als der Sensor zu locker befestigt war, rutschte Moocall bis zum Schwanzende und hielt sich lediglich an Verkotungen des Schwanzes. Daraufhin gab es eine Kalbewarnmeldung mit einer erhöhten Aktivität. Die zweite Warnmeldung blieb jedoch aus, sodass sich eine Falschmeldung daraus erschließen ließ. Bei der Tierkontrolle konnte der Sensor wieder neu angelegt werden.

Zum Test der Verlustmeldung wurde der Sensor bewusst abgestreift und in die Kalbebox gelegt. Es erfolgte eine Warnmeldung, dass der Sensor sich nicht mehr am Schwanz befindet. Leider kam diese Nachricht erst mit knapp zwei Stunden Zeitverzug. Zum Anlegen fixierte der Landwirt die Kühe im Fressgitter. „So gerne mögen die Kühe sich nicht an den Schwanz fassen lassen. Da ist es am einfachsten, wenn drei Tiere gemeinsam am Fressgitter fixiert werden. Dann ist es kein Problem.“

Jan Lohse könnte sich den Abkalbesensor sehr gut in Kombination mit einer Stallkamera im Abkalbebereich vorstellen. So hätte er auch vom Feld aus die Möglichkeit, bei einer Moocall-Warnmeldung sich zunächst über die Kamera einen ersten Eindruck zu verschaffen. „Die Kälber muss man in Watte packen, dann werden das auch großartige Kühe“, fasst Jan Lohse zusammen.

Fazit

Der Moocall-Abkalbemelder ermöglicht es, zeitgenaue Vorhersagen von Kalbungen direkt auf das Handy oder per E-Mail zu erhalten. Dadurch lassen sich Schwergeburten früher erkennen und die Erstversorgung zeitnäher durchführen. Ein Einsatz ist neben der Stallhaltung auch bei Weidekalbungen denkbar, wo der Aufwand einer visuellen Tierkontrolle besonders hoch ist. Moocall kann auch bei Kälbern aus Embryonentransfer, für die eine hohe züchterische und ökonomische Vorleistung erbracht wurde, hilfreich sein, um sich gegen Gefahren rund um die Geburt abzusichern.

Anwender und Firmen, die an kostenfreien Systemtests digitaler Techniken aus der Tierhaltung und dem Ackerbau interessiert sind, können sich für das Betriebsnetzwerk unter best-sh.de/betriebsnetzwerk/ unverbindlich anmelden. Neben Systemtests besteht die Möglichkeit, sich per Newsletter über neuste praxistaugliche Techniken zu informieren und auf Betriebsexkursionen zu Systemvorführungen mit weiteren Landwirten in einen Austausch zu kommen. Weitere Infos dazu erteilt der Autor unter rsoth@lksh.de

Digitale Marktplätze: Gewohnheitsbarrieren überwinden

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„Digitale Marktplätze können auch erklären“, betonte Carola Ketelhodt, Vorsitzende des Zentrums für innovative Ernährungs-, Land- und Forstwirtschaft (ZIEL), beim ZIEL-Innovationsabend am Montag (6. März) in Rendsburg. Das sei wichtig, weil digital vermarktete Produkte häufig erklärungsbedürftig seien. Ketelhodt zeigte sich erfreut, dass der Bauernverband Schleswig-Holstein (BVSH) ihren Verein ab sofort als erstes Fördermitglied unterstützt.

Für BVSH-Vertreter Jasper Metzger-Petersen ist der Erfahrungsaustausch für die Weiterentwicklung von Innovationen essentiell. Der Landwirt und Direktvermarkter aus Oster-Ohrstedt, Kreis Nordfriesland, sieht enormes Potenzial bei der digitalen Vermarktung landwirtschaftlicher Produkte und ist gespannt „auf das, was noch kommen wird“. Von ihren aktuellen Geschäftsmodellen berichteten beim Innovationsabend die drei Unternehmen Crowdfarming, cropspot und EinStückLand.

Bäume adoptieren

Crowdfarming ist eine in Spanien gegründete Direktvermarktungsplattform. Neben dem klassischen Einkauf von Produkten gibt es hier auch die Möglichkeit, Patenschaften einzugehen. „Das können Kühe sein oder auch ein Apfelbaum“, erläuterte Crowd­farming-Mitarbeiterin Antonia Herm-Stapelberg.

Das Ziel des Patensystems sei es, langfristige Beziehungen zwischen Landwirten beziehungsweise den „adoptierten“ Tieren oder Pflanzen und den Verbrauchern aufzubauen. Wer zum Beispiel die Patenschaft für einen Orangenbaum übernehme, erhalte nach der Ernte die Orangen per Versand nach Hause geliefert. Laut Herm-Stapelberg verschickten 2022 insgesamt 245 Erzeuger rund 1,4 Millionen Pakete über Crowdfarming. Der durchschnittliche Umsatz pro Betrieb betrug 100.000 €.

Aktuell arbeitet die Plattform ausschließlich mit bio-zertifizierten Betrieben. Das gebe einen gewissen Vertrauensvorschuss der potenziellen Kunden. Die Preisbestimmung erfolge durch den Landwirt. Herm-Stapelberg beschrieb: „Wir verstehen und als Dienstleister und Logistiker.“ In Deutschland packten die Landwirte ihre Pakete selbst, bekämen aber Beratung in Sachen Verpackung. Die Pakete gingen nach Abholung ab Hof in den Direktversand. Die Zahlung werde bei Überweisung direkt aufgeteilt in den Produktpreis für den Landwirt und eine Gebühr an Crowd­farming.

Preise vergleichen

Laut Maximilian von Weichs, Co-Geschäftsführer der Getreidehandelsplattform cropspot, haben viele Landwirte das Gefühl, bei der Vermarktung benachteiligt zu werden. Seine These: Landwirte verlieren Geld durch fehlende Vermarktungsroutine. Diese Lücke in der Wertschöpfungskette wolle cropspot als digitaler Marktplatz schließen. Er schilderte: „Wir nehmen die Ware auf, platzieren sie und machen Preise vergleichbar. Aber wir wollen auch immer analog erreichbar sein.“

Von Weichs hob zum einen die Funktion des an den Matif-Preis gekoppelten Preistickers hervor, der den konkreten Preis ab Hof ermittle. Zum anderen biete cropspot ein Dashboard, das zeige, was der Kunde bisher gehandelt habe, was sein niedrigster beziehungsweise höchster Preis war sowie seinen Durchschnittspreis. „Wir verstehen uns als Zusatz zu den vorhandenen Geschäftspraktiken“, erklärte der Geschäftsführer. Die Abwicklung der Käufe laufe zwischen Anbieter und Käufer. Entfernungen würden in die Preiskalkulation einbezogen.

Cropspot wird am 1. April vier Jahre alt. Für den Einstieg in digitale Marktplätze sei es entscheidend, Gewohnheitsbarrieren zu überwinden, so von Weichs.

Fleisch aus der Nische

Hinrich Carstensen, Geschäftsführer von EinStückLand, sieht sich selbst in einer Nische. Er berichtete: „Wir wollen kleinere Fleischrinderhalter mit vielleicht 70 bis 80 Tieren bei der Vermarktung unterstützen.“ Die insgesamt 28 Erzeuger auf seiner Plattform kommen ausschließlich aus Schleswig-Holstein und betrieben zumeist extensive Weidehaltung. Vertrieben würden die Produkte deutschlandweit. Neben Rindfleisch biete EinStückLand mittlerweile auch Schweine- und Hähnchenfleisch.

„Wir übernehmen die Kommunikation mit den Schlachtern und kümmern uns um Bestellungen, Verpackungen, Design, Kühltransporte, Kundenservice, Social-Media und Presse“, schilderte Carstensen. Sein Fokus liege vor allem auf Tierwohl. Beim Preis für den Erzeuger werde nicht zwischen Bulle, Ochse oder Färse unterschieden. Die Rinder müssten zudem mindestens zwei Jahre alt sein. Zwischen Bio und klassisch macht Carstensen keinen Unterschied. Er schilderte: „Wir sind beim Verkauf vom Achtel-Rind auf 4-kg-Pakete gegangen. Das ist für die Vermarktung an Städter besser.“ Vom Grundsatz werde bei EinStückLand immer erst vermarktet und dann geschlachtet.

ZIEL-Geschäftsführer Jan Henrik Ferdinand unterstrich zum Abschluss der Veranstaltung die Bedeutung eines Innovationsnetzwerks für den ländlichen Raum. „Wir möchten Praktiker einladen, dazuzukommen, um Innovation weiter voranbringen“, so Ferdinand. 

Antonia Herm-Stapelberg, Jasper Metzger-Petersen, Jan Henrik Ferdinand und Hinrich Carstensen (v. li.) diskutierten mit den rund 30 Teilnehmern des Innovationsabends die Möglichkeiten und Grenzen digitaler Vertriebswege. 
Maximilian von Weichs
Carola Ketelhodt

Warme Winter sind schlecht für Rapsglanzkäfer

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Strenge Winter mit Schnee und Frost bieten gute Bedingungen für die Überwinterung der Rapsglanzkäfer. So gesehen läuft es dieses Jahr nicht gut für den Käfer. Kurzer Frost und dann deutlich zu warme Temperaturen im Januar und viel Regen im Februar lassen nicht auf ein Rapsglanzkäferjahr schließen.

Die hohen Temperaturen lösen ein Erwachen im Winterquartier aus. Der Wechsel zwischen Erwachen und Winterruhe fördert die Verpilzung der Käfer und damit die Sterberate im Winterquartier. Je weniger Käfer den Winter überleben, desto geringer ist das Potenzial für einen möglichen Zuflug.

Der Rapsglanzkäfer wird ab 8 °C im Winterquartier (Knicks und/oder Laubstreu von Waldrändern) aktiv. Bei Temperaturen ab zirka 12 °C verlässt er es. Im Gegensatz zu den Männchen, die sofort geschlechtsreif sind, führen die Weibchen erst einen notwendigen Reifungsfraß an Frühlingsblumen durch. Bei Temperaturen ab 15 °C beginnt die Besiedlung der Rapsfelder.

Sind erste Knospen geöffnet, versammeln sich dort die Käfer, da sie ungehindert an den Pollen kommen.

Bekämpfungsschwellen

Aus der Sicht der Beratung und der landwirtschaftlichen Praxis ist eine einmalige Zuflugsphase wünschenswert. Das macht die Terminierung einer eventuell notwendigen Bekämpfung einfacher. Bei wechselhafter Witterung mit kühlen Temperaturabschnitten oder starken Winden kann sich der Zuflug aber auch über einen längeren Zeitraum erstrecken. Dann gilt es, die Nerven zu bewahren, denn „Alles voller schwarzer Käfer!“ – das ist kein Spritzargument. Erst das Auszählen der Käfer pro Pflanze, auch in der Fläche und nicht nur am Vorgewende, entscheidet über eine Maßnahme. Somit heißt es, Bekämpfungsschwellen zu ermitteln, den Zustand des Rapses einzuschätzen und die Folgewitterung in die Entscheidung einzubeziehen.

In der Vergangenheit wurde der vermeintliche Schaden des Rapsglanzkäfers oft überbewertet. Das Entwicklungsstadium spielt eine wichtige Rolle für das Ausmaß des Schadens. Das Ziel des Käfers ist der Pollen. Somit ist der Schaden umso größer, je kleiner die Knospen sind. Sind jedoch die Knospen geöffnet, kann der Käfer sich frei am Blütenpollen bedienen, und die Schadwirkung ist gering. Nur bei wirklich sehr starkem Rapsglanzkäferdruck mit mehreren Zuflugswellen verursachen auch die geschlüpften Larven in der Blüte noch Schäden.

Beim Rapsglanzkäfer hat die metabolische Resistenz gegen Pyrethroide in den letzten Jahren weiterhin zugenommen. Zusätzlich muss man inzwischen auch von einer beginnenden Resistenz gegen Neo­nicotinoide (Mospilan SG, Danjiri) sprechen.

Natürliche Gegenspieler

Nützliche Insekten tragen ebenfalls zur Bekämpfung von Rapsschädlingen bei. Bodenräuber wie räuberische Laufkäfer, Kurzflügler und Spinnen ernähren sich von zur Verpuppung abwandernden Larven. Eier der Kohlfliege und des Rapserdflohs stehen ebenfalls auf dem Speiseplan. In der Blüte sind Schlupfwespenarten (Tersilochus ssp., Phradis ssp.) aktiv, die die Larven des Rapsglanzkäfers besiedeln und dort ihrerseits ihre Eier ablegen. Somit beeinflusst ein Insektizideinsatz nicht nur das eigentliche Zielobjekt.

Bei der geringen Anzahl von verfügbaren Wirkstoffen/Produkten kann man nicht wirklich von einer Bekämpfungsstrategie sprechen (siehe Abbildung).

Erfolgt noch bekämpfungsrelevanter Zuflug der Stängelschädlinge und treten auch gleichzeitig Rapsglanzkäfer in bekämpfungswürdigem Umfang auf, sollte Trebon 30 EC (B2; Pyrethroid Typ I) zum Einsatz kommen. Mavrik Vita/Evure (B4; Typ I) hat gegen die Stängelschädlinge keine Zulassung. Diese beiden können zum Einsatz kommen, wenn Rapsglanzkäfer ohne Stängelrüssler vorhanden sind. Die Produkte Mospilan SG/Danjiri (B4; Neonicotinoid) als Möglichkeit zum Wirkstoffwechsel dürfen nur bis ES 59 (erste Blütenblätter im Bestand sichtbar, Blüten noch geschlossen) zum Einsatz kommen.

Tipps im Überblick

Grundvoraussetzung ist die Ermittlung der Bekämpfungsschwelle durch Auszählen der Käfer auf der Pflanze. Eine Vielzahl von schwarzen Käfern erzeugt oft Irritationen und suggeriert sofortiges Handeln. Bei genauer Auszählung relativiert sich häufig das Ausmaß des Befalls. In Knicknähe liegt dieser deutlich höher als innerhalb des Schlages.

Bei der Wahl des Behandlungszeitpunkts ist die anschließende Folgewitterung einzubeziehen. Der Spritzzeitpunkt entscheidet besonders bei den Pyrethroiden über Erfolg oder Misserfolg der Behandlung. Hier gilt es, die Nerven zu bewahren. Der Zuflug muss erst zugelassen werden! Wenn drei Tage warmes Wetter angekündigt sind und danach kühle Witterung einsetzt, ist die Spritzung zum Ende des dritten Tages zu terminieren. Die nachfolgenden niedrigeren Temperaturen sorgen dann dafür, dass kein neuer Zuflug von Käfern in den Bestand erfolgt.

Die als Kontaktinsektizide fungierenden Pyrethroide Trebon 30 EC und Mavrik Vita/Evure bekämpfen aktuell im Raps befindliche Rapsglanzkäfer. Mit neuem Zuflug, besonders bei warmem Wetter, tun sich beide Mittel schwer. Hinzu kommt, dass niedrigere Temperaturen den Abbau der Pyrethroide auf der Pflanze verlangsamen, das heißt die Wirkungsdauer verlängert sich.

Fazit

Ein Wirkstoffwechsel ist kaum noch möglich, somit verschärft sich die Resistenzsituation bei den Pyrethroiden immer mehr. Je nach Auftreten sind die einzelnen Schädlinge unterschiedlich betroffen. Ein Pyrethroideinsatz gegen den Rapsglanzkäfer betrifft einerseits spät zufliegende Kohltriebrüssler und andererseits früh auftretende Kohlschotenrüssler. Zusätzlich befinden sich ganzjährig Rapserdflöhe im System. Diese Tiere sind dann alle als Nebeneffekt von der eigentlichen Maßnahme betroffen. Das fördert aufgrund der Selektion Resistenzen. Die Anwendungshäufigkeit ist der Motor der Resistenzgeschwindigkeit.


Bienengefährlichkeit unbedingt beachten

Der Raps ist vielerorts die Haupttracht der Bienen. Der Bienenschutz hat oberste Priorität.

Bei Kombination mit Ergo­sterol-Biosynthese-Hemmern kommt es zur Veränderung der Bienengefährlichkeit (B2 oder B1).

• Nach guter fachlicher Praxis sollte die Kombination zweier B4-Insektizide unterbleiben, da diese in puncto Bienengefährlichkeit als B1 betrachtet werden.

• B1: kein Einsatz bei blühenden oder von Bienen beflogenen Pflanzen

• B2: bei blühenden oder von Bienen beflogenen Pflanzen Einsatz nur nach dem täglichen Bienenflug bis 23 Uhr möglich

• NN410 bedeutet, zum Schutz von Bestäuberinsekten sollte ein Einsatz von B4-Insektiziden in den Abendstunden erfolgen, der Einsatz ist die ganze Nacht möglich.

Anmerkung: nach der PflSchutz­AnwVO dürfen in Naturschutzgebieten keine Insektizide (B1, B2 und NN410) ausgebracht werden.


Bekämpfungsschwelle ermitteln

• Die ­Bekämpfungsschwelle beim Rapsglanzkäfer richtet sich nach dem Entwicklungsstand des Rapses. Je kleiner die Knospe, desto größer der Schaden. Vorschädigungen des Rapses sind mit in die Beurteilung einzubeziehen.

• Ermittlung der Bekämpfungsschwelle durch Abklopfen des Haupttriebes (ab Knospenbildung bis Blühbeginn)

• Behandlung bei mehr als zehn Käfern pro Haupttrieb (in schwachen Beständen mehr als fünf Käfern pro Haupttrieb)

Solche „Zahnbürstenreihen“ aufgrund an- oder abgefressener Knospen fand man 2022 äußerst selten.