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EU-Sojaschrotimport wird deutlich sinken

Internationaler Getreiderat: Abnehmende Tierzahlen machen sich am Futtermarkt bemerkbar
Von Mechthilde Becker-Weigel
Löschen einer Sojaschrotladung mit dem Hafenkran Foto: Imago

Im Einklang mit dem zuletzt kräftigen Abbau des Schweinebestandes zeichnet sich für 2022/23 eine erhebliche Einschränkung der Sojaschroteinfuhren der Europäischen Union ab. Der Internationale Getreiderat (IGC) beziffert die betreffende Menge in seiner aktuellen Prognose für die im Oktober vorigen Jahres gestartete Vermarktungssaison auf 17,9 Mio. t; das wären 1 Mio. t Sojaschrot oder 5,3 % weniger als 2021/22.

Der mittlere Sojaschrotimport in die EU der vergangenen vier Jahre würde mit dem jetzt verzeichneten Rückgang sogar um fast 2 Mio. t oder etwa 10 % unterschritten. Der IGC begründet seine Einschätzung vor allem mit den verzögerten Ankünften argentinischer Ware in den EU-Häfen. Außerdem sei für den restlichen Verlauf der aktuellen Saison mit deutlich schwächeren Sojaschrotbezügen aus Argentinien zu rechnen. Dieses Minus werde nicht durch umfangreichere Lieferungen aus Brasilien ausgeglichen. Nach Einschätzung des Getreiderates wird die Gemeinschaft 2022/23 ihre Einfuhren von Sojabohnen ebenfalls einschränken, nämlich im Vorjahresvergleich um 500.000 t auf 13,9 Mio. t.

Mehr Rapsschrot im Trog

Dagegen dürfte in der Nutztierfütterung mehr Rapsschrot eingesetzt werden. Dafür sprechen laut IGC die reichliche EU-Rapsernte 2022 und die zuletzt recht umfangreichen Rapsimporte der Ölmühlen. Außerdem deuteten aktuelle Marktdaten auf Rekordlieferungen an Sonnenblumensaat aus der Ukraine hin, nachdem die jüngste EU-Ernte dieser Ölsaat wegen des heißen und trockenen Wetters in wichtigen Anbauregionen enttäuschend ausgefallen sei.

Auch die EU-Kommission rechnet mit geringeren Sojaschroteinfuhren der Gemeinschaft. Die Brüsseler Experten sehen das betreffende Volumen für 2022/23 jetzt bei 16 Mio t. Das wären 665.000 t weniger als im Vorjahr. Beim Vergleich dieser Menge mit der IGC-Prognose ist zu berücksichtigen, dass die Fachleute der Kommission sich auf das von Juli bis Juni dauernde Wirtschaftsjahr beziehen.

Den Sojaschrotverbrauch der EU-27 veranschlagen sie für die laufende Saison auf 26,43 Mio. t, was im Vergleich zu 2021/22 einem Rückgang um 1,21 Mio. t oder 4,4 % entsprechen würde. Unterdessen erwartet der Getreiderat für 2022/23 auch eine kleinere globale Handelsmenge von Sojaschrot. Diese beziffern die Fachleute jetzt auf das Fünfjahrestief von 65,7 Mio. t; das wären 3,9 Mio. t oder 5,6 % weniger als im Vorjahr. Im November vergangenen Jahres lag die Prognose für den internationalen Sojaschrothandel noch bei 71,2 Mio. t. Begründet wird die Abwärtskorrektur vor allem mit den relativ hohen Weltmarktpreisen für das Eiweißfutter.

Dürre in Argentinien

Als Grund für das hohe Preisniveau des Proteinträgers führt der Getreiderat insbesondere die trockenheits- und hitzebedingt schlechten Aussichten für die argentinische Sojabohnenernte 2022/23 an. Das Aufkommen werde mit voraussichtlich nur 29 Mio. t das Vorjahresergebnis um 15 Mio. t oder 34 % verfehlen. In der Folge müssten die argentinischen Ölmühlen ihre Sojabohnenverarbeitung auf ein Elfjahrestief von 33,8 Mio. t zurückfahren.

Argentinien ist der weltgrößte Exporteur von Sojaschrot. Nachdem der IGC im November vorigen Jahres für 2022/23 noch eine Zunahme der argentinischen Sojaschrotausfuhren auf 30,3 Mio. t prognostiziert hatte, setzte er nun seine Voraussage auf 23,1 Mio. t herab. Das wäre die geringste Menge der vergangenen neun Jahre. In der Vermarktungssaison 2021/22 hatte das südamerikanische Land 28,7 Mio. t Sojaschrot exportiert.

Zwar rechnen die Londoner Fachleute mit einer Ausweitung der brasilianischen und US-amerikanischen Sojaschrotexporte um 1 Mio. t auf 21,3 Mio. t beziehungsweise 500.000 t auf 12,7 Mio. t. Damit würde das für Argentinien erwartete Minus aber bei Weitem nicht ausgeglichen.

Sojaölpreise sinken

Nach Berechnungen des IGC sind die Exportpreise für argentinisches Sojaschrot in sechs Monaten bis Mitte März 2023 um 16 % gestiegen. Gleichzeitig habe sich Ware aus Brasilien und den USA um fast 10 % verteuert. Dagegen hätten die Notierungen für argentinisches Sojaöl im Beobachtungszeitraum aber um mehr als ein Zehntel nachgegeben. Diese gegenläufigen Entwicklungen begründen die Londoner Marktexperten mit Preisdruck durch die Verbilligung von alternativen Pflanzenölen im Zuge eines reichlichen Weltmarktangebots.

Die Produktionserwartungen in Argentinien könnten weiter zurückgehen, wenn die Dürre im März zurückkehren sollte.Die argentinische Sojabohnenverarbeitung im Februar ist gegenüber Januar um 38 % niedriger, sie sank von 2,6 Mio. t auf 1,6 Mio t. Die Produktion von Sojaöl erreichte 301.800 t und die von Sojaschrot 1,1 Mio t. Die kleinere Sojaernte werde Argentiniens Angebot an Sojaöl und Sojaschrot auf dem Weltmarkt drastisch reduzieren, hieß es im Handel. age

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