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Sonntag, früh am Morgen, Parkplatz leer, jeder könnte denken, die Menschen schliefen noch. Aber nicht die interessierten Kassenwarte und Kassenwartinnen der Landjugend! Sie kamen von überall aus Schleswig-Holstein nach Rendsburg angereist und starteten voller Vorfreude und Wissbegier in den Tag.
In den Landjugendgruppen werden einmal jährlich bei den Jahreshauptversammlungen auch neue Kassenwarte und Kassenwartinnen in die Vorstände gewählt. Neu gewählt – und nun? Viele von ihnen hatten sich daraufhin beim Landjugendverband zum Seminar für Kassenführung angemeldet.
In Kleingruppen wurde an Beispielen die richtige Kassenführung geübt.
Mit der Vorstellung der eigenen Person und der Frage „Welche Landjugendveranstaltung muss man unbedingt mitgemacht haben?“ wurde gestartet. Es folgte ein Vortragspart über Vereinsrecht und Steuern, unterschiedliche Vereinsformen und darüber, welche Rechte und Pflichten es gibt.
Mit Erfahrung konnte Hanna Kühl, die ehemalige erste Vorsitzende des Landesverbandes, über die Kassenführung berichten. Gespannt waren alle auf Tipps und Tricks für eine gute Kassenführung und die verschiedenen Möglichkeiten.
Um das erlangte Wissen abzufragen und zu festigen, fand anschließend eine simulierte Kassenprüfung statt. Eine Barkasse und ein Girokonto mussten auf Vollständigkeit und Richtigkeit geprüft werden. So konnten Kassenwarte und Kassenwartinnen auch einmal einen Blick auf die andere Seite werfen – auf die der Kassenprüfer und -prüferinnen.
Am Ortsausgang der Gemeinde Seth im Kreis Segeberg befindet sich seit 2004 die Firma MiE – medical imaging electronics. Schon 1.000 Mal daran vorbeigefahren, doch was macht die Firma eigentlich? Dieser Frage gingen die LandFrauen aus Stuvenborn und Umgebung auf den Grund.
Zu einer Werksbesichtigung trafen sich 30 Teilnehmerinnen und erfuhren, dass hier ausgediente oder defekte CT-Geräte, Gammakamerasysteme und PET-Scanner namhafter Hersteller recycelt werden. Die Geräte werden komplett auseinandergenommen, jedes Bauteil gereinigt, auf Funktionsfähigkeit überprüft und neu zusammengesetzt. Modernste Soft- und Hardwaretechniken werden eingebaut. Jedes Gerät wird in der eigenen Lackiererei frisch lackiert und kalibriert. Nicht nur in der Human-, sondern auch in der Tiermedizin kommen die nuklearmedizinischen Großgeräte zum Einsatz. Weltweit werden die „Runderneuerten“ unter der MiE-Eigenmarke verkauft.
Nachhaltigkeit wird großgeschrieben bei MiE: Es gibt eine große Photovoltaikanlage auf dem Dach – sie produziert jährlich rund 100 MWh. Das Verpackungsmaterial der Firma wird wiederverwendet: Eine eigene Tischlerei stellt die maßgeschneiderten Transportkisten her. 65 Mitarbeiter, darunter 15 Servicetechniker, die bundesweit im Einsatz sind, beschäftigt das Unternehmen in Seth.
Gut eine Stunde dauerte der informative Rundgang. Mit einem Korb voller „Nervennahrung“ bedankten sich die LandFrauen bei den Mitarbeitenden.
Eine Bitte um zahlreiches Erscheinen war nicht nötig für die Winterversammlung der Kreisbauernverbände (KBV) Dithmarschen und Schleswig in Pahlen: Der Saal im „Pahlazzo“ war brechend voll, einige hörten vom Vorraum aus zu. Kein Wunder: Das Thema Niederungsstrategie betrifft alle in der Region Eider-Treene-Sorge – und erfüllt auch viele mit Sorge.
„Einsparung von CO2 ist uns nicht egal, wir machen mit, und wir haben schon Wasserstände angehoben“, erklärte Klaus-Peter Dau, Vorsitzender des KBV Schleswig, aber: „Wir haben uns festgelegt, hier weiter Landwirtschaft zu betreiben, und dafür brauchen wir verlässliche Rahmenbedingungen.“
Weniger Wasser – mehr CO2
Dr. Arne Poyda vom MEKUN
Zunächst erklärte Dr. Arne Poyda von der Abteilung Wasserwirtschaft im Ministerium für Energiewende, Klimaschutz, Umwelt und Natur (MEKUN) die „Strategie für die Zukunft der Niederungen bis 2100“. Moorvernässung führe nachweislich zur Emissionsreduktion von CO2. Durch Vernässung würden zudem Geländehöhenverluste minimiert, doch würden mit Vernässungsmaßnahmen zwangsläufig Nutzungsumstellungen oder gar Nutzungsaufgaben einhergehen.
Poyda betonte, dass kein fertiges Maßnahmenpaket vorgelegt, sondern die Strategie gemeinsam mit den Betroffenen vor Ort im Laufe dieses Jahres entwickelt werde. Eine federführende Rolle sprach er dabei den Wasser- und Bodenverbänden zu, zumal es einen erheblichen Sanierungsstau bei den in die Jahre gekommenen wasserwirtschaftlichen Anlagen gebe, die durch einen zu erwartenden Meeresspiegelanstieg mit zusätzlichen Herausforderungen zu rechnen hätten.
Die Niederungsstrategie setze Eckpunkte und Rahmenbedingungen, sagte Poyda, mit konkreten Umsetzungen sei erst etwa ab 2030 zu rechnen. Schon bald sollen jedoch Förderrichtlinien für Projekte des Klimaschutzes, der Emissionsverringerung und der wasserwirtschaftlichen Infrastruktur herausgegeben werden.
Moorschutz unvermeidbar
Dr. Lennart Schmitt vom BVSH
Dr. Lennart Schmitt sprach für den Bauernverband Schleswig-Holstein (BVSH), wo er die Umweltabteilung leitet. „Am Thema Moorschutz führt kein Weg vorbei“, machte er deutlich. Es bestehe ein hoher sachlicher und gesellschaftlicher Druck, Maßnahmen gegen die Klimaerwärmung zu treffen, und Moorvernässung sei davon eine, die schnell zu realisieren und kostenmäßig überschaubar sei. Allerdings ziehe sie tiefgreifende Auswirkungen auf die Landwirtschaft nach sich, vor allem wegen ihrer hohen Flächenbetroffenheit: In Schleswig-Holstein liegen 130.000 ha Nieder- und Hochmoore im Bereich der Niederungsstrategie. Die Landwirtschaft tue gut daran, sich in den Prozess einzubringen, sonst würden irgendwann Maßnahmen ohne ihr Zutun kommen. „Wir müssen die Zeit nutzen, gute Konzepte zu entwickeln!“
Eckpfeiler des Prozesses
Schmitt benannte aus Verbandssicht Eckpfeiler für diesen Prozess: Nachhaltigkeitsleistungen der Bauern honorieren; Freiwilligkeit der Maßnahmen; Wertschöpfung im ländlichen Raum und Einkommensalternativen; Planungssicherheit für die Betriebe; ein wissenschaftlich-fachliches Fundament der Maßnahmen.
„Paludi“ sieht Schmitt bis auf Weiteres nicht als Lösung, den Fokus legte er auf Photovoltaik auf Moorflächen und nachwachsende Rohstoffe. Besonders hob er hervor, Tausch von wiedervernässten gegen bewirtschaftbare Flächen zu ermöglichen (auch vonseiten der Stiftung Naturschutz, die dies bisher ablehne) sowie die Bildung von Niederungsbeiräten durch Akteure vor Ort.
Aus dem Publikum wurden verschiedene Bedenken gegen eine Vernässung geäußert: Verrottung würde Methan freisetzen – ein vier mal schädlicheres Klimagas; Überschwemmung von Zufahrts- und Rettungswegen; Absterben von geschützten Pflanzen im Moor; Überflutung bei Sturmflut („Wir müssen das Wasser auch rauskriegen“). –„Es fehlt mir die Folgenabschätzung“, erklärte eine Landwirtin.
Genau darum gehe es bei der Entwicklung der Niederungsstrategie, zeigten sich Poyda und Schmitt einig: dass all diese wichtigen Fragen gründlich und mit Bezug auf die jeweils örtlichen Verhältnisse untersucht würden. Poyda: „Es ist ein Prozess, da kann man nicht alles vorwegnehmen.“ Schmitt: „Es geht nicht allein um höhere Wasserstände. Einfach den Hahn aufdrehen – das funktioniert nicht. Wasserwirtschaft ist ein hochkomplexes System.“
Die Stimmung im Publikum brachte der Amtsdirektor des Amtes Eider, Jan Christian Büddig, nach mehr als zweieinhalb Stunden dennoch auf diesen Punkt: „Besorgniserregend!“
Der Saal im „Pahlazzo“ war geraammelt voll. Fotos: Tonio Keller
Mit drei starken Reitern hat sich der Landesverband Weser-Ems in Braunschweig erstmals den Titel „Deutscher Meister der Landesverbände“ gesichert. Die Reiter aus Mecklenburg-Vorpommern kamen auf den zweiten Platz und das Team aus Schleswig-Holstein erkämpfte sich einen sehr guten Bronzerang. Mannschaftsführer Harm Sievers war mehr als zufrieden.
Beim Turnier Veolia Classico im niedersächsischen Braunschweig traten 13 Landesverbände gegeneinander an, Hannover als Gastgeber durfte sogar zwei Equipen mitbringen. Die Deutsche Meisterschaft der Landesverbände führte über zwei Runden. Schon nach dem ersten Umlauf am späten Sonnabend galt das Team aus Weser-Ems als haushoher Favorit, denn mit Patrick Stühlmeyer, Philip Rüping und Tobias Meyer gingen nicht nur international erfahrene Reiter an den Start, sie waren auch mit sehr guten Pferden beritten. Alle drei Paare meisterten die erste Runde der Mannschaftsmeisterschaft als einziges Team ohne Fehler. Im entscheidenden zweiten Umlauf einen Tag später patzte nur Meyer einmal, sodass die Mannschaft mit vier Fehlerpunkten souverän Deutscher Meister der Landesverbände wurde.
Der Landesverband Mecklenburg-Vorpommern konnte seinen zweiten Platz nach der ersten Runde verteidigen. Nach Platz drei im ersten Umlauf war der Landesverband Bayern vom Pech verfolgt und rutschte auf den siebten Rang ab. Dafür rückte Schleswig-Holstein von Platz sieben auf den Bronzerang vor. „Der Anfang war ein bisschen holperig“, erklärte Mannschaftsführer Harm Sievers aus Tasdorf, Kreis Plön, und fügte hinzu: „Aber dann haben sie richtig gekämpft.“
Zum Team gehörten Peter Jakob Thomsen aus Lindewitt, Kreis Schleswig-Flensburg, mit dem Holsteiner Clooney, Christin Schulz aus Havekost, Kreis Herzogtum Lauenburg, mit der Holsteinerin Nascari sowie Vielseitigkeitsreiter Claas Hermann Romeike aus Fockbek, Kreis Rendsburg-Eckernförde, der den Hannoveraner Crazy Friend gesattelt hatte. Nach zehn Fehlerpunkten im ersten Umlauf blieben Thomsen, Schulz und Romeike konzentriert und lieferten im zweiten Umlauf drei Nullrunden ab. Das bedeutete in der Endabrechnung Bronze für den Landesverband Schleswig-Holstein. Romeike kam außerdem auf den dritten Platz in der Gesamtwertung. „Diese Leistung war gewaltig“, freute sich Sievers.
Als Turnierveranstalter ist Sievers immer wieder angetan von dem Braunschweiger Turnier: „Es ist eine gewaltige Veranstaltung. Bei der Siegerehrung hat ein Chor mit 40 Teilnehmern die Nationalhymne gesungen. Das war Gänsehaut pur.“ Für „seine“ Reiter freue ihn der Erfolg, schließlich seien sie alle noch nie in einer solchen Arena geritten: „Umso mehr ist ihnen der dritte Platz anzurechnen.“
fn
Die klassischen Kräuter alter Bauerngärten sind auch heute noch unentbehrlich. Schnittlauch, Petersilie, Dill, Ringelblume & Co. bereichern nicht nur optisch die Beete, sie würzen auch aromatisch unsere Speisen. Kräuter wie Kerbel, Dill, Bronzefenchel und Kapuzinerkresse füllen Lücken im Gemüsebeet oder sehen zwischen Stauden und Sommerblumen gepflanzt toll aus.
Für dekorative Beeteinfassungen empfehlen sich Schnittlauch, Ysop und Eberraute. Wuchernde Pfefferminze ist dagegen im Topf an einem halbschattigen Platz besser aufgehoben. Auch frostempfindliche Kräuter wie Rosmarin oder Majoran lassen sich als Topfpflanzen im Herbst schnell an ein helles Kellerfenster räumen.
Kerbel und Petersilie zählen zu den Arten, die alljährlich neu ausgesät werden. Bei Kerbel empfiehlt sich die satzweise Aussaat ab März zunächst auf der Fensterbank, später dann im Freiland. Die Ernte erfolgt fortlaufend bis zum Erscheinen der Blüte. Kerbel findet Verwendung in Kerbelsuppe oder passt zu Fisch, Möhren und Salat. Tipp: Unbedingt frisch gepflückt verwenden, das Aroma verfliegt schnell. Im Beet leidet Petersilie manchmal unter der Blattfleckenkrankheit. Der verursachende Pilz kann jahrelang im Boden überdauern. Wer damit schon Probleme hatte, zieht Petersilie besser im Topf oder einem kleinen Balkonkasten. Experimentierfreudige säen kraus- und glattblättrige Sorten aus. Letztere gelten als aromatischer. ‚Gigante d‘Italia‘ würzt kräftig mit ihren glatten Blättern und zarten Stängeln, ‚Mooskrause 2‘ ist unverzichtbar bei der Dekoration von Speisen. Wichtig: Petersilie stets ausreichend feucht halten.
Auf feuchtem Boden fühlt sich Petersilie auch im Staudenbeet wohl. Foto: Karin SternRingelblumen und Borretsch säen sich selbst aus, wenn die Samenstände ausreifen dürfen. Foto: Karin Stern
Die Ringelblume darf nicht fehlen, wenn es um einjährige Klassiker aus dem Kräutergarten geht. Die leuchtenden Blüten erfreuen das Auge, die Wurzeln bekämpfen Nematoden, die frischen Blütenblätter dekorieren oder färben Speisen und die getrockneten Blütenblätter verwendet man in Tees und Salben. Für Nachwuchs sorgen Ringelblumen über die Selbstaussaat. Die hohen, kräftigen Stängel des Dills werden im Sommer von großen, gelben Blütendolden gekrönt. Die Samen verfeinern eingelegte Gurken und Essig. Für den Frischverzehr sät man Dill regelmäßig satzweise in humosen und nicht zu trockenen Boden. Die frischen Blätter schmecken gut in (Gurken-)Salat oder zu Fisch und in Marinaden. Sortentipp: ‚Elefant‘ ist sehr blattreich und geht spät in die Blüte. Das ebenfalls einjährige Bohnenkraut wird im Mai zwischen Busch- und Stangenbohnen ausgesät. Dort verscheucht es so manche Blattlaus. Für die Ernte nimmt man laufend frische Triebe und Blätter nach Bedarf.
Schnittlauch, Zitronenmelisse und Pimpinelle treiben nach dem Winter neu aus. Sie zählen zu den ausdauernden, winterharten Kräutern. Bereits im Klostergarten hochgeschätzt war die Zitronenmelisse, deren Blätter heute zum Dekorieren von Süßspeisen oder als Teekraut verwendet werden. Sie geben auch Kräuterbutter, Soßen, Salaten und Fischgerichten ein leichtes Zitronenaroma. Die Pflanze braucht einen nährstoffreichen, feuchten Boden. Wer die Stängel immer bodennah abpflückt, regt die Bildung junger Triebe an. Mit seinen dichten, weißen Blütenbällen ist Schnittlauch ‚Elbe‘ ein Blickfang der besonderen Art. Wer lieber beim klassischen Blütenton bleiben möchte, ist mit Purpur-Schnittlauch ‚Forescate‘ gut beraten. Die Grenze zwischen Zierlauch und Würzkraut verläuft bei dieser starkwüchsigen Sorte fließend. Die Pflanze wächst bis zu 35 cm hoch und bildet üppige, rosafarbene Blütenbälle. Als Beeteinfassung wirkt diese Sorte sensationell. Ausreichende Bodenfeuchtigkeit und gute Nährstoffversorgung verbessern den Ertrag. Auch das Ausbrechen der Blütenstängel kommt der Blattentwicklung zugute. Ältere Bestände lassen sich im Frühjahr oder Herbst durch Teilung vermehren und verjüngen. Eher selten in unseren Gärten anzutreffen ist die Pimpinelle. Die Pflanze bildet schon zeitig im Frühjahr zierliche, gefiederte Blätter, die ein frisches, gurkenähnliches Aroma aufweisen. Von Mai bis Juni öffnen sich kugelige, rote Blütenstände an langen Stielen. Das Ausbrechen der Blütenstängel regt die Pflanze zum Austreiben frischer Blätter an.
Die jungen Blätter der Pimpinelle schmecken gut in Salat, Kräuterquark und Mayonnaise. Immer nur frisch verwenden, nicht mitgaren.Foto: Karin SternBis zur Blüte erscheinen an der Zitronenmelisse laufend neue Triebe. Foto: Karin Stern
Verlockende Düfte umgeben die Kunden an den Kräutertischen im Gartenmarkt. Besonders Minze, Thymian, Salbei und Basilikum bieten eine sehr breite Sortenpalette mit ganz unterschiedlichen Aromen, Herkünften, Blattfarben und -formen. Schnell sind drei, vier oder gar fünf Töpfe in den Einkaufswagen gestellt. Das ist auch gut so, wenn man die Standortwünsche der Pflanzen erfüllen und Zeit für die Pflege aufbringen kann. Oder wenn die neue Minze die Sammlung der übrigen acht Sorten endlich komplettiert. Ansonsten gilt: Weniger ist mehr. Denn nur gut gepflegte, gesunde Kräuter gefallen dem Auge und bereichern die Küche.
Wie vielfältig und variantenreich Drucke sein können, zeigt aktuell das Museum Kunst der Westküste in Alkersum auf Föhr. Vergangenes Wochenende eröffnete dort die Ausstellung „Dampfer, Deiche, Dramen“. Erstmals präsentiert das Museum Werke aus der grafischen Sammlung, ergänzt um zeitgenössische Kunst
Mit Arbeiten von Max Liebermann, Emil Nolde, Edvard Munch, Max Kahlke, Alexander Eckener oder auch Otto Müller liegt der Schwerpunkt auf dem Zeitraum zwischen 1890 und 1930. Die Druckgrafik als individuelles künstlerisches Ausdrucksmittel wurde wiederentdeckt. Sie diente den Künstlern als Ausgangsbasis für ihr malerisches Schaffen und umgekehrt, und sie bot den Künstlern ein breites Spektrum an Motiven und Techniken. Egal ob Ätzverfahren wie bei Aquatinta, Flachdruckverfahren wie bei der Lithografie, mit der Kaltnadel gekratzte und geritzte Motive auf Metallplatten bei Radierungen oder Holzschnitt, „die Vielfalt, die diese zeichnerische Technik schafft, und deren druckgrafische Umsetzung sind so variantenreich und reizvoll für das Auge. Es ist kein leichtes Metier, und doch wird die Fantasie des Betrachters durch Auslassung ungeheuer angeregt“, erklärt Museumsleiterin Prof. Ulrike Wolff-Thomsen bei einem Rundgang durch die Ausstellung. „Bei den Drucken ist grafisch nicht alles durchgearbeitet, sodass die Betrachter dazu inspiriert werden, die Bilder zu vervollkommnen.“
Mit der von der wissenschaftlichen Ausstellungskoordinatorin und Kuratorin, Dr. Pia Littmann, getroffenen Auswahl von rund 80 Werken aus der 273 Arbeiten umfassenden Sammlung werden alle grafischen Techniken durchgespielt. Und es zeigt sich, dass sich ebenso wie in der Malerei die Wahrnehmung von Meer und Küste in der Druckgrafik wandelte: Naturerleben, Stimmungen und Atmosphäre eingefangen in feinsten Linien und nuancenreichen Schattierungen oder aber in groben, derben Kerbungen und Schnitzen.
Lithografie von Max Liebermann
Oft fantasievoll überzeichnet, stellten die Künstler seinerzeit die Natur entweder als Paradies, verlorenen Garten Eden oder als einen gewaltvoll-mystischen Ort dar. Spannend wurde es, als dann auch noch Farbe ins Spiel kam. „Max Liebermann war in Deutschland einer der Ersten, der in den 1890er Jahren anfing, sich systematisch mit der Druckgrafik auseinanderzusetzen“, erläutert Dr. Pia Littmann.
Er fertigte Radierungen und Lithografien an, die thematisch eng gebunden an seine Malereien und Zeichnungen bleiben und doch keine Reproduktionen der Motive darstellen. Er hatte Spaß dabei, unterschiedliche Radiertechniken auszuprobieren. Das Druckverfahren bot ihm die Möglichkeit, seine Werke zu vervielfachen und seine Bildwelten weit zu verbreiten, um damit ein größeres Publikum zu erreichen. „Die Druckgrafik ist somit für ihn ein demokratisches Medium“, so Littmann. Ein Aspekt, der auch bei Emil Nolde und Edvard Munch eine große Rolle spielt.
Die Künstler nutzten das Mittel der Druckgrafik auch, um Erlebtes und Eindrücke zu verarbeiten. Bei Munch ist es die unerfüllte Liebe, bei Max Kahlke der Schrecken des Ersten Weltkrieges. Oder sie erzählen so Geschichten, wie Alexander Eckener. Er hat Theodor Storms „Der Schimmelreiter“ in 59 Kaltnadelradierungen dargestellt, wovon in der Ausstellung 18 zu sehen sind: Deiche und Drama.
Emil Nolde fing die Atmosphäre des Hamburger Hafens ein.
Gewaltige Dampfer und die Atmosphäre des Hamburger Hafens mit Kränen, Dalben, Seglern, Frachtern, Dampf, Nebel und den Landungsbrücken sind in großformatigen Radierungen von Emil Nolde zu sehen, der sich 1910 einen Schlagabtausch mit Max Liebermann lieferte und sich etwas später auf St. Pauli in Hamburg einquartierte und die Hafenkulissen in den Grafiken einfing.
Mit dem Norweger Are Andreassen, der Dänin Marie-Louise Exner und der Freiburgerin Henrieke Strecker treten drei aktuelle, zeitgenössiche Künstlerinnen und Künstler mit ihren Arbeiten in den Dialog zu den damaligen Darstellungen. Andreassen thematisiert in seinem farbigen Holzschnittzyklus „Røst“ die wirtschaftliche und kulturelle Bedeutung der Fischerei für Norwegen, anglehnt an die Geschichte des Untergangs dreier venezianischer Handelsschiffe 1432, deren Überlebende an der nordnorwegischen Insel Røst strandeten, dort von den Fischern aufgenommen wurden und Stockfisch in Italien als Exportschlager populär machten. Marie-Louise Exner hingegen braucht nur wenige feine Striche oder Punkte, um die Strukturen zum Beispiel von Wiesen, Gras, Dünen oder Schwärme von Staren einzufangen.
Zeitgenössische Druckgrafik von Are Andreassen
Einen ganz eigenen Weg geht Henrieke Strecker, die im vergangenen Oktober auf Einladung des Museums als Artist in Residence auf Föhr weilte. Sie ist nicht an Reproduktionen interessiert, weshalb sie sich für die Monotypie als grafische Technik entschied. Anstatt Druckplatten irreversibel zu verändern, werden ihre Unterlagen bemalt und bezeichnet, sodass immer nur ein einziger Abzug entsteht, „wie eine einzigartige Berührung“, so Strecker. Ihre Motive sind nicht gegenständlich, sondern Abdrücke ihrer inneren Landschaften, die erst im Laufe des Zeichenprozesses entstehen. Sie nutzt Naturmaterialien wie zum Beispiel Fischgräten als Pinsel und Zeichenwerkzeug, die sie, wenn sie fertig ist, wieder an die Natur zurückgibt.
„Dampfer, Deiche, Dramen“ ist bis zum 18. Juni zu sehen. Informationen zu den weiteren Ausstellungen, zu Veranstaltungen und Workshops gibt es unter mkdw.de
Museumsdirektorin Prof. Ulrike Wolff-Thomsen erläutert die Bilderserie „Alpha und Omega“ von Edvard Munch. Fotos: Iris JaegerAlpha und Omega Holzschnitt von Max KahlkeDer Schimmelreiter von Alexander EckenerEine Auswahl an Schimmelreiter-Grafiken von Alexander EckenerMondschein I von Edvard MunchDruckgrafik von Otto MüllerMonotypie von Henrieke Strecker Fotos: Iris JaegerZeitgenössische Druckgrafik von Marie-Louise Exner
Seit Oktober 2020 gibt es im Kieler Tierheim Uhlenkrog das Projekt „Kinder lesen Katzen vor“. An jedem Montagnachmittag sind dort Mädchen und Jungen im Alter zwischen sieben und zwölf Jahren willkommen, die ihre Lesefähigkeit verbessern wollen.
Schon Tage vorher hat Mika sich ganz doll auf diesen Moment gefreut. Mit einem Sitzkissen und einem Buch unter dem Arm betritt der Neunjährige an diesem Montag um 15 Uhr das Katzenhaus. Er hat seinen Vorleseausweis dabei, denn für jeden Besuch erhält er einen Pfötchenstempel. Genau 20-mal kann er kommen, dann rücken andere leseschwache Kinder von der Warteliste nach. „Ich habe dir heute die zuckersüßen Yuki und Milky zum Vorlesen ausgesucht, weil sie ein so schönes, weiches Fell haben“, begrüßt Projektleiterin Dagmar Joppich den Jungen und stempelt den Ausweis ab.
Dagmar Joppich leitet das Projekt „Kinder lesen Katzen vor“ und freut sich mit Teilnehmer Mika über seine tollen Lesefortschritte.
Die 67-Jährige ist eine von über 350 ehrenamtlichen Tierheim-Mitarbeiterinnen und organisiert mit viel Herzblut und drei weiteren Kolleginnen die Vorlesestunden. Natürlich hat sich Mika zuvor die Hände gewaschen, jetzt streift er schnell ein Paar Einwegschuhe über und los geht’s! Er öffnet vorsichtig die Tür zu „Susannes Katzenstübchen“, in dem Yuki und Milky bis zur Vermittlung ein vorübergehendes Zuhause gefunden haben, und schlüpft hindurch.
Nun ist er mit den beiden allein. Dagmar Joppich und seine Mutter behalten ihn nur aus der Entfernung im Auge. Mika soll sich ohne Druck und Stress, völlig unbeobachtet und frei fühlen. Er setzt sich mit seinem Kissen auf den Boden. Die Samtpfötchen nehmen ihn sofort wahr und umschleichen ihn neugierig. Der Viertklässler sagt leise Hallo und hält ihnen eine offene Hand hin. Sie schnuppern daran, stupsen sie leicht an, reiben ihr Köpfchen an seinem Arm – und schon bricht das Eis. Behutsam wagt Mika ein erstes Streicheln und strahlt dabei glücklich über beide Ohren. Kätzchen und Kind genießen die zarte Annäherung sichtlich. Berührend! Mika schlägt nun seine mitgebrachte Lieblingslektüre „Verschollen im Berschmudadreieck“ auf Seite zehn auf. Er beginnt, konzentriert, entspannt, im eigenen Tempo, immer flüssiger und sicherer zu lesen: „Sally bellte fröhlich und leckte ihm über die Wange. Sie wusste, dass sie ein neues Zuhause gefunden hatte …“
Vor über einem Jahr wäre das noch undenkbar gewesen, denn es wurde bei ihm eine Lese-Rechtschreib-Schwäche (LRS) festgestellt. Vor der Klasse etwas vorzulesen, war ihm unangenehm. Oft quälte er sich von Wort zu Wort. Unter diesen Umständen war es nicht einfach, ihn fürs Lesen zu begeistern. Doch da bekanntlich Übung den Meister macht, hatte seine Mutter die zündende Idee. „Über eine Arbeitskollegin erfuhr ich, dass es das Vorleseprojekt gibt. Ich dachte gleich, dass es etwas für meinen Sohn ist, und meldete ihn an“, erzählt sie. Seit Januar 2022 komme er, außer in den Schulferien, vierzehntäglich ins Katzenhaus, um wechselnden Stubentigern vorzulesen.
Win-win-Situation: Mika kann lesen üben, das Katzentraumpaar Yuki und Milky kann seiner Stimme lauschen und entspannen.
Das Projekt „Kinder lesen Katzen vor“ stammt ursprünglich aus den USA. Dort fanden Wissenschaftler heraus, dass es Fellnasen mögen, wenn man ihnen vorliest. Sie profitieren von dem rhythmischen Klang der Stimme, die laut Studien beruhigend auf sie wirke. Sie können dabei herrlich entspannen. Die Scheuen wagen sich sogar ein bisschen aus der Deckung, die Zutraulichen genießen die zugewandte Stimmung, die obendrein auch für die vorlesenden Kinder heilsam ist. „Ich mag das sehr, wenn ich den Katzen eine kleine Freude bereiten kann“, bestätigt Mika.
„Unser Projekt läuft, mit coronabedingten Lockdowns, seit knapp zweieinhalb Jahren. Es ist großartig zu sehen, wie gut den Kindern und Katzen das Vorlesen tut“, bekräftigt Dagmar Joppich. Besonders beeindrucke sie das Einfühlungsvermögen der zurzeit zwölf Vorlesekinder. „Sie respektieren die Eigenart jeder Samtpfote, und dafür bedanken diese sich mit dem allergrößten Vertrauen“, stellt sie heraus. Die Mädchen und Jungen könnten aber nicht nur das Lesen üben, sondern gleichzeitig viel über Katzen, Tierschutz und Tiere im Allgemeinen lernen. „Aus ihnen werden später ganz bestimmt tolle Tierhalter und Tierschützer“, ist sie überzeugt.
Ein weiterer positiver Nebeneffekt komme hinzu. Bei Fundkatzen, die im Tierheim landeten, sei häufig nicht bekannt, ob sie „kinderkompatibel“ sind. „In solchen Fällen versuchen wir, Vorlesekinder und die betreffenden Katzen zusammenzubringen, wenn seitens der Tierpfleger vermutet wird, dass es klappen könnte. Und ja, bis jetzt hat es immer geklappt“, beobachtete die Projektleiterin. Dass die Vermittlungschancen der kleinen tierischen Kreaturen erheblich stiegen, wenn man genau wisse, dass sie Kinder mögen, verstehe sich von selbst.
Mika ist mittlerweile auf Seite elf seiner Geschichte rund um den Helden Paluten angekommen. Yuki und Milky haben sich währenddessen ausgiebig geputzt und es sich in seiner Nähe bequem gemacht. Sie sind ein geduldiges Publikum, dösen gemütlich und tiefenentspannt vor sich hin. Für eine Weile liegt Katzendame Yuki dicht an den jungen Vorleser geschmiegt da und lauscht andächtig. Sie beehrt ihn sogar liebevoll mit einem Nasenkuss. Milky klettert auf ein Regal und schnuppert von hier oben an seinem Haar. Die Zeit vergeht wie im Flug. Bald ist es 15.30 Uhr. Die 30 min Lesezeit, die jedem Kind zur Verfügung stehen, neigen sich dem Ende zu. Die zwei Kätzchen wollen ihren Vorlesekumpel aber noch nicht gehen lassen. Spontan legen sie mit ihm ein paar fröhlich-unbeschwerte Spielminuten ein. Mika ist begeistert. „Mama, das sind jetzt meine neuen Lieblingskatzen!“, ruft er beim Verlassen des Katzenstübchens. Er fand es schön, dass er die Gelegenheit hatte, einmal einen längeren Text am Stück zu lesen und zu üben. „In der Schule sind wir immer nur reihum mit zwei Sätzen dran.“
Seit er zu den kuscheligen Vierbeinern gehe, habe er sich im Unterricht erheblich verbessert. „In der Klasse mussten wir mal etwas vorlesen. Da hab‘ ich gemerkt, dass ich nicht mehr so aufgeregt bin. Ich konnte lauter und genauer lesen“, sagt der Schüler stolz. Mutter Nicole sieht ebenfalls erstaunliche Fortschritte bei seinen Lesefähigkeiten: „Mika hat jetzt nur noch eine Rechtschreib- und keine Leseschwäche mehr.“ Sie habe zudem festgestellt, dass er nach den Tierheimbesuchen besonders ausgeglichen und zufrieden sei.
Zum Schluss möchte Mika kurz zu Bastet, die einen Raum weiter residiert, um zu schauen, ob es ihr gut geht. Auch ihr hat er neulich schon vorgelesen. Insgeheim hätte er gern selbst eine Katze, aber „da ich in einer Stadtwohnung ohne Garten lebe, geht das leider nicht“. Dagmar Joppich ist dankbar und froh über die wertvollen Erfahrungen, die ihre Lesekinder mit den Tieren machen können. „Hautnah darf ich miterleben, wie sehr sie mit jedem Treffen an Selbstvertrauen, Selbstsicherheit und Sozialkompetenz dazugewinnen. Das finde ich klasse und es lohnt jeden Einsatz.“ Mika wirft Yuki und Milky einen letzten Blick zu und meint beim Abschied: „Das hat mir heute total Spaß gemacht. Ich freu‘ mich schon aufs nächste Mal.“
In Albersdorf beginnt die Zeitreise in die Steinzeit künftig im neuen Steinzeithaus, am Eingang des Steinzeitparks Dithmarschen. Vergangene Woche Freitag fand die feierliche Eröffnung des neuen Gebäudekomplexes statt. Mit der neuen Ausstellung zur Archäologie und Umweltgeschichte der Steinzeit in Dithmarschen und Schleswig-Holstein, visuell, medial und technisch modern aufbereitet, wird der Rundgang zu einem Erlebnis.
Bereits die Architektur des Gebäudes macht neugierig. Als ein moosbedeckter Flintstein konzipiert, greift es Elemente der im Freigelände stehenden steinzeitlichen Häuser auf und schafft somit auch baulich eine Verbindung zu dem Park und dem Thema „Steinzeit“.
Die Reise in die Steinzeit beginnt künftig im Steinzeithaus
„Mit dem Steinzeithaus und der neu konzipierten Ausstellung gehen für uns ein lang gehegter Plan sowie ein Herzensprojekt in Erfüllung“, erklärte Museumsleiter Dr. Rüdiger Kelm dann auch in seiner Ansprache an die zahlreich erschienenen Gäste aus Politik, Kultur und Öffentlichkeit sowie an alle an der Verwirklichung des Projekts Beteiligten. Kelm ist Geschäftsführer der Aöza gGmbH (Archäologisch Ökologisches Zentrum Albersdorf), die künftig als Betreiber des Museums fungiert. Das Steinzeithaus mit pädagogischen Räumen und „Steinzeitlabor“ sowie einem Multifunktionsraum diene künftig als Eingangs- und Begrüßungsort in den Park, aber auch als Service-, Verwaltungs- und vor allem als Ausstellungsgebäude. Die steinzeitlichen Funde und Objekte, ergänzt um visuelle und interaktive Elemente, sollen den Besuchern auf anschauliche Weise einen Einblick in die verschiedenen Epochen der Steinzeit sowohl in der Region als auch in ganz Schleswig-Holstein vermitteln.
Mit Modellen wie diesen soll falschen Vorstellungen vom Steinzeitleben begegnet werden.
Das Leitthema sei dabei die Wechselwirkung zwischen Mensch und Umwelt, die sich über die jeweils sehr unterschiedlichen Klimaverhältnisse und Vegetationsformen in den Epochen erzählen lasse. Zeitreisende können sich anhand der Modelle, der ausgestellten, viele Tausend Jahre alten Fundstücke sowie an den interaktiven Stationen über neueste Forschungsergbnisse informieren und das Leben der Steinzeitmenschen kennenlernen. Die Bandbreite reiche von den ältesten Spuren der Neandertaler in Norddeutschland, Funden von Rentierjägern am Ende der Eiszeit über Waffen- und Werkzeuge der Jäger, Sammler und Fischer bis hin zu Siedlungs- und Grabfunden der ersten Ackerbauer und Viehzüchter. Durch den Neubau sei jetzt eine Ganzjahresöffnung möglich.
So ein Museum sei auch für einen Architekten kein alltäglicher Bau „und war somit für uns eine besondere Herausforderung, bei der wir uns sehr gefreut haben, das machen zu dürfen“, so Architekt Hauke Mengel vom Büro Hansen & Mengel in Rendsburg. „Das Aöza ist kein Steinzeit-Fantasieland, sondern ein wissenschaftlich tragendes Projekt. Entsprechend muss die Architektur diesem Anspruch gerecht werden“, so Mengel.
Die Bauweise des Gebäudes sei an einen Flintstein angelehnt, wie man ihn aus der Steinzeit kenne, das Gründach markiere das Moos, das den Stein bedecke, und habe natürlich in erster Linie nachhaltige und ökologische Funktionen. Wände, Böden und Fassaden seien stilistisch zurückhaltend und dem Leitthema entsprechend gröber gebaut worden. „Mit der jederzeit zugänglichen Freiterrasse, die einen Überblick über das gesamte Freigelände bietet, den Sichtbetonwänden und der großzügigen Verglasung sowie den schräg angebrachten Holzbalken an der Fassade und dem schwer anmutenden Dach mit dem langen Träger haben wir das Bauprinzip der im Park stehenden Häuser aufgegriffen. Damit dokumentieren wir, dass hier etwas zusammengewachsen ist und fortan eine Einheit bildet“, erläuterte der Architekt.
Die neu konzipierte Ausstellung ist multimedial aufgestellt und lädt zu einer Entdeckungstour durch die Epochen der Steinzeit ein.
Sein Dank galt allen an der Planung und Umsetzung des Projektes und am Bau Beteiligten, angefangen vom wissenschaftlichen Beirat mit Prof. Claus von Carnap Bornheim als Vorsitzendem, der Gemeinde Albersdorf als Bauherrin mit Bürgermeister Günther Abraham, dem Kreis Dithmarschen mit Kreispräsidentin Ute Borwieck-Dethlefs, dem Amt Mitteldithmarschen mit Amtsdirektor Stefan Oing, dem Land sowie seinen Büromitarbeitern, allen bauausführenden Firmen, Ingenieuren und Mitarbeitern des Museums und Steinzeitparks. „Es war von Anfang an ein Projekt, das alle mitgetragen haben, nur so konnte es gelingen“, so Mengel. Und nur so konnten auch die vorgegebene Bauzeit von 23 Monaten mit Fertigstellung Ende 2022 und der finanzielle Rahmen eingehalten werden, was eine weitere Besonderheit des Steinzeithauses ist: Veranschlagt war das Projekt mit 4,35 Mio. €, davon kamen rund 2,3 Mio. € als Fördergelder vom Land, 1,3 Mio. € kamen vom Kreis, 800.000 € verbleiben bei der Gemeinde Albersdorf. „Wir haben mit Mehrkosten von rund 200.00 Euro gerechnet, aber nach aktuellen Berechnungen haben wir eine Punktlandung hingelegt, und das in Zeiten von corona- und kriegsbedingten Lieferengpässen, Mehrkosten bei Materialien und Fachkräftemangel“, so Bürgermeister Günther Abraham stolz. Seinen Amtsvorgängern Manfred Trube und Heribert Heinecke zollte er großen Dank und Respekt für deren Ideen zu Steinzeitpark und dem Gebäude, deren Beharrlichkeit beim Anschieben und Weiterentwickeln der Projekte und für das Werben bei Kreis, Amt und Land. „Für unsere Region ist es ein Leuchtturmprojekt“, so der Bürgermeister.
So wird Vergangenheit unterhaltsam und kurzweilig: Im DIY-Baumartkt der Altsteinzeit kann man sich seine Werkzeuge und Waffen selbst zusammenstellen.
„Das Steinzeithaus vervollständigt das Puzzle der historischen, musealen und prähistorischen Angebote in Schleswig-Holstein. Wir haben mit der slawischen Archäologie im Südosten des Landes und der wikingerzeitlichen Archäologie im Nordosten ein Gesamtkonzept, das nun hier an der Westküste mit diesem wunderbaren Baustein in Dithmarschen ergänzt wird. Ich denke, uns als Beirat ist es gelungen, verschiedene Aspekte von Archäologie, Ökologie, Landschaftsentwicklung und Tourismus zusammenzuführen und auch Kontakte herzustellen. Wir haben die sich uns bietenden Möglichkeiten gut genutzt“, erklärte Prof. Claus von Carnap-Bornheim.
Zwei Wermutstropfen seien dennoch vorhanden, so Bürgermeister Günther Abraham. Zum einen sei das die immer noch geschlossene Jugendherberge in Albersdorf: „Wenn wir mit dem Steinzeithaus und dem Park eine Bereicherung der Bildungslandschaft, Kultur und touristischen Infrastruktur darstellen wollen, dann bedarf es dringend einer Wiedereröffnung“, so Abraham. Des Weiteren dürfe die in unmittelbarer Nähe des Areals geplante Deponie niemals errichtet werden, so seine Forderung auch an den Minister für Wirtschaft, Verkehr, Arbeit, Technologie und Tourismus, Claus Ruhe Madsen (parteilos).
Dieser gab zu, bislang noch nichts vom Steinzeitpark gehört zu haben, was angesichts der vielen Einrichtungen im Land auch nachvollziehbar ist, „Sie kennen wahrscheinlich auch nicht jedes Museum in Dänemark.“ Er ist sich aber sicher, dass er mit dem neuen Haus weitere Bekanntheit erlangen werde und die Besucher nur so dort hinströmen würden. „Dafür sind Sie jetzt allein verantwortlich“, richtete er sich mit einem Augenzwinkern an Dr. Rüdiger Kelm und schloss mit ihm sogleich eine Wette zu den künftigen Besucherzahlen ab. „Wenn Sie gewinnen, bringe ich einen Steinzeitkuchen mit, wenn ich gewinne, bringe ich Hunger mit“, so Madsen.
Alle Informationen zum Museum und dem Park gibt es unter steinzeitpark-dithmarschen.de
Feierliche Eröffnung des Steinzeithauses im Archäologischen Ökologischen Zentrum Alberdorf, natürlich mit Flintsteinmessern und nicht mit Scheren. Fotos: Iris JaegerSymbolische Schlüsselübergabe an Museumsleiter Dr. Rüdiger Kelm (li.) zur Eröffnung des AÖZA-Steinzeithauses Die Stationen laden zum Mitmachen, Hören, Sehen, Ausprobieren und Entdecken ein. So wird Geschichte lebendig. Waffen und Werkzeuge zeugen vom Können und Einfallsreichtum der Menschen in der Steinzeit. Funde aus der frühen BronzezeitBotschaften auf Steinzeit-Art. Steinzeitliche Funde aus der Region und dem ganzen Land.Der Rundgang durch das Museum und den Steinzeitpark endet in dem begehbaren Grabhügel.
Der Sojabohnenkurs liegt nah am Höchstniveau und Sojaschrot kostet auch fast so viel wie nie zuvor, dabei wird in diesem Jahr die vermutlich größte Sojabohnenernte aller Zeiten eingefahren. In Südamerika werden die Bohnen derzeit geerntet, das beeinflusst die Terminkurse für Getreide und Ölsaaten. Brasilien, Argentinien und Paraguay ernten und exportieren relevante Mengen an Sojabohnen und später auch Mais, vor allem aber ist die Situation in Brasilien interessant. Das Land wartet seit Jahren mit explosiven Flächensteigerungen auf und prognostiziert auch in diesem Jahr eine enorme Steigerung der Sojaerntemenge. Die Anbaufläche übersteigt allein die Landesgröße Deutschlands um fast 8 Mio. ha. Dabei ist die Sojabohnenernte natürlich ein Produkt der Landwirtschaft, aber die steile Erntesteigerung ist vor allem ein Produkt der Politik. Will man das?
Agrarpolitik in Brasilien
Der neue Präsident Lula da Silva ist seit Jahresbeginn im Amt und beerbt damit seinen Vorgänger Jair Bolsonaro. Der Ex-Präsident polarisierte mit seiner Politik, versuchte er doch einen Putsch in Trump-Manier zur Verhinderung der Machtübernahme. Der Agrarsektor macht gut ein Viertel des Bruttoinlandsproduktes aus und besitzt großen Einfluss auf die Politik, das ist kein Geheimnis. Die Agrarbranche zählte zu den wichtigsten Unterstützern Bolsonaros, darunter die weltgrößten Sojaproduzenten. Die Flächenausweitung zum Sojaanbau in Brasilien betrug während Bolsonaros Amtszeit jährlich im Schnitt 2 Mio. ha, in den fünf Jahren davor war es halb so viel gewesen. Und das Geschäft mit den Sojabohnen brummt. In diesem Jahr werden der weltweite Bedarf an Sojabohnen und die weltweite Produktion historische Höchstwerte erreichen. Dabei sind Brasilien und die USA die größten Produzenten und Brasilien ist der größte Exporteur der Welt. Als mit Abstand wichtigster Importeur gilt China. Als zweitgrößter Importeur, mit „nur“ 13 % des enormen chinesischen Kaufvolumens, gilt die EU. Hier ist die Schrotnutzung zur Tierfütterung der zentrale Markttreiber. In geringem Umfang findet auch Sojaöl Verwendung in Lebensmitteln, Tierfutter, Industrie und Biodiesel.
Waldrodungen für Soja
Direkt verbunden mit dem Thema Sojaimporte ist im gesellschaftlichen Diskurs die Regenwaldabholzung in den Herkunftsländern. Die EU-Kommission hat im Dezember diesbezüglich eine weitere Verordnung auf den Weg gebracht. Ab voraussichtlich Mitte 2023 darf in der EU nur noch Soja (und fünf andere Produkte) verkauft werden, welches „entwaldungsfrei“ produziert wurde – zumindest was die Entwaldung nach dem „Cut-off-Datum“ 31. Dezember 2020 angeht. Die Kontrolle dessen soll über eine Geodatenkennung der Anbauflächen erfolgen und mithilfe von Datentransfer durch die Mitgliedstaaten in den Importunternehmen überprüft werden. Hiesige Landhändler sehen die Wirksamkeit der Verordnung als gering an, zumal der Anteil an „unerwünschter“ Ware in Relation zum Gesamtaufkommen minimal ist. Zumindest aber erfüllen sich damit gleichzeitig die Anforderungen von im QS-System gehaltenen Tieren. Das nach der EU-Verordnung letzte „erlaubte“ Jahr 2020 weist in Brasilien passenderweise mit 2,6 Mio. ha das Maximum der Anbauflächensteigerung auf. Im Gegensatz zu dem globalen Trend zeigt sich in der EU seit 2019 ein leicht sinkender Sojaverbrauch. Da sind zum einen die gesellschaftlichen Anforderungen an eine „saubere Herkunft“ von Importen und deshalb zunehmend auch die gesetzlichen Vorgaben. Zum anderen befindet sich der Leguminosenanbau in Europa wieder auf dem aufsteigenden Ast und trägt zur Deckung des Eiweißbedarfes bei. Mit Blick auf den globalen Sojamarkt macht eine europäische Zurückhaltung nur einen geringen Unterschied. Das Ziel der EU-Verordnung, die europäische Mitschuld an Regenwaldrodungen zu minimieren, hilft dem Regenwald wohl wenig. So kauft China in diesem Jahr erstmals mehr Soja aus Brasilien als aus den USA. Letzten Endes ist Sojaschrot die effizienteste Eiweißkomponente, aber bei 600 €/t kann man sich schon einmal fragen, ob das die ganze Geschichte wert ist.
In Berlin und in Mecklenburg-Vorpommern war am Mittwoch ein gesetzlicher Feiertag. Jedes Jahr am 8. März wird der Internationale Frauentag begangen. Was gibt es da zu feiern? Erst einen Tag zuvor, am 7. März, war in diesem Jahr Equal Pay Day, der Tag, bis zu dem Frauen seit Jahresbeginn rechnerisch im Durchschnitt ohne Bezahlung gearbeitet haben und von dem an sie jetzt bis zum Jahresende gleich viel verdienen würden wie ihre männlichen Kollegen. Dabei geht es symbolisch um die Lohnlücke zwischen Männern und Frauen.
Im Jahr 2009 lag der Equal Pay Day noch am 20. März. Es hat sich also ein ganz klein wenig bewegt. Aber es müsste in vielen Bereichen noch viel mehr sein. Die Frauenbewegung begeht den Internationalen Frauentag bereits seit 112 Jahren. Als Begründerin gilt die Sozialistin Clara Zetkin. Auf ihre Anregung hin versammelten sich im März 1911 Frauen in Deutschland, Dänemark, Österreich, Schweden und der Schweiz. Sie kämpften für das Frauenwahlrecht, forderten politische Mitbestimmung, gleichen Lohn wie ihre männlichen Kollegen sowie um mehr Arbeits- und Gesundheitsschutz.
Der Frauentag wurde in seiner Geschichte geliebt, belächelt, benutzt und vergessen. Während der Nazi-Diktatur war er verboten, stattdessen wurde der Muttertag benutzt, um die Ideale der „arischen Frau“ zu propagieren. In der DDR ließ die Staatspartei SED den Tag mit Pomp feiern. In Westdeutschland wurde die Tradition erst von der 68er Generation wiederentdeckt. Am 8. März 1977 wurde der Internationale Frauentag von den Vereinten Nationen (UN) offiziell zum Feiertag erklärt. Heute geht es um Themen wie Gleichstellung im Arbeitsleben, Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie Gewalt gegen Frauen.
Frauentag ist selbstverständlich auch in der Landwirtschaft ein Thema und zwar jeden Tag. Die Frauen sind nicht nur der Kitt, sondern das Rückgrat aller Aktivitäten zwischen Hof, Stall, Familie, Schule, Kindergarten, Altenteiler, Pflege, Büroorganisation, Ämtern und allem, was zusammenhält. Es hat lange gedauert, bis die Frauen in der Landwirtschaft in den politischen Gremien der Entscheider angekommen sind. Am 10. Mai 2022 wurde der Fachausschuss „Unternehmerinnen in der Landwirtschaft“ vom Deutschen Bauernverband (DBV) eingesetzt. Da bestand der DBV seit fast 75 Jahren. Beim Bauerntag im Juni 2022 wurde die Satzungsänderung beschlossen, die den schnellsten Weg frei machte für eine Frau im Präsidium.
Das ist ein positives Startsignal für die Frauen in der Landwirtschaft, auch in den berufsständischen Gremien sichtbarer und lauter zu werden. Mittlerweile zeigt sich auch beim Bauernverband auf der regionalen Ebene Bewegung. Es gehen mehr landwirtschaftliche Unternehmerinnen auch im Landesverband und in den Kreisverbänden gemeinsam nach vorne. Das zeigen neu gegründete Unternehmerinnenausschüsse und das Unternehmerinnen-Netzwerk in Schleswig-Holstein. Sie repräsentierten die wachsende Zahl der Frauen in der Landwirtschaft. In Schleswig-Holstein werden 12 % der Betriebe von Frauen geleitet, an der Spitze der Kreis Plön mit 15 %. Über 20 % der Auszubildenden in landwirtschaftlichen Berufen sind weiblich, rund 50 % der Studierenden.
Es ist also Zeit, dass die Frauen auch in den Entscheidungsgremien ihre Plätze einnehmen. Auf dem Hof ist schließlich schon jetzt jeder Tag Bäuerinnentag.