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Genaue Standortplanung ist essenziell

Langfristig sollten bei der Umsetzung der Energiewende die Erneuerbaren Wärmeenergien in den Fokus rücken – jedenfalls aus Sicht der Organisatoren des Seminars „Flächenkonkurrenz bei der Energiewende: Solarwärmenutzung braucht eine Planung des zukünftigen Flächenbedarfs“, das am Donnerstag voriger Woche im Bildungszentrum für Natur, Umwelt und ländliche Räume (BNUR) in Flintbek angeboten wurde. Deutlich wurde in den Fachvorträgen eine breite Vielfalt an Lösungsansätzen für solarthermische Großanlagen. Allerdings gibt es aus planerischer Sicht Konfliktpotenziale, die eine genaue Standortplanung notwendig machen.

Die Organisatoren Jörg Wortmann aus Kiel, Unternehmer für Ingenieurberatungen zu Energie und Klimaschutz, und Bernhard Weyres-Borchert, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Sonnenenergie, stellten zum Seminarauftakt die Rahmenbedingungen sowie die Potenziale und Einsatzbereiche einer solarthermischen Wärmewende vor. Das Konzept der Solarthermie gibt es seit den 1970er Jahren. Es sei technisch ausgereift, robust und langlebig, erläuterte Weyres-Borchert vor rund einem Dutzend Zuhörern. Die Speicherung von Wärme ist vergleichsweise preiswert, die Wärmegestehungskosten beziffert der Diplom-Meteorologe auf weniger als 50 €/MWh. Neben der hohen Grundlastfähigkeit seien solarthermische Anlagen kombinierbar mit anderen Wärmeerzeugern – und zudem zu 100 % recyclingfähig.

Dr. Götz Warnke Foto: Sven Tietgen

Anlagenausbau hinkt Solarenergie hinterher

Der Ausbau solarthermischer Anlagen hinkt allerdings dem Photovoltaikboom deutlich hinterher. Während Solaranlagen mittlerweile 42 % der Stromproduktion in Deutschland ausmachen, dümpelt die Solarthermie bei einem Anteil um 16 %. „Da ist noch viel Luft nach oben. Beim Thema Erneuerbare Energien geht es sehr oft um Solarstrom, da ist eine Schieflage entstanden“, führte Weyres-Borchert weiter aus.

Bernhard Weyres-Borchert Foto: Sven Tietgen

Für einen verstärkten Einsatz der Solarthermie spreche auch die hohe Effizienz. Je nach Kollektortyp sind etwa beim Trinkwarmwasser Erträge bis zu 450 kWh/m² Kollektorfläche und Jahr möglich. Deutlich steigern lassen sich diese Werte durch Kombination mit Wärmepumpen, Eis- oder Erdspeichern sowie Niedertemperaturanwendungen, etwa in kalten Nahwärmenetzen. Wortmann sprach von einer „Riesenherausforderung“ beim Ausbau der Solarthermie – räumte aber auch freimütig die Vorteile der Photovoltaik ein. „Mit Sonnenstrom kann man alles machen, mit solarthermischer Energie kann man allerdings keinen PC antreiben“, so der Diplom-Ingenieur.

Spannende Konzepte präsentierten Vertreter zweier Fachfirmen. Die Ingenieurgesellschaft get­2energy aus Kiel konzipiert solarthermische Anlagen, stellt aber auch Heizpellets aus Grasschnitt und Grünabfall her. Die damit betriebenen Liegenschaften mit einem Heizbedarf ab 300 kW erhalten auch Fördermittel für die Nutzung Erneuerbarer Energien von verschiedenen Trägern. Großflächige Solarthermieanlagen weltweit baut die Firma Savosolar. Ihre Flachkollektoranlagen amortisierten sich energetisch bereits nach weniger als einem Jahr, die Lebensdauer gibt das Unternehmen mit mehr als 25 Jahren an. Eine Flächenkonkurrenz müsse es nicht geben: Nutzbar wären nach Angaben von Savosolar beispielsweise Industriebrachen, Klärbecken von Abwasseranlagen oder auch eine Überbauung kontaminierter Böden.

Jörg Wortmann Foto: Sven Tietgen

Dass auch ungewöhnliche Areale für solarthermische Großanlagen infrage kommen, machte der Journalist und Verleger Dr. Götz Warnke in seinem Vortrag deutlich. So gibt es Überlegungen, den sogenannten Rissener Canyon zu überbauen. Dabei handelt es sich um eine vierspurige Straße mit einer eingleisigen S-Bahn-Strecke, die schnurgerade durch Hamburg-Rissen verläuft. Zudem könnten Solarthermieanlagen vertikal etwa an Zäunen installiert werden. Warnke hob weiterhin die Doppelnutzungen wie Agroforst- oder Agrisolarsysteme hervor: „Agroforst-Nutzungen wurden bereits im Jahr 1929 erstmals diskutiert“, berichtete er. Zudem profitieren Nutzpflanzen teilweise mehrfach von aufgeständerten Solaranlagen. Heidelbeeren etwa lieben den Schatten, zudem schützen Solardächer die empfindlichen Obstkulturen vor Hagelschlag.

Eine einfachere Bauleitplanung für großflächige Solarthermie- oder Solarparks gibt es aktuell nur in bestimmten Gebieten. So gelten viele Flächen entlang von Autobahnen und Schienenwegen bis zu einer Tiefe von 200 m als privilegiert. Ansonsten sind für diese Vorhaben nach den Worten von Camilla Grätsch vom Planungsbüro GR Zwo Bebauungspläne erforderlich, auch Flächennutzungspläne müssten geändert werden – Solaranlagen gelten dort dann als Sondergebiete. „Unter einem Jahr Planungsdauer ist man nicht dabei, dann sollte auch der fertige Projektplan vorliegen“, erklärte die Planerin aus Flensburg.

Camilla Grätsch Foto: Sven Tietgen

Belange abwägen – Konflikten vorbeugen

Es kann außerdem zu Nutzungskonflikten kommen, mit Naturschutzarealen ebenso wie mit Ackerbauflächen. Viele Belange müssten geprüft und abgewogen werden, der Landesentwicklungsplan für Solaranlagen fordert unter anderem eine räumliche Nähe zu Verbrauchern, zudem sollen „längere bandartige Strukturen“ vermieden werden. Tabu sind Naturschutz- und Waldgebiete, Überschwemmungs- und Siedlungsflächen. Konfliktpotenzial haben naturschutzfachlich hochwertige Böden wie Wertgrünland oder alte Ackerbrachen sowie landwirtschaftlich genutzte Areale. Grätsch fasste zusammen: „Je höher die Ertragsfähigkeit der Böden ist, desto stärker werden diese Flächen gewichtet.“

Schweinehalter rüsten deutlich ab

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Die jetzt veröffentlichten Viehzählungsergebnisse für Dezember 2022 zeigen, dass der Schweinebestand in der EU um rund 6 % gegenüber dem Vorjahr abgebaut wurde. Das Statistik­büro der Europäischen Union spricht von der kleinsten Schweineherde in diesem Jahrhundert. Deutschland und Dänemark verlieren überdurchschnittlich stark. Weniger Sauen in der EU werden zu einem fortgesetzt knappen Lebend­angebot führen.

Die Schweinebestände in der EU sind Ende 2022 auf den tiefsten Stand seit mehr als zwei Jahrzehnten gesunken. Dies bestätigen die jetzt veröffentlichten Viehzählungsergebnisse des Statistischen Amtes der Europäischen Union (Eurostat). Bei den teilweise noch vorläufigen Daten fehlen nur die Angaben für Malta; die Ergebnisse für Italien sind aufgrund einer neuen Erhebungsmethodik nicht mit den Vorjahren zu vergleichen. In den verbleibenden 25 Mitgliedstaaten wurden im Dezember 2022 noch 125,5 Millionen Schweine gehalten; das waren 7,68 Millionen oder 5,8 % weniger als zwölf Monate zuvor. Solch einen starken Rückgang hat es in diesem Jahrhundert noch nicht gegeben. In absoluten Zahlen haben die deutschen Schweinehalter ihre Bestände am deutlichsten abgestockt, und zwar um 2,43 Millionen Tiere oder 10,2 % auf 21,33 Millionen Stück. Jeweils gut ein Zehntel weniger Schweine wurden im Vorjahresvergleich auch in Dänemark, Tschechien und Litauen gehalten. Für Bulgarien wird sogar ein Bestandsminus von 26,4 % auf 511.560 Schweine gemeldet.

Spanien baute ab

Die wirtschaftlichen Einbußen der Schweinehalter durch die höheren Produktionskosten machten sich auch bei Europas Schweineprimus Spanien bemerkbar. Erstmals seit 2011 nahm der Bestand dort wieder ab, und zwar um 1,1 % auf 34,08 Millionen Tiere. Auch aufgrund von Tiergesundheitsproblemen im Sauenbestand wurden im vergangenen Jahr 2,5 % weniger Schweine in Spanien geschlachtet als 2021. Etwa im Bereich des EU-Durchschnittes wurden die Schweineherden gegenüber der Vorjahreserhebung in Belgien, Frankreich, Österreich, Rumänien und Polen um 4,8 % bis 6 % verkleinert. Nur moderat nahm der Bestand in den Niederlanden mit 1,5 % auf 10,71 Millionen Schweine ab. Für Italien wurde ein Zuwachs von 3,9 % auf 8,74 Millionen Tiere ausgewiesen, doch lag dies an der dort geänderten statistischen Erfassung. Schweden war das einzige Land mit einem tatsächlich größeren Schweinebestand als im Dezember 2021; dieser legte um 3,2 % auf 1,42 Millionen Tiere zu.

Weniger Sauen

Aufgrund des gesunkenen Lebendangebotes sind die Schlachtschweinepreise in der EU im Februar auf Rekordhöhen gestiegen. Die Viehzählungsergebnisse legen den Schluss nahe, dass Schlachttiere weiter knapp bleiben werden. Der Sauenbestand in den 25 Mitgliedstaaten ist nämlich im Vergleich zu Dezember 2021 um 642.800 beziehungsweise 6,2 % auf 9,69 Millionen Tiere gesunken. Teilweise wurden dabei regelrechte Einbrüche in der Haltung von Zuchtsauen an Eurostat gemeldet. In den kleineren Erzeugungsländern Bulgarien, Kroatien und Luxemburg verringerten sich die Herden jeweils um rund ein Fünftel. Bei den größeren Produzenten stockten die Halter in Polen, Dänemark und Deutschland ihre Bestände überdurchschnittlich ab, nämlich zwischen 9,4 % und 11,9 %. Vergleichsweise moderat fiel das Minus mit 2,4 % in den Niederlanden und mit 1,0 % in Spanien aus. Für Italien wurde mit der neuen Erfassungsmethodik ein kaum nachvollziehbarer Anstieg von 25,8 % auf 654.000 Sauen ausgewiesen. Dieser wurde im Gesamtergebnis der EU nicht berücksichtigt.

Geringere EU-Erzeugung

Aus vielen EU-Ländern wird aktuell ein Rückgang des Schlachtviehaufkommens von etwa 10 % oder sogar mehr im Vorjahresvergleich gemeldet. Aufgrund des deutlichen Rückgangs der Sauenbestände dürfte der Nachschub an Ferkeln für die Mast in den nächsten Monaten weiter geringer als im Vorjahr ausfallen. Im Dezember 2022 gab es laut Eurostat im Vorjahresvergleich 5,9 % weniger Ferkel bis 20 kg und 6,3 % weniger Läufer bis 50 kg in der EU. Analysten sehen die EU-Schweinefleischerzeugung im ersten Halbjahr 2023 gegenüber der Vorjahresperiode um mehr als 5 % abnehmen; in der zweiten Jahreshälfte könnte der Rückgang etwas gemäßigter ausfallen. age

Kirche kann Landwirtschaft unterstützen

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Als Landesbischöfin ist Kristina Kühnbaum-Schmidt die Vorsitzende der Kirchenleitung in der Nordkirche. Seit einem Jahr ist sie daneben die Sonderbeauftragte für Schöpfungsverantwortung der Evangelischen Kirche in Deutschland. Am Dienstag (7. März) kam sie einer Einladung von Bauernverbandspräsident Klaus-Peter Lucht nach und besuchte die Betriebe Burmester in Siebenbäumen und Grell in Duvensee, beide Kreis Herzogtum Lauenburg.

Trotz einer durchaus bäuerlichen Herkunft müsse sie sich die Landwirtschaft noch mehr erschließen, gab die Landesbischöfin aus Schwerin zu. Auf die bischöfliche Frage, was sich Schweinehalterin Inken Burmester sowie Milchviehhalter Knud Grell wünschten, antworteten beide: mehr Planungssicherheit und verlässliche Partner.

Dass damit auch die Kirche gemeint ist, machte Lucht deutlich. Die Landwirtschaft mache Gesellschaft und Politik Angebote – er nannte die Zukunftskommission Landwirtschaft und den Borchert-Plan –, diese müssten auch angenommen werden. Hier sieht Lucht Defizite in der Politik der Bundesregierung. Das politische Nichtumsetzen dieser Angebote führe dazu, dass die Betriebe nicht weiterkämen, und verursache die Unsicherheit unter Hofnachfolgern. Auch die Kirche könne diese Anliegen in die Gesellschaft tragen und ein Wohlwollen gegenüber der Landwirtschaft unterstützen.

Kühnbaum-Schmidt zeigte sich beindruckt von den Betrieben. Sie betonte, der Kirche sei sehr daran gelegen, die Landwirtschaft zu stärken. Dazu sei der Dreiklang von Ökonomie, Ökologie und sozialer Verantwortung wichtig. „Man muss von der Arbeit leben können“, machte sie deutlich.

Kirche könne ein wichtiger Gesprächspartner vor Ort sein, weil diese selbst im ländlichen Raum beheimatet sei. Eine Möglichkeit zur Zusammenarbeit sieht die Landesbischöfin in der Zukunftsgestaltung des ländlichen Raumes. Transparenz und Kommunikation seien wichtig, um die Gesellschaft mitzunehmen in der Entwicklung der modernen Landwirtschaft.

Mit Knud Grell (Mitte) im Melkstand: Bischöfin Kühnbaum-Schmidt (r.) zeigte sich beeindruckt von der modernen Landwirtschaft.

Weideprämie auch für Milchvieh

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Über die mögliche Einführung einer Weidetierprämie diskutierte am Mittwoch (8. März) der Umwelt- und Agrarausschuss des schleswig-holsteinischen Landtags. SSW, SPD und FDP wollen eine solche Prämie in der neuen EU-Förderperiode auch für die Haltung von Milchkühen, Mastrindern und Jungtieren verankern. Die Weidetierhaltung stärke die Biodiversität und den Artenschutz und leiste zudem einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz. Für diese Gemeinwohlleistungen erhalte die Landwirtschaft bisher keine finanzielle Honorierung. Insbesondere die kleineren und mittleren landwirtschaftlichen Betriebe, die kleinflächiges und strukturreiches Grünland bewirtschafteten, würden damit gestärkt.

Auch CDU und Grüne halten eine Weideprämie für sinnvoll. Angestrebt werden sollte die Realisierung – auch für Milchvieh – bei der Evaluierung und Überarbeitung der Eco-Schemes 2024. Alternativ sollte die Möglichkeit der Finanzierung aus den Mitteln der Zweiten Säule der Gemeinsamen Agrarpolitik geprüft werden. Die Einführung sollte zum nächstmöglichen Zeitpunkt, spätestens aber zur nächsten GAP-Förderperiode erfolgen. Zwischenzeitlich sollten bürokratische Hürden abgebaut werden. Es sei beispielsweise eine Vereinfachung der Meldepflichten zu prüfen. Weidewirtschaft bedeute einen nicht unerheblichen monetären und arbeitswirtschaftlichen Mehraufwand für die Betriebe. Diese Art der Bewirtschaftung sei zudem in einem erhöhten Maße landschaftsbildprägend und daher besonders zu fördern.

Einem entsprechenden Antrag von CDU und Grünen stimmte der Umwelt- und Agrarausschuss zu. Die Abgeordnete Rixa Kleinschmitt, die den Antrag für die CDU-Fraktion gezeichnet hatte, erklärte im Anschluss: „Jetzt schauen wir, wo und wie wir die Weideprämie am ehesten und schnellsten realisiert bekommen. Am besten wäre eine bundeseinheitliche Lösung.“

Worauf besonders achten?

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Der Anbau von Sommergetreide hat in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen, erfordert aber aufgrund schwieriger Frühjahrswitterungen Fingerspitzengefühl. Der Grundstein für ein Gelingen liegt bereits in der richtigen Strategie bei Boden­bearbeitung und Aussaat, aber auch das richtige Vorgehen bei der Düngung besitzt einen großen Stellenwert und muss je nach Art und​ Qualitätsziel entsprechend justiert werden.

Hinsichtlich ihrer Ansprüche an Boden und Düngung unterscheiden sich die verschiedenen Kulturen. Die höchsten Ansprüche, auch an die Saatzeit, stellt der Sommerweizen. Sommergerste ist hierbei deutlich flexibler und kann sowohl auf leichten als auch auf schwereren Standorten angebaut werden. Hafer belohnt bessere Bodengüten ab 40 Bodenpunkten und stellt hohe Anforderungen an eine gleichmäßige und ausreichende Wasserversorgung, kann aber durch sein starkes Wurzelsystem gut mit leichteren Böden umgehen. Dies ermöglicht neben der Erschließung von Wasserreserven auch eine sehr gute Nährstoffaneignung.

Düngebedarfsermittlung ist Pflicht

Die schriftliche Düngebedarfsermittlung (DBE) für Stickstoff und Phosphat nach Vorgabe der Düngeverordnung (DÜV) muss vor Beginn der ersten Düngemaßnahme vorliegen. Wichtig hierbei ist die korrekte Annahme des betrieblichen Durchschnittsertrages für die jeweilige Kultur, der sich unter schleswig-holsteinischen Bedingungen deutlich vom für Deutschland erhobenen Mittelwert unterscheiden kann.

Weil bei den kleinen Kulturen der Sommergetreide oftmals keine betriebseigenen Daten vorliegen, kann hier auf Daten aus den Landessortenversuchen in den jeweiligen Naturräumen zurückgegriffen werden. Für Flächen innerhalb der N-Kulisse ist für die DBE das Ertragsniveau der Jahre 2015 bis 2019 heranzuziehen. Informationen hierzu sind abzurufen unter: www.lksh.de/landwirtschaft/duengung

Für die Kulturen Sommerweizen, Sommergerste und Hafer sind absteigend nach ihrer Reihenfolge unterschiedliche N-Bedarfswerte bei den jeweiligen Ertragsniveaus definiert (siehe Tabelle). Unter Berücksichtigung der aktuellen Nmin-Werte beziehungsweise der Richtwerte des aktuellen Nitratmessdienstes, der Korrektur auf das betriebliche Ertragsniveau, der Anrechnung organischer Düngung aus dem Vorjahr, des Humusgehaltes und der Vorfrucht ergibt sich der aktuelle Düngebedarf der Kultur. Im Falle, dass es sich um eine Fläche innerhalb der N-Kulisse (Rotes Gebiet) handelt, ist hiervon ein verpflichtender Abschlag in Höhe von 20 % anzusetzen.

Zwischenfrüchte korrekt berücksichtigen

Da Winterzwischenfrüchte mittlerweile häufig vor Sommergetreide angebaut werden, muss hier laut DÜV (siehe Düngeverordung, Anlage 4, Tabelle 7) klar unterschieden werden. Für nichtleguminose Zwischenfrüchte, über Winter abgefroren, muss kein Abschlag angesetzt werden. Ist eine nichtleguminose Zwischenfrucht über Winter nicht abgefroren, muss ein Abschlag von 20 kg N/ha angesetzt werden. Wurde die Zwischenfrucht bereits im Herbst eingearbeitet, entfällt ein Abschlag.

Als Nichtleguminose definiert sich aktuell laut Landesrecht eine Mischung, deren Saat einen Anteil von weniger als 50 Gewichtsprozent Leguminosen aufweist. Sind mehr als 50 Gewichtsprozent der Zwischenfruchtmischung Leguminosen, muss auch eine abgefrorene Zwischenfrucht einen Abschlag von 10 kg N/ha erhalten. Bei einer nicht abgefrorenen leguminosen Zwischenfrucht, die im Frühjahr eingearbeitet wird, sind 40 kg N/ha als Abschlag anzusetzen.

Wurde eine leguminose Zwischenfrucht vor Winter eingearbeitet, entfällt auch hier ein Abschlag. Jedoch ist gerade dieses Vorgehen aus Sicht des N-Verlustrisikos und des Gewässerschutzes fraglich. Zielführend ist hingegen, Winterzwischenfruchtmischungen sicher zum Abfrieren zu bringen, da dies in der Regel auch zu einer früheren und flacheren Bodenbearbeitung im Frühjahr führen kann. Hier hat es sich bewährt, Zwischenfruchtbestände vor oder während Frostphasen mit einer Cambridgewalze oder Messerwalze zu bearbeiten, da die mechanisch verletzten Pflanzen dann sicherer ab­frieren.

Ist Gabenaufteilung notwendig?

Da Sommergetreide wesentlich schneller die ­Entwicklungsphasen durchläuft als Wintergetreide, wird grundsätzlich die Steuerung über die N-Düngung schwieriger. Außerdem ist in den vergangenen Jahren aufgefallen, dass die N-Verfügbarkeit nach der Düngung oftmals kritisch ist, wenn die Oberböden austrocknen und gleichzeitig die jungen Pflanzen noch kein so starkes Wurzelsystem ausgebildet haben. Daher empfiehlt es sich grundsätzlich, einen ausreichend hohen Teil der N-Dünger über eine frühe Gabe zur Saat (mindestens 50 bis 70 %, optimalerweise vor Saatbettbereitung, bei feuchten Bedingungen nach Saat) zu applizieren.

Wird mit stabilisierten N-Formen gearbeitet (Nitrifikationsinhibitoren), kann bereits die gesamte N-Menge früh appliziert werden. Dieses Vorgehen eignet sich für Sommergerste und Hafer. Lediglich bei Sommerweizen hat eine Gabenaufteilung Sinn, da hier üblicherweise größere N-Mengen gedüngt werden und das Produktionsziel Proteinkonzentration besteht. Dennoch ist es auch hier zielführend, früh rund zwei Drittel der Gesamt-N-Menge bereitzustellen (entspricht einem Zusammenlegen der ersten und zweiten Gabe) und zu EC 37/39 eine abschließende Qualitätsgabe durchzuführen.

Wird mit organischer Düngung (Gülle, Mist und Gärreste) gearbeitet, sollte dies nach Möglichkeit vor der Saat mit anschließender Einarbeitung geschehen. Allgemein können Sommerungen den Stickstoff aus organischen Düngegaben besser nutzen, da sie eine bessere Überschneidung mit der Hauptmineralisation als Wintergetreide aufweisen. Für eine gute N-Verwertung und Aufnahme des Stickstoffs ist es grundsätzlich nötig, zu Beginn 15 bis 25 kg S/ha zu düngen.

Eine weitere Besonderheit ist die Düngung zu Sommerbrau­gerste. Hier sollte keine Organik eingesetzt werden. Zudem ist für die meisten Standorte eine N-Menge von 80 bis 100 kg N/ha ausreichend, damit die geforderten Proteinkonzentrationen von 9,5 bis 11,5 % eingehalten werden. Daher bietet sich der Braugerstenanbau in Roten Gebieten an.

Grundnährstoffbedarf und Besonderheiten

Der Bedarf an Grundnährstoffen richtet sich in erster Linie nach der Kultur und deren Ertragsniveau, was wiederum den Entzug bestimmt. Bei standortangepassten pH-Werten des Bodens und mittlerer Nährstoffversorgung in Gehaltsklasse C für die jeweiligen Nährstoffe (Boden der Bodenartgruppe 2, Sl) werden für ein mittleres Ertragsniveau bei Sommergerste und Hafer (60 dt/ha) etwa 40 kg P2O5 , 110 kg K2O und 30 kg MgO zur Deckung des Bedarfs benötigt. Bei Sommerweizen mit einem Ertragsniveau von 70 dt/ha benötigt der Bestand rund 50 kg P2O5, 130 kg K2O und 35 kg Mg zur Deckung des Bedarfs. Dabei können die Nachlieferungen aus Vor- und Zwischenfrüchten abgezogen werden. Im Falle einer organischen Düngung können die Grundnährstoffe voll angerechnet werden und decken je nach Düngehöhe oft schon einen wesentlichen Teil des Bedarfes.

Zur Düngung mit Mikronährstoffen sollte grundsätzlich, aber insbesondere auf Standorten mit häufigem Auftreten von Mangelsymptomen (organische und puffige Böden) in der Phase des Bestockens bis Schossens über eine Blattspritzung die Versorgung mit Mangan, Kupfer und Zink abgesichert werden. Besonders Hafer zeigt hier oft Manganmangel. Zudem verträgt Hafer eine Kalkung zur Saat nicht gut, während Sommergersten bei niedrigen pH-Werten des Bodens positiv auf eine Kalkgabe reagieren.

Fazit

Sommergetreide unterscheidet sich zwar nur geringfügig von den jeweiligen Winterformen, muss aber im Vergleich in kurzer Zeit viel Entwicklung und Wachstum aufholen. Daher steht eine sichere Nährstoffbereitstellung für die Pflanzen unbedingt im Fokus.

„Jetzt nur keinen Stress!“

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Zum Thema Stressbewältigung hatte die KreisLandFrauen Schleswig-Flensburg, Kreisteil Schleswig, zum Wochenendseminar eingeladen. Die Kreisvorsitzende Sylke Messer-Radtke begrüßte 22 LandFrauen und Gäste (nur Frauen) in den Räumen der Akademie am Sankelmarker See.

„Jetzt nur keinen Stress – den Lasten des Alltags begegnen“ – Studienleiter Klaus-Uwe Nommensen hatte fünf Referentinnen aus den Bereichen Psychologie, Resilienz, Ernährung, Entspannen durch Atmen und Yoga eingeladen. Was ist Stress, und wie wirkt er sich auf den Menschen aus? Was sollte ich essen? Was bedeutet die richtige Atmung für mich? Wie kann ich mit Bewegung Entspannung erreichen? Diese Aspekte wurde beleuchtet und zum Teil mit praktischen Übungen, zum Beispiel beim Atmen und Yoga, unterlegt.

„Eigentlich hat man das alles schon mal gehört“, sagte Meike Andersen, LandFrau und Landwirtin aus Dörpstedt. Ein solches Seminar helfe, sich dieses Wissen bewusst zu machen und in sich hineinzuhorchen, auf sich selbst zu achten. Bewusst atmen – es sei ihr nicht klar gewesen, wie gut das tue. „Die Übungen kann ich gut im Alltag einbauen, beim Kochen oder bei der Arbeit draußen, eigentlich ganz einfach“, findet Meike Andersen, und weiter: „Man sollte viel öfter solche Seminare besuchen. Sie sind kein Allheilmittel, aber sie helfen bei Stress, wenn man sich die Grundlagen immer wieder vor Augen führt und es so schafft, nicht in alte Muster zurückzufallen.“

„Wir sind Meister darin, uns selbst immer hintanzustellen“, hatte Referentin Carola Hellwig den LandFrauen vor Augen geführt. Und: „Lachen ist eine Kraftquelle!“ Wir seien immer viel zu streng mit uns selbst. Alles müsse immer perfekt sein, dabei gehöre es zum Leben, auch mal zu scheitern, um dann im nächsten Anlauf erfolgreich zu sein, sagte Hellwig.

Bei den Frauen kam dieses Seminar gut an. Beim abendlichen gemütlichen Beisammensein und in den Pausen wurde das Gehörte und Erlebte besprochen und vertieft. Sich gegenseitig zuhören und achten, sich selbst wahrnehmen und sein soziales Netzwerk nutzen – das alles ist wichtig im Alltag! 

Aus der Kuh kommt kein Kakao

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Gerade in der heutigen Zeit findet es die Landjugend wichtig zu wissen, wo die Lebensmittel herkommen und wie sie produziert werden. Nicht jedes Kind hat das Glück, auf einem Hof aufzuwachsen oder einen Hof in der Nähe zu haben. Ein neues Projekt der Landjugend Elsdorf und Umgebung will deshalb Kindern die Landwirtschaft näherbringen.

Im Kindergarten auf dem Hof der Familie Smith-Sievers in Elsdorf-Westermühlen sind einige der Erzieherinnen selbst Mitglied der Landjugend. Als wir ihnen von der Idee erzählten, waren sie spontan dafür. Die Landjugend stellte Kontakt zu dem Hof der Familie Smith-Sievers her und übernahm nach Absprache mit der Familie die Planung und den Ablauf. Im Vorwege wurde das Thema durch die Erzieherinnen mit den Kindern anhand von Bilderbüchern thematisiert. Sie fragten sich zum Beispiel, wo aus der Kuh der Kakao komme.

Am betreffenden Tag liefen die 20 Kinder im Alter von zwei bis sechs Jahren mit ihren vier Erzieherinnen 2 km zu dem Hof der Familie Smith-Sievers, was etwa 45 min dauerte. Bei der Ankunft frühstückten die Kinder auf den Strohballen und spielten dort, was für sie ein Highlight war.

Als der „Juniorchef“ Wayne (der Landwirtssohn) dann die Frage stellte: „Wollen wir Kühe gucken?“, strömten die Kinder sofort in die Ställe. Sie „muhten“ die Kühe an, darauf folgte natürlich eine neugierige Antwort von diesen – und die Kinder bekamen viel Respekt vor den großen Tieren.

Der Hofrundgang begann bei den vor drei Jahren angeschafften Melkrobotern. Dort konnten die Kinder das Saubermachen der Zitzen mit automatischen Bürsten und das Ansetzen der Melkmaschine an die Zitzen einer „Kakaokuh“ (einer Schwarzbunten) beobachten. Die Kinder fragten viel: „Was ist dies? Und wofür ist das?“ Wayne erklärte, wofür die Bürste gut ist, und erzählte, wie das früher im Melkstand gemacht wurde. Die Kinder wollten auch wissen, wozu das Display am Roboter diene und was dieses anzeige. Wayne erklärte, dass man darauf sehen könne, welche Kuh sich grade im Melkroboter befinde und wie viel Milch zu erwarten sei. Beim Abnehmen der Zitzenbecher konnten die Kinder beobachten, wie sich die Farbe des Displays änderte.

Die nächste Frage war: „Wo kommt die Milch hin?“ Der Landwirtssohn zeigte den Verlauf der Milch durch die durchsichtigen Schläuche bis in den Glassammelbehälter, und die Kinder konnten erkennen, dass dort nicht etwa der fertige Kakao landet, sondern die weiße Milch. Von den Melkrobotern ging es dann zum Milchtank. Alle hatten die Möglichkeit, dort hineinzugucken.

Die Kinder trauten sich, die Kühe zu streicheln – allerdings mit Respekt.  Foto: Anneke Früchtenicht

Die Kinder trauten sich und streichelten im Anschluss die Kühe und Kälber. Sie waren fasziniert von den großen Tieren und deren langen Zungen. „Diese Kuh hat Flecken, die nennen wir Flecky“, sagte eines. Die Kinder waren voller Freude bei den Tieren, ihre Augen strahlten, und sie lernten, Respekt vor den Tieren zu haben.

Nach dem Hofrundgang sammelten sich alle wieder bei den Strohballen, sie spielten dort und hatten Spaß. Zum Abschluss gab es Kakao und Pizzabrötchen. Schließlich liefen sie gemeinsam zurück zum Kindergarten. Eine der Erzieherinnen berichtete später, dass die Kinder völlig k.o. gewesen seien, aber glücklich über einen schönen Tag.

Es folgten zwei weitere Termine mit dem Kindergarten und der Krippe in Elsdorf-Westermühlen.Wir Landjugendlichen ziehen daraus viel Positives und befinden uns bereits in Kontakt mit dem nächsten Kindergarten.

„Wir haben nichts zu verbergen“

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Der Schlachthofskandal in Flintbek hat die Branche und die Öffentlichkeit schockiert. Um künftigen Missständen vorzubeugen, aber auch um korrekte Schlachtereien zu schützen, hat der Kreis Rendsburg-Eckernförde die Betriebe in seiner Zuständigkeit aufgefordert, Videoanlagen zu installieren, um dem Veterinäramt lückenlose Kontrollen zu ­ermöglichen – zunächst auf ­freiwilliger Basis. Alle vier ­Betriebe im Kreis beteiligen sich an dem Pilotprojekt.

Seit einem Monat läuft die Videokamera in der Landschlachterei Neidhardt in Holtsee. Norbert Neidhardt findet das Projekt gut. „Wir haben nichts zu verbergen“, sagt er, „wir haben uns auch vorher bemüht, den Tieren so wenig Leid wie möglich zuzufügen, und fühlen uns durch die Kamera nicht bedrängt.“

Die Schlachterei ist ein Familienbetrieb in dem kleinen Ort am Rand der Hüttener Berge, gegründet 1971 und dann 2005 am jetzigen Standort zusammengefasst. Geschlachtet werden im Jahr etwa 500 Rinder, 1.100 bis 1.200 Schweine, 2.000 bis 3.000 Schafe. Drei Generationen arbeiten mit – auch noch der rührige 82-jährige Hans-Jürgen Neidhardt, der beim Besuch des Reporters gut gelaunt Scherze macht. Alle Mitarbeitenden waren mit der Installation der Kameras einverstanden.

Etwas später: Das zweite Schwein zeigt sich ungerührt von dem Schlachtvorgang an seinem Artgenossen. 

Nur lebendes Tier gefilmt

Norbert Neidhart zeigt die Aufnahme einer Schlachtung am Tag zuvor, die er selbst durchgeführt hat. Zwei Schweine sind zu sehen, sie laufen ruhig umher. Mit der Elektrozange betäubt Neidhardt eines der Schweine, es fällt, wird von ihm aufgehängt und entblutet. Das andere Schwein lässt sich sichtlich davon nicht stören, verhält sich, als wäre nichts geschehen.

Gefilmt wird nur während des Auftriebs der Tiere und während der Tötung, denn nur der Umgang mit den lebenden Tieren betrifft den Tierschutz. Auch wenn die Kamera nicht rund um die Uhr läuft, würde das Löschen einer unvorteilhaften Aufnahme bemerkt, denn die Tiere sind dokumentiert. Eine Kuh kann nicht einfach verschwinden.

„Die Veterinäre schauen, ob die Tiere Auffälligkeiten zeigen, ob sie normal laufen, ob sie gezerrt oder gar geschlagen werden und natürlich ob die Betäubung und Tötung sauber verlaufen“, erklärt der Betriebsleiter. Die Aufnahmen werden aufbewahrt bis zur nächsten Veterinärkontrolle, maximal bis zu einem Jahr. So lange läuft das Pilotprojekt.

„Wir müssen liefern“

In Holtsee bestand der Vorteil, dass bereits eine Videoanlage zur Diebstahlsicherheit. für den Außenbereich und für verschiedene Räume in Betrieb war. So mussten nur zwei weitere Kameras angeschafft und dazugeschaltet werden – eine im Auftriebsbereich der Tiere und eine im Tötungsraum. Die Kosten von rund 3.000 € übernahm der Kreis. „Wir brauchten nur die Kostenvoranschläge einzureichen“, berichtet Neidhardt. Über die nötige Qualität der Aufnahmen müsse man erst Erfahrungen sammeln, in jedem Fall muss es ein laufender Film sein und nicht lediglich aufeinanderfolgende Standbilder.

Neidhardt fühlt sich durch die Kreisbehörde gut unterstützt und begleitet. „Das Veterinäramt ist ja in der Bringschuld gegenüber dem Verbraucher – und wir auch“, stellt er fest. „Sie müssen liefern, wir müssen liefern.“

Erfahrungen sammeln

Auch die Fleischerei Einfeld in Negenharrie bei Neumünster (das Bauernblatt berichtete in Ausgabe 1) beteiligt sich seit einem Monat an dem Projekt. „Wir sammeln erst Erfahrungen, es ist für beide Seiten neu“, sagt Sina Einfeld-Tensfeldt. Dem Vorhaben sei sie grundsätzlich aufgeschlossen und habe dabei Rückhalt von ihren Mitarbeitenden. Doch müssten Vor- und Nachteile noch beobachtet werden. „Es ist ein Schutz für uns, weil wir belegen können, dass wir das richtig und vernünftig machen“, sagt Einfeld-Tensfeldt. Sie rechnet künftig sogar mit Zeitersparnis bei den Kontrollen, weil der Veterinär nicht dem ganzen Schlachttag beiwohnen müsse, wobei es auch Leerlauf gebe. „Vielleicht kann man die Zeit effektiver nutzen.“

„Nicht ganz freiwillig“

Nicht alle Kollegen waren von dem Vorstoß der Kreisbehörde begeistert, weiß Innungsmeister Roland Lausen aus Silberstedt im Kreis Schleswig-Flensburg. Er hat die Vorbesprechungen begleitet, zu denen der Kreis die Schlachter gebeten hatte. „So ganz freiwillig war das nicht, denn wer nicht mitmacht, der wird in Zukunft häufiger kontrolliert, möglicherweise alle zwei bis drei Wochen statt ein oder zwei Mal im Jahr“, sagt Lausen.

Kontrollen kosten den Betrieb Geld – im Schnitt in der Größenordnung von 300 €. Doch entscheidender ist: Wenn Mitarbeiter ihr Recht auf Verweigerung der Aufnahme geltend machten, dürften sie nicht mehr schlachten, müssten anderweitig eingesetzt werden, was bei Personalmangel ein Problem sei und die Entlassung zur Konsequenz haben könne, so Lausen. Manche Schlachter hätten auch Sorge, dass ihnen Fehler oder Pannen – auch geringfügige – später zum Verhängnis würden. Und schließlich kursiere die Befürchtung, Videoaufnahmen könnten in unrechte Hände geraten, falsch interpretiert oder gar zu Agitation missbraucht werden. Natürlich verlassen die Filme nicht das Haus, aber die Befürchtung sei dennoch bei manchen im Raum.

„Wir tun alles, um den Tierschutz nach vorn zu bringen, dabei können Videoinstallationen eines der Mittel sein“, resümiert der Innungsmeister. Die Aufgabe sei, die Betriebe dafür zu sensibilisieren und ihre Bedenken zu entkräften.

Zum Handeln gezwungen

Der Tierwohlskandal in dem Schlachtbetrieb in Flintbek im Sommer vergangenen Jahres hat die Veterinärbehörde zum Handeln gezwungen. „So etwas darf nicht mehr vorkommen“, sagt Kreisveterinärin Manuela Freitag, „und dafür genügen gelegentliche Stichproben nicht. Wir hätten ansonsten die Kontrollhäufigkeit stark erhöhen müssen.“

So habe man die vier Schlachtbetriebe im Kreis zusammen mit dem Innungsmeister zu Vorgesprächen gebeten, um sie von dem Pilotprojekt der Videoüberwachung zu überzeugen. „Es gab drei Gespräche mit genügend Zeit dazwischen, um sich in Ruhe mit dem Thema vertraut zu machen und Bedenken zu formulieren“, erklärt Freitag. Man wollte nicht „Polizei spielen“, sondern überzeugen, dass Videoaufzeichnung ein Zugewinn für alle sei. „Es ist eine Möglichkeit zu demonstrieren: Wir machen das ordentlich. Das schlägt sich auch bei den Kunden nieder und kann ein Wettbewerbsvorteil sein.“ Sie freut sich, dass alle vier Schlachtbetriebe im Kreis sich dafür entschieden haben.

Das Pilotprojekt wurde auch dem Umwelt- und Agrarausschuss des Landtages vorgestellt (das Bauernblatt berichtete in Ausgabe 9). Nach Abschluss des Jahres sieht die Kreisveterinärin denn auch das Land am Zuge. „Wir erwarten, dass sich da etwas bewegt.“ Denn daran besteht für sie kein Zweifel: Eine Videoüberwachung der Schlachtung werde und müsse kommen. In anderen Ländern wie Spanien sei sie bereits Pflicht. „Wenn man Tierschutz will, ist das die einzige Alternative, die wirksam ist.“

Die Schlachtbetriebe im Kreis Rendsburg-Eckernförde wären dann schon mal vorn dran.

Von der Rolle

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Herdenschutzberater der Landwirtschaftskammer Niedersachsen und ihre Kollegen aus Schleswig-Holstein haben eine Informations­veranstaltung durchgeführt, um die automatisierten Wickeltechniken für Zaunlitzen und Elektronetze in der Praxis zu zeigen und die Unterschiede der jeweiligen Entwicklung mit Praktikern und Multiplikatoren zu diskutieren. In Schleswig-Holstein wurden die Landwirte schon im Rahmen der Baulehrschau im Sommer informiert. Hier die wichtigsten Erkenntnisse.

Den Veranstaltern war es wichtig, die individuellen Bedürfnisse der Schäfer und Mutterkuhhalter bei der mobilen Zäunung aufzugreifen und aus mehreren Blickwinkeln zu beleuchten. Aus diesem Grund gab es auf dem Gelände des landwirtschaftlichen Bildungszentrums in Echem in Niedersachsen die Möglichkeit, die Produkte von vier Herstellern beim Auf- und Abbau kennenzulernen. Neben drei litzengeführten automatisierten Wicklertechniken wurde auch ein automatisierter Wickler für Elektronetze vorgestellt.

Neu entwickelter mobiler Federstahlpfahl von ­Gallagher – spezielle Isolatoren sorgen für schnelles Ein- und Ausfädeln der Litzen.
Für eine optimale, störungsfreie Wicklung durch das Netzrollgerät müssen die Netze oben, mittig und unten akkurat verbunden sein.
Karabiner sind ideal, um schnell und langlebig Litzen zu verbinden. Hier sind sie an der mobilen Torlösung von Rappa verbaut.
Das Netzrollgerät Schäfer 2022 im Einsatz. Selbst Netzverbindungen werden zügig auf- und abgewickelt.
Das Netzrollgerät Schäfer 2022 wickelt sogar verstärkte Netze mit Doppelspitze akkurat auf und ab.
Der Tornado Master 5.0 von Patura – die schleppergeführte Variante mit Pfahlmagazin.
Foto: Elke Steinbach
Die Tagungsteilnehmer konnten die Wicklersysteme erleben und gezielt Fragen stellen.
Fachsimpeln – während der Vorführung der mobilen Wicklertechniken konnten die Tagungsteilnehmer sich intensiv austauschen.


Litzengeführte Wickler

Neben dem schon bekannten Wicklersystem der Firma Rappa wurden die neuen litzengeführten Wickler der Firmen Patura und Gallagher vorgestellt. Der Antriebsmechanismus ist bei den quadgeführten Wicklern identisch: Über eine Kette werden die Ritzel durch die Achsumdrehungen eines Quads angetrieben und mit einer Rutschkupplung gebremst.

Die Firma Gallagher hat den sogenannten Autowinder im Angebot. In der Front werden gleichzeitig sechs Litzen zum Zaunaufbau abgespult. Federn an den Halterungen sorgen für eine Gegenspannung, damit die Rollen nicht unkontrolliert arbeiten. Beim Zaunabbau werden die Haspeln im Heck des Quads an einem Wickler angebracht, um aktiv die Aufnahme der Litzen zu gewährleisten.

Sechs Haspeln haben jeweils Platz für 1.000 m Litze. Aufgezogen ist die bewährte Vidoflex 9, die es jetzt auch mit blauen Kunststoffträgerfasern gibt. Der Widerstand der geflochtenen Litze ist sehr gering (0,06 Ω/m). Die größeren Haspeln haben an den Kanten eine Aussparung, um die leere Haspel am aufgestellten Zaun einzuhaken.

Zum Lieferumfang gehören neben drei Eckpfählen 100 Stahlfederpfähle. Diese haben eine Doppelspitze, die am Pfahl einseitig länger ausgearbeitet ist, um die Standfestigkeit zu erhöhen. Praktiker berichteten, dass das Handling im Transport und beim Auf- und Abbau dadurch etwas erschwert ist. Gleichwohl ist die Ausarbeitung des Stahls zur Halterung der Twist & Lock Clips als Isolatoren in 20-cm-Abständen ideal zur individuellen Anpassung der Leiterhöhe.

Der Autowinder von Gallagher – vorn werden bis zu sechs Haspeln abgewickelt. Hinten ist die Wicklertechnik zur aktiven Litzenaufnahme montiert.

Sechs Isolatoren werden pro Pfahl mitgeliefert, die um maximal sechs weitere Isolatoren ergänzt werden können. Beim Auf- und Abbau zeigte sich, dass der Quadfahrer die Pfähle ohne Absteigen ein- und ausfädeln konnte.

Variante für Schlepper

Der Tornado Master 5.0 der Firma Patura wurde als Schleppervariante mit Dreipunktaufnahme im Heck vorgeführt. Ins Auge sticht der angehängte Magazintisch, der bis zu 400 Pfähle aufgestellt mitführen kann. Das Lochmaß ist maximal 1,2 cm. Direkt am Schlepper befindet sich der Haspelbaum, der fünf Spulen einzeln elektrisch antreibt/bremst.

Eine Messvorrichtung ist direkt am Haspelbaum angebaut, um das spezielle Gewicht des Leitermaterials auf der Trommel beim Antrieb zu berücksichtigen. Dies ist wichtig, um das Material nicht zu überlasten oder schlecht aufzuwickeln. Beim Auf- und Abzäunen werden zwei Personen benötigt.

Nach Einschätzung der Teilnehmer ist das Gerät flächenstark, wenn ebene Flächen gezäunt werden. Die ersten Tornado Master wurden bei Zäunungen zur Wildschweinabwehr auf Ackerflächen eingesetzt. Inwieweit es sich beim Herdenschutz in gewachsene Flächenstrukturen bewährt, wird sich zukünftig zeigen.

Anbau für Anhänger

Olaf Menzel von der Firma Rappa stellte den ATV-6-Litzenwickler im Heckantrieb und als Anbau an den Anhänger vor. Er sieht die Vorteile im Heckanbau beim Quad darin, das Gewicht am Fahrzeug besser zu verteilen und die Belastung der Vorderachse etwas zu senken, damit es noch gut im Gelände händelbar bleibt. Durch die Anbauvariante am Anhänger lässt sich wesentlich mehr Material mitführen.

Rappa bietet auch einen Wickler im Frontantrieb an. Die Litzenmaterialien können wie bei Patura individuell gewählt werden. Farbliche Unterschiede der jeweiligen Litzen oder Bänder helfen beim Umgang mit dem Zaunmaterial, um die Litzen korrekt am Pfahl einzufädeln.

Außerdem wurden Weiterentwicklungen von Litzen erläutert. Die bekannte Steuerlitze (elektrische Drahtfäden sind außerhalb um das Trägermaterial gekreuzt) wurden zur Verlängerung der Haltbarkeit mit einem anderen Trägermaterial ausgestattet. Dies Material kann in unterschiedlichen Farben gewählt werden.

Pflege und Wartung

Bei allen Wicklersystemen sind Wartung und Pflege wichtig. Wie beim Fahrrad ist auch hier eingearbeiteter Schmutz in den Naben der größte Verschleißfaktor. Pflege und Kontrolle aller beweglichen Teile sollten regelmäßig nach Saisonende durchgeführt werden.

Den Herstellerfirmen ging es auch um die Vereinfachung und Erleichterung von Arbeitsschritten. Vorgestellt wurde von der Firma Rappa ein Torsystem zum einfachen Schließen und Öffnen der Zäunung. Am Eckpfahl kann ein leichter Kunststoffpfahl eingehängt werden, der die Litzen über eine Feder und Karabinerverschlüsse am Torpfahl befestigt. So lassen sich ein einfacher Umgang und eine gute Hütesicherheit gewährleisten. Das Thema Erdung und Elektrifizierung wurde im fachlichen Austausch mit den Teilnehmern ebenso angesprochen.

Gerät vom Praktiker

Viele Schäfereien schätzen die Eigenschaften der Elektronetze, kennen aber auch die Kehrseite, wenn es darum geht, wolfsabweisende Höhen großflächig zu verbauen. Der Umgang wird bei Höhen von über 90 cm mit jedem Zentimeter körperlich schwieriger, zeitintensiver und der Verschleiß ist größer. Beim klassischen Zäunen mit Netzen wird das jeweilige Netz mindestens viermal in die Hand genommen.

Raffiniert: Die Haspeln von ­Gallagher (1.000 m Litzenvolumen) können beim Zäunen eingehängt werden. Die Pfähle stabilisieren und markieren die Anschlussstelle weiterer Litzen.

Schäfer Sebastian Walter hat sich Gedanken gemacht, wie diese Arbeit in allen Belangen effizenter umgesetzt werden kann, und entwickelte das Netzrollgerät Schäfer 2022. Eine große Trommel wird als Anhänger von einer Zugmaschine wie zum Beispiel einem Pkw gezogen. Bis zu 20 Netze mit Vertikalstreben oder maximal 30 einfache Netze können im verbundenen Zustand aufgewickelt werden. Dabei ist es egal, ob die Netze eine einfache oder eine Doppelspitze haben.

Das Netzrollgerät ist 1,50 m breit und kann Netze bis zu einer Höhe von 1,22 m wickeln. Damit keine scharfen Kanten innerhalb der Trommel die Netze beschädigen, ist Edelstahl verbaut. Über eine Hydraulik kann per mobiler Fernsteuerung (Reichweite bis 300 m) das Netz abgewickelt werden, damit in den Ecken mehr Material abgedreht werden kann, um sie gut auszuarbeiten. Dieser Abrollprozess ist sonst auch ohne aktive Steuerung möglich.

Die Hydraulikpumpe an der Trommel dient hauptsächlich zum aktiven Aufnehmen der Netze. Die Fahrgeschwindigkeit ist unabhängig von der Trommeldrehzahl. Ein Lastenbegrenzer sorgt dafür, dass beim Drehen im Aufrollprozess das Material nicht auseinandergezogen wird.

Auf dem Dach des Wicklers ist ein Solarpaneel zur autarken Energiegewinnung aufgebracht. Es ist aus Kunststoff, um bei einem eventuellen Aufprall von Ästen oder Ähnlichem keinen Schaden der Solarzellen zu bekommen. Die Energie wird für die Trommelsteuerung benötigt. Alle Teilnehmer waren positiv überrascht, wie schnell und korrekt die Netze, selbst in den Kurven, aufgenommen wurden.

Nach den praktischen Demonstrationen wurden die Fördermöglichkeiten für die jeweiligen Bundesländer vorgestellt. In der Tabelle sind die wesentlichen Aspekte der verschiedenen Systeme detailliert zusammengestellt.

Fazit

Alle waren sich am Ende einig, dass jede Weidetierhaltung mit ihren spezifischen Flächen individuell betrachtet werden muss und jeder für sich das passende Material für die tägliche Arbeit zusammenstellt. Eine wolfsabweisende Zäunung ist von intaktem, langlebigem wie auch dauerhaftem Leitermaterial abhängig. Ein einfaches Handling sorgt für die Bereitschaft, sich der wolfsabweisenden Einzäunung und Hütesicherheit zu stellen.

Ausblick auf die kommende Spargelsaison

Bei trockenem Wetter haben in diesen Tagen die Spargelanbauer mit der Vorbereitung ihrer Flächen begonnen. Das heißt, es werden die Spargeldämme aufgedämmt, die Folien aufgelegt und Minitunnel für die Verfrühungsflächen aufgestellt.

Treten keine außergewöhnlichen Witterungsverhältnisse auf, könnte es Anfang bis Mitte April die ersten Stangen aus dem geschützten Anbau in Schleswig-Holstein geben. Dazu muss allerdings die Sonne die Dämme schnell erwärmen.

In diesem Frühjahr sind die Grundvoraussetzungen deutlich besser als im sehr nassen Vorjahr. Denn die Bodenstruktur in den Dämmen sollte möglichst feinkrümelig sein, um ein schnelles Erwärmen zu gewährleisten, weil Spargel erst bei Temperaturen von 10 bis 12 °C an der Triebkrone wächst. Die Erde, die die Dammfräse zu einem Spargeldamm formt, sollte deshalb relativ trocken sein. Außerdem wirken sich verkrustete Dämme dann später deutlich auf die Ernteleistungen aus, weil das Stechen sehr erschwert wird. So hieß und heißt die Devise für die Spargelanbauer in Schleswig-Holstein zuletzt, die guten sonnigen Tage und die trockenen Böden zu nutzen, um optimale Dämme zu formen und für den Spargel gute Wachstumsbedingungen zu schaffen.

Bisher ist mit einem „normalen“ Startzeitpunkt der Spargelsaison zu rechnen. Spannend wird für jeden einzelnen Spargelbetrieb in Schleswig-Holstein, ob auf seinen verfrühten Flächen der Erntebeginn vor Ostern sein wird. Dies hängt vor allem davon ab, wie schnell die Böden jetzt weiter abtrocknen und die Sonne die Dämme erwärmt. Das Osterfest ist für die Spargelbetriebe meistens der erste Absatzhöhepunkt. Um in Schleswig-Holstein vor dem 7. April (Karfreitag) Spargel in größeren Mengen zu ernten, müssen die Witterungsverhältnisse optimal sein, sonst wird die Ernte später beginnen. Nach aktuellem Stand ist mit guten Ernteerträgen und Qualitäten zu rechnen. Nach Angaben des Statistikamtes Nord wurde in Schleswig-Holstein im vergangenen Jahr auf 476 ha Spargel angebaut, davon waren 404 ha Ertragsanlagen.