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Erfahrungen vom Wattenmeer

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Die Landesregierung strebt die Gründung eines Nationalparks Ostsee an, derzeit läuft dazu ein Konsultationsprozess mit betroffenen Verbänden und Kommunen. Den Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer an der Westküste gibt es bereits seit 1985. Was sind die Erfahrungen dort?

Wie an der Ostküste ist die Landwirtschaft auch an der Westküste durch einen Nationalpark eher indirekt betroffen, etwa durch die Gänsefraßproblematik. Landwirte, die dort Ackerbau betreiben, bestätigen dies. „Es gibt das Thema der Nährstoffeinleitung, aber die geschieht ebenso wie an der Ostsee kaum durch Anrainer, sondern über die Flüsse aus dem Hinterland“, sagt Thomas Hansen, Vorsitzender des Kreisbauernverbands (KBV) Nordfriesland.

Schafhalter:„Die Deiche leiden“

Wer direkt am Deich zu tun hat, sieht dies drastischer. Udo Engel ist Schafhalter in der Gemeinde Neufeld bei Marne in Süderdithmarschen. „Wenn ich es kurz sagen soll: Finger weg vom Nationalpark, der bringt nur Unglück!“, beschwört er. Auch er erwähnt die Gänseschäden und das Bejagungsverbot, aber auch die Deiche selbst litten unter den Bestimmungen. Die Priele verschlickten und versandeten durch Bewuchs immer mehr, dadurch wässerten sie den Deichfuß auf, der falle nicht mehr trocken. Klei zur Verstärkung dürfe nicht mehr aus dem Nationalparkgebiet entnommen werden und müsse 25 km weit angefahren werden. Aber auch der Naturschutz werde durch die Bestimmungen konterkariert, so Engel: „Durch das Jagdverbot auf Prädatoren werden die Lachseeschwalben von Füchsen und Marderhunden gefressen.“

„An der Westküste haben wir jahrelang gekämpft, um irrsinnigen Regelungen entgegenzuwirken“, sagt Thomas Weinhardt vom Verband Deutscher Wassersportschulen (VDWS). Es seien dann lokale Kompromisse geschlossen worden, etwa über den Zugang von Seekanufahrern oder Passagen für Segler. Natürlich seien die Verhältnisse im Wattenmeer anders als an der Ostsee, „aber die Regelungswut könnte die gleiche sein. Unsere Befürchtungen bezüglich massiver Einschränkungen konnten nicht ausgeräumt werden“.

Naturschützer:„Die Wildnis ist tot“

„Umweltschutz, wer kann nicht dafür sein?“, sagt Andreas Peter Ehlers. Er ist stellvertretender Vorsitzender des Landesnaturschutzverbands, des Dachverbands der Natur- und Umweltschutzverbände in Schleswig-Holstein. Doch auch er fragt sich, warum der Meeresschutz über das Format eines Nationalparks laufen muss. „Dadurch wird man später jeder Handlungs- und Veränderungsmöglichkeit beraubt. Verbände oder Kommunen haben keinen Einfluss mehr, selbst der Landesregierung sind dann weitgehend die Hände gebunden.“

Solche Erfahrungen habe er beim Nationalpark Wattenmeer gemacht. Als Beispiel nennt Ehlers die starke Reglementierung der Bewirtschaftung des Vorlandes. „Da ist eine Wildnis entstanden, da ist nichts mehr. Wildvögel finden dort keine Nahrung und sehen Prädatoren nicht herannahen. Die Gänse weichen aus in die beweideten Flächen der Köge und verursachen dort die bekannten Probleme.“

Andreas Peter Ehlers ist zugleich Präsident des Landesjagdverbands Schleswig-Holstein. Das Jagdwesen wäre von einem Nationalpark Ostsee nicht sehr betroffen, denn „auf See jagen wir nicht“. Gleichwohl: Es gibt das Jagdrevier Grönwohld an der Eckernförder Bucht, das als eine der wenigen Landflächen in die Gebietskulisse fällt. Dort betreibe der Jagdverband erfolgreich praktischen Umweltschutz im Einklang mit der Bewirtschaftung. „Wenn das Nationalpark wird, dann ist das tot!“

Ehlers plädiert für eine behutsame Ausweitung der bestehenden Schutzkonzepte im Kontakt mit den Betroffenen. „Nicht große Konzepte ausrufen, sondern jetzt handeln und schrittweise vorgehen. Beim Nationalpark Wattenmeer hat keiner damit gerechnet, was das für Auswirkungen hat!“

BUND:„Einschränkungen minimal“

Rainer Borcherding vom Bund für Umwelt und Naturschutz Schleswig-Holstein (BUND) ist seit Langem als Meeresschutzexperte im Nationalpark Wattenmeer engagiert und nimmt auch am Konsultationsprozess zum Nationalpark Ostsee teil. Was ein Verbot der Beweidung des Deichvorlandes an der Westküste betrifft, schränkt er ein, dass dies nur für die Hälfte der Salzwiesen gelte. Wo sie erlaubt sei, könne man zwar weidende Gänse antreffen, aber auch bei Freigabe aller Flächen würden diese nicht in Massen dorthin zurückkehren. „Viele würden in jedem Fall im Hinterland weiden, ihr Nahrungsbedarf könnte durch die Salzwiesen nicht gedeckt werden, zumal diese viel geringeren Nährwert haben.“

Queller in Salzwiesen in Nordfriesland Foto: Imago

Die Gänsepopulationen hätten europaweit stark zugenommen, Grund sei der allgemeine Nährstoffüberschuss. „Die Nonnengänse sind aus den Salzwiesen herausgewuchert, das ist ein irreversibler Prozess.“ Gar keine Schafe seien für ihn aber auch nicht das Mittel der Wahl. „Eine komplett unbeweidete Fläche wird oft monoton. Bei zwei bis vier Schafen pro Hekt­ar hat man eine schöne Salzwiese, bei elf pro Hektar wie früher hat man einen Golfrasen. Da ist dann kein Artenreichtum mehr.“

An der Ostsee befänden sich bei Weitem nicht so große Rast- und Brutvogelpopulationen. Dort sei auch landseitige Beweidung kein Problem. „An der Ostsee brauchen wir sogar Beweidung, wenn wir Salzwiesen haben wollen, sonst wächst da nur Schilfröhricht. Es wird ein gewisses Biotopmanagement stattfinden müssen.“

Auch strandnaher Tourismus werde keineswegs eingeschränkt. Dies sei noch nicht einmal an der Westküste gravierend, wo es viel mehr Küstenabschnitte mit Vogelrastplätzen gibt. Nach Jahrzehnten habe die Bundesbehörde endlich die Befahrensverordnung für das Wattenmeer aktualisiert. „Für Kiter, die es bei Gründung des Nationalparks noch nicht gab, sind jetzt klare Gebiete definiert. Die Einschränkungen für sie sind minimal.“

Handlungsbedarf bei der Fischerei

Bleibt die Fischerei als Knackpunkt, und da sieht Borcherding allerdings großen Handlungsbedarf an der Ostsee. Die wesentlichen Schutzgüter dort seien Tauch­enten und Fische, denn „da ist nicht mehr viel“. Für den Bestandesaufbau brauche es unbefischte Zonen, ganz im Sinne der Fischerei. Sie sollen bis zu 50 % der Seefläche im Nationalpark ausmachen. Im Nationalpark Westküste bestehen sie nur auf 3 % der Fläche, „das haben die Krabbenfischer dort 1999 erreicht, aber das entspricht längst nicht mehr den aktuellen Bundes- und EU-Zielen“.

Als weiteres Problem an der Ostsee benennt er die Stellnetze, in denen zahlreiche Enten und Schweinswale ertränken. Da müsse eine Umstellung auf andere Fangmethoden erfolgen. Mit einem Nationalpark könne man leichter Fördergelder dafür mobilisieren. Auch dies sei wiederum kein so großes Problem in der Nordsee: Bei den starken Tideströmen seien diese Fangmethoden kaum möglich. Gar nicht gelten lässt Borcherding den Vorwurf einer „Salamitaktik“ – die Befürchtung, dass die Regierung einen Nationalpark in Zukunft mit immer neuen Beschränkungen belegen werde. Das werde entkräftet durch die Erfahrung im Nationalpark Westküste: „Veränderungen hat es dort nur zweimal in fast 40 Jahren gegeben, und jeweils mit vielen Kompromissen. Auch in Nationalparken entscheiden alle Betroffenen, nicht der Naturschutz allein.“

Eine Probe in stressfreier Umgebung

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Erst war Thekla Lisowsky noch ein bisschen skeptisch, aber dann ließ sie sich von den Springreiterinnen ihres Hofes dazu überreden, den neuen Platz mit ­einem Hausturnier einzuweihen. ­Inzwischen hat schon das zweite ­stattgefunden und das ­dritte ist in Planung. Was macht ­eigentlich ein Hausturnier aus und was ist bei der Planung zu berücksichtigen? Das Organisationsteam der Reitanlage Ekhof weiß ­mittlerweile Bescheid.

„Im vergangenen Frühjahr hat unser Springplatz einen neuen Boden bekommen. Da kam die Idee in der Springreitergruppe auf, den Platz mit einem kleinen Hausturnier einzuweihen“, erinnert sich Thekla Lisowsky. Sie sei erst skeptisch gewesen: Würden sich auch genug Leute einbringen? Wie viele Autos fahren dann auf dem Hof herum? Ist danach alles dreckig und matschig? Doch ihre „Truppe“ war so engagiert, dass sich die Hofbesitzerin von der Begeisterung anstecken ließ.

Schnell war klar, dass es ein Turnier nach der Wettbewerbsordnung (WBO) und nicht nach der Leistungsprüfungsordnung (LPO) werden sollte. „Ein WBO-Turnier ist für jeden offen. Es ist egal, ob man ein Reitabzeichen hat oder nicht, und es ist egal, ob das Pferd eingetragen ist oder nicht“, erklärt Lisowsky. Ein weiterer Vorteil für die Veranstalter sei, dass so kein Tierarzt in Rufbereitschaft sein müsse. Auch müssten keine Sanitäter anwesend sein und insgesamt falle weniger Bürokratie an als bei einem LPO-Turnier. Dadurch seien die Kosten für die Veranstalter geringer.

Ein WBO-Turnier eröffnet also Möglichkeiten für Menschen, die einfach mal in das Turniergeschehen hineinschnuppern wollen, sowohl auf der Veranstalter- als auch auf der Teilnehmerseite. Letztere wollen vielleicht nur mal ihr Pferd präsentieren, den Leistungsstand überprüfen oder gucken, ob Turnierreiten etwas für sie ist. „Es ist eine Turnierprobe in stressfreier Umgebung“, fasst Lisowsky zusammen. Nur auf Ranglistenpunkte müsse man dabei natürlich verzichten.

Viel Arbeit

Für das erste Hausturnier in Ekhof hat sich das Organisationsteam um Brigitte Sievers ein Programm bis zur L-Dressur ausgedacht. „Die Ausschreibung muss dann einmal bei der Landeskommission eingereicht und abgesegnet werden“, erklärt Sievers. Anschließend verteilten sie und ihr Team die Ausschreibung in den benachbarten Vereinen. „Da gab es schon guten Zuspruch“, erinnert sie sich an das vergangene Jahr. Genannt werden konnte nur auf Papier. Nach und nach lagen die Nennungen im Briefkasten. Ein Vereinsmitglied sammelte diese und gab sie in eine Excel-Tabelle ein.

Natürlich müssen auch auf einem Hausturnier Richter die Prüfungen beurteilen. „Wir haben verschiedene Richter angefragt, die wir kannten, und uns am Ende sehr gefreut, dass jeder Ritt kommentiert wurde. So bekommt jeder etwas an die Hand und kann danach weitertrainieren“, erzählt Lisows­ky. Die Richter seien für ihren Einsatz bezahlt worden, das Geld dafür komme aus den Nenngeldern. Wer selbst keine Richter kenne, könne bei der Landeskommission nach Adressen ­fragen.

Die Organisatoren mussten auch diverse Sponsoren fragen. „Wir haben sehr viel herumtelefoniert“, erinnert sich Brigitte Sievers. Jeder Teilnehmer sollte ein kleines Geschenk bekommen. Damit war das Ziel natürlich hoch gesetzt. Am Ende spendeten viele Firmen aus dem Dorf und dem Umfeld, sogar die Einsteller gaben etwas dazu. „Uns war es wichtig, ein richtiges Turniergefühl zu schaffen. Also gab es Siegerdecken und Schleifen, die wir von dem gespendeten Geld gekauft haben“, erklärt Lisowsky.

Das alles sei viel Arbeit gewesen. Ein Team von zehn Leuten habe dafür viel Freizeit geopfert, nicht nur für die Vorbereitung, sondern auch während des Turniers. Von Parkplatzeinweisern über Parcourshelfer bis zu Kuchenverkäufern – auf einem Turnier gibt es viele Jobs.

Positive Rückmeldungen

„Ich glaube, es gibt immer weniger Menschen, die Lust haben, ihre Freizeit in Gemeinschaftsarbeit zu verbringen“, sagt Lisowsky, die umso stolzer auf das Turnier ist. „Es gab auch Vereinsmitglieder, die erst gemerkt haben, dass es Spaß macht, als sie dabei waren.“

Colette Murphy und Proud Rock Pleasure gewannen die A**-Dressur mit 8,0 und freuten sich über das Turnier auf dem Ekhof. Foto: Johanna Voth

Das erste Turnier im vergangenen Jahr lief sehr gut. Das Wetter war „bombastisch“, die Teilnehmerzahl war überschaubar und so waren immer etwa 30 Hänger auf dem Hof. Der Hof wurde sauber hinterlassen und es blieb sogar ein bisschen Geld übrig. Davon kaufte der Verein ein paar Stangen und Hindernisständer und sponsorte einen Lehrgang für die Mitglieder.

In diesem Jahr hat das Organisationsteam noch einen draufgelegt und bis zur M-Dressur ausgeschrieben. Die Überlegung: Vielleicht gibt es ein paar ältere Reiter, die zu Hause auf diesem Niveau reiten und das mal präsentieren wollen. Im Parcours ging es bis zur Klasse L. Wieder war das Team mehr als zufrieden. „So eine Veranstaltung steht und fällt natürlich mit dem Wetter und wir hatten so ein Glück. Vorher und nachher nur Regen, aber an den zwei Prüfungstagen schien die Sonne“, berichtet Lisowsky. Die Organisation klappte wieder reibungslos, sodass es danach viele positive Rückmeldungen gab. Alle wollten gern wiederkommen und es blieb wieder ein Plus für die Vereinskasse übrig.

„Ich würde allen empfehlen, so ein Hausturnier mal auszuprobieren“, resümiert Thekla Lisowsky und fügt hinzu: „Man kann gut steuern, wie groß es wird. Es kann ja auch nur ein Nachmittag sein.“

Genügsame Spezialisten

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Der Trend geht zu genügsamen Stauden, die Hitze und Trockenheit gut vertragen. Diese Spezialisten sind jedoch auch unserem Winter und mitunter längeren Regenphasen ausgesetzt. Beides stecken sie problemlos weg, durchlässigen Boden vorausgesetzt.

Solange der Boden einen schnellen Wasserabzug ermöglicht, sind Regenphasen oder feuchte Winter für trockenheitsliebende Stauden kein Problem. Am Teichrand oder in feuchten Senken lassen sie sich jedoch nicht ansiedeln. Wer schweren oder lehmigen Boden im Garten vorfindet, lockert diesen bei der Neuanlage eines Beetes zunächst tiefgründig auf. Das Einziehen einer Drainageschicht aus grobem Kies oder Schotter unter dem Beet kann sinnvoll sein. Bei geringerem Lehmanteil oder der Umgestaltung eines Teilbereiches genügt es meist schon, den Boden mit Sand oder Kies aufzulockern. Um die Verdunstung von Bodenfeuchtigkeit zu verhindern und Unkraut zu unterdrücken, empfiehlt sich das Ausbringen einer Mulchschicht auf dem Boden. Gut geeignet dafür ist Dachgartensubstrat aus dem Gartenmarkt. Das rein mineralische Material besteht je nach Hersteller aus Lava, gebrochenem Blähton, Bims, feinem Kies, Splitt und anderen Inhaltsstoffen, die auf der Rückseite des Sacks aufgeführt sind. Tipp: Mineralischen Mulch erst bei eingewachsenen Beeten einsetzen. Bei neu angelegten Rabatten verwendet man besser zunächst Rasenschnitt als Mulchmaterial. Es heizt sich nicht auf und schädigt daher keine Setzlinge.

Schon vor der stahlblauen Blüte ist Mannstreu eine Zierde im Beet. Foto: Karin Stern
Mannstreu ,Big Blue‘ bietet mit den stahlblauen Blüten einen außergewöhnlichen Anblick. Foto: Karin Stern

Doch welche Stauden zeigen sich in voller Sonne auf durchlässigem Boden von ihrer schönsten Seite? Ganz oben auf der Liste, gerne auch als Leitstauden, stehen Brandkraut (Phlomis russeliana), Natternkopf (Echium russicum), Mannstreu (Eryngium x zabelii) und Hohe Fetthenne (Sedum-Hybride). Brandkraut fällt durch seine interessante Blütenform ins Auge. Die gelben Quirle öffnen sich in der Zeit von Juni bis Juli an 60 bis 100 cm hohen Stielen. Auch nach der Blüte sind die etagenförmig übereinander angeordneten Fruchtstände noch lange haltbar und schön anzusehen. Zudem steuert die wintergrüne Staude noch weit in die kalte Jahreszeit hinein Grün bei, sodass sie als wertvolle Strukturpflanze und Winterschmuckstaude immer häufiger zu sehen ist. Allerdings braucht das Brandkraut konkurrenzstarke Nachbarn, denn es breitet sich gerne über Selbstaussaat aus.

Mannstreu ‚Blauer Ritter‘ ist eine recht neue, 70 cm hohe Sorte mit stahlblauen, großen Blüten. Sie erscheinen von Juni bis August und wirken nicht nur im Beet, sondern auch im Trockenstrauß überaus ansprechend. Tipp: ‚Blauer Ritter‘ gedeiht auch sehr gut auf humosem, tiefgründigem Lehmboden. Wer eine niedrigere Sorte mit intensiv blau gefärbten Blüten sucht, pflanzt den Kleinen Mannstreu ‚Blauer Zwerg‘ (Eryngium planum).

Der Rote Natternkopf ist ein robuster Dauerblüher, der sich selbst versamt. Foto: Karin Stern

Der Rote oder Russische Natternkopf wächst aufrecht-säulenartig und besticht mit seinen langen, dunkelroten Blütenrispen. Neben der Art bietet der Handel die Sorte ‚Red Feathers‘. Sie bereichert mit der langen Blütezeit von Juni bis September das Beet. Die viel zu selten gepflanzte Staude ist auch ein toller Partner für Duftnessel ‚Black Adder‘ oder alle Varianten der Schafgarbe.

Ab August schließt sich Fetthenne ‚Matrona‘ mit ihren rosafarbenen Blütenschirmen an. Sie zieren schon lange, bevor sie sich öffnen, und bleiben bis weit in den Winter hinein attraktiv. Die ebenfalls sehr standfeste Sorte überzeugt mit dunklen Stielen und einer grün-purpurnen Blattfärbung.

Fetthenne ,Matrona‘ hat ihren großen Auftritt zur Blütezeit. Die Schirme sind bei Insekten sehr beliebt. Foto: Karin Stern

Um die Lücken zwischen den höheren Stauden aufzufüllen, eignen sich niedrigere, kompakte Pflanzen oder solche mit lockerem Wuchs. Sie bringen Leichtigkeit in die Optik. Diese Rolle übernimmt die Prachtkerze (Gaura lindheimeri) mit Bravour. Ihre unzähligen kleine Blüten schweben anmutig an elegant überhängenden Blütenrispen. Der unermüdliche Dauerblüher (Juli bis Oktober) erhält sich meist über Selbstaussaat. Neben der Art bietet der Handel auch die Sorten ‚Cool Breeze‘ in Weiß, ‚Gambit Rose‘ in einem dunklen Rosarot und ‚Siskiyou Pink‘ mit traumhaftem Rosa. Allerdings sind die beiden letztgenannten Sorten weniger winterhart als die weiß blühende Sorte und die Art.

Mit pinkfarbener Blüte an weinroten Stängeln wirkt Prachtkerze ,Compact Pink‘ überaus apart. Foto: Karin Stern

Die Rosa Nachtkerze ‚Siskiyou‘ (Oenothera speciosa) bildet dichte, flache Horste und große Schalenblüten. Ihr kräftiges Rosa erzielt eine gute Fernwirkung. Im Frühjahr braucht man etwas Geduld, denn sie treibt spät aus. Sollte die Staude etwas zurückfrieren, gleicht sie dies mit kräftigem Austrieb und Ausläuferbildung wieder aus. Wer weiße Blüten bevorzugt, wählt die Sorte ‚Alba‘, die von Juni bis September aufblüht. Mit etwa 30 cm Höhe, breit polsterartigem Wuchs und Standfestigkeit bietet sich Katzenminze ‚Superba‘ (Nepeta racemosa) als kompakter Pflanzpartner oder Beeteinfassung an. Tipp: Nach der ersten blauen Hauptblüte von April bis Juli bodennah zurückschneiden und an einer Nachblüte im September erfreuen.

Die anspruchslose Heidenelke nimmt auch mit einer Mauerritze Vorlieb. Foto: Karin Stern

Für den Beetrand empfehlen sich zwei niedrige Arten. Die farbkräftige Heidenelken-Auslese ‚Leuchtfunk‘ (Dianthus deltoides) prunkt in Scharlachrot von Juni bis August. Die nur 20 cm hohe Staude ist eher kurzlebig, versamt sich jedoch an kalkarmen Standorten willig. Zum Saisonausklang kommt der große Auftritt der Teppich-Aster ‚Snowflurry‘ (Aster pansus). Die auch als Septemberkraut angebotene Pflanze sorgt mit fächerförmig ausgebreiteten Trieben für einen überreichen Blütenteppich von September bis November. Am optimalen Standort bedeckt eine einzelne Pflanze einen ganzen Quadratmeter Boden.

Simmentaler-Zucht zu Gast im hohen Norden

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Ganz im Norden unserer Republik kamen Züchter und ­Freunde der Simmental-Zucht aus allen Bundesländern zum Treffen auf schleswig-holsteinischen Zuchtbetrieben zusammen. Daran schloss sich eine Mitgliederversammlung in Handewitt an.

Das Treffen begann auf dem Betrieb von Axel Erichsen in Sollwitt. Hier bewirtschaftet Familie Erichsen im Nebenerwerb zirka 20 ha, davon entfallen 16 ha auf Grünland und 4 ha auf Ackerland für Maisanbau. Zum Betrieb gehören 20 Mutterkühe (davon zehn Herdbuchkühe), ein Deckbulle und einige Mastrinder. 2018 baute die Familie einen neuen Mutterkuhstall. Für die nächsten Jahre hat sie sich das Ziel gesetzt, einen reinen Herdbuchbestand aufzubauen.

„Aus Liebe zum Genuss“, so lautet das Motto der Familie Burmeister, der zweite Anlaufpunkt des Tages. Familie Burmeister betreibt eine hochmoderne Schlachterei nach EU-Vorgaben und eine Landfleischerei in Viöl. Der Betrieb wird seit vier Generationen geführt und ist in stetigem Wachstum. Zusätzlich betreibt die Familie Burmeister eine Landwirtschaft mit Rinder- (Galloway und Kreuzungen) und Schafzucht (2.000 bis 3.000 Tiere) für die eigene Vermarktung. Im Jahr werden insgesamt zirka 3.000 Rinder, 11.000 Lämmer sowie 10.000 Schweine geschlachtet. Deren Vermarktung erfolgt über Ladengeschäfte in Hamburg, auf Sylt und auf der Insel Föhr sowie in der Landfleischerei in Viöl, aber auch im Online-Shop mit täglichem Frischeversand. Das Unternehmen beschäftigt 92 Mitarbeiter aus acht Nationen.

Fleckvieh-Simmental-Züchter zu Gast im Land zwischen den Meeren in Schleswig-Holstein

Weitere Betriebsbesuche am Nachmittag

Am Nachmittag besuchte die Gruppe den Betrieb der Familie Cord Jensen in Südensee bei Sörup. Zum Betrieb gehören 42 ha landwirtschaftlicher Nutzfläche und 3,6 ha Wald, zirka 20 ha sind an die örtliche Biogasanlage verpachtet. Der Nebenerwerbsbetrieb hat 16 Herdbuch-Kühe mit der dazugehörigen Nachzucht und eine kleine Bullenmast (Aufzucht) im Bestand. Der Stall, ein bis 2016 genutzter Milchviehstall mit Tiefstreuboxen, wird jetzt für Mutterkühe und Jungvieh genutzt.

Als Futtergrundlage dienen Gras, Heu, Grassilage, Maissilage sowie eigene Kraftfutterrationen. Cord Jensen lässt seine Kühe und Färsen durch die Rinderzucht Schleswig-Holstein (RSH) besamen. Dabei setzt er folgende KB-Bullen (künstliche Besamung) ein: „Jaguar“, „Seceda“, „Edelstahl“ und „Harald“. Seine Zuchtphilosophie heißt: „Ein mittelrahmiges Rind mit sehr guter Bemuskelung und gutem Exterieur.“ Erfolge zeigen sich auf den Auktionen durch Verkäufe an Besamungsstationen in Deutschland (RSH) und den Niederlanden.

Auf dem anschließenden Züchterabend stellte Claus Henningsen die RSH und die Abteilung Fleischrinder vor. Es war interessant zu sehen, dass auch in Schleswig-Holstein die Simmental-Zucht an Bedeutung gewinnt.

Verband Deutscher Simmentalzüchter (VDSi)

Am Tag darauf folgte die VDSi-Mitgliederversammlung. Ein wichtiger Punkt neben den Formalien war die Vorstellung der neuen Webseite des VDSi, die sehr viel Anklang fand. Nächstes großes Projekt ist die Vorbereitung der Bundesschau auf der agra 2024 in Leipzig. Mit zirka 100 Tieren wird gemeinsam mit der Mitteldeutschen Fleischrindschau und dem Bundesjungzüchterwettbewerb ein großes Event vorbereitet.

Resistenzen beim Ackerfuchsschwanz

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Auf den ersten Blick haben Rapserdfloh und Ackerfuchsschwanz nichts gemeinsam. Bei genauerer Betrachtung wird man aber ganz schnell feststellen, dass dem nicht so ist. Beide machen dem Raps das Leben schwer, und beide sind inzwischen so ­resistenzbehaftet, dass eine Bekämpfung immer schwieriger wird. Der Artikel beschreibt, worauf zu achten ist.

Auch im Hinblick auf die so wichtige Jugendentwicklung des Rapses besteht zwischen Schadtier und Ungras ein Zusammenhang. In den vergangenen Jahren hatte es der Raps in seiner empfindlichen Startphase besonders schwer. Ausgeprägte Trockenheit und regional sehr starker und vor allem früher Rapserdflohzuflug brachten einige Rapsbestände fast dahin, dass sie umgebrochen werden mussten.

Kamen zusätzlich noch Bodenherbizide mit dem Wirkstoff Metazachlor zum Einsatz, verschärfte sich die Lage. Zum einen wurde der Raps noch zusätzlich gestresst, zum anderen führte örtlicher Starkregen zu Wuchshemmungen und bot zusätzliche Angriffsfläche für den Rapserdfloh. Die Pflanzen konnten so dem Blattfraß buchstäblich nicht mehr davonwachsen. Bei vorzeitigem Umbruch kam zudem die Frage des Nachbaus von geeigneten Kulturen auf.

Diese großen Ackerfuchsschwanzpflanzen haben schon tiefe Wurzeln gebildet, dann kommt Kerb Flo an seine Grenzen.

Die logische Schlussfolgerung wäre also eigentlich eine sukzessive Verlagerung auf Nachauflaufherbizide wie den Belkar Power Pack, denn man kann so gezielt auf das jeweilige Unkrautspektrum eingehen. Doch die Sache hat einen Haken, der Belkar Power Pack hat keinerlei Gräserwirkung. Und das ist in Ackerfuchsschwanzregionen durchaus problematisch, da die Anfangswirkung des Wirkstoffs Metazachlor auf Ackerfuchsschwanz – je nach Aufwandmenge, Bodenfeuchtigkeit und nachfolgenden Niederschlägen – durchaus in Richtung 80 % gehen kann.

So gesehen kommt man in Regionen mit stärkerem Auftreten dieses Ungrases und gleichzeitiger Resistenzentwicklung gegen Aryloxyphenoxypropionate (FOP) und Cyclohexanedione (DIM) am Wirkstoff Metazachlor nicht vorbei. Hier befindet man sich also in einer Zwickmühle, denn ein hoher Wirkungsgrad gegen Ackerfuchsschwanz ist nahezu Pflicht, damit der Druck auf die stark resistenzgefährdeten Blattherbizide Focus Ultra und Select 240 EC nicht weiter in der Dynamik verstärkt wird. Wo diese beiden Herbizide schon nicht mehr ausreichend wirken, ist der Einsatz von Metazachlor umso bedeutender, um überhaupt den Kerb-Flo-Termin zu erreichen.

Die Größe der Ackerfuchsschwanzpflanzen und damit die Wurzellänge ist für den Kerb-Einsatz von großer Bedeutung.

Bekämpfung von Ausfallgetreide

Je nach Bodenbearbeitung, Gräserdruck und jahresbedingtem Auflaufverhalten sind ein bis zwei Anwendungen notwendig. Dabei werden Gräser, die frühzeitig auflaufen, durch die eigentliche Vorauflaufbehandlung mit Bodenherbiziden, wie Metazachlor beziehungsweise Metazachlor plus Dimethenamid-P gegen Unkräuter, zum Teil miterfasst.

Werden diese Wirkstoffe nicht eingesetzt und/oder ist es im Vorwege zu trocken, sodass vor der Rapsbestellung kein Ausfallgetreide aufgelaufen ist, kann früher Gräserauflauf im kritischen Entwicklungsstadium für den Raps schnell zum Problem werden. Im Herbst 2022 war dies der Fall. Durch die Bestellung wurde die Keimung des Ausfallgetreides angeregt, was dann dem jungen Raps sehr schnell eine beachtliche Konkurrenz bereitete. Somit musste schon sehr früh mit einem FOP (zum Beispiel Agil S, Targa Super et cetera) gegengesteuert werden, da der Raps sonst sehr schnell unterdrückt worden wäre.

Die eigentlichen Applikationen gegen Ausfallgetreide erfolgen, wenn das Getreide bereits ein bis zwei Blätter hat. Wurde im Vorauflauf mit Clomazone gearbeitet, muss das Durchgrünen abgewartet werden. Für die Ausfallgetreide-Bekämpfung steht eine Vielzahl von Produkten aus der Gruppe der FOP zur Verfügung.

Eine notwendige zweite Behandlung (Drei- bis Vierblattstadium) kann mit einem Wachstumsregler und/oder Insektizideinsatz gegen Rapserdfloh kombiniert werden. Die Wachstumsregler wirken wie Öle und verbessern die Wirkstoffaufnahme. Gelistete Zusatzstoffe bringen nur bei Soloanwendungen von Graminiziden Wirkungsverbesserungen. Bei geringem Gräserdruck ist eine spätere Einmalanwendung ausreichend.

Speziell gegen Ausfallgerste und nur bei günstigen Bedingungen (hohe Luftfeuchtigkeit) kann die Aufwandmenge auf 30 bis 50 % reduziert werden. Roggen und Weizen sind etwas hartnäckiger, hier sollten schon zwei Drittel der vollen Aufwandmenge angewendet werden.

Folgende Niederschläge nach der Anwendung propyzamidhaltiger Produkte sind zwingend notwendig, besonders wenn üppiger Raps die Ackerfuchsschwanzpflanzen bedeckt.

Bekämpfung von Ackerfuchsschwanz

Bei Ackerfuchsschwanz gestaltet sich die Bekämpfung etwas komplizierter. Besonders in der getreidelastigen Fruchtfolge sollte Raps zur konsequenten Bekämpfung dieses Ungrases genutzt werden. Gelingt das nicht, wird aus der eigentlichen Gesundungsfrucht sehr schnell ein Problem.

Da Agil und Co. (FOP) gegen Ackerfuchsschwanz vielerorts kaum noch Erfolge erzielen, kommen immer häufiger ab dem Zwei- bis Dreiblattstadium beim Ackerfuchsschwanz Focus Ultra oder Select 240 EC aus der Gruppe der DIM zum Einsatz. Zeigen auch diese Produkte keine ausreichende Wirkung auf Ackerfuchsschwanz mehr, liegt eine Wirkort-Resistenz (Ile1781-Leu-Target-Site-Resistenz gegen ACCase-Inhibitoren) vor.

Hier gibt es Unterschiede zwischen beiden Wirkstoffen. So zeigte sich in genetischen Untersuchungen Clethodim (Select 240 EC) robuster als Cycloxydim (Focus Ultra). Man spricht hier von einer quantitativen Wirkort-Resistenz der DIM. Vereinfacht ausgedrückt, werden von Select 240 EC noch Ackerfuchsschwanzpflanzen erfasst, die von Focus Ultra nicht mehr bekämpft werden.

Dieser Prozess funktioniert aber nicht unbegrenzt. Auch hier schreitet die Resistenzentwicklung voran. In dessen Folge nimmt auch der Anteil resistenter Individuen gegenüber Select 240 EC zu, bis hin zum möglichen völligen Wirkungsverlust der gesamten DIM. Somit muss das Ziel sein, die Anwendungshäufigkeit von Focus Ultra und Select 240 EC zu minimieren. Diese Anwendung einzusparen, setzt aber voraus, dass bis zur gesetzten Propyzamid-Behandlung (Kerb Flo und Co.) die Ackerfuchsschwanzpflanzen nicht zu groß geworden sind.

Je nach Anwendungstermin zieht sich der Wirkungsprozess von Kerb Flo bis in den Monat März hinein.

Die Frage ist nicht ob, sondern wann

Vor einigen Jahren wurde in der Praxis noch sehr kontrovers über den Einsatz von Kerb Flo diskutiert. Der späte Einsatztermin wirkte vielerorts abschreckend. Inzwischen steht das Ob nicht mehr infrage, sondern nur noch das Wann. Das zeigt auch, wie stark sich die Lage inzwischen verschärft hat. Auch an der Aufwandmenge zu sparen, ist kein Diskussionspunkt mehr. Ein möglichst hoher Wirkungsgrad mit dieser einen Anwendung ist das oberste Ziel.

Kerb Flo und alle Propyzamid-Produkte müssen mit voller Aufwandmenge eingesetzt werden. Bodenfeuchtigkeit und/oder nachfolgender Regen sind zwingend notwendig, da gerade bei frohwüchsigen Rapsbeständen der Bodenwirkstoff von den Blättern abgefangen wird. Der Wirkstoff muss in die oberste Bodenschicht vordringen.

Der Einsatzzeitpunkt ist zusätzlich temperaturabhängig. Für eine gute Wirkung sind niedrige Temperaturen (Bodentemperaturen unter 10 °C) erforderlich. Bei höheren Temperaturen wird der Wirkstoff zu schnell abgebaut und die Wirkung ist nicht zufriedenstellend. Warmes Herbstwetter ist somit kontraproduktiv. Gut entwickelte Pflanzen treffen dann auf ungünstige Anwendungsbedingungen.

Da die Wirkung von Propyzamid im Boden in den obersten 3 bis 5 cm am stärksten ist, können bei großen, zum Teil schon bestockten Ackerfuchsschwanzpflanzen mit tieferen Wurzeln Probleme in der Bekämpfung auftreten. Somit ist es teilweise eine Herausforderung, den richtigen Anwendungstermin zu finden, nachfolgender Regen ist dabei Pflicht.

Die sichtbare Wirkung von Propyzamid-Produkten lässt mitunter lange auf sich warten. Die ersten Anzeichen sind, dass die Ackerfuchsschwanzpflanzen nicht mehr weiterwachsen. Der eigentliche Absterbeprozess kann sich aber weit ins Frühjahr hineinziehen.

Schlechtere Wirkungsgrade werden besonders bei großen, schon bestockten Pflanzen beobachtet. Das hat in dem Moment nichts mit eventuell beginnenden Resistenzen von Kerb Flo und Co. zu tun, sondern ist der Wirkungsweise von Propyzamid geschuldet. In diesen Ausnahmefällen kann dann Focus Ultra blattaktiv unterstützen. Aber auch für diese Situation muss der Anwendungstermin am Wirkstoff Propyzamid ausgerichtet sein.

Empfehlung:

Ausfallgetreide:

FOP (Agil S et cetera)

Quecke:

2,0 l/ha Targa Super/GramFix

Ackerfuchsschwanz:

2,5 l/ha Focus Ultra + 1,0 l/ha Dash (Wirkstoff Cycloxidim)

0,5 l/ha Select 240 EC + 1,0 l/ha Radiamix (Wirkstoff Clethodim)

0,5 l/ha VextaDim + 0,5 l/ha VexZone

1,875 l/ha Kerb Flo: Ackerfuchsschwanz, Einjährige Rispe, Trespen-Arten, Weidelgräser, Windhalm, (Ausfallgetreide nicht immer sicher), zuzüglich Vogelmiere und Ehrenpreis

1,5 l/ha Milestone (wie Kerb Flo + kleine Pflanzen: Kamille, Kornblume, Klatschmohn, Ausfallackerbohne)


Anwendungsbedingungen
clethodimhaltiger Produkte

Temperaturen über 10 °C bei der Anwendung

weitere Vegetation notwendig

Anwendung bis 30. September abschließen, sonst sind Schäden
möglich, die aber erst im Frühjahr sichtbar werden.

Anwendung möglichst solo durchführen (Insektizid ist möglich, auf Fungizide sollte verzichtet werden).


Wie passen die Gräserherbizide
ins Belkar-Power-System?

Als Kombinationspartner sind die FOP Panarex (1,25 l/ha) und Flua Power (0,8 l/ha) (Balista Super) sowie die DIM Focus Ultra + Dash (2,5 l/ha + 1,0 l/ha), Select 240 EC + Radiamix (0,5 l/ha + 1,0 l/ha) und VextaDim + VexZone (0,5 l/ha + 0,5 l/ha) freigegeben. Dies gilt allerdings nur für die erste Splittingmaßnahme ab ES 12 bis 14. Wichtig ist, dass der Raps flächig zwei Laubblätter ausgebildet hat, das heißt man orientiert sich an den schwächsten Pflanzen.

Eine Besonderheit muss beim Einsatz der beiden clethodimhaltigen Produkte Select und VextaDim beachtet werden. Hier muss die Behandlung bis zum 30. September erfolgen. Zu späte Anwendungen können je nach Jahr zu Schäden beim Raps führen, wie es teilweise im Frühjahr 2023 zu beobachten war.


Mischrationen repräsentativ beproben

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Die Einführung der TMR-Technologie hat zweifellos die Leistungsentwicklung der Milchkühe in den vergangenen 30 Jahren geprägt. Sie ist ein ideales Instrument zur Umsetzung moderner Milchkuh­ernährung. Neben den arbeitswirtschaftlichen Vorteilen profitieren Rind und Landwirt vor allem von der Verringerung von Futterselektion und Grobfutterverdrängung sowie von der Optimierung der Pansenphysiologie durch Minimierung von pH-Wert-Schwankungen und Synchronisierung von Nährstoffabbau und -synthese.

Zudem wurde dem praktischen Tierernährer erstmals ein Instrument in die Hand gegeben, um die gefressene Ration der Milchkuh zu erfassen und zu analysieren. Damit konnten sowohl die Energie- und Nährstoffversorgung der Kuh optimiert, aber auch die Nährstoffausscheidung bewertet werden. Voraussetzung für dieses Tun ist jedoch, dass die Mischungen auch analytisch kontrolliert werden können.

Sinn oder Unsinn

Vor jeder laboranalytischen Kontrolle steht eine möglichst repräsentative Beprobung des Futtermittels. Diese ist jedoch gerade bei TMR-Mischungen eine echte Herausforderung und hält aktuell viele noch davon ab, TMR-Mischungen analytisch untersuchen zu lassen.

Glaubt man wissenschaftlichen Studien zur Repräsentativität von Einzelfuttermittelanalysen, dann sind immerhin allein 61 % der Fehlerquellen durch die Probenahme verursacht. Dies könnte bei TMR-Mischungen durchaus noch schlechter sein. Eine geübte und nach strengen Regeln praktizierte Probenahme entscheidet deshalb wesentlich über den Sinn oder Unsinn einer Laboranalyse für die Mischungen.

Diese Regeln kann man nachlesen zum Beispiel in der Verordnung VO (EG) 152/2009 (Ergänzung VO(EG) 691/2013) – Festlegung der Probenahmeverfahren für die amtliche Untersuchung von Futtermitteln http://eur-lex.europa.eu, der DIN EN ISO 6497: 2005 – Probenahme von Futtermittel zur Eigenkontrolle www.bvl.bund.de, im VDLufa-Methodenbuch Band III, 1 Probenahme www.vdlufa.de/­Methodenbuch oder auch in länderspezifischen Empfehlungen.

Dort steht aber wenig beziehungsweise gar nichts über die Beprobung von TMR-Mischungen. Deshalb soll nachfolgend die Technik der Probenahme von TMR-Mischungen vorgestellt werden, welche seit vielen Jahren im Messnetz Futtermittel des Freistaates Sachsen und im Rahmen von vergleichenden Köllitscher TMR-Wagen-Tests erfolgreich praktiziert wird.

Mindestens drei Messpunkte je Futtertisch sollten festgelegt werden.

Erfahrungen

Jede Probenahme beginnt immer mit einer sensorischen Partieabgrenzung. Eine Partie ist als die Menge eines Futtermittels definiert, die sich nach ihrer Beschaffenheit, Deklaration oder/und räumlichen Zuordnung deutlich als Einheit darstellt. Bei TMR-Mischungen ist dies ziemlich eindeutig, da jede einzelne Mischung, das heißt Ration, de facto eine Partie darstellen sollte und muss. Wenn dies durch Sinnenprüfung nicht bestätigt werden sollte, ist dies das Resultat eines unzureichenden Mischvorgangs, was zwangsläufig eine Beprobung ausschließen sollte.

Bei der Sinnenprüfung von TMR-Mischungen ist insbesondere auf die Homogenität und gegebenenfalls mögliche Entmischung durch den Mischvorgang, das Austragen der Mischung oder die selektive Futteraufnahme durch die Rinder zu achten. Zudem sollte man die aerobe Stabilität (Erwärmung) oder das verstärkte Entweichen flüchtiger Bestandteile (Fermentationsprodukte) beachten, um ungerichtete Verluste zu minimieren.

Aus der abgegrenzten TMR-Partie müssen nach dem Zufallsprinzip möglichst gleich große Einzelproben an räumlich repräsentativ verteilten Stellen entnommen werden. Eine Beprobung direkt im Mischwagen beziehungsweise aus dem Austrag im Stall ist kaum möglich und sinnvoll. Sie kann nur im ausgetragenen Futter repräsentativ praktiziert werden. Hierbei bietet sich zwangsläufig die frisch ausgetragene Mischung im Futtertrog an.

Folien mit Probe aus Futtertischbereich herausziehen. Vereinen der Einzelproben zu einer Sammelprobe und Reduzieren auf 1 bis 1,5 kg FM Endprobe.

Mindestens drei Abschnitte des Futtermitteltroges, auf dem die Ration (Partie) ausgetragen werden soll, sollten als Probenahmestelle definiert werden. Durch seitliche Begrenzungswände (siehe ­Fotos) sollten repräsentative Fenster geschaffen werden. Diese sollten so dimensioniert werden, dass die Teilmenge der TMR-Mischung sich klar trennen lässt, das heißt die Barrieren nicht durch die Mischung überlagert werden.

Die Trennwände sollten frei stehend und kippsicher auf eine saubere PE-Folie gestellt werden. Die einzelnen Abstände können im Vorfeld definiert werden, um einerseits die Einzelprobenmenge einzustellen (mindestens 5 kg TMR-Frischmasse je Messpunkt, üblich zirka 50 cm Abstand der Abgrenzungswände) sowie gegebenenfalls gleichzeitig die Austragsgenauigkeit bewerten zu können.

Nachdem die Rinder vom Futtertisch abgesperrt wurden, um ein selektives Fressen der Mischung vor der Probenahme auszuschließen, wird die TMR durch den Mischwagen ausgetragen. Wenn ein Absperren der Tiere nicht möglich ist, sollten hinter den Messpunkten unter Umständen Personen stehen, welche den Zutritt der Tiere verhindern können.

Wenn das Futter ausgetragen ist, werden die PE-Folien mit den Begrenzungswänden aus dem Futtertrog herausgezogen. Die gesamte Futtermenge zwischen den Begrenzungen wird nunmehr als Einzelprobe definiert. Die Einzelproben der einzelnen Messpunkte werden durch intensives Durchmischen zu einer Sammelprobe vereint (empfohlene Menge der Sammelprobe mindestens 15 kg FM). Diese Sammelprobe wird durch geeignete Techniken (zum Beispiel Flächenausgrenzung durch Bildung von Diagonalen einer kreisförmig ausgebreiteten Sammelprobe, siehe Fotos) zu einer Endprobe reduziert (empfohlene Menge der Endprobe 1 bis 1,5 kg FM).

Die Endprobe

Die Endprobe ist in einen sauberen, dichten Plastikbeutel, aus welchem nach dem Einfüllen der Endprobe die Luft entfernt wird, zu verpacken und zu kennzeichnen. Um die Nährstoffverluste nach der Probenahme zu minimieren, müssen insbesondere Frischfutterproben, die einen TM-Gehalt von unter 80 % aufweisen, auf dem kürzesten Weg (maximal zwölf Stunden) zur Untersuchungsstelle gebracht werden. Direkter Einfluss von Luft, Sonnenlicht, erhöhten Temperaturen oder Kontakt mit verunreinigten Medien muss vermieden werden.

Sollte absehbar sein, dass ein Zeitraum von zwölf Stunden von der Probenahme bis zur Untersuchungsstelle überschritten wird, muss die Probe im Kühlschrank (maximal zwei Tage bei unter 8° C) zwischengelagert werden. Das Einfrieren von Futterproben (–18° C) bei einer Lagerdauer von über zwei Tagen ist grundsätzlich möglich, sollte aber auf ein Minimum beschränkt bleiben, da sensorische und nährstoffseitige Veränderungen, insbesondere in der Auftauphase, möglich sind.

Außerdem ist zu berücksichtigen, dass TMR-Mischungen von geringer Aktualität sind, da sie nur für zwölf, maximal 24 Stunden repräsentativ sind und dann durch eine neue Partie ersetzt werden. Mikrobiologische Untersuchungen sind nach dem Einfrieren nicht mehr möglich, da sich durch den Prozess des Einfrierens die Ausgangskeimzahl verändert (zum Beispiel bei der Bestimmung des Hefegehaltes). Frische Futterproben sollten daher für mikrobiologische Untersuchungen unter Einhaltung der Kühlkette schnellsten zur Untersuchungsstelle transportiert werden.

Neben der gekennzeichneten Futterprobe müssen der unterschriebene Untersuchungsauftrag und ein aussagekräftiges Probenahmeprotokoll an die Untersuchungsstelle versandt werden, in welchem wichtige Informationen zur Probenahme und zur Probe selbst beschrieben werden sollten. Günstig wäre auch eine Beschreibung der Ration, um unter Umständen auf unerklärliche Befunde reagieren zu können. Diese Angaben können die Bewertung einer Futtermittelprobe durch die Untersuchungsstelle wesentlich verbessern. Zu allgemeinen Angaben können futterartspezifische Ergänzung hinzukommen.

Fazit

Nur mit einer fehlerfreien Probenahme und Probenbehandlung führt die Analyse zum richtigen Ergebnis.

Bei der Hofnachfolge an die Sozialversicherung denken

Wenn die Hofnachfolge geregelt werden muss, sind die Gestaltungs­möglichkeiten vielfältig und komplex. Neben den Fragen, wann der richtige Zeitpunkt ist oder wie der Familienfrieden gewahrt werden kann, stehen meist auch steuerliche Aspekte im Vordergrund. Das Thema Sozialversicherung wird dabei oft vergessen.

Grundsätzlich sollte man die Nachfolge möglichst früh regeln – ein Patentrezept für die perfekte Hofnachfolgeregelung gibt es aber nicht. Hier kommt es sowohl auf die persönlichen Interessen der Beteiligten, die familiäre Situation als auch die betriebswirtschaftlichen Gegebenheiten an. Wichtig ist, dass die Weichen für die spätere Hofübergabe frühzeitig gestellt werden und alle Familienmitglieder die angestrebte Nachfolgeregelung mittragen – insbesondere dann, wenn mehrere Kinder als mögliche Hofnachfolger in Betracht kommen.

Ist das bereits in jungen Jahren geklärt, kann der Betrieb entsprechend ausgerichtet werden. In der Regel werden die Nachfolger von Anfang an im Betrieb mitarbeiten. Ein Beispielsfall soll zeigen, welche Auswirkungen sich auf die Sozialversicherung ergeben können.

Zweige der Sozialversicherung

Die klassischen Zweige der gesetzlichen Sozialversicherung sind die Unfallversicherung, die Rentenversicherung, die Arbeitslosenversicherung sowie die Kranken- und Pflegeversicherung. Für die Grüne Branche übernimmt die Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau (SVLFG) diese Aufgaben und vereint die verschiedenen Versicherungszweige unter einem Dach. Wenn es um die Hofnachfolge geht, ist ein besonderes Augenmerk auf die Alterssicherung der Landwirte und Landwirtinnen und die landwirtschaftliche Krankenversicherung zu legen.

Landwirtschaftliche Alterskasse

In der Landwirtschaftlichen Alterskasse (LAK) als Trägerin der Alterssicherung der Landwirte sind landwirtschaftliche Unternehmer, ihre Ehegatten oder Lebenspartner sowie hauptberuflich mitarbeitende Familienangehörige versichert. Voraussetzung ist, dass der Betrieb die Mindestgröße von 8 ha erreicht.

Unternehmer und Ehegatten/Lebenspartner zahlen jeweils einen vollen Beitrag (2023 waren es monatlich 286 € (West)), mitarbeitende Familienangehörige jeweils die Hälfte. Unternehmer tragen die Beiträge für ihre mitarbeitenden Familienangehörigen. Bei geringem Jahreseinkommen bis 24.444 € (West) besteht Anspruch auf einen Beitragszuschuss, der den Monatsbeitrag im günstigsten Fall um bis zu 60 % mindern kann.

Daneben gibt es verschiedene Befreiungsmöglichkeiten (zum Beispiel mehr als geringfügige Beschäftigung oder regelmäßiges außerlandwirtschaftliches Arbeitseinkommen von mehr als 520 € monatlich).

Landwirtschaftliche Kranken- und Pflegekasse

Die Landwirtschaftliche Krankenkasse (LKK) ist die berufsständische Krankenkasse für alle Haupterwerbslandwirte und die im Betrieb hauptberuflich mitarbeitenden Familienangehörigen. Wie bei allen gesetzlichen Krankenkassen können die Kinder und Ehegatten unter Beachtung von Alters- und Einkommensgrenzen beitragsfrei mitversichert werden. Wer in der LKK versichert ist, ist dies auch gleichzeitig in der Landwirtschaftlichen Pflegekasse. Nebenerwerbslandwirte sind aufgrund ihrer Arbeitnehmertätigkeit in der Regel in der allgemeinen Krankenversicherung versichert.

Bei Betriebsübernahme wird für den Ehepartner des Hofnachfolgers eine Versicherungs- und Beitragspflicht in der Landwirtschaftlichen Alterskasse ausgelöst. 

Ein Beispiel: Die Auswirkungen einer Hofübergabe auf die Sozialversicherung soll am Beispiel der Familie Huber verdeutlicht werden. Sie bewirtschaftet einen Hof in Größe von 80 ha Grünland mit Milchvieh- und Rinderhaltung. Der korrigierte Flächenwert des Unternehmens für die Beitragsberechnung in der LKK beträgt 60.304 €.

Der Betrieb wird von Vater und Sohn im Haupterwerb bewirtschaftet. Der Vater ist Betriebsinhaber und Alleinunternehmer, der Sohn mitarbeitender Familienangehöriger. Die Ehefrauen der beiden helfen nur sporadisch mit. Die Ehefrau des Seniors geht keiner anderweitigen Tätigkeit nach. Die Ehefrau des Juniors steht in einem Vollzeitbeschäftigungsverhältnis als Bankkauffrau und ist bei der AOK versichert. Zur Familie gehören zudem zwei (Enkel-)Kinder, die noch in den Kindergarten gehen.

Die Hofübergabe ist für den 1. Oktober 2023 geplant. Der Senior möchte bis zum Beginn seiner Rente von der LAK, die voraussichtlich am 1. April 2026 beginnt, weiter im Betrieb mitarbeiten. Die beiden wollen die Rollen tauschen – der Senior wird mitarbeitender Familienangehöriger, der Junior wird der neue Unternehmer.

Auswirkungen auf Sozialversicherung

Bei der Darstellung der Auswirkungen auf die Sozialversicherung ist ein besonderes Augenmerk auf die Krankenversicherung (LKV) und die Alterssicherung der Landwirte (AdL) zu legen. Der Rollentausch von Vater und Sohn kann, was die Sozialversicherung angeht, durchaus entspannt ablaufen. Man sollte nur wissen, dass sich nicht nur für Vater und Sohn Änderungen ergeben.

Der Senior

Für ihn endet durch den Wechsel die Versicherungspflicht als Unternehmer sowohl in der LKK als auch in der LAK. Er braucht sich um die Beitragszahlung keine Gedanken mehr zu machen. Das übernimmt jetzt der Sohn als neuer Unternehmer. Durch die weitere hauptberufliche Mitarbeit ist der Senior fortan in der LKK und LAK als mitarbeitender Familienangehöriger versichert. Die Beiträge halbieren sich und werden vom Sohn getragen. Gut für den Geldbeutel, aber Achtung: Da nur noch halbe Beiträge aufs Versicherungskonto der LAK gehen, schmälert dies die spätere LAK-Rente. Die Möglichkeit, auf einen vollen Beitrag aufzustocken, besteht nicht.

Der Junior

Durch die Hofübernahme ist er jetzt landwirtschaftlicher Unternehmer und unterliegt als solcher der Versicherungspflicht in der LKK und LAK. Die bisherige Versicherung als mitarbeitender Familienangehöriger endet für ihn. Er hat jetzt das Sagen auf dem Hof, muss aber – wie sein Vater vorher – nun auch alle Beiträge zahlen. Zur LKK sind das wie bisher Beiträge der Beitragsklasse 12 (korrigierter Flächenwert 60.304 €), das bedeutet monatlich 414 € für ihn und 207 € für seinen Vater. Hinzu kommen die Beiträge zur Pflegeversicherung (74,11 € + 40,16 €).

Zur LAK zahlt der Junior für seinen Vater den Beitrag in Höhe von 143 € und für sich den vollen Monatsbeitrag von 286 €. Das ist gut für sein LAK-Rentenkonto, denn dort stehen nur die bisher von seinem Vater für ihn als mitarbeitenden Familienangehörigen eingezahlten halben Beiträge zu Buche. Aber auch diese Beiträge werden später bei der Rentenberechnung berücksichtigt.

Die Ehefrauen

Der Rollentausch von Vater und Sohn wirkt sich für die Ehefrauen vor allem in der LAK aus, denn nur die Ehefrau des Unternehmers ist dort versichert. Bisher war das die Gattin des Seniors. Für sie endet mit dem Unternehmerwechsel die Versicherungspflicht in der LAK. Sie hätte die Möglichkeit, die Beiträge freiwillig weiterzuzahlen, um ihren Rentenanspruch zu festigen. In der LKK bleibt für die Seniorgattin alles beim Alten. Sie ist wie bisher beitragsfrei familienversichert.

Die Ehefrau des Jungunternehmers wird durch die Hofübernahme zur Bäuerin und unterliegt damit grundsätzlich der Versicherungs- und Beitragspflicht zur LAK. Ihr Gatte müsste für sie den vollen Monatsbeitrag von 286 € an die LAK zahlen. Sie könnte sich damit neben ihrem Rentenanspruch gegenüber der Deutschen Rentenversicherung (DRV) eine zweite Alterssicherung aufbauen. Ist das nicht gewollt, hätte sie die Möglichkeit, sich aufgrund ihrer Arbeitnehmertätigkeit und der damit verbundenen laufenden Beitragszahlung zur DRV von der LAK befreien zu lassen. Die Krankenversicherung ändert sich nicht. Als Bankkauffrau ist sie weiterhin in der AOK versichert und unterliegt der vollen Sozialversicherungspflicht.

Fazit

Wenn die Hofnachfolge frühzeitig geregelt ist, ist auch die Gründung einer Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR) eine gute Möglichkeit, neben der auf zwei Schultern verteilten Verantwortung für den Betrieb auch den Sozialversicherungsschutz der Familie sicherzustellen. Insbesondere die Altersvorsorge wird durch die Möglichkeit, dass neben den beiden Unternehmern auch die Ehefrauen volle Beiträge in die LAK zahlen können, optimiert. Die insgesamt höhere Beitragsbelastung lässt sich gegebenenfalls durch einen Beitragszuschuss ausgleichen. Egal welches Hofübergabemodell in Betracht kommt, es empfiehlt sich in jedem Fall eine Beratung durch die SVLFG, den Bauernverband oder die Landwirtschaftskammer.

Die besten Vatertiere für die Herde

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Die alljährlichen Höhepunkte für Schafzüchter und Schafhalter aus Schleswig-Holstein und Hamburg, die Schafauktionen in Husum, stehen unmittelbar bevor. Zum 13. Mal finden die Schafbockauktionen vom 16. bis 19. August in den Messehallen Husum statt, organisiert durch den Landesverband Schleswig-Holsteinischer Schaf- und Ziegenzüchter.

Die große Messehalle bietet viel Platz und ein großartiges Ambiente für die Prämierungen und die anschließenden Auktionen. Den Schafhaltern und -züchtern aus Nah und Fern werden zirka 700 Zuchttiere der größten schleswig-holsteinischen Fleischschafrassen angeboten. Und auch die Landschafrassen werden wieder in Husum dabei sein. Alle Halter, die ein Vatertier für den Einsatz in ihrer Herde benötigen, sollten nach Husum kommen, um dort den Bock ihrer Wünsche und Vorstellungen zu erwerben.

Aber nicht nur für Käufer lohnt sich ein Besuch. Neben den tollen Böcken und Schafen der unterschiedlichsten Rassen können die Besucher eine traditionelle Schafauktion miterleben, bei der noch „op Platt “ geboten wird und der Auktionator aus vollem Herzen die Böcke anpreist.

Die Auktionen beginnen am Mittwoch, 16. August, mit den Böcken und Schafen der Rassen Schwarzkopf, Weißkopf, Zwartbles sowie Charollais und Tieren der Landschafrassen Coburger Fuchsschaf, Scottish Blackface und Bentheimer Landschaf. Weiterhin werden seit langer Zeit auch Vertreter der Ostfriesischen Milchschafe erwartet.

Am Donnerstag, 17. August, folgen die Böcke und Schafe der Rassen Suffolk, Blaukopf und Swifter.

Für die Texel, die größte Rasse in Schleswig-Holstein, sind zwei Tage vorgesehen. Die Böcke und Schafe werden am Freitag und Sonnabend, 18. und 19. August, aufgetrieben.

An allen vier Tagen werden am Vormittag ab 9 Uhr die Prämierungen durchgeführt, zu denen nur die überdurchschnittlichen Rassevertreter des Tages zugelassen werden. Hier werden die Mister Texel, Suffolk, Schwarzkopf, Weißkopf oder Blaukopf ermittelt, deren Züchter besonders ausgezeichnet werden. Im Anschluss (zirka 12.30 Uhr) beginnt dann die eigentliche Auktion.

Auf der gut zweiwöchigen „Körreise“ des Landesverbandes quer durch Schleswig-Holstein wurden die Tiere der Körkommission vorgestellt und gekört beziehungsweise für gut befunden, um auf der Auktion aufgetrieben zu werden. Diese unabhängige Kommission bewertete bei allen vorgestellten Tieren die Wolle, die Bemuskelung sowie die äußere Erscheinung und vergab Noten von 1 bis 9 für jedes dieser Kriterien, wobei die Note 9 der höchste zu erzielende Wert ist.

Ferner wurde von jedem Schaf oder Bock das Gewicht ermittelt und daraus die tägliche Zunahme des Tieres errechnet. Zusätzlich wurden bei allen Auktionsaspiranten mithilfe eines Ultraschallgerätes die Rückenmuskelstärke und die Fettauflage dieses edlen Körperteiles ermittelt. Die Bewertung all dieser einzelnen Punkte fließt in den Zuchtwert ein. Je höher dieser ausfällt, umso wertvoller ist das geprüfte Vatertier für die Landeszucht.

Anhand dieser Werte, die in einem Katalog festgehalten sind, der auf dem Auktionsplatz, aber auch im Vorfeld beim Schaf- und Ziegenzuchtverband erworben werden kann, kann der interessierte Käufer sehen, welches der wertvollen, geprüften Vatertiere für seine Herde das beste ist.

Weitere Informationen und Kataloge für die kommenden Auktionen sind beim Landesverband Schleswig-Holsteinischer Schaf- und Ziegenzüchter, Tel.: 04 31-33 26 08, Fax: 04 31-3 50 07 oder info@schafzucht-kiel.de sowie im Internet unter schafzucht-kiel.de zu erhalten.

Nachfrage von privaten Haushalten im Wandel

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Innerhalb der vergangenen fünf Jahre ist die Fleischproduktion in Deutschland um 14 % gesunken und 2022 haben sich Fleischwaren gegenüber dem Vorjahr überdurchschnittlich verteuert. Auf dem deutschen Fleisch- und Milchmarkt treten bereits vermehrt pflanzliche Alternativen auf und werden auch weiterhin von den Verbrauchern nachgefragt. Seit 2017 haben sich die Einkaufsmengen an Fleischersatzprodukten verdreifacht. Die Preise für die Alternativen unterliegen weniger Schwankungen als die tierischen Erzeugnisse, allerdings auf einem höheren Niveau.

Fleischmarkt unter Druck: Chancen für Ersatzprodukte?

In der Innovationsforschung für vegane Produkte laufen EU-weit verschiedenste Projekte. Darunter finden sich zum Beispiel Methoden zur Herstellung von Eiklar ohne Hühnerei, echten Milchbestandteilen oder Fleischalternativen, welche aus Pilzmyzel wachsen sollen. Seit Ende Juni 2023 darf in den USA In-vitro-Fleisch verkauft werden, allerdings noch nicht für den privaten Verbrauch. Nach Singapur sind die Vereinigten Staaten das zweite Land, welches dem Verkauf von gezüchtetem Fleisch zugestimmt hat. In der Schweiz wurde erst einmal ein Antrag auf Zulassung gestellt. Gleichzeitig kamen Studien zu dem Fazit, dass Laborfleisch klimaschädlicher als die Nutztierhaltung sei. Dass internationale Großkonzerne und nicht mehr bäuerliche Betriebe das Nahrungsangebot bestimmen könnten, muss ebenfalls kritisch betrachtet werden.

Der Inflationsdruck setzte dem Fleischabsatz in den vergangenen Monaten deutlich zu. Im Jahr 2022 ist der Pro-Kopf-Verbrauch an Fleisch um 6 kg zum Vorjahr gesunken. Mit 77,5 kg liegt der Deutsche 2022 unter dem EU-Durchschnitt von 82,7 kg. Anders sieht es für Fleischersatzprodukte aus: 2022 stiegen die Einkaufsmengen um 9,6 %, während für Fleisch ein deutlicher Rückgang im Vergleich zum Vorjahr verzeichnet wurde. Wichtig ist hierbei, dass das Ausgangsniveau der Märkte unterschiedlich ist. Ersatzprodukte stellen nach wie vor ein Nischenprodukt dar.

Pflanzliche Drinks weiterhin gefragt

Für 2022 war die Einkaufsmenge an Trinkmilch um 5,5 % niedriger als 2021. Gründe dafür sind die gestiegenen Preise, denn in der Summe erhöhten sich die Ausgaben pro Einheit. Konventionell erzeugter Käse kostete 2022 ganze 18,5 % mehr, worauf die Verbraucher mit einer verringerten Einkaufsmenge reagierten. Für Butter sanken die Einkaufsmengen von 2021 auf 2022 um –9,3 % mit einem gleichzeitigen Anstieg der Ausgaben pro Einheit von 35,8 %. Vor diesem Hintergrund wird deutlich, wie sich gestiegene Preise im Verbraucherverhalten auswirken.

Gegensätzliche Entwicklungen lassen sich für den Markt der Milchersatzprodukte beobachten. 2022 stieg die Kaufmenge von pflanzlicher Milch um 4,2 % im Jahresvergleich mit einer negativen Preisentwicklung von –1,0 %. Laut Consumer Panel Services GfK begründet sich der wachsende Markt für Milchalternativen nicht nur durch eine gesteigerte Nachfrage, sondern auch durch das wachsende Angebot der Hersteller. Durch die gesteigerte Produktion lassen sich die Festkosten besser abdecken, was langfristig zu günstigeren Preisen führen müsste.

Noch werden konventionelle Pflanzendrinks teurer als Kuhmilch angeboten. Paradoxerweise kosteten Milchalternativen ökologischer Erzeugung im Vorjahr durchschnittlich 0,73 €/l weniger als konventionelle und waren somit auch günstiger als Biomilch. Die Erklärung hierfür ist, dass Handelsmarken vermehrt Bioalternativen angeboten haben.

Laut dem Danone-Kategorie-Direktor ist die Branche wachstumsstark und wettbewerbsintensiver geworden. Die gestiegenen Produktionskosten übten auf die Marktbeteiligten zusätzlichen Druck aus. Marken versuchen, die Emotionalisierung für pflanzliche Produkte hoch zu halten. Gleichzeitig gehen das Verständnis und die Nähe zur Landwirtschaft mit Tierhaltung bei vielen Verbrauchern zurück. Das Bewusstsein und das Hintergrundwissen spielen neben dem Preis eine zusätzliche Rolle für die Kaufentscheidung. Aufklärungsarbeit über die Produktion pflanzlicher und tierischer Lebensmittel sollte weiterhin im Fokus stehen.

Zukunftsbäuerinnen und Zukunftsbauern

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Die Abschlussprüfungen sind bestanden, die Abschlusspartys gefeiert und die Zimmer auf den Lehrbetrieben geräumt für die neuen Auszubildenden, die am 1. August angefangen haben. Davor fanden im ganzen Land an 15 Orten die feierlichen Freisprechungen der gut 300 Auszubildenden in der Landwirtschaft statt (Link). Dabei wurde wieder die hohe Wertschätzung für die Zukunftsbäuerinnen und Zukunftsbauern sichtbar, wenn die Ausbilder im Schapptüüch zur Zeugnisvergabe kommen, mit den Familien ihrer Auszubildenden an einem Tisch sitzen und die Vertreter von Landwirtschaftskammer, Berufsschulen, Bauernverband, der Kreise und der Kirche Gruß- und Geleitworte sprechen an diejenigen, die in Zunft die Landwirtschaft gestalten werden.


Botschafter sein ist Teil des Berufs“

Die jungen Landwirtinnen und Landwirte sind nicht nur die zukünftigen Gestalter der Landwirtschaft, sie sind auch Botschafter. Sie transportieren das Bild der Landwirtschaft in die Gesellschaft. Sie werden in der ersten Reihe stehen, wenn Lösungen gesucht werden für den Ackerbau unter veränderten Klimabedingungen, für die Weiterentwicklung der Tierhaltung und für die Umsetzung gesellschaftlicher und politischer Forderungen. Sie werden in der ersten Reihe stehen, wenn es darum geht, Landwirtschaft zu erklären, Skeptiker mitzunehmen und falsche Bilder zurechtzurücken.

Dabei werden auch leichtere Ausbildungswege angeboten. Andere Branchen und Wirtschaftsbereiche wetteifern in den Abschlussklassen der Schulen mit attraktiven Angeboten, werben selbst auf dem Ausbildungsmarkt mit der Viertagewoche, mit Fitnesscenterzugang und Leasing von E-Bikes. Auch die Landwirtschaft hat einiges zu bieten an Vielfalt  – von Landtechnik über Tierhaltung bis Digitalisierung. Aber Landwirtschaft ist kein Achtstundenjob. Auch in der Ausbildung können Überstunden anfallen, etwa in der Erntezeit, wenn das Wetter den Takt angibt. Zudem befindet sie sich in einem starken Strukturwandel. Gerade die Veredelungsbetriebe stehen vor grundlegenden Entscheidungen. Wenn zum Beispiel immer mehr Sauenhalter aufhalten, gehen mit den Betrieben auch die Ausbildungsplätze verloren.

Mechthilde Becker-Weigel Foto: bb

Die Ausbildung der jungen Landwirtinnen und Landwirte ist eine verantwortungsvolle Aufgabe. Alle an der Ausbildung Beteiligten sind gefragt und müssen bereit sein, ihre Kompetenzen und ihre Ressourcen wie Zeit und Wissen einzusetzen, um die Auszubildenden optimal auf ihre berufliche Zukunft und ihre Aufgaben als Ernährungs- und Umweltexperten und Botschafter vorzubereiten und bei ihrer persönlichen Entwicklung zu unterstützen. Nur so werden aus Azubis Zukunftsbäuerinnen und Zukunftsbauern.