StartNachrichtenWald & JagdResümee der vergangenen Pflanzsaison

Resümee der vergangenen Pflanzsaison

Große Herausforderungen für den Wald bei uns im Norden
Von Peer Rosenhagen, Landwirtschaftskammer SH
Roteichenquartier in der Baumschule

Das vergangene Jahr war erneut durch große Herausforderungen für alle Waldbesitzenden und alle Forstleute in Schleswig-Holstein gekennzeichnet. Hauptursache hierfür waren die Sturmereignisse im Februar 2022, die vor allem den Süden und den Norden Schleswig-Holsteins trafen. Des Weiteren führten Hitzeereignisse, Trockenperioden und Borkenkäferbefall landesweit zu weiteren Waldschäden und schlussendlich zu Baum- und Bestandesverlusten. Die Größe und Zahl der wiederaufzuforstenden Flächen im Wald stellten somit eine echte Mammutaufgabe für alle Beteiligten dar.

Eine Abfrage zu den benötigten Pflanzen der zwölf Bezirksförstereien im Frühherbst 2022 machte bereits den enormen Bedarf an qualitativ hochwertigen Forstpflanzen deutlich. Eine Zahl von weit über einer Million Forstpflanzen wurde der Forstabteilung der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein aus den verschiedenen Landesteilen gemeldet. Dieser Bedarf konnte dank der vorausschauend arbeitenden Baumschulen im Raum Pinneberg gänzlich gedeckt werden.

Resiliente Arten gefragt

Nach einer intensiven Markterkundung sowie anschließender Besichtigung der Quartiere bezüglich vorgegebener Qualitätsstandards konnten viele Sortimente und regionale Herkünfte auf ganzer Linie überzeugen und uneingeschränkt empfohlen werden. Eine große Herausforderung bestand für die Baumschulen in der Fokussierung auf fünf bis sechs Baumarten, die besonders nachgefragt sind. Vor allem bereits erprobte klimaresiliente Arten wie die Esskastanie, Roteiche oder auch die Douglasie waren besonders begehrt. Engpässe waren ebenfalls bei Stiel- und Traubeneiche erkennbar.

Wiederaufforstung einer Kahlfläche Fotos (3): Peer Rosenhagen

Von 2019 bis 2022 wurden Wiederaufforstungen in einem Flächenumfang von gut 605 ha aus Mitteln der Gemeinschaftsaufgabe zur Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes (GAK) finanziell gefördert. Hiervon waren 75 % Laubbaumkulturen und 25 % Nadel-Laub-Mischkulturen mit mindestens 40 % Laubbäumen. Hinzu kommt eine nicht erfasste Fläche, die von Waldbesitzern ohne Inanspruchnahme der Förderung wieder aufgeforstet wurde. Für das Jahr 2023 geht die Forstabteilung der Landwirtschaftskammer von einem Flächenumfang zur Wiederbewaldung im Privat- und Kommunalwald von weiteren etwa 200 ha aufgrund der Schäden aus dem Jahr 2022 aus.

Stabiler Wald der Zukunft

Eine zukunftsorientierte, stabile Wiederaufforstung muss die erwarteten Klimaveränderungen berücksichtigen. Das heißt, dass der neu angelegte Wald wenig stressanfällig, dafür aber möglichst anpassungsfähig sein sollte. Dies kann durch die Berücksichtigung einiger Grundanforderungen erreicht werden. Heimische, bewährte Baumarten bilden das ökologische Grundgerüst des neuen Waldes. Hinzu können unter Berücksichtigung der erwarteten Klimaänderungen standortgerechte Baumarten die Vielfalt der Bestände ergänzen. Die begründeten Mischbestände können den Boden optimal erschließen, sich gegenseitig stützen und den möglichen Ausfall einzelner Arten ausgleichen.

Begründung einer Laubholzkultur

Die in Schleswig-Holstein nicht heimischen Nadelbaumarten sollten nur noch zur Anreicherung der zukünftigen Mischbestände berücksichtigt werden. Sie sind zwar ökonomisch profitabel, ihr Anbau insbesondere im Reinbestand erhöht aber das Risiko eines Bestandesverlusts deutlich. Die im Rückblick der Vegetationskunde auf fast allen Standorten in Schleswig-Holstein dominierende Rotbuche befindet sich hier bislang in ihrem ökologischen Optimum. Allerdings wird diese Baumart unter den erwarteten Klimaänderungen besonders stark leiden. Daher wird zwar weiterhin eine angemessene Berücksichtigung der Rotbuche in fast allen Neukulturen empfohlen, aber auch die Beimischung oder sogar Dominanz möglicherweise klimastabilerer Begleitbaumarten. In Schleswig-Holstein kommt der Stieleiche bei der Aufforstung von Freiflächen eine besonders große Bedeutung zu. Allerdings wurde hier deutlich, dass in der vergangenen Pflanzsaison die entsprechende Baumschulware knapp wurde. Daher sollte überall dort, wo es zielführend ist, die natürliche Verjüngung von Nachbar- und Vorbeständen in den Wald der Zukunft einbezogen werden.

Fazit

Schlussendlich war es durch eine gewaltige Kraftanstrengung aller beteiligten Akteure möglich, viele kalamitätsgeschädigte Flächen wieder in eine forstliche Bestockung zu bekommen. Dies ist eine herausragende Leistung der gesamten Forstpartie in Schleswig-Holstein.

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