„Transparenz und Dialog – Öffentlichkeitsarbeit im Schweinebereich“ lautete der Titel des öffentlichen Schweineforums im Rahmen der Norla. Zwei Influencerinnen berichteten, wie das im Zeitalter Sozialer Medien aussehen kann.
Als Megathema in den Sozialen Medien bezeichnete Bauernverbandspräsident Klaus-Peter Lucht die heimische Landwirtschaft. Seit 2012 sei der Verband online aktiv, um über die Arbeits- und Lebensweise der Betriebe mit der Gesellschaft ins Gespräch zu kommen.
Bauen ohne Wände
Für die Arbeitsgemeinschaft Schweinehaltung begrüßte Gunnar Schuldt die Gäste. Lange seien Ställe, wenn auch aus gutem Grund, geschlossen gehalten worden, berichtete er. Inzwischen fingen Betriebe im Rahmen der höheren Haltungsform an, „ohne Wände zu bauen“. Um Vorurteile zu beseitigen, müsse man sich allerdings auch mit der betrieblichen Öffentlichkeitsarbeit befassen: „Was wir machen, hat gute Gründe“, machte Schuldt Mut.
Jenna Chorus von der Marketingagentur agro-kontakt erklärte „Trends und Tools“. Die Nutzung der Sozialen Medien stärke nicht nur das Unternehmensimage, sondern diene auch der Verbraucherbindung und einer immer schwierigeren Mitarbeitergewinnung. Es gehe auch darum, Einfluss auf gesellschaftliche und politische Diskussionen im Sinne der Landwirtschaft zu nehmen. „Ein Kritiker weniger ist ein Verbraucher mehr“, formulierte Chorus.
Bereits 100 erreichte Menschen aus der Region bedeuteten einen echten Mehrwert. Der Medienkonsum betrage aktuell 390 min am Tag, 81 % der Bürger nutzten Social Media.
Nicht persönlich nehmen
Als Trend gilt nach Aussage der Expertin das Storytelling: „Menschen lieben authentische Einblicke in Hofgeschehen.“ Wichtig seien Transparenz und Wissensvermittlung: „Verbraucher wollen wissen, wie Landwirte produzieren.“ Kurzvideos und Reels erhöhen die Reichweite ebenso wie das Interagieren mit Followern durch Abstimmungen, Umfragen, Frage-und-Antwort-Systeme.
Als nützliche Instrumente nannte Chorus das Designprogramm Canva und das Videoverarbeitungsprogramm Cap-Cut. Im Umgang mit Kritikern empfiehlt sie: Ruhe bewahren, sachlich bleiben und nicht alles persönlich nehmen. Hasskommentare sollte man ignorieren oder löschen. Chorus erinnerte an die fachliche Kompetenz der Betriebe: „Sie sind der Profi in Ihrem Gebiet.“ Es gehe darum, mit ehrlicher Öffentlichkeitsarbeit die deutsche Schweinehaltung zu stärken.
Pauline Krämer ist Landwirtin mit 300 Sauen und 1.500 Ferkelaufzuchtplätzen aus Herford. Über Instagram teilt sie als pauline_kra ihren Beruf mit über 10.000 Followern. Die Sauen werden nicht kupiert, daran arbeitet sie auch bei den Masttieren. Sie fährt einen Dreiwochen-Rhythmus mit Wurfausgleich ohne Fixierung der Sau beim Abferkeln. Die Kastration erfolgt mit Isofluran, aufs Zähneschleifen verzichtet Krämer. Mit 28 kg kommen die Läufer mit eigenem Transporter zu drei Vertragsmästern. Krämer gibt Einblicke in Stall und Acker, dazu ins Landleben bis zum Stück Kuchen bei Oma auf dem Kaffeetisch. Die Rückmeldungen seien bisher fast nur positiv, Krämer gibt zu, dass sie sich noch sehr in der „Agrar-Blase“ befinde. Sie baue sich ein Netzwerk auf, der Austausch unter Berufskollegen sei wertvoll.
Selbstbewusstsein wächst
Sie sei auch selbstbewusster geworden, meint die Sauenhalterin. Wichtig für den Erfolg im Netz seien qualitativ ansprechende Beiträge, eine dosierte Häufigkeit der Posts. „Sich Zeit nehmen und authentisch bleiben“ sind weitere Tipps der Landwirtin aus Herford. Inzwischen erhalte sie Kooperationsanfragen von Unternehmen, die sie nur annehme, wenn sie „zum Hof oder zu mir passen“. Glaubwürdigkeit ist die Grundvoraussetzung, um erfolgreich zu bleiben.
Die negativen Kommentare eines Gnadenhofs habe sie nicht gelöscht, sondern stattdessen den Kontakt gesucht und die Frage gestellt, wie man sich eine Landwirtschaft ohne Tierhaltung vorstelle. Nicht untypisch ist die Reaktion. „Es gibt bis heute keine Antwort“, berichtete die Influencerin.
Klaus-Peter Lucht berichtete darüber, wie der Bauernverband seine Mitglieder im Falle einer Eskalation im Netz und mit rechtlichem Rat begleite. „Es soll niemand Angst haben, sich öffentlich zu äußern“, ist sein Wunsch. Auch die Vertrauensperson Tierschutz in der Landwirtschaft, Dr. Uwe Scheper, könne helfen.