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Verkorkste Agrarreform schlägt aufs Gemüt

Die Sorge um die Wettbewerbsfähigkeit der hiesigen Landwirtschaft bestimmte die Fachgespräche beim Kreisbauerntag Herzogtum Lauenburg, der am Dienstag (6. Juni) auf dem Betrieb von Familie Heidebrecht in Roseburg stattfand. In der Kritik stand vor allem die überbordende Bürokratie.

„Der Gesetzgeber grenzt unseren unternehmerischen Handlungsspielraum ein“, monierte Johannes Henner Langhans, Vorsitzender des Kreisbauernverbandes (KBV) Herzogtum Lauenburg. Er verbringe mittlerweile fast mehr Zeit mit der Dokumentation als mit der eigentlichen Hofarbeit. Durch die Angst, etwas falsch zu machen, entstehe ein psychischer Druck, der belaste. Er unterstrich: „Wir befinden uns in einer Selbstbeschäftigungsbürokratie.“

Mit immer höheren Auflagen drohten Verlagerungseffekte. Langhans schilderte: „Wir können nicht zu Inlandsauflagen produzieren, aber zu Weltmarktpreisen verkaufen.“ Man verschiebe die Probleme aber nur in andere Länder. Von der bisherigen Arbeit des Bundeslandwirtschaftsministers Cem Özdemir (Grüne) zeigte sich der KBV-Vorsitzende enttäuscht. „Seine Hinhaltepolitik hat dazu geführt, dass wir viele Tiere verloren haben und damit auch Wertschöpfung“, so Langhans.

Erfreulich sei hingegen die Bildungsoffensive des Kieler Landwirtschaftsministeriums, die wichtig sei, um wieder mehr Wissen über die Land- und Ernährungswirtschaft in die Schulklassen zu tragen. Landwirte könnten jedoch nur Angebote machen, die müssten von den Schulen auch in Anspruch genommen werden.

Bildungsangebote machen

Schleswig-Holsteins Landwirtschaftsminister Werner Schwarz (CDU) hob die Bedeutung des Akteurs-Netzwerks für das Gelingen der Bildungsoffensive hervor. Er rief jeden interessierten Betriebsleiter dazu auf, sich im Netzwerk zu engagieren. „Verbraucherinnen und Verbraucher haben vielfach nur ein unscharfes Bild davon, wie Landwirtschaft funktioniert und Lebensmittel produziert werden“, erläuterte Schwarz. Ihm gehe es darum, im Rahmen der Offensive ausreichendes Wissen für ein eigenverantwortliches, reflektiertes Handeln zu vermitteln.

Schwarz ist bewusst, dass die Einführung neuer digitaler Meldesysteme Betriebe und Behörden vor enorme Herausforderungen stellt. Um nachweislich gewässerschonend wirtschaftende Betriebe in Roten Gebieten zu entlasten, brauche es jedoch qualitativ hochwertige Daten, die durch die Düngedokumentation auf der Plattform Endo-SH nun gesammelt werden könnten. „Natürlich sind auch technische Fehler aufgetreten. Die bringt ein so aufwendiges digitales Instrument mit sich“, räumte Schwarz ein.

Er stimmte zu, dass eine Vereinfachung der Gemeinsamen EU-Agrarpolitik (GAP) dringend notwendig sei. „Wir müssen alle versuchen, das Beste aus dieser verkorksten Förderperiode zu machen“, erklärte Schwarz. Es gelte, sich jetzt schon Gedanken zu machen, wie die GAP ab 2028 aussehen könne. Unverzichtbar sei bei zukünftigen Maßnahmen die betriebswirtschaftliche Attraktivität. Der Minister untermauerte: „Es müssen echte Anreizkomponenten möglich sein.“ Sein Haus werde in Zusammenarbeit mit dem Umweltministerium eine GAP-Projektgruppe gründen, um Vorschläge zu erarbeiten und diese in eine Bund-Länder-Arbeitsgruppe zur GAP einzubringen.

Produktion halten

Auch Klaus-Peter Lucht, Präsident des Bauernverbandes Schleswig-Holstein (BVSH), forderte die Landesregierung auf, Bürokratie abzubauen. Viele fühlten sich momentan überfordert. Landwirte hätten es durch Innovationen zwar immer geschafft, wettbewerbsfähig zu bleiben. Die aktuelle Auflagenflut mache die Wettbewerbsfähigkeit aber zunichte. Es dürfe nicht dazu führen, dass anderswo zu schlechteren Bedingungen produziert werde. „Für mich ist das Verbrauchertäuschung“, stellte Lucht klar. 

Klaus-Peter Lucht (li.) und Johannes Henner Langhans (r.) zeichneten den ehemaligen KBV-Vorsitzenden Hans-Peter Grell (Mitte) mit der Silbernen Ehrennadel mit Eichenblatt des BVSH aus. Neben Grell erhielten 19 weitere Persönlichkeiten die Silberne Ehrennadel für ihr Engagement im BVSH. 
Alle Geehrten auf einen Blick (darunter): Günter Ahrens, Hans-Peter Arndt, Hans-Heinrich Awe, Martin Berling, Stefan Brüggemann, Peter-Henning Buhk, Holger Burmester, Tilmann Hack, Dirk Hadenfeldt, Dietrich Hamester, Johannes Hamester, Adolf Heins, Jürgen Kruse, Manfred Pemöller, Rainer Stapelfeldt, Bernhard Tögel, Johannes Weißleder, Hans-Peter Witten und Bernd Wulf

Zitate

Lina Machnik, Sprecherin des KBV-Arbeitskreises Junger Landwirte:
„Wie sollen wir junge Menschen überzeugen, diesen 24/7-Job zu machen, wenn andere schon mit einer Viertagewoche ein sehr attraktives Gehalt bekommen? Liebe Politiker, redet mit uns, damit die Landwirtschaft zukunfts- und wettbewerbsfähig bleibt!“

Klaus Wegner, stellvertretender KBV-Vorsitzender:
„Die Probleme in der Gesellschaft lassen sich nur gemeinsam mit der Landwirtschaft lösen. Ich bin daher fest überzeugt, dass es auch in Zukunft eine Landwirtschaft geben wird.“

Lina Machnik
Klaus Wegner
Weitere Eindrücke vom Kreisbauerntag
Musikzug der Freiwilligen Feuerwehr Tramm
Volle Scheune
Dank an Familie Heidebrecht


Schnitzereien mit der Motorsäge

Manchmal inspirieren Weihnachtsmärkte Besucherinnen und Besucher zu ganz neuen Aktivitäten. Ein Beispiel dafür ist Jörg Hasenöhrl: Auf einem solchen Markt irgendwann vor 16 Jahren entdeckte der Kellinghusener einen Standbetreiber, der mit der Motorsäge aus Holzblöcken Tiere schuf. „Als ich das sah, dachte ich, das kann ich auch“, erzählt Jörg Hasenöhrl. 20 Stunden „schnitzte“ er damals mit einer Kettensäge an einer ersten Eulenfigur – heute braucht er in seiner Werkstatt in Föhrden-Barl nur noch zwei Stunden.

Den Umgang mit der Kettensäge hat Jörg Hasenöhrl schon vor vielen Jahren gelernt. Der Industriemechaniker, der in einer Maschinenbaufirma in Neuendorf arbeitet, sägte mit dem Gerät sein Feuerholz für den Winter zurecht. Dass mit der Motorsäge auch Kunstwerke geschaffen werden können, war für ihn eine Neuentdeckung. „Ich habe dann einfach mal angefangen. Anfangs schnitzte ich mit einem Bild als Vorlage, aber besser ging es mit einem Modell“, erinnert sich der 51-Jährige. Fast immer arbeitet Jörg Hasenöhrl die Kunstwerke aus einem Stück Holz heraus. Dabei guckt er, was von dem Block zuerst weggeschnitten werden kann, und orientiert sich dabei auch immer an der Maserung. „Das ist einfach faszinierend, man kann fast jede Figur schnitzen“, erklärt der Hobbykünstler, der auch schon an Wettbewerben teilgenommen hat. Im sogenannten Speed-Carving, dem Kettensägen-Schnitzen auf Zeit, belegte er bei den Deutschen Meisterschaften vor zehn Jahren einen beachtlichen vierten Platz – von 15 Teilnehmern.

Mit der großen Kettensäge schneidet Volker Tonder ein Stück vom Eichenstamm ab für einen zukünftigen Hundetrog.

Für seine aktuellen Schnitzarbeiten nutzt Hasenöhrl eine beeindruckende Auswahl verschiedenster Kettensägen. Die Gerätesammlung hat er aber nicht allein aufgebaut: Seit zehn Jahren werkelt er mit Volker Tonder zusammen. Der gelernte Forstwirt hatte Hasenöhrl als Kunden kennengelernt – und schnitzt selbst ebenfalls seit vielen Jahren mit der Kettensäge. Als Volker Tonder an Parkinson erkrankte, musste er seinen Forstwirtsberuf an den Nagel hängen. Zur Kettensäge greift der 54-jährige Mönkloher trotzdem weiterhin, um aus Baumstämmen vor allem massive Sitzbänke zu gestalten. „Ich habe 25 Jahre im Wald gearbeitet, da konnte ich die Motorsäge nicht einfach wegstellen“, erklärt Tonder.Sein Bruder Henry Tonder, dem der Bauernhof in Föhrden-Barl gehört, überließ dem Kettensägen-Duo die Werkstatträume – auch aus Begeisterung für das Geburtstagsgeschenk in Form von geschnitzten Wildschweinen, die aus dem Bau rennen. Jörg Hasenöhrl und Volker Tonder durften auch den ehemaligen Melkstand nutzen – und bauten daraus während der Corona-Krise einen Ausstellungsraum für ihre Kunstwerke. Die Wände wurden mit Hochdruckreinigern gesäubert, der Fußboden begradigt und alles neu gestrichen.

In dem grundsanierten Häuschen direkt am Stellauer Weg dürften Besucherinnen und Besucher aus dem Staunen nicht mehr herauskommen. Ein dunkelbraun gemaserter Delfin prangt dort neben einem Adler mit filigran gearbeitetem Schnabel, dahinter richtet sich ein Bär zur vollen Größe auf. Vor allem mit Eichenholz arbeiten die Holzkünstler, es halte lange und sei nicht so weich wie zum Beispiel Fichte, erklärt Hasenöhrl. Die fertig geschnitzten Arbeiten werden nach Bedarf oder Absprache mit Öl oder Lasur behandelt, teilweise greift er auch zur Flex mit Bandschleifaufsätzen.

Im ehemaligen Melkstand zeigen Jörg Hasenöhrl (li.) und Volker Tonder ihre geschnitzten Kunstwerke aus Massivholz.

Oftmals halten am früheren Melkstand Radtouristen an. Hasenöhrl kann dank einer pfiffigen Spiegelkonstruktion von seiner abseits der Straße gelegenen Werkstatt den Besuch sehen – und rollt dann mit dem komplett eingestaubten Hoffahrrad zu den potenziellen Kunden. „Für die paar Meter reicht das völlig aus“, erklärt Hasenöhrl und grinst. Aufträge erhält der Kellinghusener mittlerweile aus dem gesamten norddeutschen Raum. Vieles läuft über Mundpropaganda, manchmal wird er auch bei Schausäge-Veranstaltungen angesprochen, die von Landmaschinenhändlern organisiert werden. Anfragen kommen aber auch über seine Internetseite (www.der-motorsaegenschnit​zer.de), vertreten ist er inzwischen aber auch in Sozialen Netzwerken wie Instagram und Facebook.

Die Bandbreite des Motorsägenkünstlers ist enorm: Neben Tierfiguren wie Graureiher oder den äußerst beliebten Eulen modellierte Jörg Hasenöhrl auch schon mal einen „Bulli“. Für den Mönchsweg in Kellinghusen gestaltete er zudem einen Mönch – wie fast alle seine Werke aus einem Stück Baum gearbeitet. Ein Körperteil sei für ihn besonders schwierig zu gestalten, räumt er ein. „Gesichter mit den Augen, der Nase und dem gesamten Ausdruck sind sehr schwer, das ist echt eine Herausforderung.“

Lieblingswerke gibt es auch: Neben ganz neuen, noch nie geschnitzten Motiven mag Hasenöhrl die Arbeit an Säulen, die rundherum mit verschiedenen Motiven in Reliefform bestückt sind – von Tierfiguren bis hin zu nordischen Göttern. Zudem würde er gern mit seinem Mitstreiter Volker Tonder ein Philosophenhäuschen aus Holz gestalten – also eine Sitzbank mit einem Dach darüber, aber komplett ohne Ecken und Kanten. Ein Zuhause hat der Motorsägenkünstler übrigens trotzdem noch: „Am Sonntag bin ich immer bei meiner Familie.“ Jörg Hasenöhrl ist fast an jedem Wochenende freitags von 14 bis 16 Uhr und sonnabends von 11 bis 16 Uhr in der Werkstatt auf dem Hof Tonder am Stellauer Weg 12 in Föhrden-Barl anzutreffen. Weitere Informationen gibt er zudem unter Tel.: 0170-8 62 85 01 oder per E-Mail an jhasenoehrl@t-online.de

Tiere und Kinder sollen Zuversicht vermitteln

Tiere, Kinder und mythologische Figuren beherrschen die diesjährige NordArt in der Carlshütte in Büdelsdorf. Natürlich nicht natürlich, sondern verfremdet. Wie soll es bei Kunst auch anders sein!

Ein Lächeln kann man ihnen abnehmen, den stelzenlaufenden Kindern, aber auch ein bisschen scheues Misstrauen. Wie sieht es da unten aus? Kann man der Erde trauen, ist sie sicher genug? „Kinder sind wie Götter, die die Welt betrachten, und zugleich brauchen sie Schutz“, sagt die türkische Künstlerin Ayla Taran. Ein anderer ihrer Kinderköpfe blickt denn auch neugierig aus einer Transportkiste mit der Aufschrift „fragile“ – zerbrechlich.

„Stelzenlaufende Kinder“ von Ayla Turan aus der Türkei, hier mit dem Kurator des türkischen Pavillons, Kemal Tufan. Im Hintergrund ein „Streunender Hund“ ohne Körper von Erdil Yașaroğlu
Porträt in der Remise der NordArt: Ivan Milenkovic, Serbien: „Laptop light 10“

Die Türkei ist Landesschwerpunkt der diesjährigen NordArt in der Carlshütte in Büdelsdorf. Kemal Tufan, der Kurator des türkischen Pavillons, hat „Werke ausgewählt, die Zuversicht ausstrahlen für die nächsten Generationen, fröhliche Werke“. Und das bei einem Land, das so gebeutelt ist von Brüchen und Umbrüchen? „Wir leben in der Türkei seit jeher mit Kontrast und Widerspruch – zwischen Ost und West, zwischen Religion und Moderne“, sagt Tufan, „dadurch schöpfen wir Künstler aus reichhaltigen Ressourcen.“ Sein eigenes Werk, das er ausstellt, drückt dies plastisch aus: zwei Hammerhaie in Lebensgröße, naturalistisch echt gestaltet („Ich bin auf Galapagos getaucht, das brachte mir die Idee.“) – aber mit einem Fellkleid. Gewollter Widerspruch.

Tatsächlich sind die Werke dieser NordArt in der Mehrzahl nicht so düster und weniger abstrakt als in den Vorjahren. In der Remise auf dem Freigelände ist eine Anzahl eindrucksvoller Mädchenporträts zu sehen. Hingegen gequälte, zerrissene Gestalten, wie sie sonst oft für die NordArt typisch waren, treten in den Hintergrund, wenn sie auch nicht ganz von der Bildfläche verschwinden.

„Klavierfisch“ aus echten Instrumententeilen von Dejo Denzer, Deutschland

Manchmal regen die Objekte sogar zu einem Schmunzeln an. So hat der Deutsche Dejo Danzer zwei Klavierfische und einen Cellofisch aus echten Instrumententeilen gebaut. Liu Ruowang aus China, langjähriger Star der NordArt und deren Preisträger 2022, hat acht „Dodos“ ausgestellt: sieben kleine und einen Riesenvogel, alle in verschiedener Haltung, putzig wie in einem Streichelzoo, wenn sie nicht aus Edelstahl wären. Die Fröhlichkeit wird getrübt, wenn man weiß: Die von Mauritius stammende Vogelart ist, vermutlich im 17. Jahrhundert, ausgestorben, unwiederbringlich verloren im Artensterben.

Ein Riesen-Dodo von Liu Ruowang, China, dahinter der siebenfache schwebende Kubus von Lubo Mikle aus der Slowakei

Vom einen Adrenalinschub in den anderen

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Resilienz nennt man die Widerstandskraft gegen Belastungen, Krisen und Schicksalsschläge. Unterstützen kann dabei eine Beschäftigung abseits vom Beruf, die Freude bereitet, den Kopf frei macht und Kraft schöpfen lässt. Das Bauernblatt hat Landwirte mit ungewöhnlichen Hobbys befragt. Heute: Kai-Dieter Kölle aus Rosenhof, Gemeinde Grube in Ostholstein, betreibt Rallye­sport.

Mit 150, 160 Sachen auf einem engen Feldweg, mit Sprung über eine Kuppe, eng in die Kurve, die Beifahrerin diktiert im Stakkato die Wegbeschreibung in Kürzeln: „100 R plus – glatt – sofort L …“ Das ist Adrenalin pur, selbst beim Betrachten des On-Board-Videos hinterher!

„Als landwirtschaftlicher Betriebsleiter stehe ich oft unter Strom, und als Rallyefahrer erst recht“, sagt Kai-Dieter Kölle, „es wechselt von einer Anspannung in eine andere, aber das ist totales Abschalten für mich.“ Rallye fährt der heute 61-Jährige seit 2005. Im Juli 2021 hat er den landwirtschaftlichen Betrieb an seinen ältesten Sohn Kai abgegeben. „Ich dachte, jetzt hast du mehr Zeit zum Rallyefahren, aber jetzt fahre ich weniger oft und mit weniger Ehrgeiz. Jetzt steht der Spaß im Vordergrund.“ Eine Anspannung weniger mindert offensichtlich auch die andere Anspannung.

Innenraum mit Überschlagschutz. Fahrer und Beifahrerin sind komplett festgeschnallt.

Rallyefahren war schon immer sein Traum, und bereits im Alter von 20 Jahren besaß er ein entsprechendes Auto. Doch der Betrieb stand immer an erster Stelle, und so versagte er sich das Rallyfahren, bis er 43 war – ein lange aufgeschobener Traum. „Es ist ein hoher finanzieller Aufwand und ein gefährliches Hobby. Das darf nie den Bestand und die Liquidität des Hofes belasten“, betont er. „Disziplin ist das halbe Leben.“

Und Disziplin ist auch für den Rallyesport unverzichtbar. Kölle erklärt, wie das abläuft: Tage vorher fährt er mit der Beifahrerin (bei ihm sind es immer Frauen) die Wettkampfstrecken ab und diktiert jede Kurve und Besonderheit, die sie in Großschrift aufschreibt: „Nach 100 Metern Rechtskurve 45 Grad, gleich Linkskurve, glatt, Schotter bei Bäumen …“ – dies in für Rallyes üblichen Kürzeln. Diese Aufschriebfahrt findet im normalen Straßenverkehr statt, und er darf nicht schneller als 50 km/h fahren. Dann folgt eine Kontrollfahrt, ob alles richtig war und nichts fehlt. „Rallyesport ist Teamarbeit, da braucht es 100 Prozent Vertrauen, alles muss stimmen, sonst passiert ein Unfall.“ Beim Wettkampf dann ist die Straße gesperrt, überall sind Posten und am Rand Zuschauer, die Verkehrsregeln sind außer Kraft. Helm auf – und nun wird auf Bestzeit gefahren!

Rallyes sind gefährlich, auch wenn die Fahrzeuge höchste Sicherheitsstandards erfüllen. Hier ein Unfall von Kölle, bei dem er Glück hatte.   Foto: privat

An 148 Rallyes hat Kölle bisher teilgenommen, früher an zehn bis 15 im Jahr, seit der Übergabe des Betriebs an etwa fünf bis acht. Sie führten ihn durch ganz Nordeuropa – Irland, Skandinavien bis zum Polarkreis. „Man sieht entlegene Ecken, wo man als Tourist nie hinkäme, sieht, wie dort Landwirtschaft gemacht wird.“ (Das muss er während der Wertungsfahrt vergessen – „Guck nicht hin, er hat das Heu fertig“, sagt die Beifahrerin.) Insgesamt erzielte er 16 Gesamtsiege, und das, obwohl er mit seinem Porsche 911 Carrera 3,0 Doppelzünder mit Baujahr 1974 „gegen die aktuellen Fahrzeuge anfährt“. Allerdings hat er auch 14 Ausfälle zu verzeichnen, bei denen er aufgeben musste, und davon fünf durch Unfall. Auch wenn die Fahrzeuge höchste Sicherheitsstandards erfüllen müssen – es gibt einen Überschlagschutz, und die Insassen sind mitsamt Helmen komplett festgeschnallt –, räumt Kölle ein: „Ich hatte Glück!“

Der Betrieb, das ist das Gut Rosenhof in der Gemeinde Grube in Ostholstein. Gekauft und ausgebaut hatte ihn Kölles Ururgroßvater, der von der Westküste kam, im Jahr 1872. Durch manche Durststrecken hindurch konnte die Größe zwischen 1988 und 2015 verdreifacht werden, und der Betrieb bewirtschaftet heute 1.100 ha Ackerbau in Ostholstein und Mecklenburg-Vorpommern. Auch als alles sicher und gut lief, bestritt Kölle die Kosten seines Hobbys ausschließlich aus dem Erlös seines Landmaschinengewerbes, das er nebenher betreibt. Und das würde vielleicht nicht reichen, wenn er nicht alles an den Autos selber bauen würde – technikversiert seit eh und je. 

Kai-Dieter Kölles Ururgroßvater kaufte Gut Rosenhof 1872 und erweiterte das Herrenhaus.  Fotos (3): Tonio Keller

Erfolgreiche Frauen im Reiterpark Max Habel

Bei strahlendem Sonnenschein und mit einer guten Besucherresonanz fand das diesjährige Frühjahrsturnier des Pferdesport- und Fördervereins Süseler Baum statt. Für die drei Vielseitigkeitsprüfungen der Klassen A* bis L hatten 240 Teilnehmer genannt. Gleich eine Woche später nutzte der Verein Northern Eventing die Anlage für ein Jungpferdeturnier.

Der Parcourschef Burkhard Beck-Broichsitter hatte im Vorfeld viele Hindernisse neu gestaltet. Teilweise mit dem schwedischen MIM-Safetysystem ausgestattet, bieten sie mehr Sicherheit für Reiter und Pferd. Beck-Broichsitter hatte anspruchsvolle Strecken ausgewählt, sagte aber beim Abgehen des Geländes mit den Richtern und der technischen Delegierten Maylin Pietzsch: „Die einzelnen Prüfungen sind gut zu schaffen. Alle Elemente wie Gleichgewicht bei Reiter und Pferd, Ausbildung, Mut und Rittigkeit werden in den jeweiligen Prüfungen abgefragt. Danach weiß jeder, wo er mit seinem Pferd steht und wie es weitergehen kann.“

Am Sonnabend starteten die Teilprüfungen Dressur und Springen auf dem Turnierplatz des Ostholsteinischen Reitvereins (ORV) Malente-Eutin. Am Sonntagmorgen ging es dann im Reiterpark Max Habel mit der Geländeprüfung L-schwer los. Die Aufgabe: 23 Hindernisse auf 3.050 m Strecke in einem Tempo von 520 m / min zu überwinden. Die Siegerdecke erritt sich Berit Schulz vom Reit- und Fahrverein (RFV) Felm, Kreis Rendsburg-Eckernförde, auf ihrer Holsteiner Stute Caja, dicht gefolgt von Isabella Roeder aus Hessen.

Für die Prüfung L-leicht wurde die Strecke auf 2.550 m verkürzt, auf 18 Hindernisse reduziert und der Prüfung entsprechend in der Höhe angepasst. In der ersten Abteilung siegte Jana Schukart aus Brandenburg mit der Holsteiner Stute Ladylike, gefolgt von Neeke Katharina Rothe vom gastgebenden Verein mit ihrem Dunkelfuchswallach Leon.

Pferdegerechtes Verhalten geehrt

Genannt hatte hier auch Mina Deirdre Mc Sherry aus Hessen. Die Reiterin war extra 400 km angereist und musste beim Springen feststellen, dass sie und ihre Stute Contessa noch nicht so weit sind. Sie hätte starten dürfen, zog aber nach dem Abgehen der Geländestrecke aus Rücksicht auf ihr Pferd den Start zurück. Dies bekamen die Richter mit und ehrten sie für ihr pferdegerechtes Verhalten. Sie fuhr dann unverrichteter Dinge, aber zufrieden wieder nach Hause.

Burkhard Beck-Broichsitter (v. li.), erster Vereinsvorsitzender und Parcourschef des Turniers, ehrte Mina Mc Sherry aus Hessen für ihr pferdegerechtes Verhalten, gemeinsam mit Hanna Huppelsberg-Zwöck, der zweiten Vorsitzenden. Foto: Alexandra Klünder

Die zweite Abteilung führte Paula Fatteicher aus Mecklenburg-Vorpommern mit der Trakehner Fuchsstute Sonnenlicht an. Den zweiten Platz belegte Desiree Schaeffer vom Pferdesport- und Förderverein Süseler Baum mit ihrer erst siebenjährigen Holsteiner Stute Belissima GP. Schaeffer hatte anfangs ihr Jackett vergessen, ihr wurde aber eins hinterhergebracht. Ein Glück, denn am Ende konnte sie es „nicht fassen“, wie souverän ihre beiden Pferde das Gelände meisterten.

Nach einer kurzen Pause und dem Umbau der Strecke für die Prüfung A* mit 15 Hindernissen und einer Länge von 2.080 m siegte Finja Maaser von der Reitsportgemeinschaft Groß Buchwald, Kreis Rendsburg-Eckernförde. „Mein erster VA-Sieg, es macht so Spaß mit so einem rittigen Pony“, freute sie sich über den Erfolg mit ihrem Hengst Petit Rock the Moment.

Gelände frei für die Jungpferde

Dicht auf den Fersen waren ihnen Lenya Beckmann aus Brandenburg und der Trakehner Wallach Fürst Unique. In der zweiten Abteilung verteidigte die Vorjahressiegerin Johanna Hengelhaupt vom Reitverein Südangeln, Kreis Schleswig-Flensburg, den Titel mit ihrer Trakehner Fuchsstute Nanunana.

Eine Woche später gab es ein Sichtungsturnier für die Bundeschampionate. Mit einer 9,0 war Kim Heitmann aus Niedersachsen die beste Reiterin der beiden Abteilungen in der Geländepferdeprüfung der Klasse A*. Sie hatte die fünfjährige Hannoveraner Stute Chiara Lolita gesattelt. Auch die Zweitplatzierte der zweiten Abteilung, Malin Hansen-Hotopp mit dem Deutschen Sportpferd Datt Fliewatüüt, schnitt mit einer 8,7 besser ab als Jan Mat­thies, Sieger der ersten Abteilung. Mit dem sechsjährigen Holsteiner Christallo verbuchte er eine 8,4.

Die Geländepferdeprüfung der Klasse L konnte mit Sabrina Mertens ebenfalls eine Frau für sich entscheiden. Im Sattel des sechsjährigen Holsteiners Bacalar siegte sie mit einer 9,2. Eine ähnlich gute Figur machten Rebecca-Juana Gerken und die sechsjährige Trakehner Stute Samba im Stilgeländeritt der Klasse A*. Sie siegten mit einer 9,0.

Termine der Hauptfeldführung

Die Trockenheit und Wärme der letzten Wochen haben die Praxisbestände, aber auch die Kulturen in den Versuchen an den Standorten der Landwirtschaftskammer sich zügig entwickeln lassen. Diese befinden sich nun langsam auf der Zielgeraden Richtung Ernte.

Daher stehen nun wie auch im vergangenen Jahr die Hauptfeldführungen an, wo einerseits die Versuche vorgestellt werden, aber auch fachlich vertiefte Gespräche geführt werden. Folgende Termine an den jeweiligen Standorten mit den genannten Themenschwerpunkten sind hierfür angesetzt:

Tensbüttel: 21. Juni, 9.30 Uhr; Treffpunkt Versuchsfeld Dellbrückweg, 25767 Tensbüttel-Röst (Koordinaten: 54.104105, 9.209498) – Winter- und Sommergetreide, Sorten und Düngung

Kastorf: 22. Juni, 9 Uhr und 13 Uhr; Treffpunkt Feldhalle– Getreide, Öl- und Eiweißpflanzen, Sorten und Pflanzenschutz

Loit: 27. Juni, 9 Uhr; Treffpunkt Pultdachhalle Betrieb Krog– Getreide, Öl- und Eiweißpflanzen, Sorten und Pflanzenschutz

Futterkamp: 29. Juni, 9 Uhr; Treffpunkt Reithalle– Getreide, Öl- und Eiweißpflanzen, Sorten, Pflanzenschutz und Düngung

Sönke-Nissen-Koog: 4. Juli, 18 Uhr; Treffpunkt Versuchsstation– Getreide, Öl- und Eiweißpflanzen, Sorten und Pflanzenschutz

Barlt: 6. Juli, 9.30 Uhr; Treffpunkt Versuchsfläche Süderhafenweg– Getreide, Öl- und Eiweißpflanzen, Sorten und Düngung

Innerstädtisches Grün in Kiel

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Im Zentrum der Landeshauptstadt prägen neben dem Schrevenpark der am Kleinen Kiel befindliche Hiroshimapark, der sich anschließende Ratsdienergarten und der Schlossgarten das innerstädtische Grün. Während der zu Beginn des 20. Jahrhunderts angelegte Schrevenpark als bedeutender Landschaftspark der Kaiserzeit in Schleswig-Holstein gilt, ist der im 16. Jahrhundert angelegte Schlossgarten historisch gesehen die wohl älteste Grünanlage der Stadt.

Mit der boomenden Werft- und Hafenindustrie und der Ausweisung als Reichskriegshafen 1871 erfuhr die Stadt Kiel nicht nur einen wirtschaftlichen Aufschwung, sondern auch die Bevölkerungszahlen stiegen rapide an. Es bedurfte also im Laufe der Zeit neuer Wohngebiete.

Der Schrevenpark

Für den lange als eines der Trinkwasserreservoire der Stadt genutzten Schreventeich gab es ab 1897 die Ideen zu einer Parkentwicklung. Angelegt wurde die Grünanlage 1900 bis 1902 nach Entwürfen des Gartenbauinspektors Ferdinand Hurtzig. Um den repräsentativen Park wurde ein großbürgerliches Wohnviertel geschaffen, wobei Ideen der Bürger Berücksichtigung fanden. Der Park wurde die grüne Mitte des neuen Wohngebietes zur Erholung, aber auch für Spiel und Sport.

Teile des Gebietes waren im Besitz des ortsansässigen Grafen, weshalb das Areal im Volksmund als des Grafen Teich (plattdeutsch „‘s Greven Diek“) bezeichnet wurde, woraus sich die Bezeichnung Schreventeich entwickelte. Dieser Name fand allerdings erst nach dem Zweiten Weltkrieg Verwendung. Eröffnet wurde die Parkanlage 1902 zu Ehren der preußischen Herrscher unter dem Namen Hohenzollernpark. Der Schrevenpark, der heute als bedeutenster Landschaftspark der Kaiserzeit in Schleswig-Holstein gilt, war von vornherein als Grünanlage für die Bürger der umliegenden Stadtteile mit Zugängen aus allen Richtungen konzipiert, wie es der Planer Hurtzig formulierte: „Wege sollen in den Park führen und auch durch ihn; der Park soll nicht Stadtteile trennen, sondern sie verbinden.“

Rosengarten mit der Skulptur „Schlummernde“ im Schrevenpark Foto: Hans-Dieter Reinke

Der gemischte Gestaltungsstil führte zu einem Landschaftspark mit eingefügten geometrischen Schmuckgärten und bunten Blumenbeeten. In der zentralen Teichanlage befand sich eine Insel mit Brücke, und am Ufer gab es Promenaden und eine Gastwirtschaft mit Bootshaus für Ruderbootpartien auf dem Kleingewässer.

In den 1920er Jahren wurde ein Sommerblumenbeet in einen Rosengarten umgewandelt, in dem 1926 die Skulptur „Schlummernde“ aufgestellt wurde, die im Jahre 1911 von Richard Engelmann, der später Kunstprofessor in Weimar war, geschaffen wurde. Zwar wurde die Skulptur wegen Vandalismusproblemen 1950 in den nahe gelegenen Hiroshimapark umgesetzt, gelangte allerdings 2002 nach Wiederherstellung des Rosengartens in den Schrevenpark zurück.

Im Zweiten Weltkrieg gab es erhebliche Zerstörungen im Park, und alle Gebäude wurden vernichtet. Nach dem etwas reduzierten Wiederaufbau hat sich das Parkareal aber zu einem beliebten Treffpunkt und Erholungsgebiet entwickelt. Neben den Blumenbeeten mit Bergenie, Veronica, Goldrute, Chinaschilf, Buchsbaum, Hartriegel und anderen gibt es Kinderspielmöglichkeiten, ein Planschbecken, eine Hundeauslaufzone, eine Boule-Spielfläche, ausgedehnte Rasenfreiflächen und natürlich den großen Teich im Zentrum mit Uferpromenaden, Laufstegen, eine Insel am Südufer mit einer weißen Brücke und Sitzplätzen und eine kleine Wasserkaskade.

Die Stege am Wasser eignen sich nicht nur für naturnahen Erholungsgenuss, sondern auch für die Beobachtung von Klein- und Wasservögeln. Der Schreventeich gilt als einer der größten Freigehege für Wasservögel in Deutschland. 

Interessant ist der über 100-jährige Baumbestand, wozu Eichen, Platanen, Erlen, Birken, Linden, Eschen, Trompetenbäume, Walnüsse, Kastanien, Tulpenbäume, Ess- und Rosskastanien, Eiben, Schlitzblättrige Buche, Magnolien und andere gehören. Prächtige Trauerweiden säumen die Ufer des Teiches. Viele Gartenbesitzer spendeten 1901 nach einem Appell Gehölze für die Bepflanzung und Entwicklung der Parkanlage. Früher trennte ein Silberahornring um den Park die Grünanlage von der umliegenden Bebauung. Reste davon sind noch erhalten. Schön ist auch die Blüte der Rhododendren im Mai.

Der Hiroshimapark

Wenige Gehminuten vom Schrevenpark in Richtung Altstadt befindet sich an dem innerstädtischen Kleingewässer Kleiner Kiel der Hiroshimapark. Die 1934 als Bismarckanlagen eingerichtete Grünanlage, die an den Reichskanzler erinnerte, zeigt auch ein überlebensgroßes Denkmal Otto von Bismarcks von Harro Magnussen. Im Jahr 1987 erfolgte die Umbenennung in Hiroshimapark in Erinnerung an den Atombombenabwurf auf die japanische Stadt. Seit 1986 findet immer am Jahrestag des Bombenabwurfs am 6. August 1945 eine Gedenkfeier im Park statt.

Neben einigen alten Bäumen wie Ess- und Rosskastanien, Silber- und Trauerweiden sowie Spitzahorn sind die Felder blau blühender Krokusse eindrucksvoll. Die Wasserinstallation „Changing Invisibility“ des dänischen Künstlers Jeppe Hein besteht aus einer quadratischen Fläche, die von einer Springbrunnen-Wasserwand umgeben ist, die sich schließt und wieder öffnet, indem die Wasserstrahlen plötzlich aufhören, in die Höhe zu schießen. Im Nordteil des Parks befindet sich ein Gedenkstein für die 334 schleswig-holsteinischen Sinti und Roma, die dem Völkermord der Nationalsozialisten zum Opfer gefallen sind.

Blick über den Kleinen Kiel zur Kieler Innenstadt und dem Hiroshimapark Foto: Hans-Dieter Reinke
Die Wasserinstallation „Changing Invisibility“ im Hiroshimapark Foto: Hans-Dieter Reinke


Der sogenannte Kleine Kiel ist ein ursprünglicher Meeresarm der Ostsee, dessen Meereszugang ab 1862 zugeschüttet wurde (heute zum Teil wieder geöffnet). Über das Gewässer mit einem 75 m langen, bogenförmigen Schwimmsteg eröffnen sich schöne Stadtansichten mit dem Opernhaus, dem Rathausturm und der Parkanlage.

Was wie in der Ferne auf dem Wasser treibende Segel auf dem Kleinen Kiel aussieht, ist das aus 24 Aluminium-Tetraedern bestehende Kunstwerk „Schwimmobjekt“ von Ulrich Behl, das aus dem Jahre 1987 stammt. Es gibt einen Hinweis auf die Bedeutung, die der Segelsport für die Stadt Kiel besitzt.

Der Ratsdienergarten

Der Verlauf des Kleinen Kiels setzt sich  ringförmig um die Altstadt weiter fort in den Ratsdienergarten. In der seit 1938 als Ratsdienergarten bezeichneten öffentlichen Grünanlage besaßen früher die im Umfeld wohnenden Ratsdiener von ihnen bewirtschaftete Gärten. Neben Rasenfreiflächen und einigen alten Bäumen wie Silberahorn, Platanen, Flügelnuss, Roteiche und Blutbuchen finden sich hier vor allem einige Kunstwerke und Besonderheiten, beispielsweise der Klaus-Groth-Brunnen, der 1912 zu Ehren des in Heide geborenen und in Kiel verstorbenen Dichters errichtet wurde. Neben einer Statue Groths sind bekannte Szenen und Verse aus seinen Gedichten dargestellt.

Die Skulptur „Wik“ im Ratsdienergarten erinnert an den Kieler Matrosenaufstand von 1918. Foto: Hans-Dieter Reinke

Das Kunstwerk „Granitsäulen in Stahl“ mit dem Namen „Wik“ von dem Bildhauer Hans-Jürgen Breuste erinnert an den Kieler Matrosenaufstand vom November 1918. Interessant sind auch die sechs Büsten von Kieler Nobelpreisträgern, die von dem Bildhauer Jörg Plickat aus dem Jahre 2015 stammen. So finden wir neben den drei als Professoren in Kiel tätigen Chemie-Nobelpreisträgern Eduard Buchner, Kurt Alder und Otto Diels auch den Kieler Professor Otto Fritz Meyerhof als Medizin-Nobelpreisträger. Der Historiker und Altertumsforscher Theodor Mommsen, der in Kiel studiert hat, ist mit dem Literatur-Nobelpreis ausgezeichnet worden und ebenfalls mit einer Büste vertreten. Hinzu kommt der bekannte, in Kiel geborene Physiker Max Planck, der 1919 den Nobelpreis für Physik erhielt und auch Ehrenbürger der Stadt Kiel ist.

Der Schlossgarten

Vorbei am Kieler Schloss folgt als weitere Grünanlage der Schlossgarten, der sich fördeparallel in Richtung Norden erstreckt. Das im Krieg stark zerstörte Kieler Schloss wurde 1961 bis 1965 als Neubau wiedererrichtet. Lediglich der Rantzaubau (ab 1697) ist vom alten Ensemble erhalten geblieben. Der Schlossgarten ist das erste Gartenkunstwerk Kiels, das unter Herzog Adolf im Zusammenhang mit dem Schlossneubau 1558 bis 1568 errichtet wurde.

Im Zuge der Universitätsgründung durch Herzog Christian Albrecht wurde hier auch der Botanische Garten „hortus botanicus“ angelegt. Es war der erste von fünf Standorten in Kiel, an denen der Botanische Garten der Universität im Laufe seiner über 350-jährigen Geschichte angelegt worden ist. Der zunächst als Renaissancegarten entwickelte Grünbereich wurde in der Folgezeit als Barockanlage, dann als französischer Garten und ab 1839/40 als Landschaftsgarten, später dann kaiserlicher Volksgarten entwickelt und ist heute öffentlicher Park.

Der Schlossgarten mit Blumenbeeten und dem Standbild von Kaiser Wilhelm I. Foto: Hans-Dieter Reinke

Der im Krieg zerstörte und in der Folgezeit vernachlässigte Gartenbereich wurde inzwischen wieder neu gestaltet und reichhaltig bepflanzt. Die im Frühjahr blühenden Nickenden Milchsterne gelten noch als Reste früherer Gartenzeiten. Neben den alten Bäumen nahe dem Schloss finden sich in der 300 m langen Gartenanlage seitlich einige alte Bäume und eine Lindenallee. Der nördliche Gartenteil mit Aussichtsplateau wurde mit vielen Beeten und reicher Blütenbepflanzung 2010 wiederhergestellt.

Die Beete rund um das Reiterstandbild Kaiser Wilhelm I., das 1896 von Adolf Bütt gefertigt worden ist, sind nach historischen Plänen angelegt. Neben einem Denkmal für die Gefallenen von 1870/71 von Heinrich Moldenschardt gibt es auch ein Ehrenmal für die im Ersten Weltkrieg gefallenen Studenten und Dozenten der Kieler Christian-Albrechts-Universität. Lohnend ist ein Abstecher in den nördlich gelegenen Skulpturengarten der nahen Kieler Kunsthalle.

Wer sich entlang der Förde weiter in Richtung Norden hält, kann nicht nur den Ausblick auf die Ostsee genießen, sondern auch einen Abstecher in den Alten Botanischen Garten gegenüber dem Aquarium machen oder auch der Krusenkoppel, dem Düsternbrooker Gehölz, dem Diederichsenpark oder der Forstbaumschule einen Besuch abstatten und den Tag bei einem Bad in der Seebadeanstalt Düsternbrook oder mit einem Drink in der dortigen Seebar ausklingen lassen.

Fohlengeburten in der Arche Warder

Die Fohlenzeit hat begonnen, auch in der Arche Warder, dem Zentrum für alte Haus- und Nutztierrassen im Kreis Rendsburg-Eckernförde. Sechs Fohlen werden dort in diesem Jahr erwartet, fünf von ihnen sind schon gesund und munter angekommen.

Den Anfang machte im April die Posavina-Stute Neli mit einem Hengstfohlen. Nur wenige Tage später kamen zwei Schleswiger Kaltblut-Fohlen: Samba aus der Nachtigall und Snorre aus der Jasmin.

Letztere hatte im vergangenen Jahr Zwillinge bekommen. „Die beiden konnten wir gemeinsam an eine Familie in Schleswig-Holstein verkaufen“, freut sich Stefanie Klingel von der Arche Warder. Ihre Schleswiger Kaltblut-Fohlen lässt die Arche Warder beim Pferdestammbuch Schleswig-Holstein eintragen, in diesem Jahr im Juli.

Die Poitou-Eselstute Aleboune du Genet bekam Anfang Mai das Stutfohlen Nora de Warder. Ein weiteres Posavina-Fohlen kam im Mai: Vuca ist das erste Fohlen der aus der Zucht des Tierparks stammenden Mutterstute Josefa. Nun wartet das Team der Arche Warder noch ungeduldig auf ein Alt-Oldenburger Fohlen, welches im Juni hoffentlich gesund und munter auf die Welt kommen wird.

Der Geist ist willig, aber das Fleisch wandert ab

Vion schließt seinen Schlachthof in Bad Bramstedt zum 21. Juli. Diese Meldung trifft die Rinderhaltung in Schleswig-Holstein ins Mark. Offensichtlich klafft eine riesige Schere zwischen dem, was gesellschaftlich und politisch gewollt ist, und dem, was aus Marktmechanismen resultiert. Noch im Januar erklärte Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne), er wolle den Tierschutz durch weniger Transporte und mehr hofnahe Schlachtungen verbessern. Seine Maßnahmen: Forschungsprojekte und die Förderung von Start-ups. Auch Schleswig-Holsteins ehemaliger Landwirtschaftsminister Jan-Philipp Albrecht (Grüne) hat sich regelmäßig für die Förderung dezentraler Schlachthofstrukturen ausgesprochen und auch Förderbescheide verteilt, zum Beispiel im Frühjahr 2022 an die Landschlachterei Burmeister in Viöl, Kreis Nordfriesland. 

Mit der Vion-Entscheidung steht aber nun fest: Mindestens 80.000 Rinder jährlich werden ab August in größtenteils weiter entfernte Schlachtstätten transportiert. Das ist zwar unter den aktuellen tierschutzrechlichen Transportbestimmungen ohne Weiteres möglich, entspricht aber nicht den von vielen Politikern und Tierschutzorganisationen formulierten Zielen. Einzelne Förderbescheide und kleinere Projekte reichen definitiv nicht aus, dem Strukturwandel in der Landwirtschaft und im nachgelagerten Bereich zu begegnen. Nach Angaben des Bauernverbandes Schleswig-Holstein (BVSH) verliert das nördlichste Bundesland pro Jahr zirka 4 % seiner Rinderbetriebe. Der Schweinesektor leidet gar unter einem Strukturbruch. 

Das Bestreben um immer mehr Tierwohl ist richtig und wichtig. Wenn steigende Auflagen aber dazu führen, dass die regionalen Wirtschaftsstrukturen verschwinden und die Produktion unter schlechteren Bedingungen im Ausland stattfindet, nutzt das keinem einzigen Tier, sondern schadet lediglich der regionalen Wertschöpfung. In Bad Bramstedt stehen nun 250 Mitarbeiter vor einer ungewissen Zukunft. Als Spezialisten für einzelne Arbeitsschritte werden sie bei den Landschlachtereien höchstens vereinzelt eine neue Anstellung finden können. 

Die Tierhaltung ist auf dem Rückzug, und momentan scheint es, dass sich diese Entwicklung verstetigt. Politische Entscheidungen der vergangenen Jahre haben zu einem massiven Vertrauensverlust der Bauern geführt. Die Niederungsstrategie, Extensivierungsvorgaben aus Brüssel und der Ausbau der Erneuerbaren Energien erhöhen den Druck auf die tierhaltenden Betriebe. Dabei arbeiten in Schleswig-Holstein hoch qualifizierte Bauern auf ihren Höfen mit im Vergleich hervorragenden Haltungsbedingungen.

Nur verlässliche Rahmenbedingungen können die Nutztierhaltung in Deutschland halten. Die bisherigen kleinen Schritte der Bundesregierung reichen für einen ganzheitlichen Umbau – entsprechend den Vorschlägen der Borchert-Kommission – nicht aus. Außerdem müssen Zielkonflikte innerhalb der Schlachtbranche klar benannt werden: Stimmt das Ziel langlebiger Tiere mit den aktuellen Kriterien bei der Fleischbeschau überein? Wo kann mobiles Schlachten eine Ergänzung zu Großschlachtereien sein, die eine ganz andere Logistik für Lagerung und Vermarktung vorhalten? Fest steht: Politische Lippenbekenntnisse stoppen die Abwanderung der Tierhaltung nicht.

Dr. Robert Quakernack

Schlachtvieh: Unterschiedliche Entwicklungen

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Während die Schlachtschweinekurse in der Vorwoche neue Rekordmarken erreicht haben, stehen die Preise für Schlachtrinder unter Druck. Zu dieser Jahreszeit, wenn eher Grillartikel vom Schwein gefragt sind als Rinderbraten, ist diese Entwicklung nicht ungewöhnlich. In diesem Jahr sorgen verschiedene Faktoren jedoch für eine sehr ausgeprägte Ausbildung.

Im Rinder- wie auch im Schweinebereich sind die Bestände in den letzten Jahren in Deutschland und auch in der Europäischen Union zurückgegangen. In Deutschland werden die Schlachthofkapazitäten nur zögernd reduziert. Derzeit profitierten vor allem die Schweinemäster von dieser Entwicklung, da sich die Abnehmer einen starken Konkurrenzkampf um das knappe Schlachtschweineangebot liefern.

Schlachtschweinekurse auf neuem Rekordhoch

Bereits im Vorjahr nahmen die Schweineschlachtungen in Deutschland um 9 % ab. Der Basispreis für Schlachtschweine stieg von 1,20 €/kg SG zu Beginn des Jahres 2022 auf 2,00 €/kg SG zum Jahresende. Im laufenden Jahr erhöhte sich der Kurs bis März auf 2,33 €/ kg SG und stieg in der Vorwoche auf 2,38 €/kg SG. Dieser Preisaufschlag ist nicht nur eine Folge der knappen Angebotsmengen zu Beginn der Grillsaison. Ein weiterer Impuls war die Meldung, dass aus Regionen in Deutschland ohne Fälle von Afrikanischer Schweinepest nun Schweinefleisch nach Südkorea geliefert werden kann. Damit kann erstmals seit 2,5 Jahren wieder ein namhafter Kunde in Asien beliefert werden. Obwohl zunächst nur wenige Schlachtbetriebe von dieser Regelung profitieren, erhöhte sich der Vereinigungspreis. Damit verbunden ist die Hoffnung, dass auch mit China bald ein sogenanntes Regionalisierungsabkommen abgeschlossen werden kann.

Während die Schlachtschweinekurse somit einen neuen Rekordwert erreicht haben, tendieren die Notierungen für Schlachtrinder aktuell eher nach unten. Obwohl das aktuelle Lebendangebot nicht gerade umfangreich ausfällt, übersteigt es die Nachfrage. Auch die Schlachtkuhnotierungen geben nach. Im Sommer steigen die Kurse hier eigentlich an. Als Hauptgrund für diese Ursache wird die durch die hohen Lebenshaltungskosten aktuell geringe Rindfleischnachfrage gesehen.

Rinderschlachthof vor der Schließung

Ein weiterer Faktor, der die Rindernachfrage hierzulande reduziert, ist die angekündigte Schließung des Schlachthofes in Bad Bramstedt, der zum Vion-Konzern gehört. Begründet wird dieser Schritt mit Überkapazitäten an Schlachthaken im Rinderbereich und der „allgemeinen gesellschaftlichen Entwicklung zu weniger Fleischkonsum“. Bereits Ende Juli dieses Jahres soll die Arbeit eingestellt werden. Den hiesigen Landwirten bereitet diese Entwicklung Sorgen, da jetzt ein großer Handelspartner im Rinderabsatz fehlt. Obwohl in Bad Bramstedt große Stückzahlen aus anderen Bundesländern geschlachtet wurden, muss ein Teil der hiesigen Schlachtrinder an deutliche weiter entfernte Abnehmer geliefert werden. Damit verlängern sich die Transportwege, da die verbleibenden hiesigen Schlachtbetriebe bereits jetzt gut ausgelastet sind. Dies betrifft vor allem den Absatz von Jungbullen. Bislang gibt es wenig Hoffnungen, dass ein Wettbewerber den Schlachthof übernimmt. Für rund 250 Angestellte bedeutet dies den Verlust des Arbeitsplatzes. Bereits seit einiger Zeit wurden in Bad Bramstedt die vorhandenen Kapazitäten nicht voll ausgeschöpft. Als eines der Probleme sieht man die behördlichen Auflagen, die dort schärfer gehandhabt werden sollen als anderswo. Dazu werden eine zu geringe Zerlegung der Fleischartikel und ein Investitionsstau angeführt. Große Abnehmer von Fleischartikeln sollen zuletzt als Kunden abgesprungen sein. Hinzu kämen die bundesweite Erhöhung des Mindestlohns und die Einschränkungen bei der Vergabe von Arbeiten im Schlachtbetrieb an osteuropäische Zeitarbeitsfirmen.

Diese Nachricht hat den norddeutschen Schlachtviehhandel verunsichert. Es gibt jedoch auch viele Stimmen, die eine rasche Marktberuhigung erwarten. Es sollten schnell neue Handelswege gefunden werden. Die Landwirte sollten jetzt keinesfalls Schlachtvieh überstürzt abliefern. Alle Beteiligten arbeiten an Lösungen für den Rinderabsatz in Schleswig-Holstein.

Marktlage für die Woche vom 29.5. bis 4.6.2023

Getreide: Nach dem jüngsten Preiseinbruch konnten sich die Matif-Weizenpreise in der Vorwoche wieder etwas erholen.

Raps: Auch die Rapskurse stiegen in der Vorwoche wieder an. Die Märkte für pflanzliche Öle haben sich etwas erholt.

Futtermittel: Die US-Sojakurse konnten sich nach dem jüngsten Einbruch wieder etwas erholen.

Kartoffeln: Die Nachfrage über Pfingsten entsprach nicht den Erwartungen. Gute Qualitäten bleiben im Preis stabil.

Schlachtrinder: In der Vorwoche gaben die Kurse sowohl für Schlachtkühe als auch für Jungbullen nach.

Schlachtschweine/-sauen: In der Vorwoche wurden der Vereinigungspreis um 5 ct erhöht. Neue Exporte werden möglich.

Ferkel: In der Vorwoche blieb der Basispreis noch unverändert. Die Zuschläge stiegen jedoch weiter an.

Milch: Die Milchanlieferung hat die Saisonspitze erreicht und sollte Anfang Juni zurückgehen.

Schlachtlämmer/-schafe: Es werden vergleichsweise wenige Lämmer gehandelt. Die Kurse blieben unverändert.

Markttendenz für die Woche vom 5. bis 11.6.2023

Getreide: Der verlängerte Getreidedeal sorgt für Preisdruck. Neue Wetterrisiken haben die Kurse wieder steigen lassen.

Raps: Die Preiserholung wird durch neue Ernteschätzun­gen der EU und der Ukraine gebremst.

Futtermittel: Futtergetreide und Sojaschrot gaben im Kurs nach. Rapsschrot wurde in Hamburg etwas teurer.

Kartoffeln: Erste überregionale Frühware kommt in den LEH, hierzulande nur vereinzelt im Ab-Hof-Verkauf.

Schlachtrinder: Rindfleisch ist wenig gefragt. In der laufenden Woche hält der Preisdruck für alle Kategorien weiter an.

Schlachtschweine/-sauen: Die Mäster setzen auf weitere Preisaufschläge und haben die Ablieferungen reduziert.

Ferkel: Entsprechend der Entwicklung im Schweinehandel wurden auch die Ferkelkurse deutlich erhöht.

Milch: Die Großhandels- und Börsennotierungen bewegen sich seit Wochen seitwärts.

Schlachtlämmer/-schafe: Die Schäfer hoffen auf höhere Kurse und halten Stückzahlen zurück.