Start Blog Seite 182

Wild auf Wurst

0

Das Wildbret von der Nase bis zum Schwanz zu verwerten und schmackhaft zuzubereiten, das ist das Credo von Markus Hofmann aus Föhrden-Barl (Kreis Segeberg). Er kocht und brät sein selbst erlegtes Wild mal klassisch, mal innovativ. Ganz besonders haben es ihm Würste aus Wildfleisch angetan. Seine speziellen Rezepte hat er in einem Buch verewigt. Darüber hinaus bietet er Wildwurst-Seminare an, bei denen jeder Teilnehmer selbst Hand anlegen darf.

Auf dem Hof von Familie Tonder in Föhrden-Barl hat er einen Kühlraum und eine ehemalige Milchkammer zu einer Wirtschaftsküche für die Wurstherstellung umgewidmet.

Markus Hofmann

„Ich habe vor gut acht Jahren meinen Jagdschein gemacht. Mit dem ersten Reh stand ich dann die ganze Nacht in der Garage, bis ich es endlich zerlegt hatte. Doch für einen Zweipersonenhaushalt ist eine Rehkeule einfach zu viel. Und aus dem Hackfleisch möchte man auch nicht immer nur Frikadellen oder Bolognese machen“, erzählt Markus Hofman von seinen Anfängen. Der begeisterte Hobbykoch wollte das gesamte Wild verwerten. Er machte sich schlau und fing an, mit der Herstellung von Wurst zu experimentieren. „Dann kam die erste Bratwurst und ich muss sagen, dass alle Bratwürste, die ich bisher gemacht habe, mehr oder weniger auch genießbar gewesen sind.“ Heute sind seine Kreationen viel mehr als genießbar, sondern durchaus köstlich. Seine Erfahrung und auch seine Rezepte gibt Markus Hofmann gerne in Seminaren an Jagdkollegen und interessierte Hobbyköche weiter.

Heute soll es passend zum Frühjahr Bärlauch-Grillwurst vom Wildschwein geben. Nachbarin Nadja Krug hat sich angekündigt. „Mein Mann ist Jäger. Da gibt es öfter einmal ein Reh oder ein Wildschwein, das wir verarbeiten möchten.“ Markus Hofmanns Kursteilnehmer sind sehr vielfältig. „Ich habe auch viele Nichtjäger dabei, die bei mir Fleisch kaufen oder auch nur mal dabei sein wollen, wenn wir ein Schwein zerlegen. Aber ich gebe die Seminare auch gerne für Jungjäger. Dann zerlegen wir erst mal das gesamte Tier. Denn aus einem Buch lernt man so etwas nicht. Die Idee ist, einmal komplett vom ganzen Tier bis zur Wurst zu verarbeiten.“

Das Fleisch wird durch den Wolf gedreht

Für diesen Tag hat Markus Hofmann allerdings das Fleisch schon vorbereitet. „Wir haben hier zwölf Kilo Schweinefleisch. Zur Hälfte ist das ein Wildschwein, das ein Freund geschossen hat, zur anderen Hälfte Fleisch von einem Bioschwein. Dabei ist es ungefähr zu zwei Dritteln mageres und zu einem Drittel fettes Fleisch. Das Fett brauchen wir als Geschmacksträger“, erklärt Markus Hofmann, während er die Stücke durch den Fleischwolf dreht. Dann kommt seine spezielle Zutat auch in den Fleischwolf. „Ich habe zwei Kilogramm Zwiebeln mit etwas Knoblauch gestern schon angedünstet. Es schmeckt mir besser, wenn die Zwiebeln bereits vorgegart sind und Röststoffe entwickelt haben. Dann lass ich sie über Nacht abkühlen, damit sie nicht warm in das kalte Brät kommen.“ Ordentlich gewolft kommen nun die Gewürze in das Brät. „Bärlauch, Petersilie und Majoran, den nehme ich gefriergetrocknet. Jetzt ist ja die Zeit, wo es frische Kräuter gibt, doch die frischen kleben durch ihre Feuchtigkeit schnell zusammen. Das ist bei den gefriergetrockneten besser.“ Hier hat der Bärlauch die lauteste Note, denn es soll ja eine Bärlauch-Grillwurst werden.

Die Gewürze sorgen für Geschmack

Das Vermengen und vor allem das Kneten des Fleischteigs sind reine Handarbeit. „Das Wichtigste ist die Bindung. Die erreichen wir durch das mehrfache Abreiben des Fleisches.“ Dazu reibt er mit den Knöcheln mit Kraft an der Fleischmasse herunter, bis alles Fleisch im unteren Teil seiner Mischwanne ist. Danach ist das Fleisch fester und lässt sich leichter formen. „Die Technik hat mir ein alter Schlachter erklärt.“ Nun ist es Zeit für ein Zwischenfazit beziehungsweise eine Probefrikadelle. Der Grill ist schon heiß und der Duft der kleinen Frikadellen aus dem Brät lockt erste Zaungäste an.

Der Geschmack überzeugt auch Seminarteilnehmerin Nadja Krug. Doch bis zu Bratwurst fehlt noch ein Arbeitsschritt: Mit dem Wurstfüller wird das Brät nun in einen Naturdarm gepresst. „Dazu braucht man schon ein bisschen Fingerspitzengefühl“, merkt auch Nadja Krug schnell. Doch nach kurzer Zeit liegen 12 kg Grillwürstchen auf dem Arbeitstisch, wo vorhin noch eine große Schüssel mit schierem Fleisch stand. Alle 15 cm werden die Würstchen abgebunden. Das ergibt ordentliche Grillwürstchen für jeden Hunger.

Vorsichtig wird das Brät in den Naturdarm gefüllt.
Frisch gegrillte Bärlauch-Wildwurst

Als diese auf dem Grill brutzeln und der Duft durch die Nachbarschaft zieht, lassen die freiwilligen Wursttester nicht lange auf sich warten. Bei einem Wurst-Seminar darf jeder einen Teil der Ergebnisse mit nach Hause nehmen. Die leckeren Bärlauch-Grillwürstchen aus der heutigen Herstellung finden großen Anklang. Über Reste muss man sich hier und heute jedenfalls keine Sorgen machen. Weitere Informationen unter ­rehzept.de

Regionalplan für Planungsraum II bestätigt

Nach ausführlicher mündlicher Verhandlung und Beratung hat der 5. Senat des Schleswig-Holsteinischen Oberverwaltungsgerichts (OVG) vergangene Woche entschieden, dass der Regionalplan für den Planungsraum II Bestand hat. Verhandelt wurden zwei gegen die Verordnung des Landes vom 30. Dezember 2020 zum Planungsraum II (Kapitel 5.7, Windenergie an Land) gerichtete Normenkontrollanträge, die im Anschluss an die Beratung als unbegründet abgewiesen wurden.

Maßgeblich für die regionale Planung – hier im Planungsraum II mit den Kreisen Plön und Rendsburg-Eckernförde sowie den kreisfreien Städten Kiel und Neumünster – sind die zuvor im Landesentwicklungsplan verbindlich festgelegten Grundsätze („harte und weiche Tabus“ sowie Abwägungskriterien). Auf dieser rechtlichen Grundlage überprüft das Gericht unter anderem das „gesamträumliche Plankonzept“ der Landesregierung. Dazu stellt es fest, dass das Land als Plangeber die Belange des Klimaschutzes und das Gebot, der Windkraft substanziellen Raum zu verschaffen, ausreichend berücksichtigt habe und keine „Verhinderungsplanung“ betreibe.

Insgesamt seien 2,03 % der Landesfläche als Vorranggebiete für die Windenergienutzung ausgewiesen. Im Planungsraum II seien mit insgesamt 67 Vorrangflächen auf zirka 4.800 ha Land 1,39 % der Fläche für die Windkraft vorgesehen. Dies trage zu dem aktuell geltenden Ziel, eine Inanspruchnahme von 2 % der Landesfläche zu erreichen, ausreichend bei und stütze auch künftig weiterreichende Ziele.

Konkret im Planungsraum II seien etwa die Abstandsregelungen zu den verschiedenartigen Baugebieten und den dem Natur- und Artenschutz dienenden Bereichen nicht zu großzügig bemessen. Aus sachgerechten Gründen und methodisch fehlerfrei seien auch sogenannte Kleinstflächen in Alleinlage (auf denen die Errichtung von mindestens drei Windkraftanlagen (WKA) nicht möglich ist) aus der Planung ausgeschieden worden, um großräumige Streuungen einzelner oder weniger Anlagen im Landschaftsraum („Verspargelung“) zu vermeiden.

Altanlagenbetreiber berücksichtigt

Mit seinem Repowering-Konzept habe der Plangeber auch die Interessen von Altanlagenbetreibern ausreichend berücksichtigt, indem er die schon bislang für die Windenergie genutzten Flächen nach Möglichkeit wieder als Vorranggebiete ausweise und für die verbleibenden 56 WKA außerhalb der Vorranggebiete nochmals spezielle Vorranggebiete Repowering vorsehe. Unbeanstandet geblieben ist auch die Regelung „Eins für Zwei“, wonach für eine neue Windkraftanlage mindestens zwei Altanlagen zurückzubauen sind.

Die Antragstellerin im Verfahren 5 KN 42/21 ist Eigentümerin und Pächterin landwirtschaftlich genutzter Flächen im Kreis Rendsburg-Eckernförde. Diese Flächen sind nicht als Vorranggebiet ausgewiesen. Sie grenzen unmittelbar an Bereiche des EU-Vogelschutzgebietes Eider-Treene-Sorge-Niederung, haben gleichzeitig eine herausragende Bedeutung als Nahrungs- und Rastgebiet für Zwergschwäne und liegen in einem potenziellen Beeinträchtigungsbereich eines Seeadlerhorstes. Zudem verläuft hier eine Hauptachse des überregionalen Vogelzugs.

Die von der Antragstellerin geübte Kritik an den einzeln angewandten Kriterien und deren konkreter Umsetzung hat der Senat nicht nachvollzogen. Die Kriterien seien zum Teil bereits verbindlich festgelegt und bewegten sich im Übrigen innerhalb des dem Plangeber einzuräumenden Abwägungsspielraums. Dieser erlaube im Einzelfall auch eine Abwägung zugunsten des Artenschutzes.

Gemeindliche Planung nicht behindert

Antragstellerin des zweiten Verfahrens 5 KN 35/21 ist die Gemeinde Krummbek im Kreis Plön. Sie ist der Ansicht, dass das auf ihrem Gebiet liegende Vorranggebiet mit einer Größe von etwa 27 ha zu nah an ihren Gemeindeteil Ratjendorf heranreiche und sie damit in ihrer gemeindlichen Planung behindere.

Dem hat sich das Gericht nicht angeschlossen. Entscheidend hierfür ist, dass dieser Gemeindeteil mit etwa 25 Wohngebäuden und seiner „bandartigen, einzeiligen Bebauung“ keinen im Zusammenhang bebauten Ortsteil mit „organischer Siedlungsstruktur“, sondern eine im Außenbereich gelegene Splittersiedlung darstelle, für die ein Abstand von 400 m genüge. Zudem ist für das Gericht nicht erkennbar, dass die Entwicklung gerade im Bereich Ratjendorf absehbar einen Schwerpunkt der gemeindlichen Siedlungstätigkeit darstellt. Die Revision wurde nicht zugelassen.

Berufswettbewerb für junge Gärtnerinnen und Gärtner

Anfang Juni fand im Gartenbauzentrum der Landwirtschafts­kammer Schleswig-­Holstein (LKSH) in Ellerhoop der ­diesjährige Berufswett­bewerb für junge Gärtnerinnen und ­Gärtner auf Landesebene statt.

Bereits Anfang 2023 hatten sich an den einzelnen Berufsschulstandorten Dreierteams im sogenannten Erstentscheid miteinander gemessen. Die jeweiligen Siegerteams trafen nun im Zweitentscheid auf Landesebene aufeinander. Wobei „Landesebene“ konkret die Bundesländer Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen meinte. Insgesamt 25 Teams aus diesen drei Bundesländern traten gegeneinander an und mussten an acht Prüfungsstationen komplexe Aufgaben lösen, die Fragestellungen aus allen Fachrichtungen des Gartenbaus beinhalteten, aber auch zum Beispiel Fragen zur Arbeitssicherheit. Azubis des ersten und zweiten Ausbildungsjahres waren dabei der Wettbewerbsgruppe A zugeteilt, Azubis des dritten Ausbildungsjahres und junge Gärtnerinnen und Gärtner der schwereren Wettbewerbsgruppe B.

Veranstalter dieses gärtnerischen Berufswettbewerbs sind die Junggärtner und der Zentralverband Gartenbau. Organisiert wurde dieser Zweitentscheid von der Abteilung Gartenbau der LKSH, unterstützt von Kollegen der Landwirtschaftskammer Hamburg und der Berufsschule Elmshorn. Viele ehrenamtlich tätige Prüfer aus Betrieben und von Berufsschulen waren an den Prüfungsstationen im Einsatz und machten damit diesen Wettbewerb erst möglich.

Nach sechs Stunden Arbeit an den Prüfungsstationen, zwischendurch Verschnaufen und Kalorien Nachtanken, konnten die beiden Siegerteams in Gruppe A und Gruppe B ermittelt werden. Zur großen Freude am Standort Ellerhoop konnten die Ellerhooper Azubis in der Wettbewerbsgruppe A den zweiten Platz holen, in der Wettbewerbsgruppe B sogar den ersten Platz. Die Erstplatzierten haben mit dem Siegerplatz die Teilnahme am Bundesentscheid im Berufswettbewerb erreicht, der im September 2023 auf dem Gelände der Bundesgartenschau in Mannheim stattfinden wird.

Der Rückblick bestätigt wieder einmal: ein schönes Veranstaltungsformat, welches den Blick über den Tellerrand der eigenen gärtnerischen Fachrichtung ermöglicht und allen Beteiligten, den Teilnehmern wie den Prüfern gleichermaßen, großen Spaß bereitet.

Düngestrategie für das Jahr 2025

0

Die volatilen Preise von Düngemitteln veranlassten den Agrarschuss des Landjugendverbandes Schleswig-Holstein dazu, mit einem Düngemittelanbieter und -produzenten ins Gespräch zu kommen. Dafür stellte sich der Produktmanager Torben Postel von Yara zur Verfügung und legte die Düngestrategie des Unternehmens für das Jahr 2025 nach dem Motto „Abseits von Business as usual“ dar.

Den Landjugendlichen wurden die wichtigsten Trends der kommenden Jahre dargestellt, insbesondere Steigerung der Düngungseffizienz, Digitalisierung, CO2-Einsparung, Düngemittel für den ökologischen Landbau und Recycling von Nährstoffen.

Bei der Effizienz gilt es, die N-Aufnahme zu maximieren. Dabei sollten im Ackerbau die N-Gaben bedarfsgerecht aufgeteilt und verlustarme und schnell wirksame Stickstoff-Schwefel-Dünger verwendet werden. Auch im Grünland empfiehlt Yara, den Stickstoff immer in Kombination mit Schwefel auszubringen, um die Stickstoffeffizienz möglichst hochzuhalten.

Zur Ermittlung des Stickstoffbedarfs stellt Yara kostenlose Tools und Satellitenkarten zur Verfügung. Über eine Online-Anmeldung erhält man den N-Tester für die Stickstoffmessung. Der entsprechende Bedarf kann dadurch genau ermittelt werden.

Mithilfe von Blattdüngern können ebenfalls die N-Effizienz gesteigert sowie mögliche Nährstoffmängel ausgeglichen werden. Zusätzliche Möglichkeiten der Ertragssicherung bestehen durch Biostimulanzien. Algenprodukte wirken zum Beispiel besonders stressmildernd, etwa bei Temperaturextremen oder Trockenheit.

Das Unternehmen stellt an sich selbst hohe Qualitätsanforderungen bei der Produktion seiner Düngemittel. Jedoch haben die landwirtschaftlichen Betriebe in den vergangenen Jahren infolge der Gaskrise und wegen der Unsicherheit am Düngermarkt wieder verstärkt auf günstigere Importe aus Nicht-EU-Ländern zurückgegriffen. Diese offenbarten in der Folge deutliche Qualitätsunterschiede. Aufgrund der oftmals schlechten Ware müssen und mussten diese Betriebe mit einer geringeren Düngeeffizienz, etwa durch schlechte Streubarkeit, zurechtkommen.

Wegen der volatilen Märkte und gerade in Krisenlagen empfiehlt Yara, den Düngereinkauf aufzuteilen und mithilfe von Terminkontrakten am Getreidemarkt abzusichern. Die Produktqualität sollte bei der Wahl der Düngermittel immer an erster Stelle stehen.

Aktuell bietet Yara auch pelletierte Dünger an, die im organischen Landbau angewendet werden dürfen. Allerdings ist die Anerkennung der Düngemittel in den Bioverbänden eine Herausforderung.

Weiterhin sollen die Nährstoffkreisläufe der Menschen genutzt werden. Durch das Recycling von Nährstoffen wird versucht, die natürlichen Ressourcen zu schonen. Dabei spielen Abwasser und andere Abfallprodukte eine wichtige Rolle. Insbesondere Phosphor aus Klärschlamm soll für die Landwirtschaft verfügbar gemacht werden. Ab 2029 muss der Klärschlamm aus Kläranlagen mit mehr als 100.000 Einwohnerwerten recycelt werden.

Der Klimawandel und die Förderung von Nachhaltigkeit haben für Yara ein immense Bedeutung. Es ist festzuhalten, dass die N-Dünger von Yara bereits jetzt einen bis zu 50 % geringen CO2-Ausstoß haben als N-Dünger aus Nicht-EU-Ländern. In diesem Jahr wird Yara das erste Mal Grünen Wasserstoff und daraus Grünen Stickstoffdünger mithilfe von Erneuerbaren Energien und Elektrolyseverfahren herstellen. Der Einsatz fossiler Energieträger und der CO2-Ausstoß werden dadurch nochmals drastisch reduziert.

Grüner Schnitt wird zu goldenem Boden

0

Das OAR Humus- und Erdenwerk in Altenholz nördlich von Kiel kam auf den ersten Platz des Nachhaltigkeitspreises des Landes Schleswig-Holstein. Besonders hervorgehoben wurden die weitgehende Reduktion von Torf, neue Ansätze für Torfersatzstoffe aus eigenen Stoffströmen und die Förderung von Menschen mit Behinderungen. Der Bauernblatt-Redakteur hat den Betrieb besucht.

Bernd Clausen leitet die Betriebsstelle von OAR in Altenholz.

Organische Abfallrückgewinnung besagt das Kürzel OAR, und in diesem Metier ist der Betrieb beispielhaft. „Was vom Bürger kommt, kehrt aufbereitet zum Bürger zurück“, sagt Betriebsstellenleiter Bernd Clausen. Bereits in den 1990er Jahren war die Firma Modellanlage des Landes. Es wurden Bioabfälle in Kiel und im Kreis Rendsburg-Eckernförde gesammelt und deren Verwertung geprüft, lange vor Einführung der Braunen Tonne. „Bis 2014 hatten wir auch eine Biogasanlage, aber mit Bioabfall hat das nicht so gut funktioniert.“

Der Betrieb hat sich auf die Verwertung von Grünabfällen spezialisiert: Grünschnitt und Rodungsholz von privaten, gewerblichen und kommunalen Anlieferern aus einem Umkreis von bis zu 50 km. „Keine Essensreste, keine Marktabfälle, kein Mist, keine Gülle, keine Fremdkörper, keine Verunreinigungen!“ – Das sei wichtig, um guten Kompost zu erhalten. Apropos Kompost: „Der war lange ein ungeliebtes Kind in der Öffentlichkeit“, ist Clausens Erfahrung. Auch wenn sich die Haltung inzwischen geändert habe, heißen die meisten Produkte bei OAR nicht Kompost, sondern Blumenerde, Gärtnererde oder Pflanzenhumus. Es sind Mischungen mit Zusatz von Ton, Lava, Koks, auch von Torf, um den pH-Wert zu senken. Derzeit beträgt der Torfanteil 10 bis 15 %, „den versuchen wir weiter zu reduzieren“ – einer der Aspekte für die Preisverleihung. Schließlich werden, da natürliche Torfbestände CO2 binden, Torfersatzstoffe gebraucht.

Aussieben der größeren Bestandteile

Bis zu 27.000 t Grünschnitt können in Altenholz gelagert werden, in der Niederlassung in Mönkeberg zusätzliche 6.500 t. „Im Winter sind die Hallen voll.“ Große Stubben werden gebrochen, der Grünschnitt geschreddert und anschließend gesiebt. Dann tut die Biologie ihr Werk, erhitzt die Masse bis auf über 70 °C und tötet alles Unerwünschte ab – Samen, Keime, Salmonellen, Samen von Jakobskreuzkraut oder dem ungeliebten Giersch. „Hygienisieren“ nennt es Clausen: „Das ist wie Spiegeleierbraten.“ Alle vier Wochen wird umgesetzt. Nach rund fünf Monaten Reife kann der Kompost verwendet werden.

Aus der Landwirtschaft komme allenfalls Spelz aus der Getreidereinigung. Als Abnehmer von Kompost, um Böden aufzuwerten, fungiere die Landwirtschaft jedoch sehr wohl. 10 bis 15 % der Abnahme gehe derzeit an Landwirte, und das werde zunehmen, meint Clausen. In jedem Fall übersteige der Bedarf schon jetzt die zur Verfügung stehende Menge. „Wenn in Schleswig-Holstein schätzungsweise 300.000 Tonnen Bioabfall anfallen, und die Hälfte davon ist Rotteverlust, dann könnte man damit 10.000 Hektar versorgen, was ist das schon!“

Rolf Krabbenhöft aus Neu Wittenbek bringt privaten Grünschnitt. 

„Schau mal, Chef, alles schön sauber!“, ruft ein Mitarbeiter, der Rollos geputzt hat. Von den 55 Beschäftigten in Altenholz (dazu 20 in Mönkeberg) sind 35 Betreute. Der Publikumsbereich „Schrebers Erde“ ist ein Inklusionsbetrieb – auch das war ein Aspekt für die Preisverleihung. 

Weidewirtschaft auf nassem Boden

0

Zur Zukunft der Landwirtschaft in den Niederungen hat das Landwirtschaftsministerium (MLLEV) eine Veranstaltungsreihe gestartet, um die betroffene Bevölkerung mitzunehmen und gemeinsam klimataugliche Lösungen zu finden. Der zweite Termin hatte die nasse extensive Weidewirtschaft zum Thema, Gastgeber war Familie Koll in Meggerdorf in der Eider-Treene-Sorge-Region.

Trockenen Fußes kann die Gruppe heute auf die Moorweiden in der Alten-Sorge-Schleife gehen, aufgrund der aktuellen Trockenheit. Die Erläuterungen von Jan Koll und seiner Tochter Ines werden begleitet von Froschkonzert – naturnahe Landwirtschaft.

Ines Koll beschreibt den Familienbetrieb: Mutterkuhhaltung, 650 bis 700 Rinder weiden auf 340 ha Grünland, teils extensiv auf Flächen der Stiftung Naturschutz in der Alten-Sorge-Schleife, teils intensiv im Meggerkoog. Familie Koll hat jahrzehntelange Erfahrung mit extensiver Weidewirtschaft. War das ursprüngliche Ziel der Maßnahmen der Wiesenvogelschutz in Zusammenarbeit mit dem Verein Kuno und der Erhalt von artenreichem Feuchtgrünland, so kommt heute der Klimaschutz dazu, sprich CO2-Bindung durch Wiedervernässung von Mooren.

Die Zusammenarbeit zwischen Landwirt und Stiftung sei gut, erklären beide Seiten. „Man muss ein richtiges Maß finden“, sagt Jan Koll, „eine gute Kombination von Weide und Mahd“. Flexibel müsse es sein: Während in feuchten, tieferen Lagen noch das Brutgeschäft der Wiesenvögel geschont wird, wächst auf den Kuppen schon das Gras und muss gemäht werden. Gründliches Weidemanagement ist da gefordert: Wann kommt wie viel Vieh wohin? Und Moorvernässung hin oder her: Die Wasserstände müssen regulierbar bleiben, bei Hochwasser abfließen können. „Es muss schnell aus der Fläche raus und schnell wieder rein.“

Landwirt Jan Koll, Leif Rättig von der Stiftung Naturschurz und Julia Jacobsen vom LfU (v. li.) erklären die Flächenstrukturen in der Alten-Sorge-Schleife: rot Niedermoor, blau Hochmoor, gelb Flussmarsch

Bevor es zur Ortsbegehung auf die Fläche ging, traf man sich im Dorfgemeinschaftshaus in Meggerdorf zu Vorträgen und Diskussion. Gekommen waren Vertreter des Veranstalters MLLEV und des Mitveranstalters, des Bildungszentrums für Natur, Umwelt und ländliche Räume (BNUR), dazu Vertreter des Umweltministeriums, des Landesamtes für Umwelt (LfU) und des Landesamtes für Landwirtschaft und nachhaltige Landesentwicklung (LLnL), Mitarbeiter der schon erwähnten Stiftung Naturschutz, der Landwirtschaftskammer (LKSH), des Bauernverbandes, der Klimafarm. Das erklärte Ziel war ja, die Betroffenen in der Bevölkerung mitzunehmen – unter den insgesamt anwesenden etwa 25 Personen können das dann nicht mehr allzu viele gewesen sein. Der Austausch untereinander war gleichwohl intensiv und auf hohem fachlichen Niveau.

Dr. Thorsten Reinsch vom MLLEV führte aus, dass die mittlere Bodenfeuchte unter Gras im Sommer in den vergangenen zehn Jahren bundesweit um 20 bis 25 % zurückgegangen sei. Das bedeute jedoch nicht, dass es weniger regne, sondern anders verteilt, mit mehr Hochwasser im Herbst und Winter. Besonders die Niederungen seien von Binnenhochwasser betroffen.

Den Einfluss von Vernässung auf den Pflanzenbestand erläuterte Dr. Tamme Peters von der LKSH. Vermehrt träten dann Binsen, Seggen und andere Arten mit weniger Ertrag auf, nach fünf Jahren um bis zur Hälfte geringer. „Ertrags- und Qualitätsniveau reicht nur bedingt für hochleistende Kühe wie Holstein Frisian.“ Es biete sich die Nutzung leichterer weidefähiger Rassen wie Robustrindern an. Es stelle sich die Frage nach deren Vermarktung. Auf Moorböden wachse das Gras langsamer, später und nicht so hoch, sei dafür aber bis in den September hinein stabiler als auf Mineralböden. Schmackhafteres Gras könne man abgrenzen, damit etwa Binsen schon im früheren Stadium gefressen werden. Auch das Monitoring auf Giftpflanzen und Parasiten wie Leberegel sei zu beachten.

Björn Ortmanns, LKSH, stellte die verschiedenen Fördermaßnahmen dar. Bemerkenswert: In der neuen Förderkulisse mit Eco-Scemes und Kennartencodes können Grünlandbetriebe auf bis zu 20 % höhere Fördersumme als bisher kommen, rechnete er vor, während reine Milchbetriebe meist schlechter wegkommen. 

Holsteiner Pferdetage in Elmshorn

Die Holsteiner Pferdetage mit der Verbandsstutenschau, den Landes-Championaten in Dressur und Springen, den Qualifikationen zum Bundes-Championat und der Fohlenauktion boten eine Bühne für die Besten. Doch neben dem tollen Sport gab es leider auch einen Unfall. Die Reiterin Ulrike Pöhls aus Neumünster musste mit dem Hubschrauber nach Hamburg geflogen werden, hat aber die Intensivstation noch am gleichen Tag wieder verlassen.

Den Auftakt zu den Holsteiner Pferdetagen machten die Dressuraspiranten. Nach den Reitpferdeprüfungen und den Qualifikationen am Donnerstag wurden am Freitagvormittag auf dem Herbert-Blöcker-Platz die ersten Landes-Champions des Jahres gekürt. In einer Dressurpferdeprüfung der Klasse L im Klassement der Fünfjährigen setzte sich Sir Mystic EA von Sir Donnerhall-Fürst Heinrich gegen die Konkurrenz durch. Der Rappwallach aus der Zucht (Z.) und dem Besitz (B.) von Elisabeth Christina Ahn-Ballies aus Grebin, Kreis Plön, kam mit Laura Wilms im Sattel zu einer Gesamtnote von 8,2. Dafür wurde ihm bei der Championatsehrung der begehrte Eichenkranz umgelegt.

Die Silbermedaille sicherte sich Questore von Quantensprung-Lorentin I (Z.: Claus-Heinrich Petersen aus Ahrenviöl, Kreis Nordfriesland) mit der Note 7,7. Jan Lens saß für das Gestüt Fohlenhof im Sattel. Auf der Bronzeposition rangierte Caramel von Caracho-Aljano (Z.: Sönke Wilhelm Thamling aus Kollmar, Kreis Steinburg). Paula de Boer hatte die braune Stute gesattelt und die Wertnote 7,5 erhalten.

Die Siegerehrung im Landes-Championat der sechsjährigen Dressurpferde führte Black Jack JG von Bon Coeur-Hofrat aus der Zucht von Joana Graf aus Bargfeld-Stegen, Kreis Stormarn, an. Kaddur Kelkha ritt den Rapphengst zu einer Wertnote von 7,8. Auf dem zweiten Platz (7,5) folgte Fiorino Hit EA von Fürst Romancier-Licotus, ebenfalls aus der Zucht von Ahn-Ballies und vorgestellt von Laura Wilms. Die Bronzemedaille vergab das Richterkollegium, das aus Gabriele von Appen, Tanja Konopka und John Mc Cormack bestand, an Belle de Jour von Bon Coeur-Lorentin I (Z.: Nicole Högler, Leonberg) unter Christian Busse (7,5).

Black Jack JG mit Kaddur Kelkha (li.) und Sir Mystic EA mit Laura Wilms sind die neuen Landes-Champions der fünf- und sechsjährigen Dressurpferde. Foto: Janne Bugtrup

Starke Vierjährige

Am Sonnabend wurde es im Parcours schon ab 9 Uhr spannend, als es bei den vierjährigen Springpferden um die Vergabe des Titels Landes-Champion ging. Sie mussten eine Springpferdeprüfung der Klasse A** bewältigen, was sehr vielen jungen Talenten hervorragend gelang. Von 28 Qualifizierten absolvierten 20 den Parcours ohne Abwurf. Doch nur wer eine Wertnote von mindestens 8,5 erreichte, kam in die Platzierung des Finales. Mit einer 8,8 setzte sich schließlich Cieramo VA von Cieran-Clarimo unter dem Iren Diarmuid Howley an die Spitze dieser starken Konkurrenz. Cieramo stammt aus der Zucht und dem Besitz von Manfred von Allwörden aus Grönwohld, Kreis Stormarn.

Den Siegern dicht auf den Fersen waren Martini von Million Dollar-Carthago (Z. und B.: Sören von Rönne aus Neuendeich, Kreis Pinneberg) und der Däne Konstantin Deeken Künnemann mit einer 8,7. Die Bronzemedaille wurde gleich zweimal vergeben: Zum einen an Daikon VA von Dominator Z-Cassini I, der ebenfalls vom Grönwohldhof stammt und unter Edmond Guntz-Malblanc punktete, und zum anderen an Mathilda von Del Arko-Corrado (Z. und B.: Torsten Gripp aus Willenscharen, Kreis Steinburg), die von Antonia-Selina Brinkop pilotiert wurde. Beide Pferde wurden mit 8,6 bewertet.

Das Finale der siebenjährigen Springpferde wurde in einer Springprüfung der Klasse S* mit Stechen ausgetragen. Hier setzte sich die Crumble-Cassini I-Tochter Inside of my Heart (Z.: Thomas Voss aus Schülp, Kreis Rendsburg-Eckernförde) gegen die Konkurrenz durch. Philipp Battermann pilotierte die Schimmelstute zu Gold. Silber ging an den gekörten Hengst Coquetto von Cornet Obolensky-Casquetto (Z.: Witt Pferdezucht GbR in Wellinghusen, Kreis Dithmarschen) mit Hannes Ahlmann im Sattel. Es folgte der ebenfalls gekörte Hengst Diamant de Operette VA von Diamant de Semilly-Contender (Z.: Manfred von Allwörden), den Mathilda Karlsson ritt.

Sturz im Finale

Überschattet wurde das Championat von einem schweren Sturz. Ulrike Pöhls aus Neumünster und die Stute Indira kamen am letzten Hindernis des Stechparcours zu Fall. Während Indira den Parcours auf vier Beinen verlassen konnte, musste die Reiterin mit dem Rettungshubschrauber in eine Hamburger Klinik geflogen werden. Am Abend kam die Nachricht, dass Ulrike Pöhls die Intensivstation verlassen konnte.

Die Holsteiner Pferdetage wurden auch als Geburtstagsfeier für den 20-jährigen Hengst Clarimo genutzt, der einst selbst mit Rolf-Göran Bengtsson auf internationalem Parkett erfolgreich war und nun mit seinen Nachkommen Werbung für das Holsteiner Pferd in Zucht und Sport macht. Im Anschluss waren die jüngsten Holsteiner dran: Insgesamt 21 Fohlen des aktuellen Jahrgangs kamen zur Versteigerung. Zur Preisspitze avancierte Rosalie von Crack-Casall aus der Zucht von Achaz von Buchwald aus Hamburg. Für 16.500 € wurde diese Tochter der international erfolgreichen Canada I.Z. zugeschlagen. Zwei weitere Fohlen waren den Kunden 10.000 € oder mehr wert. Zum einen war das C’est la Vie von Charaktervoll-Barcley (Z.: Heiko Clausen aus Nieblum, Kreis Nordfriesland) aus dem berühmten Cassini-Stamm 3389 (10.500 €). Zum anderen kostete Rhapsodie von Casall-Clearway (Z.: Jan-Kuhrt Stegemann aus Eesch, Kreis Dithmarschen) glatte 10.000 €. Der Durchschnittspreis der verkauften Fohlen lag bei 8.166 €.

Im Anschluss an die Springprüfung der Klasse S** mit Stechen, die Christoph Lanske mit dem Holsteiner Hengst Catching Fire von Cellestial für sich entscheiden konnte, wurde der Herbert-Blöcker-Platz in ein Fußballfeld verwandelt: „Kickers meet Holstein“ stand an.

Zwei Siegerstuten

Am Sonntag gab es dann noch einmal ein volles Programm: Die Verbandsstutenschau sowie die Landes-Championate der fünf- und sechsjährigen Springpferde waren angesetzt. Die Holsteiner Siegerstuten 2023 heißen N-Quinta (springbetont) und Mein ganzes Herz WK (dressurbetont).

N-Quinta von Casall stammt aus der Zuchtstätte von Günther Fielmann und avancierte zur springbetonten Holsteiner Siegerstute 2023. Foto: Janne Bugtrup

N-Quinta von Casall-Corofino I aus der Zucht von Günther Fielmann aus Schierensee, Kreis Rendsburg-Eckernförde, war bereits als Siegerin ihrer Eintragung im Körbezirk Rendsburg-Eckernförde herausgestellt worden. Ihre Mutter Nanett I wurde 2002 selbst mit dem Titel der Holsteiner Siegerstute ausgezeichnet und kann mittlerweile fünf S-erfolgreiche Nachkommen vorweisen. „N-Quinta ist eine außergewöhnliche Stute mit hervorragender Typausprägung und drei sehr guten Grundgangarten“, urteilte Zuchtleiter Stephan Haarhoff, der gemeinsam mit Carsten Lauck und Hanno Köhncke die Kommission bildete. Erste Reservesiegerin wurde Nubia BB von Keaton-Casall (Z.: Manfred Birchler, Schweiz), der zweite Reservesieg ging an Nouri von Colcannon-Lavall I (Z.: Avora Pferde GmbH & Co. KG aus Welmbüttel, Kreis Dithmarschen).

Den Titel der dressurbetonten Holsteiner Siegerstute 2023 darf fortan Mein ganzes Herz WK von Escolar-Aljano (Z.: Wenke Kraus, Niedersachsen) tragen. „Ein imposantes Stutenmodell mit beeindruckender Bewegungsmechanik, viel Abdruck und Kraft“, kommentierte Stephan Haarhoff. Der Reservesieg wurde Noblessa HaS von Fürstenball-Contender (Z.: Zuchtgemeinschaft Rörden aus Witsum/Föhr) zugesprochen.

Weitere Titel

Sehr gute sportliche Leistungen wurden in den Championaten der fünf- und sechsjährigen Springpferde gezeigt. Der fünfjährige Hengst Cellado von Cellestial-Corrado I (Z.: Schmidt GbR, Mecklenburg-Vorpommern) gewann bereits die Qualifikationsprüfung und sicherte sich im Landeschampionat mit den Wertnoten 9,1 und 9,3 in den beiden Umläufen ebenso souverän den Sieg. Im Sattel saß dabei Christoph Lanske, Bereiter im Stall von Enno Glantz. Silber (Wertnoten 8,5 und 8,9) ging an Tomte von Toulon-Carthago (Z.: Zuchtgemeinschaft Jan und Karin Lüneburg aus Hetlingen, Kreis Pinneberg), geritten von Rasmus Lüneburg. Dritte wurden Carmarino VA von Carbol-Clarimo (Z.: Manfred von Allwörden) und Diarmuid Howley mit den Wertnoten 8,7 und 8,6.

Der Diarado-Sohn Django Riff gewann das Landeschampionat der Sechsjährigen mit Maximilian Gräfe im Sattel. Foto: Janne Bugtrup

Bei den Sechsjährigen wurde Django Riff von Diarado-Cassini II (Z.: Frank Neumann aus Ausacker, Kreis Schleswig-Flensburg) mit der Siegerschärpe und der Paradedecke geehrt. Maximilian Gräfe hatte den Schimmel in einem pfeilschnellen Stechen zum Sieg pilotiert. Platz zwei sicherten sich Charly de Luxe von Charleston-Cantoblanco (Z.: Gisela Jahns aus Großharrie, Kreis Plön) und Philipp Schöllhorn. Der Holsteiner Verbandshengst Charaktervoll von Comme il faut-Contendro I (Z.: Manfred von Allwörden) und Rolf-Göran Bengtsson sprangen auf die Bronzeposition. pm

Tausendsassa Thymian

0

Thymian ist ein beliebtes Gewürz in der mediterranen Küche und punktet zudem mit heilkräftigen Inhaltsstoffen. Mit seinen duftenden Blüten, der Trockenheitsverträglichkeit und den unterschiedlichen Blattfarben wird er zunehmend auch als Zierpflanze oder Rasenersatz geschätzt.

Bodendecker-Thymiane ersetzen natürlich keinen strapazierfähigen Gebrauchsrasen, aber die flachen, Polster bildenden Arten überstehen gelegentliches Betreten problemlos. Die genügsamen Pflanzen überziehen ungeachtet von Hitze und Trockenheit Steine sowie Boden und bieten sich daher als Lösung für Problemecken an. Als Bodendecker empfehlen sich besonders Sorten, die flache Polster mit 2 bis 5 cm Höhe bilden. Dazu gehören die Sand-Thymiane (Thymus serpyllum) und die Frühblühenden Thymiane (Thymus praecox). ‚Golden Dwarf‘ bietet sich als Zwergform des Zitronenthymians (Thymus x citriodorus) ebenfalls für Duftmatten an. Zusätzlich punktet diese Sorte mit hellen Laubtönen und Zitrusduft.

Ob mit grünen, weiß- oder gelbpanaschierten Blättern: Thymian ist einfach eine Augenweide. Foto: Karin Stern

Für Zierzwecke empfehlen sich vor allem Thymian-Arten, die in Kräuterampeln oder auf Mauerkronen dekorativ wirken. Dazu zählen die dichten, hängenden Polster des Kaskaden-Thymians (Thymus longicaulis ssp. odoratus). Die wüchsige Art sieht von Frühjahr bis Herbst immer gut aus und steigert ihren Zierwert im Juni und Juli mit unzähligen rosaroten Blüten. Diese Art ist nicht nur ausgesprochen dekorativ, sondern Blätter und Blüten eignen sich auch sehr gut zum Würzen vieler Gerichte. Ein ebensolches Allround-Talent ist der Weißbunte Thymian ‚Argenteus‘ (Thymus vulgaris). Die Sorte wächst etwa 20 cm hoch und zeigt hellrosafarbene Blüten von Juni bis August. Die winterharte Pflanze beeindruckt mit ihren kompakten, weiß-grünen Blättern auf Mauerkronen und in Blumenampeln gleichermaßen.

Daneben eignen sich einige weitere der etwa 200 verschiedenen Arten des Thymians für unsere Gärten. Der Echte Thymian (Thymus vulgaris) blüht üppig und ist auf durchlässigem Boden zuverlässig winterhart. Feld-Thymian (Thymus pulegioides), manchmal auch als Quendel bezeichnet, ist aufgrund seiner mitteleuropäischen Herkunft häufiger in der freien Natur auf etwas frischeren Böden anzutreffen. Seine unzähligen purpurvioletten Blüten ziehen im Juni viele Schmetterlinge an.

Zitronenthymian ist leicht an den gelb panaschierten Blättern zu erkennen. Der Duft tritt hervor, wenn man mit den Händen die Pflanze berührt.
Foto: Karin Stern

Der Zitronenthymian (Thymus x citriodorus) wird im Handel in verschiedenen Variationen angeboten. Je nach Sorte präsentieren sich die kleinen Blättchen in Sattgrün, Goldgelb und Gelb- oder Weiß-Grün panaschiert. Wer verschiedene Sorten miteinander kombiniert, bringt viel Abwechslung ins Beet. Bei Berührung verströmt diese Art einen intensiven Zitrusduft. Tipp: Die Blätter schmecken vorsichtig dosiert erfrischend im Salat. Leider ist Zitronenthymian nicht immer sicher winterhart. Wichtig sind ein durchlässiger Boden und einige Nadelzweige als Winterschutz.

Der Weißrandige Garten-Thymian ,Silver King‘ schätzt einen sonnigen Standort mit durchlässigem, nährstoffreichem Boden. Foto: Karin Stern

Der bereits als eine Art Rasenersatz empfohlene Sand-Thymian (Thymus serpyllum) eignet sich auch sehr gut als Bodendecker im Steingarten. Die heimische, winterharte Art findet zudem gerne im Staudenbeet als Unterpflanzung Verwendung.

Sand-Thymian ,Snow Drift‘ blüht auffallend weiß und wächst etwa 10 cm hoch. Foto: Karin Stern

Kümmel-Thymian (Thymus herba-barona) bildet im Laufe der Zeit ebenfalls dichte Polster, die von Juni bis Juli überschwänglich blühen. Sein pikantes Aroma kommt gut in Kräuterquark zur Geltung. Die sehr frostharte Thymian-Hybride ‚Duftkissen‘ ist aufgrund des eher herben Aromas mit unzähligen, verschwenderisch duftenden Blüten eher etwas für Auge und Nase, weniger für die Verwendung in der Küche. Mit seinen graugrünen Blättern und der Höhe von 15 cm macht sich ‚Duftkissen‘ prima im Topf. Zwei geschmacklich exotisch anmutende Arten dürfen nicht unerwähnt bleiben. Kokos-Thymian ‚Kokos‘ (Thymus species) verleiht asiatischen Gerichten eine interessante Note und Ingwer-Thymian ‚Ginger‘ weist ein scharfes, ingwerähnliches Aroma auf.

Die Thymianauslese ,Ginger‘ macht ihrem Namen alle Ehre. Sie duftet nach getrocknetem Ingwer. Foto: Karin Stern

In den kleinen Blättern des Thymians stecken ätherische Öle, die Husten und Heiserkeit lindern, aber auch bei Sodbrennen und Magenbeschwerden helfen. Thymian zählt zu den Hungerkünstlern unter den Kräutern. Im Steingarten, auf Trockenmauern, in Plattenfugen und Trögen oder im Kräuterbeet fühlt sich Thymian sehr wohl, volle Sonne und durchlässigen, mageren und sandigen Boden vorausgesetzt. Hier ist der Wirkstoffgehalt am höchsten. Je nach Art wachsen die Pflanzen etwa 10 bis 40 cm hoch und bilden dabei dichte Teppiche oder attraktive Kissen. Von Mai bis Oktober zeigen sich je nach Art weiße, rosafarbene bis violette Blüten, die intensiv duften. Für die Ernte schneidet man bei Bedarf einzelne Zweige oder Büschel vom Frühjahr bis zum Herbst. Für die Vorratstrocknung empfiehlt sich der Schnitt ganzer Stängel kurz vor der Blüte. Die Pflege der anspruchslosen Pflanzen beschränkt sich auf den Rückschnitt um ein Drittel, entweder im Frühjahr oder nach der Blüte.

Sand-Thymian ,Creeping Red’ ist mit seinem kissenartigen Wuchs ein schöner Bodendecker. Foto: Karin Stern
Thymian wächst gerne über Mauerkronen. Foto: Karin Stern


Thymian lässt sich im Juli und August mit fingerlangen Stecklingen vermehren. Wer im Gartenmarkt interessante Arten entdeckt, pflanzt so schnell wie möglich, damit die Halbsträucher noch vor dem Winter einwurzeln. Fast alle Thymian-Arten eignen sich für die Topfkultur. Sie empfiehlt sich besonders für die frostempfindlicheren Varianten. Topfpflanzen verbringen den Winter hell und kühl bei 5 bis 10 °C im Haus. Der Wurzelballen darf nicht austrocknen. Im Frühjahr schneidet man die Pflanzen bis ins Holz zurück und topft sie in frische Kräutererde um. 

Quelle: Karin Stern

Rapsextraktionsschrot konnte eingespart werden

Die Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein hat im Lehr- und Versuchszentrum (LVZ) in Futterkamp die Wirkung eines Zusatzfuttermittels auf die Reduktion von proteinreichem Kraftfutter in der Ration untersucht. Diese Ergebnisse sollen im Folgenden vorgestellt werden.

In den vergangenen Jahren sind die Preise für proteinreiche Kraftfuttermittel wie Raps- und Sojaextraktionsschrot um über 50 % gestiegen. Im vorigen Jahr kam es durch den Krieg in der Ukraine zu Lieferengpässen und neuen Preisrekorden. Die Reaktionsmöglichkeiten in der Rinderfütterung auf solche Situationen sind begrenzt – schließlich müssen die Tiere trotzdem weiterhin bedarfsdeckend ernährt werden.

Neben hohen Futtermittelpreisen spielt die Reduktion von Nährstoffausscheidungen vor dem Hintergrund der neuen Düngeverordnung in der Rationsgestaltung eine ebenso zentrale Rolle. Ziele der Fütterung in Bezug auf die Proteinversorgung sind demnach die Einsparung und der effiziente Einsatz von Proteinfuttermitteln. Im Rahmen eines Fütterungsversuches wurde untersucht, ob durch Zulage des Produktes OPTaminPlus Rapsextraktionsschrot bei gleichen Leistungsparametern eingespart werden kann. Dieses Produkt besteht aus der pansengeschützen Aminosäure Methionin, Harnstoff und einer Mixtur aus ätherischen Ölen.

Oberstes Ziel in der Rinderfütterung ist es, die betriebseigenen Futtermittel optimal zu nutzen. Durch hohe Grundfutterqualitäten kann das meiste Kraftfutter eingespart werden.

So lief der Versuch

Der Versuch wurde über 60 Tage vom 3. Mai bis 30. Juni 2022 durchgeführt. Vor Beginn wurden 72 laktierende Tiere gleichmäßig nach Laktationszahl, Laktationstag und Milchleistung auf beide Versuchsgruppen aufgeteilt. Am ersten Versuchstag wies die Kontrollgruppe eine durchschnittliche Tagesmilchmenge von 42,4 kg auf. Die Versuchsgruppe lag mit durchschnittlich 41,4 kg Milch darunter. Die Aufteilung der Kühe nach Laktationszahl sowie der durchschnittliche Laktationstag beider Versuchsgruppen können der Tabelle 1 entnommen werden. Alle für den Versuch eingeteilten Tiere konnten den Versuch beenden – es mussten keine Tierwechsel vorgenommen werden.

Gestaltung der Ration

Die Ration der Kontrollgruppe entsprach einer betriebsüblichen Ration und wurde schon vor dem Versuch gefüttert, sodass keine Umstellungsphase notwendig war. Die konkrete Zusammensetzung der beiden Rationen ist in Tabelle 2 dargestellt. In der Versuchsgruppe wurde 1 kg Rapsextraktionsschrot (FM) pro Tier und Tag herausgenommen und durch 100 g OPTaminPlus (FM), 700 g Maissilage (TM) und 100 g Grassilage (TM) ersetzt. Die kalkulierte Futteraufnahme betrug für beide Gruppen 22,8 kg TM je Tier und Tag. Das Verhältnis von Grund- zu Kraftfutter betrug in der Kontrollgruppe 60 % zu 40 %. In der Versuchsgruppe wurde 1 kg Rapsextraktionsschrot zum Teil durch Grundfutter ersetzt, weshalb das Verhältnis auf 64 % zu 36 % anstieg.

Die kleinen Unterschiede in der Rationszusammensetzung zeigen sich auch in den Kennwerten (Tabelle 3). Deutliche Unterschiede sind vor allem beim geringeren Rohprotein- und nutzbaren Rohproteingehalt der Versuchsgruppe aufgrund des geringeren Einsatzes von Rapsextraktionsschrot zu finden. Alle weiteren Kennwerte weisen geringe Unterschiede zwischen den beiden Rationen auf.

Ergebnis Futteraufnahme

Die Tiere der Kontrollgruppe nahmen mit durchschnittlich 25,6 kg TS je Tag signifikant mehr Futter auf als die Tiere der Versuchsgruppe mit durchschnittlich 24,7 kg je Tier und Tag. Ein Grund für die Unterschiede in der Futteraufnahme der Kontrollgruppe liegen im höheren Kraftfutteranteil und der dadurch leicht erhöhten Energiedichte der Ration. Die höhere Futteraufnahme auf der einen und die geringen Unterschiede der Rationskennwerte auf der anderen Seite bedingen die höheren Aufnahmen an Energie, Rohasche, Rohprotein und nutzbarem Rohprotein in der Kontrollgruppe (Tabelle 4).

Keine signifikanten Unterschiede konnten bei der Aufnahme von Rohfaser, saurer Detergenzienfaser und neutraler Detergenzienfaser nach Amylasebehandlung festgestellt werden. Dies liegt an dem unterschiedlichen Verhältnis von Grund- zu Kraftfutter. Auch wenn die Versuchsgruppe im Durchschnitt weniger fraß, war der Grundfutteranteil in dieser Ration höher. Wie zu erwarten, war die Wasseraufnahme in der Kontrollgruppe entsprechend der größeren Futteraufnahme um 8 l je Tier und Tag höher als die der Versuchsgruppe.

Milchleistung und -inhalte

Entgegen der Erwartung aufgrund der signifikant höheren Futteraufnahme der Kontrollgruppe konnten jedoch keine signifikanten Unterschiede in der Milchleistung und den Milchinhaltsstoffen nachgewiesen werden. Die höhere Futteraufnahme spiegelt sich auch nicht in einem höheren Lebendmassezuwachs wider. Die Tiergewichte zeigen keine statistisch signifikanten Unterschiede zwischen den beiden Versuchsgruppen. Die Wiederkaudauer ist mit 3 min Differenz ebenfalls nahezu identisch. Die konkreten Zahlen können der Tabelle 5 entnommen werden.

Die Frage der Effizienz

In Tabelle 6 sind einige Effizienzkennzahlen im Vergleich zwischen den beiden Versuchsgruppen dargestellt. Die Differenzen entstehen hauptsächlich durch die Unterschiede in der Futteraufnahme und der Milchleistung. Die hohen Werte der Futtereffizienz und der Energieeffizienz weisen darauf hin, dass die Tiere Körpersubstanz abgebaut haben. Die N-Effizienz liegt in einem sehr guten Bereich. Das heißt, die aufgenommene Proteinmenge wird effizient in Milchprotein umgesetzt.

Ökonomische Bewertung

Anhand des durchgeführten Fütterungsversuches konnte gezeigt werden, dass durch das Zusatzfuttermittel OPTaminPlus 1 kg Rapsextraktionsschrot bei gleicher Leistung eingespart werden kann. Nun stellt sich die Frage nach den Kosten. In Tabelle 7 und 8 sind diese für die Ration der Kontroll- und der Versuchsgruppe je Tier und Tag anhand der tatsächlich realisierten Futteraufnahme und Milchleistung dargestellt.

Die Futterkosten sind zum Zeitpunkt des Versuches in der Kontrollgruppe um knapp 50 ct pro Tier und Tag höher. Dies liegt zum einen an der größeren durchschnittlichen Futteraufnahme in der Kontrollgruppe und zum anderen an einer günstigeren Ration. Denn auch wenn die Futteraufnahme in beiden Versuchsgruppen gleich gewesen wäre, ist die Ration der Kontrollgruppe zum Zeitpunkt des Versuches noch um 20 ct pro Tier und Tag teurer.

Stellt man den Futterkosten die Erlöse aus dem Milchverkauf anhand der realisierten Milchleistung gegenüber, ergibt sich ein Vorteil im Einkommen nach Futterkosten (IOFC) von 25 ct pro Tier und Tag in der Versuchsgruppe. Überträgt man diese Berechnung bei gleicher Futteraufnahme und Milchleistung in den April 2023, fallen insbesondere die gesunkenen Kraftfutterkosten ins Gewicht.

Die Futterkosten für die von der Versuchsgruppe gefressene Ration ist trotzdem noch um 32 ct pro Tier und Tag günstiger. Daraus folgt ein weiterbestehender Vorteil im Einkommen nach Futterkosten der Versuchsgruppe von 9 ct pro Tier und Tag. Aufgrund der Einflussfaktoren wie Kraftfutterkosten und Milchpreis ist die ökonomische Bewertung betriebsindividuell durchzuführen und erlaubt keine allgemeinen Aussagen.

Fazit

Im vergangenen Jahr hat die Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein im Lehr- und Versuchszentrum Futterkamp einen Fütterungsversuch zur Einsparung von Rapsextraktionsschrot durchgeführt. Durch den Einsatz eines Futterzusatzstoffes (bestehend aus pansengeschütztem Methionin, Harnstoff, ätherischen Ölen) konnte 1 kg Rapsextraktionsschrot je Tier und Tag bei gleichen Leistungsparametern eingespart werden. Die Versuchsgruppe ist bezüglich der Effizienzkennzahlen, der Futterkosten und des Einkommens nach Futterkosten im Vorteil. Dabei müssen die betriebsindividuellen Bedingungen berücksichtigt werden.

Künftig mehr grasende Rinder unter Obstbäumen?

Mit dem Start der neuen GAP Anfang des Jahres wird neben anderen Maßnahmen auch der Anbau von Agroforstsystemen (AFS) gefördert. Bei AFS erfolgt der gemeinsame Anbau von Gehölzen mit einer weiteren pflanzlichen oder tierischen Nutzung auf der Fläche. Die räumliche Anordnung und Verwertung der Gehölze können stark variieren. Die in Deutschland historisch vorkommenden AFS sind zum Beispiel Streuobstwiesen oder die Waldweidenutzung. Der Artikel beschreibt, worauf es ankommt.

Im Rahmen der GAP 2023 wird der streifenförmige Anbau von Gehölzen auf Acker- und Grünland in Höhe von 60 €/ha gefördert. Bei streifenförmigen AFS sind die Gehölzabstände den mechanisierten Produktionsbedingungen im Betrieb angepasst. Bei der Etablierung von AFS sollte die spätere Verwendung des Holzes entschieden sein. Demnach ist zusätzlich in Abhängigkeit vom Standort die geeignete Baumart zu wählen. Wenn eine energetische Verwertung oder eine stoffliche Nutzung der Holzfasern erfolgen soll, eignen sich in überwiegenden Fällen ertragsstarke zertifizierte Pappelsorten.

Streifenförmige Agroforstsysteme, den landwirtschaftlichen Arbeitsbreiten angepasst Fotos (2): Christian Böhm

Abhängig von den Ertragszuwächsen liegt der Erntezyklus zwischen drei und zehn Jahren. Die Standdauer beträgt 20 bis 30 Jahre. Bei der stofflichen Nutzung wie zum Beispiel der Faserproduktion ist tendenziell eine geringere Pflanzendichte zu wählen, und der Erntezyklus ist länger. Ist das Ziel des Anbaus die Produktion von Wertholz, müssen deutlich längere Standzeiten der Gehölze festgelegt werden. Weiterhin ist die Pflanzdichte der Werthölzer (zum Beispiel Kirsche oder Eiche) deutlich geringer zu wählen.

Der Anbau von Gehölzstreifen erfolgt mit Stecklingen (20 bis 30 cm), mit Pflanzruten (90 bis 200 cm) oder Ganzpflanzen im Frühjahr, wenn der Boden nicht mehr gefroren ist, kein Spätfrost droht und der Rehbock mit dem Fegen größtenteils aufhört. Im Gegensatz zum konventionellen Marktfruchtbau ist die Pflege der Gehölzstreifen vergleichsweise extensiv. Entscheidend ist ein effizienter mechanischer oder chemischer Pflanzenschutz im Anbaujahr. Bei ausreichender Nährstoffversorgung des Bodens ist eine Düngung nicht nötig.

Die Wahl des Ernteverfahrens ist abhängig von der Pflanzdichte, der Dimension der Gehölze und der Holzverwertung. Geeignete Verfahren sind betriebsübliche Motorsägen und Hacktechnik, selbstfahrende Gehölzhäcksler oder Forstmaschinen. Die Rekultivierung der Gehölzflächen erfolgt mit einer Bodenfräse. Für zentrale Fragen zur Bewirtschaftung von AFS ist der deutsche Fachverband für Agroforstwirtschaft (DeFAF) eine erste Anlaufstelle.

Betriebswirtschaftliche Einschätzungen

Durch die Etablierung von AFS wird die Produktvielfalt des landwirtschaftlichen Betriebes erhöht, und Schwankungen im Betriebseinkommen können gesenkt werden. Wenn die Gehölze zur eigenen Wärmeproduktion genutzt werden, kann die Abhängigkeit von preisvolatilen fossilen Energieträgern vermieden werden.

Auch die Haltung von Gänsen ist möglich. Foto: Julia Günzel

Da Gehölze im Vergleich zum Marktfruchtbau einen geringeren Nährstoff- als Wasserbedarf haben und die Gehölzernte am besten bei gefrorenem Boden im Winter erfolgt, verschieben sich die Konkurrenzräume hin zu nassen Flächen. Demzufolge sind AFS in Gunstregionen wie der Kölner Bucht, dem Straubinger Gäu oder der Magdeburger Börde gegenüber deckungsbeitragsstarken Marktfrüchten weniger wirtschaftlich, ebenso auch in Regionen in Schleswig-Holstein mit sehr guten Böden.

Ein wichtiger Aspekt der Konkurrenzfähigkeit von AFS gegenüber dem Marktfruchtbau sind die Wechselwirkungen zwischen Marktfrüchten und Gehölzen. Es ist zu erwarten, dass die Auswirkungen der Gehölze auf die Marktfrüchte größer sein werden als umgekehrt. Die von den Gehölzen ausgehende Verschattung sowie die Konkurrenz um Wasser und Nährstoffe können ertragsmindernd auf nahe gelegene Marktfrüchte wirken. Hingegen könnten eine Verschattung oder ein möglicher Windschutz durch Gehölze die Verdunstung bei Marktfrüchten senken und einen Mehrertrag ermöglichen.

Einschätzungen zum ökologischen Fußabdruck

Während der Bewirtschaftung von AFS findet durch eine starke Bewurzelung der Gehölze eine zusätzliche Kohlenstoffbindung statt, die den CO2-Fußabdruck senkt. Infolge der extensiven Bewirtschaftung der Gehölze ist eine längere Bodenruhe gegeben, die vor allem für Bodenlebewesen wie Regenwürmer einen Rückzugsort bietet. Die reduzierten oder sogar ausbleibenden Dünge- und Pestizidgaben fördern den Trink- und Gewässerschutz. Zusätzlich senkt vor allem die ausbleibende Stickstoffdüngung in den Gehölzstreifen nachfolgende klimaschädliche Lachgasemissionen.

Streifenförmige Agroforstsysteme mit Gehölzen zur WertholzproduktionFotos (3): Rico Hübner
Agroforstsystem mit Gehölzstreifen am Gewässerrand Foto: Leon Bessert

Der Anbau von AFS kann einen wichtigen Beitrag zur Biodiversität und Verbesserung der Landschaftsästhetik leisten, wenn dieser in agrarisch dominierten Landschaften erfolgt. Optimal angelegte Gehölzelemente können Trittsteine zwischen Naturschutzflächen sein und einen Austausch von Arten über Distanzen zulassen. In agrarisch dominierten Landschaften in der Ebene können die optimal angelegten Gehölzelemente weiterhin Windbewegungen senken und Erosion vermeiden. Hingegen ist der Schutz gegen Wassererosion bei starker Hangneigung und Gewässernähe am effizientesten.

Etablierung von Blühstreifen in Agroforstsystemen zur Erhöhung der Landschaftsästhetik und Biodiversität

Fazit

Die Chancen und Risiken von AFS sind wesentlich vom Standort abhängig. Die ökologischen Vorteile von Gehölzen können sich sowohl kurzfristig (zum Beispiel Windschutz) als auch langfristig (zum Beispiel Bodenfruchtbarkeit) in einen ökonomischen Mehrwert übersetzen. Die Konkurrenzkraft von AFS gegenüber dem alleinigen Anbau von Marktfrüchten ist von den standörtlich bedingten Wechselwirkungen abhängig. Eine ökonomische Chance beim Anbau von Gehölzstreifen ist gegeben, wenn der Preis von fossilen Rohstoffen steigt und der Anbau auf Feldstücken erfolgt, die weniger günstig für den Marktfruchtbau sind. Obwohl der Anbau von AFS in agrarisch dominierten Landschaften und Gunstregionen ökologisch am sinnvollsten ist, erscheint dies jedoch ökonomisch am schwierigsten zu verwirklichen. Dies sollte aus politischer Perspektive berücksichtigt werden, wenn zukünftige GAP-Förderbeträge bestimmt werden.

Der Deutsche Fachverband für Agroforstwirtschaft

Der Deutsche Fachverband für Agroforstwirtschaft (DeFAF) ist zentrale Anlaufstelle für alle Fragen rund um die Agroforstwirtschaft in Deutschland und verwandte Themen. Er setzt sich dafür ein, dass die Agroforstwirtschaft in der Landwirtschaft verstärkt genutzt wird. Eine zukunftsfähige Landwirtschaft muss nicht nur ökonomisch sinnvoll, sondern auch sozial und ökologisch verantwortbar sein – hier bietet die Agroforstwirtschaft viele Vorteile.

Durch Bildungs- und Informationsangebote sowie die Begleitung und Umsetzung von Projekten zur Agroforstwirtschaft möchte der DeFAF Wissenschaft, Praxis, Politik und Gesellschaft zusammenbringen, um gemeinsam gute Umsetzungsmöglichkeiten für die Nutzung von Agroforstsystemen in der Landbewirtschaftung zu erarbeiten.
Weitere Informationen unter ­defaf.de