Das Wildbret von der Nase bis zum Schwanz zu verwerten und schmackhaft zuzubereiten, das ist das Credo von Markus Hofmann aus Föhrden-Barl (Kreis Segeberg). Er kocht und brät sein selbst erlegtes Wild mal klassisch, mal innovativ. Ganz besonders haben es ihm Würste aus Wildfleisch angetan. Seine speziellen Rezepte hat er in einem Buch verewigt. Darüber hinaus bietet er Wildwurst-Seminare an, bei denen jeder Teilnehmer selbst Hand anlegen darf.
Auf dem Hof von Familie Tonder in Föhrden-Barl hat er einen Kühlraum und eine ehemalige Milchkammer zu einer Wirtschaftsküche für die Wurstherstellung umgewidmet.
„Ich habe vor gut acht Jahren meinen Jagdschein gemacht. Mit dem ersten Reh stand ich dann die ganze Nacht in der Garage, bis ich es endlich zerlegt hatte. Doch für einen Zweipersonenhaushalt ist eine Rehkeule einfach zu viel. Und aus dem Hackfleisch möchte man auch nicht immer nur Frikadellen oder Bolognese machen“, erzählt Markus Hofman von seinen Anfängen. Der begeisterte Hobbykoch wollte das gesamte Wild verwerten. Er machte sich schlau und fing an, mit der Herstellung von Wurst zu experimentieren. „Dann kam die erste Bratwurst und ich muss sagen, dass alle Bratwürste, die ich bisher gemacht habe, mehr oder weniger auch genießbar gewesen sind.“ Heute sind seine Kreationen viel mehr als genießbar, sondern durchaus köstlich. Seine Erfahrung und auch seine Rezepte gibt Markus Hofmann gerne in Seminaren an Jagdkollegen und interessierte Hobbyköche weiter.
Heute soll es passend zum Frühjahr Bärlauch-Grillwurst vom Wildschwein geben. Nachbarin Nadja Krug hat sich angekündigt. „Mein Mann ist Jäger. Da gibt es öfter einmal ein Reh oder ein Wildschwein, das wir verarbeiten möchten.“ Markus Hofmanns Kursteilnehmer sind sehr vielfältig. „Ich habe auch viele Nichtjäger dabei, die bei mir Fleisch kaufen oder auch nur mal dabei sein wollen, wenn wir ein Schwein zerlegen. Aber ich gebe die Seminare auch gerne für Jungjäger. Dann zerlegen wir erst mal das gesamte Tier. Denn aus einem Buch lernt man so etwas nicht. Die Idee ist, einmal komplett vom ganzen Tier bis zur Wurst zu verarbeiten.“
Für diesen Tag hat Markus Hofmann allerdings das Fleisch schon vorbereitet. „Wir haben hier zwölf Kilo Schweinefleisch. Zur Hälfte ist das ein Wildschwein, das ein Freund geschossen hat, zur anderen Hälfte Fleisch von einem Bioschwein. Dabei ist es ungefähr zu zwei Dritteln mageres und zu einem Drittel fettes Fleisch. Das Fett brauchen wir als Geschmacksträger“, erklärt Markus Hofmann, während er die Stücke durch den Fleischwolf dreht. Dann kommt seine spezielle Zutat auch in den Fleischwolf. „Ich habe zwei Kilogramm Zwiebeln mit etwas Knoblauch gestern schon angedünstet. Es schmeckt mir besser, wenn die Zwiebeln bereits vorgegart sind und Röststoffe entwickelt haben. Dann lass ich sie über Nacht abkühlen, damit sie nicht warm in das kalte Brät kommen.“ Ordentlich gewolft kommen nun die Gewürze in das Brät. „Bärlauch, Petersilie und Majoran, den nehme ich gefriergetrocknet. Jetzt ist ja die Zeit, wo es frische Kräuter gibt, doch die frischen kleben durch ihre Feuchtigkeit schnell zusammen. Das ist bei den gefriergetrockneten besser.“ Hier hat der Bärlauch die lauteste Note, denn es soll ja eine Bärlauch-Grillwurst werden.
Das Vermengen und vor allem das Kneten des Fleischteigs sind reine Handarbeit. „Das Wichtigste ist die Bindung. Die erreichen wir durch das mehrfache Abreiben des Fleisches.“ Dazu reibt er mit den Knöcheln mit Kraft an der Fleischmasse herunter, bis alles Fleisch im unteren Teil seiner Mischwanne ist. Danach ist das Fleisch fester und lässt sich leichter formen. „Die Technik hat mir ein alter Schlachter erklärt.“ Nun ist es Zeit für ein Zwischenfazit beziehungsweise eine Probefrikadelle. Der Grill ist schon heiß und der Duft der kleinen Frikadellen aus dem Brät lockt erste Zaungäste an.
Der Geschmack überzeugt auch Seminarteilnehmerin Nadja Krug. Doch bis zu Bratwurst fehlt noch ein Arbeitsschritt: Mit dem Wurstfüller wird das Brät nun in einen Naturdarm gepresst. „Dazu braucht man schon ein bisschen Fingerspitzengefühl“, merkt auch Nadja Krug schnell. Doch nach kurzer Zeit liegen 12 kg Grillwürstchen auf dem Arbeitstisch, wo vorhin noch eine große Schüssel mit schierem Fleisch stand. Alle 15 cm werden die Würstchen abgebunden. Das ergibt ordentliche Grillwürstchen für jeden Hunger.
Als diese auf dem Grill brutzeln und der Duft durch die Nachbarschaft zieht, lassen die freiwilligen Wursttester nicht lange auf sich warten. Bei einem Wurst-Seminar darf jeder einen Teil der Ergebnisse mit nach Hause nehmen. Die leckeren Bärlauch-Grillwürstchen aus der heutigen Herstellung finden großen Anklang. Über Reste muss man sich hier und heute jedenfalls keine Sorgen machen. Weitere Informationen unter rehzept.de