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Starker Strukturwandel im Fleischsektor

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Im Laufe der vergangenen 20 Jahre waren die Schlachtmengen aller Tierarten in Schleswig-Holstein mehrfachen Veränderungen unterworfen. Die derzeit sinkenden Schlachtzahlen sind das Ergebnis eines starken Strukturwandels im Fleischsektor, so das Statistikamt Nord.

In den vergangenen beiden Jahrzehnten sanken, unter anderem bedingt durch ein starkes Wachstum der Schlachtbetriebe, die Schlachtkosten und -erlöse je Tier. Mittlere und kleinere Schlachtstätten stellten in diesem Zeitraum vermehrt ihren Betrieb ein. Große Schlachtkapazitäten gibt es heute etwa in den Kreisen Nordfriesland und Segeberg für Rinder sowie im Kreis Steinburg für Schweine.

Ebenso hatten politische Entscheidungen, die beispielsweise die Betriebsprämien oder die Abschaffung der Milchquote betrafen, Einfluss auf die Entwicklung der Schlachtzahlen in Schleswig-Holstein. Der Effekt wurde durch generell sinkende Viehbestände verstärkt.

So weist die Schlachtungsstatistik einen Rückgang der Zahl der jährlich gewerblich geschlachteten Rinder um 30,2 % von 2003 (352.772 Tiere) bis 2022 (246.208 Tiere) aus. In der Kategorie der Schlachtkühe ergibt sich sogar eine Abnahme von 34,9 % der Schlachtmenge (minus 14.931 t) auf 27.896 t im Verlauf der vergangenen 20 Jahre.

Kapazitätsabbau in Wellenbewegung

Dabei verlief die Entwicklung nicht gleichmäßig: Nach zunächst rückläufigen Werten bis 2009 blieben die Zahlen der gewerblich geschlachteten Kühe danach bis 2015 konstant. Im Jahr 2016 gab es einen leichten Aufwärtstrend, bedingt durch kurzfristige Bestandsaufstockungen im Jahr 2015 vor dem Hintergrund der Abschaffung der Milchquote. Danach jedoch entwickelten sich die Schlachtkuhzahlen wieder rückläufig und erreichten 2021 den Wert von 105.794 Kühen. Im vergangenen Jahr ergab sich nochmals ein starker Rückgang um 15,5 % auf 89.359 geschlachtete Kühe.

Die Anzahl der gewerblich geschlachteten Bullen nahm von 2003 bis 2022 deutlich ab, sie ging um knapp die Hälfte (69.347 Tiere) auf 70.134 Tiere zurück. Ein Ausnahmejahr in diesem rückläufigen Trend bildet 2006: Damals schnellte die Zahl nach oben, da gut elfmal mehr ausländische Bullen geschlachtet wurden als im Vorjahr (7.654 Tiere).

Ein weiteres Ausnahmejahr stellte 2015 dar, als 20.384 Bullen mehr gewerblich geschlachtet wurden. Ein Grund hierfür lag, im Jahr vor dem Wegfall der Milchquote, in der vermehrten Aufstallung von Milchkühen. Bei unveränderter Raufuttergrundlage mussten Mastbullen von den landwirtschaftlichen Betrieben weichen. Auch die Verlagerung von Schlachtkapazitäten für Rinder von Mecklenburg-Vorpommern nach Schleswig-Holstein spielte eine Rolle. Im Folgejahr 2016 fiel der Wert wieder auf das Vorjahresniveau.

Die Schlachtzahlen für Kälber lagen seit 2009 mit wenigen Abweichungen konstant zwischen 9.000 und 10.000 Tieren.

Schweineschlachtung wandert ab

Im Jahr 2003 wurden in Schleswig-Holstein noch 1,28 Millionen Schweine geschlachtet. Dieser Wert wurde in den vergangenen 20 Jahren lediglich im Jahr 2004 mit 1,31 Millionen Schweinen übertroffen. Durch den Abbau von Schlachtkapazitäten im Jahr 2006 in Schleswig-Holstein verlagerten sich Schweineschlachtungen beispielsweise in andere Bundesländer. In der Folge gingen die Schlachtzahlen im Vergleich zum Vorjahr 2005 um 38,9 % zurück (um 492.641 auf 772.586 Tiere).

Der Tiefpunkt wurde 2014 mit lediglich 497.155 geschlachteten Schweinen erreicht. Der Aufbau neuer Schlachtkapazitäten 2017 im Kreis Steinburg ließ die Zahlen deutlich ansteigen, 2018 überstiegen sie wieder die Millionengrenze und erreichten 2019 erneut 1,21 Millionen Schweineschlachtungen. Das Jahr 2022 schloss mit 15,2 % weniger Schlachtschweinen als 2003. bb

Getreideabkommen: Putin droht mit Abbruch

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Russland droht erneut mit dem Rückzug aus dem Schwarzmeer-Getreideabkommen. Das berichten Medien unter Berufung auf die Nachrichtenagentur Reuters. Präsident Wladimir Putin will das Abkommen zwischen Russland und der Ukraine beenden. Putin zufolge hätten die Vereinten Nationen und die westlichen Industrieländer Moskau betrogen und ihre Zugeständnisse hinsichtlich Erleichterungen beim Export von russischen Agrargütern und Düngemitteln nicht erfüllt. 

Als Reaktion darauf habe Russland die Getreidelieferungen aus dem Schwarzen Meer bereits verlangsamt. „Wir denken darüber nach, aus dem Getreidegeschäft auszusteigen“, so Putin bei einem Treffen russischer Kriegsberichterstatter Anfang der Woche. Er werde die Zukunft mit afrikanischen Staats- und Regierungschefs besprechen, die bald Russland besuchen würden, und fügte hinzu, dass Moskau bereit sei, die ärmsten Länder der Welt kostenlos mit Getreide zu versorgen. 

„Zukunft baut man nicht in einer Viertagewoche“

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Pauschalität und starre Lösungsmuster der Agrarpolitik sind kein Weg für die komplexen Herausforderungen der Branche, mahnte der Kreisvorsitzende Heinrich Mougin auf dem Kreisbauerntag Ostholstein-Lübeck, der am Mittwoch voriger Woche auf Gut Mariashagen in Sierksdorf stattfand. Er bekannte sich mit Joachim Rukwied, Präsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV), zur Verantwortung der Landwirtschaft, Lösungen anzubieten, die den Anforderungen an Nachhaltigkeit gerecht werden, die Wissenschaft und landwirtschaftlichem Unternehmertum entsprechen.

Die Zukunft der Landwirtschaft ist kein Schlagwort oder ein moderner Slogan für Heinrich Mougin. Auf seinem ersten Bauerntag als Kreisvorsitzender zeigte er sich streitbar und kämpferisch gegenüber den Unbilden der Agrarpolitik und forderte für den Berufsstand entsprechende Voraussetzungen, die eine nachhaltige und zukunftsfähige Landwirtschaft zulassen. Dabei betonte er, dass die praktische Gestaltung und Umsetzung gerade die Aufgabe der jüngeren Generation der Landwirtinnen und Landwirte sei.

Rund 250 Gäste, darunter viele junge Landwirte, konnte Mougin begrüßen. Foto: mbw

Die EU-Agrarpolitik, die in den vergangenen 30 Jahren nach dem Gießkannenprinzip regiert habe, ist für Mougin überholt. Die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) zeige sich mittlerweile als bürokratisches Monster, nicht zweckorientiert und Biodiversität verhindernd. So seien die Eco-Schemes für viele Standorte gar nicht erst geeignet. Vielmehr plädierte Mougin für einen flexiblen, regional orientierten Handlungsrahmen, der die Verantwortung des Einzelnen aufrufe. Am erforderlichen Einsatz ließ er keinen Zweifel: „Zukunft baut man nicht in einer Viertagewoche“, so Mougin.

Konkrete Ziele gefordert

Beim Projekt Nationalpark Ostsee sieht er mehr politisches Prestige als gelingende Umsetzung. Nach den bisherigen Vorstellungen frage er sich nicht mehr, ob der Nationalpark komme, sondern nur noch in welcher Gestalt. Beim Verbändegespräch, das der Bauernverband (BVSH) initiiert hatte, habe sich eine breite Front gegen die Ausweisung eines Nationalparks gezeigt, aber viel Zustimmung für den Ausbau vorhandener Schutzmöglichkeiten. Mougin schlug vor, von der Politik die Nennung konkreter Ziele zu verlangen, beispielsweise die wertvollen Seegraswiesen in zehn Jahren zu verdoppeln. Wie zielgerichtet und erfolgreich das Engagement aus der Landwirtschaft sei, zeige die Allianz für Gewässerschutz, die bei der Moorstrategie Oldenburger Graben viel Anerkennung vom Umweltministerium erfahre.

Das abendliche Ambiente in Mariashagen lud ein zu späten Gesprächen. Foto: mbw

Bauernpräsident Rukwied ging in einer engagierten Rede auf die Strömungen aus der Politik ein, deren Interesse je nach Parteifarben von ideologischen Ansätzen getrieben sei. Er sehe auch, dass der Handel mehr Einfluss auf die Landwirte wahrnehme, geleitet durch den Erfolg an der Kasse. Er ließ keinen Zweifel daran, dass der Berufsstand zukünftig noch nachhaltiger produzieren werde und noch mehr Umweltschutz- und Tierwohlstandards erfüllen könne, wenn man ihn lasse. Allerdings gehe es auch um die Frage des beiderseitigen Vertrauens zwischen Landwirten und Verbrauchern, wobei die Landwirtschaft auf die Honorierung ihrer Leistungen für die Gesellschaft setze.

Konditionen müssen passen

„Wir sagen ja zum Green Deal, aber die Wege dahin müssen überarbeitet werden“, so Rukwied. Das gleiche gelte für den Einsatz für Artenschutz und Biodiversität, die im Naturwiederherstellungsgesetz verlangt werden. Die Konditionen müssten stimmen. Befragt nach der Perspektive für die Landwirtschaft in 30 Jahren sieht Rukwied künftig weniger Familienbetriebe, abhängig von der Ausrichtung der Politik. Er sieht neue Produktionsrichtungen wie Insekten für Lebensmittel und fürchtet, dass der Fachkräftemangel bestehen bleibt.

AG Zukunftsbauer: Mehr reden hilft

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Die Diskussion, wie die deutsche Landwirtschaft neues Vertrauen in der Gesellschaft gewinnen kann, läuft auf verschiedenen Ebenen. Jens Lönneker, Psychologe und Inhaber der Kölner Marktforschungsagentur Rheingold Salon, riet am Montag (12. Juni) bei seinem Vortrag „Zukunftsbauer – Eine Analyse des öffentlichen Vertrauens“ den Landwirtinnen und Landwirten, sich sichtbar zu machen, und: „Erzählen Sie etwas von dem, was die andern geil finden!“

Es könnte besser laufen in der Verständigung zwischen Gesellschaft und Landwirtschaft. Das empfinden Landwirtinnen und Landwirte nicht erst seit Kurzem. Wie kann das Schwarzer-Peter-Spiel, so nannte es Klaus-Peter Lucht, Präsident des Bauernverbandes Schleswig-Holstein (BVSH), in seiner Einführung, beendet und der Blick Richtung Zukunft gerichtet werden? „Die Kommunikation muss von der Basis ausgehen und von uns kommen“, so Lucht. „Die Diskussion von oben nach unten ist kein Weg.“ Der Bauernverband habe sich mit der Arbeitsgemeinschaft (AG) Zukunftsbauer auf diesen Weg gemacht, verdeutlichte Generalsekretär Stephan Gersteuer. In der AG beschäftigen sich Landwirtinnen und Landwirte intensiv mit dem Verhältnis der Verbraucherinnen und Verbraucher zur Landwirtschaft und wie man es verbessern kann. Jörg Struve vertritt Schleswig-Holstein in der bundesweiten Arbeitsgruppe Zukunftsbauer des Deutschen Bauernverbandes (DBV).

Zu wenig Wahrnehmung

In seinem Vortrag im Detlef-Struve-Haus in Rendsburg zeigte Lönn­eker, dass die Corona-Pandemie für viele ein Schock gewesen sei und die Grundfesten der gesellschaftlichen Alltagsorganisation erschüttert habe. Dazu kamen Lieferkettenprobleme und Versorgungsengpässe. Allerdings habe die Bevölkerung auch erkannt und gelernt, wie wichtig die zuverlässige Versorgung mit landwirtschaftlichen Produkten ist und dass nicht immer alles selbstverständlich ist. Aus dieser Erkenntnis allein lasse sich aber noch keine bessere Wahrnehmung ableiten, denn Landwirtschaft und Verbraucher lebten in Parallelwelten, so drückte Lönn­eker es aus. Es gibt kaum direkte Kontakte und entsprechend wenig Austausch, habe seine Studie ergeben. Landwirte führten an, dass wegen des hohen Arbeitsaufkommens zu wenig Zeit für die Kontaktpflege mit der „normalen“ Bevölkerung bleibe und dass man in der knappen Freizeit lieber andere Landwirte besuche. Die Situation zweier verschiedener Bevölkerungsgruppen am gleichen Ort mit unterschiedlichen Werten, die sich nicht treffen, bezeichnete der Psychologe als Humus für Vorurteile. „Selbst Hofbesuche oder Tage des offenen Hofes können da nicht helfen. Sie machen nur einzelne Betriebe zur Ausnahme“, so Lönneker.

Er machte deutlich, dass Landwirtschaft eine Projektionsfläche für Hoffnungen sowie Befürchtungen sei und die Bildmächtigkeit der Narrative allgegenwärtig. So könnten Bilder in den Medien von Pflanzenschutzspritzen oder Geflügelställen negative Emotionen erzeugen, während Ökobetriebe mit Idylle und Bullerbü-Landwirtschaft gleichgesetzt würden. „Bilder, die die Sehnsucht von Städtern befriedigen, wie sie gerne leben würden, führen die Menschen hinaus aus der eigenen Enge, die in ihrem Großraumbüro einen Hühnerstall sehen, der auf Effizienz getrimmt wurde.“ Die neue Bildungsoffensive des Landwirtschaftsministeriums (MLLEV) sei ein Ansatz, könne Projektionen aber nicht aushebeln, der Verbraucher ziele nach wie vor auf preiswerte Lebensmittel, so die Einschätzung von Lönneker.

Gehör verschaffen

Die Frage, wie das Mantra auch ohne ganz große Kampagnen zu durchbrechen sei, habe nur eine Antwort: durch diejenigen, die am meisten litten, die Landwirtinnen und Landwirte. „Führen Sie Gespräche“, rief der Kommunikationsexperte die Zuhörer auf. „Gehen Sie hinaus, verschaffen Sie sich Gehör, am besten gemeinsam und nicht allein.“ Um den Kreislauf zu durchbrechen, müssten neue Bilder, also neue Narrative gefunden und veraltete Vorstellungen der Verbraucher von der Landwirtschaft modernisiert werden.

Das Thema „Zukunft gestalten“ steht für Lönneker nach seinen Umfragen an erster Stelle, als gemeinsames Ziel mit höchster Übereinstimmung zwischen Landwirtschaft und Verbrauchern. Er rief dazu auf, nicht zu lange intern zu diskutieren, sondern anzufangen.

Tornados am Grünlandrand gucken

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In Scharen sind die Spotter angereist.

Dass die Nato-Großübung Air Defender derzeit läuft, ist nicht zu übersehen und vielerorts auch nicht zu überhören. Während sich manche die Ohren zuhalten, wenn Tornados, Airbusse und Eurofighter über das Dorf donnern, treibt es andere extra dorthin – um zu staunen, zu fotografieren und zu filmen. Das erlebte auch ein Landwirt auf seiner Fläche – und machte das Beste daraus für alle Beteiligten.

„Spotting“ nennt sich diese Leidenschaft, und aus halb Europa reisen die Spotter in Scharen an, um sich ein Plätzchen nahe den Start- und Landebahnen zu ergattern. So auch am Rand der Flächen von Landwirt Hendrik Köpke in Klein Rheide, Kreis Schleswig-Flensburg, denn dort führt ein öffentlicher Wirtschaftsweg an den Ort des Geschehens.

Als Köpke am Montag voriger Woche auf seinem Grünland Silo fahren wollte, war der Weg so zugeparkt, dass er nicht mit dem Ladewagen anfahren konnte und die Polizei Fahrzeuge räumen musste. Als dies geschehen war, meinte der Landwirt, die vielen Autos könnten doch besser auf seiner Fläche parken und so den Zuweg freihalten.

Spotter nennen sich die Fans, die mit Leidenschaft Militärflugzeuge beobachen und fotografieren. 

„Die Polizei war begeistert. Sie besorgte Verkehrschilder und machte das Feld zum vorübergehenden Parkplatz“, erzählt er. So wurde die Verkehrslage entspannt und der Seitenstreifen der Gemeinde geschont – zum Vorteil für alle, auch der Spotter. „Ich habe mich dann gut mit ihnen unterhalten“, sagt Köpke. „Es sind interessante Leute, und man erfährt spannende Geschichten.“

Mut zum Malen

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Mit Spachtel, Walze, Pinsel, Tuch oder Schwamm probierten LandFrauen des OV Bosau verschiedene Maltechniken aus und schufen mit Mut ganz eigene Kunstwerke. Mehr dazu im aktuellen Bauernblatt.

Schnappschuss mit Promigast

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Vor der Eröffnung des LandFrauentages 2023 am Mittwoch bot der Markt der Möglichkeiten in den Holstenhallen Neumünster Informationsstände zu Themen aus dem ländlichen Raum und zur Arbeit der LandFrauen. LandFrauenpräsidentin Claudia Jürgensen (li.) begrüßte die Influencerin und Podcasterin Greta Silver (Mitte) als prominenten Gast. Laura Stolley, Mitarbeiterin des Fachbereichs Gütezeichen der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein, lud die beiden Frauen an der Fotobox des Infostandes „Gutes vom Hof“ zu einem Schnappschuss ein. 

Das große Roulette der Marktbesetzung

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Den Welthandel mit Agrarrohstoffen dominieren vier große Konzerne, die „ABCD-Gruppe“. Das sind Archer Daniels Midland (ADM), Bunge, Cargill und Louis Dreyfus. Ihr Weltmarktanteil liegt bei 70 %. Die Konzerne handeln, transportieren und verarbeiten Rohstoffe, verfügen über Hochseeschiffe, Häfen, Eisenbahnen, Raffinerien, Silos, Ölmühlen und Fabriken. ADM, Bunge und Cargill haben ihren Sitz in den USA, Louis Dreyfus in Amsterdam. Die Gründerfamilien halten immer noch wesentliche Anteile, und sie zeichnen sich nicht durch hohe Transparenz aus. ADM und Bunge sind an der Börse notiert.

Jetzt zeichnet sich Bewegung ab, die die Größenverhältnisse verschieben wird. Vor einigen Wochen wurde bekannt, dass Bunge die Übernahme von Viterra plane, die jetzt tatsächlich vollzogen werden soll. Die Ursprünge von Viterra, einem international agierenden kanadischen Agrarkonzern, reichen zurück auf die kanadischen Agrargenossenschaften der 1920er Jahre, aus denen als größtes Getreidehandelskonglomerat des Landes der Saskatchewan Wheat Pool (SWP) entstand. Nach Übernahmen avancierte das Unternehmen 2007 zum größten Getreidehändler Kanadas, operierte auch in den Weizenanbaugebieten der USA, Australiens, Neuseelands und Chinas und weiterer Länder und wuchs zu einem der weltgrößten Getreidehändler. 2013 übernahm Glencore den Konzern und führte im November 2020 seine Agraraktivitäten unter der Marke Viterra zusammen.

Mechthilde Becker-Weigel Foto: Archiv

Die geplante Übernahme von Viterra würde den weltgrößten Ölsaatenverarbeiter Bunge noch dominanter machen. Damit dürfte Bunge auch bald eine größere Rolle in der expandierenden Welt der Erneuerbaren Energien spielen. Die Wettbewerbsbehörden müssen dem Deal noch zustimmen, das wird nicht ohne Hürden ablaufen. Laut Wirtschaftsmedien würde mit der Übernahme ein Agrarriese im Wert von 34 Mrd. US-$ entstehen. Die Übernahme von Viterra würde den Umsatz von Bunge (67,2 Mrd. US-$ im Jahr 2022) auf das Niveau von ADM bringen (102 Mrd. US-$ in 2022). Die Crush-Kapazitäten, würden um rund ein Drittel auf 75 Mio. t pro Jahr steigen. Besonders interessant dürfte in den kommenden Jahren der Crush von Sojabohnen und Rapssaat zur Herstellung von Biokraftstoffen wie Biodiesel sein.

Die Strategie ist schon länger angelegt. So ist Bunge in den vergangenen beiden Jahren Partnerschaften mit dem Ölkonzern Chevron und dem Saatguthersteller Corteva eingegangen. Aus dieser Kooperation können maßgeschneiderte Ölsaaten für die Herstellung von Biodiesel entstehen. Die Investition in das Startup- Unternehmen Covercress verschafft Bunge zudem Zugang zu neuen, kohlenstoffärmeren Ölsaatensorten. An diesen Investitionen von Bunge und Chevron ist auch Bayer beteiligt. CoverCress hat als gleichnamige Frucht gentechnisch modifiziertes Acker-Hellerkraut auf den nordamerikanischen Markt gebracht, das als Zwischenfrucht angebaut werden soll, um daraus Öl und Eiweißfuttermittel zu gewinnen. Die mit dem Raps verwandte Ölpflanze enthält eine ähnliche Fettsäurenzusammensetzung. Es soll mithilfe der Ölsaatverarbeitungstechnologie von Bunge sowie der Expertise von Chevron im Bereich Kraftstofferzeugung zu Erneuerbarem Diesel verarbeitet werden.

Zum Erfolg könnte beitragen, dass die US- Energiebehörde EIA im Februar bestätigt hat, dass sich die jährliche Produktion von Biodiesel in den USA bis 2025 mehr als verdoppeln könnte. Die Vorgehensweise von Bunge macht den Hebel deutlich, den Agrarkonzerne nutzen, indem sie sich an verschiedenen Positionen der Wertschöpfungskette platzieren, und dass Größe ein Schlüssel in diesem Geschäft ist.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zu Besuch in Eckernförde

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Mit einem beherzten „Moin“ begrüßte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier am Dienstag die bereits wartenden Zuschauer und die Presse auf dem Rathausmarkt in Eckernförde. Im Rahmen seiner „Ortszeit Deutschland“ verlegte er seinen Amtssitz von Berlin für drei Tage an die Ostsee. Eckernförde war dabei die achte Station im Rahmen der Ortszeit und auch hier lag der Fokus auf Begegnungen und Gesprächen mit Bürgerinnen und Bürgern sowie Kommunalpolitikern, um zu erfahren, was die Menschen vor Ort bewegt. „Demokratie braucht Austausch, Austausch braucht Nähe, Nähe braucht Begegnung und Begegnung braucht Zeit“, lautete dabei das Besuchskonzept des Bundespräsidenten. Neben dem Eintrag ins Goldene Buch der Stadt standen viele weitere Programmpunkte auf der dreitägigen Agenda, unter anderem der Besuch des Museums Alte Fischräucherei in Eckernförde. Die Ortszeit endete mit einer feierlichen Ordensübergabe an zwölf engagierte Schleswig-Holsteinerinnen und Schleswig-Holsteiner. Für seine Ortszeit-Reise durch Deutschland wählte Steinmeier bewusst Orte aus, die auf unterschiedliche Weise mit Wandel umgehen und Transformation leisten. Eckernförde war einst durch die Fischerei geprägt. Nun sind der Tourismus und die Marine die bestimmenden Wirtschaftsfaktoren. 

Getreidemarkt: Trendwende durch Dürre?

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Der Handel mit Getreide und Raps läuft aktuell in ruhigen Bahnen. Die zuletzt reduzierten Notierungen haben die Umsätze mit Ware aus der alten und der neuen Ernte zurückpendeln lassen. Das Abwarten hat sich anscheinend gelohnt: Die Kurse haben sich Ende voriger Woche wieder etwas aus dem Keller herausbewegt. An der Matif sind die Weizenkurse Anfang Juni auf 220 €/t und damit auf das Niveau von Juni 2021 zurückgefallen. Am vorigen Freitag stieg der Kurs wieder auf 234,50 €/t. Noch deutlicher fiel die Preiserholung für Raps aus. Am Matif-Terminmarkt wurde am 30. Mai 2023 ein bisheriger Jahrestiefpunkt von 385 €/t erreicht. Zuletzt wurde im September 2020 ein ähnlich niedriger Kurs notiert. Bis zum 9. Juni hat sich der Matif-Rapskurs jedoch schon wieder auf 433,25 €/t erholt.

Beunruhigende Meldungen aus der Ukraine

Als Ursachen für diese Entwicklung werden die anhaltende Trockenheit in Mitteleuropa und die Zerstörung des Kachowka-Staudamms im Süden der Ukraine genannt. Auch die Sprengung einer Pipeline, die Ammoniak aus Russland zu einem ukrainischen Schwarzmeerhafen transportiert hat, wird als Grund angeführt. Dieser Anschlag könnte das gerade wieder verlängerte Getreideabkommen infrage stellen.

Während in Südeuropa die Getreideernte bereits läuft, könnte die aktuelle Trockenheit in Nord- und Osteuropa zu Schäden führen. Noch Ende Mai hat die Europäische Kommission ihre Prognose für die europäische Weizenernte erhöht. Die EU-Weizen-, -Gerste- und -Maisernte sollten demnach größer als im Vorjahr ausfallen, vor allem durch höhere Erträge in Frankreich und Rumänien, während der dürrebedingte Ernteausfall in Spanien bereits berücksichtigt wurde. Trotz der zum Teil widrigen Witterung sollten die EU-Weizenbestände relativ groß bleiben. Umfangreiche Getreideexporte aus Russland sowie der Ukraine haben die Notierungen in diesem Frühjahr auch hierzulande unter Druck gebracht. Für die Ukraine wurde für das laufende Jahr mit einer kriegsbedingt deutlich kleineren Getreideernte gerechnet. Diese Schätzungen wurden zuletzt wieder etwas angehoben. Dennoch bleiben hier große Unsicherheiten, da die Überflutungen aufgrund des Staudammbruchs große Schäden auf den Flächen angerichtet haben. Zudem sind jetzt die Bewässerungsmöglichkeiten eingeschränkt. Auch die Zukunft des Getreideabkommens mit Russland wird weiterhin als kritisch angesehen.

Günstiger Weizen aus Russland

Getreide aus Russland sollte jedoch weiterhin preiswert und in großen Mengen zur Verfügung stehen. Nach der Rekordernte im Vorjahr wird für das laufende Jahr ebenfalls mit einer großen Erntemenge gerechnet. Russland will jetzt jedoch über einen neuen Mindestpreis seine Exportnotierung nach unten begrenzen.

Auch die Entwicklung der Rapskurse wird durch die Witterung und die Nachrichten aus der Ukraine gesteuert. Hier sieht die EU-Kommission, trotz der Trockenheit in Deutschland und in Nordfrankreich, eine EU-Rapsernte, die über der Vorjahresmenge liegen soll. Die Sojakurse in Chicago sind ebenfalls gestiegen, da auch aus den US-Sojaanbaugebieten mittlerweile Meldungen über fehlende Niederschläge kommen.