Start Blog Seite 163

Herbsteisenhut begeistert mit später Blütezeit

0

Herbst-Eisenhut bereichert derzeit den Garten mit einem tollen Violettblau, das herrlich zu den warmen Orange- und Gelbtönen der ausklingenden Saison kontrastiert. Die sommerblühende Variante zeigt ihre Blütenrispen im Juli und August. Bei geschickter Arten- und Sortenwahl kann man sich daher wochenlang an dem Schauspiel erfreuen.

Doch eines gleich vorweg: Bei aller Begeisterung für die Schönheit dieser beliebten Staude sollte man nicht vergessen, dass Eisenhut eine der giftigsten Pflanzen Europas ist. Sämtliche Pflanzenteile enthalten den Wirkstoff Aconitin. Der Verzehr weniger Gramm Pflanzenmaterials endet tödlich. Zudem kann das Gift auch über die unverletzte Haut und Schleimhäute aufgenommen werden. Daher tragen Sie bei der Arbeit mit der Pflanze, ganz gleich ob Ausputzen, Abstützen oder Umpflanzen, immer Handschuhe und vermeiden Sie jeden Hautkontakt. Dennoch ist Eisenhut in der Homöopathie ein wichtiges Mittel gegen Erkältung, Fieber, Schmerzen und Entzündungen. Der Wirkstoff wird in einem speziellen Verfahren aufbereitet und unter anderem für die Herstellung von Globuli verwendet.

Aconitum x cammarum ‚Bicolor‘ präsentiert zweifarbige Blüten. Manchmal wird er als „Bayerischer Eisenhut“ angeboten.  Foto: Karin Stern

Eisenhut (Aconitum) hat sich schon vor langer Zeit einen Platz in Großmutters Bauerngarten erobert. Die meisten Arten stammen aus dem asiatischen Raum. In Deutschland heimisch sind der unter Naturschutz stehende Blaue Berg-Eisenhut (Aconitum napellus) und der Wolfs-Eisenhut (Aconitum lycoctonum). Beide öffnen im Juni ihre Blüten, Erstgenannter in herrlichem Blauviolett, Letzterer in einem hellen Gelb. Wolfs-Eisenhut ‚Ivorine‘ punktet mit aufrechten, 80 bis 90 cm hohen Blütenstielen. Die unzähligen kleinen, gelblich-weißen Blüten hellen sonnig bis halbschattig gelegene Rabatten auf. Die sehr winterharte Staude bevorzugt einen frischen, durchlässigen, humus- und nährstoffreichen Boden, dessen pH-Wert im mäßig sauren bis neutralen Bereich liegen sollte.

Die Vielzahl der verschiedenen Arten sorgt für Abwechslung. So reichen die Blütenfarben von Blau und Violett über Rosa, Rot und Weiß bis hin zu Zartgelb. Einige blühen im Frühsommer, andere laufen im September und Oktober zur Hochform auf. Eisenhut verdankt seinen Namen der Form der Einzelblüte. Sie erinnert optisch an den Helm einer Ritterrüstung. Gemeinsam ist allen Arten die Vorliebe für nährstoffreichen, nicht zu trockenen und humusreichen Boden. Gern stehen die Stauden an einem halbschattigen Platz unter dem schützenden Dach von Bäumen oder Sträuchern. An sonnigeren Standorten sollte der Boden immer ausreichend feucht sein. Andernfalls erkrankt Eisenhut schnell an Echtem Mehltau.

Herbsteisenhut ‚Arendsii‘ punktet mit dicht besetzten Blütenrispen. Foto: Karin Stern

Doch wie lässt sich Eisenhut gut in Szene setzen? Die markanten und eindrucksvollen Arten eignen sich sehr gut für die Einzelstellung oder als Leitstauden in einer Rabatte. An sonnigen Standorten bietet sich die Nachbarschaft mit Silberkerze (Cimicifuga), Indianernessel (Monarda) oder dem Hohen Sommerphlox (Phlox paniculata) an. Im halbschattigen Beet sind Herbstanemonen (Anemone) und Prachtspieren (Astilbe) schöne Pflanzpartner. Ländlichen Charme verbreitet die Gemeinschaft mit Glockenblume (Campanula) und Fingerhut (Digitalis). Tipp: Während der Blüte vergilben häufig die unteren Blätter des Eisenhuts. Wählen Sie Begleitpflanzen aus, die den unteren Teil der Stauden kaschieren. Die Hinweise zur Pflege sind schnell aufgezählt. Versorgen Sie den nährstoffhungrigen Eisenhut im Frühjahr mit einem mineralischen oder organischen Dünger. Höhere Eisenhut-Arten fallen manchmal durch Windböen oder Regengüsse auseinander. Ein Staudenring, der schon gleich ab dem Austrieb um das Grün gelegt wird, stützt die Stängel zuverlässig ab. Egal ob sommer- oder herbstblühend, der Blütenstand wird direkt nach der Blüte bis zu den ersten Laubblättern abgeschnitten. Die Stängel bleiben stehen, bis sie im Herbst komplett verwelken. Für Neupflanzungen empfiehlt sich das Frühjahr als der beste Pflanztermin. Dann erfolgt auch die Vermehrung über Teilung des rübenartigen Wurzelstocks. Dafür trennt man kleinere Rübchen von der Hauptwurzel ab und pflanzt sie so ein, dass sie etwa 2 cm hoch mit Erde bedeckt sind. Tipp: Kompost ins Pflanzloch geben und unbedingt Handschuhe tragen.

Eisenhut liebt feuchten Boden und ist daher am Teichrand gut platziert. Foto: Karin Stern
Quelle: Karin Stern

Essbar oder giftig?

0

Die Tetenhusener LandFrauen hatten den Pilzexperten Sönke Lettau von der Mykologischen Arbeitsgemeinschaft Schleswig-Holstein mit Sitz in Busdorf zu einer Pilzlehrwanderung eingeladen. Gemeinsam machten sie sich auf den Weg durch den Tetenhusener Wald.

Diese Ausbeute sieht schön aus – es ist aber nicht alles essbar.

Bei kleinen Zwischenstopps durchstreiften LandFrauen und Gäste das Gelände mit dem Auftrag, Pilze zu finden und zu pflücken. Bei der anschließenden Begutachtung erklärte Lettau, was da gefunden wurde. Wie geht man bei der Pilzbestimmung vor? Welche Merkmale geben Aufschluss? Lettau erklärte Wissenswertes zur Lebensweise der Pilze und wie man eine Pilzvergiftung vermeiden kann. „Es gibt mehr als 10.000 Arten, und man muss wissen, wie ein Pilz in welchem Stadium seines Wachstums aussieht. Man wird nicht in drei Stunden zum Experten“, betonte er.

Wer gerne Pilze sammeln will, sollte sich zunächst mit zwei Arten vertraut machen und dann im nächsten Jahr wieder zwei Arten, lautete sein Rat. Viele essbare Pilze hätten Doppelgänger, die sich nur durch kleinste Merkmale unterscheiden, aber nicht genießbar oder sogar giftig seien. „Wenn Sie jemanden kennen, der sich mit Pilzen gut auskennt, lassen Sie ihre Fundstücke begutachten, damit Sie sicher sind, dass nur essbare Exemplare im Körbchen gelandet sind“, riet Sönke Lettau.

Am Ende der Pilzexkursion gab es ein absolut sicheres Pilzgericht, serviert auf frischem Brot und zubereitet vom Gastwirt der örtlichen Gaststätte.

Heiße Fragen und kühle Flüssigkeit

0

Am vorletzten Septemberwochenende ging im Seminarhaus Sorgbrück in Lohe-Föhrden bei Rendsburg ein erfolgreiches LaLeLe-Seminar zu Ende. Dieses ist der Nachfolger des RudL-Seminars (Rund um die Landjugend) und bedeutet ausgeschrieben Landjugend.Leben.Lernen. An besagtem Wochenende konnten zehn Teilnehmer ihre Jugendleiterkarte (Juleica) erwerben.

Begonnen wurde am Freitagabend mit einem in den Landjugendgruppen sehr präsenten Thema, nämlich der Alkoholprävention. Die Teilnehmer durften unter anderem mithilfe spezieller Brillen, die eine verschwommene Sicht verursachen und dadurch Trunkenheit simulieren, einen Parcours meistern und Sandsäcke fangen, was sich als kompliziert herausstellte.

Am nächsten Morgen ging es weiter mit einem kleinen Warm-up. Jeder Teilnehmer musste über das Wochenende ein solches kurzes Spiel vorbereiten. Dann bekamen die Teilnehmer die Aufgabe, einen Programmpunkt für jüngere Landjugendmitglieder ab 14 Jahren zu entwickeln. Zwei Gruppen entschieden sich unabhängig voneinander für eine Kanutour, weil dies alle Altersgruppen anspreche und das Miteinander fördere.

Das folgende Thema Sozialisation ging ziemlich tief. Die Teilnehmer sollten Fragen zu ihrer Kindheit und Jugendzeit beantworten und mit gelben Kärtchen als Sonnenstrahl vor sich ablegen. Allen wurde einmal mehr bewusst, dass jeder Mensch sein Päckchen zu tragen hat und wir niemanden anhand von Vermutungen beurteilen dürfen.

Sodann hatten die Teilnehmer die Aufgabe, für das Abendessen ein Drei-Gänge-Menü mit drei für jeden Gang vorgegebenen Zutaten zu kochen und dazu eine Geschichte zu schreiben. Für die Vorspeise waren Tomatenmark, Toastbrot und Schmand angedacht, für die Hauptspeise Cornflakes, Ei und mindestens ein Gemüse, und das Dessert sollte Brausepulver, etwas Salziges und mindestens eine Obstsorte beinhalten. Hierfür wurde mittags eingekauft.

Wieder gab es ein Teamspiel, das die Geschicklichkeit herausforderte. Die Aufgabe lautete, bei der jährlichen Scheunenfete den Kühlanhänger mit frischer Kühlflüssigkeit zu befüllen, um die Gäste weiterhin mit Getränken versorgen zu können. Die Schwierigkeit bestand darin, die giftige Kühlflüssigkeit von der Nachbarin – gespielt von Bundesjugendreferentin Jaenne Albert – erst in einen Becher und von diesem in den Anhänger umzufüllen, das alles natürlich nicht mit bloßen Händen, sondern mit Schnüren und Wäscheklammern.

Auch die schauspielerischen Fähigkeiten wurden getestet, indem zum Thema Kommunikation ein kurzer Sketch mit einer Streitsituation aufgeführt werden sollte. Danach wurde geklärt, wie man in einer solchen Situation am besten vorgeht.

Zum Abendessen gab es – ganz gemäß den oben genannten Vorgaben – als Vorspeise eine leckere Tomatensuppe mit Croutons, als Hauptspeise Hähnchenbrustfilet paniert mit Cornflakes und zum Dessert Quarkspeise mit Brausepulver, Mandarinen und Schoko-Salz-Brezeln. Eine spannende Geschichte, in der es um Entführer in Gestalt von Zwiebeln und kannibalistisches Tomatenmark ging, rundete das Festmahl ab.

Der Sonntagmorgen startete damit, dass den Teilnehmern Fallbeispiele vorgelesen wurden, und sie mussten beurteilen, ob in diesen Situationen richtig gehandelt wurde.

Nach einer kurzen Stärkung wurden Briefe geöffnet die sich die Jugendlichen am ersten LaLeLe-Wochenende im März selber geschrieben hatten, um ihren „Günter“ –ihren inneren Schweinehund – zu überwinden. Jeder beurteilte für sich, wie gut ihm das gelungen war oder ob es noch Verbesserungspotenzial gibt.

Um das Seminar auszuwerten, bekamen die Teilnehmer die Aufgabe, mithilfe von Bildern ihr Lieblingsthema oder ihre Lieblingsaktivität des Seminars festzuhalten. Die Teamerinnen durften raten, um welches Thema es sich handelte. Als Abschluss bekam jeder ein Blatt auf den Rücken geklebt, auf das die anderen anonyme Komplimente, Wünsche für die Zukunft und Ähnliches aufschreiben konnte.

Am Ende waren sich alle einig, dass es ein sehr gelungenes Seminar war, das Landjugendmitglieder, egal ob Vorstand oder nicht weiterbringt und die Teilnehmer mit Spiel und Spaß weiterbildet.

Kraftfutter am Melkroboter gezielt füttern

0

Bei der Milchkuh-Fütterung werden unterschiedliche Strategien mit viel und wenig Kraftfutter am Melkroboter diskutiert. Rainer Möller beschreibt die Strategie von Melkroboterexperte Jan-Hendrik Puckhaber, der eine gezielte Fütterung mit einem selbst entwickelten Kraftfutterkurven-Check empfiehlt. Diesen wendet er erfolgreich in der Beratung an und ermelkt damit auf seinem Betrieb um die 40 kg pro Kuh und Tag.

Die Absichten beim Einsatz eines Melkroboters sind klar. Die Kühe sollen „laufen“ und möglichst viel Milch geben. Die Strategien auf dem Weg dorthin sind teilweise extrem unterschiedlich. Manche empfehlen hohe Kraftfuttergaben sogar bei mittlerer Milchleistung, wodurch teilweise die Grundration verdrängt wird und die Kühe träge werden. Andere Empfehlungen wollen nur geringste Kraftfuttergaben am automatischen Melksystem (AMS), wodurch die Hochleistungskühe teils nicht ausgefüttert und die Optionen des Melkroboters nicht voll genutzt werden.

Ziel sollte sein, die technischen Möglichkeiten aus der exakten Datenerfassung des Roboters zu nutzen, die Software korrekt einzustellen und somit die Kraftfuttergaben möglichst genau am Bedarf jeder Kuh auszurichten.

Häufiger Fehler: Zu viel Kraftfutter

Die Auswertung der Kraftfutterstrategien von über 70 Melkroboterbetrieben im Rahmen des Melkroboter-Profi-Trainings zeigt, dass in vielen Betrieben die Kühe mittlerer Leistung mit Kraftfutter überfüttert werden. Die Zuteilung der Kraftfuttermenge basiert oft nicht auf einer bedarfsorientierten Kalkulation, sondern es wird eher nach Gefühl gefüttert.

Es gibt vier Fütterungsphasen am Melkroboter:

Phase 1: Anfütterung über drei bis fünf Wochen beziehungsweise zirka 28 Tage

Phase 2: festes Füttern der „maximalen“ Kraftfuttermenge – unabhängig von der Leistung. Hier ist das Ziel, jeder Färse/Kuh die Chance zu geben, die Beste zu werden. Die empfohlene Dauer schwankt stark zwischen Färsen und Kühen:

• für Färsen: mindestens bis zum 200. Laktationstag

• für Kühe: zirka bis zum 100. Laktationstag

Phase 3: Fütterung nach Leistung mit dem Kraftfutterkurven-Check
Das betrachten wir gleich im Detail: die Fütterung nach Leistung.

Phase 4: Abfütterung zirka 14 Tage vor dem Trockenstellen

Strategie: Fütterung nach Leistung

Jan-Hendrik Puckhaber ist Berater und Milcherzeuger und hat ein eigenes Konzept für die gezielte Kraftfuttergabe am Melkroboter entwickelt – den Kraftfutterkurven-Check. Foto: Rainer Möller

Das Ziel von Jan-Hendrik Puckhaber ist klar. Er will seine Kühe in dieser Phase 3 gezielt nach Bedarf füttern. Das bedeutet, dass die Kuh zum Beispiel genau die Energiemenge bekommt, die sie für ihre Milchleistung benötigt. Dazu geht er in drei Schritten vor.

Viele Milchviehbetriebe wissen nicht, wie hoch die Futteraufnahme der Kühe ist. Dabei ist die Berechnung relativ einfach. Wir nehmen die Futtermenge der Kühe und ziehen die Mengen für Jungvieh, Trockensteher und Futterreste davon ab. Hier helfen zwar bereits Schätzwerte, besser wäre aber das „Zurückwiegen“, um Fehler zu vermeiden.

Nun kennen wir die Futtermenge der melkenden Kühe. Der Trockensubstanzgehalt der Ration sollte einmal pro Woche kontrolliert werden. So bekommt der Betriebsleiter eine Orientierung über die Entwicklung der Futteraufnahme in Kilogramm Trockenmasse pro Tag.

Mit dieser Information berechnet man die Milchleistung der Grundration unter Berücksichtigung von Kuhgewicht und Inhaltsstoffen der Milch. In diesem Beispiel reicht die Ration am Futtertisch für 34,5 kg Milch am Tag.

Jede Kuh bekommt zusätzlich eine Minimum-Lockfuttermenge (dies ist der „Mindestlohn“). Hier kann laut Jan-Hendrik Puckhaber bereits 1,0 kg Kraftfutter am Melkroboter ausreichen. Bei einer Energiedichte von 6,9 MJ NEL/ kg und einem Energiebedarf von 3,2 MJ NEL reicht der Mindestlohn für:

1,0 kg mit 6,9 MJ NEL/kg : Energiebedarf 3,2 MJ NEL/kg Milch = + 2,2 kg Milch

Die Energie aus Grundration und Mindestlohn reicht also für 36,7 kg Milch.

Rechenweg: 34,5 kg Milch aus Grundration + 2,2 kg Milch aus Mindestlohn = 36,7 kg Milch

Eine Kuh mit weniger als 36,7 kg Milch benötigt demnach kein zusätzliches Kraftfutter am Melkroboter. Im Gegenteil: Wird bereits unter 36,7 kg Milchleistung mehr Kraftfutter als Mindestlohn gefüttert, verdrängt das teure Kraftfutter am Melkroboter die günstige Grundration. Die Futterkosten steigen dadurch und die Kuh wird träge. Bei höheren Inhaltsstoffen steigt der Energiebedarf der Milcherzeugung an. Dies wird in der Kalkulation des Kraftfutterkurven-Checks berücksichtigt.

Wie sieht die optimale Futterkurve für Kühe aus, die mehr als 36,7 kg Milch geben?

Berechnung der maximalen Kraftfuttergabe

Eine Kuh frisst erfahrungsgemäß zirka 400 g pelletiertes Kraftfutter pro Minute.

Empfohlene Kalkulation zur maximalen Kraftfuttergabe pro Besuch:

Pellets: 400 g/min x 5 min = 2,0 kg pro Besuch

Mehl: 300 g/min x 5 min = 1,5 kg pro Besuch

Auch wenn die durchschnittliche Melkzeit bei zum Beispiel 7 min liegt, sollte die Kraftfuttermenge nicht zu hoch gewählt werden, da manche Kühe deutlich kürzer und andere deutlich länger melken. Ziel sollte sein, dass 80 bis 90 % der Kühe die Chance haben, die Futtermenge auch zu fressen, denn ansonsten ist eine gezielte Fütterung nicht möglich.

Maximale Kraftfuttergabe pro Tag bei drei Besuchen:

Pellets: 2,0 kg pro Besuch x 3 Besuche = 6,0 kg maximale Kraftfuttergabe

Mehl: 1,5 kg pro Besuch x 3 Besuche = 4,5 kg maximale Kraftfuttergabe

Die Berechnung der maximalen Kraftfuttermenge begrenzen wir auf drei Besuche, um die Gesundheit der Kühe zu gewährleisten.

Die richtige Einstellung am Melkroboter

Mit einigen Basisinformationen zu Herde und Fütterung berechnet der Kraftfutterkurven-Check die Futteraufnahme und leitet daraus die optimale Kraftfuttergabe für Färsen und Kühe am Melkroboter ab. Das Besondere: Tiere der ersten Laktation und Kühe ab der zweiten Laktation werden dabei differenziert betrachtet, weil die Bedürfnisse sehr unterschiedlich sind. Dadurch erhält der Betrieb für beide eine spezielle Zuteilungsempfehlung.

Die oben berechnete maximale Menge von 6,0 kg für pelletiertes Kraftfutter liefert Energie für 6,0 x 2,2 = 13,2 kg Milch pro Kuh.

Die Energie aus Grundration und der maximalen Kraftfuttermenge reicht also für 47,7 kg Milch.

Rechenweg: 34,5 kg Milch aus Grundration + 13,2 kg Milch = 47,7 kg Milch

Kühe ab der zweiten Laktation erhalten also erst ab 47,7 kg die maximale Kraftfuttermenge.

Die lineare Steigerung von 35,7 kg bei 1,0 kg Kraftfutter bis 47,7 kg mit 6,0 kg Kraftfutter errechnet die Software des Melkroboters automatisch. Zwischenschritte sind in der Kraftfutterkurve nicht notwendig.

Bei Futterumstellungen kann die Kalkulation im Kraftfutterkurven-Check einfach angepasst und dann auch im Melkroboter korrigiert werden.

Und was ist bei den Färsen?

Die Futteraufnahme der Färsen ist deutlich geringer. Zusätzlich wird Energie für das Körperwachstum benötigt. Beides wird im Kraftfutterkurven-Check berücksichtigt.

Die Grundration reicht in unserem Beispiel für 24,5 kg Milch.

Mit + 1,0 kg Mindestlohn steigt die Milchleistung auf 26,7 kg.

Wie bereits errechnet, steigert jedes Kilo Kraftfutter am Melkroboter die Milchleistung um zirka 2,2 kg. Die maximale Kraftfuttermenge von 5,0 kg sollten die Färsen also bei einer Milchleistung von 24,5 kg + 11,0 kg = 35,5 kg erhalten.

Fazit

Viele Milcherzeuger sind bei der Fütterung am Melkroboter verunsichert. Mithilfe weniger Zahlen ist eine gezielte Fütterung nach dem Bedarf der Kühe relativ einfach möglich. Die Milcherzeuger profitieren einerseits von der Einsparung des teuren Kraftfutters bei niedriger oder mittlerer Milchleistung und gleichzeitig von der Ausfütterung hochleistender Milchkühe.

Herbstzeit ist ideale Pflanzzeit

0

Der Herbst ist die ideale Pflanzzeit. Der Boden ist vom Sommer wachstumsfreundlich angewärmt, geringe Verdunstung in den folgenden kühlen Monaten und oft regelmäßiger Niederschlag bieten im Herbst gepflanzten Gehölzen einen idealen Start. Daran erinnerte die Präsidentin der Landwirtschaftskammer (LKSH), Ute Volquardsen, bei einem Termin in der Baumschule Heydorn Söhne in Klein Nordende. Das Unternehmen hat sich mit anderen auf den Weg gemacht, Torf zu reduzieren.

„Wir Betriebe suchen ja immer nach Lösungen“, sagte Geschäftsführer Niels Heydorn. Dabei zeigen sich schon viele Erfolge. Ein vollständiger Verzicht auf Torf ist derzeit jedoch schwer vorstellbar, wenn die Qualität der Pflanzen nicht leiden soll. In den vergangenen Jahren stiegen die Anforderungen im Umweltschutz, und nachhaltige Wirtschaftsweisen bekommen zunehmende Bedeutung.

Dabei wird auch die Basis eines gesunden Wachstums, der Boden beziehungsweise das Substrat, zunehmend ins Blickfeld genommen. Gerade bei der Kultur in Containern (Töpfen ab 2 l) muss das Sub­strat wichtige Anforderungen erfüllen. Es soll über die Standzeit der Gehölze möglichst stabil sein, die Versorgung mit Wasser und Nährstoffen sichern, den Wurzeln ausreichend Luft bieten und überschüssiges Wasser gut ableiten. Diese Anforderungen erfüllt Torf ideal, deshalb wurde er viele Jahrzehnte eingesetzt.

In Torf ist aber auch viel Kohlenstoff gebunden, und beim Abbau und in der Pflanzenproduktion wird dieser freigesetzt. Im Rahmen der Klimawandeldiskussion will man diese Effekte begrenzen und sucht nach Alternativen zu Torf. Dabei erinnert manches an Gärtner früherer Jahrhunderte: Damals hatte jeder Kultivateur für jede Pflanzenart eine besondere Erdmischung. Heutzutage ist die Auswahl der Rohstoffe viel größer als in der Vergangenheit. Aber es gilt noch immer, dass es das Einheitsrezept ohne Torf nicht gibt.

Die LKSH und die Baumschule Heydorn Söhne informierten über die Reduzierung von Torf. Das Unternehmen im Kreis Pinneberg hat damit gute Erfahrungen gemacht und ersetzt 40 % des beim Abbau als klimaschädlich geltenden Torfs durch andere Stoffe (v. li.): Niels und Florian Heydorn, Gartenbaumeisterin Andrea Köhncke, Kammerpräsidentin Ute Volquardsen und Gartenbauversuchsexperte der LKSH, Hendrik Averdieck

Damit lässt sich Torf reduzieren

Grünkompost, Rindenhumus, Holzfasern, Kokosfaser und -mark bilden die Hauptbestandteile aktueller Substratrezepte mit weniger Torf.

Die Qualität von Kompost ist stark abhängig von den Inputstoffen. Er hat (zu) hohe Nährstoffgehalte, ist stark belebt, hat ein hohes Volumengewicht, aber eine geringe Luft- und Wasserkapazität. Ein hoher pH-Wert und Salzgehalt und häufig hohe Na- und Cl-Gehalte setzen Grenzen der verwendbaren Menge.

Rindenhumus hat eine puffernde Wirkung auf die Bodenchemie, besitzt ebenfalls hohe Nährstoffgehalte, ist stark belebt. Genau wie Kompost hat er ein hohes Volumengewicht und eine geringe Luft- und Wasserkapazität.

Holzfasern werden meist aus entrindeten Hackschnitzeln durch Druck und Hitze hergestellt. Sie bringen einen niedrigen Nährstoff- und Salzgehalt und ein geringes Volumengewicht mit und sind unkrautfrei. Das macht sie zu guten Substraten für Gehölze. Allerdings haben sie auch eine hohe Luft- und geringe Wasserkapazität, was eine häufigere Bewässerung nach sich zieht. Außerdem wird während der Standzeit im Topf bei der schnellen Zersetzung der Fasern Stickstoff gebunden, welcher dann den Pflanzen fehlt. Die schnelle Zersetzung der Holzfasern führe auch zur stärkeren Sackung des Substrats im Topf, beobachtet Gartenbau-Ingenieur Hendrik Averdieck aus dem Gartenbauzentrum der Landwirtschaftskammer.

Diese Stoffe können Torf teilweise ersetzen (v. li.): Holzfaser, Miskantus, Kokos und separierter Gärrest

Kokosfaser und -mark weisen eine hohe Strukturstabilität auf. Hohe Kalium-, Natrium-, Chlorid- und Salzgehalte müssen beachtet werden. Eine geringe N-Immobilisierung, geringes Volumengewicht, eine hohe Luft- und Wasserkapazität und gute Wiederbenetzbarkeit empfehlen Kokosprodukte als Substrat. Allerdings sind die fernen Herkunftsgebiete und damit langen Transportwege ein Diskussionsthema.

Chinaschilf-Häcksel (Miscanthus) ist relativ neu in der Rohstoffpalette. Das grobe Material sorgt für eine gute Struktur und Durchlüftung, hält aber wenig Wasser im Substrat.

Daneben gibt es eine Vielzahl weiterer möglicher Stoffe mit einer bisher nur geringen wirtschaftlichen Bedeutung. Bei fast allen Ersatzstoffen ist die verfügbare Menge in ausreichender, besser guter Qualität begrenzt. Konkurrenz durch andere Verwendungsalternativen, zum Beispiel Holz als Baumaterial oder Brennstoff, bestimmen den Preis mit.

LKSH und Betriebe suchen nach Lösungen

Die LKSH untersucht mit engagierten Baumschulen diese und weitere Alternativen zum Torf mit dem Ziel, dessen Anteil im Sub­strat möglichst stark zu reduzieren. Dabei zeigt sich, dass sowohl die Standzeit im Container als auch die Pflanzenart unterschiedliche Substratrezepte notwendig machen. Kurze Topfzeiten stellen geringere Ansprüche an die Strukturstabilität als mehrjährige Kulturen. Einige Arten reagieren empfindlich auf hohe Salzgehalte oder schwankende pH-Werte.

Die Baumschuler im Land haben jetzt alle Hände voll zu tun, und viele setzen dabei auf technische Innovationen. Florian Heydorn ist zum Beispiel stolz auf den eigens auf den Betrieb zugeschnittenen Portalschlepper oder Hochradschlepper. Der wird hier gerade eingesetzt zum Winterschnitt in einem Hainbuchenquartier.

Traditionsreiches Baumschulgebiet

Die Baumschulen haben in Schleswig-Holstein und insbesondere im Pinneberger Baumschulland eine besondere Bedeutung: 2021 bewirtschafteten in Schleswig-Holstein nach Erhebungen des Statistikamtes Nord insgesamt 224 Betriebe eine Baumschulfläche von 3.006 ha. Mit 2.617 ha konzentrieren sich 87 % der gesamten Baumschulfläche Schleswig-Holsteins im Kreis Pinneberg.

In den vergangenen Jahrzehnten hat die Produktion von Gehölzen in Töpfen immer mehr zugenommen. Die Containerfläche im Freiland beläuft sich auf 231 ha, dazu kommen knapp 55 ha in Gewächshäusern. Gehölze in Containern können fast das ganze Jahr über gepflanzt werden und wachsen sicher an.

Fazit

Allen Ersatzstoffen für Torf gemeinsam ist, dass der Baumschuler erst neue Erfahrung mit ihnen aufbauen muss. Bewässerung und Düngung müssen in der Regel an die Substratzusammensetzung angepasst werden. Das Substrat muss öfter auf die Nährstoffgehalte geprüft, die Pflanzenentwicklung engmaschig begleitet werden. Baumschulmeisterin Andrea Köhncke aus der ­Baumschule Heydorn verweist darauf, dass insbesondere die Pflanzenbewässerung in der Regel häufiger und individueller erfolgen muss. Wer diesen erhöhten Aufwand nicht scheut, kann bei vielen Kulturen 40 bis 60 % des bisher verwendeten Torfes durch eine ausgewogene Mischung der Alternativen ersetzen. Für größere Container liegt die „Schallmauer“ derzeit bei etwa 50 % Torfersatz. Noch nicht gelöst sind Probleme bei einigen Spezialkulturen wie zum Beispiel Rhododendron, Heidelbeeren und Heidepflanzen. Die Möglichkeiten und Grenzen werden zusammen mit den Baumschulern erarbeitet, veröffentlicht und auf Veranstaltungen diskutiert. Neben den Baumschulern müssen auch die Abnehmer und Verwender auf diesem Weg mitgenommen werden. Ein höheres Substratgewicht (Kompost, Rindenhumus) bedeutet höheren Transportaufwand, eine notwendige Anpassung der Düngung (Holzfaser) oder Bewässerung muss eventuell auch der Abnehmer berücksichtigen.


Betriebsspiegel Baumschule Heydorn Söhne GmbH & Co. KG

Gründung: 1957

Standorte: Hauptbetrieb in Klein Nordende, Zweigbetrieb in Alveslohe

Mitarbeitende:
neun Auszubildende, 20 Festangestellte, bis zu zwölf Saisonkräfte

Kulturen:
breit gestreutes Sortiment, bestehend aus Wildgehölzen und Ziersträuchern im Freiland und im Container, Bodendeckern, Stauden, Heckenpflanzen, Formgehölzen, Alleebäumen. Straßenbäume laufen derzeit sehr gut.

Flächen:
70 ha arrondierte Baumschule mit kurzen Wegen in Klein Nordende, davon 10 ha Containerfläche, 25 ha im Zweigbetrieb in Alveslohe

Vertriebswege:
Großhandel, weiterkultivierende Baumschulen, Garten- und Landschaftsbaubetriebe

2017 als Ausbildungsbetrieb des Jahres geehrt


Hornlose Bullen stark nachgefragt

0

Die erste Absatzveranstaltung der Rinderzucht Schleswig-Holstein (RSH) nach der Sommerpause in Dätgen nahm einen positiven Verlauf. Die Märkte wurden in allen Kategorien so gut wie geräumt. Es blieben nur wenige Verkaufstiere im Überstand, bei denen die Preisvorstellungen der Verkäufer und Bieter nicht übereinstimmten.

Die schwarzbunten Bullen erlösten im Schnitt 2.280 €, wobei der teuerste Bulle im Ring 3.300 € kostete. „Cabel“ von der Rinderzucht Kaack aus Mözen erzielte diesen Spitzenpreis. Der genetisch hornlose „Sancos PP“-Sohn überzeugte mit viel Wuchs und Bemuskelung und entstammt einer leistungs- und inhaltsstoffstarken Kuhfamilie. Mit 2.700 € erzielte die Andresen Kattbek GbR aus Böklund einen Spitzenpreis für „Beatus“. Der enorm entwickelte „Clooney“-Sohn stammt aus einer sehr leistungsstarken Kuhfamilie. Der einzige aufgetriebene rotbunte Bulle ging für 1.500 € an einen Käufer aus Niedersachsen.

Familie Broosch erfolgreich

Das Angebot bei den schwarzbunten Färsen wurde durch eine sehr gute Betriebskollektion von Familie Broosch aus Techau aufgewertet. Die kapitalen und dabei sehr harmonischen Färsen erzielten alle Preise von über 2.000 € und im Schnitt 2.275 €. Die verkauften schwarzbunten Färsen konnten zu einem Durchschnittspreis von 1.840 € zugeschlagen werden. Teuerste Färse war „Alina“ von Detlef Bähnke aus Klein Schlamin. Die sehr euterstarke, jugendlich wirkende Färse konnte mit einer guten Einsatzleistung aufwarten und erlöste nach einem harten Bieterduell 2.700 €. Die rotbunten Färsen erlösten im Schnitt 1.788 €, der Markt wurde hier geräumt. Mit 2.400 € erzielte Jörg Göttsche aus St. Margarethen den Spitzenpreis für „Arina“. Die hornlose „Solitair P“-Tochter konnte mit einer extrem hohen Einsatzleistung punkten und zeigte sich im Ring als euterstarke und rahmige Färse.

Alle Angler verkauft

Das Kontingent der Angler wurde vollständig verkauft. Die einzige Kuh im Angebot konnte für 1.600 € zugeschlagen werden. Die Färsen erlösten im Schnitt 1.625 €, der Spitzenpreis von 1.800 € wurde gleich zweimal erreicht. Thore Henningsen aus Esgrus-Tollschlag erreichte diese Summe für seine leistungsstarke „Vlake“-Tochter „Baby“. Auch Lorenz Engelbrecht aus Grundhof erlöste 1.800 € für „Breslau“. Die sehr elegante und schicke „Wotan“-Tochter überzeugte auch mit ihrem langlebigen Kuhstamm.

Hornlose Jungrinder

Matthias Biehl aus Kisdorf hatte ein Angebot von hornlosen Jungrindern und Kälbern aufgetrieben, die bis auf ein Jungrind alle zugeschlagen wurden. Alle Jungrinder und Kälber waren genetisch hornlos, und so entwickelte sich ein zügiger Auktionsverlauf. Die zugeschlagenen Tiere konnten Preise von 500 bis 900 € erzielen, der Durchschnitt lag hier bei 725 €.

Nach diesem erfolgreichen Start in die neue Auktionssaison hofft die Rinderzucht Schleswig-Holstein auf zahlreiche Anmeldungen für die nächste Auktion. Sie findet statt am 12. Oktober, wiederum im Vermarktungszentrum der RSH in Dätgen.

Zuckerpreise auf Zwölfjahreshoch

0

Im September 2023 stieg der Preis für Weißzucker am Terminmarkt in London auf über 740 US-$/t, mehr als 40 % Preisanstieg gegenüber dem Vorjahresmonat. Auslöser hierfür sind Produktionsprobleme in den größten Zuckerexportländern. Zuletzt gab es Spekulationen, dass Indien im Oktober 2023 Exportbeschränkungen für seine Zuckerexporte ankündigen wird, um die nationale Versorgung nicht zu gefährden. Der geringer als üblich ausfallende Monsunregen (–20 %) beeinflusst die Rohrzuckerproduktion negativ. Indien erlaubte den Fabriken schon in der laufenden Saison bis zum 30. September 23 nur, 6,1 Mio. t Zucker zu exportieren, nach 11,1 Mio. t Export in der Vorsaison.

Rückgang der weltweiten Zuckerproduktion

Aber auch für die anderen großen Exporteure Brasilien (–4 Mio. t, Trockenheit) und Thailand (–1,5 Mio. t, Trockenheit) werden Rückgänge prognostiziert. Für Brasilien wird erwartet, dass angesichts der hohen und weiter steigenden Rohölpreise mehr Zuckerrohr in die dortige Ethanolproduktion wandert, sodass das Exportpotenzial dieses weltweit größten Zuckerproduzenten noch weiter sinkt.

Die internationale Zuckerorganisation ISO prognostizierte am 10. August, dass die weltweite Produktion im Jahr 2023/24 im Jahresvergleich um –1,2 % auf 174,8 Mio. t sinken werde. Bei einem weltweiten Konsum von 177 Mio. t ergibt sich ein Defizit von 2,2 Mio. t, was weiter preistreibend wirkt.

Zuckermarkt innerhalb der EU

Für die europäischen Zuckerrübenbauern sind dies gute Nachrichten, denn der Preis für Zuckerrüben hängt stark vom Zuckerpreis ab. Allerdings ist der Zuckerpreis innerhalb der EU maßgeblich. Dieser wird von der EU erfasst und von der DG AGRI veröffentlicht. Für Mitte 2023 wurde ein Durchschnittspreis von 817 €/t ermittelt, das sind +364 € oder +79 % gegenüber Juni 2022.

Nach den guten Preisen für Zuckerrüben in der Saison 2022/23 sollten diese für die aktuelle Situation noch besser ausfallen. Die Zuckerrüben-Anbauer können höhere Rübenpreise dringend gebrauchen, denn ihre Produktionskosten steigen ebenfalls deutlich.

Ab 2006 wurde die Zuckermarktordnung der EU grundlegend reformiert. Der Interventionspreis für Zucker wurde in mehreren Jahren von 631,9 €/t auf 335,2 €/t gesenkt, genau wie der davon abgeleitete Zuckerrübenpreis von 46,72 €/t auf 26,29 €/t. 2017 wurden diese Garantiepreise und die Produktionsquoten endgültig abgeschafft. Es folgte in der EU eine Phase absoluter Tiefpreise 2018 und 2019, als der Zuckerpreis nur knapp über 300 €/t (mit entsprechend katastrophalen Rübenpreisen) lag. Damals stiegen viele Landwirte aus dem Rübenanbau aus.

Nun stellt sich die Situation deutlich besser dar: Die Zuckerindustrie meldet gute Geschäfte und Gewinne, auch die Rübenpreise für die Landwirte sollten sich deutlich verbessern. In den Zeiten der Zuckermarktordnung war bei einem Zuckerpreis von 631,9 €/t ein Rübenpreis von 46,72 €/t möglich. Nun sind alle Marktbeteiligtem gespannt, wie der Rübenpreis bei einem Zuckerpreis von über 800 €/t sein wird.

Schleswig-Holstein ist weitestgehend BVD-frei

0

Schleswig-Holstein ist nach Angaben des Kieler Landwirtschaftsministeriums (MLLEV) mit Ausnahme des Kreises Rendsburg-Eckernförde offiziell frei von der Bovinen Virusdiar­rhoe (BVD). Die EU habe einem entsprechenden Antrag des Landes stattgegeben. Der Status als BVD-freie Region ist demnach seit dem 30. September wirksam. „Das ist eine gute Botschaft in Bezug auf die Rindergesundheit bei uns im Land und bringt Vorteile für den Handel“, sagte Landwirtschaftsminister Werner Schwarz (CDU). Dies sei ein gemeinsamer Erfolg aller Tierhalter, der Veterinärbehörden, des Landeslabors, der Verbände und der praktizierenden Tierärzte.

Der Tilgungserfolg der vergangenen Jahre und die nun erfolgte Anerkennung als BVD-freie Region ermöglichen laut MLLEV eine langfristige Verbesserung der Rindergesundheit. Dies ist unter anderem durch die Einforderung von Handelsgarantien beim Transport von Rindern aus nicht BVD-freien EU-Mitgliedstaaten und Regionen nach Schleswig-Holstein möglich. Eine Einstallung von Rindern aus nicht BVD-freien Regionen darf nur erfolgen, wenn spezielle Untersuchungs- und gegebenenfalls Quarantäneanforderungen eingehalten werden. Generell dürfen nur ungeimpfte Tiere in Rinder haltende Betriebe eingestallt werden. Um eine Einschleppung aus nicht BVD-freien Regionen zu verhindern, sollten Tierhalter beim Zukauf die Vorlage entsprechender Untersuchungsergebnisse einfordern.

BVD ist eine anzeigepflichtige Tierseuche, die bei Rindern zu schweren Erkrankungen führen kann. Um eine Aufrechterhaltung beziehungsweise Erlangung der BVD-Freiheit gewährleisten zu können, müssen 99,8 % aller Betriebe und 99,9 % aller Rinder als frei von BVD gelten. Hierfür ist es erforderlich, dass jedes neugeborene Kalb fristgerecht innerhalb der ersten 30 Lebenstage auf BVD untersucht wird. age

Deutscher Kartoffelhandelsverband relativiert BMEL-Ernteschätzung

0

Der Deutsche Kartoffelhandelsverband (DKHV) hat mit Blick auf die erste Ernteschätzung des Bundeslandwirtschaftsministeriums (BMEL) vom 21. September (siehe Ausgabe 39) Vorsicht angemahnt. „Es ist noch zu früh, um zu einer endgültigen Beurteilung der Gesamtsituation zu gelangen, da noch viele Flächen gerodet werden müssen“, sagte DKHV-Präsident Thomas Herkenrath in Berlin.

Welche Mengen letztendlich für die Vermarktung zur Verfügung stehen würden, hänge von der Qualität und Stabilität der Lagerbestände ab.

Begrenzt und vorläufig

Das Bundeslandwirtschaftsministerium habe trotz herausfordernder Wetterbedingungen und später Aussaat eine vielversprechende Einschätzung zur diesjährigen Kartoffelernte abgegeben, so Herkenrath. Demnach wird für Deutschland eine Gesamternte von fast 10,9 Mio. t erwartet; damit würde die Vorjahresproduktion um fast 2 % übertroffen und der mehrjährige Durchschnitt um 1 %. Die betreffende Anbaufläche sei allerdings um 1,4 % auf 262.600 ha eingeschränkt worden.

Der DKHV betonte, dass sich aus den bislang vorliegenden Zahlen nicht ableiten lasse, welche Verwertungsrichtungen besonders vom Flächenrückgang betroffen seien. Ferner basiere die Ernteschätzung auf begrenzten und vorläufigen Daten. Das Agrarressort hatte bereits bei der Veröffentlichung seiner Voraussage darauf hingewiesen, dass dafür erst 36 % der insgesamt knapp 700 Probeflächen aus der Besonderen Ernte- und Qualitätsermittlung ausgewertet worden seien.

Keine Panik

Mit Blick auf den deutlichen Preisrutsch für nicht kontrahierte Kartoffeln in den vergangenen Wochen mahnt unterdessen die Organisation Nordwesteuropäischer Kartoffelanbauer (NEPG) die Landwirte, nicht in Panik zu geraten. Wie die Organisation erklärte, sind die Preisperspektiven vor allem für Lagerware angesichts der robusten fundamentalen Marktdaten für die laufende Saison durchaus gut. Die NEPG erinnerte daran, dass der Bedarf der europäischen Verarbeitungsindustrie in den kommenden Monaten um 2 Mio. t höher ausfallen dürfte als vor zwei Jahren. Darüber hinaus seien die derzeit sehr niedrigen Preise für freie Ware kein Anreiz für risikoscheue Erzeuger, auch künftig Kartoffeln in einem immer schwierigeren Umfeld anzubauen. Zusätzliche wirtschaftliche, rechtliche und technische Faktoren sowie der Klimawandel machten den Kartoffelanbau zunehmend riskant und schwierig.

Den zuletzt „dramatischen“ Preisrutsch begründete die Organisation unter anderem mit der sehr kleinen Nachfrage nach freier Ware als Folge des umfangreichen Vertragsanbaus. Außerdem falle das Angebot an nicht lagerfähigen Knollen relativ groß aus. age

„Die Realität gehorcht den Buchstaben nicht“

0

„In einer zerstörten Bibliothek einer Grundschule in der äthiopischen Region Tigray vertiefen sich zwei Kinder in Bücher. Das Lächeln in ihren Gesichtern verrät einen Moment kleiner Glückseligkeit“, so lautet die Beschreibung zum Siegerbild „Unicef-Foto des Jahres 2022“ des argentinischen Fotografen Eduardo Soteras.

Es sind Momentaufnahmen wie diese, die die Unicef-Fotografen weltweit mit ihrer Kamera einfangen und doch sind sie ein Spiegel der Welt, in der in einigen Regionen so einiges schiefläuft. Und immer sind Kinder betroffen.

Seit dem Jahr 2000 werden im internationalen Wettbewerb „Unicef-Foto des Jahres“ herausragende Bilder und Reportagen professioneller Fotojournalisten aus aller Welt von einer unabhängigen Expertenjury ausgezeichnet. Die prämierten Bilder dokumentieren die Persönlichkeit und die schwierigen Lebensumstände von Kindern und Jugendlichen weltweit: im Krieg, in materieller und seelischer Not, nach Naturkatastrophen, aber auch seltene Momente der Lebensfreude wie beim Siegerfoto. Insgesamt zehn prämierte Fotoreportagen des Wettbewerbs 2022 sind als Sonderausstellung im Stadtmuseum Schleswig bis zum 26. November zu sehen.

Hintergründe zu den Fotos und der Auswahl der drei Siegerbilder lieferte Peter-Matthias Gaede zusammen mit Museumsleiterin Dr. Dörte Beier in einem Pressegespräch vergangene Woche. Gaede ist Journalist und Mitglied im deutschen Komitee sowie in der Foto-Jury von Unicef. „Der Wettbewerb ist dafür bekannt, dass er in die Problemzonen dieser Welt geht. Die großen Themen der Fotoreportagen sind eine Chronologie der laufenden schwierigen Ereignisse wie des Ukraine-Kriegs“, so Gaede. Es gehe um Flucht und Migration, Armut, Kinderarbeit, mitunter auch um individuelle Schicksale, wenn sie beispielhaft für ein großes Thema stünden.

Zweiter Platz für Ron Haviv und sein Bild „Einst hatte ich ein Zuhause“
Foto: Ron Haviv, USA

Die eingereichten Arbeiten stammten von Fotografen aus neun Ländern von drei Kontinenten und zeichneten sich durch ihre hohe fotojournalistische Qualität aus, erklärte Peter-Matthias Gaede weiter. Und ohne dass es die Fotografen bei ihren Aufnahmen im Kopf gehabt hätten und ohne dass man es angestrebt habe, seien auch drei diverse Beiträge dabei, die den Artikel 28 der UN-Kinderrechtskonvention beträfen: das Recht der Kinder auf Bildung; Schule; Berufsausbildung.

„Seit mehr als 30 Jahren gibt es diese Konvention. Die 54 Artikel enthalten sehr schöne Buchstaben, sehr schöne Ziele, nur die Realität gehorcht den Buchstaben nicht“, so Gaede. 93 Länder hätten diese Konvention unterschrieben, in den wenigsten werde sie voll respektiert. In der Jury sei man sich schnell über das Siegerfoto einig gewesen, „weil es einerseits auf eine große Problemsituation hinweist, andererseits auf das, was wir Resilienz nennen: die Fähigkeit von Kindern, weiterzumachen und auch schöne Gefühle zu entwickeln“.

Versteckte Mädchenschule in Afghanistan
Foto: Daniel Pilar, Deutschland

Der zweite Preis ging an den Amerikaner Ron Haviv für sein Ukraine-Foto „Einst hatte ich ein Zuhause“. Eine Lehrerin liest einer Gruppe von Kindern in einem Souterrain in Kiew vor. Die Augen der Kinder spiegeln deren Emotionen aus den Kriegserfahrungen wider: Angst, Skepsis, Furcht und Erschöpfung, aber auch Neugierde auf die Geschichte. „Hier ist in einem Bild alles eingefangen, was wir physisch nicht annähernd miterleben müssen.“ Mut bewies der deutsche Fotograf Daniel Pilar, der eine vor den Taliban versteckte Mädchenschule am Rande Kabuls in Afghanistan entdeckte und fotografierte. Dafür erhielt er den dritten Preis „Hier zeigt sich: Bildungshunger ist stärker als jedes Verbot“, so Gaede.

Termine für Führungen durch die Fotoausstellung sowie weitere Informationen unter ­stadtmuseum-schleswig.de