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Kleine Botschafter für den Klimaschutz

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Moospolster statt Schulbank und ganz viel frische Waldluft statt Klimaanlage im Klassenzimmer, das wartete kürzlich im März im ErlebnisWald Trappenkamp auf 26 teilnehmende Schulkinder in einer Akademie der Organisation Plant-for-the-Planet.

„Wir freuen uns riesig, dass wir heute zum dritten Mal mit Kindern im ErlebnisWald zu Gast sein dürfen und hier durch die Landesforsten und von Holzhändler Bernd Jorkisch unterstützt Bäume pflanzen können“, meinte die Neumünsteraner Geographiestudentin und Organisatorin Lea Kanneberg von Plant-for-the-Planet.

„Kinder, Wald und Zukunft, das passt einfach in unsere Philosophie und unsere Kooperation mit dem Erlebniswald als Umweltbildungseinrichtung“, meinte der Daldorfer Holzhändler Bernd Jorkisch, der das Projekt unterstützt und auch persönlich beim Pflanzen dabei war, im Gespräch mit Waldpädagogin Britta Gehlhaar. Fotos: Ralf Seiler

Immerhin hatte der benachbarte Holzhändler 1.000 € für die Pflanzung und Fortbildung beigesteuert. „Kinder, Wald und Zukunft, das passt einfach in unsere Philosophie und unsere Kooperation mit dem Erlebniswald als Umweltbildungseinrichtung“, sagte Jorkisch, der es sich nicht nehmen ließ, auch persönlich dabei zu sein und seine eigene Douglasie zu pflanzen.

600 Douglasien, Küstentannen und Lärchen wurden in der Aktion am Sonnabend gepflanzt. Ganz bewusst Nadelholz, erklärte die begleitende Waldpädagogin Britta Gehlhaar von den Schleswig-Holsteinischen Landesforsten (SHLF). Gepflanzt wurde in einem Bestand mit einer sogenannten Reihenpflanzung von Buchen und einem Mischbestand mit Lärchen, Kiefern und Fichten. In den vorhandenen Lücken haben die jungen Bäume Platz und Licht zum Wachsen. Im Vorjahr wurden in der Fläche bereits Küstentannen gepflanzt. Douglasien und Küstentannen sind durch ihre Pfahlwurzeln klimastabiler als die flachwurzelnde Fichte, meinte Gehlhaar.

„Jeder Baum zählt, und jedes Kind, das erfahren hat, wie wundervoll ein Wald ist, bereichert als Botschafter für Klima und Umwelt positiv die Welt. Spielerisch lernen und erlebnisreich in Kontakt zu kommen ist dabei wichtig für die Kinder“, weiß Werkstudentin Lea Kannenberg aus Neumünster. Die 24-Jährige studiert Geographie und ist für Plant-for-the-Planet unterwegs.

„Als Holzhändler freut es mich besonders, dass auch wertvolle Nadelhölzer in einem gesunden Mischwald Platz finden“, meinte Bernd Jorkisch. Immerhin liege allein der Anteil von Nadelholz als Industrieholz in Deutschland bei über 75 %. In Schleswig-Holstein ist der Anteil nachwachsender Hölzer deutlich höher als der geerntete Teil, erfuhren die Kinder beim Pflanzen. Außerdem standen für die neuen Klimabotschafter Themen wie Rhetorik, ein Weltspiel, ein World Café und Arbeit in Schulgruppen auf dem freiwilligen Stundenplan. 

Schlechte EU-Weizenernte

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Günstiger Weizen aus dem Schwarzmeerbereich und die Angriffe auf die Schifffahrt durch den Suezkanal sorgten dafür, dass die weltweiten Terminkurse für Getreide Anfang März unter Druck gerieten. Mit 182 €/t lag der Matif-Weizenkurs auf dem niedrigsten Niveau seit September 2020. Hierzulande rutschten die Gebote für B-Weizen unter 170 €/t für Futterweizen wurden weniger als 140 €/t aufgerufen. Die hiesigen Erzeuger sahen schon die Gefahr, dass sich die Erlöse auf ein Niveau einpendeln, wie es zuletzt vor zehn Jahren aktuell war. Mittlerweile zeigt sich, dass der Preisrückgang überzogen war. Vor allem die reduzierte Prognose für die kommende EU-Getreideernte hat die Kurse wieder stabilisiert. Ende März stieg der Matif-Weizenkurs wieder über die Marke von 200 €/t. Seitdem kann sich der Kurs dort behaupten. Eine weitere spürbare Preiserholung lässt jedoch auf sich warten.

Noch immer zu nass

In vielen Regionen in Europa sorgt eine seit dem vergangenen Herbst anhaltende Nässe für Probleme. Die Aussaatflächen mit Wintergetreide sind deutlich reduziert worden. In diesem Frühjahr stockt die Aussaat der Sommerungen. Dünge- und Pflanzenschutzmaßnahmen erfolgen unter erschwerten Bedingungen. Obwohl sich die im vorigen Herbst früh bestellten Getreideflächen in einem guten Zustand präsentieren, hat die europäische Kommission die kommende EU-Weizenernte um 4 % niedriger als im Vorjahr eingeschätzt. Die EU-Weizenanbaufläche soll um eine Million Hektar niedriger als im Vorjahr ausfallen. Die deutsche Weizenernte könnte um 13 % kleiner ausfallen. In Frankreich werden wahrscheinlich 7 % weniger eingefahren werden. Hohe Lagerbestände an Weizen bremsen bislang jedoch eine mögliche weitere Preiserholung. Die EU-Kommission rechnet für die nächste Saison mit einer Halbierung der Weizenimporte aus Ukraine in die die EU, was angesichts der derzeitigen Entwicklung wohl nicht sehr wahrscheinlich ist.

Die gesamte Getreideernte der EU könnte jedoch wiederum höher ausfallen. Besonders die Aussicht auf eine erhöhte Körnermaisernte schlägt dabei zu Buche. Besonders in Spanien wird mit erhöhten Anbauflächen und höheren Erntemengen nach zwei Missernten gerechnet. Auch in Frankreich und Rumänien werden gute Maisernten erwartet. Die EU-Gerstenernte wird um deutliche 13 % ansteigen, vor allem durch ein deutliches Plus bei Sommergerste. Der höhere Anteil an Sommergetreide könnte auch die EU-Haferernte um 19 % ansteigen lassen. Die kleine Vorjahresernte hat die Preise für den gesuchten Qualitätshafer bislang auf einem vergleichsweise hohen Niveau gehalten.

Mittlere Rapsernte möglich

Die kommende EU-Rapsernte wird durch die EU-Kommission mit 19,5 Mio t und damit auf Vorjahresniveau eingeschätzt. Dazu werden dann erneut etwa 5,6 Millionen Tonnen Rapsimporte erwartet. Andere Analysen gingen bislang von einer spürbar geringeren EU-Rapsernte aus. Die Matif-Rapskurse gaben bis Ende Februar auf 407 €/t nach und haben sich seitdem wieder erholen können. Zum Wochenbeginn wurden etwa 445 €/t notiert.

Insgesamt zeigt sich die Lage an den internationalen Getreide- und Ölsaatenmärkten wesentlich entspannter als in den Vorjahren. Die Lagerbestände vor allem bei Weizen, Soja und Körnermais sind weltweit wieder gestiegen. Damit sind jedoch auch die Zeiten der stetig steigenden Kurse vorerst vorbei.

Von Biokohle bis Recycling-Keile

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Agritechnica – das bedeutet Schlepper, Mähdrescher, Feldhäcksler und Roder, viele PS-starke Boliden und eine unüberschaubare Zahl an Anbaugeräten auf der weltweit größten Landtechnikmesse. Und sicherlich war der Großteil der Neuheiten von über 2.800 Ausstellern auch in diesem Bereich zu finden. Doch auch Waldbauern kamen auf ihre Kosten: Wenngleich der Forstbereich, der vor allem in Halle 26 ein Zuhause hatte, schon einmal größer war auf der Agritechnica, so gab es doch allerlei Spannendes zu entdecken.

Keile aus recyceltem Material.

Eine kleine, aber feine Neuheit mitgebracht hat das österreichische Unternehmen Protos, das für seine Integralforsthelme bekannt ist, die individuell konfigurierbar sind. Das Thema Nachhaltigkeit ist in aller Munde, und auch die alpenländischen Helmspezialisten wollen ihren Teil dazu beitragen: Sie fertigen ihre Kunststoff-Fällkeile ab sofort zu 75 % aus recycelten Material von Resten, die bei der Helmherstellung anfallen, vor allem bei den Außenschalen und den Belüftungsschiebern. Ausgestaltet ist der Keil auf der einen Seite mit einer Wabenstruktur aus 75 Zähnen für den optimalen Biss, auf der anderen Seite mit einer groben Struktur, die das Nachsetzen von weiteren Keilen erlaubt. Die Schlagfläche ist großzügig gerundet, der Keil in fünf verschiedenen Farben erhältlich. 

Weniger Feinstaub bei Hackschnitzeln

Das Thema Hackschnitzelqualität ist in aller Munde bei denjenigen, die eine solche Heizung betreiben. Nichts ist nerviger als eine streikende Heizung – was meist zu nachtschlafender Stunde passiert –, weil sich zu lange Holzstücke in der Förderschnecke verkeilt haben oder eine größere Menge an Feinanteil (Holzmehl) sich zu einem Pfropfen verformt hat, der die Schnecke blockiert und so das System lahmlegt.

Einen anderen Weg bei der Beschaffenheit der Hackschnitzel und deren Beförderung in den Brennraum geht daher Bernhard Lechner von Lechner Heiztechnik in Mitterscheyern: Er lässt das Holz mit einem Ausgangswassergehalt von 35 bis 45 % zu Grobhackschnitzeln hacken: „Das mindert die Hackkosten, befördert durch die Beschaffenheit die natürliche Luftzirkulation und führt dadurch zu geringen Trockenverlusten und einer kurzen Trockenzeit“, sagt er.

Hackschnitzeltransporte leicht gemacht

Im Brennraum habe er daher ein besseres Brennverhalten, kaum Ascheanfall, eine größere Flammbildung, bis zu 30 % mehr Wärme, dabei weniger Feinstaubbelastung und weniger Rußbildung. Diese Parameter seien im Vergleich bei Feinhackschnitzeln allesamt schlechter, hinzu komme die Gesundheitsgefährdung durch Schimmel- und Sporenbildung durch Pilze sowie eine erhöhte Brandgefahr, da sich die feinen Hackschnitzel auf bis 70 °C erhitzen können und dabei bis zu 30 % Trocknungsverluste entstehen.

Die von Lechner bevorzugten Grobhackschnitzel eignen sich nicht für herkömmliche Schneckenförderer, weshalb er auf die Befüllung mit einer Doppelkolbenbeschickung setzt. Dabei drücken wechselseitig zwei Zylinder das Material durch ein Rohr in den Brennraum. Da immer ein Kolben geschlossen ist, ist weder ein Zellrad noch eine Brandschutzklappe nötig, das System nach eigenen Angaben also 100 % rückbrandsicher. Natürlich kann das System auch für die Beschickung mit feinen Hackschnitzeln verwendet werden, die Doppelkolbenbeschickung ist auch nach- beziehungsweise umrüstbar von Bestandsschneckenförderern – unabhängig davon, ob sich die Beschickung bisher ober- oder unterhalb des Heizraums befand.

Deutliche Abgasreduzierung

Heizen und gleichzeitig Pflanzenkohle für die regenerative Landwirtschaft für einen „Terra-preta“-Boden bereitstellen – das verspricht das österreichische Unternehmen Guntamatic mit seinem Powerchip Biochar mit 50, 75 oder 100 kW. Im Normalbetrieb sollen damit bis zu 25 % des zu heizenden Holzvolumens in eine hochwertige Pflanzenkohle verwandelt werden – und zwar bis zu 30.000 l Kohle pro Jahr, was einer benötigen Menge für 10 ha Land entspricht. Die erzeugte Pflanzenkohle wird im Wasserbad gelöscht und automatisch in einen Behälter ausgebracht. Sie kann Stickstoff und Phosphordünger ideal aufnehmen und diese nach der Ausbringung besonders langsam abgeben, zudem speichert sie das Wasser lange.

Die von Guntamatic patentierte Karbonisierung, Reinigung und Austragung, bei der die Flamme gestoppt wird und das Holz dann verkohlt, soll eine besonders hohe Qualität der „Pflanzenkohle“ garantieren, der Betreiber kann jederzeit zwischen dem Pflanzenkohlebetrieb oder einem reinen Heizbetrieb wählen.

Weiterer Vorteil: Der Pflanzenkohleanteil speichert das darin gebundene CO2 über lange Zeiträume, sodass diese Heizungen nach Herstellerangaben nicht nur CO2-neutral arbeiten kann, sondern die erste wirtschaftliche Lösung sei, die große Mengen CO2 aus der Atmosphäre ziehen und im Boden einlagern kann. Nebeneffekt der Pyrolyse ist eine deutliche Abgasreduzierung mit bis zu 50 % weniger CO2 und kaum Ascheanfall.

Einen robusten Kurzholz-Liegendspalter für den privaten bis semiprofessionellen Anwendungsbereich stellte Oehler Fahrzeugbau vor. Der OL 1040 wird mit einem 5,5-PS-E-Motor angetrieben und bringt bis zu 10 t Spaltdruck aufs Holz. Geeignet ist er für Kurzholz von einem halben Meter. Der mechanisch verstellbare Spaltkeil fährt durch eine Holzwanne (für mittigen Spalten), die Führung ist für den robusten Einsatz in Messing gestaltet. Der Spalter arbeitet in zwei Spaltgeschwindigkeiten von 6,1 beziehungsweise 15,5 cm/s, der Rücklauf ist einheitlich mit 10 m/s. 

Hackschnitzel besser transportieren

Das Transportieren von Hackschnitzeln zu schwierig zu erreichenden Anlagen kann mitunter aufwändig sein. Mus-Max stellte dazu auf der Agritechnica ein Sauggebläse vor, mit dem die Hackgutbunker kleinerer Heizanlagen direkt vom landwirtschaftlichen Anhänger beschickt werden können. Es kann aber auch beispielsweise eingesetzt werden bei der Nachfüllung vom Hackgutlager in die Brennraumaustragung. Erhältlich ist sie als E-Motor-Variante (11 bis 18,5 kW) sowie Schlepperantrieb. Es lassen sich in der E-Ausführung 12 m Förderhöhe und 10 m Förderweite (steigend) überwinden und damit zwischen 15 und 20 m3 pro Stunde befördern. Die Schleppervariante schafft bei 20 m maximaler Förderhöhe und 15 m Förderweite eine Leistung von 30 bis 40 m3 pro Stunde. 

Komfort für mehr Mitarbeiter

Viele nützliche Helfer wurden auf der Agritechnica vorgestellt.

Ein absoluter Hingucker in Halle 26 war der Hacktruck „Hackthor“ von Jenz Maschinenbau. Das Unternehmen aus dem westfälischen Petershagen beschäftigt mittlerweile 250 Mitarbeiter, hat einen Exportanteil von über 60 %, vor allem innerhalb der EU, aber auch bis nach Japan, und wird in diesem Jahr 160 Hacker bauen. Die neue Königsklasse ist der Hackthor, der mit 530 PS bis zum 120 t Holz pro Stunde hacken kann und der als Prototyp ausgestellt wurde. 2024 wird das Vorserienmodell herauskommen, ab 2025 soll er in Serie gehen. Neben der Hackleistung überzeugt die Maschine vor allem dadurch, dass die 4,70 m nach oben und auch seitlich ausfahrbare Kabine völlig neu gedacht wurde und eher einem kleinen Wohnzimmer mit Kühlschrank, Kaffeemaschine und Komfort (Echtholzverkleidung, Ambientebeleuchtung, Unterhaltungselektronik) gleicht als einer üblichen Kabine.

Hintergrund ist, dass Fachkräftemangel und Zufriedenheit bei den Fahrern auch in der Hackbranche ein Thema ist und gute Fachkräfte nur zu bekommen oder zu halten sind, wenn sie sich an ihrem Arbeitsplatz auch wohlfühlen. Die nach oben und seitlich teleskopierbare Kabine hat auch den Vorteil, dass der Fahrer sowohl das Holzpolter als auch den zu beladenden Lkw deutlich besser überblicken kann, dabei weniger ermüdet und auch die von einem Standplatz aus erreichbare Kranreichweite erhöht wird.

„Rundholzlogistik neu gedacht“ – unter diesem Motto stellten die beiden Unternehmen Reil & Eichinger sowie Wagner Fahrzeugbau ihren 40 km/h-Holzrückewagen WTR 21/905 vor. Die 21 steht für das Gesamtgewicht in Tonnen, die 905 für die 9,05 m Kranlänge. Mit 5 m2 Stirngitterfläche und 5,50 m Ladeflächenlänge kann der geländegängige Offroad-Anhänger einiges an Volumen laden, betrieben werden kann er mit gängigen Standardschleppern. Der flexible Rungenaufbau ermöglicht bei Privatwaldbesitzern und Lohnunternehmern einen rentablen Transport auch bei kleineren Einschlagsmengen bei Kalamitäten, da verschiedene Sortimente gefahren werden können, etwa 2 x 2 m,
2 x 3 m oder 4- beziehungsweise 5-m-Längen.

Ebenfalls am Stand konnte die BMF-Forstbox bestaunt werden für den Frontanbau an Schlepper. Diese Box wird bei der Waldarbeit mitgeführt und vereinigt ein 1,6 m breites Frontpolterschild, ein 0,5 t Frontgewicht, eine Bergeseilwinde mit 4,6 t Zugkraft und 20 m Seil sowie Funkfernbedienung, ein Planierschild mit wechselbarer Hardox-Leiste sowie eine Werkzeugbox mit abschließbaren Staufächern.

Schüttgut leicht transportieren

Einen flexibel einsetzbaren Wagen von Farma/Bigab stellte Forsmw vor. Das Unternehmen, das eigentlich für seine Holzrückewagen bekannt ist, präsentierte auf der Agritechnica ein Hakenlift-System, mit dem sich nicht nur landwirtschaftliche Schüttgüter transportieren lassen, sondern auch Hackschnitzel: Ein Container verbleibt auf der Baustelle und wird befüllt, der andere wird zum Leeren abtransportiert. Mit dem System lassen sich auch alle anderen hakenlifttauglichen Anbauten wie Transportfass und Rungenkorb bewegen, außerdem kann ein Kran angebaut werden.  

Einen kleinen, nützlichen Helfer zum Zersägen von Scheitholz, aber auch von Paletten, Brettern, Pfosten und Balken stellte Geraghty vor. Der „Timber Croc“ ist ein auf stabilen Füßen stehendes Metallkonstrukt, das durch seine Konstruktion und sein patentiertes „Zahn“-Design in der Lage ist, Holz in verschiedenen Durchmessern bis 28 cm allein durch dessen Eigengewicht zu halten. Das Ablängen von Scheitholz ist damit ebenso möglich wie das Anspitzen beispielsweise von Pfahlhölzern. Damit werden vielerlei Gefahren für Mensch und Säge verhindert, die mit dem Sägen auf dem Boden sonst verbunden sind. Es gibt auch eine Variante für den Anbau am Schlepper: Durch eine abgesenkte Hydraulik kann ein schwerer Stamm aufgenommen und nach dem Anheben zersägt oder bearbeitet werden.

Jahressteuergesetz 2024 lässt Wünsche offen

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Das Bundesfinanzministerium hat am Montag einen Referentenentwurf zum Jahressteuergesetz 2024 vorgestellt. Das 240 Seiten starke Papier enthält Vorschläge für die verschiedenen Wirtschaftsbereiche. Für die Landwirtschaft ist die Tarifglättung interessant, die die Regierung im Zuge der Verhandlungen zum Wachstums­chancengesetz versprochen hat. Die ­Vorstellungen von Regierung und Landwirtschaft scheinen noch nicht ganz deckungsgleich.

Nach dem Referentenentwurf aus dem Finanzministerium sollen Landwirte weiterhin ihre Einkommen über drei Jahre versteuern können, denn schlechte Jahre drücken das Ergebnis guter Jahre. Der Turnus von drei Jahren wird um die Veranlagungszeiträume 2023 bis 2025 und 2026 bis 2028 verlängert. Damit wäre die mehrjährige Gewinnglättung, welche die Bundesregierung als einen Ausgleich für den Wegfall des Agrardiesels zugesagt hat, auf sechs Jahre befristet.

Der Deutsche Bauernverband (DBV) ging von einer unbefristeten Maßnahme aus. Zudem will die Regierung juristische Personen in der Landwirtschaft von der Steuerentlastung ausnehmen. Der Bund schätzt diese mit der Maßnahme verbundene Entlastung auf 50 Mio. € im Jahr. Den Wegfall der Agrardieselsteuerrückerstattung beziffert der DBV auf gut 440 Mio. €, davon entfielen auf 2024 schon 176 Mio. €.

Bei den landwirtschaftlichen Interessenvertretungen stieß der Entwurf des Bundesfinanzministeriums zum Jahressteuergesetz 2024 auf Unmut. Man hatte auf eine höhere steuerliche Entlastung für die Landwirtschaft gesetzt.

DBV-Präsident Joachim Rukwied kritisierte den Referentenentwurf des Jahressteuergesetzes und forderte am Montag in Berlin Nachbesserungen. Rukwied sieht keine volle Kompensation für den Wegfall der Agrardieselrückvergütung. Abgesehen von der befristeten Tarifglättung enthalte der Gesetzentwurf keine weiteren steuerlichen Entlastungsmaßnahmen für die Betriebe.

Auch ist die Absenkung der Vorsteuerpauschale vorgesehen. Die sollte im Gegenzug zur Umsetzung des Wachstumschancengesetztes unberührt bleiben, dachte man. Jetzt ist im Referentenentwurf eine Kürzung von 9 % auf 8,4 % vorgesehen, und dies ab dem Tag der Gesetzesverkündung, also mitten im Wirtschaftsjahr mit einem wahrscheinlich hohen Aufwand an Bürokratie.

Blickt man bei der Bilanz der Bauernproteste auf die Habenseite, steht dort die Rettung der Kfz-Steuerbefreiung für Land- und Forstwirtschaftliche Nutzfahrzeuge. Die Entscheidung zum Agrardiesel ist gefallen, aber der Abbau kommt später und zeitlich gestaffelt. Das Thema könnte vom DBV zur Bundestagswahl also nochmals auf die Tagesordnung gesetzt werden.

Die Stilllegungsausnahme für dieses Jahr kommt so wie vom DBV gefordert und von der EU vorgeschlagen. Die Gewinnglättung wird rückwirkend ab 2023 für sechs Jahre wiedereingeführt (ist beihilferechtlich noch zu genehmigen). Eine Gewinnrücklage wird geprüft.

Für die Glyphosatanwendung liegt ein Verordnungsvorschlag vor, der so weit keine weiteren Einschränkungen der EU-Zulassung vorsieht. Auf EU-Ebene wurden durch die Bauernproteste Änderungen oder Vereinfachungsvorschläge bei den Maßnahmen der GAP erreicht wie zum Beispiel der Entfall der Stilllegungspflicht. age, mbw

Alles startklar für die Siliersaison?

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Die Wetterkapriolen des vergangenen Jahres mit langanhaltender Trockenheit im Frühsommer und ergiebigen Regenereignissen im Sommer und Herbst haben auf einigen Betrieben zur Verknappung hochwertiger Grassilagen für die Milchkuhfütterung geführt. Damit steigt die Notwendigkeit, den Ersten und Zweiten Schnitt mit hohen Qualitäten einzufahren und zusätzlich alle Stellschrauben zu drehen, um Fehlgärungen oder aeroben ­Verderb zu vermeiden.

Zur Vorbereitung auf die bevorstehende Grasernte stehen einerseits die Maschinen im Fokus, die wieder einsatzbereit gemacht werden. Andererseits bietet der Rückblick auf die vergangene Siliersaison die Chance, auf wechselnde Umweltbedingungen besser eingestellt zu sein. Am Beispiel zweier Betriebe, bei denen während des Silocontrollings (siehe Ausgabe 14) Qualitätsminderungen festgestellt wurden, werden die wirksamsten Maßnahmen zur Sicherung der Silagequalität differenziert betrachtet.

Der Erntetermin beeinflusst Futterwert

Im Laufe der Pflanzenentwicklung nehmen die Gehalte an Rohprotein und Energie der Gräser ab und der Rohfasergehalt steigt. Der optimale Schnittzeitpunkt ist erreicht, wenn etwa 50 % der Ähren/Rispen des Hauptbestandsbildners sichtbar sind, dann liegt der Rohfasergehalt bei etwa 230 g/kg TM.

Aufgrund der Umsetzung zu Milchsäure ist auch der Gehalt an Zuckern im Erntegut wichtig für die Silierung. Die Gräser unterscheiden sich im Zuckergehalt, deshalb sind hohe Anteile Weidelgräser im Grünland zu bevorzugen. Allerdings spielt auch das Wetter eine maßgebliche Rolle: Viel Sonne begünstigt die Photosynthese und erhöht den Zuckergehalt. Normalerweise nimmt dieser nachts durch die Pflanzenatmung ab. In kalten Nächten sind jedoch Stoffwechsel und Wachstum gebremst, es kommt zu einer Anreicherung. Insofern ist es ratsam, vor der Mahd zwei bis drei Sonnentage abzuwarten.

Welche Milchsäurebakterien einsetzen?

Das Wetter beeinflusst neben den Pflanzen auch deren „Bewohner“, vor allem den Besatz an Milchsäurebakterien (MSB), auf deren Arbeit die Silierung beruht. Diese Bakterien sind echte Sensibelchen: Kälte, eine hohe UV-Strahlung oder zu hohe Temperaturen wirken sich negativ auf sie aus. Der Zusatz von MSB über Siliermittel kann dann den notwendigen Mindestbesatz sichern, um die Silierung nicht dem Zufall zu überlassen.

Biologische Siliermittel enthalten hoch aktive MSB. Je nach Stoffwechselweg und Gärprodukt werden homo- und heterofermentative MSB (MSBho/MSBhe) unterschieden. Im Gegensatz zu MSBho bilden MSBhe neben Milchsäure auch Essigsäure, die auf Hefen hemmend wirkt, wodurch das Nacherwärmungsrisiko sinkt.

Beispielbetrieb A wählte für den ersten und zweiten Schnitt 2023 ein Siliermittel aus, welches verschiedene MSBho enthielt. Beide Aufwüchse wurden als Sandwichsilage übereinander gefahren, zwischen den Ernteterminen lagen etwa vier Wochen. Nach der Futterwertanalyse waren beide Silagen perfekt, der pH-Wert wurde zügig und tief genug abgesenkt, sodass Clostridien fast keine Chance hatten, Buttersäure zu bilden (Tabelle 1). Allerdings kam es während der Entnahme zu massiven Nacherwärmungen, deren Ursachen mittels Silocontrolling nachgegangen wurde.

Die Verdichtungsmessungen ergaben für die meisten Bereiche außer den Flanken ausreichende Werte. Die Entnahme einzelner Blöcke erfolgte mittels Schneidzange so wenig auflockernd wie möglich, der Vorschub war jedoch mit 1,5 m pro Woche zu gering. Die Temperaturmessungen zeigten die stärksten Erwärmungen im Übergangsbereich zwischen den beiden Aufwüchsen und in der obersten Schicht. In diesen Zonen konnte auch Schimmelbildung beobachtet werden.

Das analysierte Gärsäuremuster bestätigt, dass der Siliermitteleinsatz (MSBho) genau zu dem Ergebnis geführt hat, das bezweckt war, nämlich eine milchsäurebetonte Gärung. Doch durch das Fehlen der Essigsäure als Gegenspieler der Hefen und durch das Öffnen des Silos vor dem kompletten Durchsilieren des ersten Schnittes waren zur Siloöffnung noch genügend Hefen aktiv, um den noch reichlich vorhandenen Restzucker und die Milchsäure umzusetzen.

Betrieb A: Im unteren Bereich der Sandwichsilage aus erstem und zweitem Schnitt (Linie) lagen die Temperaturen mit 20 bis 24 °C deutlich unter den Temperaturen von 26 bis 32 °C in der oberen Hälfte. Die Nacherwärmung wird von Hefen hervorgerufen. 
Betrieb B war durch plötzlich einsetzenden Regen gezwungen, die Ernte für einen Tag zu unterbrechen. Für diesen Zeitraum wurde das Silo mit Unterziehfolie abgedeckt. Die lange Feldliegezeit und der Regen führten zu einem Zuckermangel, es kam zu massiver Buttersäurebildung und Proteinabbau.

Zukünftige Lösung für Betrieb A

Der Betrieb bekam die Empfehlung, zukünftig bei ähnlichen Ernte- und Anwelkbedingungen auf ein Siliermittel zur Verbesserung der aeroben Stabilität zu setzen, entweder mit einer Kombination aus MSBho+he oder nur MSBhe, um bei zuckerreichem Gras auch die Essigsäurebildung zu fördern und dadurch Hefen zu hemmen. Wenn sich Sandwichsilage nicht vermeiden lässt, wäre es sinnvoll, für den unteren Bereich ein schnell wirkendes Siliermittel einzusetzen, so dass dieser bis zur Ernte des nächsten Aufwuchses schon soweit durchsiliert ist, dass die Hefen bereits unterdrückt sind.

Alternativ bietet es sich an, die ungeraden (erster und dritter Schnitt) beziehungsweise die geraden (zweiter und vierter Schnitt) Aufwüchse übereinander zu silieren. Im Hinblick auf eine gute Verdichtung ist zu starkes Anwelken zu vermeiden.

Damit die Arbeitsgeräte die Grasnarbe nicht verletzen, sind bei jedem Arbeitsschritt die Höheneinstellungen zu überprüfen. Ein Abstand zum Boden ≥ 4 cm ist ratsam.
Bei der Grasernte mit dem Feldhäcksler kann die Häcksellänge je nach TM-Gehalt relativ einfach variiert werden zwischen kurz (2 cm) bei stark angewelktem Gras und etwas länger (bis 4 cm) bei nassem Erntegut. Die Verteilung von Siliermitteln im Gutstrom ist sehr homogen. Allerdings muss die Walzleistung auf die hohe Bergeleistung dieses Verfahrens angepasst sein.
Um die Walzarbeit zu intensivieren und höhere Verdichtungen im Silo zu realisieren, können zwei Walzfahrzeuge im Parallelbetrieb arbeiten. Das Überfahren des Silos zum Entleeren der Erntewagen ermöglicht dünne Schichten (≤ 20 cm), die sich besser verdichten lassen. Bei schwierigen Bodenverhältnissen kann es aus Sicht der Futterhygiene jedoch sinnvoll sein, das Erntegut anzuschieben.

Wenn der Regen zu früh kommt

Im Sommer 2023 gab es nur kurze Erntezeitfenster, sodass die Grasbestände zur Mahd häufig schon relativ alt waren. Ein Abwarten von zwei Tagen Sonnenschein vor der Mahd war eher illusorisch, schon das Festlegen eines Erntetermins erforderte Mut zur Lücke.

Auf Beispielbetrieb B konnte der dritte Schnitt erst Mitte August erfolgen. Zur Verkürzung der Feldliegezeit wurde mit Aufbereiter gemäht. Der Zuckergehalt im Erntegut lag nach 24 Stunden bei etwa 3 % in der Frischmasse, was grundsätzlich noch ausreichend wäre. Die Ernte mittels Feldhäcksler begann nach etwa 36 Stunden, musste jedoch schon bald abgebrochen werden, da trotz anderslautender Wetterberichte eine Regenfront über die Grünlandflächen zog. Das Silo wurde zwischenabgedeckt, die Ernte erst einen Tag später mit sehr geringen Anwelkgraden fortgesetzt.

Es wurde ein biologisches Siliermittel mit MSBho+he eingesetzt, da die Erfahrungen aus den Vorjahren gezeigt hatten, dass bei Nutzung dieser 12 m breiten Siloanlage nur ein geringer Vorschub realisiert werden kann, sodass regelmäßig aerober Verderb in Kauf genommen werden musste.

Das Ergebnis der Silierung auf Betrieb B war niederschmetternd: Die Silage roch unangenehm, und der Futterwert war bescheiden (Tabelle 2). In nur drei Monaten verdoppelte sich der Buttersäuregehalt, der Milchsäuregehalt nahm um ein Drittel ab, was zum pH-Wert-Anstieg führte. Passend zur Abnahme beim Rohprotein war eine Erhöhung des NH3-N-Gehalts zu verzeichnen. Im Vergleich zu Beprobung im Januar sahen die Werte im Februar etwas besser aus.

Was war passiert? Durch den Regen und die dadurch verlängerte Feldliegezeit war der Zuckergehalt im Gras bereits vor der Silierung gesunken. Die eingesetzten MSB, die eigentlich für einen höheren TM-Gehalt ab 30 % geeigneter wären, konnten aufgrund der Konkurrenz mit anderen Mikroorganismen den pH-Wert nicht tief genug absenken, sodass die über Verschmutzungen eingetragenen Clostridien aktiv blieben.

Sobald kein Zucker mehr vorhanden ist, setzen Clostridien auch Milchsäure zu Buttersäure um, was zu einem Anstieg des pH-Wertes führt. Dieser Vorgang wird als Umkippen der Silage bezeichnet und ist nicht aufzuhalten. Damit einhergehend findet Proteinabbau statt, dabei entsteht NH3-N. Die augenscheinlich leichte Verbesserung bei der Probenahme im Februar ist auf Inhomogenitäten zurückzuführen, das Umkippen war in diesem Silobereich anscheinend nicht so intensiv ausgeprägt wie bei der Beprobung im Januar.

Bei der Verfütterung der Silage wird ein Kreislauf in Gang gesetzt, da Clostridiensporen den Verdauungstrakt passieren und so in die Gülle gelangen können. Wenn die Ausbringung auf Grünland erfolgt, schließt sich der Kreislauf, insbesondere wenn bei den kommenden Ernten ähnlich schlechte Bedingungen vorliegen.

Zukünftige Lösung für Betrieb B

Die mit Sporen belastete Silage wurde nicht an Milchkühe gefüttert, um eine Kontamination der Milch auszuschließen. Die Gülleausbringung sollte nicht auf Grünland erfolgen. Bei diesen schlechten Erntebedingungen hätte ein Siliermittel mit ausschließlich MSBho möglicherweise ein besseres Ergebnis erzielen können, aber ohne Garantie.

In solchen Fällen hilft nur der Einsatz chemischer Siliermittel (Säuren/Salze) zur Verbesserung der Gärqualität, wie es bei unseren skandinavischen Nachbarn übliche Praxis ist. Da solche Mittel eine lange Haltbarkeit haben, ist es empfehlenswert, ein entsprechendes Mittel in ausreichender Menge vorrätig zu haben, sodass bei Wetterumschwung eine schnelle Reaktion möglich ist. Allerdings sind Absprachen mit dem beteiligten Lohnunternehmen sinnvoll, ob die vorhandene Technik für die Applikation geeignet ist.

Bei schwierigen Bodenverhältnissen steigt das Risiko von Futterverschmutzungen, zum Beispiel durch zu tief eingestellte Erntemaschinen oder durch anhaftende Erde in den Reifenprofilen. Zur Risikominimierung ist es ratsam, das Erntegut vor dem Silo abzukippen und anzuschieben anstatt bei der Überfahrt abzuladen.

Tabelle 3 bietet in Form einer Checkliste weitere wichtige Hinweise, die bei der Grasernte zu beachten sind, zum Beispiel zur Vermeidung von Wildtiertod, zur Realisierung hoher Zuckergehalte im Erntegut, zur optimalen Verdichtung und zum Luftabschluss.

Fazit

Um für alle Eventualtäten, die das Wetter bei der Grasernte bereithält, gut gerüstet zu sein, gilt es, frühzeitig passende Siliermittel als „Versicherung“ auszuwählen. Rücksprachen mit dem Lohnunternehmen hinsichtlich vorhandener Applikationstechnik, gewünschter Schnitthöhe und Häcksellänge sind ebenso wichtig wie die Vorbereitung von Erntemaschinen und Siloanlagen auf die neue Saison.

Lebensmittel „Made in Germany“

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Der Verein Zentrale ­Koordination Handel-Landwirtschaft (ZKHL) gibt den offiziellen Start des Herkunftskennzeichens „Gutes aus deutscher Landwirtschaft“ bekannt. Verbraucher sollen beim Lebensmitteleinkauf zukünftig auf den ersten Blick erkennen, welche Produkte lückenlos aus der deutschen Land- und Ernährungswirtschaft kommen.

Die Einführung des Herkunftskennzeichens ist das Ergebnis einer umfangreichen Branchenvereinbarung, die Herkunftskriterien für die gekennzeichneten Produkte festlegt und sicherstellt, dass nur Produkte, die diesen Kriterien entsprechen, das Zeichen tragen dürfen. Das Regelwerk ist nun vollständig und wurde durch den Steuerungskreis des ZKHL verabschiedet.

Lebensmittelhandel erwartet hohe Nachfrage

Zeichennutzer können neben Unternehmen des Lebensmitteleinzelhandels und Lebensmittelherstellern auch Handwerksbetriebe, Direktvermarkter, Unternehmen der Gemeinschaftsverpflegung sowie ideelle Förderer sein. Eine Gebührenordnung regelt die Kosten für die Nutzung des Zeichens, während eine Prüfsystematik die Einhaltung der Kriterien durch etablierte Prüfsysteme und Zertifizierungsgesellschaften gewährleistet.

Björn Fromm, Vorsitzender der ZKHL und Präsident des Bundesverbandes des Deutschen Lebensmittelhandels (BVLH), erwartet eine hohe Nachfrage seitens des Handels und der Hersteller und betont die Bedeutung des neuen Kennzeichens: „Mit dem Herkunftskennzeichen ‚Gutes aus deutscher Landwirtschaft‘ tragen wir zu einer nachhaltigen Wertschätzung und Stärkung der heimischen Landwirtschaft bei und geben den Verbraucherinnen und Verbrauchern eine wichtige Orientierungshilfe.“

Dies gelte auch vor dem Hintergrund gesetzlich vorgeschriebener Herkunftskennzeichnungen in den einzelnen Produktgruppen, die für Verbraucher und Verbraucherinnen oft nur schwer erkennbar, nicht einheitlich und nicht immer verständlich seien. Das Zeichen dagegen stelle die Kernaussage „Gutes aus deutscher Landwirtschaft“ in den Vordergrund und sorge für eine deutlich bessere Sichtbarkeit.

In einem ersten Schritt kann das Zeichen für folgende Produktgruppen verwendet werden: Fleisch und Fleischwaren (Rind, Schwein, Geflügel), frische Eier, Obst, Gemüse, Kartoffeln. Das Herkunftskennzeichen Deutschland kann für die Molkereiprodukte Trinkmilch, Joghurt pur, Quark pur und gegebenenfalls weitere Erzeugnisse ebenfalls genutzt werden, soweit die Kriterien erfüllt sind. Meiereien und Handel treffen hierzu bilaterale Vereinbarungen. Die Kennzeichnung ist eine Forderung der Landwirtschaft

Landwirtschaft fordert Kennzeichnung

Im Grunde haben die Landwirtinnen und Landwirte seit ihren sichtbaren Protestaktionen, die 2019 begannen, darauf aufmerksam gemacht, dass Produkte aus heimischer Agrarproduktion nicht sichtbar genug seien. Laut Lebensmittelhandel wird dieser Forderung schon heute mit Artikeln aus regionaler Erzeugung und eigenem „Deutschland-Siegel“ Rechnung getragen. Die verschiedenen Herkunftszeichen können zukünftig abgelöst und vereinheitlicht werden.

Steuerungskreis verhandelte zwei Jahre lang

Der Vorstand der Branchenorganisation ZKHL hat am 15. November im Rahmen des Handelskongresses eine Vereinbarung zur Einführung eines Herkunftslabels für Erzeugnisse aus deutscher Landwirtschaft unterzeichnet, dass Fleisch von Schwein, Rind und Geflügel, Obst, Gemüse, Kartoffeln sowie Eier und Milch mit dem neuen Logo gekennzeichnet werden sollen. Die vier führenden deutschen Lebensmittelhändler Aldi, Edeka, Rewe und die Schwarz-Gruppe hatten sich parallel in einer Absichtserklärung dazu bereit erklärt, das Label zu unterstützen und in der Breite einzuführen.

Über die Branchenvereinbarung wurde hinter den Kulissen zwei Jahre lang im Steuerungskreis der ZKHL gerungen. Die festgelegten Kriterien für das Kennzeichnungssystem sollen von den Kontrollorganisationen QS und KAT überwacht werden. Für die Nutzung des Logos werden Lizenzgebühren erhoben, mit denen die Arbeit der ZKHL finanziert werden soll. age, mbw


Mitglieder des ZKHL

Der Verein Zentrale Koordination Handel-Landwirtschaft (ZKHL) hat sich zum Ziel gesetzt, die Zusammenarbeit in der Lebensmittelkette nachhaltig zu verbessern. Dabei soll der Zukunfts- und Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Land- und Ernährungswirtschaft unter Einbeziehung der gesellschaftlich relevanten Themen und Verbraucherwünsche besondere Beachtung geschenkt werden. Im ZKHL sind Mitglieder aus der gesamten Branche vertreten:

Handelsverband Deutschland (HDE), Deutscher Bauernverband (DBV), Deutscher Raiffeisenverband (DRV), Bundesverband des Deutschen Lebensmittelhandels (BVLH), Bundesvereinigung der Erzeugerorganisationen Obst und Gemüse (BVEO), Handelsvereinigung für Marktwirtschaft (HFM), information.medien.agrar (i.m.a.), Vereinigung der Erzeugergemeinschaften für Vieh und Fleisch (VEZG), Wirtschaftswissenschaftliches Institut der Agrarwirtschaft (WWA), Zentralverband der Deutschen Geflügelwirtschaft (ZDG), Netzwerk Agrar, Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG), Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands (ISN), Deutscher Verband Tiernahrung (DTV), Milchindustrie-Verband (MIV) age, mbw


Schweine aktuell: Erfolgreicher Baulehrschautag Schwein

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Mitte März fand im Lehr- und Versuchszentrum (LVZ) Futterkamp, Blekendorf (Kreis Plön) ein gut besuchter Bau- und Energielehrschautag rund ums Thema Schwein statt. Knapp 80 Teilnehmer informierten sich über die nachträgliche Abdeckung von Güllebehältern, die Massenbilanzierung und den Einsatz verschiedener Waschroboter.

In der Ende 2021 verabschiedeten Technischen Anleitung zur Reinhaltung der Luft (TA Luft) ist für alle nach dem Bundes-Immissionsschutzgesetz (BImSchG) genehmigten Anlagen vorgeschrieben, Flüssigmist in geschlossenen Behältern mit Abdeckung aus geeigneter Folie, mit fester Abdeckung, mit Zeltdach oder gleichwertigen Maßnahmen zu lagern. So muss zu jedem Zeitpunkt ein Emissionsminderungsgrad von mindestens 85 % der Emissionen an Geruchsstoffen und Ammoniak nachgewiesen werden, bezogen auf das offene Behältnis ohne Abdeckung. Altanlagen müssen bis Dezember 2024 mit einer entsprechenden Maßnahme nachgerüstet werden.

200 Betriebe von Auflagen betroffen

Jens Christian Flenker, Berater im Fachbereich Bauen bei der Landwirtschaftskammer, wies gleich zu Beginn seines Vortrags darauf hin, dass jede Altanlage individuell zu betrachten und der Zeitraum für die Umsetzung sehr eng sei. In Schleswig-Holstein sind etwa 200 schweinehaltende Betriebe von der Auflage betroffen.

Berater Christian Flenker hielt den ersten Vortrag im Rahmen des Baulehrschautages.

Die Abdeckung durch eine natürliche Schwimmschicht oder mit Strohhäckseln verbietet sich durch die TA Luft. Auch die Abdeckung mit Granulaten als mineralische Schwimmkörper schätzt Flenker als eher ungeeignet ein, da sie nur für dünnflüssige Gülle geeignet ist (Auftrieb) und die Akzeptanz der Genehmigungsbehörden nicht immer gegeben sei. Der Referent sprach sich klar für Schwimmkörper, beispielsweise aus Kunststoff, oder Schwimmfolien aus. Die Folien sind eher für Gülle ohne Schwimmschicht geeignet, da ansonsten die Folienbefestigung und Güllehomogenisierung aufwendiger sein kann.

Regenwasser muss von der Folie abgepumpt werden, da sonst die Gefahr droht, dass diese in die Gülle einsinkt. Die Betriebskosten durch Regenwassereintrag können sich erhöhen.

Mit festen Abdeckungen wie Zelt- oder Kunststoffabdeckungen oder einer Betondecke kann eine Emissionsminderung von 90 % erreicht werden. Flenker gab allerdings zu bedenken, dass nicht jeder Behälter statisch für eine Nachrüstung mit einer festen Abdeckung geeignet ist. Dies muss vorher geprüft werden. Die festen Abdeckungen sind außerdem deutlich teurer als die künstlichen Schwimmdecken.

Was die TA Luft auferlegt

In der TA Luft sind nicht nur Regelungen zur Güllelagerung vorgeschrieben, sondern es werden auch Vorgaben zur Stickstoff (N)- und Phosphor (P)-reduzierten Fütterung und zur Dokumentation dieser gemacht.

Ina Stellwag, Produktionsberaterin für Schweinehaltung am LVZ Futterkamp, erläuterte, dass für BImschG-genehmigte Anlagen eine Ammoniakemissionsminderung von 20 % über die Fütterung vorgeschrieben ist. Diese kann über eine stark N- und P-reduzierte Fütterung erreicht werden. Für Mastschweine ist außerdem eine dreiphasige Fütterung vorgeschrieben. Die Einhaltung dieser Anforderungen muss über eine Massenbilanz dokumentiert werden. Die maximalen Nährstoffausscheidungen, die eingehalten werden müssen, sind dabei in der TA Luft festgelegt.

Beraterin Ina Stellwag moderierte die Veranstaltung und hielt einen Vortrag zur Massenbilanzierung.

Zur Dokumentation herangezogen werden unter anderem die verbrauchten Futtermengen, die Nährstoffgehalte im Futter, Tierzahlen und -leistung. Zur Ermittlung der Nährstoffausscheidung kann zum Beispiel der Bilanzierungsrechner der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft genutzt werden. Gleichwertige Nachweise, zum Beispiel Aufzeichnungen nach dem Düngerecht sind ebenfalls anzuerkennen.

Liegen die Leistungen des eigenen Betriebes oberhalb der auszuwählenden Werte im Stallbilanz-Rechner – hier sind beispielsweise Werte bis 28 abgesetzte Ferkel pro Sau und Jahr oder Tageszunahmen in der Mast bis 950 g angegeben –, ist es an der zuständigen Behörde, die Anforderungen an die Nährstoffausscheidung festzulegen.

In Schleswig-Holstein ist erstmalig bis zum 30. Juni 2026 für das Kalenderjahr 1. Januar bis 31. Dezember 2025 oder erstmals bis zum 31. Dezember 2025 für das Wirtschaftsjahr 1. Juli 2024 bis 30. Juni 2025 die Massenbilanzierung beim Landesamt für Umwelt vorzulegen.

Tolle praktische Vorführung

Im Rahmen des Bau- und Energielehrschautages hatten drei Firmen die Gelegenheit, Waschroboter zunächst in der Theorie und anschließend in der Praxis vorzustellen.

Christian Schulze Bremer stellte den Roboter Clean Buddy 4.0 der Firma BEG Schulze Bremer GmbH, Coesfeld (Nordrhein-Westfalen) vor. Programmierung und Anlernen des Roboters sind nicht nötig, er verfügt über eine automatische Buchtenvermessung und Hinderniserkennung. Vier Führungsräder sind am Roboter verbaut, Waschkopf und Düse können präzise gesteuert werden.

Christian Schulze Bremer stellte den Waschroboter Clean Buddy vor.
Bjørn Lund zeigte zusammen mit der GFS den ProCleaner.

In zwei Waschdurchgängen wird mit unterschiedlichen Winkeln gearbeitet, um möglichst viel Schmutz zu entfernen. So könne eine Zeitersparnis von bis zu 90 % erreicht werden. Nachgereinigt werden muss an den Stellen, die unzugänglich für den Roboter sind, und an der Decke. Dieser Roboter wäscht bis 1,30 m Höhe. Der Stall sollte vorher gut eingeweicht sein. Kostenlose Vorführungen sind über Firma Schulze Bremer möglich. Zudem kann der Roboter zwei Wochen lang im eigenen Betrieb getestet werden.

Bjørn Lund von der Firma Washpower A/S (Dänemark) stellte den ProCleaner X100 vor, der über die Genossenschaft zur Förderung der Schweinehaltung (GFS) vertrieben wird. Für Lund ist das automatische Waschen die Zukunft. Die Akzeptanz in Deutschland für dieses System müsse allerdings noch steigen. In Dänemark, wo der ProCleaner entwickelt wurde, seien sie bezüglich der Akzeptanz schon einen großen Schritt weiter. Der Roboter erledige 80 % der manuellen Arbeit mit einer uniformen Qualität.

Dieses Modell ist das einzige mit zwei Wascharmen. Die Arme sind statisch, sodass Stützen oder andere Hindernisse im Gang ein Problem darstellen können. Für schmale Gänge gibt es eine schmalere Version des Roboters. Die Düsengeschwindigkeit ist einstellbar, und es können passende Düsen zu allen vorhandenen Hochdruckreinigern geliefert werden.

20 Jahre Erfahrung mit Robotern

Manuel Halmans von MS Schippers, Kerken (Nordrhein-Westfalen), stellte den EvoCleaner vor, das Nachfolgermodell von CleverClean. Halmans wies darauf hin, dass die Firma Schippers damit schon mehr als 20 Jahre Erfahrung mit Waschrobotern habe. Das aktuelle Modell verfügt über einen Wascharm, der bis zu 4 m ausfahrbar ist und damit 6 m Waschlänge erreichen kann. Über ein Joystick-Lernsystem wird der Wäscher programmiert. Magnetstreifen und Halter werden im Stall montiert. Die Halter werden an der Buchtentrennwand angebracht, und der Roboter fährt an den Magnetstreifen entlang. Der Roboter ist batteriebetrieben und kann sowohl Gänge als auch Decken waschen. Der Wasserverbrauch liegt bei 15 bis 18 l/min. Die aktuelle Lieferzeit für den Roboter beträgt zwei Wochen. Bei Youtube ist ein top agrar Praxistest zum EvoCleaner abrufbar.

Manuel Halmans und Lara Oldsen präsentierten den EvoCleaner unter freiem Himmel. 

Im Anschluss ging es zu den Schweinestallungen des LVZ. Hier stellte Firma Schippers ihren Waschroboter vor dem Stall aus, die anderen beiden Roboter wuschen in den Stallungen ein Abteil in der Abferkelung beziehungsweise eines in der Ferkelaufzucht. Alle Besucher hatten die Gelegenheit, sich die Waschvorgänge über die Besucherbereiche anzusehen. Ein Praxistest aller drei Roboter im LVZ soll folgen.

Ernährungssicherheit in der EU hat oberste Priorität

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Die europäischen Agrarminister trafen sich am Montag und Dienstag im belgischen ­Limburg und Genk zum informellen Agrargipfel, um über Lebensmittel als strategischen Sektor für ­Europa zu sprechen. Die EU ist entschlossen, in wichtigen Politikbereichen eine ­offenere strategische Autonomie zu ­erreichen, so auch im Bereich der Ernährung, hieß es.

Vor dem Hintergrund der Unsicherheiten und geopolitischen Spannungen möchte die Europäische Union in strategisch wichtigen Politikbereichen unabhängiger agieren, war der Tenor beim informellen Agrarrat. Die Versorgung der EU mit pflanzlichen Proteinen sollte in der strategischen und politischen Diskussion eine stärkere Rolle spielen. Dafür hat sich der polnische EU-Agrarkommissar Janusz Wojciechowski auf der Abschlusskonferenz ausgesprochen. Nach seiner Ansicht muss das Thema vor allem im Hinblick auf die kommende Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) nach 2027 mehr ins Zentrum rücken.

Versorgungssicherheit wird intensiv diskutiert

Der Agrarkommissar ließ durchblicken, dass in der künftigen GAP neben der Proteinversorgung Themen wie Versorgungssicherheit, Stabilität, Nachhaltigkeit und Solidarität noch mehr im Mittelpunkt stehen sollten. Außerdem forderte er, den Erhalt von Gemischtbetrieben stärker zu fördern. Was die Landwirte nun nicht wollten, seien weitere Umwelt- und Klimaschutzauflagen.

Wojciechowski kündigte an, dass er noch während seiner Amtszeit seine Position über die künftige Agrarreform darlegen werde. Das Mandat der aktuellen EU-Kommission läuft bis Ende Oktober. Eine erneute Nominierung des polnischen PiS-Politikers gilt angesichts der Abwahl seiner Partei im vergangenen Dezember als ausgeschlossen.

EU-Agrarkommissar Janusz Wojciechowski bei einer Betriebsbesichtigung im belgischen Limburg im Rahmen des informellen Treffens der EU-Agrarminister und der -Kommission. Fotos: Imago

Der EU-Agrarratspräsident und amtierende belgische Landwirtschaftsminister David Clarinval forderte die Kommission auf, möglichst zeitnah eine wirksame Strategie über eine bessere Binnenversorgung der EU vorzustellen: „Es ist wichtig, eine Landwirtschaft zu gewährleisten, die im wahrsten Sinne des Wortes wettbewerbsfähig und nachhaltig ist, also produktiv und einträglich für die Landwirte.“ Die jüngsten geopolitischen Konflikte hätten gezeigt, wie wichtig es sei, ein hohes Maß an Ernährungssicherheit aufrechtzuerhalten.

Lebensmittel könnten als ein strategisches Interesse angesehen werden, wobei Proteine ein entscheidender Teil davon seien. Laut Wojciechowski werden derzeit 23 % des EU-Proteinbedarfs importiert. Bei den hochwertigen Proteinen habe die Gemeinschaft einen Einfuhrbedarf von 66 %, und bei Soja 90 %.

Um diese Ziele zu erreichen, so Clarnival, müsse die EU angesichts der großen Herausforderungen, vor denen die Landwirtschaft steht, Innovationen fördern. Ein möglicherweise weiterführendes Instrument sieht der Brüsseler Minister in den neuen genomischen Züchtungstechniken (NGT).

Spaniens Agrarminister Luis Planas verlangte ebenso, dass sich der Rat auf eine gemeinsame Linie verständigen müsse. Der deutsche Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) begrüßte die Diskussion. Der deutsche Ressortchef betonte, dass eine Erweiterung der EU mit der Ukraine die strategische Eiweißautonomie der Gemeinschaft deutlich stärken würde.

Ernährungssicherheit als oberste Priorität

Dass die EU-Staats- und Regierungschefs voraussichtlich die Ernährungssicherheit in den Mittelpunkt der EU-Agrarpolitik für die nächsten fünf Jahre stellen wollen, geht aus einem Entwurf der strategischen Agenda der EU hervor, berichtete der Brüsseler Nachrichtendienst Euractiv unter Berufung auf den Bericht, der dem Magazin vorliege. Das Programm legt Europas Prioritäten für die Amtszeit 2024 bis 2029 fest, gibt den EU-Institutionen eine Richtung vor und solle von den 27 Staats- und Regierungschefs beim Europäischen Rat im Juni angenommen, hieß es weiter. Das interne Dokument, das Ende März verfasst wurde, hebe die Ernährungssicherheit als Schlüsselpriorität hervor, obwohl das Thema in den vergangenen Jahren auf EU-Gipfeln kaum diskutiert worden sei. Der zweiseitige Text erwähne nicht explizit die Nachhaltigkeit des Agrarsektors oder den Umweltschutz, obwohl er die „Vorbereitung auf die neuen Realitäten, die sich aus dem Klimawandel ergeben“, als prioritär einstufe, heißt es. Damit würde dieser erste Entwurf zur Ernährungssicherheit eine Abkehr von den Prioritäten für 2019 markieren, die „die Förderung einer nachhaltigen Landwirtschaft“ und „die Aufforderung an alle EU-Länder, ihre Klimaschutzmaßnahmen voranzutreiben und zu verstärken“ beinhalteten.

Verbesserung der Nachhaltigkeit

Als Reaktion auf die weit verbreiteten Bauernproteste in der gesamten EU hat die Europäische Kommission in den vergangenen Monaten bereits einige ihrer Pläne zur Verbesserung der Nachhaltigkeit des Agrarsektors verschoben oder zurückgezogen.

Faustine Bas-Defossez, Direktorin für Gesundheit, Natur und Umwelt beim Europäischen Umweltbüro (EEB), reagierte laut Euractiv bereits auf den Entwurf und bezeichnete das Fehlen einer nachhaltigen Landwirtschaft in der durchgesickerten Agenda 2024 als „zutiefst beunruhigend“. Indem sie der „Ernährungssicherheit Vorrang vor der Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft geben, ignorieren die EU-Staats- und Regierungschefs die Realität, dass Klimawandel und Naturkatastrophen die größten Bedrohungen für unsere Ernährungssicherheit darstellen“, warnte sie. age, mbw

Handelsvorteile haben weiter Bestand

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Der Handelsausschuss des EU-­Parlaments hat grünes Licht für die Verlängerung der Handelsliberalisierung mit der Ukraine bis 2025 gegeben. Der Trilog aus EU-Kommission, Rat und EU-­Parlament hat sich auf die Verlängerung der autonomen Handelsmaßnahmen für die Ukraine geeinigt. Es wurden auch Einfuhrbeschränkungen beschlossen. So soll es eine „Notbremse“ für Zucker, Geflügelfleisch, Eier, Mais, Hafer, Getreidegrütze und Honig geben. Der Referenzzeitraum schließt nun das Vorkriegsniveau stärker mit ein.

Mit 26 Stimmen dafür, acht Gegenstimmen und keiner Enthaltung billigte der internationale Handelsausschuss (INTA) die am Montag in den Verhandlungen mit den Mitgliedsstaaten erzielte vorläufige Vereinbarung, die die Handelsvorteile für die Ukraine bis Juni 2025 verlängert.

Die sogenannten Autonomen Handelsmaßnahmen (ATM), die erstmals 2022 nach dem russischen Einmarsch eingeführt wurden und im Juni auslaufen, sollen die ukrainischen Agrarexporte in die EU erleichtern, indem alle verbleibenden Zölle abgeschafft und sämtliche Handelshemmnisse beseitigt werden. Der ukrainische Handelsminister erklärte zur Verlängerung, dies sei der Schlüssel zum Erhalt der ukrainischen Wirtschaft.

Der vom Ausschuss gebilligte Kompromiss sieht verstärkte Schutzmaßnahmen gegen Marktverzerrungen vor, einschließlich einer Notbremse für den Fall, dass die Einfuhrmengen „sensibler“ Produkte – Geflügel, Eier, Zucker, Hafer, Mais, Getreide und Honig – die durchschnittlichen Einfuhrmengen aus der zweiten Hälfte des Jahres 2021 sowie aus den Jahren 2022 und 2023 übersteigen.

Damit die vorläufige Einigung über die autonomen Handelsmaßnahmen formalisiert werden kann, muss das Plenum auf einer Sitzung vom 22. bis 25. April, der letzten des laufenden Mandats, noch endgültig grünes Licht geben. Der Rat der EU muss dann noch abschließend zustimmen.

Unterdessen blieb die Einigung über die autonomen Handelsmaßnahmen hinter den Erwartungen der europäischen Landwirtschaftsverbände COPA und COGECA zurück, die den Ausschluss von Weizen und Gerste als unhaltbar für den Sektor bezeichneten. „Wir sind enttäuscht, wir haben mehr erwartet“, sagte COPA-Präsidentin Christiane Lambert gegenüber dem Nachrichtendienst Euractiv und fügte hinzu, dass die Einbeziehung der Hälfte des Jahres 2021 nur ein halber Schritt nach vorn sei.

Einer von Polen und Frankreich angeführten Sperrminorität gelang es, das zweite Halbjahr 2021, vor dem russischen Einmarsch, als die EU-Importe aus der Ukraine deutlich geringer waren, in den Referenzzeitraum für die Auslösung von Schutzmaßnahmen aufzunehmen.

Ähnlich äußerte sich der französische Landwirtschaftsminister Marc Fesneau beim Treffen der Landwirtschaftsminister in Genk am Dienstag. Er nannte den Kompromiss unzureichend und forderte die Kommission auf, ihre Bemühungen zur Regulierung des Getreidemarktes zu verstärken. age, mbw

Die „Blaue Göttin“ von Barkelsby wird 50

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Im Sommer feiert Thorsten Belvedere mit seiner Frau Petra Bendixen aus Barkelsby ein besonderes Jubiläum: Ihr Citroën DS hat dann 50 Jahre auf den Achsen – und wird seit zehn Jahren vermietet.

Was für viele Besitzerinnen und Besitzer von Oldtimern undenkbar wäre, ist für das Paar mittlerweile eine Selbstverständlichkeit. Bereits beim Kauf der französischen Design-Ikone im Jahr 2014 planten sie ein Vermietungsangebot für die 1974 gebaute Limousine. In Kiel stieß Thorsten Belvedere damals auf die Citroën DS in der Farbe Delta Bleu Metallic und einer roten Polsterung. Den Wagen gab es in der Ausstattungsvariante D Super 5, die Ziffer weist auf die Fünfgangschaltung hin – bereits damals war die Einsparung von Benzin Thema beim Hersteller.

Einspeichen-Lenkrad mit Fünfgang-Handschaltung, vor 50 Jahren war das modern.
Foto: Sven Tietgen

Nach dem Kauf arbeitete der Radio- und Fernsehtechnikermeister den Wagen auf und absolvierte dafür auch eine Fortbildung zur „Fachkraft für die Aufarbeitung und Restaurierung historischer Fahrzeuge“ bei der Handwerkskammer Cottbus. „Vieles an Technik habe ich mir aber auch selbst beigebracht“, erzählt der 56-jährige Barkelsbyer. Ein Fan der Citroën-D-Serie, die zwischen 1955 und 1975 in einer Auflage von knapp 1,5 Millionen Fahrzeugen gebaut wurde, ist Thorsten Belvedere schon lange. „Schuld“ am Kauf der „Göttin“, wie sie wegen der französischen Aussprache der beiden Buchstaben DS als „déesse“ – die Göttin – auch genannt wird, ist Petra Bendixen. Die selbstständige Bauingenieurin schenkte ihrem Liebsten einen Gutschein für die Ausleihe eines solchen Oldtimers in Berlin. Der Beschenkte schwärmt noch heute von dem Erlebnis: „Wir waren in einer goldenen DS mit braunen Ledersitzen in der Märkischen Schweiz unterwegs, das war ein wunderbarer Tag!“

Gleich nach dem Ausflug wurde der Plan für Kauf und Verleih einer Citroën DS gefasst. Seit fast zehn Jahren bietet das Paar die „Blaue Göttin“ zur Vermietung an. Bei den ersten Kunden war ihm schon etwas bange, erinnert sich der Besitzer. „Aber ich fand es zu schade, den Wagen allein in der Garage zu lassen. Ich wollte meine Begeisterung über diese Fahrzeuge und ihre Technik gerne teilen“, erklärt der Selbstständige mit einem Reparaturbetrieb für Kaffeevollautomaten. Als großartige Erfindung gilt für ihn besonders die Hydropneumatik. Dieses mit einer Hydraulikflüssigkeit betriebene Dämpfungs- und Federungssystem wurde bei Citroën statt mechanischer Federn und Stoßdämpfer verbaut. Deshalb heißt es nach dem Anlassen des Wagens, zunächst etwas zu warten – bis die Karosserie der DS auf Fahrtniveau angestiegen ist.

Unter der Motorhaube steckt neben dem Reserverad auch der Behälter für die hydropneumatische Flüssigkeit.
Foto: Sven Tietgen

Bei der Einweisung verbindet Belvedere die kurze Wartezeit mit einem Hinweis auf den Gründer der Automarke, André ­Citroën. „Ich sage den Kunden in diesen Momenten immer: So, jetzt legen wir die André-Citroën-Gedenkminute ein.“ Überwiegend ältere Semester leihen sich die „Blaue Göttin“ für eine Tagestour aus, bei Bedarf bietet sich Thorsten Belvedere auch als Chauffeur an. Wenn die Kunden selbst in früheren Jahren eine DS gefahren haben, erlebt er auch emotionale Momente. „Da setzen sich dann gestandene Männer in die Polsterung, greifen in das Einspeichen-Lenkrad und haben Tränen in den Augen.“ Der bald 50 Jahre alte Citroën ist mittlerweile auch zum TV-Star aufgestiegen: Er wurde nicht nur für zwei Großstadtrevier-Folgen gebucht – und nicht nur das!

Auf Mallorca wird die DS in der Vox-Fernsehsendung First Dates-Hotel eingesetzt.
Foto: privat

In der Kennenlern-Show „First Dates-Hotel“ des Senders Vox ist die „Blaue Göttin“ mittlerweile Stammgast. In verschiedenen Folgen kurvt der betagte Vierzylinder mit 104 PS über die Straßen Mallorcas. Die bereits erschienenen Folgen sind in der Mediathek abrufbar. Im September stehen erneut Drehtage auf Mallorca an. Wie bei den ersten Dreharbeiten fahren Thorsten Belvedere und Petra Bendixen ihren Liebling selbst nach Barcelona und setzen dort mit der Fähre auf die Mittelmehrinsel über. Für die Drehtage geben sie den Oldtimer vertrauensvoll ab und bleiben entspannt – denn ein richtiges Malheur ist bei rund 300 Ausleihvorgängen bislang nicht passiert.

Ab sofort kann in Barkelsby auch eine Ente ausgeliehen werden.
Foto: privat

Wegen der guten Verleiherfahrungen wird das Programm erweitert. Ab sofort kann auch eine „Ente“ gebucht werden – die Citroën 2 CV 6 Club mit aufrollbarem Dach lief 1989 vom Band. Die Ente stand über viele Jahre in einer Tiefgarage und befand sich in einem ausgezeichneten Erhaltungszustand, als Thorsten Belvedere den Wagen kaufte. Über eine Kooperation wird in Kürze auch ein Mercedes Cabrio erlebbar sein. Der 280 SL Pagode der Baureihe W 113 aus dem Baujahr 1970 verfügt über einen Sechszylinder-Motor mit beeindruckenden 170 PS.
„Dem Eigentümer geht es wie mir, das Cabrio soll nicht allein in einer Garage verstauben“, erklärt Thorsten Belvedere. Weitere Informationen unter Tel.: 0 43 51-8 80 55 90 sowie im Internet: blaue-goettin.de

Citroën DS, Baujahr 1974, Ausstattungsvariante D Super 5, Delta Bleu metallic
Foto: privat
Im Glasgehäuse mit den mitlenkenden Scheinwerfern ist Platz genug für eine Modellversion der DS.
Foto: Sven Tietgen
Bereits in den 1950er-Jahren waren die im Dach integrierten Blinker ein Hingucker.
Foto: Sven Tietgen
Thorsten Belvedere bietet sich auch als Chauffeur für Hochzeiten oder andere Events an.
Foto: Sven Tietgen