Mit reduzierten Ausbringmengen kann man seinen Geldbeutel und die Umwelt schonen. Über alle Spritzsysteme hinweg ist ein Trend unübersehbar: Die Auslastung der Spritze kann und muss noch gesteigert werden. Hierbei stellen elektronische Hilfsmittel einen entscheidenden Faktor dar.
Dies fängt schon bei entsprechenden Diagnose- beziehungsweise Prognosemodellen an. Denn zuerst muss man natürlich wissen, wie die Situation im Feld ist. In der jüngeren Vergangenheit war der Wunsch nach Lösungen in Echtzeit die Vorgabe. Es soll also alles während einer Überfahrt gelöst werden. Doch auch hier gibt es Ansätze, die Erstellung der Applikationskarten im Vorfeld durch Multikopter oder Drohnen zu generieren. Der große Vorteil liegt darin, dass bei solchen Systemen die exakte Behandlungsfläche berechnet werden kann. So wird im Nachgang nur so viel Spritzbrühe bereitgestellt, wie unbedingt nötig ist, und somit entstehen auch keine Restmengen, die sonst oft schwierig zu entsorgen sind.
Zudem können bei der Drohnentechnik aufwendigere und exaktere Sensoren in der Erkennung eingesetzt werden, da hier eben nur ein Sensor benötigt wird. Möchte man bei der Spritze die gesamte Gestängebreite abdecken, bräuchte es viel mehr Sensoren, die selbstverständlich ihren Preis haben. So können sich unterschiedliche Techniken optimal ergänzen, um einen noch exakteren Pflanzenschutz zu erzielen. Systeme wie der Smartsprayer bedienen diese Anforderungen und sind aktuell schon in der Felderprobung. Auch spezielle Geräte wie der Smartsprayer ARA, der ursprünglich aus dem Gemüsebau kommt, bieten der Praxis ganz neue Möglichkeiten im Bereich der Bandbehandlung beziehungsweise der punktuellen Behandlung (Spot-Spraying) bei maximalem Einsparpotenzial von Pflanzenschutzmitteln.
Aber bei aller elektronischen Unterstützung und einer Vielzahl von einzelnen Modulen werden immer häufiger Bedienerfreundlichkeit und Gesamtlösungen aus der Praxis nachgefragt. Daher ist es auch nicht verwunderlich, dass herstellerübergreifende offene Lösungen benötigt werden, die ein intuitives Entscheidungsunterstützungssystem zur zielorientierten, termingerechten und präzisen Applikation von Pflanzenschutzmitteln umsetzen. Besonders die Unterstützung im Bereich der legalen Anwendung von Pflanzenschutzmitteln bis hin zur Dokumentation bietet hier den größten Praktikernutzen.
Welche Düse ist die beste?
Im Bereich der Düsen kann der Landwirt schon seit geraumer Zeit auf ein nahezu unerschöpfliches Angebot zurückgreifen. Das fängt bei elektrisch beziehungsweise pneumatisch schaltbaren Düsenhaltern an, reicht über diverse Variationen der Injektorflachstrahl- und Injektordoppelflachstrahldüsen mit entsprechenden abdriftmindernden Eigenschaften bis hin zu speziellen Flüssigdüngerdüsen, die den Flüssigdünger so exakt und auch teilflächenspezifisch wie kein zweites Gerät ausbringen können.
Aufpassen sollte man jedoch weiterhin, dass man nicht nur in Sachen Abdriftreduzierung optimiert und die biologische Wirkung dabei vergisst. Dies ist vor allem auch zu beachten, wenn man an die immer stärker reduzierten Wassermengen oder die steigenden Fahrgeschwindigkeiten denkt. Hauptziel sollte jedoch sein, die Anwendungsqualität durch eine ausreichende Benetzung und bei Bedarf mit einer ausreichenden Bestandsdurchdringung abzusichern.
Des Weiteren bieten Systeme wie Dropleg zum Beispiel im Raps die Möglichkeit, einen bienenschonenden Pflanzenschutz zu betreiben. Im Bereich der pulsweitenmodulierten Düse zeigt sich, dass manchmal auch die Technik noch ein wenig reifen muss – spricht man über dieses Thema doch schon sehr lange. Nun tauchen Systeme auf, die mit Frequenzen von 20 bis 100 Hz zuverlässig arbeiten und diverse Möglichkeiten wahr werden lassen. Neben Kurvenkompensationen, Spot-Spraying, Variierung von Aufwandmengen innerhalb des Gestänges, ohne die Tropfengröße zu ändern, und so weiter zeigen diese Systeme ein enorm großes Potenzial, um den stetig steigenden Anforderungen und Auflagen in der Praxis gerecht zu werden.
In der Reihe spritzen, dazwischen hacken
Besonders durch das Thema Reduktion von Pflanzenschutzmitteln haben Bandspritzen eine Renaissance erlebt. Deshalb geht es vielleicht lediglich darum, das verloren gegangene Wissen darüber wiederzubeleben, um es mit der aktuellen Technik neu zu beleuchten. Heute tauchen Fragen bezüglich Schlagkraft, Wirksamkeit, Resistenzmanagement et cetera auf. Früher wurden die Hackgeräte mit einer Bandspritzeinrichtung durch eine Person auf der Hacke manuell nachgesteuert, da es nicht immer geradeaus ging.
Ein weiterer Aspekt bei dieser Kombination ist das eigentliche Optimum des Einsatzes. Sollte es zum Hacken eher trocken sein, so sind doch die besten Bekämpfungserfolge im chemischen Pflanzenschutz unter feuchten Verhältnissen zu erreichen. Jedoch sind bei einem solchen System die Probleme der Technik nicht so offensichtlich, das heißt meist passt die Arbeitsbreite der Drille zur Hacke und zur Bandspritze. Möchte man dies umgehen, zieht man das System auseinander und arbeitet nun mit einer klassischen Feldspritze mit Bandspritzeinrichtung und einer separaten Hacke. So kann man leichter das jeweilige klimatische Optimum treffen. Zu beachten ist hierbei die optimale Gestängeführung, die eine Grundvoraussetzung für einen erfolgreichen Einsatz darstellt.
Des Weiteren tauchen Probleme auf, wenn zum Beispiel mit einer 3-m-Drille ausgesät wird und es dann gilt, mit einer 27-m-Spritze die Reihen exakt zu treffen. Denn hier haben wir neun Anschläge der Sämaschine, und wenn jedes Mal eine Ungenauigkeit von 2 cm vorliegt, wird es schnell schwierig, exakt die Kulturpflanze zu treffen. Hier sind dem rechnerischen Einsparpotenzial Grenzen gesetzt.
Ein Beispiel: Bei der Zuckerrübe ist es sinnvoll, das Band, das chemisch behandelt wird, nicht unter 20 cm Breite zu wählen, um noch Sicherheitsbereiche im Band zu behalten. Auch wenn dann nicht die maximale Einsparung erreicht wird, zählt am Ende immer noch die Wirkung.
Probleme am Hang und am Vorgewende
Ein weiteres Problem taucht auf dem Vorgewende und im hängigen Gelände auf. Denn hier ist es ungleich schwieriger, wenn nicht sogar unmöglich, die Bandapplikation so genau zu platzieren (die Reihe zu treffen), dass man auch eine gute Wirkung erzielt. Eine Alternative wäre, in der Ebene auf der Geraden die Bandapplikation durchzuführen und am Vorgewende eine Flächenbehandlung. Dann wäre die Biologie gesichert und immer noch ein Einsparpotenzial vorhanden. Für Hangflächen gibt es außerdem zum Beispiel das RSD-System aus dem Hause Dammann, das einem kameragesteuerten Verschieberahmen gleichkommt.
Zusätzlich könnte man die Anbausysteme überdenken, zum Beispiel im Rübenanbau. Muss die Zuckerrübe immer auf 45 cm Reihenabstand angebaut werden, oder wären vielleicht auch 50 cm möglich? Es wäre eine enorme technische Vereinfachung. Bei einem Düsenabstand von 25 cm an der Pflanzenschutzspritze lassen sich dann nahezu alle Systeme (50 cm bei Zuckerrüben oder 75 cm bei Kartoffeln und Mais) abbilden. Die Akzeptanz in der Praxis könnte auf diese Weise zunehmen.
Beides: Flächen- und Bandbehandlung
Man könnte die Unkrautbekämpfung bei Zuckerrüben auch anders mit der Bandbehandlung kombinieren. Mit einer Kombination aus Flächenbehandlung (erste Nachauflaufbehandlung Keimblatt (NAK)), Bandbehandlung (2. NAK) und Hacken in der Zwischenreihe (3. NAK) könnte der Bestand vielleicht auch geführt werden. Insgesamt käme das einer 50%igen Reduktion im Vergleich zu drei chemischen NAK flächig gleich.
Auch die Witterung ist zu beachten, denn wenn es mal wieder ein feuchtes Jahr gibt, werden die Einsparpotenziale nahezu null sein, wohingegen in trockenen Jahren der Einsatz der Hacke vermehrt zu Einsparungen führt. Eine Einsparung pauschal über alle Jahre von x % wird es nicht geben können. Denn die Integrierten Systeme kommen in aller Regel nicht an die biologische Wirkung eines rein chemischen Pflanzenschutzes heran. Daher muss man die maximale Einsparung immer an den Erfolg der Bekämpfung koppeln, damit man nicht in eine Falle der Resistenzbildung hineinläuft. Der Landwirt sollte außerdem die Bodenbrüter nicht vergessen, denn die finden es in aller Regel nicht so nett, wenn die Hacke kommt.
Bei Insektiziden und Fungiziden ist in den klassischen Hackfrüchten sicherzustellen, dass man die Reihe exakt trifft. In Getreide ist es schwierig, Einsparungen rein über die technische Ausstattung zu erreichen. Es gibt die Möglichkeit, über Schadschwellen, Gelbschalen et cetera die notwendige Anzahl an Behandlungen zu verringern und keine pauschalen Sicherheitsfahrten durchzuführen. Mit einer Einzeldüsenschaltung kann der Bereich, der doppelt behandelt wird, drastisch reduziert werden, was am Ende eine Einsparung von Pflanzenschutzmittel bedeutet.
Auch darf der Aspekt des Dieselverbrauches nicht ganz außen vor gelassen werden, denn jede zusätzliche Überfahrt kostet neben Zeit auch Kraftstoff. Unter Umständen spielt im hängigen Gelände Erosion eine größere Rolle, wenn der Boden bearbeitet wird. Hier gibt es dann Möglichkeiten, über Querdämme diesen Effekt abzumildern.
Insgesamt bietet die altbewährte Kombination aus Hacke und Bandspritze ein großes Einsparpotenzial. Durch die verbesserte Technik kann das Gesamtsystem auch in größeren Flächenstrukturen zum Einsatz kommen. Aber auch hier, wie in vielen anderen Bereichen, muss der Betriebsleiter genau wissen, was er tut. Denn nur dann kann ein guter biologischer Erfolg bei maximaler Einsparung an Pflanzenschutzmitteln gewährleistet werden.
Alle Techniken haben am Ende des Tages dasselbe Ziel: nur so viel Pflanzenschutzmittel so exakt wie möglich auszubringen, um flächendeckend den Integrierten Pflanzenschutz in der Praxis umzusetzen.
Fazit
Gute Prognosemodelle senken den Pflanzenschutzmittelaufwand und machen den Pflanzenbau nachhaltiger. Mit Applikationskarten (zum Beispiel per Drohne) kann im Vorfeld der Spritzmittelrest minimiert werden. Bei der Unkrautbekämpfung ist vor allem in Reihenkulturen Hacken plus Bandspritzung eine Option, um den Mittelaufwand zu minimieren.
Hier geht es zu Teil 1 „Alte Spritzen lassen sich nachrüsten“.