Unter dem Motto „Unser Herz schlägt grün“ präsentierten mehr als 1.400 Aussteller aus 43 Nationen einem Fachpublikum aus aller Welt ihre Neuheiten auf der Internationalen Pflanzenmesse (IPM). Der Fokus der zum 40. Mal in Essen stattfindenden Messe lag auf Zukunftsthemen des Gartenbaus. Neben klimaresilienten und insektenfreundlichen Pflanzen gehörten auch die Torfreduktion in Substraten und der schonende Einsatz von Ressourcen, insbesondere von Wasser, zu den inhaltlichen Schwerpunkten. Im Folgenden werden ein paar Schlaglichter auf interessante Trends im Hobbygärtnerbereich geworfen.
Zahlreiche experimentierfreudige Leser und Hobbyköche werden ab dem Frühjahr die Gärtnereien durchstreifen und auf der Suche nach neuen Aromen und außergewöhnlichen essbaren Pflanzen sein. Die Messe in Essen zeigte, was bald auch in norddeutschen Geschäften stehen wird.
Meerfenchel und Cannabis-Zuckerstrauch
Etwas ganz Verzwicktes ist zum Beispiel der Cannabis-Zuckerstrauch. Seine Blätter sind die entscheidenden Pflanzenteile. Sie schmecken zuckersüß, ähnlich wie Stevia, und sehen original aus wie ein Cannabisblatt. Die Blätter werden zum Süßen verwendet und können zu einem wohltuenden Tee aufgebrüht werden. Früchte bildet die Pflanze leider nicht, obwohl sie botanisch zu den Himbeeren zählt. Der Meerfenchel soll ein einzigartiges, salziges Fenchelaroma haben und erinnert an eingelegte Kapern – ein völlig neues Geschmackserlebnis.
Gesundes Naschen boomt
Essbare Pflanzen stehen nach wie vor hoch im Kurs. Gemüse und Kräuter, die zuverlässig wachsen und dabei einen schmackhaften Ertrag bringen, sind weiterhin sehr beliebt bei den Hobbygärtnern. Der Trend zur Selbstversorgung ist ungebrochen, solange die Pflanzen geschmackvoll und aromatisch sind. Unter den Neuzüchtungen gibt es zum Beispiel eine robuste Strauchtomate aus der Serie Open Sky namens ‚Schlingel Max’. Sie ist gegen die gefürchtete Krautfäule tolerant und kann deshalb ohne Schutz im Garten oder im Topf kultiviert werden. Noch nicht einmal ein Ausgeizen als Kulturmaßnahme ist nötig. Auch bei den Kartoffeln gibt es inzwischen Züchtungen, die eine vollständige Resistenz gegen Kraut- und Knollenfäule haben. Als Sorte sei hier ‚Revoluzzer Ying Yang’ genannt.
Floristik vom Feinsten
Inspiration für kreatives Floraldesign bot das Areal des Fachverbandes deutscher Floristen. Die Ergebnisse diverser Wettbewerbe waren zu bewundern. Norddeutsche Blumenläden konnten sich viele neue Anregungen holen, die in diesem Jahr zwischen den Meeren umgesetzt werden können und sicherlich die Kunden begeistern.
Megathema Nachhaltigkeit
Da immer mehr Hobbygärtner bei ihren Kaufentscheidungen auf nachhaltige Kriterien achten und zusätzlich auch vom Gesetzgeber entsprechende Vorgaben einzuhalten sind, zog sich die Nachhaltigkeit im Gartenbau der Zukunft wie ein roter Faden durch die riesigen Messehallen. Bei den Ausstellern konnten die verschiedenen Facetten des an sich abstrakten Begriffes Nachhaltigkeit direkt an den vorgestellten Produktinnovationen studiert werden. Hierzu ein paar Beispiele: Pflanzen wurden mit Etiketten versehen, auf denen zu lesen war, dass die Energie für ihre Produktion aus Nachwachsenden Rohstoffen stammt. Oder es wurden trockenheitsresistente Pflanzen angeboten, die weniger der begrenzten Ressource Wasser benötigen und zusätzlich gleich in einen sich selbst zersetzenden Topf gepflanzt waren. Um den ökologischen Fußabdruck in der Floristik zu reduzieren, wurden auch elegant aussehende, luxuriöse Verpackungen für Blumen vorgestellt. Sie bestehen aus Recylingmaterial, das zudem im Material reduziert ist und wiederverwertet werden kann.
Schaufenster der Neuheiten
Neuheiten im Sinne der Ausstellungsordnung sind Neuzüchtungen und neue, bisher nicht bekannte Wild- und Wuchsformen, die auf keiner anderen deutschen Messe ausgestellt wurden. Die Mangave ‚Betende Hände’ fiel besonders ins Auge und bekam einen Sonderpreis der Jury. Diese Mangave ist eine noch sehr junge Gattungskreuzung aus Manfreda und Agave. Sie ist klimatolerant, hat ein wunderbares Laub mit interessanter Zeichnung und einen ungewöhnlichen Wuchs. Eine neue Form, schick, modern und pflegeleicht. Sie ist die perfekte Ergänzung für die exotische Terrasse.
Substrate und Bodenhilfsstoffe
Substrate sind die Grundlage für gutes Wachstum. Hobbygärtner können 2024 aus einer noch größeren Vielzahl von Produkten wählen. Die Substrathersteller zeigten auf der Messe ihre Produktinnovationen. Bei aller Verschiedenheit der gezeigten Substrate ist ihnen gemeinsam, dass viele torffrei und biologisch sind. Auf den Säcken steht auch manchmal, wie viel im Vergleich zu einem torfhaltigen Standardprodukt die Gärtner mit dem Produkt an CO2 einsparen können. Werte bis 70 % werden dann angegeben. Die gezeigten Substrate sind oft auch so optimiert, dass die Wasserhaltekraft erhöht ist. Dies ist besonders an heißen Sommertagen wichtig, damit die Garten-Fans viel Freude an ihren grünen Schützlingen haben und nicht ständig gießen müssen.
Bodenhilfsstoffe sind solo im Gartencenter erhältlich oder schon ins Substrat eingemischt. Insbesondere torfreduzierte Substrate profitieren von der enormen Wasserspeicherfähigkeit von zum Beispiel natürlichem Vulkangestein. Es kann besonders viel Wasser aufnehmen und dieses dann bedarfsgerecht an die Pflanze abgeben. Eine interessante sogenannte 3-D-Wasserspeichertechnologie für einen verantwortungsvollen und nachhaltigen Umgang mit der kostbaren Ressource Wasser wurde an einem anderen Stand vorgestellt. Es handelt sich um einen bis zu fünf Monate wirksamen Bodenhilfsstoff auf Basis einer patentierten, multiverzweigten Molekültechnik. Er kann flüssig oder als Granulat, bei Neupflanzungen oder im Bestand angewendet werden. Das zu 100 % biologisch abbaubare Produkt sorgt für ein schnelleres Eindringen des Wassers und eine signifikant erhöhte Verbesserung der Speicherkapazität von pflanzenverfügbarem Wasser im Boden.
Pflegeleicht und bienenfreundlich
Pflegeleichtigkeit und Bienenfreundlichkeit sind Ansprüche, die die Kunden immer stärker in der Baumschule oder dem Gartencenter nachfragen. Pflanzen sollen robust sein und, wenn möglich, dem fortschreitenden Artensterben vorbeugen. So waren an vielen Messeständen Pflanzen beziehungsweise Produkte zu sehen, die den Konsumenten plakativ bewusst machen, dass sie mit lebendigem Grün ihren persönlichen Beitrag zum Klima- und Naturschutz leisten können und fertige Lösungen angeboten bekommen.
Immer mehr Digitalisierung und Smart Gardening
Parallel zur Annäherung an naturnahe Gärten schreitet der Trend zur Digitalisierung im eigenen Garten voran. Dazu gehören Smart-Gardening-Lösungen. Besonders beliebt sind dabei automatische Bewässerungen mit Zeitschaltuhr. Zukünftig wird es auch immer mehr Apps geben, die genau anzeigen, wann eine Pflanze welche Pflegeschritte benötigt.