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Landesringreiten in Wittbek

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Wenn sich mehr als 250 Reiter mit Lanzen oder Stechern treffen, geht es heutzutage zum Glück nicht um eine Schlacht. Vielmehr wird dann wahrscheinlich gerade ein Wettbewerb ausgetragen, bei dem an unterschiedlichen Orten in Schleswig-Holstein das Kulturerbe Ringreiten gelebt und präsentiert wird. Das Landesringreiten findet nur alle vier Jahre statt. Wegen der Pandemie gab es diesmal eine fünfjährige Pause, bevor sich die Ringreiter aus ganz Schleswig-Holstein in Wittbek im Kreis Nordfriesland trafen.

„Mir geht es um den Umgang mit dem Pferd und um die Kameradschaft“, erzählt Claus Röhe über seine Leidenschaft für das Ringreiten. Mit 18 Jahren, damals noch in Oldersbek ansässig, begann er mit diesem Sport. Inzwischen ist der heutige Mildstedter, Kreis Nordfriesland, seit 50 Jahren dabei. Doch in diesem Jahr war er zu beschäftigt, um selbst mitzumachen, denn er gehörte zum Veranstalterteam des Landesringreitens.

Die Vorbereitungen laufen zwar schon seit einem Jahr, aber wenn knapp 264 Reiter mit ihren Pferden anreisen, um auf 28 Bahnen ihre Wettkämpfe auszutragen, dann muss das gut koordiniert werden. Ein Treffen der Ringreiter in dieser Größe gibt es sonst nur noch in Dänemark. Dort, bei Sonderburg, sind es sogar noch mehr Teilnehmer. In Schleswig-Holstein wird hauptsächlich an der Westküste Ringreiten veranstaltet, vereinzelt auch im Landesinneren. Einzelne Veranstaltungen gibt es auch in den Niederlanden, in Niedersachsen und in Mecklenburg-Vorpommern. „Aber weiter nach unten geht es nicht“, weiß Röhe.

Immaterielles Kulturerbe

Hier in Schleswig-Holstein gibt es das Landesringreiten seit 60 Jahren. Röhe ist seit 30 Jahren dabei und hilft mit. Die Veranstaltung wurde im Laufe der Jahre an den unterschiedlichsten Orten durchgeführt, sogar schon auf Sylt. Röhe ist auch im Vorstand des Landesringreiterbundes und war gemeinsam mit seiner Kollegin Maike Buchholz aus Ostenfeld, Kreis Nordfriesland, maßgeblich daran beteiligt, dass das Ringreiten 2021 zum immateriellen Kulturerbe ernannt wurde. Die Idee kam von ihrem verstorbenen Mann Horst Buchholz.

Die beiden hatten die aufwendige Bewerbung mit großem Engagement vorbereitet. „Die Recherchearbeit hat zwei Jahre gedauert, da im Antrag sehr detaillierte Ausführungen gefordert sind“, berichtet Röhe. Unter der Überschrift „immaterielles Kulturerbe“ sammelt die Unesco mündliche Überlieferungen, Bräuche und Feste, darstellende Künste, Wissen und traditionelle handwerkliche Fertigkeiten. Die Expertenkommission begründete die Aufnahme unter anderem damit, dass das Ringreiten an der Westküste eine identitätsstiftende Wirkung habe und in der lokalen Bevölkerung sowie in den Reitvereinen tief verankert sei.

Das zeigte sich auch in der regen Beteiligung am diesjährigen Landesringreiten. Es nahmen Viererteams aus 66 Vereinen teil. Gestartet wurde ohne Alterskategorien, wobei das Mindestalter 16 Jahre betrug. „Der älteste Teilnehmer war 80 Jahre alt“, berichtet Claus Röhe. Jeder Reiter durfte 30 Mal sein Glück versuchen, also durch den Galli reiten – das sind die zwei Pfosten mit dem Tau in der Mitte und dem Magneten daran – und dabei den Ring stechen. Neben den Teilnehmern wurden noch Aufschreiber, Richter, Ringaufhalter und Ringsammler benötigt, also mindestens vier Personen pro Bahn.

Im Galopp stechen

Die Regeln sind recht einfach: Gefordert sind drei Galoppsprünge vor dem Galli und drei danach. Wenn ein Pferd während des Stechens in den Trab fällt, zählt der Ring nicht. Hat alles geklappt und der Ring ist auf der Lanze beziehungsweise dem Ringstecher, muss er mit der Hand abgenommen werden. „Den Ring einfach herunterzuschmeißen gehört sich nicht“, erklärt Röhe.

In den meisten Vereinen treffen sich die Ringreiter regelmäßig zum Training, wobei vor allem die Zielgenauigkeit des Reiters geübt wird. Wichtig seien auch ruhige Pferde und eine gute Verbindung mit dem Reiter. „Bei so einer großen Veranstaltung gibt es ein großes Gewühl. Es wird dicht auf dicht geritten und auch auf die Pferde zu“, erklärt Röhe. Das heißt, entweder eignet sich ein Pferd dafür oder eben nicht. Rote Schleifchen, wie sie auf Spring- oder Dressurturnieren bei schlagenden Pferden üblich sind, sieht man beim Ringreiten nicht. „Es ist wie ein Ehrenkodex, dass solche Pferde zu Hause bleiben“, sagt der Profi.

Heute sattele praktisch niemand mehr nur einmal im Jahr sein Pferd und gehe zum Ringreiten. Das komme nur noch vereinzelt vor. Früher hingegen sei es immer so gewesen, dass sich die Knechte die Ackerpferde der Bauern ausgeliehen und sich zum Turnier getroffen hätten. Manchmal seien auch die Bauern selbst an den Start gegangen, als „Herren“, aber stets getrennt von den Knechten.

Solche Unterschiede gibt es heute nicht mehr. Gestartet wird in drei unterschiedlichen Kategorien: lange Lanze, Ringstecher und normale Lanze. Letztere Kategorie ist am weitesten verbreitet. Hier nahmen dann auch 148 Reiterinnen und Reiter teil. „Eine normale Lanze ist 1,40 Meter lang und wird auf 40 Zentimetern gehalten“, erklärt Röhe. Der Ring hat einen Durchmesser von 2 cm.

Das Team vom gastgebenden Ringreiterverein Wittbek siegte mit der normalen Lanze. Es holte 95 von 120 Ringen. Foto: Claus Röhe

Schwierige lange Lanze

Der gastgebende Ringreiterverein Wittbek konnte mit der normalen Lanze gewinnen. Die vier Reiter holten insgesamt 95 von 120 Ringen. Zweiter wurde der Ringreiterverein Tetenbüll, Kreis Nordfriesland, mit 84 Ringen vor den Osterhevern, Kreis Nordfriesland, die zwar ebenfalls 84 Ringe hatten, aber beim sogenannten Umstechen verloren. „Hier reiten alle noch einmal durch den Galli, es kommen dann aber kleinere, sogenannte Königsringe zum Einsatz“, erklärt Röhe. Bei nur 1 cm Durchmesser gebe es dann schnell ein Ergebnis. Auch bei den Einzelreitern gab es ein Umstechen. Matthias Thiesen und Jane Petersen hatten jeweils 29 von 30 Ringen. Am Ende setzte sich Thiesen durch. Er startete auch für die Mannschaft aus Tetenbüll.

Die Reitergemeinschaft Soholm, Kreis Nordfriesland, holte die meisten Ringe mit der langen Lanze. Foto: Claus Röhe

Die schwierigste Disziplin ist die lange Lanze. Sie ist 2,20 m lang und wird auf ungefähr 1,40 m gehalten. „Die hat hinten ein Kontergewicht, damit man sie überhaupt halten kann“, erklärt Röhe. Der Ring ist hier unwesentlich größer: 2,2 cm. Zehn Teams, also 40 Reiter, trauten sich an den Start. „Ich habe beobachtet, wie sie den kleinen Ring auf die Lanze bekommen und wie schnell sie da durchreiten. Das ist Wahnsinn“, schwärmt Röhe. Mit 66 Ringen gewann hier die Reitergemeinschaft Soholm, Kreis Nordfriesland, vor dem Ringreiterverein Medelby, Kreis Schleswig-Flensburg, mit 64 und dem Ringreiterverein Westre und Umgebung, Kreis Nordfriesland, mit 63 Ringen. Bester Einzelreiter war hier Marcel Hansen aus Medelby mit 26 Ringen.

Veranstalter gesucht

In der Kategorie der Ringstecher wird auf eine Scheibe als Ring gezielt. Die Öffnung ist auch hier wieder 2 cm groß. „Der Ringstecher sieht ein bisschen aus wie ein Pistolengriff aus Draht“, erklärt Röhe. Ein Holzstöckchen würde zwar auch gehen, das könne aber auch mal wehtun, wenn man dagegenstoße.

Hier gingen 19 Teams an den Start. Am besten lief es für den Ringreiterverein Nahe und Umgebung, Kreis Segeberg. Die Reiter holten 99 Ringe. Der zweite Platz ging an den Ringreiterverein Ketelsbüttel, Kreis Dithmarschen, mit 87 Treffern. Dritte wurden die Teilnehmer vom Ringreiterverein Dithmarsia Hochdonn mit 78 Ringen. Dieser Verein stellte auch den besten Einzelreiter, Markus Stotzem mit 29 Treffern.

Am Ende waren Claus Röhe und die anderen Veranstalter mehr als zufrieden. „Wir haben so lange vorbereitet und seit einer Woche aufgebaut. Der Tag selbst ist dann das schöne Ende“, sagt Röhe. Mit der Unterstützung aus vielen teilnehmenden Vereinen sei aber alles gut machbar gewesen. Es habe richtig Spaß gemacht. Nun wird ein Ausrichter für das Landesringreiten 2026 gesucht. Bewerber können sich gern bei Maike Buchholz unter buchholz.maike@gmx.de oder Tel.: 0 48 45-70 12 58 melden.

Familie Kohl ist vielseitig und gesund

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Kohl ist ein vitaminreiches und gesundes Gemüse. Im Herbst ist die Auswahl erntereifer Kohlarten am größten. Die Vielseitigkeit zeigt sich auch darin, dass je nach Art Blätter, Blütenknospen oder verdickte Stängel verzehrt werden.

Optisch erinnern die weißen Blattrippen des Pak Choi an Chinakohl.
Foto: Karin Stern

Derzeit reifen im Gemüsegarten Chinakohl und Pak Choi. Die enge Verwandtschaft der aus Asien stammenden Kohlarten zeigt sich an den dickfleischigen, weißen Blattstielen der hell- beziehungsweise dunkelgrünen Blätter. Beide bevorzugen einen warmen Standort auf tiefgründigem, lockerem Boden, der nährstoffreich, humusreich und kalkhaltig sein sollte. Der Anbau erfolgt als Nachkultur mit der Aussaat ab Anfang Juli, sodass zwischen Ende September und Ende November geerntet wird. Ebenfalls aus Fernost kommt Asia-Salat. Dieser Begriff fasst verschiedene Blattkohlarten und -sorten zusammen. Sie zeichnen sich durch ein langes Erntefenster und große Kältetoleranz aus. Die jungen ­Blätter schmecken beigemischt in Salat, werden jedoch meist als Gemüse zubereitet. Wer spätestens Anfang August (im Gewächshaus bis Mitte September) sät, kann bis in den Oktober hinein ernten.

Ein enges Verhältnis pflegen auch Grünkohl und Palmkohl. Wie andere Kohlarten auch benötigt Palmkohl nährstoffreichen und kalkhaltigen Boden. Lehmboden mit einem pH-Wert von 6 bis 7,5 ist ideal. Palmkohl verträgt im Gegensatz zu Grünkohl keinen Frost. Dafür kommt er ausgezeichnet mit Hitze zurecht, ausreichende Wasserversorgung vorausgesetzt. Der anpassungsfähige Grünkohl schmeckt umso besser, je länger seine Blätter winterlichen Temperaturen ausgesetzt sind. Dafür sind nicht zwingend Minusgrade notwendig, denn die eingelagerte Stärke wird auch ohne Frosteinwirkung in Zucker umgewandelt.

Auch durch herbstlich-kühle Temperaturen nimmt Grünkohl einen milderen Geschmack an. Foto: Karin Stern
Palmkohl kommt sehr gut mit heißem Wetter zurecht, ausreichende Wasserversorgung vorausgesetzt. Foto: Karin Stern


Zur Deckung des Nährstoffbedarfs empfehlen sich handelsübliche (Langzeit-)Gemüsedünger, die gleich bei der Pflanzung in den Boden eingearbeitet werden. Je nach Kulturdauer und verwendetem Dünger sind spätere Gaben nach Packungsanweisung erforderlich. Vorsicht jedoch bei frischer organischer Düngung. Sie kann den Geschmack ungünstig beeinflussen und zieht zudem die Kohlfliege an. Deren Larven zerfressen Wurzeln und Wurzelhals. Schaden richten zudem Erdflöhe, Weiße Fliege und die Raupen des Kohlweißlings an. Wer keine Pflanzenschutzmittel verwenden möchte, versucht die Schädlinge mit engmaschigen Gemüseschutznetzen abzuwehren. Aus Gründen der Pflanzengesundheit ist zudem ein ausreichender Fruchtwechsel ratsam. Eine dreijährige Anbaupause mit anderen Kreuzblütlern auf dem gleichen Beet reicht aus.

Riesenkohlrabi ,Superschmelz‘ bleibt butterzart, auch wenn die Knolle einige Kilo auf die Waage bringt. Foto: Karin Stern

Die vergleichsweise kurze Entwicklungszeit des Kohlrabis von zwei bis drei Monaten erlaubt den Anbau vom zeitigen Frühjahr bis zum Herbst. Tipp: Bei der Sortenwahl auf geeignete Sorten für den Früh-, Sommer- oder Herbstanbau und auf die Schoss- sowie Platzfestigkeit der Sorte achten. Blaue Knollen schmecken etwas kräftiger als weiße und reifen später aus. Eine gleichmäßige Wasserversorgung sorgt dafür, dass die Knollen nicht platzen. Tipp: Riesenkohlrabi ‚Superschmelz‘ bringt sehr große und zarte Knollen hervor, die sich für die Bevorratung eignen.

Unter der Bezeichnung „Kopfkohl“ fasst man Weiß- und Rotkohl sowie Wirsing zusammen. Spitzrotkohl ‚Kalibos‘ und Spitzweißkohl ‚Express‘ sind besonders zarte, schnell reifende Varianten. Wirsing hingegen ist ein klassisches Wintergemüse und eignet sich besonders gut für herzhafte Gerichte. Die Köpfe bilden reichlich Blattmasse und beanspruchen viel Platz. Im Juli und August ist eine ausreichende Wasserversorgung sehr wichtig. Butterkohl ist eng mit Wirsing verwandt und lässt sich am besten als eine Mischung aus Wirsing und Weißkohl beschreiben. Wie bei Spitzkohl fällt die Erntezeit auch in den Frühsommer. Mittelfrühe und späte Kopfkohl-Sorten fühlen sich auf mittelschwerem bis schwerem, frischem, humosem, nährstoff- und vor allem kalkhaltigem Boden sehr wohl. Ihre Ernte erstreckt sich bis in den November. Kopfkohl gilt als wenig kälteempfindlich.

Rotkraut kommt in vielen Familien im Winter auf den Tisch. Foto: Karin Stern
Weißkohl lässt sich vielseitig verarbeiten. Foto: Karin Stern
Wirsing erzeugt reichlich Blattmasse und beansprucht viel Platz. Foto: Karin Stern


Bei Hitze geht Brokkoli schnell in die Blüte. Unbedingt rechtzeitig ernten! Foto: Karin Stern

Der beliebte Blumenkohl wird eher selten im Garten angebaut. Nicht ohne Grund, denn die aufwendige Kultur wird nicht immer mit der erwünschten reinweißen Blume belohnt. Die violette Sorte ‚Grafitti‘ oder die Romanesco-Sorten ‚Veronica‘ oder ‚Natalino‘ sind einen Anbauversuch wert. Sie bilden allerdings kleinere Köpfe als die weißfleischigen Sorten. Auch Brokkoli erfordert etwas mehr Aufwand. Der Boden ist gleichmäßig feucht zu halten, das Beet vor der Pflanzung gut mit Kompost zu versorgen und sobald sich der Blütenstand zeigt, sollte noch zweimal nachgedüngt werden. Häufig wird empfohlen, nach der Ernte des Hauptriebes die Bildung weiterer kleiner Köpfe an den Seitentrieben abzuwarten. So recht lohnt sich das jedoch nicht, sodass die Belegung des Beetes mit einer Nachkultur wie Feldsalat oder Spinat sinnvoller erscheint. Leider geht Brokkoli bei heißem Wetter schnell in die Blüte.

Herbstsorten des Rosenkohls entspitzt man, wenn die Röschen etwa haselnussgroß sind. Foto: Karin Stern


Zarter Rosenkohl ist als Herbst- und Wintergemüse beliebt. Der Handel bietet frühe Sorten, die bereits im Herbst geerntet werden, und späte, frostharte Sorten. Sie bleiben bis Februar auf dem Beet. Tipp: Rosenkohl zu Beginn der Röschenbildung und in der Hauptwachstumszeit nachdüngen. Zu hohe Stickstoffgaben lassen die Röschen jedoch locker und weniger frostfest werden. Diese Kohlart bevorzugt schweren Boden mit hohem Lehmanteil. Wintersorten sollten nicht entspitzt werden, weil dies die Frostfestigkeit ungünstig beeinflussen kann. Bei früh reifenden Sorten kann man die Spitze auskneifen, wenn die unteren Röschen so groß sind wie eine Haselnuss. 

Blockadepolitik sorgt für miese Stimmung

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Ob mangelnde Unterstützung beim Umbau der Tierhaltung, Bürokratiefrust bei der Gemeinsamen Agrarpolitik, zunehmende Einschränkungen bei der Flächenbewirtschaftung oder Ärger mit Gänsen und Wölfen – die Stimmung im ländlichen Raum ist mies. Das machte Klaus-Peter Lucht, Präsident des Bauernverbandes Schleswig-Holstein (BVSH), bei einer Pressekonferenz am Montag in Kiel klar.

Nach Luchts Wahrnehmung will Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) die Tierhaltung abbauen und nicht umbauen. Das sei Klientelpolitik. „Wir verlieren Betriebe“, untermauerte der BVSH-Präsident. Das gefährde die Existenz des gesamten ländlichen Raumes. Mittlerweile sei auch der vor- und nachgelagerte Bereich durch den Abbau der Landwirtschaft alarmiert und unterstütze daher die Demonstration des Verbandes, die anlässlich der Agrarministerkonferenz am Donnerstag vor dem Kieler Hauptbahnhof stattfindet. Lucht forderte: „Wir brauchen eine Landwirtschaft, die in der Lage ist, unsere Versorgung sicherzustellen.“ Durch den Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine sei die Ernährungssicherheit wieder mehr in den Fokus gerückt. Landwirten fehle aber aktuell unternehmerischer Freiraum.

Die geplante Streichung von Mitteln der Gemeinschaftsaufgabe Agrarstruktur und Küstenschutz (GAK) führt laut Lucht zu weniger Agrar-, Umwelt- und Klimamaßnahmen und auch geringerer Ökoförderung. Zudem würden die Budgets der AktivRegionen leiden. Das stehe im Widerspruch zu dem Ziel, gleiche Lebensverhältnisse in der Stadt und auf dem Land zu schaffen.

Landflucht wird verstärkt

Laura Stolley vom Landjugendverband Schleswig-Holstein (Laju) betonte die Bedeutung der Landwirtschaft für den ländlichen Raum. „Pro Betrieb gibt es sechs bis acht Arbeitsplätze im vor- und nachgelagerten Bereich.“ Landwirtinnen und Landwirte seien zudem in örtlichen Verbänden wie der Feuerwehr engagiert. Durch die aktuelle Politik schrumpfe die Attraktivität des ländlichen Raums. Die Landflucht werde verstärkt. Malte Blöcker (ebenfalls Laju) erklärte: „Wir wollen Perspektiven für die Jugend im ländlichen Raum und haben Sorge, dass der Agrarstandort Deutschland weiter geschwächt wird.“

Zielkonflikte lösen

BVSH-Vizepräsident Dietrich Pritschau nannte konkrete Zahlen: Seit 2014 sei die Zahl der Schweine in Deutschland um 38 % eingebrochen. „Wir haben in den Dialogprozessen Kompromisse erzielt. Auch der Lebensmitteleinzelhandel bemüht sich, Bonusprogramme zu installieren. Doch die Politik verharrt“, kritisierte der Schweinehalter. Viele Zielkonflikte müssten gelöst werden. Einerseits fordert die TA-Luft die Reinigung der Abluft, was nur bei geschlossenen Ställen möglich ist, während zeitgleich Zugang zu Frischluft für die Tiere gefordert werde. Der Wunsch nach mehr Stroh für die Schweine stehe im Widerspruch zu Forderungen nach besserem Brandschutz. Hohe Hygienestandards und Tiere, die im Freien gehalten werden, passten auch nicht zusammen. Das belegten zum Beispiel die Probleme vieler Geflügelhalter, wenn sie ihre Tiere aufgrund der Geflügelpest aufstallen müssen.

Pritschau forderte, mittlere und größere Familienbetriebe nicht bei Fördermaßnahmen auszuschließen. „In Spanien wird die Schweinehaltung ausgeweitet, und auch Rumänien plant riesige Stallanlagen“, berichtete der BVSH-Vizepräsident. Das habe nichts mehr mit bäuerlicher Landwirtschaft zu tun. „Zusätzlich sehen wir, dass der Verbraucher wieder sparsamer einkauft. Das ist ein Problem, das die Politik lösen muss“, so Pritschau. Momentan gucke die Politik nur zu, wie die Betriebe hier aufgegeben werden. Dabei habe die deutsche Landwirtschaft bereits in vielen Bereichen geliefert. Sie sei der einzige Bereich, der die Ziele des Pariser Klimaabkommens übererfüllt habe.

BVSH-Vizepräsident Ludwig Hirschberg erklärte: „Klimaschutz und Tierschutz kosten Geld.“ Die Demonstration sei eine Aufforderung an die Politik, die erarbeiteten Lösungen – zum Beispiel der Borchert-Kommission – aufzugreifen. Es müssten Maßnahmen gefunden werden, die die Betriebe mitnehmen.

Fragwürdige Waldpolitik

Hubertus Zirkel, Geschäftsführer des Waldbesitzerverbandes Schleswig-Holstein, kritisierte eine ideologisch gefärbte Waldpolitik. Während das Landwirtschaftsministerium eine Holzbauinitiative anschiebe, lege das Bundesumweltministerium ein Programm auf, Waldflächen stillzulegen. „Wenn wir das Holz von hier nicht nutzen, wo soll es denn herkommen?“, fragte er. Viele Waldbesitzer fühlten sich von der Politik alleingelassen. Nun drohe, dass ein Fördertopf in Höhe von 100 Mio. € ersatzlos gestrichen werde, der für die Beseitigung von Extremwetterschäden vorgesehen sei. „Dabei wird das Wetter durch den Klimawandel nachweislich immer extremer“, unterstrich Zirkel. 

Hubertus Zirkel, Ludwig Hirschberg, Klaus-Peter Lucht, Dietrich Pritschau, Malte Blöcker und Laura Stolley (v. li.) verdeutlichten ihre Unzufriedenheit mit der aktuellen Politik für den ländlichen Raum. Fotos: rq

Gemeinsam für Nachhaltigkeit in Europa

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In Klagenfurt am Wörthersee im österreichischen Bundesland Kärnten fand Anfang August die European Rally 2023 der Rural Youth Europe (RYE) statt, einer Organisation der europäischen Landjugenden. Johann Schmidt von der neu gegründeten Landjugendgruppe Südstormarn nahm mit neun weiteren Landjugendlichen aus ganz Deutschland daran teil. Hier Johanns Bericht.

Was uns erwarten würde, war einigen von uns noch nicht so klar, da viele auch das erste Mal dabei waren und nur die Erzählungen derer kannten, die bereits öfter hingefahren waren. Wer bei „Rally“ allerdings rein sportliche Wettkämpfe erwartete, der wurde eines Besseren belehrt: Zusammen mit 52 anderen Teilnehmern aus zwölf Nationen beschäftigten wir uns eine Woche lang hauptsächlich mit den Themen Kreislaufwirtschaft und nachhaltigeres Handeln.

Dazu wurden am Anfang der Woche in Workshops die Grundbausteine gelegt: Was ist Kreislaufwirtschaft? Welche Anbaumöglichkeiten bestehen in Österreich? Aber auch die Produktion von Fleisch stand auf der Tagesordnung. Außerdem gab es Vorträge zu Themen wie Transport und Verpackung von Lebensmitteln, und es ging um die bekannte Frage, inwieweit sich der Fleischkonsum auf die Umwelt auswirke und wie viel folgenschwerer die Produktion von Laborfleisch, pflanzlicher Wurst et cetera wäre.

Es wurden Exkursionen zu verschiedensten Betrieben unternommen. Dies waren einerseits landwirtschaftliche Betriebe, die in der Direktvermarkung mit selbst hergestellten Produkten wie Bauernhofeis oder selbst gemahlenem Mehl aktiv waren, sondern auch traditionelle lokale Betriebe wie eine Brauerei und ein ansässiges Weingut. Für Interessierte gab es eine Exkursion zu einer Farm, auf der Mehlwürmer gezüchtet und dann zu Eiweißpulver verarbeitet werden. So kamen wir mit vielen Konzepten und neuen Ideen in Kontakt.

Der deutsche Tisch beim internationalen Buffet.  Foto: Johann Schmidt

Um das Land und ihre Bewohner besser kennenzulernen, verbrachten wir eine Nacht und einen Tag in Gastfamilien, welche in dieser Zeit ein Programm für uns vorbereitet hatten. An den Abenden, an denen wir mit allen anderen Teilnehmern zusammen in unserer Unterkunft, der örtlichen Landwirtschaftsschule, waren, gab es ebenfalls jeden Tag ein wechselndes Abendprogramm. An einem Abend wurde das internationale Buffet präsentiert, für das jedes Teilnehmerland einen Tisch mit seinen landestypischen Spezialitäten und Getränken eingedeckt hatte, sodass sich die Teilnehmer einmal durch halb Europa durchprobieren konnten. Bei uns Deutschen befanden sich unter anderem auf dem Buffettisch Mettwurst, Braune Kuchen, Eierlikör, Schinkenbrot und Schokolade. An einem anderen Abend wurde uns von den Gastgebern Polka beigebracht. Es gab ein Kneipenquiz und Spiele ohne Grenzen, bei denen man seine Sportlichkeit und Geschicklichkeit auf die Probe stellen musste.

Alles in allem war die European Rallye eine spannende, lustige, interessante, nette und lehrreiche Woche. Es wurden viele Kontakte geknüpft und internationale Freundschaften geschlossen, neue Orte kennengelernt, und Kontakt zu anderen Kulturen wurde hergestellt.

Im nächsten Jahr geht die European Rally nach Estland. Wer mehr Informationen haben oder sich vielleicht schon einmal für einen Platz vormerken lassen möchte, kann sich gerne in der Geschäftsstelle des Landjugendverbands Schleswig-Holsteins melden.

In der Not braucht es Vertrauen

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„Landwirtschaft mit Zukunft“ – bereits zum zehnten Mal bot der LandFrauenverband Schleswig-Holstein unter diesem Titel ein Seminar an. Gastreferent war Dr. Uwe Scheper, der neue Tierschutz-Vertrauensmann des Landwirtschaftsministers. Besonderes Bonbon war der Veranstaltungsort: das Gut Immenhof in der Gemeinde Malente im Kreis Ostholstein, bekannt als Drehort für die Pferdefilme mit den Mädchen „Dick“ und „Dalli“.

Der Qualität der Veranstaltung tat der überschaubare Zuhörerinnenkreis von 16 Damen keinen Abbruch. Im Reiterstübchen des Gutes berichtete Dr. Uwe Scheper über seine ersten Erfahrungen in seinem Ehrenamt. Seit März ist der Agrarjournalist, Ökonom und Landwirt als „Vertrauensperson Tierschutz in der Landwirtschaft“ tätig – unabhängig, nicht weisungsgebunden und auch nicht berichtspflichtig, wie er betonte. Das erleichtere ihm den Aufbau von Vertrauen, das notwendig ist, bevor er überhaupt helfen kann.

Vizepräsidentin Lena Haase bedankte sich bei Dr. Uwe Scheper für den interessanten Vortrag.

Ansprechpartner sei er für alle Menschen, denen eine Situation von Tieren, egal ob auf dem Hof, auf dem Deich, auf der Koppel oder anderswo, verdächtig vorkommt, aber auch für Landwirte und Tierhalter selbst, die sich mit einer Situation überfordert fühlen. Da könne es ein Tourist sein, der Schafe auf dem Deich beobachtet, die bei Hitze auf der Seite liegen, es könne der Nachbar sein, dem auffällt, dass es zu einer prekären Lage für Nutztiere kommt – oder für den Landwirt selbst. „Es geht nicht um Petzen oder Denunzieren, sondern um Hilfen für die betroffenen Tiere.“

Allerdings, so kam es aus der Zuhörerschaft, müsse ja meist erst einmal dem Bauern geholfen werden, damit es den Tieren wieder gut gehe. Das konnte Scheper aus seiner erst wenige Monate andauernden Arbeit nur bestätigen. Denn die meisten Landwirte lieben ihre Tiere, sind aber eben in manchem Fall überfordert durch verschiedenste Lebenssituationen. Die gelte es zunächst einmal auszuloten, ins Gespräch zu kommen. „Im besten Falle komme ich auf den Hof, der Landwirt erzählt, wo der Schuh drückt, und wir suchen gemeinsam nach Lösungen“, beschrieb Scheper seine Arbeit. Dabei könne es ebenso um die Verkleinerung des Viehbestandes und die Neuausrichtung des Betriebes gehen wie um eine Sanierung oder Modernisierung.

Harald Düsterhoff erklärte bei einem Rundgang über das Gut die Geschichte der Anlage.

Seine Ausbildungen als Ökonom und Landwirt komme ihm dabei zu Gute, aber auch psychologisches Geschick sei oft notwendig. Die Hemmschwelle, sich Hilfe zu holen, sei gegenüber einem unabhängigen Vertrauensmann weitaus geringer, als sich gleich an das Veterinäramt zu wenden, wodurch sofort ein offizielles Verfahren in Gang gesetzt würde, erklärte Scheper weiter.

Die Frauen bestätigten, auch sie würden eher einen Vertrauensmann anrufen als das Veterinäramt. „Das ist eine sehr, sehr gute Sache, weil es niedrigschwellig ist“, schätzte Tatjana Therolf aus Bredstedt in Nordfriesland ein. Friederike Edelmann aus Schönkirchen und andere fragten, wo denn über dieses Amt näher informiert würde, denn bisher sei davon zu wenig bekannt. Scheper betonte, er mache zwar keine Werbung, aber er verfüge über ein breites Netzwerk aus Verbänden, Ministerien, der Landwirtschaftskammer, dem Bauernverband.

Etwa zwei Tage pro Woche sei er mit unterschiedlichsten Fällen befasst, so Scheper. Dieses Ehrenamt sei vertraglich geregelt und zunächst auf ein Jahr befristet. Er ist erreichbar unter Tel.: 01 51-52 78 98 40 sowie per Mail unter vertrauenspersonTierschutz@mllev.landsh.de

Vizepräsidentin Lena Haase bedankte sich für den lebendigen wie informativen Vortrag, bevor die Seminarteilnehmerinnen im Restaurant „Melkhus“ auf dem Gut Immenhof speisen und im Anschluss von Harald Düsterhoff bei einem Rundgang mehr über die Geschichte der Anlage erfahren konnten. 

Fleischerzeugung sinkt so stark wie nie

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Rückläufige Viehbestände ließen für 2023 in den EU-Mitgliedstaaten eine sinkende Fleischerzeugung bei Schweinen und Rindern erwarten. Dies wird nun durch aktuelle Daten des Statistischen Amtes der Europäischen Union (Eurostat) bestätigt. Beim Schweinefleisch ist der Produktionsrückgang deutlich stärker als vorhergesagt. Die Fleischerzeugung insgesamt sinkt um fast 9 % und damit so stark wie nie.

Im ersten Halbjahr 2023 standen in der EU 10,6 Millionen Schweine weniger für die Schlachter zur Verfügung. Demnach kamen von Januar bis Juni in den meldepflichtigen Schlachtereien der EU insgesamt 109,2 Millionen Schweine an die Haken; das ist ein Minus von 8,9 % gegenüber dem ersten Halbjahr 2022. Die Schweinefleischerzeugung lag mit 10,3 Mio. t um 971.000 t oder 8,6 % unter dem Vorjahresniveau. Selten zuvor, wenn überhaupt, hat es so einen deutlichen Einbruch gegeben.

Die EU-Kommission war bei ihrer Prognose im Frühjahr für das Gesamtjahr 2023 von einem Produktionsminus von 5 % im Vorjahresvergleich bei Schweinefleisch ausgegangen und blieb im Sommer bei ihrer Einschätzung. Die aktuellen Marktdaten und Berichte aus den Mitgliedstaaten lassen jedoch einen stärkeren Rückgang erwarten. In den Schweinehochburgen Spanien und Deutschland wurden 2,44 beziehungsweise 2,2 Millionen Schweine weniger an die Schlachtstätten geliefert, was gegenüber der ersten Jahreshälfte einem Rückgang von 8,4 % bei den Iberern und 9,2 % im Bundesgebiet entsprach.

Schweineschwund in Dänemark

Besonders stark nahm das Schlachtschweineangebot im Vorjahresvergleich in Dänemark ab, und zwar um 19,1 % auf 7,44 Millionen Tiere; die dortige Schweinefleischerzeugung brach sogar um mehr als ein Fünftel ein. Der Konzern Danish Crown reagierte bereits mit Betriebsschließungen und verkürzten Schichten und muss sehen, wie er den Erzeugern einen auskömmlichen Schlachtschweinepreis zahlt, um nicht noch mehr Tiere zu verlieren.

Im zweistelligen Prozentbereich gesunken sind zudem die Schlachtungen sowie die Fleischerzeugung in Belgien, den Niederlanden, Irland, Lettland und der Slowakei. Nur unterdurchschnittlich rückläufig war im EU-Vergleich die Produktion von Schweinefleisch mit weniger als 5 % in Frankreich, Ungarn, den Niederlanden, Rumänien und Schweden. In keinem EU-Staat wurde mehr Schweinefleisch als in der ersten Jahreshälfte 2022 produziert.

Moderater als bei den Schweinen fiel der Produktionsrückgang bei den Rindern aus. Laut Eurostat wurden in der EU im ersten Halbjahr 2023 knapp 10,8 Millionen Tiere geschlachtet; das waren rund 407.000 Stück oder 3,6 % weniger als in der Vorjahresperiode. Die Rindfleischerzeugung ging dabei um 4,5 % auf 3,14 Mio. t zurück. Auch hier ist der tatsächliche Produktionsrückgang höher als von der EU-Kommission prognostiziert, die für das Gesamtjahr 2023 nur mit einem Minus von 1,6 % rechnet. Ursprünglich war erwartet worden, dass die rückläufigen Rohmilchpreise das Schlachtkuhaufkommen vergrößern. Davon ist bisher jedoch nichts zu spüren: Die Kuhschlachtungen lagen laut Eurostat um 3,7 % unter dem Niveau des ersten Halbjahres 2022; es wurden rund 113.000 Tiere weniger an die Schlachthöfe geliefert. Der Abstand zum Vorjahr hat sich im zweiten Quartal noch vergrößert. Vor allem in Italien, Spanien, Frankreich und Polen wurden in den ersten sechs Monaten weniger Kühe geschlachtet; in Deutschland lag das Aufkommen in etwa auf dem Vorjahresniveau.

Produktionseinbruch in Italien

In den einzelnen EU-Staaten entwickelte sich die Rindfleischerzeugung in der ersten Jahreshälfte 2023 unterschiedlich; mehrheitlich kam es in 17 Ländern gegenüber der entsprechenden Vorjahresperiode zu Produktionseinbußen. Besonders stark fiel das Minus laut Eurostat in Italien mit fast 85.000 t oder 22,6 % auf 290.000 Mio. t aus. Dies trug wesentlich zum Rückgang in der gesamten EU bei. In Spanien, Portugal und Rumänien wurde zwischen 6,7 und 12,6 % weniger Rindfleisch erzeugt. In Frankreich als größtem Produzenten in der Gemeinschaft sank das Aufkommen um 2,9 % auf 662.000 t, während in Deutschland ein Anstieg um 0,9 % auf 481.000 t verzeichnet wurde. Die Niederlande meldeten ein Plus von 3 %, und in Schweden und Finnland stieg die Rindfleischerzeugung um 2,9 beziehungsweise 5 %. age

Brasilien wird größter Maisexporteur der Welt

Was bei den Sojabohnen schon lange der Fall ist, dürfte jetzt beim Mais eintreten: Brasilien wird im laufenden Vermarktungsjahr auch bei der wichtigsten Getreideart zum größten Exporteur der Welt aufsteigen und zieht an den USA vorbei mit einer Ausfuhrmenge von schätzungsweise rund 50 Mio. t aus der Ernte 2022/23. Das hat die staatliche Versorgungsgesellschaft Conab in Brasília prognostiziert. Das bestätigt die Vorhersagen des amerikanischen Landwirtschaftsministeriums (USDA). Wesentlicher Grund für diese Entwicklung ist, dass Brasiliens Gesamtproduktion an Mais auf den neuen Rekord von 131,9 Mio. t zugelegt hat; das sind 16,6 % mehr als im Vorjahr. Die Produktionssteigerung ist auf höhere Hektarerträge im Maisanbau zurückzuführen.

Im Durchschnitt der letzten drei Erntezeiträume sind diese 2022/23 laut Conab-Schätzung gegenüber dem Vorjahr um 13 % auf 59,2 dt/ ha gestiegen. Allerdings wurde auch die Anbaufläche um 3,2 % auf 22,3 Mio ha ausgeweitet. Die dynamische Entwicklung der Maisexporte wird auf bessere Absatzmöglichkeiten der Südamerikaner in China zurückgeführt.

Auch in der Saison 2023/24 soll sich laut USDA-Prognose die Ausfuhrmenge der USA an Mais zwar wieder auf 53 Mio. t steigern; für Brasilien werden aber 59 Mio. t erwartet. Doch sind die USA nach wie vor mit Abstand der weltweit größte Maiserzeuger mit 358,5 Mio. t im Jahr 2022 und 383,8 Mio. t 2023. Brasiliens Maiserzeugung 2023/24 wird bei 129 Mio. t gesehen. age

Produktion von Hackschnitzeln bietet Möglichkeiten

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In den vergangenen Jahren war es in vielfach schwierig, die Waldpflege in den jungen Laubholzbeständen voranzubringen, da die Maßnahmen in der Regel mit Kosten verbunden waren und es vielfach überhaupt schwierig war, geeignete Firmen und Arbeiter dafür zu gewinnen. Durch die positive Preis- und Nachfrageentwicklung nach Hackschnitzeln in Dänemark bietet die dänische Heidegesellschaft jetzt auch in Schleswig-Holstein vielfach positive Deckungsbeiträge bei der Produktion von Hackschnitzeln in jungen Laubholzbeständen.

Der Hacker – angebaut an einen landwirtschaftlichen Schlepper – hackt das Holz von der Gasse in seinen Transportanhänger.
Die Hackschnitzel auf dem Anhänger werden nun in den Container eines Holzrückers umgeladen.
Der Holzrücker lädt nun die Hackschnitzel in den Lkw-Container.

Das in der Försterei Rixdorf, Forstverwaltung Graf von Westphalen, gesehene Verfahren gestaltet sich folgendermaßen: Zunächst werden die Gassen motormanuell in den Bestand eingearbeitet. Die erforderliche Gassenbreite beträgt 4 m. Die Bäume werden alle in eine Richtung gefällt, damit der Schlepper das Holz so problemlos in den Hacker ziehen und weiterbearbeiten kann. Die Hackschnitzel werden durch den Hacker in den an den Schlepper gehängten Anhänger geblasen.

Ist der Anhänger voll, werden die Hackschnitzel auf einen Rückeschlepper mit aufgebautem Container umgeladen. Dieser fährt die Hackschnitzel nun weiter an den Lkw-fähigen Weg und lädt die Masse in einen Lkw-Container um, sodass die Hackschnitzel nun zu einem Lagerplatz, einem Werk oder einem Hafen transportiert werden können.

Nachdem die Feinerschließung des Bestandes hergestellt ist, kann im zweiten Schritt eine Durchforstung durchgeführt werden. Dazu wird dann ein Fällbündler (Harvester mit speziellem Fällaggregat) eingesetzt, der die zu entnehmenden Bäume aus dem Bestand nimmt und mit dem dicken Ende in eine Richtung auf die Gasse legt. So können dann die oben beschriebenen Maschinen noch einmal Hackschnitzel produzieren und für den Transport zur Verfügung stellen.

Hier lauern die tierischen Vektoren

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Vergilbte Blätter, Wuchsdepressionen, Pflanzenverluste – die Symptome und Auswirkungen durch tierische Vektoren übertragener Getreideviren sind vielfältig. Bestenfalls ist der Befall auf wenige Einzelpflanzen beschränkt und hat keine ertraglichen Konsequenzen. Schlimmstenfalls kann ein Umbruch stark betroffener Flächen folgen. In den vergangenen Jahren waren größere wirtschaftliche Schäden eher die Ausnahme und glücklicherweise nur auf wenige Jahre beziehungsweise Einzelflächen beschränkt.

Zu den ökonomisch wichtigsten Getreideviren gehören das Gelbverzwergungsvirus der Gerste (Barley yellow dwarf virus – BYDV) und das Weizenverzwergungsvirus (Wheat dwarf virus – WDV). Zur Ausbreitung und Übertragung sind diese Viren auf tierische Vektoren angewiesen. Bei der Übertragung von Gelbverzwergungsviren nehmen die Getreideblattläuse (zum Beispiel Große Getreideblattlaus) eine herausragende Stellung ein. Überträger des Weizenverzwergungsvirus ist die Zwergzikadenart Psammatettix alienus. Das jährliche Auftreten und die Virusbeladung der Vektoren sind nur schwer vorhersehbar, sie werden von wechselnden Umweltverhältnissen und vielen weiteren Faktoren beeinflusst. Eine Übersicht der Risikofaktoren ist in der Abbildung dargestellt.

Bewertung diesjähriger Risikofaktoren

In diesem Jahr sind die Getreideblattläuse im Sommer- und Wintergetreide etwas auffälliger in Erscheinung getreten. Mit dem abreifenden Getreide zog es geflügelte Exemplare auf andere Wirte. Die Blattlausvermehrung auf den Zwischenwirten, welche vorrangig durch das Auftreten natürlicher Gegenspieler (zum Beispiel Marienkäfer, Schlupfwespen) und die Witterung beeinflusst wird, hat auch einen wesentlichen Einfluss auf die Intensität des Zuflugs in die auflaufenden Wintergetreide im Herbst. Die diesjährige nasskühle Witterungsphase ab der zweiten Julihälfte war zweifelsohne ungünstig für die Blattlausvermehrung. Die hochsommerlichen Temperaturen in der ersten Septemberhälfte können die Blattlausvermehrung wiederum ankurbeln und einen intensiveren Blattlauszuflug in den Herbstmonaten ermöglichen.

Im diesjährigen Hafer und Winterweizen zeigten Einzelpflanzen einen symptomatischen Befall mit Gelbverzwergungsviren, deren Übertragung durch einen frühen Zuflug der Getreideblattläuse in den Frühjahrsmonaten ermöglicht wurde. Geflügelte Blattläuse übertragen das Virus auf andere Wirtspflanzen, auf denen es vermehrt wird und für andere Blattläuse eine Virusquelle darstellt.

Grüne Brücke dient Getreideblattläusen

Vorwiegend Ausfallgetreide, aber auch Zwischenfrüchte (vor allem Rauhafer), Mais und andere Gräser (auch Wildgräser) dienen Getreideblattläusen als wichtige grüne Brücke in den Sommermonaten. Getreidebestände in unmittelbarer Nachbarschaft zu den Sommerwirten haben daher auch ein deutlich höheres Gefährdungspotenzial. Durch die diesjährigen widrigen Witterungsbedingungen zur Erntezeit haben es verhältnismäßig viele Körner nicht in den Korntank geschafft und sind auf dem Feld verblieben.

Die anhaltende Nässe hat eine zügige Keimung und Entwicklung des Ausfallgetreides ermöglicht mit der Folge, dass in diesem Jahr auffällig viel üppig entwickeltes Ausfallgetreide auf den Flächen steht. Durch neue politische Rahmenbedingungen (zum Beispiel Glöz 6 – „Anforderungen an die Mindestbodenbedeckung“ beziehungsweise deren Abweichungen auf schweren Böden und Glöz 8 – „Mindestanteil von nichtproduktiven Flächen und Landschaftselementen an Ackerland“) verbleibt das Ausfallgetreide auch oftmals länger auf dem Acker und bietet den Blattläusen eine ideale grüne Brücke.

Herbstwitterung entscheidend

Eine lang anhaltende warme Herbstwitterung beziehungsweise spätsommerliche Tage mit möglichst viel Zeit bei Temperaturen von über 12 bis 15 °C sind sehr förderlich für die Blattlausvermehrung. Die Nachkommenschaft verbreitet das Virus auf unmittelbar benachbarten Getreidepflanzen (Sekundärinfektionen), und es kommt zu den typischen Virusnestern als Schadsymptom.

Jedes Virusnest ist auf eine im Herbst eingeflogene infizierte Blattlaus zurückzuführen. Je wärmer und länger die Herbstwitterung, desto intensiver ist auch die Vermehrung und damit die Größe der Virusnester. Frühsaaten im September haben daher ein deutlich höheres Gefährdungspotenzial. Je früher der Bestand aufgelaufen ist, desto wahrscheinlicher sind auch eine frühe Besiedlung durch Blattläuse und die Gefahr einer stärkeren Blattlausvermehrung. Des Weiteren kommt es an Waldrändern, Baumreihen, Knicks und in windgeschützten Bereichen häufig zu einer stärkeren Blattlausvermehrung und damit einhergehenden größeren Befallsnestern.

Resistente Sorten in Landessortenversuchen

In den Landessortenversuchen der Wintergerste stehen auch Sorten mit einer Resistenz gegenüber dem Gelbverzwergungsvirus, welche auf die Einkreuzung des Resistenzgens yd2 zurückzuführen ist. Im mehrjährigen Vergleich erzielten die geprüften Sorten ,Sensation‘, ,KWS Exquis‘, ,SU Virtuosa‘ und ,Integral‘ allesamt leicht unterdurchschnittliche Erträge. In deutschlandweiten Versuchen mit stärkerem Befall durch Gelbverzwergungsviren stechen die Sorten wiederum positiv hervor und sind daher in Problemregionen mit regelmäßigem Auftreten von Viruskalamitäten eine ernst zu nehmende Anbauoption.

Durch die diesjährigen widrigen Witterungsbedingungen zur Erntezeit haben es verhältnismäßig viele Körner nicht in den Korntank geschafft und sind auf dem Feld verblieben. Die anhaltende Nässe hat eine zügige Keimung und Entwicklung des Ausfallgetreides ermöglicht mit der Folge, dass in diesem Jahr auffällig viel üppig entwickeltes Ausfallgetreide auf den Flächen steht. Ausfallgetreide dient Getreideblattläusen (Foto li.) und Zikaden (Foto r.) als wichtige grüne Brücke und Virusquelle und sollte daher zeitnah und konsequent beseitigt werden.

Bestandeskontrollen wichtig

Wichtig ist, die Bestände nach dem Auflaufen, spätestens ab dem Zweiblattstadium, regelmäßig an mehreren Stellen zu kontrollieren. Besonders effektiv ist eine Bestandskontrolle an einem sonnigen Tag. Blattläuse sind dann besonders gut auf den Blättern zu erkennen. Sie schimmern durch die Blattfläche hindurch. Zur Ermittlung des Blattlausbesatzes sind an fünf zufällig ausgewählten Stellen im Schlag jeweils zehn Getreidepflanzen auf das Vorhandensein von Blattläusen zu überprüfen.

Es empfiehlt sich, alle Flächen (auch die später aufgelaufenen Saaten) in regelmäßigen Abständen bis zum Vegetationsende zu kontrollieren. Eine Behandlung mit einem zugelassenen Insektizid sollte daher nur erfolgen, wenn ohne große Mühe Blattläuse zu finden sind (Bekämpfungsschwelle Frühsaaten: 10 % mit Blattläusen befallene Pflanzen; Normalsaaten: 20 % befallene Pflanzen), um eine mögliche sekundäre Ausbreitung der Getreideviren im Bestand zu verhindern.

Der Einsatz von Insektiziden

Kommt es bei günstiger Herbstwitterung zu einer Überschreitung der Bekämpfungsschwelle, so stehen für die Vektorenbekämpfung im Herbst weiterhin Insektizide aus der Wirkstoffgruppe der Pyrethroide zur Verfügung. Die Dauerwirkung der Pyrethroide ist, abhängig von der Witterung, auf sechs bis zehn Tage begrenzt. Bei günstigen Zuflugbedingungen für Blattläuse sollte die Behandlung daher keinesfalls zu früh erfolgen.

Des Weiteren steht in der Wintergerste das Präparat Teppeki (Wirkstoff: Flonicamid) zur Verfügung. Die Wirkungsdauer von Teppeki ist länger als die der Pyrethroide. So können auch bei länger anhaltendem Flug der Blattläuse ausreichende Wirkungsgrade erreicht werden. Zur Behandlung sollten die Pflanzen möglichst zwei bis drei Blätter haben.

Bei der Insektizidauswahl sollte auf die entsprechende Indikationszulassung („Blattläuse als Virusvektoren im Herbst“), die Anwendungshäufigkeit und die unterschiedlichen Bienenschutzauflagen geachtet werden. Eine Übersicht der im Herbst im Wintergetreide zugelassenen Insektizide, einschließlich der Auflagen und sonstigen Anwendungsbestimmungen, ist auf der Homepage der Landwirtschaftskammer (www.lksh.de – Ackerbaukulturen – jeweilige Getreidekultur) verfügbar.

Fazit

Eine Prognose der jährlichen Gefährdung der Getreidekulturen durch Virusinfektionen ist nur schwer möglich. Durch einige Besonderheiten im bisherigen Jahresverlauf könnte ein etwas größeres Risiko im Vergleich zu den Vorjahren bestehen. Keinesfalls sollte ein voreiliger prophylaktischer Insektizideinsatz aus Sorge vor möglichen Herbstinfektionen erfolgen. Durch Berücksichtigung vorbeugender Maßnahmen (Beseitigung wichtiger Virusquellen, Anbau toleranter Sorten und Vermeidung zu früher Saattermine) sowie die Durchführung regelmäßiger Bestandeskontrollen können Risiken für wirtschaftliche Schädigungen durch Getreideviren größtenteils ausgeschlossen werden.

Woche der Demenz als erstes Gemeinschaftsprojekt

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Die Stadt Schleswig verfügt über eine vielfältige und lebendige Kulturlandschaft. Doch wie schafft man es, diese auch über bestimmte Zielgruppen hinaus anderen Bevölkerungsgruppen zugänglich zu machen? Mit dieser Frage beschäftigte sich seit Anfang des Jahres das Netzwerk „Werkstattgespräche“, in dem von Museen über Volkshochschule und Jugendzentrum bis hin zu Pflegeleitung der Helios-Kliniken und Seniorenbeirat verschiedene Institutionen der Stadt ihre Ideen einbrachten. Erste Ergebnisse dieser Werkstattgespräche sind nun im Rahmen der Woche der Demenz vom 18. bis 24. September zu erleben.

Neben bekannten Veranstaltungen wie dem monatlichen Treffen im Café Vergiss-mein-nicht gibt es dieses Jahr erstmals auch ein Angebot für Angehörige im Schloss Gottorf beziehungsweise im Got­torfer Globus im Barockgarten des Schlosses. Unter der Überschrift „Fahrt zu den Sternen“ wird Angehörigen etwas angeboten, „das nicht mit dem Thema Demenz zu tun hat, um mal etwas anderes zu sehen und zu erleben sowie einen anderen Input zu bekommen“, so Dr. Mechthild Reußner, Seniorenbeauftragte der Stadt Schleswig.

„Normalerweise erreichen wir vom Schloss Gottorf keine Menschen mit Demenz oder deren Familien, dafür brauchen wir Mittelspersonen, die diese Angebote an entsprechende Personengruppen vermitteln“, erläutert Nicole Gifhorn von der Stiftung Landesmuseen den Hintergrund der Werkstattgespräche. Das Netzwerk biete die Möglichkeit, Verbündete in den Bereichen Kultur und Soziales zu finden, um vorhandene Angebote und Kräfte zu bündeln, mehr multilaterale Kooperationen zu haben „und um unsere Ressourcen besser einzusetzen sowie noch diverser Menschen zu erreichen“, ergänzt Gifhorn. Die Werkstattgespräche seien auf Dauer angelegt, die Woche der Demenz sei dabei das erste Projekt, das aus den beiden diesjährigen Netzwerktreffen umgesetzt werde.

Gottorfer Globus
Fotos: Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen

„Wir reden im Alltag immer von Nachhaltigkeit. Es gibt auch eine soziale Nachhaltigkeit mit dem Ziel, öffentliche Veranstaltungen zu nutzen, um die Werte der Nachhaltigkeit zu transportieren: Zusammenhalt, Partizipation und Achtsamkeit mit unseren Ressourcen. Nicht nur mit finanziellen Ressourcen, sondern auch im Umgang miteinander“, erklärt Nicole Gifhorn.

Man müsse keine Themen suchen, sondern nehme das, was man vor Ort finde. „Wir haben genug Themen in unseren eigenen Reihen durch alle Institutionen hinweg, bei denen wir gemeinsam einen Mehrwert schaffen können“, so Gifhorn.

„Man kann auch sagen: Das Beste ist, dass wir voneinander wissen“, ergänzt Dr. Dörte Beier, Leiterin des Stadtmuseums Schleswig. Auch dort plane man Angebote für Demenzkranke und Angehörige, die aber später im Jahr geplant seien. „Wir besitzen zum Beispiel mit unserem alten Spielzeug Anknüpfungspunkte, womit wir Erinnerungen hervorrufen können. Vieles geschieht über das Haptische und durch Geräusche. Wir haben einen Koffer zusammengestellt, mit dem wir auch in die Einrichtungen gehen können“, so Beier. Mit den Programmpunkten schaffe man ein Bewusstsein für das Thema und verlasse durch die Zusammenarbeit mit anderen Einrichtungen auch einmal den eigenen Kosmos. „Ich finde es wunderbar, dass es solche Projekte gibt.“ 

Info

Das Programm zur Woche der Demenz startet am Sonnabend, 16. September, mit einem Treffen von Erkrankten und Angehörigen im Café Vergiss-mein-nicht um 15 Uhr. Am 17. September findet um 10 Uhr ein Gottesdienst im St. Petri-Dom statt, am 19. September um 10 Uhr begeben sich die Angehörigen im Gottorfer Globus auf eine „Fahrt zu den Sternen“, am 20. September zeigt das Capitol-Kino um 20 Uhr den Film „Still Alice“. Die Band „LiederHerzen“ gibt am 21. September um 15 Uhr ein Konzert für Betroffene und Angehörige im Gemeindehaus Friedenskirche, informative Vorträge über Demenz gibt es am 22. September im Helios-Klinikum um 16 Uhr, sportlich wird es für Angehörige und Erkrankte am 23. September um 15 Uhr beim TSV Schleswig.

Schwarz: Tierhalter brauchen verlässliche Perspektive

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Der Umbau der Tierhaltung bleibt für Schleswig-Holsteins Landwirtschaftsminister Werner Schwarz (CDU) ganz oben auf der agrarpolitischen Agenda in Deutschland. „Ich erwarte, dass die Vorschläge der Borchert-Kommission die maßgebliche Richtschnur für die Weiterentwicklung der Tierhaltung bleiben“, erklärte der Vorsitzende der Agrarministerkonferenz (AMK) im Vorfeld des Herbsttreffens mit seinen Länderkolleginnen und -kollegen nächste Woche in Kiel.

Ziel müsse es sein, den Landwirtinnen und Landwirten Planungssicherheit zu geben und eine verlässliche Perspektive aufzuzeigen. „Gerade kleine und familiengeführte Betriebe gilt es dabei in den Blick zu nehmen“, forderte der CDU-Politiker.

Strukturbrüche vermeiden

Schleswig-Holsteins Landwirtschaftsminister Werner Schwarz ist Vorsitzender der AMK. Foto: jh

Schwarz warnte davor, den Rückgang der Tierhaltung einfach laufen zu lassen: „Der gesellschaftlich gewünschte Umbau der Tierhaltung darf nicht zu weiteren Strukturbrüchen führen.“ Dies hätte nach seiner Einschätzung weitreichende Folgen für die Landwirtschaft und die gesamten ländlichen Räume. Der Minister verwies auf den enormen Veränderungsdruck, der auf den landwirtschaftlichen Betrieben laste. Viele seien bereit, ihre bisherigen Geschäftsmodelle und Produktionsverfahren im Stall und auf dem Feld zu überprüfen und weiterzuentwickeln. Allerdings werde ein Umbau ohne Berücksichtigung der Belange der landwirtschaftlichen Betriebe nicht funktionieren, ist Schwarz überzeugt.

Es gehe darum, gemeinsam den Blick auf die Herausforderungen zu schärfen und über Lösungswege zu diskutieren, die sich in der Tierhaltung, im Ackerbau und auf den Märkten entwickelten. Dies sei in der Borchert-Kommission, der Zukunftskommission Landwirtschaft (ZKL) und in Schleswig-Holstein mit dem Dialogprozess zur Zukunft der Landwirtschaft erfolgt. „Lösungen liegen auf dem Tisch – die Branche erwartet nun, dass die Politik liefert.“

Folgen der GAK-Kürzungen

Kritik äußerte Schwarz erneut an den geplanten Kürzungen der Mittel in der Gemeinschaftsaufgabe Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes (GAK): „Sollten die Kürzungen in Höhe von 293 Millionen Euro im parlamentarischen Verfahren so beschlossen werden, hätte dies massive finanzielle Auswirkungen für die Länder und damit auf die Umsetzung von zahlreichen die ländliche Entwicklung stärkenden agrarstrukturellen und forstlichen Förderprogrammen und Fördermaßnahmen in vielen Bereichen der ländlichen Räume.“ Laut Schwarz wären damit nicht nur die ambitionierten Ausbauziele im Ökolandbau massiv gefährdet, sondern auch die Stärkung der ländlichen Räume insgesamt. Der Minister befürchtet verzögerte Auszahlungen und einen Stopp elementar wichtiger Maßnahmen für die ländlichen Räume. Gefährdet seien auch die Vorhaben des Waldumbaus.

Schließlich bekräftigte Schwarz sein Ziel, frühzeitig Eckpunkte für den Strategieplan 2025 zur Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) festzulegen. Es gehe vor allem darum, das neue Instrument der Ökoregelungen attraktiver zu gestalten und damit Gemeinwohlleistungen innerhalb der GAP zu honorieren. „Wir müssen daher die Ökoregelungen hinsichtlich ihrer Wirksamkeit, ihrer Zielerreichung, ihrer Attraktivität und Umsetzbarkeit erneut überprüfen“, so der Minister. Für ihn ist dabei besonders wichtig, dass es „eine attraktive Ökoregelung für Milchviehbetriebe mit Weidehaltung geben muss“.

Lemke muss liefern

Agrarpolitische Entscheidungen mahnte im Vorfeld der AMK auch der Präsident des Landvolks Niedersachsen, Dr. Holger Hennies, an. „Ob Wolf, Pflanzenschutz oder Herkunftskennzeichnung – geredet wurde viel, gehandelt wenig“, kritisierte Hennies. Der Vizepräsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV) verwies auf die wachsende Ungeduld auf den Betrieben: „Die Land- und Forstwirtschaft wartet auf Antworten.“

Hennies rechnet damit, dass auch der Wolf auf der AMK wieder eine große Rolle spielen wird. Bis Ende September müsse Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) ein Konzept vorlegen, wie ein regionalisiertes Bestandsmanagement aussehen könne. Sie könne Anpassungen am Bundesnaturschutzgesetz auf den Weg bringen. Ziele müssten insbesondere sein, Wolfsentnahmen künftig zeitnah zu ermöglichen und die regionale Verträglichkeit, zum Beispiel für die Deichschäferei, zu berücksichtigen. age

Info zur Demo

Während der AMK, die vom 20. bis 22. September im Kieler Atlantic-Hotel (gegenüber dem Hauptbahnhof) stattfindet, veranstaltet der Bauernverband Schleswig-Holstein (BVSH) eine Demonstration. Die Protestaktion beginnt am Donnerstag, 21. September, um 9.30 Uhr auf dem Platz der Kieler Matrosen am Kieler Hauptbahnhof. Um 10 Uhr ist eine Kundgebung vorgesehen, auf der BVSH-Präsident Klaus-Peter Lucht und Vertreter anderer Verbände ihre Anliegen vortragen. „Landwirtschaft in Schleswig-Holstein, Deutschland und Europa hat nur eine Zukunft, wenn die politischen Rahmenbedingungen stimmen“, erklärt der BVSH-Präsident und ruft zur Teilnahme an der Demonstration auf.