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Der Rundköpfige Apfelbaumbohrer (Saperda candida) ist noch immer auf Fehmarn. Im neuen Jahr müssen dort erneut Wirtspflanzen gerodet werden, aber in kleinerem Ausmaß. Am 15. Januar ist dazu eine Informationsveranstaltung vor Ort geplant.
Spürhunde haben seit Ende September beim Monitoring geholfen. Leider wurden erneut einzelne Funde bestätigt, sodass im Januar Rodemaßnahmen zur Tilgung des Schädlings in einem abgegrenzten Gebiet erfolgen müssen. In kleinerem Umfang als Anfang des Jahres 2023 werden in den ersten Monaten des Jahres 2024 Pflanzen, die für die Vermehrung des Schädlings wichtig sind, getilgt. Dafür tritt am 16. Dezember 2023 eine überarbeitete amtliche Allgemeinverfügung in Kraft. Auf dieser Rechtsgrundlage erfolgt die Umsetzung der Maßnahmen durch den amtlichen Pflanzenschutzdienst der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein.
Am 15. Januar wird im Gasthof Meetz, Kirchenstieg 12 in 23769 Bannesdorf die Bevölkerung auf Fehmarn über die Maßnahmen und das Vorgehen von den Experten des amtlichen Pflanzenschutzdienstes der Landwirtschaftskammer und des Landwirtschaftministeriums (MLLEV) informiert. Die Rodemaßnahmen sind ab Ende Januar 2024 geplant, um auch die Umweltvorgaben einhalten zu können.
Im Februar 2023 hatten auf der Insel Fehmarn zwischen den Orten Puttgarden, Gammendorf und Todendorf bereits umfangreiche Bekämpfungsmaßnahmen gegen den Rundköpfigen Apfelbaumbohrer stattfinden müssen. Nach diesen Tilgungsmaßnahmen, den ersten Kompensationsarbeiten und den regelmäßigen Monitoringmaßnahmen, die mindestens für die nächsten fünf Jahre stattfinden müssen, wurde in diesem Jahr ein zusätzlicher Befallsherd identifiziert und bestätigt. Tilgungsmaßnahmen in diesem Bereich stehen deshalb in den ersten Monaten 2024 an. Es wird gerodet und das Material anschließend thermisch vernichtet.
Die Landwirtschaftskammer geht mit großer Umsicht und Sorgfalt vor und setzt die rechtlichen Vorgaben zur Beseitigung des Schädlings um. Leider gibt es keine Alternative zu den Maßnahmen. Auch nach den Fäll- und Rodemaßnahmen wird das Gebiet weiter intensiv vom Pflanzenschutzdienst des Landes bei der Landwirtschaftskammer beobachtet und regelmäßigen Kontrollen unterzogen. Ziel ist es, den Befall zu tilgen, sodass nach einer Wartezeit von fünf Jahren ohne Befall in dem betroffenen Gebiet auch wieder Kern- und Steinobstbäume gepflanzt werden dürfen.
Warum diese Maßnahmen?
Der Rundköpfige Apfelbaumbohrer stellt für Obstbaumkulturen in ganz Europa – besonders Apfel, Birne, Kirsche und Pflaume – eine große Gefahr dar. Daneben werden auch andere Wirtspflanzen wie beispielsweise Weißdorn und Mehlbeere befallen. Es handelt sich bei dem Schädling um einen Bockkäfer, der ursprünglich in Nordamerika beheimatet ist. Dort ist er ein bedeutendes Schadinsekt, unter anderem an Apfelbäumen. Er befällt völlig gesunde Bäume und schädigt sie durch die Fraßtätigkeit seiner Larven im Holz enorm, sodass die Bäume schließlich absterben können. Aktuell ist dieser Befall auf Fehmarn der einzige in Europa.
Im Falle einer Verschleppung von Fehmarn in die Obstanbaugebiete drohen sehr große wirtschaftliche Schäden. Daher wird das pflanzengesundheitliche Risiko durch den Apfelbaumbohrer für Deutschland und die EU als hoch eingeschätzt.
Seit 2019 ist der Schaderreger als Quarantäneschädling in der EU gelistet (Pflanzengesundheitsverordnung EU 2016/2031 und Durchführungsverordnung EU 2019/2072). In diesen Verordnungen ist festgelegt, dass der Befall getilgt und eine weitere Ausbreitung verhindert werden müssen. Dafür sind befallene und befallsverdächtige Wirtspflanzen zu fällen, zu roden und zu vernichten.
Larve im Holz. Foto: LKSH
Hinweise auf das Auftreten
Kreisrunde Bohrlöcher mit einem Durchmesser von 8 bis 9 mm am Stamm sowie Genagsel (Kot und Holzmehl) am Stammgrund sind ein Hinweis auf das Auftreten des Rundköpfigen Apfelbaumbohrers (Saperda candida). Die Larven leben im Stamm dieser Gehölze. Natürliche Fressfeinde des Käfers und seiner Larven gibt es in Europa kaum. Auch mit Maßnahmen des chemischen Pflanzenschutzes lässt sich der Rundköpfige Apfelbaumbohrer nicht bekämpfen.
Verdachtsfälle bitte melden
Die Mithilfe von umsichtigen Beobachtern in der Bevölkerung ist ausdrücklich erwünscht, um das Auftreten und die Verschleppung dieses gefährlichen Schädlings zu verhindern. Bei Verdacht auf das Auftreten des Rundköpfigen Apfelbaumbohrers besteht Meldepflicht. Die Bevölkerung von Fehmarn wird darum gebeten, die Maßnahmen des amtlichen Pflanzenschutzdienstes zu unterstützen. Das Auftreten von verdächtigen Symptomen kann beim Pflanzenschutzdienst der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein, Grüner Kamp 15 bis 17, 24768 Rendsburg gemeldet werden (Stephan Monien, Tel.: 0 43 31- 94 53-390, smonien@lksh.de).
Wie sehen Käfer und Larven aus?
Der 1,5 bis 2 cm große Rundköpfige Apfelbaumbohrer ist olivbraun mit zwei hellen Streifen. Es besteht keine Verwechslungsmöglichkeit mit einheimischen Käferarten. Die cremeweißen Larven erreichen nach zwei bis drei Jahren eine Größe von 3 bis 4 cm. Sie legen Gänge im Holz an. Das dadurch entstehende Bohrmehl wird durch kleine Öffnungen in der Rinde nach außen gepresst. So findet sich am Stammgrund das rötlichbraune sogenannte Genagsel (Bild oben). Ist das Larvenstadium beendet, wird dicht unter der Rinde eine Puppenwiege angelegt. Im Sommer schlüpft der Käfer durch 8 bis 9 mm durchmessende, kreisrunde Löcher. Die Flugzeit dieses Käfers endet im September. Der Käfer ist selbst wenig mobil.
Fazit
Der Pflanzenschutzdienst des Landes bei der Landwirtschaftskammer wird ab Ende Januar in dem zusätzlich identifizierten Befallsherd innerhalb des abgegrenzten Gebietes wieder Bekämpfungsmaßnahmen gegen den Rundköpfigen Apfelbaumbohrer durchführen.
Spürhund im Einsatz zum Auffinden von Larven des Rundköpfigen Apfelbohrers.Foto: Stephan Monien
Ute Volquardsen wurde einstimmig von den Deputierten zur Präsidentin der Landwirtschaftskammer wiedergewählt. Damit wird sie die Selbstverwaltung für die kommenden fünf Jahre führen. Wiedergewählt wurden auch die beiden Vizepräsidenten Caspar Graf zu Rantzau und Arno Carstensen sowie die Vorstandsmitglieder Jochen Flessner, Heino Hansen und Carsten Schröder. Neu im Kammervorstand sind Claudia Jürgensen, Dagmar Wicklow und Dirk Eberlein.
Nach der Wahl sagte Ute Volquardsen: „Ich freue mich über dieses Ergebnis und das mir entgegengebrachte große Vertrauen sehr. Dieses Amt ist für mich ein klarer Arbeitsauftrag, die Kammer weiter im Sinne der drängenden Praxisfragen in der Landwirtschaft sowie auch in der Forst, im Gartenbau und in der Fischerei auszurichten. Stichworte sind hier: Digitalisierung in der Landwirtschaft, ein gut aufgestelltes Lehr- und Versuchswesen in Pflanzenbau, Pflanzenschutz, Umwelt- und Gewässerschutz, in der Tierhaltung sowie im Baumschulbereich, die Weiterentwicklung der Ausbildung und eine breit aufgestellte Beratung, darunter auch im Forstwesen, sowie ein zielführender Wissenstransfer in die Praxis. Dabei gilt es, die Finanzen und die Personalentwicklung im Blick zu haben. Unsere Landwirtinnen und Landwirte brauchen eine starke Landwirtschaftskammer an ihrer Seite. Aktuelle, neutrale und schnell verfügbare Fachinformationen sind für die Praxis in diesen Zeiten wichtiger denn je.“
Neu im Vorstand (alphabetisch):
Dirk Eberlein, Gärtnermeister aus Neumünster, führt seit 1989 als Unternehmer die Friedhofsgärtnerei Sollmann mit Blumengeschäft. Seit 1998 ist er im Vorstand des Fachverbands Friedhofsgärtner und seit 2013 bis heute der Vorsitzende. Mittlerweile vertritt der Verband im Wirtschaftsverband Gartenbau Norddeutschland fünf Bundesländer im Norden. Seit zehn Jahren ist Dirk Eberlein als Gast im Fachausschuss Gartenbau der Landwirtschaftskammer für die Friedhofsgärtner dabei und nun auch im Kammervorstand.
Claudia Jürgensen,Landwirtin aus Jübek, ist Mitglied der Hauptversammlung seit 2018 sowie seit 2018 auch Mitglied im Ausschuss Frauen im Agrarbereich. Seit April 2023 ist sie Präsidentin des LandFrauenverbandes Schleswig-Holstein und nun auch Mitglied im Vorstand der Landwirtschaftskammer.
Dagmar Wicklow,Achterwehr, ist seit 2021 Promotionsstipendiatin. Sie studierte ökologische Agrarwissenschaften an der Universität Kassel-Witzenhausen. Zuvor absolvierte sie eine Ausbildung zur Landwirtin. Nach ihrem Studium arbeitete sie auf einem ökologischen Gemüsebaubetrieb sowie in der Agrarforschung am Lehrstuhl für Soziologie ländlicher Räume der Universität Kassel und der Universität Göttingen. Sie ist Mitglied der Gewerkschaft. Sie wurde in den Kammervorstand als Arbeitnehmervertreterin gewählt.
Wiedergewählt:
Präsidentin Ute Volquardsen, Reußenköge, Mitglied der Hauptversammlung für den Kreis Nordfriesland seit 2003– weitere Infos im Porträt am Ende.
Vizepräsident Hans-Caspar Graf zu Rantzau, Pronstorf, Mitglied der Hauptversammlung seit 2003, Mitglied im Fachausschuss für das Forstwesen seit 1999, Vorsitzender seit 2004, Vorsitzender des Waldbesitzerverbandes seit 2001, Mitglied des Vorstandes der Landwirtschaftskammer und Vizepräsident seit 2003, wurde erneut als Vizepräsident wiedergewählt.
Vizepräsident Arno Carstensen, Gärtner, Kappeln (Arbeitnehmervertreter) ist Mitglied der Hauptversammlung seit 1993 für den Kreis Schleswig-Flensburg sowie Mitglied im Fachausschuss für Ausbildung und Beratung von 1993 bis 2008. Vorsitzender im Ausschuss Arbeitnehmerberatung seit 2009 und Mitglied der IG Bau. Carstensen war stellvertretender Repräsentant ab 2003 für den Kreis Schleswig-Flensburg bis 2008 und dann wieder von 2018 bis 2028. Er ist Vorstandsmitglied und Vizepräsident seit 2008 bis nun 2028.
Jochen Flessner, Landwirt aus Dersau, Kreis Plön, ist seit 2013 Mitglied der Hauptversammlung und Mitglied im Fachausschuss Rinderhaltung und Futterbau und seit 2018 der Ausschussvorsitzende. Seit 2018 ist er außerdem Repräsentant der Landwirtschaftskammer im Kreis Plön. Flessner hat die Entwicklungen zum geplanten Stallbau in der Rinderhaltung in Futterkamp intensiv begleitet. Er ist seit 2022 im Vorstand der Landwirtschaftskammer und wurde wiedergewählt, wie auch als Repräsentant für die Kammer im Kreis Plön.
Heino Hansen, Landwirt aus Elskop, ist Deputierter in der Hauptversammlung seit Dezember 2018 für den Kreis Dithmarschen, seit März 2008 Mitglied im Fachausschuss Ackerbau und seit 2018 Vorstandsmitglied der Landwirtschaftskammer und Vorsitzender des Ackerbauausschusses. Er wurde wieder in den Vorstand gewählt.
Carsten Schröder, Forstwirt, Rethwischfeld (Arbeitnehmervertreter), Mitglied des Fachausschusses für das Forstwesen seit 2004, seit 2009 stellvertretender Vorsitzender, seit 2003 stellvertretenderRepräsentant für den Kreis Pinneberg, ist seit 2018 im Vorstand der Landwirtschaftskammer und wurde bis 2028 wiedergewählt.
Gäste aus Politik und Wissenschaft
Viele Gäste aus der Politik einschließlich Landtagspräsidentin Kristina Herbst (CDU) sowie der Staatssekretärin des Landwirtschaftsministeriums, Anne Benett-Sturies, und Vertreter aus Wissenschaft und Gesellschaft waren nach Rendsburg gekommen, um der Hauptversammlung der Kammer beizuwohnen und sich aus der Arbeit der Landwirtschaftskammer berichten zu lassen. Es war die 127. Hauptversammlung der Landwirtschaftskammer, und es gehören nach der Kammerwahl im Sommer neben bekannten auch neue Deputierte der Hauptversammlung an.
Anne Benett-Sturies und Kristina Herbst (r.). Fotos: Isa-Maria Kuhn
Staatssekretärin Benett-Sturies betonte in ihrem Grußwort: „Die Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein ist mit ihrem Beratungsangebot und Versuchswesen einer der wichtigsten Netzwerkpartner für unser Ministerium. Mit ihrem erfolgreichen Aus- und Weiterbildungsangebot ist sie ein wirksamer Katalysator für den Wissenstransfer, um Erkenntnisse der modernen Landnutzung in die Praxis zu tragen.“
„Stolz auf unser Ehrenamt“
Landtagspräsidentin Kristina Herbst hielt die Laudatio auf die zahlreichen ehemaligen Deputierten, die sich aus dem Kammerparlament verabschiedeten und mit Urkunden und Blumen geehrt wurden. Dabei wurden auch 17 Ehrennadeln der Landwirtschaftskammer vergeben. „Eine freiheitliche Gesellschaft und ein lebenswertes Gemeinwesen können ohne das Ehrenamt nicht existieren“, betonte Herbst. „Unser Miteinander wäre undenkbar ohne den täglichen Einsatz von vielen Tausend ehrenamtlich tätigen Menschen.“ Dies gelte gerade auch für die berufsständischen Verbände und die Kammern, so die Parlamentspräsidentin. Mehr Aufmerksamkeit und Wertschätzung für das Ehrenamt zu erreichen, sei eines der wichtigsten Ziele, welches sie sich als Landtagspräsidentin gesetzt habe, betonte Kristina Herbst.
Ute Volquardsen dankte Landtagspräsidentin Kristina Herbst für ihren Besuch und ihr Bekenntnis zur Landwirtschaftskammer: „Dieses bestärkt das Engagement des Ehrenamtes und motiviert unsere Mitarbeiter. Gerne sind wir bereit, gemeinsam mit dem Land, weiter zum Wohle der Betriebe, ihrer Menschen und Familien in den Branchen der Agrarwirtschaft zu wirken. Ich wünsche mir, dass dieses Zusammenwirken weiterhin von einem konstruktiven und vertrauensvollen Miteinander geprägt sein möge.“
Vertrauen bringt uns voran
Arbeitgebersprecher Klaus-Peter Lucht betonte, dass nur eine vertrauensvolle Zusammenarbeit von Kammer und Bauernverband die beiden Organisationen voranbringen könne. Angesichts hoher Investitionen benötige man verlässliche Partner an seiner Seite: „Wir haben alle dazu beigetragen, den Hunger in der Welt zu bekämpfen. Wir benötigen keine Extensivierung, sondern Intensivierung.“ Außerdem forderte er einen Bürokratieabbau.
Heike Möller-Ramm und Klaus-Peter Lucht. Fotos: Daniela RixenSusanne Lorenzen und Dr. Hans Hermann Buchwald. Fotos: Isa-Maria Kuhn
„Sie sind das Rückgrat!“
Die neue Arbeitnehmersprecherin Heike Möller-Ramm, die auf Jan Birk folgt, dankte dem Hauptamt in ihrer Rede: „Im vergangenen Jahr wurde ein sehr gutes wirtschaftliches Ergebnis erreicht, und für dieses Jahr sieht es auch gut aus. Dies ist ein Verdienst aller Mitarbeiter unserer Landwirtschaftskammer, die kompetent und motiviert ihre Arbeit tun. Sie sind das Rückgrat unserer Firma.“ Möller-Ramm sprach ferner den Fachkräftemangel, die erforderliche Mitarbeitermotivierung und kompetente Einarbeitung sowie die unerlässliche Fort- und Weiterbildung an.
Bericht aus der Arbeit der Kammer
Ute Volquardsen hob in ihrem Bericht die Kernbereiche der Landwirtschaftskammer, aber auch Projekte hervor. Sie betonte die Vielfalt und den Nutzen für die landwirtschaftliche Praxis. Dabei beleuchtete sie jede Abteilung einzeln. Einen besonderen Fokus legte sie auf den Wissenstransfer von Fachinformationen in die Praxis. Neben den herkömmlichen Formaten wolle man hier auch neue Wege gehen, insbesondere das Thema Fachvideo solle eine bedeutendere Rolle spielen.
Susanne Lorenzen, Vorsitzende des Prüfungsausschusses, berichtete, dass die Wirtschaftsprüfer der Kammer den uneingeschränkten Bestätigungsvermerk erteilt hätten. Die Landwirtschaftskammer beendet das Geschäftsjahr mit einem Jahresüberschuss von 2,39 Mio. € (Vorjahr: 28,26 Mio. €). Der Jahresabschluss und der Lagebericht 2022 wurden genehmigt und Vorstand und Geschäftsführung entlastet. Eine Veröffentlichung der Geschäftszahlen findet in Ausgabe 51/52 im Bauernblatt statt.
Tarifsteigerungen werfen Schatten voraus
Dr. Hans Hermann Buchwald, Vorsitzender des Finanzausschusses, sagte, das Jahresergebnis sei wieder hervorragend. Es werde sich aber leider in Zukunft nicht so einfach wiederholen lassen wegen der Tarifsteigerungen.
Der Wirtschaftsplan 2024 sieht Einnahmen in Höhe von 42,3 Mio. € vor. Diese generieren sich jeweils etwa zu einem Drittel aus der Umlage, aus Erlösen aus wirtschaftlicher Tätigkeit und öffentlichen Zuwendungen für die Weisungsaufgaben des Landes und der Zielvereinbarung. Bei den Ausgaben sind die Personalkosten mit rund 29,4 Mio. € inklusive der Weisungsaufgaben Pflanzenschutz und Verbringungsverordnung hervorzuheben. Der sonstige betriebliche Aufwand und die Materialkosten liegen bei rund 11,7 Mio. €. Der Erfolgsplan 2024 schließt mit einem Jahresüberschuss von knapp 616.000 € ab und ist somit auf Vorjahresniveau. Im Finanzplan 2024 sind die möglichen Bauinvestitionen in Futterkamp für die Sauen- und Rinderhaltung noch nicht berücksichtigt. Die Hauptversammlung stimmte dem Gesamtwirtschaftsplan einschließlich Stellenplan für das Wirtschaftsjahr 2024 zu.
Deula entwickelt sich sehr gut
Buchwald berichtete des Weiteren über die Tochtergesellschaften der Landwirtschaftskammer. Die Deula konnte ihren Umsatz erneut steigern. Im Ergebnis heißt dies, dass bei einem Umsatzerlös von rund 9,74 Mio. € ein Jahresüberschuss von 1,28 Mio. € erwirtschaftet wurde. Es war der letzte Auftritt in dieser Funktion für Dr. Hans Hermann Buchwald.
Die Hauptversammlung stimmte der Gründung einer Gesellschaft zum Betreiben einer Biogasanlage in Futterkamp zu. Außerdem wurde eine Erhöhung der Gebühren beschlossen. Beschlossen wurde auch, die Kammerumlage in diesem Jahr nicht zu erhöhen.
Kammergeschäftsführer Dr. Klaus Drescher gratulierte dem Vorstand, hier dem Vizepräsidenten Hans-Caspar Graf zu Rantzau. Foto: Daniela Rixen
Abschied für viele Deputierte
Feierlich verabschiedet wurden die ehemaligen Vorstandskollegen Hans Hermann Buchwald, Ulrike Röhr und Sylvia Bent.
Ute Volquardsen bedankte sich bei ihren Vorstandskolleginnen und -kollegen: „Gemeinsam haben wir intensiv und vertrauensvoll für die Kammer gearbeitet, wichtige Beschlüsse gefasst und zukunftsweisende Weichenstellungen vorgenommen. Ich erinnere an den wichtigen Schritt der Übernahme der Pensionslasten, die Entscheidung in Futterkamp, weiterhin in moderne Tierhaltung zu investieren. Es wurde auch an anderer Stelle viel modernisiert, zum Beispiel im Lehr- und Versuchszentrum für Milchwirtschaft Malente. Die Landwirtschaftskammer und ihre beiden Gesellschaften (Deula, Messe Rendburg) sind verhältnismäßig gut durch die Corona-Zeit gekommen, die Digitalisierung bekam einen Schub. Zu erwähnen sind auch die gelungene, nachgeholte Feier zum 125-jährigen Bestehen unserer Landwirtschaftskammer sowie das zehnjährige Bestehen am Standort Rendsburg.“
17 silberne Nadeln fürs Ehrenamt
Die Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein verleiht die Verdienstnadel in Silber an Persönlichkeiten, die sich um die landwirtschaftliche Selbstverwaltung sowie für die Landwirtschaft besondere Verdienste erworben haben – das heißt, dass sie mindestens drei volle Wahlperioden als Mitglied – nicht Ersatzmitglied – der Hauptversammlung tätig waren oder dass sie mindestens zwei volle Wahlperioden als Mitglied – nicht Ersatzmitglied – der Hauptversammlung tätig waren und darüber hinaus entweder eine volle Wahlperiode als Vorstandsmitglied oder eine volle Wahlperiode als Repräsentant/Repräsentantin oder eine volle Wahlperiode als Vorsitzende/Vorsitzender eines Fachausschusses tätig waren.
Silberne Kammer-Ehrennadel für ehemalige Vorstandsmitglieder:
Dr. Hans Hermann Buchwald,Eutin, war von Dezember 1998 bis jetzt im Einsatz für die Landwirtschaftskammer und Mitglied der Hauptversammlung für den Kreis Ostholstein, das sind fünf Wahlperioden, also 25 Jahre. Seit 2003, 20 Jahre lang, war er ohne Unterbrechung gewähltes Mitglied im Kammervorstand, er war Vizepräsident des Gartenbauverbandes Nord seit 2006, seit 1999 Mitglied im Fachausschuss Finanzwesen und seit 2009 Vorsitzender. Seit 1999 war er auch Mitglied im Gartenbauausschuss und seit 2004 Vorsitzender. Jetzt hat er alle seine Ämter abgegeben. Ein Interview mit Dr. Hans Hermann Buchwald findet sich auf den Seiten 56 und 57.
Ulrike Röhr, Reinfeld, war zehn Jahre seit dem 5. Mai 2013 Mitglied der Hauptversammlung und im Vorstand der Landwirtschaftskammer von 2018 bis 2023. Von 2013 bis 2018 war sie zudem Mitglied im Fachausschuss Frauen im Agrarbereich und seit 2018 Mitglied im Fachausschuss Finanzwesen. Ulrike Röhr bekleidete zudem in der Zeit von 2017 bis Frühjahr 2023 das Amt der Präsidentin des LandFrauenverbandes Schleswig-Holstein.
Sylvia Bent,Eckernförde, Arbeitnehmerin, war zehn Jahre Kammerdeputierte und Mitglied im Vorstand seit 2021. Ab 2018 war sie stellvertretende Repräsentantin des Kreises Rendsburg-Eckernförde und seit 2014 Mitglied im Fachausschuss Gartenbau.
Reichlich Dank und Lob für die ausscheidenden Vorstandsmitglieder (v. li.) Sylvia Bent, Ulrike Röhr und Dr. Hans Hermann Buchwald, die mit der silbernen Kammernadel ausgezeichnet wurden. Foto: Isa-Maria Kuhn
Ebenfalls ausgezeichnet mit der silbernen Kammer-Ehrennadel (alphabetisch):
Wiltrud Ehrenberg, Jevenstedt, 25 Jahre Mitglied in der Hauptversammlung, Mitglied im Fachausschuss Ausbildung und Beratung 1999, dann erneut von 2008 bis 2010. Mitglied im Fachausschuss Frauen im Agrarbereich 1999 bis heute. Stellvertretende Vorsitzende von 2004 bis 2023. Stellvertretende Repräsentantin der Landwirtschaftskammer für den Kreis Rendsburg-Eckernförde von 2008 bis 2023.
Jürgen Boye Gertz, Osterhever, ist seit 2008 Mitglied der Hauptversammlung (15 Jahre). Er war von 2018 bis 2020 Repräsentant für die Kammer im Kreis Nordfriesland und Mitglied im Fachausschuss Ackerbau von 2008 bis 2023.
Klaus Hohnsbehn, Breiholz, war 15 Jahre in der Hauptversammlung und von 2008 bis 2023 Repräsentant der Kammer für den Kreis Rendsburg-Eckernförde. Er war ebenso seit 2008 Mitglied im Fachausschuss für Tierhaltung und Futterbau.
Stephan Jarmatz, Preetz, war 20 Jahre in der Hauptversammlung sowie von 1998 bis 2003 auch als Ersatzmitglied. Von 1999 bis 2008 war er im Fachausschuss Gartenbau und von 2018 bis 2023 Mitglied im Fachausschuss Finanzwesen. Er war Kreisbauernvorsteher des Kreises Plön von 1999 bis 2003 und stellvertretender Repräsentant der Landwirtschaftskammer von 2003 bis 2008 für den Kreis Plön.
Martin Jeß, Lübeck, war 20 Jahre in der Hauptversammlung. Seit dieser Zeit war er auch Mitglied im Fachausschuss Gartenbau.
Werner Kruse, Heede, war 15 Jahre in der Hauptversammlung und von 2008 bis heute auch im Fachausschuss für Tierhaltung und Futterbau.
Lorenz Marckwardt, Eckernförde, war 30 Jahre Mitglied der Hauptversammlung. Seit 1988 bis heute war er im Fachausschuss Fischerei. Ab 1999 war er Vorsitzender des Fischereiausschusses. Bereits seit 1991 und bis heute ist er Vorsitzender des Fischereiverbandes. Gewähltes Mitglied in der Hauptversammlung war er von 1993 bis 2003, ab 2003 dann vom jeweiligen Landwirtschaftsministerium bis heute berufenes Mitglied.
Heiko Rahlf, Aukamp/Seedorf, war seit zehn Jahren Mitglied der Hauptversammlung, seit zehn Jahren Repräsentant der Kammer des Kreises Segeberg und seit zehn Jahren im Fachausschuss Tierhaltung und Futterbau.
Kirsten Rösch, Poyenberg, war 15 Jahre in der Hauptversammlung sowie von 2008 bis 2023 im Fachausschuss Ausbildung und Beratung.
Anne Schmaljohann, Bälau, war 20 Jahre lang (seit 2003) Mitglied der Hauptversammlung. Seit 2003 war sie auch Mitglied im Fachausschuss Schweinehaltung bis 2023. Sie war seit 2013, also zehn Jahre, Repräsentantin der Kammer für den Kreis Herzogtum Lauenburg.
Hans-Jürgen Schröder, Wulfsmoor, war 20 Jahre lang seit 2003 Mitglied der Hauptversammlung und bereits von 1998 bis 2003 Ersatzmitglied. Von 1999 bis 2008 war er im Fachausschuss Ausbildung und Beratung und von 2008 bis 2023 Mitglied im Fachausschuss für das Finanzwesen. Von 2008 bis 2023, also 15 Jahre, war er Kammerrepräsentant für den Kreis Steinburg.
Wolfgang Stapelfeldt, Emmelsbüll-Horsbüll, war Mitglied der Hauptversammlung seit 20 Jahren. Er war von 2003 bis 2018 Repräsentant der Kammer im Kreis Nordfriesland, von 2003 bis 2018 Mitglied im Fachausschuss Schweinehaltung, Vorsitzender ab 2004 bis 2018 sowie Mitglied im Fachausschuss Ackerbau von 2003 bis 2018 und Mitglied im Fachausschuss Finanzwesen von 2018 bis heute.
Hans-Joachim Wendt, Grabau, war seit 30 Jahren Mitglied der Kammerhauptversammlung sowie von 1983 bis 1993 Ersatzmitglied. Er war Mitglied des Fachausschusses Ausbildung und Beratung seit 1993 und seit 1999 bis heute Vorsitzender, dazu Mitglied im Fachausschuss Schweinehaltung von 1993 bis 2003 und Mitglied im Fachausschuss Finanzwesen von 2003 bis 2023 und ebenfalls 20 Jahre Repräsentant der Landwirtschaftskammer für den Kreis Stormarn.
Winfried Wittek, Niebüll, war 25 Jahre in der Hauptversammlung. Von 1999 bis 2003 war er Mitglied im Fachausschuss Schweinehaltung und ab 2003 Mitglied im Fachausschuss für Natur- und Umweltschutz, Mitglied im Fischereiausschuss von 2008 bis 2023 und seit 2003 stellvertretender Repräsentant für den Kreis Nordfriesland.
Ehrennadeln in Silber gab es für besondere Kammerverdienste aus den Händen von Landtagspräsidentin Kristina Herbst (li.) und Präsidentin Ute Volquardsen (r.). Foto: Daniela Rixen
Diesmal fand ein echter Wahlmarathon statt. Der zuvor gewählte Wahlleiter Henning Münster rief den Tagesordnungspunkt Wahl der Präsidentin/des Präsidenten sowie der Vizepräsidenten/-innen sowie der weiteren sechs Vorstandsmitglieder auf. Dabei muss einer der Vizepräsidenten dem Kreis der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die nicht mitarbeitende Familienangehörige sind, angehören. Auch unter den sechs Vorstandsmitgliedern gilt diese Parität. Die Abstimmung erfolgte anonym, geheim und einzeln. Die Stimmberechtigten stimmten kreisweise ab. Eine Zweidrittelmehrheit muss bei der Präsidentenwahl mindestens erreicht werden.
Kreisweise gaben die Deputierten ihre Stimme ab unter Leitung des Wahlvorstands Henning Münster (2. v. r., Bild li.). Abstimmungsergebnis der Hauptversammlung: Die Kammerumlage wird nicht erhöht (Bild r.). Fotos: Daniela RixenEs wurden 16 Mitarbeiter der Landwirtschaftskammer in diesem Jahr in den wohlverdienten Ruhestand entlassen. Anwesend waren v. li.: Heike Rose, Gregor Schmitt-Rechlin, Regina Hulsch, Gisela Lehmbecker, Eva-Maria Lassen und Christian Meyer. Sie wurden von Präsidentin Ute Volquardsen (li.) und Geschäftsführer Dr. Klaus Drescher (r.) verabschiedet. Foto: Daniela Rixen
Weitere Urkunden und Blumen für große Verdienste um die Kammer:
Jan Birk war zehn Jahre Mitglied der Hauptversammlung (2013 bis 2023), Ersatzmitglied seit 2008, langjähriges Mitglied im Natur- und Umweltausschuss und ab 2009 auch stellvertretender Vorsitzender. Ebenfalls Mitglied von 2008 bis 2023 im Fachausschuss Ackerbau sowie stellvertretender Repräsentant ab 2018 im Kreis Segeberg. Seit 2018 Sprecher der Arbeitnehmer in der Hauptversammlung.
Inken Engelbrecht war fünf Jahre Mitglied der Hauptversammlung und Ersatzmitglied von 2003 bis 2018 sowie zehn Jahre Mitglied im Fachausschuss Ackerbau (2008 bis 2018).
Thies Hadenfeldt war fünf Jahre Mitglied der Hauptversammlung.
Gerhard Hansen war fünf Jahre Mitglied der Hauptversammlung von 2018 bis 2023, Ersatzmitglied von 2013 bis 2018 sowie zehn Jahre (2013 bis 2023) Mitglied im Ackerbauausschuss.
Susanne Lorenzen war fünf Jahre Mitglied der Hauptversammlung (2018 bis 2023), Mitglied im Fachausschuss Ausbildung und Beratung ab 2018 sowie seit 2018 Mitglied im Prüfungsausschuss und auch Vorsitzende.
Bernd Möller war Mitglied der Hauptversammlung von 2021 bis 2023, Ersatzmitglied ab 2013 bis 2021.
Andreas Ringsleben war von 2018 bis 2023 in der Hauptversammlung sowie von 2008 bis 2018 Ersatzmitglied. Er war 15 Jahre Mitglied im Ackerbauausschuss (2008 bis 2023).
Heinrich Röttger war zehn Jahre Mitglied der Hauptversammlung (2013 bis 2023) und seit 2018 Mitglied im Fachausschuss Ökolandbau sowie Fachausschuss Natur- und Umweltschutz.
Henning Pein war Mitglied der Hauptversammlung von 2018 bis 2023 und Mitglied seit 2018 im Fachausschuss für das Finanzwesen.
Anette Stünke war berufenes Mitglied der Hauptversammlung von 2018 bis 2023.
Henning Untiedt war Mitglied der Hauptversammlung von 2018 bis 2023 und Ersatzmitglied von 2013 bis 2018 sowie Vorsitzender des Fachausschuss Ökolandbau von 2013 bis Juni 2022.
Heimke Witting-Schorr war Mitglied der Hauptversammlung von 2022 bis 2023 und Mitglied im Fachausschuss Arbeitnehmerberatung 2018 bis 2023.
Die Geehrten für große Verdienste um die Kammer (nicht alle auf dem Bild) mit Landtagspräsidentin Kristina Herbst (li.) und Kammerpräsidentin Ute Volquardsen (r.). Foto: Daniela Rixen
Fachausschüsse der Landwirtschaftskammer
Nach ihrer Wahl übernahm die neue Präsidentin den Vorsitz der Hauptversammlung. Künftig begleiten zwölf Fachausschüsse die Facharbeit der Landwirtschaftskammer. Im Block wurden die Mitglieder der einzelnen Ausschüsse neu gewählt. Wenn die konstituierenden Sitzungen im neuen Jahr stattgefunden haben, werden die Ausschüsse im Bauernblatt von der Landwirtschaftskammer vorstellt. Die Bezeichnungen der Fachausschüsse sind:
Regina Arp wurde für 40 Dienstjahre bei der Landwirtschaftskammer geehrt. Foto: Isa-Maria Kuhn
• Ausbildung und Beratung
• Einkommenskombinationen
• Ökologischer und konventioneller Ackerbau
• Ökologische und konventionelle Schweinehaltung
• Ökologische und konventionelle Tierhaltung und Futterbau
Weiter ging es mit der Wahl der Repräsentanten und ihrer Stellvertreter.
Nach reichlich Glückwünschen für Repräsentanten und Fachausschussmitglieder sagte die neue Präsidentin der Landwirtschaftskammer zum Schluss der Versammlung: „Ich bedanke mich auch im Namen meiner Vorstandskollegen für das uns entgegengebrachte Vertrauen. Wir werden alles daransetzen, es mit unserer Arbeit zielstrebig auf die Belange der Praxis ausgerichtet zu erfüllen.“
Porträt Ute Volquardsen
Die Präsidentin der Landwirtschaftskammer tritt ihre zweite Amtszeit in diesem Ehrenamt an.
Sie ist eine erfolgreiche Unternehmerin und in der Landwirtschaft zu Hause.
Ute Volquardsen wurde am 28. Oktober 1964 in Lübeck geboren. Aufgewachsen ist sie auf einem landwirtschaftlichen Betrieb in Poggensee bei Bad Oldesloe im Kreis Stormarn. Heute lebt sie im Kreis Nordfriesland. Sie bewirtschaftet mit ihrer Familie in einer familiären Dreier-GbR im Sönke-Nissen-Koog einen Ackerbaubetrieb mit Legehennen in Boden- und Freilandhaltung und Hofladen. Dazu gehören für die Direktvermarktung Mutterkuh-, Geflügel- und Schweinehaltung. Weitere Betriebszweige sind Regenerative Energien in Form von Windkraft und Solar sowie Ferienwohnungen.
Seit mittlerweile vier Legislaturperioden (20 Jahre, seit 2003) ist die staatlich geprüfte ländliche Hauswirtschaftsleiterin mit Fachhochschulreife Kammerdeputierte und außerdem Vizepräsidentin des Verbandes der Landwirtschaftskammer auf Bundesebene sowie Mitglied der Zukunftskommission Landwirtschaft. Von 2003 bis 2018 war sie Mitglied im Kammer-Fachausschuss Frauen im Agrarbereich und ab 2009 Vorsitzende. Von 2008 bis 2018 war sie stellvertretendes Mitglied im Prüfungsausschuss. Seit 2018 ist sie im Kammervorstand als Präsidentin.
Ute Volquardsen bekleidete viele weitere Ehrenämter in ihrer Laufbahn. Sie war lange Jahre im Vorstand des Verbandes landwirtschaftlicher Fachbildung (vlf) auf Landes- und Kreisebene (20 Jahre) und tätig als Coach für die Andreas-Hermes-Akademie und Schiedsfrau in ihrer Gemeinde (20 Jahre). Aktuell ist sie Deputierte des Landwirtschaftlichen Buchführungsverbandes sowie berufenes Mitglied in der deutschen Raiffeisen-Stiftung.
Ute Volquardsen steht für Engagement und Einsatz für die Menschen im Agrarbereich in Schleswig-Holstein. Auf die nächsten fünf Jahre blickt sie mit dem klaren Arbeitsauftrag, für die praktische Landwirtschaft kompetente Facharbeit durch eine starke Landwirtschaftskammer zu liefern. Mit Besonnenheit und guten Ideen will sie Versuchswesen, Ausbildung, Beratung und die Digitalisierung weiter voranbringen.
Nach wie vor ist sie die einzige Frau in diesem Amt als Kammerpräsidentin deutschlandweit. Sie hat drei verheiratete Kinder und sechs Enkel.
Die Landwirtschaftskammer ist eine Körperschaft des öffentlichen Rechts. In der Zentrale in Rendsburg sowie den Außenstellen unter anderem in Futterkamp, Bad Segeberg, Ellerhoop, Malente, Bredstedt, Heide arbeiten rund 380 Menschen.
Die Landwirtschaftskammer ist fachlich neutral, ihre Kernaufträge sind Grundlagenarbeit, Ausbildung und Beratung sowie Erprobungen und Versuche in Feld und Stall. Damit unterstützt die Kammer die Produktion hochwertiger Nahrungsmittel, Futtermittel und Energieerzeugnisse für das Erzielen angemessener Einkommen auf den Betrieben. Sie steht auch politischen Entscheidungsträgern beratend zur Seite.
Das neue Logo des Kreisverbandes Rendsburg-Eckernförde zeigt die Rendsburger Hochbrücke. Für den Verband ist es ein Symbol dafür, den Bogen zwischen den Generationen zu spannen. Einmalig in Schleswig-Holstein ist, dass gleich drei Junge LandFrauen im Kreisvorstand mitarbeiten. Eine von ihnen ist Meike Philipsen. Sie wurde zur ersten Kreisvorsitzenden gewählt. Das Bauernblatt sprach mit ihr sowie den Vorstandsmitgliedern Sandra Röschmann, zweite Vorsitzende und ebenfalls eine Junge LandFrau, und Doris Voss, die mit 63 Jahren LandFrau wurde.
Frau Philipsen, vier Jahre nach Ihrem Start im Orga-Team der Jungen LandFrauen traten Sie in den Kreisvorstand ein. Seit diesem Jahr sind Sie Kreisvorsitzende: ein ordentliches Tempo. Empfinden Sie das auch so?
Meike Philipsen: Sicher musste ich mich relativ schnell entscheiden, als die Kassenwartin des Kreisverbandes anrief und mich fragte, ob ich nicht im Vorstand mitarbeiten wollte. Der Hintergrund war, dass der Kreisvorstand vor der Auflösung stand, und ohne ihn hätten auch die Ortsvereine nicht weiterbestehen können. Das wollte ich auf keinen Fall. Es ist mir wichtig, dass es die LandFrauen und ihre Themen weiterhin gibt.
Frau Röschmann, Sie sind neben Meike Philipsen und Wiebke Behme die dritte Junge LandFrau im Kreisvorstand. Was war Ihr Antrieb einzusteigen?
Sandra Röschmann: Als mir Meike berichtete, dass der Kreisvorstand unterbesetzt sei, und mich fragte, ob ich mir zutrauen würde mitzumachen, hatte ich den gleichen Gedanken: Ich wollte helfen, den KreisLandFrauenverband am Leben zu halten.
Was macht die LandFrauenarbeit, zu der auch das Miteinander von jungen und erfahrenen Frauen gehört, für Sie aus?
Röschmann: Für mich zählt der lebendige Austausch darüber, welche Einstellung die Jungen haben und welche Erfahrungen der Älteren wir nutzen zu können. Generationstreffen finde ich daher total schön.
Philipsen: Meine Idee war, im Dorf und auch im Kreis viele neue Frauen kennenzulernen, von ihren Erfahrungen zu profitieren und andersherum eigene Ideen weiterzugeben. So ein Netzwerk aufzubauen und mit vielen Gleichgesinnten in einer Gemeinschaft zu sein, fand ich spannend.
Wie wurden Sie von den Erfahrenen aufgenommen?
Röschmann: Das ist schwierig zu sagen, weil bis auf Marita Schmidt auch alle anderen neu waren. Daher war das für uns alle eine große Reise.
War das ein Vorteil?
Röschmann: Garantiert, weil alle auf dem gleichen Stand waren und sich mit der neuen Materie beschäftigen mussten. In manchen Dingen wäre es aber gut gewesen, auf Erfahrungen zugreifen zu können.
Frau Voss, Sie sind, als Sie mit 63 in Rente gingen, zu den LandFrauen gekommen. Was hat Sie bewogen, sich in diesem Alter im Kreisverband zu engagieren?
Doris Voss: Vor 14 Jahren bin ich nach Kiel gekommen. Nachdem ich kurze Zeit Stadtmensch war, zog ich zu meinem Lebensgefährten nach Kleinflintbek. Das war vor zehn Jahren. Ich wollte als neu Zugezogene gern Kontakte knüpfen. Meine Schwiegermutter, die 95 ist, hat mich dann auf die LandFrauen gebracht. Und das war ein guter Tipp. Ich fand nette Kontakte und auch eine neue Beschäftigung. Ich wollte auf keinen Fall nur zu Hause sein und mich um Haus und Garten kümmern.
Wie erleben Sie das Miteinander von Jungen und Junggebliebenen im Vorstand?
Voss: Wir lernen von den jungen LandFrauen. Sie gehen an viele Dinge ganz anders heran, zum Beispiel an die Sozialen Medien. Davon können wir profitieren. Wir haben wiederum mehr Lebenserfahrung. So macht die Arbeit Spaß. Ich finde diesen Ausgleich zwischen Jung und Alt im Vorstand genauso wichtig wie Angela Hutzfeld aus unserem Ortsverein, die ich damals zum ersten Gespräch mit dem Kreisvorstand mitgenommen habe. Sie ist heute Kreisgeschäftsführerin.
Meike Philipsen ist die erste Junge LandFrau als Kreisvorsitzende. Steht sie unter besonderer Beobachtung der erfahrenen LandFrauen?
Voss: Meike ist zur gleichen Zeit in den Kreisvorstand eingetreten wie ich. Anfangs war sie noch etwas zurückhaltend, aber inzwischen tritt sie selbstbewusst auf. Das steht ihr auch, denn es ist keine leichte Aufgabe, da der neue Kreisvorstand sich zunächst zusammenraufen und aufeinander abstimmen musste. Sicher wird genau hingeschaut, aber Meike ist sehr kompetent und macht das alles gut. Sie ist die richtige Frau am richtigen Platz.
Wie läuft die Kommunikation des Kreisvorstandes mit den Ortsvorsitzenden?
Röschmann: Sehr wichtig dafür ist unsere neu gestaltete Homepage. Sie wurde von IT-LandFrau Inke Studt-Jürs eingerichtet und wird jetzt von Meike Philipsen für den Kreisverband und Maria Sauer, einer Jungen LandFrau, betreut. So wollen wir den Ortsvorsitzenden eine gute Möglichkeit bieten, sich zu informieren, denn für sie sind wir die Ansprechpartnerinnen.
Auf der Arbeitstagung im November ging es um eine gute oder bessere Verbindung zwischen Ortsverein, Kreisverband und Landesverband. Wie ist das aus Ihrer Sicht zu schaffen?
Voss: Das wird Zeit brauchen, aber schaffen kann man es. Wir sind dabei, die Ortsverbände mehr mit einzubeziehen in die Aktivitäten. Da haben wir richtig was auf die Beine gestellt, auch mit der neuen Homepage. Als problematisch erwies sich, dass die Arbeit in einigen Ortsvereinen nach der Corona-Pandemie fast eingeschlafen war. Zudem gab es zum Teil überalterte Vorstände. Es ist ganz gut, dass dort nun ein frischer Wind weht, übrigens nicht nur durch die Jungen LandFrauen, sondern auch durch Frauen, die gerade in Rente gegangen sind und sich engagieren. Ich habe in Kleinflintbek schon einen ganzen Teil Frauen mit zu den LandFrauen gebracht, die genau in dieser Lebensphase wie ich sind. Man darf natürlich auch die älteren Damen nicht vergessen, die Ü80 sind. Ich finde es wichtig, dass sie erzählen können, was in den Vereinen früher los war, denn die Damen haben ja auch einiges in ihrer LandFrauenzeit erlebt.
Die Jungen LandFrauen bieten unter anderem Kurse zum Einwecken, Workshops zum Nähen oder Stricken sowie Kränzebinden an. Melden sich dazu auch LandFrauen aus den Vereinen an?
Philipsen: Sie denken oft, dass sich bei uns nur ganz junge Frauen anmelden dürfen, aber eigentlich haben wir keine Altersbegrenzung, sondern einfach ein jüngeres Programm. Wenn eine 50-Jährige sagt, das würde sie interessieren, dann sagen wir: „Du darfst gern kommen, und wir freuen uns.“
Eigentlich könnte das ja eine Chance sein.
Philipsen: Schon, aber nehmen wir das Einwecken: Das habe ich auch wieder für mich entdeckt. Die Älteren sagen aber: „Das haben wir alles schon gemacht, da habe ich keine Lust drauf.“ Da zeigt sich der Unterschied zwischen den Generationen.
Waren Sie schon auf einer Veranstaltung der Jungen LandFrauen?
Voss: Nein, leider noch nicht. In Flintbek und Umgebung haben wir nicht so viele Junge LandFrauen. Ich wünsche mir, dass es mehr werden, zumal hier viele junge Familien zugezogen sind. Ich würde auf jeden Fall gern mal teilnehmen, denn es sind interessante Angebote dabei.
Die Jungen LandFrauen organisieren sich auf Kreisebene über ein Orga-Team, sind aber zugleich Mitglied im jeweiligen Ortsverein. Wie könnte Ihrer Meinung nach ein Miteinander auf Ortsebene funktionieren?
Philipsen: Wünschen würde ich mir, dass in den Ortsvereinen von Jüngeren und Erfahrenen so Hälfte-Hälfte etwas angeboten wird, und das für alle Generationen. Es wäre dann so, dass die Jungen mal nachgeben und genauso aber auch die Erfahrenen. Ich habe aber das Gefühl, dass die erfahrenen Frauen oft gern alles so beibehalten wollen, wie sie es schon immer gemacht haben. Mir wäre wichtig, sich nicht abzugrenzen. Wir hatten zum Beispiel ein Kartoffeltestessen, das von den Jungen ausgerichtet wurde. Dazu kamen Jung und Alt, super gemischt, und es war eine tolle Veranstaltung.
In Schleswig-Holstein gibt es inzwischen 13 Orga-Teams der Jungen LandFrauen. Gibt es dort auch Engpässe mit dem Nachwuchs?
Röschmann: Das ist ganz unterschiedlich. Es gibt sehr starke Kreise, in denen sehr viele Junge LandFrauen sind und sich engagieren. Für uns kann ich sagen, dass wir mit acht Personen ein starkes Team sind. Zumeist setzen sich die Teams aus vier bis sechs Personen zusammen. Aber es gibt auch eine Einzelkämpferin, die einen Kreis managt. Unsere Erfahrung besagt, dass es echt klasse ist, die Arbeit auf mehrere Schultern verteilen zu können, weil die meisten von uns berufstätig sind oder Kinder haben oder beides.
Wie würden Sie weitere junge Frauen werben wollen und was denken Sie, ist der beste Weg, Frauen anzusprechen, die nicht aus der Landwirtschaft kommen?
Philipsen: Ich glaube, es funktioniert nur, indem wir berichten, was wir Positives erleben, um so andere zu begeistern und neugierig zu machen. Nur über Instagram und Facebook wird das nicht gehen.
Wie stellen Sie sich die LandFrauenarbeit in 20 Jahren vor?
Philipsen: Ich hoffe, dass es die LandFrauen in 20 Jahren noch geben wird, und auch, dass weiterhin Frauen im ländlichen Raum die Chance nutzen, dieser Gemeinschaft beizutreten. Am besten wäre es, wenn es dann die Generationsprobleme nicht mehr gäbe und alles eins ist.
Voss: Ich wünsche mir auf jeden Fall, dass die LandFrauen weiterhin aktiv bleiben. Ich denke, wenn man die Frauen richtig anspricht, kommen sie auch. Ich bin sicher, das funktioniert auch in zwanzig Jahren noch, denn die meisten suchen den Zusammenhalt.
Am hohen Steilufer der Elbe in der Schifferstadt Lauenburg befindet sich das Kulturdenkmal Fürstengarten der Stadt. Vom sogenannten Freudenberg, dem Standort der Gartenanlage, hat man einen beeindruckenden Ausblick auf den Strom. Die heute öffentlich zugängliche Parkanlage befindet sich im Besitz der Stadt und gilt mit ihren erhaltenen Resten als einzige Renaissance-Gartenanlage Schleswig-Holsteins.
Über die von West nach Ost ziehende Hauptallee, die bereits früher den Zugang und die Hauptachse des Fürstengartens Lauenburg bildete, gelangt man direkt an der Hangkante zur Elbe hinab in die Grünanlage. Die Allee, deren ursprüngliche Bepflanzung man nicht kennt, wurde erst 2004 mit Unterstützung der Fielmann-Stiftung wieder neu angelegt, wobei man sich für robuste hochstämmige Kupferfelsenbirnen (Amalanchier lamarckii) entschied. Das sind beliebte Park- und Gartensträucher, die in dieser Allee allerdings baumförmig wachsen und nicht nur durch ihre weißen Frühjahrsblüten, sondern auch durch die attraktive Laubfärbung von Gelb und Orange bis Rot beeindrucken. Zudem liefern sie mit ihren blauschwarzen Beeren nicht nur eine hübsche Vogelnahrung, sondern sind auch für den Menschen essbar. In früheren Zeiten wurden die kugeliegen Früchte als Korinthenersatz verwendet.
Geschichte von Schloss und Fürstengarten
Die Allee des Fürstengartens und das nahe gelegene Schlossgelände können auf eine bewegte Geschichte zurückblicken, die bereits im 12. Jahrhundert mit der Anlage einer Burg und der allmählichen Stadtentwicklung beginnt. Im Mittelalter siedelten sich Händler, Handwerker und Schiffer an dem schmalen Streifen direkt an dem Haupthandelsweg der Elbe an.
Die zentrale Allee im Fürstengarten ist mit Kupferfelsenbirnen bestanden. Foto: Hans-Dieter Reinke
Ab 1585 erfolgte unter Herzog Franz II. der Umbau der mittelalterlichen Lauenburg zu einer modernen Schlossanlage, in dessen Zuge der Herzog zusammen mit seiner Gemahlin Maria, Prinzessin von Braunschweig-Lüneburg auf dem Freudenberg einen prächtigen Lustgarten im Stile der italienischen Renaissancegärten anlegen ließ. Sein Sohn Julius Heinrich vollendete Mitte des 17. Jahrhunderts die Anlage, die zu der Zeit mit ihren Wasserkünsten, Aussichtspavillonen, Skulpturen, überwachsenen Laubengängen, einer in den Elbhang gebauten Steingrotte, einem Lusthaus und einem astronomisch-alchemistischen Laboratorium am östlichen Rand des Gartens weit über die Region Bedeutung erlangte.
Im Jahre 1616 vernichtet ein Brand große Teile der Schlossanlage und kurz darauf wird die Residenz nach Ratzeburg verlegt. Wenngleich durch Herzog Julius Heinrich ab 1656 der Fürstengarten wiederhergestellt wird, so kommt es doch ab 1689 mit dem Erlöschen des Askaniergeschlechtes in Lauenburg zu einem allmählichen Verfall und mehrfach wechselnden Besitzverhältnissen des Fürstengartens und Schlossareals. Die Schlossgebäude dienten als Amtssitz der wechselnden Verwaltungen des Herzogtums Lauenburg. Ab preußischer Zeit wird das Areal Sitz der Stadtverwaltung und ist es bis heute. Die verbliebenen 5 ha des ehemaligen Lustgartens gelangen 1973 in den Besitz der Stadt Lauenburg, die neben der Entwicklung zu einer öffentlichen Grünanlage auch einen Kinderspielplatz, eine Rollschuhbahn und ein Schützenhaus mit einer unterirdischen Schießanlage errichtete.
Allee, Solitäre und Stinzenpflanzen
Auch die steinerne Grotte wurde renoviert und war zeitweilig zugänglich, allerdings kann man aktuell nur durch eine am Eingang angebrachte Glasscheibeeinen Blick hineinwerfen. Oberhalb der Grotte befindet sich das Aussichtsplateau, von dem aus man einen eindrucksvollen Blick auf die Elbe und bis nach Bardowick und Lüneburg hinüber hat. In dem etwas unterhalb der Aussichtsplattform und nahe der Grotte gelegenen Restaurant Elbterrassen kann man einkehren. Das gesamte zur Elbe abfallende, terrassenartige Areal ist etwas verwildert, am Rand befindet sich eine historische Trockenmauer. Bemerkenswert ist das Vorkommen zahlreicher sogenannter Stinzenpflanzen, also von Garten- und Zierpflanzen, die in einem bestimmten Bereich verwilderten und die Zeiten überdauern konnten. Sie weisen auf ehemalige Garten- und Kulturflächen des Menschen hin, in diesem Fall die fürstlichen Lust- und Küchengärten. Hierzu gehören beispielsweise Schneeglöckchen, Winterling, Nachtviole, Dolden-Milchstern, Nickender Milchstern, Wildtulpe und Türkenbundlilie.
Die steinerne Grotte wurde restauriert, stammt aber aus den frühen Zeiten des Fürstengartens. Foto: Hans-Dieter Reinke
Der Bereich nördlich der Felsenbirnen-Allee ist vor allem durch Rasenfreiflächen und einzelne Gehölze, Solitärbäume oder kleine Baumgruppen geprägt. Am bekanntesten sind die beiden eindrucksvollen Exemplare eines Ginkgos (Ginkgo biloba) und einer Blutbuche (Fagus sylvatica ‚Atropurpurea‘). Letztere ist eine Sorte der heimischen Rotbuche mit ganzjährig roten Blättern. Das über 100 Jahre alte Exemplar besitzt einen Stammumfang von 6 m und eine Höhe von rund 25 m. Der Ginkgo ist mit einer Höhe von 15 m, einem Stammumfang von 4 m und einem Alter von 200 Jahren nicht nur eines der eindrucksvollsten, sondern auch ältesten Exemplare dieser Art in Norddeutschland. Der in Japan und China als heiliger Baum verehrte Ginkgo wurde oft in der Nähe von Tempeln angepflanzt und hat unter anderem dort als lebendes Fossil die Zeiten überdauert. Er gehört zu einer sehr alten Pflanzengruppe, die vor 175 Millionen Jahren sehr arten- und formenreich über die gesamte Erde verbreitet war. Die mirabellenähnlichen Früchte des weiblichen Ginkgobaumes sind essbar, verströmen aber bei der Reife einen sehr unangenehmen Duft, der an ranzige Butter (Buttersäure) erinnert.
Ein bejahrter Ginkgo und eine alte Blutbuche stehen auf einer Grasfläche nahe der zentralen Allee. Fotos: Hans-Dieter Reinke Foto: Hans-Dieter Reinke
Weitere Gehölze oder Gruppen, die auf dem Areal stehen, sind: eine Magnolie, eine Dreiergruppe von Säulen-Hainbuchen, Spitzahorn, Sumpfeiche, Rosskastanie, Esche, Stieleiche, Mistel, Japanische Zierkirsche und eine Platanengruppe. Manche der Pflanzungen stehen auch im Zusammenhang mit bestimmten Ereignissen, wie dort angebrachte Schilder verraten. So zum Beispiel eine Linde, die 1995 zum 40. Wiedersehen der Heimatvertriebenen der Stadt Lauenburg in Pommern gepflanzt wurde, oder eine Amerikanische Roteiche, die vom Landesverband SH der Kleingärtner im Zuge der Landesbundtagung 1988 in den Fürstengarten eingesetzt wurde.
Obstgarten und Themengarten
Im östlichen Teil befindet sich neben einem weiteren von Linden umgebenen Aussichtsplatz die Askaniertreppe, die zur an der Elbe gelegenen Altstadt Lauenburgs hinunterführt. Im nördlichen Teil der Parkanlage gibt es einen ausgedehnten Obstgarten, der sich in drei Teile gliedert: einen Bereich mit alten Apfelsorten aus dem 18. und 19. Jahrhundert, wie ‚Schöner von Boskop‘, ‚Goldparmäne‘, Signe Tillisch‘, ‚Coulons Renette‘ und ‚Prinzenapfel‘, einen Bereich mit der Neupflanzung alter Sorten sowie das Areal mit Anpflanzungen neuer Sorten, zu denen ‚Prinz Albrecht‘, ‚Gravensteiner‘ und ‚Johann Böttner‘ gehören. Die reifen Früchte, auch die Mirabellen im Bauerngarten, dürfen von Besuchern des Parks gepflückt werden.
Im nahe gelegenen, von einer Hecke umgebenen Themengarten finden sich Elemente wie ein Bauerngarten mit Eibisch, Hortensien, Stockrosen, Phlox et cetera, ein Kräutergarten unter anderem mit Pfefferminze, Lavendel, Thymian und Ysop, ein Schmetterlingsgarten mit Sonnenhut, Astern, Bleiwurz, Lavendel und Sommerflieder (Schmetterlingsstrauch) und ein Farben- und Rosengarten mit verschiedenen Rosen und Unterpflanzungen.
Das Insektenhotel, das Wildbienen Nist- und Unterschlupfmöglichkeiten bietet, informiert zudem über wichtige Wildbienenarten und bedeutsame Nahrungspflanzen, die jeden Garten bereichern und den nützlichen Hautflüglern Pollen und Nektar als Nahrung liefern. Hierzu gehören Lavendel, Vogelwicke, Kornblume, Schmalblättriges Weidenröschen, Rainfarn, aber auch Blühgehölze wie Rosskastanie, Esskastanie, Apfel- und Birnbaum sowie Salweide.
Abstecher in die Altstadt
Nach dem Parkbesuch bietet sich ein Abstecher zum nahe gelegenen Schlossareal an, wo sich mit dem sogenannten Askanierblick ein weiterer schöner Ausblick auf die Elbe bietet. Ebenso kann man den Schlossturm erklimmen und den Ausblick genießen. Er ist neben einem Flügel des Schlosses der einzige Teil, der den Brand von 1616 überstanden hat. Vom Schlosshügel führt der Wallweg vorbei an der Maria-Magdalenen-Kirche hinunter in die malerische Altstadt. Hier gibt es nicht nur Einkehrmöglichkeiten und das Elbschifffahrtsmuseum, sondern man kann vom Anleger, an dem die bekannte Bronzeskulptur des Lauenburger Rufers steht, die 1959 von dem Bildhauer Karl-Heinz Goedtke geschaffen wurde, zu Bootstouren auf der Elbe starten. Besonders beliebt ist eine Fahrt mit dem historischen, kohlebefeuerten, über 100 Jahre alten Schaufelraddampfer „Kaiser Wilhelm“.
Den Schlossturm ist einer der wenigen originalen Reste des alten Schlosses. Er diente unter anderem als Gefängnis. Foto: Hans-Dieter Reinke
Zum ersten Mal fand die Junghengstkörung des Holsteiner Verbandes auf der Verbandsanlage in Elmshorn statt. Die Körkommission begutachtete 47 Hengste, von denen 22 ein positives Urteil bekamen, allen voran der Siegerhengst Corroniolo von Corniolo-Cassini I. Auf der Auktion brachte Chin Grey von Chinchero-Colestus den Spitzenpreis von 490.000 € ein.
„Ein Hengst, der uns von Anfang an imponierte“, sagte Zuchtleiter Stephan Haarhoff stellvertretend für die Kommission mit Christian Thoroe, Matthias Wittke und Horst-Klaus Heleine über den Holsteiner Siegerhengst 2023, Corroniolo von Corniolo-Cassini I. „Ein ultramodern aufgemachtes Pferd mit einem tollen Seitenbild. Am Sprung überzeugte er ebenfalls vollends mit schnellen Reflexen, Übersicht und unbegrenztem Vermögen – ein würdiger Siegerhengst.“
Corroniolo stammt aus der Zucht von Hans Otto Krohn aus Kaiser-Wilhelm-Koog, Kreis Dithmarschen. Dort wurde er „direkt hinterm Deich“ auf dem Familienbetrieb geboren und als Fohlen von Tjark Witt entdeckt, der ihn nun in Elmshorn ausstellte. „Mein Vater kauft jedes Jahr ein paar Pferde bei Krohns“, berichtet Marten Witt, der zusammen mit seinem Vater einen Zucht-, Ausbildungs- und Turnierstall in Friedrichskoog, Kreis Dithmarschen, führt. Der Besuch beim Nachbarn ist also schon so etwas wie eine Tradition.
Der Siegerhengst 2023, Corroniolo von Corniolo-Cassini, stammt aus der Zucht von Hans Otto Krohn aus Kaiser-Wilhelm-Koog, Kreis Dithmarschen, und wurde von Tjark Witt aus Friedrichskoog, Kreis Dithmarschen, ausgestellt. Foto: Janne Bugtrup
Bereits von Anfang an sei der Hengst etwas Besonderes gewesen und man habe sehen können, dass er Potenzial habe. Anfang des Jahres guckten die Witts dann etwas genauer hin und es war schnell klar, dass Corroniolo als Hengstanwärter vorgestellt werden sollte. Nach guten Auftritten des Braunen in Elmshorn dachte sich Marten Witt schon, dass es für eine Prämie reichen könnte. „Wir hatten ein gutes Gefühl“, sagt er. Dass es nun der Sieg geworden sei, sei natürlich besonders schön.
Es ist schon der zweite Siegerhengst, den die Witts stellen. Vor drei Jahren war es der Dunkelfuchs Vigado, der inzwischen seine Sportprüfung mit der Endnote 8,81 abgeschlossen hat und bis zu Springpferdeprüfungen der Klasse M platziert ist. Sein Nachfolger Corroniolo wurde später auf der Auktion nach Warendorf verkauft. „Ich bin guter Dinge, dass man den noch mal wiedersieht“, sagt Marten Witt.
Reservesieger von Uricas und Keaton
Zum ersten Reservesieger avancierte Uluru von Uricas van de Kattevennen-Cormint aus der Zucht von Caroline Kröger aus Wakendorf, Kreis Segeberg, und dem Besitz von Manfred von Allwörden aus Grönwohld, Kreis Stormarn. „Uluru ist ein leichtes, typvolles und elastisches Pferd, das mit herausragendem Springen imponiert. Im mittleren Rahmen stehend wird der Hengst am Sprung ganz groß“, kommentierte Haarhoff.
Zum ersten Reservesieger avancierte Uluru von Uricas van de Kattevennen-Cormint aus der Zucht von Caroline Kröger aus Wakendorf, Kreis Segeberg.Foto: Janne Bugtrup
Keystone von Keaton-Quinar, gezüchtet von Margit Petersen aus Sollwitt, Kreis Nordfriesland, erhielt die Schärpe für den zweiten Reservesieg. Eigentümer des Hengstes sind die Hengststation Sollwitt und Thomas Petersen. „Ein herausragender Sportler mit viel Kadenz, der sich seit der Vorauswahl besonders positiv entwickelt hat und einen hoch abgesicherten Mutterstamm vorweisen kann“, so Haarhoff.
Vier weitere Vertreter des Jahrgangs 2021 versah die Kommission mit der begehrten Prämie: Chancay von Chinchero-Sir Shutterfly (Züchter (Z.): André Eppinger, Mecklenburg-Vorpommern; Besitzer (B.): Kai Thomsen, Büsumer Deichhausen), Cornetan von Cornet’s Balou-Kannan (Z.: Josef Fischer, Bayern), Kantato von Keaton-Casall (Z.: Manfred Birchler, Schweiz) und United Pleasure von United Way-For Pleasure (Z.: Rita Siebke-Baasch, Sarzbüttel; B.: Vitor Frias / Portugal).
Insgesamt 22 positive Körurteile
Die 22 positiven Körurteile waren bereits am Freitag verkündet worden, die Prämien- und der Siegerhengst am Sonnabend. Am Donnerstag hatten die 47 angetretenen Hengste das erste Freispringen in der Fritz-Thiedemann-Halle sowie die Pflastermusterung an der stillgelegten Trabrennbahn absolviert. „Das neue Konzept, dass die Hengste frei in die Sprungreihe laufen, war längst überfällig und hat sehr gut geklappt. Das ist vor allem das Verdienst des Freispringteams um Alexandra Bitter, das wieder einen fantastischen Job gemacht hat“, findet Körkommissar Horst-Klaus Heleine. „Es war eine Freude, den Hengsten zuzuschauen. Uns wurde ein ausgezeichneter Jahrgang präsentiert, auf den die Züchter sehr stolz sein können.“
Auch das zweite Freispringen am Freitag, das gleichermaßen in die Körentscheidung einging, verlief erfolgreich. „Die Pferde haben sich erneut sehr gut gezeigt. Die Hengste bekommen durch den Aufbau an der Bande eine Anlehnung und es herrscht eine ruhige Atmosphäre. Stangen sind kaum gefallen“, resümiert Haarhoff. „Aus dieser hervorragenden Qualität resultiert die für Holstein verhältnismäßig hohe Körquote.“
Spitzenpreis für Chinchero-Sohn
Nachdem der Siegerhengst ausgerufen und die Prämien vergeben waren, kamen am Sonnabend die verkäuflichen Zweieinhalbjährigen sowie sieben ausgewählte Reitpferde zur Auktion. Zum Spitzenpreis von 490.000 € wechselte der gekörte, aber nicht prämierte Chin Grey von Chinchero-Colestus aus der Zucht von Christoph Zimmermann aus Pinneberg in die USA. Den Zuschlag für diesen Hengst erhielt in einem hitzigen Bieterduell schlussendlich Kent Farrington, der mit Chin Greys Mutter Greya aktuell von Erfolg zu Erfolg springt. Mit der Stute war er zum Beispiel in Genf und Toronto auf 1,60-m-Niveau platziert. Chin Grey wird sowohl sportlich gefördert werden als auch züchterisch in Erscheinung treten.
Chin Grey von Chinchero avancierte zur Preisspitze der Holsteiner Körung und Auktion: Er wurde für 490.000 € in die USA zugeschlagen. Foto: Janne Bugtrup
Der Siegerhengst Corroniolo wurde bei 180.000 € an das Landgestüt Warendorf zugeschlagen. Er zeigte sich durchweg als komplettes Pferd mit endlosem Vermögen. Aus seiner Familie gehen Sportler wie Monaco von Contender hervor. Der Reservesieger Uluru war seinen neuen Besitzern aus Italien 107.000 € wert. Dieser Athlet stammt unter anderem aus engster Verwandtschaft des Hengstes Clinton I. Das VDL Stud sicherte sich für 78.000 € Magnus von der Söhr von Manchester van’t Paradijs-Comme il faut. Lexicon II van’t Roosakker oder auch Origi van’t Roosakker von Echo van’t Spieveld sind nur zwei seiner zahlreichen erfolgsverwöhnten Verwandten.
Sieger wird Landesbeschäler in Warendorf
Die 15 gekörten und weitere nicht gekörte Hengste wurden zu einem Durchschnittspreis von rund 82.600 € versteigert. „Die Preisspitze der gekörten Hengste in so fördernden Händen zu wissen, freut mich ganz besonders“, sagt Auktionsleiter und Geschäftsführer Felix Flinzer. „Ebenso begeistert bin ich über den Verbleib des Siegerhengstes im Landgestüt Warendorf. Ich wünsche allen Käufern nur das Beste und viel Erfolg mit ihren Hengsten.“
Hochzufrieden schloss das Holsteiner Auktionsteam auch die Reitpferdeauktion ab. Für 133.000 € wechselte Optimus Prime von Ogano Sitte-Connor (Hauke Paulsen, Immenstedt) in Schweizer Besitz – ein langbeiniger Sportler, der große Begehrlichkeiten im In- und Ausland zu wecken wusste und bereits Springpferdeprüfungen gewonnen hat. Bei einem Gebot von 70.000 € fiel der Hammer von Auktionator Hendrik Schulze-Rückamp bei Crazy Boy Greenhills von Cascadello I-Clinton I (Marcin Gerke/Polen). Der Schimmelhengst dominierte in seiner Heimat Polen die Jungpferdeprüfungen und wird seine Karriere künftig in Großbritannien fortsetzen.
Im Durchschnitt kosteten die sieben Reitpferde rund 50.600 €. „Dieses Ergebnis bestätigt einmal mehr, dass unsere Holsteiner Youngster international hochgefragt sind“, ist Felix Flinzer überzeugt.
Obwohl die Kör- und Auktionsveranstaltung am Sonnabend zu Ende war, konnten die Züchter das Holsteiner Wochenende auch noch am Sonntag fortsetzen, denn der Verband hatte zum ersten Holsteiner Züchterbrunch eingeladen. Unter anderem konnten die in Elmshorn in Beritt stehenden Vererber unter Trainingsbedingungen begutachtet werden. Sie zeigten sich sowohl an der Hand als auch unter dem Sattel. pm
Die Bundesnetzagentur veröffentlichte vergangene Woche die aktuellen Ausschreibungsergebnisse für Biomasseanlagen. Auf den ersten Blick wirkt die Ausschreibung wie ein Erfolg, da die Gebote die angebotene Menge von 288 MW installierter Leistung um ein Dreifaches übertrafen. Jedoch verdeutlicht genau diese Überzeichnung die Zukunftsangst der Branche.
Die Ergebnisse der Ausschreibung Biomasseanlagen zum 1. Oktober zeigen ein interessantes Bild. Auf die ausgeschriebene Menge gingen 892 Gebote über 910 MW installierte Leistung ein, darunter waren acht Gebote für Neuanlagen und 884 Gebote mit 896 MW für Bestandsanlagen. Davon wurden 270 Gebote bezuschlagt, alle Gebote für Neuanlagen sowie 262 Zuschläge für Bestandsanlagen über 274 MW. Der zulässige Höchstwert bei Neuanlagen lag bei 17,67 ct/kWh und bei 19,83 ct/kWh bei Bestandsanlagen. Im Ländervergleich gingen die meisten Zuschläge nach Bayern (99 Zuschläge für 93 MW), gefolgt von Baden-Württemberg (49 Zuschläge für 50 MW). An dritter Stelle folgt Schleswig-Holstein mit 34 Zuschlägen für 44 MW (gut 8 % der aktuell installierten Leistung von 511 MW in SH).
Südquote und endogene Mengensteuerung
Marcus Hrach, Geschäftsführer des Landesverbands Erneuerbare Energien (LEE SH), betont: „Der LEE freut sich für die schleswig-holsteinischen Betriebe, die nun zumindest eine zehnjährige Planungssicherheit für ihre Anlagen besitzen. Dennoch hätten wir uns im Norden mehr Zuschläge gewünscht, dagegen wirken jedoch die von uns kritisierte Südquote sowie die endogene Mengensteuerung. Beides muss dringend abgeschafft werden“. Bei den Ausschreibungen für Biomasse werden Gebote in der Südregion bevorzugt bezuschlagt, die in etwa den Gebieten südlich der Main-Linie entspricht. Beim aktuellen Gebotstermin wurde die Hälfte der ausgeschriebenen Menge an dortige Projekte vergeben.
Verlust von gesicherter Leistung
Laut Bundesnetzagentur konnte diese bevorzugte Zuschlagsmenge erneut vollständig ausgeschöpft werden. Dieser Mechanismus verzerrt nicht nur den Wettbewerb. Zudem sorgt er für einen Verlust von gesicherter Leistung in weiten Teilen der Bundesrepublik. Denn Hunderte von Bestandsanlagen, die auf Basis dieser Ausschreibung einen zweiten Betriebszeitraum von zehn weiteren Jahren anstrebten, stehen weiter ohne Anschlussperspektive dar.
Die allermeisten Anlagen werden zudem mit den konkurrenzbedingt viel zu niedrigen Zuschlagswerten keinen langfristigen wirtschaftlichen Anlagenbetrieb aufrechterhalten können. Hintergrund sind die stark gestiegenen Kosten für die nötigen Rohstoffe. So wurde in der Oktoberrunde nur ein durchschnittlicher Zuschlagswert von 18,28 ct / kWh erreicht, in der Vorrunde lag dieser noch bei 18,92 ct/kWh. Es zeichnet sich daher ab, dass viele Betriebe ernsthaft eine Stilllegung in Betracht ziehen werden.
Hrach warnt: „Die dreifache Überzeichnung muss ein Weckruf für die Bundesregierung und die Bundesnetzagentur sein. Die aktuellen Rahmenbedingungen der Biomasseausschreibungen setzen die falschen Anreize. Wir brauchen sichere und flexibel steuerbare Erzeugung von Strom und Wärme aus Biomasse – sowohl in der Kraftwerksstrategie als auch bei der kommunalen Wärmewende. Und das Ganze zu einem angemessenen Preis, der die aktuelle Marktsituation widerspiegelt. Wir vermissen dazu Impulse seitens der Bundesregierung. Wir brauchen eine neue Strategie, die Wärmeauskopplung, flexible Leistung und Biomethanerzeugung gleichermaßen anreizt.“
Neuausrichtung durch Osterpaket verfehlt
Die Ausschreibungsergebnisse dieses Jahres zeigen in der Gesamtbetrachtung, dass die mit dem Osterpaket 2022 vorgenommene Neuausrichtung der EEG-Vergütung für Biomasse weder den tatsächlichen langfristigen Zielen der Bundesregierung entsprechen noch von der Branche angenommen wird. Denn in dieser Ausschreibungsrunde gab es keine Gebote für Biomethanerzeugung und nur wenige Gebote für flexible Strom- und Wärmeerzeugung.
Zum Vergleich: In der Frühjahrsausschreibung wurden lediglich vier Zuschläge mit 3 MW für Schleswig-Holstein bewilligt.
Die Schlachtkapazitäten in der EU können in diesem Jahr nicht ausgelastet werden. Jetzt zeigt sich, wie die Tierbestände abgenommen haben. Es fehlt an allen Ecken und Enden an Schlachttieren. Offenbar wird sowohl die Schweine- als auch die Rindfleischerzeugung 2023 auf den niedrigsten Stand seit mehr als zehn Jahren sinken. Das zeigen die vorläufigen Daten des Statistischen Amtes der Europäischen Union (Eurostat), vor allem für den Schweinemarkt.
In den ersten drei Quartalen 2023 wurden in den 27 Mitgliedstaaten insgesamt nur noch 162,5 Millionen Schweine geschlachtet; das waren 14,5 Millionen Stück oder 8,2 % weniger als im Vorjahreszeitraum. Dabei war die Schweinefleischerzeugung um 7,7 % auf 15,24 Mio. t rückläufig. Auch wenn sich das Minus bis Jahresende noch etwas abschwächen könnte, dürfte die Produktion die Marke von 21 Mio. t unterschreiten, was zuletzt 2009 der Fall war.
Dem kleineren Angebot stand 2023 bisher auch eine spürbar rückläufige Schweinefleischnachfrage in der EU, aber auch bei den Kunden am Weltmarkt gegenüber.
Käufer reagieren auf höheres Preisniveau
Der Schweinefleischexport in Drittstaaten verringerte sich von Januar bis September gegenüber der Vorjahresperiode um mehr als 800.000 t Schlachtgewicht beziehungsweise 20%. Großkunden wie China, Japan, Südkorea oder die Philippinen bestellten spürbar weniger Ware in der Gemeinschaft. Gleichzeitig hielten sich die Verbraucher in der EU aufgrund hoher Preise und Kaufkraftverlusten beim Schweinefleischverzehr zurück. Laut jüngster Schätzung der EU-Kommission dürfte der mittlere Pro-Kopf-Verbrauch gegenüber 2022 um 1,7 kg auf den neuen Tiefstwert von 30,4 kg sinken.
In keinem der 27 Mitgliedstaaten ist im bisherigen Jahresverlauf mehr Schweinefleisch produziert worden als 2022. Am geringsten fielen nach den vorläufigen Daten die Erzeugungsrückgänge mit 3 % bis 4 % in einigen osteuropäischen Ländern wie Rumänien, Ungarn und Polen aus.
Für die Schweinehochburg Spanien war es das erste Mal seit Langem, dass weniger Tiere an die Schlachthaken kamen; mit gut 39 Mio. t wurden dort 7,2 % weniger Schweine verarbeitet als in den ersten drei Quartalen 2022. Allerdings wurden die Tiere bei hohen Erzeugerpreisen und wieder sinkenden Futterkosten schwerer an die Schlachtstätten geliefert, weshalb das Schweinefleischaufkommen „nur“ um 4,6 % sank.
In Deutschland lag das Minus bei den Schlachtungen und der Fleischerzeugung mit 8 % und 7,9 % im Bereich des EU-Durchschnitts. Das Schlusslicht in der Gemeinschaft bildete Dänemark mit einem Einbruch der Schweinefleischproduktion um rund 20 %.
Weniger Rindfleisch im Angebot
Etwas moderater als bei den Schweinen fiel der Erzeugungsrückgang bei den Rindern aus. Laut Eurostat wurden in der EU in den ersten neun Monaten 16,14 Millionen Tiere geschlachtet; das waren 723.000 Stück oder 4,3 % weniger als in der Vorjahresperiode.
Die Rindfleischerzeugung ging dabei um 5 % auf 4,70 Mio. t zurück. Das ist deutlich mehr, als die EU-Kommission im Herbst für das Gesamtjahr mit einem Minus von 3 % prognostiziert hat. Nicht bewahrheitet haben sich zudem Erwartungen, das Schlachtkuhangebot werde infolge fallender Rohmilchpreise zunehmen.
Von Januar bis September wurden den Statistikern zufolge 4,48 Millionen Kühe ins Schlachthaus geliefert; das waren rund 220.000 Tiere oder 4,7 % weniger als im Vorjahreszeitraum.
Vor allem in Italien, Spanien, Portugal, Frankreich und Polen wurden in den ersten drei Quartalen 2023 weniger Kühe geschlachtet; in den Niederlanden, Tschechien, Schweden oder Litauen waren es hingegen mehr. In Deutschland lag das Aufkommen nur knapp unter dem Vorjahresniveau, die gesamte Rindfleischerzeugung sogar mit 0,2 % im Plus.
Laut der Herbstprognose der EU-Kommission wird die Rindfleischerzeugung in der Gemeinschaft auch 2024 abnehmen, wenn auch nicht so stark wie in diesem Jahr. Bei rückläufigen Rinderbeständen erwarten die Analysten aus Brüssel ein Produktionsminus von 1 %. Dies könnte bei einer Stabilisierung des Rindfleischverbrauchs im Bereich von durchschnittlich 9,8 kg pro Kopf zu höheren Rindfleischimporten führen. Vorausgesagt wird, dass diese um 5 % auf 363.000 t zunehmen.
Schweinefleischkonsum hat Luft nach oben
Für Schweinefleisch wird sogar von einem Anstieg des mittleren Pro-Kopf-Verbrauchs um 200 g auf 30,6 kg ausgegangen. Dafür soll eine bessere Verfügbarkeit durch einen moderaten Produktionsanstieg von 1,5 % ebenso sorgen, wie nachgebende Verbraucherpreise im Vergleich zum Inflationsjahr 2023. Ob die EU-Schweinefleischerzeugung 2024 wieder wächst, ist aber offen. Derzeit auskömmliche Erzeugerpreise bei gesunkenen Futterkosten sprechen dafür. Doch müsste auch der Schweine- und insbesondere der Sauenbestand wachsen, was zuletzt mit Ausnahme von Spanien und Irland in keinem Mitgliedsland zu beobachten war. Zunehmend bremsen nämlich auch schärfere Tierhaltungs- und Umweltstandards. age
Aufgrund einer weltweit geringeren Weizenerzeugung bei einem steigenden Verbrauch werden die Vorräte schrumpfen.
Der Internationale Getreiderat erwartet für die Saison 2023/24 eine globale Weizenerzeugung von rund 787 Mio. t (USDA nur 782 Mio. t). Das ist gegenüber der Vorsaison ein deutlicher Rückgang um 17 Mio. t. Zuletzt wurden die Schätzungen für die Ukraine mit 28,7 Mio. t und Russland mit 90 Mio. t nach oben korrigiert, dagegen für Argentinien auf 14,7 Mio. t nach unten.
Höherer Verbrauch
Der weltweite Verbrauch wird auf 804 Mio. t geschätzt, was 8,4 Mio. t mehr wären als 2022/23. Die Kürzungen bei der Verwendung für Lebens- und Futtermittel werden durch einen Anstieg der industriellen Nutzung ausgeglichen. Dabei fällt die Prognose für den Futtermittelverbrauch mit 155 Mio. t im Vergleich zum Vorjahr nur geringfügig niedriger aus (–0,3 Mio. t). Das Überangebot an Mais dürfte in der laufenden Saison die Nachfrage nach Weizen für Futterzwecke einschränken.
Fünfjahrestief bei Vorräten
Die weltweiten Endbestände schätzt der Rat auf 264 Mio. t, dies wären die geringsten Vorräte seit fünf Jahren. 2022/23 lagen die Endbestände noch bei 281 Mio. t.
Potenziell geringere Lieferungen nach Europa und nach Asien könnten dazu führen, dass der Welthandel mit Weizen 2023/24 mit erwarteten 195,7 Mio. t hinter dem Spitzenwert des Vorjahres von 208 Mio. t zurückbleibt. Für Argentinien werden mit 10 Mio. t geringere Exporte (–0,9 Mio. t) gegenüber dem Vormonat erwartet. Auch die EU dürfte mit 34,8 Mio. t deutlich weniger exportieren als noch vor einem Monat prognostiziert (–1,3 Mio. t). Russland hingegen wird wohl aufgrund der größeren Verfügbarkeit (und Niedrigpreisen) mit 50,1 Mio. t etwa 1 Mio. t Weizen mehr ausführen. Die Verlagerung von Land- und Flussrouten auf Seehäfen führte im Oktober 2023 zu einer Beschleunigung der Verschiffungen aus der Ukraine, die zuletzt insgesamt 4,6 Mio. t erreichten. In jüngster Zeit gingen die Mengen aufgrund der veränderten Sicherheitslage zurück. Im gesamten Wirtschaftsjahr dürfte das Land rund 13 Mio. t Weizen exportieren, das wären 0,5 Mio. t mehr als im Oktober erwartet. Dies stellt aber immer noch ein Neunjahrestief dar.
Trotzdem sinkende Preise
Nach den Gesetzen des Marktes müssten die Preise für ein knapper werdendes Gut steigen. An der Matif schloss am 29. November der Fronttermin aber bei 219,75 €/t, dem tiefsten Stand seit Ende September 2021.
Für Kursdruck sorgte weiterhin vor allem die dominante russische und ukrainische Konkurrenz am Weltmarkt, die Weizen bei ohnehin geringem Kaufinteresse großer Importeure zu unschlagbaren Preisen anbietet. Das schmälert die EU-Exportaussichten deutlich. Auch der feste Eurokurs gegenüber dem US-Dollar verringert die Attraktivität des EU-Getreides. Die russischen Weizenexporte lagen bei über 1 Mio. t pro Woche. Allerdings zieht Russland in Erwägung, seine Weizenexporte zu stoppen, falls die inländischen Vorräte unter die Grenze von 10 Mio. t sinken sollten. Dass dies in naher Zukunft geschieht, ist eher unwahrscheinlich. Für das nächste Jahr hat Russland seine Weizenanbaufläche um 9 % ausgeweitet, darin sind auch besetzte ukrainische Flächen enthalten. Diese russischen Flächen sind anscheinend in einem Topzustand in den Winter gegangen.
Die Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein stellt die neue Versuchsdatenbank vor. Nach einer umfangreichen Livetestphase arbeiten die Suchfunktionen jetzt einwandfrei.
Aktuelle Fachinformationen der Kammer aus dem Versuchswesen in den Bereichen Pflanzenbau, Pflanzenschutz, Umwelt, Tierhaltung und Gartenbau können über verschiedene Kategorien schnell gefunden werden. Es ist zudem möglich, Versuchsergebnisse durch die Eingabe eines Zeitraumes oder Suchbegriffs herauszufiltern.
Durch die Datenbankabfragen anhand des Datums, der Kategorie, der Produktionsrichtung, der Kultur und des Versuchsbereichs findet der User genau das, was er sucht. Wer will, kommt zudem durch die Eingabe des Autorennamens zum Ziel.
Die Versuchsergebnisse sind darüber hinaus in einem einheitlichen Layout erstellt, inklusive spezifischer Quellenangaben. Weitere Ergebnisse vorangegangener Jahre sollen ebenfalls zeitnah in die Datenbank eingespeist werden. Zunächst werden dort aber die aktuellen Ergebnisse 2023 und 2022 zu finden sein, wie zum Beispiel die Landessortenversuche zu den Sommergetreidearten und zum Silomais.
Des Weiteren wird über aktuelle Versuchsergebnisse im Bauernblatt Schleswig-Holstein und auf Instagram informiert: instagram.com/landwirtschaftskammersh/
Spitzenmäßige Betriebsergebnisse – insbesondere in Schleswig-Holstein – weist der jüngste Situationsbericht des Deutschen Bauernverbandes (DBV) aus. Ausschlaggebend dafür sind die guten Ernten im vergangenen Jahr sowie hohe Markterlöse für Ackererzeugnisse, Milch und Fleisch. Faktoren für das erkennbare Nord-Süd-Gefälle waren laut DBV-Präsident Joachim Rukwied die größeren Betriebsstrukturen im Norden und der höhere Anteil an Sonderkulturbetrieben und deren vergleichsweise schlechte Jahresergebnisse in den südlichen Bundesländern.
In nackten Zahlen: Im Wirtschaftsjahr 2022/2023 erreichten die Unternehmensergebnisse in Schleswig-Holstein ein durchschnittliches Niveau von 180.000 €; in Baden-Württemberg waren es nur knapp 80.000 €, in Bayern knapp 90.000 €. Selbst in den von größeren Betriebsstrukturen geprägten ostdeutschen Ländern wurden mit durchschnittlich knapp 170.000 € schwächere Ergebnisse als in Schleswig-Holstein erzielt. Das unterstreicht, dass Schleswig-Holstein für die landwirtschaftliche Produktion ein absoluter Gunststandort ist – nicht nur im globalen, sondern auch im nationalen Vergleich.
Extensivierungsvorhaben verursachen dadurch im nördlichsten Bundesland vergleichsweise hohe Wertschöpfungsverluste, was zum Beispiel den geringen Anteil an Ökobetrieben in Schleswig-Holstein von rund 8 % erklärt; in Bayern und Baden-Württemberg sind es jeweils knapp 15 %. Zu hinterfragen ist in diesem Zusammenhang auch, ob die Prämienhöhen für die Ökoregelungen im Rahmen der Gemeinsamen EU-Agrarpolitik nicht regionalisiert werden müssten, damit die Maßnahmen von schleswig-holsteinischen Betrieben in gleichem Maße durchgeführt werden wie von Betrieben im Süden der Republik. Der Situationsbericht belegt: Die Landwirtschaft in Schleswig-Holstein ist robust und erfolgreich. Als Wirtschaftsmotor im ländlichen Raum trägt sie zudem erheblich zur Schaffung gleichwertiger Lebensverhältnisse in Stadt und Land bei.
Und obwohl der Anteil von Landwirten an der Gesamtbevölkerung in Deutschland nur noch gut 1 % beträgt, rücken landwirtschaftliche Themen wieder verstärkt in den Fokus des allgemeinen Interesses: Neben der Ernährungssicherheit gehören dazu Energiewende, Klimawandel, Tierwohl und Artenvielfalt. Entsprechend bringt sich die konservative Europäische Volkspartei (EVP) bereits für die im Juni stattfindende Europawahl als „Bauernpartei“ in Stellung. Auch die CDU buhlt mit ihrem neuen Grundsatzprogramm um die Gunst der Bäuerinnen und Bauern und betont die wachsende Bedeutung der Ernährungssicherheit. Schließlich geht aus dem Situationsbericht auch hervor, dass der Selbstversorgungsgrad an Nahrungsmitteln in Deutschland nur 86 % beträgt (inklusive importierter Futtermittel).
Fest steht: Um die Rolle des Lösungsanbieters bei den Herausforderungen der Ernährungssicherheit sowie im Klima-, Umwelt- und Artenschutz erfolgreich auszufüllen, muss Landwirtschaft wettbewerbsfähig sein. In Schleswig-Holstein ist das – zumindest im Wirtschaftsjahr 2022/2023 – so gewesen.