Start Blog Seite 121

Agrardiesel-Entscheidung in der Warteschleife

0

Der Deutsche Bauernverband (DBV) bekräftigt seine Forderung nach einem Gesamtpaket zur Entlastung der Landwirtschaft. „Unsere Bäuerinnen und Bauern brauchen jetzt ein deutliches Signal, dass unsere Branche in Deutschland eine Zukunft haben soll“, heißt es in einem offenen Brief von DBV-Präsident Joachim Rukwied und den Landesbauernverbandspräsidenten an Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD).

Darin mahnen die Verbandsvertreter erneut eine tragfähige Lösung beim Agrardiesel an. Andernfalls müssten die deutschen Landwirte in drei Jahren mit den höchsten Steuersatz in ganz Europa tragen, ohne dass Alternativen für den Umstieg auf andere Antriebsarten existierten.  

In dieser Woche befasste sich der Bundestag mit dem Bundeshaushalt 2024. Mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen von SPD, Grünen und FDP hat der Bundestag am Donnerstagabend den Haushalt des Bundeslandwirtschaftsministeriums beschlossen. Mit einem Volumen von insgesamt 6,93 Mrd. € bleibt der Agraretat knapp unter dem Niveau des Vorjahres von rund 7,25 Mrd. €.

Größter Posten ist traditionell die landwirtschaftliche Sozialpolitik mit einem Anteil von rund 60 % an den Gesamtausgaben. Dahinter folgt die Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes“ (GAK). Hier wurden im Zuge der parlamentarischen Beratungen die im Regierungsentwurf vorgesehenen Kürzungen von annähernd 300 Mio. € abgemildert. Zusammen mit 125 Mio. €, die aus dem Klima- und Transformationsfonds in die GAK fließen und dort für die Wiederaufforstung von Kalamitätsflächen eingesetzt werden sollen, stehen in diesem Jahr wiederum gut 1 Mrd. € an Bundesmitteln zur Verfügung. 

Am Freitag hat der Bundestag außerdem das Zweite Haushaltsfinanzierungsgesetz 2024 beschlossen. Da die Zustimmung des Bundesrats noch aussteht, können die darin enthaltenen Regelungen zum schrittweisen Abbau der Agrardieselvergünstigung allerdings noch nicht in Kraft treten. In nahezu allen Landesregierungen gibt es Kritik an der Streichung. Im Ergebnis wurde daher das Haushaltsfinanzierungsgesetz – entgegen der ursprünglichen Planung – nicht auf die Tagesordnung der Freitagssitzung der Länderkammer gesetzt. Voraussichtlich wird diese sich in ihrer nächsten Sitzung am 22. März mit der Vorlage befassen. Das Gesetz bedarf allerdings nicht der Zustimmung des Bundesrats. Dieser kann mit einem Einspruch das Verfahren lediglich weiter in die Länge ziehen. Mehrere Länder haben angekündigt, mit dem Bund und dem Berufsstand einen Kompromiss anzustreben.

Vonseiten der Verbände ist der Aufschub mit Erleichterung aufgenommen worden. Der Präsident des Bauernverbandes Schleswig-Holstein Klaus-Peter Lucht kommentiert die Absetzung der Agrardieselentscheidung im Bundesrat: „Wir werden die Zeit nutzen, um eine überproportionale Belastung der Landwirtschaft abzuwenden und die Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern. Dafür brauchen wir ein echtes Entlastungs- und Stärkungsprogramm.“ Das sei das Mindeste, um der heimischen Landwirtschaft Perspektiven zu geben. Wenn die Politik die regionale Versorgung erhalten will, muss sie schnell konkrete Angebote machen und Lösungen herbeiführen, um unsere Landwirtinnen und Landwirte wirksam zu entlasten, so Lucht weiter.

Die Forderungen des BVSH an die Politik lauten:
– Eine für die Landwirtschaft tragfähige Lösung beim Agrardiesel
– Steuerliche Entlastungen und Maßnahmen zur Stärkung des einzelbetrieblichen Risikomanagements
– Steuerbefreiung für den Einsatz von nicht fossilen Kraftstoffen in der Landwirtschaft
– Ein Auflagenaufschub für die Landwirtschaft in Verbindung mit einem Programm zur Wiederherstellung der Wettbewerbsfähigkeit im europäischen Binnenmarkt
– Finanzielle Planungssicherheit für die Weiterentwicklung einer wettbewerbsfähigen Tierhaltung
– Eine ernst gemeinte und wirksame Initiative zur Entbürokratisierung auf nationaler und europäischer Ebene, insbesondere:
– Gewährung der europäischen Direktzahlungen drastisch vereinfachen; Die von der EU-Kommission vorgeschlagene Stilllegungsausnahme nutzen
– Pflicht zur Erstellung der Stoffstrombilanz aufheben
– Erleichterungen in der Düngeverordnung bei der Frühjahrsdüngung, Ausnahmen für gewässerschonend wirtschaftende Betriebe in roten Gebieten, bedarfsgerechte Grünlandversorgung aus Wirtschaftsdüngern
– Glyphosatanwendung „1 zu 1“ entsprechend der europäischen Regelung zulassen
– Landwirtschaftliches Bauen durch Lockerungen des Bau- und Immissionsrechts zukunftstauglich erleichtern
– Dokumentations- und Meldepflichten drastisch vereinfachen und zusammenfassen

Schadnagerbekämpfung in der Landwirtschaft

Schadnager wie Ratten und Mäuse werden von Futter- und Nahrungsmittelresten angelockt und nisten sich schnell in unterschiedlichen Verstecken auf dem Hof ein. Zeitige und gezielte ­Bekämpfungsmaßnahmen sind dann notwendig, um den hohen Vermehrungsraten dieser Nager entgegenzuwirken. Gesetzliche Vorgaben sind dabei einzuhalten. In der Bau- und Energieausstellung im Lehr- und Versuchszentrum in Futterkamp gab es kürzlich Tipps und wichtige Erläuterungen dazu.

Im ersten Vortrag erklärte Simon Durigo, Hygan Hygieneservice, die Biologie und Lebensgewohnheiten von Ratten und Mäusen sowie die Rechtsgrundlage zur Bekämpfung dieser Schadnager. Dabei ging er intensiv auf die Hausmaus, die Hausratte und insbesondere die Wanderratte ein.

Unterschiede zwischen diesen Arten bestehen unter anderem in der Größe der Tiere und in der Futteraufnahme. Eine Wanderratte benötigt eine tägliche Futtermenge von 25 bis 35 g und frisst sich in einem Zuge satt. Die angenommenen Fraß- oder Köderplätze werden von ihr immer wieder aufgesucht. Eine Maus dagegen nascht eher an verschiedenen Punkten und nimmt bis zu acht Mal täglich wenige Gramm an Nahrung auf.

Schadnager sind scheu und folgen dem Futter. Zur nötigen Köderaufnahme muss dieser dem vorhandenen Futter im Geschmack überlegen sein. Ebenso muss das Köderdepot den Ansprüchen der Schadnager zusagen. So sollen entsprechend passende Ein- und Ausgänge vorhanden sein, und weiter soll das Köderdepot den vorsichtigen Tieren Sicherheit vermitteln.

Sachkunde ist notwendig

Der Erwerb und die Verwendung von Rodentiziden (Wirkstoffködern mit Blutgerinnungshemmer) sowie der Einsatz von Schlagfallen machen für berufsmäßige Anwender ein Sachkundezertifikat notwendig.

Für den Landwirt im eigenen landwirtschaftlichen Betrieb gelten noch bis zum 28. Juli 2025 (Übergangsfrist) folgende Sachkundevarianten:

Sachkunde nach § 4 Tierschutzgesetz als eintägige Veranstaltung mit schriftlicher Prüfung. Dieser Sachkundenachweis erlaubt den Einsatz von Schlagfallen auch über den 28. Juli 2025 hinaus.

Sachkunde im Rahmen der Pflanzenschutzanwender. Bezüglich des Pflanzen- und Lebensmittelschutzes dürfen Rodentizide gekauft werden, aber für den Einsatz dieser Mittel ist die Sachkunde zum Töten von Wirbeltieren (§ 4 Tierschutzgesetz) nötig.

Notwendige Sachkunde für die Eigenanwendung ab 28. Juli 2025:

Sachkunde für Rodentizide nach Gefahrstoffverordnung durch einen Dreitageskurs mit schriftlicher und praktischer Prüfung und Gültigkeit für sechs Jahre.
Schlagfallensachkunde durch einen Eintageskurs ohne Wirkstoffverwendung.

Hark Herrfurth, „Hartmann! Chemie“ (Mitte), ist professioneller Schädlingsbekämpfer. Er referierte am Bau- und Energielehrschautag über praxisnahe Rattenbekämpfung und sponserte Sachpreise für eine Verlosung. Frank Frohberg, Firma Suding (r.), war einer der drei Gewinner. Mit im Bild ist Jens Wiese, GEA. Foto: Hans-Jochim Rohweder

Bekämpfung der Schadnager

Über die fachmännische Bekämpfung von Schadnagern informierte Hark Herrfurth von der Firma „Hartmann! Chemie“ als Sachverständiger für Schädlingsbekämpfung und Hygienemanagement. Er erklärte, wo sich die Ratten bevorzugt aufhalten, und zeigte auf, wie ihre Laufwege im Außenbereich zu erkennen sind. Dagegen sind die Schädlinge durch Spuren im Getreidelager oder Kotspuren leicht zu identifizieren.

Sauberkeit und Ordnung sind die ersten Schritte, um den Ratten das Einwandern zu erschweren. Wird ein Befall festgestellt, sind Köderstationen direkt am Befalls- oder Aufenthaltsort sowie an den Bauten und Laufwegen zu positionieren. Hier sind bereits wenige Meter für eine gute oder schlechte Köderaufnahme entscheidend.

Zunächst sollten die Köderstationen mit Cerealien, Getreidekörnern oder Müsli befüllt sein, um festzustellen, ob und welche Köderboxen angenommen werden und wie stark der Befall überhaupt ist. Ist ein Schadnagerbefall festgestellt, kann nach Aufstellung eines Lageplanes die Bekämpfung starten.

Das einzusetzende Produkt muss für den Anwendungsfall zugelassen sein. Hinweise und Information auf der Köderpackung sind zu beachten. Auch die passende Auswahl der Köderform kann eine effektive Bekämpfung unterstützen. Es gibt Getreideköder, Pelletköder, Köderblöcke oder auch Gel- und Schaumköder. Bei vielen Futteralternativen kann ein möglichst attraktiver Köder vorteilhaft sein. Grundsätzlich sollte aber weiteres Futter schwer zugänglich sein. Löcher und Zugänge zum Futter sind daher zu verschließen, ebenso Futterkammern und Getreidelager.

Die Rattenköder müssen in der Box fixiert sein, damit keine unkontrollierte Verschleppung erfolgt. Eine Dauerbelegung der Köderboxen ist grundsätzlich nicht erlaubt, denn Rodentizide dürfen nicht eingesetzt werden, wenn kein Befall vorliegt. Es sind daher nur die aktiven Köderstationen mit Giftköder zu belegen. Alle Stationen, die keine Rattenaktivität zeigen, sind mit ungiftigem Futter zu befüllen. Wird eine Rattenaktivität festgestellt, kann wieder auf Giftköder gewechselt werden. Das spart Geld und vermeidet Vergiftungsrisiken. Als nichtchemische Alternativen zu Rodentiziden stehen Nagetierfallen zur Verfügung.

Planung und Dokumentation

Vor der Anwendung von Rattengift ist auf allgemein verständliche Schutzmaßnahmen hinzuweisen. Hinweisschilder beinhalten das verwendete Produkt mit dem Wirkstoffnamen, das Datum der Köderauslage und den Kontakt zum ­Anwender, weiter aber auch Erste-Hilfe-Maßnahmen und eine Giftnotrufnummer. 

Nach der Köderauslage soll die erste Kontrolle am fünften oder sechsten Tag erfolgen, dann jeweils in wöchentlichen Kontrollintervallen. Gefressene Köder sind zu ersetzen, und das Gebiet ist nach toten Ratten abzusuchen. Diese Kadaver sind zu entfernen und zum Beispiel in der schwarzen Tonne des Hausmülls zu beseitigen.

Bei Ratten muss jede Köderstelle mit zirka 250 g Köder belegt sein. Ratten treten fast immer in Familienverbänden auf. Zu wenig Köder führt dazu, dass Ratten die letale Dosis nicht aufnehmen, weil sie aus sozialen Gründen ihr Futter teilen.

Die häufigsten Fehler bei der Bekämpfung sind:

zu wenige Köder

zu wenige Köderstellen

zu wenige Kontrollen für das Nachlegen von Ködern

zu viel alternatives Nahrungsangebot

Um Ratten und Mäuse von Güllekanälen fernzuhalten, ist die Gülle ständig aufzurühren. Köder können auf den verbliebenen Laufwegen der Nager durch den Spaltenbereich hindurch am Abend positioniert werden. Weiter sind um das Stallgebäude herum Köderboxen zu platzieren.

Bekämpfung ohne Gift

Im Abschlussvortrag erklärte Ronald Boelzma sein System von Agro Pest Control (apc) zur giftfreien Schädlingsbekämpfung. Der apc-Bioplan 2025 ist auf drei verschiedene Barrieren abgestimmt, damit sich die Schadnager nicht auf dem Hof breitmachen. Barriere eins beinhaltet das Anlocken natürlicher Feinde wie Eulen oder Turmfalken. Diese Vögel verzehren drei bis fünf Nagetiere pro Tag. Bäume wie Kopfweiden, Erlen und Birken bieten diesen Vögeln einen Aussichtspunkt zum Jagen.

Die Barriere zwei besteht aus Biodiversitätsstreifen, die das Einwandern von Schadnagern verhindern sollen. Für diese Pflanzstreifen um den Hof oder Stall werden Blumen, Gräser oder Kräuter verwendet, die die Nagetiere von Natur aus meiden und die sie daher abwehren.

Barriere drei beinhaltet giftfreie Fallen außerhalb des verschlossenen Gebäudes. Ein Lockstoff macht diese automatischen Fallen für die Schadnager interessant. In der Falle werden die Tiere dann mit einem gasbetriebenen Schlagauslöser getötet. Eine Kartusche reicht für 25 Schlagauslösungen. Ebenso hilft ein Muschelschalenweg rund um die Ställe, weil Ratten und Mäuse ungern darauf herumlaufen.

Fazit

Wenn zur Schadnagerbekämpfung kein professioneller Schädlingsbekämpfer beauftragt werden soll, ist ab Mitte 2025 für die Verwendung von wirksamen Rattengiften ein dreitägiger Kurs mit Prüfung erforderlich, die dann sechs Jahre gültig ist. Für die Nutzung von Schlagfallen reicht ein eintägiger Kurs aus. Vorsorgen kann der Landwirt, indem er die Nistmöglichkeiten und sämtliche Futterzugänge für Ratten einschränkt.

Aufwärtstrend für europäischen Sojaanbau

0

Die Sojaanbaufläche in Europa könnte in diesem Jahr um bis zu 10 % auf 5,6 Mio. ha wachsen, heißt es im ersten Marktreport von Donau Soja für 2024. Die Gründe dafür seien die relativ hohen Preise, die steigende Nachfrage nach pflanzlichen Proteinen oder politische Anreize innerhalb der EU.

Soja erlebte in Europa bereits 2023 eine Rekordernte mit einem Anstieg von fast 24 % auf 12,2 Mio. t im Vergleich zum Vorjahr. Allein in der EU wurden 2023 3 Mio. t Soja geerntet, 740.000 t mehr als 2022, was einer Steigerung um ein Drittel gegenüber dem Vorjahr entspricht. Dieser Trend dürfte sich 2024 fortsetzen – vorausgesetzt, die Witterungsbedingungen in diesem Jahr sind günstig.

Mitte Januar hat in Brasilien die Sojaernte begonnen. In den letzten Monaten waren die Preise für GVO-freies Soja im Vergleich zu gentechnisch verändertem Soja aus Brasilien relativ niedrig. Deshalb war die Nachfrage der konventionell produzierenden Unternehmen nach GVO-freiem Soja höher und die Unternehmen, die GVO-freies Soja verarbeiten, spürten eine Verknappung auf dem Markt.

Das Angebot an gentechnikfreiem Soja in der EU zeigt einen gewissen saisonalen Trend. Bis April kann die Nachfrage mit GVO-freiem Soja aus der EU, Serbien und der Ukraine gedeckt werden. Ab Mai wird dann mehr GVO-freies Soja aus der letzten Ernte in Brasilien verwendet.

Allerdings wird in Brasilien insgesamt weniger GVO-freies Soja produziert als in der EU. Für 2024 wird die brasilianische GVO-freie Produktion auf nur etwa 2 bis maximal 2,5 Mio. t geschätzt. Insgesamt werden in Brasilien mehr als 150 Mio. t Soja produziert. Der überwiegende Teil der brasilianischen Ernte ist nach wie vor gentechnisch verändertes Soja.

Für die Lebensmittelindustrie wird es in Zukunft wichtig sein, dass die Lieferketten für Soja die Anforderungen der EU-Waldschutzverordnung (EUDR) erfüllen. Sie sollen vom Hof bis zum Teller des Verbrauchers vollständig entwaldungsfrei sein. Diese Verordnung wird Ende Dezember 2024 in Kraft treten. Die endgültigen Kriterien werden derzeit definiert.

Den Wald schützen, den Wald schätzen

0

Der Wald als Ökosystem, als Wirtschaftsraum und Dienstleister für die Gesellschaft ist sensibel. Er bedarf der behutsamen Pflege. Den Wald zu schützen bedeutet, ihn aktiv zu gestalten. Es ist Zeit, dass die Gesellschaft dies erkennt und schätzt, welchen Wert der Wald für uns alle hat. Damit stehen die politisch Verantwortlichen dem Waldeigentümer gegenüber in der Pflicht.

Waldeigentümer sind gut beraten, wenn sie sich bei der Waldwirtschaft an den gängigen Standards der Waldzertifizierer (PEFC oder FSC) orientieren. Oberstes Ziel ist es bei allen forstlichen Maßnahmen, den verbleibenden Bestand vor Schäden zu bewahren. Der Waldbesitzende achtet darauf, sein Eigentum bedarfsgerecht und schonend durch Waldwege, Maschinenwege und Rückegassen zu erschließen.

Bei der Holzernte unterscheidet man zwischen motormanuellen und voll mechanisierten Verfahrenstechniken. Schwaches Stammholz kann zum Beispiel an sensiblen Standorten durch Pferde zur Gasse vorgerückt und später zur Waldstraße gebracht werden. Außerdem ist auf die Jahreszeit des Holzeinschlages zu achten. Bodenfrost im Winterhalbjahr verhindert, dass sich der Boden unter der Last der Maschinen verdichtet. Der verbleibende Bestand bleibt von Rücke­schäden unversehrt.

Schützende Maßnahmen

Ziel ist es, das Waldökosystem durch die richtige Wahl der Baumarten, die Pflege des Standortes und der Waldstruktur zu stabilisieren. Dabei verfolgt der Waldbesitzende das Prinzip des Integrierten Pflanzenschutzes. Der standortangepasste, gut gepflegte Wald fördert die Vitalität des Einzelbaumes. Biotische und abiotische Störfaktoren lassen sich dadurch bereits deutlich abmildern. Vogel- und Ameisenschutz bieten vielfältige Möglichkeiten, die Schadinsekten entsprechend kurzzuhalten.

Waldhygienische Maßnahmen sind vor allem nach Windwürfen und Käferbefall in Nadelholzbeständen gefragt. Befallene Schadhölzer müssen sorgfältig aufgearbeitet und möglichst rasch entfernt werden. Im Wald verzichtet der Waldbesitzende – falls möglich – auf chemische Pflanzenschutzmittel.

Der Gesetzgeber verbietet, Waldstandorte neu zu entwässern. Der Wald benötigt auf einigen Standorten einen langfristigen Puffer gegen zu niedrige ph-Werte (Kompensationskalken). Gegen Verbiss- und Schälschäden helfen neben der jagdlichen Strategie Einzel- und Flächenschutz der Waldbestände.

Biotope im Wirtschaftswald

Der Waldbesitzende fördert die Biodiversität im Wald. Er prüft sorgfältig, ob seine Waldstandorte in Flora-Fauna-Habitat-Gebiete, Naturschutzgebiete oder sonstige Schutzgebiete fallen. Gesetzlich geschützte Waldbiotope sind entsprechend zu erhalten und zu fördern. Es bedarf langer Zeiträume, um die angeflogenen Jungpflanzen artgerecht zu etablieren und Altholzbestände zu fördern. Dem Wald Zeit zu lassen bedeutet, organische Substanz im Boden und im Bestand anwachsen zu lassen. Die Struktur des Waldbodens bleibt erhalten. Lichtschächte schaffen Stufigkeit in den Waldbeständen und fördern das natürliche Wiederbesamen in genetischer Vielfalt.

Waldwege und Rückegassen erlauben es, vielfältige Waldbiotope zu schaffen. Fruchttragende Lichtbaumarten und Waldsträucher säumen die offenen Waldbereiche. Waldinnen- und Waldaußenränder bilden wertvolle Waldlebensräume. Geschwungene Waldsäume fördern krautige Pflanzengesellschaften, Ruderalfloren, Insekten, vor allem Bienen, und Singvogelarten. Auch das Wild profitiert von den vielschichtigen Lebensräumen.

Das Belassen von Alt- und Totholz bereichert die Biodiversität. Die alternden einzelnen Baumriesen dürfen die Sicherheit im Wald nicht gefährden. Nist- und Höhlenbäume sind in den Beständen zu erhalten. Waldmoore wieder zu vernässen, trägt zur CO2-Speicherung bei und bietet dem Waldeigentümer ein innovatives Geschäftsfeld im Klimawandel. Beim Pflanzen hält der Forstwirt Abstand von Gewässern, Quellen und Nassgallen ein, damit diese später nicht im Schatten liegen.

Angepasste Wildbestände

Den zukunftsfähigen Wald zu entwickeln bedeutet, die vorhandenen Schalenwilddichte an die Biotopkapazitäten anzupassen und gegebenenfalls zu senken. Hirscharten wie Dam-, Sika- oder Rotwild verbeißen die jungen Leittriebe oder schälen an der Baumrinde. Vitalitätsverlust und Unterbrechen der Wuchsdynamik sind die unweigerliche Folge. Einige Baumarten verlieren den Anschluss an die herrschende Baumschicht und fallen gänzlich aus (zum Beispiel Edellaubholz in Buchenbeständen oder Laubholz in Nadelholz-Grundbeständen). Wälder im Klimawandel aktiv zu entmischen, ist jedoch unbedingt zu vermeiden. Die Biodiversität nimmt dadurch im Wald ab, die Risiken im Klimawandel steigen. In Schleswig-Holstein ist es bisweilen notwendig, junge Kulturen durch einen Drahtzaun oder ein Holzgatter zu schützen. 

Fazit

Waldwirtschaft benötigt wirtschaftlichen Erfolg, um nachhaltig bestehen zu können. Der Klimawandel fordert ein Umdenken in der Waldwirtschaft. Der Blick in die Forstgeschichte zeigt: Lange Zeit war es für die Landbewohner nicht selbstverständlich, sich in Wäldern zu erholen oder seltene Tier- und Pflanzenarten zu beobachten, das erlaubt erst der heutige Wirtschaftswald. Dies zeigt beispielhaft: Der erwerbswirtschaftliche Wald ist in seiner Vielfalt auch zukünftig in der Lage, den unterschiedlichen Ansprüchen der Gesellschaft gerecht zu werden. Die Waldbauern sind durchaus bestrebt, möglichst viele Ökosystemleistungen des Waldes für die Gesellschaft bereitzustellen, solange sie diese auch entsprechend finanziell honoriert bekommen. Die aufgezeigten Grundsätze des Waldbaus auf der Grundlage der guten fachlichen forstlichen Praxis sollen den Waldbauern dabei helfen.

Ältester Hinweis auf jüdisches Leben im Land

0

„Der Burgmann Heine Schack gelobt seiner Tochter, Mitgift und Brautschatz in Höhe von 230 Mark Pfennige dem Knappen Hartwig von Plessen zu zahlen“, so lautet ein Satz aus einer Urkunde von 1424, die das Landesarchiv Schleswig-Holstein Anfang der Woche präsentierte.

Doch ist dieser Satz noch gar nicht das Besondere an diesem Dokument, das am 1. Februar 600 Jahre alt wurde. „Das Besondere ist die Formulierung einer sogenannten Schadensklausel, die besagt, dass derjenige, der nicht zahlen kann, sich Geld bei jüdischen oder christlichen Geldverleihern leihen kann. Diese Textpassage ist eine kleine Sensation, denn das hieße, dass es bereits 1424 in Lauenburg und, nach unserem Kenntnisstand, auf dem Gebiet des heutigen Schleswig-Holstein jüdisches Leben oder zumindest aber Handelsbeziehungen mit Juden gegeben hat“, erklärte Prof. Rainer Hering, Leiter des Landesarchivs, bei der Vorstellung der Urkunde.

Die Forschung sei bislang davon ausgegangen, dass erst Ende des 16. Jahrhunderts Jüdinnen und Juden auf dem Territorium des heutigen Schleswig-Holstein lebten. Diese Urkunde sei ein Hinweis darauf, dass es bereits 150 Jahre vorher schon Kontakte zu Juden gab oder man sich an Kontakte mit ihnen erinnerte. „Es ist kein Beleg, dass es so war. Da sich Geschichte in Prozessen abspielt und wir nur bruchstückhafte Überlieferungen gerade aus dem Mittelalter haben, handelt es sich hier um ein Indiz“, so der Leiter des Landesarchivs. Dennoch sei es auch für ihn persönlich beeindruckend, gerade in der heutigen Situation, wo das Verhältnis wieder angespannt sei und Antisemitismus zunehme, zu sehen, dass es schon vor 600 Jahren jüdisches Leben oder Handelsbeziehungen gegeben haben könnte.

Prof.  Rainer Hering zeigt auf die spannende Textstelle in der Urkunde.

Der agrarische Jahreszyklus seinerzeit sorgte dafür, dass Bauern nicht immer finanziell flüssig waren, da sie ihre Einkünfte erst zur Erntezeit erhielten, den Rest des Jahres aber Ausgaben hatten. Wenn sie Geld brauchten, mussten sie es sich leihen. Juden waren nicht an die Verbote der katholischen Kirche gebunden, die für Christen den Geldverleih einschränkten oder untersagten. Zudem wurden sie von vielen Berufen ausgeschlossen und so in die Rolle des Geldverleihers gedrängt, erläuterte Rainer Hering die Hintergründe des Geldverleihs.

1880 gelangte die Urkunde nach Schleswig-Holstein ins Landesarchiv. Entdeckt habe er sie vergangenes Jahr bei Online-Recherchen im Archivinformationssystem Arcinsys. „Wir haben in etwa 1,6 Millionen Datensätze im Archivinformationssystem, dazu 52 Kilometer Unterlagen und Akten im Magazin des Landesarchivs. Darin befinden sich noch viele unendeckte Schätze. Aber Abfragen des Quellenmaterials können solche Ergebnisse wie die wiederentdeckte Urkunde hervorbringen. Konkreter Anlass war der Antrittsbesuch des neuen Beauftragten für jüdisches Leben und gegen Antisemitismus, Dr. Gerhard Ulrich“, erinnert sich Rainer Hering. Dafür habe er nachgeschaut, was es an Unterlagen zu dem Thema Juden in Schleswig-Holstein gebe, und sei dabei auf diese Urkunde gestoßen. Aufgrund der Masse an Unterlagen entdecke man manche Dinge erst, wenn konkret danach gefragt werde. 

Zu Stein gewordene Erdgeschichte wieder erlebbar

0

Wenn die vielen verschiedenen Steine bei uns an der Ostseeküste sprechen könnten, wäre es nicht nur ganz schön laut, sie hätten alle auch eine Menge zu erzählen. Denn die ältesten Exemplare von ihnen sind zwei Milliarden Jahre alt, die jüngsten wenige Millionen. Einige besonderen Exemplare sowie zahlreiche weitere fossile Zeitzeugen aus zwei Milliarden Erdgeschichte sind im Eiszeit-Haus in Flensburg zu bestaunen, das am vergangenen Sonntag nach vier Jahren Zwangspause wiederöffnete.

Erst kam Corona, dann umfangreiche Bauarbeiten rund um das historische, denkmalgeschützte Gebäude in der Mühlenstraße 7, das zum alten Gebäudebestand des Christiansenparks gehört. Doch nun können die versteinerten Überreste beispielsweise von Mammuts, Seeigeln, Schwämmen, Rentieren oder Wollnashörnern, aber auch Bernsteine, Feuersteine oder Donnerkeile wieder mittwochs und sonntags besichtigt werden.

Nach Abschluss der Bauarbeiten ist das hübsche Gebäude wieder offen.

Um 1820 als Wirtschaftsgebäude entstanden, wurde es für die Unterbringung von Pferden genutzt. Die Stadt Flensburg baute das Gebäude auf Initiative des damaligen Bürgermeisters und Kulturdezernenten Hermann Stell zum erdgeschichtlichen Schaumagazin des Naturwissenschaftlichen Museums um. „Die Eröffnung und die Möglichkeit, unsere Sammlungen nach so langer Zeit wieder einem Publikum zu präsentieren, fühlen sich toll an“, erzählt Kerstin Meise, Leiterin des Naturwissenschaftlichen Museums Flensburg, zu dem das Eiszeit-Haus gehört. Sie und ihr zum größten Teil ehrenamtlich arbeitendes Team nutzten die Zeit, um mehrere sehr umfangreiche Fossilien- und Gesteinssammlungen, die sie angenommen hatten, zu sichten und einige sehr besondere Funde darin nach und nach in die Schausammlung zu integrieren. So zum Beispiel die gewaltigen Hörner eines Auerochsen, der nach der letzten Eiszeit in der Nähe der heutigen Bokelholmer Fischteiche gelebt hat. Sein Gehörn ziert nun als neues Ausstellungsstück eine der Wände im Museum.

Wiedereröffnung Eiszeit-Haus Flensburg, versteinerte Knochen, Fossilien, Minerale, Gesteine
Fotos: Iris Jaeger

Das Interesse am Eröffnungstag war groß, viele nutzten die Gelegenheit, um eigene Funde begutachten und einschätzen zu lassen oder Bernsteine zu schleifen. Oder sie ließen sich von Zoologe und Paläontologe Frank Rudolph mit auf eine unterhaltsam und anschaulich erzählte erdgeschichtliche Zeitreise nehmen und erfuhren auf diese Weise, wie die Steine in der Eiszeit per Gletschertransfer aus Skandinavien zu uns ins nördliche Schleswig-Holstein kamen oder dass ein Mammut nur vier Zähne besaß, die es bis zu sechs Mal erneuern konnte, bis es dann nach dem letzten heruntergekauten Zahn verhungern musste. Oder dass ein Einhorn nicht mit einem Pferd, sondern mit einer Ziege verwandt ist, der Königsthron im dänischen Schloss Rosenborg in Kopenhagen aus dem Elfenbein eines Narwals geschnitzt ist, was einem Einhorn schon sehr ähnlich sieht. Die Zuhörer erfuhren, was ein Donnerkeil mit der Schwimmfähigkeit von Kopffüßern zu tun hat und was sich die Evolution noch alles hat einfallen lassen, um die vor Milliarden und Millionen Jahren lebenden Geschöpfe an ihre Umgebungen anzupassen, „sie war ja nicht doof, die Evolution“, so Frank Rudolph.

Anschaulich und mit viel Humor nahm Frank Rudolph seine Zuhörer mit auf eine Kurzreise durch die Erdgeschichte.

Wie kann man überhaupt eine Million Jahre begreifen? „Stellt euch vor, ihr kommt zur Schule und habt nur ein Schulfach: Zählen. Jede Sekunde eine Zahl, fünf Stunden am Tag, fünf Tage die Woche, inklusive sechs Wochen Schulferien. Nach einem Jahr ist man bei 3,7 Millionen, bis zum Hauptschulabschluss nach neun Jahren sind es 34 Millionen, und wenn ihr noch bis zum Abitur weiterzählt, landet ihr bei 49 Millionen. Die Dinosaurier starben vor 65 Millionen Jahren aus, also schaffen wir es nicht, in der Schulzeit bis zu den Dinos zu zählen.“

Klappersteine, Bernsteine, Flintsteine – zu jedem dieser Fossilien hatte der ehrenamtliche Mitarbeiter eine Geschichte und ein Exemplar bereit, das er den Zuschauern zum Anschauen und Anfassen gab, Geschichte auf diese Weise auch begreifbar machte. Darunter war auch ein dunkelbraunes, fast schwarzes Exemplar mit vielen Ausstülpungen, das von der Form her einer Koralle ähnelte. Was nicht abwegig ist, Gotland war ein einziges Korallenriff und wurde von der Südsee in die heutige Ostsee geschoben. Tatsächlich aber handelte es sich bei dem Gebilde um versteinertes Dinosaurier-Exkrement. „Zu den 100 Dingen, die man im Leben gemacht haben sollte, gehört das Anfassen von versteinerter Dinokacke dazu“, lautete das Fazit von Frank Rudolph.

Schneckengehäuse 
Fotos: Iris Jaeger
Mammut-Zähne
Werkzeuge aus Stein
Schöne Muster auf Steinen
Versteinerte Seeigel
Verkieselter Kalkstein mit einer versteinerten Einzelkoralle (Parasmilia)
Versteinerte Schwämme von der Insel Sylt
Museumsleiterin Kerstin Meise schaut sich einen mitgebrachten Fund genauer an
Ebenfalls versteinerte Schwämme, die wie Hütchen aussehen.
Aulocopium aurantium
Ochsenherz-Muschel von der Insel Sylt
Im Laufe der Evolution passten sich Lebewesen wie die Kopffüßer in ihrer Gestalt immer besser an die Gegebenheiten an.
Darstellung von der Entstehung der Bernsteine


Folgen der Nässe in Herbst und Winter

0

Der Winter ist zwar noch nicht vorbei und könnte die Karten noch neu mischen, aber bereits jetzt stellt sich für viele Bestände von Wintergetreide und auch -raps landesweit die Frage, ob ein Umbruch mit folgender Neuansaat in Betracht gezogen werden muss. Hierbei sollten verschiedene Kriterien berücksichtigt werden.

Wie ist die verbleibende Pflanzenzahl, ist die Verteilung gleichmäßig oder nicht? Gleichmäßig dünne Bestände können bestenfalls durch gute Bestockung in einem wüchsigen Frühjahr die Zielgröße Ähren tragender Halme noch erreichen. Sind Teilflächen gezielt anzusprechen oder ist der gesamte Schlag betroffen? Bei flächenhaft sehr lückigen, ungleichmäßigen und schwach entwickelten Beständen muss umgebrochen werden. Weiterhin stellt sich die Frage, wie die Bodenstruktur einzuschätzen ist. Stark verschlämmte Flächen mit Verdichtungshorizonten durch nasses Ackern im Herbst leiden stark und die Wurzelentwicklung ist zusätzlich gestört. Diese Pflanzen werden sich kaum entwickeln. Eine Bodenansprache mit dem Spaten liefert hier hilfreiche Informationen. Gegebenenfalls kann in befahrbaren und abgetrockneten Beständen der Einsatz von Striegel oder einer Rollhacke, eventuell einer Ackerwalze zur Brechung oberflächlicher Krusten hilfreich sein. Unbedingt beurteilt werden muss auch die Vitalität der einzelnen Pflanzen. Sind sichtbar aktive Wurzeln (weiße Wurzelspitzen) vorhanden, wie weit sind der Blattapparat und insbesondere der Vegetationskegel intakt? Spielen Schneeschimmel oder in Wintergerste Typhula-Fäule eine Rolle? Vorsicht gilt auch nach der Anwendung von Herbiziden. Hier kann es unter Umständen in Neuansaaten zu Unverträglichkeiten kommen, deren empfindliche Schäden vorab ausgeschlossen werden sollten. Dabei kann ein Pflugeinsatz Probleme reduzieren.

In diesem Jahr besonders besteht aber die Frage nach den möglichen Alternativen. Sommergetreide wie Qualitätshafer und Sommer-(Brau-)Gerste, aber auch Sommerweizen dürften in der Ernte auf einen günstigen Markt treffen. Die Vermarktung von Körnerleguminosen ist regional gut möglich. Dennoch besteht das Problem der deutlichen Unterversorgung des Marktes mit Saatgut, da eine in ganz Mitteleuropa ertraglich und qualitativ schlechte Saatgut­ernte des letzten Jahres auf eine ungewöhnlich hohe Nachfrage durch die teils nicht mehr erfolgte Herbstaussaat trifft. Bei später Anbauentscheidung kann es regional zu Versorgungslücken kommen und Wünsche nach gezielt gewählten Sorten könnten nicht befriedigt werden. Der Anbau von Silo- und Körnermais ist eine mögliche Alternative und bietet auch den Vorteil von Aussaaten im fortgeschrittenen Mai, was eine späte Umbruchentscheidung ermöglicht. Jedoch muss hier der Markt im Blick behalten werden, ebenso wie die Frage nach der Fruchtwechselregelung (Glöz 7). In der Marsch kann Maisanbau eine Alternative sein, allerdings sollten frühe Sorten mit Blick auf die Ernte unbedingt in Betracht gezogen werden. Bei Körnermais müssen Trocknungskosten in der Regel berücksichtigt werden oder eine regionale Verwendung im Futter. Zudem ist der Markt vermutlich nur begrenzt aufnahmefähig.

Weitere Alternativen können unter anderem Zucker- oder Futterrüben (idealerweise mit Anbauverträgen), Ackergras oder Kleegrasanbau sein, ebenso wie die Anlage von Sommerzwischenfrüchten oder Blühflächen, entsprechend geförderte Maßnahmen vorausgesetzt.

Neben der eigentlichen Frage nach dem Weiterführen eines Bestandes oder der Neuetablierung sollte der geschädigte Pflanzenbestand genau geprüft und vorsichtig das Ertragspotenzial abgeschätzt werden. Die Etablierung von Sommergetreide und Körnerleguminosen birgt auch immer gewisse Unsicherheiten hinsichtlich des Bestellzeitpunktes und der folgenden Witterung. Zudem ist hier die Verfügbarkeit sehr kritisch und damit eine Neuetablierung vielfach schwer umsetzbar.

Anderer Blickwinkel auf  Vorstandsarbeit

0

Mit nun schon drei Jungen LandFrauen im Vorstand setzt der OV Schwarzenbeck seine gute Zusammenarbeit mit den der nächsten Generation fort. Auf der Jahreshauptversammlung erhielt das Führungs-Team des Vereins jetzt weitere Unterstützung von der Jungen LandFrau Ann-Kathrin Bernhöft.

Bereits vor zwei Jahren wurden zwei Junge LandFrauen als Beisitzerinnen in den Vorstand aufgenommen, auch mit dem Anliegen, einiges aus einem anderen Blickwinkel betrachten. Inzwischen ist der Vorstand sehr glücklich darüber, dass sich die beiden jungen Damen sich so engagiert einbringen. Eine von ihnen, Alex Funke, hat bereits die Qualifizierung „Aktiv im Ehrenamt“ abgeschlossen und bringt ihre Ideen nicht nur im Ortsverein, sondern neuerdings auch im Kreisverband ein. Zudem war sie bereits bei der Arbeitstagung in Neumünster auf der Bühne als Diskussionspartnerin rund um das Thema „Unsere Zukunft: Junge LandFrauen“.

Die andere, Kati Siemers, ist privat noch etwas eingeschränkt mit zwei kleinen Kindern. Sie hat aber den Instagram-Auftritt des Vereins übernommen, und das ist sehr gut für die Öffentlichkeitsarbeit und die Kommunikation im Verein.

Der Vorstand freut sich, dass das Miteinander mit den Jungen LandFrauen so gut läuft.

Nach der Jahreshauptversammlung sprach Katharina Seyer, Kriminalhauptkommissarin i. R., über neue Betrugsmaschinen wie Enkeltrick, Schockanrufe und falsche Polizisten. Die Betrüger gingen so perfide vor, dass viele Menschen darauf hereinfielen. Eine der anwesenden LandFrauen brachte den Mut auf zu berichten, dass auch sie beinahe um viel Geld betrogen worden wäre. Im letzten Moment habe eine aufmerksame Bankmitarbeiterin mit ihr gesprochen und die Polizei eingeschaltet.

Messeflair und Partystimmung

0

Bei der Internationalen Grünen Woche (IGW) in Berlin dabei zu sein, ist für jeden Landjugendlichen etwas Besonderes. Auch in diesem Jahr bot die Reise in die Hauptstadt Messeflair, Berliner Luft und Partystimmung, denn es ging in Schapptüch zum Ball des BDL oder ganz leger zur Party mit der Band „Krachleder“.  

Fünf Busse fuhren in diesem Jahr aus Schleswig-Holstein in die Hauptstadt zur IGW, darunter der Bus des Landjugendverbandes. Die Stimmung war voller Vorfreude und Spannung auf die kommenden vier Tage. Neben alt bekannten Teilnehmern, die schon fast ein Jahrzehnt mitfahren, war es für andere das erste Mal.

Schon bei der Ankunft – ganz Schleswig-Holstein war im gleichen Hotel untergebracht – kam das vertraute IGW-Gefühl auf: Man ist weit weg von zu Hause und fühlt sich durch die bekannten Gesichter doch etwas heimisch. Während der Willkommenstrubel im Hotel seinen Lauf nahm, hatte auf der Messe für einige der Junglandwirte­kongress begonnen. Es ging um das Thema „Lieferkettenkarrussel – Landwirtschaft unter Druck?“, unter dem konstruktiv und zugleich kritisch über die Nachweispflicht ab 2025, „bürokratische Monster“, Mindeststandards und faire Wettbewerbsbedingungen diskutiert wurde.

Am Abend ging es in die Columbiahalle zu der Fete des Bundes der Deutschen Landjugend (BDL). Die Liveband Krachleder brachte die ganze Halle zum Tanzen. Es wurde den ganzen Abend gesungen und gelacht: der perfekte Start für ein Wochenende in Berlin.

Tag zwei begann wie immer mit der Jugendveranstaltung des BDL. Nach der einführenden politischen Diskussion folgte die Filmpremiere der Berlin-Brandenburgischen Landjugend. Dies war das allererste Mal, dass kein Theaterstück zu sehen war. Mit einfachen Mitteln wurde in dem Film wiedergegeben, wie man auch als Zugezogener auf dem Dorf in die Gemeinschaft aufgenommen wird. Dabei wurden verschiedene Facetten der Landwirtschaft und des ländlichen Raumes beleuchtet.

Anschließend ging es vom CityCube direkt hinüber auf die Messe. Dort gab es viele kulinarische Spezialitäten aus der ganzen Welt sowie heimische Köstlichkeiten aus den verschiedenen Bundesländern. Was natürlich auch nicht fehlen durfte, war der Besuch am Landjugendstand auf dem Erlebnisbauernhof. Der wurde in diesem Jahr von der Landjugend Rheinland-Nassau gestaltet. Die Lajus mischten auf unterhaltsame Weise Entenangeln mit politischen Themen und sorgten für viele Gespräche und einen guten Austausch.

Einige der Teilnehmer hatten noch ein weiteres Ziel, die Kulturveranstaltung. Dabei ging es in diesem Jahr zur Vorführung der Blue Man Group. Die Gruppe von Schauspielern und Musikern, die als stumme, blau maskierte Personen performen, ist schon seit vielen Jahren Kult.

Nach so einem bunt gefüllten Tag stand noch ein Besuch bei unseren benachbarten Freunden an, denn die Niedersachsenfete rief. Ein weiterer Abend mit Liveband, an dem durch die Nacht getanzt werden konnte.

Der letzte ganze Tag in Berlin begann für die Reisegruppe der Landjugend mit etwas Bildung im Spionagemuseum, das Exponate von den Anfängen der Spionage zu Zeiten der Ägypter bis zur heutigen Technologie zeigt. Vom BH mit integrierter Kamera bis zum hoch komplexen System der Nachrichtenverschlüsselung konnte einiges bewundert werden. Dabei gab es auch immer wieder die Möglichkeit, sein eigenes Spionagetalent an Stationen zu beweisen.

Der Nachmittag konnte von allen Teilnehmern frei gestaltet werden. Während einige noch einmal über die Messe gingen und dort auch am BDL-Jugendforum mit dem Thema „Im Gespräch mit einem Rabbiner und einem Imam“ teilnahmen, nutzten andere die Zeit, um Sehenswürdigkeiten Berlins zu erkunden.

Den Abschluss einer jeden Fahrt zur IGW bildet der BDL-Landjugendball. Dort hieß es für die Schleswig-Holsteiner mit Fähnchen und in Schapptüüch ab auf das Tanzparkett. Traditionell beginnt der Abend mit einem Eröffnungswalzer aller Landesvorsitzenden. Mit Discofox und Co. ging es dann für alle durch den letzten Abend.

Am Dienstagmorgen mussten dann nur noch die Koffer gepackt werden und es ging zurück in die Heimat. Bis zum nächsten Mal, denn auch 2025 wird die IGW wieder viele Landjugendliche nach Berlin ziehen. 

Was steckt in der Milchtüte und im Schnitzel?

0

Bei den Bauernprotesten und in der aktuellen Diskussion sind immer wieder Schlagworte zu hören wie „Der Bauer bekommt zu wenig vom Endpreis der Lebensmittel ab“ oder „Die Supermärkte verdienen auf Kosten der Bauern“. Wie verteilen sich die Preisanteile tatsächlich auf die verschiedenen Stufen der Herstellungskette und warum?

Das Bauernblatt hat die Agrarmarkt Informations-Gesellschaft (AMI) und das Institut für Ernährung und Ernährungswirtschaft (IFE) sowie Wissenschaftler der Christian-Albrechts-Universität (CAU) zu Kiel und der Fachhochschule (FH) Kiel befragt.

Vom Schwein zum Schnitzel: Der Anteil des Rohstoffes am Verbraucherpreis …

Es ist kaum verwunderlich, dass die Kostenanteile sehr vom Produkt abhängen und innerhalb des Produktes zusätzlich von der Herstellung: bio oder konventionell, Haltungsstufe, Eierklasse, an Milchsorten stehen sechs bis sieben verschiedene im Regal von H-Milch bis Weidemilch mit verschiedenen Fettanteilen.  Und schließlich folgen die Verbraucherpreise den Erzeugerpreisen erst mit zeitlicher Verzögerung, die ein paar Wochen ausmachen kann.

Über alle Produkte gemittelt sieht Martin Braatz, Professor für Agrarökonomie mit dem Schwerpunkt Betriebswirtschaft und Marketing an der FH Kiel, einen Preisanteil von rund 25 % für die Rohstoffe von Lebensmitteln – „nur ein kleiner Anteil für die Bauern“, findet er. Der war, jeder weiß es, früher größer, auch wenn es Täler gab mit um die 20 ct/l für Milch in der Milchkrise um 2015.

… beträgt für Lebensmittel im Durchschnitt rund 25 %.   Fotos: kel, Imago

Mehr Dienstleistungen im Preis enthalten

Als Grund für das allgemein weitere Verhältnis zwischen Erzeuger- und Verbraucherpreisen sieht Braatz vor allem Veränderungen im gesellschaftlichen Verhalten: „Die Verbraucher wollen mehr Dienstleistungen haben: Convenience-Produkte fertig in den Mund, Möhren geraspelt und mit Soße, gewürztes Grillfleisch statt dem zerlegten Rind in der Kühltruhe – alles, was die Oma früher selbst geschlachtet oder eingeweckt hat.“  Heute habe man gar nicht mehr die privaten Lagerkapazitäten – einen Kühlschrank mit Gefrierfach. Die Verpackungen sind kleiner. „Wer kann heute zehn Kilo Kartoffeln in der warmen Wohnung lagern, ohne dass sie keimen?“

Der Außer-Haus-Verzehr habe gewaltig zugenommen, vom Restaurantbesuch über die Betriebskantine bis zur Schul- und Kitaverpflegung. Aber auch die Landwirtschaft habe Dienstleistungen abgegeben an Transport- und Lohnunternehmen. Die damit verbundenen komplementären Dienstleistungen müssten Menschen erbringen, die entlohnt würden. „Die Löhne sind nach oben geschossen und ebenfalls die Energiekosten.“  Ein Beispiel: Die zuvor genannten vielen Milchsorten müssen alle in der Meierei abgefüllt werden, das verursache Produktionspausen für Umstellung und Reinigung. „Die erhöhte Wahlfreiheit macht auch die Milch teurer“, erklärt Braatz.

Laut AMI haben Eier mit 78,72 % das engste Erzeuger-Verbraucher-Preisverhältnis – außer Verpackung und Transport ist für sie kaum eine Zusatzleistung zum Rohprodukt erforderlich. Dass das Verhältnis bei Kartoffeln wesentlich weiter ist (31 %), könnte verwundern, deutet aber darauf hin, dass auch dort inzwischen erhebliche Dienstleistungen anfallen, etwa Aussortieren und Lagerung im ­Handel.

Der Weltmarkt ist ausschlaggebend

Durch die gestiegenen Zusatzkosten verschieben sich die Anteile am ebenfalls gestiegenen Endpreis, doch dies für sich genommen, so Braatz, wirke sich nicht nachteilig auf das Entgelt für den Landwirt aus. Dieses werde maßgeblich beeinflusst durch die Rohstoffpreise auf dem Weltmarkt. Die Spanne des viel gescholtenen Lebensmitteleinzelhandels (LEH) – 16 % bei Milch laut IFE – sieht Braatz als „sehr gering“ im Vergleich mit anderen Industrieländern. Dies sei bedingt durch die hohe Konkurrenz hierzulande.

Dies bestätigt Uwe Latacz-Lohmann, Professor für landwirtschaftliche Betriebslehre und Produktionsökonomie an der CAU. „Das Modell des LEH ist die Kostenführerschaft. Aufgrund des starken Wettbewerbs versucht er, die Verbraucherpreise niedrig zu halten, besonders bei Lockprodukten wie der Milch. Der größte Hebel dabei ist der Einkaufspreis.“

Daher komme durchaus ein Druck „von oben“ auf die Erzeugerpreise. Wenn nun auf dem Weltmarkt zum Beispiel hohe Milchpreise gezahlt werden, können die Meiereien ausweichen und die Milch in den Export geben, etwa als Milchpulver, Butter oder Käse. Wenn die Weltmarktpreise allerdings niedrig sind, gibt es keine Vermarktungsalternativen, und die Meiereien sind in einer schlechten Verhandlungsposition. Die Landwirte indes haben nur über ihre Miteigentümerschaft an den Meiereigenossenschaften einen Einfluss auf die Preisgestaltung, „einen recht geringen Einfluss“, wie Latacz-Lohmann einräumt.

Zurück zur Ausgangsfrage: Ist der LEH „schuld“ am oft geringen Anteil der Erzeuger am Gesamtpreis der Lebensmittel? Tatsächlich haben die Bauern kaum Einfluss auf die Preisgestaltung des LEH, sie können aber bei günstiger Marktlage auf andere Abnehmer ausweichen. Zusätzliche Dienstleistungen haben jedoch keinen Einfluss auf die Rohstoffpreise.