Die Ausbringtechnik hat sich in den vergangenen Jahren enorm weiterentwickelt. Steuerungen über Isobus sowie automatische Teilbreitenschaltung sind in der breiten Praxis angekommen. Ob die Einstellungen passen, kann aus der Kabine allerdings nicht immer ausreichend beurteilt werden. Anpassungen können nötig sein.
Section Control beziehungsweise automatische Teilbreitenschaltung zählt sicherlich zu den ersten und verbreitetsten Technologien, die unter den Begriff „Precision-Farming“ fallen. Dabei ist gemeint, dass mithilfe von Positionsdaten von GNSS-Systemen wie GPS zentimetergenau nachvollzogen werden kann, wo sich eine Maschine gerade befindet. Verknüpft man die Informationen von Antennenposition, Maschinenbreite, Drehpunkt und Versatz, können moderne Systeme exakt beurteilen, wo sich die Maschine aktuell aufhält und wo sie schon gewesen ist beziehungsweise wo eine Bearbeitung stattgefunden hat.
Mithilfe der Informationen aus den Positionsdaten können anschließend automatisiert Teilbreiten geschaltet werden – so wie es bei vielen Spritzen der Fall ist. Dabei kommt es neben der Entlastung des Bedieners, der sonst manuell die Teilbreiten schalten müsste, zu Einsparungen an Pflanzenschutzmitteln durch weniger Überlappungen. Je kleiner die einzelnen Teilbreiten und je unförmiger die Flächen sind, desto größer ist das Einsparpotenzial.
Bei angebauten Neumaschinen liegt der Anteil von mit Section Control ausgelieferten Spritzen in Deutschland bei über 80 %, bei gezogenen Maschinen regional sogar bei bis zu 100 %. Ein Faktor für die Entwicklung ist hier unter anderem das Investitionsprogramm Landwirtschaft gewesen, das bei Pflanzenschutzspritzen die automatische Teilbreitenschaltung verpflichtend vorsah.
In der Regel wird bei der Auslieferung von Neumaschinen zusammen mit dem örtlichen Servicepartner eine Einweisung vorgenommen und alle Einstellungen werden im praktischen Einsatz überprüft und bei Bedarf angepasst, unter anderem auch die Ein- und Ausschaltpunkte der automatischen Teilbreitenschaltung.
Sitzt die GNSS-Antenne für die Teilbreitenschaltung auf der Spritze und wird das System unabhängig vom Schlepperpositionssignal (vorausgesetzt der Schlepper verfügt über ein Lenksystem) gefahren, ist bei einem Schlepperwechsel davon auszugehen, dass die eingestellten Werte für andere Traktoren passen. Wird hingegen das Empfängersignal für die Position des schleppereigenen Parallelfahrsystems genutzt und ein Schlepperwechsel vollzogen, ist es sehr wahrscheinlich, dass die eingestellten Parameter für das Ein- und Ausschalten der Teilbreitenschaltung nicht mehr übereinstimmen. Unerwünschte Überlappungen oder Fehlstellen sind die Folge.
Werden Gebrauchtmaschinen mit entsprechender Ausstattung angeschafft, gilt es ohnehin, die Einstellungen zu überprüfen und bei Bedarf anzupassen. Grundsätzlich empfiehlt es sich, die Einstellungen der Überlappung einmal pro Saison zu überprüfen.
Überprüfen der Ein- und Ausschaltzeitpunkte
Zum Einstellen der Ein- und Ausschaltzeitpunkte der Teilbreitenschaltung von Spritzen sollte zu zweit gearbeitet werden. Die Pflanzenschutzspritze sollte im Vorfeld mit Wasser gespült und für das Einstellen befüllt worden sein. Da immer noch Pflanzenschutzmittelreste in der Spritze sein können und ein gewisser Platzbedarf für das Einstellen nötig ist, sollte eine zum Betrieb gehörige Acker- oder Grünlandfläche zum Einstellen ausgewählt werden.
Vorzugsweise ist der Aufwuchs auf der Fläche überschaubar. Bestellte Flächen sind weniger gut, im Zweifelsfall aber auch zur Verwendung geeignet. Das Einstellen funktioniert mit einem Parallelfahrsystem deutlich einfacher, ist aber grundsätzlich auch ohne schlepperseitiges Lenksystem möglich. Anhand von Flachstrahldüsen lassen sich die Schaltpunkte besser beurteilen als mit aktivierten Doppelflachstrahldüsen, die nach vorn und hinten strahlen. Die Auswahl von Düsen mit einfachem, senkrechtem Strahl ist daher zu empfehlen.
Die Ein- und Ausschaltzeitpunkte der automatischen Teilbreitenschaltung sind in der Bedienung bei den Einstellungen der Spritze im Terminal zu finden. Neben dem einstellbaren Überlappungsgrad, also ab wann die Spritze beim Verlassen einer bearbeiteten Fläche eingeschaltet wird (Werte von 0 – 100 %), und der Überlappungstoleranz, ab welchem Abstand eine Teilbreite bei Überlappung geschaltet wird, kann in der Regel auch die sogenannte Trägheit der Maschine beim Ein- und Ausschalten eingestellt werden. In dem auf den Bildern dargestellten System ist die Trägheit in Millisekunden (ms) einstellbar. Um die Trägheit zu überprüfen, ist wie folgt vorzugehen: Mit eingeschalteter Spritze sollte eine gerade Bahn auf einer betriebseignen Fläche gefahren werden. Während des Befahrens zeichnet die Maschine die bearbeitete Fläche automatisch auf. Zwischendurch sollte innerhalb der Bahn, am besten nicht ganz am Ende, angehalten und mit Markierungsstäben die Arbeitsbreite auf einer Seite der Maschine abgesteckt werden.
Fotos: Alexander Czech
Dabei gilt es zu berücksichtigen, dass die Arbeitsbreite nicht auf Höhe der letzten Düse endet, sondern in Abhängigkeit von der Gestängehöhe über dem Boden auch darüber hinausgeht. Bei einem üblichen Düsenabstand von 50 cm mit klassischen 120°-Düsen sollte der Zielflächenabstand etwa 50 cm betragen. Demzufolge ist die reale Arbeitsbreite in etwa 25 cm entfernt von der äußersten Düse zu Ende. Durch die Überlappungsbereiche im Randbereich der Düsen wird eine Ausbringmenge über die gesamte Gestängebreite von 100 % erreicht.
Neben der Markierung der äußeren Arbeitsbreite empfiehlt es sich, je zwei Stäbe links und rechts in einem Abstand von je 50 cm zu platzieren. Diese dienen nachher beim Ein- beziehungsweise Ausfahren in oder aus dem bereits bearbeiteten Bereich als optische Hilfe für die dabeistehende Person zur Beurteilung der Präzision der Schaltpunkte. Nach dem Abstecken wird die Bahn weiter mit eingeschalteter Spritze zu Ende gefahren.
Zum Einstellen des optimalen Ausschaltzeitpunktes muss nun mit eingeschalteter Spritze im 90°-Winkel zur bereits bearbeiteten Fläche gefahren werden. Dabei sollte eine Geschwindigkeit gewählt werden, die beim Einsatz auf dem Betrieb üblich ist. Sie schwankt häufig zwischen 8 und 12 km/h. Zum genauen um 90° versetzten Fahren ist ein Lenksystem äußerst hilfreich, da hierüber mithilfe der Funktion A + Richtung eine genau um 90° zur vorherigen versetzte Spur angelegt werden kann. Manuell ist dies deutlich schwieriger umsetzbar, wenngleich nicht unmöglich.
Im Optimalfall ist die Position der Stäbe so gewählt, dass diese beim Einfahren in die bearbeitete Fläche für die zweite Person gut sichtbar sind, am besten im Randbereich der Arbeitsbreite. Die zweite Person auf dem Acker steht beim Einfahren in den bearbeiteten Bereich auf Höhe der Markierungsstäbe und kann genau erkennen, wie weit der Ausschaltzeitpunkt vom mittleren Markierungsstab (effektive Arbeitsbreite der vorherigen Spur) entfernt ist.
Die im 50-cm-Abstand aufgestellten Stäbe helfen bei der Einschätzung. Eine Videoaufnahme während des Überprüfens hilft, dabei den genauen Zeitpunkt der Teilbreitenschaltung festzuhalten. Daher empfiehlt es sich, das Smartphone für diesen Zweck zu verwenden. Ist der Ausschaltzeitpunkt zu früh, muss der Schaltpunkt später erfolgen beziehungsweise die Trägheit weiter verzögert werden. Für den Fall, dass die Steuerung zu spät greift und der Überlappungsbereich zu groß ist, muss der Schaltpunkt früher gesetzt beziehungsweise die Trägheit kürzer gewählt werden.
Hat eine Veränderung der Einstellung stattgefunden, gilt es diese selbstverständlich zu überprüfen. Der Ablauf ist dabei identisch mit dem oben Beschriebenen: Mit eingeschalteter Spritze eine Bahn fahren, mit Stäben die Arbeitsbreite und je 1 m links und rechts im 50-cm-Abstand abstecken, um 90° gedreht zur bearbeiteten Fläche in die Fläche einfahren und die Schaltpunkte von außen durch eine Person beobachten, besser noch videografisch mit dem Smartphone festhalten lassen.
Ist der Ausschaltzeitpunkt passend, gilt es, den Einschaltzeitpunkt zu definieren. Dabei wird genauso vorgegangen wie beim Ausschalten, mit dem Unterschied, dass im 90°-Winkel aus der bearbeiteten Fläche herausgefahren wird. Auch hier gilt: Ein zu früher Einschaltpunkt bewirkt Trägheit beziehungsweise Distanzverzögerung/-verlängerung; ein zu später bewirkt Trägheit oder Distanzverkürzung.
Häufig wird auf dem eigenen Betrieb immer derselbe Schlepper für den Einsatz mit der Pflanzenschutzspritze verwendet. Kommt es hingegen zum Wechsel, ist es wichtig, die Einstellungen wie Trägheit et cetera wieder anzupassen. Notizen oder Bilder von den Einstellwerten helfen hierbei, sofern ein häufigerer Wechsel stattfindet.
Bei der Einstellung von Schaltpunkten für die automatische Teilbreitenschaltung bei Pflanzenschutzspritzen ist es wichtig, mit üblichen Betriebsgeschwindigkeiten zu arbeiten und die Zeitpunkte präzise zu kontrollieren. Das Nutzen von Lenksystemen hilft dabei, im passenden Winkel zur bearbeiteten Fläche zu fahren und genaue Einstellungen vorzunehmen.
Sicherlich beanspruchen Einstellungen durchaus Zeit, dennoch lohnt sich der Aufwand nicht nur aus betriebswirtschaftlicher Sicht, sondern auch im Sinne der Umwelt, indem nur die Menge an Pflanzenschutzmitteln ausgebracht wird, die notwendig ist.