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Auf der Energiewendekonferenz Power Net 2024 kamen am Dienstag mehr als 500 Vertreter aus Politik, Wirtschaft, Verbänden, Kommunen, Verwaltung und Wissenschaft in Neumünster zusammen, um sich über die Herausforderungen auf dem Weg zum ersten klimaneutralen Industrieland auszutauschen. Energiewendeminister Tobias Goldschmidt (Grüne) berichtete von Netzanschlussanfragen im Bereich Wasserstoff mit einem Volumen von etwa 1 GW.
Der Ausbau der Erneuerbaren Energien sei das Fundament für alles weitere, erklärte Goldschmidt und verwies auf die hohen Zubauzahlen im Bereich Windkraft in Schleswig-Holstein. Ein Drittel der bundesweit genehmigten und gebauten Windenergieanlagen sei 2023 hierzulande umgesetzt worden. Zur Reformierung der Verteilnetze erklärte der Grünen-Politiker, dass der nun vorliegende Vorschlag der Bundesnetzagentur die Ungerechtigkeit beenden werde, durch die im Norden höhere Netzentgelte als in anderen Regionen gezahlt werden. Die Ersparnis könne bei 4 bis 5 ct liegen, so der Minister.
Nachgefragte Anschlüsse
Die Fülle der Erneuerbaren müsse dazu führen, dass sich neue Stromverbraucher ansiedelten – Northvolt sei das prominenteste Beispiel. „Im Bereich der Wasserstoffwirtschaft haben wir Netzanschlussanfragen von rund einem Gigawatt allein in Schleswig-Holstein vorliegen“, so Goldschmidt. Die Bundeszielsetzung bis 2030 liege bei 10 GW. Der Minister geht davon aus, noch in dieser Legislaturperiode 3 % der Landesfläche für die Windkraft an Land auszuweisen. Entscheidend für die Sektorkopplung und die Ansiedlung von Unternehmen sind laut Goldschmidt regionale und zeitliche Preissignale. Diese seien notwendig, damit Elektrolyseure und Wasserstoffanlagen, die entstehen sollen, „über den Markt in die Realität kommen“ und nicht massiv mit Steuermitteln subventioniert werden müssten. „Wir müssen im Strommarkt mehr Markt erreichen“, stellte Goldschmidt klar. Dazu gehöre auch die Frage, ob die einheitliche Gebotszone das richtige Instrument für die Energiewende sei. Zu klären sei zudem die Frage der Flächenverfügbarkeiten für die Ansiedlung von Unternehmen, Anlagen und Infrastruktur. „Wir gehen heute davon aus, dass wir in den nächsten Jahren etwa 20 neue Umspannwerke in Schleswig-Holstein benötigen werden, um die Erneuerbaren ans Netz zu bekommen und die Unternehmen anzuschließen“ – auch wenn diese „weder schön noch flächensparsam“ seien.
Wasserstoff benötigt
„Ein hohes Wertschöpfungspotenzial gab es schon immer dort, wo Energien in großem Umfang zur Verfügung stehen“, hielt die Wirtschaftsweise Prof. Veronika Grimm von der Universität Erlangen-Nürnberg fest. Neben dem eigentlichen Ausbau der Erneuerbaren seien auch die Infrastruktur und die Verfügbarkeit von Fachkräften entscheidend, um das Wertschöpfungspotenzial zu heben. Die Produktion von Wasserstoff werde ein wichtiger Bestandteil der Energiewende, nicht alles sei elektrifizierbar. „Wir brauchen Wasserstoff als Energieträger, aber auch als Grundstoff in der Industrie in sehr großen Mengen.“ Neben der Produktion müsse man sich um den Import kümmern, bei dem der Norden durch seine Anlandepunkte eine wichtige Rolle spiele.
Uta Bielfeldt (SPD), Bürgermeisterin der Stadt Meldorf in Dithmarschen, stellte das Konzept der Wärme-Infrastruktur Meldorf vor. Über die Abwärme einer Druckerei und einer Biogasanlage sowie einen 43.000 m3 fassenden Erdbeckenspeicher werden öffentliche Liegenschaften mit Fernwärme versorgt, in weiteren Ausbauschritten sollen Wohngebäude dazukommen. Bis 2035 soll so ein Großteil der Stadt mit Fernwärme versorgt werden.
Als einen starken Impuls für die Wirtschaft bezeichnete Marcus Hrach, Geschäftsführer des Landesverbands Erneuerbare Energien SH, die Energiewende im Land. Diese sorge insbesondere bei kleinen und mittleren Unternehmen für einen Wirtschaftsboom. Die Windenergieanlagen, die sich aktuell im Genehmigungsprozess befänden, lösten Investitionen von 2,8 Mrd. € aus, so Hrach.
Eine neue Generation Schlei-Fähre – das ist die „Missunde III“, die künftig für eine sichere und planbare Querung der Schlei zwischen Kosel (Schwansen) und Brodersby (Angeln) sorgen soll. Vergangene Woche fand die Taufe der neuen Fähre statt, aber aufgrund von Nachbesserungsarbeiten an den Anlegern nimmt sie voraussichtlich erst Mitte März ihren Betrieb auf.
Deutlich größer, leistungsfähiger und dank Elektroantrieb auch umweltfreundlicher als ihre Vorgängerin, soll laut dem Landesbetrieb für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz Schleswig-Holstein (LKN.SH) als Fährbetreiber mit der „Missunde III“ ein ganz neues Kapitel aufgeschlagen werden. Denn mit einer Länge von 34 m, einer Breite von 9,28 m und einer Höhe von 4 m sowie einer maximalen Traglast von 45 t kann sie nicht nur acht bis zehn Pkw plus Fußgänger und Fahrradfahrer über die Schlei befördern: „Sie kann darüber hinaus auch Lkw, Busse und landwirtschaftliche Nutzfahrzeuge bis maximal 40 Tonnen Gesamtgewicht transportieren, was eine Neuerung gegenüber ihrer Vorgängerin darstellt“, erklärte die LKN.SH-Direktorin Birgit Matelski bei der Taufveranstaltung vergangene Woche.
Im zweiten Anlauf klappte es – Staatssekretärin Julia Carstens taufte zusammen mit LKN.SH-Direktorin Birgit Matelski die neue Fähre.
Die ersten Testfahrten verliefen zwar reibungslos, „aber dadurch, dass sie eben nicht bei bestem Wetter, sondern bei Sturm und starken Strömungen durchgeführt wurden, hat sich gezeigt, dass die Anleger an beiden Ufern verbreitert werden müssen, um ein sicheres Anlanden auch bei Starkwind und Wasserstandsschwankungen zu gewährleisten“, so Matelski weiter. Um den Nutzern künftig eine sichere und planbare Querung der Schlei zu ermöglichen, sei es besser, jetzt die Sperrzeit zu verlängern, als später den Betrieb aufgrund von wetter- oder strömungsbedingten Widrigkeiten immer wider zu unterbrechen.
„Die Schlei ist wie eine Badewanne, wenn die Wasserstände zu stark schwanken und starker Wind hinzukommt, ist ein sicheres Anlanden mit der neuen Fähre so derzeit nicht möglich“, bestätigt auch Fährpächter Rüdiger Jöns. Dennoch stelle die zusätzliche Verzögerung für ihn und seine Angestellten ein Ärgernis dar, zumal Pendler und Nutzer der Fähre durch die zusätzliche Sperrung in Lindaunis seit Längerem weite Umwege in Kauf nehmen müssten. Die Zeit werde jetzt unter anderem für Einweisungen des Personals in den neuen Fährbetrieb genutzt.
Werft-Geschäftsführer Hermann Barthel (li.) und Fährpächter Rüdiger Jöns (r.)
„Damit die Fähre lagestabil ist, setzen wir zusätzliche Poller. Die gibt es nicht von der Stange, sondern die müssen extra hergestellt werden“, erklärte LKN.SH-Geschäftsbereichsleiter Fabian Lücht.Die zusätzlichen Kosten bezifferte er auf 100.000 €. Der Neubau der Fähre kostete 3,3 Mio. € und wurde notwendig, da das Fährzeugnis der „Missunde II“, Baujahr 2003, aufgrund von Gesetzesänderungen auslief. „Wir standen vor der Frage: Umbau oder Neubau? Dazu beauftragten wir eine Machbarkeitsstudie und kamen zu dem Schluss, dass ein Neubau wirtschaftlicher wäre, wenn zudem eine emissionsfreie Lösung gebaut würde. Da die Wasserstofftechnik noch nicht ausgereift ist, wurde entschieden, die neue Fähre als strombetriebene Solarfähre zu konzipieren“, erzählte Matelski und lobte die alte „Missunde“, die trotz schwacher Hydraulik und gebrochener Klappen tapfer ihren Dienst verrichtete.
Die neue Fähre, gebaut in der Schiffswerft Hermann Barthel GmbH in Derben (Sachsen-Anhalt), verfügt über zwei 58-Hochvolt-Batteriemodule mit einer Gesamtkapazität von 560 kWh und einer Solaranlage mit einer Leistung bis 46 kWp.
„Strohschweinehalter“ Jörg Struve ist schleswig-holsteinischer Vertreter der AG ZukunftsBauer des Deutschen Bauernverbandes und Mitglied der entsprechenden AG auf Landesebene. Was einen ZukunftsBauer für ihn ausmacht, erklärt er im Interview mit dem Bauernblatt.
Was macht Sie zu einem ZukunftsBauer?
Jörg Struve: Ich bin ZukunftsBauer, weil ich die veränderten Anforderungen der Gesellschaft an die Landwirtschaft als Chance für unseren Betrieb sehe. Dazu gehört, veränderte Betriebsmodelle zu entdecken, zu entwickeln, aufzubauen und zu vermarkten. Jede Generation hat die Möglichkeit, den Betrieb den eigenen Vorstellungen entsprechend innovativ zu gestalten.
Ist die Größe eines Betriebes dafür relevant?
Nein. Das spielt aus meiner Sicht keine Rolle. Ich glaube, dass es auf den Betriebsleiter ankommt und auf die Region, wo er aktiv ist. Entsprechend der Faktorausstattung vor Ort muss jeder individuell seine Chancen einschätzen.
Wie sind Sie zum ersten Mal mit der Initiative ZukunftsBauer in Berührung gekommen?
Wir haben einen für die Region innovativen Stall gebaut, der im Rahmen unserer Möglichkeiten möglichst viel Tierwohl bieten sollte. Der Bundesverband Rind und Schwein hat mich dann gefragt, ob ich 2021 auf der Jahrestagung des Verbandes in Neumünster einen Vortrag über den neuen Stall halten könne. Das habe ich getan, und in der Folge wurde ich vom Bauernverband auf den ZukunftsBauer angesprochen und ob ich dort auf Bundesebene mitarbeiten wolle.
Edeka Nord vermarktet die Tiere von Familie Struve als „Strohschweine“. Fotos: Dr. Robert Quakernack
Meine Frau und ich lieben das Schwein, finden das ganze Wesen sehr schön und wollten unseren Betrieb zukunftsfähig ausbauen. Wir haben vier Kinder, und unser Traum ist natürlich, dass eines unserer Kinder den Betrieb weiterführt. Das geht am besten, wenn man in die Zukunft gerichtet ist. Nach unserer Auffassung gehört dazu, möglichst viel Tierwohl zu bieten.
Die ZukunftsBauer-Initiative basiert auf der sogenannten Rheingold-Studie (bauernblatt.com/vom-opfer-zum-problemloeser/) . Gibt es darin Erkenntnisse, die Sie besonders motiviert haben?
Die Studie habe ich erst kennengelernt, nachdem ich beim ZukunftsBauer zugesagt hatte. Die Studie beinhaltet logische Erklärungen für das, was ich in der Vergangenheit erlebt habe. Zum Beispiel dafür, dass sich Menschen am Verkaufstresen anders verhalten als in Umfragen. Das ist eines der Themen, auf die ich mich in der Arbeitsgruppe auf Bundesebene fokussiere.
Die Studie empfiehlt Veränderungen und setzt dabei drei Schwerpunkte: das Selbstverständnis, das Rollenverständnis und die Kommunikation. Hat sich Ihr Selbstverständnis geändert?
Veränderung beginnt im Kopf. Um das Selbstverständnis zu verändern, muss man Erfahrungen dazu sammeln, wie die Gesellschaft auf uns Landwirte blickt. Wir sind zu Recht stolz auf unsere Produktion und wissen, dass es unseren Tieren gut geht. Wir sind schließlich mit den Haltungsverfahren aufgewachsen. Um aber ein Verständnis dafür zu entwickeln, wie es für einen Städter ist, der in unseren Stall hineinkommt, war es für mich sehr zielführend, selbst Großanlagen in Ostdeutschland zu besichtigen, in denen es den Tieren zwar überhaupt nicht schlechter geht, was einem aber trotzdem etwas fremd ist. Wenn ich vom Verbraucher Verständnis für mich erwarte, brauche ich auch Verständnis für ihn.
Lautet also Ihre Empfehlung, sich viele andere Betriebe anzugucken und sich auszutauschen?
Der Austausch sollte nicht nur mit anderen Betrieben, sondern letztendlich mit der ganzen Gesellschaft erfolgen, sei es im Fußballverein oder bei sonstigem gesellschaftlichen Engagement. Wichtig ist, dass man respektvoll miteinander spricht und dann ehrliche Meinungen erfährt. Auf diese Weise kann man Verständnis füreinander fördern.
Laut der Studie sollten sich Landwirte als Problemlöser sehen und nicht als Problemverursacher. Können Sie das ein bisschen konkreter fassen?
Letztendlich wird unsere Rolle immer auch die des Ernährers bleiben. Aber unsere Rollen erweitern sich. Wir werden zusätzliche Rollen übernehmen. Wenn ich zum Beispiel an gesellschaftliche Aufgaben wie Artenvielfalt, Klima- und Umweltschutz denke, dann kommt die Lösung über die Fläche. Und die Fläche haben wir. Somit muss man den gesellschaftlichen Wandel als Chance erkennen. Es liegt an jedem selbst, diese veränderte Rolle anzunehmen oder nicht.
Führen Sie auf Ihrem Betrieb Maßnahmen durch, um dieses veränderte Rollenverständnis zu stärken?
Wir haben betrieblich einen Großteil unserer Mastplätze in eine höhere Haltungsstufe genommen, für das Edeka-Strohschwein-Programm. Dann sind wir bei den Regenerativen Energien tätig in den Bereichen Biogas, Windkraft und auch Photovoltaik (PV). Ackerbaulich haben wir unsere Fruchtfolge erweitert. Wir füttern unsere Tiere GVO-frei und fast ausschließlich mit heimischen Eiweißmitteln. Des Weiteren führen wir regelmäßig Besuchergruppen aus unterschiedlichsten Branchen über den Hof. Ehrenamtlich bin ich im Bauausschuss der Gemeinde tätig und stellvertretender Vorsitzender unseres Kreisbauernverbandes Schleswig.
Sie sprechen die Megatrends Erneuerbare Energien, Tierwohl, Klima- und Biodiversitätsschutz an. Viele Landwirte setzen das bereits auf ihren Betrieben um. Hapert es an der Kommunikation?
Es ist immer die Frage, wie ein Thema wahrgenommen wird. Bei einer Biogasanlage kann auch schnell der Maisanbau in den Fokus rücken, der in der Öffentlichkeit kritisch gesehen wird. Auch von Windrädern sind viele nicht begeistert, vor allem wenn sie vor der eigenen Tür stehen. Freiflächen-PV konkurriert mit der Lebensmittelerzeugung. Aber am Ende haben wir die Ressourcen, die für die Veränderung benötigt werden. Wir müssen in den Blick rücken, dass wir bereit sind, gesamtgesellschaftliche Probleme als Problemlöser anzugehen, sodass wir nicht weiterhin als deren Verursacher dastehen.
Haben Sie Tipps für die Kommunikation mit Verbrauchern?
Ich glaube, dass es sehr wichtig ist, authentisch zu sein und zu zeigen, dass einem die Arbeit Spaß macht. Wenn ich mit Überzeugung hinter meiner Arbeit stehe und gut begründen kann, was mich antreibt, gelingt die Kommunikation. Dabei ist es immer gut, die gesamtgesellschaftlichen Aufgaben im Blick zu haben und nicht die betriebliche Gewinnmaximierung in den Vordergrund zu stellen.
Fehlte zuletzt das Einfühlungsvermögen in die Wünsche des Verbrauchers?
Wir haben die Kundenorientierung völlig verloren. Es war lange die gesellschaftliche und politische Aufgabe der Landwirte, einheitliche Produkte zu schaffen beim Getreide, bei der Milch, beim Fleisch. Diesen Aufgaben sind unsere Vorfahren sehr erfolgreich nachgekommen und haben die Preisführerschaft erreicht. Sie sollten eben zu Weltmarktpreisen Produkte an den Markt bringen. Ich kann mir gut vorstellen, dass in Zukunft der Kunde wieder mehr in den Fokus rückt und wir dann über die Produktführerschaft etwas erreichen können.
Seit 2021 arbeiten Sie auf Bundes- und Landesebene in der ZukunftsBauer-AG mit. Wie sieht die Arbeit im Detail aus?
Wir hangeln uns an den drei Säulen Selbstverständnis, Rollenverständnis und Kommunikation entlang, arbeiten viel in Kleingruppen und auch online, um in den Themen weiterzukommen und um Ergebnisse nach außen zu transportieren. Das Grundproblem beim ZukunftsBauer ist, dass es keine Schablonenlösung gibt. Es ist ein Werkzeugkoffer, aus dem sich jeder ein Stück weit bedienen kann. Darin finden sich Ideen, die sich vielleicht übertragen lassen. Am Ende ist der ZukunftsBauer ein Unternehmer, der auf seinem Betrieb das umsetzt, was für ihn passt.
Gibt es in den Arbeitsgruppen Diskussionen zum Begriff ZukunftsBauer? Fühlen sich die Bäuerinnen mitgenommen?
Diese Diskussion ist ganz am Rande mal erfolgt. Die Arbeitsgruppe ist paritätisch besetzt. Ich habe nie das Gefühl gehabt, dass das ein größeres Thema war. Wir sollten uns mehr über Inhalte unterhalten.
Wie ist aus Ihrer Sicht die Durchdringung der Themen des ZukunftsBauers in der Branche?
Bei den ZukunftsBauern ist es aktuell noch so, dass es eine hohe Eigeninitiative erfordert, darauf zuzugehen. Es gibt keine pauschale Lösung von außen, sondern es beruht auf Eigeninitiative. Vielen ist das Thema ganz egal, und auch das ist ja vollkommen in Ordnung. Niemand soll zu etwas gezwungen werden. Mir persönlich hat die Beschäftigung mit dem ZukunftsBauer viel Orientierung im Betrieblichen und im Privaten gegeben.
Wenn Sie unterwegs sind, um Vorträge zu halten, wie nehmen Sie die Diskussionen im Anschluss wahr?
Die Diskussionen danach sind völlig unterschiedlich – von völligem Unverständnis bis hin zu viel Verständnis. Häufig kommt die Aufforderung, dass ich Beispiele nennen solle. Dann kann ich immer von unserem Betrieb berichten. Ich habe das Gefühl, dass Beispiele helfen.
Welche Beispiele nennen Sie neben dem Tierwohl?
Bei uns gibt es auch das Thema Moorvernässung. Wir sind mit der Gemeinde im Austausch, bei Vernässung womöglich PV oder auch PVT (PV-Thermie) zur Wärmegewinnung zu installieren, wodurch die Gemeinde mit Wärme versorgt werden könnte. So versuchen wir, uns neben der Rolle des Ernährers auch mit der Rolle des Tierwohlerhöhers, Klimaschützers und Lieferanten von Strom und Wärme auseinanderzusetzen.
Bauern-Bashing hängt den Bauern zum Halse heraus. Sie fühlen sich in der Öffentlichkeit vielfach unverstanden und als Sündenböcke für echte oder vermeintliche Missstände in der Gesellschaft angeprangert. Doch wie kann eine Veränderung bewirkt werden? Hier soll das Konzept „ZukunftsBauer“ eingreifen, das der DBV initiiert hat. Im folgenden Beitrag wird das Konzept dargestellt.
Wie alles begann: Der Deutsche Bauernverband (DBV) hat das Institut Rheingold Salon mit einer Studie zu Analyse und Gestaltung des öffentlichen Vertrauens in die Landwirtschaft beauftragt. In diesem Zuge wurden 275 Landwirte und 1.033 nichtlandwirtschaftliche Verbraucher befragt und die Ergebnisse ausgewertet. Als wegweisend hat sich im Zuge der Studie das Konzept „ZukunftsBauer“ herausgeschält, das der DBV nun verfolgt. Der Begriff wurde nicht als „ZukunftsBäuerin“ gegendert, weil dadurch der Doppelsinn verloren ginge: der Bauer, der zugleich die Zukunft „baut“. Selbstverständlich sind die Bäuerinnen einbezogen.
Jens Lönneker, Hauptautor der Rheingold-Studie, im Detlef-Struve-Haus in Rendsburg. Foto: rq
Positives Selbstbild
Das Konzept soll ein positives, zukunftsweisendes Bild der Landwirtschaft in die Gesellschaft ausstrahlen. Zugleich soll es nach innen in den Berufsstand wirken und ihn nach vorn blicken lassen. Landwirte sollen in ihrem Selbstverständnis gestärkt werden und sich nicht als Opfer einer missgünstigen Gesellschaft und Politik verstehen, sondern als Protagonisten, die dazu beitragen, Zukunftsprobleme zu lösen, die daran arbeiten, Diskrepanzen zwischen Wunsch und Wirklichkeit zu überwinden, und als Brückenbauer zur Gesellschaft wirken, anstatt in Verteidigungshaltung, Rechtfertigung und Schuldverschiebung zu verharren.
Das Konzept ZukunftsBauer ruht auf drei Säulen: Selbstverständnis, Rollenverständnis und Kommunikation. Wie sehe ich mich selbst? Wie sieht mich die Gesellschaft? Wie kommuniziere ich nach außen, was ich vermitteln will? Das gilt es, sich bewusst zu machen und gegebenenfalls daran zu arbeiten.
Schlüsselbegriff Narrativ
Der Begriff „Narrativ“ ist ein Schlüsselbegriff der Studie und findet sich auf fast allen Seiten, oft mehrfach. Er kommt aus dem Lateinischen und bedeutet wörtlich „Erzählung“. Gemeint sind damit „Kurzgeschichten“ über Angelegenheiten in der realen Welt, die sich weit verbreiten und die Öffentlichkeit stark prägen. Sie reduzieren die Wirklichkeit auf einfache Beschreibungen und stellen sie eingängig und verständlich, manchmal auch zugespitzt, aber möglicherweise einseitig oder verbogen dar.
Der Vorteil von Narrativen: Sie machen die Welt begreifbar. Der Nachteil: Sie können in Vorurteile, Verallgemeinerungen oder Falschdarstellungen münden. Narrative können sowohl positive wie negative Botschaften beinhalten. Ein negatives Beispiel wäre: „Konventionelle Landwirte ruinieren die Natur“, ein positiv formuliertes: „Wir machen euch satt“.
Bei aller kritischen Betrachtung: Wir kommen als Menschen nicht ohne Narrative aus. Außerdem sind sie notwendig, wenn man die Öffentlichkeit für eine gewünschte Zukunft begeistern und sie dabei mitnehmen will.
Ernährerrolle in der Kritik
Als nicht hilfreich stellte die Studie fest, wenn vonseiten der Landwirte ihre Rolle als Ernährer und Versorger der Bevölkerung betont wird. Dies stoße zwar bei Berufskollegen auf Beifall, aber nicht so sehr bei Verbrauchern. Viele andere Berufe, allen voran im Gesundheitswesen, würden schließlich in der Bevölkerung auch als wichtig empfunden, sodass sie den Bauern keine Sonderrolle zubilligt.
Angesichts der Globalisierung werde die Versorgung durch heimische Bauern auch als weniger elementar eingeschätzt. Was die Verbraucher mehr interessiere, sei weniger der Umstand, dass die deutsche Landwirtschaft sie versorgt, als vielmehr, wie sie sie versorgt – und hier kommt wieder die Zukunftsperspektive ins Spiel.
Bei den jüngsten Großdemonstrationen mit Treckerkonvois gegen die geplanten Sparmaßnahmen der Bundesregierung griff diese Sichtweise eher nicht. Zahlreich waren Schilder mit der Botschaft zu sehen „Ohne Bauern kein Essen“. Es wird sich die Frage stellen, wie künftig die Anliegen der Landwirtschaft wirkungsvoll kommuniziert werden können. „Letztendlich wird unsere Rolle immer auch der Ernährer bleiben, aber unsere Rollen erweitern sich“, sagt ZukunftsBauer Jörg Struve im Interview. Die Landwirtin und Agrar-Podcasterin Maja Mokwitz drückt es schärfer aus: „Von der Parole ,Wir machen euch satt‘ sollten wir wegkommen. Das wirkt von oben herab und bietet keine Diskussionsgrundlage.“ https://www.bauernblatt.com/raus-aus-der-blase/
Für Tierwohl und Natur
Als wichtigste Themenfelder für die Selbstdarstellung des ZukunftsBauers stellten sich in der Befragung der Studie Tierwohl und Schutz der Artenvielfalt heraus. Hier könnten Verbesserungen und Innovationen in der Landwirtschaft, die zum Teil wenig bekannt sind, mehr herausgestellt werden. Bei technischen Neuerungen erwartet die Öffentlichkeit allerdings, dass diese im Sinne der Natur erfolgen und diese nicht schädigen. Rein ökonomische Zweckdienlichkeit wird in der Öffentlichkeit kritisch hinterfragt.
Es geht also vor allem darum, den nachhaltigen Wert neuer Technik zu betonen. Insofern sie Arbeit einspart, setzt sie Zeit frei – zum Beispiel für mehr Fürsorge für die Nutztiere. Drohnen helfen beim Schutz von Rehkitzen bei der Ernte. Precision-Farming macht den Einsatz von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln effektiver und verringert ihn aufs Notwendige. Außerdem wäre die Einsicht zu vermitteln, dass auch natürliche Prozesse zerstörerisch wirken können, etwa durch Schädlinge wie Pilze oder Käfer oder durch natürliche Gifte in Lebensmitteln.
Besonders im Bereich der Züchtung verfügen Verbraucher über wenige Kenntnisse. Vor allem Gentechnik ersticke jede Diskussion im Keim, wurde festgestellt. Wenig bekannt sei, dass zum Beispiel Resistenzzüchtung dabei hilft, Pflanzenschutz zu reduzieren.
Ein großes Problem bleibt die ökonomische Seite von wünschenswerten Entwicklungen. Der Preis auf dem Markt ist immer der letztgültige Realitätscheck für eine gewünschte Entwicklung. In der Öffentlichkeit herrscht die Ansicht vor, dass vor allem Lebensmittel für alle Menschen erschwinglich sein müssen. Zugleich werden an die Landwirte Forderungen gestellt, die deren Kosten erhöhen. Die Studie hat festgestellt, dass 51 % der Personen, die günstig einkaufen, die sogenannte Massentierhaltung ablehnen. Hier wie anderswo sei eine Spaltung im Denken zu beobachten: Man nimmt eine bestimmte Haltung ein, deren Konsequenzen man ausblendet.
Handel ins Boot holen
Der Markt reagiert darauf, indem er sich bemüht, konventionelle Produkte nachhaltiger und ökologische Produkte preiswerter zu machen (oder sich den Anschein dessen zu geben). Da der Handel eine mächtige Rolle in der Wertschöpfungskette innehat, sei auch dieser – neben Landwirten und Verbrauchern – in den Prozess ZukunftsBauer einzubeziehen.
Direktvermarktung wie etwa in Form von Hofläden wird von der Studie als gute, aber insgesamt nicht ausreichende Möglichkeit gesehen. Sie schafft wertvolle direkte Beziehungen zwischen Bauern und Kunden und stellt im Sinne regionalen Handels einen wichtigen Baustein im Konzept ZukunftsBauer dar. Doch Direktvermarktung wäre allein mit der Versorgung der Bevölkerung überfordert, schon wegen der Logistik und der Auswahl der Produktpalette (https://www.bauernblatt.com/regionalitaet-braucht-gute-logistik/). Außerdem ist die zusätzliche Arbeitsbelastung durch einen Hofladen für viele Betriebe nicht tragbar.
Der Schwarze Peter
Um ins Handeln zu kommen, lautet eine der wichtigsten Empfehlungen der Studie, aus dem „Schwarzer-Peter-Spiel“ auszusteigen, bei dem Landwirte und Verbraucher sich gegenseitig die Schuld an Missständen zuschieben. Vereinfacht gesagt: Die Bevölkerung wirft der Landwirtschaft Ausbeutung und Zerstörung der Natur vor, die Landwirte der Bevölkerung Naivität und ein „Bullerbü-Ideal“. Eigenes Fehlverhalten wird von beiden Seiten nur selten eingestanden. Auch hieran gelte es ehrlich zu arbeiten.
Strohschweine sind der Schwerpunkt von ZukunftsBauer Jörg Struve. Als „Strohschwein“ bewirbt Edeka Nord ein Produkt, das für Tierwohl, nachhaltige Fütterung und bessere Bezahlung der Landwirte steht. „Gutes von Edeka“ könnte man in Anlehnung an den früheren Werbespruch sagen. Das Bauernblatt hat Hendrik Hoof befragt, Inhaber von Edeka Hoof in Osterrönfeld und Schacht-Audorf bei Rendsburg, sowie die Pressestelle von Edeka Nord.
Das Projekt Strohschwein gibt es seit etwa zwei Jahren. ZukunftsBauer Jörg Struve aus Nübel bei Schleswig gehört von Anfang an zu den Liefereranten von Edeka Nord. Strohschweine laufen, wie der Name sagt, auf Strohschütte, haben reichlich Platz, einen Stall mit Außenklimareiz, organische Beschäftigungsmöglichkeiten und genießen „Strohbäder“. Sie bekommen regionales, GVO-freies Futter. Strohschwein-Produkte haben die Haltungsform 3. Die Landwirte erhalten für den Mehraufwand zusätzlich zum Marktpreis eine Bonuszahlung. (bauernblatt.com/wir-lieben-das-schwein/)
Hendrik Hoof ist seit Beginn beim Strohschwein-Projekt dabei. Er findet es toll, wenn auf diese Weise etwas für besseres Tierwohl getan wird. Seit 1998 züchtet er selbst im Kiebitzmoor bei Sehestedt Schottische Hochlandrinder in extensiver, ganzjähriger Weidehaltung, und natürlich verkauft er auch deren Fleisch in seinen beiden Märkten. Außerdem vertreibt er Strohrind-Produkte, die es ebenfalls bei Edeka gibt.
Strohschwein- und Strohrind-Produkte werden bei Hoof nicht an der Fleischtheke, sondern verpackt in der SB-Kühltruhe angeboten. Als Werbemittel dafür nutzt er die Handzettel, die Edeka herausgibt. Im Preis folgt er der unverbindlichen Preisempfehlung von Edeka.
Strohschweine werden nach Angabe von Edeka Nord im Schlachthof in Kellinghusen geschlachtet. Die Schweinehälften werden mit individuellen Schlachtnummern und Schlagstempeln von den Ställen der Landwirte in das Fleischwerk der Edeka Nord geliefert und dort verarbeitet. „Durch die Verknüpfung dieser Daten können wir das Produkt bis zum Landwirt zurückverfolgen und so die Transparenz gewährleisten“, erklärt Edeka-Nord-Sprecherin Helene Dahlke. „Das ist nur möglich, weil wir Vereinbarungen mit den Landwirten haben und wir selbst die Schweinehälften zerlegen und zu Fleisch- und Wurstwaren verarbeiten.“
Edeka Nord verarbeitet nach Angabe von Helene Dahlke regionale Markenfleischprodukte im Bereich Gutfleisch ausschließlich ab Haltungsform 2 (Initiative Tierwohl), diese machen 86 % aus. 8 % entfallen auf Haltungsform 3 (Strohschwein) und 6 % auf Haltungsform 4 („Natur pur“). Seit Einführung habe der Absatz von Strohschwein-Produkten stetig erweitert werden können, jedoch sei die Inflation eine starke Herausforderung. Die Landwirte hätten aber in jeder Phase eine 100%ige Abnahmegarantie und die vereinbarten Bonuszahlungen erhalten. „Dadurch haben die Landwirte eine gesicherte Perspektive“, so Dahlke.
„Ich würde mir wünschen, dass die Leute noch mehr nach solchen Produkten greifen“, sagt Hendrik Hoof. Auf jeden Fall werde er das Projekt Strohschwein weiterbetreiben – für mehr Tierwohl. Wie bei seinen eigenen Rindern.
Bei der Körung des Pferdestammbuchs in Neumünster wurden von den 81 vorgestellten Hengsten 50 gekört. Auch der Schaunachmittag war gut besucht und die Zuschauer zeigten sich beeindruckt von den Bildern.
„In diesem Jahr waren wirklich alle Hengste, die vorn standen, sehr überzeugend. Da waren keine Kompromisse dabei“, resümierte Dr. Elisabeth Jensen, Geschäftsführerin und Zuchtleiterin des Pferdestammbuchs Schleswig-Holstein/Hamburg. Sie und die übrigen Mitglieder der Körkommission hatten an den zwei Tagen der Körung viel zu tun. Insgesamt wurden 81 Hengste aus 16 Rassen präsentiert. Bei jedem musste entschieden werden, ob er seine Rasse optimal repräsentierte oder eben nicht.
Anne Tiedtke und Claudia Stroth hatten das Schaubild „Manege frei“ organisiert. Mitgebracht hatten sie 20 Ponys und Pferde sowie deren Reiter.
Fotos (3): Sandra Heinitz
Traditionell stellen die Deutschen Reitponys die größte Gruppe. Hier lagen die drei besten Hengste sehr dicht beieinander. „Sie unterscheiden sich in Nuancen“, erklärte Jensen und fügte hinzu: „Insgesamt sind alle drei ganz tolle Hengste.“ Letztlich wurde Grenzhoehes Negretto zweiter Reservesieger. „Er hat sich mit sehr viel Ponytyp präsentiert und sich ganz besonders mit seiner elastischen Arbeit im Trab gleichmäßig gezeigt“, sagte Jensen über den Dunkelbraunen aus der Zucht von Sabine Reimers-Mortensen aus Lutzhorn, Kreis Pinneberg.
Kristin Rosenbaum aus Malente, Kreis Ostholstein, ist Züchterin und Ausstellerin von Schierensees Deichkind, dem ersten Reservesieger bei den Deutschen Reitponys.Die Züchtergemeinschaft Lafrenz aus Groß Kummerfeld, Kreis Segeberg, stellte Paul vom Störbruch vor. Den Schleswiger Kaltbluthengst durften sie als Sieger wieder mit nach Hause nehmen.
Erster Reservesieger wurde der von Kristin Rosenbaum aus Malente, Kreis Ostholstein, gezogene und ausgestellte Schierensees Deichkind. „Sicher das Bewegungspony des heutigen Tages“, befand Jensen. Nur „knapp davor“ rangierte der Sieger: Steendieks Connery aus der Zucht von Peter Böge aus Schönhorst, Kreis Rendsburg-Eckernförde. Über den Braunfalben sagte Jensen: „Ein bedeutender Hengst, energisch trabend und ganz harmonisch.“ Böge ist Inhaber des Gestüts Steendiek und stellte schon oft den Siegerhengst.
Beatrice Baumann war mit acht Pferden, einem Hund und 27 Personen für das Schaubild „Zeitreise“ dabei.
Erfolg hatte in diesem Jahr auch Norbert Büscherhoff aus Seeth-Ekholt, Kreis Pinneberg. Er stellte zwei Siegerhengste: Koekoekshof Daniel bei den Welsh Ponys Sektion B und Llanarth Harry Potter bei den Welsh Ponys Sektion A. „Die sind zwar beide zugekauft, aber es sind sehr gute Hengste, die er da ausgesucht hat“, befand Jensen.
Die Zuchtleiterin freute sich auch über zwei besonders gute Schleswiger Kaltblüter. „Diese Rasse ist ja immer etwas Besonderes“, sagte sie. Am besten gefiel der Kommission Paul vom Störbruch. Der Hengst gehört der Züchtergemeinschaft Lafrenz aus Groß Kummerfeld, Kreis Segeberg.
Auch die Islandpferde seien in diesem Jahr sehr überzeugend gewesen. „Wir haben alle zwölf angetretenen Hengste auch gekört“, berichtete Jensen und fügte hinzu: „Es waren alles sehr schöne, gangstarke Pferde.“ Siegerhengst wurde Móses von Marxen. Der Braune aus Niedersachsen wurde von Marion Bockler vorgestellt. Reservesieger wurde Hjalti vom Kranichtal. Der Fuchsschecke stammt aus der Zucht und dem Besitz von Sarah Kuhls aus Hornbek, Kreis Herzogtum Lauenburg.
Steendieks Connery aus der Zucht von Peter Böge aus Schönhorst, Kreis Rendsburg-Eckernförde, wurde Rassesieger bei den Deutschen Reitponys. Fotos (7): Volker Hagemeister
„Eine richtig schöne, große Veranstaltung“, freute sich Raimon Joesten, erster Vorsitzender des Pferdestammbuchs. „Es ist die größte und schönste Ponykörung im Land und das soll auch so bleiben. Am Konzept werden wir nichts ändern“, machte er klar. Vor allem der Schaunachmittag sei ein tolles Aushängeschild für die Rassevielfalt.
Der Fuchsisabelle Koekoekshof Daniel ist ein Welsh Pony der Sektion B und wurde in den Niederlanden gezogen. Vorgestellt wurde der Sieger von Norbert Büscherhoff aus Seeth-Ekholt, Kreis Pinneberg.Bei den New Forest Ponys gewann Oak Forest Vivaldi. Der Schwarzbraune wurde in den Niederlanden gezogen und von der Züchtergemeinschaft Manuela und Jillian Wiethüchter aus Reinsbek, Kreis Segeberg, vorgestellt.Potti‘s John Deer wurde Siegerhengst bei den Deutschen Partbred Shetlandponys. Er wurde von Rebecca Otto aus Timmdorf, Kreis Ostholstein, gezüchtet und ausgestellt.Der Haflinger Wenturo wurde in Österreich gezüchtet und nun von der Zuchtgemeinschaft Canned-Moor-Ranch in Bordesholm, Kreis Rendsburg-Eckernförde, mit Erfolg ausgestellt.
Handelsübliche Blumenerde besteht bis zu 90 % aus Torf. Wer Umwelt und Klima etwas Gutes tun möchte, steigt auf torffreie Substrate um. Doch guter Torf-Ersatz ist nicht einfach herzustellen und die Verwendung alternativer Erden erfordert einen höheren Aufwand fürs Gießen und Düngen.
Im Herbst gepflanzte Zwiebelblumen und Helleborus fühlen sich auch in torffreier Erde wohl.
Torf bildet sich durch die teils jahrtausendelange Ablagerung von Pflanzenresten unter sauerstoffarmen Bedingungen. Das Material bietet die perfekte Struktur für die Nutzung als Blumenerde und speichert sehr gut Wasser. Mit Sand, Kalk, Ton, Dünger und anderen Stoffen vermischt, entstehen handelsübliche Substrate. Nachhaltig ist torfhaltige Blumenerde jedoch nicht, denn Torf wird über den Abbau trockengelegter Moore gewonnen. Dies geht nicht nur mit dem Verlust von Feuchtgebieten und ihrer Artenvielfalt einher, sondern wirkt sich auch aufs Klima aus. Global gesehen sind derzeit zirka 10 % der Moore entwässert und zweckentfremdet bewirtschaftet. Das aus allen trockengelegten Mooren weltweit entweichende Kohlendioxid, Methan und Lachgas entspricht geschätzt etwa 5 % der globalen Treibhausgasemissionen. Zwar geht nur ein sehr kleiner Teil dieser Emissionen auf den Torfabbau zurück, dennoch entweichen die Klimagase durch den Abbau schneller als in einem entwässerten Moor, das ruht. Grund genug, auf Alternativen umzusteigen. Doch man sollte auch wissen, worauf man sich einlässt.
Torffreie Erden nehmen beim Gießen das Wasser nicht so gut auf.
Torf speichert hervorragend Wasser, ist nährstoffarm und weist einen niedrigen pH-Wert auf. Torffreie Erden enthalten als Ersatzstoffe meist ein Gemisch verschiedener organischer Stoffe wie Kompost, Rindenhumus, Holz- oder Kokosfasern sowie Ton, Bims- und Quarzsand. Doch die Ersatzstoffe weisen leichte Schwächen auf, die durch entsprechendes Zutun auszugleichen sind. Das lässt sich am Beispiel von Holz- und Kokosfasern gut veranschaulichen. Beide Materialien lockern die Erde auf. Kokosfasern haben jedoch weite Transportwege hinter sich und trocknen die Bodenoberfläche schnell aus. Holzfasern durchlüften zwar den Boden, speichern Wasser jedoch nicht so gut wie Torf. Hinzu kommt, dass Holz- und Kokosfasern bei ihrer Zersetzung Stickstoff binden. Daher ist häufigeres Düngen erforderlich.
Torf als Grundlage für Blumenerde bietet viele Vorteile. Torffreie Produkte erfordern eine andere Handhabung.Für den Einstieg ins torffreie Gärtnern kann man zunächst mit einigen Töpfen experimentieren.
Insgesamt ist somit bei torffreien Erden mehr Aufmerksamkeit fürs Gießen und Düngen notwendig. Auch wenn die Oberfläche des Substrates trocken ist, kann es darunter noch feucht genug sein. Da hilft nur die Fingerprobe oder die Verwendung von Kübeln und Balkonkästen mit Wasserspeichern und Wasserstandsanzeigen. Bei Zimmer- und Kübelpflanzen kann man Tongranulat zur Verbesserung der Durchlüftung und Wasserhaltefähigkeit untermischen. Wichtig zu wissen ist, dass der pH-Wert der Torfersatzstoffe im basischen Bereich liegt. Kalkreiches Gießwasser verstärkt diesen Effekt, sodass Nährstoffe für Pflanzen teils nicht mehr verfügbar sind. In der Folge können die Blätter aufhellen oder eine Gelbfärbung annehmen, was einen Mangel an Mineralstoffen wie zum Beispiel Bor, Eisen oder Magnesium anzeigt. Dadurch kommt es zu einem Chlorophyllmangel. Diese Krankheit wird als Chlorose bezeichnet und muss über Spezialdünger ausgeglichen werden. Anders als bei torfhaltiger, vorgedüngter Blumenerde sollte in torffreie Erde schon gleich beim Eintopfen ein Langzeitdünger eingearbeitet werden und nicht erst nach der üblichen Wartezeit von sechs Wochen. Die im Substrat enthaltenen Mikroorganismen zersetzen nämlich die Torfersatzstoffe und verbrauchen dabei Stickstoff. Bei Torf als „Vorstufe“ von Kohle ist dieser Prozess bereits abgeschlossen. Flüssigdünger bringt man ein- bis zweimal pro Woche mit dem Gießwasser aus. Vorteil: Flüssigdünger steht den Pflanzen sofort zur Verfügung. Die Anpassung der Pflege bedeutet neben dem generell höheren Aufwand für Gießen und Düngen auch anfangs mehr Zeit für die Beobachtung der Zöglinge, um ein Gespür für Wasser- und Düngerbedarf zu gewinnen.
Balkon- und Kübelpflanzen blühen bei angepasster Pflege in torffreier Erde genauso üppig wie in herkömmlichen Substraten. Das gelingt durch höheren Aufwand beim Gießen und Düngen.Zur besseren Durchlüftung kann man torffreien Substraten Tongranulat zugeben. Dies empfiehlt sich besonders bei Pflanzen, die dauerhaft im Kübel gezogen werden.
Seit mehr als 20 Jahren wird daran gearbeitet, torffreie Erden zu entwickeln. Bioerde ist nicht automatisch torffrei. Die Rückseite des Substratsacks gibt Auskunft über die Inhaltsstoffe. Dies gilt auch für torfreduzierte Erden, die teils immerhin noch 80 % Torf enthalten. Beachten sollte man auch, dass sich torffreie Erden schlechter lagern lassen, weil sie mikrobiell aktiv sind. Tipp: Kühl und trocken lagern, geöffnete Säcke gut verschließen. Am besten kauft man den Sack frisch ein und verwendet ihn sofort. Doch auch dies ist keine Garantie für Qualität: Die Verfasserin hat einmal beim Aufschneiden eines Sacks torffreier Aussaaterde in einer Schimmelwolke gestanden. Damit die Umstellung auf torffreies Substrat klappt, vermeidet man besser Billigangebote und greift zu Spezialerden von Markenherstellern. Sie sind in ihrer Zusammensetzung auf die Bedürfnisse unterschiedlicher Pflanzenarten abgestimmt. Die Auswahl umfasst neben Aussaaterde Substrate für Orchideen, Zimmer-, Kübel- und Balkonpflanzen, Rosen, Palmen, mediterrane Pflanzen, Gehölze, Sträucher, Stauden, Kräuter, Tomaten und Gemüse. Mittlerweile gibt es sogar torffreie Pflanzerde mit saurem pH-Wert für Rhododendren und Hortensien. Sie eignet sich auch für Heidelbeeren und Moorbeetpflanzen.
Weitere Infos vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft unter www.torffrei.info
Pflanzen in torffreien Erden müssen mit zusätzlichem Stickstoff versorgt werden, da die Zersetzung der Ersatzstoffe Stickstoff bindet.Der Kompost-Anteil erhöht den pH-Wert mancher Erden. Das Gießen mit kalkhaltigem Leitungswasser kann den Effekt verstärken, weiches Regenwasser hingegen abmildern.
Die aktuelle Situation der Böden und Bestände stellt komplexe Ansprüche an die Frühjahrsdüngung. Es ist abzusehen, dass zum Ende der Sperrfrist die Böden noch nicht ausreichend tragfähig sind, um Mineral- und insbesondere Wirtschaftsdünger auszubringen. Wie der Düngebedarf korrekt zu ermitteln ist und wie mit einer späten Düngegabe umgegangen werden muss, darüber gibt der folgende Artikel Aufschluss.
Am gesetzlichen Rahmen zur Bestimmung des Düngebedarfs im Raps hat sich nichts geändert. Die Düngebedarfsermittlung (DBE) wird ausführlich in der Broschüre „Richtwerte für die Düngung 2022“ der Landwirtschaftskammer im Kapitel 6 ab Seite 104 erläutert. Die „Richtwerte für die Düngung 2023“ werden erst nach Redaktionsschluss dieses Artikels als Ausgabe für 2024 erscheinen.
Zur betriebsindividuell angepassten Stickstoffversorgung von Raps kann zudem die Frischmassemethode zum Vegetationsende herangezogen werden. Mit dieser Methodik werden anhand des Aufwuchses mögliche Zu- und Abschläge zum Düngebedarf ermittelt. In sehr gut entwickelten Beständen kann die Frischmassemethode auch aufzeigen, dass das N-Optimum unterhalb des Düngebedarfes nach der DBE liegt. Dazu werden zwei Beispiele in Tabelle 1 gegeben. Ein Excel-Tool zur Ermittlung der Zu- und Abschläge nach Frischmasse ist auf der Internetseite der Landwirtschaftskammer unter https://t1p.de/0ekfw bereitgestellt.
Bei der Ausbringung von N-Dünger ist zu beachten, dass Düngemittel mit einem wesentlichen Gehalt an Stickstoff einer Sperrfrist unterliegen. Diese endet im Regelfall am 31. Januar.
Ermittlung der Düngemenge
Oftmals besteht Unsicherheit darüber, wie der Durchschnittsertrag zur Berechnung der Düngemenge zu ermitteln ist und wie Missernten dabei zu beachten sind.
Grundsätzlich kann im Betrieb der Ertrag schlagspezifisch oder kulturspezifisch ermittelt werden. Eine Gruppenbildung der Schläge nach zum Beispiel leichten und schweren Standorten oder wenn der Betrieb sich auf zwei Naturräume aufteilt, ist möglich. Sie muss aber schlüssig sein und gut dokumentiert werden. Sollte eine Kultur das erste Mal angebaut werden, sind regionale Ergebnisse, zum Beispiel aus den Landessortenversuchen oder der Ernteerhebung, heranzuziehen. Die Ertragsermittlung muss nachvollziehbar und schlüssig sein.
Für die Ermittlung der Düngemenge ist laut Düngeverordnung (DÜV) der Durchschnittsertrag der vergangenen fünf Jahre zugrunde zu legen. Weicht der tatsächliche Ertrag in einem der fünf Jahre um mehr als 20 % vom Vorjahreswert nach unten ab, kann statt des abweichenden Ertrags der Vorjahreswert des Fünfjahreszeitraums verwendet werden. Dies ist aber nur einmal im Fünfjahreszeitraum zulässig. Hierzu gibt es drei Beispiele in Tabelle 2.
Beispiel 1 zeigt die echten Durchschnittswerte der Ernteerhebung 2018 bis 2023. Für die Frühjahrsdüngung 2024 wird also der Mittelwert aus den Jahren 2019 bis 2023 (hellgrün hinterlegt) gebildet. Weicht jetzt ein Jahr – wie im Beispiel 2 – 2023 um mehr als 20 % nach unten vom Vorjahr ab, kann dieser Wert – wie im Beispiel 3 – ersetzt werden. Für die DBE 2024 ist das der Wert von 2018. Das ist jedoch nicht von Vorteil und auch kein Muss. Andersherum darf für die DBE 2028 ein Wert im Betrachtungszeitraum von 2023 bis 2027 mit dem Wert von 2022 ersetzt werden, falls in den kommenden Jahren eine unterdurchschnittliche Ernte eingefahren wird.
Schwefelversorgung ist wichtig
Das Rapskorn enthält außer zirka 43 % Öl rund 17 % Eiweiß, welches einen hohen Anteil der essenziellen schwefelhaltigen Aminosäuren Methionin und Cystein enthält. Daher ist für die Umsetzung von Stickstoff in diese Eiweißverbindungen eine adäquate Schwefelmenge in der Düngung notwendig. Raps benötigt jeweils 1 kg Schwefel, um 5 kg Stickstoff umzusetzen. Der Schwefelbedarf liegt bei einem Ertrag von 40 dt/ ha bei 40 kg S, wobei der im Boden mineralisierte Schwefel in der Frühjahrsdüngung berücksichtigt wird. Für die Frühjahrsdüngung im Raps stehen seitens des Handels schwefelhaltige N-Dünger wie Sulfan, ASS oder SSA zur Verfügung. Die versauernde Wirkung der Schwefeldünger muss bei der Kalkung, die in der Fruchtfolge am besten zu Raps erfolgt, berücksichtigt werden.
Organische Düngung im Raps: Die Nährstoffe sind bei später Befahrbarkeit nicht rechtzeitig verfügbar. Organische Düngung sollte in dem Fall reduziert und mineralisch ergänzt werden. Foto: Dr. Lars Biernat
Die mineralischen Grundnährstoffe
Zumeist wird ein Teil der Kaliumgabe ins Frühjahr verschoben. Der Kaliumentzug bei einem Ertrag von 40 dt/ha beträgt 251 kg K2O/ha. Die Höhe der Düngegabe richtet sich nach der Gehaltsklasse im Boden und ist in der Übersicht 25 der „Richtwerte für die Düngung“ aufgeführt. Ebenso ist es in der Praxis üblich, die Magnesiumdüngung für die Fruchtfolge zusammen mit kohlensaurem Kalk und Mg zu bringen. Außerdem sind kombinierte K2O/MgO-Dünger erhältlich. Alle notwendigen Werte für die Höhe der Grunddüngung können den Tabellen im Kapitel 5 der „Richtwerte für die Düngung“ entnommen werden.
Verteilung Stickstoff- und Schwefeldüngung
Mit dem Vegetationsbeginn steigt der N-Bedarf des Rapses schlagartig. Die Aufnahme ist mit dem Blühbeginn ab Mitte April bereits zu mehr als 90 % vorüber. So nimmt der Raps zwischen Mitte März und Ende April täglich 6 kg/ha Stickstoff auf. Dementsprechend sollte die Düngung bis zum Schossbeginn Anfang April abgeschlossen sein, um von den Rapspflanzen bedarfsgerecht aufgenommen zu werden. Raps nimmt insgesamt bis zum Blühende 250 bis 280 kg Stickstoff auf.
Die frühe erste Düngergabe
Die erste Gabe sollte daher schnellstmöglich nach dem Ende der Sperrfrist erfolgen, der Zeitpunkt richtet sich jedoch immer nach der Befahrbarkeit des Bodens. Waren Januar und Februar warm und sind die Bestände kräftig entwickelt, sollten bereits 60 bis 70 % der Gesamtmenge in der ersten Gabe appliziert werden. Hier sollte auch die Schwefelgabe erfolgen. Praxisüblich sind bis zu 2 dt/ha SSA, womit bereits 48 kg S und 42 kg N gefallen sind. Die zweite Hälfte der N1 kann dann bedarfsgerecht mit 1 bis 2 dt/ha stabilisiertem Harnstoff erfolgen.
Alternativ können 40 kg S in Form von 3 dt/ha ASS gegeben werden. Somit braucht die erste Gabe nicht geteilt zu werden, und in der N1 fallen etwa 80 kg Stickstoff an. Diese Maßnahme wird für normal entwickelte Bestände empfohlen. Weitere Alternativen und Empfehlungen, wie die Gaben je nach Bestandesentwicklung und Vegetationsbeginn verteilt werden, können Tabelle 3 entnommen werden.
Die zweite Düngergabe vor Schossbeginn
Die zweite Düngegabe „macht den Deckel zu“, und ihre Höhe wird am verbleibenden Düngebedarf ausgerichtet. Die Wahl des Düngers richtet sich auch bei der zweiten Gabe nach dem Wetter und sollte zirka eine Woche vor Schossbeginn erfolgen. Gut erkennbar ist dieser Zeitpunkt am in der Regel einige Tage zeitigeren Austrieb des Ausfallrapses, welcher leuchtturmartig später mit den frühesten Blüten im Bestand heraussticht. Ist das Frühjahr trocken oder wird mit Trockenheit gerechnet, ist Harnstoff die falsche Wahl. Der Stickstoff im Harnstoff ist zwar günstiger als der im Kalkammonsalpeter, wird aber unter trockenen Bedingungen langsamer freigesetzt und weniger schnell im Boden in die Wurzelzone verlagert. Hier ist Kalkammonsalpeter oft die bessere Wahl.
Alternativ können beide Gaben mit einem Rapsdünger wie Sulfan, der ein N-S-Verhältnis von 5 zu 1 aufweist, gegeben werden. Dies ist auch die optimale Wahl, wenn das Frühjahr erst zu nass und im schnellen Wechsel sehr trocken ist und daher die gesamte N-Menge in einer Gabe ab Mitte März gegeben werden muss. Hat der Raps bereits reduziert, sollte die Gesamt-N-Menge angepasst werden.
In Tabelle 4 sind Rechenbeispiele für die gängigsten Stickstoff- und Schwefeldünger nach dem Verteilungsschema aus Tabelle 3 gezeigt. Diese sind beispielhaft für einen N-Bedarf von 165 kg N im Frühjahr und geben in etwa die Empfehlung für die Düngung der Raps-Wertprüfungen wieder. Raps stellt mit der Blüte auch seine N- Aufnahme ein. Ein Großteil davon kommt aus dem Bodenvorrat und verbleibt nach der Ernte im Stroh und den Wurzelresten gebunden auf dem Feld. Dennoch sollte die N-Menge maßvoll reduziert werden, wenn der Raps im Frühjahr, zum Beispiel durch Spätfröste oder dürre Ertragsanlagen, reduziert oder die Düngung erst kurz vor Ende der N-Aufnahme erfolgen kann.
Bedeutung von Wirtschaftsdünger
Der berechnete N-Düngebedarf kann sowohl über Mineraldünger als auch über organische Düngemittel gedeckt werden. Die Obergrenze für den Einsatz von organischen Düngemitteln wie Gülle liegt dabei bei 170 kg N/ha. Allerdings wird die Höhe der N-Gabe durch die P-Versorgung bestimmt. Eine Standard-Schweinegülle weist gemäß den Richtwerten folgende Nährstoffgehalte pro Kubikmeter auf: 3,6 kg Gesamt-N; 2,9 kg NH4-N; 1,6 kg P2O5; 2,3 kg K2O; 0,7 kg MgO und 1,5 kg CaO. Der in der Gülle enthaltene Phosphor ist zu 100 % anzurechnen. Somit werden über eine Güllegabe von 20 m³ bereits 32 kg P2O5 und 46 kg K2O geliefert.
Grundsätzlich ist nach Düngeverordnung auch der Bedarf an P nachzuweisen. Dieser orientiert sich an der P-Bodenversorgung sowie den zu erwartenden Erträgen und Qualitäten. Es ist darauf zu achten, dass ab einer P-Bodenversorgung von mehr als 25 mg P2O5 (DL-Methode) die Güllemenge auf die P-Menge begrenzt werden muss, die durch die Ernteprodukte abgefahren wird. Im Rahmen einer Fruchtfolgedüngung mit P kann die voraussichtliche Phosphatabfuhr für einen Zeitraum von höchstens drei Jahren zugrunde gelegt werden. Die P-Abfuhr läge im gewählten Beispiel von 40 dt/ha Rapsertrag bei 70 kg P2O5. Im Jahr der Aufbringung ist jedoch nur der anrechenbare Stickstoffanteil der Gülledüngung entsprechend Übersicht 71 der „Richtwerte für die Düngung“ in der Bedarfsermittlung anzusetzen. Dadurch kann bei gut und langjährig organisch versorgten Böden die nötige Stickstoffmenge für Raps nicht durch organische Düngung erreicht werden, sodass oftmals mineralisch nachgedüngt werden muss.
Mikronährstoffe nicht vergessen
Nicht zu vergessen ist bei der Düngung der hohe Bedarf an Mangan, Bor und Molybdän. Die Entzüge für Raps belaufen sich pro Hektar auf 298 g Bor, 58 g Cu, 1.250 g Mn, 410 g Zn und 13 g Mo. Mikronährstoffe werden als Blattdünger mit dem Einsetzen des Schossens und dem Sichtbarwerden der ersten Knospen zum BBCH-Stadium 39/51 gegeben. Eine Ergänzung um Stickstoff in der Blattdüngung hat sich in früheren Versuchen als nicht wirksam erwiesen. Die Hinweise der Hersteller sind bei der Mikronährstoffdüngung unbedingt zu beachten. Dies gilt im Besonderen für die Mischbarkeit der Produkte mit Pflanzenschutzmitteln.
Besonderheiten für das Frühjahr 2024
Zum Redaktionsschluss dieses Artikels spitzte sich die Hochwasserlage durch Dauerregen und Schneefall im Bundesgebiet weiter zu. Auch in Schleswig-Holstein sind alle Gräben, Bäche und Flüsse bis zur Oberkante gefüllt, und in allen Senken und Löchern steht Wasser. Ein Großteil der landwirtschaftlichen Flächen wird voraussichtlich zum Ende der Sperrfrist und auch noch einige Zeit danach nicht befahrbar sein. Entsprechend wird die erste Gabe nicht zum optimalen Zeitpunkt stattfinden können. Gerade für Raps kommt eine späte Düngegabe mit Gülle zu spät, da die Nährstoffe auch noch Zeit brauchen, um mineralisiert zu werden. Raps stellt mit dem Ende der Blüte seine N-Aufnahme ein. Das ist bereits Anfang Mai der Fall.
Grassilage ist nicht gleich Grassilage und Maissilage nicht gleich Maissilage. Die Inhaltsstoffe des Grundfutters schwanken im Silo beachtlich. Die Futtermittelration basierend auf einer Futtermittelprobe langfristig einzustellen, birgt die Gefahren, Potenzial in der Milchleistung zu verschenken, Futtermittelreste zu provozieren und die Kuh unter ihrem Bedarf zu versorgen. NIRS-Sensoren ebnen neue Wege, um die Inhaltsstoffe des Grundfutters regelmäßig, wenn nicht sogar vor jeder Fütterung zu analysieren und die Ration tagesaktuell anzupassen.
Bei NIRS-Sensoren denkt man häufig an den Einsatz am Güllewagen oder dem Häcksler. Hier ermöglichen diese Sensoren, den N- oder P-Gehalt der Gülle in Echtzeit während der Ausbringung zu messen beziehungsweise die Inhaltsstoffe des Ernteguts direkt an der Maschine mitzuschreiben. Gleichermaßen können NIRS-Sensoren aber auch ihren Mehrwert in der Rinderfütterung ausspielen.
Die Nah-Infrarot-Reflexions-Spektroskopie (NIRS) basiert auf einer Lichtreflexion des zu analysierenden Substrats im Nahinfrarotbereich (in der Regel 800 bis 2.500 nm). Folglich strahlt der NIRS-Sensor beim Einsatz zur Rationsgestaltung das Grundfutter mittels einer Halogenlampe an. Das Licht wird dann entweder absorbiert, durchgelassen oder reflektiert.
Der NIRS-Sensor misst die Lichtreflexion in Wellenlängen. Die verschiedenen Inhaltsstoffe reflektieren charakteristisch in unterschiedlichen Wellenlängenbereichen. Um diesen Zusammenhang auszuwerten, greift jeder NIRS-Sensor auf einen Kalibrationsdatensatz zurück, der auf nasschemischen Laboranalysen basiert. Anhand dieser Kalibrationsdaten wird über die gemessene Reflexion auf die Inhaltsstoffe zurückgeschlossen.
Regelmäßige Beprobung entscheidend
Um die Schwankungen der Inhaltsstoffe des Grundfutters im Silo darzustellen, wurden im Rahmen des Experimentierfelds „BeSt-SH“ in Abständen von etwa 14 Tagen Futtermittelproben direkt am Silostock von verschiedenen Projektbetrieben gezogen.
Die Abbildung zeigt exemplarisch die Schwankungen des TS- und des Proteingehalts in ein und demselben Grassilo zu verschiedenen Entnahmezeitpunkten. Die größte gemessene Abweichung des TS-Gehalts lag innerhalb von 16 Tagen bei über 5,7 %. Der TS-Gehalt aus der Laboruntersuchung, nach dem der Landwirt die Ration berechnet hat, liegt bei etwa 34 % (Horizontale). Es ist zu erkennen, dass der Landwirt mit der jetzigen Ration nicht nur den TS-Gehalt stark überschätzt, sondern auch durchgehende Schwankungen vernachlässigt. In diesem Fall füttert der Landwirt weniger Trockenmasse/Nährstoffe als berechnet – die Kuh ist für ihr maximales Leistungspotenzial nicht optimal versorgt, die Milchleistung sinkt.
Familienbetrieb testet den NIRS-Sensor
Der moderne Futterbaubetrieb der Familie Bornholdt aus Osterhorn im Kreis Pinneberg legt großen Wert auf die optimale Futterversorgung der knapp 400 Milchkühe. Daher wird die Grassilage bereits am Vorabend vorgemischt und für den nächsten Tag bereitgelegt, um ein möglichst homogenes Futter am nächsten Morgen vorlegen zu können. Die Maissilage wird am Morgen abgekratzt. Um die aktuellen Wetter- und Grundfutterbedingungen bei der Rationsplanung zu berücksichtigen, wird einmal die Woche aus dem vorgemischten Grundfutter eine Gras- und Maisprobe gezogen und mit dem Föhn getrocknet. Anhand des ermittelten TS-Gehalts wird die Ration für die Folgetage angepasst.
Von dem Prozess ist Betriebsleiter Florian Bornholdt aber noch nicht voll überzeugt: „Das ist eigentlich zu langsam. Es dient derzeit nur als Nachkontrolle, um überhaupt ein Gefühl dafür zu bekommen. Eigentlich müssten wir täglich vor der Fütterung den TS-Gehalt ermitteln und direkt die Mengen anpassen.“
Die selbst gebaute Trocknungsstation aus einem Kanalgrundrohr, Föhn und Sieb benötigt für Ergebnisse jedoch mindestens eine Dreiviertelstunde – zu viel Zeit jeden Morgen vor dem Füttern. Deshalb testete der fortschrittliche Ausbildungsbetrieb den X-NIR von dinamica generale, der in Deutschland von der Firma Agropartner Land- und Forsttechnik GmbH vertrieben wird.
Der X-NIR im Detail
Der X-NIR ist ein NIRS-Sensor als Handgerät. Mais- und Grassilage können innerhalb von 1 min direkt am Silostock oder am vorgemischten Futter, wie auf dem Betrieb Bornholdt, analysiert werden. Dabei ist die Analysebandbreite nicht auf den TS-Gehalt beschränkt. Darüber hinaus werden der Stärke-, Rohprotein-, Rohasche- und Rohfettgehalt sowie ADF und NDF ermittelt. Eine Messung setzt sich aus fünf Einzelmessungen an verschiedenen Punkten der Silage zusammen.
Die Bedienung des Geräts erfolgt über den 4“-Touchscreen. Dadurch, dass sowohl die Scannereinheit als auch die Recheneinheit im Gerät verbaut ist, benötigt der Sensor keine Internetverbindung. Das beschleunigt nicht nur die Messung, sondern macht eine Anwendung auch auf Betrieben mit schlechter Netzabdeckung möglich.
Trotz alledem bleibt der X-NIR mit einem Gewicht von 1,6 kg leicht und handlich. Falls der Landwirt die Messdaten weiterverarbeiten oder über den Speicher des Geräts (etwa 60 Messungen) hinaus ablegen möchte, besteht die Möglichkeit, die Daten entweder per USB-Stick zu exportieren oder per Internet in das betriebseigene Cloudsystem GoCloud zu laden.
Sensoren im Praxisvergleich
Der Kaufpreis des X-NIR liegt bei 10.020 €. Optional kann über eine jährliche Lizenzgebühr von 1.530 € auf Kalibrations-Updates, Ersatzteile (Lampe, Dichtung, Glas) und auf Lizenzen für die Cloud-Software zugegriffen werden. Neben dem X-NIR von dinamica generale vertreibt trouw nutrition in Deutschland ebenso einen Handscanner namens NutriOpt.
Während dieser Sensor preislich deutlich attraktiver ist, konnte der NutriOpt den Praktiker Florian Bornholdt im Betriebsalltag nicht überzeugen. Gründe hierfür sind vor allem, dass es sich um ein absätziges System handelt. Die Bedienung und Auswertung erfolgt weitgehend nicht direkt am Sensor, sondern über ein damit verbundenes Smartphone oder Tablet. Dabei störte den Milchviehhalter vor allem, dass keine Hand mehr frei ist, stets eine Internetverbindung vorliegen muss und die Auswertung aufgrund der Datenübertragung deutlich länger dauerte. Darüber hinaus muss dieser Sensor selbstständig mit einem Weißabgleich regelmäßig kalibriert werden, während der X-NIR dies eigenständig macht.
Erfahrungen des Praktikers
Kuhliebhaber Florian Bornholdt setzte den X-NIR über den Testzeitraum täglich vor der Fütterung ein, um vornehmlich den TS-Gehalt der Mais- und Grassilage zu betrachten. Dabei überzeugten den Betriebsleiter vor allem die leichte Bedienung und die Schnelligkeit: „Mit dem Gerät hat man sich direkt eingefuchst, und dann ging das ratz-fatz.“
Um die Genauigkeiten der NIRS-Analyse im Betriebsalltag zu beurteilen, wurden die Proben sowohl auf dem Betrieb nach herkömmlicher Art gegengetrocknet als auch teils mit Laborproben verglichen. Während die Ergebnisse für die Maissilage erstaunlich gut waren, überzeugten die Werte der Grassilage nicht gänzlich. Das liegt vor allem daran, dass Grassilage per se mittels NIRS schwerer zu analysieren ist. Aufgrund dessen, dass die Grasbestände insbesondere auf Dauergrünlandflächen sich aus verschiedenen Gräsern/Kräutern zusammensetzen, ist das Messen einer homogenen Probe am Silostock schwer. Der Messkegel des NIRS-Sensors trifft nur einen Bruchteil des Gesamtfutters.
Um die Ergebnisse im Gras zu verbessern, bietet die Agropartner GmbH an, anhand von Laboranalysen der eigenen Grassilage die allgemeingültige Kalibration auf die betriebseigene Silage detaillierter zuzuschneiden. Das könnte die Genauigkeit noch wesentlich verbessern.
Für einen dauerhaften täglichen Einsatz wünscht sich Florian Bornholdt aber ein integrierteres System. So ist der Einsatz des NIRS-Sensors zum Beispiel auch verbaut an der Fräse des Selbstfahrfuttermischwagens möglich. Hier ist das Fazit des Landwirts eindeutig: „Sollte ich mir einen Selbstfahrer kaufen, würde ich den integrierten NIRS-Sensor mitbestellen.“
Die Tendenz des technikaffinen Tierhalters geht aber weiter zur Automatisierung. Neben der derzeitigen Umstellung auf automatisches Melken mit sechs Lely-Melkrobotern wünscht er sich die automatische Fütterung mit NIRS. „Ich bin mir aber sicher, dass das der Weg für die Zukunft der Fütterung ist“, fasst der Landwirt den NIRS-Praxiseinsatz zusammen.
Der X-NIR-Handscanner ermöglicht eine Grundfutteranalyse auf dem Betrieb in 1 min. Schwankungen in den Inhaltsstoffen des Grundfutters können dadurch tagesaktuell festgestellt und in der Ration angepasst werden. Im Praxiseinsatz überzeugten vor allem die Handhabung und Schnelligkeit, während die Genauigkeit bei der Grassilage nicht ganz genügte.
Winterraps ist in Schleswig-Holstein nach Winterweizen die zweitwichtigste Marktfrucht.
Nach dem hervorragenden Ergebnis 2022 waren die Erwartungen für 2023 hoch, das Ergebnis war mit zirka 38 dt/ha ernüchternd. Auch in ganz Deutschland (35 dt/ha) und Europa (32 dt/ha) lagen die Ergebnisse teilweise deutlich unter denen des Vorjahres. Insgesamt wurden in Deutschland 2023 nur 4,1 Mio. t nach 4,3 Mio. t im Vorjahr geerntet. Bei dieser reduzierten Angebotsmenge wären zumindest stabile Preise zu erwarten gewesen.
Die Rapskurse an der Matif stiegen seit dem Frühjahr 2023 auf über 500 €/t im Sommer. Dann allerdings gingen sie auf 420 €/t. zurück. Die Preise für Raps sind immer sehr volatil und hängen von den Wettermärkten bei Soja (USA/Brasilien) ab und natürlich von den Liefermöglichkeiten anderer Länder.
Deutschland ist seit Jahren Raps-Nettoimporteur: 2022/23 wurden etwa 5,4 Mio. t eingeführt, der größte Teil aus EU-Ländern wie Frankreich und Polen, aber auch aus Australien und Kanada und seit einigen Jahren der Ukraine. Die Ukraine meldete mit 4,2 Mio. t im Sommer 2023 eine im Vorjahresvergleich deutlich höhere Rapsernte, wovon 3,4 bis 3,6 Mio. t Raps für den Export zur Verfügung stehen, rund 1 Mio. t mehr als 2022.
Russische Angriffe auf ukrainische Häfen sorgten immer wieder kurzfristig für steigende Kurse, aber die Ukraine schaffte es mit EU-Hilfe, Exporte in die EU über den Land- und Wasserweg zu realisieren.
Ukraine verdreifacht Rapsexporte nach Deutschland
Die Ukraine hat im laufenden Wirtschaftsjahr 2023/24 die Rapsexporte nach Deutschland deutlich forciert. In den ersten 27 Wochen des laufenden Wirtschaftsjahres kamen über 610.000 t Raps von dort. Das sind 90 % der Menge, die von außerhalb der EU importiert wurden. Damit hat sich das Volumen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum (193.000 t) mehr als verdreifacht. Zusätzlich kamen erhebliche Mengen, die ursprünglich aus der Ukraine stammten, aus Ländern wie Belgien, das bei einer nationalen Ernte von 32.000 t laut offizieller Statistik zirka 323.000 t an deutsche Ölmühlen lieferte. Die deutschen Ölmühlen konnten sich auf diese Weise mit günstiger Ware aus Osteuropa und der Ukraine versorgen. Noch warten hiesige Produzenten auf die angekündigten Anschlusskäufe.
2024: Deutliches Flächenminus am Schwarzen Meer
Weltweit wird die Rapsfläche mit 42,7 Mio. ha zur Ernte 2024 etwas kleiner ausfallen als im Vorjahr, so der Internationale Getreiderat (IGC) in seiner jüngsten Schätzung von Januar 2024. Insbesondere in der EU (minus 3 % auf 6 Mio. ha), aber auch in der Schwarzmeerregion sinkt die Rapsfläche in der Saison 2024/25 voraussichtlich. Das Minus ist dabei nahezu ausschließlich auf eine Verringerung des Rapsareals in der Ukraine zurückzuführen. Mit den aktuell taxierten 1,7 Mio. ha dürfte die Fläche gegenüber dem laufenden Wirtschaftsjahr um 17,5 % schrumpfen. In Russland dürfte Raps zur Ernte 2024 indes auf einem Areal von 2,0 Mio. ha ausgesät werden, was rund 6 % weniger wären als noch im Jahr zuvor. Wie die Winterrapsflächen durch den Winter 2023/24 mit Überschwemmungen (EU) und Frosteinbrüchen (Russland/Ukraine) gekommen sind, ist noch offen. Die Preiserwartungen sind nach Einschätzung des IGC aufgrund der wachsenden internationalen Nachfrage nach Rapsprodukten durchaus positiv.