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Leuchtturm Friedrichsort am Falckensteiner Strand

Wegweiser für Schiffe an der engsten Stelle der Kieler Förde und am längsten Strand von Kiel
Von Sigrid Querhammer
Der voll automatisierte Leuchtturm Friedrichsort am Falckensteiner Strand Foto: Sigrid Querhammer

Der Leuchtturm Friedrichsort  thront an der mit nur 1,9 km engsten Stelle der Kieler Förde und weist den Schiffen den Weg. Je nach Wasserstand ist er trockenen Fußes zu erreichen oder steht auf einer Insel. Nirgends kommt man den vorbei fahrenden Schiffen so nah wie hier.

Hier müssen sie alle durch, die die Nord-Ostsee-Kanal passieren wollen oder von dort kommen: Tanker und Frachtschiffe. Dazu kommen die Skandinavien-Fähren und die Kreuzfahrtschiffe, die in Kiel anlegen. Nicht zu vergessen die viele Freizeitsegler und von Mai bis Anfang September die Fähren der Förde-Fährlinie – dem schwimmenden öffentlichen Kieler Nahverkehr. Ein besonderer Höhepunkt für „Schiffegucker“ ist die Kieler Woche. Die Traditionssegler, die an der Windjammerparade teilnehmen, müssen hier zweimal durch. Jeder einzelne von ihnen ist ein Hingucker.
Der jetzige voll automatisierte Leuchtturm Friedrichsort am Falckensteiner Strand ist seit dem 29. Oktober 1971 in Betrieb. Er ist 31,75 m hoch. Zwölf bis 36 m lange Stahlbetonbohrpfähle auf einer 1.500 m² großen Sandinsel  halten den Leuchtturm an seinem Standort. Seine Feuerhöhe ist 32,60 m. Er dient als Leit-, Quermarken- und Orientierungsfeuer für die Einfahrt in den Kieler Hafen sowie zu den Nord-Ostsee-Kanal Schleusen.  Ausgestattet ist der Turm mit einer Gürtellinse F (250 mm). Sein Vorgänger wurde am 1. Dezember 1866 in Betrieb genommen. Sein Fundament neben dem jetzigen Leuchtturm ist erhalten. Die Laterne des alten Leuchtturms steht nach einigen Zwischenstationen seit dem 3. Juli 2003 in der Fußgängerzone von Friedrichsort. Das allererste Leuchtfeuer an dieser Stelle wurde bereits 1815 als hölzerne Leuchtbarke errichtet und später durch eine eiserne Leuchtbarke ersetzt. Der jetzige Leuchtturm ist demnach bereits das vierte Leuchtfeuer an dieser Stelle.
Der Falckensteiner Strand ist der längste Strand von Kiel und auch im Winter einen Besuch wert. Hier lassen sich nicht nur Schiffe, sondern auch Möwen, Schwäne und andere Wasservögel beobachten. In der Saison warten am Falckensteiner Strand 1.860 Meter bewachter Badestrand, 660 Meter unbewachter Strand und 300 Meter Hundestrand auf die Badegäste. Es gibt einen rollstuhlgerechten Steg. Strandrollstühle können bei der Wasserwacht am Hauptturm ausgeliehen werden. Neben gastronomischen Einrichtungen laden auch verschiedene Freizeiteinrichtungen zum Besuch ein, wie ein Kletterwald, eine Mini-Golf-Anlage, ein Grillplatz, ein Kinderspielplatz und ein Beachvolleyballfeld.
Im Waldstreifen hinter dem Strand gibt es viele Wander- und Radwege, die zum Spazierengehen, Wandern und Radfahren das ganze Jahr über einladen. Auch der Ostseeküstenradweg führt hier entlang. Im Winter findet man hier auch garantiert einen Parkplatz. Im Sommer kann es auf den Pkw-Parkplätzen schon einmal eng werden. Wer kann, sollte deshalb im Sommer auf das Fahrrad umsteigen. Inzwischen gibt es am Strand einige Fahrradparkplätze. Ganz entspannt und ohne Parkplatzsuchprobleme kommt man von Mai bis Anfang September mit öffentlichen Verkehrsmitteln an den Falckensteiner Strand: Bis Kiel mit Bus oder Bahn und in Kiel umsteigen in die Fördefähre. Der Fähranleger Falckenstein befindet sich direkt am Falckensteiner Strand.

Fotos: Sigrid Querhammer


Gegenüber dem Leuchtturm Friedrichsort befindet sich die Seefestung Friedrichsort. Hinter einem hohen Deich und dichtem Gestrüpp sind für den Betrachter im Winter nur ein paar Dächer und wenige Gebäudeteile sichtbar. Im Sommer versperrt das Laub von Bäumen und Sträuchern auch diesen Blick weitestgehend. Die Festung Friedrichsort gilt als größte noch erhaltene Seefestung Europas und die letzte Seefestung Deutschlands aus dem 17. Jahrhundert. Nach dem 2. Weltkrieg waren hier Flüchtlinge untergebracht. 1956 übernahm die Bundeswehr die Festung. 1966 wurde sie unter Denkmalschutz gestellt. 1993 öffnete die Festung anlässlich des „Tages des offenen Denkmals zum ersten Mal für die Öffentlichkeit. Es kamen 3.500 Besucher. Im Jahr 2004 wurde der Verein der Freunde der Festung Friedrichsort“ gegründet. Die Bundeswehr verließ die Festung bis auf kleine Teile. Die Festung befindet sich weitestgehend in Privatbesitz und wird zum Teil gewerblich genutzt. Junge Denkmalschützer der Jugendaufbauhütte der Deutschen Stiftung Denkmalschutz haben vor einigen Jahren Sicherungs- und Sanierungsarbeiten vorgenommen. Die Ratsversammlung der Stadt Kiel hat sich zuletzt im November 2019 mit der Festung befasst und bei dieser Gelegenheit „das im Rahmen der Voruntersuchung erstellte integrierte städtebauliche Entwicklungskonzept als Grundlage für die weitere, gestufte Entwicklung beschlossen“ und ihr „Ziel bekräftigt die geschichtsträchtige Festung Friedrichsort in städtisches Eigentum zu übernehmen, denkmalgerecht wiederherzustellen und der Öffentlichkeit mindestens in Teilen zugänglich zu machen.“
Der  „Verein der Freunde der Festung Friedrichsort“ öffnet Teile der Festung zu besonderen Anlässen. So haben in den vergangenen Jahren u.a. ein Musikfestival und ein Kunsthandwerkermarkt stattgefunden. Außerdem war die Festung zum „Tag des offenen Denkmals“ geöffnet. Konkrete Öffnungstermine für 2022 sind noch nicht bekannt. Gruppen können nach Auskunft des Vereins individuelle Besichtigungstermine vereinbaren. Mehr Informationen über die Festung gibt es unter: http://www.festung-friedrichsort.org

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