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Bewertung von Ferkelfutter und Alleinfutter für Sauen

Schweine aktuell: Vergleichender Mischfuttertest 2021
Von Dr. Sophie Diers, Landwirtschaftskammer SH; Dr. Karl-Hermann Grünewald, Verein Futtermitteltest
In der Ferkelaufzucht sollte der Einsatzbeginn des entsprechenden Aufzuchtfutters mit angegeben werden. Foto: Dr. Sophie Diers

Von August bis Dezember 2021 wurden in Schleswig-Holstein Ferkelaufzuchtfutter und Alleinfutter für tragende und säugende Sauen vom Verein Futtermitteltest (VFT) beprobt, überprüft und bewertet. Im Folgenden die Ergebnisse.

Durch Mitarbeiter der Schweinespezialberatung Schleswig-Holstein und der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein wurden die Proben direkt bei Anlieferung des Futters auf den Betrieben gezogen. Nach Untersuchung im Labor der Agrolab Lufa Kiel erfolgte die Bewertung beim VFT. Sobald hier eine Abweichung von der Deklaration oder den Vorgaben und Richtwerten festgestellt wird, wird das Futter durch ein zweites Labor überprüft. Dadurch wird die Gefahr von Analysefehlern minimiert und tatsächliche Abweichungen werden abgesichert.

Hinweise zur Vorgehensweise des VFT bei der Bewertung der Futtermittel, zu Anforderungen und fachlichen Vorgaben sind im Internet unter www.futtermitteltest.de zu finden. Über diese Seite ist ebenfalls ein Zugriff auf die Ergebnisse verschiedener Futtertypen in den einzelnen Regionen möglich.

Sauenalleinfutter aus Schleswig-Holstein

Untersucht wurden drei Alleinfutter (AF), eins für tragende Sauen und zwei für säugende Sauen von drei verschiedenen Herstellern. Das AF für tragende Sauen war mit 12,2 MJ ME/kg bei 14,0 % Rohprotein mit 0,70 % Lysin, 0,22 % Methionin und 0,65 % Kalzium sowie 0,45 % Phosphor deklariert. Die AF für säugende Sauen waren beide mit 13,0 MJ ME/kg bei 17,0 und 16,5 % Rohprotein mit 0,95 und 1,00 % Lysin, 0,32 beziehungsweise 0,30 % Methionin und 0,85 beziehungsweise 0,90 % Kalzium sowie 0,55 % Phosphor deklariert.

Kommentierung der Alleinfutter für Sauen

Bezüglich der Genauigkeit der Nährstoffangaben der Hersteller (Deklarationseinhaltung) wurden die angegebenen Gehalte an Energie und den wesentlichen Nährstoffen mit den Laborbefunden verglichen (Tabelle 1). Bei der fachlichen Bewertung (Tabelle 2) wird die Übereinstimmung der tatsächlichen Gehalte mit fachlich abgeleiteten Richtwerten bezüglich des Energieniveaus und der Aminosäuren- sowie Mineralstoffversorgung unter Berücksichtigung des vorgesehenen Einsatzzweckes beurteilt. Dieser wird dabei dem Fütterungshinweis beziehungsweise der Bezeichnung des Futters entnommen. Die Aussagefähigkeit des Fütterungshinweises wird mit beurteilt. Alle beprobten Futter enthielten einen Phytasezusatz, was die Verdaulichkeit von Phosphor und Kalzium erhöht und eine Reduzierung der Mineralergänzung ermöglicht – so sind bei entsprechendem Zusatz die Richtwerte für Kalzium und Phosphor um 0,08 g/MJ ME niedriger.

Alle AF für Sauen hielten die Vorgaben im Rahmen der engen Toleranzen des VFT ein und erreichten eine sehr gute Bewertung – Note 1.

Ferkelfutter aus Schleswig- Holstein

Die untersuchten Ferkelfutter stammten aus zwei Mischfutterwerken. Es handelt sich um drei Ferkelaufzuchtfutter ohne genaue Angabe des Einsatzbeginns. Zwei Futter wurden als Ferkelaufzuchtfutter I (FAZ I) erfasst und ein Futter als Ferkelaufzuchtfutter II (FAZ II). Die FAZ I sind für die Ferkelaufzucht bis vier beziehungsweise bis acht Wochen nach dem Absetzen bestimmt, das untersuchte FAZ II ist bis 35 kg Lebendmasse (LM) einzusetzen.

Alle getesteten Aufzuchtfutter enthielten einen Phytasezusatz. Die deklarierten Energie- und Proteingehalte dieser Futter lagen bei 13,6 MJ ME/kg beziehungsweise 13,4 MJ ME/kg für die FAZ I und 13,6 MJ ME/kg für das FAZ II, bei Rohproteingehalten von 16,5 % für die FAZ I und 17,5 % für das FAZ II. Die in der Schweinefütterung zuerst limitierend wirkenden Aminosäuren Lysin und Methionin wurden mit 1,35 und 1,17 % Lysin für die FAZ I beziehungsweise 1,30 % Lysin für das FAZ II angegeben und mit 0,44 und 0,38 % Methionin (FAZ I) beziehungsweis 0,39 % Methionin (FAZ II). Bei beiden FAZ I wurde Methionin-Hydroxy-Analog als Methioninquelle ergänzt und der Zusatz angegeben. Die deklarierten Kalziumgehalte lagen bei 0,75 % Kalzium für die FAZ I beziehungsweise 0,65 % Kalzium für das FAZ II. Die FAZ I wiesen Phosphorgehalte von 0,55 und 0,50 % auf. Das FAZ II zeigte hier einen Gehalt von 0,55 % (Tabelle 1).

Kommentierung der Ferkelaufzuchtfutter

Bei der Überprüfung der Deklarationen nach futtermittelrechtlichen Vorgaben konnten durch die Laboranalysen für alle wichtigen Nährstoffe die überprüften Deklarationen bestätigt werden. Bei der fachlichen Bewertung nach Einsatzzweck (laut Fütterungshinweis, Bezeichnung) werden die Angabe und Einhaltung des Energiegehaltes gefordert sowie Aminosäure- und Mineralstoffgehalte auf die Energie bezogen und mit Richtwerten verglichen (Tabelle 2). Das zweite FAZ I enthielt einen knappen Lysingehalt und wird daher mit der Note 2 bewertet.

Während laut DLG-Information 1/2008 ein Ferkelaufzuchtfutter I (FAZ I) ab 8 kg LM oder nach einem Absetzfutter (8-12 kg LM) eingesetzt und bei zirka 20 kg durch FAZ II (20-30 kg) abgelöst wird, hat sich in der Praxis auch ein Futterwechsel bei zirka 15/16 kg LM etabliert. Je nach Konzeption (zwei- , drei-, vierphasige Fütterung) decken diese Futter unterschiedliche Einsatzbereiche ab und werden von den Herstellern unterschiedlich benannt. Da die Bezeichnung FAZ I beziehungsweise II nicht eindeutig ist, sind generell Hinweise auf den Einsatzbeginn (… kg Lebendgewicht) notwendig. Ein Einsatzbeginn mit entsprechender Gewichtsangabe wird leider von keinem Hersteller aufgeführt.

Die vorliegenden Testergebnisse beziehen sich ausschließlich auf die geprüften Futterchargen und dürfen nicht generell für die Beurteilung der Futtertypen herangezogen werden. Sie lassen ebenfalls keine Rückschlüsse auf die übrigen Produkte der beteiligten Mischfutterhersteller zu. Die Prüfung von Mischfutter durch den VFT wird insbesondere durch Zuschüsse des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) gefördert.

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