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Schweine aktuell: Erfolgreicher Baulehrschautag Schwein

Umsetzung der TA Luft und Waschroboter im Einsatz
Von Dr. Sophie Diers , Landwirtschaftskammer SH
Die Roboter kamen im Abferkelstall und in der Ferkelaufzucht zum Einsatz. Fotos: Isa-Maria Kuhn

Mitte März fand im Lehr- und Versuchszentrum (LVZ) Futterkamp, Blekendorf (Kreis Plön) ein gut besuchter Bau- und Energielehrschautag rund ums Thema Schwein statt. Knapp 80 Teilnehmer informierten sich über die nachträgliche Abdeckung von Güllebehältern, die Massenbilanzierung und den Einsatz verschiedener Waschroboter.

In der Ende 2021 verabschiedeten Technischen Anleitung zur Reinhaltung der Luft (TA Luft) ist für alle nach dem Bundes-Immissionsschutzgesetz (BImSchG) genehmigten Anlagen vorgeschrieben, Flüssigmist in geschlossenen Behältern mit Abdeckung aus geeigneter Folie, mit fester Abdeckung, mit Zeltdach oder gleichwertigen Maßnahmen zu lagern. So muss zu jedem Zeitpunkt ein Emissionsminderungsgrad von mindestens 85 % der Emissionen an Geruchsstoffen und Ammoniak nachgewiesen werden, bezogen auf das offene Behältnis ohne Abdeckung. Altanlagen müssen bis Dezember 2024 mit einer entsprechenden Maßnahme nachgerüstet werden.

200 Betriebe von Auflagen betroffen

Jens Christian Flenker, Berater im Fachbereich Bauen bei der Landwirtschaftskammer, wies gleich zu Beginn seines Vortrags darauf hin, dass jede Altanlage individuell zu betrachten und der Zeitraum für die Umsetzung sehr eng sei. In Schleswig-Holstein sind etwa 200 schweinehaltende Betriebe von der Auflage betroffen.

Berater Christian Flenker hielt den ersten Vortrag im Rahmen des Baulehrschautages.

Die Abdeckung durch eine natürliche Schwimmschicht oder mit Strohhäckseln verbietet sich durch die TA Luft. Auch die Abdeckung mit Granulaten als mineralische Schwimmkörper schätzt Flenker als eher ungeeignet ein, da sie nur für dünnflüssige Gülle geeignet ist (Auftrieb) und die Akzeptanz der Genehmigungsbehörden nicht immer gegeben sei. Der Referent sprach sich klar für Schwimmkörper, beispielsweise aus Kunststoff, oder Schwimmfolien aus. Die Folien sind eher für Gülle ohne Schwimmschicht geeignet, da ansonsten die Folienbefestigung und Güllehomogenisierung aufwendiger sein kann.

Regenwasser muss von der Folie abgepumpt werden, da sonst die Gefahr droht, dass diese in die Gülle einsinkt. Die Betriebskosten durch Regenwassereintrag können sich erhöhen.

Mit festen Abdeckungen wie Zelt- oder Kunststoffabdeckungen oder einer Betondecke kann eine Emissionsminderung von 90 % erreicht werden. Flenker gab allerdings zu bedenken, dass nicht jeder Behälter statisch für eine Nachrüstung mit einer festen Abdeckung geeignet ist. Dies muss vorher geprüft werden. Die festen Abdeckungen sind außerdem deutlich teurer als die künstlichen Schwimmdecken.

Was die TA Luft auferlegt

In der TA Luft sind nicht nur Regelungen zur Güllelagerung vorgeschrieben, sondern es werden auch Vorgaben zur Stickstoff (N)- und Phosphor (P)-reduzierten Fütterung und zur Dokumentation dieser gemacht.

Ina Stellwag, Produktionsberaterin für Schweinehaltung am LVZ Futterkamp, erläuterte, dass für BImschG-genehmigte Anlagen eine Ammoniakemissionsminderung von 20 % über die Fütterung vorgeschrieben ist. Diese kann über eine stark N- und P-reduzierte Fütterung erreicht werden. Für Mastschweine ist außerdem eine dreiphasige Fütterung vorgeschrieben. Die Einhaltung dieser Anforderungen muss über eine Massenbilanz dokumentiert werden. Die maximalen Nährstoffausscheidungen, die eingehalten werden müssen, sind dabei in der TA Luft festgelegt.

Beraterin Ina Stellwag moderierte die Veranstaltung und hielt einen Vortrag zur Massenbilanzierung.

Zur Dokumentation herangezogen werden unter anderem die verbrauchten Futtermengen, die Nährstoffgehalte im Futter, Tierzahlen und -leistung. Zur Ermittlung der Nährstoffausscheidung kann zum Beispiel der Bilanzierungsrechner der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft genutzt werden. Gleichwertige Nachweise, zum Beispiel Aufzeichnungen nach dem Düngerecht sind ebenfalls anzuerkennen.

Liegen die Leistungen des eigenen Betriebes oberhalb der auszuwählenden Werte im Stallbilanz-Rechner – hier sind beispielsweise Werte bis 28 abgesetzte Ferkel pro Sau und Jahr oder Tageszunahmen in der Mast bis 950 g angegeben –, ist es an der zuständigen Behörde, die Anforderungen an die Nährstoffausscheidung festzulegen.

In Schleswig-Holstein ist erstmalig bis zum 30. Juni 2026 für das Kalenderjahr 1. Januar bis 31. Dezember 2025 oder erstmals bis zum 31. Dezember 2025 für das Wirtschaftsjahr 1. Juli 2024 bis 30. Juni 2025 die Massenbilanzierung beim Landesamt für Umwelt vorzulegen.

Tolle praktische Vorführung

Im Rahmen des Bau- und Energielehrschautages hatten drei Firmen die Gelegenheit, Waschroboter zunächst in der Theorie und anschließend in der Praxis vorzustellen.

Christian Schulze Bremer stellte den Roboter Clean Buddy 4.0 der Firma BEG Schulze Bremer GmbH, Coesfeld (Nordrhein-Westfalen) vor. Programmierung und Anlernen des Roboters sind nicht nötig, er verfügt über eine automatische Buchtenvermessung und Hinderniserkennung. Vier Führungsräder sind am Roboter verbaut, Waschkopf und Düse können präzise gesteuert werden.

Christian Schulze Bremer stellte den Waschroboter Clean Buddy vor.
Bjørn Lund zeigte zusammen mit der GFS den ProCleaner.

In zwei Waschdurchgängen wird mit unterschiedlichen Winkeln gearbeitet, um möglichst viel Schmutz zu entfernen. So könne eine Zeitersparnis von bis zu 90 % erreicht werden. Nachgereinigt werden muss an den Stellen, die unzugänglich für den Roboter sind, und an der Decke. Dieser Roboter wäscht bis 1,30 m Höhe. Der Stall sollte vorher gut eingeweicht sein. Kostenlose Vorführungen sind über Firma Schulze Bremer möglich. Zudem kann der Roboter zwei Wochen lang im eigenen Betrieb getestet werden.

Bjørn Lund von der Firma Washpower A/S (Dänemark) stellte den ProCleaner X100 vor, der über die Genossenschaft zur Förderung der Schweinehaltung (GFS) vertrieben wird. Für Lund ist das automatische Waschen die Zukunft. Die Akzeptanz in Deutschland für dieses System müsse allerdings noch steigen. In Dänemark, wo der ProCleaner entwickelt wurde, seien sie bezüglich der Akzeptanz schon einen großen Schritt weiter. Der Roboter erledige 80 % der manuellen Arbeit mit einer uniformen Qualität.

Dieses Modell ist das einzige mit zwei Wascharmen. Die Arme sind statisch, sodass Stützen oder andere Hindernisse im Gang ein Problem darstellen können. Für schmale Gänge gibt es eine schmalere Version des Roboters. Die Düsengeschwindigkeit ist einstellbar, und es können passende Düsen zu allen vorhandenen Hochdruckreinigern geliefert werden.

20 Jahre Erfahrung mit Robotern

Manuel Halmans von MS Schippers, Kerken (Nordrhein-Westfalen), stellte den EvoCleaner vor, das Nachfolgermodell von CleverClean. Halmans wies darauf hin, dass die Firma Schippers damit schon mehr als 20 Jahre Erfahrung mit Waschrobotern habe. Das aktuelle Modell verfügt über einen Wascharm, der bis zu 4 m ausfahrbar ist und damit 6 m Waschlänge erreichen kann. Über ein Joystick-Lernsystem wird der Wäscher programmiert. Magnetstreifen und Halter werden im Stall montiert. Die Halter werden an der Buchtentrennwand angebracht, und der Roboter fährt an den Magnetstreifen entlang. Der Roboter ist batteriebetrieben und kann sowohl Gänge als auch Decken waschen. Der Wasserverbrauch liegt bei 15 bis 18 l/min. Die aktuelle Lieferzeit für den Roboter beträgt zwei Wochen. Bei Youtube ist ein top agrar Praxistest zum EvoCleaner abrufbar.

Manuel Halmans und Lara Oldsen präsentierten den EvoCleaner unter freiem Himmel. 

Im Anschluss ging es zu den Schweinestallungen des LVZ. Hier stellte Firma Schippers ihren Waschroboter vor dem Stall aus, die anderen beiden Roboter wuschen in den Stallungen ein Abteil in der Abferkelung beziehungsweise eines in der Ferkelaufzucht. Alle Besucher hatten die Gelegenheit, sich die Waschvorgänge über die Besucherbereiche anzusehen. Ein Praxistest aller drei Roboter im LVZ soll folgen.

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