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Schlechte EU-Weizenernte

Marktkommentar
Von Karsten Hoeck LK-Markt
Foto: Imago

Günstiger Weizen aus dem Schwarzmeerbereich und die Angriffe auf die Schifffahrt durch den Suezkanal sorgten dafür, dass die weltweiten Terminkurse für Getreide Anfang März unter Druck gerieten. Mit 182 €/t lag der Matif-Weizenkurs auf dem niedrigsten Niveau seit September 2020. Hierzulande rutschten die Gebote für B-Weizen unter 170 €/t für Futterweizen wurden weniger als 140 €/t aufgerufen. Die hiesigen Erzeuger sahen schon die Gefahr, dass sich die Erlöse auf ein Niveau einpendeln, wie es zuletzt vor zehn Jahren aktuell war. Mittlerweile zeigt sich, dass der Preisrückgang überzogen war. Vor allem die reduzierte Prognose für die kommende EU-Getreideernte hat die Kurse wieder stabilisiert. Ende März stieg der Matif-Weizenkurs wieder über die Marke von 200 €/t. Seitdem kann sich der Kurs dort behaupten. Eine weitere spürbare Preiserholung lässt jedoch auf sich warten.

Noch immer zu nass

In vielen Regionen in Europa sorgt eine seit dem vergangenen Herbst anhaltende Nässe für Probleme. Die Aussaatflächen mit Wintergetreide sind deutlich reduziert worden. In diesem Frühjahr stockt die Aussaat der Sommerungen. Dünge- und Pflanzenschutzmaßnahmen erfolgen unter erschwerten Bedingungen. Obwohl sich die im vorigen Herbst früh bestellten Getreideflächen in einem guten Zustand präsentieren, hat die europäische Kommission die kommende EU-Weizenernte um 4 % niedriger als im Vorjahr eingeschätzt. Die EU-Weizenanbaufläche soll um eine Million Hektar niedriger als im Vorjahr ausfallen. Die deutsche Weizenernte könnte um 13 % kleiner ausfallen. In Frankreich werden wahrscheinlich 7 % weniger eingefahren werden. Hohe Lagerbestände an Weizen bremsen bislang jedoch eine mögliche weitere Preiserholung. Die EU-Kommission rechnet für die nächste Saison mit einer Halbierung der Weizenimporte aus Ukraine in die die EU, was angesichts der derzeitigen Entwicklung wohl nicht sehr wahrscheinlich ist.

Die gesamte Getreideernte der EU könnte jedoch wiederum höher ausfallen. Besonders die Aussicht auf eine erhöhte Körnermaisernte schlägt dabei zu Buche. Besonders in Spanien wird mit erhöhten Anbauflächen und höheren Erntemengen nach zwei Missernten gerechnet. Auch in Frankreich und Rumänien werden gute Maisernten erwartet. Die EU-Gerstenernte wird um deutliche 13 % ansteigen, vor allem durch ein deutliches Plus bei Sommergerste. Der höhere Anteil an Sommergetreide könnte auch die EU-Haferernte um 19 % ansteigen lassen. Die kleine Vorjahresernte hat die Preise für den gesuchten Qualitätshafer bislang auf einem vergleichsweise hohen Niveau gehalten.

Mittlere Rapsernte möglich

Die kommende EU-Rapsernte wird durch die EU-Kommission mit 19,5 Mio t und damit auf Vorjahresniveau eingeschätzt. Dazu werden dann erneut etwa 5,6 Millionen Tonnen Rapsimporte erwartet. Andere Analysen gingen bislang von einer spürbar geringeren EU-Rapsernte aus. Die Matif-Rapskurse gaben bis Ende Februar auf 407 €/t nach und haben sich seitdem wieder erholen können. Zum Wochenbeginn wurden etwa 445 €/t notiert.

Insgesamt zeigt sich die Lage an den internationalen Getreide- und Ölsaatenmärkten wesentlich entspannter als in den Vorjahren. Die Lagerbestände vor allem bei Weizen, Soja und Körnermais sind weltweit wieder gestiegen. Damit sind jedoch auch die Zeiten der stetig steigenden Kurse vorerst vorbei.

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