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Gute Chancen für Schweinefleischexporte nach Indonesien und Vietnam

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Die Rabobank prognostiziert für das zweite Halbjahr 2024 eine zunehmende globale Schweine­fleischproduktion und ­Preisdruck in der EU. Als Auslöser ­werden sinkende Futtermittelkosten ­genannt. Gleichzeitig ­dürfte aber der weltweite Schweinefleischverbrauch steigen. Zu den Marktrisiken werden Seuchendruck und handelspolitische ­Unsicherheiten gezählt, ­insbesondere durch Chinas Antidumpingverfahren gegen EU-Schweine­fleischimporte.

Die globale Schweinefleischerzeugung wird nach Einschätzung der Rabobank in der zweiten Hälfte des laufenden Jahres anziehen und unter anderem in der EU zu schwächeren Preisen führen. Die niederländischen Fachleute begründen dies mit einem voraussichtlich reichlichen weltweiten Angebot an Getreide und Ölsaaten, sodass die Futtermittelpreise unter Druck geraten dürften. In der Folge sei mit einer Aufstockung der Schweinebestände zu rechnen.

Der Schweinefleischverbrauch soll zugleich saisonal bedingt zunehmen. Risikofaktoren bleiben laut Rabobank aber der Seuchendruck und handelspolitische Unsicherheiten wie die Antidumpinguntersuchung Chinas mit Blick auf EU-Schweinefleischimporte sowie der Ausgang der anstehenden Präsidentschaftswahlen in den USA.

Allerdings sagt die Rabobank mit Blick auf die EU für das dritte Quartal 2024 noch weiterhin stabile bis leicht rückläufige Schweinefleischpreise voraus. Potenzieller Abwärtsdruck könne sich aus einem wohl geringfügig steigenden Angebot und saisonal sinkenden Ferkelpreisen ergeben. Die Erholung der Sauenbestände werde wahrscheinlich rascher erfolgen als bislang erwartet. Hinsichtlich der Schweinefleischexporte der Union im Zeitraum Juli bis September 2024 sind die Banker vor allem optimistisch für die Destinationen Philippinen und Vietnam. Dort sei das Inlandsangebot nämlich als Folge von Krankheitsausbrüchen in den Tierbeständen knapp.

Bereits in den ersten vier Monaten des laufenden Jahres hatten die beiden Länder ihre Bezüge aus der Gemeinschaft im Vergleich zum Vorjahreszeitraum kräftig ausgeweitet: Die Lieferungen auf die Philippinen erhöhten sich um 16,3 % auf 121.500 t Schweinefleisch und die nach Vietnam sogar um 70,8 % auf fast 51.100 t. Allerdings könnte das Antidumpingverfahren Chinas gegen EU-Schweinefleischimporte den Markt „stören“, warnt die Rabobank. Die Abhängigkeit der Gemeinschaft vom dortigen Absatzmarkt habe in den vergangenen Jahren zwar deutlich abgenommen. Dennoch sei China immer noch das wichtigste Zielland mit einem mengenmäßigen Anteil von etwa 30 % der gesamten EU-Schweinefleischexporte.

Im Falle eines chinesischen Einfuhrverbots oder hoher Importzölle für EU-Ware könnten EU-Exporteure der Rabobank zufolge Schwierigkeiten bekommen, alternative Märkte zu finden. Dies gelte vor allem für Innereien und andere Erzeugnisse wie Schweineohren, -schnauzen und -füße. Dies könnte langfristig dazu führen, dass die EU-Schweinefleischproduktion eingeschränkt werde.

Bisher haben sich Pekings ­Antidumpinguntersuchungen laut Rabobank kaum auf den hiesigen Markt ausgewirkt. Allerdings könnten die chinesischen Schweinefleischimporteure ihre Nachfrage am Weltmarkt in den kommenden Monaten präventiv ausweiten. Dafür spreche, dass chinesische Großhändler nach der Ankündigung des Antidumpingverfahrens ihre Lagerbestände mit gefrorener Importware aufgestockt hätten, sodass Einfuhrlagerkapazitäten frei wurden. Allerdings agierten die chinesischen Schweinefleischimporteure mit Blick auf weitere EU-Bezüge wegen der handelspolitischen Unsicherheiten sehr vorsichtig. Peking könnte nämlich vorläufige Zölle einführen, bevor das Ergebnis der Untersuchungen feststeht, betonten die Banker. age

FAO-Preisindex: Getreide weiter unter Druck

Der im Juli anhaltende Druck auf die Weltmarktpreise für Getreide spiegelt sich auch im Index der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) wider. Der Getreidepreis­index lag im Juli bei 110,8 Punkten um 3,8 % niedriger als im Juni und 12 % unter dem Wert vom Vorjahresmonat. Somit erreichte dieser Subindex wieder das relativ niedrige Niveau von März. Maßgeblich dafür waren laut FAO das zunehmende Weizenangebot durch die laufenden Ernten auf der Nordhalbkugel sowie günstige Bedingungen in Kanada und den USA. Hinzu kam eine relativ schwache Importnachfrage.

Auch die Maisexportpreise schwächten ab, durch die zügige Ernte in Argentinien und Brasilien sowie die guten Produktionsaussichten in den USA.

Der FAO-Pflanzenölpreisindex stieg gegenüber Juni um 2,4 % auf ein Eineinhalbjahreshoch. Die Notierungen für Palm-, Soja-, Sonnenblumen- und Rapsöl zogen im Juli an, was die FAO auf eine „robuste“ Nachfrage nach Sojaöl aus dem Biokraftstoffsektor und die verschlechterten Ernteaussichten für Sonnenblumen- und Rapssaat in wichtigen Erzeugerländern zurückführt.

Der Zuckerpreisindex legte im Juli um 0,7 % zu, durch die unerwartet niedrige Produktion in Brasilien.

Der FAO-Fleischpreisindex stieg im vorigen Monat um 1,2 %. Grund war die „robuste“ Importnachfrage nach Schaf-, Rind- und Geflügelfleisch. Die Weltmarktpreise für Schweinefleisch sind wegen des Überangebots in Westeuropa leicht gesunken. Der Milchpreisindex blieb unverändert, höhere Preise für Butter und Käse konnten schwächere Milchpulvernotierungen ausgleichen. age

Handeln bei Blauzungenkrankheit

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Bauernverbandspräsident Klaus-Peter Lucht appelliert an alle Landwirte, Rinder, Schafe und Ziegen gegen die Blauzungenkrankheit impfen zu lassen. „Die Impfung bietet einen wirksamen Schutz vor schweren Verläufen der Blauzungenkrankheit“, empfiehlt Präsident Lucht. „Mit der Impfung wird der Ausbruch der Krankheit nicht verhindert. Doch die klinischen Symptome sowie die Anzahl der Todesfälle können abgemildert beziehungsweiese deutlich reduziert werden“, so Lucht.

Landwirte sollten ihre Tiere nun ganz besonders beobachten. Im Verdachtsfall sind der Tierarzt und das zuständige Veterinäramt zu informieren. Es besteht keine Gefahr der Übertragung auf den Menschen und auch der Verzehr von Fleisch- und Milchprodukten ist unbedenklich“, betont Lucht. Zudem unterstützt die Landesregierung die Tierhalter finanziell beim Impfen ihrer Schafe, Ziegen und Rinder.

Erste BTV Fälle in SH

Am 8. August wurden erste Fälle von Blauzungenkrankheit in den Kreisen Steinburg, Nordfriesland und Schleswig-Flensburg durch das Friedrich-Loeffler-Institut bestätigt. Bei der Blauzungenkrankheit (BTV) handelt es sich um eine Viruserkrankung der Wiederkäuer. Menschen können sich mit dem Virus nicht anstecken. Außerdem besteht keine Gefahr beim Verzehr von Fleisch- und Milchprodukten.

Impfung bietet Schutz

Einen wirksamen Schutz bietet die Impfung. Hierdurch kann Tierleid vermindert werden. Die Krankheitsverläufe werden abgemildert. Des Weiteren empfiehlt es sich, die Tiere aufzustallen und gegebenenfalls Repellentien gegen den Überträger des Virus, die Gnitzen (kleine Stechmückenart), anzuwenden. Im Verdachtsfall sind Tierhalter angehalten, den Tierarzt und das Veterinäramt zu informieren, da es sich bei der Blauzungenkrankheit um eine anzeigepflichtige Tierseuche handelt.

Die Landesregierung unterstützt die tierhaltenden Betriebe bei der Impfung mit Zuschüssen. Für Schafe und Ziegen erhalten die Betriebe 1 € / Tier und bei Rindern 2€ / Tier.  BVSH

Hochwertige Bauernhofpädagogik auf dem Biohof Beckmissen

Stolz erhielten Sonja und Benjamin Janke das NUN-Zertifikat aus den Händen des Umweltministers von Schleswig-Holstein, Tobias Goldschmidt. „Nordisch und Nachhaltig“ – eine große Auszeichnung, die für eine hohe Qualität in der Umweltbildung steht.

Ein großer Tag für das Betriebsleiterpaar aus Schönwalde am Bungsberg. Erst vor acht Jahren haben sie den 50 ha Nebenerwerbshof gegründet, auf dem es viel zu erkunden gibt. Schweine in Freilandhaltung, Hühner, Schafe und Gallowayrinder sowie jede Menge Naturräume wie extensiv genutzte Weiden, Streuobstwiesen, Bachläufe und Knicks.

Sonja Janke ist Lehrerin und weiß um den Wert von Lernerfahrungen draußen in der freien Natur. So hat sie Stück für Stück pädagogische Konzepte und ein Leitbild für den Hof entwickelt. Vom Kindergarten über Abiturklassen bis hin zu Seniorengruppen – für jeden gibt es das passende Format.

Wie zum Beispiel: spezielle Bildungsangebote für Kindertagesstätten und Krippen; außerschulische Bildungsangebote für Grundschulen, weiterführende Schulen und Berufsschulen, Erlebnis- und Bildungsangebote für Vereine, Gruppen und Firmen; Jahreskurse und monatliche Erlebnistage für Kinder; Tierpatenschaften und die Durchführung monatlicher Tierpatentage.

Die pädagogische Arbeit auf dem Hof basiert auf den Prinzipien der Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE). Vielfältige Methoden machen individuell bedeutsames Handeln und Lernen möglich und bieten den Rahmen dafür, den Blick von lokalen Fragestellungen auf globale Zusammenhänge zu weiten.

Inzwischen hat Sonja Janke den Schuldienst an den berühmten Nagel gehängt und widmet sich mit voller Kraft und Leidenschaft der Bauernhofpädagogik. Weitere Informationen zum pädagogischen Konzept und zum Leitbild sind auf der Seite hof-beckmissen.de zu finden.

Klauenbäder, aber richtig!

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Infektiöse Klauenerkrankungen wie zum Beispiel die Mortellarosche Krankheit (Dermatitis digitalis) sind wohl jedem Rinderhalter bekannt, und viele müssen sich täglich damit auseinandersetzen. Treten solche Krankheiten gehäuft und in starker Ausprägung auf, kommt es zu vermehrten Lahmheiten und verminderter Leistung. Aus diesem Grund wird in der Praxis oft ein Klauenbad eingesetzt, um der Lage Herr zu werden. Doch worauf ist hier zu achten, und was für Möglichkeiten gibt es?

Das Prinzip des Klauenbades ist, dass die Kuh beim Durchschreiten des Bades die Klauen in eine desinfizierende Lösung eintaucht und so die Erreger an der Klaue und im Zwischenklauenspalt abgetötet oder reduziert werden. Auf diese Weise wird die Neuinfektion eines Tieres verhindert. Grundsätzlich ist dafür ein geeignetes und zugelassenes Präparat auszuwählen.

Klauenbäder mit einem bioziden, also keimreduzierenden Wirkstoff dürfen grundsätzlich nur zu vorbeugenden Zwecken eingesetzt werden und dienen nicht der Behandlung bereits befallener Tiere. Viele der DLG-geprüften Biozide enthalten Formaldehyd (Formalin) oder Glutaraldehyd. Da diese Stoffe als Biozide gelten und nicht als Tierarzneimittel, dienen sie nicht zur Behandlung von Erkrankungen wie Mortellaro, sondern lediglich zur Prophylaxe.

Kommen offene Läsionen erkrankter Tiere mit diesen Bioziden in Kontakt, erfahren die Tiere einen brennenden Schmerz. Arzneimittel zur Behandlung von Klauenerkrankungen, die über ein Klauenbad angewendet werden, sind für den heimischen Markt zugelassen. Zusätzlich zu Präparaten mit einem bioziden Wirkstoff ist es sinnvoll, Präparate mit einer hautpflegenden Wirkung einzusetzen. Diese dürfen auch von Rindern mit Klauenerkrankungen passiert werden. Eine gesunde und gepflegte Haut mit einer intakten Hautbarriere ist eine wichtige Grundvoraussetzung für die Vermeidung von Erkrankungen wie Mortellaro.

Erst einmal Füße waschen

Unabhängig von der Art des Klauenpflegeproduktes sollten die Klauen der Rinder vor der Anwendung gewaschen werden. Sind Haut und Zwischenklauenspalt mit Mist oder Ähnlichem verschmutzt, erreichen die Wirkstoffe nicht ihre Zielfläche, und Desinfektion und Hautpflege bleiben aus. Auch verschmutzt das Klauenbad weniger schnell, wenn die Rinder dieses mit sauberen Füßen betreten.

Besonders vor Klauentrockenbädern ist ein Waschen der Klauen zu empfehlen, da sich das eingesetzte Pulver mit dem anhaftenden Mist zu einem festen Mantel verbinden kann, welcher dann die Klaue umschließt. Einfaches Waschen der Klauen und des Zwischenklauenspaltes beugt auch ohne anschließendes Klauenbad infektiösen Klauenerkrankungen vor. Durch tägliches Waschen mit Wasser kann beispielsweise das Auftreten der Mortellaro’schen Krankheit um bis zu 30 % reduziert werden.

Saubere und trockene Laufgänge sind bei der Bekämpfung infektiöser Klauenerkrankungen bedeutsamer als jedes Klauenbad.

Das klassische Klauenbad

Das eigentliche Klauenbad besteht aus einer flachen Wanne, welche mit Wasser und einem entsprechenden Präparat gefüllt ist. Die Wanne liegt meist am Ausgang des Melkzentrums oder an einem ähnlichen Durchgang, den die Kühe täglich passieren müssen. Beim Durchschreiten der Wanne tauchen die Klauen der Tiere in die Lösung ein und werden mit dieser benetzt. Dazu sollte die Wanne etwa 15 cm tief sein. Damit jede Klaue mindestens zweimal eintaucht, wenn die Wanne eine Länge von 3 bis 3,5 m aufweist.

Wer die Klauen vorher nicht händisch, zum Beispiel im Melkstand, abspülen möchte, sollte ein Reinigungsbad vor der Wanne mit dem Wirkstoff aufstellen. Zwischen diesen Wannen sollte ein Abstand von etwa 2 m liegen, damit das Reinigungswasser von den Klauen abtropfen kann.

Der Bereich hinter den Klauenbädern sollte sauber und trocken sein. Besonders Spaltenböden bieten sich hier an, um das Entstehen von Pfützen zu verhindern. Rinder betreten Wasser für gewöhnlich sehr ungern, weshalb sie sehr zügig die Wanne durchlaufen oder sogar springen, was zu einer mangelhaften Benetzung der Klaue führt. Auch koten die Tiere vermehrt in die Wanne und verschmutzen die Lösung, was die Wirksamkeit beeinflusst.

Vor der ersten Nutzung sollte die Wanne ausgelitert werden, da die Volumenangaben des Herstellers teilweise abweichen. Bei selbstgegossenen Betonbecken weicht die Berechnung oft auch ab. Das genaue Volumen ist jedoch wichtig, um den eingesetzten Wirkstoff genau zu dosieren. Die exakte Dosierung für die jeweiligen Präparate wird von den Herstellern im Gebinde angegeben. Trotzdem sollte der pH-Wert der Lösung überprüft werden. Dieser sollte zwischen 4,0 und 5,5 liegen, um die Erreger zu hemmen. Ist der pH-Wert zu niedrig, kommt es zu Hautschäden durch Verätzungen.

Kühe mit offenen Läsionen sollten nicht nur aus rechtlichen Gründen am Klauenbad vorbeigelotst werden. Aufgrund der Läsionen werden besonders viele Erreger ausgeschieden, die dann über die Lösung andere Kühe besiedeln können.

Zum Befüllen der Klauenbadwannen sind auch trockene Produkte erhältlich. Die Rinder laufen also nicht durch eine Flüssigkeit, sondern durch ein Pulver. Von den Tieren wird dieses Klauentrockenbad deutlich besser angenommen, als wenn sie durch das Wasser gehen. Die Produkte enthalten teilweise Kalk, welcher eine desinfizierende und austrocknende Wirkung zeigt. So wird der Keimdruck an der Klaue minimiert. Zu häufiger Kontakt mit Kalk kann die Haut jedoch rissig und spröde werden lassen, was wiederum eine perfekte Einstiegspforte für Erreger darstellt.

Der Einsatz einer Rückenspritze eignet sind vor allem bei kleineren Tiergruppen oder wenn die Installation eines Klauenbades aus baulichen Gründen nicht möglich ist.

Das Handsprühgerät

Eine gute und simple Alternative zum Klauenbad kann der Einsatz einer Rückenspritze sein. Besonders im Jungviehbereich kommt diese häufig zum Einsatz, da hier oft kein geeigneter Ort zum Aufstellen der Wannen verfügbar ist. Im Optimalfall werden die Tiere im Fressgitter fixiert und die Klauen mit einem Schlauch abgespült. Der Wirkstoff wird im passenden Verhältnis in der Rückenspritze angerührt und aufgesprüht. Für größere Tiergruppen sind Akkugeräte gut geeignet. Der Vorteil dieses Verfahrens ist vor allem der geringe Produktaufwand, da bedeutend weniger kostspieliges Mittel benötigt wird als für das Befüllen einer Wanne. Jedoch ist der Arbeitsaufwand natürlich höher, als die Rinder selbstständig durch eine Wanne laufen zu lassen.

Die Klauenmatte

Auf dem Markt sind auch spezielle Klauenmatten erhältlich. Die Matten können ähnlich wie ein Klauenbad am Melkstandausgang aufgebaut werden, sodass die Kühe diese passieren müssen. Die schwammartige Matte schäumt dann die Klauen der Tiere mit der Lösung ein, mit welcher die Matte vorab befüllt wurde. Sofern die Kühe an die Matte gewöhnt sind, wird diese besser akzeptiert und langsamer passiert als das klassische Klauenbad. Aufgrund der besseren Akzeptanz koten die Tiere selten darauf und verschmutzen die Matte weniger. Die Reinigung der Matte nach der Nutzung ist jedoch recht aufwendig im Vergleich zu einer normalen Klauenwanne. Es sind jedoch schon Systeme am Markt erhältlich, welche sich über Schlauchsysteme automatisch befüllen und die entsprechenden Wirkstoffe richtig dosiert zufügen. Auch reinigen sie sich selbst, sodass sie einfach dauerhaft am Melkstandausgang installiert werden können. So müssen die Kühe diese täglich zweimal passieren. Ein solches System ist wirkungsvoll und arbeitssparend, jedoch mit erhöhten Investitionskosten verbunden.

Fazit

Es gibt viele verschiedene Möglichkeiten, infektiösen Klauenerkrankungen vorzubeugen. Hier ist betriebsindividuell zu entscheiden, welches Vorgehen am besten passt. Es gilt zwischen der Stärke des Krankheitsauftretens, der Arbeitswirtschaftlichkeit, den baulichen Gegebenheiten und den entstehenden Kosten abzuwägen. Wichtig ist jedoch zu betonen, dass alle vorgestellten Möglichkeiten keine Wundermittel sind. Viel bedeutender ist es, das Haltungsumfeld der Rinder so zu gestalten, dass der Erregerdruck möglichst gering ist. Vor allem saubere und trockene Laufgänge sowie gut gepflegte Liegeboxen sind hier ausschlaggebend.

Geplante Änderungen beim Fruchtwechsel in der Praxis beachten

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Bund und Länder haben sich auf eine Änderung der Fruchtwechselregelung bei den Agrarprämien (GLÖZ 7) ab dem Jahr 2025 verständigt, und der Bund hat dies bereits mit der EU-Kommission abgestimmt (siehe Bericht in Bauernblatt Ausgabe 31, Seite 10). Danach sollen die bisherigen Regeln vereinfacht und durch die folgenden drei Regeln ersetzt werden:

1. Auf jedem Ackerschlag muss spätestens im dritten Jahr ein Fruchtwechsel erfolgen. Also muss auf allen Flächen, in denen in den Jahren 2023 und 2024 die gleiche Kultur gestanden hat, im nächsten Jahr eine andere Hauptkultur angebaut werden.

2. Jährlich muss auf mindestens 33 % der Ackerschläge eines Betriebes entweder ein Wechsel der Hauptkultur oder bei gleichbleibender Hauptkultur eine Winterzwischenfrucht angebaut werden. Für die Praxis bedeutet das, dass der Anbau einer Zwischenfrucht im Herbst 2024 für jene Betriebe sinnvoll sein kann, die sonst im Jahr 2025 nicht auf mindestens 33 % ihrer Flächen den Fruchtwechsel erfüllen. Zusätzlich trägt der Anbau von Zwischenfrüchten zur Erfüllung der Winterbodenbedeckung (GLÖZ 6) bei.

3. Bis einschließlich 2025 können Maismischkulturen noch zur Erfüllung der Fruchtfolge genutzt werden. Ab 2026 gelten Maismischkulturen jedoch als Hauptkultur Mais und sind somit nicht mehr für den Fruchtwechsel anrechenbar. Bei der Ökoregelung 2 „Vielfältige Kulturen“ gilt die Zuordnung von Maismischkulturen zur Hauptkultur Mais bereits ab dem nächsten Jahr.

Die bisherigen Ausnahmen für bestimmte Betriebe (Ökobetriebe, Betriebe bis 10 ha und solche mit hohem Grünlandanteil) und Flächen beziehungsweise Kulturen (Brache, mehrjährige Kulturen, Roggen, Tabak und Saatgutmais jeweils in Selbstfolge und für Gras- und Grünfutterpflanzen) sollen weiterhin gelten. Die geplanten Änderungen müssen noch in nationales Recht umgesetzt werden. 

Ergebnisse Landessortenversuche Winterraps und Anbauempfehlung zur Aussaat

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Die Rapsernte verlief so durchwachsen wie das Wetter in diesem Jahr. Optisch hervorragende Bestände – enttäuschende Ergebnisse am Ende. Auf leichten Böden zeigten sich die Erträge oftmals besser. Trotz trockenem Erntewetter war in vielen Bereichen einfach zu viel Wasser vorhanden. Der Artikel beschreibt, wie die einzelnen Sorten an den verschiedenen Standorten abgeschnitten haben.

Der Deutsche Wetterdienst berichtete Anfang Juli, dass die vergangen zwölf Monate bundesweit die niederschlagsreichsten seit Beginn der Wetteraufzeichnung 1881 waren. 1.070 mm Niederschlag waren es im Zeitraum von Juli 2023 bis Juli 2024, 789 mm sind es im langjährigen Durchschnitt. Das hatte natürlich auch Auswirkungen auf das Rapsjahr 2023/2024.

Zudem waren die Wintermonate deutlich zu warm: der Januar 4 K wärmer, der Februar sogar 6 K, der März 3 K wärmer als der jeweilige Mittelwert der Monate von 1961 bis 1991. Der Raps, quittierte dies mit dem frühesten Blühbeginn in den Aufzeichnungen der Schleswig-Holsteinischen Rapsversuche, wo er den Erdflöhen und den Wassermassen nicht erlegen war. Am 6. April blühten die frühesten Sorten.

Dabei endete der April frostig, und der Raps blieb in seiner Entwicklung mit blühenden Haupttrieben stehen. Erst der wärmere Mai ließ den Raps weiterwachsen. Er blühte an den Nebentrieben lange nach. Sieben Wochen lang bescherte er dem Land einen goldgelben Frühling. Bisher hatten sich lange Blühphasen immer positiv auf den Ertrag ausgewirkt.

Entwicklung an den Versuchsstandorten

Die Aussaat der Landessortenversuche erfolgte 2023 Ende August in ein bereits auf allen sieben Standorten gut feuchtes Saatbett, da die Trockenphase bereits im Juli endete. Die Aussaatbedingungen waren noch optimal, anders als für die später folgende Getreideaussaat. Der Raps hatte fast überall einen guten Start und konnte sich üppig in den Herbst entwickeln. Ausnahmen gab es, wenn er direkt in einem stärkeren Regen gedrillt worden war und verschlämmte.

Schwierig wurde es danach zum Beispiel in der Marsch. Die Böden im Sönke-Nissen-Koog waren von Oktober bis April wassergesättigt, die Pfahlwurzeln faulten ab. Der Versuch musste daraufhin beendet werden, blieb aber stehen. Die lichten Bestände verunkrauteten über den Sommer mit Kamille, die sich besonders unter Sauerstoffmangelbedingungen im Boden konkurrenzstark zeigte, ein Bild, das sich auf vielen Praxisflächen, besonders in den Kögen zeigte (siehe folgendes Bild).

Standort Sönke-Nissen-Koog – Sauerstoffmangel im Boden begünstigt Kamille in ausgedünnten Beständen. Schwere Standorte waren im April 2024 oft umbruchwürdig.

Der Rapserdflohdruck zeigte sich besonders im Lauenburgischen im Versuch in Kastorf. Dennoch konnte er dort, anders als 2022, durch die Behandlungsempfehlung des Pflanzenschutzdienstes bei der Landwirtschaftskammer gehalten und beerntet werden. Herausragend hat sich diesmal der Raps 2023/24 in Schuby entwickelt. Der leichte Standort mit 24 Bodenpunkten litt diesmal nicht unter Wassermangel.

In Loit und Futterkamp haben sich die Bestände im Herbst sehr mastig entwickelt, und besonders in Futterkamp kam es zu einer merklichen Streckung der Stängel im Herbst. Die Winterhärte wurde jedoch nicht abgefordert, so verloren einige Sorten über Winter nur einen Teil der alten Blätter. Zur Vernalisierung reichten die wenigen kalten Tage Anfang Dezember, und der Raps zeigte den ganzen Winter über eine leichte Entwicklung.

Die nasse Witterung im Frühjahr und Frühsommer sorgte dafür, dass die Bestände mit Nährstoffen optimal versorgt waren. Allerdings ist zu vermuten, dass durch die Nässe auch die Sauerstoffversorgung der bessern Böden unzureichend war, was sich auf die Wurzelgesundheit ausgewirkte. Selbst bei optimaler Nährstoffversorgung kann eine unterentwickelte Wurzel die Pflanze zwar versorgen, jedoch ist die Wurzel in der Abreife maßgeblich an der Umlagerung der Nährstoffe aus dem Gewebe ins Korn beteiligt. Dieser für die Ertragsbildung maßgebliche Prozess schien hier am Ende gestört gewesen zu sein. Zudem fehlte es im Juni und Juli an Sonnenstrahlung. Praktiker berichten von Erträgen zwischen 20 und 40 dt/ha.

Standort Sönke-Nissen-Koog – Staunässe von Oktober bis März ließ kein Wurzelwachstum zu.

Rapssorten-Sortiment im Überblick

Grundsätzlich werden nur noch Hybridsorten angebaut. Die älteste Sorte im Sortiment ist nach Anbaufläche die am häufigsten in der Praxis angebaute Sorte ‚Ambassador‘. Sie beendet das fünfte Jahr im Landessortenversuch. ‚LG Activus‘, ‚KWS Ambos‘ und ‚Daktari‘ wurden vom Bundessortenamt als Verrechnungs- und Vergleichssorten benannt und werden im amtlichen Prüfwesen daher als Referenzsorten genutzt. ‚Ludger‘ und ‚Heiner‘, die beiden anderen Verrechnungssorten, wurden zur Aussaat 2023 aus dem LSV-Sortiment gestrichen, da sie ihren Zenit überschritten haben.

Das Mehrjährig geprüfte Sortiment besteht zudem aus (von alt nach jung/aufsteigende BSA-Nummern): ‚PT 303‘, ‚Scotch‘, ‚Picard‘, ‚LG Adonis‘, ‚PT 299‘, ‚PT 203‘, ‚Archivar‘, ‚Humboldt‘, ‚Herrmann‘ und ‚Vespa‘. Die Sortenempfehlung wird sich im Artikel nur auf das mehrjährig geprüfte Sortiment beziehen.

Einjährige Ergebnisse der Sorten ‚LG Ambrosius‘, ‚Cheeta‘, ‚Famulus‘, ‚Triple‘, sowie die Direktaufsteiger ‚KWS Ektos‘ und ‚KWS Vamos‘ werden nur in den Ergebnistabellen im Internet veröffentlicht (www.lksh.de).

Neue Darstellung der Ergebnisse

In diesem Artikel ist für jeden Bodenklimaraum eine grafisch aufbereitete Übersicht zu den Leistungsdaten der mehrjährig geprüften Sorten zu sehen. Die bisher gewohnte Darstellung der Standortdaten in Tabellenform ist per Kurz-URL (tinyurl.com/3b3afrkw) abrufbar. Diese Tabellen finden sich auch in der Versuchsdatenbank auf der Homepage sowie der Kultur Raps.

Veröffentlicht werden die Parzellenerträge ohne Abzüge. Das Versuchsmittel wird aus den Erntedaten berechnet. Eine Reduktion auf praxisnähere Werte hat keinen Einfluss auf die Rangfolge der Sorten und die relativen Erträge. Die Mehrjährige Zusammenstellung nach der Hohnheimer Serienauswertung lag zum Redaktionsschluss noch nicht vor und wird nachfolgend im Internet veröffentlicht.

Ergebnisse der Marschstandorte

In der Marsch gibt es in diesem Jahr nur Ergebnisse aus Barlt. Auch der Versuch in Barlt hat im Winter sehr unter den nassen Füßen gelitten und ist leicht ausgedünnt in den Frühling gestartet. Dennoch konnte der Versuch zu Ende geführt werden. In der Auswertung zeigte sich der Versuch mit einer Grenzdifferenz von 11 % als noch aussagekräftig.

Wie Abbildung 1 zu entnehmen ist, liegt das mittlere Ertragsniveau bei 44 dt/ha und der mittlere Ölgehalt bei hohen 47,7 %. Dies deutet auf eine beeinträchtigte N-Verfügbarkeit hin. Spezialist für solche Situationen ist die Sorte ‚Ambassador‘. Sie weist den höchsten Kornertrag auf, was den niedrigen Ölgehalt so weit ausgleicht, dass sie den ersten Platz in der Marktleistung belegt. Ähnliches gilt für die Sorte ‚Humboldt‘.

In Abbildung 1 gibt es ein Sortencluster mit durchschnittlichen Ölgehalten. ‚PT 303‘, ‚Picard‘, ‚KWS Ambos‘ und ‚Vespa‘ zeigen sich hier in der Marktleistung überdurchschnittlich. ‚PT 299‘ und ‚Archivar‘ fallen durch Ölgehalte über 48 % auf, jedoch reicht der Kornertrag in diesem Jahr nicht aus, um durch den Ölzuschlag den fehlenden Kornertrag in der Marktleistung auszugleichen. Ein Prozentpunkt mehr Öl bedeuten 1,5 Prozentpunkte mehr Marktleistung bei gleichem Kornertrag.

Quelle: Dr. Christian Kleimeier, LKSH

Ergebnisse der Geeststandorte

Der LSV in Schuby konnte unter besten Bedingungen beendet werden. Bundesweit zeigen sich in der Ernte 2024 die Standorte im Vorteil, die in den trockenen Jahren unter Trockenstress gelitten haben. Wie Abbildung 2 zu entnehmen ist, beträgt das mittlere Ertragsniveau 43 dt/ha. Mit einer Düngung von nur 131 kg N (rotes Gebiet) ist die Leistung für den Standort herausragend. In den Vorjahren lagen die Erträge unter 40 dt/ha.

Auf den leichten Standorten, die in den trockenen Jahren hauptsächlich durch die Sorte ‚Ambassador‘ dominiert worden sind, ist in diesem Jahr alles anders. Sorten, die sich im Vorjahr in Loit und Futterkamp stark zeigten, führen hier die Liste an. Der gegenüber der Marsch niedrige Ölgehalt auf der Geest sowie der hohe N-Entzug (nicht gezeigt) sprechen für eine unbeeinträchtigte Nährstoffaufnahme im Frühjahr. Auf der Geest wurde diesmal nur ein LSV angelegt. Aus Schafstedt/Tensbüttel gibt es ausschließlich Ergebnisse der Kohlherniesorten.

Quelle: Dr. Christian Kleimeier, LKSH

Ergebnisse des Östlichen Hügellandes

Die Versuchsergebnisse am Standort in Futterkamp zeigt nach der Auswertung eine Grenzdifferenz, die deutlich über der Streuung der Ertragsleistung der Sorten liegt. Das Ergebnis aus Futterkamp wurde daher verworfen. Kastorf und Loit hingegen konnten in der kurzen Trockenphase am 24. und 25. Juli beerntet werden. Auf den besseren Standorten des Östlichen Hügellandes (Abbildung 3) taten sich die zweijährigen Sorten hervor, die gezielt für den deutschen Markt gezüchtete worden sind. ‚Vespa‘ ist derzeit eine der gesundesten Sorten im Sortiment. Ertraglich an fast allen Standorten stark, wird sie nur von ‚LG Adonis‘ durch den höheren Ölgehalt in der Marktleitung übertroffen. Den höchsten Ögehalt erreichte die Sorte ‚KWS Ambos‘, was die Sorte in der Marktleistung auf eine Stufe mit der im Kornertrag leicht besseren Sorte ‚Archivar‘ stellt.

Quelle: Dr. Christian Kleimeier, LKSH

Prüfung der Sorten mit Kohlhernieresistenz

Die Kohlherniesorten stehen außerhalb des amtlichen Prüfwesens und müssen daher nicht strikt nach den Vorgaben des Bundessortenamtes angebaut werden. Daher ist der Versuch zweistufig gefahren worden und enthält somit eine Variante, die ohne Fungizide und Wachstumsregler geführt wurde, und eine Variante, die ortsüblich behandelte Stufe.

Abbildung 4 gibt eine Übersicht über das gesamte Versuchsmittel aller Standorte. Im Kornertrag führt die Sorte ‚Credo‘ knapp vor der Sorte ‚Crocodile‘, die durch den knapp 0,5 Prozentpunkte höheren Ölgehalt die etwas bessere Marktleistung erreichte. Unter den nassen Bedingungen zeigt sich die Sorte ‚Cromat‘, die in den trockenen Jahren ihre Zulassung durchlaufen hat, nicht so ertragsstabil wie in den Vorjahren. Sie gehört aber noch in das breite Mittelfeld der durchschnittlichen Sorten.

Insgesamt gibt es wenig neue Sorten im Sortiment, zudem streuen die Sorten im Kohlherniesegment ertraglich wenig, sodass die Landwirtschaftskammer in ihrer Anbauempfehlung rät, bei den kohlhernieresistenten Sorten zu bleiben, mit denen man sich auskennt und die auf dem eignen Betrieb bisher gut funktioniert haben.

Die Abbildung 5 über die zweistufige Marktleistung zeigt, dass besonders die Sorten ‚Credo‘, ‚Cratos‘ und ‚SY Alibaba‘ negativ auf die Wachstumsreglerbehandlung reagiert haben. ‚Credo‘ hätte unbehandelt stärker als ‚Crocodile‘ abgeschnitten. Besonders ‚Cromat‘ und ‚LG Alltamira‘ reagierten dagegen positiv auf die Behandlung im Frühjahr und Herbst. Blütenbehandlungen gegen Sclerotinia haben dabei in allen Versuchen stattgefunden.

Quelle: Dr. Christian Kleimeier, LKSH
Quelle: Dr. Christian Kleimeier, LKSH

Anbauempfehlung zur Rapsaussaat

Ein Mitarbeiter aus der Sortenförderungsgesellschaft hat das LSV-Sortiment kürzlich mit einem Parkplatz voller blauer VW Golf verglichen. Sportcoupés und Geländewagen würden in der Wertprüfung aussortiert, da sie nicht das winterungsbetonte Anbausystem passen. Was übrig bleibt, sei also sehr uniform. Dieses Bild passt. Denn in der Regel liegt die Spannweite der Leistung der Sorten zueinander unter der Grenzdifferenz des Versuchs.

Das Leistungsniveau ist deutlich von den Standortbedingungen und dem Jahr abhängig. Und bei der Anbauempfehlung stehen eher die ackerbaulichen Eigenschaften im Vordergrund, da sie zum eigenen Betriebstyp passen müssen. Das Optimierungspotenzial der Wirtschaftlichkeit ist bei Raps auf der Kostenseite und somit im Hinblick auf die Bestandesführung und Ernte größer.

Für alle sandigen Standorte, schwach lehmige Sande und stark sandige Lehme bleibt die Anbauempfehlung noch einmal bei ‚Ambassador‘. Aufgrund ihrer Genetik scheint die Sorte an die klimatischen Schwankungen am besten angepasst. In trockenen Jahren ist ihre Marktleistung immer herausragend gewesen, in normalen Jahren hat die Sorte immer noch durchschnittlich abgeschnitten. Als früheste Sorte mit RLm7–Phoma-Genetik und genetisch fixierter Schotenplatzfestigkeit sicherte die Sorte ihren Ertrag auch in instabilen Erntephasen ab.

Quelle: Dr. Christian Kleimeier, LKSH
Quelle: Dr. Christian Kleimeier, LKSH

Wer bisher ‚Ambassador‘ angebaut hat, sollte dabeibleiben. ‚Ambassador‘ ist frohwüchsig im Herbst, startet jedoch eher verhalten ins Frühjahr. Die Sorte kann spät gesät werden, Austrieb und Blüte sind jedoch weniger spätfrostgefährdet. Besonders in Nachbarschaft zu den früh blühenden kohlhernieresistenten Sorten ‚Cromat‘ und ‚Crocodile‘ fällt ‚Ambassador‘ im Frühjahr aber durch den zögerlichen Wuchs auf, ein Rückstand, der bis zum Blühen in der Regel jedoch wieder aufgeholt wird. ‚Ambassador‘ benötigt keine Wachstumsreglerbehandlung im Frühjahr. Die Sorte ist eher kleinrahmig.

Das dritte Jahr in Folge zeigt sich ‚Picard‘ besonders umweltstabil und über alle Bodenklimaräume überdurchschnittlich in der Leistung. Besonders auf den schwereren Böden ist die Sorte bei vergleichbarem Ölgehalt im Kornertrag ‚Ambassador‘ überlegen. ‚Picard‘ neigt wenig zum Überwachen und verfügt im Herbst über ein breites Saatfenster. Im Frühjahr gehört sie zu den schnellsten Sorten und ist im Blühbeginn mit 2 eingestuft.

Hier werden die Landessortenversuche Raps am Standort Loit geerntet.

In der Hohnheimer Serienauswertung für den Kornertrag führt die Sorte ‚PT 303‘ (siehe Ergebnisse von 2023). Da aus der Ernte 2023 keine LSV-Ergebnisse vorliegen, ist die Sorte, obwohl schon vor drei Jahren zugelassen, erst zwei Jahre geprüft. In Bezug auf Stängelgesundheit und Standfestigkeit ist die Sorte ‚PT 303‘ herausragend und wird mit einer hohen Toleranz gegenüber Sclerotinia beworben. ‚PT 303‘ ist auffällig großrahmig und wirft erst spät ihre Blätter ab. Dadurch bleibt die Sorte lange physiologisch aktiv, was sich im Ertrag bemerkbar macht. Sie ist jedoch spät in der Ernte und trotz des Ertragsvorteils eher wenig für Betriebe geeignet, die Raps früh und deutlich vor dem Weizen dreschen müssen. Wer in dem Bereich flexibel ist, für den ist ‚PT 303‘ eine gute Wahl. Besonders im Ölgehalt tun sich die Pioneer-Sorten hervor.

‚LG Activus‘, ‚Adonis‘ und ‚Archivar‘ sind wie die oben benannten blauen Autos, allerdings die GTI-Variante. ‚LG Activus‘ hat nach der Zulassung im ersten Jahr am besten abgeschnitten und wurde daher vom Bundessortenamt als Vergleichssorte benannt. ‚LG Adonis‘ und ‚Archivar‘ liegen aufgrund eines noch höheren Ölgehaltes in der Marktleistung leicht über ‚LG Activus‘. Ackerbaulich sind die drei Sorten jedoch eher spät in der Ernte und mit ‚PT 303‘ vergleichbar. Eine hohe Reifeverzögerung resultiert aus der Gesundheit, und die Sorten können durchaus auch mal nach frühem Weizen gedroschen werden. Das passt nicht in jeden Betrieb.

Die KWS-Sorten haben sich in den vergangenen Jahren als sehr gesund und ertragsstark gezeigt. ‚KWS Ambos‘ ist zusammen mit ‚PT 303‘ die großrahmigste Sorte im Versuch und zeigt eine zügige Herbstentwicklung und einen frühen Start im Frühjahr. Somit ist ‚KWS Ambos‘ für mittlere und späte Saattermine geeignet. Besonders an maritim geprägten Standorten mit ausgeglichenem Klima zeigt die Sorte eine herausragende Leistung.

Im ersten Prüfjahr zeigten die Sorten ‚KWS Vamos‘ und ‚KWS Ektos‘ Leistungen, die über dem Niveau von ‚LG Activus‘ und ‚KWS Ambos‘ lagen. Daher sind sie als Stämme direkt aus der WP3 aufgenommen worden. Dabei ist ‚KWS Vamos‘ aufgrund ihrer langsamen Herbstentwicklung besonders für sehr frühe Saattermine um den 10. August geeignet.

Im Frühjahr zeigten sich alle drei Sorten vergleichbar, und besonders ‚KWS Ektos‘ wies die schnellste Entwicklung aller LSV Sorten im Frühjahr auf. Eher Unscheinbar hat sich ‚Vespa‘ seit zwei Jahren unter die Spitzensorten gemogelt. Unter schwierigen Bedingungen durchschnittlich, schnitt sie unter guten Bedingungen hervorragend ab. Was ‚Vespa‘ besonders auszeichnet, ist eine hervorragende Gesundheit. Derzeit ist sie die gesündeste Sorte im Sortiment.

Die Ergebnistabellen finden sich auf der Internetseite der Landwirtschaftskammer: http://tinyurl.com/3b3afrkw

Fazit

Mit der Rapsernte 2024 kann man auf ein spannendes und vielerorts sehr schwieriges Rapsjahr zurückblicken. Leichte Standorte lieferten hervorragende Ergebnisse, normale und schwere Standorte enttäuschten, obwohl der Raps hervorragend entwickelt war. Stress durch zu viel Wasser in der Kornfüllungsphase behinderte die Nährstoffumlagerung in den Pflanzen. Das zeigte sich jedoch erst nach der Ernte. Hohe Erwartungen wurden durch niedrige Erträge enttäuscht.

Fleischersatzprodukte – Umfang und Bedeutung

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Die Schlachtviehbranche zählt immer noch zu den umsatzstärksten Zweigen der Agrarwirtschaft, auch wenn die Mengen zuletzt bei Erzeugung, Verbrauch und Handel zurückgingen. In den vergangenen Jahren wurden zwischen 14 und 15 Mrd. € Produktionswert durch Schlachttiere erwirtschaftet. Trotz der Afrikanischen Schweinepest (ASP) und den daraus resultierenden Einschränkungen sind signifikante Teile dem Export zuzuschreiben. Die Verbraucher achten wieder mehr auf den Preis, weil Fleisch deutlich teurer ist als in den Vorjahren. Der Umsatz der Gastronomie ist nach wie vor nicht wieder auf dem Niveau vor Corona und auch an Fleischersatzprodukten und dem Bio-Markt gingen die vergangenen Jahre nicht spurlos vorüber. Nach mehreren Jahren des Wachstums stagnierte 2023 zwar der Markt für Fleischersatzprodukte, im 1. Quartal 2024 kauften die privaten Haushalte allerdings bereits wieder gut 5 % mehr Fleischersatzprodukte. Deutlich mehr als drei Viertel dieser Produkte werden in Form von fleischanalogen Produkten wie Schnitzeln oder Würstchen nachgefragt. Der kleinere Anteil geht auf sonstige Fleischersatzprodukte wie Tofu zurück.

Verkaufswert des Fleisches fast 80 Mal höher

Im Jahr 2023 wurden in Deutschland mit 121.600 t 16,6 % mehr Fleischersatzprodukte als im Jahr zuvor produziert, im Vergleich zu 2019 hat sich die Produktion sogar mehr als verdoppelt (+113,8 %), wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt. Der Verkaufswert dieser Produkte erhöhte sich im Jahr 2023 gegenüber dem Vorjahr um 8,5 % auf 583,2 Millionen Euro. Im Jahr 2023 betrug der Verkaufswert von in Deutschland produziertem Fleisch und Fleischerzeugnissen 44,8 Milliarden € – und damit fast das 80-fache des Wertes der Fleischersatzprodukte. Es wurden in Deutschland über 1 kg Fleischersatzprodukte pro Kopf verzehrt, während der Fleischkonsum pro Kopf innerhalb von sechs Jahren um 9 kg von 61 auf 52 kg in 2023 sank. Ein Verdrängungswettbewerb scheint hier nicht stattgefunden zu haben.

Die Fleischersatzprodukte sind nicht landwirtschaftlichen oder handwerklichen Ursprungs, sondern werden in industriellen Großbetrieben wie zum Beispiel Beyond Meat gefertigt. Und dieser Konzern scheint große finanzielle Probleme zu haben, was der Absturz des Aktienkurses von über 160 US-$ auf aktuell unter 5 US-$ am besten beschreibt. Der Umsatz schoss von 16 Mio. US-$ in 2016 auf 465 Mio. US-$ in 2021, fiel dann aber auf 343 Mio. US-$ in 2023. Ein Gewinn wurde nie erzielt.

Fraglicher gesundheitlicher Wert

Besonders junge Bevölkerungsgruppen mit höherer Bildung und höherem Einkommen konsumieren Fleischersatzprodukte. Sie versprechen sich davon, dass diese im Vergleich zu Fleisch deutlich umweltfreundlicher sind, weil im Vergleich zu Rindfleisch weniger Treibhausgase bei der Herstellung entstehen, auch, dass der Verbrauch von Wasser und Flächen viel geringer sei. Oft werden die Produkte gekauft, weil sie für gesund gehalten werden. Um den gesundheitlichen Wert zu überprüfen, hat die Verbraucherorganisation foodwatch 15 rein pflanzliche Fleischersatzprodukte unter die Lupe genommen. Das Ergebnis: viele Produkte weisen einen hohen Kaloriengehalt, viel Salz und große Mengen an gesättigten Fettsäuren auf. foodwatch berechnete für alle Produkte die Nutri-Scores. Lediglich zwei der 15 Produkte würden demnach mit einer grünen Nährwertampel bewertet werden. Mehr als die Hälfte würde eine eher schlechte Nutri-Score-Bewertung D oder E erhalten. „Weniger Fleisch und Wurst zu essen, ist nicht nur gut für die Umwelt, sondern auch für unsere Gesundheit“, sagte die für die Verbraucherorganisation tätige Ernährungswissenschaftlerin Alice Luttrop. „Aber: Vegane oder vegetarische Fleisch-Alternativen sind nicht per se gesund. Viele Fleischersatzprodukte sind stark verarbeitet und enthalten Aromen und Zusatzstoffe. Am besten ist es, zu frischen, möglichst unverarbeiteten Lebensmitteln zu greifen.” Es könnten also auch ganz einfach mal Kartoffeln und/oder regionales Gemüse sein.

EILMELDUNG: Blauzungenkrankheit hat Schleswig-Holstein erreicht

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Das Infektionsgeschehen der Blauzungenkrankheit vom Serotyp 3 (BTV-3) breitet sich deutschlandweit aus: Auch in Schleswig-Holstein wurde am Donnerstag die Infektion mit dem Virus der Blauzungenkrankheit in den Kreisen Steinburg, Nordfriesland und Schleswig-Flensburg vom Friedrich-Loeffler-Institut bestätigt.

Durch die Nachweise verliert Schleswig-Holstein den Freiheitsstatus in Bezug auf die Blauzungenkrankheit. Daraus ergeben sich unmittelbare Konsequenzen für Tierhalterinnen und Tierhalter.

So gelten für die Verbringung empfänglicher Tiere, zu denen vor allem Rinder, Schafe, Ziegen, Lamas und Alpakas, aber auch weitere Wiederkäuerarten zählen, ab sofort Einschränkungen.

Insbesondere dürfen diese Tiere nicht länger in EU-Mitgliedsstaaten verbracht werden, die frei von BTV sind. Auch das Verbringen in BTV-freie Bundesländer ist nur unter Auflagen möglich. Allgemeine Informationen zu den Verbringungsregelungen sind auf der Homepage des Landwirtschaftsministeriums eingestellt.

Für konkrete Fragen zum Ausbruchsgeschehen und den in den betroffenen Gebieten geltenden Regeln sind die vor Ort zuständigen Stellen bei den Veterinärämtern in den Kreisen und kreisfreien Städten zuständig.

Erkrankte Tiere sind umgehend dem zuständigen Veterinäramt zu melden, damit dieses die notwendigen labordiagnostischen Abklärungsuntersuchungen einleiten kann.

Es besteht keine Gefahr der Übertragung auf den Menschen, der Verzehr von Fleisch- und Milchprodukten ist unbedenklich. Das Ministerium für Landwirtschaft, ländliche Räume, Europa und Verbraucherschutz (MLLEV) weist zudem darauf hin, dass es keine Bedenken beim Verzehr von Fleisch- und Milchprodukten gibt.

Ministerium ruft auf zur Impfung

Einen wirksamen Schutz vor schweren Verläufen der Blauzungenkrankheit bietet nur eine Impfung. Sie verhindert zwar nicht sicher die Infektion der Tiere, verringert oder verhindert aber klinische Symptome und die Anzahl der Todesfälle.

Landwirtschaftsstaatsekretärin Anne Benett-Sturies appelliert daher erneut: „Die durch das Blauzungenvirus verursachte Erkrankung kann großes Tierleid verursachen. Tierhalterinnen und Tierhalter in Schleswig-Holstein sind aufgerufen, ihre Bestände aufmerksam zu beobachten und zu impfen.“

Damit die Impfung wirken kann, ist es wichtig, dass die Grundimmunisierung einschließlich eines je nach Hersteller unterschiedlichen Zusatzzeitraumes von drei bis vier Wochen nach der Impfung abgeschlossen ist. Insbesondere in Beständen, in denen dies noch nicht geschehen ist, kann es hilfreich sein die Tiere durch eine Aufstallung beziehungsweise eine Behandlung mit Repellentien gegen die Überträger der Erkrankung, die Gnitzen, zu schützen.

Impfzuschuss durch Landesregierung

Die Landesregierung unterstützt die tierhaltenden Betriebe bei der Impfung: Der Zuschuss beträgt 1 € pro Schaf beziehungsweise Ziege und 2 € pro Rind.

Die Bestandsimpfungen sind vom Impftierarzt verbindlich in der HI-Tier-Datenbank zu dokumentieren. Die Eintragungen dienen gleichzeitig dazu, die Zuschussgewährung unbürokratisch umzusetzen und den BTV3-Impfzuschuss je Tierbestand festzusetzen.

Bürgertelefon für Fragen eingerichtet

Um Fragen von Bürgerinnen und Bürgern rund um das Thema Blauzungenkrankheit zu beantworten, hat das MLLEV ein Bürgertelefon eingerichtet. Dieses ist Montag bis Freitag von 9 bis 15 Uhr besetzt und unter der Telefonnummer 0431-988 71 00 erreichbar.

Informationen

Weitere Informationen zur Blauzungenkrankheit und den Regelungen sind unter folgenden Links zu finden:

•       Informationen der Landesregierung: https://www.schleswig-holstein.de/DE/fachinhalte/T/tiergesundheit/blauzungenkrankheit

•       Informationen des Friedrich-Loeffler-Instituts: https://www.fli.de/de/aktuelles/tierseuchengeschehen/blauzungenkrankheit/

•       Informationen der EU- Kommission: https://food.ec.europa.eu/animals/animal-diseases/surveillance-eradication-programmes-and-disease-free-status/bluetongue_en?prefLang=de    MLLEV

Kommentar: Vom Azubi zum Zukunftsbauer

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Massive Proteste, Wut auf die Politik und immer mehr Höfe, die aufhalten: Die Stimmung in der Landwirtschaft könnte besser sein. Wer hat da noch Lust auf diesen Job?

In Schleswig-Holstein sind es 354 junge Frauen und Männer, die „ja“ gesagt haben. Ihre ersten vier Wochen als Auszubildende in der Landwirtschaft sind bald vorbei. Am 16. Juli hat das neue Ausbildungsjahr der Landwirtinnen und Landwirte begonnen. Betrachtet man die neu abgeschlossenen Verträge im Ausbildungsberuf ­Landwirt/-in über die vergangenen Jahre von 2019 bis 2023, lässt sich erkennen, dass die Zahlen Schwankungen unterliegen. Aber sie befinden sich nach Angaben der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein als zuständige Stelle für die Berufsausbildung in zwölf grünen Agrarberufen weiterhin auf einem stabilen Niveau. Mit mehr als 800 Ausbildungsbetrieben im Beruf Landwirt / -in in Schleswig-Holstein sind dennoch mehr Ausbildungsstellen im Land vorhanden als Auszubildende.

Zum Stichtag 31. Oktober waren in Schleswig-Holstein 354 neue Lehrverträge abgeschlossen für das im vorigen Monat begonnene Lehrjahr. Die Zahlen sind seit fünf Jahren konstant auf dieser Höhe. Was sich übrigens verändert hat, ist der Frauenanteil. Im Jahr 2019 lag der Frauenanteil in der landwirtschaftlichen Ausbildung in Schleswig-Holstein noch bei 20 %, inzwischen sind es fast 30 %. Bundesweit ist ein Fünftel der Auszubildenden im Beruf Landwirt/-in weiblich. Mittlerweile kommen auch mehr als 40 % der landwirtschaftlichen Auszubildenden nicht mehr vom Hof, Tendenz steigend. Es scheint sich herumgesprochen zu haben, wie cool der Beruf Landwirt ist. Lediglich könnte es passieren, dass die Erwartungen einiger Schulabgängerinnen und Schulabgänger sowie deren Eltern nicht immer mit den tatsächlichen Aufgaben auf den Höfen deckungsgleich sind.

Eine Idee vom Enthusiasmus, Engagement und Freude, die Auszubildende wie Ausbilder mit dem Beruf ­Landwirt/-in verbinden, beweisen jedes Jahr die Freisprechungen (siehe ab Seite 43). Bislang brauchte die Agrarbranche nicht lange um Auszubildende zu werben. Andere Branchen starten damit bereits an den Schulen. Faszination Landtechnik, Tierhaltung, frische Luft und meist familiäres Arbeitsklima ziehen noch. Es sieht so aus, dass bislang keine Gefahr besteht, dass die grüne Branche aufpassen muss, ihre Attraktivität bei jungen Leuten zu verlieren. Im Gegensatz zu anderen Wirtschaftssparten. Da wird bereits mit Vier-Tage-Woche geworben, Jobfahrrad und Sportangeboten. Versprechen, die mit der Arbeitswirklichkeit auf dem Hof schlecht vereinbar wären.

Tatsächlich trüben auch einige Entwicklungen das Bild. Denn die Zahl der aktiven Ausbildungsbetriebe nimmt ab. Wenn zum Beispiel immer mehr Sauenhalter aufhalten, gehen mit den Betrieben auch die Ausbildungsplätze verloren. Die an der Ausbildung Beteiligten müssen sich den Herausforderungen stellen. Dabei sitzt auch die Politik mit im Boot. Die Landwirtschaft in Deutschland ist heterogen und in ihrem Bereich ein starker Arbeitgeber. Sie braucht politische Rahmenbedingungen, die den Platz für Entwicklung lassen. Die Zukunftskommission Landwirtschaft hatte 2021 entsprechende Ideen vorgelegt. Dieses Rad muss nicht neu erfunden werden. Jetzt wäre Gelegenheit, die Umsetzung in Angriff zu nehmen. Das könnte auch dazu beitragen, dass aus Azubis Zukunftsbauern werden. Mechthilde Becker-Weigel

Rettungspaket noch in der Schwebe

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Noch scheint die mögliche Insolvenz des größten Deutschen Agrarhandelskonzerns nicht abgewendet. Über der BayWa AG schwebt weiterhin das Damoklesschwert der Insolvenz, denn um das Rettungspaket wird weiter gerungen. Vorigen Donnerstag war zwar aus Finanzkreisen berichtet worden, dass die beiden BayWa-Großaktionäre, die Bayerische Raiffeisen-Beteiligungs-AG (BRB) und die österreichische Raiffeisen Agrar Invest, 200 Mio. € bereitstellen. Zudem wollten die Gläubigerbanken weitere 200 Mio. € zuschießen, hieß es. Bis Freitagabend war noch nicht klar, ob das Rettungspaket abgesegnet worden ist. Zudem stellte sich die Frage, ob 400 Mio. € bei einer Schuldenlast von 5,6 Mrd. € reichen werden.

An den Rettungsplan sollen harte Sanierungsauflagen geknüpft sein. Auch über eine Zerschlagung des Konzerns wird spekuliert. Indes sehen die Börsianer die Entwicklung offensichtlich wieder kritischer: Die Aktie, die sich nach Bekanntwerden des Rettungsplans von 9,50 auf bis zu 14,70 € verteuert hatte, geriet zuletzt wieder unter Druck. Foto: Imago■