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EILMELDUNG: Blauzungenkrankheit hat Schleswig-Holstein erreicht

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Das Infektionsgeschehen der Blauzungenkrankheit vom Serotyp 3 (BTV-3) breitet sich deutschlandweit aus: Auch in Schleswig-Holstein wurde am Donnerstag die Infektion mit dem Virus der Blauzungenkrankheit in den Kreisen Steinburg, Nordfriesland und Schleswig-Flensburg vom Friedrich-Loeffler-Institut bestätigt.

Durch die Nachweise verliert Schleswig-Holstein den Freiheitsstatus in Bezug auf die Blauzungenkrankheit. Daraus ergeben sich unmittelbare Konsequenzen für Tierhalterinnen und Tierhalter.

So gelten für die Verbringung empfänglicher Tiere, zu denen vor allem Rinder, Schafe, Ziegen, Lamas und Alpakas, aber auch weitere Wiederkäuerarten zählen, ab sofort Einschränkungen.

Insbesondere dürfen diese Tiere nicht länger in EU-Mitgliedsstaaten verbracht werden, die frei von BTV sind. Auch das Verbringen in BTV-freie Bundesländer ist nur unter Auflagen möglich. Allgemeine Informationen zu den Verbringungsregelungen sind auf der Homepage des Landwirtschaftsministeriums eingestellt.

Für konkrete Fragen zum Ausbruchsgeschehen und den in den betroffenen Gebieten geltenden Regeln sind die vor Ort zuständigen Stellen bei den Veterinärämtern in den Kreisen und kreisfreien Städten zuständig.

Erkrankte Tiere sind umgehend dem zuständigen Veterinäramt zu melden, damit dieses die notwendigen labordiagnostischen Abklärungsuntersuchungen einleiten kann.

Es besteht keine Gefahr der Übertragung auf den Menschen, der Verzehr von Fleisch- und Milchprodukten ist unbedenklich. Das Ministerium für Landwirtschaft, ländliche Räume, Europa und Verbraucherschutz (MLLEV) weist zudem darauf hin, dass es keine Bedenken beim Verzehr von Fleisch- und Milchprodukten gibt.

Ministerium ruft auf zur Impfung

Einen wirksamen Schutz vor schweren Verläufen der Blauzungenkrankheit bietet nur eine Impfung. Sie verhindert zwar nicht sicher die Infektion der Tiere, verringert oder verhindert aber klinische Symptome und die Anzahl der Todesfälle.

Landwirtschaftsstaatsekretärin Anne Benett-Sturies appelliert daher erneut: „Die durch das Blauzungenvirus verursachte Erkrankung kann großes Tierleid verursachen. Tierhalterinnen und Tierhalter in Schleswig-Holstein sind aufgerufen, ihre Bestände aufmerksam zu beobachten und zu impfen.“

Damit die Impfung wirken kann, ist es wichtig, dass die Grundimmunisierung einschließlich eines je nach Hersteller unterschiedlichen Zusatzzeitraumes von drei bis vier Wochen nach der Impfung abgeschlossen ist. Insbesondere in Beständen, in denen dies noch nicht geschehen ist, kann es hilfreich sein die Tiere durch eine Aufstallung beziehungsweise eine Behandlung mit Repellentien gegen die Überträger der Erkrankung, die Gnitzen, zu schützen.

Impfzuschuss durch Landesregierung

Die Landesregierung unterstützt die tierhaltenden Betriebe bei der Impfung: Der Zuschuss beträgt 1 € pro Schaf beziehungsweise Ziege und 2 € pro Rind.

Die Bestandsimpfungen sind vom Impftierarzt verbindlich in der HI-Tier-Datenbank zu dokumentieren. Die Eintragungen dienen gleichzeitig dazu, die Zuschussgewährung unbürokratisch umzusetzen und den BTV3-Impfzuschuss je Tierbestand festzusetzen.

Bürgertelefon für Fragen eingerichtet

Um Fragen von Bürgerinnen und Bürgern rund um das Thema Blauzungenkrankheit zu beantworten, hat das MLLEV ein Bürgertelefon eingerichtet. Dieses ist Montag bis Freitag von 9 bis 15 Uhr besetzt und unter der Telefonnummer 0431-988 71 00 erreichbar.

Informationen

Weitere Informationen zur Blauzungenkrankheit und den Regelungen sind unter folgenden Links zu finden:

•       Informationen der Landesregierung: https://www.schleswig-holstein.de/DE/fachinhalte/T/tiergesundheit/blauzungenkrankheit

•       Informationen des Friedrich-Loeffler-Instituts: https://www.fli.de/de/aktuelles/tierseuchengeschehen/blauzungenkrankheit/

•       Informationen der EU- Kommission: https://food.ec.europa.eu/animals/animal-diseases/surveillance-eradication-programmes-and-disease-free-status/bluetongue_en?prefLang=de    MLLEV

Kommentar: Vom Azubi zum Zukunftsbauer

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Massive Proteste, Wut auf die Politik und immer mehr Höfe, die aufhalten: Die Stimmung in der Landwirtschaft könnte besser sein. Wer hat da noch Lust auf diesen Job?

In Schleswig-Holstein sind es 354 junge Frauen und Männer, die „ja“ gesagt haben. Ihre ersten vier Wochen als Auszubildende in der Landwirtschaft sind bald vorbei. Am 16. Juli hat das neue Ausbildungsjahr der Landwirtinnen und Landwirte begonnen. Betrachtet man die neu abgeschlossenen Verträge im Ausbildungsberuf ­Landwirt/-in über die vergangenen Jahre von 2019 bis 2023, lässt sich erkennen, dass die Zahlen Schwankungen unterliegen. Aber sie befinden sich nach Angaben der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein als zuständige Stelle für die Berufsausbildung in zwölf grünen Agrarberufen weiterhin auf einem stabilen Niveau. Mit mehr als 800 Ausbildungsbetrieben im Beruf Landwirt / -in in Schleswig-Holstein sind dennoch mehr Ausbildungsstellen im Land vorhanden als Auszubildende.

Zum Stichtag 31. Oktober waren in Schleswig-Holstein 354 neue Lehrverträge abgeschlossen für das im vorigen Monat begonnene Lehrjahr. Die Zahlen sind seit fünf Jahren konstant auf dieser Höhe. Was sich übrigens verändert hat, ist der Frauenanteil. Im Jahr 2019 lag der Frauenanteil in der landwirtschaftlichen Ausbildung in Schleswig-Holstein noch bei 20 %, inzwischen sind es fast 30 %. Bundesweit ist ein Fünftel der Auszubildenden im Beruf Landwirt/-in weiblich. Mittlerweile kommen auch mehr als 40 % der landwirtschaftlichen Auszubildenden nicht mehr vom Hof, Tendenz steigend. Es scheint sich herumgesprochen zu haben, wie cool der Beruf Landwirt ist. Lediglich könnte es passieren, dass die Erwartungen einiger Schulabgängerinnen und Schulabgänger sowie deren Eltern nicht immer mit den tatsächlichen Aufgaben auf den Höfen deckungsgleich sind.

Eine Idee vom Enthusiasmus, Engagement und Freude, die Auszubildende wie Ausbilder mit dem Beruf ­Landwirt/-in verbinden, beweisen jedes Jahr die Freisprechungen (siehe ab Seite 43). Bislang brauchte die Agrarbranche nicht lange um Auszubildende zu werben. Andere Branchen starten damit bereits an den Schulen. Faszination Landtechnik, Tierhaltung, frische Luft und meist familiäres Arbeitsklima ziehen noch. Es sieht so aus, dass bislang keine Gefahr besteht, dass die grüne Branche aufpassen muss, ihre Attraktivität bei jungen Leuten zu verlieren. Im Gegensatz zu anderen Wirtschaftssparten. Da wird bereits mit Vier-Tage-Woche geworben, Jobfahrrad und Sportangeboten. Versprechen, die mit der Arbeitswirklichkeit auf dem Hof schlecht vereinbar wären.

Tatsächlich trüben auch einige Entwicklungen das Bild. Denn die Zahl der aktiven Ausbildungsbetriebe nimmt ab. Wenn zum Beispiel immer mehr Sauenhalter aufhalten, gehen mit den Betrieben auch die Ausbildungsplätze verloren. Die an der Ausbildung Beteiligten müssen sich den Herausforderungen stellen. Dabei sitzt auch die Politik mit im Boot. Die Landwirtschaft in Deutschland ist heterogen und in ihrem Bereich ein starker Arbeitgeber. Sie braucht politische Rahmenbedingungen, die den Platz für Entwicklung lassen. Die Zukunftskommission Landwirtschaft hatte 2021 entsprechende Ideen vorgelegt. Dieses Rad muss nicht neu erfunden werden. Jetzt wäre Gelegenheit, die Umsetzung in Angriff zu nehmen. Das könnte auch dazu beitragen, dass aus Azubis Zukunftsbauern werden. Mechthilde Becker-Weigel

Rettungspaket noch in der Schwebe

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Noch scheint die mögliche Insolvenz des größten Deutschen Agrarhandelskonzerns nicht abgewendet. Über der BayWa AG schwebt weiterhin das Damoklesschwert der Insolvenz, denn um das Rettungspaket wird weiter gerungen. Vorigen Donnerstag war zwar aus Finanzkreisen berichtet worden, dass die beiden BayWa-Großaktionäre, die Bayerische Raiffeisen-Beteiligungs-AG (BRB) und die österreichische Raiffeisen Agrar Invest, 200 Mio. € bereitstellen. Zudem wollten die Gläubigerbanken weitere 200 Mio. € zuschießen, hieß es. Bis Freitagabend war noch nicht klar, ob das Rettungspaket abgesegnet worden ist. Zudem stellte sich die Frage, ob 400 Mio. € bei einer Schuldenlast von 5,6 Mrd. € reichen werden.

An den Rettungsplan sollen harte Sanierungsauflagen geknüpft sein. Auch über eine Zerschlagung des Konzerns wird spekuliert. Indes sehen die Börsianer die Entwicklung offensichtlich wieder kritischer: Die Aktie, die sich nach Bekanntwerden des Rettungsplans von 9,50 auf bis zu 14,70 € verteuert hatte, geriet zuletzt wieder unter Druck. Foto: Imago■

Zu viel Regulierung

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Der Wirtschaftsrat der CDU sieht die landwirtschaftlichen Betriebe in Schleswig-Holstein durch praxisferne Bürokratie und Überregulierung in ihrer Existenz gefährdet. Die neu gegründete Landesfachkommission Agrar- und Ernährungswirtschaft des Wirtschaftsausschusses hat ein Positionspapier mit Forderungen zur Entlastung der Landwirtschaft an Landwirtschaftsminister Werner Schwarz (CDU) übermittelt.

Um die Interessen der Branche gegenüber der Landespolitik künftig gezielt vertreten zu können, hat der Landesverband Schleswig-Holstein die Landesfachkommission Agrar- und Ernährungswirtschaft unter Leitung des landwirtschaftlichen Beraters Sönke Huesmann und des Geschäftsführers der Popp Feinkost GmbH, Philipp Harland, gegründet, teilt der CDU Wirtschaftsrat in einer Pressemeldung mit.

„Die Landwirtschaft erstickt unter zu viel Regulierung. Die Mitglieder unserer Landesfachkommission haben daher aus ihrer Praxiserfahrung und ihrer Lebenswirklichkeit heraus Vorschläge zusammengetragen, durch deren Umsetzung die landwirtschaftlichen Betriebe im Land entlastet werden können“, erläutert der Landesvorsitzende Dr. Christian von Boetticher.

Um die landwirtschaftlichen Betriebe im Land Schleswig-Holstein zu entlasten, kommt der Wirtschaftsrat zu Ergebnissen, die sich in fünf Kategorien zusammenfassen lassen: Digitalisierung, Erneuerbare Energien, Genehmigungsverfahren und Auflagen, Schutz des Eigentums sowie Entbürokratisierung.

Dabei sei man sich bewusst, dass viele Entscheidungen nicht in Kiel getroffen würden und viele Vorgaben aus Berlin und Brüssel kämen. Dennoch ermutige man Minister Schwarz, seinen Einfluss im Bund und in Europa zu nutzen und Maßnahmen, die in seine direkte Zuständigkeit fallen, tatkräftig umzusetzen, betonte von Boetticher.

Konkret wird im Positionspapier die Abschaffung der ProfilSH-App und der Endo-SH gefordert, der Wegfall doppelter Statistikerhebungen, die Vereinfachung der Anträge für Flächenprämien, die Anpassung der Genehmigung für Windkraftanlagen und PV-Freiflächenanlagen, die Vereinfachung der Auflagen für Pflanzenschutzmittel.

Zudem unterstützt der Wirtschaftsrat die von der CDU Schleswig-Holstein bereits geforderte Abschaffung des Vorkaufsrechts der Stiftung Naturschutz auf Flächen, heißt es weiter. Es stelle eine Wettbewerbsverzerrung dar, führe zu niedrigeren Verkaufserlösen und fehlenden Steuereinnahmen. pm

A- und E-Weizen auf dem absteigenden Ast

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Qualitätsweizen aus deutschem Anbau könnte aufgrund niedriger Rohproteingehalte (RP) durch verschärfte Düngeregeln bald zur Mangelware werden. Davor warnen Ludwig Striewe, BAT Agrar, und Johann Meierhöfer, Deutschen Bauernverband (DBV), im Interview.

Herr Striewe, warum sind die Getreidepreise vor der Ernte so stark zurückgekommen?
Striewe: Wir konkurrieren im Export mit Russland und der Ukraine, aber vor allem mit Ware, die in den rumänischen Schwarzmeerhäfen Konstanza und Burgas sowie dem bulgarischen Warna liegt. Von dort werden die Märkte derzeit bedient, und die sind noch rund 20 Euro/t unter unseren Preisen. Das drückt auf die Notierungen an der Matif.

Herr Meierhöfer, wie steht es aktuell mit Erlösen und Kosten im Ackerbau?
Meierhöfer: Die Getreideernte läuft auf Hochtouren, was lokal für Preisdruck sorgt. Beim Weizen bewegen wir uns mit 225 Euro/t für Dezember-Weizen an der Matif auf einem so niedrigen Niveau wie zuletzt lange nicht mehr. Und die Düngerpreise sind zwar wieder deutlich unter die im Frühjahr 2022 markierten Rekordstände zurückgefallen, liegen aber beispielsweise beim Harnstoff mit aktuell um 450 Euro pro Tonne für granulierte Ware in deutschen Importhäfen weiter erheblich über dem Vorkriegsniveau. Und auch Maschinen beziehungsweise die meisten anderen Betriebsmittel sind inflationsbedingt ebenfalls deutlich teurer geworden. Es gibt also von beiden Seiten – Kosten und Erlöse – Druck auf die Deckungsbeiträge.

Welche Mengentrends zeichnen sich für die laufende Getreideernte ab?
Striewe:
Alles in allem enttäuscht die europäische Getreideernte. In Russland pendeln wir uns nach neuesten Schätzungen jetzt immerhin bei 84 Mio. Tonnen ein. Auf dem Balkan haben wir eine sehr vernünftige Ernte, aber in Zentraleuropa hat die Gerste wirklich enttäuscht. Wir gehen davon aus, dass die Ernteschätzungen im weiteren Verlauf der Druschkampagne noch weiter zurückgenommen werden. Auch der Weizen enttäuscht. Der Mengenrückgang zum Vorjahr ist vielleicht nicht ganz so groß wie bei der Gerste. In einigen Regionen zeigen sich aber schwache Erträge. 

Sind wenigsten die Qualitäten vielversprechend?
Striewe:
Die N-Spätgabe konnte dieses Jahr von den Beständen aufgrund der feuchten Witterung immerhin verarbeitet werden. Ich rechne deshalb mit eher geringen N-min-Werten nach der Ernte. Aber insgesamt reicht der Stickstoff einfach nicht, wenn A- und E-Weizenbestände nicht ausgedüngt werden können. Das führt dazu, dass wir Rohproteine beim A-Weizen haben, die selten die 13% erreichen. Wir gehen im Moment davon aus, dass von den kontrahierten A-Partien aus der Landwirtschaft maximal 30 bis 40% wirklich mit 13% Eiweiß oder mehr kommen. Grund ist ganz klar die Düngeverordnung.
Meierhöfer: Auch wir sehen ganz klar einen Trend hin zu niedrigeren Rohproteingehalten und die Düngeverordnung ist einer der Haupttreiber dafür. Seit 2017 haben die Landwirte bei der Reduzierung des Stickstoffeinsatzes erhebliche Anstrengungen unternommen. So liegt der bilanzielle Überschuss in Niedersachsen zum Beispiel nur noch bei 6 kg/ha. Was erst einmal gut klingt bedeutet aber auch, dass die Bestände bei guten Wuchsbedingungen schnell in eine Stickstoffunterversorgung kommen und das Ergebnis sehen wir dann beim Rohprotein. Wir schießen derzeit über das Ziel hinaus und daher besteht hier seitens der Politik nach wie vor erheblicher Korrekturbedarf.

Wäre es vor diesem Hintergrund nicht sinnvoller, andere Qualitätsparameter als Protein zur Grundlage der Preisbildung zu machen?
Striewe:
Selbst für das bundeseigene Max Rubner-Institut ist klar, dass Protein in Zukunft das qualitätsbestimmende Merkmal beim Weizen bleibt. Eiweiß ist am Ende in seiner Bedeutung für die Backeigenschaft nicht nur irgendein Indikator, sondern ein ganz entscheidender Parameter. Das sagt nicht nur das MRI, das sagen uns auch die Bäckereien. Wenn wir mit der Düngeverordnung so weitermachen, dann haben wir einen ganz klaren Effekt, nämlich, dass wir immer weniger Mahlweizen und dafür mehr Futter produzieren, was wir aufgrund der rückläufigen Tierbestände in Europa gar nicht verwerten können. Das ist ein großes Dilemma, das wir ganz offen ansprechen müssen!
Meierhöfer: Hier sehen wir die Dinge ein klein wenig differenzierter. Das Eiweiß ist zweifelsohne der entscheidende Faktor für die Backqualitäten und die bisherige Einstufung nach dem RP-Wert macht auch den internationalen Handel einfacher, da bin ich auch ganz bei Herrn Striewe. Einen kompletten Verzicht auf diesen Parameter halte ich deshalb auch auf absehbare Zeit für nicht umsetzbar. Nichtsdestotrotz hören wir durchaus ernstzunehmende Stimmen die sagen, dass es in Bezug auf die Backfähigkeit nicht nur auf die Höhe des RP-Wertes ankommt, sondern auch auf die Zusammensetzung. Und es gibt ja auch in Deutschland gute Beispiele, bei denen Landwirte vertraglich gebunden Sorten anbauen, die nicht die höchsten RP-Werte haben, aber eben besonders vorteilhafte RP-Muster. Die damit verbundene Einsparung von Dünger macht sich ja auf der Kostenseite für den Landwirt positiv bemerkbar. Eine Ergänzung der bisherigen Qualitätsparameter über das Rohprotein hinaus würde meiner Auffassung nach daher niemandem schaden.

 Seit dem Jahreshoch Ende Mai sind die Weizenpreise an der Matif um 50 Euro/t auf 225 Euro/t am Montag (29.7.) zurückgekommen. Warum haben nicht mehr Landwirte das Preishoch im Frühjahr mitgenommen?
Striewe:
Der Handel hat grundsätzlich ein Interesse, dass Landwirte zu hohen Preisen vermarkten. Denn uns Händlern geht es nur gut, wenn es auch den Landwirten gut geht. Es ist für den Handel gar nicht notwendig, günstig bei den Landwirten einkaufen, auf der Ware zu sitzen und dann später teuer zu verkaufen. Wenn wir glauben, dass der Preis steigt, dann könnten wir viel einfacher Matif-Weizen auf Termin kaufen. Der Normalfall ist aber ein ganz anderer. Wir kaufen die Ware beim Landwirt ein und sichern den Preis umgehend an der Börse ab, um nicht selbst in ein Preisrisiko zu laufen. Von daher finden wir es schade, dass in unserem Einzugsgebiet nur vielleicht 20 bis 30% der Weizenernte auf dem Halm in der Hochpreisphase im Mai per Vorkontrakt vermarktet wurden.

 Macht es für den Landwirt Sinn, gute Weizenqualitäten einzulagern und erst später im Jahr zu vermarkten?
Striewe:
Wir sehen leider immer wieder, dass die schlechten Qualitäten aus der Ernte heraus vermarktet werden, die guten nicht. Und weil das kollektiv passiert, rennen wir und die Mühlen den guten Qualitäten regelmäßig hinterher. Kernmärkte wie England und Benelux kaufen sich gerade voll mit A- und E-Weizen aus dem Baltikum. Das kann zur Folge haben, dass gute Qualitäten später nicht mehr die großen Preisaufschläge erzielen, die wir derzeit im Markt sehen.

 Haben Sie einen Tipp für die Vermarktung?
Striewe:
Häufig gibt es im Frühjahr eine Phase mit guten Preisen, weil sich dann regelmäßig Wettermärkte ausbilden. In solche Phasen – wie dieses Jahr im Mai – kann man größere Teile der Ernte auf dem Halm verkaufen. Dies gilt insbesondere für Ackerbauern ohne Lagermöglichkeiten, denn beim Verkauf ex Ernte im Juli oder August herrscht regelmäßig Preisdruck.

 Warum tun sich Landwirte so schwer, selbst bei Matifpreisen um 270 Euro/t nicht „abzudrücken“?
Meierhöfer:
Dies könnte eine Nachwirkung der extrem hohen Preise sein, die wir zu Beginn und auch im zweiten Jahr des Ukraine-Krieges hatten. Preise für Raps von 1.000 Euro/t und Weizen um 400 Euro/t wie im Frühjahr 2022 setzen sich in den Köpfen fest. Das ist nicht unbedingt rational, aber menschlich. 

 Was raten Sie stattdessen? Sollten Landwirte die Emotionen bei der Vermarktung rausnehmen?
Meierhöfer:
Eindeutig ja, aber das ist leicht gesagt, wenn es um den wirtschaftlichen Erfolg eines ganzen Anbaujahres geht. Es gibt auch nicht „die eine“ richtige Strategie. Aber wie in vielen anderen Wirtschaftsbereichen macht eine Risikostreuung durch eine kontinuierliche Vermarktung über das Jahr schlicht viel Sinn. Ein befreundeter Ackerbauer verkauft seine Ernte an vier zumindest einigermaßen festgelegten Zeitpunkten im Jahr. Wenn er die Teilmenge vermarktet hat, wird das auch nicht mehr in Frage gestellt. Und auch wenn er nicht immer den „optimalen“ Zeitpunkt erwischt hat, ist er über die letzten 15 Jahre ökonomisch gesehen sehr gut gefahren. Festzuhalten bleibt aber in jedem Fall: Eine Vermarktung in der Ernte war sicherlich preislich noch nie besonderes empfehlenswert.

 Könnten Mindestpreismodelle ein gangbarer Weg sein?
Striewe:
Solche Mindestpreismodelle bietet unser Haus auch an. Allerdings sind die an der Börse aufgerufenen „Versicherungsprämien“ angesichts stark volatiler Märkte zuletzt stark gestiegen. Ein Beispiel: Um Ende Mai mindestens 270 Euro/t für die 2024er „Ernte abzusichern, wären 20 Euro/t fällig gewesen. Das reduziert den Mindestpreis schon auf 250 Euro/t. 

 Gibt es so etwas wie den optimalen Vermarktungszeitpunkt?
Striewe:
Eine Preisprognose ist immer nur so gut wie die nächste Wettervorhersage. In diesem Frühjahr war es die zwischenzeitliche Trockenheit in Russland, die die Preise an den Terminbörsen nach oben getrieben hat. Wir wissen aber, dass sich der Weizenpreis in einer Spanne bewegt. Nach unten ist ein Preis von 100 Euro/t nahezu ausgeschlossen. Am oberen Ende des Preisbands wird es einen Weizenpreis von 400 Euro/t auch nur kurzfristig geben, weil auf einem solchen Niveau die Nachfrage stark eingeschränkt und die Produktion gleichzeitig stark angekurbelt wird. Einen Preis von 270 Euro/t wie Ende Mai an der Matif gab es in den vergangenen 24 Jahren – gemessen an den Wochenschlusskursen in Paris – tatsächlich nur in 7% der Fälle, also extrem selten. Auch aus einer solchen Überlegung kann man eine Vermarktungsgelegenheit ableiten.

Was sind die wichtigsten Faktoren, die man als Landwirt bei der Vermarktung im Blick behalten sollte?
Striewe:
Die USA sind ein extrem wichtiger Faktor. Dort wächst dieses Jahr eine Maisernte von 380 Mio. Tonnen heran. Außerdem sitzen in den USA die großen Terminbörsen – wie Chicago, Kansas City oder Minneapolis. Spekulation über Anbaufläche und Erträge treibt die Börsen, und auch wenn die europäischen Börsen nicht immer folgen, gibt es sehr viel Interaktion. Treiber sind außerdem Entwicklungen in anderen wichtigen Exportländern, darunter Kanada, auf der Südhalbkugel Brasilien und Argentinien, Australien und die Entwicklungen am Schwarzen Meer, speziell in Russland und der Ukraine. Europa ist auch ein Faktor, wir sind nach wie vor ein großer Exporteur Richtung Weltmarkt. Innerhalb der EU sollten Landwirte auf die großen Anbauländer achten, Frankreich und auch Deutschland.
Meierhöfer: Wie schon in der Pandemie erleben wir derzeit, das Logistik ein entscheidender Kostenfaktor ist. Momentan werden Schiffsfrachten aus geopolitischen Gründen wieder teurer. Die politische Lage im Schwarzen Meer ist nach wie vor fragil, und auch die wiederholten Schiffskaperungen und Raketenangriffe durch Huthi-Rebellen im Roten Meer treiben die Schiffsfrachten durch Umwege, was auch auf die agrarischen Commodities abfärbt.

 Welchen Einfluss hat China?
Striewe:
Dort braut sich etwas zusammen. China baut derzeit wahrscheinlich Bestände and Getreide, Ölsaaten und anderen wichtigen Rohstoffen auf. Mittelfristig tut Peking gerade alles, um von den hohen Rohstoffimporten runterzukommen, beispielsweise durch Produktivitätssteigerungen mit gentechnisch veränderten Kulturen. Gleichzeitig lahmt die chinesische Wirtschaft, weshalb seltener Fleisch auf den Teller kommt. Das bremst die dortige Veredlungsproduktion und es wird auf Sicht weniger Tierfutter in Ländern wie Brasilien nachgefragt, das sich andere Märkte suchen muss.
Meierhöfer: Bestimme Entwicklungen in China gehen ganz klar in die falsche Richtung, ob die Lieferung von falsch deklariertem Palmöl oder die mutmaßlich betrügerischen Upstream-Emissions-Reduktions-Projekten (UER). Hier haben wir offensichtlich ein systemisches Problem. China kann sich als „Big Player“ mit solchen Betrügereien am Ende aber oft durchsetzen, auch weil in der EU-Kommission der politische Wille fehlt, Peking Einhalt zu gebieten.

 Wie ist die Lage bei den Ölsaaten?
Striewe: Die jüngst verhängten Anti-Dumping-Zölle auf Biodiesel sind für den europäischen Markt und damit für die Rapspreise positiv. In Europa sind die diesjährigen Rapserträge  flächendeckend enttäuschend. Die Ernteschätzungen werden deshalb absehbar weiter nach unten revidiert. Auch deshalb mussten für neuerntigen Raps Ende Juli an der Matif zeitweise wieder mehr als 500 Euro/t angelegt werden. Wo die Sonnenblume heranwächst, also in Teilen Russlands, der Ostukraine aber auch auf dem Balkan, hatten wir zwischenzeitlich 40 Grad. Also wird es auch keine üppige Sonnenblumenernte geben.
Meierhöfer: Beim Raps sieht es diesem Jahr für die Vermarkterseite sowohl schlecht als auch gut aus. Die Erträge sind zwar vielerorts schwach, wir sehen aber aktuell und auch für 2024/25 weltweit ein Versorgungsdefizit. Es wurde weniger angebaut, und die Rapsreserven werden bis zum Saisonende vermutlich weiter schrumpfen. Umgekehrt ist der Verbrauch nach wie vor relativ hoch, und Raps ist bekanntlich nicht so leicht austauschbar wie Weizen. Die Preise dürften sich daher eher noch weiter nach oben bewegen. Wer in diesem Jahr also in der Fruchtfolge noch Platz hat, der macht sicherlich nichts falsch, wenn er mehr Raps anbaut. age

Tierschutz nicht vergessen

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Ausbrüche von ASP in hessischen Hausschweinebeständen häufen sich. Der Bundesverband Rind und Schwein (BRS) fordert die Durchsetzung unpopulärer Maßnahmen: Aus Gründen des Tierschutzes und zur Vermeidung einer weiteren Seuchenverschleppung sollten alle Schweine in der infizierten Zone getötet werden dürfen.

Der BRS fordert ein restriktives Vorgehen, weil die Gründe der Virusverschleppung weiter ungeklärt sind und intensive Schutzmaßnahmen die Ausbreitung bislang nicht verhindern konnten. Geltende Bestimmungen zur Verbringung schlachtreifer Tiere sowie fehlende Schlachtbetriebe, die solche Tiere aufnehmen, auch wenn sie getestet wurden, lassen für den BRS erneut massive Staus von Schweinen befürchten. Durch das stetige Wachstum der Schweine können ab einem gewissen Zeitpunkt die Mindestplatzanforderungen nicht mehr eingehalten werden. Das kann zu erheblichen Tierleid führen, fürchten die Experten des BRS.

Ein Seuchenausbruch sei für betroffene Tierhalter und die in den Sperrzonen indirekt betroffenen Betriebe ein emotionales und ökonomisches Desaster. „Die Infektionen des Bestands mit der ASP bedeutet für die Betroffenen häufig die Betriebszweigaufgabe. Das zeigten die Ausbrüche im Osten Deutschlands und zuletzt in Niedersachsen“, erklärt Dr. Nora Hammer, Geschäftsführerin des BRS.

Für den Verzehr geeignete, gesunde Tiere dürfen auch im Seuchenfall nicht getötet werden, wenn im Hausschweinebestand keine Seuche festgestellt wurde, denn das deutsche Tierschutzgesetz verbietet die Tötung von Tieren „ohne vernünftigen Grund“.

„Das ist auch gut so. Wenn der Bestand in einer Sperrzone liegt und aufgrund des Verbringungsverbots gegen Platzvorgaben der Tierschutznutztierhaltungsverordnung verstoßen wird und erhebliches Tierleid zu befürchten ist, dann muss die Frage gestellt werden, ob es sich hierbei nicht doch um einen vernünftigen Grund handelt“, beschreibt Nora Hammer die Problematik. Beim Fall in Niedersachsen entschloss man sich, dieser Forderung nicht Folge zu leisten, und dieses Systemversagen wiederholt sich nun in Hessen. Würde die Anzahl von rund 3.000 Tieren jetzt aus der infizierten Zone getötet, verhindere man nicht nur ein Übergreifen der Seuche auf gesunde Tiere, sondern beuge auch Tierschutzproblemen vor.

Der BRS fordert das Bundeslandwirtschaftsministerium umgehend auf, sich aus Gründen des Tierschutzes für die mögliche Tötung von Schweinen in infizierten Zonen in Europa einzusetzen. pm

Transportverbot nach Seuchenausbruch

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Die Ziegenpest, ein tödliches Virus, das Schafe und Ziegen befällt, wütet in Griechenland und Rumänien. Tausende Tiere wurde bereits gekeult, und die Regierungen beider Staaten haben Beschränkungen für Tiertransporte erlassen, um die Ausbreitung der Krankheit einzudämmen.

Der erste Ausbruch ereignete sich Mitte Juli in Thessalien, einem landwirtschaftlichen Zentrum Griechenlands. Die Region erholt sich noch immer von den verheerenden Überschwemmungen aus dem vergangenen September, die hohe Schäden verursacht und den Viehbestand der Region dezimiert haben.

Schaf- und Ziegenhalter in Griechenland dürfen ihre Tiere vorerst nicht mehr außerhalb ihres Betriebes verbringen. Das hat das Athener Landwirtschaftsministerium Anfang dieser Woche beschlossen, nachdem am Wochenende neue Fälle der Pest der kleinen Wiederkäuer (PPR) bekannt wurden. Laut Kostas Tsiaras, dem griechischen Minister für ländliche Entwicklung, wurden bisher etwa 14.000 Tiere gekeult, und Hunderttausende werden derzeit untersucht, berichtet der Nachrichtendienst Euractiv.

Tsiaras erklärte, es gebe keine schlüssigen Beweise dafür, wie das Virus nach Griechenland gelangt sei. Allerdings seien Importe aus Rumänien, das ebenfalls mit der Seuche zu kämpfen hat, gestoppt worden.

Sorge um Fetaproduktion

Der Minister bezeichnete die in der Stadt Elassona, einem wichtigen Herstellungsort von Fetakäse, festgestellten Fälle als „das große Problem“. Feta, der als Produkt mit geschützter Ursprungsbezeichnung (g. U.) eingetragen ist, wird aus Schafs- und Ziegenmilch hergestellt.

Die griechische Regierung hat zugesagt, den Landwirten beizustehen. Sie deutete an, dass sie Mittel aus der EU-Agrarreserve, die jährlich mit mindestens 450 Mio. € ausgestattet ist, beantragen wird, um die Verluste auszugleichen.

Rumänien hat nach Angaben der rumänischen Behörde für Veterinärwesen und Lebensmittelsicherheit 37 aktive Ausbrüche der Ziegenpest in Tulcea, Constanta und Timis zu verzeichnen, bei denen über 200.000 Tiere getötet wurden. Bukarest hat den Transport lebender Schafe und Ziegen und die Weidehaltung in den betroffenen Gebieten eingeschränkt sowie die Nutzung der gleichen Weide durch mehrere Herden verboten.

Im Dezember 2023 zählte Griechenland laut Angaben des Statistischen Amtes der EU (Eurostat) mit 2,88 Mio. Stück die meisten Ziegen in der EU, gefolgt von Spanien mit 2,29 Mio. sowie Frankreich und Rumänien mit jeweils knapp 1,3 Mio. Ziegen. Bei der Schafhaltung steht Griechenland in der EU mit 7,25  Mio. Tieren auf Rang drei. Führend sind Spanien und Rumänien, Ende 2023 mit einem Schafbestand von 13,6 und 10,19 Mio. Tieren.

LSD in Nordafrika

Derweil wächst in Spanien die Sorge um die mögliche Einschleppung einer anderen bei Wiederkäuern auftretenden Seuche, der Lumpy Skin-Krankheit (LSD). Diese Rinderkrankheit wird durch blutsaugende Insekten übertragen. Nachdem die LSD, bei der es sich nicht um eine Zoonose handelt, im Juli 2023 erstmals in Libyen aufgetreten ist, wurde sie vor wenigen Wochen auch in Algerien nachgewiesen. Binnen kurzer Zeit berichteten algerische Medien über fast 70 Ausbrüche bei Rinderhaltungen im Osten des Landes. Noch wurden keine Fälle aus Tunesien und Marokko gemeldet.

Spanien mahnt zur Vorsicht

Das Landwirtschaftsministerium in Madrid mahnte die Rinderhalter zu größter Sorgfalt. Das Auftreten dieser Krankheit hätte neben den direkten Tierverlusten und Produktionseinbußen Kosten für die Bekämpfung und Handelsbeschränkungen zur Folge, die im Fall von Drittländern auf ein Importverbot hinauslaufen dürften.

Seit 2012 hat sich die LSD im Nahen Osten, in Teilen Südosteuropas, auf dem Balkan, im Kaukasus, in Russland und Kasachstan verbreitet. Seit 2019 wird die Seuche auch aus Südostasien einschließlich Taiwan, China und Thailand gemeldet. In der EU kam es zwischen 2015 und 2017 in Griechenland und Bulgarien zu Ausbrüchen der LSD. Seitdem laufen in beiden Ländern Impfkampagnen sowie ein Überwachungsprogramm. Dieses Jahr fährt Griechenland ein spezielles Programm, um die Abwesenheit des Virus nachzuweisen. age

Ziegenpest

Die Pest der kleinen Wiederkäuer (Peste de petits ruminants = PPR) ist eine anzeigepflichtige, hochansteckende Viruserkrankung (Morbillivirus) der Schafe und Ziegen, die mit dem Erreger der Rinderpest (RPV) genetisch eng verwandt ist.

Sie ist nach Einteilung des neuen Tiergesundheitsrechts der EU eine Seuche der Kategorien A+D+E, die also normalerweise nicht in der Union auftritt und unmittelbar bekämpft, getilgt und überwacht werden muss. PPR ist endemisch in Afrika und weiten Teilen Asiens. Seit 2016 sind Fälle in Europa, insbesondere in der Türkei aufgetreten. Die Viruserkrankung verläuft akut mit hohem Fieber und führt meist zum Tod der Tiere. Empfänglich sind Schafe und Ziegen. Der Mensch kann sich nicht infizieren. bb

Waldbrandgefahr in Mitteleuropa wird weiter steigen

Die Waldbrandgefahr dürfte in den kommenden Jahren in ganz Europa deutlich steigen. Diese Entwicklung hat ein europäisches Forschungsteam unter Leitung von Senckenberg-Wissenschaftler Prof. Thomas Hickler im EU-Projekt „FirEUrisk“ bestätigt. Je stärker die Erwärmung des Klimas ausfalle, desto dramatischer entwickle sich das „Brandwetter“.

Daher werde es auch in bisher mäßig gefährdeten Gebieten in Mitteleuropa zunehmend zu gefährlichen Wetterbedingungen kommen, heißt es in der Projektstudie, die jetzt veröffentlicht wurde. Ausgewertet wurden Daten verschiedener hochauflösender Klimamodelle. Die Waldbrandgefahr werde sogar bei einer starken Verringerung der Treibhausgasemissionen weiter zunehmen, erklärte die Erstautorin der Studie, Jessica Hetzer vom Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum Frankfurt (SBiK-F). Selbst im Szenario mit dem geringsten CO2-Anstieg werde die mittlere sommerliche, wetterbedingte Waldbrandgefahr in Europa bis 2050 um 24 % gegenüber dem historischen Mittelwert zulegen. Bei hohen Treibhausgasemissionen werde diese Entwicklung aber noch deutlich drastischer ausfallen. Gleichzeitig seien immer mehr Regionen betroffen.

Die Forschenden unterstreichen die zunehmende Bedeutung von Frühwarnsystemen sowie der Brandüberwachung auch in bisher wenig betroffenen Regionen. In Zentraleuropa habe das Management von Waldbränden bisher nur eine geringe Priorität. Dadurch seien die Gemeinden teilweise nicht ausreichend auf längere Perioden mit hoher Feuergefahr vorbereitet.

Eine frühzeitige Berücksichtigung der zunehmenden Gefahrenlage könne ein Schlüssel sein, um künftige Katastrophen abzuwenden, bevor diese eintreten, heißt es in der Studie. „Hier brauchen wir dringend und kurzfristig ‚feuerbewusste‘ Entscheidungen bei Stadtplanung, Forstwirtschaft und Landbewirtschaftung, um sowohl den Wald als auch seine angrenzenden Gemeinden zu schützen“, betonte Hickler. Ein extremeres Brandwetter müsse keineswegs bedeuten, dass es auch mehr brenne.

Eingekleidet statt verkleidet

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Stefanie Diller, Expertin aus TV und Medien, hat weit über 1.500 Kunden erfolgreich eingekleidet. Sie erklärt, was Menschen zur optimalen Außenwirkung verhilft und achtet darauf, dass niemand verkleidet wird, sondern sich selber treu bleibt. Am Donnerstag, 26. September, ist sie zu Gast beim LandFrauenverband Schleswig-Holstein. Im Tagesseminar „She‘s got the look“ wird die Stil- und Imageberaterin aus Hamburg den Teilnehmerinnen zeigen, wie Sie mehr Stil, Profil und Ausstrahlung erreichen. Sie bekommen durch Modewissen, Austausch und Empfehlungen zudem mehr Klarheit für ihren eigenen kompetenten Auftritt. Das Seminar beinhaltet Impulsvorträge sowie die aktive Bearbeitung einzelner Themen. Anhand von Beispielen mit Kleidungsstücken und Accessoires werden Erfahrungen gesammelt.

Weitere Informationen und Anmeldung bis 12. September unter https://landfrauen-sh.de/bildungsangebote/seminare-online-anmeldung/

Holsteiner Versuchsnachmittag

Am 18. Juli fand der elfte Holsteiner Versuchsnachmittag zusammen mit der florum 2024 kompakt im Gartenbauzentrum in Ellerhoop statt und fand großen Anklang.

Über mehr als 120 Teilnehmer freuten sich die Kammermitarbeiter der Gartenbauabteilung gemeinsam mit dem Landesverband SH im Bund deutscher Baumschulen (BdB e. V.). Erstmals fanden die beiden Veranstaltungen – Versuchsnachmittag und florum – in Kombination im Gartenbauzentrum in Ellerhoop statt.

Jan-Peter Beese (LKSH) und Dr. Frank Schoppa (BdB) begrüßen die Gäste und eröffnen den elften Holsteiner Versuchsnachmittag + florum 2024 kompakt. Foto: Patrick Schnoor

So erfolgte auch eine gemeinsame Begrüßung durch Jan-Peter Beese (LKSH) und Dr. Frank Schoppa (BdB), die neben dem interessanten Tagesprogramm auch über das erst kürzlich vom Land Schleswig-Holstein bewilligte 4-jahres-Projekt „Nachhaltige Baumschulwirtschaft (NaBaum)“ berichten konnten. Danach stellte Dr. Thomas Karl Schlegel (Landesamt für Landwirtschaft und Gartenbau) umfangreiche Untersuchungen zur Lagerung von Eichensaatgut vor. Für die anwesenden Forstbaumschulen gab es den ein oder anderen Praxistipp und umfangreiche Hintergrundinformationen.

Über die maschinelle Ausbringung von spritzbarem Mulchmaterial berichten Dr. Michael Kirchinger und Theresa Bayerl (TFZ Straubing). Foto: Michael Kirchinger

Aktuelle Forschungsergebnisse lieferten im Anschuss Dr. Michael Kirchinger und Theresa Bayerl vom Technologie und Förderzentrum (TFZ) im Kompetenzzentrum für Nachwachsende Rohstoffe im bayrischen Straubing. Ein dort entwickeltes spritzbares Mulchmaterial zur Unkrautunterdrückung, welches nach einer Vegetationsperiode vollständig biologisch abgebaut wird, testeten die Wissenschaftler bereits erfolgreich im Obst-, Wein- und Gemüsebau. Die ersten Tastversuche für den Bereich Baumschule und Weihnachtsbaumanbau laufen nun gemeinsam mit dem Baumschulversuchswesen der LKSH. Die Thematik konnte vom Autoren mit seinem Vortrag zur „Unkrautunterdrückung mit verschiedenen Mulchmaterialien“ passend ergänzt werden.

Hendrik Averdieck (LKSH) erläutert einen umfangreichen Versuch zum Thema Stickstofffestlegung in torfreduzierten Substraten. Foto: Patrick Schnoor

Das letzte Vortragsthema wäre von seiner Dringlichkeit ganz vorne anzusiedeln gewesen, da der Klimaschutzplan der Bundesregierung einen weitgehenden Torfersatz für den Erwerbsgartenbau bis zum Jahr 2030 anstrebt. Hendrik Averdieck (LKSH) berichtete deshalb über die „Erfahrungen und Ergebnisse mit torfreduzierten Substraten in Schleswig-Holstein“, die in den vergangenen drei Jahren im Rahmen des Modell- und Demonstrationsvorhabens zur Praxiseinführung von torfreduzierten Substraten in Baumschulen (ToSBa) erarbeitet wurden.

Den vielfältigen Vorträgen schloss sich ein Rundgang durch den Versuchsbetrieb an. Dort wurden aktuelle Versuche unter anderem zu den Themen „Stickstofffestlegung in torfreduzierten Substraten“, „neue Mulchmaterialien im Container- und Freilandbereich“, „Auswaschungsverhalten mineralischer und organischer Dünger“ sowie „Alleebaumkultur in neuen Containertypen“ vorgestellt. Darüber hinaus bot eine Ausstellung von insgesamt zwölf Firmen (unter anderem Substrate, Dünger, Pflanzenschutz, Baumschulbedarf) die Möglichkeit, sich über deren derzeitiges Baumschulportfolio zu informieren.