Sie werden bei Login in den Shop auch automatisch auf der Bauernblatt-Website eingeloggt und können sich dann zukünftig mit dem gleichen Passwort auf beiden Websites anmelden.
Dagmar Friedrichsen-Jahnke aus Bergfeld im Kreis Ostholstein packt an. Ehrenamtlich und beruflich engagiert sich die LandFrau aus dem OV Lensahn mit Herzblut für Dinge, die ihr wichtig sind – ob Bauernhofpädagogik, Kommunal- und Verbandspolitik oder die Sache der Frauen. Bei einem Kaffee erzählt sie, was sie antreibt.
Ein Freitagnachmittag im Mai. Gerade ist Dagmar Friedrichsen-Jahnke vom Lehr- und Versuchszentrum Futterkamp zurückgekommen. Hier arbeitet die 49-Jährige auf Honorarbasis als Bauernhofpädagogin. In der zurückliegenden Woche betreute sie eine agrarpädagogische Klassenfahrt. 25 Schülerinnen und Schüler einer fünften Klasse erlebten fünf Tage Landwirtschaft pur, lernten etwas über Bodenbearbeitung, erkundeten den Kälber- und Kuhstall und entdeckten Interessantes rund ums Getreide. „Die Kinder waren toll und mit Feuereifer dabei“, freut sich Friedrichsen-Jahnke.
Mit Ehemann Jens, dem Nachwuchs Christian (19), Clas (22) und Carolin (24) sowie Schwiegervater Fritz lebt sie auf einem Ackerbau- und Milchviehbetrieb, der seit drei Generationen in Familienhand ist. Auf dem Hof macht sie die Buchhaltung und übernimmt die Vermietung einer Ferienwohnung. „Auch sind wir am von der Landwirtschaftskammer koordinierten Projekt Schulklassen auf dem Bauernhof beteiligt, das ich in Futterkamp umsetze. Kinder und Jugendliche erfahren dort mit allen Sinnen, woher die Milch kommt“, erzählt die LandFrau begeistert.
Wenn man die LandFrau so fröhlich und in sich ruhend auf dem Hof werkeln sieht, kann man sich kaum vorstellen, dass sie früher als Bankfachwirtin mit trockenen Zahlen jonglierte. „Nach der Geburt meiner Kinder war ich in diesem Bereich noch eine Zeit lang tätig, musste aber feststellen, dass es im Bankgeschäft nicht möglich war, Beruf und Familie unter einen Hut zu bekommen“, schaut sie zurück. Also traf sie die Entscheidung für eine berufliche Neuorientierung. Da kam das Fortbildungsangebot des LandFrauenverbandes zur Büroagrarfachfrau gerade recht. Später absolvierte sie eine Fortbildung zur Bauernhofpädagogin. Weitere Fortbildungen folgten. „Ich hatte großes Glück, dass Jens und meine Familie mich nach Kräften unterstützten. Eltern und Schwiegereltern hüteten ein, wenn ich unterwegs war. Mit meiner Schwiegermutter wechselte ich mich beim Kochen ab, das entlastete.“ Zusätzlich baute sie in ihrem 60-Seelendorf, das ein Ortsteil von Kasseedorf ist, ein Frauennetzwerk auf. „Zum Beispiel brachte eine Nachbarsmutter unsere Kinder morgens in den Kindergarten, ich holte sie mittags wieder ab. Die Fahrgemeinschaft war eine super Zeitersparnis.“
Im Kindergarten fiel auch der Startschuss für ihr ehrenamtliches Engagement. Sie wurde als Vorstandsmitglied in dessen Trägerverein gewählt, später in den Schulverein. Irgendwann sprach sie ein Bekannter an, ob sie auf dem Ticket der CDU für die Gemeindevertretung Kasseedorf kandidieren wolle. Mit dem Ansatz, sich sachlich mit den Aufgaben und Standpunkten auseinanderzusetzen, um konstruktive Lösungen zu finden, ergriff sie die Chance. „Heute bin ich Mitglied in der Gemeindevertretung und im Schulverband, ohne in der Partei zu sein“, stellt sie heraus. Auch wenn der Handlungsspielraum für Kommunalpolitikerinnen und Kommunalpolitiker begrenzt sei, finde sie es wichtig, mitzureden und mitzugestalten. „Frauen gehören dorthin, wo Entscheidungen getroffen werden. Über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen, sich für das Gemeinwesen einzusetzen, ist spannend und bereichernd, auch für die eigene Persönlichkeit.“ Negative Erfahrungen, nur weil sie eine Frau sei, habe sie bisher nicht gemacht. Deshalb möchte sie andere Frauen ausdrücklich ermutigen, in der Gemeinde aktiv zu werden. „Wir brauchen dort unterschiedliche Menschen mit unterschiedlichen Sicht- und Herangehensweisen. Wir brauchen die Expertise von Frauen und Männern, um verschiedene Lebenswirklichkeiten abzubilden“, ist sie überzeugt.
Gremien weiblicher machen
Ebenso bringt sie sich im Fachausschuss „Öffentlichkeitsarbeit“ des schleswig-holsteinischen Bauernverbands ein. „Ein offener und respektvoller Dialog zwischen der Landwirtschaft und den Verbraucherinnen und Verbrauchern liegt mir am Herzen“, betont sie. Leider seien Frauen in den bestehenden zwölf Fachausschüssen in der Minderheit. Von insgesamt rund 150 Ausschussmitgliedern seien nur drei weiblich, lediglich ein Fachausschuss habe eine Frau zur Vorsitzenden. Eine weitere Unternehmerin gehöre dem Landeshauptausschuss an. „Da ist noch Luft nach oben“, resümiert Friedrichsen-Jahnke. Frauen brächten sich auf den Höfen mit großem Sachverstand ein, da sollte es selbstverständlich sein, dass sich das in der Besetzung von Gremien widerspiegle.
Den vollständigen Beitrag finden Sie im aktuellen Bauerninnenblatt.
Frauen auf den Höfen sollten sich rechtzeitig um eine eigene finanzielle Absicherung kümmern. Schnell kann ihre Lebensgrundlage durch eine Trennung, Scheidung oder den Tod des Partners gefährdet sein, weiß Angelika Sigel. Die Diplom-Agraringenieurin und systemische Familientherapeutin arbeitet seit über 30 Jahren bei einer landwirtschaftlichen Familienberatungsstelle.
Immer wieder erlebt die Beraterin, dass Frauen in einer Trennungssituation fachlichen Beistand bei ihr suchen. Die Geschichten, die sie erzählen, ähneln sich. So hatten sich etliche auf dem landwirtschaftlichen Betrieb ihres Mannes mit Herzblut und Know-how eingebracht. Oft gaben sie dafür ihre eigene Erwerbstätigkeit auf oder reduzierten diese. Schließlich wollten sie tatkräftig mit anpacken, sich gemeinsam mit dem Partner etwas aufbauen. Manche butterten dafür sogar eigene Ersparnisse oder elterliche Erbteile zu. Teilweise arbeiteten sie unentgeltlich mit, versorgten Haus, Hof, Garten und Kinder und pflegten die Altenteiler und Altenteilerinnen.
Bevor eine Krise kommt
Erst als es in der Beziehung nach Jahren irgendwann zu kriseln begann, wurde ihnen schmerzlich bewusst, dass sie sich vorher nicht genügend Gedanken um ihre Risikoabsicherung gemacht hatten. Häufig mussten sie deshalb nach der Trennung mit leeren Händen vom Hof gehen und in eine finanziell ungewisse Zukunft starten. „Damit das nicht passiert, ist es wichtig, dass ein Paar früh und in konfliktfreien Zeiten offen über das Thema der finanziellen Absicherung der Frau spricht. Es darf kein Tabu sein. Auch wenn dies auf den ersten Blick unangenehm sein mag, beugt es doch späteren Enttäuschungen und Streitigkeiten vor“, ist Angelika Sigel überzeugt. Sich über die Rechtslage gründlich zu informieren und mit einer Anwältin oder einem Anwalt oder einer Notarin oder einem Notar einen entsprechenden Ehevertrag aufzusetzen, hält sie keineswegs für unromantisch oder übertrieben, sondern für selbstverständlich und dringend geboten.
Klare Regelungen
„Dabei muss es Ziel sein, zu unmissverständlichen, einvernehmlichen und tragbaren Regelungen zu kommen, die auf die jeweiligen Gegebenheiten, die wirtschaftlichen Möglichkeiten des Betriebs und die individuellen Bedürfnisse abgestimmt sind“, stellt die Beraterin heraus. Es lauerten bei diesem komplexen Thema einige Fallstricke, die es zu vermeiden gelte. „So hörte ich von einer Landwirtsfrau, die nach langer Ehe, in der sie auf dem Hof fleißig mitgeschafft hatte, beim Vermögensausgleich im Rahmen ihrer Scheidung keinen Cent bekam, weil eben ein Ehevertrag fehlte. Mit einem solchen hätte sie beispielsweise die Chance gehabt, für ihre Mitarbeit einen festen Ausgleichsbetrag pro Ehejahr zu vereinbaren.“
Meist sei es so, dass ein landwirtschaftlicher Betrieb im Scheidungsfall nicht nach dem Verkehrswert, sondern dem erheblich niedrigeren Ertragswert bewertet werde. Dies diene zwar dem Erhalt des Betriebs, habe aber zur Folge, dass Eingeheiratete ohne eine zusätzliche vertragliche Regelung finanziell kaum etwas zu erwarten hätten.
Angezeigt sei ebenfalls, zu Beginn der Ehe eine Bestandsaufnahme des eingebrachten Hausrats, des anderweitigen Besitzes und des Geldvermögens zu machen. „Das schriftlich erstellte Verzeichnis sollte man sich gegenseitig quittieren. Denn alles, was die Partnerin oder der Partner in die Ehe eingebracht hat, kann sie oder er nach der Scheidung behalten“, erklärt die Expertin.
Falls die Frau während der Ehe aus ihrem Vermögen einen Kredit für den Betrieb zur Verfügung stellt, rät Sigel, dies gleichfalls in einem Darlehensvertrag samt Rückzahlungsvereinbarung festzuhalten. Zudem könne eine Absicherung der Darlehen von Eheleuten im Grundbuch erwogen werden.
Unterschrift bei Krediten
Auch folgende Situation schilderten Ratsuchende mehrmals: Sie unterzeichneten bei der Bank den Darlehensvertrag für einen neuen Stallbau mit und bedachten nicht, dass sie dadurch langfristig mit ihrem eigenen Vermögen und Einkommen haften müssen. Bei einer Bäuerin kam es einige Zeit nach Leistung der Unterschrift zu einer wirtschaftlich schwierigen Situation im Betrieb und zu einer Trennung der Eheleute. Da der Mann den Darlehensvertrag nicht mehr bedienten konnte, forderte die Bank nun von seiner Frau, die Raten zu begleichen. Doch diese war damit finanziell hoffnungslos überfordert.
„Manchmal unterschreiben Frauen Verträge im guten Glauben mit, obwohl sie selbst gar nicht über ausreichende eigene Mittel verfügen, die sie im Haftungsfall einsetzen könnten“, meint Sigel und betont: „Eine Verpflichtung zur Mitunterzeichnung von Darlehensverträgen durch die Ehepartnerin besteht nicht. Wägen Sie solch einen Schritt sorgfältig ab!“ Das Gleiche gelte für Bürgschaften. Sie stellten ebenfalls ein hohes Risiko dar, trotz Scheidung bei aufgelaufenen Schulden des Expartners noch zahlen zu müssen.
Bei einer Beratung mit Angelika Sigel können Paare klären, wie sie die Absicherung der Frau auf dem Betrieb gewährleisten wollen. Foto: privat
Mitarbeit der Ehefrau
Ein weiterer Punkt, der besprochen gehört, ist die Ausgestaltung der Mitarbeit der Frau auf dem Betrieb. Hier kommen unterschiedliche Varianten für das Binnenverhältnis infrage. „Möglich sind ein Minijob der Ehefrau bis 450 € (520 € ab 1. Oktober 2022), ein reguläres Arbeitsverhältnis mit voller Sozialversicherungspflicht als Teilzeit- oder Vollzeitbeschäftigung, die unternehmerische Teilhaberschaft durch Gründung einer Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR) oder das Führen eines eigenständigen Erwerbzweiges“, zählt Sigel auf. Hier heiße es, individuelle Lösungen zu finden. „Für die richtige Wahl muss man die sozialversicherungsrechtlichen, steuerlichen und haftungsrechtlichen Konsequenzen detailliert prüfen. Patentrezepte gibt es nicht, kein Fall ist wie der andere.“
Öfters höre sie in Beratungsgesprächen, dass Partner, um die Beiträge für die Alterskasse zu sparen, pro forma auf den Minijob für die Ehefrau zurückgreifen. Das bedeute jedoch, dass diese keine oder nur sehr geringe Anwartschaften in der Rentenversicherung aufbauen könne und damit keine eigene Altersvorsorge habe. „Wenn keine Beiträge eingezahlt werden, sollte deshalb eine private Altersvorsorge erfolgen“, empfiehlt Sigel.
Vorsorge im Todesfall
Vorsorge sollte man zudem für den Fall treffen, dass der Ehepartner plötzlich einen Unfall erleidet, im Koma liegt, schwer erkrankt oder stirbt. Hier ist es hilfreich, wenn bereits ein Testament, gegenseitige Vorsorgevollmachten und eine Bankvollmacht in der Schublade liegen. Ergänzend macht eine Risikolebensversicherung Sinn, bei der sowohl der Partner als auch die Partnerin das Leben der oder des anderen absichert. Einen Notfallordner zusammenzustellen, in dem alle wichtigen Infos zum Betrieb und zur Familie gesammelt sind, ist auch ratsam. Hinweise hierzu gibt es bei der Landwirtschaftskammer oder bei den Kreisbauernverbänden.
Ohne Trauschein
Doch nicht nur für Eheleute, ebenso für Paare, die ohne Trauschein zusammenleben, ist die Absicherung der Frau relevant. In jüngster Zeit nahmen bei Angelika Sigel diesbezügliche Beratungsanfragen von Lebenspartnerinnen stark zu. „Es gibt in solchen Fällen durchaus gute Lösungen wie einen Partnerschaftsvertrag, die hier greifen können“, unterstreicht sie.
Ein Fall aus ihrer Sprechstunde zeigt auf, was geschehen kann, wenn eine Regelung unterbleibt: Eine Frau, 50 Jahre alt, lebte mit ihrem Partner über 20 Jahre auf seinem Hof. Unter der Woche ging sie einer Beschäftigung außerhalb des Betriebs nach, in ihrer Freizeit und am Wochenende arbeitete sie dort mit. Dann starb unerwartet ihr Lebensgefährte, und weil kein Partnerschaftsvertrag vorlag, fiel der Betrieb erbrechtlich an seine Eltern. Altenteilerin und Altenteiler bezogen die Partnerin bei den nun anstehenden Entscheidungen nicht ein. „Sie hatte kein Mitspracherecht, wurde wie eine Fremde behandelt. Letztendlich verlor sie ihren langjährigen Lebensmittelpunkt, musste die Wohnung auf dem Hof verlassen und ihre Mitarbeit beenden“, so Angelika Sigel.
Nicht warten, handeln
Manchmal erlebt die Beraterin, dass Frauen zunächst mit ihrem Anliegen allein in die Beratung kommen. Diese berichten mehrheitlich, dass ihre Männer zwar Verständnis dafür hätten, dass sie sich zu ihrer Absicherung informieren wollten, aber sie sähen teilweise nicht dieselbe Dringlichkeit, zeitnah tatsächlich aktiv zu werden. „Bei einem zweiten Gespräch, wenn der Partner mit dabei ist, mache ich darauf aufmerksam, dass es ja nicht darum geht, ihm das Geld aus der Tasche zu ziehen. Ich stelle sein eigenes Interesse in den Vordergrund, bei einem Beziehungsende durch eine kluge Vorsorge den Erhalt des Betriebs, die eigene Lebensgrundlage und die Versorgung von Frau und Kind oder Kindern abzusichern.“
Übrigens: Alle hier erwähnten Regelungen und privatrechtlichen Verträge können jederzeit nachgeholt werden, ob nach vielen Ehejahren oder kurz vor einer Scheidung. „Es ist nie zu spät, sich mit der rechtlichen Absicherung zu befassen und zu handeln“, betont Angelika Sigel. Als Einstieg empfiehlt sie die 56-seitige Broschüre „Ehe- und Erbrecht in der Landwirtschaft“, die beim Bundesinformationsdienst für Landwirtschaft unter praxis-agrar.de zum freien Download bereitsteht.
Externe Expertise einholen
Die Beraterin möchte ermutigen, sich im Bedarfsfall nicht zu scheuen, externe Hilfe in Anspruch zu nehmen, selbst wenn diese kostenpflichtig sei. Unterstützung bieten die landwirtschaftlichen Familienberatungen und Sorgentelefone, die landwirtschaftliche Sozialversicherung, sozioökonomische Beraterinnen und Berater, Steuerberaterinnen und -berater, Anwältinnen und Anwälte, Notarinnen und Notare. Über die LandFrauenvereine oder andere Einrichtungen finden Seminare, Vorträge und Bildungsangebote rund ums Thema Absicherung statt. Die Termine werden in den Medien, auf den Webseiten der Träger und in deren Veranstaltungskalendern bekannt gegeben.
Ansprechpartner
Bauernverband Schleswig-Holstein
Hans Friedrichsen, Tel.: 0 48 46-387
Klaus Dahmke, Tel.: 0171-972 72 23
Sorgentelefon für landwirtschaftliche Familien des Kirchlichen Dienstes in der Arbeitswelt (KDA)
Dr. Jan Menkhaus
Tel.: 0 4 31-55 77 94 50
sorgentelefon-online@web.de
kda-nordkirche.de/sorgentelefon
Literatur
Madame Moneypenny/Natascha Wegelin: „Wie Frauen ihre Finanzen selbst in die Hand nehmen können“, Rowohlt TB Verlag, 10,99 €, ISBN: 978-3-49 96 33-74-4
Herbert Grziwotz: „Eheverträge in der Landwirtschaft – Vermögens- und Vertragsrecht für Ehepaare“, HLBS-Verlag, 38 €
ISBN: 978-3-89 18 72-45-1
Steffi Bunzol und Autorinnen- und Autorenteam: „Ehescheidung in der Landwirtschaft – Rechts-, Gestaltungs- und Kalkulationshandbuch“, HLBS-Verlag, 54 €, ISBN: 978-3-89 18 72-41-3
Es gibt viel zu diskutieren auf der 90. Mitgliederversammlung des Deutschen Bauernverbandes (DBV), die am Dienstag, 14. Juni, und Mittwoch, 15. Juni, in Lübeck stattfindet. Die Landwirtschaft steht vor großen Herausforderungen und ist seit dem 24. Februar auf einmal Teil der Außen- und Sicherheitspolitik. Trotzdem gibt es auch interne Themen. Ein bemerkenswerter Punkt auf der Tagesordnung könnte TOP 5 werden, der ganz schlicht „Satzungsänderung“ heißt. Der DBV-Verbandsrat hat eine Satzungsänderung auf den Weg gebracht, mit der Unternehmerinnen in der Verbandsarbeit gestärkt und in die Entscheidungsgremien des Verbandes eingebunden werden sollen. Das fünfköpfige Vorstandsgremium des DBV soll um eine Person erweitert werden. Bei Annahme der Satzungsänderung durch die Mitgliederversammlung wird der Weg frei zur Wahl einer Bauernpräsidentin.
Seit seiner Gründung am 17. August 1948 als Dachverband und berufsständische Vertretung der Land- und Forstwirtschaft wird der DBV von Männern geführt und verwaltet. Das ist weder demokratisch noch zeitgemäß. So kann jetzt ein kleiner Punkt auf der Tagesordnung zu einem großen Schritt für den Bäuerinnen- und Bauernverband werden. Denn die Bäuerinnen sind unterrepräsentiert und bislang nicht sichtbar im öffentlichen Verbandsleben. Das bestätigen die wenigen gewählten Vertreterinnen und treten dafür an, dass der Verband weiblicher wird. Ein erster Schritt war am 10. Mai die Einsetzung des Fachausschusses „Unternehmerinnen in der Landwirtschaft” als Beschleuniger auf dem Weg dazu, jünger und weiblicher zu werden. Ein erstes Zeichen, denn 11 % der landwirtschaftlichen Betriebe in Deutschland werden von Frauen geleitet, in Schleswig-Holstein sind es 12 % und der Kreis Plön liegt hier mit 15 % an der Spitze. Das Interesse am Beruf unter den weiblichen Auszubildenden ist groß und ihre Zahl steigt. Mit 22 % war ihr Anteil in Schleswig-Holstein im Jahr 2020 mehr als doppelt so hoch wie 2001 und lag sogar 4 % über dem Bundesdurchschnitt.
Bei unserer Arbeit als Agrarjournalistinnen und -journalisten begegnen wir den Frauen in der Landwirtschaft und in der Agrarbranche auf Augenhöhe und lassen sie in diesem Bäuerinnenblatt besonders zu Wort kommen. Wir haben Interviews mit starken Bäuerinnen und Branchenfrauen geführt, sie gebeten, selbst über ihre Erfahrungen und Erwartungen zu schreiben, und wir berichten über ihre Wege in den Verband. Das klingt diesmal auch etwas anders. Denn wir verzichten beim Schreiben auf das generische Maskulinum, die grammatisch männliche Form, die sagt, dass ein Wort als allgemeingültiger Oberbegriff dient und Frauen unsichtbar „mitgemeint” sind. Manches an dieser Ausgabe des Bäuerinnenblattes wird für die Leserinnen und Leser eine Überraschung sein. Dass Frauen in der Landwirtschaft gut sichtbar sind, muss aber selbstverständlich werden.
Auf dem Acker- und Gemüsebaubetrieb der Kooperationspartner Leve Thießen und Björn Göser in Kronprinzenkoog, Kreis Dithmarschen, kommt neben einem mit Erdgas betriebenen Lkw seit September auch ein mit Erdgas betriebener Schlepper testweise zum Einsatz: der New Holland T6.180 Methan Power. Für die beiden Agrarbetriebswirte passt der Traktor bestens in das Energiekonzept des Betriebes, auf dem die Bausteine Landwirtschaft, Regenerative Energie und Transport gekoppelt werden und das auf Nachhaltigkeit und ein positiveres Image der Landwirtschaft setzt.
Auf mehr als 600 ha Marschböden bauen Thießen und Göser vor allem Kohlkulturen, Möhren, Speisekartoffeln, Winterweizen und Zuckerrüben auf zumeist arrondierten Flächen an. Der Betrieb mit 15 festen sowie bis zu 30 Saison- und zehn Aushilfskräften ist dabei von der Aussaat bis zur Ernte komplett eigenmechanisiert. Neben Schlagkraft und Arbeitsqualität legen beide Betriebsleiter besonderen Wert auf Ressourcenschonung und Nachhaltigkeit: „Wir wollen zeigen, dass sich die Landwirtschaft Gedanken um diese Themen macht und zukunftsorientiert denkt“, erläutert Leve Thießen. „Wir versuchen, überall Energie einzusparen oder Sektoren zu koppeln.“ So stammt etwa der Strom des Betriebes, dessen energieintensive Kühlung einen hohen Bedarf aufweist, zu 95 % aus den eigenen Windkraftanlagen.
Im Vergleich zu einem dieselbetriebenen Schlepper gleicher Größe konnten laut New Holland die Schadstoffemissionen beim Methanschlepper signifikant gesenkt werden.
Bereits Laster mit Gas in Betrieb
Um das geerntete Gemüse täglich nach Hamburg zu fahren, schaffte der Betrieb einen mit Compressed Natural Gas (CNG) betriebenen Iveco-Lkw mit einer Reichweite von rund 450 km an. Genug, um nach Hamburg und zurück fahren zu können. Betankt wird der Lkw auf der hofeigenen Erdgastankstelle. So sei letztlich auch der Kontakt zu New Holland – wie Iveco zum Konzern CNH gehörig – entstanden. „Das Gas ist günstiger als der Diesel und zudem ist der Lkw mautbefreit. Da hat sich die Anschaffung schnell gerechnet“, schildert Thießen. Bezogen werde das Erdgas bilanziell, ähnlich wie beim Kauf von Ökostrom, über die Wind2Gas Energy in Brunsbüttel. Aktuell sei dies nicht anders möglich, so Thießen, aber andererseits fördere man damit das Projekt in Brunsbüttel und investiere in die Zukunft. „Wind2Gas produziert mit 100 Prozent Windstrom über eine Elektrolyse Grünen Wasserstoff und speist diesen in das Erdgasnetz ein“, erklärt der 32-Jährige. Über eine Leitung landet das Erdgas direkt in der Hoftankstelle, von dort im Lkw und seit September auch im Methangasschlepper.
Der Methangasschlepper wird unter anderem auf dem Dithmarscher Acker- und Gemüsebaubetrieb getestet und dort universell eingesetzt, etwa zur Saatbettbereitung für den Spitzkohl.
Vorserienmodell in der Erprobung
Der Gemüsebaubetrieb von Leve Thießen und Björn Göser mit vorhandener Erdgastankstelle bot sich für New Holland zur praktischen Erprobung des T6.180-Vorserienmodells bestens an. Der Schlepper verfügt über eine Leistung von 159 PS (geboostet 175 PS), ein Drehmoment von 740 Nm und wird auf dem Dithmarscher Betrieb universell eingesetzt. Verbaut ist ein NEF-6,7-l-Gasmotor mit sechs Zylindern. Die Leistung entspricht laut New Holland der eines Standard-T6.180. Der Tankinhalt sind, aufgeteilt auf sieben Einzeltanks, 185 l – optional kommen 270 l in einem Front-Extender-Tank hinzu.
Alles wie gehabt: Auch die Tankanzeige gestaltet sich genau wie beim Diesel.
Eine Rechnung, die mehrfach aufgeht
„Wir haben ausschließlich Erdgas im Tank und können somit günstiger fahren“, erklärt Thießen. Der Preis pro Liter Erdgas betrage aktuell rund 80 ct gegenüber 1,60 € oder 1,70 € für den Liter Diesel. Besonders interessant sei die Rechnung für Betriebe mit eigener Biogasanlage, die nach Schätzungen Thießens bei etwa 40 ct/kg Gas liegen dürften. Um Biogas als Bioerdgas (auch Biomethan) nutzen zu können, muss zunächst die erforderliche Qualität hergestellt werden. Bei dem Verfahren der Biogasaufbereitung wird der Methangehalt im Biogas erhöht und gleichzeitig werden Kohlendioxid und weitere Bestandteile entfernt. Bei der eigentlichen Aufbereitung werde der Methangehalt von 50 bis 55 % auf bis zu 98 % erhöht, teilt New Holland mit. Der Energiegehalt von 1 kg CNG entspreche jenem von 1,33 l Diesel. Entsprechend weniger Kraftstoff in Kilogramm benötigen die mit CNG betriebenen Motoren: „Wenn der Diesel-Lkw bei uns 30 Liter verbraucht, verbraucht der CNG-Lkw 26 Liter“, erläutert Björn Göser.
Der Tankvorgang ist unkompliziert, sicher und dauert nur wenige Minuten.
Motorcharakteristik steht Diesel in nichts nach
Für Thießen und Göser ist der Betrieb des CNG-Lkw und des Methanschleppers eine Rechnung, die in vielerlei Hinsicht aufgeht – auch mit Blick auf die Motorcharakteristik: „Das Ansprechverhalten des Methantraktors steht einem dieselbetriebenen Schlepper in nichts nach“, schildert Göser. Der Motor laufe sogar etwas leiser. Im alltäglichen Betrieb sei praktisch kein Unterschied feststellbar und eine Umgewöhnung nicht notwendig. Einziges Manko: das Tankvolumen. „Unter Volllast, etwa vor einer Kreiselegge, ist der Tank nach fünf bis sechs Stunden leer“, schildert Thießen. Dies sei aber nicht das Hauptarbeitsgebiet. In der Gemüseproduktion könne der Schlepper beispielsweise tagelang im Standgas vor einem Erntewagen herfahren oder längere Zeit einfache Arbeiten verrichten. Das Auftanken dauere bei leerem Tank etwa 10 min, sei kinderleicht und sicher. Eine Tankinfrastruktur sollte für einen wirtschaftlichen Betrieb allerdings vorhanden beziehungsweise in der Nähe sein. Bei angebautem Front-Extender-Tank könne zudem kein Frontlader verbaut werden. Für Thießen sind „das eben die Kompromisse, die man eingeht“.
Die Erdgastankstelle auf dem Hof ist mit einem Anfahrschutz gegen Beschädigung gesichert. Auf dem Gemüsebaubetrieb sind viele Fremd-Lkw unterwegs.
Laut New Holland verringere sich beim Methangasschlepper der Ausstoß gegenüber den Grenzwerten der Abgasnorm Stufe V bei CO um 75 %, bei NMHC (NonMethane Hydrocarbon) um 90 %, PM (Particulate Matter, besser bekannt als Feinstaub) um 98 %, NOx (Stickoxide) um 62 % und zudem bei CO2 um 10 bis 15 %. Vorteile ergäben sich auch in Bezug auf Abgasnachbehandlung und Wartung: So seien etwa keine Abgasrückführung, kein Dieselpartikelfilter und keine aktive Regeneration notwendig. Ein einfacher Dreiwegekatalysator reiche aus, um die Abgasnorm der Stufe 5 zu erfüllen.
Ole Nagel, Verkäufer für Neu- und Gebrauchtmaschinen bei der Firma Wüstenberg Landtechnik in Börm, verweist zudem darauf, dass diese Werte ohne den Zusatz von industriell hergestelltem AdBlue erzielt würden. Gerade mit Blick auf steigende Preise oder eine stockende Versorgung sei dies ein interessanter Aspekt. Derzeit werde im T6.180 Methan Power das ElectroCommand-Getriebe verbaut. Hersteller New Holland arbeite daran, dem Methanschlepper auch ein stufenloses Getriebe zu verpassen und in Zukunft andere Motorengrößen auf den Markt zu bringen.
Der Front-Extender-Tank beherbergt drei je 90 l fassende Gastanks quer zur Fahrtrichtung. Zusammen mit den sieben direkt am Schlepper verbauten, 185 l fassenden Tanks ergibt sich ein Gesamtvolumen von 455 l.
Förderung wünschenswert
Um einen Motivationsschub zu geben, in derartige Technik zu investieren, halten Björn Göser und Leve Thießen eine zukünftige Förderung der gesamten Anschaffungssumme für wünschenswert. Zuletzt hätten Förderprogramme lediglich 40 % auf die Differenz zur Anschaffungssumme eines dieselbetriebenen Schleppers beigesteuert. „Der CNG-Schlepper würde sich im Investitionsprogramm Landwirtschaft als nachhaltige und innovative Technik gut wiederfinden“, ist Thießen überzeugt. Den jüngst eingeschlagenen Weg, praktikable Alternativen zum Diesel zukünftig auf noch breiterer Basis zu nutzen, wollen die jungen Betriebsleiter in jedem Fall weiterverfolgen.
Mit knapp 1.000 Gästen aus Politik, Wirtschaft und Kultur war der Empfang des Ministerpräsidenten zum Schleswig-Holstein-Musikfestival (SHMF) in der Landesvertretung in Berlin so gut besucht wie selten zuvor. Kein Wunder, musste doch in den vergangenen beiden Jahren coronabedingt auf das beliebte kulturelle Gartenfest im Herzen der Hauptstadt verzichtet werden. Die Freude über das lang ersehnte persönliche Wiedersehen prägte zusammen mit dem ausdrucksvollen Auftaktkonzert und dem vorsommerlichen Ambiente den Abend. Im Garten präsentierten Gütezeichen-Erzeuger und -Erzeugerinnen heimische Produkte wie Lammspezialitäten aus Viöl, Holsteiner Katenschinken, Glückstädter Matjes, Fördegarnelen und Räucherkarpfen sowie zahlreiche Spezialitäten der KäseStraße.
Es war eine der schönsten Überraschungen des diesjährigen Hamburger Spring-Derbys: Nach 47 Jahren siegte erstmals wieder eine Frau – und dann noch eine gebürtige Hamburgerin, die in Schleswig-Holstein lebt. Cassandra Orschel konnte es kaum fassen, als sie das blaue Band umgelegt bekam. Doch wer ist eigentlich diese Reiterin, die das schwerste Springen der Welt für sich entscheiden konnte?
Cassandra Orschel ist gebürtige Hamburgerin, reitet aber seit fünf Jahren für Polen, die Heimat ihrer Mutter, und lebt in Schleswig-Holstein. Ihre Turnierkarriere als erfolgreiche Ponyreiterin startete sie 2001 und wurde bereits fünf Jahre später Deutsche Meisterin der Pony-Springreiter.
Als sie auf Großpferde umstieg, ging die Erfolgsserie weiter. Zu ihren jüngsten Erfolgen gehört unter anderem der Titel der Landesmeisterin 2020. Auch in diesem Jahr hat sie schon ihr Können unter Beweis gestellt: „Besonders stolz bin ich auch auf meinen zweiten Platz in der Qualifikation zum Großen Preis von Herning in Dänemark. Das fühlte sich nach der langen Corona-Pause wie ein echtes Comeback an“, erzählt sie und fügt hinzu: „Toll war auch das Turnier in Leipzig. Zwei Nullrunden bei so starker Konkurrenz abzuliefern und Dritte zu werden, das war schon ein besonderer Tag für mich.“
Der Weg zum Erfolg ist in ihrem Fall ein eher ungewöhnlicher. Oft steht hinter den jungen Topreiterinnen eine pferdebegeisterte Familie mit eigenem Stall oder eigener Zucht. Doch Cassandra Orschel kann sich nicht auf eine reiterliche Rückendeckung ihrer Eltern stützen: „Meine Mutter und mein Vater haben gar nichts mit Pferden zu tun“, sagt sie. „Aber natürlich stehen sie mir in meiner sportlichen Karriere bei, wo sie nur können.“
Alles allein geschafft
Mittlerweile hat sie eine Sponsorin: die Firma Fundis Reitsport. Die Ausstatterin unterstützt neben Orschel nicht nur hochkarätige Turnierreiter und -reiterinnen wie Julia Krajewski oder Ludger Beerbaum, sondern auch die Showreiterin Kenzie Joana Dysli, die in diesem Jahr die Hauptrolle bei Cavalluna spielt.
Cassandra Orschel ist gebürtige Hamburgerin und lebt in Schleswig-Holstein. Auf ihrem Weg zum Erfolg verlässt sie sich lieber auf ihren Fleiß als auf das Glück. Foto: Jendrik Rehpenning
Was an der sympathischen Blondine auch noch außergewöhnlich ist: Eine echte Ausbilderin oder Förderin, die sie über Jahre begleitet, hatte sie nie. „Ich habe mir eigentlich immer alles selbst beigebracht und erarbeitet“, erklärt sie ihren Erfolg. „Das ist auch etwas, worauf ich wirklich stolz bin: dass ich so viel allein geschafft und erreicht habe. Früher habe ich noch als Glücksbringer immer 13 Zöpfe in die Mähnen meiner Pferde geflochten. Heute muss ich mich nicht mehr auf Glück allein verlassen, sondern sehe, dass mein Motto ‚Ohne Fleiß kein Preis‘ mich wirklich weiterbringt.“
Seit 2016 sitzt Cassandra Orschel quasi Vollzeit im Sattel. Zurzeit hat sie ihre Pferde in Sehestedt, Kreis Rendsburg-Eckernförde, auf dem Hof der Familie Ahlmann, mit deren Sohn Paul sie liiert ist. Wenn sie mal den Stall verlässt, geht sie gern shoppen, ins Fitnessstudio oder genießt die Zeit mit ihrer Familie, ihrem Freund und ihren zwei Hunden. „Die alle sind mit den Pferden das Wichtigste in meinem Leben“, sagt die 29-Jährige.
Trotz Steigens gekauft
Ihre Pferde bilde sie übrigens alle selbst aus, auch ihr Derby-Siegerpferd Dacara E. Die Stute besitzt sie schon seit sechs Jahren und hat sie nach einem schwierigen Start langsam und vorsichtig aufgebaut. „Beim Probereiten ist Dacara sogar ein paar Mal gestiegen“, erinnert sich Orschel. „Das war vor sechs Jahren auf der Holsteiner Frühjahrsauktion. Aber ehrlich gesagt war ich von Anfang an in sie verliebt – ich habe eine große Schwäche für Fuchsstuten.“
Die Cancara-Caretino-Tochter aus der Zucht von Gerd Eggers aus Stadum, Kreis Nordfriesland, war eigentlich nicht für den Derby-Ritt geplant. „Aber sie hat mir im Training so viel Sicherheit gegeben, dass ich es einfach probieren wollte“, so die Reiterin.
Als Siebte ging Orschel an den Start und blieb lange Zeit mit nur einem Abwurf auf Rang eins. „Das freut mich natürlich, aber es kommen ja noch sehr starke Reiter“, sagte sie in der Pause ganz gelassen dem NDR. Doch auch die Konkurrenz, Sandra Auffarth und Frederic Tillmann, kassierte je vier Strafpunkte, genau wie der dreifache Derby-Sieger André Thieme. Im Stechen ritt Cassandra Orschel die einzige Nullrunde und gewann so vor 20.000 Zuschauenden das 91. Deutsche Spring-Derby. „Am meisten war ich gerührt, als mir Fränzchen Bockholt gratulierte“, gibt die Siegerin zu. „Wir beide hatten Tränen in den Augen.“ Nun steht der Name Cassandra Orschel auf der Liste der Derby-Sieger und -Siegerinnen, gemeinsam mit Legenden wie Ludger Beerbaum, Achaz von Buchwald und Fritz Thiedemann. Deutsche Meisterin war man mal, Derby-Siegerin bleibt man für immer.
Angesichts der langen Krise in der deutschen Schweinehaltung hat der Deutsche Bauernverband (DBV) von Politik und Handel schnelle und umfassende Lösungen gefordert. „Unsere Schweinehalter haben derzeit den Eindruck, dass es Teilen der Politik weniger um den schnellen Umbau als vielmehr um die Beschleunigung des Ausstiegs aus der Schweinehaltung geht“, moniert der Präsident des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbandes (WLV) und DBV-Veredlungspräsident, Hubertus Beringmeier.
„Gute Absichten allein reichen nicht, den Ankündigungen müssen endlich Taten folgen“, betonte Beringmeier vergangene Woche anlässlich einer Krisensitzung des DBV-Fachausschusses Schweinefleisch. Der Fachausschuss hält unter anderem die Einführung einer verpflichtenden Haltungs- und Herkunftskennzeichnung für Schweinefleisch einschließlich der Ferkelerzeugung für dringend erforderlich. Dafür sollte es bis zum Jahreswechsel auch einen verbindlichen Fahrplan zur Einbeziehung von Fleischwaren und sämtlichen Absatzkanälen geben. Gefordert wird zudem die zügige Umsetzung der vom Kompetenznetzwerk Nutztierhaltung empfohlenen Maßnahmen, insbesondere ein Tierwohlvorrang im Bau- und Immissionsschutzrecht sowie ein tragfähiges Finanzierungskonzept für den Umbau.
Der DBV rief zudem Fleischverarbeitung, Lebensmitteleinzelhandel, Gastronomie und Großverbraucherinnen auf, die angekündigte Herkunftskennzeichnung im Sinne von 5xD endlich in der Fläche umzusetzen. Aktuell sei nämlich zu beobachten, dass deutsches Schweinefleisch durch billigeres aus anderen Ländern ersetzt werde. Zudem sollte es verstärkte gemeinsame Aktionen der Marktpartnerinnen zur Bewerbung der heimischen Schweinefleischerzeugnisse mit ihren hohen Standards geben. Nötig wäre darüber hinaus laut Bauernverband ein Aussetzen anstehender gesetzlicher Verschärfungen für die Schweinehaltung, die zu einer Verlagerung der Erzeugung ins Ausland mit geringeren Standards führten.
Wie dramatisch die Lage in der deutschen Schweinhaltung ist, belegt eine aktuelle Studie der Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands (ISN). Bei der Vorstellung der Ergebnisse gab Dr. Karl-Heinz Tölle, Geschäftsführer der ISN-Projekt GmbH, vergangene Woche Mittwoch zu bedenken, dass die Studie bereits im Januar fertiggestellt worden sei und sich somit auf den Zeitraum bis zum Jahresende 2021 beziehe. Die grundsätzlichen Ergebnisse der Studie hätten aber weiter Gültigkeit.
Angesichts der exorbitant gestiegenen Futterkosten bei längst nicht ausreichenden Erlösen werde die katastrophal schlechte finanzielle Lage der deutschen Schweinehalterinnen und -halter täglich schlimmer. Immer mehr Betriebe stiegen aus. Durch zahlreiche Betriebsaufgaben sei inzwischen der niedrigste Schweinebestand seit 25 Jahren in Deutschland erreicht, so die Studie. Die lang anhaltende „Multikrise“ verschärfe die finanzielle Situation der Betriebe immer weiter und beschleunige den Strukturbruch erheblich. Das Zusammentreffen der Corona-Pandemie und der Afrikanischen Schweinepest in Deutschland habe deutlich gemacht, was für eine Verbesserung der Resilienz in der Schweinehaltung notwendig sei. Dazu gehöre, neben primär auskömmlichen Erlösen, insbesondere auch das stärkere „Denken in Lieferketten“ bei allen Beteiligten. Die größte Gefahr für die Resilienz der Schweinehaltung sei zum einen das überhastete und gleichzeitig das verzögerte Handeln der öffentlichen Hand. So seien zum Beispiel Änderungen im Arbeitsschutzgesetz sehr schnell umgesetzt, wichtige und drängende Maßnahmen zur Aufrechterhaltung der Lieferkette auf der anderen Seite dagegen verzögert worden. age
Die komplette ISN-Studie mit Grafiken und Tabellen zur Entwicklung der Schweinehaltung finden Sie in der Schriftenreihe der Rentenbank, die die Studie unterstützt hat.
Die Idee zu einem Videowettbewerb von Klassenlehrerin Claudia Pfalzgraf vom Berufsbildungszentrum (BBZ) am Nord-Ostsee-Kanal fand jetzt in der Höla mit der Preisverleihung ihren Abschluss.
Mit dabei die Gewinnerinnen und Gewinner, aber auch die Unterstützenden der Aktion. So war unter den Gästen Klaus-Peter Lucht, Vorsitzender des Kreisbauernverbandes Rendsburg-Eckernförde, der sofort von der Idee begeistert war und den Wettbewerb zusammen mit dem Bäuerinnenblatt initiierte. Bei der Preisübergabe erhielten die Gewinnerinnen und die Gewinner Jonas Doepner (1.), Larissa Jürgensen (2.) und Felix Schwartz (3.) Zubehör wie Stativ und Kopfhörer fürs Filmen mit dem Smartphone. Für die Plätze vier und fünf, die an Tim Burmester und Luise von Hollen gingen, hatte Videofilmer und Workshopleiter Matthias Süßen das „Insider-Stativ”, eine Weinflasche mit Gummi mitgebracht. Neben den Stimmen der Jury hatte auch eine Abstimmung auf dem YouTube-Kanal des Bäuerinnenblattes über die Sieger entschieden.
Bei der Preisverleihung wurde mehrfach betont, dass junge Landwirtschaftsschülerinnen und -schüler gern häufiger kurze Videoclips nutzen sollten, um darzustellen, was die Landwirtschaft bedeutet. Anregung bieten die prämierten Videos, zu finden auf dem Bauernblatt-YouTube-Kanal.
Vom Leben auf dem Land ist Steffi Fock aus Rodenbek im Kreis Rendsburg-Eckernförde schon immer begeistert. Der Masterstudentin der Agrarwissenschaften, die an der FH in Rendsburg studiert, geht es aber um mehr als um stimmungsvolle Motive für Instagram und Co.: Die 25-Jährige setzt sich mit ihrem Engagement tatkräftig für den ländlichen Raum ein: Ob bei der Landjugend, der freiwilligen Feuerwehr, der plattdeutschen Theatergruppe oder in der Gemeindevertretung.
Dass das Engagement für den ländlichen Raum viele Facetten hat und ganz offenbar glücklich macht, merkt man Steffi Fock sofort an. Gemeinsam mit ihrem Vater, der zudem ein Lohnunternehmen betreibt, hat sie eine GbR gegründet und bewirtschaftet südwestlich der Landeshauptstadt Kiel rund 100 ha Acker- und 20 ha Grünland im Vollerwerb. Dazu kommt die Haltung von Mastrindern, ein Hühnermobil mit aktuell 250 Hühnern und ein Hofladen. „Vorige Woche waren es noch 350 Hühner“, sagt Steffi und deutet auf den Hofladen, mit dem sie selbst auf dem Betrieb eine Direktvermarktung etabliert hat. Nach dem Abitur entschied sich Steffi zunächst für ein duales Studium der Betriebswirtschaftslehre in Hamburg, stellte aber schnell fest, dass reine Betriebswirtschaft und das Leben in der Großstadt nicht das Richtige sind. Also sattelte sie auf Agrarwissenschaften um. Während des Bachelorstudiums konnte die Rodenbekerin auf einem Milchviehbetrieb in Neuseeland bereits eine Menge praktischer Erfahrung sammeln. An der Arbeit in der Landwirtschaft schätzt sie besonders die abwechslungsreiche Tätigkeit und die –zumeist – freie Zeiteinteilung. „Und natürlich hat die ländliche Gemeinschaft einfach ihren gewissen, manchmal etwas raubeinigen Charme“ sagt sie. Zu zart besaitet dürfe man da manchmal eben nicht sein.
Leben und Arbeiten geht oft mit Ehrenamt einher
Das Leben und Arbeiten auf dem Land gehe oft einher mit ehrenamtlichen Tätigkeiten, erklärt sie. Zwei Jahre war Steffi Mitglied im Vorstand der Landjugend Flintbek. Ob demokratische Entscheidungsfindung, die Übernahme von Verantwortung, das Zulassen anderer Meinungen oder der fachliche Austausch – all das hat Landwirtin dort in einer großartigen Gemeinschaft mitnehmen können. Aktuell engagiert sie sich in einer landesweiten Projektgruppe mit dem Ziel, den Landjugendgedanken besser nach außen zu transportieren.
Daneben ist Steffi Mitglied in der der Freiwilligen Feuerwehr Rodenbek, spielt – wenn es die Zeit zulässt – in der örtlichen plattdeutschen Theatergruppe „Theoterlüüd vun Rodenbek“ mit und ist bürgerliches Mitglied im Gemeinderat. „Das Dorfleben zu unterstützen, gehört für mich einfach zum Leben hier dazu“, erklärt sie. Etwas selbstkritisch sagt Steffi aber auch: „Wenn man an vielen Stellen mitmischt, kann man nicht überall ganz vorne mit dabei sein.“
Über die Landwirtschaft zu informieren ist Steffi Fock ebenfalls ein Anliegen: „Das Image der Branche zu verbessern bekommt man meiner Meinung nach nur hin, wenn man die Leute mit ins Boot holt und sich nicht rechtfertigt, sondern erklärt, was wir machen.“ Bereitwillig informiert sie daher auch Kundinnen und Kunden ihres Hofladens über die Zusammenhänge in der Landwirtschaft oder lässt sich bei Instagram in die Karten gucken.
Dass junge Frauen in der Branche voll akzeptiert werden, davon ist Steffi überzeugt. Unschöne Situationen habe sie selbst noch keine erlebt. Wenn auf dem Hof mal jemand nach dem Chef fragt, entgegnet sie taff: „Steht vor Ihnen“. Die meisten reagierten interessiert und angetan, manche auch etwas erstaunt. An junge Frauen, die sich für einen Beruf in der Landwirtschaft interessieren, appelliert sie: „Seid selbstbewusst und macht was draus! Ihr könnt was – und darauf müsst ihr euch verlassen.“ Dennoch solle frau auch bereit sein, Hilfe anzunehmen und offen zu bleiben.
Den vollständigen Beitrag lest ihr in der aktuellen Bauernblattausgabe 23/2022.
Wer liebt sie nicht, die leckeren roten Früchtchen, die hierzulande die Beerensaison eröffnen? Botanisch gesehen handelt es sich bei der Erdbeere um eine Sammelscheinfrucht. Sie trägt die eigentlichen Früchte der Pflanze: die kleinen, grünen Samenkörner auf der Außenhaut. Damit es auch im nächsten Jahr wieder mit einer guten Ernte klappt, gilt es einige Dinge zu beachten.
Augenmerk sollte man auf die optimale Düngung der Pflanzen legen. Erdbeeren lieben einen lockeren, humosen und tiefgründigen Boden. Da humos nicht mit nährstoffreich gleichzusetzen ist, empfiehlt sich eine vorsichtige Verwendung von Stickstoff. Dies gilt auch für überreichliche Kompostgaben, denn das „schwarze Gold“ kann je nach Ausgangsmaterial zu nährstoffreich für Erdbeeren sein. Aufgrund dessen können die Pflanzen ins Kraut schießen und die Blütenbildung vernachlässigen. Optimal hingegen ist ein spezieller Beerendünger mit einem erhöhten Kaliumgehalt. Er wirkt sich positiv auf die Fruchtbildung aus. Die Dosierung erfolgt nach Packungsanweisung, bei einmal tragenden Erdbeeren in der Regel im Frühjahr beim Austrieb und nach der Ernte. Immer tragende und andere, sogenannte remontierende Erdbeeren im Topf oder Balkonkasten erhalten alle zwei Wochen einen flüssigen organischen Blühpflanzendünger. Tipp: Für die Topfkultur Kräutererde verwenden, sie ist nicht so stark mit mineralischem Dünger versetzt. Erdbeerwurzeln können empfindlich auf Düngersalze reagieren. Wer ein Erdbeerbeet im Sommer neu anlegt, wartet mit der Düngung, bis die Pflanzen junge Blätter austreiben. Die neu gebildeten Wurzeln können dann den Dünger aufnehmen.
Nach der Ernte schneidet man die Erdbeeren mit der Gartenschere zurück, so dass das Herz unverletzt bleibt. Foto: Karin Stern
Eine sehr wichtige Pflegearbeit besteht in dem Entfernen der alten Blätter und nicht benötigten Ranken nach der Ernte. Dabei ist darauf zu achten, dass das Herz der Pflanze stehen bleibt. Da das Laub nach der Ernte häufig bereits von Pilzen befallen ist, sollte es über die Biotonne entsorgt werden. Der frische Austrieb erscheint nun gesund und die Pflanzen legen dank der guten Kaliumversorgung reichlich mikroskopisch kleine Blütenansätze für das kommende Jahr an. Während des Neuaustriebs ist eine gleichmäßige und ausreichende Wasserversorgung sehr wichtig. Tipp: Vom Frühjahr bis zum Herbst generell kranke Blätter ausputzen, insbesondere bei den immer tragenden Sorten.
Für Erdbeeren ist das Ausbreiten einer Mulchschicht aus Stroh gleich in doppelter Hinsicht wertvoll. Die Früchte liegen trocken und sauber, sodass die Gefahr von Grauschimmel reduziert ist. Außerdem lieben Erdbeeren die Sonne von oben, schätzen jedoch schattige Füße. Die Strohschicht hält den Wurzelbereich schön feucht. Man breitet sie am besten während der Blüte aus, dann ist der Boden ausreichend erwärmt. Nach der Ernte wird sie beiseite geräumt, um Rückschnitt und Düngung zu erleichtern.
Die kleinen grünen Nüsschen auf der Haut der Früchte sind die Samen der Erdbeeren. Foto: Karin Stern
Für eine ertragreiche Ernte schmackhafter, großer und saftiger Früchte ist eine gute und gleichmäßige Wasserversorgung entscheidend. Dies gilt vor allem vom Austrieb der Blütenknospen bis zum Ausreifen der Früchte. Beim Gießen sollte das Benetzen der Blätter möglichst vermieden werden, um nicht noch zusätzlich Pilzkrankheiten zu fördern. Manche Gärtnerinnen mit großen Beeten legen eine Tröpfchenbewässerung. Einmal im Frühjahr installiert, sorgt sie dafür, dass die optimale Wassermenge an die richtige Stelle kommt.
Für regelmäßigen, hohen Ertrag muss der Erdbeerbestand immer wieder verjüngt werden. Die Stauden sind zwar langlebig, verlieren jedoch ab dem dritten Standjahr an Vitalität. In der Folge bilden sich nur noch wenige und sehr kleine Früchte. Daher wird es nach zwei Ernten Zeit zum Austausch der Pflanzen. Entweder kauft man von Juli bis spätestens Mitte August Setzlinge im Gartenhandel oder man zieht seine Jungpflanzen selbst aus Ablegern heran. Alle paar Jahre sollte der Bestand jedoch durch frische, gesunde Pflanzen aus dem Gartenhandel ersetzt werden. Das mindert das Risiko, Krankheiten und Schädlinge über die vegetative Vermehrung weiterzugeben. Außerdem können so immer mal wieder neue Sorten ausprobiert werden. Tipp: Die Ableger in kleinen, mit Gartenerde gefüllten Töpfchen direkt neben der Mutterpflanze bewurzeln lassen und abtrennen, sobald sich der neue Blattaustrieb zeigt. Je früher die Jungpflanzen aufs neue Beet kommen, desto besser fällt im nächsten Jahr die Ernte aus. Wichtig ist ein ausreichender Pflanzabstand von etwa 25 bis 30 cm in der Reihe, die Reihen zueinander halten etwa 50 cm Abstand. Während der Anwachsphase ist auf eine ausreichende Bodenfeuchtigkeit zu achten. Außerdem empfehlen sich die Gabe eines Beerendüngers und regelmäßiges Entfernen von Unkraut. Immer tragende oder sogenannte remontierende Sorten pflanzt man dagegen am besten im Frühjahr.