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Bundeslandwirtschaftsminister Alois Rainer (CSU) will der Landund Forstwirtschaft Vertrauen entgegenbringen und sie auf diese Weise von Bürokratie entlasten. Der Minister stellte sich am Parlamentarischen Abend der Familienbetriebe Land und Forst hinter das Prinzip „Schützen durch Nutzen“ im Wald und will eine NullRisiko-Kategorie für Deutschland bei der EUDR.
Die Bedeutung der Wälder als Wirtschaftsfaktor hob Rainer am Donnerstag voriger Woche hervor und plädierte dafür, sie nachhaltig zu nutzen. Einen Widerspruch zu Umwelt- und Klimazielen gebe es nicht, im Gegenteil: „Wer den Wald schützen will, muss ihn nutzen“, betonte der Minister.
Besorgt zeigte sich Rainer über den Zustand der heimischen Wälder infolge des Klimawandels. Umso wichtiger sei es, die Entwicklung von klimaresilienten und artenreichen Wäldern zu fördern und die Waldbesitzer bei der Erbringung von Ökosystemleistungen zu unterstützen. Untauglich für hiesige Verhältnisse ist dem Agrarminister zufolge die europäische Verordnung für entwaldungsfreie Lieferketten (EUDR). „Wir brauchen eine Null-Risiko-Kategorie für den Wald in Deutschland“, so Rainer. Dafür werde er in Brüssel kämpfen und Verbündete suchen. Ausdrücklich hob der Niederbayer den Stellenwert hervor, den das Thema „Wald“ für ihn habe, und zeigte sich entschlossen, auch in diesem Bereich seine Politik „an der Lebenswirklichkeit der Menschen“ zu orientieren. Es gehe darum, ihnen Vertrauen entgegenzubringen und Maßnahmen praktikabel auszugestalten. Sein Ziel sei mehr Beinfreiheit für die Land- und Forstwirtschaft.
Rückendeckung erhielt der Minister vom Präsidenten der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG), Hubertus Paetow. Seiner Einschätzung zufolge sind die gegenwärtigen Voraussetzungen günstig, politisch etwas zu bewegen. Laut Paetow muss sich die Rolle des Staates im Verhältnis zur Agrarbranche grundlegend wandeln, und zwar „vom Kontrolleur zum unterstützenden Begleiter“. age
In welchen Landwirtschaftssektoren derzeit investiert wird und wie sich die Bedeutung von Nachhaltigkeitsfaktoren bei der Kreditvergabe entwickelt, beschreibt Stefan Lohmeier, Sprecher der Volksbanken Raiffeisenbanken in Schleswig-Holstein, im Interview mit dem Bauernblatt.
Aus Ihrem Geschäftsbericht zum Jahr 2024 geht hervor, dass die Investitionsbereitschaft der Landwirtschaft in Schleswig-Holstein im vergangenen Jahr gestiegen ist. Worauf führen Sie das zurück?
Als Nachfragetreiber für Kredite ist die Milchbranche zu nennen. Dort herrscht eine hohe Investitionsbereitschaft. Tatsächlich werden hier unter anderem klassische Stallbauprojekte angepackt. Im Schweinebereich erleben wir hingegen, dass viele Betriebe abwarten. Momentan fehlen planbare Rahmenbedingungen. Im südlichen Kreis Stormarn, wo ein Teil der Bank, die ich vertreten darf, schwerpunktmäßig unterwegs ist, kann ich mich kaum daran erinnern, wann wir zuletzt einen Schweinestall finanziert haben. Wenn wir dann noch auf den klassischen Ackerbaubereich schauen, stellen wir fest, dass in überschaubarem Maße Flächenzukäufe stattfinden, sofern sich Gelegenheiten bieten, aus Pachtflächen Eigentumsflächen zu machen.
Wie steht es um Investitionen in Technik?
Im Bereich der Landtechnik stellen wir eine Investitionszurückhaltung fest. Wir haben in den vergangenen Jahren den Einfluss der sogenannten Bauernmilliarde gespürt. Die Fördermittel sind in dieser Zeit für Investitionen genutzt worden. Aktuell investieren noch Milchviehbetriebe zum Beispiel in Melkroboter. Hier findet ein Tausch statt: Arbeitskraft gegen Technik.
Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit bei Investitionen?
Bei größeren Investitionen spielt Nachhaltigkeit eine wichtige Rolle. Häufig geht es darum, den Netto-CO2-Ausstoß herunterzufahren und dadurch als Lieferant für die aufnehmende Hand – also Meiereigenossenschaften oder privaten Milchhandel – attraktiv zu sein. Die Meiereien achten zunehmend auf ihren CO2-Fußabdruck. Aus unserer Sicht als Bank hat das auch etwas mit dem Thema Risikomanagement zu tun. Es ist eine große Unbekannte, wie sich der CO2-Preis in Zukunft liquiditätsmäßig auf den Betrieben niederschlägt. Das ist eine Kostenkomponente, die es mit Blick auf das Risikomanagement zu kalkulieren gilt. Im Sinne der Nachhaltigkeit müssen zwar Ökonomie, Ökologie und Soziales im Einklang sein. Wir als Banken gucken aber natürlich sehr stark darauf, dass die Ökonomie funktioniert.
Woraus ergibt sich die Risikobewertung für Investitionen in der Landwirtschaft?
Eine landwirtschaftliche Besonderheit ist, dass ein Großteil der CO2-Emissionen rein aus dem Geschäftsmodell entsteht und teils unvermeidbar ist. Die Kuh muss Methan emittieren, um Milch zu produzieren. Daher gibt es noch keine Taxonomieerklärung für die Landwirtschaft. Momentan wird das aus Brüssel auch nicht intensiv weiterverfolgt. Trotzdem sind wir alle sehr aufmerksam, wie der Green Deal in Europa weiter umgesetzt wird. Wir haben bereits vor eineinhalb Jahren zwei Pilotbetriebe mithilfe eines Nachhaltigkeits-Tools analysieren lassen und uns mit einem Kreis von Landwirten dazu ausgetauscht. Ich nehme unter den Praktikern eine große Offenheit für das Thema wahr und ein Interesse, mit kleinen Maßnahmen, beispielsweise im Flächenmanagement, auch Einfluss auf Nachhaltigkeitswerte zu nehmen. Momentan haben alle Banken ihre eigenen Tools im Einsatz. Wir lernen also noch und sammeln vor allem Daten.
Für nachhaltige Energieerzeugung sind Erneuerbare Energien notwendig. Wie entwickelt sich dieser Bereich in Schleswig-Holstein?
An der gesamten Westküste von Nordfriesland bis nach Dithmarschen sowie an der Ostküste ist Windenergie weiter ein ganz großes Thema. Hier gibt es hohe Investitionen. Moderne Windkraftanlagen können schnell 5 bis 7 Mio. € pro Stück kosten. In früheren Jahren waren es stärker die Biogasanlagen, die das Segment Energie geprägt haben. Aktuell sind es Windkraftanlagen und Photovoltaik-Freiflächenanlagen.
Wie intensiv beobachten Sie den Strommarkt, um Investitionen in Biogasanlagen zu bewerten?
Die Bundesnetzagentur verlangt eine Flexibilisierung der Energiebereitstellung durch Überbauung der Biogasanlagen. Deswegen gilt aus unserer Sicht die Aufforderung an alle Biogasanlagenbetreiber, sich intensiv mit den Mechanismen auseinanderzusetzen und die eigene Risikotragfähigkeit zu erarbeiten, um das auch im Bankgespräch zu transportieren. Natürlich stehen wir als Volks- und Raiffeisenbanken bereit, auch mit der Expertise unserer DZ Bank. Es kommt immer auf die betriebsspezifischen Gegebenheiten an, beispielsweise darauf, ob ein Wärmenetz zur Verfügung steht.
In Sinne des persönlichen Austauschs richten die Volksbanken Raiffeisenbanken jährlich den VR-Landwirtschaftstag in Neumünster aus.
In Ihrem Geschäftsbericht steht, dass Sie zwar vereinzelt Filialen geschlossen, zugleich aber mehr Mitarbeiter eingestellt haben. Woran liegt das?
Unsere Geschäfte wachsen, und wenn wir wachsen, brauchen wir mehr Menschen, die das Geschäft händeln. Auch das Thema Teilzeit hat einen höheren Stellenwert, sodass die reine Mitarbeiterzahl nicht mit früheren Jahren zu vergleichen ist. Darüber hinaus investieren wir gezwungenermaßen in interne Bereiche, weil die Bankenregulatorik zunimmt. Im Jahr 2004 hatten wir noch 500 beschriebene Seiten Bankregulatorik, heute sind es 55.000 Seiten.
Welche Forderung stellen Sie vor diesem Hintergrund an die neue Bundesregierung?
Das Thema Bürokratieabbau ist für alle Branchen wichtig, auch für uns Banken. Die Volksbanken und Raiffeisenbanken sind Verfechter eines sogenannten Proportionalitätsprinzips. Das heißt: Kleinere Institute sollten mit weniger Regularien belegt werden, auch um der Fusionsdynamik etwas entgegenzuhalten. Persönlich bin ich zuversichtlich, dass uns der Trend der Künstlichen Intelligenz in Zukunft helfen wird, die Prozesse aufzufangen und die Kosten intern überschaubar zu halten.
Warum sind die Volksbanken Raiffeisenbanken aus Ihrer Sicht für die Landwirte weiterhin ein guter Partner?
Unser Hauptsatz ist: Mache die Geschäfte mit den Menschen, die du kennst. Und wir kennen unsere Landwirtinnen und Landwirte und machen die Geschäfte sehr gern, um die Zukunftsinvestitionen für die Familienbetriebe oder auch die größeren Betriebe zu begleiten. Die genossenschaftliche Idee ist anpassungsfähig und letztendlich unsere Stärke. Unsere Eigentümer sind unsere Kunden. Wir haben viele Tausend Mitglieder in Schleswig-Holstein. Unser Geschäftsmodell ist darauf ausgelegt, unsere wirtschaftliche Stabilität zu gewährleisten, ohne dabei Maximalgewinne anzustreben, da dies nicht nachhaltig wäre. Das macht uns resilient und deswegen bin ich zuversichtlich, dass Genossenschaften eine der effektvollsten Rechtsformen sind, um auch in Zukunft erfolgreich im Bankgeschäft zu bestehen.
Psychische Ausnahmesituation – so lautete die Begründung für die Messerattacke einer 39-jährigen Frau vergangenen Freitag am Hamburger Hauptbahnhof, bei der 15 Menschen zum Teil lebensgefährlich verletzt wurden. Wenig später wurde bekannt, dass die Frau einen Tag zuvor aus einer psychiatrischen Klinik entlassen wurde. Zum Zeitpunkt der Entlassung habe es keinen medizinischen Befund gegeben, der eine weitere Unterbringung gerechtfertigt hätte, teilte die Klinik mit.
Fest steht: Die Frau war bereits zuvor mehrfach wegen deutlicher Anzeichen einer psychischen Erkrankung auffällig und polizeibekannt. Sie ohne weitere unterstützende Maßnahmen mit ihrer Erkrankung in die Hilflosigkeit zu entlassen, war offenbar eine Fehleinschätzung. Es musste erst zu dieser Ausnahmesituation kommen, damit sie wieder in eine psychiatrische Einrichtung eingewiesen wird und die Hilfe erhält, die sie dringend benötigt.
Dieser Vorfall rückt einmal mehr psychische Störungen und unser mangelndes Wissen darüber auf bittere Art und Weise in den Fokus der Öffentlichkeit. Schnell werden Menschen wie die 39-Jährige verurteilt und aufgrund ihrer Erkrankung stigmatisiert. „Die hat nicht mehr alle Tassen im Schrank“, „Die ist total gestört und gehört weggesperrt“, „Spinnerin“ – auf Verständnis und Mitgefühl darf sie nicht hoffen, eben weil es so viele Unschuldige traf.
Doch warum nicht? Nach dem Vorfall wird über mehr Sicherheit an Bahnhöfen und Waffenverbotszonen debattiert. Nicht darüber, was zu so einer derart extremen Reaktion geführt haben könnte. Welche Ängste, Wahnvorstellungen oder Sinnestäuschungen sie eventuell durchlebt hat, unter welchem enormen psychischen Druck sie gestanden haben muss, um wahllos um sich zu stechen und Menschen zu verletzen – eine psychische Ausnahmesituation und eine schwere Erkrankung, die professioneller Hilfe bedarf.
Sehr viel eher im Bereich der Früherkennung und -intervention setzt die Erste Hilfe für psychische Gesundheit an. Mental Health First Aid (MHFA) ist ein Programm, das nach dem Leitbild der körperlichen Ersten Hilfe entwickelt wurde und Laien darin schult, psychische Störungen bei nahestehenden Personen zu erkennen und angemessen zu reagieren, bis professionelle Hilfe zur Verfügung steht.
Deutschlandweit werden MHFA Ersthelfer-Kurse angeboten, so auch hier im Land bei der Landesvereinigung für Gesundheitsförderung in Schleswig-Holstein. Ein äußerst wichtiges Angebot, das mehr Menschen in Anspruch nehmen sollten, denn es trägt zu mehr Verständnis und Wissen über psychische Störungen bei und vermindert stigmatisierendes Verhalten.
Seelische Belastungen können uns alle treffen. Sie sind kein Makel, sondern Anlass tätig zu werden. Fehlzeiten am Arbeitsplatz aufgrund psychischer Störungen und Belastungen sind auf einem Höchststand. Es ist dringend an der Zeit, unsere Einstellung dazu zu ändern und Hilfe zu leisten. Ansprechen statt Wegschauen lautet die Devise. Denn je eher Betroffene Hilfe erhalten, desto höher sind die Chancen auf Gesundung.
Mit dem Wissen um die wichtigsten psychischen Störungen wie Depression, Angststörungen, Suizidalität, Psychosen, Substanzmissbrauch und -abhängigkeit und wie man Erste Hilfe leisten kann, fördern wir nicht nur einen besseren Umgang miteinander. Mental Health First Aid kann Leben retten und Ausnahmesituationen verhindern.
Fußballenveränderungen, die im Laufe der Mastperiode in unterschiedlichen Schweregraden auftreten können, sind eine Herausforderung in der Putenhaltung. Bis heute sind die Ursachen für Fußballenveränderungen nicht eindeutig geklärt. Es gibt viele Faktoren, die auch in Kombination Einfluss auf die Fußballengesundheit nehmen können. Dabei wird aber auch dem Feuchtigkeitsgehalt der Einstreu eine entscheidende Rolle zugeordnet. Feuchte Einstreu kann unter anderem zu Fußballenveränderungen, aber auch zu erhöhten Emissionen im Stallbereich beitragen.
Das derzeit übliche Tränkesystem für Puten in Deutschland sind die sogenannten Glockentränken. Glockentränken zeichnen sich vor allem durch große Rinnen und somit frei stehende Wasser aus. Um Spritzwasser und Wasserverluste durch „Verspielen“ und damit feuchte Einstreu zu vermeiden, sollten Glockentränken regelmäßig nachgestellt werden, um sie den wachsenden Tieren anzupassen. Der untere Rand der Tränke sollte sich auf einer Ebene mit dem Rücken der Puten befinden. Die bundeseinheitlichen Eckwerte für eine freiwillige Vereinbarung zur Haltung von Mastputen (2013) geben bei Einzeltränken in der Aufzuchtphase für 350 kg Lebendgewicht mindestens eine Tränke und in der Mastphase je 2.000 kg Lebendgewicht mindestens eine Tränke an.
Masthühner und Legehennen werden überwiegend über sogenannte Nippeltränken getränkt. Nippeltränken haben weniger frei stehendes Wasser. Daher wird vermutet, dass bei dieser Form der Tränketechnik weniger Spritzwasserverluste auftreten. Bisher werden Nippeltränken in der Putenhaltung in Deutschland eher selten eingesetzt. Die bundeseinheitlichen Eckwerte für eine freiwillige Vereinbarung zur Haltung von Mastputen geben für die Aufzuchtphase mindestens einen Nippel pro 150 kg Lebendgewicht vor. In der Mastphase sollte pro 500 kg Lebendgewicht mindestens ein Nippel zur Verfügung stehen.
Schwankender Wasserverbrauch
Generell schwankt der Wasserverbrauch von Puten. Einfluss darauf nehmen unter anderem die Zusammensetzung der Futtermischung, der Futterverbrauch, das Alter der Tiere sowie Umgebungstemperatur und Luftfeuchtigkeit. Auch die Jahreszeit und der Gesundheitszustand spielen eine Rolle. Ein Hahn verbraucht während einer Mastperiode im Durchschnitt zwischen 1 und 2 l pro Tag, bis zur 22. Lebenswoche können das in Summe bis zu 130 l je Tier sein.
Versuchsaufbau auf Haus Düsse
Auf Haus Düsse wurde daher der Frage nachgegangen, ob und wie sich der Einsatz der Nippeltränken in der Putenhaltung umsetzen lässt. Ziel des Versuchs war es, den Einfluss der Tränketechnik (Glockentränke versus Nippeltränke) auf die biologischen Leistungen und die Einstreufeuchtigkeit sowie die Fußballengesundheit von Putenhähnen zu ermitteln.
Auf Haus Düsse stehen zwei identische Mastabteile zur Verfügung. Diese beiden Stallabteile werden jeweils mittig durch einen Versorgungsgang unterteilt, sodass je Abteil zwei Versuchsboxen zur Verfügung stehen. Im gegenwärtigen Versuch wurde in Stallabteil 1 die Glockentränke montiert, während Stallabteil 2 mit der Nippeltränke ausgestattet wurde.
Einblicke kurz nach der Umstallung: Tiere an der GlockentränkeEinblicke kurz nach der Umstallung: Tiere an der Nippeltränke
Insgesamt wurden 1.008 Putenhähne der Genetik B.U.T 6 als Eintagsküken eingestallt und zufällig den beiden Versuchsvarianten zugeordnet. Somit wurden je Variante 504 Putenküken eingestallt. Dabei wurden die Küken beider Varianten in der Aufzucht lediglich in eine Box (105 m²) je Abteil eingestallt. Die Einrichtung der beiden Boxen war identisch, nur die Tränketechnik unterschied sich. Im Glockentränkenstall standen den Tieren acht Rundtränken (Umfang 125 cm) sowie in den ersten Lebenstagen fünf Stülptränken zur Verfügung. Der Nippeltränkenstall wurde mit insgesamt 18 Tränkecups ausgestattet. Hier kamen keine Stülptränken zum Einsatz (siehe Fotos).
An Lebenstag 35 wurden die Tiere in die Mast umgestallt. Jeweils die Hälfte der Tiere wurde von Box 1 des jeweiligen Abteils in Box 2 umgestallt. Im Glockentränkenstall wurden dabei die eingesetzten Glockentränken durch größere Hahnentränken ersetzt (Umfang 149 cm). Im Nippeltränkenstall wurden die Tränkecups ebenfalls durch Nippeltränken ersetzt. Je Box wurden insgesamt 245 Tiere, also 490 Tiere je Variante eingestallt. Ausgestattet war Abteil 1 (Box 1.1 und 1.2) jeweils mit insgesamt fünf Rundtränken je Box, Abteil 2 (Box 2.1 und 2.2) war jeweils vorerst mit neun Tränkenippeln ausgestattet. In Futterphase P5 wurden Box 2.1 und Box 2.2 jeweils noch um einen weiteren Tränkenippel auf zehn Tränkenippel erweitert.
So erfolgte die Futtervergabe
Die Futtervorlage erfolge sowohl in der Aufzucht wie in der Mast ad libitum. Gefüttert wurden die Tiere mit einem Standardfutterprogramm für Putenhähne: sechs Phasen (P1 bis P6), stickstoff (N)- und phosphor (P)-reduziert gemäß Deutscher Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG). Die Futterzuteilung erfolgte händisch und die Mengen wurden erfasst. Vor jedem Futterwechsel wurde das Futter zurückgewogen. Zudem wurde der Wasserverbrauch je Tränketechnik erfasst, das Waschwasser wurde ebenfalls erfasst und berücksichtigt.
Nach jedem Futterwechsel wurde eine Stichprobe von 100 Tieren je Variante gewogen, um das Durchschnittsgewicht der Herde zu ermitteln. Am Ende der Mast an Tag 141 wurde die gesamte Gruppe sowohl im Glocken- als auch im Nippeltränkenstall gewogen.
Die Gewichtserfassung zeigt, dass die Tiere mit einem Startgewicht von 60 g in die beiden Abteile eingestallt wurden. Nach P1, also an Lebenstag 14, zeigt sich ein signifikanter Unterschied zwischen den beiden Varianten. Die Tiere an der Nippeltränke waren im Durchschnitt 10 g schwerer als die Tiere an der Glockentränke. In P2 gleicht sich der signifikante Unterschied zwischen den Varianten wieder aus. Somit sind beide Varianten mit den gleichen Voraussetzungen in den Mastabschnitt gestartet. Ab der Mast lagen die Gewichte der Tiere im Glockentränkenstall über den Gewichten der Tiere im Nippeltränkenstall. Der Unterschied zwischen den beiden Varianten wurde mit zunehmendem Alter der Tiere größer. Bei Ausstallung wogen die Tiere im Glockentränkenstall im Durchschnitt 24,06 kg, während die Tiere an der Nippeltränke ein Durchschnittsgewicht von 22,41 kg aufwiesen. Der Gewichtsunterschied lag zu diesem Zeitpunkt bei von 1,68 kg.
Gleichzeitig zur Gewichtsentwicklung wurde auch der Futterverbrauch in Kilogramm pro Tier ermittelt. Eine statistische Auswertung war aufgrund fehlender Wiederholungen nicht möglich. Ein direkter Vergleich der beiden Tränketechniken in Bezug auf den Futterverbrauch zeigt, dass während der Aufzucht keine Unterschiede erkennbar waren. Mit Beginn der Mast fraßen die Tiere im Durchschnitt in P3 bereits 60 g weniger Futter je Tier. Am Ende in P6 waren es 1,58 kg Futter weniger je Tier. In der gesamten Mastphase fraßen die Tiere an der Glockentränke 5,59 kg mehr Futter als die Tiere an der Nippeltränke (vergleiche Tabelle 2).
Die Tiere im Glockentränkenstall wiesen höhere Gewichte, aber auch einen höheren Futterverbrauch auf, während die Tiere im Nippeltränkenstall zwar geringere Gewichte aufwiesen, aber gleichzeitig auch weniger Futter gefressen haben. Das führte dazu, dass der Futteraufwand sich nicht unterschied (2,33 kg/kg im Glockentränkenstall versus 2,32 kg im Nippeltränkenstall). Die geringe Futteraufnahme im Nippeltränkenstall spiegelt sich auch in den Tageszunahmen in Gramm je Tier wider. Insgesamt über die Tränketechniken gemittelt, lagen die Tageszunahmen im Glockentränkenstall im Durchschnitt um 11 g über den Werten im Nippeltränkenstall (167,03 g versus 155,74 g).
Der Wasserverbrauch wurde ebenfalls täglich je Abteil über Wasseruhren erfasst. So konnte der durchschnittliche Wasserverbrauch in Litern je Kilogramm Zuwachs ermittelt werden. In der Aufzucht konnten keine großen Unterschiede ermittelt werden. Ab Futterphase P3 wurde der Unterschied zwischen den Varianten größer. In P6 – also am Ende der Mast – lag der Verbrauch an der Glockentränke bei 5,99 l/kg Zuwachs und an der Nippeltränke bei 4,87 l/kg Zuwachs (vergleiche Tabelle 2). Der tägliche durchschnittliche Wasserverbrauch konnte statistisch zwischen den Gruppen analysiert werden. Während der Aufzucht konnten keine signifikanten Unterschiede in Bezug auf den durchschnittlichen Wasserverbrauch festgestellt werden (Glockentränke 0,21 l pro Tier und Tag; Nippeltränke 0,21 l pro Tier und Tag). In der Mast hingegen unterschied sich der Wasserverbrauch je Tier und Tag signifikant (Glockentränke 1,05 l pro Tier am Tag; Nippeltränke 0,80 l pro Tier am Tag). Ein Überblick über den Gesamtverbrauch je Tier in der Aufzucht zeigt ebenfalls keinen Unterschied zwischen den Varianten (7,56 l versus 7,74 l). Während der Mastphase konnte allerdings ein Unterschied von 25,85 l festgestellt werden. Die Tiere an der Glockentränke verbrauchten während der Mast insgesamt 110 l pro Tier, die Tiere an der Nippeltränke hingegen lediglich 84 l.
Der geringere Futterverbrauch im Nippeltränkenstall zeigt sich auch in den Futterkosten (€ pro Tier). So waren die Futterkosten bei der Nippeltränketechnik um 2,12 € je Tier geringer. Da aber die Gewichte im Glockentränkenstall über den Gewichten der Tiere im Nippeltränkenstall lagen, war der Tiererlös um 2,70 € je Tier geringer, was letztendlich zu einem geringeren Überschuss von 16,13 € je Pute führte. Im Glockentränkenstall lag der Überschuss (Tiererlös-/Futterkosten) je Tier bei 16,72 € und somit um 0,59 € höher.
Putenhahn während der Mast an der Nippeltränke
In Bezug auf die Gesamtverluste konnte zwischen den Varianten kein Unterschied festgestellt werden. Die Gesamtverluste lagen im Glockentränkenstall bei 5,30 %, während es im Nippeltränkenstall 5,26 % waren. Es zeichnet sich aber ab, dass im Glockentränkenstall die Verluste während der Aufzucht geringer (1,20 % versus 2,80 %), aber während der Mast höher (4,10 % versus 2,46 %) waren. Die höheren Verluste in der Aufzucht an der Nippeltränke sind vor allem auf die Verluste in den ersten sieben Tagen (0,97 % versus 1,98 %) zurückzuführen. Die höheren Verluste in der Mast im Glockentränkenstall können auf die höheren Verluste aufgrund von Beschädigungspicken zurückzuführen sein (2,2 % versus 1,2 %).
Um zu ermitteln, ob mehr beziehungsweise weniger Spritzwasserverluste in den einzelnen Tränkesystemen während der Haltung auftraten, wurden am Ende der Aufzucht und am Ende der Mast Einstreuproben gezogen und auf ihren Trockenmassegehalt analysiert. Die Ergebnisse der Einstreuproben zeigen, dass es am Ende der Aufzucht keinen signifikanten Unterschied zwischen den Varianten gab (73,35 % versus 72,50 %). Am Ende der Mast war die Einstreu im Nippeltränkenstall signifikant trockener als im Glockentränkenstall (65,47 % versus 74,08 %).
Und die Ballengesundheit?
Um den Einfluss der trockeneren Einstreu auf die Fußballengesundheit zu ermitteln, wurde gleichzeitig mit der Probenziehung auch eine Fußballenbonitur (Aufzucht LT 34, Mast LT 139) bei 100 zufällig ausgewählten Tieren je Variante nach KTBL (2016) durchgeführt und den Noten 0 (keine Veränderungen) bis 4 (hochgradige Veränderungen) zugeordnet.
In der Aufzucht konnten in beiden Varianten keine Auffälligkeiten festgestellt werden. Beide wiesen lediglich die Note 0 auf. In der Mast hingegen waren signifikante Unterschiede zwischen den Varianten festzustellen. Die Tiere, die mit der Glockentränke – im Mittel Note 1,97 – getränkt wurden, hatten eine signifikant schlechtere Fußballengesundheit als die Tiere an der Nippeltränke – im Mittel Note 1,08. Die Grafik zeigt die Verteilung der Fußballenscores während der Mast. Dabei wiesen die Tiere an der Glockentränke mehr Tiere in den Scores 2 und 3 auf. Auch wiesen sie im Gegensatz zu den Tieren an der Nippeltränke Scores im Bereich 4 auf. An der Nippeltränke hingegen zeigten mehr Tiere den Score 0.
Fazit
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Tiere an der Nippeltränke insgesamt ein geringeres Gewicht aufwiesen. Diese verminderte Gewichtsentwicklung ist auf den geringeren Futterverbrauch zurückzuführen. Somit konnte in Bezug auf die Futterverwertung kein Unterschied festgestellt werden. Die durch den geringeren Futterverbrauch entstandenen niedrigeren Kosten können allerdings nicht den durch den Gewichtsverlust entstandenen Minderertrag ausgleichen. Somit war der Überschuss je Tier am Ende des Versuchszeitraums bei den Tieren an der Nippeltränke geringer. Die Verluste in den ersten sieben Tagen waren höher, was zu höheren Verlusten in der Aufzucht führte, die aber durch die geringeren Verluste in der Mast wieder ausgeglichen werden konnten, sodass auch in Bezug auf die Verluste kein Unterschied festzustellen war. Der Wasserverbrauch war an der Nippeltränke geringer, ebenso die Einstreufeuchtigkeit. Dies liefert Hinweise auf geringere Spritzwasserverluste in der Einstreu. Ebenso war die Fußballengesundheit im Nippeltränkenstall signifikant höher als im Glockentränkenstall. Wie viel Wasser von den Tieren tatsächlich getrunken wurde und wie viel auf Spritzwasserverluste zurückzuführen ist, konnte nicht ermittelt werden.
Im Zuge des zunehmenden Einsatzes von Gülle in Biogasanlagen steigt der Bedarf an Lagerkapazitäten für Gärreste. Die Nutzung bestehender Güllebehälter ist grundsätzlich möglich, sofern bestimmte technische und rechtliche Anforderungen eingehalten werden.
Im Folgenden werden drei typische Anwendungsfälle aus der Praxis beschrieben:
• Fall 1:Der landwirtschaftliche Betrieb liefert eigene Gülle an eine Biogasanlage und nimmt Gärreste zurück, die im eigenen Güllebehälter gelagert werden sollen.
• Fall 2: Der landwirtschaftliche Betrieb hat keine eigene Tierhaltung, erhält aber Gärreste zur Ausbringung und möchte diese im bestehenden Güllebehälter, gegebenenfalls im Außenbereich, zwischenlagern.
• Fall: 3: Der Biogasanlagenbetrieb möchte externe Güllebehälter von Landwirten anmieten.
Vor dem ersten Befüllen mit Gärresten ist der Güllebehälter durch einen AwSV-Sachverständigen zu prüfen.Entnahmevorrichtung mit zwei außen liegenden Schiebern, einer davon ist ein Schnellschlussschieber. Zur Sicherung gegen unbefugtes Öffnen kann zwischen beiden Schiebern ein pneumatisch gesteuerter Schieber eingebaut werden oder der Schnellschlussschieber ist durch diesen zu ersetzen.
Anforderungen für Fall 1 und 2
Die Umnutzung ist der Unteren Wasserbehörde des Kreises beziehungsweise der kreisfreien Stadt sechs Wochen im Voraus als „wesentliche Änderung“ schriftlich anzuzeigen. Für die Anzeige können das entsprechende digital ausfüllbare Formular oder die Online-Anzeige bei der Unteren Wasserbehörde des Kreises beziehungsweise der kreisfreien Stadt genutzt werden, zum Beispiel unter dem Link Zuständigkeitsfinder Schleswig-Holstein: https://t1p.de/1p3kn
Vor der Umnutzung ist von einem AwSV- (Verordnung über Anlagen zum Umgang mit wassergefährdenden Stoffen) Sachverständigen eine Dichtheitsprüfung des Güllebehälters durchzuführen, sofern noch keine Prüfung vor Inbetriebnahme erfolgt ist. Die Mindestabstände 50 m zu Brunnen und 20 m zu Gewässern sind einzuhalten. Wird unterhalb des Flüssigkeitsspiegels befüllt oder entnommen, ist entweder die Entnahmeleitung mit einem innen liegenden mechanischen Schieber auszurüsten oder einer der beiden außen liegenden Schieber durch einen pneumatisch gesteuerten Schieber zu ersetzen oder gleichwertig dauerhaft gegen unbefugtes Öffnen zu sichern.
Zusätzliche Anforderungen für Fall 3
Es finden wiederkehrende Prüfungen durch einen AwSV-Sachverständigen alle fünf Jahre statt und eine Innenprüfung spätestens nach zehn Jahren.
Andere Regeln für Gülle als für Gärreste
Aus wasserrechtlicher Sicht können Gärreste nicht ohne Weiteres in bestehende Güllelager eingefüllt werden, weil es sich um einen Stoff handelt, der dem Bereich der Energiegewinnung und nicht dem Bereich der landwirtschaftlichen Produktion zugeordnet ist. Damit gilt für Gärrestlager ein höheres Sicherheitsniveau mit strengeren Anforderungen. Vor allem muss die Dichtheit der Behälter regelmäßig von AwSV-Sachverständigen kontrolliert werden und zum Schutz der Gewässer vor Havarien müssen die Behälter innerhalb der Rückhalteeinrichtung (Umwallung) der Biogasanlage liegen.
Warum sind die Anforderungen nötig?
Bestehende Güllebehälter sind für die Nutzung als Gärrestbehälter an deren Sicherheitsniveau anzugleichen. Dazu ist es erforderlich, dass sie zumindest einmal vor der Umnutzung von einem AwSV-Sachverständigen auf Dichtheit geprüft werden, denn häufig ist dies nach ihrer Errichtung noch nicht wieder geschehen. Die Liste der AwSV-Sachverständigenorganisationen (SVO) findet sich unter dem folgenden Link: https://t1p.de/eg9ge
Des Weiteren gilt es zu verhindern, dass Unbefugte die Schieber bedienen. Dafür ist eine redundante Sicherheit durch mindestens einen zweiten Schieber, wie oben beschrieben, vorzusehen. Zudem sind Gärreste in der Regel dünnflüssiger als Gülle. Es sind bereits Schadensfälle von undichten Schiebern bekannt geworden.
Möchte der Biogasanlagenbetreiber allerdings bestehende Güllebehälter von Landwirten (externe Güllebehälter) anmieten (Fall 3), um die gesetzlichen Anforderungen der Düngeverordnung an die Lagerkapazität für Gärreste zu erfüllen, sind an die Behälter die Anforderungen unter Fall 3 zu stellen. Damit soll eine Ungleichbehandlung gegenüber Gärrestbehältern auf Biogasanlagen vermieden werden, für die diese wiederkehrenden Prüfungen gelten.
Eine Umwallung wird in allen oben genannten Fällen nicht gefordert. Diese ist den Gärrestbehältern vorbehalten, die sich auf dem Betriebsgelände von Biogasanlagen befinden. Die sonstigen Anforderungen und Betreiberpflichten nach der Verordnung über Anlagen zum Umgang mit wassergefährdenden Stoffen sowie Anforderungen anderer Rechtsbereiche, unter anderem immissionsschutzrechtliche Regelungen, bleiben unberührt. Fragen können an die zuständige Wasserbehörde des Kreises oder der kreisfreien Stadt gerichtet werden.
Ein offener und mit Frischluft belüfteter Milchviehstall wird immer mehr zum Standard: fürs Tierwohl und die Luftqualität ein wichtiger Faktor. Jedoch kann in einem hohen und offenen Stall nicht nur ein guter Luftaustausch stattfinden, sondern Vögel können auch einfach ins Stallinnere gelangen. Ein geschützter Ort, der Sitz und Ruhemöglichkeit bietet, Futter und Wasser – ideal nicht nur für die Milchkühe, sondern auch für die gefiederte Fraktion. Doch das kann problematisch werden, wie der folgende Artikel beschreibt.
Tauben, Krähen, Stare und Spatzen sind keine gern gesehenen Gäste im Milchviehstall und können bei vermehrtem Auftreten große Probleme mit sich bringen. Die Verschmutzung, die durch Vögel entsteht, stellt die größte Problematik dar, sei es die Tränke, die zum Putzen oder Planschen genutzt wird, oder der Futtertisch, auf dem das Futter durchwühlt und bekotet wird. Federn und Kot verunreinigen die Ressourcen, die auch essenziell für die Kühe im Stall sind.
Verunreinigungen durch zum Beispiel Kot bergen das Risiko einer Salmonellenübertragung oder kontaminieren die Ressourcen mit anderen bedenklichen Erregern. Aber auch das Auflockern und Durchwühlen des Futters hat den unerwünschten Nebeneffekt, dass sich das Futter schneller erwärmt und auch verschmutzt. Dies kann sich negativ auf die Futteraufnahme auswirken. Solche Effekte ziehen einen Rattenschwanz an Krankheiten und Problemen nach sich. Die Aufnahme von erwärmtem und kontaminiertem Futter oder eine zu geringe Futteraufnahme können Fieber, vermehrte Euterentzündungen oder andere Krankheitssymptome zur Folge haben. Ein weiterer unerwünschter Punkt ist, dass die Vögel auch große Mengen des Futters selbst aufnehmen und verwerten. So entstehen hohe Futterverluste.
Aber nicht nur die Verunreinigung von Futter, Wasser und der Stallumgebung durch Vogelkot und Federn stellt ein Problem dar. In anderen Ländern wie den USA kam es schon zu Ausbrüchen der Vogelgrippe, mit der sich auch Kühe anstecken konnten. Hier ist ein bestimmter Virusstamm der Vogelgrippe der Auslöser. Jedoch gibt es hierzu noch wenige Kenntnisse über die Übertragungswege und weitere Auswirkungen auf die Umwelt der Rinder. Momentan wird das Risiko eines Eintrags des US-amerikanischen Virusstammes nach Deutschland noch als sehr gering eingestuft.
Vergrämungsmaßnahmen
Zur indirekten Abwehr können Maßnahmen ergriffen werden, die den Zugang für Vögel zum Stall erschweren oder sogar verhindern. Das Anbringen von Netzen an den Stallseiten oder an Öffnungen kann das Eindringen von Vögeln verhindern, ohne dass die Durchlüftung des Stalls stark beeinflusst wird. Damit das Netzeziehen jedoch einen Effekt bringt, müssen alle Öffnungen im Stallbereich abgedeckt werden. Ansonsten erzielt dieses Vorhaben nicht den gewünschten Effekt. Das macht eine effektive Umsetzung in der Praxis oft schwierig. Als Alternative sollten Ruheplätze für Vögel möglichst unattraktiv gemacht werden, um den Aufenthalt der Vögel im Stall möglichst ungemütlich zu gestalten. Dies kann zum Beispiel mittels Spikes auf Vorsprüngen geschehen.
Verunreinigungen durch Vogelkot können eine gesundheitliche Gefahr für Milchkühe darstellen.
Um aktiv gegen unerwünschte Vögel in Milchviehställen vorzugehen, wird empfohlen, die Aktivität im Stall oder auf dem Futtertisch zu erhöhen. Dies kann etwa mittels eines Futterranschiebers geschehen, der regelmäßig über den Futtertisch fährt. Es sollte jedoch berücksichtigt werden, dass nicht auch die Kühe durch solche Maßnahmen gestört oder gestresst werden. Optische oder akustische Reize sind ebenfalls gern genutzte Vergrämungsmaßnahmen. Hier werden Silhouetten oder Laute von feindlichen Greifvögeln nachgeahmt. Dies soll die unerwünschten Vogelarten abschrecken und vom Stall fernhalten. Damit diese Maßnahmen langfristig funktionieren, sollten hier Variationen vorhanden sein. Denn ansonsten besteht die Gefahr, dass sich die unerwünschten Vogelarten an die Vergrämungsmaßnahme gewöhnen und lernen, dass ihnen nichts passiert. Zusätzlich sollte berücksichtigt werden, dass vor allem bei akustischen Maßnahmen auch die Kühe im Stall ständig unter Beschallung stehen und dies eventuell auch Unruhe oder Stress bei den Tieren auslösen könnte.
Erwünschte Vogelarten
Während die meisten Vogelarten viele Nachteile mit sich bringen, gibt es bei einigen Arten auch Vorteile. Die Rauchschwalbe etwa kann ein gewünschter Untermieter im Stall sein. Sie betreibt eine natürliche Schädlingsbekämpfung, zum Beispiel gegen Insekten. Sie ist zu erkennen an der Gabelschwanzform und glänzenden blaue Oberseite. Der Kehlbereich ist rötlich und der Bauch weiß.
Aber auch Greifvögel können sich als nützlich in Stallnähe erweisen. Falken, Sperber, Bussarde und Eulen können auf unerwünschte Vögel im Stall abschreckend wirken. Diesen Effekt nutzt man bei den optischen und akustischen Vergrämungsmaßnahmen.
Fazit
Das Ziel sollte nicht sein, den Milchviehstall komplett vogelfrei zu bekommen. Schwalben oder andere erwünschte Vögel sind gern gesehen und willkommen. Kommt es jedoch zu einer Invasion verschiedener Vogelarten, sollte auf die zum Betrieb passenden passiven oder aktiven Vergrämungsmaßnahmen zurückgegriffen werden. Natürlich kann ein vermehrtes Aufkommen von Vögeln nicht nur im Milchviehstall Probleme mit sich ziehen, sondern auch bei den Siloanlagen. Zusätzlich bringen große Ansammlungen von Vögeln in Milchviehställen gesundheitliche Gefahren mit sich.
Eine der beiden Reisegruppen beim obligatorischen Foto am Schiefen Turm von Pisa
Wer eine Reise macht, kann viel erzählen … und das können wir: Das Interesse an unserer Fahrt war so groß, dass wir gleich mit zwei LandFrauengruppen hintereinander in Mittelitalien unterwegs waren. Die erste Gruppe fuhr mit dem Bus in die Toskana und mit dem Flugzeug ging es zurück, die zweite Gruppe machte es eine Woche später genau umgekehrt. Und für uns alle gab es während unserer Touren viel zu sehen: In Florenz konnten wir bei der Stadtführung viel über die Geschichte, die alten, großen Bauten und das Leben in dieser Stadt erfahren. Auch die Städte Pisa und Lucca sind auf ihre Weise einen Ausflug wert, jedoch waren bei unserem Besuch alle Orte sehr voll mit Touristen aus aller Welt.
Ein echter Hingucker waren die köstlichen, frisch geernteten Zitronen.
Genuss & Geschichte
Der Zitronenhain in Pescia mit seinen 200 verschiedenen Sorten kam bei den Damen sehr gut an; diese Vielfalt an Früchten, die Größe … einfach schön. Auch der Kochkurs im Agriturismo, wo wir gemeinsam toskanische Speisen zubereiten konnten, hat allen Frauen viel Spaß gemacht. In dem kleinen Dörfchen Lari besuchten wir eine Pastafabrik, in der die verschiedensten Nudeln noch mit der Hand gemacht werden. Von der Hügelkette Monti di Chianti, im Zentrum der Toskana, hatten wir nicht nur tolle Ausblicke auf die Landschaften, wir konnten bei einer Trüffelsuche mitmachen und haben die dortige Küche und köstliche Weine genossen. Bei den weltbekannten Cinque Terre handelt es sich um fünf kleine Orte an der schönen Felsenküste, die lange Zeit nur über das Meer erreichbar waren. Hier hatte die eine Gruppe leider sehr schlechtes Wetter, die andere Sonnenschein.
Schönes für alle Sinne gab es auf der Toskana-Reise zu bestaunen. Foto: Inge Wiedekamp
La Dolce Vita
Unsere zwei LandFrauengruppen hatten jeweils ein sehr gutes Miteinander, in der wenigen Freizeit wurde teilweise etwas gemeinsam unternommen. In Montecatini (hier war unser Hotel) wurde der Abend nach dem Vier-Gänge-Menü bei einem Getränk abgeschlossen. Es war oft sehr laut, lustig, herzlich, freundlich und einfach schön. Die Mitarbeiter des Hotels haben sich noch bei der Abfahrt im Bus von uns verabschiedet, also scheinen wir doch gute Gäste gewesen zu sein
Das Wetter hält in jedem Jahr andere Überraschungen bereit, die ein hohes Maß an Anpassungsfähigkeit im Ackerbau notwendig machen. Während im Vorjahr ein nasses Frühjahr Probleme verursachte, ist in diesem Jahr eine ausgeprägte und sehr früh einsetzende Trockenheit vorherrschend. Hier stellt sich die Frage, wie früh die Beregnung im Getreide beginnen sollte.
Der Bodenwassergehalt in den oberen Schichten lag laut Deutschem Wetterdienst Ende März in weiten Teilen Schleswig-Holsteins und Niedersachsens bis zu 20 % unter den langjährigen Minimalwerten. Tiefere Bodenschichten waren jedoch noch gut versorgt und auch die Grundwasserspeicher waren überwiegend aufgefüllt. Bis Mitte April ist die Bodenfeuchte für Winterungen auf sandigen Böden vielerorts auf zirka 40 bis 50 % der nutzbaren Feldkapazität (nFK) im Hauptwurzelraum (0 bis 60 cm) abgesunken, was für diese Jahreszeit extrem niedrig ist. Niederschlagsmangel bedeutet auch Nährstoffmangel, wenn der zugeführte Dünger in der oberen Bodenschicht beziehungsweise auf der Bodenoberfläche liegt und durch die Trockenheit kaum pflanzenverfügbar ist. Um die Nährstoffe an die Wurzel zu bekommen, startete daher die Beregnung auf leichten Böden vor allem in Niedersachsen in diesem Jahr teilweise schon in der zweiten Aprilwoche, deutlich früher als üblich.
Trockenstress für Kulturen
Am Versuchsstandort Hamerstorf (Nordostniedersachsen) sind im März nur 6 mm Regen gefallen. Bis Mitte April hat es gar nicht geregnet. Winterweizen und -roggen sind daher in der Variante mit guter Wasserversorgung dann bereits beregnet worden. Wie sich die frühe Beregnung unter den extrem trockenen Bedingungen in diesem Jahr auf die Erträge auswirkt, werden die Versuchsergebnisse zeigen. In der zweiten Aprilhälfte gab es in Hamerstorf 20 mm Niederschlag, die vorübergehend für Entspannung gesorgt haben, indem endlich Nährstoffe mit dem Wasser aufgenommen werden konnten. Im Mai hat sich die Trockenheit allerdings weiter fortgesetzt, weshalb auch bereits wieder beregnet werden musste. In Schleswig-Holstein ist es bis zum Beginn des letzten Maidrittels besonders trocken auf den Geestflächen in der Mitte und im Südosten des Landes. Ohne Beregnung ist die Bodenfeuchte im Wurzelraum unter Getreide und Raps bis zum 8. Mai auf unter 40 % der nFK gefallen, was starken Trockenstress für die Kulturen bedeutet.
Richtiger Zeitpunkt der Beregnung
Eine ähnliche Ausgangslage wie 2025 gab es auch in den Jahren 2011, 2012 und 2014. Ein Rückblick auf die Versuchsergebnisse dieser Jahre am Standort Hamerstorf zeigt, dass 2012 und 2014 durch eine sehr frühe Beregnung in den optimal beregneten Varianten von Raps vor der Blüte und Wintergetreide zum Schossbeginn keine oder nur geringe Mehrerträge erreicht wurden.
Durch kleinere Niederschläge im April hatte sich die Nährstoffversorgung verbessert. Die Reduktion der Triebe wurde gestoppt und die Pflanzen erholten sich. Anders im Jahr 2011: Hier führte eine sehr lange Trockenheit von März bis Anfang Juni zu erheblichen Ertragsausfällen ohne Beregnung. Aber auch ein zu später Beregnungsbeginn wirkte sich negativ auf den Ertrag aus. In Hamerstorf fielen in 100 Tagen des Frühjahrs 2011 nur 66 mm Regen, davon 11 mm im März und 27 mm im April. Hinzu kam ab Mitte April eine verdunstungsintensive Witterung. Die Kulturen gingen bereits mit geringen Bodenwassergehalten in einen viel zu trockenen Mai, was letztlich entscheidend für die Mindererträge war. Sehr ähnlich ist der Witterungsverlauf bisher auch in diesem Jahr in weiten Teilen Niedersachsens und Schleswig-Holsteins, wenn auch nicht mit ganz so hohen Temperaturen und dadurch einer geringen Verdunstung.
Sowohl das Getreide als auch der Raps können geringe Bestandesdichten zumindest teilweise durch eine bessere Ausbildung der Ertragsorgane (Ähren beziehungsweise Schoten) und hohe Korngewichte kompensieren. Das ist natürlich nur möglich, wenn eine gute Wasser- und Nährstoffversorgung im weiteren Entwicklungsverlauf gegeben ist.
Bestimmte Sorten im Vorteil
Auf schwächeren Standorten mit häufiger Frühsommertrockenheit sollten daher nur Sorten ausgewählt werden, die ein besonders gutes Kompensationsvermögen aufweisen. In den Beregnungsversuchen waren bei mangelnder Wasserversorgung außerdem häufig Sorten mit einem hohen und sicheren TKG beziehungsweise Einzelährengewicht im Vorteil, weil sie keine hohe Bestandesdichte benötigen. Daher kann die Beregnung etwas später einsetzen und in manchen Jahren eine Gabe eingespart werden. Die Bekörnung der Ähre und die Kornentwicklung müssen dann allerdings bei trockenen Bedingungen in der weiteren Entwicklung besonders gefördert werden, was in der Beregnungsplanung berücksichtigt werden sollte. Bestandesdichtetypen ohne sicher erreichbares TKG haben bei früher Trockenheit das Problem einer zu geringen Bestandesdichte. Bei später Trockenheit und hoher Korndichte reicht die Wasserversorgung oft nicht für eine gute Kornfüllung aus. Zudem verdunsten dichte, blattreiche Bestände häufig mehr Wasser, das eventuell in einer späteren Phase fehlt, sodass zusätzlich beregnet werden muss.
Beste Sorte kann Beregnung nicht ersetzen
Auch die beste Sorte kann jedoch die Beregnung auf Trockenstandorten nicht ersetzen, was die Beregnungsversuche mit acht Sorten deutlich gezeigt haben. Eine wirklich trockenresistente Sorte wurde bisher nicht gefunden.
Die Versuchsergebnisse aus den Jahren 2011 mit früher und 2010 mit später Trockenheit machten auch deutlich, dass frühe Sorten durch eine frühe Trockenheit besonders negativ betroffen sind, während späte Sorten mehr Zeit für die generative Entwicklung haben. Dafür reagieren diese empfindlicher auf eine späte Trockenheit, wenn sie noch in der Kornausbildung sind (siehe Grafik 2).
Bei der Sortenauswahl sollte daher auch berücksichtigt werden, ob am Standort häufiger frühe oder eher späte Trockenphasen zu erwarten sind. Zur Senkung des Risikos kann die Auswahl sowohl von frühen als auch späteren Sortentypen beitragen. Bei einem hohen Hackfruchtanteil in der Fruchtfolge können frühe Getreidesorten oder -arten (Wintergerste) die Konkurrenzsituation um knappe Ressourcen (Wasser, Technik, Arbeitskräfte) im Juni etwas entschärfen, da sie nicht so lange beregnet werden müssen.
Im Rainshelter sind vier Varianten der Wasserversorgung angelegt. Die Beregnung erfolgt mit einem Gießwagen, der mit speziellen Düsen ausgestattet ist. Jede Parzelle kann einzeln angesteuert werden.
Versuche unabhängig von der Witterung
Der Frage, zu welchem Zeitpunkt sich Trockenstress besonders negativ auf den Ertrag auswirkt oder in welcher Entwicklungsphase die Beregnung eine besonders hohe Effizienz aufweist, ist die Kammer Niedersachsen zwei Jahre lang in dem 2022 neu erbauten Rainshelter auf dem Versuchsfeld in Hamerstorf nachgegangen. Beregnungsversuche unter diesem Regenschutzdach sind unabhängig von der Witterung, weil der Regen durch ein Schließen des Daches ferngehalten wird. Bei trockenem Wetter ist das Dach dagegen offen, sodass weitgehend normale Freilandbedingungen herrschen. Zeitpunkt und Menge der Wasserzufuhr können so gemäß der Fragestellung des Versuches gesteuert werden. Die Beregnung erfolgt mit einem Gießwagen, der je nach Vorgabe nur bestimmte Parzellen mit Wasser versorgt, andere dagegen nicht.
In dem Rainshelter-Versuch sind vier Varianten der Wasserversorgung angelegt worden: 1. nach Bedarf, 2. geringe Wasserversorgung während des Schossens oder 3. zur Kornausbildung sowie 4. immer eine stark reduzierte Beregnung.
In Grafik 3 ist zu sehen, zu welchen Entwicklungsstadien Trockenstress auftrat und wie viel beregnet wurde.
Im Vergleich zur guten Wasserversorgung musste die Variante „früher Trockenstress“ mit 50 mm (2024) bis 80 mm (2023) weniger Wasser auskommen. Dadurch ergaben sich jedoch nur relativ geringe Ertragsverluste zwischen 5 und 10 % (siehe Grafik 4).
Die Verluste waren 2023 etwas höher als 2024, weil im April gar nicht beregnet wurde und der gedüngte Stickstoff daher schlecht verfügbar war. Der späte Trockenstress hat sich mit 15 bis 25 % Verlust deutlich negativer auf den Ertrag ausgewirkt. 2024 war der Ertrag in der Variante „später Trockenstress“ noch stärker von Verlusten betroffen als 2023, weil ab Mitte der Blüte gar nicht mehr beregnet wurde. Er sank wegen des stark verringerten Korngewichts sogar unter das Niveau der Variante mit ständigem Trockenstress ab, obwohl der Wasseraufwand insgesamt der gleiche war. Eine gleichmäßige Wasserversorgung auf geringem Niveau war also besser als ein zu Beginn „verwöhnter“ Bestand mit vielen Trieben und hoher Verdunstung, aber geringerer Wurzelentwicklung, der später bei Trockenheit stark gelitten hat.
Bis zum Zweiknotenstadium im Getreide ist eine Beregnung nur bei extremer Trockenheit sinnvoll, um die Nährstoffaufnahme sicherzustellen.
Beregnung von Wintergetreide
Der Beregnungsbeginn in Wintergetreide und Raps sollte zwar rechtzeitig, aber nicht zu früh erfolgen. Zur Bestimmung des optimalen Termins ist eine genaue Beobachtung der Wetterlage, des Bodens und der Bestände notwendig. Bei einer frühen Trockenphase im April mit geringen Niederschlägen, aber sonst normalen Wetterverhältnissen und guter Bewurzelung der Pflanzen ist eine Beregnung im Raps vor der Blüte und im Wintergetreide bis ins Zweiknotenstadium kaum ertragswirksam und damit nicht wirtschaftlich. Eine über mehrere Tage anhaltende hohe Verdunstung (hohe Sonneneinstrahlung, Temperatur und Windgeschwindigkeit), sehr sandige oder flachgründige Böden sowie eine schlechte Wurzelentwicklung können jedoch einen zeitigen Start der Beregnung notwendig machen. Auch die vorhandene Beregnungskapazität muss berücksichtigt werden, damit alle wasserbedürftigen Flächen bei schnell zunehmender Trockenheit ausreichend versorgt werden können.
Die Auswahl von Sorten mit angepasster Reifegruppe und gutem Kompensationsvermögen beim Getreide, verbunden mit einer rechtzeitigen Aussaat im Herbst, kann die negativen Effekte einer Frühjahrstrockenheit verringern und zur Einsparung von Wasser durch einen späteren Beregnungsstart beitragen.
Fazit
In Niedersachsen und Schleswig-Holstein, hier vor allem in den südlichen Landesteilen auf den leichten Böden, wird im Ackerbau auch Getreide beregnet. Diese Folgerungen aus den Versuchsergebnissen der Landwirtschaftskammer Niedersachsen gelten für diesen Klimaraum:
• Zu frühe Beregnung verwöhnt die Pflanzen und kann zu dichte Bestände hervorbringen, die später viel Wasser benötigen.
• Wintergetreide: Beregnungsbeginn nicht vor Ablauf des Zweiknotenstadiums
• Winterraps: Beregnungsstart nicht vor Blühbeginn
• Ausnahme: früher beregnen bei extrem trockenen und verdunstungsintensiven Bedingungen und deutlicher Stockung im Wachstum
• Sortenwahl an Standortbedingungen und Wasserverfügbarkeit anpassen
• Wasserrechte beachten, sparsam und umsichtig vorgehen
Im Rahmen der Apfeltour 2.0 führte die diesjährige Exkursion des Agrarausschusses auf die Insel Föhr. Mit dem Fahrrad erkundeten wir die Insel, die nicht nur landschaftlich viel zu bieten hat, sondern auch durch innovative landwirtschaftliche Betriebe beeindruckt. Zwei davon durften wir näher kennenlernen: die Hinrichsen Farm und den Gemüsebetrieb Arfsten.
Los ging es am 3. Mai. Wir trafen uns morgens mit unseren Fahrrädern am Fähranleger in Dagebüll. Nach der Überfahrt auf die Insel starteten wir – bei etwas windigem Wetter – unsere Tour quer über Föhr in Richtung der Hinrichsen Farm. Unterwegs legten wir ein kleines Picknick ein, bevor wir den Hof erreichten. Die Hinrichsen Farm war bis vor wenigen Jahren ein klassischer Milchviehbetrieb. Dann entschied sich Landwirt Jan Hinrichsen zu einem mutigen Schritt: Er stellte auf Whiskyproduktion um – inspiriert durch Verwandte in den USA.
Wie viele Föhrer Familien haben auch die Hinrichsens familiäre Wurzeln in der Region um New York, wohin im 19. Jahrhundert viele Föhrer aus wirtschaftlicher Not auswanderten. Einige dieser Auswanderer kehrten später zurück und brachten neue Ideen mit. Die Besonderheit der Hinrichsen Farm: Hier entsteht der Whisky komplett in Eigenregie – vom ökologischen Anbau der Gerste über das Mälzen, Gären und Destillieren bis hin zur Reifung in Holzfässern. Das Getreide wird sogar auf dem alten Heuboden des Hofes zum Keimen gebracht – ein Verfahren, das in Deutschland einzigartig ist und auch weltweit nur selten vorkommt. Der Whisky reift anschließend über mehrere Jahre in Fässern, bevor er abgefüllt und verkauft wird.
Neben der Whiskyproduktion betreibt die Familie Hinrichsen ein Restaurant, einen Hofladen sowie ein vielseitiges Angebot für Kinder. Auf dem Hof leben außerdem Dänische Protestschweine und Shorthorn-Rinder, deren Fleisch im eigenen Restaurant und Laden vermarktet wird. Auch Gänse spielen auf dem Hof eine Rolle – allerdings eher als Herausforderung: Sie werden vergrämt, um die Felder zu schützen, denn ein Zukauf von Futter oder Waren vom Festland ist teuer und logistisch aufwendig. Ebenso schwierig ist der Absatz größerer Mengen auf das Festland, da die Fährkosten hoch sind.
Den ersten Exkursionstag ließen wir entspannt am Strand ausklingen. Am nächsten Morgen stand der Besuch beim Gemüsebetrieb Arfsten auf dem Programm. Seit 1993 hat sich der Betrieb auf den Anbau von Gemüse spezialisiert – heute werden rund 40 verschiedene Sorten angebaut. Vermarktet wird ausschließlich regional auf Föhr und Amrum an die Gastronomie, Supermärkte und auf Wochenmärkten. Neben Gemüse wie Kartoffeln, Gurken oder Tomaten produziert der Betrieb auch Eier. Seit einigen Jahren gibt es zudem eine eigene Apfelplantage. Ein weiteres Highlight: der Verkauf des „Manhattan“ – des Föhrer Nationalgetränks, das seinen Ursprung ebenfalls in der Auswanderungsgeschichte der Insel hat. Es besteht aus Whisky sowie rotem und weißem Wermut und darf bei keiner Feier fehlen.
Unsere Tour fand ihren Ausklang auf dem traditionellen Föhrer Fischmarkt, der jeden Sonntag stattfindet. Danach traten wir die Rückfahrt mit der Fähre nach Dagebüll an – im Gepäck viele Eindrücke von einer Insel, die Landwirtschaft, Geschichte und Genuss auf einzigartige Weise miteinander verbindet.
Green Care – soziale Landwirtschaft verbindet landwirtschaftliche Produktion und sozialpädagogische Arbeit mit positiven Effekten für den landwirtschaftlichen Betrieb, den ländlichen Raum und den Nutzer. Diese innovative Einkommenskombination wird seit eineinhalb Jahren von der operationellen Gruppe (OG) „Green Care – Weiterentwicklung von landwirtschaftlichen Betrieben durch Integration sozialer Angebote“ bearbeitet und getestet. Die Projektgruppe kann bereits erste Ergebnisse auf den beteiligten Höfen vorstellen.
Zu Beginn des Projektes wurde durch die wissenschaftliche Projektbegleitung eine Umfrage durchgeführt, an der sich fast 100 Betriebe aus Schleswig-Holstein (SH) beteiligt haben. Die Ergebnisse der Umfrage belegen neben anderen interessanten Ergebnissen (siehe Ausgabe 25/2024) ein hohes Interesse an dem Thema Green Care vonseiten der Landwirtschaft. Das spiegelt Potenziale, Herausforderungen und den Beratungsbedarf der Höfe wider. Diese gilt es nun in der OG zu bearbeiten, Lösungsansätze zu finden und sie in der Praxis zu testen. Die Gruppe trifft sich viermal im Jahr als Gesamtgruppe und zusätzlich in zu den verschiedenen Angebotsmöglichleiten gebildeten Expertengruppen.
Landwirtin Anke Zimmermann leitet den Beschäftigten Finn Jensen beim Eiersortieren an.
Foto: Torben Zimmermann
Vielfältige Möglichkeiten und vielfältige Höfe
Die Möglichkeiten, die Landwirte im Bereich Green Care anbieten können, sind so vielfältig wie die sich am EIP-Projekt beteiligenden Höfe. Es nehmen sowohl kleine als auch große Höfe teil, ökologisch als auch konventionell wirtschaftende Höfe. Es gibt niedrigschwellige Angebotsmöglichkeiten bis hin zu aufwendigen, mit hohen Investitionen verbundenen Angeboten.
Möchte ein Betrieb pflegebedürftige Menschen stundenweise auf dem Hof betreuen und die Kosten über die Pflegekassen abrechnen, so benötigt er eine Anerkennung nach der Alltagsförderungsverordnung vom Amt für Soziale Dienste. Zwei Projekthöfe sind diesen Weg bis zur Anerkennung ihres Angebots bereits gegangen und haben die nötigen Schritte für Nachahmer dokumentiert. Sie setzen dieses Angebot erfolgreich um.
Dies sind der Biolandbetrieb Mahrt-Thomsen aus Damendorf und der Hof Frowähr aus Wisch. Landwirtin Anke Zimmermann schwärmt: „Wir können uns vor Anfragen gar nicht retten und mussten bereits unser Personal aufstocken. Unsere Gäste sind zwischen sechs und achtzig Jahren alt und verbringen schöne Stunden auf dem Hof.“ Zwei weitere Projekthöfe befinden sich im Anerkennungsverfahren. Um diese Anerkennung zu erreichen, muss der Betrieb verschiedene Ressourcen nachweisen, unter anderem ein Konzept, eine Qualifizierung mit 120 Unterrichtseinheiten (UE) und eine beratende Fachkraft. Der Maschinenring Mittelholstein als Mitglied der OG hat eine eigens dafür anerkannte Servicestelle gegründet. So können Höfe, die keine eigene Fachkraft in der Mitarbeiterschaft haben, diese Expertise für 100 € im Jahr buchen.
Green-Care-Lehrgang hilft auf die Sprünge
Die 120 UE können durch Teilnahme am Green-Care-Lehrgang der Landwirtschaftskammer SH absolviert werden. Ein weiteres Ziel des Projektes ist die Optimierung dieses Lehrgangs. Die Teilnahme ist während der Projektlaufzeit gebührenfrei. Die Teilnehmenden verpflichten sich, aktiv an der Optimierung des Lehrgangs mitzuwirken. Gleichzeitig fließen die neuen Erkenntnisse der Expertengruppen in den Lehrgang ein. Auch hier wurde bereits vieles in die Praxis umgesetzt. Zum Beispiel fährt der aktuell laufende Lehrgang als Erster nicht mehr für die Praxiseinheit auf einen Hof nach Baden-Württemberg. Stattdessen wird die Praxis auf fünf Höfen in Schleswig-Holstein erlebt und erlernt. Drei dieser Höfe sind Teil des EIP-Projektes und waren selbst Teilnehmende vorheriger Lehrgänge. Das ist eine tolle Entwicklung für Schleswig-Holstein und ein Erfolg des Projektes.
Eine Seniorin, die zur stundenweisen Betreuung regelmäßig auf dem Meveshof ist, testet die elektrische Schubkarre. Foto: Urte Meves
Hof Mahrt-Thomsen hat zusätzlich einen jungen Mann in die theoriereduzierte Werkerausbildung genommen. Landwirt Jürgen Mahrt-Thomsen ist begeistert: „Unser Auszubildender ist vom Hof nicht mehr wegzudenken. Er ist eine große Hilfe im Betriebsablauf und erwirbt für sich wichtige Fähigkeiten, Fertigkeiten und einen Ausbildungsabschluss.“
Hof Frowähr hat als erster konventionell wirtschaftender Betrieb in Schleswig-Holstein in Kooperation mit der niedersächsischen Sozialgenossenschaft alma eG (www.netzwerk-alma.de) die Möglichkeit des „anderen Leistungsanbieters“ (ALA) umgesetzt. Durch ALA, beschrieben im Bundesteilhabegesetz § 60, kann jeder Betrieb Menschen, die eigentlich in eine Werkstatt für Menschen mit Behinderungen (WfbM) gehen würden, einen Beschäftigungsplatz bieten. Anke Zimmermann stellt fest: „Es war ein komplizierter Weg bis zur Anerkennung als anderer Leistungsanbieter. Aber es funktioniert hervorragend. Durch unseren ersten Beschäftigten bekommen wir starke helfende Hände und gleichzeitig eine Refinanzierung unserer Assistenzleistungen von der Flensburger Agentur für Arbeit.“ Auch der Beschäftigte ist glücklich mit dieser Lösung: „Etwas Besseres hätte mir nicht passieren können. Ich bin vorher in keiner Werkstatt zurechtgekommen, aber hier kann ich endlich richtig arbeiten.“
Landwirtschaftliche Urproduktion
Auch Gerätschaften zur Förderung der landwirtschaftlichen Urproduktion werden im Projekt getestet. So hat der Lübecker Vorwiesenhof ein mit zwei Rollstühlen unterfahrbares und dadurch für Rollstuhlfahrer nutzbares Hochbeet angeschafft und testet seit einigen Wochen die Sinnhaftigkeit. Der Dithmarscher Meveshof hat eine elektrische Schubkarre angeschafft und testet, inwieweit diese von Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen genutzt werden kann. Hof Frowähr testet eine handbetriebene Sämaschine, die es Menschen mit Beeinträchtigungen ermöglicht, die Aussaat im Gewächshaus zu übernehmen.
Die Projektgruppe hat noch viel vor
Eines der nächsten Ziele des Projekts ist die Erarbeitung von Qualitätskriterien für eine spätere Zertifizierung der Höfe. Unterstützung bekommt das Projektteam von Guido Cremerius, der an der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf in Kooperation mit der Technischen Universität München zu exakt diesem Thema promoviert. Die Zusammenarbeit macht bereits deutlich, dass eine Zertifizierung nur Sinn macht, wenn sie einen hohen beratenden Ansatz und wenig bürokratische Hürden beinhaltet. Dann kann sie für die Höfe, für die Kostenträger und für die Nutzer von großer Wichtigkeit sein. Mit diesem Thema wird sich die OG auch im Rahmen der Anfang Juli stattfindenden Exkursion in die Niederlande beschäftigen. Sowohl in den Niederlanden als auch in Österreich werden Green-Care-Höfe bereits zertifiziert.
In der zweiten Projekthälfte werden auch die großen Angebotsmöglichkeiten, die hohe Investitionen erfordern, wie Wohnangebote und Tagespflegeeinrichtungen, weiterhin beleuchtet.
Zwei Höfe planen Wohnangebote für Menschen mit Beeinträchtigungen und für Senioren. Für einen Hof liegt eine Baugenehmigung bereits vor. Für den zweiten Hof gestaltet sich das Genehmigungsverfahren schwieriger, da er sich im Außenbereich befindet. Hier ist eine große Wohnung für sieben junge Menschen mit Pflege- und Assistenzbedarf geplant, extrem sinnvoll, aber baurechtlich schwierig.
Am 22. September lädt die OG zum Fachtag Green Care – soziale Landwirtschaft ein. Auch soziale Träger, die mit Landwirtsbetrieben kooperieren möchten, sind herzlich willkommen.
Alle Ergebnisse werden zu Projektende in einem Leitfaden veröffentlicht, sodass andere Landwirte, die ähnliche Angebote planen, die im EIP-Projekt gemachten Erfahrungen nutzen können und die Wege zur Etablierung dieses innovativen Betriebszweigs weniger holprig werden.