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Fledermäuse stechen Insekten aus

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Die Fledermaushöhlen in Schleswig-Holstein bekommen einen goldenen Anstrich: In einem Deal mit dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) stellt die Landesregierung 14 Mio. € für eine Fledermaus-Stiftung bereit. Im Gegenzug ziehen die Umweltlobbyisten ihre Klage gegen die Baugenehmigung des A-20-Abschnitts zwischen Weede und Wittenborn zurück. Für die staugeplagten Einwohner Bad Segebergs und die Pendler in der Region ist dieser Durchbruch ein Segen. Schutzmaßnahmen für die Fledermäuse scheinen ebenfalls finanziell abgesichert. Klingt wie eine Win-win-Situation!

Aber es gibt auch Verlierer: die Insekten. Denn während die Landesregierung auf der einen Seite 14 Mio. € lockermacht, wird an anderer Stelle das Vertragsnaturschutzprogramm (VNS) Ackerlebensräume kastriert. Dieses VNS unterstützt eigentlich drei Varianten:

– Begrünung mit Regio-Saatgut (rund 1.000 ha beantragt)

– Begrünung mit Standard-Saatgutmischung (rund 2.000 ha beantragt)

– Selbstbegrünung (rund 640 ha beantragt)

Bis Juli mussten Landwirtinnen und Landwirte die entsprechenden Anträge stellen. Ende Oktober – nach Abschluss der Herbstbestellung – erhielten die Antragsteller jedoch die Nachricht, dass die Mittel aus dem GAP-Strategieplan nicht ausreichen und die Förderung für die Variante „Begrünung mit Standard-Saatgutmischung“ (Förderhöhe: 1.010 €/ha) entfällt. Offenbar fehlen rund 2 Mio. €, um diese Maßnahme zu finanzieren. Wäre es daher nicht sinnvoll, dass die Landesregierung hier ebenfalls unterstützt und zusätzliche 2.000 ha für Artenvielfalt, Insektenförderung und Gewässerschutz ermöglicht? Das wäre zumindest im Sinne der Biodiversitätsstrategie des Landes gewesen, denn viele dieser geplanten VNS-Flächen liegen an Gewässerrändern oder an Knicks.

Grundsätzlich belegt das große Interesse am Vertragsnaturschutz die Bereitschaft der Landwirtinnen und Landwirte, Naturschutzmaßnahmen durchzuführen – wenn sie dafür gerecht honoriert werden. Die alternative Fördermöglichkeit über die Ökoregelungen 1 oder 1b im Rahmen der GAP bringt den Betrieben schätzungsweise im Schnitt nur 500 €/ha. Planungssicherheit? Fehlanzeige!

Planungssicherheit wünscht sich auch Felix Schwartz aus Sörup, Kreis Schleswig-Flensburg. Der junge Landwirt und seine Familie waren vollkommen überrascht, als sie erfuhren, dass das geplante Naturschutzgebiet um den Winderatter See rund die Hälfte ihrer Betriebsflächen betrifft. Die Familie geht nun einer sorgenvollen Weihnachtszeit entgegen. So geht Politik gegen die Menschen.

Auch Bauernverbandspräsident Klaus-Peter Lucht betont: „Unsere Landwirtinnen und Landwirte arbeiten aktiv im Natur-, Klima- und Artenschutz mit, aber es muss im Dialog stattfinden. Hier geht es um die Existenzgrundlage einer landwirtschaftlichen Familie, und bisher hat die Kommunikation gefehlt.“

Damit Landwirtschaft und Naturschutz gemeinsam funktionieren, braucht es Transparenz, einen fairen Dialog und verlässliche Rahmenbedingungen.

Dr. Robert Quakernack, Foto: BB

Nur ein echter Weihnachtsbaum bringt echte Stimmung

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Die Tage werden kurz, kalt und manchmal ungemütlich. Es ist also höchste Zeit, es sich drinnen schön zu machen und an das Weihnachtsfest und den Advent zu denken. Die Produzenten von Weihnachtsbäumen planen schon seit Monaten die Ernte, schlagen ein und planen den Transport oder die Direktvermarktung auf zahlreichen wunderbaren Weihnachtsmärkten und ab Hof.

Zu finden sind die Betriebe unter anderem unter www.der-norddeutsche.de und bei www.gutes-vom-hof.sh

Weihnachtsbaumproduktion in Schleswig-Holstein

Mit Millionen heranwachsenden Weihnachtsbäumen, die ihre Wurzeln in schleswig-holsteinischem Boden geschlagen haben, können die einheimischen Erzeuger dieses Naturproduktes in jedem Jahr alle 1,4 Millionen Privathaushalte des eigenen Bundeslandes versorgen. „Aus der Region – für die Region“ ist in Schleswig-Holstein demnach das Motto. Viele der geschätzt 200 Produzenten bieten frisch geschlagene Bäume an eigenen Ständen in Städten und Ortschaften, aber auch direkt in ihren „Weihnachtswäldern“ an.

Alle Verbraucher haben die Möglichkeit, ihren Weihnachtsbaum regional zu kaufen. Frischer geht es nicht! Und das wichtigste Qualitätskriterium ist die Frische der Bäume.

Gemeinsam raten der Verband und die Landwirtschaftskammer (LKSH) wegen kurzer Transportwege, der Wertschöpfung im eigenen Land und der CO2-Neutralität unbedingt zu einem Naturbaum statt der angebotenen Plastikvarianten, die durch Social Media geistern. Außerdem steht ein natürlicher Weihnachtsbaum als emotionales Produkt in der heutigen Zeit mehr denn je für die Werte Familie, Gemeinschaft und Hoffnung und vermag es, Licht und Wärme zu geben. Niemals wird ein Plastikbaum wie eine Nordmanntanne oder eine Fichte duften.

Geerntet wird der Baum mit dem Portalschlepper wie auch mit der Motorsäge. 
Fotos: Isa-Maria Kuhn

Wolf-Oliver Graf von Baudissin vom Gut Augustenhof in Osdorf, Kreis Rendsburg-Eckernförde, ist der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft der Schleswig-Holsteinischen Weihnachtbaumproduzenten. Er sagt zum Saisonverlauf 2025: „Die Nordmanntannen sind gut aus dem Winter gekommen. Es hat kaum Winterfrostschäden gegeben.“ Im Frühjahr gab es ausreichend Regen, sodass Neuanpflanzungen gut mit Wasser versorgt waren. Leider gab es in der zweiten Hälfte im Mai ein Spätfroster­eignis. So wurden besonders Kulturen in Dänemark, Polen, Ungarn, Belgien und einige in Deutschland geschädigt. Das Ergebnis ist, dass eine Vielzahl von Nordmanntannen für die Saison 2025 nicht zur Verfügung steht. Dies hat auch einen Einfluss auf das Gesamtangebot an Nordmanntannen. Die Regionen, die nicht vom Spätfrost betroffen waren, weisen in diesem Jahr gute Qualitäten auf.

Gute Nachrichten für die Kunden

In diesem Jahr gibt es weniger Bäume am Markt. Das soll aber keine Sorge für die Verbraucher darstellen. Die Preise an den Verkaufsständen werden nur geringfügig ansteigen. Die Spannen liegen in diesem Jahr zwischen 23 und 30 € je laufendem Meter für die Nordmanntanne. Preise für Blaufichten bewegen sich zwischen 15 und 19 € und für Fichten bei 12 bis 16 € je laufendem Meter.

Herausforderungen für unsere Betriebe

Schnittgrün aus dem Norden wird für Dekorationen wie Adventsgestecke benötigt.

Steigende Produktionskosten wie teurere Maschinen, Hilfsmittel, Energie, Löhne und Düngemittel verteuern ebenfalls die Produktion. Der Faktor Lohnkosten ist ein wesentlicher Bestandteil der gestiegenen Produktionskosten. 

Hier schlagen nicht nur die gestiegenen Erntekosten zu Buche, sondern auch die Pflege und Unterhaltungskosten der vergangenen Jahre, da eine Nordmanntanne in einer Größe von zirka 2 m bis zu acht Jahre lang in den Betrieben gewachsen ist.

Einige Betriebe reduzieren ihre Anbaufläche. Die Gründe hierfür sind vielfältig. Zum einen sollen Kosten und Arbeitsaufwand reduziert werden. Es wird immer mehr eine Herausforderung, genügend und gute Saisonarbeitskräfte zu finden. Zum anderen entscheidet sich eine neue Generation manchmal gegen den Anbau von Weihnachtsbäumen. Als Grund dafür werden unter anderem Witterungseinflüsse wie Trockenheit, Fröste oder Hagel genannt.

Dennoch blicken die Weihnachtsbaumproduzenten optimistisch in die Zukunft. Jeder, der einen Weihnachtsbaum kaufen möchte, wird einen Verkaufsstand für Weihnachtsbäume in seiner Region finden.

Das Weihnachtsbaum-Kompetenzzentrum

Das Gut von Rixa und Wolf-Oliver Graf von Baudissin gehört zu den Betrieben, die die Bäume frisch und regional direkt vermarkten.

Die land- und forstwirtschaftlichen Betriebe in Schleswig-Holstein sind wichtige Produzenten von Weihnachtsbäumen, die weit über die Landesgrenzen hinweg ihre Abnehmer finden. Sie werden beraten und unterstützt durch die Kolleginnen und Kollegen der Landwirtschaftskammer. Das Weihnachtsbaum-Kompetenzzentrum bietet den Weihnachtsbaumproduzenten eine hervorragende Beratungsplattform. Dort wird das Beratungsangebot abteilungsübergreifend gebündelt, sodass in jedem Einzelfall optimale und maßgeschneiderte Lösungen für die jeweils speziellen Fragestellungen der Betriebe entwickelt werden. Mit dem Weihnachtsbaum-Kompetenzzentrum wird die Leistungsfähigkeit der Erzeuger erhalten und somit die hohe Qualität der heimischen Weihnachtsbäume gewährleistet. Und davon profitiert letztlich der Verbraucher, der für sein Geld hochwertige Ware erhält, deren Produktion die aktuellen gesellschaftlichen Ansprüche voll erfüllt – von hoher ästhetischer Qualität über Klimabilanz und Biodiversität bis zur Minimierung des Pflanzenschutzmitteleinsatzes. Das Versuchswesens im Gartenbau und die Forstabteilung bilden das Zentrum durch die Auftragsforschung rund um die Weihnachtsbaumproduktion. Die Experten beraten die Betriebe gern.

Neues Jahr – neues Wissen – neue Chancen

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Wieder alle Hände voll zu tun: die Mitarbeiterinnen der Geschäftsstelle beim Packen des Infoblattes 2026 Fotos: Meike von der Goltz

Mit frischem Schwung und einem abwechslungsreichen Veranstaltungskalender startet das LandFrauenprogramm 2026 in Schleswig-Holstein.

Das Infoblatt erscheint erneut im handlichen DIN-A5-Format, das sich im vergangenen Jahr hervorragend bewährt hat. Wieder hatten die Mitarbeiterinnen der Geschäftsstelle alle Hände voll zu tun, denn rund 16.000 Exemplare wurden in den vergangenen Tagen eingetütet und an die Ortsvereine im ganzen Land verschickt. Auf dem Infoblatt finden sich wieder stark nachgefragte und bewährte Qualifizierungen wie die Digitale Patin, Kräuterkunde oder unsere Baff-Kurse. Außerdem bietet der LandFrauenverband im kommenden Jahr eine neue Qualifizierung zur Demokratie-Lotsin in Kooperation mit den regionalen Beratungsteams gegen Rechtsextremismus in Schleswig-Holstein an. Zu den neuen Seminaren im Infoblatt 2026 gehören unter anderem die „Finanzielle Absicherung für Frauen“ in Zusammenarbeit mit der Verbraucherzentrale oder „Sag Ja zu Dir“, ein Seminar zur Stärkung des Selbstbewusstseins und der inneren Kraft.

Zuckerindustrie reduziert Rübenfläche

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Die Südzucker AG und der Verband Süddeutscher Zuckerrübenanbauer (VSZ) wollen die Rübenfläche und damit die Zuckerproduktion im Anbaujahr 2026 erheblich reduzieren. Grund sind innerhalb eines Jahres um etwa 30 % gesunkene Preise und gute Zuckererträge, die zu einem Angebotsüberschuss auch im europäischen Zuckermarkt geführt haben.

Zehn Euro Prämie für Reduktion

Alle Südzucker-Anbauer, die ihre im Zuckerrüben-Liefervertrag 2026 bereits kontrahierte Menge freiwillig um mindestens 15 % und bis zu 35 % verringern, erhalten eine Marktanpassungsprämie in Höhe von 10 €/t (bei 16,0 % BZG): Für jede Tonne, um die Landwirte ihre Kontraktrüben 2026 reduzieren, bekommen sie je Tonne 2027 gelieferter Kontraktrüben diese Prämie. Südzucker und der Anbauverband appellieren an die Landwirte: „Helfen Sie mit, den Zuckermarkt zu stabilisieren!“ Durch die Bindung an den Rübenanbau 2027 soll klargemacht werden, das dies keine Ausstiegsprämie ist.

Die Nordzucker AG teilt mit, dass „bereits bei Vertragsvergabe die Anbaufläche reduziert“ worden sei. Später wurde ein Angebot unterbreitet, bereits gezeichnete Vertragsmengen für das Jahr 2026 freiwillig zu reduzieren, um den hiesigen Zuckermarkt zu entlasten.

Situation auf den Märkten

Bereits zur aktuellen Ernte 2025 wurde die deutsche Anbaufläche auf zirka 350.000 ha reduziert, nach 386.000 ha im Vorjahr. Die Wirtschaftliche Vereinigung Zucker (WVZ) geht für 2025 von einer Produktion von etwas mehr als 4,4 Mio. t Weißzucker in Deutschland aus, ein Minus von rund 400.000 t gegenüber dem Vorjahr. Der Rübenertrag ist laut WVZ mit 81,8 t/ha überdurchschnittlich. Eine gute Witterung hat trotz wachsendem Krankheitsdruck zu dieser guten Ernte geführt. Doch diese positive Nachricht werde von einer „dramatischen Marktentwicklung“ überschattet: Die Preise im EU-Binnenmarkt sind innerhalb eines Jahres um über 30 % eingebrochen – von 767 €/t auf 529 €/t aktuell. Übrigens ist auch auf europäischer Ebene der Rübenanbau 2025 um rund 9 % auf nun 1,49 Mio. ha geschrumpft. Deshalb erwartet die EU-Kommission im aktuellen Zuckerwirtschaftsjahr einen Produktionsrückgang in der EU von 16,6 auf 15,4 Mio. t. Ob das reicht, um den Preis zu stützen, wird sich zeigen. Global erwartet die OECD/FAO, dass die Zuckerproduktion insbesondere aus Zuckerrohr weiter steigt. Andererseits steigt die Nachfrage nur moderat. Der Verbrauch in Europa ist sogar leicht rückläufig, von 13,9 auf 13,8 Mio. t, weil das Gesundheitsbewusstsein zunimmt und Zucker teilweise durch andere Süßungsmittel ersetzt wird.

Der Weltmarktpreis für Weißzucker (White Sugar, London N°5) ist seit Anfang April 2025 um 33 % deutlich auf zirka 400 €/t Anfang November 2025 gefallen wegen der vom US-Landwirtschaftsministerium prognostizierten größeren globalen Produktion für 2025/2026 von 189,3 Mio. t; zirka 9 Mio. t über dem Vorjahr. Besonders hohe Zuwächse (+20 %) auf 34,9 Mio. t werden für Indien erwartet.

Aussichten für Rübenpreis 2026

Im Sommer 2025 einigten sich bekanntlich der Dachverband Norddeutscher Zuckerrübenanbauer (DNZ) und die Nordzucker AG auf den Rübenliefervertrag 2026. Der Grundpreis ist wie zuvor 25,20 €/t bei 16 % Pol. Die Zuschläge für Zuckergehalt, Rübenmarkvergütung, Früh-/Spätliefer­ausgleich sind unverändert. Ab Zuckererlösen der Nordzucker von 530 €/t Weißzucker (2025: 436 €/t) erhöht sich der Rübenpreis um knapp 10 ct/t. Der letzte von der EU veröffentlichte EU-Zuckerpreis lag in der Region 2 (BE, DE, FR, NL) bei 520,21 €/t. Es bleibt zu hoffen, dass die EU-weite Flächenreduktion dazu beiträgt, den EU-Zuckerpreis und so den Rübenpreis wieder deutlich zu erhöhen, denn bei dem aktuellen Mindestpreis von zirka 35 €/t inklusive aller Nebenleistungen (18 % Pol., Rübenmarkvergütung, Früh-/Spätlieferausgleich) dürfte es schwer sein, die bisherige hohe Vorzüglichkeit der Zuckerrübe in den Betrieben zu gewährleisten. 

Die Pommes sind schuld und die Kartoffel vergisst nicht

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Der Kartoffelzüchter Europlant lud Anfang der Woche zum 20. Kartoffeltag auf den Boxberg ein. Landwirte, Aussteller und Experten aus der Kartoffelbranche konnten sich auf der Kartoffel­messe austauschen und über ein abwechslungsreiches Votrags­programm freuen.

Ulf Hofferbert, Beratungsleiter bei Europlant, eröffnete die Veranstaltung mit einem Marktüberblick. Den Anstieg der Kartoffelanbaufläche um rund 7 % beziehungsweise 80.000 ha erklärte er mit „völlig falsch gesetzten Signalen der Industrie“. Vor allem die Frittenindustrie habe mit hohen Erlösen starke Anreize gesetzt. Nach den hohen Exportpreisen für Pommes frites im Sommer 2024 „nahm das Schicksal im Herbst 2025 seinen Lauf“, so Hofferbert. An einem Februar-Wochenende hätten sich dann auf einmal alle Marktaussichten so verdunkelt, wie er es noch nicht erlebt habe. Die Preise seien ins Bodenlose gefallen. In der Folge sei ein erheblicher Teil der Ernte in Silagen oder die Energieproduktion gegangen.

Ausblickend sprach Hofferbert den guten Speisekartoffelabsatz an sowie geringere Reimporte im kommenden Frühjahr. Der Lebensmitteleinzelhandel wolle nicht mit beispielsweise Wasserknappheit in Ägypten oder dem Konflikt in Israel in die Presse kommen. Positiv sei zudem, dass die Deutschen etwa 2 % mehr Kartoffeln äßen.

Problematisch sei hingegen die Pflanzkartoffelsituation: „Wir haben ein Riesenproblem mit Ab­erkennungen.“ Während in den vergangenen zehn Jahren das Y-Virus dominiert habe, seien es nun persistente Viren, die Blattrollen übertragen. Pyrethroide zeigten kaum noch Wirkung gegen die Grüne Pfirsichblattlaus, und die Züchtung komme nur langsam voran. Bei der Sorte ,Belana‘ seien zum Beispiel etwa 25 % aberkannt worden, hauptsächlich aufgrund von Blattrollen. Seine Empfehlung laute daher: „Sichern Sie sich gesundes Pflanzgut und prüfen Sie Ihr eigenes.“ Die Verfügbarkeit sei begrenzt.

Nachtragende Knollen

Anschließend stellte Thomas Stelter, Landwirtschaftskammer Niedersachsen (LWK NDS), Versuche zur Beizung und Qualitätssicherung vor, die Grundlage seiner Beratung sind. Mit Beizung lasse sich vor allem die Befallsstärke von Rhizoctonia, Silberschorf und Colletotrichum reduzieren. Langjährige Beizversuche zeigten, dass der relative Knollenertrag bei einer Flüssigbeizung mit Moncut oder Allstar bei 107 liege. Auch die Furchenbehandlung mit Ortiva (2,0 l) habe 2023 bis 2025 gute Ergebnisse erzielt. Stelter wies darauf hin, dass Ortiva mit der neuen Zulassung nun auch auf drainierten Flächen angewendet werden dürfe.

Die Drahtwurmversuche der LWK NDS zeigten zwar insgesamt enttäuschende Wirkungsgrade, die Versuche seine jedoch auf stark befallenen Flächen durchgeführt worden. Am wirksamsten seien weiterhin die Pyrethroide. Bei hohem Befallsdruck sei jedoch nur der Anbau von Stärkekartoffeln sinnvoll. Auf die Frage, ob Beregnung als Bekämpfungsmaßnahme geeignet sei, antwortete Stelter: „Die Schädlinge haben die Knollen einfach zum Fressen gern, egal ob nass oder trocken.“ Beregnung zeige kaum Wirkung, sei teuer und zudem schlecht für das Image.

Dr. Rolf Peters beschäftigte sich in seinem Vortrag damit, wie neue Technik und zukünftige Anbaubedingungen für den Kartoffelanbau zusammenfinden können. Der 68-Jährige befasst sich seit mehr als 35 Jahren mit der Knolle und ist heute noch als Berater für landwirtschaftliche Betriebe unterwegs, bietet Schulungen und fachliche Projektbegleitungen an.

„Die Kartoffel vergisst nicht“, sagte Peters. So sei es im Kartoffelanbau besonders wichtig, optimale Anbau-und Erntebedingungen zu gewährleisten. Wenn es zu warm, zu kalt, zu trocken oder zu feucht sei, wachse die Knolle nicht gut genug oder im schlechtesten Fall gar nicht. In eigenen Versuchsreihen und bei Projektbegleitungen fand der Experte heraus, dass sich Kartoffeln auch bei optimaler Lagerung nach der Ernte an die Anbaubedingungen „erinnern“. So bildeten Kartoffeln einer Versuchsreihe bei der Lagerung Keime aus, nachdem sie im Anbau von Trockenstress betroffen waren. Dieser sorgte dafür, dass keimhemmende Stoffe während der Lagerung abgebaut wurden.

Das sich regelmäßig verändernde Klima schafft für die überaus empfindliche Kultur also keine guten Bedingungen. Nun gilt es für Landwirte mehr denn je, kreativ zu werden. Hier kann die Arbeit mit neuer Technik unterstützen. So könnten etwa GPS-gesteuerte Beregnungsroboter in Trockenperioden aushelfen und autonome Pflanzenschutztechnik mithilfe von gut gefütterten Algorithmen andersartige Pflanzen erkennen.

Helfen Biostimulanzien?

Biostimulanzien sollen das Wachstum, die Vitalität und die Stressresistenz von Pflanzen verbessern, ohne selbst als Dünger oder Pflanzenschutzmittel zu wirken. In der Theorie gut, aber tun sie auch das, was sie versprechen? Die LWK NDS ist dem auf den Grund gegangen. Dazu wurde eine dreijährige Versuchsreihe in Suderburg bei Uelzen angelegt. Anschließend wurden die Kartoffeln mit unterschiedlichen Biostimulanzien gegen eine Kontrollgruppe ohne Stimulans verglichen. Von den auf dem Markt erhältlichen Produkten konnten sich am Ende lediglich Biimore, Potavit sowie Kaizen und Kaishi durchsetzen. Obwohl alle vier Produkte einen geringen Mehrertrag generierten, gab Stelter nur für die Anwendung von Biimore und Potavit eine Empfehlung heraus, da sie einen statistisch absicherbaren Mehrertrag gebracht hätten. Bei Preisen von etwa 40 bis 50 €/ha bekommen Landwirte somit die Mehrkosten aus dem Kauf des Mittels wieder. Ob sich die Stimulanzien im Zusammenhang mit anderen Standorten anders verhalten würden, ist noch unklar.

,Franca‘ ist eine frühe, vorwiegend festkochende Speisekartoffel.

Platzt der Jersey-Traum?

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Mit maximaler Lust auf Landwirtschaft stellte Felix Schwartz aus Sörup, Kreis Schleswig-Flensburg, noch im September seinen Hof im Bauernblatt vor. Mit seiner Jersey-Herde wollte er den Familienbetrieb in die Zukunft führen. Nun droht durch das geplante Naturschutzgebiet Winderatter See eine Zwangsextensivierung, die das Fortbestehen des Betriebs infrage stellt. Im Bauernblatt-Interview schildert Schwartz seine ­Gemütslage.

Sie bewirtschaften Flächen, die in der geplanten Kulisse des Naturschutzgebiets Winderatter See liegen. Wie stark sind Sie betroffen?

Felix Schwartz: Wir bewirtschaften insgesamt 120 ha und haben 110 Milchkühe der Rasse Jersey. Von dem geplanten Naturschutzgebiet sind 55 ha betroffen, also knapp die Hälfte unserer Flächen. Die 55 ha teilen sich auf in 12 ha Ackerland und 43 ha Grünland. 30 ha des Grünlandes bewirtschaften wir intensiv mit vier bis fünf Schnitten. Daraus gewinnen wir das Grundfutter für unsere Tiere.

Wie haben Sie von dem geplanten Naturschutzgebiet erfahren?

Der Bauernverband hat uns darüber informiert, dass einige unserer Flächen, die wir im Antrag haben, betroffen sind.

Wie war Ihr erster Gedanke?

Natürlich kam erst einmal ein Stück weit Panik auf, weil man ja nicht weiß, welche Einschränkungen auf einen zukommen – jetzt oder auch später.

Was sind Ihre Befürchtungen?

Die verpflichtende Extensivierung des Betriebs. Unsere Tiere brauchen hochwertiges Grundfutter, um Milch zu geben. Mit ein bis zwei Schnitten ernten wir weniger Masse und natürlich auch weniger Energie beziehungsweise Proteingehalt. Dann werden wir keine Milch mehr produzieren können.

Käme nicht auch eine Abstockung der Herde infrage?

Wir haben gewisse Grundkosten, die getragen werden müssen. Drei bis vier Generationen auf unserem Hof müssen irgendwie davon leben können. Würden beispielsweise 50 Kühe vom Hof gehen, fehlte die wirtschaftliche Grundlage für den Betrieb.

Hieße das, der Stall müsste komplett geräumt werden?

Ja.

Wie fühlt sich dieser Gedanke an?

Das fühlt sich sehr schlecht an. Man plant langfristig in der Landwirtschaft. Kredite werden über zehn bis 20 Jahre aufgenommen, Pachtverträge werden auch über solche Zeiträume geschlossen. Daher braucht man als landwirtschaftlicher Betrieb Planungssicherheit.

Was ist Ihre Erwartungshaltung an die Politik? Wie sollte es aus Ihrer Sicht jetzt weitergehen?

Miteinander zu sprechen wäre nicht verkehrt. Es gibt natürlich Gebiete, die sich für eine extensive Nutzung anbieten und dem Naturschutz zur Verfügung gestellt werden können, aber bestes Ackerland und Intensivgrünland brauchen wir eben zum Wirtschaften, um weiterbestehen zu können.

Könnten Sie sich überhaupt eine andere Tätigkeit vorstellen?

Darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht. Ich war eigentlich sicher, das hier langfristig zu machen. Ich habe drei Jahre Ausbildung hinter mir und noch einmal zwei Jahre Fachschule. Wir haben zudem in eine Stallerweiterung und in den Kauf der Jersey-Kühe investiert. Mit Haltungsform drei setzen wir auf Tierwohl. Durch unsere arrondierten Flächen können die Kühe im kompletten Sommerhalbjahr wunderbar auf die Weide. Das ist ja auch das, was der Verbraucher will.

Haben Sie den Eindruck, dass die Menschen in der Region die Landwirtschaft kritisch sehen?

Nein, eigentlich nicht. Wir werden immer freundlich gegrüßt von den Nachbarn. Die Leute, mit denen wir über das geplante Naturschutzgebiet sprechen, fragen sich auch, ob man einfach so über fremde Flächen bestimmen kann und wieso nicht die Flächen der Stiftung Naturschutz dafür genommen werden.

Haben Sie ein angespanntes Verhältnis zur Stiftung und deren Arbeit?

Im Gegenteil: Wir pflegen ein gutes Verhältnis. Wir pachten beispielsweise Flächen der Stiftung für unsere extensive Weidewirtschaft. Vor diesem Hintergrund stellt sich mir die Frage, ob es nicht sogar nachteilig für die Stiftung ist, wenn Rinder haltende Betriebe verdrängt werden. Die Stiftung ist schließlich vertraglich verpflichtet, die Naturschutzflächen zu pflegen. Wie soll das ohne Kooperation mit Landwirten funktionieren? Insbesondere die Pflege kleinerer Flächen muss doch von Milchvieh-Betrieben in der Region gemacht werden. Ich habe den Eindruck, das scheint nicht richtig zu Ende gedacht zu sein.

Info

Schleswig-Holstein soll mehr als 1.000 ha weitere Naturschutzgebiete erhalten. Das kündigte Umweltminister Tobias Goldschmidt (Grüne) beim Landesnaturschutztag Anfang November an. Dazu zählt ein Gebiet (350 ha) am Winderatter See, Kreis Schleswig-Flensburg. Dieser ist ein von Grünland umgebener, eiszeitlich entstandener See im Talzug der Kielstau. Ziel ist laut Umweltministerium, Nährstoffeinträge zu verringern. Eine extensive Nutzung werde angestrebt. 

Die arrondierten Flächen des Betriebes erlauben Weidehaltung im Sommerhalbjahr. Foto: Thore Groth

Starke Beschlüsse und neue Impulse

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Die Landesversammlung des Landjugendverbands Schleswig-Holstein fand Ende November in Friedrichstadt statt und bot eine gelungene Mischung aus inhaltlicher Arbeit, Gemeinschaft, politischem Austausch und abwechslungsreichen Programmpunkten.

Bereits am Sonnabendnachmittag hatte der Kreislandjugendverband Nordfriesland ein spannendes Programm organisiert: einen Krimi-Trail durch Friedrichstadt, das Venedig des Nordens. Dabei galt es, den fiktiven Mörder eines Grachtenschiffers zu entlarven – eine unterhaltsame Kombination aus Stadtführung, Rätseln und Outdoor-Escape-Room, die den Teilnehmenden viel Freude bereitete und ganz nebenbei die Möglichkeit bot, die 1621 von niederländischen Glaubensflüchtlingen gegründete und nach holländischem Vorbild angelegte Stadt kennenzulernen, was sich in der schnurgeraden Planung und der charakteristischen Architektur widerspiegelt. Nicht ohne Grund trägt Friedrichstadt daher auch den liebevollen Spitznamen „Klein-Amsterdam“. Im Anschluss standen zahlreiche Anträge im Mittelpunkt, die intensiv diskutiert und anschließend beschlossen wurden.

Der neue Vorstand des Landjugendverbandes Schleswig-Holstein: Anna Dallmeier-Tießen, Johanna Jessen, Levke Wieben, Marlies Muxfeldt, Mirco Engelbrecht, Sören Schatt, Paul Weniger und Lasse Hellmer (v. li.) Foto: Felix Matz

Auch das Abendprogramm wurde vom Kreislandjugendverband Nordfriesland ausgerichtet. In entspannter Atmosphäre boten sich viele Gelegenheiten für gute Gespräche, Austausch und das Knüpfen neuer Kontakte. Der Abend zeigte einmal mehr, wie stark und lebendig das Netzwerk der Landjugend ist.

Der erstmalig gewählte Finanzausschuss besteht aus Jennifer Kawald, Emilia Krause, Lisa Tedsen, und Malte Löwe (v. li.). Foto: Sören Schatt

Der Sonntag startete mit dem Grußwort des Bundesvorsitzenden der Landjugend, Lars Ruschmeyer, sowie den Vertreterinnen und Vertretern der Niedersächsischen Landjugend, Isabell Pröstler und Hannes Wilhelms, die den Deutschen Landjugendtag 2026 in Hameln vorstellten. Im Anschluss begrüßten wir unsere Gäste: Lena Haase (LandFrauen SH), Anne Riecke (MdL, FDP), Sybilla Nitsch (MdL, SSW), Malte Jacobsen (Bauernverband SH), Rixa Kleinschmit (MdL, CDU) sowie Luana Marsau (Jusos SH).

Noch vor der interaktiven Politikaktion stellte der männliche Teil des Vorstands den Jahresbericht vor und ging – untermalt von buntem Bildmaterial – auf die verschiedenen Aktionen und Veranstaltungen ein. Highlights waren in diesem Jahr unter anderem der Berufswettbewerb, die 72-Stunden-Aktion und das 75-jährige Bestehen. Der Jahresbericht zeigte erneut, wie vielfältig die Landjugend und ihr Programm aufgestellt sind.

Im Anschluss startete die Politikaktion, bei der sich Landjugendliche sowie Politikerinnen und Politiker an verschiedenen Thementischen intensiv austauschten. Im Mittelpunkt standen bewusst provokant formulierte Fragen, die in kurzer Zeit für einen perspektivreichen Austausch sorgten: Ist Landwirtschaft in Deutschland noch gewollt? Ist eine Wehrpflicht noch zeitgemäß, wenn die junge Generation nicht bereit ist, zur Waffe zu greifen, um den Frieden zu sichern? Sollen junge Menschen auf dem Land künftig nur noch Fahrrad fahren, weil der ÖPNV nicht ausgebaut wird? Und bedeutet ehrenamtliches Engagement zwangsläufig, beruflich zurückstecken zu müssen?

Nach dem gemeinsamen Mittagessen folgte der Höhepunkt des Sonntags: die Wahlen. Besonders erfreulich war, dass der Landesvorstand nach einem Jahr wieder vollständig besetzt werden konnte. Mit viel Humor, aber dennoch mit der nötigen Ernsthaftigkeit, übernahmen Hannes und Isabelle von der Niedersächsischen Landjugend die Wahlleitung.

Gewählt wurden zwei Vorsitzende sowie sechs stellvertretende Vorsitzende (siehe Ausgabe 48):

– erste Vorsitzende: Marlies Muxfeldt und Mirco Engelbrecht

– zweite Vorsitzende: Levke Wieben und Sören Schatt

– dritte Vorsitzende: Johanna Jessen und Paul Weniger

– vierte Vorsitzende: Anna Dallmeier-Thiessen und Lasse Helmer

Ebenfalls gewählt wurde der Agrarausschuss, aus dem aufgrund der zweijährigen Amtszeit zwei Mitglieder ausschieden. Das neue Team setzt sich zusammen aus Sprecherin Tessa Nafziger, der stellvertretenden Sprecherin Laura Stolley sowie dem neuen Sprecher Nils von Spreckelsen und dessen Stellvertreter Sven Reimers.

Tessa Nafziger (li.), Laura Stolley und Nils von Spreckelsen bilden das neue Sprecherteam des Agrarausschusses. Foto: Sören Schatt

Zum ersten Mal wurde außerdem ein Finanzausschuss gewählt, der künftig aus vier Mitgliedern besteht: Emilia Krause, Lisa Tedsen, Jennifer Kawald und Malte Löwe.

Zum Abschluss der Wahlen wurden drei langjährige Mitglieder verabschiedet, die sich mit großem Engagement eingebracht haben: Lisa Tödter (Landesvorstand) sowie Wiebke Wendt und Malte Blöcker (Agrarausschuss). Auch an dieser Stelle bedankt sich der Landjugendverband herzlich für ihren Einsatz und wünscht alles Gute.

Die zweitägige Landesversammlung zeigte eindrucksvoll, wie lebendig, engagiert und zukunftsorientiert die Landjugend in Schleswig-Holstein aufgestellt ist. Mit vielen neuen Impulsen, starken Beschlüssen und einem vollständig besetzten Vorstand blickt die Landjugend motiviert in die kommende Amtsperiode.

Bäume insgesamt in stabilerem Zustand

Die Wälder in Schleswig-Holstein präsentieren sich aktuell in einem stabileren Zustand als noch vor einem Jahr. Das ist die Kernaussage des Waldzustandsberichts 2025, den Forstministerin Cornelia Schmachtenberg (CDU) am vergangenen Freitag im Wald von Gut Bossee im Kreis Rendsburg-Eckernförde vorgestellt hat.

„Es geht unseren Wäldern einigermaßen gut, die Ergebnisse der Untersuchungen stimmen uns vorsichtig optimistisch“, erklärte Schmachtenberg. Nach den Untersuchungen der Nordwestdeutschen Forstlichen Versuchsanstalt (NW-FVA) ist die mittlere Kronenverlichtung leicht von 23 % im Jahr 2024 auf jetzt 22 % gesunken. Auf 2,9  % zurück ging auch der Anteil stark geschädigter Bäume, im Vorjahr waren es noch 3 %. Zudem sind die Ausfälle gering: Von den 3.072 untersuchten Bäumen sind lediglich sechs Exemplare abgestorben. Weitere 15 Bäume sind witterungs- oder schadbedingt ausgefallen – damit liegt die Ausfallquote insgesamt unter 1 %.

Erfolg eines konsequenten Umbaus

Nach Jahren mit Trockenheit und Stürmen zeigten sich unsere Wälder robuster, erklärte Cornelia Schmachtenberg. Das sei auch ein Erfolg des konsequenten Umbaus zu Mischwaldformen und des großen Engagements vieler Waldbesitzer, führte die Forstministerin weiter aus. „Dennoch bleibt der Klimawandel die größte Herausforderung, wir müssen weiter auf Vielfalt, Anpassungsfähigkeit und nachhaltige Bewirtschaftung setzen“, betonte die CDU-Politikerin.

Nach Jahren mit Trockenheit und Stürmen zeigten sich die Wälder robuster, erklärte Forstministerin Cornelia Schmachtenberg. Foto: Sven Tietgen
Dr. Detlev von Bülow wünscht sich mehr Vertrauen in die privaten Waldeigentümer. In seinen Wäldern am Westensee setzt er auf Vielfalt. Foto: Sven Tietgen
Besonders ältere Buchen hätten sich erholt, erläuterte Dr. Ulrike Talkner von der NW-FVA. Die Kronenverlichtung sei auf 26 % zurückgegangen. Foto: Sven Tietgen


Detailliert stellte Dr. Ulrike Talk­ner, Leiterin Umweltkontrolle in der NW-FVA, den Waldzustandsbericht vor. Ihre gute Nachricht: Trotz deutlich spürbarer Erwärmung zeigt sich der Zustand der Wälder stabil, die Schäden durch Insekten oder Pilze waren überschaubar. Dabei mussten die Bäume ab Februar mit einer fünfmonatigen Trockenperiode zurechtkommen, im Juli sorgten dann hohe Niederschlagsmengen für Entlastung. Besonders die älteren Buchen haben sich erholt: Nach dem Mastjahr 2024, als die Buchen durch die hohe Produktion von Bucheckern weniger Laub bildeten, ist die Kronenverlichtung in diesem Jahr um fünf Prozentpunkte auf 26 % zurückgegangen.

Ausfälle in der Fichte

„31 Baumarten haben wir in Schleswig-Holstein, die Laubbäume haben ihren Zustand leicht verbessern können, den Nadelbäumen dagegen geht es etwas schlechter“, sagte Ulrike Talkner. Bei den Fichten gab es Ausfälle, aber nicht in dem Ausmaß wie in den Mittelgebirgen weiter südlich. Recht gut geht es dem Bergahorn: „Dieser Baum sticht durch geringe Kronenverlichtung und geringe Absterberaten hervor“, so die Untersuchungsleiterin. Sie stellte zudem das Projekt „BaEm“ vor, wo Baumarten anhand von Kriterien wie Trockenstress, Sturmrisiko, Kohlenstoffspeicherung und acht Klimaszenarien bewertet werden – mit dem Ziel, klimaresiliente Mischwälder gezielt zu fördern.

Insgesamt profitieren die Landesforsten wie private Waldbesitzer in Schleswig-Holstein von vergleichsweise günstigen Bedingungen wie dem maritimen Klima und den vielen Mischwäldern. Auch Dr. Detlev von Bülow, Besitzer von Gut Bossee und Gastgeber für die Vorstellung des Waldzustandsberichts, setzt in seinen Waldgebieten auf Vielfalt. Auf den 580 ha Waldflächen macht der Mischwald etwa 70 % aus, vor allem Buchen, Eichen und Ahorne finden sich in dem Areal westlich des Westensees. „Die Herausforderung ist der Klimawandel, und das mit zunehmender Geschwindigkeit“, sagte von Bülow. Seit drei Jahren setzt die Forstwirtschaft auf Gut Bossee verstärkt auf Bäume, die sich besser auf Wärme und Feuchtigkeit einstellen können. Mehr Vielfalt ist angesagt: Walnuss und Schwarznuss werden ebenso neu gepflanzt wie Elsbeere, Robinie oder Speierling.

„Wir gehen ein Stück weit auch den Weg von Versuch und Irrtum, wir wissen nicht, welche Bäume auch in 50 Jahren noch bei uns stehen werden“, macht der Waldbesitzer deutlich. Vom Staat wünscht sich Detlev von Bülow mehr Vertrauen in die privaten Waldeigentümer. „Auch wenn es durch den Regierungswechsel in Berlin besser geworden ist: Die Politik hat grundsätzlich viel Lust, in die Land- und Forstwirtschaft einzugreifen. Dabei soll sie uns einfach machen lassen.“

Die faszinierende Welt der Farben

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Rot wie die Liebe, grün wie die Hoffnung – wir sind von Farben umgeben, jeden Tag, in jedem Lebensbereich. Doch wie entstehen sie? Welchen Einfluss haben sie und was genau ist Farbe? In einer neuen Sonderausstellung des Carl Bosch Museums Heidelberg zeigt das Museum Tuch + Technik in Neumünster bis zum 6. April 2026 die faszinierende und facettenreiche Welt der Farben.

Die weltweit am meisten verbreitete Farbe ist Weiß, gefolgt von Schwarz auf dem zweiten Platz. Moment mal, Weiß und Schwarz sind doch keine Farben? Zumindest wurde uns das im Kunstunterricht an der Schule so eingetrichtert. „Stimmt nicht ganz“, sagt Ausstellungsgestalter und Diplom-Designer Knut Völzke. „Weiß und Schwarz sind unbunte Farben, und das hängt wiederum mit dem Licht zusammen.“ Licht spielt beim Thema Farben eine herausragende Rolle, denn nur mit Licht ist es überhaupt möglich, Farben wahrzunehmen.

Nur mit Licht ist es möglich, Farben wahrzunehmen.
Foto: Iris Jaeger

Und dieses Licht setzt sich aus verschiedenen für uns sichtbaren sowie auch nicht sichtbaren Wellenlängen zusammen, die Farbenpalette im sichtbaren Bereich reicht dabei von Rot bis Violett. „Genau betrachtet ist Weiß also die Summe aller Farben. Grautöne und Schwarz hingegen sind nur verschiedene Helligkeitsstufen von weißem Licht“, lautet es in der Ausstellungsbeschreibung, die als Heft mit ausgelegt ist und die einzelnen Stationen und Exponate erläutert.

Wenn Licht auf einen Gegenstand fällt, dann wird es gebrochen und in seine Farben aufgefächert, Wellen werden absorbiert oder gefiltert, sodass bestimmte Farben übrig bleiben. Es gibt Lichtfarben und Körperfarben, additive und subtraktive Farbmischungen. Wie wir Farben sehen und wie sie unser Hirn verarbeitet, ist einer von vielen spannenden Themenbereichen, „denn jeder Mensch und jedes Tier nimmt Farben unterschiedlich wahr“, so Völzke.

„Tiere verwenden Haut-, Feder- oder Fellfarben für verschiedene Zwecke. Sie nutzen Farben zur Tarnung. Manche wollen auch mit bunten Farben ihre Partner auf sich aufmerksam machen. Und manche Tiere halten mit grellen Warnfarben ihre Feinde auf Abstand. Pflanzen setzen Farben ebenfalls aktiv ein. Farbige Blüten und Früchte dienen als Werbung und locken Tiere an, die dann die Blüten bestäuben oder mittels der Früchte die Samen verteilen“, lautet es dazu in der Ausstellungsbeschreibung.

Interferenz lässt Oberflächen wie die Flügel des Schmetterlings bunt schillern.
Foto: Iris Jaeger

Erklärt wird auch die Entwicklung von ersten Pflanzen- und mineralischen Farben zum Färben von Stoffen über die bahnbrechende Entdeckung der Anilinfarben Anfang des 19. Jahrunderts, die die industrielle Herstellung und das Mischen von Farben ermöglichte, bis zu den heute verwendbaren Farben und Farbmitteln. Erzählt werden Farbgeschichten, wie etwa die, dass die Zuordnung von Rosa für Mädchen und Blau für Jungen erst ab den 1920er Jahren erfolgte. Davor war es genau umgekehrt. „Rot, der große Bruder der Farbe Rosa, stand für Blut und Kampf, sodass das ,kleine Rot‘ den Jungen zugeordnet wurde. Blau dagegen ist in der christlichen Tradition die Farbe der Jungfrau Maria. Somit war Hellblau, das ,kleine Blau‘, den Mädchen vorbehalten“, erfahren die Besuchenden. Jeder könne dabei selbst entscheiden, wie tief er in die Thematik eintauchen wolle, so Völzke. Man könne sich der Ausstellung aus verschiedenen Perspektiven nähern.

Was aber schnell klar wird: Farbe ist ein äußerst komplexes und vielschichtiges Thema. Nicht umsonst hätten sich viele Natur- und Geisteswissenschaftler wie Johann Wolfgang von Goethe oder Wilhelm Ostwald daran versucht, Farben und deren Eigenschaften in immer ausgefeilteren Systemen zu erklären. Und da der Mensch es mag, in Normen zu denken, gibt es mit RAL (kurz für „Reichs-Ausschuss für Lieferbedingungen“) eine Systematik von genormten Farben, wobei jeder Farbe eine eindeutige Nummer zugeordnet ist. So sind beispielsweise Feuerwehrfahrzeuge in Feuerrot (RAL 3000) oder dem etwas helleren Verkehrsrot (RAL 3020) lackiert.

„Neben diesen Systemen hat Farbe aber ganz viel mit subjektivem Empfinden und mit Interpretieren zu tun. Und je mehr man sich damit beschäftigt und je tiefer man in das Thema Farben eintaucht, desto faszinierter ist man davon und kommt nicht mehr davon los“, erklärt Knut Völzke, der sich selbst als „Farb-Nerd“ bezeichnet. Dabei habe er sich lange Zeit gar keine Gedanken über Farben gemacht, bis er Tischler gelernt, Design studiert und dort seine Faszination für Farben und deren Wirkung entdeckt habe. Und auch für die Direktorin des Museums Tuch + Technik, Astrid Frevert, ist die Sonderausstellung eine gelungene thematische Ergänzung zur Dauerausstellung, „denn Farben haben in der Tuchherstellung eine große Rolle gespielt und sie tun es noch“.

Weitere Informationen gibt es unter tuchundtechnik.de

Licht fällt auf ein Prisma und wird in seine Farbbestandteile aufgefächert.
Foto: Iris Jaeger
Oft ist uns gar nicht mehr bewusst, dass wir zu jeder Zeit und überall von einer unbegrenzten Vielfalt an Farben umgeben sind.
Foto: Iris Jaeger
Alles ist Farbe
Foto: Iris Jaeger
Viele der Stationen laden die Besucher ein, selbst aktiv zu werden und auszuprobieren, wie Farben entstehen oder wirken.
Foto: Iris Jaeger
Farbpigmente
Foto: Iris Jaeger
Nicht immer galt Rosa als Mächen-Farbe, ursprünglich war Blau als Farbe der Jungfrau Maria Mädchen vorbehalten.
Foto: Iris Jaeger
Das einst aus Färberwaid gewonnene Indigo für Bluejeans wird heute chemisch hergestellt.
Foto: Iris Jaeger


Züchter im Porträt: Hanno Lorenzen aus Rantrum

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Gerade machte der Holsteiner Chezzini von sich reden, denn der Chezarro-Cassini II-Nachkomme aus dem Stamm 2978 beendete seine Hengstleistungsprüfung als Klassenbester. Der dreijährige Braune ist der zweite gekörte Hengst aus der Zucht von Hanno Lorenzen aus Rantrum, Kreis Nordfriesland.

„Chezzini war als Fohlen schon etwas Besonderes“, erinnert sich Hanno Lorenzen. Auch als Jungpferd habe er niemals eine hässliche Phase gehabt, sei immer schick, aufgeschlossen und umgänglich gewesen. So entschied der Züchter, den Youngster gemeinsam mit Kai Thomsen als Hengst aufzuziehen und ihn zur Körung zu bringen. Auch in der weiteren Ausbildung sei der Braune immer positiv aufgefallen. „Dem hat alles Spaß gemacht“, erzählt Lorenzen.

In Elmshorn bekam Chezzini im vergangenen Jahr ein positives Kör­urteil und wurde über die Auktion nach Italien verkauft. Mit dem Preis war Lorenzen nicht zufrieden, über die Entwicklung des Hengstes freut er sich hingegen umso mehr.

Der Züchter war zur Hengstleistungsprüfung im brandenburgischen Neustadt (Dosse) nicht vor Ort, im Nachhinein hat er sich aber die Videos angeguckt. „Das hat er wirklich gut gemacht. Es ist beeindruckend, wie ausbalanciert er für einen Dreijährigen ist“, resümiert der Fachmann. „In einem 50-Tage-Test so zu überzeugen, ist auch noch einmal schwieriger als an nur zwei Tagen.“ Und überzeugen konnte Chezzini: Mit viermal 9,0 für Interieur, Charakter, Leistungsbereitschaft und Galopp kam er auf eine Endnote von 8,6 und setzte sich damit gegen seine 23 Konkurrenten durch. Lorenzen hofft nun, dass er von dem Hengst in Zukunft noch etwas hört.

Kai Thomsen (v. li.) und Hanno Lorenzen sind ein gutes Team. Olaf Rörden gratulierte 2024 zu Chezzinis Körung. Foto: Janne Bugtrup

Gute Vollschwestern

„Das ist immer gut für die Zucht“, grinst er. Mit Zola, der Mutter von Chezzini, und Andra, der Mutter seines ersten gekörten Hengstes Crackeur, hat er zwei Vollschwestern in der Zucht. Sie stammen aus der Elina von Lombard, dem Sportpferd seiner Töchter Carina und Katrin. „Mit ihr waren sie bis zur Klasse S erfolgreich“, berichtet der stolze Vater. Als die beiden dann vor etwa 20 Jahren aufhörten zu reiten, begann Lorenzen zu züchten. Das war ein logischer Schritt für den heute 66-Jährigen, denn schon sein Vater züchtete Holsteiner des Stamms 162.

Lorenzen, der wie sein Vater immer nur freizeitmäßig geritten ist, hat seine beiden Zuchtstuten und einige Jungpferde am Haus zu stehen. Der Rest ist zur Aufzucht oder zur Ausbildung bei Kai Thomsen in Büsumer Deichhausen, Kreis Dithmarschen. Auf einige davon sehen die beiden Pferdemänner mit Spannung.

Zum Beispiel ist ein Vollbruder zu dem 2023 gekörten und inzwischen in Belgien aktiven Crackeur von Crack-Cassini II dabei. Der Dreijährige ist gelegt und wird im kommenden Jahr vorsichtig ausgebildet. Vielleicht geht er dann ein oder zwei Turniere, bevor er wieder auf die Koppel kommt. Erst fünfjährig soll es dann richtig losgehen. „Da sind Kai und ich auf einer Wellenlänge. Wir lassen den Pferden Zeit“, erklärt Lorenzen. „Man sieht dann auch schon, wie ein Pferd sich reiten lässt und welches Potenzial darin steckt.“ Er hält nichts davon, die Pferde vierjährig schon Schleifen sammeln zu lassen.

Nicht arm werden

Neben dem sportlichen Wallach gibt es noch einen Junghengst, der etwas für die Körung gewesen wäre. Nach dem finanziellen Rückschlag mit Chezzini möchte Lorenzen aber erst einmal den Markt beobachten. „Ich züchte aus Idealismus. Ich weiß, dass ich damit nicht reich werde, aber ich passe auf, dass ich auch nicht arm werde“, sagt er. Trotzdem oder gerade deswegen sind seine beiden Stuten wieder tragend. In diesem Jahr hatten sie Fohlen von Diamant van Klapscheut und Charaktervoll. Letzteres hat dem Züchter so gut gefallen, dass er beide Stuten mit dem Sohn des Comme il faut belegte. Nun ist er gespannt, was das nächste Jahr bringt. „Auch wenn es Vollschwestern sind, die Stuten und ihre Nachkommen sind immer sehr unterschiedlich“, berichtet er und fügt hinzu: „Meine Schwester und ich sind ja auch unterschiedlich.“

Eins kann er aber über die Nachkommen seiner Stuten sagen: „Die meisten haben einen sehr guten Charakter.“ Das liegt vielleicht nicht nur an der Genetik, sondern auch an der liebevollen, familienbezogenen Aufzucht. „Wenn man nur zwei Stuten hat und die stehen am Haus, dann tüdelt man sehr viel mit den Fohlen herum“, so Lorenzen. „Die kennen alles: Schmied, Tierarzt, Halfter, Verladen. Die hat man an der Hand. Das ist ja das, was Spaß macht.“