Die Fledermaushöhlen in Schleswig-Holstein bekommen einen goldenen Anstrich: In einem Deal mit dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) stellt die Landesregierung 14 Mio. € für eine Fledermaus-Stiftung bereit. Im Gegenzug ziehen die Umweltlobbyisten ihre Klage gegen die Baugenehmigung des A-20-Abschnitts zwischen Weede und Wittenborn zurück. Für die staugeplagten Einwohner Bad Segebergs und die Pendler in der Region ist dieser Durchbruch ein Segen. Schutzmaßnahmen für die Fledermäuse scheinen ebenfalls finanziell abgesichert. Klingt wie eine Win-win-Situation!
Aber es gibt auch Verlierer: die Insekten. Denn während die Landesregierung auf der einen Seite 14 Mio. € lockermacht, wird an anderer Stelle das Vertragsnaturschutzprogramm (VNS) Ackerlebensräume kastriert. Dieses VNS unterstützt eigentlich drei Varianten:
– Begrünung mit Regio-Saatgut (rund 1.000 ha beantragt)
– Begrünung mit Standard-Saatgutmischung (rund 2.000 ha beantragt)
– Selbstbegrünung (rund 640 ha beantragt)
Bis Juli mussten Landwirtinnen und Landwirte die entsprechenden Anträge stellen. Ende Oktober – nach Abschluss der Herbstbestellung – erhielten die Antragsteller jedoch die Nachricht, dass die Mittel aus dem GAP-Strategieplan nicht ausreichen und die Förderung für die Variante „Begrünung mit Standard-Saatgutmischung“ (Förderhöhe: 1.010 €/ha) entfällt. Offenbar fehlen rund 2 Mio. €, um diese Maßnahme zu finanzieren. Wäre es daher nicht sinnvoll, dass die Landesregierung hier ebenfalls unterstützt und zusätzliche 2.000 ha für Artenvielfalt, Insektenförderung und Gewässerschutz ermöglicht? Das wäre zumindest im Sinne der Biodiversitätsstrategie des Landes gewesen, denn viele dieser geplanten VNS-Flächen liegen an Gewässerrändern oder an Knicks.
Grundsätzlich belegt das große Interesse am Vertragsnaturschutz die Bereitschaft der Landwirtinnen und Landwirte, Naturschutzmaßnahmen durchzuführen – wenn sie dafür gerecht honoriert werden. Die alternative Fördermöglichkeit über die Ökoregelungen 1 oder 1b im Rahmen der GAP bringt den Betrieben schätzungsweise im Schnitt nur 500 €/ha. Planungssicherheit? Fehlanzeige!
Planungssicherheit wünscht sich auch Felix Schwartz aus Sörup, Kreis Schleswig-Flensburg. Der junge Landwirt und seine Familie waren vollkommen überrascht, als sie erfuhren, dass das geplante Naturschutzgebiet um den Winderatter See rund die Hälfte ihrer Betriebsflächen betrifft. Die Familie geht nun einer sorgenvollen Weihnachtszeit entgegen. So geht Politik gegen die Menschen.
Auch Bauernverbandspräsident Klaus-Peter Lucht betont: „Unsere Landwirtinnen und Landwirte arbeiten aktiv im Natur-, Klima- und Artenschutz mit, aber es muss im Dialog stattfinden. Hier geht es um die Existenzgrundlage einer landwirtschaftlichen Familie, und bisher hat die Kommunikation gefehlt.“
Damit Landwirtschaft und Naturschutz gemeinsam funktionieren, braucht es Transparenz, einen fairen Dialog und verlässliche Rahmenbedingungen.




