Der Stumpfblättrige Ampfer und andere Ampfer-Arten haben sich in den letzten Jahren im Dauergrünland etabliert. Dies hat seine Gründe, denn die Staude hat eine sehr hohe Konkurrenzkraft gegenüber qualitativ hochwertigen Gräsern und führt bei starkem Auftreten zu Ernteverlusten sowie zu einer verminderten Futterqualität.
Unter trockenen Bedingungen in diesem Frühjahr wurde der Konkurrenzvorteil gegenüber hochleistenden Futtergräsern sichtbar, da die Pfahlwurzel des Ampfers in tiefere Bodenschichten eindringt und somit auch dann noch Wasserreserven im Boden erreicht, wenn die Gräser bereits vertrocknen. Der Stumpfblättrige Ampfer (Rumex obtusifolius) hat nur geringe Ansprüche an den Standort und ist als eher standorttreu zu bezeichnen.
Großes Samenpotenzial
Eine Verbreitung der Samen ist durch den Wind eher selten. Eine Einzelpflanze kann je nach Größe mit 100 bis 60.000 Samen pro Jahr eine enorme Menge produzieren. Die Lebensfähigkeit der Samen kann in Abhängigkeit von Boden und Wachstumsbedingungen acht bis 80 Jahre betragen. Die Samen sind bereits im grünen Zustand keimfähig, und das bereits eine Woche nach der Blüte. Weiterhin überstehen die Samen aufgrund einer harten Schale den Verdauungstrakt der Wiederkäuer. Bei einer Lagerung unter 60 °C bleiben die Samen in Gülle und Mist keimfähig und werden bei der Ausbringung organischer Dünger weit verbreitet. Temperaturen über 60 °C, die bei der Verrottung von Mist oder auch in einigen Biogasanlagen entstehen können, setzen die Keimfähigkeit jedoch deutlich herab.
Bekämpfungsansätze
Bereits beim Auftreten erster Ampfer-Pflanzen sollte gehandelt werden, damit eine Verteilung über die Fläche und den Betrieb unterbleibt. Im Sinne der guten fachlichen Praxis sollten vorerst pflanzenbauliche Maßnahmen erfolgen, beispielsweise das händische Entfernen erster Ampfer-Pflanzen oder das rechtzeitige Mähen der Pflanzen vor der Blüte. Sind diese Maßnahmen nicht Erfolg versprechend, kann eine gezielte Einzelpflanzenbehandlung erfolgen. Dazu stehen folgende Produkte zur Auswahl:
• Tandus EC: 3 ml/l
• Ranger: 4%ig
• Simplex: 1%ig
• Harmony SX: 15 g/l
Weitere Angaben zu den Anwendungen können der Tabelle entnommen werden. Eine zusätzliche Möglichkeit ist die Ausbringung im Spot-Spraying-Verfahren. Hier gibt es zwei unterschiedliche Methoden. Die Fläche wird während der Überfahrt kartiert und nur die Ampfer-Pflanzen werden selektiv behandelt (RumboJet). Eine weitere Möglichkeit ist das Erstellen einer Applikationskarte mithilfe einer Drohne. In beiden Verfahren können erhebliche Einsparungen der Herbizide erreicht werden. Bei einem Herbizideinsatz sollten einige Faktoren berücksichtigt werden. Eine flächige Herbizidanwendung beeinträchtigt das Wachstum der Gründlandnarbe insbesondere bei erhöhter Trockenheit, somit sollte eine Ausbringung bei anhaltender Trockenheit unterbleiben oder eine Einzelpflanzenbehandlung in Betracht gezogen werden. Beim Einsatz von Pflanzenschutzmitteln sollte darauf geachtet werden, dass die Ampferpflanze eine ausreichende Blattmasse gebildet hat (siehe Foto unten). Mögliche Herbizide sind:
• Tandus EC: 2,0 l/ha
• Kinvara: 3,0 l/ha
• Ranger: 2,0 l/ha
• Simplex: 2,0 l/ha (Auflagen beachten)
• Harmony SX: 45 g/ha (kleeschonend)
• Proclova: 0,125 l/ha + 0,25 l/ha FHS (kleeschonend)
Alle genannten Produkte haben sieben Tage Wartezeit, nur das Produkt Harmony SX hat 14 Tage Wartezeit. Weitere Auflagen sind in der Tabelle „Auflagen ausgewählter Grünlandherbizide“ (siehe https://t1p.de/9a8pg) zu finden. Üblicherweise sollte ein Einsatz im Zeitraum von Mai bis September erfolgen, um Temperaturen von über 15 °C sicherzustellen. Weiterhin sollte beim Einsatz von Herbiziden bedacht werden, dass diese auch gegen andere, erwünschte Pflanzen (zum Beispiel Weißklee) wirken können (siehe https://t1p.de/9a8pg). Der Stumpfblättrige Ampfer verdrängt das Grünland, sodass nach einer Maßnahme zu seiner Bekämpfung große Lücken in der Grasnarbe entstehen. Diese Lücken müssen mit einer Nachsaat geschlossen werden. Werden sie nicht durch eine Nachsaat minimiert, können neue Ampfer-Pflanzen aus dem Samenvorrat des Bodens keimen.
Fazit
Stumpfblättriger Ampfer kann sich schnell ausbreiten und senkt die Futterqualität. So müssen schon erste Pflanzen im Bestand an der Verbreitung gehindert werden. Die regelmäßige Grünlandpflege mit dem Ziel dichter Grasnarben ist die Grundvoraussetzung. Mechanische Maßnahmen zur Reduktion von Ampfer sollten immer chemischen Maßnahmen vorgezogen werden. Ist die Bekämpfungsschwelle aber überschritten, ist der Einsatz chemischer Mittel unumgänglich.