Wilder Wein ist von Mai bis Oktober ein wahres Schmuckstück im Garten. Seinen ganz großen Auftritt legt er mit leuchtend orangeroten Blättern im Herbst hin. Ob an der Pergola, Hauswand oder Mauer, ob mit weiß geaderten oder gelb-grünen Blättern oder gar ohne Haftscheiben – unter den variantenreichen Spielarten findet jeder seinen persönlichen Favoriten.
Bei den verschiedenen Arten des Wilden Weins (Parthenocissus) handelt es sich um sogenannte Selbstklimmer. Als Klettersträucher halten sie sich mit speziellen Haftscheiben an Holzpfosten oder an Mauerwerk fest. Im Garten sind zwei sommergrüne Arten weit verbreitet: Der fünflappige Wilde Mauerwein (Parthenocissus quinquefolia) und die Dreispitzige Jungfernrebe (Parthenocissus tricuspidata). Beide Arten überbieten sich im Herbst gegenseitig mit der schönsten Laubfärbung. Auch an Wuchsfreude stehen sie einander nicht nach. Die Unterschiede liegen eher im Detail. Die Blätter von Parthenocissus quinquefolia, des Wilden Mauerweins, bestehen aus fünf Einzelblättern. Diese Art bildet mit reich verzweigten Trieben dichte, weit überhängende Laubvorhänge. Besonders zuverlässig klettert die Sorte ‚Engelmannii‘ mit einer Wuchsgeschwindigkeit von bis zu 100 cm pro Jahr. Im Laufe der Zeit kann die Kletterpflanze zwischen 15 und 20 m hoch werden. Mit einem regelmäßigen Schnitt lässt sich hier jedoch problemlos Einhalt gebieten. Wer mit Wildem Mauerwein Fassaden begrünt, muss regelmäßig Fenster und Dachrinnen frei halten. Auch bei der Begrünung von Zäunen oder Spalieren ist der Griff zur Heckenschere ein- bis zweimal pro Jahr sinnvoll.
Parthenocissus tricuspidata, die Dreispitzige Jungfernrebe, erklimmt selbst glatte Betonwände problemlos. Ihre Haftscheiben kleben sich förmlich an jedem Untergrund fest. Dieses Art bildet deutlich größere Blätter aus, die mit ihren markanten drei Spitzen ins Auge fallen. Ältere Blätter können bis zu 15 cm lang und breit werden. Die Sorte ‚Veitchii‘ wird ist ein Klassiker für die Fassadenbegrünung. Ihr Laubaustrieb zeigt eine hübsche bronzerote Färbung, die dann ins Grüne übergeht. Auch diese Art ist mit ihrem rasanten Jahreszuwachs eine Kandidatin für die Kategorie „Eroberer“.
Aufgrund ihrer Wuchskraft sollten beide Arten mit Bedacht verwendet werden. Man sollte Parthenocissus nur dann an eine Hauswand pflanzen, wenn er dort auf Dauer bleiben darf und die Schnittarbeit geleistet werden kann. Alternative Standorte, an der Sichtschutzwand, Gartenmauer oder Pergola, verwandelt die Kletterpflanze im Laufe des Jahres in ein einzigartiges Kunstwerk. Im Frühjahr leuchten die Blätter, im Sommer locken die unscheinbaren weißgrünen Blüten scharenweise Bienen an. Wenn sie im August zu Boden rieseln, erscheinen die zunächst grünen Beeren, die sich bis zum Herbst dunkelblau färben. Sie werden von Vögeln sehr geschätzt. Und im Herbst färben sich die Blätter zunächst orange und nehmen dann einen tiefes Rot an.
Problem Haftscheiben – es geht auch ohne
Die Dreispitzige Jungfernrebe bildet noch mehr Haftscheiben aus als der fünflappige Wilde Mauerwein. Die Haftscheiben sind tatsächlich kaum von der Fassade zu lösen. Kleiner Trost: Im Gegensatz zu Efeu kann die Dreispitzige Jungfernrebe ihre Haftscheiben wenigstens nicht in Wurzeln umwandeln und damit im schlimmsten Fall Putzfassaden aufsprengen. Wer die Haftscheiben von Mauerwerk entfernen möchte, muss sie mit der Drahtbürste abschaben beziehungsweise abflammen und anschließend neu streichen. Haftscheiben auf Holz lassen sich gut abschleifen, anschließend ist ebenfalls ein neuer Anstrich fällig.
Eine Alternative zur Haftscheiben bildenden Verwandtschaft bietet Parthenocissus inserta, die Gewöhnliche Jungfernrebe. Diese Art sieht dem fünflappigen Wilden Wein zum Verwechseln ähnlich. Sie klettert bis in eine Höhe von 8 m, indem sie sich mit ihren Ranken an Klettergerüsten festhält. Die Haftscheiben fehlen ganz oder sind nur schwach ausgebildet (Ausnahme: sehr schattige Standorte).
Besondere Varianten des Wilden Weins (Auswahl):
Parthenocissus henryana: Sie wird oft als Chinesische Jungfernrebe angeboten. Kletterpflanze mit prächtiger Herbstfärbung, wächst 5 m hoch mithilfe von Haftscheiben, keine Kletterhilfe notwendig. Handförmige Blätter, bestehend aus fünf Teilblättern mit auffälligen silbrigen Blattadern, die sehr edel wirken
Parthenocissus tricuspidata ‚Fenway Park‘: Dies ist eine nur selten angebotene Mutation mit gelbgrünem, dreispitzigem Blatt, das bis zur Herbstfärbung diese auffällige Farbe behält. Langsamer Wuchs, nach zehn Jahren etwa 2 bis 3 m hoch, vollkommen winterhart
Parthenocissus tricuspidata ‚Minutifolia‘: Sie zeichnet sich durch besonders kleine, dreispitzige Blätter aus, die im Herbst eine rote Färbung annehmen. Höhe nach zehn Jahren zirka 5 m
Parthenocissus quinquefolia ‚Star Showers‘: Diese Sorte besticht mit einem weißbunt gesprenkeltem Blatt. Wuchshöhe nach zehn Jahren zirka 3 m




