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Erster Hof mit neuer Melkautomation

Bei der Rütz-Spogis Milch KG in Linau, Kreis Herzogtum Lauenburg, werden 300 Kühe in einem steilen 2x16er Fischgrätenmelkstand gemolken. Die Betriebsleiter Kevin Spogis und Thomas Rütz stellen den Betrieb an einem Hoftag am Sonnabend, 21. Juni, vor.

Der Melkstand wurde 2023 in Betrieb genommen. „Wir melken zweimal am Tag rund 300 Kühe und schaffen zu zweit etwa 120 bis 130 Tiere in der Stunde“, berichtet Betriebsleiter Kevin Spogis. Er ist für die gesamte Sparte des Milchviehs zuständig, während der KG-Partner sich um die Außenwirtschaft und gemeinsam mit dem Sohn um den Futterbau kümmert.

„Ich habe mich aus verschiedenen Gründen für einen konventionellen Fischgrätenmelkstand entschieden. Zum einen habe ich die Domäne auf 30 Jahre vom Herzogtum Lauenburg gepachtet und hätte bei rund 300 Kühen einen sehr hohen Invest in automatische Melksysteme und den Stallumbau gehabt, der sich nicht amortisiert hätte. Außerdem melke ich sehr gern und zum anderen haben wir keine Probleme, Angestellte zu bekommen“, erklärt Spogis. Er melkt jeden Morgen mit einem weiteren Mitarbeiter, nachmittags sind zwei Mitarbeiter im Melkstand. Insgesamt arbeiten fünf Festangestellte, zwei Lehrlinge und drei Minijobber auf dem Betrieb. „Wir haben es im Schichtbetrieb aufgeteilt, sodass alle vier Wochen jeder einmal Frühschicht hat“, so Spogis weiter.

Der Melkstand bietet den Kühen durch den zusätzlichen Personalgang auf beiden Seiten viel Kopffreiheit. Durch den breiten Lichtfirst ist er hell und luftig.
Fotos (3): DeLaval

Kühe kommen gern

Auch die Kühe kommen gern in den neuen Melkstand, der hell und luftig gestaltet wurde. Der Vorwartehof ist mit einem massiven Nachtreiber mit Gummischieber ausgerüstet. Ein breiter Lichtfirst sorgt für genug Tageslicht und die mit Gummimatten ausgestatteten Standflächen sorgen für Rutschfestigkeit während des Melkens. Durch eingeplante schmale Laufgänge für die Mitarbeiter im Kopfbereich des Melkstandes haben die Kühe viel Kopffreiheit. Ein Nachwartehof sorgt dafür, dass die Tiere Platz zum Zurücklaufen haben. Dort sind zudem zwei Ventilatoren angebracht, um die Luftigkeit des Raumes zu erhöhen. Auch ein Rolltor kann bei Bedarf geöffnet werden.

Im Nachwartebereich sind zwei große Ventilatoren DDF1200S und ein Rolltor für die optimale Luftzufuhr während des Melkens installiert.

Im Melkstand ist das erste Mal in Schleswig-Holstein die neue Melkautomation MA500 IC (im Einzelkabinett) eingebaut worden. „Kevin Spogis ist unser deutscher Pilotbetrieb, auf dem es außerhalb der Versuchsbetriebe von DeLaval getestet wurde“, hebt Jessica Kramp, Gebietsverkaufsleiterin DeLaval, hervor. Im Melkgebäude sind die Technikräume und die Milchtanks untergebracht. Frequenzgesteuerte Vakuum- sowie Milchpumpen und der Plattenkühler gehören zur Ausstattung.

An Bedürfnisse angepasst

Der Hubboden ist höhenverstellbar, um den Arbeitsplatz anpassen zu können.
Die beidseitigen Portalantennen erkennen die Kühe über Ohrmarken.

„Die neue Serie der Melkautomation wurde entwickelt, um Milchviehhaltern Konnektivität, Flexibilität und Leistung zu bieten und eine effizientere Steuerung auf Knopfdruck zu ermöglichen. Mit DeLaval Flow-Responsive Milking richtet es sich leicht auf die individuellen Bedürfnisse jeder Kuh aus und passt automatisch die Melkgeschwindigkeit und -intensität an, um den Milchertrag zu optimieren und gleichzeitig die Eutergesundheit zu gewährleisten. Mit ihrer benutzerfreundlichen Oberfläche und dem Design ist die Automation für die zukünftige Entwicklung des Betriebes gerüstet und bietet die Möglichkeit, mit dem Betrieb mitzuwachsen“, so Kramp weiter. Die Geräte verfügen über eine Ein-Tasten-Steuerung, mit der die Landwirte einfach zwischen den Melkfunktionen wechseln können, zum Beispiel zwischen manueller Abnahme, manuellem Modus, Stimulation, Hochvakuum und Kuhsortierung. Dieses Ein-Tasten-System vereinfacht den Betrieb, reduziert den manuellen Aufwand und rationalisiert die Arbeitsabläufe durch schnelle Anpassungen. Eine farbkodierte LED hilft den Landwirten außerdem zu erkennen, wann ein Eingreifen erforderlich ist. Das Melkzeug verfügt über konkave Zitzengummis und ermöglicht so ein schonendes Melken. „Wir haben einen Herdendurchschnitt von 10.200 Kilogramm bei 4,1 Prozent Fett und 3,5 Prozent Eiweiß“, berichtet Kevin Spogis. Er füttert zurzeit nur eine Rationsmischung aus Gras, Mais, Roggen- und Rapsschrot sowie Körnermais und melkt Tiere aus fünf verschiedenen Betrieben. „Wir haben in den vergangenen Jahren die Herden übernommen von den Betrieben, die in der Umgebung aufgehört haben. Deswegen stehen unsere Milchkühe und die zu tränkenden Kälber auf diesem Standort und auf den anderen Betriebsstellen sind die Trockensteher, die tragenden und die zu besamenden Färsen sowie die Masttiere verteilt. Von den rund 600 Kopf Vieh haben etwa 500 Tiere Weidezugang“, erzählt Spogis weiter. In der Herde sind neben Rot- und Schwarzbunten auch noch Braunvieh, Fleckvieh und Jersey vertreten.

Das Harmony-Plus-Melkzeug ist mit den Zitzengummis Clover ausgestattet.

Gesamtkonzept passt

„Als wir anfingen, den Melkstand zu planen, haben wir mit verschiedenen Firmen zusammengesessen. Mir war es wichtig, dass wir jemanden aus der Region nehmen, damit auch die Betreuung hinterher gewährleistet ist. So fiel außer wegen der überzeugenden Technik deswegen die Entscheidung auf DeLaval, weil wir mit der Lüdemann und Sohn Agrar Dienst GmbH aus Börnsen einen verlässlichen Partner vor Ort haben. Das Gesamtkonzept hat zu uns gepasst“, hebt Kevin Spogis hervor.

Bei der Rütz-Spogis Milch KG haben die rund 300 Kühe Zugang zu einer Joggingweide, die sie gern nutzen. Foto: Kevin Spogis

Der gelernte Landwirt und Höla-Absolvent hat den Betrieb von seinem Lehrherren Johannes Weißleder 2019 übernommen. „Da es ein Pachtbetrieb ist, musste ich mir die Investitionen genau überlegen, aber wir sind sehr zufrieden mit unseren Entscheidungen und freuen uns, den Betrieb am Hoftag vorstellen zu können. Gern können die Besucher auch beim Melken am Nachmittag zuschauen“, betont Kevin Spogis. 

Die Melkautomation MA500 lässt sich über Ein-Tasten-Kombination steuern.

Hoftag

Am Sonnabend, 21. Juni, findet ab 10 Uhr bei der Rütz-Spogis Milch KG ein Hoftag statt. Die am Bau beteiligten Firmen stehen für Fragen und Informationen zur Verfügung. Beim Melken am Nachmittag ab etwa 15 Uhr im steilen Fischgrätenmelkstand kann zugeschaut werden. Die Freiwillige Feuerwehr Linau wird für Grillgut und Getränke sorgen. Auch die Landjugend und die LandFrauen werden das Fest mitgestalten. Der Parkplatz direkt am Betrieb ist ausgeschildert, die Zufahrtsstraße muss frei bleiben, bitte nicht auf dem Randstreifen parken! Adresse: Rütz-Spogis KG, Linau Busch 5, 22959 Linau. akg

Genug Protein im Weizen?

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Die zentrale Herausforderung in der Qualitätsweizenerzeugung besteht darin, die vom Landhandel geforderten Rohproteingehalte im Erntegut zu erreichen. Der Rohproteingehalt wird durch bewirtschaftungsbedingte und natürliche Einflussfaktoren bestimmt – er unterliegt weit mehr Einflussgrößen als allein der Düngung. Der folgende Artikel beschreibt die Zusammenhänge.

Der Proteingehalt wird zu zirka 33 % durch die Sortenwahl und zu zirka 32 % durch die Düngung beeinflusst. Studien zeigen jedoch, dass 29 bis 50 % der jährlichen Schwankungen im Proteingehalt durch Witterungsfaktoren wie Temperatur, Niederschlag und Strahlung erklärt werden können (siehe Abbildung 2). Dabei weist die Temperatur den größten Einfluss auf.

Der Proteingehalt gibt den prozentualen Anteil des Proteins bezogen auf das Ernteprodukt an. Der Proteinertrag hingegen ergibt sich aus dem Produkt des Proteingehaltes und des Kornertrages und gibt die absolute Menge an Rohprotein an, die pro Hektar geerntet wird.

Temperatur

Die Temperatur hat innerhalb der Witterungsparameter einen erheblichen Einfluss auf die Bildung des Proteins im Weizen. Wachstumsfördernde Temperaturen im März und Mai (je nach Entwicklungsstadium 10 bis 25 °C) begünstigen die Ertragsentwicklung, senken jedoch aufgrund des Verdünnungseffektes tendenziell den Proteingehalt. Der wichtigste Zeitpunkt für die Proteinbildung ist die Kornfüllungsphase – hier werden 70 bis 80 % des Proteins gebildet. Hohe Temperaturen (bis 30 °C) in dieser Phase wirken tendenziell qualitätsfördernd. Sehr hohe Temperaturen (Lufttemperatur mindestens 30 °C) hingegen können in der hitzesensitiven Blüh- und Kornfüllungsphase potenziell ein vorzeitiges Ende der Kornfüllung bewirken. Dabei ist der Zeitpunkt, zu dem die Entwicklungsphase der Kornfüllung abgebrochen wird, entscheidend:

Wird die Kornfüllungsphase während der zuerst ablaufenden Eiweißeinlagerung unterbrochen, wirkt sich dies negativ auf den Proteingehalt des Weizens aus.

Sofern die Kornfüllung in der danach folgenden Stärkeeinlagerung beendet wird, steigt der Proteingehalt. Durch eine geringere Verdünnung verschiebt sich das Protein-Stärke-Verhältnis dann zugunsten des Proteingehaltes.

Niederschlag

Auch wenn die jährliche Niederschlagsmenge in Deutschland seit 1881 im Mittel um 64,7 mm gestiegen ist, erweist sich weniger die Jahresniederschlagsmenge als vielmehr deren saisonale Verteilung als entscheidend für den Proteingehalt des Getreides.

Übermäßige Niederschläge im Winter und zeitigen Frühjahr können zu einer erhöhten Stickstoffauswaschung und Sauerstoffmangel im Boden führen, wodurch die Ausbildung eines gesunden Wurzelsystems und eine effiziente Nährstoffaufnahme erschwert werden. Eine reduzierte Bestandesentwicklung mindert die spätere Proteinbildung.

Demgegenüber kann eine ausreichende Wasserverfügbarkeit zu Beginn der Kornfüllungsphase, insbesondere im Juni, proteingehaltssteigernd wirken. Sie ermöglicht durch Transpiration eine temperaturregulierende Wirkung im Bestand, wodurch einem vorzeitigen Ende der Kornfüllungsphase vorgebeugt werden kann.

Sonnenscheindauer

Insgesamt ist keine einheitliche Wirkrichtung der Sonnenscheindauer auf den Proteingehalt feststellbar, dennoch zeigen sich Tendenzen:

Im April, während der vegetativen Phase, verbessert eine erhöhte Strahlung tendenziell die Photosyntheseleistung sowie die Stickstoffaufnahme und -verwertung. Dies begünstigt die spätere Bildung des Proteins im Korn.

Im Juni hingegen, in der Phase der Kornfüllung, kann intensive Sonneneinstrahlung in Verbindung mit hohen Temperaturen und Wassermangel zu Trockenstress führen. Dies kann eine vorzeitige Abreife verursachen, wodurch sowohl die Tausendkornmasse als auch der Proteingehalt negativ beeinflusst werden.

Klimawandel

Wie beeinflussen die bereits zu beobachtenden klimatischen Veränderungen die Qualitätsweizenerzeugung?

Für das Frühjahr in Deutschland ist ein langfristiger Temperaturanstieg zu verzeichnen, der tendenziell ertragssteigernd, jedoch qualitätsmindernd wirkt. Im Juni – der entscheidenden Phase der Kornfüllung – ist die Durchschnittstemperatur um 1,5 Grad, bei einem langjährigen Mittelwert von 15,7 °C (1981 bis 2010), gestiegen, was grundsätzlich als qualitätsfördernd eingestuft werden kann. Gleichzeitig hat jedoch auch die Zahl heißer Tage (Tage mit Temperaturen von mindestens 30 °C) im Jahresverlauf um 8,8 Tage im Vergleich zum langjährigen Mittelwert von 6,6 Tagen zugenommen. Dies erhöht das Risiko eines vorzeitigen Abschlusses der Kornfüllungsphase während der kritischen Phase der Proteineinlagerung.

Der leichte Rückgang der mittleren Niederschläge im Frühjahr sowie ein leichter Anstieg der mittleren Niederschlagsmenge im Juni um 3,3 mm im Vergleich zum langjährigen Mittelwert von 77,7 mm deuten auf tendenziell qualitätsfördernde Bedingungen hin.

Kohlenstoffdioxid

Ein weiterer, nicht zu unterschätzender Einflussfaktor auf die Weizenqualität ist die steigende CO2-Konzentration in der Atmosphäre (aktuell 419 ppm, vorindustriell: 280 ppm). Ein höherer CO2-Gehalt stimuliert die Photosynthese, was die Produktion der Kohlenhydrate steigert. Durch den verstärkten Kohlenhydrataufbau werden insbesondere Kohlenhydrate wie Stärke in das Korn eingelagert und der Kornertrag erhöht. So sinkt der relative Anteil des Proteins im Korn, da die Stickstoffaufnahme aus dem Boden nicht proportional zunimmt.

Welche Reaktion ist nötig?

Im Gegensatz zu den Umweltfaktoren, die nicht beeinflussbar sind, zählen zu den beeinflussbaren Faktoren Düngung und Sortenwahl sowie die Stabilisierung des Produktionssystems insgesamt.

Resiliente Anbausysteme sind notwendig, um auch in Zukunft Herausforderungen wie veränderten Umweltbedingungen zu begegnen. Unerlässlich dafür ist die Steigerung der Bodenfruchtbarkeit, um die Folgen der Veränderungen abzupuffern. Sie lässt sich durch die Wahl einer weiten, diversen Fruchtfolge mit dem Anbau von Zwischenfrüchten, dem Verbleib und der Einarbeitung von Ernteresten und einem optimalen pH-Wert im Boden erzielen.

Die Düngung ist durch gesetzliche Vorgaben und Anforderungen an die Ressourcenschonung limitiert. Überzogene Sicherheitszuschläge verbieten sich – auch aus Sicht des Gewässerschutzes. Dagegen sollte die Effizienz der N-Düngung erhöht werden durch Maßnahmen wie eine angepasste Terminierung und Menge der Düngungsmaßnahmen, Verlustminimierung und eine optimale Schwefelversorgung. Wichtig hierfür ist zudem eine klare Ausrichtung der Produktion zwischen Ertrag und Qualität. Damit verbunden ist die Entscheidung zwischen einer ertrags- oder proteinbetonten Düngestrategie sowie der entsprechenden Sortenwahl. Der Rohproteingehalt wird zwar seit 2019 aufgrund des vergleichsweise hohen Umwelteinflusses in der Sortenklassifizierung nicht mehr als Qualitätsmerkmal herangezogen, dennoch ist und bleibt er neben dem Hektolitergewicht und der Fallzahl ein wesentlicher Vermarktungsfaktor.

Ein Anstoß für langfristige Anpassungen sind Alternativen in der Vermarktung, wie etwa die Initiative „Wasserschutzbrot“, die bereits im süddeutschen Raum etabliert ist. Hierbei werden gezielt Sorten angebaut, die auch mit niedrigerem Proteingehalt eine gute Backqualität erreichen. Trotz eingeschränkter Düngung kann so ein Backweizen-Preis erzielt werden.

Fazit

Umwelteinflüsse haben einen wesentlichen und unterschätzten Einfluss von 29 % bis 50 % auf den Proteingehalt des Weizens. Vor dem Hintergrund aktueller Umweltveränderungen ist mit tendenziell zunehmenden Herausforderungen für die Qualitätsweizenerzeugung zu rechnen. Diesen ist mit der Förderung resilienter Produktionssysteme durch eine hohe Bodenfruchtbarkeit zu begegnen. Die Effizienz der Stickstoffnutzung ist mithilfe einer konsequenten Definition der Produktionsausrichtung und der damit verbundenen Düngestrategie und Sortenwahl zu erhöhen.

Rapskurse extrem volatil

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Die Rapskurse an der Euronext in Paris unterliegen aktuell heftigen Schwankungen. So sind Kursschwankungen von 20 €/t innerhalb nur weniger Tage seit Anfang Mai keine Seltenheit. Im Laufe der vorigen Woche kletterten die Rapskurse für den Frontmonat August von gut 473 €/t auf ein Zwei-Monats-Hoch von über 490 €/t, nachdem sie in der Woche davor einen Kursrutsch in ähnlichem Ausmaß erlitten hatten. Der Grund dafür ist, dass der Rapsmarkt aktuell nicht nur starken politischen Einflüssen unterliegt, sondern dass die klassischen Einflussfaktoren wie der Canolamarkt in Kanada und der Palmölmarkt in Malaysia wieder mehr in den Vordergrund treten. Auch der Wettermarkt spielt erneut eine Rolle, nachdem die Ölsaatenmärkte wochenlang nahezu ausschließlich politisch hin und her getrieben wurden.

Canola stützt hiesigen Raps

In Kanada bewegen sich die Canolakurse auf einem Niveau, das es zuletzt im Herbst 2023 gegeben hat. Auch wenn die Kurse zum Ende des vorigen Monats stark gefallen sind, konnten sie seit Beginn des Junis wieder deutlich Boden gutmachen. Seit Anfang Mai bewegen sich die Canolakurse größtenteils über der Marke von 700 CAD/t. Beflügelt wurden die dortigen Kurse durch eine eher gefühlte Verknappung. So wird davon ausgegangen, dass die Anbaufläche deutlich kleiner ist, als von staatlicher Seite prognostiziert. Auch die dortigen Wettergeschehnisse unterstützen diese Annahme, denn es ist in vielen Teilen Westkanadas in der gerade laufenden Aussaat viel zu trocken, sodass die Hoffnungen auf eine gute kanadische Rapsernte dadurch etwas getrübt werden. Auch politische Einflüsse haben Canola deutlich gepusht. Das weitere Aufschieben der angedrohten Zölle auf kanadischen Raps hat den Rapsmarkt in eine Art Torschlusspanik versetzt, denn der kanadische Rapsmarkt ist zu einem sehr hohen Anteil abhängig von der Biodieselproduktion in den USA.

Pflanzenöle ziehen Raps mit

Auch der gesamte Pflanzenölkomplex hat wieder an Einfluss hinzugewonnen. So stiegen zum Ende der vorigen Woche sowohl die Palm­ölkurse in Malaysia, wenn auch auf sehr niedrigem Niveau, als auch die Sojaölkurse in Chicago an und konnten dem Raps Rückenwind verschaffen. Die Pflanzenöle wiederum profitieren von den ebenfalls in der vorigen Woche deutlich ­angestiegenen Rohölkursen. Hier ist es vor allem die Opec+, die der von ihr beschlossenen Fördermengenausweitung nicht vollumfänglich nachkommt und für den Anstieg sorgt. Aber auch die Verhandlungen zwischen den USA und China über eine Beendigung des Zollstreits sorgen für eine Stimulierung der Rohölkurse.

Die Erzeugerpreise für Raps aus der neuen Ernte hierzulande bleiben von alledem relativ unbeeindruckt und folgen dieser Entwicklung an den Terminmärkten nur gering. Man kann schon beinahe eine Art Marktverdrossenheit erkennen. Das ewige Hin und Her in der amerikanischen Zollpolitik hat zu einer abwartenden Haltung oder gar zu einer regelrechten Unlust der Marktteilnehmer geführt, auf das Marktgeschehen zu reagieren. Der Kassamarkt ist aktuell ebenfalls sehr ruhig. Es ist kaum Raps verfügbar, die Nachfrage seitens der Ölmühlen ist aber aktuell auch sehr gering. Spannend bleibt nun die Frage, ob US-Präsident Donald Trump das kanadische Rapsöl weiterhin mit Strafzöllen verschont und noch fast wichtiger ist die Frage, wie sich die Biodiesel- beziehungsweise Bioethanolindustrie in den USA unter Trump in naher Zukunft entwickeln wird. Dies dürfte dann gegebenenfalls auch zu deutlichen Bewegungen in den hiesigen Erzeugerpreisen führen.

Eine besondere Reise auf dem Jacobsweg

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Das tolle Programm war offensichtlich sehr verlockend, denn gleich 63 LandFrauen kamen, um den spannenden Erzählungen der Pahlenerin Vera Roedder zu lauschen. Sie las Auszüge aus ihrem Buch „Unterwegs Sein Erleben“ über ihre Reise entlang des Jacobswegs.

Beim gemeinsamen Kaffeetrinken wurde anschließend auch noch der 80-minütige Film „Von Pahlen nach Santiago di Compostela – mit dem Fahrrad unterwegs“ gezeigt. Verena Roedder berichtete von ihrer knapp 4.000 km langen, zweimonatigen Radreise zu dritt an Europas Küsten entlang mit dem Ziel Santiago di Compostela.

Einige ihrer Familienmitglieder waren den Jakobsweg schon gelaufen, der im Jahr 2006 erst so richtig durch Hape Kerkeling bekannt wurde. Der deutsche Komiker und Autor wanderte nämlich selbst auf dem Camino Frances und schrieb anschließend das Buch „Ich bin dann mal weg“ – einen Erfahrungsbericht. Bereits 2019 pilgerte Vera Roedder erstmals 43 Tage zu Fuß auf dem Jakobsweg, zwei Jahre später reizte es sie erneut. Mit Partnerin und Freundin ließ sie sich noch einmal auf dieses Abenteuer ein – allerdings folgten die Frauen dieses Mal auf Fahrrädern dem bekannten Jakobswegzeichen, der Muschel. Der Küstenweg – der Camio del norte durch fünf Länder –, den es entlangging, barg ganz besondere körperliche und mentale Herausforderungen. Speziell die Wetterverhältnisse, aber auch unwegsames Gelände und steile Etappen hätten den Frauen immer wieder zu schaffen gemacht, berichtete Vera Roedder.

Der Film zeigte dazu beeindruckende Landschaften, wunderschöne Küsten und immer wieder die farbige Vielfalt des Wassers. Zu keiner Zeit hatten die Reisenden negative Erlebnisse, sondern begegneten immer wieder netten, hilfsbereiten Menschen. Auch ein soziales Projekt lag den drei Frauen am Herzen: Sie sammelten durch einen Blog Spenden für das Hospiz in Meldorf. Mit einigen Fragen der LandFrauen endete ein interessanter, unterhaltsamer Nachmittag.

„Lobbyismus-Aufträge an NGO sind problematisch“

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Als Vorsitzender des Haushaltskontrollausschusses im ­EU-Parlament ist der schleswig-­holsteinische EU-Abgeordnete ­Niclas Herbst (CDU) Teil der Antibetrugs-Architektur der ­Europäischen Union. Wie er die Mittelvergabe an Nichtregierungsorganistionen (NGO) und deren Verwendungzwecke einordnet, erläutert er gegenüber dem Bauernblatt.

Zwischen 2021 und 2023 haben NGO 7,4 Mrd. € EU-Mittel erhalten – darunter Umweltorganisationen, die für die Kommission bei Abgeordneten des EU-Parlaments lobbyierten. Welche NGO sind das genau und was war deren Auftrag?

Die Höhe der Mittel muss man einordnen. Es sind insgesamt 12.000 verschiedene Organisationen aus unterschiedlichen Bereichen betroffen. Das sind keineswegs nur Umweltorganisationen. In der Tat ist es aber so, dass einzelne NGO, die wir bisher im Haushaltskontrollausschuss prüfen konnten, in ihren sogenannten Arbeitspaketen sehr genau beschrieben haben, wie sie beispielsweise für das Naturwiederherstellungsgesetz EU-Abgeordnete lobbyieren wollen. Das halte ich für extrem problematisch und auch die Kommission hat mittlerweile zugegeben, dass sich dadurch „Reputationsrisiken“ ergeben. Sie hat bereits angekündigt, diese Praxis zu ändern. Sehr wichtig ist der Sonderbericht des Europäischen Rechnungshofs zur Finanzierung von NGO. Die Vergabe ist demnach insgesamt intransparent und eine zentrale Übersicht über Empfänger und Verwendungszwecke fehlt.

Was muss sich ändern?

Was ich für die Zukunft fordere, sind eine vollständige Offenlegung aller Empfänger, eine bestmögliche Trennung zwischen Gemeinnützigkeit und politischem Lobbyismus, verbindliche Regeln, die parteiische Einflussnahme mit EU-Geldern ausschließen, und überprüfbare Kriterien, wer und was als NGO gilt.

Der Haushaltskontrollausschuss des EU-Parlaments hat Finanzierungsverträge angefordert und Anhörungen durchgeführt. Was ist der aktuelle Stand?

Das Aufdecken der Missstände verdanken wir einerseits dem Haushaltskontrollausschuss, aber auch dem Europäischen Rechnungshof. Wir arbeiten in dieser Frage eng zusammen. Die Untersuchung dieser Zustände ist allerdings kein Sprint, sondern ein Marathon. Wir haben noch eine hohe Zahl von sogenannten Agreements vorzuliegen, die wir prüfen wollen. Wir werden eine Arbeitsgruppe des Ausschusses einsetzen, die sich damit beschäftigt und werden bei dem Thema nicht lockerlassen.

Erst als die Prüfungen begannen, verbot die Kommission, dass Empfänger von EU-Mitteln gegenüber EU-Institutionen Lobbyarbeit betreiben. War diese Maßnahme überfällig?

Das ist reichlich spät. Aber es ist das Ergebnis der Arbeit meines Ausschusses und darin sehe ich meine Aufgabe. Ja, es hätte gar nicht dazu kommen dürfen, aber dafür gibt es eben einen Haushaltskontrollausschuss, der auf so etwas hinweist und dann die Kommission bewegt. Fairerweise muss man sagen, dass die sich neu im Amt befindende Kommission dieses Thema bereits aufgenommen hat.

EU-Haushaltskommissar Piotr Serafin sagt, NGO seien nie dafür bezahlt worden, das Parlament zu beeinflussen. Auch Umweltverbände wie der Nabu sehen ihre EU-Dachverbände nicht in einen Skandal verwickelt. Ist diese Einschätzung haltbar?

Die Kommission gibt zumindest zu, dass ein entsprechender Eindruck erweckt werden könne. Und das allein reicht mir aus, um zu sagen: Hier muss nachgeschrieben werden.

Der Europäische Rechnungshof kritisiert aktuell mangelnde Transparenz, unklare Mittelverwendung und fehlende Kontrolle darüber, ob NGO EU-Werte achten. Wie ernst ist dieser Befund?

Das ist natürlich besorgniserregend. Der Rechnungshof hat allerdings auch klargemacht, dass das nicht automatisch bedeutet, dass sie nicht eingehalten werden. Aber wir sind dort nicht streng genug. Auch da muss nachgearbeitet werden.

Liegt das Problem bei den NGO oder bei der Kommission?

Ich bin auch der Berichterstatter für die Entlastung der Kommission, bei der wir das Thema angesprochen haben. Meine Kritik geht eindeutig in Richtung der alten Kommission. Die Forderungen richten sich natürlich an die neue Kommission. Dass die NGO machen, was eine NGO macht, kann man ihnen kaum vorwerfen, ob man es jetzt gut findet oder schlecht. Wichtig ist, dass die Regeln entsprechend angepasst werden.

Die Konferenz der Präsidentinnen und Präsidenten der Parlamente der EU-Mitgliedstaaten hat die Entscheidung über einen Untersuchungsausschuss mehrfach vertagt. Warum zögert man?

Untersuchungsausschüsse sind vor allen Dingen ein politisches Signal. Ich glaube, dass die Untersuchungsbefugnisse des Haushaltskontrollausschusses, die sehr weitreichend sind, ausreichen. Diejenigen, die von der ganz rechten politischen Seite jetzt Untersuchungsausschüsse fordern, haben sich mit der tatsächlichen Thematik wenig beschäftigt. Ich erinnere mich daran, dass die rechten Fraktionen ESN und Patrioten an der entsprechenden Plenartagung in Straßburg gar nicht teilgenommen haben. Keine Arbeit zu leisten und dann lauthals einen Untersuchungsausschuss zu fordern, ist keine sinnvolle Politik. Aber als Vorsitzender des Kontrollausschusses verspreche ich, dass wir dranbleiben.

NGO sollen laut Definition unabhängig und gemeinnützig sein. Wenn die EU nicht prüft, ob zum Beispiel staatliche Stellen Einfluss auf die Leitungsgremien nehmen, wie tragfähig ist dieses Modell?

Die Einstufung als NGO erfolgt auf Basis von Eigenerklärungen ohne Kontrolle zentraler Kriterien wie Gemeinnützigkeit oder staatlicher Einflusstrukturen. Da muss eine Kontrolle hin, die es derzeit nicht gibt. Das ist ein zentraler Vorschlag auch des Europäischen Rechnungshofes. Ich glaube aber auch, dass man sich als Abgeordneter nicht so schnell von einer NGO beeinflussen lässt.

EU bezahlte für Umwelt-Lobbyismus

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Die Bombe ging am vorigen Wochenende hoch, nachdem die Diskussion seit Ende vergangenen Jahres vor sich hin schwelte. Einer Recherche der Tageszeitung „Welt“ zufolge heuerte die EU-Kommission NGO an, um ihre politischen Ziele durchzusetzen.

Offenbar hat die EU-Kommission das Prinzip „Fördern und Fordern“ hin und wieder kreativ interpretiert: In Geheimverträgen soll sie festgelegt haben, wie Aktivisten beispielsweise gegen Glyphosat, Kohlekraft oder Handelsabkommen agitieren. Dafür sei Geld geflossen, erklärten die Journalisten nach Einsicht in die Verträge auf dem Computer eines EU-Mitarbeiters in Brüssel. Die Seiten konnten nicht ausgedruckt werden; alle 30 min mussten sie neu geladen werden.

Kommissionsbeamte sollen den Unterlagen zufolge am 7. Dezember 2022 der Umweltorganisation ClientEarth vertraglich 350.000 € Fördergeld zugesichert haben. Als Gegenleistung sollte diese in Deutschland den Ausstieg aus der Kohlekraft vorantreiben und dabei mit „Bürgerbewegungen“ und „Klima-Camps“ zusammenarbeiten. Vorbild waren Aktionen wie das Agrar- und Klimagerechtigkeitscamp der Bewegung Free the Soil 2019 in der Nähe des Brunsbütteler Yara-Düngemittelwerks. Hunderte Aktivisten blockierten damals die Werkszufahrt.

ClientEarth hat feste Verbindungen in die deutsche Naturschutzszene. Wie der Nabu Mecklenburg-Vorpommern berichtet, klage ClientEarth aufgrund einer Missachtung der europäischen Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie gegen das Land. Unterstützt wird die Klage von Nabu und BUND.

Jahrelang habe die Kommission NGO für Kampagnen und Klagen bezahlt, um Öffentlichkeit und EU-Parlament zu beeinflussen, lautet der Vorwurf in der „Welt“. Zuletzt sollen jährlich 15 Mio. € an Betriebskostenzuschüssen geflossen sein. Einzelne NGO hätten bis zu 700.000 € bekommen. Im Gegenzug sollten sie gegen fossile Energie, Glyphosat und das Handelsabkommen Mercosur tätig werden. Kampagnen seien bis ins Detail geplant worden. Zusätzlich hätten die Aktivisten Mittel von US-amerikanischen Stiftungen erhalten.

All das soll im Namen des Green Deal geschehen sein, was im Nachhinein ein bezeichnendes Licht auf den damaligen Kommissions-Vizepräsidenten und Kommissar der Generaldirektion Klima, den Niederländer Frans Timmermans, wirft.

Schon im Januar dieses Jahres enthüllte die niederländische Zeitung „De Telegraaf“ unter Berufung auf parlamentsinterne Dokumente, dass Subventionen aus dem LIVE-Programm zur Unterstützung von Umwelt- und Klimaschutzmaßnahmen an NGO vergeben worden seien. Berichtet wurde auch damals von geheimen Verträgen.

Die Kommission habe NGO angewiesen, Einfluss auf die EU-Agrarpolitik zu nehmen und unter Entscheidungsträgern gute Stimmung für die Umweltziele des Green Deal zu machen. Das letzte Wort haben bei der Gesetzgebung die EU-Staaten und die Europaparlamentarier, von denen man schon länger Klagen über den „Schattenlobbyismus“ hören konnte.

Medial bekannt wurde der Streit um das Handelsabkommen Mercosur. Die Generaldirektion Handel trieb es voran, die Generaldirektion Umwelt beauftragte 2022 Friends of the Earth mit dem Ziel: „Das Mercosur-Abkommen wird in seiner derzeitigen Form gestoppt.“

Die NGO sollte bei mindestens „drei Treffen mit EU-Abgeordneten“ und „zwei Treffen mit Vertretern der Kommission“, auch aus der „DG Trade“, auf die „schädlichen Folgen für Menschenrechte und Umwelt“ hinweisen. Friends of the Earth erhielt 700.000 €. Die Health and Environment Alliance erhielt 700.000 €, um unter anderem gegen Glyphosat zu kämpfen. Als Arbeitsnachweis wurden 50 bis 80 Tweets und Treffen mit vier bis sechs EU-Abgeordneten vor Abstimmungen über Chemie-Vorschriften erwartet.

Im April forderte der Europäische Rechnungshof mehr Transparenz in der Mittelvergabe. Laima Andrikien, Mitglied des Rechnungshofs, betonte: „Die EU-Finanzierung für NGO ist zu undurchsichtig und leidet unter einem Mangel an Transparenz.“ Informationen über diese Mittel seien bruchstückhaft und damit nicht zuverlässig. In den untersuchten Jahren 2021 bis 2023 seien ihr zufolge über 7 Mrd. € an NGO in zentralen Politikbereichen wie Zusammenhalt, Forschung, Migration und Umwelt geflossen.Kritik im Europäischen Parlament kommt vor allem aus der konservativen EVP-Fraktion. Der frühere Europaabgeordnete der CDU, Markus Pieper, sieht einen Verstoß gegen das Prinzip der Gewaltenteilung.

Die CSU-Europaabgeordnete Monika Hohlmeier ist erste stellvertretende Vorsitzende des Haushaltsausschusses im Brüsseler Parlament. Sie kritisiert, dass unter den ehemaligen Kommissionsmitgliedern Virginijus Sinkevicius (Generaldirektion Umwelt) und Frans Timmermans pauschale Zuschüsse für Organisationen gewährt worden seien, die „radikale Aktionen, verdecktes politisches Lobbying und die Druckausübung auf Entscheidungsträger als Ziele in ihren Arbeitsprogrammen verankerten“.

Laut Hohlmeier sollten auch bäuerliche Betriebe „durch Klagen und die massive Verschärfung von Nachweispflichten zur Aufgabe ihrer wirtschaftlichen Tätigkeit gezwungen werden“.

Im Deutschlandfunk hielt Nina Katzemich, Campaignerin bei Lobby Control, die Vorwürfe für nicht stichhaltig: „Eigentlich bekommen die NGO Geld für ihre Arbeit“, meinte sie, „ich würde denken, dass das wohl in Ordnung geht.“ NGO leisteten eine wichtige Arbeit, brächten den Protest und das „Unwohlsein“ von Teilen der Gesellschaft bei der Kommission vor. „Ich zahle dafür tatsächlich gern Steuern.“

Auch ein Sprecher der aktuellen EU-Kommission widerspricht den Vorwürfen: „Es gibt keine ,geheimen Verträge‘ zwischen der Europäischen Kommission und NGO.“ Informationen über die Vergabe der EU-Mittel seien öffentlich zugänglich. Das Thema sei bereits im Februar mit dem Parlament aufgearbeitet worden. Dennoch will die Kommission die Förderungen von Aktivitäten einstellen, die als gezielte Lobbyarbeit gegenüber Kommissionsmitgliedern oder EU-Abgeordneten verstanden werden könnten. Campaignerin Katzemich findet das „persönlich schade“. Es bleibe sinnvoll, die Zivilgesellschaft für ihren Beitrag zur politischen Debatte zu fördern.

Fachwissen, Teamgeist und Leidenschaft

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Im großen Bundesfinale des 37. Berufswettbewerbs der Deutschen Landjugend trafen sich Anfang Juni die besten Nachwuchskräfte der Grünen Berufe in Bad Sassendorf in Nordrhein-Westfalen sowie in Ihringen in Baden-Württemberg – und Schleswig-Holstein war mittendrin. Zwar reichte es am Ende nur zu einer offiziellen Platzierung, doch das starke Miteinander, die intensive Vorbereitung und ein durch und durch gelungener Wettbewerb zeigten: Unser Land kann stolz auf seine jungen Talente sein.

Besonders jubeln durfte Lasse Koch aus Schleswig-Holstein: Im Bereich Forstwirtschaft sicherte sich der angehende Forstwirt einen hervorragenden dritten Platz. Er setzte sich gegen starke Konkurrenz aus ganz Deutschland durch und überzeugte die Jury mit Fachwissen, sicherem Kettensägen-Umgang, fundierter Waldbeurteilung und seinem Gespür für nachhaltige Forstwirtschaft. Lasse beeindruckte mit einer ruhigen und präzisen Arbeitsweise, die in einer verdienten Platzierung unter den besten drei Nachwuchsforstwirten mündete.

Lasse Koch aus Schleswig-Holstein erkämpfte sich in der Forstwirtschaft den dritten Platz im Bundesentscheid in Haus Düsse.
Der Wettbewerb habe das „Potenzial sichtbar gemacht, das in der jungen Generation steckt“, lobte die BDL-Vorsitzende Theresa Schmidt. Foto: Malte Blöcker
Teamgeist, Fachwissen, Zukunftsfragen: Der Berufswettbewerb zeigte, was junge Menschen im Grünen Bereich leisten können. Foto: Malte Blöcker


Engagement über Ergebnisse

Auch wenn es „nur“ eine Medaille für den echten Norden gab, präsentierten sich die weiteren Teilnehmenden aus Schleswig-Holstein von ihrer besten Seite. In den Bereichen Landwirtschaft, Hauswirtschaft und Forstwirtschaft zeigten sie viel Fachwissen, Teamgeist und Leidenschaft für ihre Berufe. „Die Stimmung war großartig – man hat gespürt, wie sehr sich alle für ihre Themen begeistern. Das verbindet, über Bundesländergrenzen hinweg“, resümierte ein Teilnehmer aus dem Team. Auch die angereisten Richter aus Schleswig-Holstein überzeugten mit ihren fachkundigen Einschätzungen und fairen Bewertungen der Prüflinge und vertraten ihr Bundesland mehr als würdig.

98 junge Menschen aus ganz Deutschland hatten sich für das Bundesfinale qualifiziert – aus ursprünglich rund 10.000 Teilnehmenden. Sie zeigten in Theorie, Praxis und Präsentation, was Grüne Berufe heute leisten – und morgen brauchen. Ob Digitalisierung, Klimawandel oder Nachwuchsförderung: Der Berufswettbewerb machte deutlich, dass junge Menschen bereit sind, Verantwortung zu übernehmen – sie brauchen nur die richtigen Rahmenbedingungen. „Das Leistungsniveau beim Bundesentscheid war beeindruckend. Aber was mich noch mehr berührt hat, war der Respekt, den die jungen Menschen einander entgegengebracht haben“, sagte Theresa Schmidt, Vorsitzende des Bundes der Deutschen Landjugend (BDL). „Das stimmt hoffnungsfroh, hat der Wettbewerb doch das Potenzial sichtbar gemacht, das in der jungen Generation steckt – für die Grünen Berufe, für unser Land, für unsere Zukunft.“

Ein Wettbewerb der Begegnungen

Neben dem Wettbewerb standen Begegnung und Austausch im Fokus. Die Finaltage boten zahlreiche Gespräche mit Politik, Verbänden und Fachleuten. Der BDL setzte mit Diskussionen zu Bürokratieabbau, Ausbildung und Zukunftsperspektiven wichtige Impulse – auch für die Landespolitik.

„Wir sind stolz auf unser Team – auf Lasse, aber genauso auf alle anderen, die mit großem Einsatz dabei waren. So ein Wettbewerb lebt vom Miteinander, vom Engagement jedes Einzelnen. Das haben unsere Teilnehmenden aus Schleswig-Holstein mit Leben gefüllt“, sagte Dr. Susanne Werner, Agrarreferentin der Landjugend Schleswig-Holstein zum Abschluss.

Waldumbau braucht Verlässlichkeit

Forstpolitische Verlässlichkeit in der Förderpolitik des Bundes hat Waldeigentümerpräsident Prof. Andreas Bitter angemahnt. „Die Grundlage dafür hat der Koalitionsvertrag geschaffen“, sagte Bitter auf dem Waldsymposium der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Waldbesitzerverbände (AGDW) am Donnerstag vergangener Woche in Berlin.

Bitter lobte klare inhaltliche Leitlinien im Koalitionsvertrag und eine hinreichende finanzielle Ausstattung, etwa durch das Sondervermögen Infrastruktur und Klimaschutz. Jetzt komme es darauf an, die angekündigten Maßnahmen zügig in die Praxis zu überführen, betonte der AGDW-Präsident. Für ihn steht außer Frage: „Von einer Stärkung der Forstwirtschaft gehen positive Impulse auch für verwandte und nachgelagerte Branchen wie die Holz- und die Bauindustrie aus.“

Klimaschutzgesetz-Reform unerlässlich

Der Vorsitzende des Wissenschaftlichen Beirats für Waldpolitik beim Bundeslandwirtschaftsministerium, Prof. Jürgen Bauhus, hält eine Reform des Klimaschutzgesetzes für unerlässlich: „Anstatt die weiterhin sehr hohen Kohlenstoffvorräte im Wald noch erhöhen zu wollen, ist es aus waldbaulicher und klimapolitischer Sicht angezeigt, dass wir uns auf die Anpassung der Wälder an eine ungewisse Zukunft konzentrieren“, erklärte der Freiburger Wissenschaftler. Es gehe darum, die nachhaltige Waldbewirtschaftung zu sichern und dadurch die Klimaschutzpotenziale des Waldes nachhaltig zu nutzen. Laut Bauhus sollte man sich bei der Bewertung der Klimaschutzleistung der Waldbewirtschaftung nicht auf die Speicherung von Kohlenstoff im Ökosystem und in Holzprodukten beschränken. Berücksichtigt werden müssten stattdessen auch die Auswirkungen der Holznutzung auf die Treibhausgasbilanz in anderen Sektoren, und dabei insbesondere Gebäude, und auf mögliche Leakage-Effekte, also die Verlagerung der Produktion in andere Länder.

Bekenntnis zu nachhaltiger Waldbewirtschaftung

Einigkeit demonstrierten Union und SPD in der Forstpolitik. Bei einer Podiumsdiskussion im Rahmen des Waldsymposiums verwiesen die beiden zuständigen Bericht­erstatter von CDU/CSU und SPD, Hermann Färber und Isabel Mackensen-Geis, auf das Bekenntnis im Koalitionsvertrag zu einer nachhaltigen Waldbewirtschaftung und zur Multifunktionalität des Waldes. Zudem will man die Rahmenbedingungen für die Entwicklung von klimaresilienten und artenreichen Mischwäldern mit standortgerechten Baumarten verbessern. Das gilt auch für die Unterstützung der Waldbesitzer bei der Erbringung von Ökosystemleistungen.

Färber sprach von einem guten Ansatz, mit dem sich arbeiten lasse. Einen Novellierungsbedarf im bestehenden Bundeswaldgesetz könne er nicht erkennen. Sollten gesetzliche Anpassungen im Rahmen der Förderung notwendig sein, werde man darüber reden. Mackensen-Geis hob den gemeinsamen Willen von Union und SPD hervor, die Rahmenbedingungen anzupassen, um die genannten Ziele zu erreichen. Man werde darüber diskutieren, wie das erreicht werden könne. Die SPD-Politikerin freue sich auf die „konkreten Vorschläge des Bundesministeriums für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat“.

Ökonomie und Ökologie noch besser verbinden

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„Nachhaltig in die Zukunft“ lautete das Motto des Tages der Maschinenringe, der in der vergangenen Woche in Kiel stattfand. Vor rund 300 Teilnehmenden erklärt Nils Thun, Präsident des Bundesverbandes der Maschinenringe (BMR): „Noch nie hat dieses Motto unsere Grundwerte besser beschrieben als heute.“

Mut, Veränderungswillen und Innovationskraft seien bei den derzeitigen Herausforderungen gefragt. „Lasst uns in Lösungen und nicht in Problemen denken“, appellierte Thun. Mit ihren Lösungen übernähmen die Maschinenringe Verantwortung für die Gesellschaft und für die Ernährung heutiger sowie zukünftiger Generationen.

Neue Geschäftsmodelle

Der Klimawandel sei dabei zunehmend spürbar: Wasser werde knapper, die Biodiversität nehme ab. Landwirte hielten dagegen. „Wir binden CO2 in unseren Böden und wir erarbeiten Maßnahmen für mehr Artenvielfalt“, unterstrich Thun. Die Branche entwickle sich kontinuierlich weiter. Notwendig seien Geschäftsmodelle, die Ökonomie und Ökologie miteinander verbänden. Im Rahmen der Tagung wurde an vier Schwerpunktthemen gearbeitet:

Nils Thun
Werner Schwarz
Klaus-Peter Lucht


1. Nachhaltig digital: Dazu gehören laut BMR Smart Farming und Sensorik. Thun erklärte: „Wir können gemeinsam moderne Technik anschaffen und so ressourcenschonend arbeiten.“ Die Maschinenringe böten mit ihrer „Mein Acker“-Software eine eigene digitale Plattform zur Vernetzung, die laut Thun eine nachhaltigere Wirtschaftsweise ermöglicht.

2. Nachhaltige Energiewende: Energieerzeugung ist für die Landwirtschaft zu einer verlässlichen Einkommensquelle geworden. Maschinenringe könnten beraten und sich zu Energiegemeinschaften zusammenschließen. „Wir denken regional. Wenn wir den Strom regional erzeugen und dort auch verbrauchen, ist das nachhaltig“, betonte der BMR-Präsident.

3. Nachhaltig vor Ort: Maschinenringe können zum Klima- und Biodiversitätsschutz beitragen, indem CO2 gespeichert und in regionalen Nährstoffkreisläufen gedacht wird. „Wir bündeln Wissen und geben es weiter“, so Thun. Maschinenringe kümmerten sich um Kommunikation und Vermarktung.

4. Nachhaltig sozial: Ob Betriebshilfe oder Alltagsbegleitung – die Maschinenringe sind als Ansprechpartner für die Mitgliedsbetriebe da. Thun erklärte: „Wir leben Solidarität und unterstützen Menschen, die im Alltag Hilfe brauchen.“

Nach Angaben des BMR-Präsidenten müssten die drei Säulen der Nachhaltigkeit miteinander verbunden werden. Oft würden ökologische Leistungen nicht ausreichend vergütet. „Wir haben das Wissen, die Technik, das Netzwerk und den Willen. Lasst uns zeigen, dass Landwirtschaft Teil der Lösung ist“, schloss Thun.

Marsch und Moore

Schleswig-Holsteins Landwirtschaftsminister Werner Schwarz (CDU) betonte: „Schleswig-Holstein ist ein Agrarland.“ Die Voraussetzungen für Landwirtschaft seien ideal: gute Böden, fast immer ausreichend Niederschlag und gut ausgebildete Menschen. Trotzdem stehe die Landwirtschaft vor zahlreichen Herausforderungen. Neue Ansätze für vielfältige Landnutzungssysteme würden benötigt. In Schleswig-Holstein betreffe das vor allem die Marsch und die Moorstandorte. „Innovation bei Technik, Anbauverfahren und Fruchtfolgen kann hier viel leisten“, so Schwarz. Als wichtige Einrichtung für den Wissenstransfer stellte er das Kompetenzzentrum für klimaeffiziente Landwirtschaft heraus. Dies sei ein Katalysator, um Modell- und Demonstrationsvorhaben voranzubringen. Der Minister stellte klar: „Mir ist es wichtig, Lösungen mit den Betroffenen zu entwickeln.“ Mit Blick auf die Ernährungssicherheit sei man aber weiterhin auf Top-Erträge von Gunststandorten angewiesen, so seine Überzeugung. Er betonte: „Nahrungsmittelproduktion und ein hoher Selbstversorgungsgrad sind für mich persönlich ganz wichtige politische Ziele.“

Rund 300 Personen nahmen am Tag der Maschinenringe in Kiel teil.

Die Entwicklung der ländlichen Räume sei eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Die Gemeinsame EU-Agrarpolitik (GAP) bleibe dafür das zentrale Element. Schwarz warb dafür, die ländlichen Räume als „Chancenraum“ zu begreifen.

Unternehmertum stärken

Klaus-Peter Lucht, Präsident des Bauernverbandes Schleswig-Holstein (BVSH), kritisierte, dass unter dem Begriff Nachhaltigkeit oft ideologisch geprägte Politik forciert werde. „Wir Unternehmer können sehr gut abschätzen, wie wir nachhaltig unsere Tiere und unsere Pflanzen ernähren“, erklärte Lucht. Er forderte ein, dass eine Ausbringmenge in Höhe von 230 kg N/ha „drin sein“ müsse, wenn emissionsarm ausgebracht werde. Wieder erlaubt werden müsse auch das Ausbringen auf gefrorenem Boden, sofern die Aufnahme der Nährstoffe gewährleistet sei. „Das ist fachlich richtig“, betonte Lucht.

Ertragspotenzial liegt bei neun Tonnen pro Hektar

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Die jüngsten Züchtungserfolge im Raps und Züchtungsmethoden standen beim Rapool-Pressegespräch in der Zuchtstation Salzkotten-Thüle des Rapool-Gesellschafters Deutsche Saatveredelung (DSV) vergangene Woche im Vordergrund.

Mit Blick auf die bisherige Vegetationsperiode erklärte DSV-Vorstand Dr. Eike Hupe: „Wir hatten eine Rekord-Frühjahrstrockenheit.“ Neben Klimaextremen forderten aber auch Einschränkungen im Pflanzenschutz und ein verändertes Krankheits- und Erregeraufkommen den Rapsanbau heraus.

Raps macht Spaß

Dr. Eike Hupe

Die Zulassungssituation bei Pflanzenschutzmitteln sei „extrem schwierig“. Die Fachlichkeit werde in der neuen Bundesregierung aber wieder nach vorn gehen, so Hupe. Sie habe mehr Verständnis für die Belange der Landwirtschaft. Auch in der EU seien die Entwicklungen positiv. EU-Agrarkommissar Chris­tophe Hansen komme vom Hof und werde die Landwirtschaft voranbringen. Zudem verfolge neben der polnischen auch die folgende dänische Ratspräsidentschaft in Sachen Neuer Züchtungstechniken einen pragmatischen Ansatz, schätzt der DSV-Vorstand.

Nach seinen Angaben sind dir Marktausichten für Rapsanbauer gut. Die Ernteprognosen in Kanada, Australien und der Ukraine seien etwas gedämpfter als zuvor. Die Preise würden daher stabil bleiben oder sich sogar ein wenig nach oben bewegen. „Das aktuelle Preisverhältnis von Raps zu Weizen von 2,3 bis 2,4 ist gut. Raps macht den Bauern Spaß“, so Hupe. Er fügte hinzu: „Der Bedarf in Russland an europäischem Saatgut ist weiter hoch. Aber es gibt Exportquoten.“

Komplexes Genom

Rapszüchter Dr. Carsten Oertel gab Einblicke in die Arbeit am Standort Thüle. Er erklärte: „ Mit der markergestützen Selektion können wir bereits im Keimlingsstadium erkennen, ob Resistenzen vorhanden sind.“ Sobald entsprechende Resistenz-Gene identifiziert seien, beschleunige das die Züchtungsarbeit sehr. Toleranzen seien hingegen „schwieriger zu greifen“. Der Züchtungsfortschritt beträgt laut Oertel derzeit im Schnitt 1,3 % pro Jahr, ohne dass die Kurve abflache. Das Ertragspotenzial von Raps zeige der Anbau in Chile auf vulkanischen Böden mit viel Wasser, wo 9 t/ha eingefahren würden.

Besorgt blickt der Züchter auf die Ausbreitung der Schilfglasflügelzikade. Der Schädlung könne grundsätzlich auch Raps befallen „Darauf müssen wir uns vorbereiten“, so Oertel. Wenn es immer weniger Pflanzenschutzmittel gebe, sei Zuchtfortschritt eine Lösung. Die hohe Komplexität der Rapszüchtung veranschauliche beispielsweise die Zahl von rund 101.000 Genen im Raps-Genom, während der Mensch mit lediglich 23.000 Genen auskomme. 

Produktmanager Sebastian Hötte stellte die Sorten ,Detlef‘ und ,Churchill‘ als Hauptsorten bei Rapool vor. Beide Sorten erhielten die Zulassung im Dezember 2024 und zeigten hohe Umwelt- und Ertragsstabilität.
Laut Produktmanagerin Nadine Lachmann besitzt die Sorte ,Churchill‘ einen „Phomablocker“ und ist für frühe Aussaattermine geeignet. Vor allem für den norddeutschen Raum biete ,Churchill‘ ein gutes Paket.
Produktmanager Malte Grohall betonte die Kohlhernie-Resistenz der Sorte ,Credo‘. Diese Sorte nehme trotz der Kohlhernieresistenz kaum Ertrag weg und sei für besonders gefährdete Standorte zu empfehlen.