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Verkleidungskünstler Wilder Wein

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Wilder Wein ist von Mai bis Oktober ein wahres Schmuckstück im Garten. Seinen ganz großen Auftritt legt er mit leuchtend orangeroten Blättern im Herbst hin. Ob an der Pergola, Hauswand oder Mauer, ob mit weiß geaderten oder gelb-grünen Blättern oder gar ohne ­Haftscheiben – unter den variantenreichen Spielarten findet jeder seinen persönlichen Favoriten.

So wildromantisch kann nur der Wilde Mauerwein mit seinen hübschen Blättern das Mauerwerk umspielen. Foto: Karin Stern

Bei den verschiedenen Arten des Wilden Weins (Parthenocissus) handelt es sich um sogenannte Selbstklimmer. Als Klettersträucher halten sie sich mit speziellen Haftscheiben an Holzpfosten oder an Mauerwerk fest. Im Garten sind zwei sommergrüne Arten weit verbreitet: Der fünflappige Wilde Mauerwein (Parthenocissus quinquefolia) und die Dreispitzige Jungfernrebe (Parthenocissus tricuspidata). Beide Arten überbieten sich im Herbst gegenseitig mit der schönsten Laubfärbung. Auch an Wuchsfreude stehen sie einander nicht nach. Die Unterschiede liegen eher im Detail. Die Blätter von Parthenocissus quinquefolia, des Wilden Mauerweins, bestehen aus fünf Einzelblättern. Diese Art bildet mit reich verzweigten Trieben dichte, weit überhängende Laubvorhänge. Besonders zuverlässig klettert die Sorte ‚Engelmannii‘ mit einer Wuchsgeschwindigkeit von bis zu 100 cm pro Jahr. Im Laufe der Zeit kann die Kletterpflanze zwischen 15 und 20 m hoch werden. Mit einem regelmäßigen Schnitt lässt sich hier jedoch problemlos Einhalt gebieten. Wer mit Wildem Mauerwein Fassaden begrünt, muss regelmäßig Fenster und Dachrinnen frei halten. Auch bei der Begrünung von Zäunen oder Spalieren ist der Griff zur Heckenschere ein- bis zweimal pro Jahr sinnvoll.

Die dunklen Beeren des Wilden Mauerweins locken so manchen Vogel an. Foto: Karin Stern

Parthenocissus tricuspidata, die Dreispitzige Jungfernrebe, erklimmt selbst glatte Betonwände problemlos. Ihre Haftscheiben kleben sich förmlich an jedem Untergrund fest. Dieses Art bildet deutlich größere Blätter aus, die mit ihren markanten drei Spitzen ins Auge fallen. Ältere Blätter können bis zu 15 cm lang und breit werden. Die Sorte ‚Veitchii‘ wird ist ein Klassiker für die Fassadenbegrünung. Ihr Laubaustrieb zeigt eine hübsche bronzerote Färbung, die dann ins Grüne übergeht. Auch diese Art ist mit ihrem rasanten Jahreszuwachs eine Kandidatin für die Kategorie „Eroberer“.

Aufgrund ihrer Wuchskraft sollten beide Arten mit Bedacht verwendet werden. Man sollte Parthenocissus nur dann an eine Hauswand pflanzen, wenn er dort auf Dauer bleiben darf und die Schnittarbeit geleistet werden kann. Alternative Standorte, an der Sichtschutzwand, Gartenmauer oder Pergola, verwandelt die Kletterpflanze im Laufe des Jahres in ein einzigartiges Kunstwerk. Im Frühjahr leuchten die Blätter, im Sommer locken die unscheinbaren weißgrünen Blüten scharenweise Bienen an. Wenn sie im August zu Boden rieseln, erscheinen die zunächst grünen Beeren, die sich bis zum Herbst dunkelblau färben. Sie werden von Vögeln sehr geschätzt. Und im Herbst färben sich die Blätter zunächst orange und nehmen dann einen tiefes Rot an.

Große Blätter an langen Stielen sind typisch für die Dreispitzige Jungfernrebe (Parthenocissus tricuspidata). Foto: Karin Stern
Inmitten der grünen Blätterwand der Dreispitzigen Jungfernrebe leuchten die Blüten einer Clematis. Foto: Karin Stern

Problem Haftscheiben – es geht auch ohne

Die Dreispitzige Jungfernrebe bildet noch mehr Haftscheiben aus als der fünflappige Wilde Mauerwein. Die Haftscheiben sind tatsächlich kaum von der Fassade zu lösen. Kleiner Trost: Im Gegensatz zu Efeu kann die Dreispitzige Jungfernrebe ihre Haftscheiben wenigstens nicht in Wurzeln umwandeln und damit im schlimmsten Fall Putzfassaden aufsprengen. Wer die Haftscheiben von Mauerwerk entfernen möchte, muss sie mit der Drahtbürste abschaben beziehungsweise abflammen und anschließend neu streichen. Haftscheiben auf Holz lassen sich gut abschleifen, anschließend ist ebenfalls ein neuer Anstrich fällig.
Eine Alternative zur Haftscheiben bildenden Verwandtschaft bietet Parthenocissus inserta, die Gewöhnliche Jungfernrebe. Diese Art sieht dem fünflappigen Wilden Wein zum Verwechseln ähnlich. Sie klettert bis in eine Höhe von 8 m, indem sie sich mit ihren Ranken an Klettergerüsten festhält. Die Haftscheiben fehlen ganz oder sind nur schwach ausgebildet (Ausnahme: sehr schattige Standorte).

Besondere Varianten des Wilden Weins (Auswahl):

Parthenocissus henryana: Sie wird oft als Chinesische Jungfernrebe angeboten. Kletterpflanze mit prächtiger Herbstfärbung, wächst 5 m hoch mithilfe von Haftscheiben, keine Kletterhilfe notwendig. Handförmige Blätter, bestehend aus fünf Teilblättern mit auffälligen silbrigen Blattadern, die sehr edel wirken

Parthenocissus tricuspidata ‚Fenway Park‘: Dies ist eine nur selten angebotene Mutation mit gelbgrünem, dreispitzigem Blatt, das bis zur Herbstfärbung diese auffällige Farbe behält. Langsamer Wuchs, nach zehn Jahren etwa 2 bis 3 m hoch, vollkommen winterhart

Parthenocissus tricuspidata ‚Minutifolia‘: Sie zeichnet sich durch besonders kleine, dreispitzige Blätter aus, die im Herbst eine rote Färbung annehmen. Höhe nach zehn Jahren zirka 5 m

Parthenocissus quinquefolia ‚Star Showers‘: Diese Sorte besticht mit einem weißbunt gesprenkeltem Blatt. Wuchshöhe nach zehn Jahren zirka 3 m

Ab Juli treibt Parthenocissus noch einmal richtig aus. Foto: Karin Stern
Die Haftscheiben von Parthenocissus tricuspidata sind nur mit viel Aufwand wieder zu entfernen. Foto: Karin Stern
Wilder Mauerwein verwandelt die Pergola in ein Kunstwerk. Foto: Karin Stern
Die Dachrinnen sollten unbedingt frei von Bewuchs gehalten werden. Foto: Karin Stern


„Waffengleichheit“ für Erzeuger herstellen

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In der Europäischen Kommission scheint sich die grundsätzliche Skepsis gegenüber sogenannten Spiegelklauseln etwas abzuschwächen. Die Brüsseler Behörde hat eine Folgenabschätzung in Auftrag gegeben und lässt untersuchen, wie die europäischen Produktionsstandards im Pflanzenschutz besser in Einklang mit den Vorgaben für importierte Produkte gebracht werden können.

Ziel soll es sein, die wirtschaftlichen, ökologischen und sozialen Auswirkungen zu beleuchten. Insbesondere soll es um die Folgen für die Handelsströme, die Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Landwirte und die Verbraucher gehen.

Im Fokus der Folgenabschätzung stehen in der EU verbotene Pflanzenschutzmittel. Die Brüsseler Behörde greift damit ein Versprechen aus dem Strategischen Dialog (SD) auf. „Die Kommission wird im Einklang mit den internationalen Vorschriften eine stärkere Angleichung der Produktionsstandards für eingeführte Erzeugnisse, insbesondere in Bezug auf Pestizide und Tierwohl, anstreben“, heißt es in der abschließenden Mitteilung. Konkret geht es darum, dass in der EU verbotene Wirkstoffe nicht über Importe wieder auf den Tellern der Verbraucher landen sollen und „Waffengleichheit“ für die Erzeuger hergestellt wird.

Die Folgenabschätzung soll die analytische Grundlage für das weitere Vorgehen legen. Neben einer „angemessenen“ Nachbesserung an bestehenden Regularien kann sich die EU-Kommission auch vorstellen, einen eigenen Gesetzesvorschlag auf den Weg zu bringen. Erste vorläufige Ergebnisse soll die Gemeinsame Forschungsstelle nach derzeitigem Stand im Sommer des kommenden Jahres vorlegen.

Für zusätzlichen Druck in Sachen Spiegelklauseln dürfte aktuell das Freihandelsabkommen zwischen der EU und den Mercosur-Staaten sorgen. Die französische Regierung hat angemessene Regelungen zum Schutz der Landwirte zu einer ihrer Bedingungen für eine Ratifizierung gemacht (siehe Kasten). Während die heimischen Produktionsstandards aus Sicht der Landwirtschaft idealerweise bei sämtlichen Importen angelegt werden sollten, stehen andere Akteure der Lebensmittelkette den Maßnahmen skeptischer gegenüber. Befürchtet werden beispielsweise zusätzliche Reibungsverluste im internationalen Handel. age

Klare Absage an Mercosur

Frankreich gegen Ratifizierung

In Frankreich hat die Nationalversammlung dem Handelsabkommen zwischen der EU und den Mercosur-Staaten eine eindeutige Absage erteilt. Mit nur einer Gegenstimme aus den Reihen der Sozialisten hat das Unterhaus die Regierung aufgefordert, sich der Ratifizierung der umstrittenen Vereinbarung entgegenzustellen. Dazu solle Paris im Rat eine Sperrminorität organisieren. Außerdem solle sich die Regierung darum bemühen, das Abkommen vor den Europäischen Gerichtshof zu bringen.

Wie aus der Entschließung hervorgeht, sind auch aus Sicht der französischen Abgeordneten mehrere Aspekte fraglich. Wie im Europaparlament ist man sich in der Nationalversammlung nicht sicher, ob die EU-Kommission entscheiden durfte, dass die künftige Partnerschaft in Form von zwei getrennten Verträgen zur Ratifizierung vorgelegt wird. Auf den Prüfstand müssen laut den Abgeordneten zudem der vorgesehene Ausgleichsmechanismus und die Vereinbarkeit mit dem Vorsorgeprinzip.

Zuletzt erklärte Europaminister Benjamin Haddad mit Blick auf die Entschließung, dass die vorgesehenen Schutzklauseln ein notwendiger und nützlicher Fortschritt seien, allerdings noch nicht ausreichten. Paris pocht auf die Durchsetzung der europäischen Standards für Importe über Spiegelklauseln und hält auch verstärkte Kontrollen für unverzichtbar. age

„Kein Agrarmonster“

Milchindustrie in der Ukraine

Die Ukraine sollte von bestimmten europäischen Politikern und Medien nicht länger als „Agrarmonster“ inszeniert werden, das die Europäische Union mit seinen Agrarprodukten überfluten will. Dagegen wehrt sich der geschäftsführende Direktor der ukrainischen Milchindustrie (SMPU), Arsen Didur. Er stößt sich an der Instrumentalisierung durch einige wenige EU-Politiker, die damit von Problemen im eigenen Land ablenken wollten. „Das hilft aber weder den Landwirten in der EU noch in der Ukraine“, erklärte er gegenüber dem Pressedienst Agra-Europe.

Der SMPU-Direktor verweist auf den desolaten Zustand der ukrainischen Energieinfrastruktur. Gerade die jüngsten Angriffe hätten auf die Unterbrechung der Stromversorgung und der Transportlogistik abgezielt. Gleichzeitig fänden auch weiterhin regelmäßig Raketenangriffe auf Wohngebäude statt. Das Stromnetz sei beschädigt und die Versorger dadurch gezwungen, das System durch Zwangsabschaltungen zu stabilisieren. Unter diesen Umständen sei jegliche Planung schwierig, und die Betriebe müssten ihre Arbeitspläne regelmäßig über den Haufen werfen.

Didur weist darauf hin, dass es schon seit Jahren Stromengpässe durch russischen Beschuss gebe. Dem SMPU-Direktor zufolge haben sich die Angriffe auf die Energieinfrastruktur in den vergangenen Wochen aber intensiviert und fallen noch gezielter aus. Die Auswirkungen auf die Milchverarbeitung in der Ukraine hielten sich aber bislang in Grenzen, da die meisten Meiereien über Notstromaggregate verfügten. age

„Gesundheit beginnt im Alltag“

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Immer mehr Frauen spüren, wie voll ihr Alltag geworden ist: Familie, Beruf, „nebenbei“ Care-Arbeit und Engagement im Dorf – da bleibt die Gesundheit oft als Erstes auf der Strecke. Genau hier setzt die neue Gesundheitskampagne „Risiko? Nein danke! Runter vom Sofa: Warum Vorbeugen besser ist als Heilen“ an, die der LandFrauenverband Schleswig-Holstein e. V. (lfv) in diesem Jahr gemeinsam mit der Ärztekammer Schleswig-Holstein gestartet hat. Im Mittelpunkt steht die Frage, wie wir im täglichen Trubel kleine, aber wirkungsvolle Schritte für ein gesünderes Leben finden können. Dr. Gisa Andresen, ärztliche Geschäftsführerin der Ärztekammer Schleswig-Holstein, sprach mit dem lfv darüber, welche Risiken viele Frauen unterschätzen, warum Prävention kein Luxus ist und wie Frauen ihre Gesundheit mit einfachen Mitteln stärken können.

Im Titel unserer gemeinsamen, neuen Gesundheitskation heißt es „Vorbeugen ist besser als Heilen“ – was sind Ihrer Erfahrung nach die größten unterschätzen Gesundheitsrisiken im Alltag?

Dr. Gisa Andresen: Das sind die lieb gewonnenen Gewohnheiten, die 80 % der Deutschen unterschätzen: Fehlernährung, Bewegungsmangel und Rauchen. Solange es mir gut geht, muss ich ja nichts an meinem Lebensstil ändern. Die Hälfte der Personen, die rauchen oder regelmäßig Alkohol trinken, gibt an, sie lebten gesund.

Welche Rolle spielen Bewegung, Ernährung und Alltagsroutinen wirklich – und was wird häufig falsch eingeschätzt?

Positiv ausgedrückt: Wer sich gesund ernährt, kann bis zu zehn Lebensjahre gewinnen, wer es schafft, sich pro Woche 150 min moderat – das heißt ohne zu schwitzen – zu bewegen, kann seine Lebenszeit um bis zu vier Jahre verlängern. Und gut 40 % aller Krebserkrankungen ließen sich verhindern, wenn man die Risikofaktoren Rauchen, Alkohol, ungesunde Ernährung, Bewegungsmangel und Übergewicht vermeidet.

Viele wissen, dass sie sich mehr bewegen sollten – und tun es trotzdem nicht. Was hilft nachweislich, den inneren Schweinehund zu überwinden?

Kleine, erreichbare Ziele setzen: nicht untrainiert versuchen, 10 km zu joggen, um nach 2 km entnervt aufzugeben; sich Gleichgesinnte suchen und gemeinsam auf den Weg machen, dann fällt es auch schwerer, Ausreden zu finden. Oder passende Angebote suchen für „Ältere“ oder „Pfundige“, damit der Vergleich mit jungen, fitten, schlanken Menschen einen nicht demotiviert.

Welche einfachen Maßnahmen können wir denn beispielsweise sofort in unseren Alltag einbauen? Gibt es typische Fehler, die man beim Neustart vermeiden sollte?

Treppensteigen statt Fahrstuhl, Fahrrad statt Auto, mit sich selbst in den Wettbewerb gehen, wie eine Kampagne aus Rheinland-Pfalz es vormacht nach dem Motto „Mach‘s zur Gewohnheit – Dein bewegter Mai“. Hier erinnerten die Karten eines Kartenspiels an tägliche kleine Übungen im Alltag, die später zur Gewohnheit wurden. Oder sinnlose Zeit wie das Warten vor dem Kaffeeautomaten, an der Supermarktkasse oder beim Zähneputzen dazu nutzen, auf einem Bein zu stehen. Und – auch das hilft nachweislich – mit sich selbst in den Wettbewerb gehen und auf einem „Challenge-Zettel“ am Kühlschrank Häkchen setzen für Bewegung, wie ein „Ärzteblatt“-Redakteur seine erfolgreiche Bewegungs-Challenge beschrieb.

Was sind aus Ihrer Sicht besondere gesundheitliche Herausforderungen für Frauen heutzutage?

Die „Sorge-Arbeit“, das Kümmern um alle anderen liegt immer noch hauptsächlich bei den Frauen, gefühlt noch stärker auf dem Land, wo dieser Einsatz traditionell erwartet wird. Das führt natürlich neben der inzwischen ebenfalls erwarteten Berufstätigkeit zur immer wieder beschriebenen Doppelbelastung – die Frauen tragen eine doppelte Last mit dem doppelten Risiko zu erkranken.

Wo haben LandFrauen/Frauen im ländlichen Raum sogar Vorteile – Stichwort frische Luft, Natur, Gemeinschaft?

Natur und Garten vor der Tür laden dazu ein, sich draußen zu bewegen. Für dieses Angebot müsste ich in der Stadt weit fahren, das wiederum ist vielen zu aufwendig.

Außerdem kann ich mich in Gemeinschaft begeben und bewegen. Man kennt sich, es gibt den LandFrauenverein, der regelmäßig zum Beispiel Fahrradtouren anbietet.

Welche Beschwerden oder Erkrankungen begegnen Ihnen in der Praxis am häufigsten, die klar vermeidbar wären?

Das sind die Rückenschmerzen – wir sitzen immer mehr und bewegen uns immer weniger, die Muskeln haben nichts mehr zu tun und verabschieden sich in den Ruhestand.

Alle zehn Jahre verlieren wir 5 % unserer Muskulatur, ab 70 geht‘s rapide „abwärts“. Das Resultat sind Schmerzen.

Da hilft der ergonomisch gestaltete Bürostuhl wenig. Was hilft, ist das Training der tiefen Rückenmuskulatur, die brauchen wir, um die Wirbelsäule zu stabilisieren und damit vor Rückenschmerzen zu bewahren.

Und da geht noch was, in jedem Alter kann man Muskulatur erhalten und wiederaufbauen. Dr. Dietrich Grönemeyer – unter anderem Spezialist für Wirbelsäulendiagnostik – hat es provokativ auf den Punkt gebracht mit seiner Aufforderung: Turne bis zur Urne!

Ab wann wird ein „harmloser“ Lebenstil wirklich gefährlich?

In diesem Zusammenhang haben mich folgende Zahlen tief beeindruckt: Auf vier Risikofaktoren, die mit dem „harmlosen“ Lebensstil zusammenhängen (Rauchen, Alkohol, ungesunde Ernährung, Bewegungsmangel) lassen sich vier von zehn Todesfällen zurückführen. Allein Übergewicht, Tabak- und Alkoholkonsum verursachen im Jahr Kosten von mehr als 200 Mrd. €.

Bis zu 24 zusätzliche Lebensjahre sind möglich – das zeigt eine große amerikanische Studie –, wenn man ab dem 40. Lebensjahr gesunde Gewohnheiten pflegt, also nicht raucht, sich regelmäßig bewegt, ausgewogen ernährt, gut schläft und gelernt hat, mit Stress umzugehen.

Wie können Frauen lernen, besser auf sich selbst zu achten ohne schlechtes Gewissen?

Da hilft Mathematik: Mehr als neun Jahre ihres Lebens verbringen Frauen bei schlechter Gesundheit, das sind drei Jahre mehr als Männer. Wenn wir es schaffen könnten, diese Zahl zu senken, gewinnen wir persönlich nicht nur mehr gesunde Lebensjahre und -qualität, sondern die Gesellschaft weltweit durch Steigerung der Erwerbsfähigkeit bis zu 1 Bio. (zwölf Nullen!) US-$ pro Jahr – sagte das Weltwirtschaftsforum in Davos 2024.

Welche unterstützenden Angebote oder Strukturen gibt es bereits in Schleswig-Holstein, die zu wenig genutzt werden?

Bewegung und Bewusstsein können zu einem gesünderen Lebensstil führen. Foto: Meike von der Goltz

Fast jede Krankenkasse hat Angebote zur Prävention. Die Landesarbeitsgemeinschaft für Gesundheitsförderung in Schleswig-Holstein (LVGFSH), deren Geschäftsführerin Svenja Langemack zu meiner großen Freude sich die Vorträge mit mir teilen wird, begleitet, fördert und unterstützt viele gesundheitsfördernde Projekte. Viele Arbeitgeber bieten im Rahmen ihres betrieblichen Gesundheitsmanagements (BGM) ebenfalls gesundheitsfördernde Unterstützung an und die Sportvereine bieten Motivation, Anleitung und Gemeinschaft zur Bewegung.

Was wünschen Sie sich von Politik, Ärzten und Ärztinnen sowie den Organisationen, um Prävention stärker zu verankern?

Insgesamt wird leider viel zu wenig investiert in das Thema Prävention. Zum Vergleich: Für unser „Reparatursystem“ Gesundheitswesen geben wir pro Jahr und gesetzlich Versichertem zirka 5.000 € aus, für Präventionsmaßnahmen zur Vermeidung von Krankheiten 8,49 € pro Person.

Prävention muss in den politischen Fokus rücken, es muss allen klar sein oder erklärt werden, dass es sinnvoller ist, Krankheiten zu vermeiden und Lebensqualität zu verbessern, als auf teure Reparaturversuche zu setzen, indem man sich erst dann um Gesundheit kümmert, wenn die Krankheit da ist. Die Zahl der chronisch Kranken und damit die Krankheitslast wird sich erhöhen, der Versorgungsbedarf wird steigen. Setzte man mit Blick auf den demografischen Wandel und den Fachkräftemangel nicht auf das Potenzial der Prävention, wäre das – nett ausgedrückt – unvernünftig!

Anfangen muss man mit der Steigerung des Wissens um Gesundheit, mit der Gesundheitskompetenz im Kindergarten beziehungsweise schon in der Schwangerschaft mit der Aufklärung der werdenden Mütter.

Welchen Maßnahmen empfehlen Sie, die wirkungsvoll und sofort umsetzbar sind?

Zum Tanzkurs anmelden, um effektive Sturz- und Demenzprophylaxe zu betreiben. Treppe statt Fahrstuhl, Spaziergang in der Mittagspause, Wurst ohne Pommes oder Pommes ohne Wurst …

Info

Einmal im Monat stellen wir ab jetzt an dieser Stelle unsere Kooperationspartner vor, die mit uns LandFrauen für Gemeinschaft, Stärke und Zusammenhalt auf dem Land stehen.

Im Dschungel von EU-Vorhaben und Verordnungen

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Die breite Anwesenheit von Waldbesitzern, Baumschulen, Holzhandel, Forstunternehmern, Sägewerkern und Behördenvertretern auf der MItgliederversammlung unterstreiche sowohl die Aktualität der EU-Themen als auch das geschlossene Agieren des Clusters Forst und Holz in Schleswig-Holstein, so Graf zu Rantzau. Der landesweite Cluster erwirtschaftet jährlich einen Umsatz von zirka 4,3 Mrd. € bei einer Brutto-Wertschöpfung von 1,3 Mrd. € und zirka 25.000 Arbeitsplätzen.

Redner Max Freiherr von Elverfeldt

Max Freiherr von Elverfeldt, Präsident der Familienbetriebe Land und Forst e. V., brachte in seinem eingängigen Vortrag zum Thema „Im Dschungel von EU-Vorhaben und Verordnungen“ Licht in das Dunkel der Entscheidungsabläufe der EU mit den derzeit ausufernden 82 Initiativen, die sich allein mit Forst und Holz beschäftigen. Dabei hat die EU im Grundsatz noch nicht einmal die Zuständigkeit für die Forstwirtschaft inne, wohl aber für die Themen Naturschutz und Klimaschutz, und diese Hintertür wird massiv genutzt. Hier liege der Hase im Pfeffer, so Freiherr von Elverfeldt. Der Forstsektor hat auf EU-Ebene nicht die personelle Power, um seine Themen intensiv, wiederkehrend und nachhaltig zu repräsentieren. Es braucht viel mehr personelle Ressourcen und somit auch finanzielle Mittel. Zusätzlich bedarf es größerer Geschlossenheit.

Damit schlug von Elverfeldt den Bogen zur EU-Entwaldungsverordnung (EUDR), der Verordnung über die Wiederherstellung der Natur (NRL) und somit auch zum Green Deal. Durch die EUDR sollen weltweit die illegale Holznutzung und Waldumwandlung verhindert werden. Die NRL verfolgt das Ziel der Wiederherstellung von Ökosystemen, die in einem schlechten Zustand sind. Die Grundziele beider Themen sind ehrenwert und auch zu unterstützen, entscheidend sind aber die Ausgestaltung, die Anforderungen, die Instrumente sowie die Differenzierung, mit der die Realisierung erfolgen soll.

Genau hier, so von Elverfeldt, verabschieden sich beide Vorhaben von einer praktisch umsetzbaren, nach Risiko differenzierten und die Realität berücksichtigenden Ausführung. Es entstünden Bürokratiemonster, die die Falschen bestraften, zu einer massiven wirtschaftlichen Benachteiligung führten und die ökologisch-klimatische Entwicklung ignorierten.

Gut gemeint ist nicht gut gemacht

Zum Schluss rief von Elverfeldt die Anwesenden sowie die Verbände auf Landes-, Bundes- und EU-Ebene auf, sich gegen eine Umsetzung der Vorhaben in der aktuellen Fassung zu wehren und die politischen Entscheidungsträger über die einzelnen Inhalte detailliert aufzuklären.

Als Hintergrundwissen legte von Elverfeldt dar, dass auf EU-Ebene nur die EU-Kommission das Recht hat, Gesetzesentwürfe vorzulegen. Das EU-Parlament, der Europäische Rat und auch der Rat der EU können die Kommission auffordern, tätig zu werden. Beschlossen werden Gesetzesvorlagen durch das Parlament und den Rat.

Bei den wichtigsten Rechtsakten der EU muss zwischen Verordnungen, Richtlinien und Beschlüssen unterschieden werden. Verordnungen gelten direkt und verbindlich in jedem Mitgliedstaat. Bei Richtlinien müssen die Parlamente der Mitgliedstaaten diesen gesetzlichen Rahmen durch ein eigenes innerstaatliches Gesetz umsetzen. Beschlüsse sind ebenfalls verbindliche Rechtsakte, betreffen aber nur einen bestimmten Adressaten.

Statements der Politik

Seinem Vortrag vorangegangen waren die Grußworte des damaligen Forstministers Werner Schwarz (CDU), der CDU-, SPD- und FDP-Landtagsfraktionen sowie der Landwirtschaftskammer.

Schwarz stellte in seinem Grußwort die Bedeutung der aktiven Waldbewirtschaftung und der Bereitstellung des nachhaltigen Rohstoffes Holz heraus. Den Anwesenden rief er zu: „Sie alle leben den Generationenvertrag der Nachhaltigkeit. Der zentrale Motor für den Klimaschutz sind der Wald und die nachhaltige Waldbewirtschaftung.“ Er wolle sich weiterhin dafür einsetzen, dass die EUDR praxisnah, praxisgerecht und rechtssicher umgesetzt werden könne, sofern diese sich nicht aufheben lasse.

Schwarz unterstrich, dass die Verbesserung der Resilienz von Ökosystemen sowohl die ökologische, ökonomische wie die soziale Resilienz meine. Daher sei es wichtig, dass Schleswig-Holstein sich eine Waldstrategie verleihe, in der dieser Dreiklang dargelegt werde. Ebenso betonte der Minister die Bedeutung der Förderung des Kleinprivatwaldes und der Forstlichen Zusammenschlüsse über die Waldpflegeverträge.

Graf zu Rantzau stimmte dem Minister zu und bat ihn, sich weiterhin für die notwendigen Änderungen und oder die Aufhebung von EUDR und NRL einzusetzen, am besten im Schulterschluss mit den Landwirtschaftsministern der anderen Bundesländer.

Für die CDU-Landtagsfraktion stellte Rixa Kleinschmidt (MdL) in ihrem Grußwort auf das große Verantwortungsbewusstsein der Waldbesitzer ab. Ihr Handeln sei ein Versprechen für die nachfolgenden Generationen, und dies unter vielschichtigen Herausforderungen, so Kleinschmidt. Die Leistungen des Waldes (ökonomisch, ökologisch, sozial) seien nicht selbstverständlich und bedürften Weitsicht und Augenmaß, um dauerhaft erbracht zu werden.

Mehr als nur grüne Fläche auf einer Landkarte

Um die zukünftigen Herausforderungen gut bewältigen zu können, so nahm Graf zu Rantzau den Faden von Kleinschmidt auf, müsse die Politik die Möglichkeiten schaffen, die Wälder anpassen zu können.

Sandra Redmann (SPD, MdL) betonte, dass sie verstehen könne, dass Manche Verständnisprobleme bei der Vielzahl von EU-Verordnungen hätten. Sie sei aber Landespolitikerin. Nachfolgend dankte Redmann den Waldbesitzern, die der Jugend bei den jährlichen Waldjugendspielen die Natur und somit den Wald näherbrächten. So kämen die Generationen in den Austausch über Zusammenhänge und über den hohen Stellenwert des Waldes. Redmann forderte Forst- und Umweltministerium auf, stärker Hand in Hand zu arbeiten. In Bezug auf die Ministerien stimmt Graf zu Rantzau ihr zu, die Disharmonie zwischen den Häusern sei nicht nachhaltig.

Erstmalig anwesend war Anne Riecke (FDP) für die FPD-Landtagsfraktion. In Ihrem Grußwort betonte sie, dass Schleswig-Holstein geprägt sei von seiner Kulturlandschaft. Für diese müsse Verantwortung übernommen werden. Daher brauche es die Waldeigentümer und ihr Engagement in Zukunft noch stärker. Stilllegung könne nicht die Antwort sein, da diese zum Verfall der Kulturlandschaft führe. Des Weiteren regte Riecke an zu prüfen, wie die Vielzahl von Verordnungen verringert werden könne.

Graf zu Rantzau unterstrich die Aussagen von Anne Riecke und machte deutlich, dass Extensivierung und Stilllegung sowohl zur Bereicherung, aber eben auch zur Verarmung führten und die Kulturlandschaft nur durch aktives Bewirtschaften erhalten werden könne.

Der Vorsitzende konnte über 200 Gäste begrüßen, darunter auch die Präsidentin der Landwirtschaftskammer, Ute Volquardsen.

Für die Landwirtschaftskammer führte Präsidentin Ute Volquardsen aus, dass die Kammer fest an der Seite der Waldbesitzer stehe. Die Ergebnisse der IV. Bundeswaldinventur (BWI) seien vielfach sehr positiv, aber mit 43 % nicht bewirtschafteter Fläche im letzten Jahrzehnt ergebe sich auch ein hoher Beratungsbedarf. Im Bereich der forstlichen Förderung konnten im letzten Jahr insgesamt 4,5 Mio. € an die Wald­eigentümer ausgezahlt werden. Zukünftig soll hier die Digitalisierung weitere Optimierung erbringen. Im Bereich der Waldbestattungen seien mittlerweile über 30 Begräbniswälder etabliert worden. Wer sich zu bestimmten Themen fortbilden wolle, sei bei der Kammer ebenfalls am richtigen Platz, so Volquardsen.

Tätigkeitsbericht des Verbandes

In seinem Tätigkeitsbericht legte Graf zu Rantzau den Finger in die Wunde. Deutschland sei in der Vergangenheit Vorbild für andere Länder gewesen, mittlerweile nicht mehr. Jede weitere bürokratische Auflage oder Hürde führe zu weiteren Kostensteigerungen und Verzögerungen. Der Staat müsse verschlankt werden, um wieder dynamisch zu werden. Es existierten viele Widersprüche. Zum Beispiel solle der Rohstoff Holz mehr im Baugewerbe verwandt werden, gleichzeitig solle aber der inländische Einschlag stark reduziert werden, obwohl Deutschland das vorratsreichste Land in der EU sei, so Rantzau. Woher solle denn das Holz kommen? Wie passe das mit der Reduzierung von Transportwegen zusammen? Stilllegung ist nicht zielführend. Es braucht eine erfolgreiche Ökonomie, um soziale und ökologische Forderungen zu erfüllen.

Die Brics-Staaten (Brasilien, Russland, Indien, China, Südafrika) stehen in den Startlöchern und gehen zügig vorwärts. Diese Staaten wollen, dass es ihnen besser geht, und erkennen wirtschaftliche Schwächen anderer Staaten sehr schnell. Graf zu Rantzau forderte daher die Politik auf, die politische Ausrichtung zu korrigieren und es mit dem Bürokratieabbau ernst zu meinen.

Geschäftsführer Hubertus Zirkel stellte den geprüften Jahresabschluss 2024 und die Jahresplanung 2025 vor. Vorstand und Geschäftsführung wurden nachfolgend einstimmig entlastet. Bei den anschließenden Vorstandswahlen schied aus Altersgründen Klaus Rühmann (Vorsitzender Forstbetriebsgemeinschaft (FBG) Mittlere Stör) aus. Christian Rühmann-Sierk (Vorsitzender FBG Dithmarschen) rückte nach einstimmiger Wahl nach. Die übrigen neun bisherigen Vorstände wurden einstimmig für weitere vier Jahre gewählt. Hans-Caspar Graf zu Rantzau bleibt Vorsitzender und Dietrich Ebeling sein Stellvertreter.

Klaus Rühmann (FBG Mittlere Stör; r.) wurde aus dem Vorstand verabschiedet. Graf zu Rantzau: „Wir sind ihm dankbar. Herr Rühmann hat unserer Runde immer bereichert.“

Graf zu Rantzau dankte Klaus Rühmann für seine langjährige Vorstandsarbeit und wünschte ihm für die Zukunft schöne Stunden im Kreise der Familie und im Wald.

Im Zusammenhang mit der geplanten finanziellen Beteiligung des Verbandes an der EU-Vertretung der deutschen Waldbesitzer in Brüssel sowie den erhöhten Beiträgen für die Vertretung in Berlin und den Bereich Social Media stellte Zirkel die geplante Erhöhung der Mitgliedsbeiträge ab dem Wirtschaftsjahr 2026 vor. Die Mitglieder stimmten mit einer Gegenstimme für die erstmalige Erhöhung der Beiträge seit 25 Jahren. Ab dem 1. Januar 2026 beträgt der Beitrag für Einzelmitglieder 1,75 €/ ha im Jahr sowie für forstliche Zusammenschlüsse 1,00 €/ha im Jahr.

Ein besonderer Moment der Versammlung war die Auszeichnung von Dr. Claus Laessing als Pionier im langjährigen Anbau klimatoleranter und schnell wachsender Baumarten. Seine bemerkenswerten praktischen Erkenntnisse sollte sich jeder Interessierte einmal vor Ort ansehen. Aus den Händen von Hans-Caspar Graf zu Rantzau erhielt Dr. Claus Laessing eine Holztafel mit Widmung sowie einen gehaltvollen Rotwein. In diesem Sinne freuen wir uns auf die nächste Mitgliederversammlung.

Der Vorstand des Waldbesitzerverbandes (v. li.): Dietrich Ebeling (zweiter Vorsitzender), Alexander Herzog von Oldenburg, Hinrich Baron Donner, Moritz Graf zu Rantzau, Christian Magnus Petersen, Hans-Caspar Graf zu Rantzau (erster Vorsitzender), Christian Rühmann-Sierk, Jochen Harder, Martin Baron Jenisch und Hubertus Zirkel (Geschäftsführer) Fotos: Isa-Maria Kuhn

Wasser – das günstigste Futtermittel auf dem Betrieb

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Wasser ist nicht nur lebensnotwendig für jedes Lebewesen, sondern auch das günstigste und gleichzeitig oft ein unterschätztes „Futter­mittel“ in der Milchviehfütterung. Sein Einfluss auf Leistung, Futteraufnahme und Tiergesundheit ist enorm. Jede Verbesserung in der Wasserversorgung – sei es Qualität, Zugang oder Temperatur – wirkt sich unmittelbar positiv auf den gesamten Betrieb aus. Deshalb sollte Wasser als zentrales Element im Fütterungs- und Kostenmanagement betrachtet werden und nicht als selbstverständlich vorhandene Ressource.

Durch viele Winkel und Kanten ist die Reinigung deutlich erschwert. Je umständlicher etwas ist, desto weniger wird es gemacht.

Wasser ist die Basis sämtlicher Lebensprozesse und erfüllt im Organismus des Rindes eine Vielzahl zentraler Funktionen. Es wird über die Tränken aufgenommen, aber auch über Futterbestandteile wie Silage oder Grünfutter. Besonders in der Milchviehhaltung spielt Wasser eine Schlüsselrolle, denn Milch besteht zu rund 87 % aus Wasser. Im Körper ist Wasser überall präsent: im Blut, in den Körperzellen und in den Zwischenräumen des Gewebes. Dort ermöglicht es den Transport von Nährstoffen, Hormonen und Stoffwechselprodukten. Gleichzeitig reguliert es die Körpertemperatur, unterstützt die Verdauung und ist entscheidend für Stoffwechselprozesse. Schon geringe Einschränkungen in der Wasseraufnahme können den gesamten Organismus aus dem Gleichgewicht bringen.

Der Wasserbedarf einer Milchkuh ist eng an ihre Leistung und Futteraufnahme gekoppelt. Eine Hochleistungskuh kann abhängig von Milchmenge, Umgebungstemperatur und Trockenmassegehalt des Futters zwischen 70 und 150 l Wasser pro Tag benötigen. Der Wasserbedarf einer Milchkuh beträgt somit 3 bis 6 l pro Kilogramm Trockenmasseaufnahme. Neben der Milchleistung beeinflussen weitere Faktoren den Bedarf:

Umgebungstemperatur: Je wärmer es wird, desto stärker steigt der Wasserverbrauch.

Salz- und Eiweißgehalt im Futter: Sie erhöhen den Bedarf, da mehr Stoffwechselendprodukte ausgeschieden werden müssen.

Fütterung mit Trockenfutter oder pelletierten Komponenten erhöht die Trinkmenge deutlich.

Entscheidend ist also nicht nur die Menge, sondern auch die Möglichkeit, jederzeit ohne Einschränkung sauberes Wasser trinken zu können.

Qualität ist das Stichwort

Sauberes, frisches und hygienisch einwandfreies Wasser ist elementar. Bereits leichte Verunreinigungen, niedrige Durchflussraten oder unangenehme Gerüche führen dazu, dass Kühe weniger trinken, mit direkten Folgen für Leistung und Gesundheit. Der Standort der Tränken sollte gut erreichbar für alle Tiere aus der Herde sein. Rutschfeste Laufwege und eine Platzierung direkt auf den natürlichen Laufwegen der Tiere unterstützen eine hohe Wasseraufnahme. Sind Tränken in Gassen oder abgelegen platziert, kann dies die Wasseraufnahme schon negativ beeinflussen. Auch Engpässe in Tränkenähe oder unruhige Standorte sollten vermieden werden.

Aber nicht nur der Standort beeinflusst die Wasseraufnahme, auch die Verfügbarkeit ist hier entscheidend. In Laufställen gilt die Faustregel: Mindestens eine Tränke pro 20 bis 25 Kühe, bei Hochleistungsgruppen mehr. Als Formel hierzu wird angesetzt:

Bei einer Herde mit 120 Milchkühen werden somit mindestens sieben Tränken benötigt.

Doch Tränke ist nicht gleich Tränke. Zum einen ist es wichtig, den Durchfluss an Wasser pro Minute zu berücksichtigen, damit Kühe zügig ausreichend große Mengen aufnehmen können. Hier sollten mindestens 10 bis 20 l/min erreicht werden. Aber auch die Form und Größe der Tränke beeinflussen die Wasseraufnahme. Großvolumige Trogtränken ermöglichen „soziales Trinken“ und stellen eine ausreichende Wasseraufnahme sicher. Vor allem im Abkalbebereich sollten Tränken vorhanden sein, die eine große Wasseroberfläche und einen großen Wasserdurchsatz haben, damit nach der Geburt eine ausreichende Wasserversorgung ermöglicht werden kann.

Die Sauberkeit ist neben der Art der Tränke und dem ausreichenden Wasserangebot ebenfalls ein wichtiger Aspekt, der oftmals nicht genügend Beachtung findet. Tränken sollten täglich kontrolliert und bei Bedarf gereinigt werden. Algen, Futterreste und Biofilme vermindern die Wasseraufnahme und gefährden die Gesundheit. Auch die Bauweise der Tränke beeinflusst die Sauberkeit. Ist diese schwer oder umständlich zu reinigen, ist die Hürde, dies jeden Tag zu tun, oftmals größer. Zusätzlich sollten genügend Bürsten im Stall verteilt sein, am besten bei den Tränken, um diese auch gründlich zu reinigen. Zum Beispiel kann hier eine ungebrauchte Klobürste umfunktioniert und in Tränkennähe außer Reichweite der Kühe angebracht werden.

Sommer und Winter – was berücksichtigen?

Im Sommer bei hohen Temperaturen sinkt oftmals die Futteraufnahme. Hier ist eine ausreichende Wasseraufnahme umso wichtiger für den Organismus. Kühe trinken somit bei hohen Temperaturen bis zu 30 % mehr. Damit das auch gewährleistet werden kann, sind Sauberkeit und ein ausreichendes Angebot essenziell. Zusätzlich sind Tränken, die in der Nähe der Fressplätze oder auf Laufwegen stehen, sinnvoll. Im Winter ist eher der Mangel an Wasser durch gefrorene Leitungen einer der häufigsten Gründe für Unterversorgung. Zu kaltes Wasser hemmt zusätzlich die Wasseraufnahme. Optimal wäre das Angebot an lauwarmem Wasser zwischen 10 und 15 °C. Dies verhindert auch das Einfrieren von Leitungen, ist jedoch oftmals nicht einfach und schnell umzusetzen.

Fazit

Eine unzureichende Wasserversorgung wirkt sich schnell und massiv aus und hat einen Rückgang der Milchleistung oft schon nach wenigen Stunden reduzierter Aufnahme zur Folge. Sauberkeit und die Durchflussmenge sollten regelmäßig kontrolliert werden und sind nicht zu unterschätzende Faktoren. Das Angebot und die Form der Tränken sollte zum Milchviehbestand und den Orten der Tränke passen. Schlechtes Wassermanagement ist einer der teuersten Fehler in der Rinderhaltung, auch wenn Wasser selbst nichts kostet.

Wir brauchen den Pflug nicht mehr

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Mark Dümichen wirtschaftet seit vielen Jahren in Direktsaat. Er nutzt ein ausgeklügeltes System, zu dem stetige Bodenbedeckung, Kompost und Komposttee sowie bio-algeen-Produkte gehören.

An einem warmen Tag Mitte August sitzen Landwirt Mark Dümichen aus Lichterfelde im Fläming und Armin Maaß, Außendienstberater für bio-algeen-Produkte von der Schulze & Hermsen GmbH, gemeinsam in Dümichens historischem Vierseithof. Dieser Hof ist – mit Unterbrechung während der DDR-Zeit, als hier die örtliche Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft (LPG) saß – seit über 400 Jahren im Familienbesitz. An diesem Punkt sind wir schon mitten in Dümichens Kernproblem: „Wir hatten hier immer einmal schwierige Zeiten. Zu jeder Zeit aber hat der Hof mindestens 15 Familien ernährt. Heute muss meine Frau dazuverdienen und ich weiß wirklich nicht, ob ich meinem Sohn, der Agrarwissenschaften studiert, zur Übernahme raten soll.“

Auf dieser Fläche stehen, bevor hier demnächst Raps gedrillt wird, elf Arten Zwischenfrüchte. Trotz oberirdisch schlechter Entwicklung wegen der Trockenheit ist der Boden tief durchwurzelt.

Dümichen zählt auf: Alles wird teurer, nur die Getreidepreise sinken. Der Klimawandel macht die Produktion unsicher, zumal hier am Südhang des Fläming, wo Regen rar ist und die Böden leicht sind. Die Eigentumsstrukturen machen es ihm, der die Hälfte seiner Betriebsfläche pachtet, auch nicht leichter: „Soll ich meinen Boden in Ordnung bringen und dann gehen meine 20 Eigentümer los und verpachten an den Nächsten?“

Wie alles begann – der Abschied vom Pflug

Landwirt Mark Dümichen ­versteht die Politik nicht. „Ich rackere mich ab, um meinen Boden in Ordnung zu bringen, und dann kommt Enpal und bietet 5.000 Euro Pacht je Hektar für PV. Da kann ich doch einpacken!“

Dümichen hat seine Entscheidung vor vielen Jahren getroffen. Ja, er bringt seine Böden in Ordnung, denn er ist überzeugt: „Nur auf gesundem Boden kann ich gesunde Nahrungsmittel erzeugen.“

Pflügen, sagt er, sei für jeden Boden das Schlimmste: „Ich schichte ihn um, bringe Sauerstoff hinein und er geht kaputt. Allen, die jetzt sagen ,Das haben wir schon immer so gemacht‘, entgegne ich: Ja, weil wir keine Maschinen hatten, mit denen wir die Kulturen in den bewachsenen Boden bekommen haben. Jetzt haben wir sie. Die Technik ist so gut, dass wir den Pflug nicht mehr brauchen.“

Natürlich hat auch er es anders gelernt: „Wir alle haben zu viel über den Ertrag geredet und zu wenig über den Boden.“ Doch als er kurz nach Ende seiner Ausbildung, 1993 war das, gemeinsam mit seinem Vater als Wiedereinrichter zu wirtschaften begann, merkten beide schnell, dass die Kosten zu hoch waren. So begannen sie mit der Mulchsaat, Dümichen trat der Gesellschaft für konservierende Bodenbearbeitung bei und lernte hinzu. Anfang des neuen Jahrtausends wechselte er zur Direktsaat und stieß alsbald auf die Drilltechnik des brasilianischen Herstellers Semeato. Heute besitzt er zwei Maschinen, eine 15 Jahre alte mit 4,50 m Arbeitsbreite und eine fünf Jahre alte mit 5,20 m. „Die sind robust, einfach zu handhaben und genau das, was ich brauche. Schließlich drille ich jede meiner Flächen zweimal im Jahr.“

Seit 2021 hat Dümichen auf zwei Flächen Agroforstsysteme gepflanzt. Die verschiedenen Baumarten, darunter Pappeln, Schwarznuss, Blauglockenbaum oder Robinie, sollen als Wertholz genutzt werden.

„Als ich diese Technik kennengelernt hatte, stand mein Weg fest“, sagt er schlicht und fasst in wenigen Sätzen zusammen, wie sich ihm das ganze System öffnete: „Es geht darum, die Böden wiederzubeleben und das Wasser zu halten. In meiner Fruchtfolge wechseln sich Blatt-, Halm- sowie Sommer- und Winterfrucht konsequent ab. Zwischenfruchtmischungen mit zehn und mehr Kulturen baue ich ein, wann immer ich kann. Und zu diesem Konzept gehören für mich weitere Maßnahmen, nämlich Kompost und Komposttee sowie bio-algeen-Produkte.“ Das Ergebnis: „Wir ernten nicht mehr, aber gleichbleibend. Mit deutlich weniger Kosten.“

Mark Dümichen bespricht mit bio-algeen-Außendienstberater Armin Maaß, wie er die Pflanzenhilfsmittel auf Algenbasis anwendet.

Die Wurzel macht den Unterschied

Diese Getreide-Leguminosen-Mischung reinigt und trennt er mit seiner Petkus-Anlage in die einzelnen Fraktionen.

Armin Maaß nickt. Er ist seit 1990 Berater bei Schulze & Hermsen und kennt Vater und Sohn Dümichen schon seit Jahrzehnten. In einem engen Vertrauensverhältnis hat er begleitet, wie sich die beiden in Versuchen an die bio-algeen-Produkte herangetastet haben: „Sie haben mit Raps angefangen und immer Vergleiche von unbehandelten und behandelten Parzellen angestellt.“ Mark Dümichen nickt und ergänzt: „Der Raps kommt besser durch den Winter. Die Wurzel sieht deutlich anders aus, auch wenn man oberirdisch vielleicht erst einmal nichts davon sieht. Auf so einem Standort hier macht das aber den Unterschied.“ Und das ist dringend nötig, denn der Südhang des Fläming hat es wirklich in sich. In diesem Jahr, in dem alle genug oder sogar zu viel Niederschläge im Sommer hatten, regnete es in Lichterfelde gerade einmal 40 l.

Auch das Getreide bekomme eine ganz andere Wurzel, fährt Dümichen fort: „Das bio-algeen bringt die Bakterien dazu, die Wurzel zu versorgen. Die bekommt dann so einen richtigen Mantel aus Boden.“ Und noch einen Vorteil habe es, wenn er Raps und Getreide nur mit bio-algeen beize: „So könnte ich eventuelle Reste an meine 150 Schweine verfüttern.“

Beim Mais, ergänzt Maaß, sei das Resultat eine bis oben hin mit Körnern besetzte Spindel. Mehr Wurzel bedeutet mehr Photosynthese, die Pflanze steht länger, außerdem erreichen mehr Feinwurzeln mehr von dem immobilen Phosphat.

Alles, was Biologie und Bodenfruchtbarkeit herstellt

Nachdem er eine ganze Reihe von Biostimulanzien ausprobiert habe, sagt Dümichen, gehörten zu seinem Produktionssystem heute die Produkte von bio-algeen und Karner sowie selbst erzeugter Kompost und Komposttee. Damit unterstützt er seine vier Hauptkulturen, darunter 180 ha Getreide, und weitere 180 ha Vermehrungsfläche verschiedenster Kulturen, wie Erbse, Ölrettich, Leindotter, Winterrübse, Buchweizen, Phacelia, Peluschke oder Serradella. Gebeizt wird mit der BZ-5-Beize, Raps und Getreide erhalten das Pflanzenhilfsmittel S90 plus 2 aufs Blatt.

Dümichen schwört auf seine beiden Semeato-Drillen: „Die sind haltbar, einfach zu handhaben und außerdem günstig in der Wartung.“

„Alles, was Biologie und Bodenfruchtbarkeit erzeugt, gehört in mein Direktsaatsystem“, erzählt der Landwirt weiter. „Ich bringe jedes Jahr elf Tonnen Zwischenfrüchte in meinen Boden, größtenteils selbst angebaute, ein paar Arten kaufe ich zu.“

Den bereits erwähnten Kompost erzeugt er nach dem Prinzip der gelenkten Kompostierung. Dafür wird das Ausgangsmaterial – 25 Strohballen als Unterlage, 1 % Lehm sowie verschiedene organische Materialien – bei 55 °C kompostiert und täglich gewendet. Nach sechs Wochen ist der Kompost fertig. Die 300 t, die er in diesem Jahr herstellt, kommen ausschließlich seinen Agroforstschlägen zugute. Die anderen Flächen werden mit Komposttee versorgt. Hierfür kommen 35 kg Kompost und 10 kg Honig „für die Mikroorganismen“ in ein 7.000-l-Fass, in das bei exakt 25 °C Wassertemperatur zwei Tage lang Luft eingeblasen wird. Eine Füllung reicht für 40 ha: „Die bringe ich zwei- bis dreimal aufs Blatt, abwechselnd mit bio-algeen.“

In diesem 7.000-l-Fass mischt Dümichen Komposttee an, ein Fass reicht bei 175 l/ha für 40 ha. Zwei- bis dreimal im Jahr behandelt er seine komplette Ackerfläche.

Ein ausgeklügeltes System, mit dem er dem Klimawandel auf seinem schwierigen Standort trotzen könne. Dümichen gibt seine Erkenntnisse freimütig an die vielen Interessierten weiter, die sich seinen Betrieb anschauen. Doch damit er seinem Sohn eines Tages guten Gewissens den Betrieb übergibt, braucht es mehr: nämlich das Gefühl, von Politik und Gesellschaft verstanden und unterstützt zu werden.

55. Holsteiner Körung und Elite-Reitpferdeauktion

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Auf der Anlage des Holsteiner Verbandes in Elmshorn laufen die Vorbereitungen für die Junghengstkörung und die Elite-Reitpferdeauktion. Am Donnerstag, 11. Dezember, und Freitag, 12. Dezember, stehen die Hengste des Jahrgangs 2023 sowie ausgewählte Reitpferde im Mittelpunkt.

Schon am Mittwoch, 10. Dezember, werden die Hengstanwärter auf dem Elmshorner Verbandsgelände ankommen und sich mit den Gegebenheiten der Fritz-Thiedemann-Halle vertraut machen. Die Kommission rund um Zuchtleiter Stephan Haarhoff hat 53 Köraspiranten zugelassen. „Der diesjährige Jahrgang ist gespickt mit hochinteressanten Junghengsten, die aus bewährten Holsteiner Mutterstämmen kommen und sportlich abgesichert sind“, so Haarhoff.

Bei der diesjährigen Vorauswahl habe die Kommission bereits die hohe Grundqualität des Jahrgangs erkannt. Neben züchterisch bewährten Vererbern gebe es auch einige Köranwärter mit einem Junghengst zum Vater, der auf einen Zuchtfortschritt hoffen lässt.

So ist zum Beispiel ein Sohn des fünfjährigen Carantas aus einer Almoretto-Mutter dabei. Aber auch Cahil, der Siegerhengst von 2019, hat zwei Söhne im Lot. Casall, das Aushängeschild der vergangenen Jahre, stellt mit vier direkten Nachkommen wieder die meisten Aspiranten. Der erst achtjährige Charaktervoll ist mit drei Söhnen vertreten, genau wie der zehnjährige United Way. Vigado, der Siegerhengst von 2020, ist Vater zweier qualifizierter Söhne.

Ihren ersten Auftritt haben die Junghengste am Donnerstag, 11. Dezember, ab 10 Uhr bei der Musterung auf festem Boden. Anschließend folgt das erste Freispringen, bevor es am Freitagmorgen mit dem zweiten weitergeht. Am Nachmittag steigt dann die Spannung mit den Schrittringen, der Körentscheidung und dem emotionalen Höhepunkt der Veranstaltung: der Proklamation des Siegerhengstes 2025.

Den Abschluss des Abends bildet die Auktion der gekörten und nicht gekörten Hengste, erstmals im neuen Rahmen in der historischen Reithalle. Aussteller und Kunden dürfen sich auf ein ganz besonderes Ambiente freuen.

Die Reitpferde für die Auktion werden am Mittwoch, 10. Dezember, sowohl live als auch online im Stream präsentiert, bevor sie am Donnerstag versteigert werden. „Ob zur weiteren Ausbildung oder für den direkten Einsatz im Sport, für jeden Interessenten ist ein passendes Pferd dabei“, verspricht Geschäftsführer Felix Flinzer.

Eine besondere Empfehlung sei beispielsweise die Katalognummer 102, Chuck von Cahil-Claudio. Der vierjährige Wallach entstammt dem weltberühmten Stamm 730b, der seit Generationen bei Familie Ritters in Krumstedt, Kreis Dithmarschen, gepflegt wird. Internationale Sportpferde wie Caracho von Cassiliano (Reiter: Steve Guer­dat), Cefalo von Caretino (Holger Wulschner), Marius von Condrieu xx (Hinrich Romeike) oder der im vergangenen Jahr gekörte und im Landgestüt Moritzburg stationierte Zamperoni von Zuccero HV stammen ebenfalls aus dieser Familie.

Einen gekörten Bruder weist auch die Katalognummer 122 auf: Pia BB von Keaton-Casall. Ihr Vollbruder Kantato war Prämienhengst der Holsteiner Körung 2023 und entstammt dem Erfolgsstamm 104a. „Beide Pferde sind absolut überragend“, so Flinzer. Eine weitere besondere Offerte für den gehobenen Sport sei Tilly, die Katalognummer 124, eine fünfjährige Tochter von Tobago-Cornet Obolensky.

Das Körlot sowie die 25 Elite-Reitpferde sind online einsehbar.
pm

Netzausbau, Rechtsformwahl und Steuerfragen

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Die diesjährige Jahrestagung des Landesverbandes Schleswig-Holstein des Hauptverbandes der Landwirtschaftlichen Buchstellen und Sachverständigen e. V. (HLBS) versammelte rund 50 Beraterinnen und Berater sowie Vertreter aus Verwaltung, Juristen und Fachverbänden in Rendsburg. Unter den Gästen befand sich auch Klaus-Peter Lucht vom Bauernverband Schleswig-Holstein.

Der Fachtagung vorgeschaltet war die ordentliche Mitgliederversammlung. Steuerberater Jasper Reiter wurde neu in den Vorstand gewählt, während Jörg Claußen in seinem Amt bestätigt wurde. Steuerberater Jörg Kähler schied auf eigenen Wunsch aus dem Gremium aus und wurde für seine langjährige Arbeit ge­würdigt.

HLBS-Landesvorsitzender Dr. Hauke Schmidt betonte zur Eröffnung, dass landwirtschaftliche Unternehmen längst weit über die Urproduktion hinausgingen. „Unternehmerische Entscheidungen werden komplexer – in Energie, Steuern und Unternehmensstrukturen. Jeder Betrieb braucht eigene Lösungen.“ Im Mittelpunkt standen drei Themen, die die Branche aktuell besonders beschäftigen: der Netzausbau, die Wahl geeigneter Rechtsformen und die steuerlichen Möglichkeiten durch die Thesaurierungsbegünstigung.

Netzausbau in SH: Viel erreicht und noch viel vor

Till Klages, Gesamtprojektleiter der TenneT TSO GmbH, eröffnete seinen Vortrag mit einer positiven Bilanz: „Wir haben in Schleswig-Holstein schon viel erreicht!“ Die Westküstenleitung sei seit einigen Jahren in Betrieb, neue Ausspeisepunkte würden laufend errichtet, und der Netzausbau habe in den vergangenen drei bis vier Jahren nochmals deutlich an Fahrt gewonnen. Dazu gehören der Ausbau der Verbindung nach Niedersachsen und drei neue Querverbindungen, die das Netz robuster machen sollen. Eine der größten Herausforderungen bleibe jedoch der Ausbau der Umspannwerke – die „Grünen Steckdosen“ für Wirtschaft und Landwirtschaft.

Seit 2023 gingen bei TenneT über 500 Netzanschlussanfragen ein, davon rund 200 Großprojekte mit insgesamt 88 GW Anschlussleistung. Die stärkste Nachfrage komme von Batteriespeichern, gefolgt von Rechenzentren, Elektrolyseuren und Erneuerbare-Erzeugern. Dies verdeutlicht nicht nur die große Dynamik, sondern auch die knapper werdenden Kapazitäten in den Umspannwerken.

TenneT setzt weiterhin auf Einigung statt Konflikt. Frühzeitig ausgehandelte Verträge mit Eigentümern und Bewirtschaftern schaffen Planungssicherheit – etwa für Maststandorte, Überspannungen oder temporäre Baustraßen. Da große Leitungsprojekte im Schnitt sieben bis acht Jahre Bauzeit erfordern, empfahl Klages eine langfristige Einbindung der Landwirtschaft in regionale Planungsprozesse.

Gustav Alvermann bei der HLBS-Jahrestagung: Der Ackerbauberater ermutigte dazu, Betriebe flexibel aufzustellen, sich neu zu erfinden und auf individuelle Beratung zu setzen.

„Sich immer wieder
neu erfinden“

Ackerbauberater Gustav Alvermann machte Mut, die eigene Unternehmerrolle aktiv zu gestalten. Anpassung und Weiterentwicklung seien für landwirtschaftliche Betriebe ein Naturgesetz – allerdings immer im Rahmen eines klaren, neuen Modells. Die marktwirtschaftliche Praxis sei das „Entwicklungslabor“, in dem sich Ideen bewährten oder scheiterten.
Alvermann betonte die Bedeutung individueller Beratung: Jeder Betrieb habe andere Ausgangspunkte und Ziele. Sein Fazit: Aufhören sei keine Niederlage – und Weitermachen keine Pflicht. Entscheidend sei, den eigenen Weg zu kennen und offen für Veränderungen zu bleiben.

Unternehmensstrukturen im Wandel

Steuerberater Jasper Reiter, wetreu LBB Betriebs- und Steuerberatungsgesellschaft KG, zeigte, wie stark steigende Betriebsgrößen und neue Investitionsfelder die Wahl der Rechtsform beeinflussen. Seine Kernbotschaft: Die Struktur folgt dem Ziel des Unternehmers – nicht umgekehrt. Die Beratung müsse deshalb immer individuell sein und dürfe sich nicht an modische „YouTube-Holdingmodelle“ anlehnen.

Während Schleswig-Holstein weiterhin von kleineren Betrieben geprägt ist, steigt der Bedarf an Strukturierung – etwa durch Verbundbetriebe mit Energie-, vor- oder nachgelagerten Bereichen. Gründe für Umstrukturierungen sind Haftungsbegrenzung, klare Aufgabenverteilung, die Beteiligung externer Partner und steuerliche Optimierung.

Till Klages von TenneT gab einen umfassenden Überblick über Fortschritte und Herausforderungen im Netzausbau.Fotos (2): Dr. Laura Maxi Stange

Reiter skizzierte, dass eine GmbH oder Holding-GmbH neben der im Thesaurierungsfall mit rund 30 % zunächst relativ niedrigen Steuerbelastung Vorteile wie Haftungsabschirmung, Vermögenstrennung und die Möglichkeit bietet, Gewinne auf Ebene der Gesellschaft für künftige Investitionen gebunden zu lassen („reinvestitionsfähige Rücklagen“). Gleichzeitig steigt der organisatorische Aufwand. Wer sein Einzelunternehmen in eine GmbH einbringt, muss zudem siebenjährige Sperrfristen für die erhaltenen Anteile an der GmbH beachten und gegebenenfalls mit Grunderwerbsteuer rechnen. Reiters Fazit: Es gibt keine universelle Lösung – die Ziele des Betriebs geben die Richtung vor.

§ 34a EStG: Neue Spielräume für Landwirte

Steuerberater Mats-Ivar Jensen vom Landwirtschaftlichen Buchführungsverband stellte die ab dem Veranlagungszeitraum 2024 geänderte Thesaurierungsbegünstigung nach § 34a Einkommensteuergesetzt (EStG) vor – eine Regelung, die es Einzelunternehmern und Gesellschaftern von Personengesellschaften ermöglicht, nicht entnommene Gewinne mit einem deutlich reduzierten Steuersatz zu versteuern. Ziel der Regelung ist es, Personengesellschaften im Fall der Thesaurierung eine mit Kapitalgesellschaften vergleichbare (niedrigere) Steuerbelastung zu ermöglichen.

Die Reform im Rahmen des Wachstumschancengesetzes 2024 macht die Begünstigung hinsichtlich der Steuerbelastung im Thesaurierungsfall deutlich attraktiver: Die Gewerbesteuer und die Entnahmen zur Zahlung der Thesaurierungsteuer führen nicht mehr zwingend zur Minderung des möglichen Thesaurierungsvolumens. Dadurch kann ein größerer Anteil des Gewinns zum niedrigeren Steuersatz von derzeit 28,25 % versteuert werden; bei späteren Überentnahmen fällt allerdings eine Nachversteuerung von 25 % an.

Für landwirtschaftliche Betriebe kann diese Regelung besonders interessant sein, weil größere Anschaffungen – etwa Landkäufe – häufig langfristig geplant werden und dafür ein stabiler Eigenkapitalaufbau entscheidend ist. Jensen betonte jedoch, dass die Begünstigung kein Selbstläufer sei: Sie lohne sich nur bei nachhaltig hohen Gewinnen, die im Unternehmen verbleiben, und bei einer klaren Entnahmepolitik.

Sein Fazit fiel eindeutig aus: „Für die Steuer gibt es keine Scha­blone.“ Die Anwendung des § 34a EStG müsse stets individuell zum Betrieb, zur Liquidität und zur langfristigen Strategie passen.

Fazit

Die HLBS-Jahrestagung 2025 machte deutlich, dass landwirtschaftliche Unternehmen sich zunehmend in einem komplexen Umfeld bewegen – zwischen Energieinfrastruktur, betriebswirtschaftlichen Strukturen und steuerlichen Gestaltungsmöglichkeiten. Eine Standardlösung gibt es nicht. Die richtige Entscheidung hängt jeweils vom Betrieb, seinem Eigentumsgefüge, seiner Liquidität und seinen langfristigen Zielen ab.

HLBS-Landesvorsitzender Dr. Hauke Schmidt fasste es im Schlusswort zusammen:
„Die Landwirtschaft ist heute ein hochprofessionelles Unternehmertum. Umso wichtiger sind fundierte Fachinformationen – wie sie diese Tagung bietet. Wir bleiben dran.“

Verhaltener Marktverlauf

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Die Novemberauktion verlief etwas ruhiger als die vorangegangenen Auktionen. Grund dafür ist die aktuell spürbare Verunsicherung der Milcherzeuger, die durch die aktuellen Meldungen zum Milchmarkt ausgelöst wird. Dies führt auf der Seite der Kaufinteressenten dazu, dass geplante Bestandsergänzungen verschoben oder reduziert werden.

Teuerster rotbunter Bulle war „Egil“, ein Vollbruder des RSH-Vererbers „Fastrun P“, aus der Zucht von Lars Frohbös, Goosefeld, Dieser sehr typvolle Bulle wurde für 2.900 € zugeschlagen, seine genomischen Zuchtwerte lassen exterieurstarke Nachkommen mit guten funktionalen Merkmalen erwarten. Bei den schwarzbunten Bullen – die Kollektion bestand aus vier Bullen, alle mit genomischen Zuchtwerten – stach der „Rome“-Sohn „Egos“, gezogen von Karsten Kaack, Ratzbek, hervor, der aufgrund seiner Zuchtwerte für hohe Milchleistung und Fruchtbarkeit überzeugte, er erzielte 3.600 €. Der Durchschnittspreis der schwarzbunten Bullen betrug 3.100 €. Nach wie vor bevorzugen die Käufer Vatertiere mit hohen Mutterleistungen und Zuchtwerten, die zusätzlich überdurchschnittliche Typmerkmale aufweisen und dabei noch gut bemuskelt sind.

Das Angebot der weiblichen Tiere begann mit einem Highlight, erneut von der Zuchtstätte Philipp Ellerbrock, Westerau, Ellerbrock Holsteins. Seine „ELL Bali“, eine schicke, rahmige Kuh mit hoher Leistungsbereitschaft, noch dazu genetisch hornlos und gerade nach der zweiten Kalbung, sicherte sich ein hiesiger Züchter, der dafür 3.800 € anlegte. Bei den weiblichen Tieren wurde das Angebot durch die Kollektion des Kreisvereins Nordfriesland belebt, die nun schon traditionsgemäß auf der Novemberauktion vorgestellt wird. Hinzu kam eine Betriebskollektion, die von Hauke Jebens, Hanerau-Hademarschen, gestellt wurde. Die Bensenhof GbR, Achtrup, war mit der sehr harmonischen und mit bestem Euter ausgestatteten Färse „Causia“, Tochter von „Sandro P“, erfolgreichster Beschicker der Kreisvereinskollektion. Sie wurde vom Auktionator Claus-Peter Tordsen für 2.800 € zugeschlagen. Der Durchschnittspreis der Holstein-Färsen der nordfriesischen Kollektion betrug 2.429 €. Die Bensenhof GbR stellte auch eine Gruppe von tragenden Jersey-Rindern, die durchschnittlich 1.030 € erzielten. Für die Tiere der Betriebskollektion Jebens wurde ein Durchschnittspreis von 2.317 € erreicht, teuerstes Tier war eine elegante Färse von „Algaud“, deren Topexterieur und überragendes Euter mit 2.500 € von einem auswärtigen Käufer honoriert wurden.

Für einen weiteren Höhepunkt dieser Auktion sorgte die rahmige und milchtypische schwarzbunte Färse „HvH Desiree“ der Heidehof GbR, Timmaspe, Holsteins vom Heidehof, mit sehr hoher Einsatzsatzleistung. Hier fiel der Hammer bei 3.800 €. Der Durchschnittspreis der schwarzbunten Färsen und Kühe belief sich auf 2.513 € und bei den rotbunten auf 2.278 €. Bei den Rotbunten wurde dabei der Zuschlagspreis von 2.500 € gleich dreimal erreicht, und zwar für Färsen der Zuchtbetriebe Lars Frohbös, Goosefeld, Martin Petersen, Olderup, sowie Ingwer-Martin Carstensen, Lütjenholm.

Das Angebot an Angler Färsen wurde durchschnittlich für 2.336 € vermarktet, hier stach die schicke und bereits viel Schaupotenzial ausstrahlende „Choco“, eine Tochter des bewährten RSH-Vererbers „Schlei“, mit 2.800 € hervor. Sie wurde von der Zuchtstätte Jürgen Melchertsen, Steinberg, angeboten.

Fazit

Der Marktverlauf dieser Auktion war ein Spiegelbild der aktuell ruhigeren Nachfrage nach abgekalbten Färsen. Auch wenn die Ergebnisse der Novemberauktion nicht an die der vorangegangenen Auktion heranreichten, so bleibt doch festzuhalten, dass Kaufinteressenten ihre Bestandsergänzungen über den Zukauf auf der Auktion gezielt und mit hervorragenden Vergleichsmöglichkeiten zuverlässig realisieren können. Die Auktionen der RSHeG in Dätgen bieten dazu beste Voraussetzungen.

Die nächste Auktion der RSH eG findet am 11. Dezember im Vermarktungszentrum der RSH eG in Dätgen (direkt an der Autobahnabfahrt Bordesholm gelegen) statt. Angeboten werden Tiere, die ausschließlich aus BHV1- und BVD/MD-freien Betrieben stammen. Die Rinderzucht Schleswig-Holstein eG freut sich auf zahlreiche Anmeldungen.

Einzelkornsaat im Getreide: Technik im Fokus

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Die Einzelkornsaat von Getreide verfolgt das Ziel, die Nachteile der herkömmlichen Drillsaat zu überwinden, indem jedes Korn präzise und gleichmäßig im Boden platziert wird. Dadurch wird die Konkurrenz um Wasser, Licht und Nährstoffe reduziert, was zu homogeneren Beständen, besserer Durchlüftung und potenziell geringerem Krankheitsdruck führt. Versuche zeigen leichte Ertragsvorteile (2 bis 5 %) gegenüber der Drillsaat sowie die Möglichkeit, die Saatmenge deutlich zu reduzieren, ohne Ertragseinbußen zu riskieren.

Weitere positive Effekte sind eine schnellere Bodenbedeckung und damit stärkere Unkrautunterdrückung sowie ein günstigeres Mikroklima im Bestand. Die Gleichstandsaat im Dreieckverband wird als nächste Entwicklungsstufe diskutiert, ist aber technisch bei hohen Aussaatstärken im Getreide noch nicht umsetzbar.

Die Aussaat ist neben dem Pflanzenschutz und der Bodenbearbeitung einer der wesentlichsten Prozesse im Produktionssystem Getreideanbau. Mit der Aussaat wird die Ausgangssituation für die Bestandesdichte und -entwicklung gesetzt. Neben der Wahl der Aussaatmenge spielen die technischen Anforderungen der Aussaattechnik eine bedeutende Rolle. Hier steht die gleichmäßige Kornverteilung über die Fläche (Längs- und Querverteilung) bei gleichzeitig exakter Tiefenablage im Vordergrund. Diese Parameter bestimmen die Konkurrenz der Einzelpflanzen maßgeblich, die neben weiteren Parametern – zum Teil in Wechselbeziehungen mit der Saat – den möglichen Pflanzenertrag beeinflussen.

Universaldrillmaschinen können sowohl auf fertigem, abgesetztem Saatbett als auch in Kombination mit der Bodenbearbeitung in einem Arbeitsgang eingesetzt werden. Eine Universal-Drillmaschine soll vielseitig einsetzbar sein, das heißt sie muss zum einen eine definierte und gleichmäßige Ablage in ein Saatbett mit Ernterückständen (zum Beispiel Mulchsaat) der Vorfrucht gewährleisten. Dies setzt auf bestimmten Standorten einen gewissen Schardruck voraus. Der Schardruck ist bei neueren Maschinen vom Fahrersitz aus einstellbar. Sie muss auch bei einem hohen Aufkommen an Ernterückständen verstopfungsfrei arbeiten. Zum anderen muss die Maschine auch auf Flächen eingesetzt werden können, auf denen eine Bodenbearbeitung nach Pflugfurche vorausgegangen ist. Sie darf in jedem Fall die Saat nicht zu tief ablegen, was eine genaue Scharführung erfordert. Da die Saatbettbereitung und die Aussaat nach Möglichkeit in einem Arbeitsgang erfolgen, müssen die eingesetzten Werkzeugkombinationen neben der präzisen Saatgut­ablage ein Saatbett schaffen, das ausreichend gekrümelt und rückverfestigt ist.

Links: Standarddrillsaat mit 12,5 cm Saatreihenabstand
Rechts: Einzelkornsaat Proceed mit 22,5 cm Reihenabstand

Die Frage nach dem Saatreihenabstand gewinnt zunehmend, insbesondere bei Neuanschaffungen, an Bedeutung. Ältere Veröffentlichungen erklärten, dass mit 12,5 cm die optimale Ertragsentwicklung gewährleistet sei. Neuere Veröffentlichungen zeigen, dass vor allem bei größeren Reihenabständen deutlich höhere Fahrgeschwindigkeiten gefahren werden können – bei stabilen Erträgen.

In Versuchen der Fachhochschule Kiel gemeinsam mit Väderstad konnte in den Jahren 2009 bis 2011 eine deutlich höhere Anzahl von Ähren tragenden Halmen und produktiver Biomasse bei einem Saatreihenabstand von 16,7 cm gemessen werden. Ein weiterer Reihenabstand bietet zudem Vorteile in der Benetzung der Pflanzen. Vor allem die Benetzung unterer Blattetagen kann unter Umständen von weiteren Reihenabständen profitieren.

In den letzten Jahren hat auch eine Anpassung der Saatmenge an die Bodenbedingungen zunehmend an Bedeutung gewonnen. Das Ziel ist, je nach Standort eine mögliche Einsparung von Saatgut zu erreichen oder gleichmäßigere Bestände zu etablieren. Auch Ton- und Lehmkuppen sollen mit einer ausreichenden Pflanzenzahl je Quadratmeter in den Winter geschickt werden.

Die optimale Saatstärke für Winterweizen liegt zwischen 180 und 400 Körnern je Quadratmeter (K./ m2) und wird vor allem durch den Saattermin beeinflusst. Als Faustregel gilt eine Saatstärke von 300 bis 330 keimfähigen K./ m2. Bei früher Saat können bereits 180 K./ m2 ausgesät werden. Auf leichten Böden fördert eine Aussaatmenge von 280 bis 300 K./ m2 die Kornausbildung und mindert die Folgen von Wassermangel. Saatstärken von mehr als 400 K./ m2 steigern hingegen die Krankheitsgefahr und sie verschlechtern auch die Kornqualität.

Rechts: Einzelkornsaat Proceed mit 22,5 cm Reihenabstand, Fotos (4): Carsten Kock
Links: Standarddrillsaat mit 12,5 cm Reihenabstand

Eine schlagkräftige Sätechnik ermöglicht eine kostengünstige und zeitsparende Saat, um für jede Kultur den gewünschten Saattermin einzuhalten und optimale Bestandsentwicklungen für die Wintersaaten bis zum Frost zu erreichen. Winterraps zum Beispiel benötigt von der Aussaat bis zum Auflaufen eine Temperatursumme von zirka 80 °C, für eine gute Vorwinterentwicklung bis zum Acht-Blatt-Stadium werden weitere 680 °C in Summe benötigt. Das sind für Schleswig-Holstein etwa 100 Tage für eine ordentliche Vorwinterentwicklung. Die Ablagequalität von Sämaschinen beeinflusst die Bestandesentwicklung, indem sie – angepasst an Klima, Boden und Saatzeit – maßgeblich die Keim- und Wachstumsbedingungen prägt. Ein wichtiges Kriterium zur Bewertung der Ablagequalität ist neben der Güte der Tiefenablage die Gleichmäßigkeit der Kornabstände in der Reihe, nämlich die Längsverteilung. Diese hat bei den heute üblichen Reihensaaten einen direkten Einfluss auf die Flächenverteilung der Körner.

Saatgutvereinzelung aus dem Volumenstrom bei Horsch

Je nach standardmäßig mit der Drillsaat verwendetem Säsystem gewinnen Drillsaatsysteme mit Vereinzelung und auch Einzelkornsaatsysteme an Bedeutung. Jedes System hat unterschiedliche Ablagegenauigkeiten in der Längsverteilung. Während die Einzelkornsaat immer exakt die Körner vereinzelt und ablegt, kommt es aufgrund der Volumendosierung bei den Drillsaatsystemen zu Doppel- oder Mehrfachbelegungen in der Saatreihe. Allerdings bieten die Drillsaatsysteme aufgrund der einfacheren Tiefenführung der Schare die Möglichkeit, Saatreihenabstände von 10 cm bis 75 cm zu realisieren und höhere Geschwindigkeiten (mehr als 12 km/h) bei der Aussaat zu erreichen. Die meisten Einzelkornsaatreihenabstände stoßen bei 22,5 cm bereits an ihre Grenzen. Die Doppel- oder Mehrfachbelegungen bei der Volumendosierung führen zu schlechteren Platzverhältnissen für die Einzelpflanze, was sich im Ertrag auswirkt. Die schwankende Ablagegenauigkeit wird mithilfe des Variationskoeffizienten (VK) bewertet (siehe Abbildung).

Ziel sollte es sein, stets die höchste Exaktheit anzustreben und den Variationskoeffizienten für die Längsverteilung so gering wie möglich zu halten – also bei Einzelkornsaatmaschinen unter 10 % und bei Drillsaatsystemen unter 100 %. Drillsaatsysteme mit zusätzlicher Vereinzelung kommen hier auf Werte von 50 bis 60 % VK.

Abbildung: Variationskoeffizient als Kennzahl der Gleichmäßigkeit der Längsverteilung bei der Saatgutablage

Quelle: Prof. Yves Reckleben

Technisch ist die Einzelkornsaat anspruchsvoll: Sie erfordert präzise Vereinzelung, gleichmäßige Ablagetiefe und eine hohe Arbeitsgeschwindigkeit, was die Maschinen komplex und kostenintensiv macht. Aktuelle Systeme wie Väderstad Proceed oder Monosem arbeiten mit elektrisch angetriebenen Vereinzelungsscheiben, während andere Hersteller wie Horsch Zusatzkomponenten zur Kornvereinzelung anbieten.

Herausforderungen bestehen in der Saatgutkalibrierung, dem erhöhten Wartungsaufwand und den Investitionskosten, die durch Mehrerträge und Einsparungen bei Saatgut und Pflanzenschutzmitteln kompensiert werden müssen. Die Gesamtbewertung der Einzelkornsaat unter technischen, pflanzenbaulichen und ökonomischen Gesichtspunkten steht noch aus; zukünftige Entwicklungen wie autonome Feldrobotik könnten die Präzision und Wirtschaftlichkeit weiter verbessern.

Wer eine mechanische Pflege durchführt, kann unter Umständen auf Herbizide verzichten. Dazu gehören Walzen nach der Saat zur Keim- und Aufgangsförderung, bei Verkrustung das Striegeln und Eggen zur Belüftung des Bodens. Sommergerste hat hohe Ansprüche an die Kalkversorgung. pH-Werte unter 6,5 auf Lehmböden und unter 6 auf Sandböden haben laut Versuchsergebnissen aus NRW eine negative Wirkung auf Erträge. Sollte der pH-Wert darunter liegen, ist eine direkte Kalkung ratsam.

Fazit

Die Sätechnik ist heute leistungsstärker und schlagkräftiger als noch vor Jahren. Die Anforderungen der Anwender haben außerdem dazu geführt, dass eine elektronische Saatmengenverstellung weitere Möglichkeiten zur Verbesserung der Bestandesentwicklung/Bestandesdichte mit sich bringt. Für eine effiziente, erfolgsbetonte und kostengünstige Bestellung kommt es auf die richtige Technik an. Die Standortbedingungen und die Erfordernisse der Zukunft, Wachstum und Witterung, bestimmen bereits heute die Technikausstattung.

Es ist notwendig, über zukünftige Betriebsabläufe nachzudenken, besonders bei der Investition in neue Sätechnik. Weitere Saatreihenabstände bei Saatsystemen bedeuten weniger Aggregate, höhere Fahrgeschwindigkeiten und Vorteile beim Pflanzenschutz. Bei Einzelkornsaat, vor allem von Mais, geht der Trend hin zu engeren Saatreihenabständen. Das bedeutet mehr Aggregate je Meter Arbeitsbreite. Die Vorteile von engeren Saatreihenabständen bei der Einzelkornsaat sind unter anderem eine bessere Standraumverteilung und Durchwurzelung, ein geringeres Erosionsrisiko und geringere Restnitratgehalte nach der Ernte. Die Erfahrungen der Praxis zeigen, dass bei Getreide die Präzision der Einzelkornsaat noch nicht ausreicht, um den Mehraufwand zu decken. Die Agritechnica hat verschiedene Ansätze gezeigt, die zum Ziel eines gleichmäßigen Feldaufganges als Bewertungskriterium führen können.

Neben der einfachen Bedienung sind eine gleichmäßige Saatbettbereitung und vor allem eine gleichmäßige Tiefenablage des Saatgutes entscheidend. Im Nachgang zum DLG-Praxisspot „Innovative Sätechnik“ in Bernburg am 14. Oktober und als wesentliches Ergebnis des DLG-Merkblattes 501 „Einzelkornsaat von Getreide“ bleibt festzuhalten, dass die Präzision der Ablagetiefe vor der Ablagegenauigkeit kommt. Insgesamt bieten sich bei der Sätechnik verschiedene Möglichkeiten zur weiteren Verbesserung, die sich in Bezug auf Produktivität und Nachhaltigkeit positiv auswirken.