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Mit einem vollen Gemeindehaus und viel Vorfreude ist am Donnerstagabend voriger Woche die 72-Stunden-Aktion des Landjugendverbandes Schleswig-Holstein gestartet. Gastgeber war die Landjugend Bargum, die gemeinsam mit dem Landesvorstand zahlreiche Gäste aus Politik, Verbänden und der Region begrüßen durfte. Schon beim Betreten des Saals war die besondere Stimmung spürbar: viele junge Leute aus der Ortsgruppe, Freunde und Unterstützer aus dem Dorf sowie Vertreter der großen landwirtschaftlichen Verbände.
Die Begrüßung übernahmen die Vorsitzenden des Landjugendverbandes, Marlies Muxfeldt und Mirco Engelbrecht. Sie stellten den Dank an die Bargumer Ortsgruppe für die Gastfreundschaft sowie an die zahlreichen Unterstützer aus Politik, Wirtschaft und Verbänden in den Mittelpunkt. Den Auftakt der Redebeiträge machte Ludwig Hirschberg, Vizepräsident des Bauernverbandes Schleswig-Holstein. Mit einem Schmunzeln erinnerte er an prägende Erlebnisse aus seiner Jugend bei ähnlichen Mitmachaktionen und betonte, wie sehr solche Erfahrungen das ganze Leben begleiteten.
Die Schirmherrinnen Heike Marit Carstensen und „Deichdeern“ Julia Nissen (v. li.) bei der Begrüßung Foto: Thore Groth
Es folgte Ute Volquardsen, Präsidentin der Landwirtschaftskammer, die den hohen Stellenwert der Landjugend hervorhob: „Die 72-Stunden-Aktion ist ein Sinnbild dafür, was ehrenamtliches landjugendliches Engagement bewirken kann.“ Auch Claudia Jürgensen, Präsidentin des LandFrauenverbandes, zeigte sich beeindruckt vom Einsatz der Jugendlichen und sprach ihre Anerkennung aus.
Für die Hauptsponsoren ergriffen Stefan Laqua von der Nord-Ostsee-Sparkasse und Claus Solterbeck, Aufsichtsratsvorsitzender der Rinderzucht Schleswig-Holstein, das Wort. Beide machten deutlich, wie wichtig es sei, Projekte zu unterstützen, die das Dorfleben stärkten. „Geht es den Gemeinden gut, geht es uns allen gut – deshalb ist es wichtig, solche Aktionen zu fördern“, so Laqua. Solterbeck ergänzte, er sei dankbar, als Hauptsponsor Teil dieser großartigen Mitmachaktion zu sein, und wünschte allen Beteiligten ein erfolgreiches Wochenende.
Besonders herzlich sprachen anschließend die Schirmherrinnen Julia Nissen und Heike Marit Carstensen. Beide blickten auf ihre eigene Zeit in der Landjugend zurück. „Man wird immer mit offenen Armen empfangen – das macht Landjugend so besonders. Jetzt heißt es: Ärmel hochkrempeln und loslegen“, betonte Heike Marit. Auch Julia Nissen zeigte sich überzeugt, dass die Bargumer Landjugend ein starkes Projekt auf die Beine stellen werde, und erinnerte an erfolgreiche Aktionen aus der Vergangenheit.
Enthüllung der Aufgabe
Den Höhepunkt des Abends gestaltete Bürgermeister Volker Nissen, der gemeinsam mit „Agent“ Felix Matz den verschlossenen Umschlag an die Ortsgruppe überreichte. Erik und Ida aus dem Bargumer Vorstand nahmen ihn neugierig entgegen und beantworteten in einem kurzen Interview Fragen zu Motivation und Vorbereitung. „Die Entscheidung zur Teilnahme war schnell gefallen – das Interesse und die Bereitschaft zur Mithilfe waren von Anfang an groß“, erklärten sie.
Vorfreude und gespannte Erwartung auf die 72-Stunden-Aktion im vollen Gemeindehaus in Bargum Foto: Thore Groth
Unterstützt durch Felix Matz, der im Vorfeld dafür gesorgt hatte, dass die Aufgabe zum Ort und zur Gruppe passte, öffnete das Team den Umschlag. Mit Spannung studierten die jungen Leute die Unterlagen, griffen zu Bauplänen und diskutierten wenig später bereits in kleinen Gruppen über das Vorgehen. Schon da wurde deutlich: Die Aufgabe wird mit Ernsthaftigkeit und Tatkraft angegangen. Symbolisch überreichte der Landesvorstand einen signierten Spaten als Startsignal.
Gemeinschaft und Ausblick
Bei Grillwurst und Getränken klang der Abend in geselliger Runde aus. Trotz einsetzendem nordfriesischen Wetter gelang noch ein gemeinsames Gruppenfoto, ehe sich die Gäste auf den Heimweg machten. „Man spürt, dass hier das ganze Dorf hinter der Landjugend steht“, war an vielen Tischen zu hören.
Gleichzeitig zeigte sich: Bargum war an diesem Abend nur einer von vielen Startpunkten. Überall in Schleswig-Holstein öffneten Ortsgruppen ihre Umschläge, lasen Aufgaben vor und packten die ersten Materialien an. In den kommenden Tagen werden die Ergebnisse sichtbar – Berichte folgen.
Am Ende galt der Dank nicht nur den zahlreichen Gästen, sondern auch den Sponsoren, ohne deren Unterstützung – ob in Form von Geld- oder von Sachspenden – eine Aktion dieser Größe nicht möglich wäre. Die 72-Stunden-Aktion hat Fahrt aufgenommen. Gespannt sind nun alle darauf, was die Bargumer Landjugend in den drei Tagen auf die Beine stellen wird – und welche Spuren sie damit im Dorf hinterlässt.
Europas Wälder werden durch den Klimawandel immer stärker belastet. Während die Wälder in Nordeuropa sogar von den Veränderungen profitieren könnten, müssen die Waldbesitzer besonders in Zentral- und Südeuropa zeitnah Anpassungsstrategien erarbeiten. Das zeigt eine Studie, die Forscher der Technischen Universität München durchgeführt haben.
Erstmals wurde berechnet, wie der Klimawandel den ökonomischen Wert europäischer Wälder beeinflussen kann. Dazu wurden die Effekte des Klimawandels betrachtet, wie er für das Ende des Jahrhunderts erwartet wird. Die Studie zeigt, dass die Erderwärmung verschiedene und teils gegenteilige Effekte hat. „Mit fortschreitendem Klimawandel wird es immer häufiger zu großen Störungen kommen, und die Kosten für die Waldbesitzenden werden steigen“, so die Wissenschaftler. Während diese im Referenzzeitraum 1981 bis 2005 in Europa noch bei 115 Mrd. € gelegen hätten, seien sie in allen berechneten Szenarien deutlich angestiegen. Bei einer Erwärmung um 4,8 Grad könnten die Schäden sogar um die 247 Mrd. € erreichen.
Gleichzeitig könnten längere Wachstumsperioden, höhere Temperaturen und die CO2-Konzentration in der Atmosphäre in einigen Regionen Europas zu einem beschleunigten Baumwachstum führen, heißt es in der Untersuchung. Das Holz gelange dort schneller auf den Markt. Daraus ergäben sich bei gesamteuropäischer Betrachtung nicht nur höhere Kosten durch Störungen, sondern auch höhere Einnahmen. Diese Gewinne verteilten sich jedoch nicht gleichmäßig über Europa, da es innerhalb des Kontinents starke Unterschiede bei der Störungshäufigkeit und den klimatische Bedingungen gebe.
Nach Angaben des Forscherteams überstiegen die Schadkosten in Südeuropa in jedem der berechneten Szenarien die möglichen Mehreinnahmen. Auch in zentraleuropäischen Ländern wie Deutschland, Österreich und Tschechien dürfte der Waldwert bereits bei einer moderaten Erderwärmung von 2,6 Grad so stark sinken, dass ein etwaiger Produktionszuwachs die Störungsverluste nur schwer ausgleichen könne. Besser sieht es laut den Wissenschaftlern hingegen in den skandinavischen Wäldern aus; diese seien nicht nur seltener von Störungen betroffen, sondern profitierten auch am stärksten von den klimatischen Veränderungen. Daher könnten die Produktionszuwächse dort die Schadenskosten sogar übertreffen.
„Insgesamt sehen wir, dass die Unsicherheiten in der Zukunft stark steigen“, so das Resümee der Forscher. Die Forstwirtschaft funktioniere nicht mehr nach Schema F und werde immer weniger planbar. Diese Erkenntnisse zu nutzen und die Forstwirtschaft gezielt an den Klimawandel anzupassen, könnte ökonomische Verluste reduzieren und zugleich für klimafittere Wälder sorgen, die auch einen großen ökologischen Wert hätten.
In Schleswig-Holstein gibt es rund 240 Museen. Darunter befinden sich auch Heimatmuseen, die oft nur durch den Einsatz von Ehrenamtlichen am Leben erhalten werden. In loser Folge stellt das Bauernblatt diese Kleinode vor. Heute geht es nach Hanerau-Hademarschen im Kreis Rendsburg-Eckernförde.
Mit flottem Schritt kommt Fritz Hermann Barnstedt über den Parkplatz. Der 89-Jährige ist Ehrenamtler mit Leib und Seele. Sein „zweites Zuhause“ nennt Ehefrau Waltraut augenzwinkernd das Heimatmuseum, in dem er nun schon seit vielen Jahren mit Sachverstand und Leidenschaft wirkt. Barnstedt öffnet die Tür und führt den Gast gleich rechts vom Foyer in die Storm-Stube.
Urgestein Fritz Hermann Barnstedt engagiert sich seit Jahrzehnten ehrenamtlich für das Gemeinwohl. Hier sitzt er an seinem Arbeitsplatz im Archiv. Foto: Silke Bromm-Krieger
Dieser Raum mit Sitzecken, Ausstellungsstücken und Bibliothek hält die Erinnerung an den Dichter Theodor Storm (1817–1888) wach. Er lebte nach Jahren in Husum von 1880 bis zu seinem Tod 1888 in Hademarschen. „Hier an seinem Alterssitz entstand sein bekanntestes Werk ,Der Schimmelreiter‘“, erzählt der agile Senior und klärt in diesem Zusammenhang über ein kleines, meist nicht erwähntes Detail auf. „Der vom damaligen Holzschnitzer-Lehrling und späteren Maler Emil Nolde verzierte Schreibtisch, den Storm zum 70. Geburtstag geschenkt bekam und an dem er den ,Schimmelreiter‘ schrieb, steht heute zwar im Husumer Storm-Haus, stammt aber ursprünglich aus Hademarschen.“
Ein weiteres Mal öffnet sich die Eingangstür und Dr. Erika Hartmann, Vorsitzende des Museumsvereins, und ihr Mann Ewald Zimmermann kommen herein. Schnell sind wir mittendrin in einem anregenden Austausch über die Museumsarbeit, die den dreien sehr am Herzen liegt.
Die Mitglieder des Museumsvereins Heimatmuseum Hanerau-Hademarschen haben seit ihrer Vereinsgründung 2018 im Auftrag der Gemeinde die Aufgabe übernommen, sich um das Heimatmuseum zu kümmern und so dessen Erhalt zu sichern. Dabei werden sie von zwei Stundenkräften unterstützt.
Werner Zimmermann, Fritz Hermann Barnstedt und Dr. Erika Hartmann (v. li.) setzen sich mit ihren Mitstreitern für Erhalt und Betrieb des Heimatmuseums ein. Foto: Silke Bromm-Krieger
Das Heimatmuseum wurde 1984 im Gebäude der ehemaligen Schule von 1884 eingerichtet und von der Gemeinde bis zur Übergabe an den Museumsverein betrieben. „Es ist in den 1970er Jahren aus einer Sammlung von Flüchtlingen und Vertriebenen aus den Ostprovinzen entstanden, die zunächst im Aussichtsturm ‚Auf den Bergen‘ untergebracht war. Im Laufe der Jahre wurde es immer wieder erweitert“, taucht Barnstedt in die Entstehungsgeschichte ein. 1998 kamen Räumlichkeiten in einem Nebenhaus, dem gemeindlichen Kulturzentrum, hinzu.
So umfasst das Heimatmuseum heute neun Räume auf 600 qm. Dazu gehört eine angrenzende Remise mit gespendeten landwirtschaftlichen und handwerklichen Gerätschaften. An jedem ersten Sonntag im Monat ist das Museum, Im Kloster 12–12 a, von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Weitere Öffnungszeiten und Führungen sind nach Vereinbarung möglich. Ergänzend finden in den Wintermonaten Autorenlesungen statt.
„In der Lokalgeschichte findet sich immer auch Gesellschaftsgeschichte wieder. Deshalb wollen wir örtliche Geschichte und Geschichten bewahren, lebendig halten und begreifbar machen“, benennt Hartmann die Motivation für das freiwillige Engagement des Fördervereins. Zimmermann und Barnstedt nicken zustimmend. Die beiden setzen sich schon seit Jahrzehnten ebenfalls in weiteren Ehrenämtern für das Gemeinwohl ein. Dabei ist es ihnen allen ein Anliegen, besonders das Interesse der jungen Menschen für die Lokalgeschichte und Museumsarbeit zu wecken. Zimmermann berichtet lebhaft von einer Veranstaltung mit der hiesigen Schule.
Mit 19 Schülern der 5. bis 9. Klassen ging es auf eine zünftige Fahrradtour. Ziel waren die Hademarscher Berge, auf denen sich bronzezeitliche Hügelgräber befinden. Einer dieser Hügel wurde 1912 ausgegraben. „Das geöffnete Großsteingrab gibt uns Einblicke in die damalige Bestattungskultur“, so der 82-Jährige. Intensiv hat er sich für Führungen in die Prähistorie eingearbeitet. „Es war schön, den Schülern hautnah ein Stück Historie aus der Region näherzubringen“, freut er sich rückblickend über den gelungenen Ausflug.
Barnstedt, der von 2004 bis 2024 Vorsitzender des Museumsvereins Rendsburg-Eckernförde und später bis 2024 auch des Museumsvereins Heimatmuseum Hanerau-Hademarschen war, widmet sich seit Langem der Verwaltung des Archivs, das in einen der Ausstellungsräume integriert ist. Es beherbergt gesammelte Akten, Berichte und Schriften der elf Gemeinden des alten Amtsbezirks. Akribisch übertrug er bereits unzählige alte Protokolle, die in der Sütterlinschrift verfasst waren, in die lateinische Schrift.
Der ausgestellte Original-Backenzahn eines Waldelefantens aus der Eem-Warmzeit ist eine Rarität. Foto: Silke Bromm-Krieger
Doch jetzt möchte das Trio „sein“ Heimatmuseum präsentieren. Zunächst geht es von der Storm-Stube in einen Raum mit Exponaten zum Nord-Ostsee-Kanal. Für diesen Bereich und für die Storm-Stube gibt es seit einiger Zeit Audioguides für die Besucher. Eine Vitrine fällt sofort ins Auge, in der sich das älteste Stück des Hauses befindet. „Dies ist ein mehr als 100.000 Jahre alter Backenzahn eines Waldelefanten, der Einblicke in die Tierwelt der Eem-Warmzeit bietet. 1947 wurde er auf einer Kippe bei Oldenbüttel gefunden, die durch den Aushub des Kanalbaus entstanden war“, informiert Hartmann. Der Fund sei seinerzeit an das Geologische Institut in Kiel weitergeleitet worden, das Heimatmuseum erhielt ein Replikat. Momentan sei aber das Original als Leihgabe zu sehen.
Von unten führt eine steile Holztreppe ins erste Obergeschoss. Hier berichten zwei Räume eindrucksvoll und bewegend von der Flucht und Vertreibung der Menschen aus den ostdeutschen Provinzen ab Januar 1945. Für die Konzipierung dieser Abteilung zeichnete die frühere ehrenamtliche Mitarbeiterin und Ausstellungsmacherin Marianne Hansen (†) verantwortlich, die selbst Vertriebene war. „Viele Menschen fanden nach dem Krieg in Hanerau-Hademarschen und Umgebung eine neue Heimat. Insgesamt wuchs die Bevölkerung damals auf das Doppelte an“, weiß Zimmermann. Ebenso befinden sich in diesem Stockwerk neben einer aktuellen Sonderausstellung zum früheren örtlichen Ziegelwerk eine historische Schusterwerkstatt und eine Uhrmacherei. Noch einmal heißt es Treppensteigen. In einem Raum des Dachgeschosses steht ein original Klassenzimmer aus dem Jahr 1946. In einem anderen gibt es Exponate aus verschiedenen Sachgebieten, zum Beispiel archäologische Funde aus der Steinzeit.
Zwei Räume behandeln rund um den Zweiten Weltkrieg die Themen Flucht und Vertreibung aus den Ostgebieten. Foto: Silke Bromm-Krieger
Doch damit nicht genug. Wir kehren zum Foyer zurück und verlassen das Museum, um ins Nebengebäude zu gelangen. Dort zeigt eine Vielzahl landwirtschaftlicher Gerätschaften die Entwicklung der Landwirtschaft vom 19. Jahrhundert bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts. Daneben gibt es ein bürgerliches Wohnzimmer aus der Jugendstilzeit vor 1900 und einen Raum mit Inventar aus der alten Hademarscher Kirche. Außerdem sind Einzelstücke zu sehen, die nach einem Kirchenbrand 2003 gerettet und restauriert wurden.
Die übrige Ausstellungsfläche beschäftigt sich mit Kultur und Wohnkultur. Was für eine breite Themenvielfalt und welch eine große Zahl von Sammlerschätzchen! Da verwundert es kaum, dass der Museumsverein sich sehnlich einen zusätzlichen Raum wünscht. „Ebenso wünschen wir uns neue, gern auch jüngere Mitstreiter, alle sind willkommen“, betont Vorsitzende Erika Hartmann.
Zum Ende der fast dreistündigen, kurzweiligen und spannenden Zeitreise, von der hier nur ein Bruchteil wiedergegeben werden kann, fällt ein letzter Blick über den Museumshof. „Wollen wir die Zukunft gestalten, dürfen wir die Vergangenheit nicht vergessen“, sind sich die drei Ehrenamtlichen einig. Mehr Infos gibt es in einem virtuellen Museumsrundgang auf YouTube und unter hanerau-hademarschen.de
Das Heimatmuseum informiert unter anderem über die Kultur-, Kirchen-, Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Gemeinde. Foto: Silke Bromm-KriegerEine umfangreiche landwirtschaftliche Sammlung befindet sich im ersten Stock des Nebengebäudes. Foto: Silke Bromm-KriegerDie Ausstellung zeigt altes Kircheninventar aus fünf Jahrhunderten bis zum Kirchenbrand im Jahr 2003. Foto: Silke Bromm-KriegerDer Museumsrundgang bietet einen Einblick in das Schuhmacherhandwerk vergangener Zeiten. Foto: Silke Bromm-KriegerKücheninventar mit Delfter Muster aus den 1920er Jahren Foto: Silke Bromm-KriegerEine Vitrine erinnert an die geschlossene Landfrauenschule in Hanerau-Hademarschen und die „Blaumeisen“. Foto: Silke Bromm-KriegerAus der alten, ehemaligen Schule ist noch ein Original-Klassenzimmer von 1946 erhalten. Foto: Silke Bromm-KriegerDas Pedoskop wurde um 1960 im Schuhhandel eingesetzt, um vor allem Kinderfüße im Schuh zu röntgen. Durch Gucklöcher konnten Mutter und Verkäuferin sehen, ob sie gut im Schuh saßen. Das Gerät wurde wegen der Strahlenbelastung jedoch bald aus dem Verkehr gezogen. Foto: Silke Bromm-KriegerAlter Tischfernsprecher mit Wählscheibe Foto: Silke Bromm-Krieger
Vor knapp einem Monat wurde die Journalistin und Moderatorin Julia Ruhs auf Gut Deutsch-Nienhof bei Kiel mit dem VDAJ-Kommunikationspreis 2025 ausgezeichnet. Wenige Wochen später ist Ruhs selbst ein Medienereignis. Der NDR hat die Journalistin nach internen Protesten aus dem TV-Format „Klar“ genommen. Das Bauernblatt fasst zusammen und fragt bei Mitgliedern des NDR-Rundfunkrats und des ZDF-Fernsehrates nach einer Bewertung.
Ende August würdigte der Verband der Agrarjournalisten (VdAJ) das Sendeformat „Klar“ des Norddeutschen und des Bayerischen Rundfunks, insbesondere die Folge „Landwirtschaft am Limit“. In ihrer Begründung hob die Jury die mutige und kontroverse Berichterstattung über Menschen hervor, die dicht davor seien, sich aus der gesellschaftlichen Mitte zu entfernen.
Lob für Kontroverse
Der VDAJ-Bundesvorsitzende Dr. Klaus Schumacher, Vorsitzender der Landesgruppe Nord, lobte, die Kontroverse rund um die Landwirtschaft werde aus Sicht der Betroffenen dargestellt. Dies sei deshalb ein Baustein zum besseren Verständnis der Proteste der Landwirtschaft.
Klaus Schumacher lobt Weg in den Dialog zwischen verhärteten Fronten. Foto: Daniela Rixen
Die Sendung stelle denjenigen Menschen Fragen, die sich nicht mehr gehört fühlten von Politik und Medien. Das sei ein Weg, wieder in den Dialog zwischen verhärteten Fronten zu finden. Ruhs nahm den Preis gemeinsam mit ihren NDR-Kollegen Claudia Drexel und Thomas Berbner entgegen.
Wenige Wochen später ist Ruhs‘ Zeit beim NDR Geschichte. Die Sendung soll zwar weiterlaufen, beim NDR allerdings ohne die preisgekrönte Moderatorin.
Interner Kampf im NDR
Nach Informationen der „Welt“ sei der Entscheidung ein monatelanger interner Kampf im NDR vorausgegangen. Der Sender ist fürdie Bundesländer Schleswig-Holstein, Hamburg, Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern zuständig. Intern sollen sich 250 Mitarbeiter nach den ersten drei Ausgaben, die sich mit den Themen Migration, gesellschaftliche Spaltung durch die Corona-Pandemie und dem Frust der Bauern beschäftigten, in einem Brief an die Chefetage über Ruhs beschwert haben. Die Sendungen seien politisch zu einseitig, zum Teil unjournalistisch und bedienten rechtspopulistische Trends, lautete die Kritik, die allerdingsnicht öffentlich einsehbar ist.
Reschke: „Rechtsextrem“
Öffentlich bezeichnete dafür NDR-Moderatorin Anja Reschke das Format in ihrer eigenen Sendung „Reschke Fernsehen“ als „ein bisschen rechtsextrem“. Auch Jan Böhmermann, Moderator des „ZDF Magazin Royale“, äußerte sich kritisch zum Format, ohne es beim Namen zu nennen. Anstelle von Reschke ruderte die stellvertretende Hauptabteilungsleiterin Carola Conze auf LinkedIn zurück: „Ich beziehungsweise wir bedauern, dass der Eindruck entstanden ist, die Redaktion von ,Reschke Fernsehen‘ würde die Redaktion von ,Klar‘ als rechtsextrem einschätzen.“ Die Formulierung sei eine satirische Zuspitzung gewesen.
Die ansonsten auskunftsfreudigeund meinungsstarke Reschke selbst äußerte sich nicht. Dafür bezeichnete Michael Hanfeld,Kommentator der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“, das Geschehen als „redaktionelles Großmobbing“.
Meinungen kriminalisiert?
Ruhs selbst erhebt schwere Vorwürfe: Der Sender kriminalisiere Meinungen, „die eigentlich noch Mitte oder Mitte-rechts sind und weit entfernt von extremistischen oder radikalen Positionen“. Wenn es Formate wie „Monitor“ oder „Reschke Fernsehen“ gebe, müsse es auch so etwas wie „Klar“ geben. Ruhs‘ Kritik geht aber noch weiter zurück: „Ich habe schon im Volontariat gemerkt, dass ich mit meiner politischen Meinung plötzlich Außenseiterin war.“
Die Breite der abgebildeten Meinungen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk (ÖRR) ist regelmäßigThema, wenn es um eine Anhebung der Rundfunkbeiträge geht. Und so wird die jetzige NDR-Entscheidung auch aus der Politik kritisiert. Schleswig-Holsteins Regierungschef Daniel Günther (CDU) kommentierte das Vorgehen bei einer Buchpräsentation von Ruhs am Mittwoch in der Kieler Hermann-Ehlers-Akademie (HEA) ungewohnt scharf als „extrem schlechtes Signal“. Ruhs stellte auf der HEA-Veranstaltung ihr neues Buch „Links-grüne Meinungsmacht – Die Spaltung unseres Landes“ vor.
Günthers Terminplanung
Interessantes Detail: Günther hatte eine Einladung zur Einführung des neuen NDR-Intendanten Hendrik Lüneborg abgesagt mit dem Hinweis, er könne nicht aus Kiel weg. Günther befürchtet, dass sich Menschen, die den demokratischen Parteien entgleiten, durch das Geschehen um Julia Ruhs bestätigt fühlen.
Einig mit dem Norddeutschen zeigte sich sein bayerischer Counterpart, Ministerpräsident Markus Söder (CSU). Er postete, die Entscheidung sei „kein gutes Signal für die Meinungsfreiheit und Toleranz im öffentlich-rechtlichen NDR.“ CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann nahm den Streit gar zum Anlass, um ein vorübergehendes Einfrieren des Rundfunkbeitrags zu fordern.
Der neue NDR-Intendant Lüneborg betrieb Schadensbegrenzung und versicherte, niemand sei gecancelt worden. Der Sender erklärte auf Anfrage der „Kieler Nachrichten“, dem NDR sei „Perspektivenvielfalt im Programm wichtig“, ohne auf die Vorwürfe einzugehen. NDR-Programmdirektor Frank Beckmann stellte klar: „Es geht am Ende nicht um den Menschen, sondern um die Inhalte. Da ist es wahrscheinlich besser, das auf mehrere Köpfe zu verteilen.“ Musste dafür ein Kopf rollen?
Desaster mit Ansage
WDR-Chefredakteur Stefan Brandenburg sieht es anders. Im öffentlich-rechtlichen Rundfunk sei zu wenig Raum für konservative Stimmen. Auch wenn er mit der direkten Kritik im Ungefähren blieb, waren seine Aussagen deutlich: Man müsse anerkennen, dass sich Menschen mit einem konservativen Weltbild im ÖRR nicht ausreichend repräsentiert fühlten. „Wer dem ÖRR ohnehin schon misstraut, der fühlt sich gerade sehr bestätigt“, schrieb er auf LinkedIn. Die Vorgänge um Ruhs und das Format „Klar“ seien ein Desaster mit Ansage. Es gehe auch darum, „zu verstehen, dass die Mehrheiten in diesem Land derzeit eher konservativ sind“.
Journalist Christoph Lemmer, Gewinner des deutschen Radiopreises 2019, erkennt in der Debatte um die NDR-Moderatorin Julia Ruhs ein strukturelles Problem. Die Ursache liege in einem jahrzehntelangen Problem des Senders mit fehlender Pluralität.
Müller: Erst erfreut
Pikanter ist die Sichtweise von Dr. Heike Müller, Landwirtin und seit Jahren im Rundfunkrat des NDR. Die Mecklenburgerin zeigt sich auf Nachfrage des Bauernblatts verwundert: „Wer als ostdeutsche Bäuerin in der letzten Woche die Pressemitteilungen des NDR zu seiner eigenen Sendung ,Klar‘ las, glaubte, seinen Augen nicht zu trauen. Von wertvollen Erkenntnissen war die Rede, von der Freude, das Format weiterzuentwickeln, von der Raumöffnung für kontroverse Debatten. Ich war erfreut, dass die zweite Sendung ,Der Frust der Bauern‘ mit dem Kommunikationspreis des VdAJ ausgezeichnet wurde.“ „Lob über Lob“, so Müller, und dann, am Ende der Pressemitteilung die Aussage, dass Julia Ruhs die BR-Ausgaben des Formates weiterproduzieren solle. Eine Begründung für das Canceln im NDR bleibe der Sender schuldig.
Vorgehen erinnert an DDR
Die ehemalige Vizepräsidentin im Bauernverband Mecklenburg-Vorpommern und Landesvorsitzende des dortigen LandFrauenverbandes fühlte sich an ihre Vergangenheit erinnert: „Man hat den Eindruck, hier soll jemand weggelobt werden, obwohl man ihn lieber totgeschwiegen hätte. Das kenne ich noch aus dem Land, das vor 35 Jahren unterging.“
Dr. Heike Müller: „Das kenne ich noch aus dem Land, das vor 35 Jahren unterging.“Foto: Stefanie Lanin
Müller zeigt sich einigermaßen fassungslos: „In den acht Jahren, die ich dem Rundfunkrat angehöre, ist der Vorgang beispiellos. Beispiellos ist der Versuch zu retten, was zu retten ist, bis in ,Tagesschau‘, ,Tagesthemen‘, ,NDRinfo‘ hinein.“
Einer Sendung, die im linearen Fernsehen auf einem 22-Uhr-Sendeplatz eher ein Nischendasein führe, komme plötzlich eine Bedeutung zu, die offenbare, was ein großer Teil der Bevölkerung denke. Wer dies benenne, werde von den eigenen Kollegen abgestraft, „wie man dem offenen Brief von 250 NDR-Mitarbeitern wohl entnehmen durfte, der dann allerdings nicht so offen war, dass man ihn als Mitglied des Rundfunkrates auch zu Gesicht bekam“.
Mit geballter Faust
Die Führungsspitze des Hauses habe es versäumt, Gremien rechtzeitig einzubeziehen. Zwar habe es im Programmausschuss am 16. September eine Befassung mit dem Thema gegeben, jedoch nicht öffentlich und nur mit einem Teil des Rundfunkrates. Manches Ratsmitglied, so vermutet Müller, habe sich bei der Staffelstabübergabe an den neuen Intendanten am 17. September wie sie selbst „mit geballter Faust in der Tasche“ gefragt, worüber geredet werde, als die Meinungsfreiheit immer wieder betont worden sei.
Rundfunkrat tagt
Am Freitag dieser Woche soll der Rundfunkrat über das Thema debattieren. Es werde viele Fragen geben, vermutet Müller und hofft auf deutliche Worte. Was sie nicht erwartet, ist eine Rücknahme der Entscheidung.
Bereits am 18. September sei die Nachfolgerin von Julia Ruhs bekannt gegeben worden, sodass es am Ende zwei Bauernopfer im NDR gebe: Julia Ruhs und leider auch Redakteur Thomas Berbner, der die Sendung zukünftig nicht mehr produzieren wird.Für den neuen Intendanten, der mit vielen Vorschusslorbeeren bedacht wurde, wird der Start damit von einem kommunikativen Desaster ohnegleichen überschattet.
Rauswurf schlägt Wellen
Andrea Rahn-Farr ist Bäuerin in Hessen und Vorsitzende des Regionalbauernverbandes Wetterau/Frankfurt. Sie vertritt die Landwirtschaft im Fernsehrat des ZDF. Zum aktuellenFall findet sie gegenüber dem Bauernblatt deutliche Worte:
Andrea Rahn-Farr: Schlaglicht auf aktuelle Linksverschiebung im gesellschaftlichen Diskurs Foto: privat
„Der Rauswurf von Julia Ruhs beim NDR hat nicht nur bei der ARD große Wellen geschlagen. Der Vorgang wirft ein Schlaglicht auf die aktuelle Linksverschiebung im gesellschaftlichen Diskurs.“
Der Fall Ruhs stehe exemplarisch für den Verlust pluralistischer Debattenkultur, wenn konservative Stimmen zunehmend ausgeblendet würden. Rahn-Farr warnt: „Wer aber seine Meinung im ÖRR nicht repräsentiert sieht, verliert Vertrauen in die Neutralität der Berichterstattung und wendet sich ab. Damit erweist der NDR unserer Gesellschaft einen Bärendienst.“ Die Hessin betont: „Demokratie lebt vom Wettstreit der Argumente und nicht von Einseitigkeit.“
Entwicklung besorgt
Rahn-Farr, die im Fernsehrat Werner Schwarz nachfolgte, sieht die Entwicklung im ÖRR mit Sorge. „Sagen, was ist“, so formulierte „Spiegel“-Gründer Rudolf Augstein einst seinen Anspruch an die Medien – „können wir das noch? Wenn Moderatoren rausgemobbt oder – wie im Fall von Dunja Hayali (,ZDF heute‘) – an Leib und Leben bedroht werden, ist das in beiden Fällen inakzeptabel und es gefährdet die Meinungs- und die Pressefreiheit“.
Für Julia Ruhs wird nun Tanit Koch die NDR-Sendungen moderieren. Koch war Chefredakteurin der „Bild“, später bei n-tv sowie RTL tätig. 2021 leitete Koch die Wahlkampfkommunikation des CDU-Kanzlerkandidaten Armin Laschet.
Also alles neu?Beim NDR selbst bleibt aus Sicht Außenstehender weiter vieles im Unklaren.
Im Rahmen des Turniers Riesenbeck International ermittelten die U25-Reiter ihre Deutschen Meister. Vor zahlreichen begeisterten Zuschauern, die direkt nach der Siegerehrung der Global Champions League zum Sandstadion von Riesenbeck gewechselt waren, holte die 21-jährige Johanna Beckmann auf ihrer Stute Emelie van de Mirania Stam die Goldmedaille vor Hannes Ahlmann mit Madness.
Die gebürtige Dithmarscherin Johanna Beckmann hatte sich als einzige Reiterin über die drei anspruchsvollen Springen der Meisterschaft keinen einzigen Hindernisfehler geleistet. Mit lediglich 1,41 s für Zeitüberschreitung ging sie in den zweiten Umlauf der entscheidenden dritten Wertungsprüfung. Drei weitere Reiter, darunter Hannes Ahlmann aus Reher, Kreis Steinburg, waren ihr dicht auf den Fersen. Jeder der vier talentierten U25-Reiter hätte es noch in der Hand gehabt, nach ganz oben auf das Podium zu springen.
Beckmann und die 13-jährige Emerald-Tochter Emelie van de Mirania Stam spielten schließlich ihre ganze Routine und Erfahrung aus. Das Paar hatte schon 2022 Mannschaftssilber bei der Europameisterschaft der Jungen Reiter gewonnen. Dabei sei sie ohne hohe Erwartungen nach Riesenbeck gekommen, verriet die glückliche Siegerin im Anschluss: „Es ist mein erstes Jahr bei den U25-Reitern. Meine letzte Deutsche Meisterschaft lief hier aber auch schon sehr gut. Peter Teeuwen meinte, dass Riesenbeck vielleicht mein glückliches Pflaster sei. Das hat sich zum Glück bestätigt.”
Die Oldenburger Stute Emelie van de Mirania Stam sei kein Pferd, das gern warte, erzählte Johanna Beckmann, die weiter für ihren Landesverband Schleswig-Holstein startet: „Wenn sie den ersten Sprung sieht, dann galoppiert sie los. Sie ist super ehrgeizig, hat aber heute auch sehr gut zugehört, und dann ist es einfach die perfekte Kombination. Es wäre natürlich noch besser gewesen, komplett fehlerfrei zu bleiben, auch ohne Zeitfehler. Aber so hatten wir bis zum Ende die nötige Ruhe im Parcours.”
Silber ging wie im Vorjahr an Hannes Ahlmann, der Tokyo, seine DM-Partnerin von 2024, diesmal in der Fünfsternetour von Riesenbeck präsentierte. In der Meisterschaft setzte er stattdessen auf den erst achtjährigen Hengst Madness von Kannan. In der dritten Wertungsprüfung zeigte das Paar mit zwei Nullfehlerritten, wie viel Potenzial in ihm steckt.
„Madness ist hier zum ersten Mal über 1,50 Meter gesprungen. Dass er im Finale zwei Runden so souverän gesprungen ist, hat viel Spaß gemacht“, lobte Ahlmann. „Der Parcourschef hat einen grandiosen Job gemacht. Es war richtig eng und für die Zuschauer immens spannend. Am Ende hat die verdiente Siegerin gewonnen.” Nächstes Jahr wolle er allerdings wiederkommen und versuchen, sich die Goldmedaille zu holen, fügte der 24-Jährige augenzwinkernd hinzu.
Britt Roth aus Rheinland-Pfalz war die zweite Teilnehmerin, die im Finale fehlerfrei bleiben konnte. So sprang sie mit dem ebenfalls erst achtjährigen Holsteiner Wallach Jeffrey von Comme il Faut auf den Bronzerang. pm
Einige Ziersträucher erfreuen uns nicht nur im Frühjahr mit einer attraktiven Blüte, sondern entwickeln daraus sogar essbare Früchte. Sie bringen nun im Herbst Abwechslung auf den Tisch. Die beginnende Pflanzzeit lädt dazu ein, sich einen solchen Strauch in den Garten zu holen.
Dornenlose Sorten der Zierquitte erleichtern Ernte und Pflege.
Gegenwärtig fallen die Zierquitten (Chaenomeles) mit ihren tennisballgroßen, gelben Früchten ins Auge. Sie schmecken prima als Marmelade, Gelee, Saft, Fruchtpaste oder Likör. Die Ernte erfolgt kurz vor dem ersten Frost. Zu diesem Zeitpunkt verfügen die Zierquitten über das intensivste Aroma. Geschmacklich interessant ist eine Mischung mit anderen Früchten wie Äpfeln, Birnen, Pflaumen oder „normalen“ Quitten. Die Hybridformen der robusten Sträucher (Chaenomeles x superba) sind Kreuzungen aus der Japanischen und der Chinesischen Zierquitte. Je nach Sorte bleiben sie mit etwa 1,50 m Höhe etwas niedriger als die reine Art. Die hübschen Schalenblüten mit der gelben Mitte zeigen sich in Weiß, Rosa oder Rot oft schon vor dem Laubaustrieb im März. Im Garten wirken die Sträucher mit ihren glänzend grünen Blättern hübsch als Hintergrund für frühlingsblühende Zwiebelpflanzen, geben aber auch in Einzelstellung eine gute Figur ab. Gut geeignet sind sie zudem für Gehölzgruppen oder frei wachsende Hecken. Die Zierquitte bevorzugt einen durchlässigen, feuchten und leicht lehmigen Boden in sonniger bis halbschattiger Lage. An sich kommt das Gehölz aber mit jedem Boden zurecht, sofern er nicht zu kalkhaltig ist. Jetzt im Herbst ist die beste Pflanzzeit für Zierquitten. Für eine reiche Ernte empfiehlt sich die Pflanzung einer weiteren Sorte als Bestäuber. Doch auch eine einzelne Pflanze trägt bereits Früchte. Die anspruchslosen, teils recht dornigen Gehölze lässt man frei wachsen, da sie am mehrjährigen Holz blühen und fruchten. Lediglich vergreisende Exemplare benötigen einen Auslichtungsschnitt im Spätwinter. Die mittlerweile erhältlichen dornenfreien Sorten erleichtern Pflege und Ernte ungemein und sind daher besonders empfehlenswert.
Sortentipp:
‚Cido‘, orangerote Blüte von Mai bis Juni, fast dornenlos, 1,5 m hoch, faustgroße gelbe Früchte, „nordische Zitrone“ genannt
Die Blütenfarbe der Zierquitte hängt von der jeweiligen Sorte ab.Die Zierquitte als Stämmchen thront über den Frühlingsstauden und Zwiebelblumen.
Die Kornelkirsche kann durch Aufasten auch als Baum gezogen werden.
Ab September reifen die orangeroten, ovalen Früchte der Kornelkirsche (Cornus mas). Ihr etwas herber Geschmack lässt sich prima in Konfitüre, Gelee, Kompott, Likör oder Saft konservieren. Tipp: Früchte gut ausreifen lassen, denn erst in vollreifem Zustand weisen sie den höchsten Zuckergehalt auf. Das Wildgehölz ist in den letzten Jahren jedoch nicht nur aufgrund seiner zierenden, schmackhaften Früchte immer beliebter geworden. Es punktet auch mit Anspruchslosigkeit, attraktiver Herbstfärbung und einer sehr frühen Blüte ab Ende Februar. Die Kornelkirsche zählt daher zu den wertvollen, früh blühenden Bienenweiden. Etwas Platz nimmt der meist mehrstämmig wachsende Strauch mit einer Wuchshöhe von 3 bis 8 m allerdings schon ein, zumal im Alter die Zweige gern überhängen. Als Blüten- oder Fruchtschmuckstrauch fügt sich die Kornelkirsche in frei wachsende Wildhecken oder Gehölzgruppen ein. In Einzelstellung gepflanzt, lässt sie sich durch Aufasten so erziehen, dass unter der Krone ein Sitzplatz angelegt werden kann. Als Wildgehölz verträgt der Strauch einen kräftigen Rückschnitt. Allerdings blüht und fruchtet die Kornelkirsche auch ohne jeden Schnitt sehr willig. Ein durchlässiger, mäßig trockener bis frischer Boden an einem sonnigen bis halbschattigen Platz ist optimal.
Sortentipp:
‚Jolico‘, rote, sehr große Früchte mit kleinem Stein und hohem Zuckergehalt, ab Ende August pflückreif, 3 bis 5 m Wuchshöhe, bis zu 3 m Wuchsbreite, langsame Wuchsgeschwindigkeit mit einem Zuwachs von 10 bis 30 cm pro Jahr
Kultursorten der Kornelkirsche wie ‚Jolico‘ überzeugen mit reichem Fruchtbehang.Die sehr frühe Blüte der Kornelkirsche macht das Gehölz zu einer wertvollen Bienenweide.
Die Mahonie (Mahonia aquifolium) schmückt sich von August bis September mit vielen blau bereiften, etwa erbsengroßen Früchten. Sie bieten nicht nur dem Auge einen schönen Anblick, sondern lassen sich zusammen mit anderen süßen Beeren zu Saft und Gelee verarbeiten. Roh schmecken die Früchte sehr sauer und haben eine abführende Wirkung. Die leuchtend gelben, aufrechten Blütenstände bieten von April bis Mai einen beeindruckenden Anblick. Der dekorative Strauch mit seinen dunkelgrünen Blättern und einer maximalen Höhe von 150 cm benötigt als anspruchsloses Gehölz keinerlei Pflege. Bei Bedarf verträgt die Mahonie jedoch klaglos auch einen starken Rückschnitt. Optisch reizvoll wirkt sie in Verbindung mit anderen Sträuchern in einer Hecke oder als Gehölzinsel. Im Hintergrund von Stauden macht sie sich gut als Strukturgehölz. Da die Mahonie aus den Nadelwäldern Nordamerikas stammt, eignet sie sich zudem als Unterpflanzung großer Bäume oder Sträucher. Mit Wurzeldruck kann sie umgehen. Ohnehin bevorzugt die Mahonie einen halbschattigen bis schattigen Standort mit humosem, feuchtem und neutralem bis leicht saurem Boden. Im Herbst und Winter nimmt das immergrüne Laub eine rote Färbung an – je stärker der Frost, desto intensiver die Rotfärbung.
Sortentipp:
‚Apollo‘, 50 bis 80 cm Wuchshöhe, kompakter Wuchs, goldgelbe, große Blütentrauben mit starkem Duft von April bis Mai, purpurschwarze Beeren
Die sattgelben Blütenrispen der Mahonie beeindrucken mit Größe und Strahlkraft.Die Mahonie bringt ab April viel Farbe in den Frühlingsgarten.Vögel lieben die Früchte der Mahonie. Wer ernten möchte, sollte sie entsprechend schützen.Auch im Unterholz entwickelt die Mahonie noch schöne Blüten.
In gemischte Hecken lassen sich Mahonie und Kornelkirsche leicht integrieren.
Dass ein volles Geteidelager für Ackerbaubetriebe nicht gleichzeitig ein volles Bankkonto bedeutet, wurde am Donnerstag (18. September) bei der Vorstellung der Erntebilanz 2025 im Rahmen der Landespressekonferenz in Kiel deutlich.
Schleswig-Holsteins Landwirtinnen und Landwirte haben zwar 2025 eine deutlich bessere Ernte eingefahren als im schwachen Vorjahr. Die Preise sind aber aufgrund weltweit guter Ernten auf niedrigem Niveau. „Die Betriebe stehen trotz guter Arbeit unter Druck“, stellte Ute Volquardsen, Präsidentin der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein, klar.
Sichere Investitionen
Landwirtschaftsminister Werner Schwarz (CDU) erklärte: „Gute und sichere Ernten sind längst keine Selbstverständlichkeit mehr.“ Globale Märkte und veränderte Klimabedingungen gewönnen an Einfluss. Hohe Erträge seien also nicht der einzige Aspekt. Stabile Erträge und Qualitäten gehörten dazu. Mit Blick auf die Herausforderungen des Klimawandels verwies er auf die Arbeit des Kompetenzzentrums für klimaeffiziente Landwirtschaft in seinem Hause. Dies bündle Beratung, initiiere Projekte und unterstütze Pilotbetriebe.
Schwarz wolle sich zudem für politisch verlässliche Rahmenbedingungen einsetzen. Investitionen müssten über die Amortisation gesichert sein. Auf Nachfrage des Bauernblattes, ob sich aufgrund der niedrigen Getreidepreise mehr Landwirte zum Bau von Freiflächen-PV entscheiden, erklärte der Minister: „Es ist keinem Landwirt zu verdenken, dass er sich diversifiziert, aber wir müssen uns auch Gedanken über die Ernährungssicherheit machen.“ Für ihn gehörte PV zuerst auf Flächen, die schon versiegelt sind, um die Flächenkonkurrenz nicht noch anzuheizen.
Den begründeten Wegfall von einigen Pflanzenschutzmitteln halte er aus Verbraucherschutzsicht für richtig. Gleichzeitig forderte er die schnellere Zulassung von neuen Pflanzenschutzmitteln. „Auch die Züchtung ist ein Instrument, das wir nutzen sollten“, so Schwarz. Er warb dafür, die Nutzung moderner Züchtungstechniken auf Grundlage europäischer Gesetzgebung zu gewähren.
Vertrauen in Fortschritt
In ein ähnliches Horn stieß Malte Jacobsen, Vizepräsident des Bauernverbandes Schleswig-Holstein (BVSH). Er forderte: „Wir brauchen mehr Vertrauen des Staates in die Eigenverantwortung der Landwirte, damit diese betriebswirtschaftlich reagieren können.“ Das sei bei den bestehenden kleinteiligen Regelungen kaum möglich. Jacobsen befürwortet, dass Züchterhäuser moderne Züchtungstechniken einsetzen können und warb für mehr Vertrauen in den technologischen Fortschritt. Schließlich rückten etwa immer mehr Rapsschädlinge oder der Maiszünsler – auch wegen des Klimawandels – weiter in den Norden.
Hinsichtlich der Erntebedingungen berichtete Jacobsen von einer guten Gerstenernte. „Als Raps und Weizen reif wurden, kamen dann zwei bis drei Wochen Regenzeit“, so der Ackerbauer. Das seiauch eine psychische Belastung, wenn man zusehen müsse, wie die Arbeit eines ganzen Jahres an Qualität verliere und gleichzeitig die Preise sinken. Er sprach zudem die Heterogenität der Erträge an. Die Spanne bei Raps lag nach seinen Angaben je nach Standort zwischen 25 dt/ha und 60 dt/ha.
Mühlen gut versorgt
„Auf Standorten mit ausgeprägter Frühjahrstrockenheit war die etwas frühere Gerste im Verhältnis zum eigentlich stärkeren Weizen in diesem Jahr besser“, ergänzte Ute Volquardsen. Sie berichtete von insgesamt guten Ernten in Europa. Die Preise stünden daher unter Druck.
Sie erläuterte die Bedeutung der Risikostreuung durch Vorkontrakte und berichtete: „Im Moment sind die Getreidemühlen gut versorgt.“ Für Betriebe sei ein so schlechtes Preisniveau eigentlich nur durchhaltbar, wenn das Risiko durch verschiedene Betriebszweige gestreut werde, so die Präsidentin der Landwirtschaftskammer.
Sie unterstrich in diesem Zusammenhang die Bedeutung der Beratung: „Mit gezielter Sortenwahl, mehr Fruchtfolge, Technikinnovationen und praxisnaher Beratung zeigen wir als Landwirtschaftskammer, wie Betriebe Risiken streuen und sich noch besser auf Wetterextreme und die Anforderungen der Märkte einstellen können.“
Zahlen und Fakten zur Getreideernte 2025 in Schleswig-Holstein
Nach Angaben des Statistikamts Nord wurde in diesem Jahr auf rund 286.000 ha Getreide angebaut. Die Gesamterntemenge (ohne Körnermais und Corn-Cob-Mix) wird auf rund 2,4 Mio. t geschätzt, ein Plus von 391.000 t gegenüber 2024.
Winterweizen bleibt die bedeutendste Getreideart. Auf einer deutlich vergrößerten Fläche von 135.400 ha (plus 20 %) wurden mehr als 1,2 Mio t geerntet. Das sind zwar rund 36 % mehr als im Vorjahr, aber weniger als der langjährige Durchschnitt. Die Ernte wurde durch Regenfälle immer wieder unterbrochen, was zu teils schwankenden Qualitäten führte und die Erlöse drückte.
Wintergerste wurde auf 70.100 ha angebaut, leicht unter dem Vorjahr. Mit einem Hektarertrag von rund 88,6 dt liegt sie rund 2 dt/ha unter dem Winterweizen. Die Gesamternte von rund 621.000 t liegt auf dem Niveau des Vorjahres.
Das Roggenaufkommen wird auf 254.000 t geschätzt, ein Plus von 38 % gegenüber 2024.
Sommergetreide wie Hafer, Sommerweizen und Sommergerste kommen voraussichtlich auf 260.000 t (minus 10 %), bedingt durch die deutlich geringere Anbaufläche nach der besonders hohen Aussaat im Vorjahr.
Winterraps erreichte mit 38,1 dt/ha einen leicht unterdurchschnittlichen Ertrag. Die Gesamternte liegt bei rund 239.000 t. Damit bleibt Raps Weizen und Gerste die drittwichtigste Marktfrucht in Schleswig-Holstein.
44 Frauen des LandFrauenvereins Nahe und Umgebung e. V. haben einen Ausflug in die 1950er Jahre unternommen. In Kiel auf der Nordmole gibt es das Museum, das eine Zeitreise vom Wiederaufbau zum Wirtschaftswunder präsentiert.
Die dort gezeigten Szenen und Ausstellungsstücke aus den Jahren 1948 bis 1963 versetzten die LandFrauen in ihre Kinder- und Jugendtage, und viele Erinnerungen wurden wach. Die erste Waschmaschine, die neben dem alten Waschbottich und der „modernen Schleuder“ stand und einen ahnen ließ, wie anstrengend der Waschtag der Mütter und Großmütter gewesen war. Der Kaufmannsladen mit vielen Produkten, die inzwischen in Vergessenheit geraten sind. Dazu liefen in einem Museumsraum alte Werbefilme, die damals im Kino gezeigt wurden. Nierentische und Vasen sind wohl heute auch wieder modern. Musik aus der Zeit: Da ist so einiges zum Evergreen geworden. Beim Begutachten der vielen Gegenstände des täglichen Gebrauchs hatten sich die Frauen vieles zu erzählen. Beim HB-Männchen dachte jede sofort an den Spruch „Wer wird denn gleich in die Luft gehen …“ Früher standen bei Familienfesten Gläser mit Salzstangen und Zigaretten auf dem Tisch, und es wurde gequalmt, bis der Raum vernebelt war. Die Zeit verging wie im Flug, und die Frauen brachen anschließend zum Mittagessen mit Fördeblick auf.
Auch das Wetter spielte beim Tagesausflug der LandFrauen aus Nahe und Umgebung glücklicherweise mit.
Am Nachmittag stand dann noch eine Schifffahrt auf der Schwentine auf dem Programm. Der Kapitän gab den Frauen etwas Heimatkundeunterricht. Die Schwentine entspringt am Bungsberg und fließt durch die gesamte Holsteinische Schweiz mit zahlreichen großen Seen. Der Fluss durchquert die Orte Eutin, Bad Malente, Plön, Preetz, Schwentinental und mündet in die Kieler Förde. Die Ufer sind naturbelassen mit breiten Schilfgürteln. Neben Wasservögeln wurden mehrere Nutrias (Sumpfbiber) beobachtet. Schildkröten sonnten sich auf einem Baumstamm, der im Wasser lag, und eine Blindschleiche schlängelte sich durch das Wasser ins Schilf. Es war ein gelungener Tagesausflug mit vielen angeregten Gesprächen, und bei bedecktem Himmel wurde es auch nicht zu heiß.
Die Rapsaussaat dürfte abgeschlossen sein und profitiert von den jüngsten Niederschlägen. Marktexperten schätzen, dass maximal die Vorjahresfläche, also etwas über 1 Mio. ha, wieder mit Raps bestellt wurde, da die derzeitigen Marktpreise nicht zu einer Flächenausdehnung einluden. Eine wesentliche Stütze des Rapsmarktes ist der Biodieselmarkt, etwa 50 % der deutschen Rapsernte werden zu Biodiesel verarbeitet. Bei einem Ertrag von 3,5 t/ha Raps entstehen zirka 1.500 l Biodiesel sowie 2 t eiweißhaltiges Futtermittel und 130 kg Glyzerin. Glyzerin findet in vielen Bereichen der Pharma- und Lebensmittelindustrie Anwendung und wird sonst synthetisch hergestellt. In Deutschland dürfen dem Diesel 7 % Biodiesel zugesetzt werden. Allerdings ist die Verwendung von Biodiesel aus Anbaubiomasse, also Raps, gekappt. Sie ist auf einen Anteil von 4,4 % begrenzt. Auch die Markteinführung von B10 führt nicht dazu, dass die Mineralölindustrie insgesamt größere Mengen von aus Rapsöl hergestellten Biodiesel nutzen kann. Dieser wäre durchaus vorhanden, denn in Deutschland werden etwa 3,5 Mio. t Biodiesel hergestellt, von denen etwa 1,5 Mio. t exportiert werden. Unter den Abnehmerländern für deutschen Biodiesel dominieren EU-Staaten.
Biodieselexport zur Marktentlastung
Der Export bleibt aus Sicht der Union zur Förderung von Oel- und Proteinpflanzen e. V. (Ufop) ein nötiges Ventil zur Entlastung des Rapsöl- und Biodieselmarkts in Deutschland. Die Ölmühlen blieben dadurch ausgelastet, die Marktversorgung mit dem Proteinfuttermittel Rapsschrot wird gesichert. Die Förderunion bewertet die Zukunft von Biodiesel als „herausfordernd“ infolge der vielfältigen Unsicherheiten durch die Zollpolitik der USA gegenüber der EU, Brasilien, Kanada und vor allem gegenüber China. Die Ufop gibt zu bedenken, dass die USA, Kanada und Brasilien ihre nationale Biokraftstoffpolitik auch als aktives Instrument zur Preisstützung und Einkommenssicherung für die Landwirtschaft verstünden und nutzten. Deutschland und die EU beschränkten sich demgegenüber auf die Verwaltung des Status quo, kritisiert die Ufop und unterstreicht ihre Ablehnung einer Absenkung der Kappungsgrenze für Biokraftstoffe aus Anbaubiomasse, wie dies im Gesetzentwurf des Bundesumweltministeriums zur Änderung der THG-Quote vorgesehen ist.
Biodiesel und Klimaziele
Biodiesel ist nötig zur Defossilisierung der rund 14,5 Millionen Diesel-Pkw, die am 1. Januar 2025 in Deutschland zugelassen waren, wovon etwa 13,8 Millionen konventionelle Diesel ohne Hybridisierung waren. Der Diesel-Pkw-Bestand ist seit dem Höhepunkt im Jahr 2021 rückläufig, als über 15,2 Millionen angemeldet waren. Allerdings ist der Gesamtverbrauch von Diesel im Straßenverkehr nicht gesunken, da der Bedarf des Güterverkehrs zugelegt hat. Lkw sind nur schwer zu elektrifizieren, auch hat sich die Bundesregierung zwar das hehre Ziel von 25 % Anteil der Bahn am Gesamtgüterverkehr bis 2030 gesetzt, das scheint aber angesichts der überlasteten Infrastruktur, der vielen Baustellen und des Vorrangs für den Personenverkehr wenig wahrscheinlich. Der Anteil der Bahn liegt bei jetzt 19 % und wird dort wohl auch verharren. Damit bleiben Diesel-Lkw Hauptträger des Güterverkehrs. Zur Erreichung der Klimaziele, also der Reduzierung der Treibhausgase, wäre die Erhöhung der Biodieselbeimischung eine technisch einfache und sehr wirksame Möglichkeit.
„Was ist, wenn Yared zu uns kommt?“, mag sich manch NDR-Zuschauer am 15. August gedacht haben, als wieder eine neue Folge der beliebten Reihe „Yared kommt rum“ mit dem sympathischen Moderator und Schauspieler Yared Dibaba ausgestrahlt wurde. Über die Hintergründe seines Besuchs in Duvensee, Kreis Herzogtum Lauenburg, sprach das Bauernblatt mit dem Bürgermeister der Gemeinde, Hans-Peter Grell. Sein Amt bekleidet er seit mittlerweile 22 Jahren. Zudem betreibt er zusammen mit seinem Sohn einen Betrieb mit 790 ha Fläche und Milchvieh.
Weit mehr als ein Jahr vor der Ausstrahlung hatte sich der NDR an die Gemeinde gewandt, weil diese 2022 den dritten Platz im Wettbewerb Unser Dorf hat Zukunft erreicht hatte. Nach vielen Telefonaten und Absprachen, Vorschlägen der Bürger und Anfragen des NDR kam dann Ende August 2024 tatsächlich Yared Dibaba mit einem Drehteam nach Duvensee, um dort drei Tage lang viele Szenen zu drehen, Menschen zu interviewen und das Dorfkolorit aufzunehmen. Unter Leitung von Regisseurin Svenja Halberstadt, die zum Beispiel auch Kochsendungen mit Tarik Rose dreht, wurden dann Vereinigungen und Betriebe aufgesucht und mit jedem eine Szene gedreht, die nachher so aussah, als ob Yared dort zufällig vorbeigekommen sei.
Mit einem Riesenplakat empfing die Gemeinde Duvensee Yared Dibaba zu den Drehtagen.
Blasmusik in Lederhosen
So auch mit der Original Duvenseer Blasmusik, die in bayrischen Lederhosen alpenländische Melodien schmetterte. „Das ist ja an sich unsere Feuerwehrkapelle“, sagt Grell, „aber uns allen hier gefiel die Musik so gut, dass sich die Feuerwehrleute ins ,bayerische Gwand‘ kleideten.“ Selbst die Jugendlichen machten bei dem Trend mit. So haben sie ihr von der Gemeinde gestelltes Jugendzentrum kurzerhand als „Almhütte“ und sich selbst als „Duvenseer Almjugend“ benannt.
Der Reit- und Fahrverein hatte es sich zur Aufgabe gemacht, den unter Pferdeangst leidenden Dibaba aufs Pferd zu setzen. Auch die Swing-Golf-Anlage probierte er aus. Besondere Erwähnung fand der Verein Duvenseer Moor, der 250 ha Moor betreut und es geschafft hat, staatliche Eingriffe durch ein Naturschutzgebiet zu verhindern. Mit vielfältigen Aktionen gestaltet er den Naturschutz und die Wiedervernässung des Moores selbst.
Die Duvenseer Blasmusik-Kapelle tritt meistens in bayerisch-österreichisch anmutender Tracht auf.
Großer Zusammenhalt
Viel ließe sich noch über die 540-Einwohner-Gemeinde berichten, unter anderem dass sich am 15. August 2025 mehr als 140 von ihnen im Dorfhaus zu einem Public Viewing der Folge versammelten und sich doch wunderten, wie wenig von den drei Drehtagen in 30 Sendeminuten unterzubringen war. Trotzdem waren nicht nur sie begeistert, viele wurden in der Folgezeit auch von außerhalb angesprochen und erhielten Gratulationen zu der gelungenen Sendung.
Was Wunder bei einer Gemeinde, in der der Bürgermeister keinen einzigen Arbeitslosen kennt, die sich bei der Größe zwei Kitas leisten kann, die 60 Aktive in der Feuerwehr zählt und in der trotz dreier Wählergemeinschaften alle zusammenhalten. Da kann man auch schon einmal vom Bau eines Zentrums für baltische und skandinavische Archäologie träumen. Die dafür vorgesehene Jugendstilvilla hat die Gemeinde bereits gekauft. „Wir sind schuldenfrei und waren immer sparsam“, erklärt dazu Bürgermeister Grell.