Mit zunehmenden Vorgaben und Anforderungen im Maisanbau nehmen neben ackerbaulichen Maßnahmen auch Überlegungen zu produktionstechnischen Stellschrauben zu. So sind außer ordentlicher Flächenvorbereitung und guten Saatbettbedingungen zur Aussaat auch passende Entscheidungen zu Sortenwahl, Saattermin und standortangepasste Pflanzenzahl pro Quadratmeter zur Absicherung des Feldaufganges ratsam.
Das vergangene Frühjahr hat gezeigt, wie wichtig es ist, Böden zur Gülle- und Gärrestausbringung mit anschließender Bodenbearbeitung zunächst gut abtrocknen zu lassen. Ein nicht zu fein hergerichtetes Saatbett der zu bewirtschaftenden Böden ist anzustreben. Somit kann Verschlämmung und Verkrustung durch Starkniederschläge oder Bodenabtrag durch Winderosion zur und nach der Aussaat entgegengewirkt werden. Zur Aussaat sind die Saatkörner auf einen gut abgesetzten Bodenhorizont mit ausreichender Feinerde und Bodenfeuchte abzulegen. Optimale Bodenbedingungen mit ordentlicher Durchlüftung, Wasserführung und Erwärmung zur Aussaat gewährleisten gute Keimung und Auflaufen des Maises bei angepassten Aussaatterminen.
Aussaatstärke, Ablagetiefe, Bestand und Sorte
Auch wenn optimale Saatbettbedingungen, passende Witterung und beste Saatgutqualitäten zur Maisaussaat vorliegen, so ist das Erreichen eines 100%igen Feldaufganges unmöglich. In der Praxis kann nur von einem Feldaufgang von maximal 95 % ausgegangen werden. Das bedeutet, die anzustrebende Bestandesdichte in Pflanzen pro Quadratmeter (Pfl./ m²) deckt sich nicht mit der Zahl auszusäender Körner. Ein Saatgutzuschlag von mindestens 5 % ist immer zu geben. In Tabelle 1 sind anzustrebende Bestandesdichten aufgeführt und die jeweiligen Aussaatstärken für den erwarteten Feldaufgang berechnet. Saatgutzuschläge von 5 und 10 % werden gezeigt, ebenso wie die benötigten Saatguteinheiten pro Hektar. Höhere Zuschläge von 10 bis 15 % sind anzustreben, wenn die Keimfähigkeit des Saatgutes unter 95 % liegt und/oder sich schwierige Bedingungen beim Feldaufgang abzeichnen. Auf den Etiketten am Saatgutsack sind die Keimfähigkeiten nicht immer aufgeführt. Die Mindestanforderung an die Keimfähigkeit für zertifiziertes Maissaatgut liegt bei 90 %. Gute Saatgutqualitäten mit hoher Keimfähigkeit und bester Triebkraft sind wichtig für ordentliche Feldaufgänge.
Um zügige und gleichmäßige Feldaufgänge zu erzielen, sind Aussaattiefen an Wetterbedingungen und Bodengegebenheiten anzupassen. Grundsätzlich wird das Saatgut in den feuchten Bodenhorizont abgelegt. Als mittlere Aussaattiefe werden zunächst 5 cm angenommen. Je feuchter und wärmer der Boden ist, desto flacher kann der Mais abgelegt werden. Bei mangelnder Erwärmung des Bodens kann die Ablage 1 cm flacher erfolgen. Ist der Boden hingegen sehr leicht, kann das Saatkorn 1 cm tiefer abgelegt werden. Ist nachhaltig günstige und warme Witterung vorausgesagt und liegen zum Auflaufen des Maises gute und warme Bodenbedingungen vor, kann ebenfalls flacher abgelegt werden, um ein zügiges Weiterwachsen der Maispflanzen anzustreben.
Zur Entscheidung über die standortangepasste Pflanzenzahl pro Quadratmeter sind Erfahrungen zur Bodenerwärmung im Frühjahr und Niederschlagsmenge während der Vegetation vorteilhaft. Bei umfangreichen gemeinschaftlich durchgeführten Bestandesdichtenversuchen der Landwirtschaftskammern Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Schleswig-Holstein ist länderübergreifend zu beobachten, dass mit zunehmender Bestandesdichte ein Längenwachstum der Maispflanzen einhergehen kann, die Stängel oftmals dünner sind, der Kolbenansatz höher ist und die Lagerneigung mit höheren Bestandesdichten wächst. In Tabelle 2 sind die gemittelten Erträge und Qualitäten aus Schleswig-Holstein der Versuchsjahre 2019 bis 2024 bei unterschiedlichen Bestandesdichten erfasst. Es zeigt sich, dass die Ertragszuwächse nicht parallel mit höheren Pflanzenzahlen ansteigen, auch sind Einbußen in der Qualität auszumachen.
Die anzustrebende Pflanzenzahl kann auch auf den Silomais-Sortentyp abgestimmt werden (siehe Tabelle 3). Richtungsweisend gilt, dass die anzustrebende Pflanzenzahl umso niedriger zu wählen ist, je massenwüchsiger die anzubauende Maissorte ist – immer mit Blick auf die Wasserversorgung des Bodens. Bei guter Wasserversorgung des Bodens werden nicht mehr als 10 Pfl./m² von kompakteren Sorten empfohlen, um in Trockenzeiten keinen Pflanzenstress hervorzurufen. Bei schlechter Wasserversorgung mit langjährig häufiger beobachteten Trockenschäden im Mais beträgt die Empfehlung maximal 7 Pfl./m2 bei massenwüchsigen Sorten.
Frostperioden zur Aussaat beachten
Die Aussaat kann beginnen, wenn in 5 cm Bodentiefe nachhaltig mindestens 8 °C Bodentemperatur vorliegen und keine Kälteperioden in Sicht sind. Die Gefahr von Kälteeinbrüchen mit nächtlich auftretenden Bodenfrösten steigt bei früher Aussaat. Vor allem leichte Sandböden neigen zu starker Auskühlung bei niedrigen Temperaturen. Nach einem Frostereignis werden im glimpflichsten Fall nur die Keim- und Auflaufphase des Maises nach dem Auskühlen des Bodens unterbrochen. Doch es sind auch Verdrehungen an deformierten Keimlingen möglich, verzögerter und verzettelter Auflauf bis hin zu Pflanzenausfällen. Bei bereits aufgelaufenen jungen Maispflanzen sind Vergilbungen und Verbräunungen der jungen Blätter zu beobachten. Wurde der Vegetationskegel in Mitleidenschaft gezogen, kommt es zu weiteren Pflanzenausfällen.
Aussaat, Vegetation, Ernte 2024
Zur Maisaussaat 2024 musste zunächst die Witterung und Befahrbarkeit der Ackerflächen abgewartet werden. Zum Monatswechsel April/Mai konnte vereinzelt der erste Mais gelegt werden, die Bodentemperaturen waren erreicht. Doch die Aussaat verzögerte sich über die Monatsmitte Mai hinweg bei überwiegend sonniger und trockener Witterung. Im Anschluss wurde es kühl und unbeständig mit viel Regen ab der letzten Maiwoche. Je später die Aussaat über die Monatsmitte Mai hinweg stattfand, desto schwieriger kamen die Maispflanzen in Gang, wenn auch der Feldaufgang zeitiger war. Diese Pflanzenentwicklung zeigt sich in den festgehaltenen Feldaufgangsdaten in Tabelle 4. Die in der letzten Maiwoche einsetzenden Niederschläge fielen noch über den Juni hinweg, der Feldaufgang spät gedrillter Ackerflächen war häufiger verzettelt. Die anhaltenden niedrigen Temperaturen und der wenige Sonnenschein im Juni verhinderten ein zügiges Wachstum spät gesäter Maisbestände, früh gedrillter Mais hingegen wuchs ordentlich weiter. Auch das einsetzende Hochsommerwetter Ende Juni ließ zunächst spät gesäten Mais noch im Wuchs stocken. Mais als C4-Pflanze kann viel Biomasse aufbauen, wenn ausreichende Strahlung und hohe Temperaturen vorherrschen. Diese vegetative Entwicklung läuft beim Mais überwiegend in der Langtagsphase ab. Während der früh gesäte Mais zeitgemäß ab Mitte Juli das Fahnenblatt schob, verzögerte sich die weibliche Blüte der späteren Saattermine deutlich, wie Tabelle 4 zeigt. Mitte Mai gedrillter Mais blühte über den Monatswechsel Juli/August hinweg, spätere Saaten blühten noch später. Der August war sonnenscheinreich und niederschlagsarm mit Temperatursprüngen und Wetterwechseln. Bis weit in den September zog sich die sommerliche Wärme, die Silomaisernte startete Mitte September. Früh gesäte Maisbestände waren ordentlich abgereift, auf leichten Standorten teilweise auch schon über den optimalen Erntezeitpunkt hinweg, wie in Tabelle 4 beim ersten Saattermin aufgeführt ist. Dieser Versuch verfolgte das Ziel, bei nicht aufeinander abstimmtem Aussaat- und Erntetermin die Ertrags- und Qualitätsverluste aufzuzeigen. Die Verluste im Jahr 2024 zeigen, dass Ernte und Aussaat anzupassen sind. Neben Ertrags- und Qualitätseinbußen bei zu früher oder zu später Ernte sind weitere Probleme in der Konservierung und Fütterung zu erwarten.