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Neuer Agrarminister soll der CSU-Bundestagsabgeordnete Alois Rainer werden. Der 60-jährige Metzgermeister aus Niederbayern ist im schwarz-roten Kabinett für das neu zugeschnittene Ressort mit der Zuständigkeit „Ernährung, Landwirtschaft und Heimat“ vorgesehen.
Rainer gehört dem Bundestag seit 2013 an. In seiner ersten Legislaturperiode war er Mitglied im Ernährungsausschuss. Später war er verkehrspolitischer Sprecher seiner Fraktion, bevor er von 2021 bis 2025 den Vorsitz im Finanzausschuss innehatte.
Metzger statt „grün-veganer Hype“
Bei der Bundestagswahl im Februar gewann der designierte Minister seinen Wahlkreis Straubing mit gut 46 % der Stimmen. Rainer ist der Bruder der ehemaligen Bundesbauministerin und langjährigen CSU-Spitzenpolitikerin Gerda Hasselfeldt.
Der designierte Minister Rainer stehe für „Bauern, Bürgermeister, Handwerk und Gastronomie“, sagte CSU-Parteichef Markus Söder in München. An die Stelle von „grün-veganem Hype“ trete künftig ein Metzger. Söder bedauerte, dass der Präsident des Bayerischen Bauernverbandes, Günther Felßner, aus nachvollziehbaren Gründen seine Kandidatur zurückgezogen habe. Die Nominierung eines Mitglieds der bayerischen Staatsregierung oder der CSU-Landtagsfraktion habe jedoch nicht zur Diskussion gestanden, so Söder zu den Diskussionen um einen Wechsel seiner Agrarministerin Michaela Kaniber nach Berlin. Man sei sich immer einig gewesen, dass Kaniber in München bleibe, die dort einen guten Job mache.
Als Parlamentarische Staatssekretäre im Bundeslandwirtschaftsministerium sind die niedersächsische CDU-Abgeordnete Silvia Breher und die oberpfälzische CSU-Politikerin Martina Engelhardt-Kopf vorgesehen. Breher war zuletzt familienpolitische Sprecherin ihrer Fraktion. Die stellvertretende CDU-Bundesvorsitzende ist seit 2017 Mitglied des Bundestages. Sie vertritt als Nachfolgerin von Franz-Josef Holzenkamp den Wahlkreis Cloppenburg-Vechta, den sie bei der vorgezogenen Wahl im Februar erneut sicher gewann. Breher ist Juristin. Von 2011 bis 2017 war sie Geschäftsführerin des Kreislandvolkverbandes Vechta.
Die 43-jährige Engelhardt-Kopf sitzt seit 2021 im Bundestag. Die Diplom-Handelslehrerin ist Nebenerwerbslandwirtin. Sie hat für die CSU an den Koalitionsverhandlungen in der Arbeitsgruppe Umwelt, Landwirtschaft und ländlicher Raum teilgenommen. Wer beamteter Staatssekretär im Agrarressort werden soll, ist noch offen. Als Favorit für den Posten gilt der Präsident des Bundesinstituts für Risikobewertung, Prof. Andreas Hensel.
Connemann Wirtschaftsstaatssekretärin
Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie soll die frühere CDU-Bundestagsabgeordnete Katherina Reiche übernehmen. Die gebürtige Brandenburgerin war nach ihrem Ausscheiden aus dem Parlament Hauptgeschäftsführerin des Verbandes kommunaler Unternehmen und ist seit 2020 Vorstandsvorsitzende des Energieversorgungsunternehmens Westenergie. Ihr zur Seite steht als Parlamentarische Staatssekretärin und Mittelstandsbeauftragte Gitta Connemann. Die niedersächsische CDU-Politikerin ist seit Jahren auch in der Agrarpolitik engagiert.
In den Holstenhallen in Neumünster fand die 15. Pferdemesse Nordpferd statt. Bis zum Sonntagnachmittag verzeichneten die Veranstalter mit 28.500 Besuchern etwa gleichbleibende Zahlen und waren damit „mehr als zufrieden“.
„Es ist alles sehr gut gelaufen“, resümierte Birgit Wolf von der veranstaltenden Messe und Marketing GmbH. Sie freute sich, dass so viele Menschen die Holstenhallen besuchten und „gut einkauften“.
Besonders glücklich war die Veranstalterin mit dem Schauabend. Beide Abende seien nahezu ausverkauft gewesen. „Es ist auch für die Darsteller ein schöneres Gefühl, vor vollem Haus zu spielen“, erzählte Wolf. Das Publikum in Neumünster sei wie immer sehr pferdeaffin gewesen. „Es wird ganz leise, wenn etwas nicht klappt, und es gibt Applaus an Stellen, an denen in anderen Hallen nicht einmal bemerkt wird, dass etwas Besonderes passiert“, erklärte die Chefin.
In diesem Jahr waren auch viele Familien unter den Zuschauern. Publikumsliebling sei der Tscheche Michal Bednar mit seinen elf Pferden in der Freiheitsdressur gewesen. „Das ist so beeindruckend, da kommen einem die Tränen“, resümierte Wolf. Ihr Favorit war jedoch Susan Lamp mit den Shetlandponykutschen: „Da steckt so viel Liebe drin. Das imponiert mir dermaßen, dass sie mein Herz gewonnen haben.“
Auch das Konzept des umgestalteten Außenbereichs ging gut auf. Die Zelte waren so arrangiert, dass eine Straße entstand. Das gute Wetter trug ebenfalls zum Gelingen bei, und so war die Messe draußen wie drinnen stets gut besucht.
„Wir haben ein hochzufriedenes Lächeln im Gesicht. Es ist ein großes Glück, dass alles so klappt“, lachte Wolf am Sonntag. Nach einer kurzen Pause fügte sie noch hinzu: „Vielleicht spielt auch das gute Konzept mit hinein.“ So wird es im nächsten Jahr wohl die 16. Auflage der größten Pferdemesse in Norddeutschland geben.
Wer einen schönen, gepflegten Garten genießen möchte, muss nicht unbedingt von Frühjahr bis Herbst viele Stunden täglich mit Gartenarbeit verbringen. Einige Einjährige und Stauden erzeugen nur wenig Aufwand und blühen trotzdem wochenlang.
Gewürztagetes wird teils auch als Schmalblättrige Studentenblume angeboten. Foto: Karin Stern
Wenden wir uns zunächst den pflegeleichten Einjährigen zu. Mit einem reichen und ausdauernden Flor beeindruckt die Schmalblättrige Tagetes (Tagetes tenuifolia), manchmal auch als Gewürztagetes angeboten. Bei Aussaat im Mai öffnen sich ab Juni die je nach Sorte orangefarbenen (‚Luna Orange‘) oder zitronengelben (‚Luna Lemon‘) Blüten. Sie leuchten intensiv in Beet oder Topf bis zum Frost. Die reich verzweigten Pflanzen bilden unzählige ungefüllte Blüten. Insekten kommen gern zum Sammeln von Pollen und Nektar. Tipp: Mit der Vorkultur auf der Fensterbank ab Mitte März kommt man schneller in den Genuss der Blüte. Die Setzlinge jedoch erst nach dem letzten Frost auspflanzen. Eine Freilandaussaat ist ab Ende April möglich. Wer Probleme mit Schnecken hat, sollte die Pflanzen im Mai entsprechend schützen. Sind sie den Schnecken davongewachsen, besteht erfahrungsgemäß kein Risiko mehr.
Umwerfende Wirkung, kaum Arbeit: Die Zinnienblüten schweben über dem Federgras. Foto: Karin Stern
Um Zinnien (Zinnia) machen Schnecken ohnehin einen großen Bogen. Die Dauerblüher lieben einen vollsonnigen Standort mit nährstoffreichem Boden. Mit Trockenheit kommen sie ganz gut zurecht. Bei zu feuchtem Boden geben sie jedoch schnell auf. Die Aussaatzeit in Frühbeet oder Freiland dauert von April bis Mai. Am Samenständer finden sich verschiedene Varianten. Allesamt präsentieren sie sich in großer Farbvielfalt – und das über viele Sommerwochen hinweg. Dahlienblütige Zinnien beeindrucken mit außergewöhnlich großen Blüten. Sie sind haltbare Schmuck- und Schnittblumen für Sommerblumenbeete oder zwischen Stauden. Auch die Pflanzgemeinschaft mit Gräsern wirkt sehr attraktiv. Tipp: Die erste Blüte ausbrechen, dann verzweigt sich die Zinnie besser. Für die Vase erst voll erblüht schneiden. Sorten aus der Profusion-Serie zeigen einfache Blüten in verschiedenen Farbtönen. Sie wirken schlichter als die dahlienblütigen Zinnien. Ein Mittelding mit halbgefüllten Blüten bietet die sehr blühwillige Sorte ‚Old Mexico‘. Zu achten ist beim Samenkauf zudem auf die Höhe der jeweiligen Sorte. Sie variiert von 20 bis 100 cm.
Purpursonnenhut stammt aus den Prärien Nordamerikas. Er ist sehr trockenheitsverträglich. Foto: Karin Stern
Auch unter den Stauden finden wir einige Arten, die bei nur wenig Aufmerksamkeit über Wochen hinweg mit reichem Blütenflor oder attraktivem Blattschmuck erfreuen. Ganz oben auf der Liste stehen die beiden Gattungen des Sonnenhuts. Die aus Nordamerika stammende robuste Rudbeckia ist ein attraktiver Spätsommer- und Herbstblüher. Die sonnengelben Blüten sind aus dem Herbstgarten nicht wegzudenken. Sie fügen sich im Bauerngarten ebenso gut ein wie ins Beet oder in Präriepflanzungen. Die bewährte Sorte ‚Goldsturm‘ (Rudbeckia fulgida var. sullivantii) blüht unermüdlich von August bis Oktober. Mit 40 bis 50 cm Höhe bleibt ‚Little Goldstar‘ etwas niedriger. Für natürlich gestaltete Bereiche empfiehlt sich der Oktober-Sonnenhut (Rudbeckia triloba), ein wahres Blütenwunder, das seinen reichen Flor bis in 120 cm Höhe reckt. Der bekannteste Vertreter der zweiten Gattung ist der Purpur-Sonnenhut (Echinacea purpurea). Die wertvolle Staude stammt ebenfalls aus den Prärien Nordamerikas. Heiße Sommer und Trockenperioden machen dem Purpur-Sonnenhut nichts aus. Sonnige Standorte mit durchlässigem, nährstoffreichem Boden sind genau richtig. In den letzten Jahren ist eine Vielzahl neuerer Hybriden in den Handel gekommen. Die Farbpalette erstreckt sich mittlerweile von Weiß über Gelb, Orange, Rosa, Rot und Violett bis hin ins Grünliche. Bei der Auswahl der Sorte(n) kann man sich vom Farbwunsch und der Wuchshöhe leiten lassen.
Die Kugeldistel wird mit weißen oder blauen Blüten angeboten. Foto: Karin Stern
Als wunderbar pflegeleicht und als Hingucker im Beet entpuppt sich die Kugeldistel (Echinops). Sorten wie ‚Star Frost‘, ‚Arctic‘, ‚Veitch‘s Blue‘ oder ‚Taplow Blue‘ beeindrucken mit weißen oder violetten bis blauen Blütenköpfen. Je nach Sorte ziert die Blüte von Juli bis September. Sie wird gern von Bienen und Hummeln besucht. Kugeldisteln sind recht trockenheitstolerant und bevorzugen einen mageren, trockenen Boden in sonniger Lage. Hier überzeugen sie mit Standfestigkeit. Für die Ernte von Trockenblumen sollte der Schnitt vor dem Öffnen der ersten Blüte erfolgen. Karin Stern
Weitere pflegeleichte Blühpflanzen (Auswahl):
Sonnenblumen (Helianthus), einjährig, verschiedene Sorten und Wuchshöhen, sonniger Standort, nährstoffreicher Boden, bei Trockenheit gießen
Schmuckkörbchen (Cosmea bipinnatus): einjährig, verschiedene Sorten und Wuchshöhen, sonniger Standort, kommt mit fast jedem Boden zurecht, der nicht zu stark gedüngt ist, sät sich selbst aus
Bergenie (Bergenia): mehrjährig, robuster, wintergrüner Frühblüher und Blattschmuckstaude, verträgt Trockenheit, Sonne bis Schatten, dort aber nur spärliche Blüte
Sonnenbraut (Helenium): mehrjährig, Präriestaude für Beet, Bauern- und Präriegarten, Schnittblume, sonniger Standort mit nährstoffreichem Boden, der nicht zu trocken sein sollte, viele farbstarke Hybriden mit unterschiedlicher Wuchshöhe
Steppen-Salbei (Salvia nemorosa): mehrjährig, für warmen Standort mit durchlässigem, mäßig nährstoffreichem Boden, kommt auch mit Trockenheit zurecht, Hauptblüte in (Purpur-)Violett, Blau oder Weiß von Juni bis Juli, bei Rückschnitt Nachblüte im September, Wuchshöhe sortenabhängig
Margerite (Leucanthemum): mehrjährig, heimische Wildblume, mittlerweile viele Hybrid-Sorten (zum Beispiel ‚Eisstern‘, ‚Beethoven‘, ‚Gruppenstolz‘, ‚Silberprinzesschen‘,) sortenabhängige Blütezeit von Mai bis September, verschiedene Wuchshöhen von 30 bis 80 cm
Am Samenständer finden sich verschiedene Sorten der Schmuckkörbchen. Sie unterscheiden sich in Blütenfarbe und Wuchshöhe. Foto: Karin SternSonnenbraut ,Bandera‘ ist mit 50 cm Höhe eine niedrige Sorte. Höhere Vertreter können bis zu 150 cm hoch werden. Foto: Karin SternSteppen-Salbei ,Amethyst‘ ist eine hochwachsende Sorte mit auffälliger Blüte. Foto: Karin Stern,Gruppenstolz‘ ist eine kompakte und standfeste Margeritensorte. Foto: Karin Stern
Eine durchwachsene Bilanz zieht die deutsche Zuckerwirtschaft nach Abschluss der Rübenkampagne. Einer hohen Rübenmenge stand ein nur geringer Zuckergehalt gegenüber. Zudem plagten Pflanzenkrankheiten und vor allem der schlechte Zuckerpreis die Anbauer. EU-weit wird für 2025/26 mit einer Verkleinerung der Anbauflächen gerechnet.
In der Kampagne 2024/25 wurde in den 18 deutschen Zuckerfabriken die Rekordmenge von fast 32,70 Mio. t Zuckerrüben verarbeitet; gegenüber dem Vorjahr sei das ein Plus von 9,7 %, teilten die Wirtschaftliche Vereinigung Zucker (WVZ) und der Verein der Zuckerindustrie (VdZ) in der vorigen Woche mit. Zurückzuführen ist dies auf eine Ausweitung der Anbaufläche um 5,9 % und einen Anstieg des durchschnittlichen Rübenertrages um 3,5 %.
Dennoch fällt die Bilanz zwiespältig aus. Denn es gab beim durchschnittlichen Zuckergehalt mit 16, 3% das zweite Mal in Folge einen Negativrekord: 2022/23 waren es noch 17,5 %. Für lange Gesichter bei den Anbauern sorgte aber vor allem der EU-Zuckerpreis, der im Vorjahresvergleich um 35 % nach unten ging und im Februar 2025 laut EU-Kommission bei nur noch 541 €/t Zucker stand.
Hoher Krankheitsdruck von Anfang an
Diese Zahlen spiegeln laut WVZ und VdZ das Anbaujahr wider. Aufgrund hoher Niederschläge sei die Rübensaat im Frühjahr 2024 erst spät in den Boden gekommen. Das feuchte und warme Wetter habe dann über die gesamte Vegetationszeit Pflanzenkrankheiten gefördert. Außerdem seien die Sonnenstunden im Frühherbst ausgeblieben, und die Schilf-Glasflügelzikade habe mit der Übertragung der Krankheiten SBR und Stolbur ihr Übriges getan.
Jetzt richten die beiden Verbände den Blick nach vorn. Ihren Angaben zufolge ist die Rübenaussaat mittlerweile weitgehend abgeschlossen. EU-weit werde für 2025/26 mit einer Verkleinerung der Anbauflächen gerechnet. Nicht zuletzt hoffe die Branche auf bessere Ergebnisse als 2024/25.
Südzucker erwartet Ergebnisrückgang
Unterdessen rechnet die Südzucker AG mit einem nur verhaltenen Start ins Geschäftsjahr 2025/26. Für das Ende Mai ablaufende erste Geschäftsquartal erwartet das Unternehmen einen deutlichen Rückgang beim Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) auf 230 Mio. €; das operative Ergebnis wird bei 155 Mio. € gesehen.
Südzucker bestätigte die erste Prognose für das Geschäftsjahr 2025/26 vom Februar. Der Konzern geht von einem moderaten Rückgang des Konzernumsatzes aus. Das Konzern-Ebitda wird zwischen 525 Mio. € und 675 Mio. € gesehen, das operative Konzernergebnis zwischen 150 Mio. € und 300 Mio. €. Dieser Prognose liegt grundsätzlich die Annahme zugrunde, dass sich das seit Oktober 2024 stark reduzierte EU-Zuckerpreisniveau ab dem Zuckerwirtschaftsjahr 2025/26 verbessern werde. age
Rübenmarkvergütung 2024 vereinbart
Vertragsangebot für den Rübenanbau 2026 in Verhandlung
Die Nordzucker AG und der Dachverband Norddeutscher Zuckerrübenanbauer e. V. (DNZ) haben sich auf die Rübenpreise und Nebenbestandteile der zurückliegenden Ernte verständigt, das teilt der Zuckerrübenanbauerverband Schleswig-Holstein mit.
Die endgültige Rübenmarkvergütung wurde auf 3,98 €/t Rüben festgesetzt und gilt für Vertragsrüben, Überrüben und Vortragsrüben. Insgesamt werde beim durchschnittlichen Zuckergehalt im Verbandsgebiet ein erfreulicher Vertragsrübenpreis von 49,44 €/t erreicht, heißt es im aktuellen Mitgliederrundschreiben des Zuckerrübenverbandes SH.
Darin wird betont, dass der Abschluss wesentlich durch die erfolgreiche Zuckervermarktung im Geschäftsjahr 2024/25 geprägt sei. Die Auszahlung des restlichen Rübengelds erfolge am 30. April, heißt es weiter.
Die Gespräche zwischen Nordzucker und dem Dachverband Norddeutscher Zuckerrübenanbauer (DNZ) zum Zuckerrübenlieferungsvertrag für das Anbaujahr 2026 laufen bereits seit Februar dieses Jahres. Das seit 2017 bewährte Grundprinzip zur Ableitung des Rübenpreises aus den Zuckerverkaufspreisen soll auch künftig fortgeführt werden. Aufgrund der veränderten Kostenentwicklung in der Zuckerindustrie und im Rübenanbau bedürften die einzelnen Parameter aber einer umfassenden Überprüfung, heißt es in dem Schreiben. Bislang liegt dazu noch keine Einigung vor, die Verhandlungen werden im Mai fortgesetzt.
Daher ist es nicht auszuschließen, dass es in diesem Jahr zu einer Verzögerung der Vertragszeichnung kommt.
Zuckerrübenanbauerverband Schleswig-Holstein e. V.
Das Deutsche Milchkontor (DMK) und das deutlich größere dänisch-schwedische Meiereiunternehmen Arla Foods wollen sich zusammenschließen. Von der Fusion sind deutschlandweit 7.000 Landwirte betroffen. In dem neuen Unternehmen soll DMK der Juniorpartner werden. Durch die Fusion entstünde die größte Meiereigenossenschaft Europas mit 12.000 Landwirten und einem Umsatz von 19 Mrd. €. Geplant ist eine gemeinsame Genossenschaft unter dem Namen Arla mit Hauptsitz im dänischen Viby. Arla-FoodsChef Peder Tuborgh solle das Unternehmen leiten, hieß es in einer gemeinsamen Erklärung. Der Vorstandschef der DMK Group, Ingo Müller, solle Executive Vice President werden. Der Fusion müssen die Vertreterversammlungen zustimmen. Die Entscheidung der Kartellbehörden wird von den Unternehmen nicht vor dem ersten Quartal 2026 erwartet.
Damit geht die Meiereibranche in die nächste Konsolidierungsphase. In den vergangenen Jahren fanden bereits große Zusammenschlüsse statt. Diesmal wird es Arla von Rang sieben auf Platz Nummer drei oder vier der weltgrößten Milchverarbeiter katapultieren. 2007 fusionierte die britische Express Dairies mit Arla Foods, das stärkte die Marktpräsenz der Dänen auf der Insel. 2008 fusionierten die niederländischen Unternehmen Friesland Foods und Campina zur Royal Friesland Campina, einem der größten Meiereikonzerne Europas. Die französische Lactalis zeichnete in den 2010er Jahren Übernahmen in mehreren Ländern, darunter Deutschland und Belgien, und festigte ihre Position als weltweit führender Meiereikonzern. 2012 fusionierte Arla mit der britischen Meierei Milk Link, das stärkte die Position der Dänen auf dem britischen Markt erneut erheblich. Die einzelnen Unternehmen wurden in dieser Zeit immer größer und die Milch immer weniger. Ziel der geplanten Fusion von Arla und DMK sei es, durch gemeinsame Ressourcen und erweiterte Marktpräsenz die Resilienz gegenüber rückläufiger Milchproduktion in Europa zu stärken, heißt es zur Motivation in der gemeinsamen Presseerklärung.
Aus Marktsicht konnten die Verhandlungen in entspannter Atmosphäre stattfinden. Der Deal kommt zu einem Zeitpunkt mit Hochpreisen für Butter und Milchprodukte. Gleichzeitig ist die Nachfrage nach Milch hoch und das Angebot geht zurück. Man kann diesen Schritt durchaus von verschiedenen Seiten sehen. Einerseits hängt an einer Juniorpartnerschaft der Geschmack von Übernahme. Die Größe des neuen Unternehmens und der Wegfall eines Marktpartners sind ein weiterer Schritt hin zu einem oligopolen Markt. Die Macht der Meiereien auch gegenüber ihren Mitgliedern und Milchlieferanten werde ausgebaut, werden Bedenken aus der Landwirtschaft geäußert. Bislang verschwand mit jedem Zusammenschluss im Wettbewerb um Rohmilch auch ein Milchabnehmer, der mit einem höheren Preis hätte werben können.
Auf der anderen Seite ist die Fusion in der aktuellen Lage ein deutliches Zeichen von Rohstoffpolitik. Den Meiereien geht durch den starken Strukturwandel die Milch aus. Auf diese Weise sollen Wettbewerbsfähigkeit und Effizienz gesichert werden sowie bessere Verhandlungspositionen gegenüber dem Lebensmittelhandel. Verbände und Milchviehhalter haben sich kritisch geäußert, dass die Stimmen der Milchviehhalter bei diesen genossenschaftlichen Marktriesen an Wert verlieren könnten. Es gibt einen weiteren Marktaspekt, der in der jüngsten Zeit wieder aktuell wurde. Wann steigt der Lebensmittelhandel ein und rückt durch Vertikalisierung direkt an die Landwirtschaft heran? Wie jüngst in Brandenburg geschehen, wo der Edeka-Verbund die Uckermärker Milch Prenzlau übernommen hat. In solchen Konstellationen dürfte es ganz eng werden mit der Mitsprache.
Eine zu drastische Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) wird es mit EU-Agrarkommissar Christophe Hansen nicht geben. „Eine 180-Grad-Wende sollten wir nicht provozieren. Viele Betriebe würden dann in die Unwirtschaftlichkeit gestürzt“, konstatiert der neue Brüsseler Agrarchef im Gespräch mit dem Pressedienst Agra Europe. Was den möglichen Zeitpunkt für die Vorlage der Reformvorschläge zur GAP angeht, macht der Kommissar Druck. Am liebsten wäre ihm ein Termin noch vor der Sommerpause.
Nachdrücklich warnt er vor einem Abschmelzen des EU-Agrarhaushalts im nächsten Mehrjährigen Finanzrahmen (MFR) nach 2027. Die mögliche Konkurrenz mit einem wohl steigenden EU-Verteidigungsbudget kontert der Kommissar mit der Aussage, dass eine hinreichende Nahrungsmittelerzeugung auch Teil der Sicherheitspolitik sei. „Wenn es um Quantität und Qualität von landwirtschaftlichen Produkten geht, dürfen wir uns nicht von Drittländern abhängig machen“, argumentiert Hansen. Des Weiteren betont der Luxemburger, dass in vielen Regionen die landwirtschaftliche Produktion ohne die angepasste und angemessene Förderung nicht möglich oder nicht wirtschaftlich sei. Zudem stellt er klar, dass aus seiner Sicht EU-Agrargelder am meisten in Berggebieten und anderen benachteiligten Regionen gebraucht würden. Auch lässt er einen stärkeren Fokus auf eine anreizbasierte Politik durchblicken.
Direktzahlungen erhalten
Gleichzeitig plädiert Hansen für den Erhalt der Direktzahlungen. Viele Betriebe hätten schließlich Investitionsentscheidungen auf dieser Grundlage getroffen. Nichtsdestoweniger zeigt sich der Kommissar offen für eine „gewisse Degressivität der Beihilfen“. Schließlich sollte jedem einleuchten, dass ein Betrieb, der 10 ha bewirtschafte, wahrscheinlich andere Bedürfnisse habe als ein Betrieb mit 1.000 ha.
Die Hilfen sollten seiner Meinung nach dort ankommen, wo sie auch am meisten gebraucht würden. „Die Landwirte, die ich kenne, würden am liebsten alle von ihrer Produktion leben können, weil sie Unternehmer sind und an ihr Geschäftsmodell glauben.“ Gleichzeitig rechtfertigt der Agrarkommissar die Beihilfen auch mit vielen Anforderungen durch die Politik, die schließlich auch zu Einbußen führen würden.
Den Rotstift ansetzen könnte man laut dem Brüsseler Agrarchef gegebenenfalls bei kleinen Hobby-Betrieben, die quasi keine landwirtschaftliche Produktion hätten. Überdies spricht sich der Kommissar dafür aus, den Faktor Arbeitskraft stärker als bisher bei den Beihilfen zu berücksichtigen. Details blieb Hansen hier allerdings schuldig.
Konditionalität vereinfachen
Konkretes gibt es zum in Kürze erwarteten GAP-Vereinfachungspaket. Es könnte unter anderem ein Abschwächen der Standards für den „guten landwirtschaftlichen und ökologischen Zustand“ (Glöz) zum Inhalt haben. Das geht zumindest aus einem geleakten Anhang für den Entwurf der entsprechenden Omnibus-Verordnung hervor. Offiziell soll das Dokument von der Kommission am 14. Mai präsentiert werden.
Für Dauergrünland (Glöz 1) sollen die Mitgliedstaaten laut dem Leak unter anderem die akzeptierte Höchstgrenze für den Rückgang von 5 % auf 7 % anheben dürfen. Als Referenzjahr bleibt es bei 2018. In Glöz 2 – also dem Schutz von Mooren und Feuchtgebieten – sollen die EU-Länder den Landwirten, die sich an die gegebenen nationalen Vorschriften halten, eine zusätzliche Vergütung anbieten können.
Sollten die Vorschläge Mitte Mai tatsächlich so präsentiert werden, dürfen sich auch die Biobauern über eine reduzierte Bürokratielast freuen. Da sie viele Regeln der Konditionalitätsanforderungen bereits über das EU-Ökorecht ohnehin einhalten müssen, wären sie „green by definition“ und somit von entsprechenden Nachweisen befreit. Konkret soll es dem Leak zufolge vor allem um die Glöz-Standards 1 zum Dauergrünland sowie Glöz 3 – ein Verbot des Stoppelabbrennens – gehen. Eingeschlossen wären außerdem Glöz 4, Glöz 5 und Glöz 6. Diese entsprechen den Anforderungen zur Anlage von Pufferstreifen, der Verringerung der Bodenerosion und der Pflicht zur Bodenbedeckung.
Darüber hinaus wird in dem noch unveröffentlichten Dokument vorgeschlagen, die Zahl der Vor-OrtKontrollen auf höchstens eine pro Jahr zu beschränken. In der Kommunikation zwischen dem Kabinett von Agrarkommissar Christophe Hansen und der zuständigen Generaldirektion für Landwirtschaft (DG Agri) der EU-Kommission gibt es Stimmen der DG Agri, die vor einem zu starken Herabsetzen der Auflagen und Standards warnen. Befürchtet wird demnach vor allem, dass Großbetriebe im Vergleich zu kleineren Höfen relativ gesehen weniger kontrolliert werden.
Die DG Agri befürchtet zudem, dass ein „Abschaffen von Klima- und Umweltauflagen“ das bereits negative Image des Sektors weiter verschlechtert. Hier sei Vorsicht geboten, so die Beamten. age
Ohne eine praktikable Lösung zur Umsetzung der Weidepflicht für Rinder droht vielen Ökobetrieben das Aus. Ein Rechtsgutachten zeigt, dass die EU-Ökoverordnung Alternativen zum Weidezugang zulässt. Eine generelle Weidepflicht könne aus der Verordnung nicht abgeleitet werden, so Joachim Rukwied, Präsident des Deuschen Bauernverbandes (DBV), und Naturland-Präsident Hubert Heigl in einem gemeinsamen Appell an die Länderagrarminister.
Die drohende Weidepflicht für Rinder im Ökolandbau alarmiert den DBV und den Ökoverband Naturland gleichermaßen. In einem gemeinsamen Schreiben appellieren Rukwied und Heigl an die Länderagrarminister, sich für eine praktikable Lösung bei der Umsetzung der Weidepflicht einzusetzen. Andernfalls werde eine große Zahl an Betrieben nicht nur aus der Ökomilcherzeugung, sondern aus dem Ökolandbau insgesamt aussteigen, heißt es in dem Schreiben. Mittelfristig sei mit einem Rückgang der Ökomilchmenge um fast 20 % zu rechnen.
Bauernverband und Naturland sind sich einig
Rukwied und Heigl sind überzeugt, dass die starre Auslegung der Weidepflicht, wie sie die EUKommission derzeit vornimmt, nicht mit dem tatsächlichen Rechtsrahmen der EU-Ökoverordnung vereinbar sei. Sie berufen sich dabei auf ein Rechtsgutachten, das Naturland in Auftrag gegeben hat. Danach lasse der Verordnungstext ausdrücklich Alternativen zum Weidezugang zu.
So bestehe für alle Betriebe lediglich die Verpflichtung, Zugang zu Raufutter und sonstigem Freigelände zu gewährleisten. Eine generelle Weidepflicht könne aus der Verordnung hingegen nicht abgeleitet werden. „Es gibt rechtskonforme Lösungswege innerhalb des bestehenden EU-Rechtsrahmens, die den betroffenen Betrieben eine langfristige Perspektive bieten“, stellen die beiden Verbandspräsidenten fest.Fließtext
Rigide Vorgaben einiger Mitarbeiter
Rukwied und Heigl kritisieren die gegenwärtige Auslegung der Weidepflicht, wie sie der Arbeitskreis der Kontrollbehörden vorgelegt hat, die in den Ländern für den Vollzug und die Überwachung der Brüsseler Rechtsvorschriften für den Ökolandbau zuständig sind. Deren Einschätzung entspreche den „rigiden Vorgaben einiger Mitarbeiter der EU-Kommission“, stelle für den hiesigen Ökolandbau jedoch eine erhebliche Gefahr dar. Der drohende Schaden sei unnötig und vermeidbar, wenn man sich an den Ergebnissen des Rechtsgutachtens orientiere, betonen die Verbandschefs.
Rukwied und Heigl verweisen auf den Zeitdruck. Betroffene Betriebe müssen sich bis zum 15. Mai entscheiden, ob sie die Ökoförderung im Rahmen der Zweiten Säule weiter in Anspruch nehmen wollen. Eine praxistaugliche Lösung müsse zeitnah geschaffen werden.age
Die Dienstzeit von Stephan Gersteuer, Generalsekretär des Bauernverbandes Schleswig-Holstein (BVSH), endet am 30. April – nach 37 Jahren Einsatz für die Landwirtschaft und den ländlichen Raum. Über seine Erlebnisse und einschneidende Ereignisse sprach er im Interview mit dem Bauernblatt.
Wie sind Sie zum Bauernverband gekommen?
Ich hatte damals die Qual der Wahl. Meine Bewerbung als Richter in Schleswig-Holstein wäre positiv beschieden worden, wie ich hinterher erfahren habe, und ich wäre ans Landgericht Lübeck gekommen. Der Vorsitzende meiner Prüfungskommission war zugleich Vizepräsident des Oberlandesgerichts Hamburg und hatte mir angeboten, Richter in Hamburg zu werden. Und ich hatte als Referendar eine Station im Innenministerium, das mich auch gern haben wollte. Zum Verband kam ich mehr durch Zufall. In der Zeit zwischen schriftlicher und mündlicher Prüfung habe ich in der Kanzlei meines Vorgängers Peter Paulsen und seiner Frau gejobbt. Als ich meine mündliche Prüfung absolviert hatte, sprach er mich an, ob ich nicht zum Bauernverband kommen wolle. So hatte ich eine vierte Möglichkeit und ein sehr hartes Wochenende, weil ich ahnte: Die Entscheidung, die du jetzt triffst, wird deinen Lebensweg bestimmen. Heute bin ich mir sicher, dass ich die richtige Entscheidung getroffen habe. Meine Tätigkeit beim Bauernverband ist höchst abwechslungsreich und fordernd gewesen. Aber ich habe mich immer sehr gern für die Bäuerinnen und Bauern eingesetzt und für die bäuerlichen Familien gearbeitet, weil das fast ausschließlich hochanständige Leute sind. Nach meiner Überzeugung führt das Arbeiten in der Natur und mit den Tieren dazu, dass man im positivsten Sinne bodenständig ist.
Welche Verbindung zur Landwirtschaft hatten Sie damals?
Meine Familie ist nach Schülp bei Rendsburg gezogen, als ich sechs Jahre alt war. Ich bin also auf dem Dorf aufgewachsen. Ein guter Freund von mir kam von einem Milchviehbetrieb, wo ich in der Jugend mitgeholfen habe. Ich kannte also den ländlichen Raum und die Landwirtschaft und deswegen konnte ich mir auch gut vorstellen, zum Bauernverband zu gehen, wo ich zunächst gar nicht in der Rechtsabteilung, sondern in der Abteilung Vieh und Fleisch tätig war.
Welche Ereignisse sind Ihnen in besonderer Erinnerung geblieben?
Mit der Barschel-Affäre in meiner Anfangszeit ging die lange Zeit CDU-geführter Landesregierungen vorerst zu Ende. Das war eine Herausforderung für den Bauernverband, wobei es tatsächlich gelungen ist, den Geltungsanspruch der Landwirtschaft und des Bauernverbandes auch unter SPD-geführten Regierungen aufrechtzuerhalten. Dann kamen die spannenden Jahre der Wiedervereinigung. Alles änderte sich und wir haben geholfen, in Mecklenburg-Vorpommern den Verband mit aufzubauen. Mir ist sehr eindrucksvoll in Erinnerung, wie ich mit Karl Eigen bei der Versammlung der LPG-Vorsitzenden in Mecklenburg war, wo man teilweise völlig aneinander vorbeigeredet hat, weil man aus verschiedenen Welten kam.
Im Rahmen der Wiedervereinigung ging der kommissarische Leiter der Rechtsabteilung im Verband zur Treuhand und ich habe in innerhalb von vier Tagen die Rechtsabteilung übernommen. Mir hat die Arbeit dort sehr viel Freude bereitet, weil ich gern Jurist bin und immer sehr neugierig und lösungsorientiert war. Am meisten Spaß hat es mir gemacht, wenn ich den einzelnen Betrieben konkret helfen konnte. Wir hatten zum Beispiel zweimal Fälle in Schleswig-Holstein mit Verunreinigungen von Saatgut, einmal von Raps und einmal von Mais. Die betroffenen Betriebsleiter waren deshalb in großer Sorge um ihre Ernten. Wir haben jeweils eine Interessengemeinschaft gebildet, erfolgreich mit den Saatgutherstellern verhandelt und gute Entschädigungsregeln für die Betriebe vereinbaren können.
Wie waren damals die Verbandsstrukturen im Vergleich zu heute?
Die Struktur mit den einzelnen Kreisgeschäftsstellen war mit heute vergleichbar, auch wenn es damals noch deutlich mehr Kreisbauernverbände gab – allein vier in Ostholstein und Lübeck. Aber die Arbeit mit den Landwirten ist deutlich digitaler geworden durch Mobiltelefon, E-Mail und Internet. Als ich zum Verband kam, lief praktisch alles über die gelbe Post. Das Mitglied konnte man individuell nur per Telefon oder durch einen Brief erreichen und generell nur übers Bauernblatt. Das waren die einzigen Kommunikationswege.
Was allerdings schon aufkam, war das Fax, das in den 1990er Jahren durchstartete. Das hat die Arbeit geändert. Landwirte faxten einen Vertragsentwurf und erwarteten gleich eine Antwort am Telefon. Damals war ich als Jurist noch Einzelkämpfer in der Rechtsabteilung. Mit der Zeit und der immer weiter ausufernde Bürokratie gab und gibt es immer mehr Rechtsfragen auf den Betrieben. Deswegen haben wir heute eine deutlich größere Rechtsabteilung.
Gibt es unangenehme Erinnerungen?
Was von meinen 37 Jahren beim Verband natürlich auch in Erinnerung bleibt, sind die Krisen. Sie haben die landwirtschaftlichen Betriebe vor existenzielle Herausforderungen gestellt. Ehrlich gesagt, haben wir das ein oder andere Mal diese Frage auch für den Verband selbst gesehen. Ich denke da an die MGN-Krise. Bei der Nordbutter – einem der Gesellschafter – war der Bauernverband in der geschäftsführenden GmbH beteiligt, auch personell. Die Bauern haben durch die Pleite ein Monatsmilchgeld verloren. In Hohenwestedt musste Verbandspräsident Karl Eigen vor protestierenden Milchbauern durch die Polizei geschützt werden. Das ging ins Mark.
Die BSE-Krise war tiefgreifend. Über Wochen war BSE täglich die negative Topmeldung in den Zeitungen, Abendnachrichten und Talkshows. Zwei Bundesminister verloren ihr Amt. Die Bevölkerung war völlig verunsichert. Der Rindfleischmarkt brach zusammen. Betroffene Tierbestände wurden komplett gekeult. Nicht wenige Tierhalter hatten den Alptraum, dass es am nächsten Tag auch in ihrem Stall totenstill sein könnte. Wir haben damals eine Demonstration auf dem Rendsburger Paradeplatz organisiert, bei der es mehr um den Zusammenhalt ging als um konkrete Forderungen. Wir sind zusammenzukommen und es hat den Landwirten tatsächlich geholfen zu sehen, dass man nicht allein war mit dem Problem.
Schon damals gab es das, was man heute Framing nennt: Die Schuld wurde dem „agroindustriellen Komplex“ zugeschrieben. Tatsächlich gab es aufgrund des verfütterten Milchaustauschers die meisten Fälle in kleinbäuerlichen Betrieben in Bayern. Aber alles Schlechte hat sein Gutes: Aus diesen Erlebnissen habe ich viel gelernt in Sachen Krisenmanagement und Krisenbewältigung.
Haben Sie ein Beispiel?
Als ich sehr frisch Generalsekretär war, traten Verunreinigungen von Futtermitteln auf, der sogenannte Dioxin-Skandal. Es lag ein für die Landwirte folgenreicher Verstoß vor. Aber es war sehr schnell klar, dass aufgrund des großen Verdünnungseffekts des verunreinigten Öls in der Futtermischung und im Produkt kein Risiko für die menschliche Ernährung bestand. Das hat man in den Medien aber leidlich ignoriert und lieber skandalisiert. Dabei hatte das Bundesamt für Risikobewertung sehr früh eine entsprechende Pressekonferenz abgehalten und darauf hingewiesen, dass Verbraucher sich keine Sorgen machen müssten. Es zeigte sich, dass das System, das wir in der BSE-Zeit zur Rückverfolgbarkeit aufgebaut hatten, zuverlässig funktionierte. So konnte man genau nachvollziehen, wo betroffene Futtermittellieferungen hingegangen waren.
Wie lief das Krisenmanagement im Verband mit Blick auf die Bauernproteste der vergangenen Jahre?
2019, als sich die Bauern nach den Protesten in den Niederlanden auch hier auf Schlepper gesetzt haben und erst nach Rendsburg gefahren sind und später nach Berlin, habe ich meinen Mitarbeitern gesagt, dass wir – wie in den anderen Krisen – beharrlich weiterarbeiten müssten. Das hat sich bewährt. Wir haben uns bewusst in die Schlepperproteste nicht eingemengt, weil sich die Bauern selbst organisieren wollten. Ich merkte, dass die Mitarbeiter in diesen Phasen sehr dankbar dafür waren, dass da jemand war, der Ruhe ausstrahlte.
Natürlich hat sich in den vergangenen 37 Jahren insgesamt der Führungsstil völlig verändert. Als ich zum Verband kam, da ging man nicht zum Generalsekretär, wenn man nicht gerufen wurde. Allein die Schwelle zu überschreiten zum Vorzimmer des Generalsekretärs, war ein Akt. Aber ich habe mich sehr darum bemüht, das abzubauen, um im Team zusammenzuarbeiten. Ich bin im Hauptamt vielleicht der Erste unter Gleichen, denn bisweilen muss jemand entscheiden. Für das Mittel der Ermüdungsdiskussion haben wir nicht die Zeit.
Welche Bedeutung haben aus Ihrer Sicht die räumlichen und technischen Arbeitsbedingungen in der Hauptgeschäftsstelle und den Kreisgeschäftsstellen?
Wenn man weiß, dass die Leute jeden Tag damit arbeiten sollen und die Kosten für einen PC oder einen Monitor ins Verhältnis setzt zum Jahresgehalt, dann sind das geringe, aber gut angelegte Investitionen. Je besser die technische Ausstattung ist, umso effizienter können die Leute arbeiten und umso mehr macht ihnen die Arbeit Spaß. Deswegen war es für mich immer klar, auch in eine gute digitale Ausstattung zu investieren. Wir haben von Anfang an darauf gesetzt, dass die Referenten Notebooks bekommen, damit sie mobil arbeiten können, zum Beispiel wenn sie zu Vorträgen fahren. Wir haben auch sehr früh die Kollegen mit Mobiltelefonen beziehungsweise Smartphones und Tablets ausgestattet. Man kann heute papierlos arbeiten. Ich persönlich mache das seit zehn Jahren.
Rückschauend betrachtet haben wir auch mit dem Umzug der Hauptgeschäftsstelle vom Paradeplatz an den Grünen Kamp alles richtig gemacht. Die Kammer hatte 2008 hier gebaut. Unsere Planungen und auch die Bauphase liefen unter meinem Vorgänger im Jahr 2009 an. 2010 bin ich Generalsekretär geworden und der Umzug erfolgte im Januar 2011. Es war eine große Freude, hier in dieses neue Gebäude zu kommen. Und es ist tatsächlich wichtig, auch ein repräsentatives Gebäude zu haben. Wir hatten Glück mit den Architekten, die ein Gebäude entworfen haben, das unseren Bedürfnissen auch heute noch voll entspricht. Allein der Tagungs- und Sitzungsbereich ist ein großer Gewinn für die Zusammenarbeit im Ehren- und Hauptamt.
Sie sind nicht nur Generalsekretär des Bauernverbandes. Dazu kommen die Geschäftsführung der Tochtergesellschaften Dienste und Bauernblatt sowie der MesseRendsburg und ein Lehrauftrag an der Fachhochschule. Wie schaffen Sie dieses Pensum?
Am wichtigsten ist Spaß an der Arbeit. Ich habe meine Arbeit immer gern gemacht, bin neugierig geblieben, hatte Lust auf neue Themen, Innovationen und Technik. Wenn es einmal sehr viel wurde, habe ich mir einfach gesagt: Es gibt auch positiven Stress. Es ist eine Frage der Haltung. Natürlich muss man aufpassen und ich bin teilweise auch an meine Grenzen gekommen. Aber wenn es an die Gesundheit geht oder man nicht ruhig schlafen kann, muss man etwas ändern. Das habe ich immer rechtzeitig getan und ich habe zum großen Glück eine Frau, die mich jederzeit unterstützt und mir den Rücken gestärkt hat.
Fachliche Hintergrundgespräche – zum Beispiel zwischen dem engeren BVSH-Landesvorstand und Politikern im Rahmen der Grünen Woche 2025 in Berlin – sind für Stephan Gersteuer die Grundlage für kooperative Lösungen (v. li.): Landwirtschaftsminister Werner Schwarz, Ministerpräsident Daniel Günther, Staatskanzleichef Dirk Schrödter (alle CDU), Lisa Hansen-Flüh, Dietrich Pritschau, Ludwig Hirschberg, Klaus-Peter Lucht und Stephan Gersteuer (alle BVSH). Foto: Michael Müller-Ruchholtz
Wie beschreiben Sie Ihre Zusammenarbeit mit dem Ehrenamt?
Hier will ich unser hervorragendes Verhältnis hervorheben, das über die Jahre immer besser und freundschaftlicher geworden ist. Wir sind untereinander per Du und es ist wirklich ein gemeinsames Arbeiten. Die Theorie sagt eigentlich: Das Hauptamt bereitet vor, das Ehrenamt beschließt und dann führt das Hauptamt die Beschlüsse aus. In der Praxis haben wir aber eigentlich alles gemeinsam gemacht. So konnten wir frühzeitig auf Entwicklungen reagieren. 2016 beispielsweise gab es anhaltende Kritik an der Landwirtschaft, sie sei nicht nachhaltig genug. Die schlagwortgeprägten Diskussionen um Massentierhaltung und Gewässerverunreinigung erreichten Ihren Höhepunkt.
Wir haben mit unserem Papier „Veränderung gestalten“ frühzeitig gesagt, dass wir die Dinge selbst in die Hand nehmen und besser werden wollten. Deshalb haben wir 2017 den Dialog aller gesellschaftlichen Gruppen zu Landwirtschaft, Klima und Umwelt vorgeschlagen. Diesen Dialogprozess zur Zukunft der Landwirtschaft hat Dr. Robert Habeck zugesagt und sein Nachfolger als Landwirtschaftsminister, Jan Philipp Albrecht (beide Grüne), dann umgesetzt. Statt der Grabenkämpfe arbeiten wir seitdem gemeinsam an Lösungen, auch mit den Naturschutzverbänden. Zudem war der Dialogprozess eine wichtige Erfahrung und Grundlage für die erfolgreiche Arbeit von Werner Schwarz (CDU) in der Zukunftskommission Landwirtschaft.
Aus meiner Sicht ist die Allianz für den Gewässerschutz ein weiteres Erfolgsprojekt. Minister Robert Habeck hatte in seinem ersten Jahr 2012 im Norla-Landeshauptausschuss mehr Anstrengungen für einen besseren Gewässerschutz gefordert. Unser Vorschlag war die Allianz, die wir dann mit der Abteilung Wasserwirtschaft seines Ministeriums konzipiert haben. In dieser Logik haben wir aktuell auch die kooperative Lösung hinbekommen beim Ostseeschutz. All diese Dinge konnten und können nur durch die gute Zusammenarbeit von Ehrenamt und Hauptamt entwickelt werden.
Sie gelten bundesweit als Kenner der Gemeinsamen EU-Agrarpolitik. Welche Entwicklungen sehen Sie in Brüssel?
Das Besondere ist, dass ich in meiner Zeit beim Bauernverband die gesamte Entwicklung miterlebt habe. Das ging von aktiver Markt- und Preispolitik mit Intervention und Lagerhaltung über die MacSharry-Reform 1992 mit der Einführung der Direktzahlungen, deren Entkopplung von der Produktion mit der Reform 2003 und den weiteren Reformen bis heute. 1992 haben wir nicht geglaubt, dass diese Direktzahlungen 30 Jahre lang halten. Das ist auch ein Erfolg des Verbandes. Natürlich müssen inzwischen immer mehr Leistungen für die Prämien erbracht werden, aber sie sind nach wie vor ein wichtiger Bestandteil der Einkommenssicherung. Gleichwohl sagen wir auch: Das System muss sich weiterentwickeln und wieder einfacher werden.
Wie schwer fällt es Ihnen, nun den Staffelstab zu übergeben?
Es fällt mir schon schwer, aber ich bin jetzt 66 Jahre alt und 37 Jahre Arbeit sind auch irgendwann genug. Ich habe ab jetzt mehr Zeit für meine fünf Kinder und vier Enkelkinder und ich spiele gerne Golf. Wir haben Haus und Garten, da ist viel zu tun. Ich habe auch noch andere Pläne, die will ich aber erst angehen, wenn ich tatsächlich feststelle, dass mir langweilig wird. Was ich sicher vermissen werde, sind die Menschen hier im Ehrenamt und im Hauptamt.
Welchen Rat geben Sie dem Verband zum Abschluss?
Wir können als Berufsstand nur etwas erreichen, wenn wir geschlossen auftreten, über alle Produktionsrichtungen, Regionen und über die Bundesländer hinweg. Für mich ist der Bauernverband jedes einzelne Mitglied – wir alle. Entsprechend haben wir selbstbewusst unser Logo „bauern.sh“ genannt. Die Bäuerinnen und Bauern haben im Verband nach wie vor einen ganz hohen Organisationsgrad. Das ist wichtig, um bei der Politik mit einer Stimme zu sprechen. Nur dann können wir etwas erreichen.
Der Rinder-Report wurde auch in diesem Jahr in der Zusammenarbeit von Landwirtschaftskammer und den Rinderspezialberatungsringen aus Schleswig-Holstein erarbeitet. Der Rinder-Report stellt auf Datengrundlage der Betriebszweigauswertungen (BZA) der Betriebe aus Schleswig-Holstein die ökonomische Situation der Milchviehbetriebe in Schleswig-Holstein dar.
Die Voraussetzung für die Erstellung der Betriebszweigauswertung ist die eindeutige Zuordnung aller Erlöse und Kosten zu dem verursachenden Betriebszweig. Für die Betriebszweigauswertung der Milchviehbetriebe sind dies neben dem Betriebszweig Milcherzeugung auch noch die Jungviehaufzucht und der Futterbau, deren Erzeugnisse jeweils im Betriebszweig Milcherzeugung genutzt werden.
Die aktuellen Zahlen aus dem Rinder-Report 2023/24 sind online auf der Seite der Landwirtschaftskammer im Rinderbereich zu finden.
Gesamte Vollkostenrechnung 2023/24
Leider ist auch in diesem Jahr eine Verringerung der Zahl von Betrieben bemerkbar, die ihre Daten für die BZA bereitgestellt haben. Trotzdem führen sich auch hier die strukturellen Veränderungen der Jahre weiter fort. So steigt die Zahl der Kühe je Betrieb zum Vorjahr um weitere sechs Kühe an. Und auch die Milchleistung pro Kuh nimmt weiter zu. Des Weiteren ist eine positive Steigerung bei der Grundfutterleistung festzuhalten. Der Milcherlös sinkt jedoch im Gegensatz zum vergangenen Jahr wieder deutlich. Somit zieht sich unter anderem der geringere Milcherlös durch die Zahlen und schlägt sich auf das negative kalkulatorische Betriebszweigergebnis nieder. Dieses liegt in diesem Jahr im Schnitt bei −3,46. Die verschiedenen Entwicklungen der letzten Jahre werden in Tabelle 1 aufgezeigt.
Vollkostenrechnung nach Vergleichsgruppen
Im Rinder-Report wird jedoch nicht nur der allgemeine Durchschnitt der Betriebe nach der Vollkostenwertung angegeben, sondern auch nach verschiedenen Vergleichsgruppen sortiert. Die Auswertung nach verschiedenen Vergleichsgruppen bietet den Vorteil, gewisse Zahlen intensiver zu vergleichen und Effekte auf verschiedenen Ebenen besser darzustellen. Das kalkulatorische Betriebszweigergebnis (BZE) wird auch für die einzelnen Vergleichsgruppen berechnet. In Tabelle 2 werden die Vergleichsgruppen aufgelistet und das zugehörige Betriebszweigergebnis dargestellt. Im Rinder-Report werden diese Zahlen deutlich ausführlicher aufgezeigt.
Kosten in der Färsenaufzucht gesunken
Im Wirtschaftsjahr 2023/24 sind die Kosten der Jungviehaufzucht im Vergleich zum starken Anstieg im Vorjahr wieder gesunken. Dies ist durch einen Anstieg in den Leistungen vor allem beim innerbetrieblichen Versorgungswert zu verbuchen. Jedoch ist festzuhalten, dass die Produktionskosten weiterhin ansteigen.
Mit Blick auf die produktionstechnischen Kennzahlen wird deutlich, dass das Erstkalbealter im Vergleich zum Vorjahr in etwa gleich geblieben ist. Gleichzeitig ist die Tendenz der Zahl aufgezogener Färsen im Betrieb weiterhin steigend.
Fazit
Hier wurde rückwirkend die ökonomische Situation des Betriebszweig Rind 2023/24 dargestellt:
• Das kalkulatorische Betriebszweigergebnis liegt bei −3,46 und damit um −11,79 ct/ kg ECM unter dem vergangenen Auswertungsjahr.
• Die Kosten der Färsenaufzucht sind im Vergleich zum Vorjahr gesunken, was durch einen Anstieg des innerbetrieblichen Verrechnungswertes zu erklären ist.
Kohlschotenrüssler und Kohlschotenmücke treten nicht jedes Jahr in ertragsrelevantem Umfang auf. Glücklicherweise, denn sonst würden die bestehenden Bekämpfungslücken im Raps stark zu Buche schlagen. Die Witterung hat einen entscheidenden Einfluss auf den Zuflug der Kohlschotenmücke, die besonders ertragsrelevante Schäden verursacht.
Kohlschotenrüssler und Kohlschotenmücke waren lange Zeit unzertrennlich, jedenfalls ist das so in älteren Veröffentlichungen nachzulesen. Dem ist aber nicht so, denn es können durchaus beide getrennt auftreten. Zwar erleichtern die Fraßlöcher des Kohlschotenrüsslers in den Schoten die Eiablage der Mücke, aber die schafft sie, solange das Schotengewebe noch weich ist, auch ganz gut allein. Jahre mit stärkerem Auftreten der Mücke und damit verbundenen Schotenschäden ohne das Zutun des Rüsslers zeigen dies.
Blühender Raps, Imkerei und Honigbienen gehören essenziell zusammen und prägen die Landschaft Schleswig-Holsteins.
Kohlschotenrüssler und Kohlschotenmücke
Der Kohlschotenrüssler legt pro Schote ein Ei ab. Die Larve frisst nur drei bis fünf Samenkörner, sodass das Schadpotenzial nur bei stärkerem Befall wirklich relevant ist. Der Kohlschotenrüssler lässt sich bei Bewegungen im Bestand sehr schnell fallen, sodass es häufig schwierig ist, die genaue Anzahl der Käfer festzustellen.
Die Larven der Kohlschotenmücke saugen an der Innenwand der Schote, Körner werden kaum ausgebildet.An dieser Pflanze sind einzelne Schoten von der Kohlschotenmücke betroffen.
Die Pyrethroid-Resistenz ist mittlerweile sehr stark fortgeschritten. Dabei macht es keinen Unterschied, ob Typ-I- (Mavrik Vita/Evure) oder Typ-II-Pyrethroide (zum Beispiel Karate Zeon) verwendet werden. Historisch gesehen ist das auch leicht erklärbar. Ein zeitlich frühes Auftreten des Kohlschotenrüsslers bedeutet zwangsläufig einen unfreiwilligen Pyrethroid-Einfluss aufgrund der bis dato durchgeführten Stängelrüssler- beziehungsweise Rapsglanzkäferbehandlungen. Mit Erhöhung der Anwendungshäufigkeit steigen Selektionsdruck und damit auch Resistenzgefahr. Zusätzlich war in der Vergangenheit die Blütenbehandlung eine kombinierte Maßnahme aus Fungizid und Insektizid, auch begünstigt durch praktische Packlösungen. Diese Praxis gehört zum Glück aber überwiegend der Vergangenheit an.
Nach mehreren Jahren mit stärkerem Auftreten hielt sich der Zuflug der Kohlschotenmücke in den letzten Jahren – mit Ausnahme einzelner Schläge im südlichen Dienstgebiet Schleswig-Holsteins – in Grenzen. Nur ganz selten wurde von größeren Schäden und nachfolgenden Ertragseinbußen berichtet.
Die Kohlschotenmücke kann ein oder zwei Jahre auf ehemaligen Befallsflächen im Boden als Kokon überdauern. Für den Schlupf benötigt sie feuchten Boden und fliegt erst bei warmem, windstillem Wetter in die Rapsbestände ein. Je näher der aktuelle Raps an solchen Überdauerungsflächen liegt, umso größer ist die Gefahr. Die Zuflugbedingungen sind vorhersagbar, welche tatsächliche Befallstärke daraus resultiert, aber nicht. Der Zuflug kann auch nur einige Stunden andauern, dafür in mehreren Wellen (Generationen) erfolgen. Die Ränder sind am stärksten betroffen, da die Mücke nur selten weit in die Fläche vordringt. Das Schadpotenzial der Mücke ist deutlich höher als das des Rüsslers, da pro Schote mehrere Eier abgelegt werden können. Die sich im Inneren entwickelnden Larven saugen an der Innenwand der Schote und den Körnern, was häufig zum Totalausfall der Schote führt.
Die nützlichen Schlupfwespen werden oft mit Kohlschotenmücken verwechselt. Hier lohnt der genaue Blick, denn die Schlupfwespen parasitieren die Larven des Rapsglanzkäfers.
Nützlinge – Schlupfwespen
Nützliche Insekten tragen zur Bekämpfung von Rapsschädlingen bei. Bodenräuber wie räuberische Laufkäfer, Kurzflügler und Spinnen ernähren sich von zur Verpuppung abwandernden Larven. In der Blüte sind Schlupfwespen-Arten (Tersilochus ssp., Phradis ssp.) aktiv, die die Larven des Rapsglanzkäfers besiedeln und dort ihrerseits ihre Eier ablegen. Hier haben Insektizidspritzungen direkten Einfluss auf die Population der Schlupfwespen. Mavrik Vita/Evure würde teilweise diese Schlupfwespen schonen, andere Pyrethroide aber nicht.
Schwierige Bekämpfungsstrategie
Eine zuverlässige Bekämpfung beider Schädlinge ist nicht mehr möglich. Die zugelassenen Pyrethroide wirken auf Kohlschotenrüssler aufgrund der Pyrethroid-Resistenz nur noch sehr eingeschränkt. Gegen die Kohlschotenmücke sind die Pyrethroide zwar theoretisch voll wirksam, da stellt sich jedoch die Frage nach dem praktischen Erfolg der Kontaktmittel. Es drängt sich zum einen die Frage auf, inwieweit die Kohlschotenmücke möglichst viel Wirkstoff aufnehmen kann. Zum anderen sind mehrere Zuflugwellen problematisch. Da die Mücke nur bei warmem, windstillem Wetter fliegt, kann der Zuflug auch phasenweise über nur wenige Stunden erfolgen. Dann ist eine optimale Terminierung der Behandlung unmöglich. Versuchsergebnisse aus vergangenen Jahren haben den Pyrethroiden nur schlechte Wirkungsgrade bescheinigt. Zusätzlich hat ein Pyrethroideinsatz negative Auswirkungen auf die die Rapsglanzkäfer parasitierenden Schlupfwespen. Eine gewisse Ausnahme bietet Mavrik Vita/Evure, das einige Schlupfwespen-Arten schont.
So gesehen besteht bei starkem Zuflug zur Schadensbegrenzung die einzige vertretbare Möglichkeit im Einsatz von Mavrik Vita/Evure als Randbehandlung zum Hauptzuflug der Mücke.
Pyrethroid-Typ-II-Produkte (Karate Zeon und Co.) werden nicht empfohlen. Aufgrund der NT-Auflage ergibt es besonders in kleinräumigen Strukturen keinerlei Sinn, da 5 m Abstand zu Wäldern und Saumstrukturen, breiter als 3 m, eingehalten werden müssen.
Andere Produkte haben keine Zulassung. Mospilan SG/Danjiri darf als Neonicotinoid nur gegen Rapsglanzkäfer bis zum Stadium EC 59 eingesetzt werden.
Fazit
Das Schadpotenzial der Kohlschotenmücke ist sehr stark abhängig von den jährlichen Gegebenheiten. Kleinräumige Strukturen, aktuelle Rapsschläge in der Nähe zu Flächen mit Vorjahresbefall sowie günstige Schlupf- und Zuflugbedingungen sind dafür ausschlaggebend. Da die Mücke erst in die Bestände einfliegen muss und dabei keine weiten Strecken zurücklegt, sind klein strukturierte Schläge besonders stark gefährdet. Bei großen, windoffenen Flächen beschränkt sich die Gefährdung auf Randbereiche.
Mit Wirkstoffverarmung und weiterer Zunahme von Resistenzen treten Bekämpfungslücken zutage.
Tritt der selten gewordene Fall ein, dass Rüssler und Mücke in bekämpfungswürdigem Umfang zum Zeitpunkt der Blüte auftreten, muss unbedingt der Bienenschutz berücksichtigt werden (siehe Tabelle).