Sie werden bei Login in den Shop auch automatisch auf der Bauernblatt-Website eingeloggt und können sich dann zukünftig mit dem gleichen Passwort auf beiden Websites anmelden.
Thomas Herkenrath, Präsident des Deutschen Kartoffelhandelsverbandes (DKHV), warnt davor, dass Kartoffeln knapp werden könnten für Handel und Verarbeiter. Die Vertreter der internationalen Kartoffelbranche tauschten sich auf dem 17. Internationalen Berliner Kartoffelabend über die aktuellen Marktanforderungen und politischen Entwicklungen aus, zu dem der DKHV am Vorabend der Fruit Logistica eingeladen hatte. Am 7. Februar diskutierten rund 450 Gäste aus 14 Ländern. Vertreter von über 150 Unternehmen und Institutionen nahmen an der Veranstaltung teil.
Die deutsche Kartoffelwirtschaft steht auch in Krisenzeiten für eine zuverlässige, nachhaltige Versorgung mit frischen Lebensmitteln. Das war die Botschaft von DKHV-Präsident Thomas Herkenrath bei der Eröffnung des Internationalen Kartoffelabends. Er unterstrich in seinem Eingangsstatement die Leistungsfähigkeit und Zuverlässigkeit der Branche. Das Kernprodukt der Branche, die Kartoffel, ist für ihn unschlagbar als preiswertes, sicheres und gesundes heimisches Lebensmittel, das zudem eine zentrale Rolle in der Ernährungsstrategie der Bundesregierung spielt.
Bürokratische Hürden belasten Unternehmen
Er richtete einen Appell an die Politik:„Bitte gefährden Sie dies nicht durch ständig weitersteigende Bürokratie und oftmals praxisfremde Überregulierung. Machen wir so weiter, gefährden wir den Produktionsstandort Deutschland und verfehlen unsere eigenen ehrgeizigen Produktionsziele.“ Für die Branche und den Verband forderte er ein Umdenken hin zu einheitlichen und nachvollziehbaren Regulierungen für die Kartoffelwirtschaft in ganz Europa. Er sprach auch die noch strikteren privatrechtlichen Forderungen des Lebensmitteleinzelhandels an, die zu den rechtlichen Vorgaben hinzukämen. Es gebe attraktive Alternativen für die Landwirte und Landwirtinnen, die immer öfter den Speisekartoffelanbau im eigenen Unternehmen kritisch prüften, gab Herkenrath zu bedenken.
Trotz bürokratischer Herausforderungen hat die Branche angesichts gestörter internationaler Lieferketten und der Folgen der Energiekrise ihre Leistungsfähigkeit bewiesen. „Der mittelständisch geprägte Kartoffelhandel hat in diesen Krisenzeiten seine enorme Flexibilität unter Beweis gestellt. Die Versorgung der Bevölkerung mit preiswerten Speisekartoffeln war zu jeder Zeit sichergestellt“, betonte Herkenrath.
Hocker: Wertschätzung sicherer Versorgung
Dr. Gero Hocker, landwirtschaftspolitischer Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, sprach sich dagegen aus, Unternehmen der Kartoffelwirtschaft noch stärker mit bürokratischen Auflagen zu belasten. Die Kartoffelbranche habe bereits viel unternommen, um den gesellschaftlichen Anforderungen an eine nachhaltige Produktion Rechnung zu tragen, sagte der Agrarpolitiker. „Wir brauchen Wertschätzung für die Arbeit derjenigen, die sich für eine sichere Versorgung mit Lebensmitteln einsetzen“, so Hocker. Die Politik müsse hier ihren Beitrag leisten, damit die Rahmenbedingungen auch künftig eine nachhaltige und für die Unternehmen tragfähige landwirtschaftliche Produktion sicherten, forderte Hocker.
Die Kartoffelverarbeiter in Belgien, Frankreich, Deutschland und den Niederlanden sind hungrig nach mehr Rohstoff, berichtete kürzlich die NEPG (North-Western European Potato Growers Foundation, Vereinigung der Nordwesteuropäischen Kartoffelerzeuger). Demnach werden im Verarbeitungszeitraum 2023-2024 mindestens 500.000 t Rohware mehr benötigt, weil die Verarbeitungskapazitäten ausgebaut wurden.
Foto: Imago
Die große Nachfrage hat bereits zu historisch hohen Vertragspreisen geführt, die um 30 bis 45 % gestiegen sind. Die NEPG weist darauf hin, dass die globale Erwärmung, die Zunahme von Umweltauflagen und die Struktur des Kartoffelanbaus mit auf Jahresbasis gepachteten Flächen den Kartoffelanbau riskanter und schwieriger machten.
Das höhere Preisniveau dürfte zu einer Flächenausdehnung führen. Die Kosten für die Pflanzgutproduktion sind gestiegen. Dies könnte zu einer geringeren Pflanzgutproduktion in der Saison 2023 führen. Der Pflanzgutsektor könnte mindestens 5.000 ha verlieren, was im Frühjahr 2024 zu Engpässen und höheren Preisen führen würde. age
Das Ziel von Klaus-Peter Lucht sind zufriedene Bauern und Bäuerinnen in Schleswig-Holstein, die weiterhin Spaß an ihrem Beruf haben. Die Wahl zum Bauernverbandspräsidenten ist für ihn mit einer besonderen Verantwortung verbunden. Dialogbereitschaft in alle Richtungen steht auf seinem Programm – und die Vernetzung der Ehrenamtsmitglieder und Gremien zu fördern.
Herr Lucht, was ist der Unterschied zwischen Vizepräsident und Präsident des BVSH?
Klaus-Peter Lucht: Beide Ehrenämter machen irre viel Spaß. Als Vizepräsident unterstützt und entlastet man den Präsidenten bei vielen Aufgaben. Das Präsidentenamt hat nochmals andere Herausforderungen und steht unter anderen Vorzeichen. Die Verantwortung für die politische Gestaltung ist größer. Es stellt sich die Frage: Wie soll Landwirtschaft in Schleswig-Holstein aussehen auf dem Feld und in den Ställen? Gott sei Dank steht man nicht alleine da. Der enge Austausch und die kooperative Zusammenarbeit mit Präsidium und Landesvorstand sind der richtige Weg für mich. Zudem leisten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Hauptamt hervorragende Facharbeit.
Klaus-Peter LuchtFotos: Ulrike Baer
Was macht der Präsident Klaus-Peter Lucht als Landwirt auf dem Hof?
Im Ehrenamt für den Bauernverband muss hauptsächlich mit dem Kopf gearbeitet werden, damit sich einiges bewegt. Als Landwirt melke ich nahezu täglich morgens die Kühe auf unserem Betrieb. Im Präsidentenamt besteht die Gefahr, dass man schnell die Bodenhaftung verliert, das verhindern± die Arbeit auf dem Betrieb, die Gespräche mit den Mitarbeitern und der Umgang mit den Tieren.
Das Präsidentenamt nimmt viel Zeit in Anspruch, das muss die Familie mittragen. Dafür bin ich vor allem meiner Frau Anke und unseren drei Kindern sehr dankbar. Mein ältester Sohn Sebastian hat Landwirtschaft gelernt und wurde nach dem Studium vor fünf Jahren Mitgesellschafter. Er verantwortet das tägliche Geschäft; den Maschinen-, Dünger- und Futtermitteleinkauf entscheiden wir gemeinsam. Für Verwaltungstätigkeiten und Dokumentation bin ich zuständig.
Am 10. Januar wurde gewählt. Wie haben Sie die Wahl empfunden, und welche persönlichen Ziele verbinden Sie mit Ihrer Wahl zum Präsidenten?
Ich hatte mit Heinrich Mougin einen starken und fairen Gegenkandidaten, den ich sehr schätze. Die Wahl wurde demokratisch in zwei Wahlgängen entschieden. Ich habe das große Glück, die Wahl knapp gewonnen zu haben. Daraus ergibt sich für mich eine besondere Verantwortung. Das ist mir bewusst. Ich sage das, weil für mich entscheidend ist, dass wir im Verband auf einem guten Weg sind, den Generationswechsel einzuleiten. Das haben wir in Teilen mit dieser Wahl geschafft. Auch wenn der Präsident älter ist als sein Herausforderer, ist der Landeshauptausschuss deutlich verjüngt. Von den 68 Mitgliedern im Landeshauptausschuss wurden 38 Bäuerinnen und Bauern zum ersten Mal in das Verbandsgremium gewählt und sind neu dabei. Es geht jetzt darum, die Erwartungen der jüngeren Generation stärker im Blick zu haben.
Genau mit diesen Erwartungen der jüngeren Generation werde ich zu Hause tagtäglich konfrontiert durch meinen Sohn und unseren täglichen Austausch, wohin die Reise in der Landwirtschaft und für unseren Betrieb geht. Es ist mir ein Anliegen, die jungen Mitglieder im Landeshauptausschuss gut zu vernetzen und mit Entscheidungsträgern aus den unterschiedlichsten Bereichen von Wirtschaft und Politik in Kontakt zu bringen, um ihnen den Prozess der politischen Willensbildung näherzubringen.
Seit dieser Wahl sind 35 Landwirtinnen in die Gremien des Bauernverbandes Schleswig-Holstein gewählt, die im Landeshauptausschuss sowie in den Kreishauptausschüssen vertreten sind …
Das ist für mich ein ganz wichtiger Schritt für den Verband. In den nächsten Wochen werden alle neu gewählten Unternehmerinnen eine Einladung von mir erhalten. Ich möchte mit ihnen ihre Einbindung im Verband besprechen und um ihre aktive Mitarbeit in den Fachausschüssen werben. Für eine erfolgreiche Verbandsarbeit brauchen wir die Expertise und die Meinungen der Landwirtinnen.
Ich werde meinem Vorstand vorschlagen, eine Unternehmerin aus unseren Gremien in den Landesvorstand zu kooptieren, und setzte auf Zustimmung. Wir sollten meines Erachtens nicht als reiner Männervorstand agieren.
Was erwarten Sie von einer Frau im Vorstand?
Es geht nicht um besondere Erwartungen, sondern um gute Erfahrungen, die ich in der Zusammenarbeit mit Frauen habe – angefangen auf dem Hof, dort sind meine Frau und ich gleichberechtigte Partner, als Ehepartner wie als Unternehmer. Als Kreisvorsitzender des Kreises Rendsburg-Eckernförde hatte ich mit der ersten Kreisgeschäftsführerin in Schleswig-Holstein, Rixa Kleinschmidt, eine sehr erfolgreiche Zusammenarbeit. Es ist ein fester Bestandteil meiner Erfahrung, dass gemischte Teams die besseren Ergebnisse herbeiführen. Deshalb habe ich auch die Vorstellung und den Anspruch, dass in jedem Ausschuss des Bauernverbandes eine Frau sein sollte, die von den Kreisen benannt oder als Gast gebeten wird. Der Punkt ist einfach, dass wir es uns nicht mehr leisten können, bei berufsständischen und politischen Diskussionen auf die Sicht der Frauen zu verzichten.
Was erwartet die neuen Amtsträgerinnen und Amtsträger beim Verband? Und was können sie von Ihnen erwarten?
Jede Amtsträgerin und jeder Amtsträger kann ein offenes Ohr von mir erwarten. Ich stehe immer für Fragen bereit, für neue Ideen und neue Wege. Was ich mir wünsche und erwarte, ist, dass die Ausschussmitglieder ihre Arbeit ernst nehmen, um unsere Landwirtschaft mit neuen Ideen voranzubringen. Das Wichtigste sind für mich Transparenz, Respekt und Loyalität, um auf dieser Grundlage gemeinsam Entscheidungen zu treffen. Wir werden als Landwirtinnen und Landwirte nur in der Mitte der Gesellschaft bleiben, wenn wir vertrauenswürdig sind, die Wünsche der Gesellschaft anhören und versuchen, Antworten zu geben. Mein grundsätzlicher Anspruch an die Agrarpolitik ist, dass wir mehr zu marktwirtschaftlichen Lösungen kommen und nicht beim Ordnungsrecht stehen bleiben.
Mechthilde Becker-Weigel, Chefredakteurin des Bauernblattes, und Klaus-Peter Lucht in der Diskussion
Die gesellschaftlichen und politischen Diskussionen um die Agrarwirtschaft haben deutlich an Fahrt aufgenommen. Muss man sich fragen, ob der Bauernverband demgegenüber eine träge Masse ist?
Nein, das sind wir gerade nicht! Wir sind schon deshalb keine träge Masse, weil wir es waren, die das Gespräch über Parteigrenzen und Organisationen hinweg im Dialogprozess angeschoben haben, und es hat sich gezeigt, dass es ein vernünftiger Weg war, gemeinsam nach Lösungen zu suchen.
In den vergangenen Jahren wurden durch den Dialogprozess auf Bundes- und auf Landesebene Diskussionen initiiert, Verbündete gesucht und neue Partnerschaften eingegangen. Man kann heute nicht mehr sagen, dass eine bestimmte Partei auf der Seite der Bäuerinnen und Bauern steht. Denn Naturschutz und Klimapolitik gehen alle an. Vielmehr ist es so, dass für verschiedene Fragestellungen unterschiedliche Partner angesprochen werden, dazu zählen durchaus der Nabu oder der BUND, gerade wenn es um die Tierhaltung geht. Das hat sogar schon zu Verwirrungen geführt. Für eine artgerechte Tierhaltung stellt der Deutsche Tierschutzbund genau die gleichen Forderungen wie wir, und die Politik muss reagieren. Das sehen wir auch im Umweltbereich. So haben wir speziell für Schleswig-Holstein Niederungsbeiräte vorgeschlagen, wenn es um Niederungsstrategien und Moorschutz geht. Starke Befürworter dessen sind auch BUND und Nabu. Dass wir das geschafft haben, ist eine Leistung des aktiven Dialogprozesses der vergangenen Jahre.
Wir sind als Bauernverband keine träge Masse, sondern wir hinterfragen und sind reflektiert, und wir können das, was wir entscheiden, auch mit unseren Mitgliedern umsetzen.
Nach der Landtagswahl wurde aus dem schleswig-holsteinischen Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt ein Haus für die Landwirtschaft und eines für die Umwelt. Welche Herausforderungen bringt das Gespräch mit zwei Ministern?
Die neue Herausforderung ist tatsächlich, dass wir mit zwei Ministerien arbeiten. Ich hätte es lieber gesehen, wenn wir beides in einem Haus behalten hätten. Der große Vorteil besteht jetzt für mich darin, dass wir einen Agrarminister haben, der aus dem Berufsstand kommt. Werner Schwarz (CDU) hat als Agrarminister die große Aufgabe, das Ministerium mit jungen, dynamischen Fachleuten aufzubauen, die auch über die Legislaturperiode hinaus Agrarverwaltung und Agrarpolitik betreiben können. Mit einem eigenen Landwirtschaftsministerium wird der Position der Agrarwirtschaft wieder eine eigene Stimme gegeben. Das kann für die Landwirtschaft – für die nächsten zehn Jahre mindestens – ein großes Pfund sein, das wir pflegen müssen, auch wenn wir wahrscheinlich nicht in allen Positionen einer Meinung sind.
Welche großen Themen sehen Sie für den Verband?
In Schleswig-Holstein gibt es mehrere große Themen. Die Biodiversitätsstrategie, die das Land sich gegeben hat, bedeutet für die Landwirtschaft noch mehr Umweltauflagen und noch mehr Schutzgebiete, das Moor eingeschlossen. Der zweite Punkt ist der von Umweltminister Tobias Goldschmidt (Grüne) protegierte Nationalpark Ostsee. Bei einer Null-Nutzungszone in der Ostsee würde es darum gehen, an Land noch mehr Schutzgebiete einzurichten oder mit Minimierungsstrategien bei Düngung oder Pflanzenschutz zu arbeiten. Das sind für mich Megathemen, die wir in den kommenden fünf Jahren klären müssen. Beim Riesenthema Moorschutz geht es um produktionsintegrierte Lösungen für die Betriebe. Weiterer Flächenkauf durch die Stiftung und Stilllegung wären zu einfach und zu kurz gesprungen, denn wir dürfen die Landwirtschaft nicht isoliert betrachten, sondern müssen den gesamten ländlichen Raum im Auge behalten. Die Landwirtschaft in Schleswig-Holstein ist nun einmal ein wichtiger Wirtschaftsmotor.
Wir sollten auf den Gunststandorten unsere Möglichkeiten nutzen, Lebensmittel zu erzeugen, aber genauso Umwelt, Klima und Biodiversität zu produzieren. Dann haben wir eine Chance, in der gesellschaftlichen Diskussion dabei zu sein. Auf Bundesebene sind die Tierkennzeichnungsverordnung und die Haltungskennzeichnungsverordnung große Themen. Die Gefahr ist groß, dass wir an Wettbewerbsfähigkeit in der Tierhaltung gegenüber anderen Standorten in Europa verlieren. Ich spreche mich dafür aus, die Tierhaltungsgesetzgebung in einem europäischen Rahmen zu sehen. Auf EU-Ebene sind zudem die Farm-to-Fork-Strategie und das Naturschutzrecht große Herausforderungen, weil die politischen Anforderungen nicht wissenschaftlich fundiert sind, sondern einfach die Reduzierung von Pflanzenschutz, Düngung und Antibiotika fordern.
Haben Sie ein Motto für Ihre Präsidentschaft?
Ich sehe nach vorn und versuche, möglichst viele Menschen mitzunehmen. Ich hätte gerne zufriedene Bauern und Bäuerinnen in Schleswig-Holstein, die auch weiterhin Spaß an ihrem Beruf haben. Wenn ich dafür ein paar politische Zöpfe abschneiden kann, die uns zurzeit behindern, wie zum Beispiel im Vergaberecht, dann wären wir einen großen Schritt vorangekommen. Das ist mein Ziel. Aber was ich mir am meisten wünsche, ist endlich wieder Frieden in Europa!
Die Holsteiner waren zurück in den Holstenhallen: In Neumünster feierten die Züchter, Halter und Liebhaber die Junghengstkörung mit Auktion und die Verbandshengstpräsentation. Insgesamt bekamen 23 Vererber ein positives Körurteil, darunter fünf Prämienhengste und ein vom Publikum frenetisch gefeierter Siegerhengst namens Diamantado von Diamant de Semilly-Cayado.
„So sehen Sieger aus: Diamantado ist ein Hengst mit einem perfekten Körper, einem feinen Gesicht und ganz viel Hengstausdruck. Ein rundum gelungenes Zuchtprodukt“, fasste Zuchtleiter Stephan Haarhoff bei der Proklamation zusammen. Geboren wurde der Schimmel bei der Zuchtgemeinschaft Eggert und Schramm in Leezen, Kreis Segeberg. Für Jörg Schramm ist es bisher der größte Zuchterfolg. Er stellte zwar 2001 schon einmal in Elmshorn eine Siegerstute, „aber einen Siegerhengst zu züchten, bleibt wohl doch etwas Einmaliges“, so der Züchter.
Die Mutterstute El Cayada (Stamm 776) von Cayado stammt aus der Zucht von Inge Büch aus Struvenhütten, Kreis Segeberg, und ging mit einem Jahr in den Besitz der Zuchtgemeinschaft über. Dreijährig wurde sie bei der Elitestutenschau gut rangiert und hat inzwischen schon einige sehr gute Nachkommen hervorgebracht. „Das ist ein super Stamm“, schwärmt ihr Besitzer. „Tja, und dann musste es mal Diamant de Semilly sein“, verrät Schramm über die Anpaarung. Der Hengst, der zurzeit auf Platz zwei des Vererber-Rankings Springen des Weltzuchtverbandes für Sportpferde (WBFSH) steht, hatte sich sportlich erfolgreich und mit überzeugenden Nachkommen präsentiert. In Holstein hat er mit Diarado schon eine neue Hengstlinie begründet. „Das passte auch vom Typ und Gebäude gut zusammen“, meint Schramm.
Das Fohlen sei dann auch von Anfang an überragend gewesen: „Der Hengst ist einfach ein Ankommer“, freut er sich. Diamantado wurde Championatsfohlen und kam über die Auktion in Elmshorn in den Besitz von Wolfgang Zipperle aus Baden-Württemberg. Jörg Schramm verfolgte den Werdegang „seines“ Hengstes weiter und hielt immer Kontakt zu den Aufzüchtern. Der Hoffnungsträger wurde erst zu Gunnar Moor in Haselau, Kreis Pinneberg, gegeben und dann zu Roland Metzler in Seeth-Ekholt, Kreis Pinneberg. „Er ist einer der besten Vorbereiter bei uns“, freut sich Schramm über die Wahl.
Der Vorführer Roland Metzler (v. li.), die Züchter Sönke Eggert und Jörg Schramm, Letzterer mit Enkeltochter Janne Mike Römer, der erste Vorsitzende des Verbandes, Ulrich Steuber, der Besitzer Wolfgang Zipperle, Deike Ahsbahs aus der Körkommission und Maximilian Slawinski vom Verband freuten sich über den neuen Sieger.Foto: Christian Beeck
Obwohl sich der Schimmel von Anfang an gut präsentierte und auch beim Publikum schnell zum Liebling wurde, kann Schramm den Erfolg noch gar nicht so recht fassen. „Das macht schon was mit einem“, verrät er.
Fünf neue Prämienhengste im Lot
Der erste Reservesieger kommt aus dem Stall der Holsteiner Verband Hengsthaltungs GmbH. Union City von United Way-Connor wurde von Stephan Haarhoff für seine drei überdurchschnittlichen Grundgangarten und „viel Gummi“ gelobt. Darüber hinaus bescheinigte er dem groß gewachsenen Dreijährigen grenzenloses Vermögen und eine sehr gute Perspektive. Alf Bartholomäus aus Klein Offenseth, Kreis Pinneberg, zeichnet züchterisch für den Vertreter des Stamms 18A2 verantwortlich.
Aus der Zucht von Sven Völz aus Niedersachsen stammt der zweite Reservesieger: Cornet Superstar. Der Sohn des Cornet’s Quaprice-Quick Star aus dem Stamm 730B wurde von Haarhoff als „kompakter Sportler mit einer sehr guten Oberlinie, schnellen Reflexen und viel Vermögen“ bezeichnet. Der mit 162 cm eher kleine Schimmel sei „klein, aber fein“ und wurde für 57.000 € nach Sachsen-Anhalt verkauft.
Die weiteren Prämienhengste blieben unrangiert. Dinello, ein Dinken-Sohn aus einer Corrado I-Mutter, fiel als sehr hochbeiniger Hengst auf. „Er ist sehr korrekt aufgemacht und konnte in der Bewegung mit viel Kadenz im Trab überzeugen“, sagte Haarhoff. Er stammt aus der Zucht der Witt Pferdezucht GbR aus Wellinghusen, Kreis Dithmarschen, und wurde über die Auktion für 117.000 € dem Stall Hendrix in den Niederlanden zugeschlagen. Der fünfte Prämienhengst war Quel Mexx von Quel Homme de Hus aus der Zucht von Thomas Horns aus Bredenbekshorst, Kreis Segeberg. Ausgestellt wurde der laut Haarhoff „sehr komplette, typstarke Hengst“ von Familie Rödl aus Bayern.
Im Anschluss an die Proklamation des Siegerhengstes betrat Hendrik Schulze-Rückamp das Auktionatorenpult. Diamantado wurde bei der Auktion als Erster für 260.000 € zugeschlagen, aber wieder zurückgekauft. Nach Diamantado war es der gekörte Colcannon II, der mit 120.000 € den zweithöchsten Preis erzielte. Der Cornet Obolensky-Contender-Sohn aus der Zucht von Dr. Steven Passmann aus den USA wurde von seinem Züchter und Timm Peters aus Bargenstedt, Kreis Dithmarschen, ausgestellt und an Stammkunden aus Südafrika verauktioniert. Für 117.000 € wechselte außerdem der Prämienhengst Dinello von Dinken-Corrado I (Stamm 741) von der Witt Pferdezucht GbR den Besitzer. Im Schnitt legten die Kunden aus Deutschland, Südafrika, Italien, Ungarn und Belgien rund 47.000 € für die Pferde an.
Der erste Reservesieger, Union City von United Way-Connor, gehört der Holsteiner Verband Hengsthaltungs GmbH und wurde von Alf Bartholomäus aus Klein Offenseth, Kreis Pinneberg, gezüchtet. Foto: Christian Beeck
Nicht der Jahrhundertjahrgang
Als Berichterstatterin hatte der Verband Dr. Astrid von Velsen-Zerweck gewonnen. Die promovierte Agrarwissenschaftlerin und Landoberstallmeisterin im Haupt- und Landgestüt Marbach ist selbst lange aktiv geritten. „Eine Frau, die alles vereint, Zucht, Sport und Wissenschaft“, stellte Stephan Haarhoff sie vor. Es sei ihr eine große Ehre und Freude, sie kenne die Halle gut und sei von Kindesbeinen an hier unterwegs gewesen. Nach wie vor schätze sie die idealen Bedingungen hier, begann von Velsen-Zerweck ihren Bericht. Auch sie kam natürlich nicht umhin, die Terminverlegung zu erwähnen, die durch die neuen Leitlinien nötig geworden war. „Es ist gut, dass wir unseren Pferden mehr Zeit geben“, befand sie.
Auch sei ihres Wissens nach auf alle Eingaben des Veterinäramtes eingegangen worden. Lobend erwähnte sie, dass die Hengste am Mittwoch schon die Freispringgasse kennenlernen durften und Alexandra Bitter und ihr junges Team so fein auf jedes Pferd reagiert hätten. Auch die „ganz ehrliche“ Dreiecksbahn für die Pflastermusterung und dass die Körkommission auf ein gutes Fundament geachtet habe, fand ihre Zustimmung.
Eventuell sei der eine oder andere Hengst aber in der Vorauswahl nicht so genau ins Auge genommen worden, denn einige hätten nicht so gut gestanden. Es habe auch Beispiele für Übervorbereitung gegeben, dies sei aber eindeutig nicht gewünscht und auch nicht dem Körurteil zuträglich gewesen. „Überdenken sollte man mal das Freispringen“, empfahl die Fachfrau. Andere Verbände erzielten damit gute Ergebnisse, auf dem Weg in die Gasse auf das Führen zu verzichten und das Freispringen aus dem Freilaufen heraus ablaufen zu lassen. Mitunter sei das Freispringen etwas langatmig gewesen. „Ein strafferer Ablauf würde auch zu mehr Ruhe auf den Rängen führen“, war ihre Meinung.
Insgesamt sei es nicht der Jahrhundertjahrgang gewesen, aber doch eine Generation junger Vererber mit interessanten Blutlinien. Und: „Es gab tolle Springhengste.“ Abschließend appellierte sie noch einmal an „uns Pferdeleute“, die richtigen Werte vorzuleben: „Für die gesellschaftliche Akzeptanz des Reitsportes tragen wir alle zusammen die Verantwortung.“
Nach seinem Resümee zur ersten Holsteiner Woche gefragt, zeigte sich Ulrich Steuber, der erste Vorsitzende des Holsteiner Verbandes, zufrieden. „Es war ein toller Ablauf und die Atmosphäre entspricht dem, was wir uns vorgestellt haben. Die Pferde haben uns tatkräftig unterstützt“, befand er. Auch dass die Körung ohne „Ablenkung durch eine Reitpferdeauktion“ dastehe, gefiel ihm.
Stephan Haarhoff sagte abschließend, es gebe natürlich kleine Stellschrauben zu drehen, beispielsweise beim Freispringen, aber es sei alles ohne Zwischenfälle verlaufen. Mit dem Jahrgang 2020 zeigte er sich „erst mal ganz zufrieden. Wir hatten tolle Pferde mit einer großen genetischen Vielfalt.“ Allerdings sei auch streng ausgewählt worden: „Von 63 Hengsten nur 23 gekört – es gibt kaum einen anderen Körplatz, auf dem so scharf selektiert wird. Das ist aber der richtige Weg.“
Züchter des Jahres: Gerd Ohlsen
Zum Züchter des Jahres wurde in diesem Jahr Gerd Ohlsen gekürt. Aktuell sind es die außergewöhnlichen Erfolge seines Pferdes Caillan, die die internationale Springsportszene über den Mann von der Nordseeinsel Föhr sprechen lassen. Die drei wichtigsten Titel, die ein siebenjähriges Springpferd gewinnen kann, hat der Casall-Sohn im Jahr 2022 erreicht: Sowohl das Landes- als auch das Bundeschampionat sicherte sich Caillan und bei der Weltmeisterschaft im belgischen Lanaken setzte er seiner noch jungen Karriere mit dem Titelgewinn die Krone auf.
Gerd Ohlsen wurde in Neumünster als Züchter des Jahres ausgezeichnet. Foto: Janne Bugtrup
Sein Sportpartner dabei ist der Schwede Rolf-Göran Bengtsson. „Caillan ist eine der großen Nachwuchshoffnungen in meinem Stall. Wenn es darauf ankommt, ist er 100-prozentig fokussiert und leistungsbereit. Das erinnert mich sehr an seinen Vater Casall“, beschreibt Bengtsson den Wallach. Doch es sind nicht nur die Erfolge von Caillan, die mit Gerd Ohlsens Zucht in Verbindung gebracht werden. Einer seiner bisher größten Erfolge gelang ihm anlässlich der Körung 2012, als Quvee Prestige von Quidam de Revel als Siegerhengst die Holstenhallen verließ. Auch bei der diesjährigen Körung stellte Ohlsen mit Braeden von Balou du Rouet aus einer Mutter von Quvee Prestige einen gekörten Hengst.
Aber nicht nur Hengste, sondern auch international erfolgreiche Springpferde wurden in Oevenum auf Föhr geboren, wie unter anderem der Weltcup-Teilnehmer Pikeur Dylon von Diamant de Semilly (Markus Brinkmann), das 1,60-m-Springpferd Deleyn von Larimar (Sofia Cady/USA) oder der gekörte Hengst Queno von Quidam de Revel. pm
Der Landesbeirat Forst- und Holzwirtschaft verbindet die beiden Bundesländer Schleswig-Holstein und Hamburg und wird im Folgenden vorgestellt.
Der Landesbeirat Forst- und Holzwirtschaft wurde im Jahr 1996 vom damaligen Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume Schleswig-Holstein als ein an das Ministerium angegliedertes Gremium ins Leben gerufen. Seit 2012 nimmt er die Aufgaben gemeinsam mit der Freien und Hansestadt Hamburg wahr. Diese länderübergreifende Konstellation ist einmalig in Deutschland und seit Beginn des Jahres 2018 in dieser Form bereits in der zweiten Amtsperiode.
Der Holzbaupreis 2020. Foto: Holzbauzentrum
Der Landesbeirat wurde mit dem Ziel gegründet, die Zusammenarbeit der Forst- und Holzwirtschaft zu verbessern und weitere Absatz- und Verwendungsmöglichkeiten insbesondere für das heimische Holz zu erschließen. Der neue Landesbeirat besteht nun aus 28 ehrenamtlichen Mitgliedern beider Länder aus unterschiedlichen Bereichen des Wirtschaftsclusters Forst und Holz. Es sind verschiedene Ministerien, die Forstwirtschaft, die Holz be- und verarbeitende Industrie, das Holzhandwerk, der Holzhandel, mehrere einschlägige Verbände der Branche sowie Holzsachverständige vertreten.
Nun sind die beiden Bundesländer nicht die waldreichsten, aber dennoch gibt es gesellschaftliche Anforderungen an die Wälder hier im Norden, an ihre Pflege, die Mehrung und Stabilisierung vor allem unter der Knute des Klimawandels, der Stürme und Orkane. Auch die Häfen spielen in beiden Bundesländern eine große Rolle bei Import und Export von Holz, Holzprodukten und letztendlich auch für das Wirtschaftsgut Papier oder Zellstoff.
Der Wald und seine Pflege, die Steigerung seiner Stabilität und die Biodiversität sind unter den ökologischen Ansprüchen und Notwendigkeiten einerseits ein wichtiges Anliegen, aber die Versorgung des Marktes mit Holz und Holzprodukten – die aktive Bewerbung der Holzverwendung im Bauwesen – ist ein wichtiger weiterer Fokus des Beirates. Letzteres ist ein Themenfeld der „Verwendung von Holz im Bauwesen“, deren Normen und der anzupassenden Verwendungsvorschriften.
Die Mitglieder des derzeitigen Beirates – darunter sind unter anderem Vertreter des Landwirtschaftsministeriums, des Waldbesitzerverbandes und der Forstabteilung der Kammer. Foto: Jacob Schumacher
Ein fast schon traditionelles Kind des Landesbeirates Forst und Holz ist der Holzbaupreis, welcher unregelmäßig ausgelobt und vergeben wird. Sogar unter Corona-Bedingungen wurde er im September 2020 in Neumünster an Holzbauwerke aus Schleswig-Holstein und Hamburg in den Kategorien Neubau und Sanierung überreicht. Hauptsächlich die Holzbauwirtschaft, die Verbände, Architekten und das Holzbauzentrum Nord sind dabei die treibenden Kräfte.
Im Wald- und Holzbereich wurden in der Vergangenheit die Wald- und Holztage ausgerichtet. Diese lockten beim vorigen Mal viele Besucher aus den Bundesländern und der Metropolregion an.
Im Projekt „PowerLand 4.2“ entwickelten die Universität Hohenheim, die Hochschule Reutlingen und die Firma Novatech die Steuerung für eine vollständig automatisierte Biogasanlage, die Erneuerbaren Strom und Wärme bedarfsgerecht insbesondere in den Produktionslücken von Sonne und Wind liefert. Die Steuerung wurde erfolgreich in einem Reallabor getestet. Dank Energiebedarfsprognosen und einer angepassten, flexiblen Fütterung können Biogasanlagenbetreiber mit diesem Ansatz Investitionen in größere Gasspeicher einsparen.
Mit Strom aus flexibilisierten Biogasanlagen lassen sich Lücken zwischen der wetterabhängigen Stromerzeugung aus Wind und Sonne und dem tatsächlichen Bedarf (auch als Residuallast bezeichnet) gezielt schließen. Der Biogasbetreiber orientiert sich dabei üblicherweise an den Preisen der Strombörse. Im Projekt „PowerLand 4.2“ wollten die Forscher einen Schritt weiter gehen und mit einer Biogasanlage den Bedarf einer konkreten Ansiedlung im Zusammenspiel mit Sonnenenergie decken. Dabei sollte dieser Ausgleich möglichst vollständig für Strom und Wärme und außerdem automatisiert erfolgen.
Sinnvolle Fahrpläne nicht nur durch Börsenstrompreis
Dafür reichen Börsenstrompreise als Signale nicht aus. Stattdessen braucht es eine intelligente Steuerung für das Blockheizkraftwerk (BHKW) der Biogasanlage. Diese muss Informationen über den lokalen Strom- und Wärmebedarf, Füllstände der Biogas- und Wärmespeicher und die Erzeugung aller sonstigen Erneuerbaren-Anlagen vor Ort für die nächsten Tage kennen, verarbeiten und daraus sinnvolle Fahrpläne für das BHKW und vorausschauende Fütterungspläne für die Fermenter ableiten. In Süddeutschland sind bei den sonstigen Erneuerbaren-Anlagen vor allem Photovoltaik (PV)-Anlagen relevant, Windenergie spielt nur eine geringe Rolle.
Projektleiter PD Dr. Andreas Lemmer Foto: Landesanstalt für Agrartechnik und Bioenergie
Eine der Zielgrößen im Projekt war eine netzdienliche, stromoptimierte Fahrweise, bei der die Aufgabe der Wärmebereitstellung als „Leitplanke“ fungierte. Das bedeutet, dass das BHKW zwingend einschalten musste, sobald ein Wärmebedarf vorlag und der Wärmespeicher leer war, auch wenn gerade keine Residuallast benötigt wurde. In allen anderen Fällen aber sollte das BHKW die „Stromlücke“ schließen. Außerdem galt es, die Biogasanlage so „smart“ zu füttern, dass mit dem trägen Biogasprozess zur richtigen Zeit die richtige Menge Gas für die BHKW-Fahrpläne bereitstand.
Im Ergebnis steht nun ein praxistaugliches Vorhersagemodell der Biogasproduktion bei gegebener Fütterung zur Verfügung sowie eine darauf basierende Methode, um zum Gasbedarf passende Fütterungspläne zu entwerfen. In einem mehrwöchigen, realen Testlauf an der Forschungsstation Unterer Lindenhof der Uni Hohenheim stellte das System schließlich seine Praxistauglichkeit unter Beweis. Die Station verfügt über eine Biogasanlage, ein Wärmenetz und einen Energieverbrauch, der etwa dem eines 130-Einwohner-Dorfes entspricht. Eigens für den Testlauf wurde zusätzlich eine PV-Anlage installiert, deren Produktion in die Vorhersagemodelle mit einfloss. Es zeigte sich, dass die Prognosedaten nahe an der Realität lagen und das BHKW die entsprechenden Fahrpläne gut umsetzte.
Dr. Johannes Krümpel Foto: Landesanstalt für Agrartechnik und Bioenergie
Insgesamt lag die Abweichung zwischen berechnetem und tatsächlichem Strombedarf bei 4,4 %, beim Wärmebedarf zwischen 7 und 9 %. Es stellte sich zudem heraus, dass das BHKW die Netze entlastete, ohne dabei seine Aufgabe als Wärmelieferant zu vernachlässigen: Es wurde deutlich weniger überschüssiger Strom in das umliegende Netz abgeben und bei Engpässen deutlich weniger Strom daraus importiert.
Weniger Speichervolumen und höhere Erlöse
Die in „PowerLand 4.2“ entwickelte BHKW- und Biogasanlagensteuerung lässt sich auch an anderen Standorten einsetzen und bietet sich insbesondere für Anlagen an, die Wärmeabnehmer versorgen. Benötigt werden lediglich die Betriebsdaten, die man in der Regel ohnehin erfasst. „Der wesentliche Vorteil unseres Ansatzes gegenüber einer klassisch flexibilisierten Anlage besteht darin, mithilfe der bedarfsgerechten Fütterung teure Investitionen in größere Gasspeicher einzusparen. Im Vergleich zur nichtflexibilisierten, im Dauerbetrieb laufenden Biogasanlage erzielen die Betreiber auch höhere Stromerlöse“, erläutert Projektleiter Privatdozent Dr. Andreas Lemmer von der Uni Hohenheim. „Der Rechenaufwand zum Berechnen der Fütterungspläne ist erstaunlich gering und die Genauigkeit des Systems richtig gut. Ein großer Vorteil ist, dass der Betreiber fortlaufend Informationen über die Relation zwischen Fütterung und resultierender Gasproduktion erhält. Ändert sich diese Relation, kann das ein Hinweis auf eine beginnende Prozessstörung sein.“ Dr. Johannes Krümpel, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Uni Hohenheim, ergänzt: „Das Vorhalten von schnell verdaulichen Substraten oder eine Substrataufbereitung sind nicht notwendig. Die Modellierungen orientieren sich an dem zuvor eingesetzten Substratmix.“
Das Vorhaben wurde im Rahmen des Förderaufrufs „Systemintegration von Bioenergie“ des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft unterstützt. Ziel war es, die besonderen Stärken der Bioenergie noch mehr und „smarter“ für die Energiewende zu nutzen. Insgesamt wurden 19 Forschungs- und Entwicklungsvorhaben, teilweise mit Reallaboren, gefördert.
Der Abschlussbericht steht auf fnr.de unter den Förderkennzeichen 22404717, 22404618 und 22404718 zur Verfügung. Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe (FNR)
Auf eine Reise durch die Geschichte der Schallplatte begaben sich die Landfrauen des Amtes Nortorfer Land. Sie trafen sich für eine Führung durch das Deutsche Schallplattenmuseum im Kesselhaus der ehemaligen Teldec-Fabrik in Nortorf, um mehr über die Erfolgsgeschichte der Schallplatte zu hören.
Der Leiter des Museums, Lutz Bertram, begrüßte die Damen herzlich und mit launigen Worten. Diese revanchierten sich mit einem Geburtstagsständchen, denn der Museumsleiter wurde an diesem Tag 60 Jahre.
Anschließend begann die Führung im Kellergeschoss des Museums, um dort unter sachkundiger Führung in die Welt der Abspielgeräte abzutauchen. Vom ersten Grammofon bis hin zur neuesten Elektroakustik, von Abspieltechnik bis zur Schallplattenpresse – das Museum besticht durch Vielfalt und Lebendigkeit, so viel ist zu sehen, vor allem aber zu hören.
Die Begeisterung, mit der die Ehrenamtler durch die Ausstellung begleiten, ist ansteckend und macht Lust auf einen weiteren Besuch, da einer bei Weitem nicht ausreicht, um alles zu entdecken. Das Museum war an diesem Tag gut besucht, unter anderem trafen die Nortorferinnen ihre LandFrauenkolleginnen aus Bordesholm, die ebenfalls einen Museumsbesuch unternahmen.
Bestimmt kommen auch sie noch einmal, um dann in aller Ruhe Platz zu nehmen in einem der kleinen Sessel, die zum Verweilen einladen, um sich eine Schallplatte aufzulegen und zu alten Aufnahmen in Erinnerungen zu schwelgen.
Dynacord-Discothek aus Hamburger Privatbesitz: ein Mischpult mit Studioplattenspieler, Mikrofon und anderen Extras wie Getränkehalter und Aschenbecher aus dem Jahr 1971. Der Wert damals: 10.000 DM
Mit einer Premiere war die Journalistin, Bloggerin und Autorin Teresa Bücker am vergangenen Donnerstag in Nordfriesland zu Gast. Vor gut 100 Zuhörerinnen und Zuhörern gab sie ihre erste digitale Lesung. Dabei stellte sie ihr im Oktober 2022 erschienenes Buch „Alle Zeit. Eine Frage von Macht und Freiheit“ vor. Die Kernbotschaft auf 400 Seiten lautet: Nicht Geld, sondern Zeit sei die zentrale Ressource der Gesellschaft. In sieben Kapiteln beleuchtet sie das Thema aus vielen Perspektiven und stellt fest, dass die Gesellschaft eine radikal neue Zeitkultur brauche.
Begrüßt wurde die Autorin von Claudia Hansen von der Evangelischen Frauenarbeit Nordfriesland. Diese hatte in Kooperation mit dem KreisLandFrauenverband Nordfriesland und Gleichstellungsbeauftragten der Ämter Südtondern und Mittleres Nordfriesland sowie der Stadt Husum zu diesem Zoom-Abend eingeladen. Dass das von Teresa Bücker aus feministischer Sicht beleuchtete Thema nicht nur Frauen interessiert, zeigte sich daran, dass auch Männer im Publikum waren.
Für Bücker, selbst Mutter von zwei Kindern im Alter von acht und drei Jahren, bleiben digitale Treffen auch nach der Corona-Pandemie weiterhin wichtig, „weil sie Teilhabe schaffen auch für Menschen, die nicht live zu Veranstaltungen gehen können, die an Orten leben, die nicht in der Nähe von Großstädten liegen, oder Care-Aufgaben haben“. Damit war die Autorin schon mittendrin im Thema Zeitkultur.
Auf dieses sei sie gekommen, weil sie sich als Journalistin schon lange damit beschäftige, „wie wir arbeiten, uns umeinander kümmern und engagieren“. Dabei habe sie festgestellt, dass Zeit an Gesellschaftsstrukturen hänge und eine wichtige Dimension von Gerechtigkeit sei, wenn es zum Beispiel darum gehe, selbstbestimmt über Zeit zu verfügen.
Oft gehe es in gesellschaftlichen Diskussionen um Geld und die gerechtere Gestaltung von ökonomische Möglichkeiten sowie Repräsentation und Teilhabe. Zeit sei eine Gerechtigkeitsdimension, die als dritter Faktor dazutrete, und das sowohl für Frauen als auch für Männer.
Im Buch von Bücker geht es dabei keinesfalls um Zeit als Luxusproblem. Sie wolle den Begriff weiter fassen und neben den Alten auch die ganz Jungen einbeziehen, betonte die Autorin in der digitalen Lesung. Fakt sei, dass in der aktuellen Zeitkultur vor allem die Interessen des mittleren Lebensalters berücksichtigt seien. Es fehle dagegen eine kindgerechte Zeitkultur, kritisierte die Autorin und nannte als Beispiel den frühen Schulbeginn, der sich nach den Interessen der Erwachsen richte, obwohl es für das Lernvermögen nachweislich positiv sei, später zu starten. Ein weiteres Thema sprach die Autorin in der Lesung mit der haushaltsnahen Dienstleistung an. Es sei ein Fehler der derzeitigen Zeitkultur, dass das tägliche Zeitbudget nur für die Arbeit berechnet sei, aber nie für andere Bereiche des Lebens.Kathrin Iselt-Segert
„Ein gutes Leben kann nur gelingen, wenn wir verstehen, wie drängend Zeitgerechtigkeit ist, und endlich die Debatte darüber beginnen, wie wir Zeit neu verteilen.“
Für die Mitglieder des Kreislandjugendverbandes Rendsburg-Eckernförde war in der vergangenen Woche in Osterrönfeld jede Menge Arbeit angesagt – es galt, erstmals seit 2019 wieder einen Kreisentscheid des Berufswettbewerbs Landwirtschaft zu organisieren. Das Kräftemessen mit theoretischen und praktischen Aufgaben, das alle zwei Jahre auf die Beine gestellt wird, musste wegen der Corona-Pandemie 2021 ausfallen. Die Neuauflage war stark nachgefragt: Rund 200 angehende Landwirte sowie Fachschülerinnen und Fachschüler traten in der Landwirtschaftsschule im Berufsbildungszentrum (BBZ) am Nord-Ostsee-Kanal und in den Deula-Hallen an.
Siegerehrung. Foto: Lena Hagge
Die Organisatoren um die beiden ersten Vorsitzenden des Kreislandjugendverbands, Cindy Winter und Momme Dau, mussten am Wettbewerbstag früh aufstehen: Für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sowie die Prüfer wurden Brötchen geschmiert und viel Kaffee gekocht. Der guten Laune tat dies keinen Abbruch. „Wir sind es gewöhnt, früh aufzustehen“, erklärte Momme Dau mit einem Augenzwinkern. Bereits Monate vorher kümmerte sich das Organisationsteam, verstärkt durch das frühere Vorstandsmitglied Tim Behrens, in Baumärkten und im Fachhandel erfolgreich um attraktive Sachspenden und Gutscheine für die Sieger.
Die Teilnehmer bekamen wie in den Vorjahren Aufgaben, die vom Bundesverband der Landjugend ausgetüftelt worden waren. Dabei ging es im theoretischen Teil des Wettbewerbs auch um Medienkompetenz: Die Auszubildenden und Fachschüler erstellten mit dem Laptop unter anderem eine Präsentation, mit der sie zehnjährigen Kindern altersgerecht die Ausbringung von Pflanzenschutzmitteln und deren Hintergründe näherbringen sollten. Für den praktischen Abschnitt fuhren die Organisatoren mehrere Schlepper auf den Parkplatz vor der Landwirtschaftsschule. Die teilweise mit Anhängern bestückten Trecker mussten einer Abfahrprüfung unterzogen werden. Viele angehende Landwirte entdeckten aber schnell die von den Juroren eingebauten Fallstricke wie gelockerte Stecker oder geöffnete Schieber. „Es ist schon echt wichtig, vor dem Losfahren alles zu überprüfen, gerade wenn wir mit Anhängern unterwegs sind“, meinte Hagen Büller aus Brux.
In den Deula-Hallen wurde kräftig geschraubt: Die Azubis und Fachschüler mussten innerhalb von 30 min einen siebenpoligen Stecker zusammenbauen. „Das ist schon eine anspruchsvolle Aufgabe“, betonte der angehende Agrarbetriebswirt Finn Ulrich, der als Prüfer agierte. Im Raum nebenan waren gute Augen und Nasen gefragt – es galt, bis zu 20 einzelne Getreide- und Futterkornsorten sowie Mischungen zu identifizieren. Viele Teilnehmer sahen den Wettbewerb als gute Vorbereitung für die Zwischen- oder Abschlussprüfungen in den kommenden Monaten. „Man weiß dann besser, wo man steht. Und Spaß macht es auch“, erklärte Stine Bossmann aus Ostholstein.
Die Siegerinnen und Sieger der Kreisentscheide aus ganz Schleswig-Holstein werden am Landesentscheid und je nach Erfolg auch am Bundesentscheid teilnehmen. Vertreter des Bauernverbandes, des BBZ sowie Kreispräsidentin Juliane Rumpf (CDU) freuten sich über die starke Nachfrage im Wettbewerb für den Kreis Rendsburg-Eckernförde. Nachwuchssorgen in der Landwirtschaft gibt es mit Blick auf die Schülerzahlen am BBZ übrigens nicht. „Wir haben in den vergangenen zehn Jahren konstante Schülerzahlen“, berichtete der Abteilungsleiter Agrarwirtschaft, Sebastian Wulff.
Malte Langholz aus Friedrichsdorf hatte den von der Jury gelockerten Stecker schnell entdeckt. Foto: Sven TietgenStine Bossmann und Jannes Köpcke guckten sich die Schüsseln mit Getreidekörnern oder Futtermischungen genau an – und machten auch Schnupperproben. Foto: Sven TietgenDr. Tobias Wulf, Lehrer für Pflanzenbau, blickte den Teilnehmern bei der Ausarbeitung einer Präsentation über die Schulter. Foto: Sven TietgenJesko Langmaack aus Lütjenwestedt konzentriert sich auf den Zusammenbau eines siebenpoligen Steckers. Foto: Sven Tietgen
Nachdem die Wintergetreidekulturen überwiegend sehr stark entwickelt in den Winter gegangen sind, stellt sich nun die Frage nach der richtigen Strategie für die Stickstoffdüngung.
Starke Niederschläge haben zwischen Dezember und Januar den mineralisch vorliegenden Stickstoff an vielen Standorten, insbesondere auf leichteren Böden, in nennenswertem Umfang in tiefere Schichten verlagert. Wie sollte man nun die N-Düngung der Kulturen planen, um einerseits die Bestände zu einem hohen Ertrags- und Qualitätsniveau zu führen und andererseits die Effizienz des umweltsensiblen und auch kostbaren Gutes Stickstoffdünger optimal zu gestalten?
Stickstoff wird bezüglich des Gewässerschutzes in der Landwirtschaft derzeit politisch wieder verstärkt kritisch diskutiert. Zudem hat sich mit zurückliegender Änderung in der landesweiten Ausweisung der Nitratkulisse mit einer verpflichtenden Reduktion der N-Düngung um 20 % unterhalb des ermittelten Bedarfs eine Ausweitung dieser sogenannten Roten Gebiete ergeben. N-Düngemittel sind trotz deutlich gefallener Preise immer noch kostenintensiv, sodass sowohl aus Umweltsicht als auch aus pflanzenphysiologischer und ökonomischer Sicht eine optimale Ausnutzung der Nährstoffe angestrebt werden muss.
Aus rechtlicher Sicht ist darauf hinzuweisen, dass wie gehabt die Düngebedarfsermittlung (DBE) für Stickstoff und Phosphat düngeverordnungskonform vor der ersten Düngemaßnahme schriftlich dokumentiert vorliegen muss. Auf die weiteren Rechtsgrundlagen zur Düngung wurde im Bauernblatt zuvor bereits hingewiesen. Auf sie kann auch online auf der Homepage der Landwirtschaftskammer unter lksh.de/landwirtschaft/duengung zurückgegriffen werden.
Wie den Stickstoff effizient nutzen?
Grundsätzlich muss beim Düngen auf günstige Randbedingungen geachtet werden, die eine hohe Nährstoffaneignung und -umsetzung zulassen. Im Frühjahr nicht mehr beeinflusst werden kann eine gute Bodenstruktur, die sich in Teilen aus günstigen Vorfrüchten ergibt. Jedoch kann mittels der Grundnährstoff- und Mikronährstoffversorgung reagiert werden sowie mit einem standortbedingt optimalen pH-Wert des Bodens. Insbesondere Schwefel muss dabei wie üblich in allen Kulturen mit der ersten Stickstoffgabe kombiniert werden, da nur so mit ausreichender Schwefelmenge die Stickstoffaufnahme und -umwandlung in der Pflanze gewährleistet werden können.
Bei organisch langjährig gut versorgten Böden können zwar die Werte im Frühjahr etwas höher sein, jedoch sollte auch hier mineralischer Schwefel ergänzt werden. Auch in Güllen und Gärresten liegen vorhandene Schwefelmengen überwiegend organisch gebunden vor und müssen erst mineralisiert werden. Aufgrund der noch niedrigen Bodentemperaturen geschieht dies jedoch in den Wintergetreidebeständen zu langsam. Für Sommergetreide kann hier aufgrund der wesentlich später stattfindenden Haupt-N-Aufnahme ein höherer Anteil des Schwefels aus der Organik vorausgesetzt und angerechnet werden.
Düngemengen noch in Gaben aufteilen?
Ein klassischer Bestandteil der Bestandesführung war immer die jahres- und entwicklungsangepasste Gabenaufteilung. Hier gilt grundsätzlich das Prinzip des Förderns oder des moderaten Reduzierens. Dies ist über das zeitpunktgerechte Bereitstellen von Nährstoffen zu erreichen, setzt jedoch entsprechende Bodenfeuchten und damit Nährstoffmobilität voraus.
Aufgrund der in den vergangenen Jahren häufiger werdenden Phasen von Trockenheit im Frühjahr und auch im Frühsommer kommt diese Vorgehensweise an ihre Grenzen. Deswegen war oftmals das Bereitstellen hoher N-Mengen bereits in der frühen Vegetationsphase ein Weg, die Bestände zuverlässig zu versorgen. Hierbei ist jedoch insbesondere das Risiko von Nährstoffverlusten zu berücksichtigen und kritisch zu beurteilen.
Gleichzeitig verliert sich insbesondere die Möglichkeit, dichte Bestände nicht zu überziehen. Zu hohe Bestandesdichten sind krankheits- und lageranfälliger und weisen einen kritisch großen Blattapparat auf, welcher unter Umständen in der Photosynthese nicht effizient ist. Der Aspekt zu hoher Wasserverluste über Transpiration in trockenheißen Phasen tritt auf den besseren Standorten in Schleswig-Holstein zwar seltener als in anderen Regionen auf, sei aber auch erwähnt.
Diese stark bestockte Wintergerste kann durchaus reduziert mit rund 50 bis 60 kg N/ha angedüngt werden.
Wie in diesem Frühjahr verfahren?
Mit Blick auf die Situation in diesem Jahr ist festzustellen, dass die meisten Wintergetreidebestände gut bis üppig entwickelt sind, insbesondere zeitig bestellte Wintergerstenbestände. Da gleichzeitig die Nmin-Werte laut Nitratmessdienst der Landwirtschaftskammer (siehe Ausgabe 6, Seite 30) auf einem durchschnittlichen Niveau, aber überwiegend in tieferen Schichten als Nitrat vorliegen und dabei nach regional teils weiteren hohen Niederschlagssummen weiter abgesunken sein dürften, sollten nach Möglichkeit eigene Messwerte herangezogen werden, die zeitnah vor dem anvisierten Düngetermin liegen.
Auch mit Blick auf die mineralischen Schwefelgehalte (Smin) kann festgestellt werden, dass zwar in der Marsch und im Östlichen Hügelland noch relativ hohe Werte vorzufinden sind, diese sich jedoch ausschließlich auf die tieferen Bodenschichten konzentrieren. Daher muss definitiv eine ausreichend hohe Schwefelmenge (20 bis 30 kg S/ha) in der ersten Gabe appliziert werden. Dabei kann in gut entwickelten Beständen die erste N-Gabe (Bestockungsgabe) geteilt werden in eine 1a- und eine 1b-Gabe (siehe beispielhafte Düngebedarfsermittlung, Tabelle 1, und exemplarische N-Gabenaufteilung in verschiedenen Kulturen in Tabelle 2).
Es sollte hier bei Wintergersten eine Düngemenge von insgesamt 60 bis 70 kg N/ha ausreichend sein. In schwachen Beständen sollten 20 bis 30 kg N/ha zusätzlich aufgewendet werden, um eine weitere Ausbildung angelegter Triebe zu unterstützen. Die zweite N-Gabe (Schossergabe) sollte für die Wintergerste auch als Abschlussgabe ausreichen. Hier ist die restliche N-Menge nach der Düngebedarfsermittlung (DBE) zu streuen. Die Zwei-Gaben-Strategie hat sich in der Vergangenheit bereits bewährt und wird auch in den Landessortenversuchen bei Wintergerste angewendet.
Bestandesdichte berücksichtigen
Für Winterweizen sollte auch die aktuelle Bestandesdichte berücksichtigt werden. Üppige Bestände auf leichteren Standorten sind mit etwa 60 bis 80 kg N/ha anzudüngen, für weniger weit entwickelte Bestände, insbesondere auch auf den kalten Marschstandorten, ist eine höhere Menge bis zu 100 kg N/ha anzusetzen. Hier bietet sich ebenso ein Splitting der ersten Gabe an. Speziell beim Winterweizen ist sowohl hinsichtlich der N-Effizienz als auch für die Proteinqualität eine ausreichend hohe Schwefelversorgung sicherzustellen. Gerade auf humusarmen Ackerbaustandorten mit geringerem Nachlieferungspotenzial sollte daher der Schwefelbedarf mit 30 kg S/ha abgesichert werden.
Für die Schossergabe (N2) sollte je nach Ertragserwartung mit 60 bis 80 kg N/ha gedüngt werden, wobei hier nicht zu sehr reduziert werden sollte, um nicht in der Ährenausdifferenzierung negative Auswirkungen zu produzieren. Die restliche N-Menge nach DBE sollte als Ährengabe kurz vor dem Ährenschieben zwischen EC 39 und EC 49 appliziert werden. Hierbei ist auf eine mögliche Bodentrockenheit zu reagieren und der Düngezeitpunkt auf EC 37 vorzuverlegen.
Für Winterroggen und Wintertriticale ist analog zur Wintergerste zu verfahren. Für Roggen empfiehlt es sich, startbetont zu düngen, da hier früh eine hohe N-Aufnahme besteht. Mit der Schossergabe wird auch hier die N-Düngung abgeschlossen. Für den sich etwas langsamer entwickelnde Triticale kann zwar eine Drei-Gaben-Strategie analog zum Winterweizen verfolgt werden, jedoch empfiehlt es sich auch hier, den Fokus weniger auf die Proteinkonzentration als mehr auf den Ertrag zu legen, was dann auch in einer Aufteilung in zwei Düngegaben resultiert.
Grundsätzlich bietet es sich in allen Kulturen an, in der ersten N-Gabe sogenannte Düngefenster anzulegen, die durch schnelleres Fahren eine um 20 bis 30 % geringere Düngung erfahren. Dabei sollten diese Bereiche beobachtet werden und bei beginnendem Aufhellen der Pflanzen in diesem Bereich die Anschlussdüngung der Schossgabe erfolgen.
Organische Düngung einplanen
Da die Preise für Stickstoffdünger bereits im vergangenen Jahr auf einem sehr hohen Preisniveau lagen, ist die Attraktivität der Verwendung organischer Düngung gestiegen, und viele Betriebe haben sich wieder intensiver hiermit beschäftigt. Um im Getreideanbau eine hohe Effizienz des organisch gebundenen Stickstoffs zu erreichen, sollte die Ausbringtechnik ammoniakemissionsarm sein. Aber auch der Einsatzzeitpunkt ist hier entscheidend.
Bei kühlfeuchter, windarmer Witterung treten geringere gasförmige N-Verluste auf als bei warm-windiger Witterung. Hier sind die frühen Düngetermine (soweit rechtlich zulässig bei gegebener Befahrbarkeit) zumeist begünstigt. Außerdem kann bei frühen Applikationsterminen der Anteil des organisch gebundenen Stickstoffs besser ausgenutzt werden. Da aber in Güllen oder Gärresten nur das enthaltene Ammonium für die kurzfristige Wirkung einzuplanen ist, sollte neben der obligatorisch notwendigen mineralischen Schwefeldüngung auch gegebenenfalls mineralischer Stickstoff in einer zweiten Teilgabe Anwendung finden.
Wahl der geeigneten Stickstoffform
Welcher Stickstoffdünger am besten einzusetzen ist, wird dieses Jahr nicht mehr durch die Verfügbarkeit bestimmt, hingegen vielmehr durch das, was bereits eingekauft worden ist oder welcher Dünger kostengünstig ist. Bei Mehrnährstoffdüngern sollte dabei der Wert der weiteren Nährstoffe berücksichtigt werden, ebenso wie eventuell gesparte Überfahrten.
Bezüglich der Ertrags- und Qualitätswirkung sind zwischen den verschiedenen N-Düngern nur geringe Unterschiede zu verzeichnen. Auch hinsichtlich der Effizienz ergeben sich in normalen Jahren kaum mehr Unterschiede, da Harnstoffe mittlerweile nur noch mit Ureaseinhibitoren auf dem Markt sind. Lediglich hinsichtlich der kurzfristigen Wirkung in Boden und Pflanze muss zwischen Nitrat- und Ammonium- (oder harnstoffbasierten) Düngern unterschieden werden. Dabei gilt die Faustregel, dass nitrathaltige Düngemittel die schnellste Wirkung zeigen. In der Situation von feuchten Böden und weiter folgenden starken Niederschlägen sind sie aber auch am meisten gefährdet, verlagert zu werden.
Fazit
Die Stickstoffdüngung von Wintergetreide bleibt eine große Stellschraube in der Bestandesführung im Wintergetreideanbau, ist aber aufgrund immer häufiger auftretender Trockenphasen im Frühjahr schwieriger zu gestalten. Da die zulässigen N-Düngemengen unter günstigen Bedingungen in Jahren mit hohem Ertragspotenzial eher knapp bemessen sind, um noch hohe Proteinkonzentrationen zu generieren, sollte gezielt das Produktionsziel Ertrag in den Fokus rücken. Dabei sollte zudem die Proteineinstufung der angebauten Sorte berücksichtigt werden. Stickstoffgaben ab dem Zeitpunkt der Blüte empfehlen sich in der Regel nicht mehr.