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„Moornutzung können wir nur gemeinsam gestalten“

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Auf der Klimafarm der Stiftung Naturschutz in Erfde in der Eider-Treene-Sorge-Region sollen neben der Wiedervernässung von rund 300 ha Niedermoor auch Methoden der extensiven Nutzung erforscht werden, um insbesondere Gras von Nassflächen für die Industrie verwertbar zu machen – als Dämmstoffe, Papier, Verpackung, Stichwort Paludikultur (das Bauernblatt berichtete in der vorigen Ausgabe). Landwirtschaftsminister Werner Schwarz (CDU) hat sich vor Ort einen Eindruck verschafft.

Die „Wiedervernässung“ kommt heute von oben, es ist ein stürmischer und regnerischer Tag. Weit ins Moor geht man deshalb nicht, doch es gibt auch so viel zu bereden. Die Klimafarm will Einkommensalternativen entwickeln für Landwirte, die bereit sind, Flächen für die Wiedervernässung zur Verfügung zu stellen. „Ich würde mich als Erstes um die Vermarktung kümmern“, schlägt Schwarz – ganz Praktiker – vor, „und die Papierhersteller fragen: Was braucht ihr?“ Damit rennt er bei den Klimafarmleuten offene Türen ein.

Zu den Möglichkeiten, die sich ergeben könnten, zeigt sich der Minister, selbst Bauer im Kreis Stormarn, optimistisch: „Die Landwirte werden das genau beobachten und in lukrative Teilbereiche einsteigen.“ Entscheidend sei die kritische Menge, die zu erwirtschaften wäre: „Fünf Rundballen im Jahr bringen nichts.“ Als Beispiel nennt er die Entwicklung bei den Ackerbohnen, sie seien jahrzehntelang außer Kurs gewesen, „auf einmal sind es 40 Tonnen im Betrieb“! Man brauche eben einen langen Atem.

Bei der Moornutzung stehe man am Beginn einer gesellschaftlichen Diskussion, so Schwarz. Umso wichtiger sei es, frühzeitig neben der in der Region typischen Wiederkäuerhaltung alternative Wertschöpfungsketten aufzuspüren und zu entwickeln: „Die Klimafarm leistet hierbei einen wertvollen Beitrag.“

Die Niederungen Schleswig-Holsteins stünden aufgrund des Klimawandels vor einem erheblichen Anpassungsbedarf, so der Minister. Gleichzeitig gelte es, die Auswirkungen auf die betroffenen landwirtschaftlichen Betriebe im Auge zu behalten. Schwarz: „Wir können nur gemeinsam mit den Betroffenen nach Lösungen suchen und die Nutzung von Moorgebieten gestalten.“

Befragt nach Möglichkeiten des Flächentausches, verwies Schwarz auf die Flurbereinigung als bewährtes Instrument, deren Fachbereich in seinem Ministerium angesiedelt sei. Eine spezielle Förderung der Flächenabgabe seitens des Ministeriums sieht er derzeit nicht und verweist auf die künftige Agrarförderung auf Bundesebene.

Was tut die Stiftung Naturschutz, dafür, dass Landwirte in der Region weiterwirtschaften können? „Wir bieten Klimapunkte an“, antwortet Stiftungsvorstand Dr. Walter Hemmerling: „Dabei kaufen wir nicht die Fläche, sondern die Rechte auf Vernässung. Eventuell bekommt der Landwirt auf diese Weise sogar mehr Geld, als wenn er das Land verkauft.“ 

Neuanerkennung als Ausbildungsbetrieb frühzeitig planen

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Betriebsleiter, die erstmalig ausbilden wollen, sollten ihren Anerkennungsantrag bei der Landwirtschaftskammer frühzeitig stellen, spätestens drei Monate vor Beginn des Ausbildungsjahres.

Nur wenn alle für die Anerkennung erforderlichen Unterlagen vorliegen und die notwendigen Überprüfungen vorgenommen wurden, kann ein Ausbildungsvertrag bei der Kammer eingetragen werden.

Der Einstieg in die Berufsausbildung ist eine Zukunftsinvestition für den Betrieb – ähnlich wie ein Stallbau – und sollte entsprechend geplant und vorbereitet sein. Nur wer als Ausbilder beziehungsweise Ausbilderin die persönliche und fachliche Eignung nachweist und über eine geeignete Ausbildungsstätte verfügt, darf junge Menschen ausbilden. Voraussetzung ist auch eine Bescheinigung der Berufsgenossenschaft, dass der Betrieb den Unfallverhütungsvorschriften und sonstigen gesetzlichen Vorgaben entspricht.

Detailinformationen zu den Anforderungen in den Agrarberufen sind auf www.lksh.de in der Rubrik Bildung/Ausbilder und Ausbildungsbetrieb eingestellt. Antragsvordrucke sind bei der Landwirtschaftskammer Rendsburg, Tel.: 0 43 31-94 53-216 oder bei der regionalen Ausbildungsberatung erhältlich.

Wichtige Hinweise für bereits anerkannte Ausbildungsbetriebe (bitte auch hierfür die notwendige zeitliche Vorlaufzeit beachten):

Wurde länger als fünf Jahre nicht ausgebildet, ist eine Nachbesichtigung des Betriebes durch die Ausbildungsberatung der Kammer erforderlich.

Findet ein Betriebsleiterwechsel statt und liegt das Anerkennungsverfahren länger als zehn Jahre zurück, muss das gesamte Anerkennungsverfahren neu durchlaufen werden.

Liegt bei einem Betriebsleiterwechsel die Anerkennung nicht länger als zehn Jahre zurück, sind die Unterlagen zur persönlichen und fachlichen Eignung einzureichen und es ist eine Nachbesichtigung durch die Ausbildungsberatung erforderlich.

Generation Z – wie sie geführt werden will

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Damit die heutige ­sogenannte Generation Z für die Grünen ­Berufe begeistert werden kann, muss die Arbeitswelt greifbar und nahbar präsentiert werden. Hier haben die Ausbildungs­berufe in Landwirtschaft und Co. gute Karten, denn sie können mit eindrucksvollen Motiven punkten.

Sozialforscher untersuchen in regelmäßigen Abständen, wie sich Veränderungen in Wirtschaft, Politik und Kultur auf junge Menschen auswirken und ihr Verhalten prägen. Und um ein Gefühl für die Generation Z zu bekommen, muss man verstehen, wer darunter fällt und welche Grundgedanken diese Generation antreiben. Es sind die jungen Menschen, die Mitte der 1990er und Anfang der 2000er Jahre zur Welt gekommen sind, doch eine differenziertere Abgrenzung der Jahrgänge gibt es nicht. Diese Zielgruppe ist der Grund, warum sich derzeit die Gemüter der Ausbildungsbetriebe erhitzen, denn die Generation Z hat eine ganz eigene Erwartungshaltung an die künftige Berufstätigkeit.

Einerseits ist den Jugendlichen ein sicherer Arbeitsplatz wichtig, andererseits erwarten sie einen Aufgabenbereich mit hohem Identifikationspotenzial.

Es wird außerdem großer Wert darauf gelegt, dass es eine klare Trennung zwischen Arbeit und Privatleben gibt, sodass die Work-Life-­Balance für Zufriedenheit im Job sorgt.

Bei der Arbeit dürfen konkrete Handlungsanweisungen jedoch nicht fehlen. Außerdem dienen Feedback, Anerkennung, Lob und Kritik als bedeutende Orientierungsgrößen.

Besonders aus diesem Grund bedarf es einer strukturierten Ausbildungsplanung, um neben den betrieblichen Abläufen auf diese Bedürfnisse der Generation Z einzugehen. Das bedeutet, Ausbildungsbetriebe müssen sich mit neuen Lernmethoden und Bildungsansätzen auseinandersetzen, um am Ball zu bleiben. Doch wo sonst bietet die Praxis so gute Lernorte für die gesamte Entwicklung der Jugendlichen wie in den Grünen Berufen?

Digital und online – Netzwerke nutzen

Der Alltag der Generation Z ist geprägt vom digitalen Zeitalter. Die Jugendlichen sind jederzeit online in diversen digitalen Netzwerken unterwegs. Damit bekommt auch das Wort „Netzwerk“ eine wesentliche Bedeutung. Vernetzung setzt eine Kommunikation auf Augenhöhe voraus, die auch auf den digitalen Plattformen präsent und sowohl im privaten als auch im beruflichen Leben gleichermaßen gewünscht ist. Die jungen Menschen haben konkrete Vorstellungen von einem potenziellen Vorgesetzten im Ausbildungsbetrieb.

Jede Betriebsleitung sollte sich deshalb die Frage stellen, was für die Zielgruppe besonders attraktiv an dem angebotenen Ausbildungsplatz erscheinen könnte und wie der Betrieb als glaubwürdiges Unternehmen positioniert werden kann. Eine konkrete Botschaft können dabei alle Ausbildungsbetriebe bei der Suche nach Azubis beherzigen: Kontakte sollten sowohl in der realen als auch immer mehr in der virtuellen Welt genutzt werden.

Am Puls der Zeit zu sein bedeutet auch, den jungen Menschen Einblicke in einen typischen Arbeitsalltag zu geben, denn genau das macht einen Ausbildungsbetrieb sympathisch und greifbar. Hier gibt es viele Möglichkeiten, das Ausbildungsplatzangebot sichtbarer zu gestalten. Dazu zählen neben den klassischen Stellenanzeigen in Fach- und Lokalzeitschriften Aushänge in Schulen oder Jobportale im Internet, insbesondere auch sämtliche digitalen Plattformen, die Sozialen Medien und Messenger-Dienste, mit denen persönliche Kontakte geknüpft werden können.

Auffallen – den Betrieb digital präsentieren

Auch die Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein bietet eine digitale Ausbildungsplattform, auf der jeder Ausbildungsbetrieb die Initiative ergreifen darf, um den Betrieb ganz individuell zu präsentieren. Standardinformationen wie die Betriebsadresse, Ausbildungsberuf und Betriebsschwerpunkte sind bereits für alle Ausbildungsbetriebe hinterlegt. Zusätzlich besteht die Möglichkeit, einen persönlichen Text zu verfassen und einzustellen. Fragen wie: „Wer sind wir?“, „Was bieten wir?“ und „Wen suchen wir?“ können dazu beitragen, dass zukünftige Azubis einen positiven ersten Eindruck vom Betrieb und dem Team erhalten. Um der Seite noch mehr Profil zu geben, kann ein Bild eingestellt werden: Ob Luftbildaufnahme des Betriebes, das Logo oder ein Foto des Teams – der Kreativität sind hier keine Grenzen gesetzt.

Fazit

In Zeiten, in denen es mehr freie Ausbildungsplätze als Auszubildende gibt, ist es wichtiger denn je, sich mit den Lebenswelten und Bedürfnissen Jugendlicher auseinanderzusetzen. Online-Plattformen und Soziale Netzwerke bieten gute Chancen, um zukünftige Azubis für die Grünen Berufe zu begeistern und für den eigenen Betrieb zu gewinnen. Die Autorin ist für das Marketing der Grünen Berufe bei der Landwirtschaftskammer zuständig. Sie wirbt in Schulen und auf Berufsmessen und steht auch telefonisch für Auskünfte rund um die Ausbildung zur Verfügung. E-Mail und Telefonnummer sind unter lksh.de zu finden.

Leicht anzubauen, vielseitig zu verwenden

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Einjähriger Rucola ist ein Schnellstarter und wächst zügiger als die mehrjährige Variante. Ab Ende Februar kann bereits auf der Fensterbank ausgesät werden. Im Freiland erfolgt die Aussaat satzweise, sobald es die Bedingungen zulassen.

Rucola wird manchmal auch als Salatrauke oder Senfrauke bezeichnet. Schon die Römer bauten das leckere Kraut an. Es gehört mittlerweile fast ganzjährig zum Gemüsesortiment im Supermarkt und ist in mehreren Varianten am Samenständer erhältlich. Hier gilt es, zwischen der einjährigen Salatrauke (Eruca sativa) und der mehrjährigen Wilden Rauke (Diplotaxis tenuifolia) zu unterscheiden. Diese wächst langsamer als die einjährige Art und weist schmale, gefiederte oder gebuchtete Blätter auf. Sie schmecken leicht scharf und damit intensiver als die der Salatrauke. Um das Verwirrspiel komplett zu machen, finden sich auf manchen Samentüten auch die Bezeichnungen Rucola selvatica oder Rucola coltivata. Vom Namenswirrwarr sollte man sich jedoch nicht beeindrucken lassen, sondern auf der Samentüte genau nachlesen, ob es sich um die mehrjährige, winterharte oder um die einjährige Variante handelt. Tipp: Einfach mal verschiedene Arten und Sorten ausprobieren. Die Unterschiede reichen dabei optisch von glattrandigen bis hin zu gezähnt-geschlitzten Blättern und geschmacklich von pikant über bitter-kräftig, pfeffer- und senfartig bis hin zu nussähnlich.

Bei guter Witterung zeigen sich bereits wenig Tage nach der Aussaat die ersten Blattspitzen. Foto: Karin Stern

Neben Aussehen und Geschmack unterscheiden sich die Varianten zudem in ihrem Wuchsverhalten. Doch manchmal sind die Unterschiede nicht nur sortenbedingt, sondern hängen auch von den Kulturbedingungen und der Witterung ab. Bei warmem Wetter und Trockenheit tritt schnell ein etwas schärferer Geschmack in den Vordergrund. Je älter die Blätter, desto kräftiger kommt das Aroma durch. Daher empfiehlt sich die Verwendung von eher jungen Blättern als Salat oder Salatzugabe. Werden die Blätter zu gedünstetem Gemüse oder in Aufläufen und Nudelsoßen verarbeitet, verflüchtigt sich der scharfe Geschmack.

Ab Ende Februar, Anfang März kann der einjährige Rucola auf der Fensterbank, im Frühbeet oder im Gewächshaus ausgesät werden. Je nach Witterung und Bodentemperatur ist es empfehlenswert, Rucola zunächst im Haus vorzuziehen und dann ins Frühbeet oder Gewächshaus auszupflanzen. Das sorgt für einen erheblichen Erntevorsprung.

Rucola kann ab Ende Februar auf der Fensterbank vorgezogen und später ins Frühbeet ausgepflanzt werden. Foto: Karin Stern

Die unempfindliche Pflanze stellt keine großen Ansprüche an Boden und Klima. Im Garten wird Salatrauke gerne als Vor-, Zwischen- oder Nachkultur angebaut. Die Aussaat erfolgt in Reihen mit etwa 15 cm Abstand von April bis September im Freiland. Die Keimdauer beträgt je nach Sorte fünf bis 15 Tage. Es ist wichtig, die Samen nur ganz dünn mit Erde zu be­decken.

Wer sich fortlaufend mit Rucola versorgen möchte, sät am besten satzweise im Abstand von zehn bis vierzehn Tagen aus. So können immer junge Blätter geerntet werden. Am besten schmecken sie mit einer Länge von 8 bis 10 cm. Für die Ernte pflückt man entweder die größeren, äußeren Blätter oder schneidet die Blätter über dem Herz der Pflanze ab. Daraus entwickeln sich dann innerhalb einer Woche weitere junge Blätter, die erneut geschnitten werden können. Je nach Witterung erfolgen zwei bis drei Schnitte, bis die Pflanze in die Blüte geht. Dann werden die Blätter deutlich schärfer und wachsen nicht weiter, da der Rucola seine Kraft in die Ausbildung der Blüte steckt. Die Ernte erfolgt in Abhängigkeit von Wetter und Jahreszeit drei bis sechs Wochen nach der Aussaat. Die schnell wachsenden Pflanzen liefern einen guten Ertrag. Wichtig ist ein sonniger bis halbschattiger Standort mit lockerem, frischem und humosem Boden. Die flachen Wurzeln sollten bei Trockenheit recht zügig mit Wasser versorgt werden. Andernfalls leidet das Aroma und die Pflanze geht schnell in die Blüte.

Erdflöhe hinterlassen in den Blättern von Kreuzblütlern kleine Löcher. Foto: Karin Stern

Eine Düngung ist nicht notwendig. Salatrauke ist mit den Nährstoffen zufrieden, die sie im Boden vorfindet. Eine zusätzliche Stickstoffdüngung könnte sich sogar negativ auswirken, da die Pflanze viel Nitrat aufnimmt und durch die gute Versorgung anfälliger wird für die Blattfleckenkrankheit. Dabei treten braunrote Flecken auf den Blättern zutage, in deren Mitte sich der Fruchtkörper eines Pilzes befindet. Bei feuchtem Wetter, wenn das Blattwerk schlecht abtrocknet, besteht die größte Infektionsgefahr. Befallene Blätter sollten nicht verzehrt werden. Salatrauke zählt wie Radieschen zu den Kreuzblütlern und wird daher auch von Erdflöhen heimgesucht. Dies sind kleine, schwarze Käfer, die die jungen Pflanzen in ihrer Entwicklung stark beeinträchtigen können. Größeren Pflanzen macht der Befall, der an kleinen, runden Fraßlöchern in den Blättern zu erkennen ist, nichts weiter aus. Der gern erteilte Rat, gegen die Erdflöhe einfach nur den Boden ausreichend feucht zu halten und regelmäßig zu hacken, hat sich als unwirksam herausgestellt. Bei starkem Befall bleiben die Blätter klein, die Pflanzen entwickeln sich nur schlecht.

Mit der Blütenbildung endet die Ernte. Foto: Karin Stern

Raus aus den vier Wänden

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Die Haltung im Offenstall erfüllt die natürlichen Bedürfnisse von Pferden in puncto Bewegung, Licht, Luft und Sozialkontakten am besten. In der Theorie also perfekt, doch in der Praxis hapert es oft. Das liegt meist nicht am Vierbeiner, sondern am Offenstall, der schlichtweg nicht zum Pferd passt. Doch gibt es überhaupt pferdefreundliche Alternativen?

Der Begriff „Offenstall“ kann weit gefasst werden: Vom knietiefen Matschplatz mit notdürftigem Unterstand bis hin zum Aktivstall mit ausgeklügelter Raumaufteilung und computergesteuerter Fütterung fallen zahlreiche Varianten in diese Kategorie. Nicht alles, was sich Offenstall nennt, ist auch wirklich pferdegerecht. Pferdebesitzer, die bereits schlechte Erfahrungen gesammelt haben, sind nicht selten überzeugt: „Mein Pferd ist nicht für den Offenstall geeignet.“

Damit sich das Pferd wohlfühlen kann, müssen einige Grundvoraussetzungen erfüllt sein, etwa ausreichend Platz. In den „Leitlinien zur Beurteilung von Pferdehaltungen unter Tierschutzgesichtspunkten“ des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) sind unter anderem die Mindestvoraussetzungen für die Gruppenhaltung von Pferden angegeben. Nicht alle Pferde kommen allerdings mit diesen Mindestmaßen zurecht. Einige werden in der Folge aggressiv oder lethargisch und mitunter vorschnell als „offenstalluntauglich“ abgestempelt. Wäre mehr Platz vorhanden, würden vermutlich auch mehr Pferde in einem Offenstall gut zurechtkommen. Daher gilt: Großzügige Liegemöglichkeiten, reichlich Auslauffläche und genügend Fressplätze tragen entscheidend dazu bei, dass das Konzept Offenstall funktioniert.

In Außenboxen herrschen besseres Klima und weniger Langeweile als in Innenboxen, doch auch diese Haltungsform hat viele Nachteile. Foto: Imago

Auch die räumliche Situation ist wichtig: Hat der Liegebereich zwei Ausgänge, ist er eher quadratisch oder ein langer Schlauch, gibt es Raumteiler? Für Pensionspferdebetriebe ein Dilemma: Es ist natürlich einfach, auf dem Papier mehr Platz zu fordern. Betriebe möchten ihren Einstellpferden auf der einen Seite einen guten Platz bieten, auf der anderen Seite macht es wirtschaftlich einen Unterschied, wie viele Pferde auf der vorhandenen Fläche untergebracht sind. Schließlich haben viele Betriebe unter den aktuellen Bedingungen ohnehin schon schwer zu knabbern.

Bedürfnisse der Pferde berücksichtigen

Das tägliche Stallmanagement trägt ebenfalls entscheidend dazu bei, ob die Vierbeiner sich im Offenstall wohlfühlen – oder eben nicht. Hierzu zählen beispielsweise geringe Fluktuation und individuelle Fütterung. Bei ständigem Pferdewechsel entsteht Unruhe. Die Rangordnung muss jedes Mal neu geklärt werden, was zu vermehrten Rangeleien und mitunter Verletzungen führt. Auch in Gruppenhaltung sollte es möglich sein, jedem Pferd seine individuelle Futterportion zuzuteilen. Das ist zugegebenermaßen eine Herausforderung und kann nur durch Fressständer oder computergestützte Fütterung gewährleistet werden. Alternativ müssen die Pferdebesitzer mehr eingebunden werden, also etwa Kraftfutter selbst zufüttern. Selbstverständlich müssen darüber hinaus die Sauberkeit stimmen, die Qualität des Futters einwandfrei sein und der Stallbetreiber über fundiertes Fachwissen und Erfahrung verfügen.

Bleiben noch die Vierbeiner selbst, die mitbestimmen, ob es im Offenstall klappt. Grundsätzlich sollte die Herde nicht allzu bunt gemischt sein, da die Anforderungen an den Stallbau dann enorm sind. Vor allem (Gitter-)Abstände sind problematisch, denn was für einen mächtigen Kaltbluthuf keine Gefahr darstellt, kann für einen zierlichen Ponyhuf zur Falle werden. Unterschiedliche Altersstufen sind im Offenstall grundsätzlich kein Problem. Allerdings sollten sehr junge Pferde immer gleichaltrige Freunde haben, sehr alte Pferde hingegen sind mitunter mit Youngsters überfordert.

In gemischten Pferdeherden können Wallache, die sich wie Hengste benehmen, zu einem großen Problem werden. Schließlich sind Stutenbesitzer nicht erfreut, wenn der Wallach regelmäßig auf den Rücken ihrer Stute springt – abgesehen von der Verletzungsgefahr. Zudem gibt es noch den „Problemfall“ Hengst. Zwar kommt eine Studie der Freien Universität Berlin zu dem Schluss, dass Hengste durchaus in Gruppen gehalten werden können, wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind. Eine wirklich artgerechte Haltung von Hengsten im Offenstall ist dennoch eine enorme Herausforderung.

Grundsätzlich kann also (fast) jedes Pferd im Offenstall gehalten werden, wenn auf die Bedürfnisse der Bewohner eingegangen wird. Allerdings ist es für Pferdebesitzer schlichtweg nicht immer möglich, einen solchen optimal auf die Bedürfnisse ihres Vierbeiners zugeschnittenen Offenstall zu finden, noch dazu in angemessener Entfernung. Dann muss ein adäquater Kompromiss her.

Eine Innenbox stellt eigentlich keine Alternative dar, denn diese Haltungsform ist oft nicht pferdegerecht: Ein so großes Tier auf einer Fläche von etwa 12 m2 für viele Stunden am Tag einzusperren, sollte heutzutage nicht mehr sein. Ein Pferd braucht freie Bewegung und Artgenossen. Es gibt sicher Betriebe, die trotz Innenboxenhaltung den Pferden ausreichend Auslauf mit Artgenossen bieten, allerdings stehen noch immer zu viele Pferde zu viele Stunden in zu engen Innenboxen. Übrigens: Freie Bewegung heißt, das Pferd darf selbst bestimmen – Führanlage oder Laufband zählen also nicht dazu.

Bewegung, Kontakte, Licht und Luft

Eine Verbesserung der reinen Innenbox ist die sogenannte Kurtz-Box, benannt nach ihrem Erfinder Andreas Kurtz. Ein Teil der Zwischenwand ist hier durch senkrechte Gitterstäbe ersetzt, die bis zum Boden reichen. Die Pferde können den Kopf hindurchstrecken und so besser Kontakt zum Nachbarn aufnehmen, beispielsweise gegenseitig Fellpflege betreiben. Vor allem für Hengste, die ja zum Großteil in Einzelboxen leben, kann dies eine Verbesserung sein. Der tägliche Auslauf muss dennoch gewährleistet werden.

Außenboxen sind nicht viel besser zu bewerten als Innenboxen, zumindest was den Platzbedarf und den Kontakt zum Nachbarn betrifft. Den Pferden wird hier lediglich die Möglichkeit geboten, hinauszuschauen, was die Langeweile ein wenig abmildern kann und für besseres Stallklima sorgt. Ansonsten überwiegen wie auch bei der Innenbox die Nachteile und es muss entsprechend für ausreichende Bewegung und Kontakte mit anderen Pferden gesorgt werden.

In Boxen mit angrenzender „Terrasse“ können die Pferde selbst entscheiden, wann sie draußen oder drinnen sind. Foto: Imago

Viele Pferde leben mittlerweile in Paddockboxen. Diese Boxen mit direkt angrenzender Terrasse bieten zum einen mehr Platz als reine Boxen, außerdem können die Pferde frei entscheiden, wann sie draußen stehen und wann lieber nicht. Das gilt natürlich nur, wenn die Tore zum Paddock bei schlechtem Wetter nicht geschlossen werden, was leider in manchen Betrieben durchaus Usus ist.

Als Mittelweg zwischen Innen- und Paddockbox wird mitunter der Zugang zum Paddock nachts grundsätzlich verschlossen, beispielsweise wenn sonst nicht sichergestellt werden kann, dass nachts kein Unbefugter von außen an den Stall gelangt. Paddockboxen können allerdings auch nur dann eine mögliche Alternative zum Offenstall sein, wenn die Pferde zusätzlich täglich bei jeder Witterung mehrere Stunden gemeinsam mit Artgenossen auf die Weide oder auf einen Schlechtwetterauslauf dürfen. Schließlich ist die Bewegungsmöglichkeit im Paddock, der meist in etwa so groß ist wie die Box, doch sehr begrenzt.

Einige Pferdebetriebe bieten Minioffenställe an, also Offenställe, in denen vielleicht nur zwei oder vier Pferde zusammenleben. Gerade für Vierbeiner, die bereits älter sind oder sich grundsätzlich in größeren Herden schwertun, ist dies oft eine durchaus gute Lösung. Diese Minioffenställe können auch – wenn baulich möglich – durch das Zusammenlegen von zwei oder mehreren benachbarten Paddockboxen erstellt werden. Solche flexiblen Boxensysteme müssen aber schon beim Stallbau mit eingeplant werden, nachträglich ist eine solche Veränderung oft nur schwer umsetzbar.

Weidehaltung braucht gutes Management

In Laufställen wohnen die Pferde gemeinsam in einem Innen- oder Außenstall, der idealerweise in Liege- und Fressbereich unterteilt ist. Wichtig ist, dass der Stall entsprechend großzügig dimensioniert ist und die Vierbeiner zusätzlich täglich an die frische Luft dürfen. Allerdings ist diese Haltungsform in Pensionsställen selten zu finden, eher in Gestüten oder Aufzuchtställen.

Eine weitere Alternative zum Offenstall ist die ganzjährige Weidehaltung. Diese entspricht dem Herden- und Lauftier sehr, stellt aber große Anforderungen an das Management. Notwendig sind unter anderem ein geeigneter Standort mit entsprechender Bodenbeschaffenheit, sehr große Flächen für wenige Pferde, ein stets trockener, zugluftfreier und eingestreuter Unterstand, ganzjährige frostfreie Wasserversorgung sowie befestigte Futterplätze für die Zufütterung. Sonst wird aus der ganzjährigen Weidehaltung recht schnell eine matschige, unhygienische Angelegenheit.

Von den gängigen Haltungsformen kommt der Offenstall den grundlegenden Bedürfnissen der Lauf- und Herdentiere am nächsten. Viele Pferdebesitzer haben das erkannt, weshalb sich Offenställe großer Nachfrage erfreuen. Kritiker führen gern das Argument an, dass nicht jedes Pferd für die Haltung im Offenstall geeignet sei. Meist ist es aber vielmehr so, dass der Offenstall nicht zum Vierbeiner passt, da dessen individuelle Ansprüche nicht berücksichtigt werden (können), beispielsweise wenn der Vierbeiner ein großes Platzangebot benötigt, der Offenstall aber „nur“ Mindestmaße bietet. Auch die Entfernung vom Wohnort des Besitzers spielt eine wichtige Rolle, schließlich soll die tägliche Fahrt in den Stall nicht zum Zeiträuber werden – ganz abgesehen von den hohen Sprit­kosten.

Um all das unter einen Hut zu bringen, können beispielsweise eine große Paddockbox mit täglichem Auslauf, ein Minioffenstall, ein Laufstall oder die ganzjährige Haltung auf der Weide eine akzeptable Alternative zum Offenstall darstellen. Werden Pferde in Innen- oder Außenboxen gehalten, sollten sie sehr viel Zeit außerhalb dieser vier Wände verbringen, und zwar gemeinsam mit ihresgleichen.

Ganzjährige Weidehaltung erfordert sehr gutes Management, damit daraus keine matschige Angelegenheit wird. Foto: Imago

Für ein friedliches Miteinander an der Schule

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Mechthild Spöde hat ein offenes Herz für Kinder und Jugendliche. An jedem Mittwochvormittag geht sie in die Bergschule Fockbek im Kreis Rendsburg-Eckernförde. Hier ist die Seniorpartnerin in School, kurz SiS, im ehrenamtlichen Einsatz. Als SiS-Mediatorin begleitet sie Schülerinnen und Schüler beim Suchen und Finden von Lösungen für einen friedlichen Umgang miteinander.

Ein Mittwochvormittag, Laura (Name geändert) bittet Mechthild Spöde um ein Gespräch. Dafür verabreden sie sich wenig später in der „Insel“. Das ist ein etwas versteckt liegender Begegnungsraum im weitläufigen Schulgebäude. Niemand sieht, wer gerade ein- und ausgeht. Hier kann Laura sich vertrauensvoll öffnen. Sie weiß, alles, was sie gleich sagen wird, wird im Raum bleiben. Die SiS-Mediatorin wird die Gesprächsinhalte ohne ihre ausdrückliche Einwilligung nicht weitererzählen, weder an die Lehrkräfte noch an die Schulleitung. In dieser Sicherheit berichtet die Schülerin, dass jemand im schulischen Umfeld ihr das Smartphone weggenommen und entsperrt habe, um Inhalte aus ihren privaten Nachrichten an Mitschüler weiterzuleiten und sie damit lächerlich zu machen. Das fühle sich für sie schlecht an, sie wisse nicht, wie sie damit umgehen solle.

Mechthild Spöde hört Laura aufmerksam zu. Sie fragt behutsam, wie es ihr gerade geht und was ihr in diesem Moment wichtig wäre. Gemeinsam suchen sie nach einer möglichen Lösung. Sie thematisieren auch, wie Laura sich in Zukunft vor solch einer Situation schützen kann. Nach dem Gespräch ist die Schülerin erleichtert. Es war für sie entlastend, das Erlebte zu teilen und dabei ihre eigenen Gedanken und Gefühle zu ordnen. Jetzt sieht sie klarer und hat eine Entscheidung getroffen: Sie will auf diesen „Jemand“ zugehen und fragen, ob er freiwillig zu einem gemeinsamen Treffen mit der SiS-Mediatorin bereit wäre, um über den Vorfall zu sprechen.

Dies ist nur eine beispielhafte Episode aus dem reichen Betätigungsfeld der Ehrenamtlichen, die sich hauptsächlich um Kinder der 5. bis 7. Klasse kümmert. Ob bei einem Streit auf dem Pausenhof, Konflikten mit Klassenkameraden oder bei Sorgen im familiären Umfeld – bei ihr finden die Schüler immer ein offenes Ohr. „In 90 Prozent meiner Gespräche reicht es, für die Kinder einen vertraulichen und vertrauten Raum zum Reden zu schaffen und zuzuhören. Bei etwa zehn Prozent braucht es weiterführende Maßnahmen, für die ich als Ehrenamtliche nicht zuständig bin, etwa wenn es um eine mögliche Kindeswohlgefährdung geht. Dann gebe ich an die zwei Schulsozialarbeiterinnen ab“, informiert sie.

Friedensarbeit im Kleinen

Die 67-Jährige, die früher in der Energiewirtschaft arbeitete, ist eine von derzeit über 1.300 Senioren in Deutschland, die nach dem Ausscheiden aus dem Berufsleben Schülern an Schulen zur Seite stehen. „Für mich ist dies eine unglaublich bereichernde Aufgabe, ein Stück Friedensarbeit im Kleinen. Ich komme generationsübergreifend mit jungen Menschen in Kontakt, kann sie auf dem Weg des Erwachsenwerdens in ihrer Persönlichkeitsbildung begleiten, erweitere meinen Horizont und bleibe durch viele neue Impulse geistig aktiv und rege“, bringt sie die positiven Aspekte des Ehrenamts auf den Punkt. Üblicherweise im Zweierteam sind die SiS-Mediatoren an einer Schule tätig, wobei die Corona-Pandemie der vergangenen Jahre deutliche Spuren hinterließ.

Riesengewinn für die Schule

Für die Senioren bedeutete Corona das plötzliche Aus ihres Einsatzes. Sie sollten vor der Erkrankung geschützt werden und mussten deshalb längere Zeit pausieren. Etliche orientierten sich daraufhin um, so auch der Tandempartner von Mechthild Spöde. Deshalb freut sie sich, dass mit Katrin List (64) und Dagmar Göpel-Fillmer (66) seit Januar dieses Jahres zwei neue Seniorpartnerinnen an die Bergschule gekommen sind.

SiS-Mediatorinnen Katrin List, Mechthild Spöde und Dagmar Göpel-Fillmer (v. li.) leisten einen wertvollen Beitrag für ein positives Lernklima und eine friedliche Streitkultur.

Hierfür durchliefen die beiden im Herbst vorigen Jahres eine vorbereitende Weiterbildung. Über die SiS-Mediatoren zeigt sich auch Schulleiterin Ute Shabanpoor hocherfreut. „Für uns und für alle Schulen des Landes sind sie ein Riesengewinn. Wir sind froh und dankbar, dass es sie gibt. Sie sind eine Entlastung, für Lehrer und Schüler“, stellt sie heraus. Besonders in der herausfordernden Corona-Zeit, als die Senioren nicht an der Schule sein durften, hätten Lehrkräfte und Schulsozialarbeiterinnen einmal mehr gemerkt, wie sehr sie fehlten und wie wichtig sie für die Kinder seien, weil sie eben nicht direkt in den Schulablauf mit all seinen Regeln und Gegebenheiten eingebunden seien. „Sie kommen von außen, müssen nicht bewerten, keine Noten geben oder Hausaufgaben einfordern. Während ich als Schulleiterin einen festgelegten Auftrag habe, in einigen Fällen eine ganze Handlungskette in Gang setzen müsste, können die SiS-Mediatoren flexibler agieren, neue Sichtweisen einbringen und manch kleineres Problem sofort lösen, bevor es groß wird“, betont die Direktorin.

Wertvolle Unterstützung

Lehrerin Tania Ehmke, Stufenleiterin der 5. bis 7. Klassen, schätzt die Arbeit der Ehrenamtlichen ebenfalls sehr. Sie seien eine wertvolle Unterstützung für das gesamte multiprofessionelle Schulteam. Sie ergänzt: „Wir Lehrkräfte können nicht jeden Einzelnen zeitnah auffangen. Die SiS-Mediatoren nehmen sich für die Kinder Zeit, die uns im Schulalltag oft fehlt. Der Unterricht muss ja weitergehen.“ Schulsozialarbeiterin Tanja Brommann resümiert mit Blick auf die Ehrenamtlichen anerkennend: „Wir wären aufgeschmissen ohne euch.“ Bei ihr würde es meist eine Woche dauern, bis ein Gesprächstermin frei werde. So lange könnten manche Kinder aber nicht warten. Und was meinen die Schüler? Hanna und Wiktoria, beide zwölf Jahre alt, sind bereit, darüber mit dem Bauernblatt zu reden. Die besten Freundinnen gehen in die 6. Klasse. „Als wir in der 5. Klasse waren, wurden die SiS-Mediatoren im Unterricht vorgestellt. So erfuhren wir, dass es sie an unserer Schule gibt und was sie machen“, blickt Wiktoria zurück. Hanna findet es gut, dass sie jederzeit die Chance hat, mit einem Anliegen oder Problem zu ihnen zu gehen. Dies sei auch während des Unterrichts möglich, man müsse sich nur bei der Lehrkraft abmelden.

„Manchmal gibt es Dinge, die man mit den Eltern zu Hause nicht so gern besprechen mag“, gibt sie zu bedenken. Beide Schülerinnen haben in der Vergangenheit – wie unzählige ihrer Mitschüler – schon mit Mechthild Spöde gesprochen und dies als hilfreich empfunden. „Es sagen aber auch nicht alle, dass sie bei ihr waren“, wissen sie. Die Seniorin bemerkt, dass sie sich jedes Mal genau überlege, ob sie Schüler, die bei ihr waren, auf dem Schulhof, in einer größeren Öffentlichkeit, grüßen und ansprechen solle oder lieber nicht, weil sie die Vertraulichkeit wahren möchte. Abschließend erzählen die Schülerinnen, dass sie sich wünschten, die SiS-Mediatorinnen wären nicht nur an einem Tag in der Woche in der Schule. In der Vergangenheit des seit zehn Jahren laufenden Angebots habe es schon einmal zwei Teams gegeben, die zwei Tage in der Woche abdeckten.

Seniorpartner gewünscht

Besonders Jungen im Teenageralter äußerten darüber hinaus den Wunsch, sich einem Mann anvertrauen zu können. Das SiS-Team möchte deshalb ausdrücklich auch sie ermutigen, als Seniorpartner in School aktiv zu werden. „Wir suchen aktuell landesweit neue Mitstreiter. Auch wenn erst im Herbst der nächste Weiterbildungslehrgang beginnt, können sich interessierte Frauen und Männer bereits jetzt bei uns melden und an einer Schule hospitieren.“



Info

Der Bundesverband Seniorpartner in School e. V. wurde 2001 gegründet, um Kindern und Jugendlichen in Schulen zu helfen, ihre Alltagskonflikte gewaltfrei zu lösen. Er hat 14 Landesverbände und ist mit über 1.300 SiS-Mediatoren an 380 Schulen an 70 Standorten vertreten. Der Landesverband Schleswig-Holstein e. V. gründete sich 2006 und ist an 17 Schulen aktiv. Regionalgruppen gibt es in Rendsburg, Flensburg und Schleswig. Hier tauschen sich die SiS-Mediatoren monatlich aus und erhalten Supervisionen und Fallberatungen. Jährlich findet für Neueinsteiger der Generation 55+ eine 80-stündige, kostenlose Weiterbildung in drei Blöcken statt. Weitere Infos unter sis-schleswig-holstein.de oder info-mediatoren@sis-­schleswig-holstein.de

Getreidemarkt: Neue Impulse nach der Ruhephase

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Seit Wochen geht es am Getreidemarkt nicht vor und nicht zurück. Im Handel fehlt es an Nachfrage, weder aus dem Inland noch aus dem Ausland kommen viele Aufträge. Aufseiten der Erzeuger hat man seit Oktober die purzelnden Preise beobachtet und bedauert, nicht mehr Getreide verkauft zu haben. Viele Landwirte fragen sich, ob sie den Preisverfall besser hätten voraussehen können. Das kann man nie wirklich, so viel ist klar. Man hätte nur feststellen können, dass gewisse Preishöhen unvergleichlich gewesen sind und entsprechend mehr Realismus bei der Vermarktung nicht geschadet hätte. Seit Wochen zeigen inländische Abnehmer kaum Bedarf an Getreide und Raps. Man hat aus den Corona-Jahren gelernt, lieber mehr Vorrat auf Halde zu legen. Mit der Aussicht auf weiter nachgebende Einkaufspreise haben sie deshalb einen langen Atem. Zudem sehen sich Futtermittelhersteller mit sinkenden Nutztierbeständen und infolgedessen einer sinkenden Nachfrage konfrontiert. Sie haben tendenziell mehr Ware im Lager als nötig und berichten auch nicht mehr von Lieferengpässen bei Komponenten, lediglich Rapsschrot bleibt auf wundersame Weise knapp und teuer. Dabei ist der Rapsmarkt gut mit heimischer und importierter Saat versorgt und hat deswegen über neun Monate ordentlich an Preishöhe verloren. Wirft man zurzeit einen Blick auf die Börse, kann man eine Kehrtwende sehen. In den letzten zwei Wochen drehte sich die Tendenz der Terminkurse für Weizen ins Positive. In dieser Woche nimmt der Kurs an der Matif noch mehr Fahrt auf, von 35 €/dt ist nicht mehr die Rede, aber 30 €/dt sind schon fast wieder drin.

Russische Kritik heizt Kurse an

Was steckt hinter dem Kursanstieg an der Börse? In den vergangenen Wochen hatten sich die Faktoren zwischen wechselhaften Wettermeldungen und Wechselkursen bewegt. Einfluss auf die Börse in Chicago nahm die Witterung in US-Anbaugebieten für Wintergetreide, vor allem Weizen reagierte darauf. Einfluss auf Chicago sowie Paris nahm die Witterung in den südamerikanischen Ländern, wo Mais und Soja teilweise erst seit Kurzem wachsen und teilweise schon geerntet werden. Dabei geht es vor allem um die außergewöhnliche Dürre in Argentinien. Am internationalen Getreidemarkt wird dieser Tage genügend Ware angeboten, besonders Weizen. Die europäischen Getreideexporte haben je nach Euro-Kurs eher das Nachsehen. Im Gesamtgefüge herrschte zuletzt auch ein Mangel an Impulsen, um die schwache Preisentwicklung umzukehren – diese Lücke füllt nun mal wieder Russland. Zum einen eskaliert die Situation im Ukraine-Krieg zunehmend, das Land berichtet von einer beginnenden russischen Offensive. Am vergangenen Freitag hatte Russland Kraftwerke im ganzen Land gezielt angegriffen. Zum anderen äußerten am selben Tag mehrere russische Beamte öffentlich Kritik am Getreideabkommen, das ukrainische Exporte ermöglicht. Die Situation erinnert an die Diskussionen um die letzte Verlängerung, die im November nur unter schwierigen Bedingungen erzielt worden war. Der Zeitraum von 120 Tagen läuft im März ab und fristgerecht melden sich besagte russische Beamte zu Wort, um Feuer in die Situation zu bringen. Man sei nach wie vor unzufrieden mit der Umsetzung des Abkommens, und zwar insbesondere mit dem Verhalten Europas. Fraglich ist, wie stark sich die Diskussion dieses Mal auf die Marktlage auswirken kann.

Marktangebot

Wie eingangs beschrieben, haben hierzulande viele Landwirte noch Ware zu liegen, die sie nicht zu den schwächeren Kursen verkaufen wollten. Selten ist das jedoch Weizen mit hohem Proteingehalt, wie er im Export gefordert wird. Auf europäischer Ebene ist gegenüber dem Vorjahr mehr exportiert worden, dennoch haben in den letzten Wochen vor allem russische Angebote am Markt dominiert und die EU-Ausfuhren eingegrenzt. Aus Polen und Rumänien wurde zuletzt auch von einem Überfluss an Getreide durch ukrainische Ausfuhren berichtet. Von einer Knappheit am Markt kann nicht die Rede sein, das sollte die Kursanstiege deckeln.

Ställe werden leerer, das Fleischangebot wird knapper

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Die Ställe werden leerer in Deutschland. Damit steht immer weniger Schlachtvieh zur Ver­fügung und den Schlachtunternehmen geht zunehmend die Rohstoffbasis verloren. Die Schweinefleischerzeugung bricht um fast 10 % ein. Das ist die geringste Menge seit 2014. Der hohe Milchpreis führt zu weniger Kuhschlachtungen. Auch die deutsche Geflügelfleischproduktion gerät in den Abwärtstrend.

Das geringe Schlachtviehangebot ließ die deutsche Fleischerzeugung 2022 spürbar sinken, die gewerbliche Fleischerzeugung ist nach vorläufigen Daten gegenüber dem Vorjahr um rund 620.000 t oder 8,1 % auf 7,03 Mio. t gesunken. Das geht aus aktuellen Daten des Statistischen Bundesamtes (Destatis) hervor. Die jetzt veröffentlichten Daten bedeuten den sechsten Rückgang in Folge. Im Jahr 2016 hatte die hiesige Fleischproduktion mit 8,28 Mio. t einen Höhepunkt erreicht. Seitdem ist das Aufkommen um 1,25 Mio. t oder gut 15 % gesunken und liegt nun auf dem niedrigsten Stand seit mehr als 15 Jahren.

Schlachtschweineangebot sinkt um 20 Prozent

Besonders deutlich fiel einmal mehr das Produktionsminus bei Schweinen aus. Den Statistikern zufolge kamen 2022 nur noch 47,05 Millionen Schweine an die Haken der gewerblichen Schlachtbetriebe; im Vergleich zum Vorjahr waren das 4,77 Millionen Stück oder 9,2 % weniger. Eine geringere Tierzahl wurde im Bundesgebiet zuletzt 2004 verarbeitet. Innerhalb von nur fünf Jahren hat sich das Schlachtviehangebot um 11,3 Millionen Schweine oder fast ein Fünftel verringert. Der Einbruch bei den Schlachtungen war 2022 ausschließlich auf das kleinere Schweineangebot aus heimischen Ställen zurückzuführen. Dieses nahm im Vorjahresvergleich um 4,84 Millionen oder 9,6 % auf 45,82 Millionen Tiere ab. Die Zahl der hierzulande geschlachteten Schweine aus dem Ausland nahm dagegen erstmals seit Längerem wieder zu, und zwar um 6,5 % auf 1,23 Millionen Stück. Die Landwirte lieferten im vergangenen Jahr ihre Tiere mit einem um rund 600 g auf 95,2 kg verringerten Schlachtgewicht an die Schlachtstätten, was den Produktionsrückgang zusätzlich verschärfte. Die Schweinefleischerzeugung verringerte sich gegenüber 2021 um 485.000 t oder 9,8 % auf knapp 4,48 Mio t. Auch dies war das geringste Niveau seit 2004.

Die seit Längerem sinkenden Schweinebestände, geringere Ferkelimporte, stark gestiegene Betriebskosten, eine nachlassende Schweinefleischnachfrage, die Afrikanische Schweinepest (ASP), rückläufige Drittlandsexporte, Probleme mit Hofnachfolgern sowie zunehmende Auflagen und eine fehlende Planungssicherheit durch die Politik sind laut Analysten wesentliche Faktoren für den Niedergang der hiesigen Schweineproduktion. Dieser war im vergangenen Jahr in allen Bundesländern zu spüren. Ausnahme war Sachsen, wo die Schweineschlachtungen auf geringem Niveau um 16,9 % auf 217.580 zulegten. Mit 16,10 Millionen Tieren kamen die meisten Schweine in Nordrhein-Westfalen an die Haken; im Vorjahresvergleich war das ein unterdurchschnittliches Minus von 5,7 %. Dahinter folgte Niedersachsen mit 15,06 Millionen geschlachteten Schweinen, was einem Rückgang von 10,8 % entsprach.

Hohe Milchpreise verringern Rinderangebot

Kaum besser sah es bei den Rindern aus. Die gewerblichen Schlacht- und Zerlegebetriebe bekamen hierzulande 2022 knapp drei Millionen Tiere angeliefert; gegenüber dem Vorjahr waren das rund 252.000 Stück oder 7,8 % weniger. Mitverantwortlich dafür war vor allem das geringere Schlachtviehangebot an weiblichen Tieren. So ging aufgrund der hohen Milchpreise die Zahl der ins Schlachthaus gelieferten Kühe im Vorjahresvergleich um 112.600 oder 10,1 % auf rund eine Million Stück zurück; bei den Färsen war ein Minus von 52.000 Tieren oder 9,1 % auf 520.000 festzustellen. Es wurden zudem 76.600 beziehungsweise 6,3 % weniger Bullen und Ochsen sowie 8.300 oder 2,7 % weniger Kälber als 2021 gewerblich zerlegt. Bei insgesamt moderat verringerten Schlachtgewichten war die deutsche Rindfleischerzeugung gegenüber 2021 um 8,2 % auf 985.000 t rückläufig.

Bei Schafen und Lämmern war im vergangenen Jahr ebenfalls ein spürbarer Produktionsrückgang zu verzeichnen. Den gewerblichen Schlachtbetrieben wurden insgesamt 1,11 Millonen Tiere angeliefert; verglichen mit 2021 waren das rund 97.000 oder 8 % weniger. Rund 90 % davon waren Lämmer. Die dazugehörige Fleischerzeugung nahm um 7,3 % auf knapp 23.000 t ab. Nicht eingerechnet sind hierbei die Hausschlachtungen von Schafen und Lämmern. Diese beliefen sich 2022 – wenn auch nur schwer zu erfassen – laut Destatis auf 18.340 Tiere; das waren 18 % weniger als im Vorjahr.

Geflügelpest senkt Produktion

In den Abwärtssog geriet 2022 auch die in den Vorjahren boomende Geflügelfleischerzeugung. Laut Destatis war die gewerbliche Produktion gegenüber 2021 um 2,9 % auf 1,54 Mio. t rückläufig. Das lag vor allem an der um 8,0 % auf 406.000 t gesunkenen Erzeugung von Putenfleisch. Hierbei war das Schlachtviehaufkommen um 2,64 Millionen auf 30,53 Millionen Puten rückläufig. Die bedeutendsten Geflügelart blieben die Jungmasthühner. Von diesen wurden laut statistischer Erfassung im vergangenen Jahr gut 631 Millionen Tiere geschlachtet, was einen kleinen Zuwachs von 0,8 % bedeutete. Allerdings kamen die Tiere mit einem geringeren Gewicht ins Schlachthaus, weshalb die Fleischerzeugung mit rund 1,07 Mio. t um 0,6 % unter dem Vorjahresniveau lag; dies war der erste Rückgang seit 2016. Das Minus in der deutschen Geflügelfleischerzeugung dürfte 2022 auch von den vielen Ausbrüchen der Geflügelpest beeinflusst worden sein. Das Virus wurde in viele Nutztierbestände eingeschleppt, was umfangreiche Keulungen zur Folge hatte. Zudem mussten zahlreiche Restriktionsgebiete mit strengen Verbringungsauflagen eingerichtet werden. age

Bender träumt von 100 Prozent Bio

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Für die Staatssekretärin im Bundeslandwirtschaftsministerium, Silvia Bender (Grüne), ist das Ziel von 30 % ökologisch bewirtschafteter Fläche bis 2030 nur der Beginn. „Für mich ist klar, 30 % Bio ist der erste Schritt zu irgendwann 100 % Bio“, sagte sie auf der Biofach in Nürnberg. Dennoch sei das im Koalitionsvertrag verankerte Bio-Ausbauziel kein Selbstläufer. Die Staatssekretärin räumte ein, dass es ambitioniert sei, aber aus ihrer Sicht machbar.

Es gebe im Moment viele, die das Bioziel der Ampelregierung anzweifelten und eine Revision verlangten, erklärte Bender. Aber es könne gelingen, wenn die Politik gemeinsam mit der Branche die Hürden beseitige, „die mehr Bio im Weg stehen“. Das sei das Ziel der Weiterentwicklung der „Zukunftsstrategie ökologischer Landbau“, erläuterte die Staatssekretärin. Das Neue sei, dass diese Strategie nicht nur auf das Berliner Agrarresort beschränkt bleibe, sondern eine Strategie der gesamten Bundesregierung werde.

Der erste Entwurf dieser „Strategie der Bundesregierung zur Stärkung der ökologischen Agrar- und Ernährungswirtschaft in Deutschland“ soll laut Ministeriumsangaben am 4. Mai bei der „BMEL-Nachhaltigkeitskonferenz“ vorgestellt werden. Im Sommer soll dieser dann dem Bundeskabinett vorgelegt werden.

Bender kündigte an, einige Maßnahmen würden bereits angestoßen, noch bevor der Weiterentwicklungsprozess abgeschlossen sei. Dazu zähle einerseits eine Informationskampagne für die Bevölkerung, die auf die vielen gesellschaftlichen Leistungen und Vorzüge von „Bio“ aufmerksam machen solle. Diese wird nach Aussage von Bender voraussichtlich in der Mitte oder im Herbst dieses Jahres starten. Darüber hinaus machte sie auf die Initiative zu mehr Bio in die Außer-Haus-Verpflegung aufmerksam. Hierzu hat am Mittwoch das Kabinett Änderungen beim Öko-Landbaugesetz (ÖLG) und Öko-Kennzeichengesetz (ÖkoKennzG) auf den Weg gebracht.

Bei der Weiterentwicklung der Zukunftsstrategie werden viele unterschiedliche Stakeholder beteiligt. Im Rahmen derselben Biofach-Veranstaltung präsentierten die beiden bereits bestehenden Kompetenzteams „Außer-Haus-Verpflegung (AHV)“ und „Bio-Wertschöpfungsketten (WSK)“ ihre bisher erarbeiteten Maßnahmenvorschläge. Zur AHV schlagen die 30 involvierten Teammitglieder unter anderem vor, einen verpflichtenden Bio-Anteil in Ausschreibungen der Betriebskantinen öffentlicher Einrichtungen einzuführen und die Kosten für die Bio-Zertifizierung für kleine Betriebe zu übernehmen.

Die insgesamt 26 WSK-Expertinnen und -Experten sehen unter anderem einen Bedarf für eine bundesweite virtuelle Akteurskarte für die Bio-Branche. Diese soll alle Akteurinnen und Akteure mit einer kurzen Beschreibung des jeweiligen Angebots sowie Kontaktdaten und geografischer Verortung aufführen. Zudem sollten nach Ansicht dieses Gremiums das Image des Handwerks verbessert und die Bildung entlang der Kette sowie die Kommunikationskompetenz ausgebaut werden.  age

Spekulationen um Bayer

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Neue Anteilseigner in Form von Hedgefonds könnten dem Arzneimittel- und Agrarriesen Bayer AG einige Kopfschmerzen bereiten. Der vor 160 Jahren gegründete Erfinder des Aspirins hatte zuletzt zu Jahresbeginn wieder viel Aufmerksamkeit von Investoren bekommen, die in Finanzkreisen als aktivistisch bezeichnet werden. Mitte Januar verkündete Jeff Ubbens Inclusive Capital Partners eine Beteiligung, ein größeres Aktienpaket hat ebenfalls Bluebell Capital Partners zusammengekauft. Und gleich wurde deutlich: Wer die Musik bezahlt, bestimmt, was sie spielt. Am 8. Februar hat Bayer bekannt gegeben, dass William N. Anderson mit Wirkung zum 1. Juni zum neuen Vorstandsvorsitzenden (CEO) bestellt ist. Anderson kommt vom Pharmakonzern Roche und wird bereits am 1. April die Nachfolge des derzeitigen Vorstandschefs Werner Baumann antreten, der Ende Mai ein Jahr früher in den Ruhestand geht. Die Fonds hatten schon im Vorfeld ihrer Investition nicht an Kritik gespart und Ambitionen hinsichtlich der Neubesetzung geäußert.

Baumann wird als Architekt des Monsanto-Deals in die Geschichte von Bayer eingehen. Das war die bis dahin größte Übernahme, die ein deutsches Unternehmen je gewagt hatte. Bayer zahlte 66 Mrd. US-$ (58,8 Mrd. €) für Monsanto. Damit setzte Baumann mit dem Saatgutgeschäft voll auf Genetik und Pflanzenschutz, die als Wachstumsmärkte identifiziert wurden. Bis 2050 müssten drei Milliarden Menschen mehr ernährt werden, und die weltweite Ackerfläche werde kleiner, war die Erklärung. Inzwischen hat Bayer durch verlorene Glyphosat-Prozesse in den USA weit mehr für die Übernahme bezahlt.

Auf der Hauptversammlung 2019 war Baumann als erster amtierender Vorstandschef eines Dax-Konzerns von den Aktionären nicht entlastet worden. Das einst wertvollste deutsche Dax-Unternehmen ist an der Börse nur noch rund 58 Mrd. € wert, und damit weniger, als es 2016 für Monsanto zahlte. Im vorigen Jahr liefen die Geschäfte gut, und Bayer wird 2022 mit einem Rekordgewinn von 13 Mrd. € abschließen, was einer Rekordrendite von 26 % entspricht. Dass dies an der Börse nicht honoriert wurde, zeigt den Vertrauensverlust. Denn die Aktien reagierten erst auf die Nachricht des Vorstandswechsels mit einem Kurssprung von mehr als 6 %.

Ob der wertmäßig geschrumpfte Agrar- und Chemie-Riese Bayer vor einer Aufspaltung steht, ist noch nicht sicher. Die Ambitionen einer Aufteilung in einen Pharma- und einen Agrarchemie-Konzern wurden von den aktivistischen Investoren bereits geäußert. Beide Geschäftseinheiten könnten grundsätzlich auch unabhängig voneinander existieren, sagen Analysten. Allerdings steige die Gefahr oder Möglichkeit einer Übernahme. Was die Entwicklung am Ende wirklich für die Agrarsparte bedeutet, muss man abwarten. Vielleicht ist es auch zu früh für eine Zerschlagung. Ein externer neuer CEO hat den Charme, unbelastet starten zu können.