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Starker Strukturwandel im Fleischsektor

Schlachtkapazitäten in Schleswig-Holstein in den vergangenen 20 Jahren kontinuierlich abgebaut
Von Mechthilde Becker-Weigel
Von 2000 bis 2020 sind die Rinderschlachtungen in Schleswig-Holstein um über 30 % zurückgegangen. Foto: mbw

Im Laufe der vergangenen 20 Jahre waren die Schlachtmengen aller Tierarten in Schleswig-Holstein mehrfachen Veränderungen unterworfen. Die derzeit sinkenden Schlachtzahlen sind das Ergebnis eines starken Strukturwandels im Fleischsektor, so das Statistikamt Nord.

In den vergangenen beiden Jahrzehnten sanken, unter anderem bedingt durch ein starkes Wachstum der Schlachtbetriebe, die Schlachtkosten und -erlöse je Tier. Mittlere und kleinere Schlachtstätten stellten in diesem Zeitraum vermehrt ihren Betrieb ein. Große Schlachtkapazitäten gibt es heute etwa in den Kreisen Nordfriesland und Segeberg für Rinder sowie im Kreis Steinburg für Schweine.

Ebenso hatten politische Entscheidungen, die beispielsweise die Betriebsprämien oder die Abschaffung der Milchquote betrafen, Einfluss auf die Entwicklung der Schlachtzahlen in Schleswig-Holstein. Der Effekt wurde durch generell sinkende Viehbestände verstärkt.

So weist die Schlachtungsstatistik einen Rückgang der Zahl der jährlich gewerblich geschlachteten Rinder um 30,2 % von 2003 (352.772 Tiere) bis 2022 (246.208 Tiere) aus. In der Kategorie der Schlachtkühe ergibt sich sogar eine Abnahme von 34,9 % der Schlachtmenge (minus 14.931 t) auf 27.896 t im Verlauf der vergangenen 20 Jahre.

Kapazitätsabbau in Wellenbewegung

Dabei verlief die Entwicklung nicht gleichmäßig: Nach zunächst rückläufigen Werten bis 2009 blieben die Zahlen der gewerblich geschlachteten Kühe danach bis 2015 konstant. Im Jahr 2016 gab es einen leichten Aufwärtstrend, bedingt durch kurzfristige Bestandsaufstockungen im Jahr 2015 vor dem Hintergrund der Abschaffung der Milchquote. Danach jedoch entwickelten sich die Schlachtkuhzahlen wieder rückläufig und erreichten 2021 den Wert von 105.794 Kühen. Im vergangenen Jahr ergab sich nochmals ein starker Rückgang um 15,5 % auf 89.359 geschlachtete Kühe.

Die Anzahl der gewerblich geschlachteten Bullen nahm von 2003 bis 2022 deutlich ab, sie ging um knapp die Hälfte (69.347 Tiere) auf 70.134 Tiere zurück. Ein Ausnahmejahr in diesem rückläufigen Trend bildet 2006: Damals schnellte die Zahl nach oben, da gut elfmal mehr ausländische Bullen geschlachtet wurden als im Vorjahr (7.654 Tiere).

Ein weiteres Ausnahmejahr stellte 2015 dar, als 20.384 Bullen mehr gewerblich geschlachtet wurden. Ein Grund hierfür lag, im Jahr vor dem Wegfall der Milchquote, in der vermehrten Aufstallung von Milchkühen. Bei unveränderter Raufuttergrundlage mussten Mastbullen von den landwirtschaftlichen Betrieben weichen. Auch die Verlagerung von Schlachtkapazitäten für Rinder von Mecklenburg-Vorpommern nach Schleswig-Holstein spielte eine Rolle. Im Folgejahr 2016 fiel der Wert wieder auf das Vorjahresniveau.

Die Schlachtzahlen für Kälber lagen seit 2009 mit wenigen Abweichungen konstant zwischen 9.000 und 10.000 Tieren.

Schweineschlachtung wandert ab

Im Jahr 2003 wurden in Schleswig-Holstein noch 1,28 Millionen Schweine geschlachtet. Dieser Wert wurde in den vergangenen 20 Jahren lediglich im Jahr 2004 mit 1,31 Millionen Schweinen übertroffen. Durch den Abbau von Schlachtkapazitäten im Jahr 2006 in Schleswig-Holstein verlagerten sich Schweineschlachtungen beispielsweise in andere Bundesländer. In der Folge gingen die Schlachtzahlen im Vergleich zum Vorjahr 2005 um 38,9 % zurück (um 492.641 auf 772.586 Tiere).

Der Tiefpunkt wurde 2014 mit lediglich 497.155 geschlachteten Schweinen erreicht. Der Aufbau neuer Schlachtkapazitäten 2017 im Kreis Steinburg ließ die Zahlen deutlich ansteigen, 2018 überstiegen sie wieder die Millionengrenze und erreichten 2019 erneut 1,21 Millionen Schweineschlachtungen. Das Jahr 2022 schloss mit 15,2 % weniger Schlachtschweinen als 2003. bb

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