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Forstpolitik in bewegten Zeiten

Fachausschuss Forst der Landwirtschaftskammer tagte
Von Dr. Gerrit Bub, Landwirtschaftskammer SH
Das frische, sommerlich grüne Blätterdach in diesem Laubwald darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Wald unter Extremwetterereignissen und dem Klimawandel leidet. Foto: Isa-Maria Kuhn

Mitte Mai tagte der Forstausschuss der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein in Bad
Segeberg. Die Abteilung Forstwirtschaft berichtete dem Ausschuss über das vergangene Forstwirtschaftsjahr und nahm Stellung zu aktuellen Themen der Forstwirtschaft. 

Der Fachausschussvorsitzende Hans-Caspar Graf zu Rantzau skizzierte in kurzen Zügen die großen Linien der europäischen Forstpolitik. Das aktuelle Bundesförderprogramm „Klimaangepasstes Waldmanagement“ sieht der Vorsitzende kritisch. Es seien zwölf Kriterien einzuhalten, die eine Waldbewirtschaftung und damit die Ertragslage im Wald langfristig beeinflussen könnten. Letztendlich gelte es, einzelbetrieblich sorgfältig zu prüfen, ob die Förderrichtlinie des Bundes angenommen werden könne oder nicht. 

Vernässungsvorhaben in Waldmooren

Ein weiteres wichtiges Thema betraf die Biodiversitätsstrategie des Landes mit dem darin enthaltenen Moorschutzprogramm. Graf zu Rantzau benannte eine Initiative des Landes und der Stiftung Naturschutz, private Moorflächen wiederzuvernässen. Das Land zahle den Grundeigentümern einen entsprechenden Ausgleich für das Speichern von Kohlenstoff. Leider fehle es derzeit noch an einer wissenschaftlichen Methode, um die Speicherkapazität in Waldmooren zu bemessen, sowie an Vorgaben des Landes zur Höhe der finanziellen Entschädigungsleistung. Lösungen hierzu sollen Ende des Jahres vorliegen – mit unter Umständen lukrativen Vermarktungsmöglichkeiten. Die Ergebnisse bleiben jedoch abzuwarten.

Erfolgreiches Forstwirtschaftsjahr 2022

Der Forstabteilung gelang es, trotz erheblicher Widrigkeiten, im dritten Jahr in Folge mit guten Zahlen abzuschließen, berichtete der Abteilungsleiter der Forstabteilung, Dr. Gerrit Friedrich Bub. Das Jahr war geprägt durch drei heftige Orkanstürme. 300.000 fm Schadholz und 400 ha Kulturfläche, vorwiegend im Süden des Landes,  galt es für die Bezirksförster zu bewältigen. 

Durch die vielfältige und breite Aufgabenverteilung in der Abteilung Forstwirtschaft konnten sich alle Fachbereiche 2022 deutlich weiterentwickeln. 

Die Abteilung Forstwirtschaft vermittelt Ruheplätze in Bestattungswäldern im norddeutschen Raum in einem seit Jahren stetig zunehmendem Umfang. Der Fachbereich Förderung erfuhr 2022 ebenfalls einen deutlichen Zuwachs, sowohl im Volumen als auch in der Anzahl der Anträge. Die Lehranstalt für Forstwirtschaft betreute im vergangenen Jahr 48 Auszubildende aus den Ländern Schleswig-Holstein und Hamburg. Mit 63 Seminaren und 843 Teilnehmerinnen und Teilnehmern gelang es, die Lehranstalt weiterzuentwickeln. Der Sachbereich Ökokonto, in dem Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen umgesetzt werden, erzielte 2022 deutliche Zuwächse. 

In der neuen Fassung des Gebäudeenergiegesetzes gilt Holz als Brennstoff nun doch als Erneuerbare Energiequelle. Dies gilt ebenso für Holzpellets. Foto: Isa-Maria Kuhn

Als Dienstleister vor Ort steht der Bereich Baumkontrolle den Waldbesitzenden verlässlich mit Rat und Tat zur Seite. Zukünftig bieten die Experten für Baumgesundheit eine neue, intensive Untersuchungsmethode für Einzelbäume an. Die Geschäftsfelder Waldpädagogik und Geschenkewald verfolgt die Abteilung Forstwirtschaft zukünftig nicht mehr weiter. 

Anforderungen an die Forstabteilung

Die Waldeigentümerinnen und -eigentümer wünschen in den ungewissen Zeiten des Klimawandels eine intensive Beratung und Betreuung ihres Waldeigentums. Das stellt die Abteilung Forstwirtschaft vor Herausforderungen. 

Der stellvertretende Abteilungsleiter Hans Jacobs stellte fest. „Wir stoßen in den Bezirksförstereien an die Grenzen der Belastbarkeit. Der Verwaltungsaufwand steigt, und die Anzahl der Bezirksförster lässt sich auch durch externe Kräfte nicht ausgiebig steigern. Wir möchten die Verwaltungsprozesse daher straffen.“ Eine Arbeitsgruppe Digitalisierung entwickelt derzeit mit einem heimischen Software-Dienstleister ein speziell auf die Kundenstruktur der Landwirtschaftskammer ausgerichtetes Customer-Relationship-Managementsystem. Dadurch lassen sich Arbeitsprozesse im Revier und im Büro bündeln und vereinfachen. 

In Nadelholzbeständen gibt es auch bei uns in Schleswig-Holstein Probleme durch Trockenheit, Käfer und Windwurf. Foto: Isa-Maria Kuhn

Die Abteilung Forstwirtschaft setzt darüber hinaus verstärkt auf die Zusammenarbeit mit anderen Fachabteilungen. Ein gutes Beispiel ist dafür das Weihnachtsbaumkompetenzzentrum. „Wir möchten zukünftig aber auch mit der Landwirtschaftskammer Niedersachsen noch enger zusammenarbeiten“, so Dr. Bub. 

Auch die Lehranstalt für Forstwirtschaft entwickelt sich weiter. Der Leiter der Bildungseinheit, Dr. Jörg Hittenbeck, referierte über das angedachte neue Bauvorhaben am Standort Bad Segeberg. Geplant ist eine neue Werkhalle mit angeschlossenen Schulungsräumen. Alain Paul, Vorsitzender des Landesbeirats Forst und Holz Hamburg und Schleswig-Holstein, schlug vor, das Projekt im Rahmen des Holzbaupreises 2024 beim Landesbeirat Forst und Holz einzureichen. Ob und wann das Bauvorhaben umgesetzt werden kann, muss zunächst noch kammerintern sowie mit möglichen Fördermittelgebern entschieden werden.

Fazit

Abschließend stellt Hans-Caspar Graf zu Rantzau fest, dass die Forstabteilung der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein auf einem guten Weg sei. Es gebe viele innovative Ansätze, wie die Waldwirtschaft sowie das private und kommunale Waldeigentum in Schleswig-Holstein individuell und fachlich hervorragend betreut und beraten würden. Man spüre förmlich die Aufbruchstimmung in der Forstwirtschaft.

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