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Rapsextraktionsschrot konnte eingespart werden

Die Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein hat im Lehr- und Versuchszentrum (LVZ) in Futterkamp die Wirkung eines Zusatzfuttermittels auf die Reduktion von proteinreichem Kraftfutter in der Ration untersucht. Diese Ergebnisse sollen im Folgenden vorgestellt werden.

In den vergangenen Jahren sind die Preise für proteinreiche Kraftfuttermittel wie Raps- und Sojaextraktionsschrot um über 50 % gestiegen. Im vorigen Jahr kam es durch den Krieg in der Ukraine zu Lieferengpässen und neuen Preisrekorden. Die Reaktionsmöglichkeiten in der Rinderfütterung auf solche Situationen sind begrenzt – schließlich müssen die Tiere trotzdem weiterhin bedarfsdeckend ernährt werden.

Neben hohen Futtermittelpreisen spielt die Reduktion von Nährstoffausscheidungen vor dem Hintergrund der neuen Düngeverordnung in der Rationsgestaltung eine ebenso zentrale Rolle. Ziele der Fütterung in Bezug auf die Proteinversorgung sind demnach die Einsparung und der effiziente Einsatz von Proteinfuttermitteln. Im Rahmen eines Fütterungsversuches wurde untersucht, ob durch Zulage des Produktes OPTaminPlus Rapsextraktionsschrot bei gleichen Leistungsparametern eingespart werden kann. Dieses Produkt besteht aus der pansengeschützen Aminosäure Methionin, Harnstoff und einer Mixtur aus ätherischen Ölen.

Oberstes Ziel in der Rinderfütterung ist es, die betriebseigenen Futtermittel optimal zu nutzen. Durch hohe Grundfutterqualitäten kann das meiste Kraftfutter eingespart werden.

So lief der Versuch

Der Versuch wurde über 60 Tage vom 3. Mai bis 30. Juni 2022 durchgeführt. Vor Beginn wurden 72 laktierende Tiere gleichmäßig nach Laktationszahl, Laktationstag und Milchleistung auf beide Versuchsgruppen aufgeteilt. Am ersten Versuchstag wies die Kontrollgruppe eine durchschnittliche Tagesmilchmenge von 42,4 kg auf. Die Versuchsgruppe lag mit durchschnittlich 41,4 kg Milch darunter. Die Aufteilung der Kühe nach Laktationszahl sowie der durchschnittliche Laktationstag beider Versuchsgruppen können der Tabelle 1 entnommen werden. Alle für den Versuch eingeteilten Tiere konnten den Versuch beenden – es mussten keine Tierwechsel vorgenommen werden.

Gestaltung der Ration

Die Ration der Kontrollgruppe entsprach einer betriebsüblichen Ration und wurde schon vor dem Versuch gefüttert, sodass keine Umstellungsphase notwendig war. Die konkrete Zusammensetzung der beiden Rationen ist in Tabelle 2 dargestellt. In der Versuchsgruppe wurde 1 kg Rapsextraktionsschrot (FM) pro Tier und Tag herausgenommen und durch 100 g OPTaminPlus (FM), 700 g Maissilage (TM) und 100 g Grassilage (TM) ersetzt. Die kalkulierte Futteraufnahme betrug für beide Gruppen 22,8 kg TM je Tier und Tag. Das Verhältnis von Grund- zu Kraftfutter betrug in der Kontrollgruppe 60 % zu 40 %. In der Versuchsgruppe wurde 1 kg Rapsextraktionsschrot zum Teil durch Grundfutter ersetzt, weshalb das Verhältnis auf 64 % zu 36 % anstieg.

Die kleinen Unterschiede in der Rationszusammensetzung zeigen sich auch in den Kennwerten (Tabelle 3). Deutliche Unterschiede sind vor allem beim geringeren Rohprotein- und nutzbaren Rohproteingehalt der Versuchsgruppe aufgrund des geringeren Einsatzes von Rapsextraktionsschrot zu finden. Alle weiteren Kennwerte weisen geringe Unterschiede zwischen den beiden Rationen auf.

Ergebnis Futteraufnahme

Die Tiere der Kontrollgruppe nahmen mit durchschnittlich 25,6 kg TS je Tag signifikant mehr Futter auf als die Tiere der Versuchsgruppe mit durchschnittlich 24,7 kg je Tier und Tag. Ein Grund für die Unterschiede in der Futteraufnahme der Kontrollgruppe liegen im höheren Kraftfutteranteil und der dadurch leicht erhöhten Energiedichte der Ration. Die höhere Futteraufnahme auf der einen und die geringen Unterschiede der Rationskennwerte auf der anderen Seite bedingen die höheren Aufnahmen an Energie, Rohasche, Rohprotein und nutzbarem Rohprotein in der Kontrollgruppe (Tabelle 4).

Keine signifikanten Unterschiede konnten bei der Aufnahme von Rohfaser, saurer Detergenzienfaser und neutraler Detergenzienfaser nach Amylasebehandlung festgestellt werden. Dies liegt an dem unterschiedlichen Verhältnis von Grund- zu Kraftfutter. Auch wenn die Versuchsgruppe im Durchschnitt weniger fraß, war der Grundfutteranteil in dieser Ration höher. Wie zu erwarten, war die Wasseraufnahme in der Kontrollgruppe entsprechend der größeren Futteraufnahme um 8 l je Tier und Tag höher als die der Versuchsgruppe.

Milchleistung und -inhalte

Entgegen der Erwartung aufgrund der signifikant höheren Futteraufnahme der Kontrollgruppe konnten jedoch keine signifikanten Unterschiede in der Milchleistung und den Milchinhaltsstoffen nachgewiesen werden. Die höhere Futteraufnahme spiegelt sich auch nicht in einem höheren Lebendmassezuwachs wider. Die Tiergewichte zeigen keine statistisch signifikanten Unterschiede zwischen den beiden Versuchsgruppen. Die Wiederkaudauer ist mit 3 min Differenz ebenfalls nahezu identisch. Die konkreten Zahlen können der Tabelle 5 entnommen werden.

Die Frage der Effizienz

In Tabelle 6 sind einige Effizienzkennzahlen im Vergleich zwischen den beiden Versuchsgruppen dargestellt. Die Differenzen entstehen hauptsächlich durch die Unterschiede in der Futteraufnahme und der Milchleistung. Die hohen Werte der Futtereffizienz und der Energieeffizienz weisen darauf hin, dass die Tiere Körpersubstanz abgebaut haben. Die N-Effizienz liegt in einem sehr guten Bereich. Das heißt, die aufgenommene Proteinmenge wird effizient in Milchprotein umgesetzt.

Ökonomische Bewertung

Anhand des durchgeführten Fütterungsversuches konnte gezeigt werden, dass durch das Zusatzfuttermittel OPTaminPlus 1 kg Rapsextraktionsschrot bei gleicher Leistung eingespart werden kann. Nun stellt sich die Frage nach den Kosten. In Tabelle 7 und 8 sind diese für die Ration der Kontroll- und der Versuchsgruppe je Tier und Tag anhand der tatsächlich realisierten Futteraufnahme und Milchleistung dargestellt.

Die Futterkosten sind zum Zeitpunkt des Versuches in der Kontrollgruppe um knapp 50 ct pro Tier und Tag höher. Dies liegt zum einen an der größeren durchschnittlichen Futteraufnahme in der Kontrollgruppe und zum anderen an einer günstigeren Ration. Denn auch wenn die Futteraufnahme in beiden Versuchsgruppen gleich gewesen wäre, ist die Ration der Kontrollgruppe zum Zeitpunkt des Versuches noch um 20 ct pro Tier und Tag teurer.

Stellt man den Futterkosten die Erlöse aus dem Milchverkauf anhand der realisierten Milchleistung gegenüber, ergibt sich ein Vorteil im Einkommen nach Futterkosten (IOFC) von 25 ct pro Tier und Tag in der Versuchsgruppe. Überträgt man diese Berechnung bei gleicher Futteraufnahme und Milchleistung in den April 2023, fallen insbesondere die gesunkenen Kraftfutterkosten ins Gewicht.

Die Futterkosten für die von der Versuchsgruppe gefressene Ration ist trotzdem noch um 32 ct pro Tier und Tag günstiger. Daraus folgt ein weiterbestehender Vorteil im Einkommen nach Futterkosten der Versuchsgruppe von 9 ct pro Tier und Tag. Aufgrund der Einflussfaktoren wie Kraftfutterkosten und Milchpreis ist die ökonomische Bewertung betriebsindividuell durchzuführen und erlaubt keine allgemeinen Aussagen.

Fazit

Im vergangenen Jahr hat die Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein im Lehr- und Versuchszentrum Futterkamp einen Fütterungsversuch zur Einsparung von Rapsextraktionsschrot durchgeführt. Durch den Einsatz eines Futterzusatzstoffes (bestehend aus pansengeschütztem Methionin, Harnstoff, ätherischen Ölen) konnte 1 kg Rapsextraktionsschrot je Tier und Tag bei gleichen Leistungsparametern eingespart werden. Die Versuchsgruppe ist bezüglich der Effizienzkennzahlen, der Futterkosten und des Einkommens nach Futterkosten im Vorteil. Dabei müssen die betriebsindividuellen Bedingungen berücksichtigt werden.

Künftig mehr grasende Rinder unter Obstbäumen?

Mit dem Start der neuen GAP Anfang des Jahres wird neben anderen Maßnahmen auch der Anbau von Agroforstsystemen (AFS) gefördert. Bei AFS erfolgt der gemeinsame Anbau von Gehölzen mit einer weiteren pflanzlichen oder tierischen Nutzung auf der Fläche. Die räumliche Anordnung und Verwertung der Gehölze können stark variieren. Die in Deutschland historisch vorkommenden AFS sind zum Beispiel Streuobstwiesen oder die Waldweidenutzung. Der Artikel beschreibt, worauf es ankommt.

Im Rahmen der GAP 2023 wird der streifenförmige Anbau von Gehölzen auf Acker- und Grünland in Höhe von 60 €/ha gefördert. Bei streifenförmigen AFS sind die Gehölzabstände den mechanisierten Produktionsbedingungen im Betrieb angepasst. Bei der Etablierung von AFS sollte die spätere Verwendung des Holzes entschieden sein. Demnach ist zusätzlich in Abhängigkeit vom Standort die geeignete Baumart zu wählen. Wenn eine energetische Verwertung oder eine stoffliche Nutzung der Holzfasern erfolgen soll, eignen sich in überwiegenden Fällen ertragsstarke zertifizierte Pappelsorten.

Streifenförmige Agroforstsysteme, den landwirtschaftlichen Arbeitsbreiten angepasst Fotos (2): Christian Böhm

Abhängig von den Ertragszuwächsen liegt der Erntezyklus zwischen drei und zehn Jahren. Die Standdauer beträgt 20 bis 30 Jahre. Bei der stofflichen Nutzung wie zum Beispiel der Faserproduktion ist tendenziell eine geringere Pflanzendichte zu wählen, und der Erntezyklus ist länger. Ist das Ziel des Anbaus die Produktion von Wertholz, müssen deutlich längere Standzeiten der Gehölze festgelegt werden. Weiterhin ist die Pflanzdichte der Werthölzer (zum Beispiel Kirsche oder Eiche) deutlich geringer zu wählen.

Der Anbau von Gehölzstreifen erfolgt mit Stecklingen (20 bis 30 cm), mit Pflanzruten (90 bis 200 cm) oder Ganzpflanzen im Frühjahr, wenn der Boden nicht mehr gefroren ist, kein Spätfrost droht und der Rehbock mit dem Fegen größtenteils aufhört. Im Gegensatz zum konventionellen Marktfruchtbau ist die Pflege der Gehölzstreifen vergleichsweise extensiv. Entscheidend ist ein effizienter mechanischer oder chemischer Pflanzenschutz im Anbaujahr. Bei ausreichender Nährstoffversorgung des Bodens ist eine Düngung nicht nötig.

Die Wahl des Ernteverfahrens ist abhängig von der Pflanzdichte, der Dimension der Gehölze und der Holzverwertung. Geeignete Verfahren sind betriebsübliche Motorsägen und Hacktechnik, selbstfahrende Gehölzhäcksler oder Forstmaschinen. Die Rekultivierung der Gehölzflächen erfolgt mit einer Bodenfräse. Für zentrale Fragen zur Bewirtschaftung von AFS ist der deutsche Fachverband für Agroforstwirtschaft (DeFAF) eine erste Anlaufstelle.

Betriebswirtschaftliche Einschätzungen

Durch die Etablierung von AFS wird die Produktvielfalt des landwirtschaftlichen Betriebes erhöht, und Schwankungen im Betriebseinkommen können gesenkt werden. Wenn die Gehölze zur eigenen Wärmeproduktion genutzt werden, kann die Abhängigkeit von preisvolatilen fossilen Energieträgern vermieden werden.

Auch die Haltung von Gänsen ist möglich. Foto: Julia Günzel

Da Gehölze im Vergleich zum Marktfruchtbau einen geringeren Nährstoff- als Wasserbedarf haben und die Gehölzernte am besten bei gefrorenem Boden im Winter erfolgt, verschieben sich die Konkurrenzräume hin zu nassen Flächen. Demzufolge sind AFS in Gunstregionen wie der Kölner Bucht, dem Straubinger Gäu oder der Magdeburger Börde gegenüber deckungsbeitragsstarken Marktfrüchten weniger wirtschaftlich, ebenso auch in Regionen in Schleswig-Holstein mit sehr guten Böden.

Ein wichtiger Aspekt der Konkurrenzfähigkeit von AFS gegenüber dem Marktfruchtbau sind die Wechselwirkungen zwischen Marktfrüchten und Gehölzen. Es ist zu erwarten, dass die Auswirkungen der Gehölze auf die Marktfrüchte größer sein werden als umgekehrt. Die von den Gehölzen ausgehende Verschattung sowie die Konkurrenz um Wasser und Nährstoffe können ertragsmindernd auf nahe gelegene Marktfrüchte wirken. Hingegen könnten eine Verschattung oder ein möglicher Windschutz durch Gehölze die Verdunstung bei Marktfrüchten senken und einen Mehrertrag ermöglichen.

Einschätzungen zum ökologischen Fußabdruck

Während der Bewirtschaftung von AFS findet durch eine starke Bewurzelung der Gehölze eine zusätzliche Kohlenstoffbindung statt, die den CO2-Fußabdruck senkt. Infolge der extensiven Bewirtschaftung der Gehölze ist eine längere Bodenruhe gegeben, die vor allem für Bodenlebewesen wie Regenwürmer einen Rückzugsort bietet. Die reduzierten oder sogar ausbleibenden Dünge- und Pestizidgaben fördern den Trink- und Gewässerschutz. Zusätzlich senkt vor allem die ausbleibende Stickstoffdüngung in den Gehölzstreifen nachfolgende klimaschädliche Lachgasemissionen.

Streifenförmige Agroforstsysteme mit Gehölzen zur WertholzproduktionFotos (3): Rico Hübner
Agroforstsystem mit Gehölzstreifen am Gewässerrand Foto: Leon Bessert

Der Anbau von AFS kann einen wichtigen Beitrag zur Biodiversität und Verbesserung der Landschaftsästhetik leisten, wenn dieser in agrarisch dominierten Landschaften erfolgt. Optimal angelegte Gehölzelemente können Trittsteine zwischen Naturschutzflächen sein und einen Austausch von Arten über Distanzen zulassen. In agrarisch dominierten Landschaften in der Ebene können die optimal angelegten Gehölzelemente weiterhin Windbewegungen senken und Erosion vermeiden. Hingegen ist der Schutz gegen Wassererosion bei starker Hangneigung und Gewässernähe am effizientesten.

Etablierung von Blühstreifen in Agroforstsystemen zur Erhöhung der Landschaftsästhetik und Biodiversität

Fazit

Die Chancen und Risiken von AFS sind wesentlich vom Standort abhängig. Die ökologischen Vorteile von Gehölzen können sich sowohl kurzfristig (zum Beispiel Windschutz) als auch langfristig (zum Beispiel Bodenfruchtbarkeit) in einen ökonomischen Mehrwert übersetzen. Die Konkurrenzkraft von AFS gegenüber dem alleinigen Anbau von Marktfrüchten ist von den standörtlich bedingten Wechselwirkungen abhängig. Eine ökonomische Chance beim Anbau von Gehölzstreifen ist gegeben, wenn der Preis von fossilen Rohstoffen steigt und der Anbau auf Feldstücken erfolgt, die weniger günstig für den Marktfruchtbau sind. Obwohl der Anbau von AFS in agrarisch dominierten Landschaften und Gunstregionen ökologisch am sinnvollsten ist, erscheint dies jedoch ökonomisch am schwierigsten zu verwirklichen. Dies sollte aus politischer Perspektive berücksichtigt werden, wenn zukünftige GAP-Förderbeträge bestimmt werden.

Der Deutsche Fachverband für Agroforstwirtschaft

Der Deutsche Fachverband für Agroforstwirtschaft (DeFAF) ist zentrale Anlaufstelle für alle Fragen rund um die Agroforstwirtschaft in Deutschland und verwandte Themen. Er setzt sich dafür ein, dass die Agroforstwirtschaft in der Landwirtschaft verstärkt genutzt wird. Eine zukunftsfähige Landwirtschaft muss nicht nur ökonomisch sinnvoll, sondern auch sozial und ökologisch verantwortbar sein – hier bietet die Agroforstwirtschaft viele Vorteile.

Durch Bildungs- und Informationsangebote sowie die Begleitung und Umsetzung von Projekten zur Agroforstwirtschaft möchte der DeFAF Wissenschaft, Praxis, Politik und Gesellschaft zusammenbringen, um gemeinsam gute Umsetzungsmöglichkeiten für die Nutzung von Agroforstsystemen in der Landbewirtschaftung zu erarbeiten.
Weitere Informationen unter ­defaf.de

Schließung ist für Branche ein Schlag ins Kontor

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Bereits zum 31. Juli plant das niederländische Unternehmen Vion, seinen Schlachthof in Bad Bramstedt zu schließen (siehe Ausgabe 22). Seit Jahren rückläufige Rinderbestände in Norddeutschland sowie Überkapazitäten am Schlachthofmarkt machten laut Vion diesen Konsolidierungsschritt notwendig. Vergangene Woche kam die örtliche Geschäftsführung mit dem Bauernverband Schleswig-Holstein (BVSH), der Erzeugergemeinschaft NFZ und einem Großviehhändler zum Gespräch über Ursachen der Schließung und mögliche Szenarien eines künftigen Rinder-Schlachtviehmarktes im Land zusammen.

In Bad Bramstedt steht mit der Schließung des Schlachthofs das Ende eines Stücks Industriegeschichte mit Auswirkungen nicht nur für die rund 250 Beschäftigten bevor. Tiere werden zur Schlachtung künftig vermehrt unter der Elbe hindurch in entferntere Schlachthöfe nach Niedersachsen oder auch nach Mecklenburg-Vorpommern gebracht werden müssen – mit allen Schwierigkeiten einer zunehmend verschärften Tiertransportgesetzgebung, dem Nadelöhr Hamburg und immer weniger Fahrern, die bereit für diese Arbeit sind. Eine wichtige Säule der Produktions- und Ernährungsbranche falle laut den Gesprächsbeteiligten weg, eine weitere Monopolisierung des Marktes trete ein.

Viehhaltung als Rückgrat der Landwirtschaft im Land

„Die Viehhaltung ist das Rückgrat der Landwirtschaft in Schleswig-Holstein und produziert am meisten Arbeitsplätze im vor- und nachgelagerten Bereich“, betonte BVSH-Präsident Klaus-Peter Lucht. Gemeinsam mit dem Vorsitzenden des BVSH-Ausschusses Vieh und Fleisch, Klaus-Peter Dau, dem Geschäftsführer von Vion Bad Bramstedt, Jan Pascal Keppler, dem Geschäftsführer der Erzeugergemeinschaft NFZ, Hans Karstens, und dem Kaltenkirchener Großviehhändler Thomas Holdorf tauschte sich Lucht in Bad Bramstedt aus.

Wenn über regionale Strukturen und kurze Transportwege gesprochen werde, dürfe Politik nicht durch immer schärfere Auflagen für das Gegenteil sorgen. „Rahmenbedingungen zu verändern ist Aufgabe der Politik. Sie kann es ja. Wenn sie Northvolt ansiedeln will, ist alles möglich“, so Lucht. Die angestammte Wirtschaft, die über Jahrzehnte erfolgreich im Land gearbeitet habe, müsse vonseiten der Politik aber ebenso unterstützt werden.

Mit der Schließung des Schlachthofes in Bad Bramstedt bricht eine wichtige Säule der Produktions- und Ernährungsbranche weg. Foto: Vion

Die Kontrolldichte und ein immer noch genaueres Hinsehen besonders auf dem Schlachthof in Bad Bramstedt habe viele Landwirte verunsichert, ihre Tiere dort anzuliefern. Bei der Schlachtung müsse es landesweit vereinheitlichte Regelungen geben, die keine subjektive Auslegung mehr zuließen.

„Verantwortung liegt nicht nur beim Konzern“

Neben der Verantwortung innerhalb der Konzernführung liegt für Hans Karstens ein beträchtlicher Anteil der Not des Standortes in dem Umstand begründet, dass über Personen aus dem Veterinäramt des Kreises Segeberg eine Einflussnahme durch die „subjektive Wahrnehmung ihrer Dienste vorhanden“ sei. Hierauf habe er bereits den damaligen Landwirtschaftsminister Christian von Boetticher (CDU) hingewiesen. Zuletzt sei das Thema allerdings regelrecht explodiert. Zudem seien große Kunden abhandengekommen, da der Konzern südlastig geführt werde: „Der Norden ist schwach gemacht worden“, so Karstens.

„Als Landwirt möchte man wissen, wo die Tiere hingehen, und ein Vertrauen haben, was mit ihnen geschieht“, erklärte Thomas Holdorf. Einen Neustart kann sich der Viehhändler in fünfter Generation an dem 53 Jahre alten Standort nicht vorstellen. Um Teile davon zu erhalten, sei der Betrieb zu groß, Investitionen zu teuer. Holdorf resümiert: „Ein Belgier entscheidet mit seinem Vorstand über einen holländischen Konzern, ob ein Standort in Deutschland bleibt oder nicht. Da können wir uns aufopfern wie wir wollen.“

Die Tiere müssten von den Betrieben abgenommen werden: „Wir haben es mit lebendem Vieh zu tun. Das ist kein Holz, das ich einkaufe und beim besten Preis wieder verkaufe“, hob Holdorf hervor und verwies auf viel Herzblut und Leidenschaft der Beteiligten für ihre Tätigkeit. Der Schritt der Schließung falle niemandem hier leicht.

Ob bei vorhandenen Schlachtkapazitäten ein Teil aus Bad Bramstedt in anderen Betrieben im Land aufgefangen werden kann, blieb zunächst offen. Vor allem bei der Schlachtung von Bullen könne dies schwierig werden. Der Erhalt der Bad Bramstedter Schlachtung, in der 60 Mitarbeiter tätig sind, würde zumindest erst einmal sicherstellen, dass die Tiere nicht unter der Elbe hindurchmüssten. „Wo unsere Tiere hingehen, wird sich in Kürze finden“, hielt Karstens fest. „Ob wir das möchten oder nicht.“

Grüne Wärme als Chance

Wie geht es weiter in Sachen Biogas? Diese Frage beschäftigt die Akteure aus Praxis und Wissenschaft. Neue Lösungen und innovative Technologien standen im Mittelpunkt des 16. Biogas-Innovationskongresses, der am 24. und 25. Mai in Osnabrück stattfand. In Vorträgen und in einer Podiumsdiskussion wurden Schwerpunkte gesetzt: Was passiert in der Branche, was sind die Trends, wo setzen die Akteure Akzente in Innovationsprozessen?

Der politische Streit um die Frage, wie Häuser künftig mit Wärme versorgt werden können, bietet neue Chancen für die Betreiber von Biogasanlagen. Jetzt wurden Details aus einem Gesetzentwurf bekannt, der als entscheidender Baustein für die Umsetzung der Wärmewende gilt. Darin verpflichtet der Bund die Länder, verbindliche und systematische Pläne zur Wärmeversorgung aufzustellen. In Niedersachsen wurde bereits ein eigenes Gesetz dazu verabschiedet.

Kataster für Kommunen

Auf Bundesebene geht es um das „Gesetz für die Wärmeplanung und zur Dekarbonisierung der Wärmenetze“, dessen Entwurf sich derzeit in der Ressortabstimmung befindet. Demnach sollen die Kommunen zunächst eine Art Kataster erstellen. Hier werden für jedes Gebäude Daten unter anderem zum Endenergieverbrauch hinterlegt sowie zu Art, Größe und Alter der Heizungsanlage sowie zum Baujahr und zur Nutzung des Hauses. In einem zweiten Schritt sollen die Kataster die Potenziale zur Erzeugung erfassen und auf Basis dieser Daten dann Pläne und Maßnahmen entwickeln, welche Gebiete sich für welche Art der Wärmeversorgung eignen.

Im Gesetzentwurf heißt es weiter, dass Betreiber bestehender Netze verpflichtet werden sollen, diese bis 2030 mindestens zur Hälfte mit Wärme zu speisen, die aus Erneuerbaren Energien stammt. Für neue Wärmenetze wird – wie im geplanten Gebäudeenergiegesetz – ein Anteil von 65 % verlangt. Bis 2045 soll der Anteil jeweils auf 100 % steigen. Derzeit werden etwa 8 % aller Haushalte mit Nah- und Fernwärme versorgt, davon noch ein Großteil aus fossilen Quellen wie Kohle und Gas.

Wärmenetze auf Basis Erneuerbarer dürften künftig an Bedeutung gewinnen. Darin liegt die Chance für Biogas. Wie sich das umsetzen ließe, zeigten mehrere Beiträge auf dem Innovationskongress in Osnabrück: Die Hochschule (HS) Osnabrück präsentierte die „Regionale Strategieentwicklung für Biogasanlagen am Beispiel eines Landkreises“, die Uni Kiel berichtete in diesem Zusammenhang über wirtschaftliche Rohgasbündelung. Die Fachhochschule Münster stellte eine kommunale Wärmeleitplanung vor. Und der Versorger EWE zeigte, wie Biogas in Strom- und Gasnetze kommt.

Anica Mertins und Mathias Heiker von der HS Osnabrück zeigten, wie Landkreise und Kommunen eine Grundlage für die Unterstützung der Biogasanlagenbetreibenden im Post-EEG-Betrieb erhalten können. Hierfür werden zunächst detaillierte Informationen zum Bestand, wie die Substratnutzung und Biogasverwertung, Anlagenzahl und -klasse sowie die Standorte und das zeitliche Auslaufen aus der Förderphase des EEG aufbereitet. Auf dieser Datenbasis werden mögliche Optionen für den Anlagenbestand nach Auslaufen der EEG-Förderung aufgezeigt. Dabei wird insbesondere das Substratpotenzial mit besonderem Fokus auf Rest- und Abfallstoffen ausgewertet mit dem Ziel, die bestehenden Anlagen auf diesen Substratinput umzustellen. Der Status quo und die möglichen Entwicklungspfade beziehen sich zwar exemplarisch auf den Landkreis Osnabrück, die Methode lässt sich jedoch auf andere Regionen in Deutschland übertragen.

Daniel Schröer von der Christian-Albrechts-Universität Kiel konnte zeigen, wie sich mit einer Modellierung und der Zusammenfassung der Biogasanlagen in Schleswig-Holstein zu Clustern der wirtschaftliche Ertrag optimieren lässt. Im Durchschnitt lassen sich zwölf Biogasanlagen bündeln und über eine gemeinsame Rohgasleitung an eine Biogasaufbereitungsanlage anschließen, die das aufbereitete Biomethan anschließend in das Erdgasnetz einspeist.

Auch in Niedersachsen bestehe großes Interesse daran, Biogasanlagen zu Clustern zusammenzufassen und auf die Biomethanaufbereitung und -einspeisung umzustellen, führte Uwe Langer von der EWE Netz GmbH aus. Im Gebiet des Energieversorgers, das den Nordwesten Niedersachsens, Teile Brandenburgs und Rügen umfasst, sind derzeit 22 Biomethanaufbereitungsanlagen in Betrieb. Für 25 weitere Anlagen seien bereits die Verträge unterzeichnet, so Langer. Bei der Biogasaufbereitung hat derzeit der Osten die Nase vorn, wie Peter Kornatz vom DBFZ ausführte. So sind die meisten Biogas-Aufbereitungsanlagen in Sachsen-Anhalt zu finden.

„Anlagen vom EEG lösen“

Neu im Programm des Innovationskongresses war in diesem Jahr das sogenannte Forum zur Weiterentwicklungsperspektive von Biogas. Dirk Huster-Klatte, Betreiber einer Biogasanlage im Landkreis Cloppenburg, schilderte in Osnabrück seine Sicht auf das Thema Biogas: „Wir müssen agieren statt reagieren. Die Anlagen müssen sich vom EEG lösen.“ Seine eigene Anlage begann im Jahre 2011 mit einer installierten Leistung von 500 kW. 2017/18 wurde die Anlage auf 1,45 MW flexibilisiert. Wichtig ist dem Betreiber eine hohe Flexibilität beim Substrat-Input. So wird neben einem Teil Mais vor allem der Mist von Puten, Rindern und Pferden vergoren. Huster-Klatte kann sich vorstellen, in Zukunft die Wärmeversorgung des Ortes zu erweitern oder die Anlage auf die Produktion von Bio-LNG umzustellen.

Biogas beziehungsweise Biomethan wird künftig auch eine Rolle bei der stofflichen Versorgung der Industrie spielen. Darauf wies Prof. Michael Nelles in seinem Eingangsstatement hin. Nelles ist Inhaber des Lehrstuhles für Abfall- und Stoffstromwirtschaft der Agrar- und Umweltwissenschaftlichen Fakultät der Universität Rostock und Mitglied des wissenschaftlichen Kongress-Beirates. Die „klassischen“ Biogasanlagen müssten sich zu Bioraffinerien weiterentwickeln. Nelles sieht die Rolle der Bioenergie insbesondere beim Schließen der Lücke, wenn die anderen Erneuerbaren Energien die Versorgungssicherheit nicht allein gewährleisten können.

Bei der Stromerzeugung müssten die Biogasanlagen nun verstärkt und schneller ihre Rolle als hochflexible Spitzenlastkraftwerke einnehmen, um einen Beitrag zur Stabilisierung des Stromnetzes zu leisten. Durch den flexiblen Betrieb des vorhandenen Biogasanlagenparks ließen sich 22 % der gasbetriebenen Spitzenlastkraftwerke ersetzen. Dieser Anteil ließe sich nach Einschätzung des Deutschen Biomasse-Forschungszentrums (DBFZ) mit geeigneten Fördermaßnahmen auf 46 % steigern, was ein wesentlicher Beitrag zur Versorgungssicherheit wäre.

Bestand zurückgegangen

Zwar hat sich die Lage auf dem Gasmarkt wieder entspannt. Erdgas ist auf alternativem Wege verfügbar und die Preisentwicklung für Strom und Gas hat darauf reagiert. Mit knapp unter 9.000 Anlagen sei der deutsche Biogasanlagenbestand auch aufgrund des Endes der EEG-Vergütung zurückgegangen, skizzierte Dr. Peter Kornatz vom Deutschen Biomasseforschungszentrum (DBFZ) die aktuelle Situation im Biogassektor.

Als wichtiger Bestandteil der deutschen Landwirtschaft kann Biogas in Zukunft seiner Einschätzung zufolge vielfältige Umweltsystemleistungen übernehmen. Dabei werde es darauf ankommen, wie die nationale Biomassestrategie ausgearbeitet wird und wie die Begleitung der rechtlichen Vorgaben ausfällt. Als sicher gilt, dass die Anbaubiomasse bei der Substratzusammensetzung an Bedeutung verlieren wird und der Schwenk hin zu Abfall- und Reststoffen sich fortsetzen dürfte. Kornatz wies jedoch darauf hin, dass Anbaubiomasse unscharf definiert sei – was gelte etwa für Stroh und Rübenblatt? Eine Verengung der landwirtschaftlichen Fruchtfolgen auf die ausschließliche Produktion von Ernährung und Futter könne auch nachteilige Folgen für die Biodiversität haben.

Biogas-Innovationspreise

Matthias Wawra mit dem Formaldehyd-Schnelltester zu
sehen. Foto: Thomas Gaul

Auch in diesem Jahr wurden auf dem Kongress in Osnabrück die Biogas-Innovationspreise verliehen. Die herausragendsten Innovationen aus Wissenschaft und Wirtschaft werden mit dem Biogas-Innovationspreis der Deutschen Landwirtschaft ausgezeichnet. In der Kategorie Wirtschaft gewann die Firma Emission Partner aus Hannover. Sie entwickelte einen Formaldehyd-Schnelltester 2.0. Damit kann der Formaldehydwert im Abgas von BHKW-Motoren mittels Durchflussmessung genauer und schneller bestimmt werden, als dies bisher der Fall war. Das Gerät empfiehlt sich vor allem für BHKW-Servicedienstleiser vor der anstehenden Emissionsmessung, aber auch für Betreibergemeinschaften und Arbeitskreise. In der Kategorie Wissenschaft wurden die Innovationspreise in diesem Jahr dreifach vergeben. Anica Mertins und Ma­thias Heiker von der Hochschule Osnabrück erhielten den Preis für die regionale Strategieentwicklung für Biogasanlagen. Dr. Nils Engler vom DBFZ erhielt den Preis für ein Konzept zur kontinuierlichen Messung von Emissionen an Biogasanlagen in der Praxis. Ausgezeichnet wurde auch Elena Holl von der Universität Hohenheim. Hier wurde eine Prozesskette entwickelt, wie sich Bio-LNG ressourceneffizient erzeugen lässt. Mit dem alternativen Kraftstoff könnten künftig Landmaschinen angetrieben werden.

Freude in Großharrie über Rohrweihenbrut

In der zweiten Maihälfte starteten Großharrieer Jäger früh am Morgen an einer Graswiese von Landwirt Rainer Solterbeck einen Drohnenflug zur Kitzrettung. Bevor das Ackergras zur Silierung für die Milchkühe gemäht wurde, wollten Landwirt und Jäger sichergehen, dass keine Kitze im Gras versteckt waren. Groß war die Überraschung, als die Kitzretter nicht nur zwei Rehkitze vor dem Mähwerk retten konnten, sondern auch noch ein weiterer kleiner, weißer Punkt auf dem Kontrollbildschirm auftauchte.

„Toller Fund“, freute sich Christian Hertz-Kleptow von der Uni Kiel, der kurz nach dem Mähen den Brutplatz einer Rohrweihe bei Großharrie mit einem Elektrozaun als Schutz vor Räubern versah.

Dass neben Kitzen auch mal Hasen oder andere Tiere auftauchten, sei normal, meinten die Jäger. Bei der Kontrolle des Punktes entdeckten die Jäger allerdings kein weiteres Kitz, sondern den Horst einer Rohrweihe, wie sich herausstellte. Ganze sechs Eier befanden sich in der mit Gras ausgepolsterten Nestmulde im kniehohen Ackergras.

Bei dem Standort handelt es sich nicht, wie zunächst vermutet, um ein Wiesenweihennest. Das sei keineswegs unerfreulich, meinte Christian Hertz-Kleptow von der Universität Kiel, der in Zusammenarbeit mit dem Landesjagdverband Schleswig-Holstein das Wildtierkataster und das Schutzprogramm für die Weihen betreut. Neben der Wiesenweihe sei heute auch die Rohrweihe Teil des Programms, erklärte der herbeigerufene Betreuer beim Aufbau des Nestschutzes.

Strom gegen Prädatoren

Hinter dem Elektrozaun ist die Brut der Rohrweihe zumindest vor Feinden wie Fuchs oder Marderhund sicher. Ist die Horstbindung bereits groß genug, setzen die Greife ihre Brut auch nach der Mahd und Grasernte fort.

Rund um den Nistplatz wurde beim Mähen der Fläche ein etwa 10 mal 10 m großer Schutzbereich stehen gelassen. Bei Wiesenweihen ist der Bereich größer. Damit neugierig gewordene Füchse oder Marderhunde auf der Mähfläche nicht das Nest plündern, werden die Brutstellen mit einem mehrreihigen Elektrozaun gesichert. Die Landwirte erhielten einen Ausgleich für den Schutzbereich, sagte Hertz-Kleptow. Dieses Jahr war es bereits der achte Horst, den er sichern konnte. Davon sind zwei Bruten von der selteneren Wiesenweihe und sechs Bruten von Rohrweihen. Es könnten noch einige Wiesenweihenbruten folgen, da diese ein wenig später als die Rohrweihe mit der Brut begännen, erklärte der Betreuer.

40 Brutpaare in SH

Ein gutes Zeichen: Während der Erntearbeiten am Folgetag landete einer der Altvögel auf dem Nest.

Der Bestand der Wiesenweihen wird in Schleswig-Holstein zurzeit auf etwa 40 Brutpaare geschätzt. Rohrweihen brüten nicht nur im freien Feld, sondern, wie der Name besagt, im Röhricht von Seen und Feuchtgebieten.

Besonders erfreulich sei für das Schutzprogramm auch der Einsatz der Drohnen zum Schutz der Rehkitze. Dadurch würden immer häufiger auch Brutplätze der Weihen entdeckt. 32 Tage dauert die Brut der Rohrweihen. Danach folgen noch einmal 35 Tage, bis die Jungen erwachsen werden.

„Wir freuen uns riesig, dass das Gelege entdeckt wurde“, meinten Rainer und Denise Solterbeck. Immerhin brüteten auf ihrem Hof im Außenbereich sogar noch Schleiereulen und ein Turmfalkenpaar, berichtet die Landwirtsfamilie. Deswegen herrscht jetzt auf dem alten Scheunenboden Ruhe, damit die Eulen und Falken ihre Jungen aufziehen können.

Das Wildtierkataster bittet alle Jägerinnen und Jäger, bei Sichtung von Wiesen- und auch Rohrweihen diese umgehend zu melden und das Artenschutzprojekt wo möglich zu unterstützen. Informationen gibt es im Internet unter: https://ljv-sh.de/unsere-projekte/
artenschutzprojekt-wiesenweihe

Preise am globalen Düngemittelmarkt geben nach

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Düngemittel für die Landwirtschaft sind nach den historischen Rekordpreisen 2022 weltweit wieder kostengünstiger zu haben, so die niederländische Rabobank in ihrer halbjährlich veröffentlichten Marktanalyse.

Die meisten Düngemittelpreise kehren allmählich zu ihren historischen Durchschnittswerten zurück. Bei Harnstoff liegen sie bereits darunter. Dazu hätten die gesunkenen Gaspreise wesentlich beigetragen, berichtet die Analysten der Rabobank in ihrem aktuellen Report. Auf der anderen Seite lägen die Preise für landwirtschaftliche Erzeugnisse meist noch über dem langjährigen Mittel, weil die Lagerbestände geringer seien. Das Verhältnis von Dünger- zu Erzeugerpreisen habe sich so verbessert.

Nach einem globalen Verbrauchsrückgang von Düngemitteln im vergangenen Jahr um 7 % rechnen die Analysten für 2023 in den meisten Weltregionen wieder mit einem moderat zunehmenden Verbrauch. Hierbei soll es in den USA und Brasilien die höchsten Zuwachsraten mit bis zu 10 % bei der Nachfrage geben. Insgesamt dürfte es aber zwei oder drei Jahre dauern, bis der weltweite Verbrauch wieder das Niveau von 2021 erreicht. Für Stickstoff, Phosphat und Kali erwartet die Rabobank, dass die globale Produktion 2023 den Verbrauch um jeweils knapp 2 % übersteigt. In Europa haben die Düngemittelpreise nach ihrem Höchststand im Sommer 2022 einen vorläufigen Tiefpunkt erreicht, liegen aber immer noch über dem Niveau vom Frühjahr 2021. Die Ammoniumpreise sind im ersten Quartal 2023 um 60 % gesunken.

Die europäische Nachfrage ziehe jedoch nur langsam an. In Europa seien die Produktionskosten für Stickstoffdünger nach wie vor höher als anderenorts, was dazu führe, dass 30 % der Produktionskapazitäten ungenutzt blieben. Das Interesse an Importen sei nach wie vor vorhanden.

In den kommenden Monaten könnten der Aufbau von Lagerbeständen in der EU und der globale Wettbewerb die Gaspreise und damit auch die Stickstoffpreise wieder steigen lassen. Die Stickstoffimporte der EU aus Russland sind im vergangenen Jahr aufgrund der Sanktionen und Zahlungsrisiken laut der Rabobank gegenüber 2022 um 30 % gesunken. Teilweise wurde dafür mehr Ware in Marokko und Ägypten beschafft.

Für das laufende Jahr erwarten die Rabobank-Analysten, dass der europäische Düngemittelverbrauch wieder zunehmen wird, nachdem er 2022 um 10 % gesunken war. Die Phosphatausbringung soll den Prognosen zufolge mit 4 % am stärksten zunehmen, was mit der Ausweitung des Ölsaatenanbaus begründet wird. age

FAO: Nahrungsmittelpreisindex setzt Abwärtstrend fort

Pflanzenöl-, Getreide- und Milchpreise geben nach, Zucker und Fleisch sind gefragt

Die Weltmarktpreise für landwirtschaftliche Produkte haben nach einer geringfügigen Erholung im April im vergangenen Monat wieder nachgegeben. Wie die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) mitteilte, sank der von ihr berechnete Preisindex im Mai um 2,6 % auf 124,3 Punkte. Das waren 22,1 % weniger als das Allzeithoch vom März 2022. Ausschlaggebend für die negative Entwicklung des Gesamtindex für Mai gegenüber April war der Organisation zufolge insbesondere der starke Rückgang des Pflanzenölpreisindex, für den ein Minus von 8,7 % verzeichnet wurde. Auslöser dafür war vor allem die schwache Palmölnachfrage am Weltmarkt bei einem gleichzeitig zunehmenden Angebot wichtiger Erzeugerländer. Hinzu kamen die Rekordsojaernte in Brasilien sowie ein umfangreiches Angebot an Raps- und Sonnenblumenöl.

Für die Getreidepreise verzeichnete die FAO im Mai 2023 im Vergleich zum Vormonat ein Minus von 4,8 %. Im Einzelnen habe sich Mais angesichts optimistischer Ernteaussichten und schleppender Importe verbilligt, berichteten die Fachleute in Rom. Auch mit den Notierungen für Weizen sei es abwärtsgegangen, und zwar als Folge des verlängerten Getreideabkommens zwischen Russland und der Ukraine sowie eines insgesamt reichlichen internationalen Angebots.

Der FAO-Milchpreisindex sank im Berichtsmonat gegenüber April um 3,2 %. Begründet wird diese negative Entwicklung vor allem mit dem umfangreichen Käseangebot am Weltmarkt als Folge der saisonal bedingt reichlichen Milcherzeugung auf der Nordhalbkugel. Allerdings hätten sich die Notierungen für Milchpulver und Butter erholt.

Weiter aufwärts ging es dagegen für den FAO-Zuckerpreisindex, der mit einem Plus von 5,5 % seinen Stand vom Vorjahresmonat um fast ein Drittel übertraf. Zurückzuführen sei dies vor allem auf die Verknappung des Süßstoffs am Weltmarkt und auf Spekulationen über Ertragseinbußen bei der kommenden Zuckerrohrernte durch das Wetterphänomen El Niño, erklärte die FAO. Außerdem hätten sich Lieferungen brasilianischer Ware verzögert.

Auch der FAO-Fleischpreisindex legte im Mai gegenüber dem Vormonat zu, und zwar um 1 %. Maßgeblich hierfür waren der Organisation zufolge vor allem eine lebhafte asiatische Importnachfrage nach Geflügelfleisch sowie das weiterhin nur knappe US-Rindfleischangebot. age

Holunderblüten genießen

Der Schwarze Holunder (Sambucus nigra) blüht im Frühsommer zwischen Mai und Juli. Seine gelblichweißen Blüten verströmen einen angenehm süßlichen Duft. Sie erfreuen nicht nur Augen und Nase, sondern auch den Gaumen, da sie essbar sind. Aber was lässt sich Köstliches aus ihnen zubereiten?

An heißen Sommertagen sorgt Holunderblütensirup mit Mineralwasser gemischt für eine leckere Abkühlung. 

Ein Klassiker ist Holunderblütensirup. Er ist mit wenigen Zutaten – meist Zitrone, Zitronensäure und Zucker – einfach selbst gekocht. Verdünnt mit Wasser ist er an heißen Sommertagen eine beliebte Erfrischung. Der Sirup eignet sich auch gut, um Desserts und andere Getränke zu verfeinern. Das feine Aroma der Holunderblüten kann gut in Gelee oder Eis konserviert werden und harmoniert dabei perfekt mit dem Geschmack von Erdbeeren. Die Blüten lassen sich sogar im Ganzen verspeisen – als gebackene Holunderblüten, auch als „Hollerküchle“ bekannt. Für diesen leckeren Nachtisch werden die Blütendolden in Teig getaucht und in heißem Öl goldgelb und knusprig ausgebacken.

Auch gebacken sind Holunderblüten eine Köstlichkeit.

Seit jeher wird der Schwarze Holunder als Heilpflanze genutzt: Tee aus Holunderblüten hilft zum Beispiel bei Erkältungen, da er eine schweißtreibende Wirkung hat. Zum Trocknen legt man die Blüten auf einem Tuch an einem luftigen Ort ohne Sonneneinstrahlung aus. Wenn sie in der Hand beim Reiben rascheln und zerbröseln, sind sie ausreichend getrocknet. Bei Bedarf zwei bis drei Teelöffel der getrockneten Blüten mit dem Teesieb in eine Tasse geben, mit kochendem Wasser aufgießen und 10 min ziehen lassen. Die Hollerblüten kann man nicht kaufen, sondern nur selbst sammeln. Holunder wächst meist als Strauch, kommt aber auch als kleiner Baum vor. Hierzulande ist er in Wäldern, Hecken und Gärten anzutreffen. Bei der Ernte gibt es ein paar Dinge zu beachten: Die Blüten sollten vollständig geöffnet sein und nicht gewaschen werden, nur so können sie ihr volles Aroma behalten. Damit sie nicht mit Schadstoffen belastet sind, am besten abseits stark befahrener Straßen pflücken. Der optimale Sammelzeitpunkt ist übrigens vormittags oder mittags, nachdem der Tau getrocknet ist und die Sonne scheint. Durch sanftes Schütteln können Käfer und andere Insekten entfernt werden.

Achtung: Der Schwarze Holunder hat giftige Doppelgänger. Daher ist es wichtig, ihn richtig zu erkennen. Die tellerförmige Wuchsform seiner Blüte ist gut von der traubenförmigen Blüte des giftigen Traubenholunders zu unterscheiden. Außerdem besitzt der Schwarze Holunder gelbe Staubbeutel, die des giftigen Zwergholunders sind rot bis rosa.

Julia Seeher, bzfe.de

Rezepte mit Holunderblüten

Holunderblütensirup

Zutaten für zwei bis drei Flaschen:

20 bis 30 Blüten (Blütenrispen vom Schwarzen Holunder)

500 g Biozitronen (mit Limetten wird es noch frischer, alternativ geht auch Bioorange)

1,5 l Wasser

2 kg Zucker

30 g Zitronensäure

Zubereitung: Jede Rispe vorsichtig ausschütteln, um etwaige Insekten aus den Blüten zu entfernen. Wichtig: Die Blüten nicht waschen oder mit Wasser abbrausen. Dadurch würden die Pollen ausgewaschen, die wichtige Geschmacksträger sind. Die dicken Stängel an den Rispen abtrennen und die Blüten in einen Topf geben. Die Zitronen waschen, in dünne Scheiben schneiden und zu den Blüten geben. Das Wasser in einem zweiten Topf zusammen mit dem Zucker und der Zitronensäure aufkochen. Den Zucker unter ständigem Rühren komplett auflösen. Anschließend das Zuckerwasser wieder abkühlen lassen. Den abgekühlten Zuckersirup über die Blüten und Zitronenscheiben gießen und vorsichtig einmal umrühren. Den Topf verschließen und den Sirupansatz vier Tage im Kühlschrank ziehen lassen. Nach vier Tagen den Ansatz durch ein feines Sieb passieren, einmal kurz aufkochen und dann in die zuvor abgekochten Flaschen abfüllen.

Holunderblüten-Küchlein

Zutaten für vier Personen:

2 Eier

125 ml Milch

100 ml Weißwein (alternativ Apfelsaft)

125 g Mehl

1 EL Zucker

1/2 Päckchen Vanillezucker

16 Holunderblütendolden mit Stiel

1 Prise Salz

Frittieröl

Puderzucker

Zubereitung: Eier trennen. Eigelbe mit Milch, Wein, Mehl, Zucker und Vanillezucker zu einem glatten Teig verrühren. Teig kühl stellen und zirka 20 min ruhen lassen. Holunderblüten ausschütteln, in einer Schüssel mit kaltem Wasser schwenken und auf Küchenpapier gut abtropfen lassen. Eiweiße mit einer Prise Salz steif schlagen und mit dem Schneebesen unter den Teig heben. Öl in einer tiefen Pfanne auf zirka 190 °C erhitzen. Wichtig: Der Boden der Pfanne sollte 2 bis 3 cm hoch mit Öl bedeckt sein. Dolde für Dolde durch den Teig ziehen, mit den Blüten nach unten in die Pfanne setzen und nacheinander goldbraun ausbacken. Auf einem Küchenpapier kurz abtropfen lassen, rundum mit Puderzucker bestäuben und sofort servieren. 

Wortduelle auf Hoch- und Plattdeutsch

Das war ein poetischer Schlagabtausch der besonderen Art in der Kulturwerkstatt Kühlhaus in Flensburg: Beim Poetry-Slam Hochdeutsch versus Plattdeutsch traten mit Mona Harry, Jann Wattjes und Shafia Khawaja drei hochdeutsche Teilnehmer gegen die plattdeutschen Vertreter Carina Dawert, Jan Graf und Sven Kamin an. Das Publikum entschied, welche der vorgetragenen Texte ihm besser gefielen.

„Poetry-Slam ist Vielfalt und kein Genre“, führte Moderator Björn Högsdal, selbst Poetry-Slammer, in den Dichterwettstreit ein. Wie vielfältig dies sein kann, bewiesen die sechs Vortragenden, deren Beiträge von traurig über lustig bis nachdenklich alles an Emotionen und Wortspielereien enthielten und damit für beste Unterhaltung im ausverkauften Kühlhaus sorgten. Dabei durften sie weder singen noch Requisiten oder Kostüme nutzen. Lediglich ihre gereimten, gedichteten, getexteten Worte auf Papier oder auf einem Tablet waren erlaubt. Was den Wedeler Poeten Sven Kamin nicht davon abhielt, den Tontechniker vom NDR in den Wahnsinn zu treiben, indem er mitunter auch mal die Bühne und somit das Mikrofon verließ oder eben stimmgewaltig und lautstark den Tonpegel überstieg.

Sven Kamin gewann das Finale bei Plattdeutsch versus Hochdeutsch in Flensburg, Kulturwerkstatt Kühlhaus.

Und auch für die Zuschauer, von denen ein Großteil noch nie bei einem Poetry-Slam gewesen war, galten Regeln: „Respect the Poet. Es gibt keine Buhrufe. Und: Applaus ist das Brot für die Künstler, also machen Sie davon reichlich Gebrauch“, erklärte Högsdal. Und so sorgten die Wortduellanten mit Geschichten über ihre Oma, über Roboter, Polaroidaufnahmen und Erlebnisse eines Fremden im niedersächsischen Dorf Großenkneten, mit Reisen in Sagen- oder Süßigkeitenwelten, Geschichten über Ausländerfeindlichkeit oder rosa Rasierklingenwerbung oder den Verlust von geliebten Menschen abwechselnd für Lachtränen, ernste Töne und Nachdenklichkeit. In der Teamwertung gewann Hochdeutsch, im Einzelfinale siegte Sven Kamin auf Plattdeutsch.

Wann ist eine Mutter eine Rabenmutter?

Bin ich eine Rabenmutter? Um diese Frage drehte sich der Theaterabend über Dithmarscher Mutterbilder in der Aula des Gymnasiums Brunsbüttel vor zwei Wochen. Sechs Dithmarscher Mütter stellten sich in zum Teil sehr persönlichen Geschichten dieser Frage, in Dialogen, Monologen, Auseinandersetzungen, ergänzt um Sound- und Lichteffekte, Videoprojektionen, tanzende Raben. Eine atmosphärisch dichte, thematisch intensive und auf das Wesentliche reduzierte Vorstellung, die auch nach dem Ende noch lange nachwirkte.

Marion Hase, Susanne Dutz, Imme Helmers, Neele Herrmann und Jutta Michalczyk (v. li.) in „Rabenmütter“
Fotos: Iris Jaeger

Wann ist eine Mutter eine Rabenmutter? Wenn sie mal nicht so funktioniert, wie man es von ihr erwartet? Wenn sie sich einmal eine Auszeit nimmt und es sich gut gehen lässt? Wenn das Kind ausnahmsweise einmal mit dem Fahrrad zur Schule fahren muss und nicht mit dem Auto gebracht wird? Fragen über Fragen, die sich Mütter über alle Altersgruppen hinweg stellen oder gestellt haben.

Aber auch Frauen, die keine Kinder haben, sowie Väter finden sich in den Geschichten wieder, die Susanne Dutz, Marion Hase, Imme Helmers, Neele Herrmann, Julia Lienhart und Jutta Michalczyk über ihr Mutterdasein erzählen. Mütter müssen Vorbild sein, rund um die Uhr für das Wohlergehen der Kinder und der Familie sorgen, den Haushalt machen, meist neben der Arbeit, oft ihre eigenen Bedürfnisse zurückstellen, allen Anforderungen gerecht werden und den Spagat zwischen Beruf, Erziehung und Ehe hinbekommen.

Viele Mütter sind geprägt durch ihre eigenen Mütter. Und kann man überhaupt allen und jedem gerecht werden in seiner Mutterrolle? Ganz sicher nicht, und das brachten die Frauen eindringlich, mit wenig Requisiten auf die Bühne – mal lustig, mal ernst, mal nachdenklich, mitunter sehr persönlich und intim, aber auch traurig und immer ehrlich. Sei es mit Erzählungen aus der Vergangenheit, der Gegenwart oder mit Gedanken, was noch kommen mag, über das Altwerden und Sterben, über das Ansehen in Sozialen Medien oder das Funktionierenmüssen, über das Muttersein, wenn die Kinder ausgezogen sind und ihr eigenes Leben leben und man scheinbar überflüssig wird, aber auch über das permanent schlechte Gewissen, der Mutterrolle und den Ansprüchen der Gesellschaft nicht gerecht zu werden. Und doch sich die Freiheit zu nehmen, eigene Lebensentwürfe zu kreieren, unperfekt und eigenständig zu sein.

Dithmarscher Mutterbilder

Das war kein Theater, bei dem man hinausgeht und sagt: „Das war schön“, und damit abschließt, sondern auch lange nach Ende noch über die eine oder andere Szene nachgedacht hat, weil man sich darin wiedergefunden, es genauso selbst erlebt oder gefühlt hat. „Das ist auch so gewollt“, bestätigt Malte Andritter von Prinzip Rauschen, einem Kollektiv freischaffender Künstler, das dieses Stück mit den Dithmarscher Frauen umgesetzt hat.

Die Idee entstand im Nachgang zu einem Theaterprojekt in einer leer stehenden Villa in Brunsbüttel 2020, bei dem einige der Frauen bereits mitwirkten. Dabei sei es in den vor Ort gesammelten Geschichten auch ums Elternsein und Elternhaben gegangen. Daraus entwickelte sich das Stück „Rabenmütter“, zu dem die Frauen ihre Texte selbst geschrieben und die Aufführung entwickelt haben. „Wir haben sie dabei begleitet, mit Regie, Licht und Sound“, so Andritter, dem es darüber hinaus wichtig war, mehrere künstlerische Ausdrucksformen in einem Stück zu vereinen – Theater, Tanz, Videoprojektionen, ­Soundeffekte und das Livemalen eines Bildes durch Julia Lienhart.

Susanne Dutz mit Kinderdarstellerin Amélie Lienhart und „Raben“ der Showtanzgruppe Bellyqueens

Als Künstlerkollektiv und Ensemble führt „Prinzip Rauschen“ mit Malte Andritter, Hans Peters und Nico Franke zum einen Theaterprojekte im ländlichen Raum durch, in denen die drei selber spielen und darstellen, aber auch Civil-Artists-Porjekte, bei denen Bürgerinnen und Bürger am kreativen Prozess mit beteiligt werden. „Uns ist es wichtig, zeitgenössisches Theater in den ländlichen Raum zu bringen und Theater mit den Menschen, die hier wohnen, zu machen. Wir sind keine Gruppe, die einfach so daherkommt und etwas zeigt, sondern sich mit den Menschen vor Ort und deren Geschichten auseinandersetzt“, erklärt Andritter. Der Name des Ensembles sei auch das Prinzip, nach dem man arbeite: „Wenn man alle Menschenstimmen auf einmal hören würde, entstünde ein Rauschen. Wir ziehen bestimmte Stimmen von bestimmten Personen heraus und geben denen eine Plattform, sie zu präsentieren. Das ist unser Prinzip, daher der Name ‚Prinzip Rauschen‘.“ Für September ist das nächste Projekt geplant. In „Kronprinzen“ erhalten junge Landwirte eine Stimme. Informationen dazu und zum Ensemble unter ­prinzip-rauschen.de

Malte Andritter, Theatermacher, Regisseur, Ensemble Prinzip Rauschen
Foto: Daniel Kastner

Start für Frühkartoffeln

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Erste Speisefrühkartoffeln aus Deutschland sind am Markt verfügbar. Die Frühkartoffeln aus der Region kommen aus dem Lauenburgischen und rund um Neumünster. Bisher sind es wenige Mengen. Diese Knollen werden zum großen Teil direkt ab Hof sowie über Wochenmärkte verkauft. Sie sind derzeit noch losschalig. Aus anderen Regionen Deutschlands sind zum Teil auch festschalige frühe Kartoffeln verfügbar, doch die meisten Knollen weisen aktuell noch keine feste Schale auf. Insgesamt sind die Mengen noch klein und es gibt bisher keine offiziellen Notierungen von Erzeugergemeinschaften. Aus der Pfalz werden Preise von 85 bis 87 €/dt franko Abpackstation als lose Ware genannt. Im LEH liegt der Preis mit 2,99 €/kg für den Konsumenten deutlich über dem der Importware. Als Aktionsware sind im 4-kg-Sack ägyptische Frühkartoffeln für 5,99 € oder 1,5 kg für 2,49 € im LEH verfügbar. Das sind umgerechnet 1,50 beziehungsweise 1,66 €/kg, sprich Importkartoffeln sind etwa halb so teuer und damit für den Konsumenten, der auf seine Ausgaben achtet, interessanter. Nur vereinzelt sind es auch einmal deutsche Frühkartoffeln, die in einer Werbeaktion zu gleichen Konditionen angeboten werden.

2022 lag die gesamte Kartoffelerntemenge in Schleswig-Holstein bei 275.200 t (fünfjähriger Schnitt: 244.000 t). ­Zugrunde lagen ein Ertrag von 427 dt/ha (fünfjähriger Schnitt: 410 dt/ha) und eine Anbaufläche von rund 6.400 ha (fünfjähriger Schnitt: 6.000 ha). Zum Jahreswechsel wurde laut Statistischem Bundesamt knapp die Hälfte der in hierzulande geernteten Mengen noch als Vorrat eingelagert. Bundesweit lag 2022 die Anbaufläche bei 266.400 ha mit einem durchschnittlichen Ertrag von 401 dt/ ha. Daraus ergab sich eine Erntemenge von bundesweit rund 10,7 Mio. t. Die Vorräte zum Jahreswechsel wurden innerhalb Deutschlands jedoch auf nur 37,7 % geschätzt.

Versorgungslücke könnte geschlossen werden

Der hiesige Kartoffelmarkt ist derzeit überwiegend von alterntigen Kartoffeln und Importfrühkartoffeln geprägt. Die Importe stammen vermehrt aus dem Mittelmeerraum. Bis ausreichend deutsche Kartoffeln aus diesem Jahr zur Verfügung stehen, wird es noch dauern. Währenddessen werden die Ernte 2022 und die Importe sehr wahrscheinlich nicht mehr ausreichen. Zum 1. Mai wurden hauptsächlich einstellige Prozentzahlen als Lagerendbestände der Kartoffelernte 2022 von den einzelnen westlichen und südlichen Bundesländern gemeldet. Es wird aktuell von einer extrem knappen Versorgungslage auch seitens der Importländer berichtet. Spaniens Knollen sind so gut wie aus dem Programm und damit früher als in anderen Jahren geräumt. Instabiles Wetter und damit Ernteunterbrechungen, aber auch Frostschäden sind der Grund. Zudem sind die Ernteerträge aufgrund kleiner Knollen kleiner als sonst. Auch für israelische Ware mit Ausnahme von Übergrößen wird der Export diese Woche eingestellt. Zumeist sind die Geschäfte in Westeuropa abgewickelt, in den Häfen sind die Vorräte aufgebraucht.

Abpacker versuchen, einer Versorgungslücke entgegenzuwirken. Es finden trotz einer ruhigen Nachfrage im LEH Zukäufe statt. Die Kühlräume sollen gefüllt werden. Das Preisniveau wird dem Vernehmen nach dabei in die Höhe getrieben, auch für Importware.

Leicht ausgedehnte Anbaufläche

Hierzulande haben einige Bestände unter Folie Probleme mit Kraut- und Knollenfäule. Dies ist aufgrund der trockenen, nicht zu warmen Witterung aktuell nicht besorgniserregend. Aufgrund der Trockenheit wird auch die Vermarktung losschaliger Ware als weniger risikobehaftet eingeschätzt. In manchen Regionen werden Bestände bereits beregnet, um der Trockenheit entgegenzuwirken. Eine erstaunliche Entwicklung, bedenkt man, dass vor Kurzem die Auspflanzungen nicht so schnell stattfinden konnten aufgrund der schlechten Befahrbarkeit der Schläge wegen lang anhaltenden Regens. Im April schätzten die Ernte- und Betriebsberichterstatter die diesjährige bundesweite Anbaufläche um 0,2 % leicht über dem Vorjahr auf 267.000 ha. Eine spannende Kartoffelsaison liegt vor den Erzeugern, Abpackern und Konsumenten.