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Schwarz: Kein Umbau ohne Gesamtkonzept

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Den Entwurf für ein Tierhaltungskennzeichnungsgesetz haben die Koalitionsfraktionen SPD, Grünen und FDP vergangenen Woche im Ernährungsausschuss des Bundestages beschlossen. CDU/CSU, AfD und Linke lehnten die Vorlage ab. Ebenfalls mit der Ampelmehrheit angenommen wurde ein Entschließungsantrag der Koalition, der weitere Schritte für eine Ausweitung des Geltungsbereichs der Kennzeichnung sowie vorgesehene Änderungen insbesondere im Bau- und Immissionsschutzrecht skizziert.

Die agrarpolitische Sprecherin der Grünen im Bundestag, Renate Künast, bezeichnete die Entscheidung des Ausschusses als wichtigen weiteren Schritt für den Umbau der Tierhaltung. Das Tierhaltungskennzeichnungsgesetz sei ein zentraler Baustein für eine klare Information der Verbraucher, für fairen Wettbewerb in der Tierhaltung sowie für eine Ausrichtung am Tierschutz. „Zusammen mit noch folgenden Gesetzesänderungen ist das der Grundstein für eine zukunftsfähige Tierhaltung“, erklärte Künast. Der ehemaligen Bundeslandwirtschaftsministerin zufolge ist der vorliegende Gesetzentwurf nur der Anfang. „Das Gesetz wird nun konsequent auf weitere Tierarten und Verkaufswege ausgeweitet“, kündigte Künast an.

Zufrieden über die jüngst erreichten Verbesserungen am Regierungsentwurf für ein Tierhaltungskennzeichnungsgesetz hat sich der landwirtschaftspolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Dr. Gero Hocker, geäußert. Die FDP habe in den Verhandlungen mit den Koalitionspartnern erreichen können, dass bereits am Markt etablierte Kennzeichen gestärkt würden. Die Tierwohl-Eingangsstufe „Stall plus Platz“ berücksichtige die bisherigen Anstrengungen der Landwirte und erlaube einen niedrigschwelligen ersten Schritt hin zu mehr Tierwohl.

Umbau läuft ins Leere

Weiter unzufrieden ist Schleswig-Holsteins Landwirtschaftsminister Werner Schwarz (CDU) mit dem Entwurf für ein Tierhaltungskennzeichnungsgesetz. Zwar seien die nun eingebrachten Korrekturen „erste Schritte in die richtige Richtung“; die Änderungen gingen jedoch längst nicht weit genug, erklärte der Vorsitzende der Agrarministerkonferenz (AMK). Schwarz wirft dem Bund vor, er habe ungeachtet der Beschlusslage des Bundesrates die Länder erneut nicht an der Überarbeitung des Tierhaltungskennzeichnungsgesetzes beteiligt. Stattdessen seien diese mit der Einreichung des geänderten Entwurfs zur Notifizierung bei der Europäischen Kommission vor vollendete Tatsachen gestellt worden.

„Die entscheidenden Kritikpunkte bleiben nach wie vor unberücksichtigt“, beklagte der Minister. Dazu zählten beispielsweise die Nicht-Kennzeichnungspflicht für ausländische Ware sowie praktikable Regelungen für ein „Downgrading“ zwischen den Tierhaltungsstufen. Entscheidend sei jedoch, dass es weiterhin kein Gesamtkonzept aus Tierhaltungskennzeichnung, langfristiger Finanzierung sowie Anpassung von Naturschutz-, Immissionsschutz- und Baurecht gebe. Ohne einen solchen umfassenden Ansatz laufe der Umbau der Tierhaltung und ein Umstieg auf höhere Haltungsformen ins Leere, sagt Schwarz voraus.

Die Landwirte seien bereit, den gesellschaftlich gewünschten Umbau der Nutztierhaltung mitzugehen. „Dafür brauchen sie schnellstmöglich Klarheit“, betonte der CDU-Politiker. Auf der anstehenden Sonder-AMK werde er sich daher für einen konstruktiven Dialog zwischen Bund und Ländern stark machen und gemeinsam mit seinen Länderkollegen auf weitere notwendige Anpassungen drängen, kündigte Schwarz an.

Weniger Tiere besser halten

Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) hat den Abschluss der Beratungen zum Tierhaltungskennzeichnungsgesetz im Bundestagsernährungsausschuss erwartungsgemäß begrüßt. Die Annahme des Regierungsentwurfs mit einigen Änderungen sei „ein Ampelerfolg für die Verbraucherinnen und Verbraucher wie auch für die Landwirtschaft gleichermaßen“, erklärte der Grünen-Politiker.

Die Ampelkoalition wolle zusätzlich baurechtliche Hürden aus dem Weg räumen, damit Ställe leichter umgebaut werden könnten, führte der Minister aus. Das Ziel sei, weniger Tiere besser halten. Nunmehr sieht der Grünen-Politiker die Länder in der Pflicht. Die anstehende Sonder-AMK müsse Änderungen bei der Technischen Anleitung Luft (TA Luft) beschließen, damit sich Immissions- und Tierschutz nicht gegenseitig blockierten. Özdemir betonte das gemeinsame Interesse, den Betrieben endlich Planungssicherheit zu geben.

Vorwurf der Täuschung

Mit scharfer Kritik hat die CDU/CSU-Bundestagsfraktion auf die abschließende Beratung des Entwurfs für ein Tierhaltungskennzeichnungsgesetz im Ernährungsausschuss reagiert. Nach Auffassung von Agrarsprecher Albert Stegemann liefert die Ampelkoalition mit der Vorlage „agrarpolitisches Stückwerk“ ab. Fraktionsvize Steffen Bilger sprach von Verbrauchertäuschung mit staatlichem Siegel.

Stegemann machte erneut darauf aufmerksam, dass verarbeitetes Schweinefleisch in Fertigprodukten, in der Gastronomie und in Kantinen beim Tierwohllabel zunächst außen vor bleibe. Auch die Haltung von Rindern oder Geflügel werde nicht einbezogen. Am schlimmsten seien für die Landwirte die weiterhin fehlende Planungssicherheit und die ungeklärte Finanzierung von mehr Tierwohl. „Angesichts der gestiegenen Baukosten und der höheren Futtermittelpreise wird kaum ein Landwirt in neue Ställe investieren“, warnte der CDU-Politiker.

Bilger begründete seinen Täuschungsvorwurf mit dem Hinweis, dass die Kunden beim Kauf von frischem Schweinefleisch weiterhin nicht erfahren, ob das Ferkel im Ausland betäubungslos kastriert worden sei. Zudem reichten für die Haltungsstufe 2 – „Stall plus Platz“ – lediglich 12,5 % mehr Platz aus, nachdem die Grünen die damalige unionsgeführte Bundesregierung dafür kritisiert hätten, dass ihr Entwurf „nur“ 20 % mehr Platz in der Einstiegsstufe vorgesehen habe. 

Kohlschotenrüssler und -mücke als mögliche Schotenschädlinge

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Kohlschotenrüssler und Kohlschotenmücke treten nicht jedes Jahr im ertragsrelevanten Umfang auf. Glücklicherweise, denn sonst würden die bestehenden Bekämpfungslücken stark zu Buche schlagen. Der folgende Artikel beschreibt, was beim Pflanzenschutz zu beachten ist.

Kohlschotenrüssler und Kohlschotenmücke waren lange Zeit unzertrennlich, jedenfalls ist das so in älteren Veröffentlichungen nachzulesen. Dem ist aber nicht so, denn sie können durchaus unabhängig voneinander auftreten. Zwar erleichtern die Fraßlöcher des Kohlschotenrüsslers in den Schoten die Eiablage der Mücke, aber sie schafft das, solange das Schotengewebe noch weich ist, auch ganz gut allein. Jahre mit stärkerem Auftreten der Mücke und damit verbundenen Schotenschäden ohne das Zutun des Rüsslers zeigen dies.

Welche Unterschiede bestehen?

Der Kohlschotenrüssler legt pro Schote ein Ei ab. Die Larve frisst nur drei bis fünf Samenkörner, sodass das Schadpotenzial nur bei stärkerem Befall wirklich relevant ist. Das wird auch anhand der Bekämpfungsschwelle sichtbar (Abbildung 1). Der Kohlschotenrüssler lässt sich bei Bewegungen im Bestand sehr schnell fallen, sodass es häufig schwierig ist, die genaue Anzahl festzustellen.

Die Pyrethroidresistenz ist mittlerweile sehr stark fortgeschritten. Dabei macht es keinen Unterschied, ob Typ-I- (Mavrik Vita/Evure) oder Typ-II-Pyrethroide (zum Beispiel Karate Zeon) verwendet werden. Historisch gesehen ist das auch leicht erklärbar. Ein zeitlich frühes Auftreten des Rüsslers bedeutet zwangsläufig auch eine unfreiwillige Pyrethroidgabe aufgrund der Stängelrüssler- beziehungsweise Rapsglanzkäferbehandlung. Mit Erhöhung der Anwendungshäufigkeit steigt der Selektionsdruck und damit auch die Resistenzgefahr.

Zusätzlich bestand in der Vergangenheit die Blütenbehandlung aus einer kombinierten Maßnahme aus Fungizid und Insektizid, auch begünstig durch praktische Packlösungen der Industrie. Später zufliegende Kohlschotenrüssler kamen dann nur noch mit Teilmengen des Pyrethroides in Kontakt. Glücklicherweise gehört diese Praxis der Vergangenheit an.

Blühender Raps und Honigbienen und Imkerei gehören essenziell zusammen und prägen die Landschaft Schleswig-Holsteins.

Nach mehreren Jahren mit stärkerem Auftreten hielt sich der Zuflug der Kohlschotenmücke – mit Ausnahme einzelner Schläge im südlichen Dienstgebiet Schleswig-Holsteins – vergangenes Jahr in Grenzen. Nur ganz selten wurde von größeren Schäden und nachfolgenden Ertragseinbußen berichtet.

Die Kohlschotenmücke kann ein oder zwei Jahre auf ehemaligen Befallsflächen im Boden als Kokon überdauern. Für den Schlupf benötigt sie feuchten Boden und fliegt erst bei warmem, windstillem Wetter in die Rapsbestände ein. Je näher der aktuelle Raps an solchen Überdauerungsflächen liegt, umso größer ist die Gefahr. Die Zuflugbedingungen sind vorhersagbar – welche tatsächliche Befallsstärke daraus resultiert, aber nicht.

Die Larven der Kohlschotenmücke saugen an der Innenwand der Schote, Körner werden kaum ausgebildet.

Der Zuflug kann auch nur einige Stunden andauern, dafür in mehreren Wellen (Generationen) erfolgen. Die Feldränder sind am stärksten betroffen, da die Mücke nur selten weit in die Fläche vordringt. Das Schadpotenzial der Mücke ist deutlich höher als beim Rüssler, da pro Schote mehrere Eier abgelegt werden können. Die sich im Inneren entwickelnden Larven saugen an der Innenwand der Schote und den Körnern, was häufig zum kompletten Ausfall der Schote führt.

Nützlinge wie Schlupfwespen fördern

Nützliche Insekten tragen zur Bekämpfung von Rapsschädlingen bei. Bodenräuber wie räuberische Laufkäfer, Kurzflügler und Spinnen ernähren sich von zur Verpuppung abwandernden Larven. In der Blüte sind Schlupfwespenarten (Tersilochus ssp., Phradis ssp.) aktiv, die die Larven des Rapsglanzkäfers besiedeln und dort ihrerseits ihre Eier ablegen. Hier haben Insektizidspritzungen direkten Einfluss auf die Population der Schlupfwespen. Mavrik Vita/Evure würde teilweise diese Schlupfwespen schonen, andere Pyrethroide aber nicht.

Die nützlichen Schlupfwespen werden oft mit Kohlschotenmücken verwechselt. Hier lohnt der genaue Blick, denn Schlupfwespen parasitieren die ­Larven des Rapsglanzkäfers.
An dieser Pflanze sind einzelne Schoten von der Kohlschotenmücke betroffen.

Welche Strategie gibt es?

Streng genommen gibt es große Bekämpfungslücken. Zugelassen sind nur Pyrethroide. Diese wirken auf Kohlschotenrüssler aufgrund der Pyrethroidresistenz aber nur noch eingeschränkt. Gegen die Kohlschotenmücke sind die Pyrethroide zwar theoretisch voll wirksam, da stellt sich jedoch die Frage nach dem praktischen Erfolg der Kontaktmittel. Es drängt sich zum einen die Frage auf, wie die Kohlschotenmücke möglichst viel Wirkstoff aufnehmen kann. Zum anderen sind mehrere Zuflugwellen problematisch.

Da die Mücke nur bei warmem, windstillem Wetter fliegt, kann der Zuflug auch phasenweise über nur wenige Stunden erfolgen. Dann ist eine optimale Terminierung der Behandlung unmöglich. Versuchsergebnisse aus vergangenen Jahren haben den Pyrethroiden nur schlechte Wirkungsgrade beschieden. Zusätzlich hat ein Pyrethroideinsatz negative Auswirkungen auf die die Rapsglanzkäfer parasitierenden Schlupfwespen. Eine gewisse Ausnahme bietet Mavrik Vita/Evure, welches einige Schlupfwespen schont.

So gesehen besteht bei starkem Zuflug zur Schadensbegrenzung als einzige vertretbare Möglichkeit der Einsatz von Mavrik Vita/Evure als Randbehandlung zum Hauptzuflug der Mücke.

Pyrethroid-Typ-II-Produkte (Karate Zeon und Co.) werden nicht empfohlen. Aufgrund der NT-Auflage, wovon in dieser Saison deutlich mehr Flächen betroffen sind als vergangenes Jahr, ergeben diese besonders in kleinräumigen Strukturen keinerlei Sinn, da 5 m Abstand zum Knick eingehalten werden müssen.

Andere Produkte haben keine Zulassung. Mospilan SG/Danjiri als Neonicotinoid darf nur gegen Rapsglanzkäfer bis zum Stadium 59 eingesetzt werden (siehe Tabelle).

Fazit

Das Schadpotenzial der Kohlschotenmücke ist sehr stark abhängig von den jährlichen Gegebenheiten. Kleinräumige Strukturen, aktuelle Rapsschläge in der Nähe von Flächen mit Vorjahresbefall sowie günstige Schlupf- und Zuflugbedingungen sind dafür ausschlaggebend. Da die Mücke erst in die Bestände einfliegen muss und dabei keine weiten Strecken zurücklegt, sind klein strukturierte Schläge besonders stark gefährdet. Bei großen, windoffenen Flächen beschränkt sich die Gefährdung auf Randbereiche. Mit Wirkstoffverarmung und weiterer Zunahme von Resistenzen wie beim Kohlschotenrüssler treten Bekämpfungslücken zutage. Tritt der selten gewordene Fall ein, dass Rüssler und Mücke in bekämpfungswürdigem Umfang zum Zeitpunkt der Blüte auftreten, muss unbedingt der Bienenschutz berücksichtigt werden.

Auch Wildbienen finden im Raps Nahrung.

Rinder aktuell: Stickstoff- und Phosphoreinträge in die Umwelt vermindern

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Stickstoff- und Phosphoreinträge aus der Landwirtschaft in die Umwelt stellen ein gesellschaftlich vielfach diskutiertes Thema dar. Der Schutz des Klimas und des Naturhaushaltes, die Reinhaltung von Luft und Wasser bestimmen daher immer mehr auch die landwirtschaftliche Produktionsweise.

Der Eintrag von Stickstoff aus der Landwirtschaft geschieht auf verschiedenen Wegen und hat unterschiedliche Auswirkungen. Ammoniakemissionen führen unter anderem zur Eutrophierung nährstoffarmer Ökosysteme, Lachgas ist 300-mal klimaaktiver als CO2, und aus dem Boden ausgewaschenes Nitrat gelangt ins Grundwasser. Phosphoreinträge durch Erosion oder Abschwemmung von Bodenpartikeln tragen maßgeblich zur Eutrophierung von Gewässern bei.

Zwischen der N- und P-Aufnahme und -Ausscheidung besteht eine enge Beziehung; jede Überversorgung führt zu vermeidbaren Emissionen.

Deutschland muss den Ammoniakausstoß bis zum Jahr 2030 gegenüber dem Basisjahr 2005 um 29 % reduzieren, und da die Landwirtschaft hauptsächlich für die Ammoniakemissionen verantwortlich ist, müssen ganz besonders hier wirkungsvolle Maßnahmen etabliert werden. Für die Tierhaltung bedeutet dies die Reduzierung der Tierzahl oder aber die Verringerung der Stickstoffausträge je Tier beziehungsweise die Kombination aus beidem.

Versuche zur Eiweißreduzierung

Mittlerweile sind zahlreiche Fütterungsversuche mit Milchkühen zur Problematik der Stickstoffreduzierung durchgeführt worden. Grundsätzlich hatte dabei stets die Sicherstellung einer bedarfsdeckenden nXP-Versorgung der Kühe Priorität. Die Versorgung mit Rohprotein hingegen kann, abweichend hiervon, durchaus reduziert werden, was gleichbedeutend mit einer Verringerung der ruminalen Stickstoffbilanz (RNB) ist. Diese war in mehreren Versuchen um –1,5, mitunter sogar um –2 g/kg TM abgesenkt worden, ohne leistungsdepressive Effekte. Der Grund hierfür ist die Selbstregulation der Milchkuh. Ein Teil des mit dem Futter aufgenommenen Stickstoffs wird nicht ausgeschieden, sondern in die endogene Rezyklierung umgeleitet (ruminohepatischer Stickstoffkreislauf).

Die Auswirkungen einer reduzierten RNB auf die N-Ausscheidung und auf die N-Effizienz sind beachtlich. So zeigte eine Zusammenstellung mehrerer Fütterungsversuche, dass eine Absenkung des Rohproteingehaltes um durchschnittlich 2,7 Prozentpunkte die Ammoniakemissionen bei Rindern um 43 % reduzierte.

Milchharnstoff und Stickstoffausscheidung

Bekanntermaßen existiert einerseits eine enge Beziehung zwischen den N-Ausscheidungen im Harn und über die Milch und andererseits zwischen dem Milchharnstoffgehalt und den Ammoniakemissionen. Folglich ist der Milchharnstoffwert nicht nur zur Kontrolle der Futterproteinversorgung (in Beziehung zur Energieversorgung) geeignet, sondern auch für die Bewertung der N-Ausscheidungen einer Milchkuhherde.

So hat sich unter anderem die Schätzformel nach Bannink und Hindle, basierend auf dem Milchharnstoffgehalt, der Milchmenge und dem Milcheiweißgehalt, für die Berechnung der Stickstoffausscheidung von Kühen bewährt. Bei den in Schleswig-Holstein in der Milchleistungsprüfung stehenden Milchkühe zeigt sich, dass im Laufe der Jahre die Milchleistung anstieg, der mittlere Milchharnstoffgehalt aber abnahm. So nahm zum Beispiel im Jahr 2022 die pro Kuh erzielte Tagesmilchmenge um 6,2 kg gegenüber dem Jahr 1999 zu, während die Stickstoffausscheidung je Kuh und Laktationstag hingegen leicht abnahm (Tabelle 1).

Bezogen auf die erzielte Milchmenge (ECM) entsprach das im Jahr 1999 einer Stickstoffausscheidung je Kilogramm Milch und Laktationstag von 15,5 g, im Jahr 2010 von 13,1 g, im Jahr 2020 von 12,9 g und im Jahr 2022 von 11,8 g.

Versuche zur Phosphorreduzierung

Auch zur Phosphorreduzierung sind in den vergangenen Jahren vermehrt internationale und nationale Versuche durchgeführt worden. Während die 123 Holstein-Kühe der Versuchsgruppe in einer Studie für die ersten 165 Laktationstage und gelegentlich auch länger, bis 60 Tage nach einer positiven Trächtigkeitsuntersuchung, eine Futterration mit einem in Anlehnung an die jüngsten Anforderungen des National Research Council niedrigen P-Gehalt von 3,7 g/kg TM erhielten, war der P-Gehalt bei der Ration für die 124 Kühe der Kontrollgruppe mit 5,7 g/ kg TM deutlich erhöht und wesentlich oberhalb der allgemeinen Bedarfsempfehlungen.

Im Ergebnis dieser Studie erreichten die Versuchskühe eine durchschnittliche Tagesmilchleistung von 35,1 kg (3,92 % Fett, 2,90 % Eiweiß) und die Kontrollgruppentiere 34,9 kg Milch (3,98 % Fett, 2,91 % Eiweiß). Auch bezüglich der Tiergesundheit wurden keine Unterschiede zwischen beiden Tiergruppen registriert, außer beim Blutserum-P-Gehalt, der am 50. und 100. Laktationstag bestimmt wurde und bei den Versuchstieren durchschnittlich 6,1 beziehungsweise 6,2 mg/dl betrug, aber bei den Kühen der Kontrollgruppe mit 6,8 beziehungsweise 6,9 mg/dl höher war.

Nationale Studien wurden unter anderem von der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen durchgeführt. In einem Versuch von Engelhard und Meyer wurde der P-Gehalt in der Ration für Milchkühe mit einer Tagesleistung von 41 kg pro Kuh von 4,2 g/ kg TM auf 3,7 g/kg TM abgesenkt. In der Studie von Denießen erfolgte eine Absenkung des P-Gehaltes von 4,6 g/kg TM auf 3,9 g/kg TM.

In beiden Untersuchungen wurde weder eine Depression der Futteraufnahme noch ein Milchleistungsabfall registriert. Die Studie von Denießen führte mit 52 g pro Tier und Tag zu fast 19 % geringeren P-Ausscheidungen der P-reduziert gefütterten Kühe als bei den praxisüblich gefütterten Kontrolltieren (64 g je Tier und Tag).

Erhebung in Schleswig-Holstein

Um einen Eindruck davon zu erhalten, welche Protein- beziehungsweise Stickstoffgehalte einerseits und welche Phosphorgehalte andererseits Milchkuhrationen in der Praxis enthalten, wurden im Sommer 2022 im Rahmen einer Masterthesis in 18 Milchkuhbetrieben Schleswig-Holsteins (Schleswig-Flensburg, Nordfriesland, Rendsburg-­Eckernförde, Kiel, Pinneberg) insgesamt 45 TMR-Proben auf diese Gehalte hin untersucht (Tabelle 2). Die TMR-Proben wurden jeweils in einem Zeitfenster von maximal vier Stunden nach der Futtervorlage an drei bis fünf verschiedenen Stellen vom Futtertisch gesammelt und anschließend im Labor der Fachhochschule nasschemisch auf den Rohprotein-/Stickstoff- sowie Phosphorgehalt untersucht.

N- und P-Gehalte der Milchkuhrationen

Der analysierte Rohproteingehalt betrug durchschnittlich 153 g/ kg TM (Tabelle 3). Da Futterprotein zu 16 % aus Stickstoff besteht, entspricht dies einem Stickstoffgehalt von 24,48 g/kg TM.

Für die Tagesmilchmenge von 31 kg, welche die Kühe im Durchschnitt der Betriebe erzielten, benötigen sie 3.054 g nXP (Erhaltungsbedarf bei 650 kg: 450 g; Leistungsbedarf für 31 kg Milch mit 3,35 % Eiweiß: 84 g/kg Milch). Bei einer Futteraufnahme von zum Beispiel 20 kg TM würde sich daraus ein notwendiger nXP-Gehalt von 153 g/kg TM ergeben. Daraus folgt bei einem analysierten XP-Gehalt von 153 g/kg TM eine ruminale Stickstoffbilanz (RNB) von 0 g/kg TM. Dazu wiederum passt der mittlere Milchharnstoffgehalt von knapp 200 mg/kg.

Für die Milchleistung von 31 kg würde bei wiederum angenommener TM-Aufnahme von zum Beispiel 20 kg eine P-Menge von 73 g ausreichen (Empfehlungen der GfE, 2001: P-Bedarf, g/Tag = 1,43 * (Milch, kg/ Tag + TM-Aufnahme, kg/Tag)). Diese P-Menge entspräche bei der unterstellten Futteraufnahme einem P-Gehalt von 3,65 g/kg TM. Im Mittel der analysierten Futterproben lag der P-Gehalt mit 3,8 g/kg TM in dieser Größenordnung.

Fazit

Eiweißreduzierungen sind bei hochleistenden Milchkühen möglich, eine bedarfsdeckende Versorgung mit nXP vorausgesetzt. Dabei sind ruminale N-Bilanzen im Bereich von 0 bis –20 g pro Kuh und Tag erstrebenswert, bei sehr gutem Fütterungsmanagement und hohen Futteraufnahmen sogar bis zu –30 g je Kuh und Tag möglich. Je niedriger die RNB ist, umso geringer werden die N-Ausscheidungen sein, bei laktierenden Kühen gut sichtbar anhand niedrigerer Milchharnstoffgehalte. Für diese sind Herdendurchschnittswerte unter 200 mg/kg Milch erstrebenswert. Auch bei der Phosphorversorgung sollten keinesfalls über die Empfehlungen hinausgehende Sicherheitszuschläge eingeplant werden. In der Regel sind bei Rationen für laktierende Kühe P-Gehalte über 4 g/kg TM zu vermeiden, zumal die bei der Bedarfsempfehlung seitens der GfE (2001) unterstellte P-Verwertung von 70 % höchstwahrscheinlich deutlich höher ist.

Lajus auf der Leinwand

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Für einen Mittwochabend war es im Schleswiger Kino außergewöhnlich voll, als der Film „Quo vadis Angeln?“ gezeigt wurde. Die Kreislandjugend Schleswig-Flensburg hatte zu diesem gemeinsamen Kinoabend eingeladen. 150 Landjugendliche kamen und brachten auch Familie und Freunde mit.

Gleich mehrere Landjugendliche, insbesondere aus der Landjugend Grundhof sind Teil des Films und berichten über ihre Erfahrungen sowie Hoffnungen und Erwartungen an die Zukunft. Dadurch wurde dem Kinopublikum einmal mehr deutlich bewusst, dass die Landjugend Teil dieses Wandels ist und ihren Beitrag leisten muss, um den Strukturwandel aufzuhalten. Dazu zählt auch, Rassen wie das Angler Rind zu schützen und zu erhalten.

Im Anschluss an die Vorstellung nahmen sich zwei der Filmemacher, Christina Paulsen-Schlüter und Johannes Tams, die Zeit, über die Entstehung des Films, die sich über sieben Jahre erstreckte, zu berichten.

Fazit

Der Film ist absolut empfehlenswert, und das nicht nur für Personen aus der Region. Für jeden, der in die Geschichte des Strukturwandels der Landwirtschaft eintauchen möchte, egal ob mit oder ohne landwirtschaftlichen Hintergrund, lohnt es sich, „Quo vadis Angeln“ zu schauen. Der Streifen bietet dabei eine gute Mischung aus Information und Unterhaltung und läuft aktuell noch bis zum Wochenende in Schleswig und am Dienstag, 25. April, in Ratzeburg. LS

Szenenfoto: Das Angler Rind hat im Film Symbolstatus. Foto: pm
Mit Christina Paulsen-Schlüter und Johannes Tams waren zwei der Filmemacher live zu Gast.

„Mittagsstunde“ im Kino

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Zum Kinoabend op Platt lädt der KLFV Herzogtum Lauenburg am Mittwoch, 3. Mai, um 19 Uhr ein. Gezeigt wird der Film „Mittagsstunde“ nach dem gleichnamigen Bestseller von Dörte Hansen in plattdeutscher Version mit Untertiteln. Bereits um 18 Uhr gibt es im Augustinum in Mölln für alle einen Begrüßungssekt. Gäste sind willkommen. Anmeldung bei Angelika von Keiser unter berkenthin@landfrauen-herzogtum.de

Sorgenkind Gesundheitswesen

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Um Millionenverluste, Personalmangel und Klinikschließungen, aber auch um die Frage, wie die Gesundheitsversorgung im Jahre 2025 aussieht, ging e in einer Diskussionsrunde in der Koogs­halle bei Bredstedt. Gut 250 Besucherinnen und Besucher kamen zu der von LandFrauen und das Klinikum Nordfriesland gemeinsam organisierten Versammlung.

Vier Impulsreferate bildeten die Grundlage für die anschließende Diskussion. Den Anfang machte Dr. Jens Lassen, Vorsitzender des Hausärzteverbands Schleswig-Holstein, aus Leck. Während seiner Ausführungen zu „Das Ende der Einzelpraxis? Haus- und Fachärzte auf dem Lande“ appelliert er an die Kultusminister und die Ministerpräsidenten der Länder, endlich den „Masterplan Medizinstudium 2020“ umzusetzen. Darin gehe es um mehr Studienplätze, eine praxisnahe Ausbildung und die Stärkung der Allgemeinmedizin. Lassen macht aber auch deutlich, dass junge Ärzte kaum mehr Interesse hätten, sich 70 Stunden pro Woche auf eigenes wirtschaftliches Risiko in die Patientenversorgung einzubringen. Neue Formen der Versorgung müssten gefunden werden, damit die Nachwuchsärzte in einem abgesicherten Angestelltenverhältnis praktizieren könnten. In diesem Punkt seien unter anderem auch die Kommunen gefordert.

Stephan W. Unger, Geschäftsführer des Klinikums Nordfriesland, wartete in seinem Vortrag „Droht eine Katastrophe? Die Situation der klinischen Versorgung in der Fläche“ mit dramatischen Zahlen auf: Die Krankenhäuser in Deutschland machten aktuell jeden Monat 740 Mio. € Verlust. „Unsere Sorgen, Nöte und Wünsche haben wir Gesundheitsminister Lauterbach im Sommer bei einem Besuch in Husum vorgetragen – bislang passiert ist nichts“, fasst er zusammen.

Monika Steensen, seit 40 Jahren Hebamme im Krankenhaus Husum, schlug den Bogen zu geburtshilflichen Versorgung mit der rhetorische Frage: „Geburtshilfe in Schleswig-Holstein: Mehr als 100 Kilometer zum nächsten Kreißsaal?“. Sie führte dem Publikum vor Augen, wie Personalmangel, schlechte Vergütungen und das Haftungsrecht die geburtshilfliche Versorgung in Schleswig-Holstein inzwischen dezimiert hätten. Von einstmals 25 Geburtskliniken seien derzeit noch 18 übrig. Nach den Planungen aus Berlin könnte diese Zahl auf nur noch acht schrumpfen. Als Monika Steensen an die Politik appelliert, eine flächendeckende geburtshilfliche Versorgung zu erhalten, brandet Applaus auf.

Den letzten Impuls gab Silke Bichel, Pflegedirektorin im Klinikum Nordfriesland: Sie referierte über den Fachkräftemangel im Gesundheitswesen, der bereits heute in Kliniken, Praxen und Altenheimen angekommen sei. Durch die Verrentung der „Babyboomer“ werde sich die klaffende Lücke noch weiter vergrößern. Diesem Trend sei nur durch mehr Wertschätzung für die Pflegeberufe, eine Ausweitung der pflegerischen Fachlichkeit, flexiblere Arbeitszeitmodelle und eine Entbürokratisierung zu begegnen. „Eine Studie zeigt, dass aktuell 300.000 Pflegekräfte in den Beruf zurückkehren würden, wenn die Bedingungen besser wären“, so Bichel.

Auf Nachfrage, wie es um den Einsatz von ausländischen Pflegekräften stehe, erläuterte sie, dass das Klinikum entsprechend aktiv sei. Allerdings müssten auch die Behörden Gas geben. Die Prüfung auf Anerkennung von ausländischen Ausbildungen und die Erteilung von Arbeitserlaubnissen verliefen viel zu schleppend.

Der Diskussionsabend des LandFrauenverbandes und des Klinikums Nordfriesland gab den Beteiligten auf jeden Fall einen sehr guten Einblick in die schwierige Situation, vor der das Gesundheitswesen steht. Klar wurde auch, dass auf politischer Ebene an vielen Stellschrauben nachjustiert werden muss. Die Botschaft vom Podium lautete auch, dass dabei alle Bürger mitwirken könnten, zum Beispiel indem sie ihre politischen Vertreter vor Ort ansprächen und mehr Druck aufbauten. Zudem werde künftig vielleicht auch wieder die Gemeindeschwester reaktiviert, wie es ein Besucher vorschlug. Und noch ein Aspekt wurde hervorgehoben: Neben jungen Auszubildenden seien in der Pflege auch bereits Personen aus anderen Berufsgruppen als Umschüler willkommen. Weitere Informationen dazu unter klinikum-nf.de/karriere

Michael Mittendorf/pm

Auf dem Podium (v. li.) Stephan W. Unger, Dr. Jens Lassen, Moderator Carsten Kock, Magret Albrecht, Monika Steensen und Silke Bichel Foto: Michael Mittenddorf/pm

Großes Fotoshooting 

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Im Rahmen des LandFrauenforums in Neumünster wurden zahlreiche LandFrauenFrauen für ihre Arbeit im Vereinsvorstand mit Ehrennadeln oder der Silbernen Biene ausgezeichnet. Martina Greve vom Kreisverband Steinburg wurde in Abwesenheit die Goldene Ehrennadel verliehen. Zugleich wurden neue Ortsvorsitzende und Team-Vorstände begrüßt. Maja Meiners bat alle zum Fototermin. Im aktuellen Bauernblatt erscheinen dazu zwei Bilderseiten.



Sandra Wiese vom OV Hessenstein (li.) wurde mit der Silbernen Ehrennadel ausgezeichnet. Ihre Nachfolge als Vereinsvorsitzende tritt Susanne Hoffmann an. Foto: Maya Meiners/lfv

„Wir können uns mehr Flächenverlust nicht leisten“

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Moore wiedervernässen und dabei die Landwirtschaft erhalten – ein Spagat, der Betroffene vor eine Zerreißprobe stellt, vor allem in der Eider-Treene-Sorge-Region. Um die Lage verständlich zu machen, haben Vertreter des Bauernverbandes Schleswig-Holstein Grünen-Landtagsabgeordnete (MdL) und -Mitarbeiter vor Ort getroffen: auf dem Hof Dau in Tetenhusen.

„Es beeindruckt mich, mit welchem Tatendrang die Menschen hier die Herausforderungen angehen“, bekundete Grünen-MdL und -Fraktionsvorsitzender Lasse Petersdotter. Dabei war die Betriebsvorstellung durch Klaus-Peter Dau (besonders die 1-MW-Holzschnitzelheizung für 170 Häuser im Dorf) nur das Warm-up für eine mehr als einstündige Fahrt durch die Tetenhusener und Meggerdorfer Feldmark, immer wieder mit Haltepunkten und Erklärungen.

Geführt wurden Petersdotter, der MdL und Landwirt Dirk Kock-Rohwer, die Grünen-Kreisvorsitzende SL Uta Bergfeld und weitere Grünen-Politiker und -Mitarbeiter von Gastgeber Dau, Vorsitzender des Kreisbauernverbandes (KBV) Schleswig, Präsident Klaus-Peter Lucht, Thomas Hansen, KBV-Vorsitzender Nordfriesland und wie Dau im Landesvorstand, sowie Mitarbeitern im Hauptamt des BVSH.

Gespräch auf dem Hof Dau.  Fotos: Tonio Keller

Was sich der gut dutzendstarken Gruppe überall vermittelte: Wassermanagement ist eine komplexe, diffizile Angelegenheit. Dau: „Gefüllte Gräben haben nichts damit zu tun, ob das Land trocken und befahrbar ist.“ – Hansen: „Bei vier Wochen Ostwind ist es hier knochentrocken, da können wir vernässen, wie wir wollen.“ – Lucht: „Nicht die Nutzung lässt das Land absacken, sondern die Entwässerung, es braucht ein intelligentes Wassermanagement.“ – Dau: „Wir haben dazugelernt: Nicht nur immer abpumpen! Wasser im Winter anzustauen, tut uns nicht weh und verringert das Absacken.“

Einmütige Botschaft der Landwirtschaftsrepräsentanten: Wir wollen helfen, Moorflächen wiederzuvernässen, wo es sinnvoll ist, aber wir brauchen dafür Ersatz. Lucht: „Wir brauchen unbedingt Flächen, um die Milchwirtschaft in der Region zu erhalten. Wir können uns mehr Flächenverlust nicht leisten.“ Paludikultur könne eine Nische sein, für die Milchbauern biete sie jedoch keine Chance. Das Gebiet zwischen Eider, Treene und Sorge sei eine strukturschwache Region. „Wenn die Landwirtschaft hier weg ist, dann ist hier nichts mehr.“

Was der Bauernverband will: niedere, ohnehin feuchte Flächen vernässen, auf höheren wirtschaften. Und er drängt darauf, dafür Tauschmöglichkeiten zu schaffen, etwa über die Landgesellschaft, mit der derzeit Gespräche laufen.

Das Hindernis: Die Stiftung Naturschutz weigert sich bisher, Tauschflächen anzubieten. Und mehr noch, so die Kritik des Verbandes: Sie kaufe weiterhin Flächen auf dem Wege des Vorkaufsrechts des Landes, laut BVSH etwa 66 ha im Jahr schleswig-holstein-weit. Das Argument, diese Bauern würden ja freiwillig verkaufen, lässt der Verband nicht gelten: Landeigner seien nicht gleich Landbewirtschafter. Ein Bauer könne nicht sicher sein, ob er sein Pachtland nach Ablauf noch zur Verfügung habe.

Dass die Niederungsstrategie gemeinsam mit den Betroffenen vor Ort entwickelt werden soll, ist allgemeiner Konsens, und in den gegründeten Beiräten laufe das auch so – doch nicht auf der Handlungsebene. Hansen: „Die Stiftung macht sich auf den eigenen Weg und schafft Fakten!“

„Wo Interessen aufeinandertreffen, muss geredet werden“, war das Fazit von Pettersdotter. Er erkenne die regionalen Besonderheiten mit den Auswirkungen auf die Menschen, die hier leben, und werde solche Gespräche führen. Im Mai treffen sich Verbände und Ministerien das nächste Mal zur Niederungsstrategie. 

Video (5 min) mit O-Tönen:

Pflanzenschutz-Prognosemodell

Das Prognosemodell SkleroPro steht als Entscheidungshilfe unter isip.de  kostenlos zur Verfügung. Es zeigt schlagspezifisch an, ob eine Blütenbehandlung gegen Sclerotinia scleroti­orum erforderlich ist und ab wann die Applikation erfolgen sollte.

Mit diesem Modell können eigene Beobachtungen unterstützt werden. Auf der Eingabeseite müssen schlagspezifische Informationen wie der Termin des Knospenstadiums (ES 55 = Einzelblüten der Hauptinfloreszenz sichtbar und geschlossen als Beginn der Berechnung bis zur möglichen Infektion in der Blüte), die Fruchtfolge, die Ertragserwartung, der Rapspreis, die Pflanzenschutzmittelkosten und die Überfahrtskosten eingegeben werden. Das Modell ermittelt dann mithilfe von Witterungs­parametern die möglichen Infektionstermine. Eine wirtschaftliche Behandlung wird dann empfohlen, wenn die aktuell berechnete Summe des Infektionsindexes die Schwelle überschreitet. Bei allgemeinen Fragen zu Pflanzenschutz-Prognosemodellen erteilt die Autorin gern Auskunft unter shagen@lksh.de, Tel.: 04 31-94 53-387.

Schleswig-Holstein-Cup – Kampf der Landkreise

Die Teilnehmer des Schleswig-Holstein-Cups sind fleißig dabei, ihre Kilometer zu sammeln. Noch ist Zeit, und es kann sich einiges tun an der Spitze – vor allem in den Einzelwertungen. Silke Falkowski sammelt für den Kreis Schleswig-Flensburg und ist mit ihren Eseln als Säumerin zu Fuß unterwegs.

Im vergangenen Jahr stieß Silke Falkowski im Internet auf den Schleswig-Holstein-Cup. „Ich fand die Idee klasse, Kilometer mit dem Pferd zu sammeln“, erinnert sie sich. Nur hat sie keine Pferde, sondern Esel. Ihre Leidenschaft begann vor 14 Jahren mit dem Einzug der ersten beiden Hausesel Fanny und Felix. Gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten Dirk Clausen betreibt Falkowski den Erlebnisbauernhof Hüsby, Kreis Schleswig-Flensburg. Inzwischen haben die beiden zehn eigene Esel und drei Einsteller, mit denen sie auch geführte Wanderungen anbieten.

Begeistert fragte Falkowski beim Verein für Reit- und Fahrwege Schleswig-Holstein nach, ob sie auch mit ihren Langohren am Cup teilnehmen könne. „Selbstverständlich! Klasse, der erste Esel“, lautete die Antwort. Los ging es. Zwar hielt sich die Kilometerzahl aufgrund der Gelassenheit der Esel stark in Grenzen, „doch steckte die Gelassenheit so sehr an, dass man mitunter die Zeit vergessen hat und einfach nur den Moment mitten in der Natur genossen hat“, berichtet Falkowski.

Im Gesamtranking des Schleswig-Holstein-Cups liegt der Kreis Schleswig-Flensburg mit bisher 4.066 km im Mittelfeld. An der Spitze ist noch immer der Kreis Segeberg mit inzwischen 12.094 km, es folgt Pinneberg mit 9.492 km. Die Segeberger haben zwar auch in der siebten Woche mit 1.598 km die größte Strecke zurückgelegt, doch die Pferdefreunde aus Pinneberg sind ihnen mit 1.391 km dicht auf den Fersen.

Auch die Kreise Ostholstein, Dithmarschen und Kiel-Plön waren in Woche sieben besonders fleißig und haben Plätze in der Wochenwertung gutgemacht. Das schlägt sich in der Gesamtwertung der durchschnittlichen Kilometerzahl pro Teilnehmer nieder: Kiel-Plön hat es hier hauchdünn auf Platz drei geschafft und nur noch einen minimalen Abstand zu Steinburg auf Platz zwei. Mit durchschnittlich 131 km pro Teilnehmer liegt Pinneberg in dieser Wertung deutlich in Führung.

Falkowskis Antwort auf die Frage, was man denn mit Eseln machen könne, ist immer: „Alles!“ Denn Esel seien Wanderkumpel, Spielkameraden, Zuhörer, Therapeuten, Grenzenaufzeiger und Seelentröster in einem. „Wenn man erst das Vertrauen der Tiere gewonnen hat, was wirklich kein Hexenwerk ist, kann man nahezu alles mit ihnen unternehmen“, schwärmt Falkowski.

So wandern sie und Dirk Clausen mit den Eseln quer durch die Republik. Sie waren schon an den unterschiedlichsten Orten, zum Beispiel im Ahrtal, im Harz, im Saarland und am Grünen Band, der ehemaligen innerdeutschen Grenze. „Der Strand in Eckernförde ist genauso spannend wie der Zwergzebuhof in Dannewerk direkt vor unserer Haustür, Haithabu oder auch der Kulturpfad Ellingstedt“, schwärmt sie. Ihre Esel sind außerdem in vielen Einrichtungen unterwegs. Bewohnern von Seniorenheimen, Kindern aus diversen Kita-Einrichtungen und auch Menschen mit geistigen und körperlichen Beeinträchtigungen werde durch die Langohren regelmäßig ein Strahlen ins Gesicht gezaubert. pm