Im Stall kauen sie gemütlich, lassen sich zwischen den Ohren kraulen, wirken wie eine behäbige XXL-Version gewöhnlicher Rinder. Doch sobald das Tor aufgeht, galoppieren die schweren Tiere wie eine Stampede im Wilden Westen los. Bärbel und Arno Feddersen im nordfriesischen Immenstedt sind die einzigen in Schleswig-Holstein, die eine Herde Wasserbüffel halten und melken.
„Wenn man Wasserbüffel hat, muss man auch mit ihnen klarkommen, sie sind ganz anders als normale Rinder“, sagt Bärbel Feddersen (47). „Eine Schwarzbunte flüchtet, wenn ich komme. Eine Büffeldame ist da ganz gechillt und wartet ab. Man kann sie nicht jagen, nur locken.“ Arno Feddersen (59) ergänzt: „Wenn ich was repariere, guckt sie zu, wie sie das wieder zerlegen kann. Kaum drehe ich mich um, marschiert sie mit der Leiter auf dem Horn davon. Auch Silofolie kam so schon weg.“ Doch während die beiden von den Kapriolen ihrer Büffel erzählen, strahlen sie über das ganze Gesicht.
Feddersens halten derzeit rund 120 Wasserbüffel, darunter etwa 70 melkende Kühe – und vier Bullen, die in der Herde mitlaufen. „Wir haben nur Natursprung“, erklärt Bärbel Feddersen. Bullen, die miteinander aufgewachsen sind wie Werner und Eggert, vertragen sich, Robert aber ist ein „Stinksack“ und muss separat bleiben. Aha, alle ihre Büffel haben Namen.
Idee aus Italien
Zu den Wasserbüffeln kam Bärbel Feddersen, als sie mit der Höla eine Exkursion nach Norditalien machte. Damals hielten sie in Immenstedt noch Schwarzbunte. Eigentlich ging es bei der Exkursion um Futtermischwagen, doch es wurde auch eine Wasserbüffelfarm besichtigt. „Das könnten wir mal probieren“, dachte sie. Sie schafften zunächst zwei Büffel an, dann vier, dann stockten sie weiter auf und fuhren die Herde der Schwarzbunten zurück. Heute sind noch zehn von ihnen da, als Ammenkühe für die Büffelkälber. Nach drei Wochen bekommen sie die Ammenmilch. „Die Büffelmilch ist zu wertvoll.“
Wertvolle Milch
Nicht nur die Haltung, auch die Milchverwertung ist bei Wasserbüffeln speziell. Zunächst einmal tragen die Kühe nicht neun, sondern elf Monate. Sie geben mal mehr, mal weniger Milch, etwa wenn sie beleidigt sind oder keine Lust haben. So kann es zwischen 6 und 12 l am Tag schwanken. Dafür hat die Milch zwischen 7 und 14 % Fett. Iraner und Iraker schätzen sie, erstaunlicherweise gibt es nicht so viele italienische Kunden, obwohl von dort der Mozzarella di Bufala die hiesigen Supermärkte erobert hat (meist allerdings mit nur 20 % Büffelmilchanteil). Büffelmilch ist gut für Menschen mit Laktoseintoleranz, denn eine Eiweißkomponente ist entsprechend anders geschaltet – gut für Kinder, für alte und für kranke Menschen.
Also ein Hochpreisprodukt wegen aufwendiger Herstellung und schwankender Verfügbarkeit. Das brachte die Feddersens dazu, Büffelkäse zu produzieren, den sie nun als Feddersens Farm unter der Marke „Butschi“ vertreiben. Sie richteten eine eigene Käserei ein. Hauptsächlich produzieren sie Feta, Frischkäse und Mozzarella, Frischmilch eher als Nebenprodukt. Mozzarella sei besonders schwierig, erklärt Bärbel, sie fertigt ihn per Hand, und manchmal gelingt er, manchmal auch nicht. Ein bestimmter pH-Wert muss erreicht werden, und das in einem engen Zeitfenster. „Milch ist eben lebendig, kein totes Element.“ Abnehmer sind neben einigen Privatkunden Restaurants mit gehobener Küche in ganz Schleswig-Holstein, von Sylt bis Hamburg, von Pelzerhaken bis St. Peter-Ording. „Wenn ich mal keinen Mozzarella habe, gibt es eben keinen. Das ginge nicht bei Lieferverträgen mit Discountern.“ Der Betrieb ist Mitglied im Verbund Feinheimisch und derzeit in der Umstellung auf Biozertifikat.
Fleisch ist hingegen allenfalls ein Nebenprodukt. „Die Vermarktung ist schwer“. sagt Bärbel. „Die Leute kennen es nicht und sind skeptisch, obwohl es unheimlich gut schmeckt.“
Schwierige Schlachtung
Doch es gibt noch einen anderen Umstand: Es bestehen hohe Auflagen für die Schlachtung von Wasserbüffeln. „Sie haben eine Schädeldecke von 8 cm Dicke“, erklärt Arno. „Dafür reicht ein normales Schlachtkaliber nicht.“ Es gibt nur einen Schlachthof bei Hamburg, der es macht, derzeit die einzige Möglichkeit für Feddersens. „Am liebsten würden wir Weideschuss praktizieren, aber das ist uns bislang nicht genehmigt“, sagt Arno. Ein Faktor dabei: Weideschuss ist nur erlaubt bei Tieren, die ganzjährig auf der Weide stehen. Wasserbüffel aber müssen im Winter in den Stall, weil sie – man glaubt es kaum bei diesen kräftigen Tieren – kein dickes Fell bekommen. „Unsere männliche Herde ist schon recht überaltert“, gibt Bärbel zu bedenken.
Nichtsdestotrotz haben die Feddersens noch weitere Pläne für die Zukunft: Eis aus Büffelmilch – die Eismaschine ist schon da. Auf die Genehmigung allerdings warten sie auch noch.