Die Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein und der Obstbauversuchsring des Alten Landes haben am 4. Mai offiziell die Erdbeersaison auf dem Betrieb von Bastian Soltau in Barsbüttel, Kreis Stormarn eröffnet.
Wenn Erdbeeranbauer bereits im Mai regional erzeugte Früchte anbieten können, geht die Nachfrage nach Import-Erdbeeren aus Südeuropa zurück. Die Erdbeerproduktion in den Exportländern, beispielsweise Spanien, verbraucht weit mehr Wasser als hierzulande. Zudem ist Wasser in diesen Ländern ein kostbares, knappes Gut. Außerdem entsteht beim Transport zusätzlich klimaschädliches CO2. Der Selbstversorgungsgrad, der Anteil an in Deutschland produzierten und verzehrten Erdbeeren, liegt bei rund 50 %. Die Empfehlung der Landwirtschaftskammer lauter daher, Erdbeeren direkt vor der Haustür beim Erzeuger regional und saisonal zu kaufen. „Die Früchte schmecken, sind frisch und durch die kurzen Wege wird die Umwelt geschont“, betonte Ute Volquardsen, Präsidentin der Landwirtschaftskammer.
Nach einem nassen Februar gestaltete sich der März weiterhin dunkel und kalt. Im April schien zwar öfters die Sonne, aber die Nächte waren bis in die letzten Tage hinein kalt. Wiederholt traten leichte Nachtfröste auf. Trotz dieser kalten Nächte konnte die Sonne die Erdbeeren in den begehbaren Folientunneln sehr gut erwärmen und die frühe Reife ermöglichen, sodass jetzt die ersten Erdbeeren reif sind. Allerdings sind die Freilandkulturen aufgrund des kühlen Aprils noch weit zurück in der Entwicklung. „Aktuell sieht dennoch alles nach guten Voraussetzungen für einen hohen Ertrag aus, aber es kommt eben auf das Wetter der kommenden Wochen an“, so Präsidentin Volquardsen.
Erdbeeren wurden hierzulande zuletzt von 89 Betrieben auf einer Freilandfläche von insgesamt 862 ha erzeugt. Die größten Flächen liegen in den Kreisen Herzogtum Lauenburg (150 ha), Plön und Ostholstein (150 ha).
„Wenn alles glatt läuft, produzieren wir in Schleswig-Holstein rund 10.000 Tonnen Erdbeeren. Dank der Folien stehen Erdbeeren hierzulande nicht erst im Juni bereit und Verbraucher sind nicht auf Ware aus dem Ausland angewiesen!“, sagt Ute Volquardsen. Wie die Agrarmarkt Informations-Gesellschaft (AMI) berichtet, griffen 2022 mehr Haushalte zu heimischer Ware als 2021.
Begehbare Folientunnel nehmen zu
Alle Erdbeerbetriebe in Schleswig-Holstein verfrühen einen Teil ihres Anbaues. Das sind rund 300 ha und 30 % der Gesamtanbaufläche. Weitere rund 550 ha Erdbeeren stehen ohne Verfrühung im Freiland.
Eine lang gestreckte Erdbeersaison reduziert das Risiko in einem schwankenden Markt und führt zu einer gleichmäßigeren Auslastung der Arbeitskräfte. Höchstwahrscheinlich werden ausreichend Arbeitskräfte aus nah und fern zum Pflücken und Verkaufen der Früchte da sein, so die Prognose.
Aufgrund der gestiegenen Energiekosten, Löhne und Logistikkosten haben die Erzeuger höhere Kosten zu verzeichnen. Erdbeerproduzent Bastian Soltau betont, dass zum Saisonauftakt die Preise auf ähnlichem Niveau wie im Vorjahr seien. Er blicke zuversichtlich auf die Saison. Zum Ende der Saison werde man sehen, ob die Preis- und Kostenstruktur zusammengepasst haben.
Kurze Wege durch Direktvermarktung
Der Vorteil der schleswig-holsteinischen Anbauer ist die Marktnähe: Kurze Transportwege ermöglichen besonders geschmacksstarke Sorten und vor allem ein spätes Pflücken reifer Früchte. Viele Erdbeererzeuger setzen auf die Direktvermarktung: In Hofläden oder Verkaufsständen an verbrauchernahen Standorten bieten sie die Früchte pflückfrisch an. Auch bei Bastian Soltau ist die Direktvermarktung ein wichtiges Standbein. Wenn die Früchte zahlreich an den Pflanzen hängen, setzt er – wie viele seiner Kollegen – aufs Selbstpflücken. „Dies soll je nach Wetter in etwa vier Wochen beginnen. Dann können die Verbraucher die leckeren Früchte selber ernten und probieren. Erdbeeren sind lecker und gesund: 100 Gramm Erdbeeren haben lediglich 32 Kilokalorien. Sie haben einen hohen Gehalt an Fruchtsäuren, Mineralstoffen und Vitamin C.“
Erdbeeren sind sensible Früchtchen. Da sie leicht zerdrückt werden können, sollten sie im Einkaufskorb obenauf transportiert und keiner großen Hitze, beispielsweise im aufgeheizten Pkw, ausgesetzt werden. Auch beim Waschen ist Vorsicht geboten, denn sie verlieren rasch an Aroma, wenn sie einem starken Wasserstrahl oder einem langen Wasserbad ausgesetzt sind. Am besten wäscht man Erdbeeren vorsichtig kurz in einer Schüssel. Die Kelchblätter sollten zuletzt entfernt werden. Tagesfrisch schmecken Erdbeeren am besten.
Frühjahrsentwicklung und Folienschutz
Die Erdbeeren haben schon Anfang März mit dem Wachstum begonnen. Die Felder werden zur Verfrühung ab Mitte Februar mit Folien und Vlies bedeckt. Die Sonne erwärmt dann die Pflanzen und auch den Boden viel schneller. Nach dem nassen Februar brachten der sonnenreiche März und April schnell steigende Temperaturen im begehbaren Folientunnel. Sonne bedeutet immer guten Geschmack.
Fazit
Dank der Folien stehen Erdbeeren hierzulande nicht erst im Juni bereit und Verbraucher sind nicht auf Ware aus dem Ausland angewiesen.
Auf der Internetseite der Landwirtschaftskammer finden sich Kontakte zu hiesigen Obstproduzenten – darunter auch Erdbeererzeuger:
www.lksh.de/landleben/einkaufen-beim-erzeuger/obst-aus-der-region
Infos zum Thema „regional einkaufen“ finden sich auch unter www.gutes-vom-hof.sh