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Bekämpfung des Rapserdflohs

Tipps für den Umgang in der Praxis mit dem Herbstschädling
Von Manja Landschreiber, Landwirtschaftskammer SH
Ende Juli konnte man Fraßschäden des Rapserdflohs am Ausfallraps beobachten. Fotos: Manja Landschreiber

Der Rapserdfloh ist in Schleswig-Holstein mittlerweile zum wichtigsten Herbstschädling im Raps avanciert. Schlecht vorhersehbare Populationsdynamik, Wettergegebenheiten und die Lage des Rapsschlages sind nur einige Punkte, die den Zuflug beeinflussen und somit große und vor allem regelmäßige Aufmerksamkeit des Landwirts beanspruchen. Eine gute Bekämpfung des Rapserdflohs ist mittlerweile zur großen Herausforderung im Rapsanbau geworden. Denn eine fortgesetzte schleichende Resistenzentwicklung gegenüber den Pyrethroiden erschwert die Bekämpfung.

Somit ist das A und O einer guten Bekämpfungsstrategie eine intensive und vor allem auch regelmäßige Bestands- und Gelbschalenkontrolle. Mit dem Auflaufen des Rapses bis weit in milde Wintermonate hinein sind Beobachtungen notwendig, um keine unliebsamen Überraschungen im Frühjahr zu erleben. Besonders die milden Wintermonate werden nach wie vor unterschätzt. Für die dann noch spät mögliche Eiablage sind die Weibchen verantwortlich, die bis dahin in den Rapsbeständen überlebt haben.

Erste Fraßschäden an den jungen Blättern des Rapses. Um hier die Behandlungsnotwendigkeit zu beurteilen, muss der Raps regelmäßig kontrolliert werden.
In diesem klutigen Saatbett und bei dem starken Reifungsfraß des Rapserdflohs hat es der Raps sehr schwer.

Wie sieht die Ausgangssituation aus?

Die Beurteilung der Käfersituation für die Neuaussaat beginnt mit der Beobachtung zur Rapsernte. Aussagen wie diese: „Die Rapskörner bewegen sich auf dem Wagen“, weisen auf ein stärkeres Auftreten von Käfern hin, die für die Sommerruhe bereit sind. Nach der Ernte findet man, je nach Wetter, die Käfer noch eine gewisse Zeit in den Rapsstoppeln, bevor sie für die Sommerruhe Knick- und Waldränder aufsuchen. In diesem Jahr zieht sich die Rapsernte durch die immer wieder auftretenden Regenschauer lange hin. Auf einigen Schlägen konnten im ersten Auflaufraps Fraßschäden beobachtet werden. Stärkeres Käferauftreten wurde bei der Ernte teilweise beobachtet. Es spricht einiges dafür, dass die Rapserdflöhe für die diesjährige Sommerruhe den Raps verlassen haben und nicht wie im Sommer 2021 im Ausfallraps verblieben sind. Trotzdem sollte man umliegende/angrenzende ehemalige Rapsflächen mit im Auge behalten, damit nach der Ausfallrapsbearbeitung nicht auf einmal eine stärkere Besiedelung der eigenen neuen Rapsfläche stattfindet.

Gelbschalen und Bestände kontrollieren

Die neuen Rapsflächen werden, je nach Wetterlage, ab Mitte August bevorzugt bei Temperaturen von 16 bis 20 °C angeflogen. Das heißt aber nicht, dass ein Zuflug nicht auch bei niedrigeren oder höheren Temperaturen stattfinden kann. Der angegebene Bereich ist das Optimum. Mit der Aussaat sollten die Gelbschalen auf dem Acker stehen, auf großen Schlägen gern mindestens zwei. Die Rapserdflöhe hüpfen dabei zufällig in die Schale und fliegen nicht explizit auf die Farbe Gelb. Ein leichtes Eingraben erhöht zwar die Fängigkeit der Schalen, allerdings verschmutzen diese auch sehr schnell. Ein Richtig oder Falsch gibt es dabei nicht. Wichtig ist, dass überhaupt Gelbschalen auf dem Feld stehen und natürlich auch regelmäßig kontrolliert werden. Besonderes Augenmerk auf die Gelbschalenüberwachung gilt für Flächen, die in der Nähe von Altrapsflächen liegen, wo im letzten Frühjahr stärkerer Befall mit Rapserdflohlarven beobachtet worden ist. Die Gelbschalen müssen dann in der Nachbarschaft zu Altrapsflächen beziehungsweise speziell in der Nähe der Sommerquartiere der Käfer (Knicks, Waldsäume et cetera) aufgestellt (eingegraben) werden. Allerdings müssen sie auch gut erreichbar sein, damit die Bereitschaft zu einer regelmäßigen Kontrolle gegeben ist. Es lohnt sich durchaus, mehrere Schalen aufzustellen/einzugraben. Bei stärkerem Zuflug innerhalb eines kurzen Zeitraums sollten die Gelbschalen täglich kontrolliert und das Wasser gewechselt werden. Die Bekämpfungsschwelle liegt bei mehr als 50 Käfern innerhalb von drei Wochen. Hier gilt es, ein gewisses Händchen für die Bekämpfung zu haben.

Neben den Gelbschalen muss bis zirka zum Vierblatt-Stadium des Rapses auch der Blattfraß der Käfer im Auge behalten werden. Blattfraß wird immer dann kritisch, wenn viele Käfer auf einen sich schlecht entwickelnden Raps (Staunässe, Trockenheit, Strohstreifen, Herbizideinfluss) treffen. Die Pflanzen können den Fraßschäden nicht davonwachsen und verlieren innerhalb kurzer Zeit viel Blattmasse. Das ist umso kritischer, je kleiner der Raps ist. Hier sind manchmal Tage für die Behandlung entscheidend. Bei gut entwickeltem Raps ist der Reifungs- beziehungsweise Blattfraß selten kritisch und darf nicht überbewertet werden. Anfangs kleine Fraßlöcher wachsen mit, sodass sie optisch dramatischer wirken.

Gelbschalen gehören im Sinne des Integrierten Pflanzenschutzes auf jeden Rapsschlag.
Die digitale Gelbschale bietet sich für entferntere Schläge an, die nicht regelmäßig angefahren werden können.

Biologie und Bekämpfung – Zusammenhang?

Mit dem Einflug der Käfer in den frischen Raps vollziehen diese einen Reifungsfraß an den Blättern und schreiten erst später, ab zirka Anfang Oktober, zur Eiablage. Mit Beginn des Reifungsfraßes setzt eine Lichtempfindlichkeit ein. Praxisbeobachtungen, wonach tagsüber keine Rapserdflöhe im Bestand gesichtet wurden und die Gelbschale dann morgens gut gefüllt war, bestätigen diesen Effekt der Lichtempfindlichkeit. Das bedeutet, in der Dämmerung und nach Sonnenuntergang sind die Käfer in dieser Phase besonders aktiv. Eine in diesem Zeitraum eventuell notwendige Behandlung (Bekämpfungsschwelle: 10 % Lochfraß plus Zustand der Pflanzen) sollte somit nachts erfolgen. Später, im Zuge der Eiablage, schwächt sich die Lichtempfindlichkeit ab beziehungsweise verschwindet ganz, sodass ab Oktober eine Behandlung erfolgreich/förderlich ist, wenn tagsüber Käferaktivität besteht.

Anfänglich werden bevorzugt gestresste Rapspflanzen angeflogen (Anreiz durch Duftstoffe). Somit haben günstige Aussaatbedingungen (optimale Verteilung und Einmischung des Strohs der Vorfrucht, gut abgesetztes, feinkrümliges Saatbett, Walzen des Saatbetts, um Kluten als Versteck des Rapserdflohs zu minimieren) und eine ungestörte Jugendentwicklung auch dahingehend positive Effekte.

Ab Anfang Oktober legen die Weibchen ihre Eier ab. Dies ist temperaturgesteuert. Dabei kann ein Weibchen bei günstigen Temperaturen bis ins neue Frühjahr hinein durchschnittlich 600, in Einzelfällen sogar wohl bis zu 1.000 Eier ablegen. Aus den Eiern entwickeln sich Larven, die sich in die Blattstiele einbohren und diese minieren. Sind die Larven einmal in den Blattstielen, ist die Bekämpfung deutlich schwieriger. Mit Pyrethroiden, die als Kontaktinsektizid fungieren, werden Wirkungseffekte nur während des Ein- und Ausbohrens und bei der Fortbewegung der Larven auf den Blattstielen erzielt. Aufgrund der deutlich niedrigeren Temperaturen im Verlauf des späteren Herbstes hält das Pyrethroid allerdings länger durch. Trotzdem ist es sinnvoller, die Behandlung der Rapserdflöhe vor der Eiablage durchzuführen, um die Eiablage zu verhindern. Die Bekämpfungsschwelle liegt bei mehr als 50 Käfern pro Gelbschale innerhalb von drei Wochen. Der Fokus liegt dabei auf der Anzahl der Käfer und nicht auf der Zeitspanne. Allerdings sind 50 Käfer keine alleinige fixe Größe. Begleitumstände, wie der Zustand des Rapses, die eventuelle Lichtempfindlichkeit und das Wetter, sind weitere wichtige Einflussfaktoren. Ist beispielsweise die Bekämpfungsschwelle von 50 Käfern überschritten, der Wetterbericht verkündet aber ein Ende der warmen Phase in ein paar Tagen, so kann man durchaus, wenn es der Rapsbestand erlaubt, weiteren Zuflug zulassen und erst danach behandeln. Der Zusatz von beispielsweise Folicur verstärkt die insektizide Wirkung.

Durch Ein- und Ausbohrlöcher stark geschädigter Blattstiel, verursacht von den Larven des Rapserdflohs.

Es gibt Wirkungsunterschiede

Unter den pyrethroiden Wirkstoffen gibt es Wirkungsunterschiede. Lambda-Cyhalothrin ist der stärkste Wirkstoff gegen den Rapserdfloh. Innerhalb der Lambda-Cyhalothrine gibt es wiederum Abstufungen, basierend auf der Formulierung. Die Unterschiede äußern sich in Wirkungsschnelligkeit und -dauer.

Da die Resistenzentwicklung bei den Pyrethroiden unaufhaltsam voranschreitet, ist es besonders wichtig, die Anzahl der Pyrethroidmaßnahmen zu begrenzen und alternative Wirkstoffe zu nutzen. Für Letzteres besteht in diesem Herbst erneut die Möglichkeit. Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) hat Notfallzulassungen für die Produkte Minecto Gold und Exirel, beide mit dem Wirkstoff Cyantraniliprole, bekannt aus der Beize Lumiposa, ausgesprochen (siehe Übersicht). Beide Produkte fungieren teilsystemisch. Es ist insgesamt eine Anwendung genehmigt (also entweder Minecto Gold oder Exirel), sodass der Termin gut gewählt sein muss. Im frühen Entwicklungsstadium des Rapses, wenn der Blattfraß im Fokus steht, haben beide Produkte nichts verloren. Hier müssen nach wie vor die Pyrethroide zum Einsatz kommen. Das Einsatzfenster für Minecto Gold und Exirel öffnet sich ab der Eiablage. Aufgrund der teilsystemischen Wirkung besteht ein Einfluss auf sich entwickelnde Larven. Dieser Effekt muss in der Bekämpfungsstrategie genutzt werden.

Hier war der Pyrethroideinsatz erfolgreich. Das ist nicht immer so, immer häufiger überleben Käfer diese Anwendung.
Hier ist in einem Spritzfenster deutlich der Schaden durch den Rapserdfloh zu sehen.

Kleine Kohlfliege – Wichtiges kurz und knapp

Der Zuflug ist starken Populationsschwankungen und Wettereinflüssen unterworfen.

Die Eiablage erfolgt am Wurzelhals der jungen Pflanzen.

Die Larven fressen an den Wurzeln. Befallene Wurzelfläche und Folgewitterung entscheiden über das Überleben der Pflanzen.

• Raps kann bei wüchsigen Bedingungen neue Seitenwurzeln bilden. Häufig sind aber Folgeschäden wie Wassermangel und verminderte Standfestigkeit.

Feststellung des Zuflug mittels Gelbschalen. Bei stabilen Wetterbedingungen ist so eine Terminierung der Aussaat möglich.

Kompromiss zwischen nicht zu frühem Drillen (erste Bestände werden angeflogen) und Etablierung von starken Einzelpflanzen, auch als Schutz vor kritischem Blattfraß des Rapserdflohs

Zugelassene Beize Lumiposa vermindert Starkbefall, Beize Buteo Start hat keinen Einfluss.

Kleine Kohlfliege im Raps
Die Larven der Kleinen Kohlfliege verursachen Fraßschäden an den Wurzeln.

Rapserdfloh – Wichtiges kurz und knapp

Bekämpfungsschwelle:

mehr als 10 % Blattfraß des Rapses. Besonders kritisch im Keimblattstadium bis ES 14

mehr als 50 Käfer innerhalb von drei Wochen pro Gelbschale

Einfluss insektizider Beizen besteht nur, wenn der Rapserdfloh schon in der Auflaufphase des Rapses zufliegt. Buteo Start hat dann gegenüber Lumiposa Vorteile, diese äußern sich in einem Entwicklungsvorsprung, der besonders bei späteren Saatterminen von Vorteil ist.

Behandlung:

(1) Bekämpfung mit zugelassenem Pyrethroid, Wirkstoff Lambda-Cyhalothrin, hat höchste intrinsische Wirkung.  Anwendungshäufigkeit der einzelnen Produkte beachten

(2) ab dem Zeitpunkt der Eiablage und besonders dann, wenn aufgrund starken Zufluges schon Pyrethroidbehandlungen ­erfolgt sind, auf Notfallzulassung von Minecto Gold oder Exirel zurückgreifen

Hinweise zur Behandlung:

Behandlungen nach Überschreitung der Bekämpfungsschwelle. Blattfraß (1); zur Eiablage (1) oder (2)

In der Phase des Reifungsfraßes besteht Lichtempfindlichkeit der Käfer.  Nachts behandeln!

Zuflug aus dem Sommerquartier im Herbst bei Temperaturen von 16 bis 20 °C. Schubweise in Abhängigkeit von vorheriger Larvenentwicklung (Herbst- oder Frühjahrslarven)

mildes Winterwetter beachten. Bei starker Aktivität (Eiablage) kann weitere Behandlung im November oder Dezember notwendig werden.

Rapserdfloh beim Reifungsfraß auf Keimblättern des Rapses

Blattläuse – Wichtiges kurz und knapp

Blattläuse (Grüne Pfirsichblattlaus, Mehlige Kohlblattlaus) sind einerseits Saugschädlinge und andererseits Überträger des Wasserrübenvergilbungsvirus (TuYV).

vermehrte Blattlausaktivität bei höheren Temperaturen im Herbst sowie milden Wintern

Starkes Auftreten führt zu Saugschäden mit Pflanzenverlusten. Besonders in Einflugschneisen erkennbar

Blattläuse sitzen hauptsächlich an der Blattunterseite. Bekämpfung mit Pyrethroiden nicht wirksam!

Es gibt keine Bekämpfungsschwellen. Für die Behandlungsentscheidung sind Befallsstärke, Wüchsigkeit des Rapses und die Folgewitterung maßgebend.

zugelassen gegen Grüne Pfirsichblattlaus: 100 g/ha Teppeki (ES 12-18). Teppeki hat keine Wirkung gegen Rapserdfloh.

Anbau von TuYV-resistenten Sorten, um Virusschäden zu minimieren

Mehlige Kohlblattlaus verursacht bei stärkerem Befall Saugschäden und übertragt das Wasserrübenvergilbungsvirus.

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