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Wo liegen Optimierungspotenziale?

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Eine an den Standort und das Nutzungsziel angepasste Grünlandbewirtschaftung ist notwendig, um Stickstoffverluste, Bodenschadverdichtungen und die Einwanderung unerwünschter Pflanzenarten zu vermeiden. Eine Befragung von 366 Flächenbewirtschaftern in Schleswig-Holstein gibt Hinweise dazu, wo die Optimierungspotenziale in der Bewirtschaftung von intensiv genutztem Dauergrünland liegen.

Die Produktivität eines Grünlandbestands kann durch vielfältige Faktoren negativ beeinflusst werden. Dazu gehören natürliche Faktoren wie die Witterung (Dürre, Staunässe), Mäusefraß oder Krankheiten und Bewirtschaftungsfehler, die in aller Regel vermieden werden können. Entwickelt sich die Grünlandnarbe in eine unerwünschte Richtung, so sollte zunächst die Ursache für die Verschlechterung ermittelt und behoben werden, um eine langfristig produktive Grasnarbe zu erhalten.

Die kostspielige Maßnahme der mechanischen Narbenerneuerung sollte möglichst vermieden werden. Auch ist auf Flächen, die in bestimmten Gebieten in den Rahmen der GAP-Regelung (Glöz 2 und 9) fallen, und in weiteren Gebietskulissen (zum Beispiel aus dem Dauergrünlanderhaltungsgesetz) eine Grünlanderneuerung mit vorheriger mechanischer Zerstörung nicht erlaubt. Des Weiteren führen Pflanzenschutzmittelrestriktionen und -verbote wie das geplante Glyphosatverbot ab 2024 dazu, dass der Fokus noch stärker auf den langfristigen Erhalt einer produktiven Dauergrünlandnarbe gelegt werden muss, ohne eine Neuansaat durchzuführen.

Im Management von intensiv genutzten Dauergrünlandflächen sollten in diesem Zusammenhang bodenspezifische Parameter, die Rückschlüsse auf die Nährstoffversorgung und Hinweise zum Düngemanagement geben, aber auch eine dem Nutzungsziel angepasste Nutzungsart und Grünlandpflege durch zum Beispiel Striegeln oder Nachsaat berücksichtigt werden.

Eine Nachsaat wird, im Gegensatz zu einer ausreichenden Kalkung und ­Kaliumdüngung, regelmäßig durchgeführt. Foto: Dr. Tammo Peters

Umfrage im Rahmen des Grünlandportals

Das Grünlandportal SH (als Webanwendung oder App) bietet Flächenbewirtschafterinnen und -bewirtschaftern in einem Modul die Möglichkeit, anonym an einem interaktiven Grünlandtest teilzunehmen mit dem Ziel, die eigenen Flächen in Bezug auf die Gefährdung für Nährstoffverluste, die Einwanderung unerwünschter Pflanzenarten und Bodenschadverdichtungen einschätzen zu können. Die Antworten der bisher 366 Teilnehmenden aus allen Naturräumen Schleswig-Holsteins geben einen Aufschluss über die Grünlandbewirtschaftung in der Praxis. Es kann lediglich eine qualitative Auswertung erfolgen, die den aktuellen Trend der Bewirtschaftungspraxis jedoch sehr gut widerspiegeln sollte. Die Fragen und Antworten mit entsprechend kurzer Schlussfolgerung zeigt die Tabelle.

Schlussfolgerung der Befragung

Der interaktive Grünlandtest dient den Teilnehmenden durch flächenspezifische Hinweise als sehr gute Hilfestellung zu Managementoptimierungen im intensiv genutzten Dauergrünland. Die übergeordnete Auswertung deckt auf, wo in der Praxis noch Optimierungspotenziale liegen, die vorrangig beachtet werden sollten:

pH-Wert und Kalkung

Kaliumdüngung

Integration von Beweidung in rein schnittgenutzte Flächen

bodennahe Gülleausbringungstechnik (verpflichtend ab 2025)

Vermeidung von Bodenschadverdichtung durch Verschlauchung und bevorzugte Nutzung von Fahrgassen

Einsparung und Anpassung von mineralischen Stickstoffdüngermengen durch Integration von Leguminosen (Weißklee) im Bestand

Auf die genannten Punkte sollte in der Bewirtschaftung, aber auch in der Beratung und Ausbildung besonderes Augenmerk gelegt werden. Hierbei ist weiterhin zu beachten, dass jede einzelne Grünlandfläche in Abhängigkeit vom Nutzungsziel und der Bodenbeschaffenheit bewirtschaftet werden sollte.

Die Trockenheit kostet Ertrag

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Der Deutsche Raiffeisenverband (DRV) sieht die deutsche Getreide­ernte 2023 in seiner jüngsten Ernteprognose einschließlich Körner­mais bei insgesamt 42 Mio. t und veranschlagt die Winter­rapsernte mit fast 4,2 Mio. t. Die Trockenheit trifft vor allem östliche Bundes­länder. Die Verluste auf Sandböden sind nicht mehr zu kompensieren. Abschläge macht der DRV vor allem für Winterweizen und Körner­mais.

Der DRV rechnet jetzt mit einer bundesdeutschen Getreideernte einschließlich Körnermais von 42 Mio. t und korrigierte damit seine vorherige Prognose ertragsbedingt um insgesamt 1,23 Mio. t nach unten. Damit würde das Ergebnis vom vergangenen Jahr um 1,45 Mio. t oder 3,3 % verfehlt. Außerdem setzte der DRV seine Voraussage für die hiesige Winterrapsernte in der vorigen Woche um 130.000 t auf 4,15 Mio. t herab und begründete dies ebenfalls mit einem wahrscheinlich niedrigeren Durchschnittsertrag. Im vergangenen Jahr hatten die Landwirte noch 4,28 Mio. t Rapssaat gedroschen.

„Die Witterung hat sich in den vergangenen vier Wochen komplett gedreht. Waren Mitte Mai teilweise Flächen wegen starker Regenfälle nur eingeschränkt befahrbar, leiden die Kulturen mittlerweile deutschlandweit unter massivem Trockenstress“, erläuterte DRV-Getreidemarktexperte Guido Seedler. Um auf den guten Böden weitere Ertragsverluste zu verhindern, müsse flächendeckend Regen fallen. Allerdings könnten die Verluste auf Sandböden nicht mehr kompensiert werden. Von der Trockenheit besonders betroffen sind dem DRV zufolge die fünf ostdeutschen Bundesländer. Auf sie entfalle rund die Hälfte der erwarteten Ertragseinbußen. „Für später zu erntende Getreidearten wie Weizen müssen wir mit weiteren Ertragsrückgängen rechnen, wenn in den kommenden Tagen kein Regen fällt“, sagte Seedler. Das gelte auch für im Frühjahr ausgesäte Getreidearten wie Mais, die sich noch in der Wachstumsphase befänden. Dagegen litten Getreidearten wie die Wintergerste, die früh gedroschen würden und deshalb aktuell kein Wasser mehr benötigten, weniger unter der Trockenheit.

Fast 9,1 Millionen Tonnen Wintergerste erwartet

Im Einzelnen passte der DRV seine Ernteprognose vor allem für Winterweizen nach unten an, und zwar um 440.000 t auf 21,56 Mio. t. Damit würde die Vorjahresmenge um 520.000 t oder 2,4 % verfehlt. Eine größere Abwärtskorrektur nahmen die Berliner Fachleute auch für Roggen vor, nämlich um 250.000 t auf jetzt 3,11 Mio. t. Damit würde fast das Vorjahresniveau von 3,13 Mio. t erreicht. Außerdem wird für Körnermais ein Abschlag von 210.000 t auf 3,74 Mio. t ausgewiesen, nach 3,84 Mio. t im vergangenen Jahr. Das Aufkommen an Winter- und Sommergerste wird jetzt auf fast 9,1 Mio. t und 1,75 Mio. t veranschlagt; das wären rund 130.000 t beziehungsweise 230.000 t weniger als die Vorjahresmenge. Zur diesjährigen Anbaufläche von Sommergerste auf 329.000 ha dürften nach Schätzung des DRV allerdings noch rund 40.0000 ha Sommerbraugerste hinzukommen, die bereits im Herbst ausgesät worden seien und damit statistisch zur Wintergerste gerechnet würden. Das Volumen von Triticale taxiert der Verband auf 1,85 Mio. t, was im Vergleich zu 2022 einem Minus von 80.000 t entsprechen würde.

Wie der DRV mit Blick auf das Ausland ausführte, leiden auch Polen, das Baltikum und Skandinavien unter Trockenheit. Besonders prekär sei die Situation in Spanien. „Dort wird eine historisch niedrige Ernte von etwa elf Millionen Tonnen Getreide erwartet“, so Seedler. Im langjährigen Mittel wurde doppelt so viel geerntet. Die DRV-Prognose liegt allerdings noch um 2 Mio. t höher als die des spanischen Agrarkooperativen-Verbandes. Unterdessen wurden die Erwartungen an die europäische Getreideernte nach Angaben des Raiffeisenverbandes in den vergangenen Wochen gesenkt. Dennoch würde damit das Vorjahresergebnis übertroffen. Die Ertragsausfälle im Ostseeraum und auf der Iberischen Halbinsel könnten nämlich nach derzeitigem Stand durch höhere Erntemengen in Südosteuropa kompensiert werden.

Getreide weltweit ausreichend

Laut DRV dürfte die globale Getreideernte 2023 das Vorjahresniveau leicht übertreffen. Ursachen seien unter anderem eine voraussichtlich gute Weizenernte in Kanada und eine gute Maisernte in Brasilien. „Damit gehen wir von einer ausreichenden Versorgung aus. Verbraucherinnen und Verbraucher können beruhigt sein“, sagte Seedler. Außerdem könne vorerst Entwarnung für die Exporte aus der Ukraine gegeben werden. Selbst wenn das Schwarzmeerabkommen im Juli nicht verlängert werden sollte, könnten die erwarteten Ausfuhrmengen per Lkw, Bahn und Binnenschiff vollständig auf den Weltmarkt gelangen. age

Noch Luft nach oben bei der Eutergesundheit

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Die Zellzahl wird als besonders zuverlässiger Indikator zur Beurteilung der Eutergesundheit angesehen. Aus diesem Grund sollten Milchviehhalter sowohl aus tiergesundheitlichen als auch aus ökonomischen Gründen darauf achten, die Zellzahl in ihren Herden auf einem niedrigen Niveau zu halten.

Das Auftreten von Mastitiden ist für die meisten Milchviehhalter keine Seltenheit. Die wirtschaftliche Bedeutung dieser Krankheit wird allerdings häufig unterschätzt, denn oft werden nur die klinisch kranken Kühe beachtet, da es hier zu Behandlungskosten und zur Entsorgung von Sperrmilch kommt. Doch auch Kühe mit einer subklinischen Mastitis, welche oft nur durch erhöhte Zellzahlen auffallen, weisen eine verminderte Milchleistung im Vergleich zu eutergesunden Kühen auf.

In der Milch nachgewiesene Zellen werden als somatische, also körpereigene Zellen bezeichnet. Konkret handelt es sich hier um abgestorbene Milchbildungs- oder Abwehrzellen wie Makrophagen beziehungsweise Lymphozyten. Bei einer gesunden Kuh liegt die Zellzahl bei einem Wert von weniger als 100.000 Zellen pro Milliliter Milch.

Durch eine Infektion wird die körpereigene Immunabwehr angeregt, vermehrt Abwehrzellen zu produzieren, um die Erreger möglichst schnell zu bekämpfen und das betroffene Viertel zu heilen. Bei erkrankten Kühen ist daher ein schneller Anstieg auf über 100.000 Zellen pro Milliliter Milch nachweisbar.

Indikator für chronische Infektionen

Neben akutem Infektionsgeschehen sind erhöhte Zellzahlen auch ein Indikator für chronische Infektionen. Weist eine Kuh in drei aufeinanderfolgenden Milchkontrollen eine Zahl von mindestens 700.000 Zellen auf, liegt eine chronische Mastitis ohne Aussicht auf Heilung vor. Weitere Behandlungen zeigen oft nur sehr kurzfristige Erfolge. Um Ansteckungen innerhalb der Herde zu vermeiden, sollten chronisch kranke Kühe zeitnah zur Schlachtung verkauft werden.

Da sich das Auftreten von Euterentzündungen bei Einzeltieren nicht gänzlich vermeiden lässt, wird für die Beurteilung der Eutergesundheit von ganzen Herden ein Schwellenwert von 200.000 Zellen pro Milliliter Milch angenommen.

Als Faktorenkrankheit ist das Aufkommen von Mastitiden in der Regel durch vielfältige Umstände verursacht. Ein wichtiger Aspekt ist der Erregerdruck aus der Haltungsumwelt. Grundsätzlich gilt: Je mehr Mastitiserreger im Umfeld der Kuh vorkommen, desto größer ist das Infektionsrisiko.

Hygiene ist essenziell

Essenziell ist hier die Beachtung größtmöglicher Hygiene in der Haltungsumwelt. Trockene, gründlich eingestreute Liegeflächen und regelmäßig abgeschobene Laufflächen sorgen für saubere Kühe und vor allem für saubere Euter. Nicht minder wichtig ist es zudem, Schädigungen an der Zitzenhaut beim Melken zu vermeiden und so den Erregern das Anhaften zu erschweren. Weiterhin kann durch Hyperkeratose am Schließmuskel dessen Funktionalität eingeschränkt werden, wodurch kein ausreichender Schutz mehr gegeben ist. Mangelhafte Melkhygiene kann dann dazu führen, dass Erreger unmittelbar von einem Euter zum nächsten übertragen werden.

Neben den hygienischen Bedingungen ist auch anhaltender Stress dafür verantwortlich, dass Mastitiden auftreten. Durch Stress wird die Leistung der Immunabwehr herabgesetzt, eine ausreichende Erregerbekämpfung bleibt aus, und die Kühe werden anfälliger für Krankheiten. Häufige Stressoren in Kuhställen stellen zum Beispiel Platzmangel, zu große Gruppen und Hitze dar. Zusätzlich kann fehlerhaftes Handling mit lautem Rufen oder zu starkem beziehungsweise gewalttätigem Einwirken auf die Kühe akuten oder auch chronischen Stress verursachen.

Weitere Einflüsse auf die Eutergesundheit liegen in der Fütterung, dem Trockenstehermanagement und der Genetik. Bei gehäuftem Auftreten von Mastitiden sollten in diesen Bereichen Mängel erkannt und behoben werden. Selbst kleine Veränderungen können zu einer Verbesserung der Gesamtsituation beitragen.

Quelle: Jan-Hinnerk Templin

Zellzahlen in Schleswig-Holstein

Bei der Betrachtung der Zellzahlen schleswig-holsteinischer Milchviehbetriebe aus dem Jahr 2022 wird rasch deutlich, dass der Landesdurchschnitt mit 205.000 Zellen pro Milliliter Milch zu hoch ist. Ursächlich für die hohen Zellzahlen 2022 könnten die hohen Temperaturen des Sommers gewesen sein.

Ein Blick auf die Zahlen vergangener Jahre verdeutlicht, dass dieser Umstand kein neues Phänomen ist. Die Zellzahlen in Schleswig-Holstein lassen sich lückenlos bis ins Jahr 1985 zurückverfolgen und in keinem dieser Jahre konnte die Gesamtheit der schleswig-holsteinischen Milchkühe als eutergesund bezeichnet werden. Die Zellzahl lag durchweg über dem Schwellenwert von 200.000 Zellen Milch. Zwar ist die Zellzahl in den vergangenen Jahren in kleinen Schritten immer weitergesunken, jedoch hat es in der Milchviehhaltung in den vergangenen 27 Jahren einen sehr starken Strukturwandel zugunsten des Tierwohls und der Tiergesundheit gegeben, was das Ergebnis überraschend wirken lässt.

Dem Jahresabschluss des Landeskontrollverbandes (LKV) lässt sich ebenfalls entnehmen, dass mit steigender Milchleistung des Betriebes die Zellzahl stetig abnimmt. So liegt die Zahl bei Betrieben mit einer Leistung von 7.501 bis 8.000 kg Milch bei 235.000 Zellen pro Milliliter, bei einer Leistung von über 10.000 kg Milch liegt die Durchschnittszahl hingegen bei 184.000 Zellen pro Milliliter Milch. Dies spricht dafür, dass eutergesunde Kühe leistungsbereiter sind als solche mit einer (sub-)klinischen Mastitis. Auch ist das Management in Betrieben mit hoher Milchleistung zumeist intensiver, sodass Mastitiden seltener auftreten.

Die genaue Aufteilung der einzelnen Zellzahlen zeigt, dass 78,7 % der 2022 beprobten Kühe eine Zahl von weniger als 200.000 Zellen pro Milliliter Milch aufweisen. Der Großteil der Kühe ist demnach gar nicht für diesen erhöhten Durchschnitt verantwortlich. Hingegen liegen 11,1 % der Kühe bei einem durchschnittlichen Gehalt von mehr als 400.000 Zellen. Diese vergleichsweise wenigen Kühe sind maßgeblich an dem zu hohen Durchschnittszellgehalt beteiligt. Hinzu kommt, dass 1,2 % des schleswig-holsteinischen Milchkuhbestandes per Definition chronisch an einer Mastitis erkrankt sind. Bei diesen beiden Tiergruppen besteht akuter Handlungsbedarf.

Eigene Darstellung nach Daten des LKV SH

Erkrankte Tiere aussondern

Eine wichtige Maßnahme ist das Identifizieren und Merzen chronisch erkrankter Tiere. Hier besteht keine Aussicht auf Heilung. Zusätzlich stecken diese Kühe möglicherweise andere Stallgenossinnen an und erhöhen so das Mastitisrisiko der gesamten Herde. Auch liegen die Milchleistungen chronisch erkrankter Kühe unter ihrem eigentlichen Potenzial. Aus diesem Grund ist es sinnvoll, den Stallplatz eher an eine gesunde Remontierungsfärse zu geben, die ihr volles Leistungspotenzial ausschöpfen kann. Oft werden diese Kühe jedoch gar nicht in der Form als unwirtschaftlich wahrgenommen, da sie, abgesehen von der Zellzahl, nicht negativ auffallen und womöglich selten lahm sind und bei der ersten Belegung sofort wieder tragend werden.

Ist dieser Schritt getan, sollten gemeinsam mit dem Bestandstierarzt und dem Agrarberater „Baustellen“ ermittelt werden. Besonders der Melkvorgang, der Milchviehstall sowie der Trockensteher- und Abkalbebereich sollten genau begutachtet werden. Anschließend wird gemeinsam ein Maßnahmenkatalog erstellt, um das Infektionsgeschehen insbesondere in diesen Bereichen zu minimieren.

Um sich einen Überblick zu verschaffen, welche Erreger es zu bekämpfen gilt, sollten regelmäßig Leitkeime bestimmt werden. Dies ermöglicht es einerseits festzustellen, ob es sich um umwelt- oder kuh­assoziierte Erreger beziehungsweise eine Kombination handelt. So lässt sich erkennen, in welchem Bereich Optimierungen vorzunehmen sind. Andererseits erlaubt die Leitkeimbestimmung auch die Ausarbeitung erregerspezifischer Behandlungskonzepte.

Zur Leitkeimbestimmung sollten nach jeder Milchleistungsprüfung Milchproben von den Kühen genommen werden, die einen Zellzahlsprung aufweisen. Dieser Sprung spricht für eine frische Infektion. Da sich der Leitkeim des Bestandes auch ändern kann, sollte dies nicht nur bei gehäuften Mastitisproblemen, sondern regelmäßig stattfinden.

Fazit

Der schleswig-holsteinische Milchzellgehalt liegt seit Jahrzehnten über dem Schwellenwert von 200.000 Zellen pro Milliliter Milch. Demnach gilt die Gesamtpopulation im nördlichsten Bundesland nicht als eutergesund. Lediglich ein geringer Teil der Kühe hat chronisch erhöhte Zahlen von mehr als 700.000 Zellen in drei Milchkontrollen. Bei diesen Tieren ist mit keinerlei Behandlungserfolg zu rechnen, daher sollten sie zeitnah gemerzt werden, um weitere Ansteckungen zu verhindern. Diese Maßnahme würde in den Betrieben zusätzlich Raum für eutergesunde Tiere schaffen und so auch den schleswig-holsteinischen Durchschnitt auf ein gesundes Niveau absenken.

Schulze Bockeloh: „Weg mit dem Backstein auf der Brust“

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Wie Landwirte die Initiative #Zukunftsbauer des Deutschen Bauernverbandes (DBV) mit Leben füllen können, erläuterte DBV-Vizepräsidentin Susanne Schulze Bockeloh vergangene Woche Donnerstag beim Kreisbauerntag Steinburg auf dem Betrieb der Familie Magens in Ottenbüttel.

„Nachhaltigkeit, Klimaschutz und Biodiversität stehen ganz oben auf der Themenliste der Gesellschaft. Aber auch bei uns, weil die Lösungen bei uns auf den Flächen liegen“, betonte Schulze Bockeloh. Die Westfälin sieht neben der Zukunftskommission Landwirtschaft vor allem im #Zukunftsbauer die Chance, die Landwirtschaft wieder stärker in die Mitte der Gesellschaft zu rücken. Entscheidend sei der Konsens, dass Nachhaltigkeitsleistungen von Landwirten auch honoriert würden.

Eigene Blase verlassen

Der #Zukunftsbauer besitze aber auch ein verändertes Selbstverständnis. „Wir müssen erkennen, wo unsere Probleme sind“, unterstrich die DBV-Vizepräsidentin. Nur Forderungen aufzustellen und Kante zu zeigen liefere kein Ergebnis. „Mit wie vielen Treckern waren wir in Berlin, mit wie viel Euphorie haben wir demonstriert? Aber was hat es politisch gebracht? Nichts!“, verdeutlichte Schulze Bockeloh.

Laut der von DBV beauftragten Studie von rheingold salon dringen Landwirte mit ihren Themen momentan nicht durch, trotz eines hohen Aufwandes für Öffentlichkeitsarbeit. Es gelte daher neue Wege zu finden, die eigene Blase zu verlassen. Die rheingold-Studie empfiehlt – wissenschaftlich abgesichert – die Grabenkampfpositionen mit gegenseitigen Vorwürfen zu verlassen und positive Botschaften zu senden sowie Lösungen anzubieten. Schulze Bockeloh erklärte: „Wir wollen heraus aus der Opferrolle.“ Das brauche ein neues „Mindset“. Sie appellierte: „Weg mit dem Backstein von der Brust, weg von der Meckermentalität. Wer jammert, bekommt keine Kunden. Seien Sie positiv.“

Der DBV ist laut seiner Vizepräsidentin bereit, etwas zu dieser Veränderung beizutragen, und hat eine Arbeitsgruppe gegründet. Schleswig-holsteinischer Vertreter ist Jörg Struve aus Nübel, Kreis Schleswig-Flensburg. Ziel sei, Wertschätzung für und Wertschöpfung auf den Betrieben zu steigern. „Das vergangene Jahr war wirtschaftlich für viele nicht das schlechteste. Aber die Stimmung war trotzdem nicht gut, weil die Akzeptanz nicht so hoch ist“, schilderte Schulze Bockeloh. Sie warb für einen Zukunftsbauer-Fonds: „Um erfolgreich zu sein, brauchen wir auch Geld.“

Die großen Herausforderungen von Ernährungssicherheit, Klimawandel und Biodiversität böten für das Image der Landwirtschaft enormes Steigerungspotenzial. Gewinnerthemen seien Tierwohl, biologische Artenvielfalt, Regionalität und auch Erneuerbare Energien. Rund 60 % der Investitionen in Erneuerbare Energien kämen aus der Landwirtschaft.

Schulze Bockeloh empfiehlt allen Landwirten einen Blick auf die DBV-Internetseite zum #Zukunftsbauer. Dort gebe es unter anderem einen Werkzeugkasten und weitere Informationen.

Markt schafft Innovation

Klaus-Peter Lucht, Präsident des Bauernverbandes Schleswig-Holstein (BVSH), forderte eine sachliche Auseinandersetzung mit den aktuellen Herausforderungen. Pauschale Verbote, wie sie die EU-Kommission im Rahmen des Green Deal anstrebe, lehne er ab. Er warb stattdessen beispielsweise für eine produktionsintegrierte Steigerung der Artenvielfalt. Schleswig-Holstein sei schließlich ein Gunststandort für die Landwirtschaft mit zukunftsfähigen Betriebsgrößen und topausgebildeten Leuten. „Wir sind gut und innovativ, weil wir uns immer am Markt behauptet haben. Mit Fördergeldern überschüttet zu werden, hemmt Innovation“, stellte Lucht klar.

Lucht untermauerte die Bereitschaft des Verbandes, Veränderungen im Sinne der Nachhaltigkeit mitzugestalten, und nannte die Allianz für den Gewässerschutz als positives Beispiel. Er wies zudem auf das kürzlich verabschiedete Agrar- und Umweltprogramm des BVSH hin und empfahl allen Anwesenden einen Blick in das rund 20-seitige Papier, das auf der Webseite des Verbandes zu finden ist: www.bauern.sh

„Mischt euch ein“

Joachim Becker, Vorsitzender des Kreisbauernverbandes Steinburg (KBV), sprach die herausfordernde Sammelantragsphase an und kritisierte die diesjährige Düngedokumentation über die Plattform Endo-SH als kompliziert. Er hoffe aber mit Blick auf die Beendigung des Vertragsverletzungsverfahrens zur EU-Nitratrichtlinie, dass die Düngedokumentation zukünftig Erleichterungen für gewässerschonend wirtschaftende Betriebe bringe.

Laut Dennis Spliedt, stellvertretender KBV-Vorsitzender, muss die Politik bei der Überzeugungsarbeit helfen, damit Nachhaltigkeitsleistungen auch bezahlt würden. An die junge Landwirtsgeneration appellierte er: „Mischt euch ein. Vertretet eure Interessen selbst.“ 

Susanne Schulze Bockeloh
Klaus-Peter Lucht
Joachim Becker


Wie düngt man mit dem NIR-Sensor?

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Für eine gezielte Ausbringung müssen die Inhaltsstoffe der Gülle bekannt sein. In aktuellen Versuchen werden die Abweichungen von Richtwerten, einzelnen Behälterproben und der NIRS-Technik bestimmt und ihr Einfluss auf die auszubringende Güllemenge aufgezeigt.

Aufgrund der hohen Mineraldüngerpreise weiten viele Betriebe die organische Düngung aus. Allerdings sind die Nährstoffe aus Gülle unter Umständen lediglich zu 50 % wirksam. Um unnötige Ertragseinbußen zu verhindern, müssen die vorhandenen Nährstoffe effizienter genutzt werden. Dafür ist eine exakte Kenntnis der Nährstoffgehalte der Gülle erforderlich. Auf deren Grundlage kann das ideale Ausbringvolumen pro Hektar festgelegt und damit eine gleichmäßige und bedarfsgerechte Nährstoffverteilung realisiert werden.

Nährstoffermittlung

Üblicherweise werden zur Nährstoffermittlung entweder Richtwerte verwendet oder Laboranalysen erhoben. Allerdings können in beiden Fällen deutliche Abweichungen von den tatsächlichen Werten auftreten. Beispielsweise können die Nährstoffgehalte in Abhängigkeit von der Gülleart, der Fütterung und der Homogenität extrem schwanken.

Dazu bildet die NIRS-Technik eine vielversprechende Alternative. Sie bietet die Möglichkeit, die Inhaltsstoffe bei der Befüllung der Fässer zu bestimmen und dadurch auftretende Nährstoffschwankungen zu erfassen. Daraufhin könnte das Ausbringvolumen pro Hektar entweder automatisiert über eine Durchflussmengenregelung oder manuell über die Fahrgeschwindigkeit angepasst werden.

Versuch

Vor diesem Hintergrund wird hier ein von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen durchgeführter Versuch vorgestellt, der die Leerung eines Behälters umfasst und sich durch die Ermittlung von fassweisen Nährstoffgehalten auszeichnet. Auf diese Weise können die unter Praxisbedingungen auftretenden Abweichungen von Richtwerten, einzelnen Behälterproben und der NIRS-Technik aufgezeigt und Maßnahmen für eine effizientere Gülleausbringung aufgedeckt werden.

Im weiteren Verlauf dieses Artikels wird dafür zunächst beschrieben, wie die fassweise Nährstoffermittlung bei der durchgeführten Behälterleerung über die unterschiedlichen Abschätzvarianten realisiert werden konnte.

Anschließend werden die ermittelten Verläufe der Nährstoffgehalte präsentiert und die Homogenität der Gülle beurteilt.

Daraufhin werden die mittleren Abweichungen aufgezeigt, die bei den Richtwerten, den einzelnen Behälterproben und der NIRS-Technik aufgetreten sind.

Schließlich wird deutlich, wie sich Abweichungen bei der Nährstoffermittlung auf die auszubringende Güllemenge auswirken können.

Dieser Versuch wurde im Zuge des von der BLE (Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung) geförderten Projektes „Einsatz von NIR-Sensoren zur Quantifizierung der Nährstoffgehalte in flüssigen Wirtschaftsdüngern“ durchgeführt.

Quelle: Bernd Schlagge

Ablauf

Im Rahmen des Versuchs wurde ein mit Mastschweinegülle gefüllter Hochbehälter vollständig geleert. Dabei wurde die Gülle aus dem Behälter durch eine mobile NIRS-Station (NIRS 1) in einen Güllewagen gepumpt und ausgebracht. Am Güllewagen waren ein Probenahmehahn sowie ein zweites NIRS-System (NIRS 2) verbaut, welches von einem anderen Hersteller stammt.

Zum Start des Versuchs wurden die Nährstoffgehalte der Gülle bestimmt, indem wie üblich eine Probe aus dem aufgerührten Behälter entnommen und an ein anerkanntes Labor geschickt wurde.

Anschließend wurde begonnen, den Behälter zu entleeren. Dabei konnten die Nährstoffgehalte der Gülle fassweise über die beiden unterschiedlichen NIRS-Systeme bestimmt werden.

Zusätzlich dazu wurden fassweise Laboranalysen erhoben. Diese spiegeln die tatsächlichen Verläufe der Nährstoffgehalte über die Behälterleerung wider und sollen als Referenz dienen.

Während des Versuchs wurde durchgehend aufgerührt. Allerdings kam nach Fass 19 eine Anhäufung an ungelösten Feststoffen zum Vorschein. Um den Behälter maximal zu entleeren, wurde das Rührwerk daraufhin gegen die Anhäufung ausgerichtet und im Anschluss mehrmals nachjustiert.

Versuchsaufbau der fassweisen Beprobung und NIRS-Messung

Ergebnisse

Für den Vergleich der Abschätzvarianten werden zusätzlich zu den Versuchsgrößen die Richtwerte der Düngebehörde sowie eine im Vorfeld vom landwirtschaftlichen Betrieb erhobene Behälterprobe herangezogen. Auf diese Weise werden alle praxisüblichen Möglichkeiten zur Nährstoffermittlung berücksichtigt. Die unterschiedlichen Verläufe des Stickstoffgehalts sind in Abbildung 2 dargestellt.

Quelle: Bernd Schlagge

Es ist zu erkennen, dass der Richtwert, die Einzelprobe des Betriebes und die beim Versuch entnommene Behälterprobe deutlich unterschiedliche, konstante Stickstoffgehalte vorgeben.

Im Gegensatz dazu ist von NIRS 1 ein ansteigender Verlauf im Bereich des Richtwerts ermittelt worden. Dagegen liegen die Messwerte von NIRS 2 zunächst auf konstant niedrigem Niveau, bis nach der Umstellung des Rührwerks ein Sprung erfolgt. Anschließend schwanken die Werte auf einem deutlich höheren Niveau.

Die Ergebnisse der fassweise erhobenen Laboranalysen sind grün dargestellt und zeigen auf, dass der Stickstoffgehalt tatsächlich angestiegen ist. Beim ersten Fass liegt der Wert bei zirka 3,5 kg N/m³. Anschließend erfolgt ein relativ konstanter Anstieg bis auf zirka 4,5 kg N/m³.

Augenscheinlich nähren sich diesem Verlauf NIRS 1 und der Richtwert am besten an. Im Vergleich dazu schwankt der reale Phosphorgehalt deutlich extremer, siehe grüner Verlauf in Abbildung 3. Dabei tritt bis zu Fass 18 ein moderater Anstieg auf, bis die Umstellung des Rührwerks einen deutlichen Sprung auslöst. Anschließend setzt sich der Anstieg weiter fort. Es ist ersichtlich, dass dieser Verlauf von keiner Abschätzvariante hinreichend genau abgebildet werden kann.

Der Gehalt an Trockensubstanz verläuft ähnlich zum Phosphorgehalt. Doch im Gegensatz dazu kann sich NIRS 1 dem Verlauf in diesem Fall relativ gut annäheren (siehe Abbildung 4).

Quelle: Bernd Schlagge
Quelle: Bernd Schlagge

Homogenität

Die ermittelten Nährstoffverläufe bestätigen den beim Versuch gewonnenen Eindruck, dass die Gülle trotz des permanenten Aufrührens nicht homogenisiert werden konnte. Das äußert sich unter anderem darin, dass der Stickstoffgehalt in den Fässern über die Behälterleerung um knapp 30 % zugenommen hat. Zudem haben sich der Phosphor- und der TS-Gehalt sogar mehr als verdoppelt.

Diese extreme Inhomogenität ist einerseits auf das unterdimensionierte Rührwerk des Betriebes zurückzuführen. Andererseits ist eine vollständige Homogenisierung selbst unter optimalen Bedingungen kaum realisierbar, da insbesondere Schweinegülle zu einer sehr schnellen Ausbildung von Schwimm- und Sinkschichten mit unterschiedlichen Nährstoffgehalten neigt.

Für eine möglichst gezielte und gleichmäßige Nährstoffausbringung sollte daher in jedem Fall rechtzeitig, ordentlich und dauerhaft aufgerührt werden.

Die Anhäufung an ungelösten Feststoffen wurde im Behälter verteilt.

Genauigkeit

Für die Beurteilung der Genauigkeit der Abschätzvarianten sind deren mittlere Abweichungen zum Referenzverlauf entscheidend. Diese wurden für alle Nährstoffe berechnet und in der Tabelle zusammengefasst.

Es ist zu erkennen, dass die Richtwerte in diesem Fall relativ genau mit den wahren Nährstoffgehalten der Gülle übereinstimmen. Da bei Richtwerten allerdings kein direkter Bezug zur vorhandenen Gülle besteht, können die Abweichungen in anderen Fällen wesentlich höher ausfallen. Diese Annahme hat sich in durchgeführten Stichproben bestätigt.

Bei den einzelnen Behälterproben liegen dagegen deutlich größere Abweichungen vor. In den Abbildungen 2, 3 und 4 ist gut ersichtlich, dass der Anstieg der Gehalte Abweichungen hervorgerufen hat. Zusätzlich ist davon auszugehen, dass bei der Betriebsprobe entweder Fehler bei der Probenahme begangen worden oder Veränderungen der Gülle zwischen dem Probenahme- und Ausbringzeitpunkt aufgetreten sind.

Am genausten konnten die Nährstoffgehalte über das System NIRS 1 bestimmt werden. Dieses Ergebnis beweist, insbesondere im Zusammenhang mit den ermittelten Nährstoffverläufen, dass mit NIRS-Technik sowohl genaue Nährstoffgehalte gewonnen als auch Nährstoffschwankungen zwischen einzelnen Fässern erfasst und kompensiert werden können. Dadurch werden insbesondere die sehr ungünstigen Ausbringvorgänge, bei denen entweder eine extreme Unter- oder eine Überdüngung auftritt, vermieden. Insofern konnte mit NIRS-Technik tatsächlich eine Steigerung der Wirksamkeit der Gülle durch eine gleichmäßigere und gezieltere Ausbringung herbeigeführt werden.

Die Voraussetzung dafür ist allerdings, dass die vorhandene Gülle von der hinterlegten Kalibrierung abgedeckt wird. Dieser Fall lag bei NIRS 2 augenscheinlich nicht vor. Außerdem treten beim Phosphorgehalt in der Regel größere Abweichungen auf.

Fazit

Mit der NIRS-Technik können unter Voraussetzung einer geeigneten Kalibration sowohl genaue Nährstoffgehalte gewonnen als auch Nährstoffschwankungen zwischen den einzelnen Fässern erfasst werden. Auf diese Weise konnte der Stickstoffgehalt über NIRS 1 im Durchschnitt auf 8 % genau ermittelt werden.

• Sowohl bei den Richtwerten als auch bei einzelnen Behälterproben sowie bei schlecht kalibrierten NIRS-Systemen können deutliche Abweichungen auftreten.

• Für den Stickstoffgehalt lagen die Abweichungen im Versuch bei bis zu 34 %.

• Auf Grundlage der Einzelprobe des Betriebes wären 26 % zu wenig Gülle ausgebracht worden. Dagegen wurde die optimale Ausbringmenge über NIRS 1 auf 7 % genau getroffen.

• Die Gehalte an Stickstoff, Phosphor und Trockensubstanz können über eine Behälterleerung erheblich schwanken.


Es werden Betriebe gesucht

Um die ermittelten Erkenntnisse zu bestätigen, werden in nächster Zeit sowohl weitere Behälterleerungen als auch pflanzenbauliche Versuche durchgeführt. Interessierte Betriebe, die innerhalb eines Tages oder weniger Tage ein gefülltes Güllelager vollständig leeren, können sich für die Teilnahme an weiteren Versuchen melden und damit einen betriebsindividuellen Verlauf der Nährstoffgehalte ermitteln lassen unter bernd.schlagge@lwk-niedersachsen.de

Kammerpreis für Biohof Otzen in Busdorf

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Ute Volquardsen, Präsidentin der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein (LKSH), hat kürzlich wieder zwei Betriebe für innovative Ansätze in der Tierhaltung ausgezeichnet. Oft sind es kleine, konsequente Maßnahmen für großen Erfolg. Den Betrieb der Familie Engelbrecht im Kreis Pinneberg haben wir bereits in der vorigen Ausgabe vorgestellt. Es folgt Betrieb zwei, der Biohof Otzen in Busdorf.

„Diese sind Beispiele für den Einklang von tiergerechter Haltung und Wirtschaftlichkeit in der Landwirtschaft“, sagte Volquardsen bei der feierlichen Ehrung im Kreis Schleswig-Flensburg. Viele fordern Tierwohl, die Betriebe im Land setzen es um und die Kammer zeigt einmal im Jahr neue Beispiele dafür.

Wenn die Kammer den Ehrenpreis vergibt, dann kommen schon einmal die ganze Familie, Freunde und Unterstützer zusammen.

Henning Otzen erzählt eine Anek­dote. Er sei auf der Hochzeitsreise nach Frankreich nicht nur in seine Frau, sondern auch in die französische Rinderrasse Maine-Anjou verliebt gewesen. Hierzulande nahezu unbekannt, grasen sie nun auf einer idyllischen Koppel mit Blick zum Viking-Turm in Schleswig. Gute Muttereigenschaften haben die stabilen Kühe, die auch auf kargem Land zurechtkommen. Und das ist auch der Grund für die Auswahl dieser kompakten Fleischrinderrasse. Henning Otzen ist im Hauptberuf Tierarzt, und im Nebenerwerb muss die Landwirtschaft unkompliziert sein. Genauso ist die großrahmige Rasse, für die sich die Familie entschieden hat.

Dr. Walter Reulecke, Geschäftsführer des Fleischrinderzuchtverbandes, freute sich für die Familie. „Das ist eine echte Wertschätzung, denn der Anfang war nicht leicht“, berichtete er von der Bürokratie beim Einführen der ersten französischen Zuchttiere.

Henning Otzen beschreibt, dass die Mutterkuhherde im Winter im einfachen Tretmiststall gehalten wird.

Auch Betriebsleiter Henning Otzen blickte zurück bei seiner Vorstellung der Tiere. Er hatte den Termin bei feinstem Wetter kurzfristig nach draußen zu seiner Herde verlegt. „Wir sind ein Biobetrieb, da ist alles immer etwas komplizierter“, verrät er und berichtet, dass er Stroh zukauft, ebenso Getreidemehl, aber auf Kraftfutter verzichtet. Das Ganze sei ein Familienprojekt, und man sei mit dem Ort verbunden. Das spiegelte sich auch darin wider, dass unter anderem der Bürgermeister und der Leiter des Wikinger-Museums Haithabu, auf das die Kühe blicken, eingeladen waren.

Was die Kammer überzeugt hat

Bereits Vater Hans-Volkert Otzen hat auf dem schwer zu bewirtschaftenden Niederungsstandort von jeher versucht, unterschiedliche Rassen wie Galloways oder Limousin zu etablieren, bis er 2008 schließlich auf die Maine-Anjou gestoßen ist. Diese rotbunte französische Fleischrasse, die sich insbesondere durch ihr sehr ruhiges, zutrauliches und umgängliches Wesen auszeichnet, wird seitdem unter dem Herdennamen „von Hedeby“ gezüchtet. Die seinerzeit gekauften Tiere bildeten die Grundlage für den heutigen Betrieb „Hof Haithabu“ mit seinen rund 40 ha Grünland und der kleinen Mutterkuhherde mit zwei Zuchtbullen.

Ziel ist es, unter Ausnutzung einer möglichst breiten Gengrundlage ein Rind mit guter Muttereigenschaft zu züchten.

Die extensive Tierhaltung ist vor dem Hintergrund des gesellschaftlichen Wandels immer stärker nachgefragt. Die Weidehaltung auf Naturschutzflächen mit einem gewissen Druck an Jakobskreuzkraut ist nicht einfach. Über konsequentes Ausstechen und regelmäßiges Mulchen wird versucht, dieses zurückzudrängen. Familie Otzen sieht sich als Regionalproduzenten, die nach Möglichkeit nur das verfüttern, was auf dem eigenen Betrieb wächst.

Mit über 300.000 ha Grünland ist Schleswig-Holstein ein echtes Weideland. Neben Pferden und Schafen werden von diesen Flächen auch Rinder ernährt. Rund 6.800 Betriebe halten knapp eine Million Rinder, davon sind etwa 360.000 Milchkühe und über 90.000 Fleischrinder wie Limousin, Galloway und eben auch Maine-Anjou.
Maine-Anjou sind leichtfuttrige und kompakte Kühe mit guten Mutter­eigenschaften. Familie Otzen hat dieses Jahr einige Zwillinge.

In der Vegetationsperiode befinden sich alle Tiere auf der Weide. Im Winter stehen die Tiere hingegen in dem offenen, videoüberwachten Tretmiststall. Auch das Winterfutter (Heu und Silage) kommt vom Betrieb und wird nur um Mineralfutter sowie Möhren aus Dithmarschen als Lockfutter ergänzt.

Anerkannt hat die Kammer auch, dass Hans-Volkert und sein Sohn die Zeit finden, sich ehrenamtlich zu engagieren, und zwar als Gründungsmitglieder im Vorstand des Maine-Anjou-Verbandes Deutschland. Sie sind international vernetzt und tragen insbesondere durch ihr Fachwissen maßgeblich zur Erweiterung und Verbesserung der deutschen Population bei.

Ute Volquardsen erklärte bei der Gelegenheit, was sie unter Innovation versteht, die Grundlage des Kammerehrenpreises ist: „Sie zeigen, dass regionale Produktion, Schlachtung und Vermarktung möglich sind. Es ist eine Nische, in der Sie wirtschaften, aber Sie bieten damit Denkanstöße für andere, und darin ist der innovative Ansatz Ihres Betriebes begründet. Mit Ihrer Art der Tierhaltung beweisen Sie, dass auch auf schwer nutzbaren Niederungsflächen mit eher minderwertigem Futter qualitativ hochwertiges und schmackhaftes Fleisch produziert werden kann.“

Sachliche Diskussion gewünscht

Die landwirtschaftliche Tierhaltung steht durch den politisch und gesellschaftlich geforderten und auch von der Landwirtschaft gewollten Umbau in den kommenden Jahren vor einer Vielzahl an Herausforderungen. Tierwohl und Tiergesundheit sind, wenn es um Tierhaltung geht, mit Recht die bestimmenden Themen unserer Zeit geworden. Aber auch Versorgungssicherheit ist plötzlich wieder in den Fokus der manchmal emotional geführten Diskussion gerückt. Jeder von uns ist Verbraucher und kann sich somit dieser Diskussion nicht entziehen. Deren Umfang und Komplexität, die Vielfalt der Perspektiven sowie die unterschiedlichen Interessenlagen zeigen gerade den Konflikt, der auch immer wieder Ausdruck in Protestaktionen findet.

Das Ziel der Landwirtschaftskammer sei es, so Volquardsen, genau diese Diskussion zu versachlichen und zusammen mit ihren Partnern die Grundlage für eine faktengebundene Information für Verbraucher und Landwirte bereitzustellen.

„Aber auch Politik, Lebensmittel verarbeitende Industrie und Verbraucher müssen durch ihr Handeln zeigen, dass man es ernst meint, die Landwirtschaft beim Umbau der Tierhaltung aktiv zu unterstützen. Politik muss einen langfristigen, fraktionsübergreifenden Weg aufzeigen, der den Betrieben bei ihren Investitionen in die Zukunft Planungssicherheit ermöglicht. Ställe werden eben nicht nur für fünf Jahre, sondern für 20 Jahre gebaut“, führte Präsidentin Volquardsen weiter aus.

Fazit

Trotz der durch Ukraine-Krieg, Corona-, Energie- oder Inflationskrise entstandenen extrem wechselhaften Märkte, von denen insbesondere die Landwirtschaft massiv betroffen ist, darf man nicht darauf warten, dass die unterschiedlichen Interessengruppen den Takt vorgeben. Vielmehr ist die Landwirtschaft dazu angehalten, die zukünftige Entwicklung der Branche aktiv zu gestalten. Umso wichtiger ist es, Betriebe zu haben, die neue und zukunftsweisende Ansätze mutig verfolgen und somit Denkanstöße für die Tierhalter geben. Der Lebensmitteleinzelhandel muss sich ebenso seiner Verantwortung bewusst sein, dass die selbst gesteckten Ziele, zum Beispiel ab 2030 100 % des Frischfleischsortiments aus den Haltungsstufen 3 und 4 verkaufen zu wollen, auch direkte Auswirkungen auf den Konsum und den Preis haben werden. Jedem Verbraucher muss schließlich klar sein, dass es dies nicht zum Nulltarif geben kann.

Das weibliche Gesundheitsrisiko

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Eine Frau und ein Mann gehen zum Arzt, weil es ihnen nicht gut geht. Beide haben einen Herzinfarkt. Der Mann wird, weil er die typischen Symptome gezeigt hat, sofort und richtig behandelt, die Frau wieder nach Hause geschickt. Ein typischer Fall, denn Frauen nehmen Erkrankungen anders wahr als Männer. Mit genau diesem Thema befasst sich die neue Gesundheitsaktion „Gesund trotz Frau – das weibliche Gesundheitsrisiko“, die der LandFrauenverband Schleswig-Holstein gemeinsam mit der Ärztekammer Schleswig-Holstein anbietet.

Die Daseinsfürsorge im ländlichen Raum sei ein besonderes Anliegen des LandFrauenverbandes, betonte Präsidentin Claudia Jürgensen zum Auftakt der Kampagne. Dass der Verband mit gut 28.000 Mitgliedern in 160 Ortsvereinen ein beliebter Partner der Ärztekammer ist, komme nicht von ungefähr. „Die Kammer feiert die LandFrauen, weil sie große Multiplikatorinnen sind“, so Jürgensen. Das hätten auch die vorangegangenen Aktionen zu Themen wie Telemedizin und dem Hören bewiesen. In den kommenden zwei Jahren soll es nun um die Frauengesundheit gehen.

Die Vizepräsidentin der Ärztekammer Schleswig-Holstein und LandFrau aus Husby, Dr. med. Gisa Andresen, schilderte zum Auftakt der Aktion auf dem LandFrauentag in Neumünster die aktuelle Situation. Demnach landeten Frauen in der Regel später in der Notaufnahme, im Herzkatheterlabor oder auf dem OP-Tisch, und das könne gefährlich werden. Frauen hätten zwar seltener einen Herzinfarkt, würden aber, relativ betrachtet, häufiger daran sterben. Und die Medizinerin nannte noch weitere alarmierende Fakten. Frauen erhielten seltener ein transplantiertes Herz, aber sie spendeten häufiger eines. Außerdem würden ihnen zum einen häufig zu hoch dosierte Medikamente und zum anderen Psychopharmaka als angebrachte Schmerzmedikationen verordnet.

Die Oberärztin der Klinik für Anästhesiologie, operative Intensivmedizin und Schmerztherapie des Diakonissenkrankenhauses Flensburg betonte aber zugleich, dass das keine Diskriminierung und auf keinen Fall so gewollt sei. Der Grund dafür liege darin, dass die Frauen in der medizinischen Forschung kaum vorkämen. So seien gesundheitliche Zusammenhänge noch nicht komplett verstanden und das führe zu Fehldiagnosen oder zu Therapieverzögerungen.

LandFrauenverband und Ärztekammer stellen bei der neuen Gesundheitsaktion aber nicht nur die sogenannte Gender-Problematik in den Mittelpunkt. „Es geht uns darum, mit Frauen über Gesundheit ins Gespräch zu kommen. Wir möchten aufklären: über Symptome, die sofort zum Arzt führen sollten, über sinnvolle Vorsorgeuntersuchungen und Selbstfürsorge. Und wir wollen die Frauen bestärken, ihrem Arzt und ihrer Ärztin selbstbewusst entgegenzutreten“, kündigte Andresen an.

Ab Herbst sollen die ersten Termine vor Ort angeboten werden. Das Bauernblatt wird darüber informieren.

Vom Landwirt zum Gemüsegärtner

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Formenreich und farbenfroh sind die Tomaten von Eggers Gemüsehof in den Vier- und Marschlanden in Hamburg-Ochsenwerder. Auf relativ kleiner Fläche unter dem Einsatz von Technik, Erfahrung und viel Handarbeit produziert die Familie regionale Tomaten für den Raum Hamburg. Um die wertvollen Früchte auch zu verwerten, wenn die Nachfrage mal nicht ganz so groß ist, geht Eggers Gemüsehof neue Wege.

„Mein Großvater betrieb hier noch eine klassische Landwirtschaft mit verschiedenen Tieren und Getreideanbau. Als mein Vater den Hof übernehmen sollte, haben sie gemeinsam den Familienbetrieb zu einem Gemüsehof umgebaut. Meine Mutter hat die Blumen mit in das Sortiment gebracht. Ich bin nun kein Landwirt mehr wie mein Opa, sondern ein Gemüsegärtner.“

Die ,Tiger‘-Tomate sieht nicht nur faszinierend aus, sie ist auch ein Highlight auf jedem Salatteller.

Arne Eggers hat den Familienbetrieb weiterspezialisiert. Neben Blumen und Kräutern, die vor allem in der Verantwortung seiner Mutter Anke liegen, sind heute Tomaten und Staudensellerie die Hauptkulturen, mit denen Eggers Gemüsehof am Markt bekannt ist. Auch Vater Arnold und Arnes Frau Gabriela arbeiten mit im Betrieb. So sind Arne und Gabriela Eggers schon die sechste Generation, die auf diesem Land Lebensmittel erzeugt. Zwei fest angestellte Mitarbeiter und bei Bedarf einige Saisonkräfte unterstützen die Familie bei der Pflege und der vielen Handarbeit.

Gerade die Tomaten verkauft Arne Eggers unter eigener Marke in regionalen Supermärkten und an Wiederverkäufer auf den Hamburger Wochenmärkten. Damit betont er die Regionalität seiner Produkte. In zwei Gewächshäusern auf insgesamt 5.000 m² wächst dieses ursprünglich mittelamerikanische Gemüse in verschiedenen Sorten, Formen und Farben. Von der gelben Cherrytomate über die ‚Vierländer Platte’ bis hin zur Flaschentomate und ‚Tiger’-Tomate ist das Sortiment mit 14 Sorten umfangreich. Dieses Edelgemüse, das man im süddeutschen Sprachraum auch Paradiesapfel nennt, wurde einst von Kolumbus aus der neuen Welt mitgebracht. Heute sind die Tomaten aus unserer Küche nicht mehr wegzudenken. Die Vielfalt an Sorten und Formen in Eggers´ Gewächshäusern bietet für jeden kulinarischen Wunsch und verschiedenste Rezepte das Richtige. „Wir machen keine Massenproduktion, unsere Tomaten sind etwas für Kunden, die auf Regionalität achten. Dafür bieten wir die Tomaten alle zum gleichen Preis als sogenanntes Pick und Mix an. Der Kunde sucht sich aus allen Sorten aus, wie viele er wovon haben möchte. Alle zum gleichen Preis.“

Der Tomatenanbau erfordert viel Aufmerksamkeit und Hingabe

Von Mitte März bis in den November hinein gibt es frische Tomaten von Eggers Gemüsehof. „Das ist unser Alleinstellungsmerkmal, dass es unsere Tomaten so lange gibt. Dafür haben wir auch investiert. Durch eine eigene Photovoltaik-Anlage und ein Blockheizkraftwerk, das mit Biomethan betrieben wird, sind wir CO2-neutral.“ Mithilfe dieser Energiequellen kann Arne Eggers seine Tomaten je nach ihren Bedürfnissen mit Licht, Wasser und vor allem Wärme versorgen, schon bevor die Sonne die Gewächshäuser von allein wärmt.

„Um die Tomatenpflanzen muss man sich kümmern wie um Tiere. Ich gehe mehrmals am Tag durch die Gewächshäuser und schaue, ob die Blätter sich rollen oder die Spitzen hängen. Dann weiß ich, ob sie mehr oder weniger Wasser und Wärme brauchen.“ Und Tiere hält er hier übrigens auch: Unzählige Hummeln schwirren durch die Tomatentriebe und bestäuben die Pflanzen, sodass die Früchte sich überhaupt entwickeln können.

Die ,Vierländer Platte‘ ist eine regionale Liebhabersorte, die wegen ihres ursprünglichen Tomatengeschmacks bei den Kunden beliebt ist.

Auf der relativ kleinen Fläche werden in den Gewächshäusern über das Sommerhalbjahr sehr viele Tomaten erzeugt. Aber die Nachfrage ist nicht immer gleichbleibend stabil. Zum Beispiel in der Urlaubszeit wird weniger gekauft. „Letztes Jahr, als die Energiepreise anzogen, da ging durch die Kaufzurückhaltung auch bei uns der Absatz zurück“, erzählt Arne Eggers. Eine Tomatenpflanze kann man aber nicht einfach drosseln wie eine Maschine. Um die wertvollen, mit Mühe produzierten Früchte ihrer Arbeit nicht wegschmeißen zu müssen, hat sich Familie Eggers als Notlösung überlegt, die Überproduktion erst einmal einzufrieren. „Ein Koch hat mich dann auf die Idee gebracht, unsere Tomaten selbst weiterzuverarbeiten und das Produkt somit zu veredeln.“

Über den Winter hat Arne Eggers eine Manufaktur gefunden, die nun Tomatensoßen, Ketchups und Suppen exklusiv von den eigenen Tomaten, eigenen Kräutern und regionalen Zutaten für den Hof Eggers produziert. Mit vielen Ideen, Versuchen und Verkostungen sind jetzt 13 Produkte mit dem Label des Gemüsehofs Eggers im regionalen Handel erhältlich. „Mein Lieblingsprodukt ist das Tomaten-Pflaumen-Ketchup. Aber auch die Tomaten-Kräuter-Soße hat einen festen Platz in unserer Küche bekommen“, schwärmt Arne Eggers, der sich selbst als Fan von Brotaufstrich, Soßen und Suppe offenbart.

Eine Manufaktur veredelt die Tomaten vom Gemüsehof Eggers zu köstlichen Produkten, die mit eigenem Label im regionalen Handel erhältlich sind.

„Der Vorteil für uns ist, dass wir keine Ware mehr entsorgen müssen, und wir können die Soßen je nach Bedarf produzieren lassen. Dass die Tomaten zwischendurch eingefroren werden, schadet der Qualität überhaupt nicht.“ Jetzt kann man die Tomaten von Eggers Gemüsehof auch im Winter zum Fondue oder das ganze über Jahr als Brotaufstrich genießen. „Dadurch, dass wir unsere eigene Ernte selbst veredeln, können wir das ganze Jahr über regionale Produkte aus den Vier- und Marschlanden anbieten. Das wird sehr gut angenommen und die Produkte schmecken für sich.“

Cherrytomaten eignen sich sehr gut zum Naschen.
Arne Eggers hat den Familienbetrieb in Hamburg-Ochsenwerder weiterspezialisiert, unter anderem auf Tomaten, von denen 14 Sorten in den Gewächshäusern reifen.


Zehn Herausforderungen zwischen Mucheln und Sellin

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Seit 2020 veranstaltet die Landjugendgruppe Selenter See jährlich für ihre Mitglieder eine Rallye mit zahlreichen unterschiedlichen Rätseln und lustigen Aufgaben. Bei bestem Sommerwetter ging es auch in diesem Jahr an den Start.

Die Teams, die aus drei bis fünf Personen bestanden, gingen am Gemeindehaus in Mucheln in einem Abstand von 15 min auf die Strecke. Die Route führte entlang des Tresdorfer Sees über Tresdorf bis nach Sellin. In Mucheln absolvierten die Gruppen bereits ihr erstes Spiel, bei dem es darum ging, verschiedene Begriffe pantomimisch darzustellen, während die anderen Gruppenmitglieder diese erraten mussten und dadurch Punkte sammeln konnten. Beim Zurücklegen des Weges kamen die Teams an Stationen vorbei, die zum Teil von Vorstandsmitgliedern betreut wurden oder die allein zu bewältigen waren. Die Aufgaben waren knifflig, aber oft auch lustig wie das Gurgeln von Liedern, das bereits bei der Pfingstrallye im vergangenen Jahr für viele Lacher und gute Laune sorgte, oder das Schubkarrenrennen, bei dem es ziemlich sportlich zuging.

Zudem bekam jedes Team einen Bogen mit Aufgaben für den Weg, wie das Zählen von Straßenschildern oder das Schätzen von Gewichten. Auch eine kreative Herausforderung stand auf dem Programm. So sollten die Teams in diesem Jahr ein Werbevideo für die Landjugendgruppe drehen. Dabei galt es, zehn Wörter, die auf dem Weg gesammelt werden mussten, einzubringen. Dadurch konnte die Gruppe Punkte bekommen. Die entstandenen Videos sind sehr gelungen und einfallsreich. Ein zusammengeschnittenes Ergebnis der Werbevideos sowie einiger Impressionen befindet sich auf der Instagram-Seite @landjugend_selenter_see

Nach insgesamt zehn Stationen kamen alle Gruppe mit Bollerwagen, Musik und guter Laune in Sellin an und absolvierten dort noch einen Hindernisparcours. Anschließend wurde mit allen Teilnehmern und Stationsbetreuern gemeinsam bei kühlen Getränken gegrillt. Dann stieg die Spannung, als die Sieger verkündet wurden. Die Stellbökener konnten ihren Sieg vom vergangenen Jahr wiederholen. Nach der Siegerehrung klang der Tag gemeinsam bei netten Gesprächen aus und natürlich wurde dabei der Sieg der Stellbökener gefeiert.

Der Vorstand blickt sehr positiv auf die Rallye zurück und hofft, im nächsten Jahr viele neue und alte Gesichter begrüßen dürfen. Und vielleicht bekommen die Stellbökener dann neue Konkurrenz.

Beim „Schubkarrenrennen“ musste ein Ball mit dem Kopf bis zum Ziel gerollt werden.Foto: Finja Timm (2), Ronja Schoel

AfD – wer ist schuld?

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Im Landkreis Sonneberg in Thüringen wurde zum ersten Mal in Deutschland ein AfD-Kandidat zum Landrat gewählt. Es war eine korrekte demokratische Wahl. Dadurch unterscheidet sie sich von Scheinwahlen in so manchen Ländern der Erde, von gefälschten, erzwungenen oder bedrohten Wahlen, von Wahlen, die der unterlegene Gegner nicht anerkennt, von Wahlen in Ländern, in denen eine Opposition, bevor sie überhaupt antreten kann, mundtot gemacht, verfolgt und ins Gefängnis gesteckt wird.

Die AfD in Thüringen konnte gewählt werden, obwohl sie der Verfassungsschutz als gesichert rechtsextremistisch eingestuft hat und beobachtet. Sie kann gewählt werden, obwohl führende Mitglieder unseren Staat verachten, verhöhnen oder gar nicht anerkennen. Den Staat, der es ihnen ermöglicht, gewählt zu werden. Die Partei, die am lautesten schreit, dass sie nicht sagen dürfe, was sie denkt, sagt beständig, was sie denkt, und ihr Kandidat wurde deswegen gewählt – oder trotzdem.

Die Frage ist nur, warum.

Die AfD ist einerseits sichtbar durch allgemeine, inhaltsarme Parolen, die jeder verstehen kann, wie er will: „Deutschland, aber normal“, „Für deutsche Leitkultur“ und „Wir sagen, was ihr denkt“ – oder durch einfach gestrickte allgemeine Forderungen – gegen Zuwanderung, gegen Gendern, aber auch gegen die EU und gegen den Euro.

Aber vielleicht ist das auch vielen an der Wahlurne egal. Die Vermutung liegt nahe, dass ein Teil der hohen Ergebnisse der AfD sich nicht aus Zustimmung zu ihren Inhalten speist, sondern sogenannte Proteststimmen sind – aus Empörung über die „Altparteien“, um es ihnen mal zu zeigen. „Sie haben uns belogen und betrogen, sie nutzen uns aus, und zumindest machen sie alles falsch“, so die Meinung.

Wählt man dann Leute, die keinen wirklichen Plan haben, wie das gehen soll in unserer komplexen Gesellschaft, vielleicht noch nicht einmal ein Interesse? Eine kleine Episode auf kommunaler Ebene: Die AfD hat es nicht vermocht oder für nötig gehalten, ihren Sitz in acht von zehn Kieler Ortsbeiräten zu besetzen, wie die „Kieler Nachrichten“ vermeldeten, und zwar eine ganze Legislaturperiode lang. Dadurch habe sogar manchmal die Beschlussfähigkeit gelitten. Wenn dies nicht geradezu Verachtung des parlamentarischen Systems ist, so doch mindestens Gleichgültigkeit gegenüber gemeinschaftlichen Aufgaben.

Protestwahl ist Schuldzuweisung. Die feiert leider auch in den anderen parlamentarischen Parteien fröhliche Urständ. „Die Ampel ist schuld, dass die AfD zulegt.“ – „Nein, die Opposition hat die öffentliche Meinung zu deren Vorteil angeheizt.“ Die größte Schuldzuweisung aber betreibt die AfD selbst, ja sie scheint überhaupt fast nur aus Schuldzuweisung zu bestehen.

Die Gesellschaft steht vor immensen Herausforderungen. Es genügt, die Stichworte Klimawandel, Energiewende und Verteidigung zu nennen. Es wird Einschränkungen geben und gibt sie schon. So manche müssten freiwillig auf sich genommen werden, um künftig Schlimmeres für alle zu verhindern oder einzudämmen. Manche Einschränkungen werden verordnet werden müssen, weil nicht immer Einsicht obwaltet. Wer da in politischer Verantwortung steht, ist nicht beliebt. Aber er oder sie ist nicht daran schuld.

Wer ist schuld daran, dass die AfD so hohe Wahlergebnisse hat? Allein die, die sie gewählt haben. Sie werden verantworten müssen, was politisch daraus folgt.