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Fleischerzeugung sinkt so stark wie nie

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Rückläufige Viehbestände ließen für 2023 in den EU-Mitgliedstaaten eine sinkende Fleischerzeugung bei Schweinen und Rindern erwarten. Dies wird nun durch aktuelle Daten des Statistischen Amtes der Europäischen Union (Eurostat) bestätigt. Beim Schweinefleisch ist der Produktionsrückgang deutlich stärker als vorhergesagt. Die Fleischerzeugung insgesamt sinkt um fast 9 % und damit so stark wie nie.

Im ersten Halbjahr 2023 standen in der EU 10,6 Millionen Schweine weniger für die Schlachter zur Verfügung. Demnach kamen von Januar bis Juni in den meldepflichtigen Schlachtereien der EU insgesamt 109,2 Millionen Schweine an die Haken; das ist ein Minus von 8,9 % gegenüber dem ersten Halbjahr 2022. Die Schweinefleischerzeugung lag mit 10,3 Mio. t um 971.000 t oder 8,6 % unter dem Vorjahresniveau. Selten zuvor, wenn überhaupt, hat es so einen deutlichen Einbruch gegeben.

Die EU-Kommission war bei ihrer Prognose im Frühjahr für das Gesamtjahr 2023 von einem Produktionsminus von 5 % im Vorjahresvergleich bei Schweinefleisch ausgegangen und blieb im Sommer bei ihrer Einschätzung. Die aktuellen Marktdaten und Berichte aus den Mitgliedstaaten lassen jedoch einen stärkeren Rückgang erwarten. In den Schweinehochburgen Spanien und Deutschland wurden 2,44 beziehungsweise 2,2 Millionen Schweine weniger an die Schlachtstätten geliefert, was gegenüber der ersten Jahreshälfte einem Rückgang von 8,4 % bei den Iberern und 9,2 % im Bundesgebiet entsprach.

Schweineschwund in Dänemark

Besonders stark nahm das Schlachtschweineangebot im Vorjahresvergleich in Dänemark ab, und zwar um 19,1 % auf 7,44 Millionen Tiere; die dortige Schweinefleischerzeugung brach sogar um mehr als ein Fünftel ein. Der Konzern Danish Crown reagierte bereits mit Betriebsschließungen und verkürzten Schichten und muss sehen, wie er den Erzeugern einen auskömmlichen Schlachtschweinepreis zahlt, um nicht noch mehr Tiere zu verlieren.

Im zweistelligen Prozentbereich gesunken sind zudem die Schlachtungen sowie die Fleischerzeugung in Belgien, den Niederlanden, Irland, Lettland und der Slowakei. Nur unterdurchschnittlich rückläufig war im EU-Vergleich die Produktion von Schweinefleisch mit weniger als 5 % in Frankreich, Ungarn, den Niederlanden, Rumänien und Schweden. In keinem EU-Staat wurde mehr Schweinefleisch als in der ersten Jahreshälfte 2022 produziert.

Moderater als bei den Schweinen fiel der Produktionsrückgang bei den Rindern aus. Laut Eurostat wurden in der EU im ersten Halbjahr 2023 knapp 10,8 Millionen Tiere geschlachtet; das waren rund 407.000 Stück oder 3,6 % weniger als in der Vorjahresperiode. Die Rindfleischerzeugung ging dabei um 4,5 % auf 3,14 Mio. t zurück. Auch hier ist der tatsächliche Produktionsrückgang höher als von der EU-Kommission prognostiziert, die für das Gesamtjahr 2023 nur mit einem Minus von 1,6 % rechnet. Ursprünglich war erwartet worden, dass die rückläufigen Rohmilchpreise das Schlachtkuhaufkommen vergrößern. Davon ist bisher jedoch nichts zu spüren: Die Kuhschlachtungen lagen laut Eurostat um 3,7 % unter dem Niveau des ersten Halbjahres 2022; es wurden rund 113.000 Tiere weniger an die Schlachthöfe geliefert. Der Abstand zum Vorjahr hat sich im zweiten Quartal noch vergrößert. Vor allem in Italien, Spanien, Frankreich und Polen wurden in den ersten sechs Monaten weniger Kühe geschlachtet; in Deutschland lag das Aufkommen in etwa auf dem Vorjahresniveau.

Produktionseinbruch in Italien

In den einzelnen EU-Staaten entwickelte sich die Rindfleischerzeugung in der ersten Jahreshälfte 2023 unterschiedlich; mehrheitlich kam es in 17 Ländern gegenüber der entsprechenden Vorjahresperiode zu Produktionseinbußen. Besonders stark fiel das Minus laut Eurostat in Italien mit fast 85.000 t oder 22,6 % auf 290.000 Mio. t aus. Dies trug wesentlich zum Rückgang in der gesamten EU bei. In Spanien, Portugal und Rumänien wurde zwischen 6,7 und 12,6 % weniger Rindfleisch erzeugt. In Frankreich als größtem Produzenten in der Gemeinschaft sank das Aufkommen um 2,9 % auf 662.000 t, während in Deutschland ein Anstieg um 0,9 % auf 481.000 t verzeichnet wurde. Die Niederlande meldeten ein Plus von 3 %, und in Schweden und Finnland stieg die Rindfleischerzeugung um 2,9 beziehungsweise 5 %. age

Brasilien wird größter Maisexporteur der Welt

Was bei den Sojabohnen schon lange der Fall ist, dürfte jetzt beim Mais eintreten: Brasilien wird im laufenden Vermarktungsjahr auch bei der wichtigsten Getreideart zum größten Exporteur der Welt aufsteigen und zieht an den USA vorbei mit einer Ausfuhrmenge von schätzungsweise rund 50 Mio. t aus der Ernte 2022/23. Das hat die staatliche Versorgungsgesellschaft Conab in Brasília prognostiziert. Das bestätigt die Vorhersagen des amerikanischen Landwirtschaftsministeriums (USDA). Wesentlicher Grund für diese Entwicklung ist, dass Brasiliens Gesamtproduktion an Mais auf den neuen Rekord von 131,9 Mio. t zugelegt hat; das sind 16,6 % mehr als im Vorjahr. Die Produktionssteigerung ist auf höhere Hektarerträge im Maisanbau zurückzuführen.

Im Durchschnitt der letzten drei Erntezeiträume sind diese 2022/23 laut Conab-Schätzung gegenüber dem Vorjahr um 13 % auf 59,2 dt/ ha gestiegen. Allerdings wurde auch die Anbaufläche um 3,2 % auf 22,3 Mio ha ausgeweitet. Die dynamische Entwicklung der Maisexporte wird auf bessere Absatzmöglichkeiten der Südamerikaner in China zurückgeführt.

Auch in der Saison 2023/24 soll sich laut USDA-Prognose die Ausfuhrmenge der USA an Mais zwar wieder auf 53 Mio. t steigern; für Brasilien werden aber 59 Mio. t erwartet. Doch sind die USA nach wie vor mit Abstand der weltweit größte Maiserzeuger mit 358,5 Mio. t im Jahr 2022 und 383,8 Mio. t 2023. Brasiliens Maiserzeugung 2023/24 wird bei 129 Mio. t gesehen. age

Produktion von Hackschnitzeln bietet Möglichkeiten

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In den vergangenen Jahren war es in vielfach schwierig, die Waldpflege in den jungen Laubholzbeständen voranzubringen, da die Maßnahmen in der Regel mit Kosten verbunden waren und es vielfach überhaupt schwierig war, geeignete Firmen und Arbeiter dafür zu gewinnen. Durch die positive Preis- und Nachfrageentwicklung nach Hackschnitzeln in Dänemark bietet die dänische Heidegesellschaft jetzt auch in Schleswig-Holstein vielfach positive Deckungsbeiträge bei der Produktion von Hackschnitzeln in jungen Laubholzbeständen.

Der Hacker – angebaut an einen landwirtschaftlichen Schlepper – hackt das Holz von der Gasse in seinen Transportanhänger.
Die Hackschnitzel auf dem Anhänger werden nun in den Container eines Holzrückers umgeladen.
Der Holzrücker lädt nun die Hackschnitzel in den Lkw-Container.

Das in der Försterei Rixdorf, Forstverwaltung Graf von Westphalen, gesehene Verfahren gestaltet sich folgendermaßen: Zunächst werden die Gassen motormanuell in den Bestand eingearbeitet. Die erforderliche Gassenbreite beträgt 4 m. Die Bäume werden alle in eine Richtung gefällt, damit der Schlepper das Holz so problemlos in den Hacker ziehen und weiterbearbeiten kann. Die Hackschnitzel werden durch den Hacker in den an den Schlepper gehängten Anhänger geblasen.

Ist der Anhänger voll, werden die Hackschnitzel auf einen Rückeschlepper mit aufgebautem Container umgeladen. Dieser fährt die Hackschnitzel nun weiter an den Lkw-fähigen Weg und lädt die Masse in einen Lkw-Container um, sodass die Hackschnitzel nun zu einem Lagerplatz, einem Werk oder einem Hafen transportiert werden können.

Nachdem die Feinerschließung des Bestandes hergestellt ist, kann im zweiten Schritt eine Durchforstung durchgeführt werden. Dazu wird dann ein Fällbündler (Harvester mit speziellem Fällaggregat) eingesetzt, der die zu entnehmenden Bäume aus dem Bestand nimmt und mit dem dicken Ende in eine Richtung auf die Gasse legt. So können dann die oben beschriebenen Maschinen noch einmal Hackschnitzel produzieren und für den Transport zur Verfügung stellen.

Hier lauern die tierischen Vektoren

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Vergilbte Blätter, Wuchsdepressionen, Pflanzenverluste – die Symptome und Auswirkungen durch tierische Vektoren übertragener Getreideviren sind vielfältig. Bestenfalls ist der Befall auf wenige Einzelpflanzen beschränkt und hat keine ertraglichen Konsequenzen. Schlimmstenfalls kann ein Umbruch stark betroffener Flächen folgen. In den vergangenen Jahren waren größere wirtschaftliche Schäden eher die Ausnahme und glücklicherweise nur auf wenige Jahre beziehungsweise Einzelflächen beschränkt.

Zu den ökonomisch wichtigsten Getreideviren gehören das Gelbverzwergungsvirus der Gerste (Barley yellow dwarf virus – BYDV) und das Weizenverzwergungsvirus (Wheat dwarf virus – WDV). Zur Ausbreitung und Übertragung sind diese Viren auf tierische Vektoren angewiesen. Bei der Übertragung von Gelbverzwergungsviren nehmen die Getreideblattläuse (zum Beispiel Große Getreideblattlaus) eine herausragende Stellung ein. Überträger des Weizenverzwergungsvirus ist die Zwergzikadenart Psammatettix alienus. Das jährliche Auftreten und die Virusbeladung der Vektoren sind nur schwer vorhersehbar, sie werden von wechselnden Umweltverhältnissen und vielen weiteren Faktoren beeinflusst. Eine Übersicht der Risikofaktoren ist in der Abbildung dargestellt.

Bewertung diesjähriger Risikofaktoren

In diesem Jahr sind die Getreideblattläuse im Sommer- und Wintergetreide etwas auffälliger in Erscheinung getreten. Mit dem abreifenden Getreide zog es geflügelte Exemplare auf andere Wirte. Die Blattlausvermehrung auf den Zwischenwirten, welche vorrangig durch das Auftreten natürlicher Gegenspieler (zum Beispiel Marienkäfer, Schlupfwespen) und die Witterung beeinflusst wird, hat auch einen wesentlichen Einfluss auf die Intensität des Zuflugs in die auflaufenden Wintergetreide im Herbst. Die diesjährige nasskühle Witterungsphase ab der zweiten Julihälfte war zweifelsohne ungünstig für die Blattlausvermehrung. Die hochsommerlichen Temperaturen in der ersten Septemberhälfte können die Blattlausvermehrung wiederum ankurbeln und einen intensiveren Blattlauszuflug in den Herbstmonaten ermöglichen.

Im diesjährigen Hafer und Winterweizen zeigten Einzelpflanzen einen symptomatischen Befall mit Gelbverzwergungsviren, deren Übertragung durch einen frühen Zuflug der Getreideblattläuse in den Frühjahrsmonaten ermöglicht wurde. Geflügelte Blattläuse übertragen das Virus auf andere Wirtspflanzen, auf denen es vermehrt wird und für andere Blattläuse eine Virusquelle darstellt.

Grüne Brücke dient Getreideblattläusen

Vorwiegend Ausfallgetreide, aber auch Zwischenfrüchte (vor allem Rauhafer), Mais und andere Gräser (auch Wildgräser) dienen Getreideblattläusen als wichtige grüne Brücke in den Sommermonaten. Getreidebestände in unmittelbarer Nachbarschaft zu den Sommerwirten haben daher auch ein deutlich höheres Gefährdungspotenzial. Durch die diesjährigen widrigen Witterungsbedingungen zur Erntezeit haben es verhältnismäßig viele Körner nicht in den Korntank geschafft und sind auf dem Feld verblieben.

Die anhaltende Nässe hat eine zügige Keimung und Entwicklung des Ausfallgetreides ermöglicht mit der Folge, dass in diesem Jahr auffällig viel üppig entwickeltes Ausfallgetreide auf den Flächen steht. Durch neue politische Rahmenbedingungen (zum Beispiel Glöz 6 – „Anforderungen an die Mindestbodenbedeckung“ beziehungsweise deren Abweichungen auf schweren Böden und Glöz 8 – „Mindestanteil von nichtproduktiven Flächen und Landschaftselementen an Ackerland“) verbleibt das Ausfallgetreide auch oftmals länger auf dem Acker und bietet den Blattläusen eine ideale grüne Brücke.

Herbstwitterung entscheidend

Eine lang anhaltende warme Herbstwitterung beziehungsweise spätsommerliche Tage mit möglichst viel Zeit bei Temperaturen von über 12 bis 15 °C sind sehr förderlich für die Blattlausvermehrung. Die Nachkommenschaft verbreitet das Virus auf unmittelbar benachbarten Getreidepflanzen (Sekundärinfektionen), und es kommt zu den typischen Virusnestern als Schadsymptom.

Jedes Virusnest ist auf eine im Herbst eingeflogene infizierte Blattlaus zurückzuführen. Je wärmer und länger die Herbstwitterung, desto intensiver ist auch die Vermehrung und damit die Größe der Virusnester. Frühsaaten im September haben daher ein deutlich höheres Gefährdungspotenzial. Je früher der Bestand aufgelaufen ist, desto wahrscheinlicher sind auch eine frühe Besiedlung durch Blattläuse und die Gefahr einer stärkeren Blattlausvermehrung. Des Weiteren kommt es an Waldrändern, Baumreihen, Knicks und in windgeschützten Bereichen häufig zu einer stärkeren Blattlausvermehrung und damit einhergehenden größeren Befallsnestern.

Resistente Sorten in Landessortenversuchen

In den Landessortenversuchen der Wintergerste stehen auch Sorten mit einer Resistenz gegenüber dem Gelbverzwergungsvirus, welche auf die Einkreuzung des Resistenzgens yd2 zurückzuführen ist. Im mehrjährigen Vergleich erzielten die geprüften Sorten ,Sensation‘, ,KWS Exquis‘, ,SU Virtuosa‘ und ,Integral‘ allesamt leicht unterdurchschnittliche Erträge. In deutschlandweiten Versuchen mit stärkerem Befall durch Gelbverzwergungsviren stechen die Sorten wiederum positiv hervor und sind daher in Problemregionen mit regelmäßigem Auftreten von Viruskalamitäten eine ernst zu nehmende Anbauoption.

Durch die diesjährigen widrigen Witterungsbedingungen zur Erntezeit haben es verhältnismäßig viele Körner nicht in den Korntank geschafft und sind auf dem Feld verblieben. Die anhaltende Nässe hat eine zügige Keimung und Entwicklung des Ausfallgetreides ermöglicht mit der Folge, dass in diesem Jahr auffällig viel üppig entwickeltes Ausfallgetreide auf den Flächen steht. Ausfallgetreide dient Getreideblattläusen (Foto li.) und Zikaden (Foto r.) als wichtige grüne Brücke und Virusquelle und sollte daher zeitnah und konsequent beseitigt werden.

Bestandeskontrollen wichtig

Wichtig ist, die Bestände nach dem Auflaufen, spätestens ab dem Zweiblattstadium, regelmäßig an mehreren Stellen zu kontrollieren. Besonders effektiv ist eine Bestandskontrolle an einem sonnigen Tag. Blattläuse sind dann besonders gut auf den Blättern zu erkennen. Sie schimmern durch die Blattfläche hindurch. Zur Ermittlung des Blattlausbesatzes sind an fünf zufällig ausgewählten Stellen im Schlag jeweils zehn Getreidepflanzen auf das Vorhandensein von Blattläusen zu überprüfen.

Es empfiehlt sich, alle Flächen (auch die später aufgelaufenen Saaten) in regelmäßigen Abständen bis zum Vegetationsende zu kontrollieren. Eine Behandlung mit einem zugelassenen Insektizid sollte daher nur erfolgen, wenn ohne große Mühe Blattläuse zu finden sind (Bekämpfungsschwelle Frühsaaten: 10 % mit Blattläusen befallene Pflanzen; Normalsaaten: 20 % befallene Pflanzen), um eine mögliche sekundäre Ausbreitung der Getreideviren im Bestand zu verhindern.

Der Einsatz von Insektiziden

Kommt es bei günstiger Herbstwitterung zu einer Überschreitung der Bekämpfungsschwelle, so stehen für die Vektorenbekämpfung im Herbst weiterhin Insektizide aus der Wirkstoffgruppe der Pyrethroide zur Verfügung. Die Dauerwirkung der Pyrethroide ist, abhängig von der Witterung, auf sechs bis zehn Tage begrenzt. Bei günstigen Zuflugbedingungen für Blattläuse sollte die Behandlung daher keinesfalls zu früh erfolgen.

Des Weiteren steht in der Wintergerste das Präparat Teppeki (Wirkstoff: Flonicamid) zur Verfügung. Die Wirkungsdauer von Teppeki ist länger als die der Pyrethroide. So können auch bei länger anhaltendem Flug der Blattläuse ausreichende Wirkungsgrade erreicht werden. Zur Behandlung sollten die Pflanzen möglichst zwei bis drei Blätter haben.

Bei der Insektizidauswahl sollte auf die entsprechende Indikationszulassung („Blattläuse als Virusvektoren im Herbst“), die Anwendungshäufigkeit und die unterschiedlichen Bienenschutzauflagen geachtet werden. Eine Übersicht der im Herbst im Wintergetreide zugelassenen Insektizide, einschließlich der Auflagen und sonstigen Anwendungsbestimmungen, ist auf der Homepage der Landwirtschaftskammer (www.lksh.de – Ackerbaukulturen – jeweilige Getreidekultur) verfügbar.

Fazit

Eine Prognose der jährlichen Gefährdung der Getreidekulturen durch Virusinfektionen ist nur schwer möglich. Durch einige Besonderheiten im bisherigen Jahresverlauf könnte ein etwas größeres Risiko im Vergleich zu den Vorjahren bestehen. Keinesfalls sollte ein voreiliger prophylaktischer Insektizideinsatz aus Sorge vor möglichen Herbstinfektionen erfolgen. Durch Berücksichtigung vorbeugender Maßnahmen (Beseitigung wichtiger Virusquellen, Anbau toleranter Sorten und Vermeidung zu früher Saattermine) sowie die Durchführung regelmäßiger Bestandeskontrollen können Risiken für wirtschaftliche Schädigungen durch Getreideviren größtenteils ausgeschlossen werden.

Woche der Demenz als erstes Gemeinschaftsprojekt

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Die Stadt Schleswig verfügt über eine vielfältige und lebendige Kulturlandschaft. Doch wie schafft man es, diese auch über bestimmte Zielgruppen hinaus anderen Bevölkerungsgruppen zugänglich zu machen? Mit dieser Frage beschäftigte sich seit Anfang des Jahres das Netzwerk „Werkstattgespräche“, in dem von Museen über Volkshochschule und Jugendzentrum bis hin zu Pflegeleitung der Helios-Kliniken und Seniorenbeirat verschiedene Institutionen der Stadt ihre Ideen einbrachten. Erste Ergebnisse dieser Werkstattgespräche sind nun im Rahmen der Woche der Demenz vom 18. bis 24. September zu erleben.

Neben bekannten Veranstaltungen wie dem monatlichen Treffen im Café Vergiss-mein-nicht gibt es dieses Jahr erstmals auch ein Angebot für Angehörige im Schloss Gottorf beziehungsweise im Got­torfer Globus im Barockgarten des Schlosses. Unter der Überschrift „Fahrt zu den Sternen“ wird Angehörigen etwas angeboten, „das nicht mit dem Thema Demenz zu tun hat, um mal etwas anderes zu sehen und zu erleben sowie einen anderen Input zu bekommen“, so Dr. Mechthild Reußner, Seniorenbeauftragte der Stadt Schleswig.

„Normalerweise erreichen wir vom Schloss Gottorf keine Menschen mit Demenz oder deren Familien, dafür brauchen wir Mittelspersonen, die diese Angebote an entsprechende Personengruppen vermitteln“, erläutert Nicole Gifhorn von der Stiftung Landesmuseen den Hintergrund der Werkstattgespräche. Das Netzwerk biete die Möglichkeit, Verbündete in den Bereichen Kultur und Soziales zu finden, um vorhandene Angebote und Kräfte zu bündeln, mehr multilaterale Kooperationen zu haben „und um unsere Ressourcen besser einzusetzen sowie noch diverser Menschen zu erreichen“, ergänzt Gifhorn. Die Werkstattgespräche seien auf Dauer angelegt, die Woche der Demenz sei dabei das erste Projekt, das aus den beiden diesjährigen Netzwerktreffen umgesetzt werde.

Gottorfer Globus
Fotos: Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen

„Wir reden im Alltag immer von Nachhaltigkeit. Es gibt auch eine soziale Nachhaltigkeit mit dem Ziel, öffentliche Veranstaltungen zu nutzen, um die Werte der Nachhaltigkeit zu transportieren: Zusammenhalt, Partizipation und Achtsamkeit mit unseren Ressourcen. Nicht nur mit finanziellen Ressourcen, sondern auch im Umgang miteinander“, erklärt Nicole Gifhorn.

Man müsse keine Themen suchen, sondern nehme das, was man vor Ort finde. „Wir haben genug Themen in unseren eigenen Reihen durch alle Institutionen hinweg, bei denen wir gemeinsam einen Mehrwert schaffen können“, so Gifhorn.

„Man kann auch sagen: Das Beste ist, dass wir voneinander wissen“, ergänzt Dr. Dörte Beier, Leiterin des Stadtmuseums Schleswig. Auch dort plane man Angebote für Demenzkranke und Angehörige, die aber später im Jahr geplant seien. „Wir besitzen zum Beispiel mit unserem alten Spielzeug Anknüpfungspunkte, womit wir Erinnerungen hervorrufen können. Vieles geschieht über das Haptische und durch Geräusche. Wir haben einen Koffer zusammengestellt, mit dem wir auch in die Einrichtungen gehen können“, so Beier. Mit den Programmpunkten schaffe man ein Bewusstsein für das Thema und verlasse durch die Zusammenarbeit mit anderen Einrichtungen auch einmal den eigenen Kosmos. „Ich finde es wunderbar, dass es solche Projekte gibt.“ 

Info

Das Programm zur Woche der Demenz startet am Sonnabend, 16. September, mit einem Treffen von Erkrankten und Angehörigen im Café Vergiss-mein-nicht um 15 Uhr. Am 17. September findet um 10 Uhr ein Gottesdienst im St. Petri-Dom statt, am 19. September um 10 Uhr begeben sich die Angehörigen im Gottorfer Globus auf eine „Fahrt zu den Sternen“, am 20. September zeigt das Capitol-Kino um 20 Uhr den Film „Still Alice“. Die Band „LiederHerzen“ gibt am 21. September um 15 Uhr ein Konzert für Betroffene und Angehörige im Gemeindehaus Friedenskirche, informative Vorträge über Demenz gibt es am 22. September im Helios-Klinikum um 16 Uhr, sportlich wird es für Angehörige und Erkrankte am 23. September um 15 Uhr beim TSV Schleswig.

Schwarz: Tierhalter brauchen verlässliche Perspektive

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Der Umbau der Tierhaltung bleibt für Schleswig-Holsteins Landwirtschaftsminister Werner Schwarz (CDU) ganz oben auf der agrarpolitischen Agenda in Deutschland. „Ich erwarte, dass die Vorschläge der Borchert-Kommission die maßgebliche Richtschnur für die Weiterentwicklung der Tierhaltung bleiben“, erklärte der Vorsitzende der Agrarministerkonferenz (AMK) im Vorfeld des Herbsttreffens mit seinen Länderkolleginnen und -kollegen nächste Woche in Kiel.

Ziel müsse es sein, den Landwirtinnen und Landwirten Planungssicherheit zu geben und eine verlässliche Perspektive aufzuzeigen. „Gerade kleine und familiengeführte Betriebe gilt es dabei in den Blick zu nehmen“, forderte der CDU-Politiker.

Strukturbrüche vermeiden

Schleswig-Holsteins Landwirtschaftsminister Werner Schwarz ist Vorsitzender der AMK. Foto: jh

Schwarz warnte davor, den Rückgang der Tierhaltung einfach laufen zu lassen: „Der gesellschaftlich gewünschte Umbau der Tierhaltung darf nicht zu weiteren Strukturbrüchen führen.“ Dies hätte nach seiner Einschätzung weitreichende Folgen für die Landwirtschaft und die gesamten ländlichen Räume. Der Minister verwies auf den enormen Veränderungsdruck, der auf den landwirtschaftlichen Betrieben laste. Viele seien bereit, ihre bisherigen Geschäftsmodelle und Produktionsverfahren im Stall und auf dem Feld zu überprüfen und weiterzuentwickeln. Allerdings werde ein Umbau ohne Berücksichtigung der Belange der landwirtschaftlichen Betriebe nicht funktionieren, ist Schwarz überzeugt.

Es gehe darum, gemeinsam den Blick auf die Herausforderungen zu schärfen und über Lösungswege zu diskutieren, die sich in der Tierhaltung, im Ackerbau und auf den Märkten entwickelten. Dies sei in der Borchert-Kommission, der Zukunftskommission Landwirtschaft (ZKL) und in Schleswig-Holstein mit dem Dialogprozess zur Zukunft der Landwirtschaft erfolgt. „Lösungen liegen auf dem Tisch – die Branche erwartet nun, dass die Politik liefert.“

Folgen der GAK-Kürzungen

Kritik äußerte Schwarz erneut an den geplanten Kürzungen der Mittel in der Gemeinschaftsaufgabe Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes (GAK): „Sollten die Kürzungen in Höhe von 293 Millionen Euro im parlamentarischen Verfahren so beschlossen werden, hätte dies massive finanzielle Auswirkungen für die Länder und damit auf die Umsetzung von zahlreichen die ländliche Entwicklung stärkenden agrarstrukturellen und forstlichen Förderprogrammen und Fördermaßnahmen in vielen Bereichen der ländlichen Räume.“ Laut Schwarz wären damit nicht nur die ambitionierten Ausbauziele im Ökolandbau massiv gefährdet, sondern auch die Stärkung der ländlichen Räume insgesamt. Der Minister befürchtet verzögerte Auszahlungen und einen Stopp elementar wichtiger Maßnahmen für die ländlichen Räume. Gefährdet seien auch die Vorhaben des Waldumbaus.

Schließlich bekräftigte Schwarz sein Ziel, frühzeitig Eckpunkte für den Strategieplan 2025 zur Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) festzulegen. Es gehe vor allem darum, das neue Instrument der Ökoregelungen attraktiver zu gestalten und damit Gemeinwohlleistungen innerhalb der GAP zu honorieren. „Wir müssen daher die Ökoregelungen hinsichtlich ihrer Wirksamkeit, ihrer Zielerreichung, ihrer Attraktivität und Umsetzbarkeit erneut überprüfen“, so der Minister. Für ihn ist dabei besonders wichtig, dass es „eine attraktive Ökoregelung für Milchviehbetriebe mit Weidehaltung geben muss“.

Lemke muss liefern

Agrarpolitische Entscheidungen mahnte im Vorfeld der AMK auch der Präsident des Landvolks Niedersachsen, Dr. Holger Hennies, an. „Ob Wolf, Pflanzenschutz oder Herkunftskennzeichnung – geredet wurde viel, gehandelt wenig“, kritisierte Hennies. Der Vizepräsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV) verwies auf die wachsende Ungeduld auf den Betrieben: „Die Land- und Forstwirtschaft wartet auf Antworten.“

Hennies rechnet damit, dass auch der Wolf auf der AMK wieder eine große Rolle spielen wird. Bis Ende September müsse Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) ein Konzept vorlegen, wie ein regionalisiertes Bestandsmanagement aussehen könne. Sie könne Anpassungen am Bundesnaturschutzgesetz auf den Weg bringen. Ziele müssten insbesondere sein, Wolfsentnahmen künftig zeitnah zu ermöglichen und die regionale Verträglichkeit, zum Beispiel für die Deichschäferei, zu berücksichtigen. age

Info zur Demo

Während der AMK, die vom 20. bis 22. September im Kieler Atlantic-Hotel (gegenüber dem Hauptbahnhof) stattfindet, veranstaltet der Bauernverband Schleswig-Holstein (BVSH) eine Demonstration. Die Protestaktion beginnt am Donnerstag, 21. September, um 9.30 Uhr auf dem Platz der Kieler Matrosen am Kieler Hauptbahnhof. Um 10 Uhr ist eine Kundgebung vorgesehen, auf der BVSH-Präsident Klaus-Peter Lucht und Vertreter anderer Verbände ihre Anliegen vortragen. „Landwirtschaft in Schleswig-Holstein, Deutschland und Europa hat nur eine Zukunft, wenn die politischen Rahmenbedingungen stimmen“, erklärt der BVSH-Präsident und ruft zur Teilnahme an der Demonstration auf. 

Einbruch der Schweinehaltung schlägt durch

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Der deutliche Rückgang der Schweinehaltung in Deutschland spiegelt sich in den Zahlen zur Mischfutterherstellung wider. Laut Angaben des Bundesinformationszentrums Landwirtschaft (BZL) wurden von den 276 meldepflichtigen Betrieben im vergangenen Wirtschaftsjahr insgesamt 8,21 Mio. t Schweinemischfutter produziert; das waren rund 817.000 t oder 9,1 % weniger als 2021/22. Insgesamt nahm das Mischfutteraufkommen um gut 977.000 t beziehungsweise 4,3 % ab. Die Zahl der meldepflichtigen Betriebe verringerte sich um fünf.

Die gewerbliche Herstellung von Rindermischfutter wurde ebenfalls zurückgefahren, aber nur marginal. Die Produktion sank hier gegenüber 2021/22 um rund 25.000 t oder 0,4 % auf 6,48 Mio. t. Der nur schwache Rückgang lässt sich laut der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE), bei der die BZL angesiedelt ist, auf die schlechte Grundfutterernte im Jahr 2022 zurückführen. An Mischfutter für Kälber wurden 324.000 t erzeugt, was einer Abnahme um knapp 11.000 t oder 3,2 % entsprach.

Auch das Aufkommen an Geflügelmischfutter war weiter rückläufig: Davon wurden im Wirtschaftsjahr 2022/23 insgesamt rund 6,20 Mio. t hergestellt – ein Rückgang von 161.000 t oder 2,5 %. Im Einzelnen verringerten sich hierbei die Herstellung von Mischfutter für Legehennen um 2,2 % auf 2,28 Mio. t und die für Mastgeflügel um 2,7 % auf 3,93 Mio. t.

Entgegen dem negativen Gesamttrend wuchs die Nachfrage nach Futtermitteln für Pferde. Hiervon setzte die deutsche Mischfutterindustrie fast 268.000 t ab; das waren gut 32.000 t beziehungsweise 13,2 % mehr als 2021/22.

Geringerer Rohstoffbedarf

Für die Herstellung des Mischfutters wurden im vergangenen Wirtschaftsjahr den BZL-Angaben zufolge insgesamt rund 19,2 Mio. t an meldepflichtigen Rohstoffen verarbeitet. Davon entfielen 51,8 % auf Ölkuchen beziehungsweise Ölschrote, Hülsenfrüchte, andere Eingangsstoffe wie Dried Destillers Grains with Solubles sowie Zuckernebenerzeugnisse. Bei knapp der Hälfte der meldepflichtigen Rohstoffe, nämlich 48,2 %, handelte es sich um Getreide. Während 2021/22 noch 11,1 Mio. t Getreide verfüttert wurden, waren es zuletzt nur noch rund 10,5 Mio. t. Bezogen auf die Ernte 2022 waren das 24 %, verglichen mit 26 % im Vorjahr.

Mehrheit im Norden

Mit 163 meldepflichtigen Betrieben lagen im Berichtsjahr die meisten Mischfutterhersteller in der Region Nord, welche die Bundesländer Bremen, Hamburg, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein umfasst. Dort wurden 2022/23 insgesamt 15,72 Mio. t Mischfutter hergestellt, womit die Vorjahresmenge um 4,6 % verfehlt wurde.

Rund 22 % der Betriebe befinden sich in Baden-Württemberg, Bayern, Hessen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland in der Region Süd. Diese schränkten die Mischfuttererzeugung um 2,4 % auf 2,88 Mio. t ein. Der moderatere Rückgang im Vergleich zum Norden ist darauf zurückzuführen, dass Schweinemischfutter im Süden weniger als ein Zehntel des gesamten Futteraufkommens ausmacht, im Norden aber 46 %.

Die 53 Betriebe in der Region Ost produzierten 2022/23 insgesamt 3,09 Mio. t Mischfutter und damit 5,8 % weniger als im Vorjahr. Dabei brach dort die Herstellung von Schweinemischfutter relativ besonders stark ein, und zwar um fast 18 % auf rund 748.000 t. age

„Patient“ Ostsee kurz vor dem Kollaps?

Artenschwund, Vermüllung, Munitionslasten und Eutrophierung – die Herausforderungen beim Schutz der Meere sind komplex. Um über mögliche Lösungen zu diskutieren, luden der schleswig-holsteinische EU-Parlamentarier Rasmus Andresen und die Landtagsabgeordnete Silke Backsen von den Grünen vergangene Woche Sonnabend zum Meeresschutzkongress ins Kieler Landeshaus.

„Wir wollen nicht nur ins Gespräch kommen, sondern in Handlungsoptionen“, präzisierte Andresen. Aus Brüssel gehe der Blick in Sachen Meeresschutzpolitik nicht nur Richtung Mittelmeer, sondern auch Richtung Nord- und Ostsee. Ihm sei ein Anliegen, Menschen zu vernetzen, die jetzt schon im Meeresschutz engagiert seien. Er plädierte dafür, Debatten sachlich zu führen, mahnte aber auch, dass zügig Maßnahmen zum besseren Meeresschutz notwendig seien.

Backsen erläuterte, das insbesondere Nord- und Ostsee stark ge- und benutzt würden. „Wir Schleswig-Holsteiner haben eine große Verantwortung, beide Meere zu schützen“, betonte sie. Dies müsse deutlich stärker und besser als aktuell geschehen. Aus ihrer Sicht kann der Schutz von Meeresökosystemen nur international gelingen. Dennoch müssten auch regionale und nationale Maßnahmen vorangehen. Backsen zeigte sich überzeugt: „Eine starke Wirtschaft kann nur mit einer intakten Natur funktionieren.“

Sebastian Unger, Meeresbeauftragter der Bundesregierung, sprach von einer „globalen Dreifachkrise“, die sich vor allem in den Meeren widerspiegle: Klimakrise, Verschmutzung und Artensterben. „Klimaschutz ist Meeresschutz, weil die Meere einen Großteil der Erwärmung aufnehmen, aber auch die Meere werden wärmer und saurer“, so Unger. Ziel des Naturschutzes sei es, Seegraswiesen in den Meeren zu renaturieren, aber auch Salzwiesen an den Küsten.

„Wir haben 1,6 Millionen Tonnen Altmunition in den Meeren verklappt – davon 300.000 Tonnen in der Ostsee“, unterstrich er die riesige Herausforderung der Munitionsbergung. Die Munition korrodiere. Manche Stoffe fänden sich mittlerweile in den Lebensmitteln, die aus dem Meer kommen. Er erklärte: „Man hat das Thema lange vor sich hergeschoben, weil niemand eine direkte Verantwortung hatte.“ Jetzt soll es mit einem Sofortprogramm der Bundesregierung losgehen. Nach einem Pilotprojekt 2024 solle 2025 die Bergung im größeren Maßstab beginnen.

Unger erläuterte, dass in Deutschland zwar schon mehr als 40 % der Meeresgebiete unter Schutz stünden. Die Gebiete würden aber nicht gut gema­nagt. „Wir brauchen mehr Nullnutzungszonen, mindestens zehn Prozent der gesamten Meeresfläche“, so seine Forderung.

Er erklärte, dass das Umweltministerium das Vorhaben Nationalpark Ostsee unterstütze. Aber es müsse mit den Beteiligten vor Ort funktionieren. Zuletzt kündigte Unger eine Meeresschutzstrategie der Bundesregierung an, die aktuell in der Entwicklung stecke.

Franziska Saalmann, Meeresbiologin und Campaignerin bei Greenpeace, monierte „viel zu viele Nutzungen, die das Meer an den Rand des Kollapses bringen“. Die aktuellen Schutzgebiete schützten nicht. Die Ostsee sei in einem katastrophalen Zustand. Mit einem Nationalpark und zugehörigem Management könnten die Schutzgebiete aus ihrer Sicht ihrem Namen „endlich gerecht werden“. Saalmann warnte, dass sich die Todeszonen durch Nährstoffeinträge ausbreiteten und die Fischbestände kollabierten. „Wir müssen die Nährstoffeinträge mindestens halbieren, sonst ist die Ostsee vielleicht nicht mehr zu retten“, prophezeite die Campaignerin.

Greenpeace fordert, auf 50 % der Schutzgebietsflächen die wirtschaftliche Nutzung komplett zu verbieten und Grundschleppnetze abzuschaffen. Saalmann kritisierte zudem den „überdimensionierten LNG-Ausbau“ und die Pläne für Kohlenstoffspeicherung im Meeresboden.

Etwas moderater waren anschließend die Worte von Schleswig-Holsteins Umweltminister Tobias Goldschmidt (Grüne). Er erklärte: „Wir überprägen nicht nur unsere Kulturlandschaften menschlich, sondern auch unsere Meeresgebiete. Wir müssen unsere Meeresgebiete sich selbst mehr erholen lassen.“ Dass der Mensch der Natur in den Meeren keinen Raum gebe, sei für ihn auch ein ethisches Problem. „Wenn wir unsere Meere komplett nutzen, können wir den Brasilianern nicht abverlangen, dass diese ihren Regenwald schützen“, so Goldschmidt.

Nach seiner Einschätzung ist Umweltschutz auf der abstrakten Ebene sehr beliebt. Im Konkreten werde es aber oft schwierig. Keiner wolle den ersten Schritt machen, dabei müssten die Probleme der Munitionslasten, die Erholung der Fischbestände und die Reduktion der Nährstoffeinträge gleichzeitig angegangene werden.

Mit Blick auf die Pläne zum Nationalpark Ostsee bezeichnete er den Konsultationsprozess als Gesprächsangebot. Dabei seien auch viele Gegenargumente vorgetragen worden. Dennoch zeigte er sich enttäuscht, dass dort teilweise unkonstruktiv und mit Polemik aufgetreten worden sei. 

Rund 70 Personen nahmen am Meeresschutzkongress der Grünen im Kieler Landeshaus teil.
Sebastian Unger
Franziska Saalmann

Siliermittel – Helfer mit großer Wirkung

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In den nächsten Wochen steht die Silomaisernte an, und aufgrund der teilweise knappen Futterressourcen gewinnen die möglichst verlustarme Silierung und Lagerung an Bedeutung. Der Einsatz von Siliermitteln sowie Optimierungen im Ernte- und Silo­management helfen, gute Qualitäten zu erzielen.

Silomais gehört zu den leicht vergärbaren Futterpflanzen, da ausreichend leicht umsetzbare Kohlenhydrate enthalten sind. Je nach Art und Zusammensetzung des natürlichen Besatzes mit Milchsäurebakterien (MSB) ist die Gärung eher milchsäurebetont oder es liegen in der fertigen Silage auch gewisse Mengen Essigsäure vor. Zum Zeitpunkt der Ernte gibt es jedoch keine Kenntnis darüber, welche und wie viele MSB auf den Pflanzen vorhanden sind oder wie potent diese sind. Wer sich also allein auf Mutter Natur verlässt, überlässt das Ergebnis der Silierung dem Zufall und erlebt nach der Siloöffnung vielleicht eine böse Überraschung.

Denn die große Menge leicht umsetzbarer Kohlenhydrate macht Maissilagen anfällig für aeroben Verderb nach der Siloöffnung. Hauptursächlich für den Verderb ist die Stoffwechselaktivität der säuretoleranten Hefen, die Zucker und Milchsäure umsetzen, was mit Wärmebildung, der sogenannten Nacherwärmung, einhergeht. Durch den Milchsäureabbau steigt der pH-Wert der Silage an und andere Schadkeime werden wieder aktiv. Da im Nachhinein, wenn das Kind schon in den Brunnen gefallen ist, keine wirksamen Maßnahmen getroffen werden können, gilt es, mit möglichst geringen Keimgehalten im Erntegut zu starten und die Hefen von Anfang an zu unterdrücken.

Siliermittel verbessern aerobe Stabilität

Eine Möglichkeit, sowohl die Gärung in Richtung der gewünschten Gärqualität zu steuern als auch die Hefen zu hemmen, bietet der Einsatz biologischer Siliermittel, die entweder ausschließlich oder zumindest teilweise heterofermentative MSB enthalten. Bei der Gärung bilden diese neben der Milchsäure auch Essigsäure, welche hemmend auf Hefen wirkt. Je höher die Essigsäurekonzentration ist beziehungsweise je schneller deren Bildung erfolgt, desto größer ist der Effekt. Essigsäuregehalte zwischen 2 und 3 % in der Trockenmasse (TM) sind wünschenswert. Höhere Konzentrationen können die Schmackhaftigkeit der Silagen negativ beeinflussen und je nach Gewöhnungsgrad oder Sensibilität der Milchkühe verringerte Futteraufnahmen zur Folge haben. Die Reaktion der Tiere ist jedoch von Herde zu Herde verschieden, wie die positiven Erfahrungen der vergangenen Jahre am LVG Futterkamp zeigen.

Die Dosiertechnik muss für die einzusetzenden Siliermittel und die auszubringenden Volumina geeignet sein. Bei Mikrodosierern ist die Siliermittellösung hochkonzentriert, und es werden nur geringe Mengen pro Tonne Frischmasse verwendet, deshalb reicht ein kleiner Siliermitteltank aus. Mikrodosierer eignen sich für biologische Siliermittel.

Um sich im Dschungel der verschiedenen Anbieter von Siliermitteln zurechtzufinden und die Auswahl zu erleichtern, bietet das Entscheidungsschema der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) eine gute Unterstützung (siliermittel.­dlg.org/). Das Siliermittel muss zur Situation auf dem Betrieb, insbesondere zur Silogeometrie, zur Lagerdauer und zum Vorschub passen. DLG-geprüfte Siliermittel haben in diversen unabhängig durchgeführten Tests ihre Wirksamkeit bewiesen und werden kontinuierlich überwacht. Derzeit führen insgesamt 50 Mittel von 19 Herstellern das Prüfzeichen, wovon 27 Präparate die aerobe Stabilität der Silagen verbessern (Wirkungsrichtung 2). Der überwiegende Anteil sind biologische Präparate, in denen heterofermentative MSB enthalten sind.

Um den MSB die nötige Zeit zu geben, ausreichend Essigsäure zu bilden, ist eine Lagerdauer von acht Wochen erforderlich, bevor das Silo geöffnet werden kann. Für Betriebe, die aufgrund knapper Futterressourcen gezwungen sind, das Silo schneller zu öffnen, bieten sich Siliermittel an, die zusätzlich für eine frühzeitige Siloöffnung geeignet sind. Seit vergangenem Jahr gibt es auch in diesem Wirkungsbereich DLG-geprüfte Siliermittel.

Besonderheiten chemischer Siliermittel

Mit einer größeren Wirkungssicherheit überzeugen chemische Siliermittel, dabei handelt es sich entweder um organische Säuren, die in gepufferter Form vorliegen können, oder um Salzlösungen. Siliersäuren senken bereits von Beginn an den pH-Wert und hemmen Schadkeime. Bei den Salzlösungen werden aufgrund der natürlichen pH-Wert-Absenkung nach wenigen Tagen aus den Salzen die korrespondierenden organischen Säuren gebildet, zum Beispiel Benzoesäure aus Benzoat oder Propionsäure aus Propionat. Die Säuren hemmen ihrerseits die Schadkeime.

Im Gegensatz zu biologischen Mitteln, die in der Regel eine einheitliche Dosierempfehlung haben, ändert sich die erforderliche Einsatzmenge chemischer Siliermittel mit dem TM-Gehalt. Je nach Produkt können zum Beispiel bis zu 5 l/t Frischmasse nötig sein. Unterdosierungen sind unbedingt zu vermeiden, da sie zu selektiven Hemmungen der potenziell schwächeren Schadkeime und dadurch aufgrund mangelnder Konkurrenz zur Förderung der überlegeneren Keime führen können. So stellt beispielsweise unterdosierte Propionsäure eine zusätzliche Nahrungsquelle für Hefen dar. Insofern sind im Vorfeld der Ernte Absprachen mit dem Lohnunternehmen ratsam, um zu klären, ob die vorhandene Ausbringtechnik für einen höheren Siliermitteldurchsatz geeignet ist.

Der klare Nachteil chemischer Siliermittel liegt in ihrem Preis, zumal aufgrund der höheren Einsatzmengen größere Volumina benötigt werden. Je nach Silogeometrie und Vorgehensweise bei der Befüllung sind Kosteneinsparungen möglich, indem gegebenenfalls nur eine Teilbehandlung des oberen Silodrittels vorgenommen wird. Diese Möglichkeit besteht beispielsweise bei Siloanlagen mit Wänden, durch die die Erntewagen zum Abladen hindurchfahren.

Mit dem Ziel, hohe Verdichtungen durch gute Walzarbeit zu erreichen, steuert der Walzschlepper die Häckselkette. Da kann es auch schon mal zum Stau vor dem Silo kommen. Verglichen mit den Kosten, die aerober Verderb der Silage verursacht, sind die Stillstandszeiten des Feldhäckslers zu verschmerzen.

Walzschlepper steuert die Erntekette

Da die Verdichtung im Silo nach Siloöffnung die Eindringtiefe der Luft bestimmt, ist auf die Walzarbeit ein besonders großes Augenmerk zu legen. Geringe Häcksellängen von maximal 10 mm, dünne Schichten von maximal 20 cm, hohe Walzgewichte (Bergeleistung in t FM je Stunde geteilt durch 4) und geringe Geschwindigkeiten (4 bis 6 km/h) tragen dazu bei. Da jede Schicht nach Möglichkeit drei- bis viermal zu überfahren ist, kann es sinnvoll sein, mit zwei oder mehr Walzfahrzeugen parallel zu arbeiten, sofern die Silobreite das zulässt. Wenn Parallelbetrieb oder auch das parallele Befüllen mehrerer Silos nicht möglich ist, bleibt als einzige Lösung die Verringerung der Bergeleistung oder aber ein Stau vorm Silo.

Optimierungen im Ernte- und Silomanagement

Auf größeren Milchvieh- oder Biogasbetrieben dauert die Silomaisernte oft mehrere Tage. Häufig wird auf ein Zwischenabdecken bei Befüllpausen verzichtet, um den damit verbundenen Arbeitsaufwand zu sparen. Das kann jedoch fatale Folgen haben, wie verschiedene wissenschaftliche Untersuchungen und Praxiserfahrungen zeigen. In den Schichten, die über längere Zeit der Luft ausgesetzt sind, kommt es zu einer exponentiellen Vermehrung von Hefen und anderen aeroben Keimen. Das heißt, der Keimdruck, mit dem diese Schichten in den Silierprozess starten, ist deutlich erhöht.

Im geschlossenen Silo, also unter anaeroben Bedingungen, führt die Aktivität der Hefen zu alkoholischer Gärung und damit einerseits zu einer Abnahme des Futterwerts, andererseits entstehen dadurch massive Trockenmasseverluste. Neben Alkoholen können auch andere flüchtige organische Verbindungen, zum Beispiel Ester, gebildet werden, deren Auswirkungen auf die Futteraufnahme und die Tiergesundheit bislang nur ungenügend untersucht sind.

Insofern ist es von essenzieller Bedeutung für die spätere Silagequalität, bei Befüllpausen eine Zwischenabdeckung zumindest aus Unterziehfolie zu installieren, um die unerwünschte Vermehrung von Mikroorganismen zu unterbinden.

Ein weiterer qualitätsbestimmender Faktor ist die gasdichte Abdeckung, die über die gesamte Lagerdauer aufrechtzuerhalten ist. Diese besteht entweder aus einer Kombination aus dünner Unterziehfolie (Saugfolie) und dickerer Silofolie (aus PE) oder aber aus einer flexibleren, mehrlagigen Sauerstoffbarrierefolie. Wenn das Silo über Wände verfügt, ist darüber hinaus eine Wandfolie erforderlich. Vom alleinigen Verwenden normaler PE-Silofolie ist unbedingt abzuraten, da sich diese nur schlecht an die Unebenheiten der Silooberfläche anschmiegt. Darüber hinaus weisen selbst DLG-geprüfte PE-Silofolien eine gewisse Durchlässigkeit für Sauerstoff von bis zu 250 cm³/m² am Tag auf, was durchaus ausreichend sein kann, um Hefen und Schimmelpilze während der Lagerperiode am Leben zu erhalten. In der Folge ist das Nach­erwärmungsrisiko erhöht.

Am LAZBW in Aulendorf (Baden-Württemberg) wird auf Reifen als Beschwerungsmaterial verzichtet. Stattdessen drücken Querbarrieren in Abständen von 5 m aus sich überlappenden Kiessäcken die Silofolien auf das Erntegut. Bei Silos mit steilen Flanken können die Kiessäcke mittels Einschieben in spezielle Schläuche oder Einhängen in Gurte am Abrutschen gehindert werden.

Kiessäcke statt Reifen als Beschwerung

Die Folien werden um das ganze Silo herum mit sich dachziegelartig überlappenden Kiessäcken beschwert. Zur Vermeidung von Schäden durch Vögel dienen Nicosilnetze oder Vliesbahnen. Um die Folie fest auf das Erntegut zu drücken, eignen sich Kiessäcke am besten, die in Abständen von 5 m als durchgängige Querriegel über das Silo verlegt werden. Um ein Verrutschen an den Flanken zu verhindern, können sie mittels Einhängen in Gurte oder Einschieben in Nicosilschläuche einfach und sicher positioniert werden.

Reifen oder Reifenscheiben sind zwar günstig und auf jedem Betrieb in größeren Mengen vorhanden, eignen sich aber nicht als Beschwerungsmaterial. Einerseits werden alte Reifen brüchig, wodurch Metalldrähte zum Vorschein kommen, andererseits präferieren Nager die Reifen als Nistplätze. Sowohl die Drähte als auch die Nager sowie jagende Katzen können die Folie beschädigen. Hinzu kommt das sehr arbeitsaufwendige Verlegen der Reifen auf Stoß, um damit eine ähnliche Wirkung wie mit Kiessäcken zu erzielen.

Nach der Siloöffnung tragen ein hoher Vorschub, ein daran angepasstes maßvolles Aufdecken mehrmals pro Woche, eine nicht auflockernde Entnahmetechnik und die Schaffung durchgängiger Querbarrieren auf der Folie an der Anschnittkante zur Vermeidung von aerobem Verderb bei.

Fazit

Mit dem Einsatz des richtigen Siliermittels lassen sich Schadkeime wie Hefen oder Schimmelpilze während der Silierung wirksam unterdrücken. Jedoch handelt es sich nicht um Wundermittel, Fehler im Ernte- und Silomanagement lassen sich auch damit nur bedingt ausgleichen.

Gesundheit und Hygiene sind Voraussetzungen

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Auf einigen Betrieben ist es schon gängige Praxis, andere haben noch Bedenken. Die Rede ist vom selektiven Trockenstellen, also dem Verzichten auf das antibiotische Trockenstellen eutergesunder Kühe. Der prophylaktische Einsatz von Antibiotika ist zudem durch die EU-Tierarzneimittelverordnung aus dem Jahr 2022 untersagt. Welche Herausforderungen das selektive Trockenstellen mit sich bringt und für welche Betriebe es sich besonders eignet, soll im Folgenden aufgezeigt werden.

Eine Grundvoraussetzung für das selektive Trockenstellen ist eine gute Eutergesundheit des Milchviehbestandes. Die Herdenzellzahl sollte in den vorigen drei Milchleistungsprüfungen unter 200.000 Zellen je Milliliter Milch gelegen haben. Betriebe, die diese Herdenzellzahl noch überschreiten, sollten den Fokus zunächst auf die Verbesserung der allgemeinen Eutergesundheit legen, bevor mit dem selektiven Trockenstellen begonnen wird.

Ist dieses Kriterium erfüllt, sollte die Art des Trockenstellens tierindividuell entschieden werden. Grundsätzlich ist es empfehlenswert, von jeder Kuh zwei bis drei Wochen vor dem Trockenstelltermin Viertelgemelksproben zu nehmen und untersuchen zu lassen. So kann gegebenenfalls jedes Viertel individuell behandelt werden. Werden nur bei einem Viertel eine erhöhte Zellzahl und ein Mastitiserreger nachgewiesen, bietet es sich an, lediglich dieses Viertel mit einem antibiotischen Trockensteller zu behandeln und bei den übrigen Vierteln nur einen Zitzenversiegler einzusetzen.

Da zwischen der Probennahme und dem Trockenstellen einige Wochen liegen, kann sich ein zusätzlicher Schalmtest unmittelbar vor dem Trockenstellen als ergänzende Information über die Eutergesundheit anbieten. So lässt sich zum Beispiel absichern, dass in der Zwischenzeit kein anderes Viertel infiziert wurde.

Das beschriebene Vorgehen ist mit einem gewissen Mehraufwand, sorgfältiger Planung und anfallenden Untersuchungskosten verbunden. Daher wird oft anhand der Zellzahldaten und mittels Schalmtest entschieden, welche Kuh mit und welche ohne Antibiotikum trockengestellt wird. Die Richtwerte hier sind betriebsindividuell mit dem betreuenden Tierarzt abzuklären, der den Kühen die entsprechenden Medikamente auch verschreibt. Ein gängiger Richtwert ist eine Zahl von 100.000 Zellen je Milliliter Milch in den drei Milchkontrollen vor dem Trockenstellen. Außerdem sollte darauf geachtet werden, ob die Kuh in der Laktation an einer Mastitis erkrankt war.

Ist der Schalmtest unauffällig, kann auf einen antibiotischen Trockensteller verzichtet werden.

Die Kühe, die unter dem festgelegten Richtwert liegen und die Laktation über eutergesund waren, sollten unmittelbar vor dem Trockenstellen noch einmal mittels Schalmtest überprüft werden. Ist dieser unauffällig, erfolgt das Trockenstellen ohne antibiotischen Injektor. Ein Zitzenversiegler ist jedoch empfehlenswert. Wichtig ist bei der Applikation in jedem Fall, dass sauber und nach Gebrauchsanweisung gearbeitet wird, um den direkten Eintrag von Keimen in das Euter zu minimieren.

Können die Kühe den Richtwert nicht einhalten oder fielen in der Laktation durch eine oder mehrere Eutererkrankungen auf, können diese Kühe zusätzlich zum Zitzenversiegler einen antibiotischen Trockensteller verabreicht bekommen. Die Wahl des Präparats sollte mit dem Tierarzt abgestimmt werden und sich am Leitkeim des Betriebes oder, falls vorliegend, am Ergebnis des Erregernachweises durch Viertelgemelksproben orientieren.

Durch das selektive Trockenstellen wird zum einen die gesetzliche Vorgabe eingehalten, die Tiere nicht prophylaktisch mit einem Antibiotikum zu behandeln, da hier ein Schema gemeinsam mit dem Hoftierarzt erarbeitet wurde. Zum anderen können die Medikamentenkosten des Betriebes gesenkt werden.

Hygiene in Trockenstehphase

Einige Landwirte haben berechtigte Zweifel, ob es nicht ohne den antibiotischen Schutz während der Trockenstehzeit zu Infektionen kommt und die Neuinfektionsrate ansteigt. Um dies zu vermeiden, ist auf eine hygienische Unterbringung der Trockensteher zu achten. Für die erste Trockenstehphase empfiehlt sich die Unterbringung im Boxenlaufstall. Im Vergleich zu Strohboxen kommen die Euter hier weniger stark mit verschmutzter Einstreu in Kontakt. Voraussetzung hier sind jedoch tägliches Reinigen und Nachstreuen der Liegeboxen. Ein niedriger Keimgehalt in der Umgebung hilft dabei, Neuinfektionen zu verringern.

Bei der täglichen Boxenpflege kann außerdem gut beobachtet werden, ob sich die Euter der frisch trockengestellten Kühe wie gewünscht zurückbilden oder ob ein Viertel womöglich Mastitis­symptome zeigt. Aus hygienischer Sicht kann auch die Weide eine gute Haltungsform während der ersten Trockensteherphase darstellen. Aufgrund des großen Platzangebotes liegen die Tiere sehr selten im Kot, und auch die gesteigerte Bewegung bringt gesundheitliche Vorteile.

Ausreichend Platz anbieten

Während der zweiten Trockenstehphase werden die Kühe angefüttert, auf die Kalbung vorbereitet und zumeist in Strohboxen gehalten. Optimal ist dabei ein Platzangebot von 15 m2 pro Kuh. So ist ausreichend Platz pro Kuh vorhanden, und die Bucht verschmutzt langsamer. Damit die Liegefläche sauber bleibt, sollte eine Strohmenge von etwa 10 kg pro Kuh und Tag eingehalten werden.

Ein weiterer wichtiger Punkt für gesunde Trockensteher ist die Vermeidung von Stress. Aus diesem Grund sollte bei der Haltung auf maximalen Kuhkomfort Wert gelegt werden. Bei der Laufstallhaltung von Trockenstehern sollte das Stallabteil daher zu maximal 90 % belegt werden. Je geringer die Belegdichte, desto besser. Auf diese Weise kommt es seltener zu Konkurrenzsituationen zwischen den Kühen, was Auseinandersetzungen vorbeugt.

Zusätzlich ist zu beachten, dass Trockensteher eine größere Körpermasse als laktierende Kühe aufweisen. Daher benötigen sie Liegeboxen, die an Trockensteher angepasst sind. Aufgrund des erhöhten Körpergewichtes sollte auch auf eine besonders weiche Liegefläche geachtet werden, um weniger Druck auf die Gelenke auszuüben. Am Futtertisch sollte eine Fressplatzbreite von mindestens 75 cm, besser 80 cm eingehalten werden.

Viel Platz, frische Luft und ausreichend saubere Einstreu sorgen für ­optimalen Kuhkomfort und gesunde Trockensteher.

Hitzestress bei den laktierenden Kühen ist in aller Munde. Jedoch sollte darauf geachtet werden, dass auch die Trockensteher an warmen Sommertagen ausreichend abgekühlt werden. Wie bei den Laktierenden hat der Hitzestress bei den trockenen Kühen ebenfalls negative Auswirkungen auf die Eutergesundheit. Besonders bei der Weidehaltung von Trockenstehern ist auf geeigneten Hitzeschutz zu achten, damit die Tiere nicht in der prallen Sonne stehen oder sich dicht in dem Schatten eines Baumes drängen.

Fazit

Das selektive Trockenstellen führt nicht per se zu einer Verschlechterung der Eutergesundheit. Vielmehr ist es eine geeignete Methode, Medikamentenkosten einzusparen und Antibiotikaresistenzen vorzubeugen. Wichtig ist es jedoch, sich genau mit den Kühen auseinanderzusetzen und tierindividuelle Entscheidungen zu treffen. Außerdem ist eine hygienische und komfortable Unterbringung der Trockensteher von großer Bedeutung, um die Neuinfektionsrate auf niedrigem Niveau zu halten.

Verlängerung des Transitabkommens steht im Raum

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Innerhalb der EU gab es für ausgewählte Länder in den vergangenen Monaten Einfuhrbeschränkungen für ukrainischen Weizen, Mais, Raps und Sonnenblumenkerne. Der Transit durch die fünf Nachbarländern der Ukraine (Bulgarien, Ungarn, Polen, Rumänien, Slowakei) war möglich, der Import als solcher jedoch nicht. Die Länder hatten sich für diese Regelung eingesetzt, da die Getreidepreise im Land, und eben auch für die heimische Ware, sehr stark gefallen waren. Hintergrund war, dass die Zölle und Mengenbeschränkungen für Importgetreide aus der Ukraine nach dem Beginn des Krieges ausgesetzt wurden. Die Einfuhrmengen aus der Ukraine in den entsprechenden Nachbarländern stiegen parallel an.

Doch nun droht die Transitlösung der EU auszulaufen. Freitag, 15. September, ist das entscheidende Datum. In der vergangenen Woche hat die EU-Kommission keine Entscheidung getroffen und diese vertagt. Es kam weder zu einem klaren Ja noch zu einem klaren Nein. Anfang der Woche herrscht Ungewissheit. Mithilfe einer Koordinierungsgruppe – dabei Vertreter der fünf betroffenen Länder sowie der Ukraine – soll eine Lösung gefunden werden, mit der möglichst alle zufrieden sein werden.

Für und Wider

Der Ausbau der Exportkapazitäten über das Donaudelta und den Hafen Konstanza in Rumänien soll laut dem EU-Handelskommissar Valdis Dombrovskis weiter unterstützt werden. Dies würde Getreide für den Weltmarkt bedeuten. Wünschenswert wäre Dombrovskis‘ Meinung nach eine monatliche Ausfuhrmenge von 4 Mio. t ukrainischem Getreide über das Donaudelta. Er ist überzeugt, dass dieses Ziel bis Jahresende erreicht wird. Die EU sieht darin den Vorteil, dass die großen Getreidemengen nicht in Polen oder Ungarn ankommen und damit Einfuhrbeschränkungen vermieden werden könnten.

Mindestens Polen und Ungarn denken über eine nationale Strategie nach, mit der Importe verboten würden, käme es nicht zu einer Anschlusslösung.

Dem gegenüber stehen die Interessen der Ukraine. Sie verhehlt nicht, dass eine Klage vor der Welthandelsorganisation (WTO) ein nächster Schritt sein könnte, blieben die EU-Märkte nicht geöffnet. Sie ist also gegen eine Fortführung der Transitlösung.

EU-Agrarkommissar hat seine Meinung

Als sehr aufwendige Möglichkeit wird vom EU-Agrarkommissar Janusz Wojciechowski die Verschiffung von Getreide aus der Ukraine über baltische, polnische sowie deutsche Ost- und Nordseehäfen gesehen. Wojciechowski ist Pole und unterstützt die Verlängerung des Lieferverbotes, sprich der Transitlösung in den fünf Ländern. Er erwägt zudem eine finanzielle Unterstützung seitens der EU. So könnten ukrainische Händler 30 €/t Getreide bekommen, um die höheren Kosten auszugleichen, die beim Getreideexport in die klassischen Importländer Afrikas und Asiens entstehen. Die ukrainischen Drittlandsexporte könnten sich auf etwa 20 Mio. t Getreide belaufen. Die Belastung für den EU-Haushalt würde sich auf rund 600 Mio. € summieren. Man könnte dies Transportsubventionen nennen, die im EU-Haushalt so natürlich nicht eingeplant sind. Die Brisanz des Themas wird deutlich, wenn man eine weitere Option betrachtet: Eine wahrscheinlich doppelt so teure Maßnahme wäre der Aufkauf von ukrainischem Getreide durch die EU. Auch diese Option wurde von der EU-Kommission in Erwägung gezogen. Das aufgekaufte Getreide könnte den Bedürftigen in Drittländern zugutekommen oder für das Welternährungsprogramm der UN genutzt werden. Es bleibt abzuwarten, welche Entscheidung die Koordinierungsgruppe befürwortet und welche Entscheidung die EU-Kommission treffen wird. Klar ist: Wenn ukrainische Seehäfen weiterhin durch Russland blockiert werden, sind die Exporte von ukrainischem Getreide mit einem extrem hohen Aufwand verbunden. Kommt es zu keiner weiteren Verlängerung der Transitlösung, werden aller Voraussicht nach ab dem 16. September die Einfuhrmengen in den entsprechenden fünf Ländern wieder deutlich steigen und die Preise dürften unter Druck geraten.