Elitereitpferdeauktion, Sattelkörung, Kurzveranlagungsprüfung und Sporttest für Hengste – das waren die Veranstaltungshighlights des Holsteiner Herbst-Events. Pferdefachleute, Züchter, Ausbilder, Reiter, Aussteller und Auktionskunden aus aller Welt trafen sich unter dem Motto „Holstein meets Italy“ in der Fritz-Thiedemann-Halle in Elmshorn.
„Insbesondere der Andrang zur Hengstleistungsprüfungen war derart enorm, dass eine Warteliste geführt und schließlich sogar die zugelassene Teilnehmerzahl von der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) angehoben wurde“, freute sich Zuchtleiter Stephan Haarhoff über die positive Resonanz auf die zweite Auflage des Holsteiner Herbst-Events.
Los ging es am Freitagmorgen. Für die 36 zum Sporttest angemeldeten Hengste stand zunächst das Training auf dem Plan, es folgten die Pflastermusterung der Sattelkörungshengste sowie das Freispringen beziehungsweise Parcoursspringen der Kurzveranlagungsprüfung (Kurz-VA). Am späten Nachmittag wurden noch einmal die Auktionskandidaten vorgestellt, bevor sich alle zum Holsteiner Abend trafen.
Der Sonnabend brachte dann die Entscheidungen. Für die drei-, vier- und fünfjährigen Hengste der Kurz-VA stand noch der Fremdreitertest an, bevor es an die Rangierung ging. Den besten Test legte Braeden von Balou du Rouet-Quevee Prestige aus der Zucht von Gerhard Ohlsen von der nordfriesischen Insel Föhr ab.
Dreimal 9,0 für Braeden
Mit einer gewichteten springbetonten Endnote von 8,66 setzte sich der im Februar dieses Jahres in Neumünster gekörte und verauktionierte Dreijährige an die Spitze. Angemeldet wurde Braeden von Torsten Petith aus Hessen. Für gleich drei Eigenschaften erhielt der Hengst unter dem Sattel von Sarah Pröpper eine 9,0: die Springanlage, die Rittigkeit und die Leistungsbereitschaft. In der Altersklasse der Vierjährigen stach ein noch namenloser Hengst von Viscerado-Stakkato als Prüfungsbester hervor. Der Hannoveraner wurde vom Landgestüt Celle nach Elmshorn geschickt und von Christopher Dittmann vorgestellt. Mit einer gewichteten springbetonten Endnote von 8,69 reiste der Schimmel zurück ins Landgestüt Celle. Auch der Sieger der Fünfjährigen ist ein Landbeschäler, und zwar aus Warendorf. Charmeur Blanc von Cornado I-Chin Champ erhielt unter dem Sattel von Philipp Winkelhaus eine springbetonte gewichtete Endnote von 8,62.
Nach den Kandidaten des Sporttests folgten der Schrittring und die Körentscheidungen für die Hengste der Sattelkörung. Hierfür waren sieben Hengste nach Elmshorn gebracht worden.
Drei Hengste zugelassen
Die Körkommission, bestehend aus Stephan Haarhoff, Christian Thoroe und Matthias Wittke, erteilte nach der Pflastermusterung, dem Freispringen und der Beurteilung unter dem Sattel drei Hengsten die Zuchtzulassung.
Einer von ihnen war der dreijährige I’m Extra EB von I’m Special de Muze-Colman, der mit einer gewichteten springbetonten Endnote von 8,50 auch in der Kurz-VA von sich zu überzeugen wusste. „Wir haben hier einen Hengst mit viel Abdruck, maskuliner Typausprägung und in herrlicher dunkler Jacke gesehen“, beschrieb Stephan Haarhoff den Hengst aus dem erfolgreichen Holsteiner Stutenstamm 6786.
„Natürlich bin ich stolz, dass mir das gelungen ist“, freute sich seine Züchterin Evi Bengtsson aus Itzehoe, Kreis Steinburg. Sie schränkte ein: „Allerdings gebührt dieser Zuchterfolg eigentlich Peter Kröger.“ Er habe den Mutterstamm lange gepflegt und selektiert. Evi Bengtsson kaufte Elika, die Mutter von I’m Extra EB, damals als Fohlen von dem Züchter aus Elpersbüttel, Kreis Dithmarschen. „Elika ist die Vollschwester zu meinem Erfolgspferd Ulika“, erklärte Bengtsson.
„Extra“, wie sie den Hengst nennt, sei schon als Fohlen sehr auffällig gewesen. „Er war sensibel, aber freundlich“, berichtete sie. Heute gebe er ihr ein tolles Reitgefühl. Er sei elastisch, rittig und sehr leistungsbereit und mutig, wie es für diese Familie typisch sei. „Ich freue mich schon darauf, ihn in der kommenden Turniersaison vorstellen zu dürfen, denn voraussichtlich bleibt er bei uns im Stall“, verriet Evi Bengtsson. Sobald er seinen Sporttest abgelegt hat, soll der Hengst auch züchterisch zur Verfügung stehen.
Ebenfalls gekört wurde der vierjährige Crackeur von Crack-Cassini II. Dem typvoll aufgemachten Schimmel aus dem Stamm 2978 bescheinigte Haarhoff eine sehr gute Oberlinie und eine herausragende Hinterhandtechnik. Crackeur stammt aus der Zucht von Hanno Lorenzen aus Rantrum, Kreis Nordfriesland. Mit einem positiven Körurteil versah die Kommission zudem den vierjährigen Bombastic von Baloubet du Rouet-Connor (Stamm 741). Der groß gewachsene Hengst aus der Zucht der Witt Pferdezucht GbR aus Wellinghusen, Kreis Dithmarschen, kann ein hervorragendes Pedigree vorweisen und überzeugte mit viel Vermögen und Sportlichkeit.
Sportliche Preisspitze
Am frühen Abend betrat dann Auktionator Hendrik Schulze-Rückamp das Pult für die Elitereitpferdeauktion im Hybridformat. Auktionsleiter Felix Flinzer hatte angekündigt: „Ob man ein bereits turniererprobtes und platziertes Pferd zum Losreiten und Schleifensammeln sucht oder seinen zukünftigen Champion selbst ausbilden möchte – die Elitekollektion hält den passenden Kandidaten bereit.“ Mit seinem Team hatte er 30 Pferde ausgewählt.
Bereits im Vorfeld hatte der vierjährige Nightwish von Nixon van het Meulenhof-Uriko große Begehrlichkeit geweckt. Mit dem Zuschlag bei 125.000 € wurde er zur Preisspitze. Der vermögende Wallach aus der Zucht des Holsteiner Verbandes ist künftig am Deutschen Olympiade-Komitee für Reiterei (DOKR) in Warendorf zu Hause. „Ich freue mich sehr, dass diesem hochtalentierten Pferd somit alle Möglichkeiten gegeben werden, eine erfolgreiche Karriere im Topsport einzuschlagen“, so Flinzer. Nightwishs Mutter stellte unter anderem den Verbandshengst Zuccarello von Zuccero. Sie ist die Halbschwester von Crunch von Clarimo (Rolf-Göran Bengtsson) sowie Dito von Diarado (Denis Lynch).
Zweitteuerste Offerte wurde die United Way-Diarado-Tochter Maybe M, für die die Züchtergemeinschaft Meyn-Winder aus Bimöhlen, Kreis Segeberg, verantwortlich zeichnet. Langjährige Kunden aus Italien legten 72.000 € für die bereits turniererprobte Stute an, aus deren direkter Mutterlinie Jérôme Guerys Olympiaheld Quel Homme de Hus von Quidam de Revel hervorging.
Für 63.000 € wurde die Schimmelstute Miss Colman von Colman-Graf Grannus zugeschlagen. Die Stute aus der Zucht von August Stucke aus Hodorf, Kreis Steinburg, ist bereits in Springen bis 1,30 m platziert und wird künftig ihre neue Besitzerin aus Amerika glücklich machen.
Kunden aus aller Welt
Ganze 57.000 € war Cornelius von Cascadello I-Catoki seinen neuen Besitzern wert. Er kommt aus einer legendären Holsteiner Familie: Der Fünfjährige geht auf die Olympiasiegerin Fein Cera von Landadel (Peter Wylde/USA) zurück und ist schon in Springpferdeprüfungen bis 1,20 m siegreich. Gezogen wurde Cornelius von Bettina Friemel aus Niedersachsen. Für 50.500 € schlug Auktionator Hendrik Schulze-Rückamp Kai von Kannan-Carpaccio in kolumbianischen Besitz zu. Er stammt aus der Zucht von Norbert Nowak aus Niedersachsen und hat sich bereits für die Bundeschampionate qualifiziert.
Die Auktion wurde mit einem Durchschnittspreis von rund 40.000 € beendet. „Kunden aus der ganzen Welt haben sich einmal mehr wertvolle Holsteiner Genetik gesichert. Neukunden aus Berlin beziehungsweise Mallorca haben allein schon drei Talente für Garau Sport Horses ersteigert“, berichtete Flinzer. Eine After Auction Party im Foyer der Fritz-Thiedemann-Halle rundete das Holsteiner Herbst-Event ab, das in diesem Jahr ganz dem mediterranen Ambiente mit italienischer Musik und Kulinarik gewidmet war. pm