Das Jahr 2023 war erneut ein Jahr mit außergewöhnlichen Entwicklungen. Durch den russischen Angriffskrieg im Jahr 2022 kam es zu einer international engen Versorgungslage mit Nahrungsmitteln und Energie. Die sorgte für große Preisaufschläge in vielen Bereichen. Der folgende Artikel gibt einen Überblick.
Ab dem Jahreswechsel 2022/2023 beruhigten sich die Märkte. Die Kurse, vor allem für Ackerfrüchte, Milch- und Schlachtrinder, gaben wieder nach. Die Notierungen für Schlachtschweine stiegen dagegen im Jahr 2023 deutlich an, da die Schweinebestände zurückgegangen sind.
Im Wirtschaftsjahr 2022/2023 zeigen die landwirtschaftlichen Betriebe, die die Krisen der vergangenen Jahre überstanden haben einen deutlichen Anstieg des Einkommens. Nach Auswertung der Zahlen des Testbetriebsnetzes (TBN) in Schleswig-Holstein betrifft dies alle Betriebstypen. Im Mittel erhöhte sich der Gewinn um 30 % auf 127.440 €/Betrieb.
Schwierige Erntebedingungen
Die Ackerbaubetriebe blicken auf ein sehr herausforderndes Jahr zurück. Während es in der Wachstumsphase des Getreides zu trocken war, setzte mit dem Erntebeginn der Regen ein. Die Erträge lagen zum Teil deutlich unter dem Mittelwert der Vorjahre. Der Weizen konnte meist nur in Futterqualität geerntet werden. Es sind hohe Trocknungskosten angefallen. Ab Oktober hatte sich die Lage nochmals zugespitzt. Sturm und Regen machten die Felder unbefahrbar. Die Ernte von Silomais und Zuckerrüben war aufgrund der nassen Böden sehr schwierig. Viele Rübenbestände konnten bis Dezember nicht gerodet werden. Durch den Wintereinbruch verschärfte sich die Lage dann nochmals.
Die Erlöse für Getreide und Raps haben im Jahr 2023 wieder nachgegeben und lagen unter den Rekordmarken des Vorjahres. Dabei zeigt sich weltweit eine eher angespannte Versorgungslage. Die Lagerbestände gehen weltweit zurück. Dennoch haben die Getreidekurse auch Ende des Jahres 2023 wenig Spielraum nach oben. Derzeit sorgen günstige Exporte aus Russland, aber auch aus der Ukraine für Druck auf die Märkte mit pflanzlichen Erzeugnissen. Auch für das Jahr 2024 wird mit hohen Preisschwankungen auf den Märkten gerechnet. Experten sehen im Mittel ein erhöhtes Preisniveau. Nach einer Prognose der EU-Kommission sieht man für die nächsten Jahre eine leicht ansteigende Preisentwicklung. Nicht nur Angebot und Nachfrage, sondern auch Ereignisse wie Kriege, Unwetter und auch die Entwicklung der Energiemärkte können zu starken Preisausschlägen führen.
Die Entwicklung der Gewinne der TBN-Ackerbaubetriebe im Jahresabschluss 2022/2023 waren jedoch noch von den guten Erträgen und den hohen Erlösen des Erntejahres 2022 geprägt. Obwohl hier auch schon gestiegene Preise für Betriebsmittel gezahlt werden mussten, stieg der Gewinn um 20 % auf 87.100 €/Betrieb.
Hohe Schlachtschweinepreise
Nach einer langen Phase mit einer ruinösen Erlössituation brachte das Jahr 2023 endlich wieder kostendeckende Preise für die schweinehaltenden Betriebe. Im Gegensatz zum übrigen Bundesgebiet ist der Schweinebestand in Schleswig-Holstein im Jahr 2023 nicht weiter zurückgegangen. Vor allem die Bestände mit Mastschweinen haben sich wieder etwas erholt, während die Zahl der Zuchtsauen nochmals gesunken ist. Bundes- und auch EU-weit gehen die Bestände jedoch weiter zurück.
Trotz tendenziell rückläufiger Schweinefleischnachfrage reichen die Stückzahlen aktuell nicht für den Bedarf der Schlachtbetriebe aus. Im ersten Halbjahr 2023 stiegen die Kurse für Schlachtschweine stetig an und erreichten im Juli mit 2,50 €/ kg SG ein neues Allzeithoch. Nach der Grillsaison verringerte sich die Nachfrage etwas, sodass die Notierungen wieder bis Mitte Oktober auf 2,10 €/ kg SG nachgaben. Auf diesem Niveau konnte sich der Schweinekurs bis zum Jahresende behaupten. Auch die Ferkelkurse profitierten von dieser Entwicklung. Im Sommer dieses Jahres waren Mastferkel nicht unter 100 €/ 28 kg Ferkel zu bekommen. Auf der Kostenseite zeigen sich weiter hohe Preise für Mischfutter, auch wenn die Forderungen hier nicht so hoch waren wie im Rekordjahr 2022. In Abhängigkeit von der weiteren Marktentwicklung werden für 2024 etwas rückläufige Preise für möglich gehalten.
Der TBN-Betrieb mit dem Schwerpunkt Schweinehaltung konnten den Gewinn im Wirtschaftsjahr 2022/23 auf 112.520 € steigern. Das sind deutliche 250 % mehr als im schwachen vorhergehenden Wirtschaftsjahr.
Milchgeldauszahlungspreise verlassen Rekordniveau
Im zweiten Halbjahr 2022 lagen die Basispreise vieler Molkereien in Schleswig-Holstein über 60 ct/ kg Milch. Damit hatten die Erlöse eine neue Dimension erreicht. Doch bereits seit Oktober 2022 drehten sich die Märkte für Butter und für Milchpulver wieder nach unten.
Die Auszahlungskurse gaben im Mittel von 60 auf unter 40 ct/kg im April 2023 nach. Seit Juli ziehen die Kurse wieder leicht an und bewegen sich Ende 2023 an der Marke von 40 ct/kg. Trotz der Preiskorrektur bleiben die Milchpreise über dem Mittel der Vorjahre. Dies ist auch notwendig, da weiterhin hohe Produktionskosten anfallen. Der Blick auf die Preisentwicklung im Jahr 2024 ist zwar mit vielen Unsicherheiten behaftet, lässt aber angesichts einer sich erholenden Nachfrage und wenig veränderter Erzeugung weiter feste Markttendenzen erwarten. Darauf deuten auch die Spotmärkte und die international anziehenden Notierungen hin.
Auch die Kurse für Schlachtrinder liegen im Jahr 2023 wieder unter dem Niveau des Rekordjahres 2022. Durch die Schließung des Rinderschlachthofs in Bad Bramstedt fehlt ein wichtiger Abnehmer für Schlachtrinder in Schleswig-Holstein. Dies betrifft vor allem den Absatz von Jungbullen. Nach einer deutlich rückläufigen Produktion von Rindfleisch in den Jahren 2017 bis 2022 gehen Marktexperten in der Prognose für 2023 und 2024 von einer Stabilisierung der in Deutschland erzeugten Rindfleischmenge aus. Die Importe sollten weiter sinken, während die Ausfuhren wieder steigen könnten. Der Verbrauch von Rindfleisch dürfte sich 2024 verringern. In Zeiten einer erhöhten Inflation greifen Verbraucher weniger zu dem verhältnismäßig hochpreisigen Rindfleisch.
Der TBN-Futterbaubetrieb konnte das Ergebnis im Wirtschaftsjahr 2022/23 um 30 % auf 151.200 € erhöhen.
Fazit
Das Wirtschaftsjahr 2022/2023 brachte in vielen Bereichen gute Ergebnisse, auch wenn die Bandbreite zwischen den Betrieben groß bleibt. Volatile Märkte und schwierige Witterungsverhältnisse erhöhen jedoch das Risiko und erschweren die Betriebsführung. Die Liquidität hat sich nur zwischenzeitlich verbessert. Zum Jahreswechsel 2023/2024 kann man beobachten, dass die Betriebsmittelkosten langsamer sinken als die Erlöse für Getreide, Milch und Schlachtvieh.