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Eingriffe am Tier stressfrei am Simulator erlernen

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Eine Anforderung in der beruflichen Ausbildung in der Landwirtschaft ist es, praktische Fähigkeiten im Bereich der Tierhaltung Auszubildenden so zu vermitteln, dass den Tieren beim Üben möglichst kein Leid zugefügt wird. Auch für die Lernenden sind die ersten praktischen Übungen am Tier mit viel Stress verbunden, denn niemand möchte einen Fehler machen und so dem Tier schaden. Jetzt wurde ein Konzept zum Aufbau einer Lernwerkstatt entwickelt und im Lehr- und Versuchszentrum umgesetzt.

Die Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein richtet am Lehr- und Versuchszentrum Futterkamp ein Agricultural Skills Lab ein. Das Projekt ist Teil der Modell- und Demonstrationsvorhabens (MuD) „Tierschutz“ im Bundesprogramm Nutztierhaltung. Es wird somit über das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft gefördert.

Mit dem AgriSkills-Lab soll ein Lernort geschaffen werden, an dem die Lernenden mithilfe von verschiedenen Tiersimulatoren und digitalen Hilfsmitteln in aller Ruhe unterschiedliche Eingriffe am Tier erproben können, bevor sie diese Eingriffe erstmals am lebenden Tier durchführen. Auf diese Weise kann jeder im eigenen Tempo lernen und sich Routinen aneignen. Fehler sind erlaubt, und die Übungen sind beliebig oft durchführbar, sodass der Druck aus dem Lernen genommen wird und erste Routine in den Handlungen entsteht. Als Vorbild für dieses Projekt dient vor allem das Clinical Skills Lab der Tierärztlichen Hochschule in Hannover, welches zur Ausbildung der zukünftigen Tierärztinnen und Tierärzte genutzt wird.

Für das AgriSkills-Lab in Futterkamp wurde eigens ein großer, heller Raum im Gebäude der Bau- und Energielehrschau geschaffen. Die Endeinrichtung ist zum jetzigen Zeitpunkt fast vollständig abgeschlossen. Hier werden auch die Tiersimulatoren für die Übungen untergebracht. Im Rahmen des Projekts wurden unterschiedliche Simulatoren verschiedener Nutztierarten angeschafft.

Sobald diese Lernwerkstatt eingerichtet ist und Nutzungskonzepte ausgearbeitet wurden, soll sie in der überbetrieblichen Ausbildung der Auszubildenden in der Landwirtschaft genutzt werden. Zusätzlich soll für externe Einrichtungen, beispielsweise für Hochschulen, die Möglichkeit bestehen, den Raum und die Simulatoren für Schulungseinheiten zu mieten.

Der Milchkuh-Dummy mit Kalb ermöglicht es, verschiedene Eingriffe am Tier zu proben, bevor die Übungen am lebenden Tier durchgeführt werden. 

Verschiedene Tiersimulatoren verfügbar

Für die Ausbildung in der Rinderhaltung steht unter anderem ein neuer Milchkuhsimulator mit Kalb zur Verfügung. Dieser bietet verschiedene Nutzungsmöglichkeiten.

Die Hauptnutzung liegt hier in der Geburtshilfe. Das dazugehörige Kalb kann so im Uterus des Simulators platziert werden, dass die Korrektur verschiedener Lage-, Stellungs- und Haltungsanomalien sowie der Auszug geprobt werden können. Ein künstlicher Beckenknochen aus Hartplastik und luftgepolsterte Geburtswege sorgen für möglichst realitätsnahe Bedingungen. Zusätzlich zur Geburtshilfe lässt sich das Euter der Kuh mit Flüssigkeit befüllen. So bietet der Milchkuhsimulator auch die Möglichkeit, die Entnahme von Milchproben, das Eingeben von Zitzeninjektoren oder die Anwendung interner Zitzenversiegler zu erlernen. Natürlich können auch Tätigkeiten wie das Anlegen eines Strickhalfters oder die Anwendung eines Schlagbügels geübt werden.

Ein weiterer Kuh-Dummy hat den Zweck, die Bergung oder das Umlagern von festliegenden oder verunfallten Kühen zu proben. Ein unsachgemäßes Vorgehen bei der Bergung einer Kuh, die beispielsweise in einer Liegebox festliegt, kann schwere Schäden und Tierleid verursachen. Der Rettungs-Dummy hat bewegliche Gliedmaßen und ist ziemlich schwer, sodass auch hier eine einigermaßen realistische Situation geschaffen werden kann.

Diese Übungen sind ohne den Dummy nur theoretisch erlernbar, und das Wissen muss im Ernstfall sofort abrufbar sein. Durch vorherige praktische Übungen am Simulator kann das Wissen besser gefestigt werden, und die Handgriffe sitzen im Ernstfall besser.

Virtuelle Realitäten mit VR-Brille erkunden

Ein digitales Lernkonzept mit dem Einsatz von VR-Brillen bietet zudem die Möglichkeit, theoretische Inhalte vor der Dummy-Arbeit zu vermitteln. Dies erfolgt im Rahmen des Projektes SilA, was für „Simulationsgestütztes und immersives Lernen in der landwirtschaftlichen Ausbildung“ steht. Über die VR-Brillen bekommen die Lernenden Informationen über 360°-Videos vermittelt. Per „point and click“ müssen dann verschiedene Aufgaben erledigt und Fragen beantwortet werden. Durch diesen virtuellen Lernraum ist jeder in seiner eigenen Welt, abgeschirmt vom Treiben im AgriSkills-Lab. So können die Inhalte selbstgesteuert und an die individuellen Bedürfnisse angepasst erarbeitet werden.

Der eigens angefertigte Demonstratorstab zeichnet die Durchführung der Enthornung auf und über ein iPad erhält der Anwender dann ein Feedback. Mithilfe der VR-Brillen können weitere digitale Lernkonzepte angewendet werden.

Geplant ist eine Einheit zum Thema Kälberenthornen. Nach der Lerneinheit mit den VR-Brillen werden dann am Kalb des Milchkuhsimulators Enthornungsübungen durchgeführt. Dafür bekommt das Kalb eine Haube mit Hornknospen um den Kopf geschnallt. Ein sensorgestützter Demonstratorstab mit einem Enthornungsstab als Aufsatz dient als Enthornungsgerät.

In der Übung am Dummy erfolgt die Enthornung ohne Hitze und ohne die Entfernung der Hornanlagen. Während der Durchführung zeichnet der Demonstratorstab jedoch die benötigte Zeit, die Drehbewegung und den eingesetzten Druck auf. Auf einem Tablet ist dann unmittelbar nach der Durchführung zu sehen, wie erfolgreich die Übung war. Durch den Einsatz des Simulators können keine Schäden am Tier entstehen, und die Lernenden können die Übungen so oft wiederholen, bis die Ergebnisse zufriedenstellend sind und sie sich in der Handhabung sicher fühlen.

Zügig geht es in den Endspurt

Nach jetzigem Stand sind die Simulatoren und technischen Hilfsmittel bereits geliefert worden, und auch der Raum für das AgriSkills-Lab wurde vor Kurzem fertiggestellt. Die Endeinrichtung ist momentan in den letzten Zügen, und bald können auch die letzten Simulatoren umziehen. Sobald dann die Lernkonzepte erstellt wurden, kann am Lehr- und Versuchszentrum Futterkamp ein erweitertes Lehrangebot eingeführt werden.

Schweinemarkt: Besserung durch Grillwetter?

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Auch in diesem Jahr setzen die am Schlachtschweinehandel Beteiligten große Hoffnungen auf den Beginn der Grillsaison. Niedrige Temperaturen und Regenwetter haben die Nachfrage nach Grillartikeln vom Schwein bislang gebremst. Ein überschaubares Lebendangebot fand bislang ohne große Probleme Abnehmer. Der Vereinigungspreis bewegt sich seit Wochen mit 2,20 €/IP auf einem vergleichsweise hohen Niveau. Die Schlachtbetriebe verweisen jedoch auf Probleme im Fleischverkauf. Im In- und Ausland ist die Nachfrage ruhig. Nachdem der Basispreis in der Vorwoche erneut unverändert geblieben ist, haben einige der hiesigen Schlachtbetriebe angekündigt, weniger Schlachtschweine abzunehmen.

Auch wenn Fleisch weiterhin in den deutschen Haushalten gefragt ist, hat doch 2023 insbesondere Schweinefleisch an Nachfrage eingebüßt. Im vergangenen Jahr wurden laut AMI 6,6 % weniger Schweinefleisch im Lebensmitteleinzelhandel verkauft. Bereits seit mehr als zehn Jahren ist der Schweinefleischverzehr stark rückläufig. Während im Jahr 2013 der durchschnittliche Pro-Kopf-Verzehr noch bei 38,6 kg pro Bundesbürger lag, verzehrte 2023 jeder Deutsche im Schnitt nur noch 27,4 kg.

Global gute Nachfrage

Weltweit wird dagegen derzeit noch mit höheren Absatzmengen gerechnet. Dies gilt besonders in vielen asiatischen Ländern und in Lateinamerika. Gegen diesen Trend bewegt sich die Nachfrage jedoch in Europa und zum Beispiel in Japan. Auch in China schwächelt der Absatz. Die Nachfrage soll in diesem Jahr um 3 % zurückgehen. Der chinesische Schweinebestand wird sich vorausichtlich um 1 % verringern, nachdem die Produktion in den vergangenen Jahren stetig erhöht wurde. Da in China rund die Hälfte der weltweiten Menge an Schweinefleisch produziert wird, reicht die geringe Änderungsrate aus, um auch die globale Produktion zu senken (siehe Seite 66). Dabei steigen die Schweinebestände vor allem in Brasilien und in den USA weiter an. Sogar in der EU wird nach dem jüngsten Einbruch wieder mit einer um 1,7 % erhöhten Erzeugung gerechnet. Die niedrigen Futterkosten und die stabilen Erlöse haben die Schweinehaltung in den EU-Ländern konsolidiert. Auch die Zahl der Zuchtsauen ist in Europa wieder gestiegen.

Weniger Chinageschäfte

Der reduzierte Appetit der Chinesen auf Schweinefleisch wird auch den Importbedarf absenken. Dies trifft vor allem die EU als den wichtigsten Lieferanten. Die größten europäischen Lieferländer sind Spanien, die Niederlande und Dänemark. Bereits im vergangenen Jahr haben die EU-Länder Marktanteile verloren, vor allem an Kanada und die USA. In diesem Jahr sieht vor allem Brasilien gute Chancen beim Schweinefleischabsatz an China. Auch Russland hofft auf weitere Geschäfte in diese Richtung.

Die hiesigen Schweinehalter freuen sich zwar über die aktuell hohen Erlöse, sehen jedoch auch mit Sorge auf den rückläufigen Verbrauch im Inland und unter anderem in China. Es gibt zwar weltweit noch Regionen mit steigendem Bedarf, doch es stellt sich die Frage, ob der EU-Schweinesektor mit anderen globalen Anbietern konkurrieren kann. Trotz der aktuell wirtschaftlich guten Lage ist die Perspektive der hiesigen Schweinehalter weiterhin eher trübe. Steigende bürokratische Auflagen, fehlende Planungssicherheit und stetig wechselnde Anforderungen drücken auf die Stimmung.

Zuckerrübenaussaat kommt nur langsam voran

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Während auf den bereits bestellten Flächen die Rüben aufgelaufen sind, konnten die meisten Rübenflächen noch nicht bearbeitet werden. Bei nahezu 100 l/m² Niederschlägen im April war in den meisten Naturräumen an eine Aussaat nicht zu denken.

Sowohl in Angeln und Nordfriesland als auch im Raum Eckernförde, im Gebiet um Rendsburg und in der Marsch sind nur ganz vereinzelt Rüben gelegt worden. Hier ist jetzt Geduld angesagt.

Die vergangenen beiden Jahre haben ja gezeigt, dass spät, aber in guter Qualität bestellte Rüben hervorragende Erträge bringen können. Auf Rübenflächen, die noch im April oder in den ersten Tagen im Mai bestellt werden, sollte der Ablageabstand der Pillen in der Reihe noch nicht verringert werden. Ideal ist auch zu dieser Zeit ein Ablageabstand von 19 bis 22 cm.

Die feuchten Bedingungen der vergangenen Wochen haben dazu geführt, dass häufig an den bereits aufgelaufenen Rüben Fraßschäden durch Schnecken festgestellt werden mussten. Daher sollten früh gelegte Rüben unbedingt kontrolliert und gegebenenfalls Schneckenkorn ausgebracht werden.

Trotz der niedrigen Temperaturen in der jüngsten Zeit haben die feuchten Bedingungen dazu geführt, dass auch die Beikräuter zügig aufgelaufen sind. Daher wurden bereits erste Herbizidbehandlungen auf den früh bestellten Flächen durchgeführt. Die Empfehlung für die erste Nachauflaufbehandlung ist in Ausgabe 15 beschrieben worden.

Auch wenn die meisten Flächen noch nicht bestellt sind, wird auf den frühen Flächen sieben bis zehn Tage nach der ersten Behandlung die zweite Herbizidmaßnahme erfolgen müssen. Diese könnte im bewährten Splittingverfahren zweimal im Abstand von zwei bis vier Tagen folgendermaßen durchgeführt werden:

0,75 l/ha Goltix Gold, Metafol
oder 1,0 l/ha Goltix Titan

+ 0,75-1,0 l/ha Betasana SC

+ 0,25 l/ha Oblix 500

+ 10 g/ha Debut + FHS

+ 0,25 l/ha Hasten

Anstelle von Betasana SC und Oblix 500 kann auch Belvedere Duo oder Betanal Tandem mit 0,65 l/ha eingesetzt werden. Die beschriebenen Aufwandmengen sollten auch bei der Verwendung von Doppelflachstrahldüsen zweimal in entgegengesetzter Fahrtrichtung mit einer Wasseraufwandmenge zwischen 200 und 250 l/ha zur Anwendung kommen. Für eine individuelle Herbizidempfehlung unter Berücksichtigung der schlagspezifischen Verunkrautung und der aktuellen Witterung steht der Herbizidplaner im AgriPortal Consult zur Verfügung.

Nagetiere können Hantaviren übertragen

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Vor allem Rötelmäuse können Hantaviren auf Menschen übertragen. Die kleinen Nager sind in Deutschland Hauptüberträger dieser gefährlichen Krankheitserreger.

Hantaviren verursachen beim Menschen in Abhängigkeit vom Virustyp verschiedenartige Krankheitsbilder, die zum Teil einen schweren Verlauf haben bis hin zu Nierenfunktionsstörungen. Eine Infektion kann über Kontakt mit Ausscheidungen (Kot, Urin, Blut oder Speichel) infizierter Rötelmäuse erfolgen. Der Erreger wird über das Einatmen von kontaminiertem Staub, über Schmierinfektion, über den Kontakt von verletzter Haut mit kontaminiertem Material sowie durch Tierbisse übertragen.

Beim Frühjahrsputz im Schuppen oder in der Waldhütte fallen sehr häufig Hinterlassenschaften pelziger Wintergäste an. Vorsicht ist geboten, weil über Mäusekot Hantaviren in den Staub gelangt sein können.

So erlitt im vergangenen Jahr ein Forstwirt beim Reinigen einer Waldhütte eine Hantavirus-Infektion, nachdem er Staub eingeatmet hatte, der Partikel von Ausscheidungen des Nagetiers enthielt. Der SVLFG-Versicherte erkrankte an hämorrhagischem Fieber, einer mit Blutungen einhergehenden, fieberhaften Infektionskrankheit.

Eine Übertragung von Mensch zu Mensch sowie eine Infektion des Menschen über Haustiere oder über Vektoren, wie zum Beispiel Mücken oder Zecken, wurde bisher nicht nachgewiesen.

Was tun bei Krankheitssymptomen?

Ein großer Teil der Infektionen verläuft ohne Symptome. Im Falle einer Infektion können nach zwei bis vier Wochen grippeähnliche Krankheitssymptome auftreten. Dazu gehören zum Beispiel plötzliches hohes Fieber, Schüttelfrost und Kopfschmerzen. Wer diese Symptome bemerkt, sollte dringend einen Arzt oder eine Ärztin aufsuchen und dort auf den Kontakt mit dem Nagetier, dessen Ausscheidungen beziehungsweise mit kontaminierten Materialien hinweisen.

Ein besonderes Ansteckungsrisiko besteht bei Reinigungs- und Aufräumarbeiten in Waldhütten, bei der Nagetierbekämpfung (zum Beispiel beim Umgang mit Mausefallen) sowie beim Umschichten von Holzstapeln.

Die wichtigsten Schutzmaßnahmen

Hantaviren können in der Umwelt mehrere Wochen überdauern. Wirkungsvollen Schutzmaßnahmen kommt daher eine hohe Bedeutung zu. Deshalb muss eine entsprechende Gefährdungsbeurteilung erstellt werden.

– Zu den Schutzmaßnahmen gehören insbesondere:

– die Unterweisung mit Musterbetriebsanweisung,

– das Minimieren von Staubentwicklung bei der Arbeit sowie

– das Tragen der persönlichen Schutzausrüstung (PSA) bei Tätigkeiten mit besonderem Ansteckungsrisiko. Zur empfohlenen PSA gehören:

– körperbedeckende Arbeitskleidung mit Kopfbedeckung oder Chemikalienschutzanzug (zum Beispiel Einwegoverall, Chemikalienschutz Typ 4B),

– Schutzhandschuhe,

– Augenschutz und

– partikelfiltrierender Atemschutz – FFP2 mit Ausatemventil.

Bei einer Infektionsgefährdung durch Hantaviren sind Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber verpflichtet, eine arbeitsmedizinische Vorsorge (Angebotsvorsorge) anzubieten.

Alles andere als übertrieben ist das Desinfizieren einer erfolgreich benutzten Schlagfalle. Fotos (2): SVLFG

Musterbetriebsanweisung anpassen

Arbeitgeberbetriebe müssen sicherstellen, dass die Beschäftigten auf Grundlage der Betriebsanweisung über alle auftretenden Gefährdungen und erforderlichen Schutzmaßnahmen mündlich unterwiesen werden. Die Betriebsanweisung ist den Beschäftigten zur Verfügung zu stellen.

Die SVLFG unterstützt versicherte Unternehmen mit der kostenlosen Musterbetriebsanweisung „Hantavirus“. Je nach Gefährdungsbeurteilung ist diese den tatsächlichen Betriebsverhältnissen anzupassen und bei jeder maßgeblichen Veränderung der Arbeitsbedingungen zu aktualisieren.

Zu finden ist die Musterbetriebsanweisung auf der Homepage der SVLFG unter: svlfg.de/biologische-arbeitsstoffe

Schafs- und Ziegenkäsesaison eröffnet

Die diesjährige Saison für Schafs- und Ziegenkäse eröffnete die KäseStraße Schleswig-Holstein gemeinsam mit der Landwirtschaftskammer auf dem Milchschafhof Solterbeck in Ow­schlag. Käserinnen und Käser aus ganz Schleswig-Holstein waren gekommen, um gemeinsam ihre Spezialitäten aus der Milch kleiner Wiederkäuer zu präsentieren.

Jedes Jahr wird die Schaf- und Ziegenkäsesaison auf einem anderen Betrieb eröffnet. „In diesem Jahr sind wir auf einem besonders traditionsreichen Betrieb“, betonte Ute Volquardsen, Präsidentin der Landwirtschaftskammer. „Bis ins Jahr 1599 reicht die Geschichtsschreibung der Familie Solterbeck hier in Owschlag zurück.“

In den vergangenen 425 Jahren hat sich viel getan auf dem kleinen Betrieb mitten in Schleswig-Holstein. Kaum ein Produktionszweig, den es hier noch nicht gegeben hat. So wurde der Betrieb noch im letzten Jahrhundert mit Milchvieh bewirtschaftet. Nach dem Generationswechsel entschied sich Hans-Peter Solterbeck, der Vater des heutigen Betriebsleiters Malte Solterbeck, für die Erzeugung von Schweinen nach Neuland-Kriterien. In der Konsequenz setzte die Familie bereits Ende der 1990er Jahre auf eigene Verarbeitung und Direktvermarktung, um mit der größeren Wertschöpfung die besondere Produktion zu finanzieren. Als Malte Solterbeck die Übernahme des elterlichen Betriebes plante, war ihm klar, dass er ein neues Konzept verwirklichen wollte. Und so kamen 50 Milchschafe auf den Betrieb. Die Entscheidung für die Schafsmilchproduktion war auch Resultat der veränderten Verbrauchernachfrage. Damit der hohe Anteil eigener Verarbeitung an den Hoferzeugnissen erhalten bleiben konnte, bauten Vater und Sohn gemeinsam den Schweinestall um und errichteten Melkstand und Meierei. Der Betrieb wurde zeitgleich auf Bioproduktion umgestellt, der Eintritt in den Bioland-Verband folgte.

Vor der Weidesaison stehen die Ostfriesischen Milchschafe mit ihrem Nachwuchs im offenen Laufstall.
Malte Solterbeck erklärt Präsidentin Ute Volquardsen die Besonderheiten von Bioland-Weichkäse aus Schafsmilch beim Käsen.

Heute ist die Schafherde auf 150 Tiere gewachsen. Täglich werden etwa 200 l Schafmilch gemolken und anschließend zu den verschiedensten Spezialitäten verarbeitet. Das Futter für die Tiere wird auf den betriebseigenen 50 ha erzeugt. In der Vermarktung setzen die Solterbecks auf eine gute Partnerschaft mit dem lokalen Lebensmitteleinzelhandel sowie mit regionalen Bioläden. Die weiteren Mengen werden über Fachhändler vertrieben. Es gilt, jährlich über 6.000 kg Schafsmilchprodukte zu vermarkten. Sowohl Wochenmarkt-Beschicker als auch Gastronomie-Lieferanten vertreiben die Bioland-Schafsmilchprodukte aus Ow­schlag. Neben Schnittkäse, Weichkäse und Frischkäse stellt Solterbeck auch Joghurt aus Schafsmilch her.

Als Mitglied der KäseStraße Schleswig-Holstein ist der Betrieb Teil der gemeinsamen Aktivitäten von knapp 25 handwerklichen Käsemanufakturen. Etwa die Hälfte der Betriebe wirtschaftet gemäß den Biorichtlinien. Im Vordergrund stehen für die Käserinnen und Käser neben der gemeinsamen Öffentlichkeitsarbeit damals wie heute Handwerkskunst, Verbundenheit mit der Region und Liebe zu ihrem Tun. „Uns liegt die Kommunikation mit den Verbrauchern besonders am Herzen. Wir merken, dass das Interesse an handwerklich erzeugten Lebensmitteln stetig gestiegen ist. Viele Verbraucher suchen das Gespräch mit uns – und wir erklären gern, wie die Milch unserer Tiere zu Käse wird“, sagte Cindy Jahnke, Vorsitzende des Vereins.

Kammerpräsidentin Ute Volquardsen betonte: „Hochwertige regionale Lebensmittel sind bei den Schleswig-Holsteinern und auch Touristen nach wie vor hoch im Ansehen. Mit dem Gütezeichen Geprüfte Qualität Schleswig-Holstein geben wir heimischen Produkten ein klares Erkennungsmerkmal für Verbraucherinnen und Verbraucher.“

Die Schachblume blüht in der Natur auf Nasswiesen

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Es ist ein heutzutage seltenes Erlebnis, in der Natur im Mai die Schachblumen zu Tausenden auf Feuchtwiesen blühen zu sehen. Vielen von uns wird diese Pracht unbekannt bleiben, da die Pflanzen vom Aussterben bedroht sind.

Um auf ihre Gefährdung und besonders die ihres Lebensraumes, der grundwasserfeuchten Nasswiesen im Überschwemmungsgebiet der Flussauen und Flachmoore, hinzuweisen, wurde die Schachblume bereits von der Stiftung Natur und Pflanzen zur Blume des Jahres gewählt.

In Deutschland findet man sie nur noch an Elbe, Weser und Main, am Rhein ist sie bereits ausgestorben. Wer diese Zwiebelblumen in der Natur entdeckt, sollte stets nach der Devise handeln: „Anschauen immer – abpflücken nie“. Das Ausgraben der Pflanzen ist gesetzlich verboten und das Pflücken der Blüten wenig sinnvoll, da sie sich nicht einmal einen Tag in der Vase halten.

Verständlich ist der Wunsch, die Schachblume, die in Norddeutschland auch Kiebitz- oder Schachbrettblume heißt, im eigenen Garten bewundern zu wollen. Dem steht nichts im Wege, da die Zwiebeln dieses Frühlingsblühers im Gartenhandel erhältlich sind. Sie sehen wie kleine Kaiserkronen aus und „stinken“ auch so. Die Schachbrettblume gehört zu den Liliengewächsen und ist eine nahe Verwandte der Kaiserkrone.

Die Zwiebeln werden zu Trupps von gut zehn Stück im Frühherbst in einer Tiefe von 6 bis 10 cm ausgelegt. Am besten entwickeln sich die Schachblumen, wenn sie jahrelang ungestört an ein und derselben Stelle wachsen, ohne durch Umpflanzen gestört zu werden.

Zeitig im Frühling erscheinen graugrüne, lineare Blätter und ein erst liegender Blütenstiel, an dem sich später die nickenden Blüten entwickeln. Die bei uns wild wachsende Schachbrettblume (Fritillaria meleagris) hat hell- und dunkelpurpurrot besonders auf der Innenseite schachbrettartig gewürfelte Blüten. Wer diese Art anpflanzen möchte, kann natürlich auch, in begrenztem Umfang versteht sich, in der Natur oder im Nachbargarten Samen sammeln, die am besten gleich ausgesät werden. Bevor die ersten Keimlinge zu sehen sind, dauert es aber meistens über ein Jahr, da die Schachblumen zum Keimen keine hohen Temperaturen lieben und meist erst im Februar/März des nächsten Jahres auflaufen. Die Jungpflanzen sind immer gut feucht zu halten, aber nicht zu vernässen; nach drei bis vier Jahren zeigen sich dann die ersten blühfähigen Exemplare.

Entscheidet man sich zum Kauf von Zwiebeln, stehen etliche Gartensorten zur Verfügung, wie ,Alba‘ und ,Aphrodite‘ (weiß), ,Pomona‘ (weiß-violett), ,Poseidon‘ (purpurrosa), ,Saturnus‘ (rötlichviolett), ,Charon‘ (dunkelpurpurn) und ,Artemis‘ (schwärzlichpurpurn).

Besonders gut kommen Schachbrettblumen vor Rabatten und in Steingärten zur Geltung und vermehren sich, wenn ihnen der Standort zusagt, durch Nebenzwiebeln. Eine Kultur gelingt am besten in durchlässigen, mittelschweren Böden an einem sonnigen bis halbschattigen, geschützten Standort.

Wie alle Liliengewächse ist auch die Schachbrettblume giftig. Die Zwiebel sowie die Blüte enthalten das giftige Alkaloid Fritillin. Kinder sollten deshalb nicht mit den Blüten spielen.

Brunkhorst wieder an der Spitze

Im Reitstall Klövensteen in Schenefeld, Kreis Pinneberg, wurde wieder Dressur unter freiem Himmel zelebriert. Das Schenefelder Frühjahrsevent bot insgesamt 16 Prüfungen von der Dressurpferdeprüfung Klasse A über die Bundeschampionatsqualifikation für Ponys bis hin zum Grand Prix und Grand Prix Special – also die ganze Bandbreite der Pferdeausbildung. Das lockte Reiterinnen und Reiter aus ganz Norddeutschland und etliche Besucher an.

Feuerfunke OLD ist sieben Jahre alt und war bereits Finalist bei den Bundeschampionaten in Warendorf sowie bei den Weltmeisterschaften der Jungen Dressurpferde. Der aufmerksame Fuchswallach hat mit Vater Franziskus und Großvater Foundation zudem eine ziemlich prominente Ahnengalerie – beide sind hochdekorierte Sporthengste. Feuerfunke bescherte seinem Ausbilder und Besitzer Mathis Goerens den Sieg in der S*-Dressurpferdeprüfung.

Der Luxemburger mit Wohnsitz in Niedersachsen steuert Schenefelds Dressurturniere seit fast neun Jahren an. „Das ist immer wieder gut hier“, sagt er. Den fuchsfarbenen Feuerfunke erwarb Goerens als zweijährigen Nachkommen von Ingrid Klimkes Hengst Franziskus. Nächstes Ziel: „Gern wieder zum Bundeschampionat.” Denn erstmals wird es in diesem Jahr auch für die siebenjährigen Dressurpferde ein Bundeschampionat geben. In Schenefeld konnten sich auch die fünf- und sechsjährigen Dressurpferde für die Bundeschampionate in Warendorf qualifizieren, wenn sie Noten über 8,0 erreichten.

Felix Kneese aus Appen, Kreis Pinneberg, gewann mit dem Oldenburger Wannabe souverän die S***-Dressur. Der Norddeutsche Berufsreiterchampion erreichte 927 Punkte. Neun Paare steuerten die klassische Prüfung an und diese Zahl verdeutlicht, dass das Turnierkonzept gut ankommt: „Das ist alles vollkommen in Ordnung”, stellt Veranstalter Jürgen Böckmann fest. Insbesondere die Resonanz auf die Serieninitiativen Nordic GP Dressage Trophy, Ayodele Amateur Cup und die neue Young Horses Dressage Trophy hätten den Initiatoren signalisiert, dass Format und Umfang der Prüfungen zum richtigen Zeitpunkt gekommen seien.

Den Auftakt der Nordic GP Dressage Trophy gewann Juliane Brunkhorst, die im vergangenen Jahr Siegerin der gesamten Serie war und für den gastgebenden Elbdörfer und Schenefelder Reiterverein startet. Mit dem braunen Holsteiner Aperol von Ampere gewann die 41-jährige Niedersächsin den Grand Prix de Dressage und holte sich mit 73,43 % auch den Sieg im Grand Prix Special. „Aperol ist ein unglaublich liebes und vorsichtiges Pferd”, sagt Juliane Brunkhorst über den Wallach. „Ich glaube, der hat noch niemals was falsch gemacht, weder im Umgang noch in der Prüfung. Er ist recht sensibel, braucht seine Bezugspersonen und er mag auch nicht so gern andere Pferde auf dem Abreiteplatz.” All das zieht die Dressurausbilderin ins Kalkül. „Das ist ja unser Job, in die Pferde hineinzuhören und herauszufinden, was ihnen zusagt, ob irgendetwas zu viel ist oder nicht. Aperol ist ein schüchterner Typ. Je besser er das Turniergeschehen kennenlernt, umso besser kann das Selbstvertrauen wachsen.” Mit Con Cento erreichte Brunkhorst auch Platz zwei im Grand Prix und Platz drei im Grand Prix Special. pm

En starke Fru – Maria Amalia Fehrs

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„Rebellinen – Porträts bedeutender Frauen“. So heet en Utstellen, de jüst in’t Kreismuseum Prinzeßhoff in Itzhoe (Kreis Steenborg) löppt. Dor kriegt de Lüüd en Barg to weten över Fruens ut ganz verscheden Rebeden: ut Kunst un Politik, Geschäfts- un Schrieversfruens. Un nich allens is beter in düsse Tieden, so as güstern mööt Fruens ok vundaag noch strieden, dat se jüst so veel verdeent as Mannslüüd.

Een vun düsse starken Fruens weer Maria Amalia Rehquate, se leev vun 1834-1899, keem ut en Öllernhuus, wo op en gode Utbillen achtgeven woor. Se kunn Engelsch un Franzöösch, kunn Klaveer spelen, blots en Mann harr se noch nich afkregen. So grünn se mit 30 Johren en Deernsschool in Itzhoe, geev Ünnerricht för „högere Döchter“, as man do seggen dee. Ehr leeg dat an’t Hart, dat nich blots de jungen Mannslüüd klook in’t Leven ringahn schullen.

En Fru, de ganz alleen en School vörstünn un allens regeln kunn, dat weer in de Tiet noch nich vörsehn. As de School mehr Schölerinnen kreeg, stell se en Kolleeg in. Sien Naam weer Johann Hinrich Fehrs. Un wo de Geschicht nu wiedergeiht, dat kriegt wi to weten bi en histoorsche Stadtföhren dör Itzhoe. Dor köönt wi nu mal toluustern:

Maria Amalia Fehrs – in’t würkliche Leven heet se Marianne Ehlers – löppt mit ehr Tohörers dörch de Straten un vertellt op Platt ut de Tieden vun vör hunnert Johr, as se mit den groten plattdüütschen Dichtersmann un Itzhoer Schoolmeister Johann Hinrich Fehrs verheiraadt weer. Wo seeg dat domals ut in de Kreisstadt un wat köönt wi vundaag noch to sehn kriegen? De olen Tieden warrt lebennig, wenn een de Stadtföhrerin in ehr Kleedaasch to sehn kriggt.

„Mien Naam is Fehrs, Maria Amalia Fehrs, fröher Rehquate. Boren un opwussen bün ik as Dochter vun den Paster in Bredenbarg.“ So stellt sik Fru Fehrs vör, wenn se ehr Tohörers begröten deit. Antrocken is se mit en langen swarten Rock un en rosasieden Bluus. De smucke bunte Hoot hett Blomen an de Siet un is meist so groot as en Wagenrad. Will se wat vertellen, denn böört se den witten Spitzen-Sünnenschirm in de Hööchd.

Veel gifft dat to vertellen över de Tiet, as Maria Amalia tosamen mit ehren Mann Johann Hinrich Fehrs in Itzhoe leev. Se weer en düchtige un kloke Fru, man as de beiden heiraadt harrn, kreeg he dat Leid vun de School – un se de söven Kinner. „Vundaag“, seggt de Stadtföhrerin, „wöör ik mi dat nich gefallen laten. Man ik weer ja en Fru in mien Tiet.“ Dat köönt de Lüüd, de ehr nipp tohören doot, goot verstahn.

Middewiel maakt sik Maria Amalia op den Weg vun dat Raathuus dörch de Niestadt. Denn un wenn höllt se an un seggt mitünner: „Hier bün ik mit mien Mann ok immer geern langslopen!“ Un se wiest woll op en schöne ole Huus, dat ok domals al an de Steed stünn. Un bi den Wienhannel harrn se un ehr Mann jümmers den Lübecker Rootspon kööft. De Lüüd seht de Stadt op eenmal mit ganz anner Ogen, dat is meist, as harr de Klock sik hunnert Johr torüchdreiht. De Grupp löppt dörch den Klosterhoff achter de St. Laurentii-Kark, hen na das Huus Nummer 5. „Schaad“, vertellt Maria Amalia, „hier harr ik ok ­geern noch en poor schöne Johren mit mien Mann tobröcht, man leider weer ik ja al storven.“ Smuustern un Lachen bi de Lüüd …

Denn geiht dat wieder dörch de ­Footgängerzoon hen na den Prinzeßhoff. Hier in’t Museum gifft dat noch en Barg to hören, över de Scholen in den Kreis Steenborg, över Johann Hinrich Fehrs un sien Familie – un överto över den groten Dichtersmann Fehrs, de in en Reeg to stellen is mit Klaus Groth un Fritz Reuter.

An’t Enn gifft dat denn noch en Proov vun Fehrs sien Gedichten. „Hans Kasper un Trina“ höört dorto, man besünners dat schöne Gedicht „Oktober“, wo he dat Leven as en Sommerdroom beschrifft. De Stadtföhrerin Maria Amalia Fehrs nimmt ehren Sünnenschirm un lett ehr Tohörers wedder rutgahn in de moderne Tiet – man för een, twee Stünnen weren se all merrn in dat Itzhoe vun dat 19. Johrhunnert. Hier in den Prinzeßhoff hebbt in ole Tieden würklich mal Prinzessinnen wahnt. Een dorvun weer Prinzessin Juliane zu Hessen-Kassel, se weer vun 1810 bet 1860 Äbtissin in‘n Prinzeßhoff un legg domals den Grundsteen för dat eerste Itzhoer Krankenhuus. Ok en starke Fru!

De „Rebellinnen“ kann een sik noch ankieken, de Utstellen löppt noch bet to den 23. Juni. En bunte Vördragsprogramm gifft dat ok dorto. Kiekt man mal ünner ­kreismuseum-prinzesshof.de



Landwirtschaft im Kleinformat

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Bollingstedt – in der Gemeinde im Kreis Schleswig-Flensburg entsteht nicht nur der größte ­Batteriespeicher im Norden, einen Tag lang war es auch wieder Treffpunkt für Liebhaber und Sammler von Modelltraktoren und -baumaschinen.

Zum dritten Mal fand die internationale Modelltraktoren- und Baumaschinenmesse Mo-Trac mit Ausstellern aus Deutschland, Dänemark und Holland statt. Erneut stellte dafür die Firma Hand Landmaschinen in ­Bollgingstedt ihre Hallen und das Gelände zur Verfügung. Sehr zum Dank und zur Freude von Initiator und Messebegründer Roman Molt, der zusammen mit seiner Familie und seinem Team für leuchtende Augen bei kleinen und großen Traktoren- und Maschinenliebhabern sorgte.

Er selbst ist seit Kindertagen von Modelltraktoren begeistert und vom Sammelfieber infiziert: „Meine private Sammlung umfasst so um die 4.800 Modelle. Dafür muss man schon eine ziemlich große Schraube locker haben“, sagt er über sich selbst. Tochter und Mitorganisatorin Rena Kemski nickt bestätigend, steht voll und ganz hinter der Sammelleidenschaft ihres Vaters. Sie selbst hat ein ­Faible für pinkfarbene Traktormodelle, von denen es aber nicht so viele gibt, somit ist ihre Sammlung überschaubar. Und auch Roman Molts Ehefrau Gaby unterstützt ihren Mann. „Sonst würde es auch nicht funktionieren, wenn nicht die ganze Familie dahinterstünde“, so Molt, der sich mit seiner eigenen Modelltraktoren- und Baumaschinenmesse 2019 einen Traum erfüllte.

Initiator und Organisator Roman Molt (Mitte) mit Ehefrau Gaby (li.) und Tochter Rena Kemski (r.) 

Er selbst sammelt nicht nur Modelle, sondern ist seit weit mehr als 15 Jahren mit Modelltraktoren auf Messen auch im Ausland unterwegs – und Ansprechpartner für alle möglichen Traktormodelle in jeglicher Form und Größe. Doch nicht nur die mit rund 1.200 Besuchern gute Resonanz auf die Veranstaltung ließ ihn am vergangenen Sonntag strahlen: „Ich habe hier tatsächlich selbst ein Modell gefunden, nach dem ich jahrelang gesucht hatte“, erzählt er freudestrahlend und zeigt stolz den Neuzugang in seiner Sammlung: einen GAMA Deutz Intrac mit Flächensprüher. „Von dem Deutz gibt es viele Modelle, aber der Flächensprüher, das ist das Besondere“, so Molt.

Trino Klingenberg und sein „Messemodell“, Claas Xerion 2500

Detailverliebte Landwirtschaft im Maßstab 1:87, das ist die Welt von Trino Klingenberg aus Alt Duvenstedt. Für die Mo-Trac kreierte er mit dem Claas Xerion 2500 ein eigenes Modell, das erst auf der Messe feierlich enthüllt wurde. Die Tage zuvor war es auf seiner Facebook-Seite nur verhüllt zu sehen. „Damit wollte ich auch auf die Messe neugierig machen“, so Klingenberg. Mit seinen detailgetreuen ­Dioramen kann er seine Leidenschaft für Landwirtschaft im Kleinformat ausleben und auch mal ein Claas-Modell umbenennen, was im echten Leben nicht möglich wäre. Und so wurde aus einem Claas ­Trion 750 ein Claas Trino 750. Und auch für Michael Speit aus Holtsee ist die Pinzette das wichtigste Werkzeug, wenn er seine Modelle erschafft wie das Diorama mit einem landwirtschaftlichen Betrieb aus den 1980er Jahren, „als die ersten Hofläden eröffnet wurden und Ferien auf dem Bauernhof immer beliebter wurden“, erzählt er und verweist in seinem Modell auf winzige, liebevolle Details. „Die Kühe hier habe ich alle selbst rot- und schwarzbunt angemalt“, erzählt er stolz und gibt zu, dass es auch nicht ganz unanstrengend gewesen sei. Liebhaber ferngesteuerter Technik kamen ebenfalls auf ihre Kosten bei der Mo-Trac, besonders bei Kindern ist das Steuern der kleinen Maschinen beliebt.

Eine Bauernhof-Szene aus den 1980er Jahren von Michael Speit mit Ferien auf dem Bauernhof und Hofladen
Auch die dritte Ausgabe der Mo-Trac lockte zahlreiche Besucher an.
Die Firma Hand Landmaschinen in Bollingstedt stellte wieder ihre Hallen zur Verfügung.
Modelle in allen Formen und Farben suchten neue Besitzer.
Auch ferngesteuerte Modelle konnten bewundert und bedient werden.
Für die Messe baute Trino Klingenberg ein eigenes Modell, das er auf der Mo-Trac feierlich enthüllte.
Für Messebetreiber Roman Molt war dieses Modell wie ein Sechser im Lotto.
Maschinen-Träume im Maßstab 1:32
Die fernsteuerbaren Fahrzeuge kamen besonders bei den Kindern gut an.
Die Angebote werden in Augenschein genommen.
Modellauswahl


Vom Kunstschmied zum Buchautor

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Eigentlich ist Heiko Voss Kunstschmied. Vor allem in seinem langjährigen Wirkungsraum Probstei stehen seine Skulpturen an vielen Orten, wie in etwa in Laboe, in Schönberg, am Schönberger Strand. Doch seine zweite große Leidenschaft galt schon immer der Natur und der widmet er sich nun mit allen Sinnen.

Seine Begeisterung gibt er mittlerweile weiter an seine Mitmenschen. In seinem Buch mit dem Titel „Artenvielfalt im naturbelassenen Garten“ lässt er seine Mitmenschen teilhaben an den ganz kleinen Dingen in der Natur. Mit Geduld und einer ganz einfachen Kamera sowie mit einem authentischen bis heiteren Erzählstil lässt er die Zeitgenossen entdecken, was sie zumeist in der Hektik des Alltags übersehen. Er hält natürliche Momente mit der Kamera fest und lässt die Lesenden so die Umwelt mit anderen Augen entdecken. Was auf den ersten Blick ganz unscheinbar wirkt, erhält durch den Fokus von Heiko Voss ganz ungeahnte Dimensionen. Voss zeigt in seinem Erstlingswerk mit über 200 Fotografien, was sich mit bloßem Auge entdecken lässt, wenn man die Natur einfach lässt. Sein Motto: „Wenig eingreifen, große Vielfalt“.

Dieses Buch fand ein Jahr nach Erscheinen nun auch große Beachtung in der Fachwelt. Es folgten Interviews, Anfragen von Schulen – und eine Einladung zur Leipziger Buchmesse. Dort erhielt der 61-Jährige nun den renommierten Buchpreis der Deutschen Gartenbaugesellschaft. Veröffentlicht wurde der Titel im Springer-Verlag Berlin.

Das Kuratorium Buchpreis der Deutschen Gartenbau-Gesellschaft hatte sich für das Buch von Heiko Voss unter anderem aufgrund des „innovativen Ansatzes“ und der „umfassenden Entdeckungsreise in die Welt der Gartenvielfalt“ entschieden. Für Heiko Voss eine tolle Überraschung, wie er dem Bauernblatt sagte. Denn immerhin hatten 58 Titel aus 22 Verlagen zur Auswahl gestanden. „Dieses Buch inspiriert dazu, im eigenen Garten Lebensräume für die Tierwelt zu schaffen und die Schönheit der Natur ohne übermäßige Eingriffe zu genießen. Ein außergewöhnlicher Einblick, der die Freude am naturnahen Gärtnern weckt“, heißt es in der Rezension der Fachjury.

Der seltene Ölkäfer wird im nächsten Buch von Heiko Voß näher beleuchtet.

Für den Schönberger Kunstschmied, der heute in Mecklenburg-Vorpommern lebt, eine unerwartete Beachtung seiner Arbeit. Die setzt er nun hoch motiviert fort. „Es ist für mich eine tolle Bestätigung, damit hätte ich nicht gerechnet“, sagte er. Beeindruckt hätten ihn auch die vielen Gespräche und Begegnungen unter anderem auf der Buchmesse. Sein Erfolg gebe ihm recht, sich vom Kunstschmiede-Handwerk hin zu einer ganz anderen Kunstform zu wenden: dem Entdecken, Wiedergeben und Darstellen der Natur, wie sie sich heute in einem zumeist hektischen Alltag nur den wenigsten Menschen zeigt. In seinem naturbelassenen Garten hat er die großen und kleinen Wunderwerke der Natur mit seiner Kamera festgehalten. Das Häuten einer Raupe, den Beutezug einer Spinne auf einem Brombeerblatt, die geschickte Tarnung des großen Heupferdes und das fürstliche Mahl einer Ringelnatter, die sich einen Frosch schmecken lässt. Voss lenkt aber die Aufmerksamkeit auch auf die Pflanzen, die von Mutter Natur mit besonderen Fähigkeiten oder einer besonderen Farbe und Form ausgestattet sind, wie die Fruchtstempel, die einen dichten Wald bilden. Voss lässt nichts aus: Spinnen, Käfer, Parasiten, Raupen, Falter und viele ansonsten oft als Schädlinge eingestuften Lebenwesen stehen bei ihm im Fokus. Mit der Kamera eingefangen, zeigt Voss auch, wie Libellen aus dem Wasser steigen und was sich nachts so unter dem Kirschbaum abspielt. „Dafür verwende ich eine Wildkamera“, erklärte Voss.

Vieles, was er auf über 200 Fotografien zeigt, sei in fünf und mehr Jahren entstanden, ganz langsam zu dem geworden, was sich heute einem wachsamen Auge darbietet. Voss nimmt den Leser und die Leserin mit auf eine Entdeckungsreise durch die Natur. Dabei sieht der aufmerksame Betrachter die kleinen Vorgänge, die Heiko Voss mit seinem sicheren Blick sichtbar macht. Doch Leser und Leserinnen dieses von Biologen auf Fachlichkeit geprüften Buches müssen nicht etwa lange, wissenschaftliche Texte befürchten. Die eindrucksvollen Bilder werden von Heiko Voss in kurzweiligen, manchmal zum Schmunzeln anregenden Sätzen begleitet. „Ich schreibe so, wie mir der Schnabel gewachsen ist“, sagte er. Das Buch, so kündigte er an, sei erst der Anfang. Ein zweites soll folgen. Doch damit nicht genug: Er hält mittlerweile Vorträge an Schulen, will auch Lehrmaterial für Schulen herausbringen. Denn er brennt für das Thema und will mitreißen, wenn es darum geht, die Artenvielfalt zu erhalten.