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Gute Nachrichten für die Betriebszweigergebnisse

Rinder aktuell: Landestagung der Landwirtschaftskammer und Rinderspezialberatung, Teil 1
Von Hannah Lehrke, Landwirtschaftskammer SH
Wie sieht eine nachhaltige Landwirtschaft aus, und wie sollen die ökonomischen und ökologischen Herausforderungen gemeistert werden? Diesen Fragen ging die Landestagung Rind Anfang Februar in Rendsburg nach. Fotos: Isa-Maria Kuhn

Bei der Landestagung der Landwirtschaftskammer (LKSH) und der Arbeitsgemeinschaft (AG) ­Rinderspezialberatung ­konnten nach zwei Jahren in digitaler Form die Besucher wieder in der Halle der Landwirtschaftskammer in Rendsburg begrüßt werden. Knapp 300 Personen informierten sich bei aktuellen Vorträgen. Gleichzeitig bot die Veranstaltung viele Möglichkeiten zum Austausch mit den Berufskollegen und der Spezialberatung.

Zusätzlich zum Programm auf der Bühne hatten die Beratungsringe aus Schleswig-Holstein den hinteren Teil der Halle genutzt, um über ihre Arbeit und ihr Beratungsangebot zu informieren. An mehreren Informationsständen standen die Berater als Ansprechpartner zur Verfügung und informierten auch die vielen anwesenden Schüler und Studenten der Fachschulen. Ute Volquardsen, Präsidentin der Landwirtschaftskammer, bedankte sich für die Zusammenarbeit zwischen der Landwirtschaftskammer und der Rinderspezialberatung, die sie als sehr wertvoll heraushob. Für die Moderation war in diesem Jahr Claus-Peter Boyens, Abteilungsleiter des Lehr- und Versuchszentrums Futterkamp, verantwortlich.

Die beiden Veranstalter LKSH und AG Rinderspezialberatung freuten sich über ein volles Haus. Vertreten wurden sie durch Kammerpräsidentin Ute Volquardsen und Christian Cordes, stellvertretender Vorsitzender der AG.

Ergebnisse der Vollkostenrechnung

Im ersten Vortrag stellte Hannah Lehrke, Landwirtschaftskammer, die Ergebnisse der Betriebszweigauswertung 2021/22 anhand der erhobenen Daten der Rinderspezialberatung vor. Und diese Ergebnisse versprachen dank des anhaltend positiven Milchpreises nach drei Auswertungsjahren mit einem negativen kalkulatorischen Betriebszweigergebnis (BZE), nun wieder erfreulicher auszufallen. Das durchschnittliche BZE der Betriebe liegt mit +4,49 ct/kg ECM deutlich über dem Niveau des Vorjahres – eine Verbesserung um 7,89 ct/kg ECM. Eine Entlohnung der Faktorkosten ist damit für den Durchschnitt der Betriebe in diesem Wirtschaftsjahr wieder möglich gewesen.

Die Ergebnisse der Vollkostenrechnung 2022 präsentierte Hannah Lehrke, Referentin für Rinderhaltung bei der LKSH.

Mit einem Ergebnis von 44,55 ct/ kg ECM liegen die Leistungen für den Verkauf der Milch deutlich über denen des Vorjahres. Unter dem Eindruck der aktuellen Milchpreise entsprachen diese noch nicht den Erwartungen der Zuhörer. Ein Blick auf die Entwicklung des Milchpreises (Abbildung) zeigt jedoch, dass die Milchpreise jenseits der 50 beziehungsweise 60 ct/ kg ECM erst nach Abschluss des abgeschlossenen Wirtschaftsjahres ausgezahlt wurden und daher erst im Wirtschaftsjahr 2022/23 vollständig erwartet werden können.

So erfreulich die Entwicklung der Leistungen auch ist, mussten die gestiegenen Leistungen aber auch eine deutliche Steigerung der Produktionskosten auf 45,40 ct/ kg ECM kompensieren. Die Spannweite zwischen den Ergebnissen der optimierten 25 % der Betriebe und der 25 % weniger optimierten Betriebe vergrößert sich unter diesen Voraussetzungen noch weiter, denn auch wenn die Summe der Leistungen eine komfortable Situation verspricht, ist die Kontrolle der Produktionskosten wichtiger denn je. Die optimierten 25 % erreichen im Auswertungsjahr ein positives Betriebszweigergebnis von 11,78 ct/ kg ECM, während die weniger optimierten 25 % weiterhin ein negatives Ergebnis von –5,25 ct/kg ECM erreichen.

Produktionstechnische Kennzahlen

Die Anzahl der ausgewerteten Betriebe lag in diesem Jahr mit 562 Betrieben erneut unter dem Niveau der Vorjahre. Dabei entspricht der Trend zu weniger Betrieben mit BZA wieder dem Durchschnitt der Vorjahre. Die durchschnittliche Herdengröße der ausgewerteten Betriebe liegt bei je 171 Kühen.

Die Leistungen der ausgewerteten Betriebe liegen leicht über denen des Vorjahres. Die Milchleistung der Betriebe steigt um 147 kg auf durchschnittlich 9.334 kg ECM je Kuh, bei konstanten Fett- und Eiweißgehalten und einer verbesserten Grundfutterleistung von 3.546 kg ECM je Kuh (+85 kg). Der Kraftfuttereinsatz in dt je Kuh (EIII) erhöht sich minimal auf 26,7. Der Kraftfuttereinsatz pro kg ECM je Kuh bleibt mit 290 g jedoch stabil auf dem Wert des Vorjahres. Die verbesserte Leistung konnte somit zu einem großen Teil aus dem Grundfutter erreicht werden.

Zwischen den Betrieben sind deutliche Unterschiede zu finden. Die 25 % ökonomisch stärker optimierten Betriebe halten im Durchschnitt mehr Tiere (+57,1 Tiere), melken mehr Milch (+625 kg ECM) und erreichen mit 17.546 kg ECM eine deutlich höhere Leistung pro Hektar Hauptfutterfläche (+2.779 kg). Dabei wird der Unterschied, der sich bereits aus der Milchleistung der Betriebe ergibt, über die Jahre größer.

Rinderspezialberatung in den Fokus gerückt

Die Ergebnisse der landesweiten Vollkostenauswertung basieren jedes Jahr auf den Ergebnissen der Betriebszweigauswertungen der Milchviehhalter in Schleswig-Holstein und werden von den Beratungsringen im Land vorgenommen und für die gemeinsame Auswertung bereitgestellt. Grund genug, die Arbeit der Rinderspezialberatung im Rahmen der Veranstaltung mehr in den Fokus zu rücken. Im Rahmen der Landestagung präsentierten sich neun Ringe, die über ihre Vorsitzenden die AG Rinderspezialberatung bilden. Mit ihren Standorten Bredstedt, Schafflund, Eggebek, Schleswig, Rendsburg, Heide, Itzehoe, Bad Segeberg und Ellerhoop unterstützen sie die Milchviehhalter im ganzen Land. Dabei sind die Ringe als eigenständige Vereine organisiert und damit eine unabhängige Einrichtung der Landwirte für ihre Mitglieder.

„Was bringt mir die Rinderspezialberatung, und was ist für die Milchviehhalter wichtig?“ – hierzu stand zunächst Hans-Christian Kühl, Milchviehhalter aus Ostenfeld, in einem Interview mit Claus-Peter Boyens auf der Bühne Rede und Antwort. Er betonte, wie wichtig es sei, dass die Landwirte sich in den von ihnen organisierten Vereinigungen einbringen und sich ehrenamtlich engagieren. An der Zusammenarbeit mit seinem Beratungsring schätze er neben der fachlichen Kompetenz die vertrauensvolle Zusammenarbeit auf Augenhöhe und durch die regelmäßigen gemeinsamen Betriebsrundgänge den immer wieder unverstellten Blick von außen, um der eigenen Betriebsblindheit effektiv zu begegnen. Die Bewältigung der steigenden Dokumentationspflichten und die Herausforderungen des Antragswesens seien eine nicht zu unterschätzende Belastung, die die Beratungsringe für die Betriebe übernehmen, was aber auch die Kapazitäten für die eigentliche Beratung einschränkt.

Hans-Christian Kühl (li.), Landwirt aus Ostenfeld, stellte in der Diskussion mit Claus-Peter Boyens (Leiter des Lehr- und Versuchszentrums in Futterkamp) die Rinderspezialberatung vor.

Um die Veranstaltung noch attraktiver zu halten, wurde als neues Element eine Kommunikationspause eingeführt, um Gespräche zwischen den Teilnehmern und den Beratern zu ermöglichen. Dies wurde gerne genutzt und von den Teilnehmer begrüßt.

Die zweite Hälfte der Veranstaltung war den Fachvorträgen vorbehalten, über die in der nächsten Ausgabe berichtet wird.

Das Schlusswort war traditionell der AG Rinderspezialberatung vorbehalten. Der stellvertretende Vorsitzende Christian Cordes, Milchviehhalter aus Kragstedt, nahm aus jedem Vortrag ein Fazit mit und stellte heraus, dass mit etwa 2.200 Mitgliedsbetrieben eine solche Beratungsdichte – organisiert und verantwortet durch die Landwirte selbst – wohl in Deutschland eine einmalige Institution sei, auf die man zu Recht stolz sein könne.

Fazit

Die Vollkostenauswertung 2021/­22 verzeichnet für den Durchschnitt der Betriebe ein positives Betriebszweigergeb­nis. Die deutlich gestiegenen Produktionskosten konnten von den gestiegenen Leistungen durch den verbesserten Milchpreis aufgefangen werden. Die 25 % optimierten Betriebe konnten sogar ein sehr gutes Ergebnis verzeichnen, während die 25 % weniger optimierten Betriebe weiterhin ein negatives Ergebnis erreichen. Als Institution der Landwirte unterstützt die Rinderspezialberatung die Milchviehhalter in Schleswig-Holstein und erstellt die Betriebszweigauswertungen der Betriebe, die für die landesweite Vollkostenauswertung der Landwirtschaftskammer genutzt werden. Die Landestagung als gemeinsame Veranstaltung der Landwirtschaftskammer und AG der Rinderspezialberatung würdigte die Arbeit der Ringberater für die Milchviehhalter im Land.

Die Landestagung war sehr gut besucht. Nach Jahren der Online-Veranstaltungen oder des coronabedingten Ausfalls freuten sich alle über die Gespräche zwischen Berufskollegen und Beratern, Mitarbeitern von Organisationen, Schülern und Studenten.
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