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Grünlandpflege ist wichtig

Wiesenschnaken lieben langes Gras und feuchte Wiesen
Von Nils Bols, Landwirtschaftskammer SH
Diese Wiesenschnake ist gut erkennbar an einer Fensterscheibe mit ihren sechs Beinen und den zurückgebildeten Hinterflügeln. Foto: Susanne Höhnl

Ein warmer und sehr nasser August und ein ebenfalls warmer, aber trockener September boten gute Entwicklungsmöglichkeiten für die Larven der Wiesenschnake. Ein erster Befall ist an Weißklee und jungen Gräsern sichtbar. Die Ergebnisse des Monitorings der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein geben einen Überblick über die aktuelle Situation. Der Befall ist zwar im Schnitt gestiegen, aber Schadschwellen werden nicht überschritten.

Die Wiesenschnake (Tipula paludosa) gehört zur Gruppe der Zweiflügler (Diptera) und dort zu den Schnaken (Tipulidae). Die adulten Tiere sind auffallend langbeinig und sehr schlank. Ihr Körper hat eine graue Färbung, und sie besitzen 14-gliedrige Fühler. Die Vorderflügel sind braungelb, während die Hinterflügel stark reduziert sind. Die Tipula-Larven haben einen 30 bis 40 mm langen, walzenförmigen Körper. Die Haut ist grau gefärbt mit kurzen Borsten. Am Hinterteil befinden sich sechs arttypische Fortsätze, die sogenannte Teufelsfratze.

Lebenszyklus des Insektes

Im Juni verpuppen sich die Tipula-Larven zirka 10 cm tief im Boden. Aus der bräunlichen, lang gestreckten Puppe schlüpft nach zwei bis drei Wochen eine junge Wiesenschnake. Diese hat ihren Hauptzuflug im August und September und nur eine begrenzte Lebensdauer von zehn Tagen. Ein Weibchen legt durchschnittlich etwa 300 Eier auf die Grünlandoberfläche. Die Weibchen können nur zirka 5 m am Stück fliegen und sind daher standorttreu.

Aus den länglichen, schwarz glänzenden Eiern schlüpfen bei ausreichender Bodenfeuchtigkeit nach zwei bis drei Wochen die Larven. Die ersten drei Stadien verbringen die Tipula-Larven in der obersten Bodenschicht. Oberirdischer Fraß kann nachts und an regnerischen Tagen erfolgen. Nach der dritten Häutung verziehen sich die Larven in tiefere Bodenschichten, um sich im Anschluss zu verpuppen. Insbesondere in den letzten Larvenstadien erfolgt ein intensiver Reifungsfraß.

Die Grünlandnarbe ist durch Kahlstellen der Tipula-Larven beschädigt. Foto: M. Popp

Witterungseinflüsse auf die Population

Für die Eiablage bevorzugen die Weibchen der Wiesenschnake höhere und dichte Grasnarben. Die Wasseraufnahme der Eier erfolgt sowohl durch Regen- als auch durch Tautropfen. Bei trockener Witterung mit hohen Temperaturen im August und September können die Eier austrocknen. Nach dem Schlupf der Larven sind Moore, aber auch Feuchtgebiete präferierte Lagen. Eine feuchtwarme Witterung ist förderlich für die Entwicklung der Tiere.

Tipula-Monitoring 2023

Auch in diesem Jahr wurde die Larvenanzahl pro Quadratmeter an zahlreichen Monitoringstandorten von der Landwirtschaftskammer erhoben. Die Erhebung erfolgt mithilfe der Salzwassermethode. Von jedem Standort werden dafür vier Grassoden (25 x 25 x 5 cm) entnommen. Diese werden einzeln in eine Salzwasserlösung (2 kg Salz auf 10 l Wasser) gelegt. Die Wassertemperatur sollte idealerweise 35 °C betragen. Nach zirka 30 min können die an der Wasseroberfläche schwimmenden Tipula-Larven dann gezählt werden. Die Zahl der Larven muss mit dem Faktor 16 multipliziert werden, um die Anzahl der Larven je Quadratmeter zu erhalten. Die Schadschwelle liegt im Herbst bei 300 Larven und im Frühjahr bei 100 Larven je Quadratmeter.

In der Tabelle sind die diesjährigen Ergebnisse dargestellt. Im Vergleich zu den vergangenen Jahren hat der durchschnittliche Befall leicht zugenommen. An keinem der Standorte konnte aber eine Schadschwellenüberschreitung festgestellt werden. Jedoch lag der Befall teilweise deutlich über dem Landesdurchschnitt. Der Einfluss der Witterung auf die Larvenentwicklung war hier entscheidend.

Vorbeugende Maßnahmen treffen

Die Narben sollten besonders während der Eiablage im August und September kurz gehalten werden, auch das Mähen von Geilstellen hat einen Effekt auf die Eiablage der Wiesenschnake. Der Einsatz von Kalkstickstoff kann unter günstigen Bedingungen die Mortalität der Larven erhöhen. Es sollten 2 bis 3 dt/ha Kalkstickstoff ausgebracht werden. Feuchtigkeit nach der Anwendung ist für einen Erfolg wichtig. Wirkungsgrade von 40 bis 50 % gegen die Eier und das L1-Stadium der Larven können unter guten Voraussetzungen erzielt werden. Es gibt in Deutschland keine zugelassenen Pflanzenschutzmittel gegen Tipula-Larven.

Fazit

Trotz eines überdurchschnittlich nassen Augusts konnte sich die Larvenpopulation in diesem Jahr nicht zu einem flächendeckenden Problem entwickeln. An einigen Standorten konnte starker Befall festgestellt werden, jedoch hatte der trockene September zur Folge, dass es zu keiner Schadschwellenüberschreitung im Herbst kam. Eine gepflegte Grünlandnarbe und eine regelmäßige Nachsaat wirken sich positiv auf das Befallsgeschehen aus.

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