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Gewinnanstieg bei allen Betriebstypen

Prognose der Buchführungsergebnisse für das Wirtschaftsjahr 2022/2023
Von Karsten Hoeck, Landwirtschaftskammer SH
In diesem Jahr müsste die Rechnung aufgehen. Doch was bringt die Zukunft? Foto: Karsten Hoeck

Wie zu Beginn jedes Jahres hat der Arbeitskreis Wirtschaftsentwicklung im Verband der Landwirtschaftskammern seine Prognose über die Entwicklung der Gewinne der landwirtschaftlichen Betriebe im laufenden Wirtschaftsjahr vorgestellt. Grundlage sind die Buchführungsdaten der Testbetriebe (TBN). Für Schleswig-Holstein zeigt sich folgende Entwicklung.

Im Wirtschaftsjahr 2022/23 wird weiterhin mit erhöhten landwirtschaftlichen Erzeugerpreisen als auch mit hohen Betriebsmittelkosten gerechnet. Der Ukraine-Krieg behält einen großen Einfluss auf die Entwicklung der Notierungen. Zu Beginn des Jahres 2023 scheint sich jedoch die Marktlage etwas zu entspannen. Die Versorgungsängste schwinden. Während viele Erzeugerpreise bereits zurückgehen, tendieren die Betriebsmittelkosten nur zögernd schwächer.

In Schleswig-Holstein konnte eine überdurchschnittliche Getreide- und Rapsernte im Sommer 2022 eingefahren werden. Die neue Ernte sorgte für eine Marktberuhigung. Der Weizenpreis gab hierzulande bis September bis auf zirka 300 €/t nach. Die Rapskurse verloren deutlich.

Das Jahr 2022 zeigte Preisbewegungen im Getreidehandel, wie man sie vorab nie für möglich gehalten hätte. Als Landwirt kann man jedoch nicht seine komplette Ernte zum Spitzenwert verkaufen, da solche Kursänderungen zu chaotisch verlaufen. Aber auch beim Verkauf von Teilmengen sollten die Erlöse der vorigen Ernte deutlich über den Vorjahresumsätzen liegen.

Zudem stiegen jedoch auch die Betriebsmittelpreise deutlich. Die Kurse für Düngemittel vervielfachten sich. Auch die Dieselkosten stiegen deutlich an. Dazu kamen erhöhte Preise und Lieferengpässe etwa für Ersatzteile. Trotz dieser Aufschläge bei den Betriebsmittelkosten können die Ackerbaubetriebe auf ein wirtschaftlich erfolgreiches Jahr 2022 zurückblicken.

Eine hohe Kostenbelastung wird erneut für das Jahr 2023 erwartet, auch wenn die Forderungen für Düngemittel zuletzt wieder reduziert wurden. Große Preisschwankungen in allen Bereichen und ein erhöhtes Anbaurisiko durch klimatische Veränderung werden die hiesigen Ackerbaubetriebe weiterhin herausfordern. Dazu muss sich noch zeigen, welche Auswirkungen die geänderten Regeln der Gemeinsamen Agrarpolitik bringen.

Der durchschnittliche TBN-Ackerbaubetrieb mit 154 ha (Weizen, Gerste, Raps, Silomais) aus Schleswig-Holstein könnte je nach Verkaufszeitpunkt der Ernte etwa 73.440 € höhere Einnahmen erzielen. Die Ausgaben steigen um etwa 35.343 €. Somit könnte das Ergebnis um 38.097 € auf 95.406 € steigen.

Hohe Milchgeldauszahlungspreise

Seit Monaten liegen die Basispreise vieler Meiereien in Schleswig-Holstein über 60 ct/kg Milch. Damit haben die Erlöse eine neue Dimension erreicht und liegen bundesweit an der Spitze. Bis Mitte des Jahres 2022 lag die Milchanlieferung zum Teil deutlich unter den Mengen der Vorjahre. Dies war die Folge der reduzierten Milchviehbestände und der geringeren Milchproduktion während der heißen Sommermonate. Bei einer regen Nachfrage stiegen die Kurse für Milchprodukte, vor allem für Butter, deutlich an. Doch auch Käse und Milchpulver waren gefragt und erzielten deutliche Preisaufschläge. Zum Teil sind Milchprodukte im Lebensmittelhandel derzeit um bis zu 70 % teurer als im langjährigen Schnitt. Je nach Produktionsausrichtung profitieren die Meiereien jedoch unterschiedlich von dieser Situation. Vergleichsweise teure Produkte werden aufgrund der hohen Lebenshaltungskosten mittlerweile weniger gekauft.

Seit Dezember drehen die Märkte für Milchprodukte wieder nach unten. Dies wird sich beim Abschluss der neuen Kontrakte widerspiegeln.

Die hiesigen Landwirte hoffen jedoch, dass die Kurse auch 2023 über dem Mittel der Vorjahre bleiben. Dies ist auch notwendig, da die Produktionskosten hoch bleiben werden. Die Nachfrage auf dem Weltmarkt läuft ruhiger. Wichtig bleibt auch die Entwicklung der Milchanlieferung. In Deutschland wird wieder mehr als im Vorjahr angeliefert. EU-weit geht man von einem weiteren Rückgang der Milchviehherde um 0,8 % aus. Auch viele andere Exportnationen melden eine reduzierte Milchproduktion.

Die Rindermast war im Jahr 2022 recht lukrativ. Auch hier lagen die Erzeugerpreise weit über den Notierungen der Vorjahre. Die hohen Erlöse reichten aus, um die auch hier deutlich erhöhten Kosten, vor allem für Misch- und Grundfutter, zu decken. Der Kriegsausbruch in der Ukraine hat der Entwicklung am Rindermarkt jedoch eine Kehrtwende beschert. Die massive Inflation der Preise für Energie sorgte für einen Rückgang der Nachfrage nach teuren Rindfleischartikeln. Die hohen Futter- und Energiekosten werden die Produktion weiter belasten. Nach einer EU-Prognose wird das deutsche und das europäische Rindfleischangebot im Jahr 2023 erneut etwas zurückgehen. Dies sollte mögliche Abschläge der Erzeugerpreise für Schlachtrinder begrenzen.

Der mittlere TBN-Futterbaubetrieb mit 115 ha, 97 Kühen in Schleswig-Holstein könnte seine Einnahmen im laufenden Wirtschaftsjahr um 121.600 € steigern. Bei einer Kostensteigerung von zirka 50.100 € könnte das Unternehmensergebnis zirka 184.000 € erreichen.

Zeitweise hohe Schlachtschweinekurse

Die Schweinehaltung blieb im vergangenen Jahr wie auch in Vorjahren überwiegend im Krisenmodus. Eine rückläufige Nachfrage nach Schweinefleisch und fehlende Exportmöglichkeiten durch die hierzulande grassierende Afrikanische Schweinepest sorgen für nicht immer kostendeckende Erlöse. Die Schweinefleischerzeugung ist auch im vergangenen Jahr weiter zurückgegangen, da viele Landwirte diesen Betriebszweig aufgegeben haben. Immer neue Auflagen und Vorschriften setzen den Betrieben zu.

Mitte des Jahres 2022 zeigte sich am Markt eine Belebung. Die reduzierten Schweinebestände sorgten für ein rückläufiges Angebot. Die Schweinenotierungen stiegen im September auf 2,10 €/ kg SG an und erreichten damit das höchste Niveau seit 1997, auch als Folge der Aufhebung von Corona-Beschränkungen. Die Ferkelkurse profitierten von dieser Entwicklung ebenfalls und erhöhten sich von 20 €/Stk. zum Jahresbeginn auf 70 €/Stk. zum Jahresende. Auf der Kostenseite sorgte dagegen der Ukraine-Krieg für erhöhte Kurse für Futtergetreide und Eiweißkomponenten. Die ­Mischfutterpreise stiegen fast um das Doppelte.

Aber auch die Löhne sind deutlich gestiegen, in der gesamten Fleischbranche fehlen Arbeitskräfte. Trotz der schwierigen Lage im Fleischgeschäft ist der Wettbewerb um das geringe Schweineangebot sehr rege.

Dennoch muss man sich auf neue Anforderungen an die Haltungsform einstellen. Diese Entwicklung sorgt jedoch auch für einen Rückgang der Schweinehaltung. In Schleswig-Holstein verbleiben nur noch wenige Hundert Betriebe. Die Schlachthofbranche warnt bereits vor einer Versorgungskrise mit Schweinefleisch im Jahr 2023. Hoffen wir, dass die Abnehmer die Erzeugerpreise entsprechend erhöhen, um die Schweinehaltung wieder lohnenswert zu gestalten.

Das Unternehmensergebnis des mittleren TBN-Betriebes mit Schweinehaltung in Schleswig-Holstein steigt auf zirka 74.000 €. Dies sind 17.400 € mehr als im Vorjahr.

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