3xH beim Pferd

Gesundheitsprophylaxe für Haut, Haar und Horn
Von Assia Tschernookoff
Pferde kommen generell gut mit Kälte zurecht. Während Robustpferde auch im Winter ohne Decke auskommen, sollten Warmblüter jedoch eingedeckt werden, wenn sie geschoren sind. Foto: Assia Tschernookoff

Wichtige Informationen zur Gesundheitsprophylaxe von Haut, Haar und Horn vermittelte Tierarzt Dr. Kai Kreling bei einem Onlineseminar der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN). Der Turniertierarzt, der auch für den Weltreiterverband (FEI) im Einsatz ist, gab jede Menge guter Tipps, was Pferdebesitzer für die Erhaltung und Verbesserung der Qualität von Haut, Fell und Huf beachten sollten und selbst tun können.

Die Haut ist der Spiegel der Gesundheit. Sind die Haare seidig glänzend, glatt und stabil, steht das Pferd also voll im Lack, wie man in der Reiterwelt sagt, geht es dem Tier gut. Genau wie beim Menschen besteht die Pferdehaut aus drei Schichten: der Oberhaut oder Epidermis, der Lederhaut und der Unterhaut oder Subcutis. Wie ein Taucheranzug liegt die Haut dicht am Körper an, ist dabei jedoch in der Lage, mit jeder Körperbewegung mitzugehen. Als Organ erfüllt sie verschiedene Funktionen und Aufgaben. Sie reguliert die Körpertemperatur und den Blutdruck und regt den Stoffwechsel an.
Die Oberhaut ist besonders stabil und bietet Schutz vor Umwelteinflüssen. Die Lederhaut darunter ist eine relativ dünne Hautschicht, die sich aus elastischen Bindegewebszellen zusammensetzt. Hier befinden sich zahlreiche Nerven, Blutgefäße, Drüsen, Haarbälge und Sinneszellen. In der Lederhaut wird auch der Talg gebildet, ein klebriges Sekret, das die Haut vor Austrocknung und das Fell vor Durchnässung schützt. Die Unterhaut oder Subcutis bildet die untere Hautschicht. Sie besteht aus lockerem Bindegewebe und Fettzellen. Hier sind die Schweißdrüsen beheimatet, die für die Schweißproduktion verantwortlich sind.
Über das Schwitzen reguliert das Pferd seinen Wärmehaushalt. Kälteres Wetter können Pferde deutlich besser vertragen und frieren im Winter nicht so schnell wie der Mensch. Plustemperaturen um die 10 °C finden sie richtig kuschelig, erst bei Minusgraden müssen sie mehr Energie aufwenden, um ihre Grundtemperatur aufrechtzuerhalten. Dagegen kommen sie bei sportlicher Arbeit und bei höheren Temperaturen im Sommer schnell ins Schwitzen. „Das ist auch gut so“, betont Dr. Kai Kreling, „denn Schwitzen ist für die Gesundheit förderlich.“ Schweiß kühlt nicht nur die Körpertemperatur herunter, er bringt auch den Reinigungsprozess der Haut in Gang. Durch die Flüssigkeitsverdunstung werden Schmutzpartikel gelöst.

Putzen ist wichtig für die Haut

Fühlt es sich wie eine Mondlandschaft an, wenn man mit der Handfläche über den Pferderücken gleitet, dann deutet dies auf verstopfte Talgdrüsen und Entzündungsherde hin, die für das Pferd sehr unangenehm sind. In diesem Fall haben Hautschuppen die Poren verklebt. Wenn schlecht oder zu wenig geputzt oder mit verschmutzter Satteldecke, einem Gelpad oder einem punktuell drückenden Sattel geritten wird, entwickelt sich durch Schweiß und Wärme ein idealer Nährboden für Bakterien. Es entsteht ein Teufelskreis, denn durch verstopfte Talgdrüsen wird die Talgproduktion vermehrt und es kommt zu schmerzhaften Talgknoten.
Deshalb ist regelmäßiges Putzen das A & O der Haut- und Fellpflege. Dabei sollte immer auf hautschonendes und sauberes Putzzeug geachtet werden. „Eine angenehme Bürste ist einem harten Metallstriegel vorzuziehen“, rät Kreling, der selbst aktiver Reiter ist und die Amateurreitlehrerprüfung abgelegt hat. „Dennoch sollte das Bürsten intensiv sein und sich nach der alten Faustregel ‚lang der Strich, kurz die Pause‘ richten. Zudem aktiviert eine Viertelstunde ordentliches Putzen den Stoffwechsel.“ Auch das Abwaschen der Sattellage nach dem Reiten sei zu empfehlen. Krelings Tipp: „Ein Schuss Essig bindet die Schwebstoffe.“
Selbstverständlich sollte überprüft werden, ob der Sattel richtig sitzt. Beim Scheren sollte in jedem Fall die empfindliche Sattellage ausgespart werden, denn die kurzen Haarstummelchen, die nach dem Scheren stehen bleiben, wachsen schnell nach. Unter dem Sattel wirken sie dann wie kleine Stachel und drücken das Haar in den Haarbalg zurück. Dadurch kommt es zu Satteldruck und Entzündungen.
„Das Scheren selbst ist fast schon zur Glaubensfrage geworden. Grundsätzlich sollte über die Schur immer individuell entschieden und sie den Arbeits- und Haltungsbedingungen des Pferdes angepasst werden“, meint der Leiter einer Tierklinik.

Schur immer vom Einsatz abhängig

Ein von innen durchnässtes Fell führt durch den extrem hohen Verdunstungseffekt schnell zum Auskühlen des Organismus und zur Untertemperatur. Um Staunässe zu vermeiden, ist für die Gesundheit von Sportpferden, die auch im Winter regelmäßig gearbeitet werden, das Scheren – bis auf die Sattellage! – förderlich. Bei Freizeitpferden, die im Offenstall untergebracht sind und in der dunklen Jahreszeit aufgrund schlechter Wetter- und Bodenverhältnisse entsprechend seltener geritten werden und somit auch weniger intensiv ins Schwitzen kommen, haben sich hingegen sogenannte Scherenschnitte, bei denen das Fell an den Rückenpartien wie eine Decke stehen bleibt, gut bewährt.
Das Fell legt sich wie ein Luftkissen um das Pferd und schützt es vor Umwelteinflüssen. Ist es geschoren, verliert das Pferd diesen Schutzmantel und sollte eingedeckt werden. Während beim nur partiell geschorenen Robustpferd draußen eine leichte Decke ausreicht, sollten die vollständig geschorenen Warmblüter selbst im Stall eingedeckt sein. „Eine Faustregel gibt es nicht“, so Kreling. „Es ist immer eine Abwägungsfrage.“ Am besten sei es, sein Pferd aufmerksam zu beobachten. Steht es mit zusammengekniffenen Augen auf dem Paddock oder ist sein Fell borstig hochgestellt, dann ist eine Decke für sein Wohlbefinden und seine Gesundheit sicher notwendig.
Dauerhaftes Eindecken schadet jedoch der Haut, denn es erhöht die Anfälligkeit für eine Pilz­infektion. Sobald das Wetter es zulässt und die Sonne scheint, sollte die Decke abgenommen werden. Denn Luft und Licht bringen den Stoffwechsel in Gang.
Auch Bewegung sorgt für glänzendes Fell. Die Pferde regelmäßig richtig durchgaloppieren zu lassen, tut der Haut gut. Mindestens 50 min sollte ein Pferd am Tag bewegt werden, und sei es auf dem Laufband oder in der Führanlage.

Fellwechsel ist anspruchsvolle Zeit

Der niedergelassene Tierarzt räumt mit dem Ammenmärchen auf, dass Pferde bereits im September eingedeckt werden sollten, damit sie weniger Fell nachschieben. Im Gegenteil: Zu frühes Eindecken erhöht die Anfälligkeit der Haut, die auf diese Weise keine Chance hat, sich mit den Umweltreizen auseinanderzusetzen. Auslöser des Fellwechsels ist nicht die Temperatur, sondern die Intensität und vor allem die Dauer des Tageslichts.
Sowohl im Herbst als auch im Frühjahr wechselt das Haarkleid des Pferdes vollständig. Hierfür muss viel Energie aufgewendet werden und zahlreiche Proteine, Fettsäuren, Vitamine und Spuren­elemente werden in Zeiten des Fellwechsels in großen Mengen benötigt. Gleichzeitig werden weniger Immunkörper gebildet und die Stoffwechselvorgänge werden verringert. Heu und Futterstroh sollten in ausreichender Menge zur Verfügung stehen, ein Mineralleckstein ist ebenso ein Muss.
Eine sehr gute Ergänzung im Fellwechsel sind Öle, in denen Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren enthalten sind. In Bananen sind hohe Mengen an Kalium enthalten. „Eine Banane am Tag reicht aus, um den Bedarf zu decken“, so der Experte. „Die Pferde sind in der Regel ganz wild darauf, weil in der süßen Frucht genau das drin ist, was sie gerade im Winter brauchen.“
Gras ist für die Gesundheit die beste Futtergrundlage. Doch bis die Pferde im Frühjahr wieder auf die Weide gehen, muss der Energiehaushalt ausgeglichen werden. Als Informationsbasis kann dabei ein Blutstatus dienen.

Hufe brauchen Feuchtigkeit

Der Wechsel des Fells ist für das Pferd ein Stressfaktor und beeinflusst nicht nur die Haarqualität, sondern auch die des Horns. Haut und Horn sind von der Struktur her ähnlich aufgebaut. Mindestens einmal am Tag sollte der Huf ausgekratzt, von Ammoniak befreit und gereinigt werden, und zwar nicht mit einer trockenen Bürste, sondern mit Wasser. Eine Wurzel- oder gar eine Stahlbürste hat am Huf nichts zu suchen, da sie die Schutzschicht des Horns zerstört.
Hufe brauchen Feuchtigkeit, sonst werden sie spröde und brechen. „Pferde für eine Stunde in Matschpfützen zu stellen, gibt dem Huf die Chance, genügend Feuchtigkeit aufzunehmen“, so Krelings Tipp. „Anschließend reinigen und mit Huföl einfetten, aber nur den Kronsaum. Den ganzen Huf einzufetten, ist nicht sinnvoll.“ Kreling schwört dabei auf Gewehröl, da es sich wie ein feiner Film rund um das Horn legt, die kleinsten Rillen füllt und dementsprechend hervorragend schützt.
Den Pferden im Winter eine Beschlagspause zu gönnen, befürwortet Kreling, der Lehrgänge für angehende Hufschmiede gibt und Mitglied im Prüfungsausschuss für Hufschmiede ist: „Denn der gesündeste Huf ist der unbeschlagene Huf.“ Voraussetzung sei, dass der Huf über eine gute Sohle und stabile Wände verfüge und das Pferd auch ohne Eisen keine Einschränkungen im Bewegungskomfort erleide: „Wenn das Pferd ­‚eierig’ läuft, dann sollten die Eisen besser draufbleiben.“

Zum Schutz der empfindlichen Rückenpartie sollte die Sattellage beim ­Scheren immer ausgespart werden.  Foto: Assia Tschernookoff
Hufe brauchen Feuchtigkeit, sonst werden sie spröde und brechen. Foto: Imago
Regelmäßiges Putzen mit hautschonendem und sauberem Putzzeug ist wichtig für die Haut- und Fellpflege.  Foto: Imago


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