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Unsere Väter stärken uns den Rücken

Frauen als Hofnachfolgerinnen, Teil II
Von Laura Stolley und Wiebke Wendt
Wiebke Wendt mit ihrer Lieblingskuh, die auch Wiebke heißt  Foto: privat

ergangene Woche berichteten zwei junge Frauen über die Heraus­forderung, in der Landwirtschaft immer mehr Verantwortung zu übernehmen. Im zweiten und abschließenden Teil geht es vor allem um die damit verbundenen zukunftsprägenden Entscheidungen und das Hin­einwachsen in die neue Rolle als Unternehmerin und Betriebsleiterin. Dazu haben Laura Stolley (22) aus Selk und Wiebke Wendt (24) aus Westermoor ihre Gedanken aufgeschrieben.

Als Junglandwirtin denkt man über viele wichtige Entscheidungen nach. Die Gedanken drehen sich um die Zukunft. Man ist jung, motiviert und plant, wie es betrieblich weitergehen kann. Von außen prasseln Nachrichten über politische Entscheidungen, Informationen über landwirtschaftliche Neuerungen und unterschiedliche Meinungen auf einen ein und beeinflussen die Gedankengänge mal mehr und mal weniger.

Nach Schule und Ausbildung mussten wir feststellen, dass wir uns noch nicht ansatzweise bereit fühlten, einen Hof zu übernehmen. Vielmehr ging es darum, das theoretische Wissen in die Praxis umzusetzen – und das ist leichter gesagt als getan. Also wachsen wir beide nun langsam in unsere zukünftige Rolle als Unternehmerin und Betriebsleiterin hinein. Von außen wird man immer mal wieder belächelt, wenn man als Frau einen Hof übernehmen möchte. Wir können jedoch sagen, dass wir bis jetzt alle Aufgaben meistern konnten. Auf dem Betrieb übernehmen wir zunehmend mehr Aufgaben und Verantwortung, die bisher von unseren Vätern übernommen wurden. Allmählich aber wird immer klarer, dass ein Wandel stattfindet: Wir sind diejenigen, die die Entscheidungen bald allein treffen müssen. Noch stehen uns unsere Väter immer mit einem guten Rat zur Seite und stärken uns den Rücken. Das ist ein sehr gutes Gefühl, gibt uns Zuversicht und bestärkt uns in dem, was wir tun.

In letzter Zeit beschäftigen uns besonders negative Schlagzeilen über die Landwirtschaft wie die Berichterstattung über Nitrat im Grundwasser, eingebracht durch landwirtschaftliche Nutzung, oder das Töten männlicher Kälber. Man muss lernen, damit umzugehen. Das ist bestimmt nicht leicht, aber es nützt auch nichts, sich davon herunterziehen zu lassen. Wir wissen, was wir tun, und vor allem, dass wir das gut machen. Das müssen wir auch nach außen repräsentieren. Die große Öffentlichkeitsarbeit ist nicht jedermanns Sache, unsere auch nicht, aber es bringt schon eine Menge, wenn man seinen Freunden, Nachbarn und dem Dorf zeigt, was man macht und mit wie viel Leidenschaft man dabei ist. Politische Entscheidungen kann man vielleicht etwas schwerer beeinflussen, jedoch ist es uns wichtig, unsere Meinung über die Interessenvertretung mit einzubringen, deswegen sind wir Teil des Sprecherteams im Agrarausschuss des Landjugendverbandes. Hier können wir die Meinung der Junglandwirte vertreten. Durch die Landjugend und gerade den Agrarausschuss beschäftigen wir uns mit vielen (agrar)politischen Themen. Durch den intensiven Austausch, der sich teilweise deutschlandweit vollzieht, hat man einen noch weiteren Blick über den Tellerrand und kann seinen Horizont erweitern. Bei der Landjugend sind immer alle offen und motiviert, das spornt uns noch mehr an und manchmal bekommen wir auch dadurch noch jenes Quäntchen Mut zugesprochen, das bisher fehlte.

Gerade wenn es darum geht, neue Dinge auszuprobieren, ist es einfacher, wenn man jemanden fragen kann, der schon Erfahrungen damit gesammelt hat. Gesellschaft und Politik sind so schnelllebig geworden. Gefühlt lebt jeder in seiner Blase und oft wird etwas getan, ohne zu wissen, was es eigentlich für Auswirkungen auf andere haben könnte. Mit politischen und gesellschaftlichen Entscheidungen wird es nie langweilig und man hat immer neue Herausforderungen zu meistern und muss auch mal über sich hinauswachsen. Den Kopf in Sand zu stecken, ist für uns keine Option. Auch wenn es hin und wieder mal schwierige Phasen gibt, wo es nicht so läuft, gibt es genug positive Dinge, die uns zurückholen und uns zeigen, warum wir unseren Traumberuf gerne ausüben.

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