Die Bioökonomie soll neue Chancen für Land- und Forstwirte in der EU schaffen. Das hat Agrarkommissar Christophe Hansen am Montag beim Agrarrat in Brüssel erklärt. Für 2025 stellte der Luxemburger eine neue Bioökonomie-Strategie in Aussicht. EU-Umweltkommissarin Jessika Roswall, die auch für wettbewerbsfähige Kreislaufwirtschaft verantwortlich ist, forderte, Erfolge aus der Forschung für die Praxis verfügbar zu machen und im industriellen Maßstab umzusetzen. Dafür hob sie besonders die Bedeutung von Start-ups hervor.
Hansen erwartet zum einen, dass durch die Bioökonomie neue Jobs in der Landwirtschaft geschaffen werden. Zum anderen bestehe die Hoffnung auf neue Aufgabenbereiche und alternative Einkommensquellen. Dabei betont der Agrarkommissar auch, dass man bereits eine Grundlage habe, auf der man aufbauen könne. So enthalte beispielsweise die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) schon jetzt 25 spezifische Maßnahmen im Bereich der Bioökonomie. Außerdem würden bereits heute viele Branchen Biomaterialien nutzen, die jedoch aktuell noch aus Drittstaaten eingeführt würden. Daher gelte es, sowohl die Wettbewerbsfähigkeit des primären Sektors als auch der Industrie zu stärken. Hansen erwartet, dass kontinuierlich mehr Industriebetriebe von fossilen auf pflanzenbasierte Rohstoffe umsteigen werden. Bei alledem dürfe man jedoch nicht das Ziel der Ernährungssicherheit aus den Augen verlieren.
Tiertransporte: Neuregelung notwendig
Der neue EU-Gesundheits- und Tierschutzkommissar Olivér Várhelyi forderte beim Agrarrat, dass sich dieser bis Mitte 2025 auf eine gemeinsame Position zur Überarbeitung der europäischen Tiertransportverordnung einigen möge. Immer wieder würden Zwischenfälle bekannt, die sowohl den Druck auf die Tierhalter als auch auf die Behörden erhöhten, erklärte Várhelyi. Nach seinen Worten ist die Novelle jedoch nicht nur aus Tierschutzgründen notwendig. Auch die Wettbewerbsfähigkeit und der Ruf der Tierhaltungsbranche würden verbessert. Zwischen den Mitgliedstaaten zeigen sich derweil weiterhin große Differenzen. Die Staatssekretärin im Bundeslandwirtschaftsministerium, Silvia Bender, sprach sich für schärfere Auflagen für den Transport lebender Tiere aus. Sie betonte, dass der Handel mit Fleisch und Zuchtmaterial sehr wohl Alternativen biete. Detailreich schilderte sie einen Fall, in dem Rinder in einem Tiertransport an der EU-Außengrenze verendet seien. Bender zufolge sollten solche Vorfälle zukünftig durch Verträge verhindert werden. Damit könnte bereits vor Beginn der Reise die Grenzüberquerung der Tiere im Detail geregelt werden.
Luxemburg und Niederlande für Verbote
Noch kritischer gegenüber Tiertransporten in Drittstaaten positionierte sich die Delegation aus Luxemburg. Sie forderte, dass Schlachttierexporte in Länder außerhalb der EU, die nicht über äquivalente Tierschutzstandards verfügten, verboten werden sollten. Gleichzeitig pocht Luxemburg jedoch auf einfachere Regeln für Transporte über kurze Distanzen. Eine ähnlich restriktive Position gegenüber Tiertransporten in Drittstaaten vertraten die Niederlande. Im Gegensatz dazu betonte Spanien die wirtschaftliche Bedeutung des Tierhandels. Mitgliedstaaten am Rand der EU dürften zudem nicht abgestraft werden. Eine der deutlichsten Warnungen vor möglicherweise zu hohen Tierwohlstandards kam aus Rumänien. Der Vorschlag der EU-Kommission habe das Potenzial, den ländlichen Raum in vielen EU-Staaten erheblich zu schwächen, hieß es aus Bukarest. Finnland warb darum, nationale Besonderheiten, etwa bei den Temperaturgrenzwerten, stärker zu berücksichtigen. Es müsse vermehrt auf technische Lösungen zur Sicherung des Tierwohls gesetzt werden. age




