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„Wir vermitteln jetzt Software statt Pflüge“

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Nils Thun führt einen Ackerbaubetrieb mit Schweinehaltung in Tappendorf, Kreis Rendsburg-Eckernförde, und engagiert sich als Vorsitzender im Maschinenring Mittelholstein. Anfang Juni wählten die Delegierten des Bundesverbandes der Maschinenringe (BMR) den 34-Jährigen in das Präsidentenamt. Über seine neue Position und die Weiterentwicklung der Maschinenringe sprach er mit dem Bauernblatt.

Was ist Ihre Motivation, sich als Präsident im BMR zu engagieren und welche Voraussetzungen mussten Sie für die Wahl mitbringen?

Um Präsident zu werden, muss man Mitglied in einem Maschinenring sein. Diese Voraussetzung habe ich erfüllt, als ich den Betrieb meiner Eltern übernommen habe und dadurch auch die Mitgliedschaft im Maschinenring Mittelholstein. Vor sechs Jahren wurde ich zum ersten Vorsitzenden gewählt, vorher war ich stellvertretender Vorsitzender. In dieser Funktion durfte ich jedes Jahr zum Tag der Maschinenringe mitfahren. Das ist eine Bundestagung, die zwei bis drei Tage dauert. Die Bundestagung war für mich immer schon spannend, weil man mitbekommen hat, womit sich der Bundesverband beschäftigt, mit welchen übergeordneten Themen, und natürlich auch welche Leistungen er ausarbeitet, die dann später wieder an die vielen Geschäftsstellen im Land weitergegeben werden. Man erfährt zudem, wie vielfältig die Maschinenringe in Deutschland sind.

Was sind in Schleswig-Holstein die Schwerpunkte der Arbeit und was sind die Unterschiede zu anderen Bundesländern?

Die Unterschiede ergeben sich natürlich mit der Größe und Struktur der Mitgliedsbetriebe in den Bundesländern. Das klassische Geschäft der Vermietung und der überbetrieblichen Auslastung der Maschinen war schon immer ein wichtiges Segment in Schleswig-Holstein. Die Betriebshilfe ist ein weiteres wichtiges Tätigkeitsfeld. Im Winterdienst hingegen sind wir in Schleswig-Holstein fast gar nicht unterwegs. Das ist eher im südlichen Raum eine relevante Einnahmequelle für die Mitglieder. Ein relativ neues Feld ist der Bereich der Erneuerbaren Energien. Wir nennen unsere Marke LandEnergie. Dabei geht es zum einen um den Stromeinkauf, aber jüngst auch deutlich verstärkt um die Stromvermarktung.

Wie arbeiten Maschinenringe und Lohnunternehmer zusammen? Gibt es Konkurrenz?

Als Konkurrenz habe ich das nie kennengelernt. Aber es gibt schon Regionen in Deutschland, in denen es auch anders sein kann. Schließlich ist jeder Maschinenring mit seiner Geschäftsstelle für sich eigenständig. Es gibt prinzipiell keine Vorgabe von oben, was der Maschinenring zu tun hat. Konkurrenz mit Lohnunternehmern in Schleswig-Holstein kenne ich aber überhaupt nicht. Im Gegenteil, man ergänzt sich. Im Maschinenring Mittelholstein haben wir auch keine eigenen Maschinen. Wir versuchen stattdessen zu vermitteln, also die Maschinen von Mitgliedsbetrieben den anderen Mitgliedern im Sinne einer optimierten Auslastung zur Verfügung zu stellen.

Der BMR hat die Initiative „Zukunftsmacher“ ins Leben gerufen. Warum?

Maschinenringe überlegen ständig, wie sie einen Mehrwert schaffen können, um gute Argumente für eine Mitgliedschaft zu liefern. Dabei ist es mittlerweile weniger der Pflug, den wir vermitteln, sondern Software. Wir entwickeln und vertreiben zum Beispiel die MeinAcker-App. Mit deren Hilfe können Mitglieder kooperativ zusammenarbeiten. Die Möglichkeiten der Digitalisierung zu nutzen, bedeutet für uns „Zukunft machen“.

Welche Bedeutung hat die Betriebshilfe in Schleswig-Holstein und welchen Einfluss hat der Strukturwandel?

Die Betriebshilfe ist nach wie vor wichtig. Auf jeden Fall aber sind die Anforderungen an Betriebshelfer enorm gestiegen, weil die Betriebe immer moderner und spezialisierter werden. Über Lehrgänge und Fortbildungen versuchen wir, unsere Betriebshelfer im Maschinenring Mittelholstein up to date zu halten. Es geht beispielsweise darum, unterschiedliche Melkroboter zu programmieren oder zu steuern. Genauso versuchen wir, bei den Landmaschinenhändlern und Werkstätten Fahrerschulungen für neue Schlepper und Geräte zu organisieren. Herausfordernd ist, dass die Betriebshelfer durch ihre hohe Qualifikation mehr verdienen wollen und sollen. Hier sind jedoch die von der landwirtschaftlichen Sozialversicherung (SVLFG) vorgegebenen Vergütungssätze einzuhalten.

Gibt es noch ausreichend viele Betriebshelfer?

Ja, aber wir müssen die Entwicklung genau beobachten, insbesondere mit Blick auf die Lohnentwicklung. Da Betriebshelfer zeitlich sehr flexibel sein müssen, arbeiten wir im Maschinenring Mittelholstein ausschließlich mit hauptamtlichen Kräften. Die Anstellung als Betriebshelfer im Nebenerwerb haben wir aufgegeben.

Auf der BMR-Bundesversammlung wurde ein Weltverband der Maschinenringe gegründet. Was ist das Ziel?

Hinter dem Weltverband steckt der gleiche Grundgedanke wie beim Bundesverband. Die Länder können sich dadurch besser vernetzen. Als klares Ziel haben wir uns außerdem gesetzt, die Ernährungssicherheit weiter zu steigern. Hunger zu bekämpfen klappt weltweit am einfachsten, wenn man den Leuten vor Ort erklärt, wie sie sich selbst ernähren können. In den Weltverband sind neben den europäischen vorrangig nordafrikanische Länder eingetreten. Aber das Netzwerk kann ja noch wachsen. 

Info

Nils Thun folgt dem langjährigen BMR-Präsidenten Leonhard Ost im Amt. Der 70-Jährige stand dem Bundesverband in den vergangenen 15 Jahren vor und schlug seinen 34-jährigen Nachfolger am 4. Juni bei der BMR-Mitgliederversammlung im bayerischen Neuburg an der Donau selbst vor. Bei der Wahl entfielen 100 % der Stimmen aller Landesvorsitzenden auf Thun. 

Frauengeschichten aus fünf Jahrhunderten

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„Hinter jedem erfolgreichen Mann steht eine starke Frau und vor allem eine eigenständige Frau, die dann auch ihren Weg ging.“ Dieser Aussage gingen die LandFrauen des OV Kaltenhof-Osdorf auf einer neu konzipierten Stadtführung in Eckernförde nach.

Stadtführerin Gundel Kotzorek hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Stadtgeschichte anhand von Frauengeschichten lebendig werden zu lassen. Sie fragt sich, weshalb erfolgreichen Frauen in Eckernförde – anders als Männern – kein Denkmal gesetzt worden ist. Die Führung begann in der Altstadt Eckernfördes und endete in Borby auf dem Petersberg. Das Tragen passender Kopfbedeckungen erheiterte, und das Zeigen vieler Fotos stellte eine tolle Verbindung zur früheren Zeit her.

Die Teilnehmerinnen erfuhren, dass im 17. Jahrhundert zu den Opfern von Hexenverfolgungen meist Frauen gehörten, die krank, alt und etwas vermögend waren. Die eifrigsten Hexenjäger waren die Gutsherren. Mit Ende des Dreißigjährigen Krieges hörten die Hexenverfolgungen in Eckernförde auf, vermutlich hatten die Bürger und Bürgerinnen genug von den Gräueltaten.

Die Gruppe vor dem Otte-Speicher aus dem 18. Jahrhundert.

Die Frauen bekamen in vorherigen Jahrhunderten viele Kinder, von denen nur wenige das Erwachsenenalter erreichten. Eine dieser Frauen war die Ehefrau des erfolgreichen Kaufmanns Christian Otte, die Pastorentochter Elsabe Otte, deren Initialen der Kaufmann aus Dankbarkeit auf dem Otte-Speicher von 1723 in der Langebrückstraße anbringen ließ.

Eckernförder Frauen führten als Geschäftsfrauen im 19. und 20. Jahrhundert ganz selbstverständlich und ohne viel Aufhebens die Familienbetriebe weiter, wenn Männer oder Brüder zur Geschäftsführung nicht mehr in der Lage waren, sei es wegen Krankheit, Tod oder Kriegsdienst. Dazu gehörte auch Dora Baasch aus der gleichnamigen Künstlerfamilie, die eine Ausbildung zur Fotografengehilfin absolvierte, da der Vater früh starb. Margarete Winterberg kam nach ihrer Flucht aus Tilsit 1946 nach Eckernförde und wurde eine große Förderin des kulturellen Lebens in und um Eckernförde.

Interessant waren auch die Geschichten über die „Opsteek­fruuns“ in Eckernförde, die unter harten Bedingungen in den zahlreichen Fischräuchereien im 19. und 20. Jahrhundert die Sprotten auf eiserne Spieße, die „Spitts“, aufziehen mussten. Geräuchert wurde in „Altonaer Öfen“ durch Räucherer, die durch Handauflegen an der Ofentür den Räuchervorgang abschätzten.

Gundel Kotzorek mit historischer Badekappe.  Fotos: Marlies Sommer

Mit einer historischen Badekappe ausgestattet, erzählte die Ortskundige von den Anfängen des Badelebens im heutigen Stadtteil Borby, der erst 1934 eingemeindet wurde. 100 Jahre eher als Eckernförde lockte Borby die Schönen und die Reichen an. Auch das deutsche Kaiserpaar war hier zu Gast. Der Kaiserin Auguste Viktoria war sogar ein mit Seide ausgeschlagener Waggon in der Kleinbahn reserviert, mit dem sie ihre Schwester in Grasholz besuchte.

Wenn Piraten den Boden unter den Füßen verlieren

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Die diesjährige Floßrallye der LJG Steinburger Geest an der Bekau war mit zehn teilnehmenden Flößen wieder ein voller Erfolg. Wettertechnisch hatten wir wirklich Glück, aufgrund des Windes mussten wir allerdings Start und Ziel tauschen: Gestartet wurde in Huje, das Ziel war in Eversdorf.

Prämiert für das beste Kostüm: das Piratenteam „Die Seestecher“.

An der ersten Station musste als Aufgabe mithilfe von Schwämmen, Handschuhen oder Lappen innerhalb von 2 min Wasser aus der Bekau in einen Eimer befördert werden. Dann zogen die Flöße erstmals gegen 11 Uhr los in Richtung Ziel. Auf der Strecke wartete die zweite Station: Apfeltauchen. Ein altbekanntes Spiel, wobei am Ende durch drei Fragen noch extra Punkte erlangt werden konnten. Gegen 14.30 Uhr kam das erste Floß samt Teilnehmern am Ziel an.

Der Wettbewerb war hier aber noch nicht beendet. Wieder mit festem Boden unter den Füßen, durften sich jeweils drei Teilnehmer aus dem Team beim Big-Pack-Hüpfen beweisen. Das erwies sich als gar nicht so einfach, vor allem wenn die Koordination durch ein oder zwei Getränke schon eingeschränkt war. Dennoch schafften es am Ende alle Gruppen – angefangen bei 21 s bis hin zu 3 min.

Sieger der Floßrallye: „Die Gummibärenbande“. Fotos: Kim Marit Breiholz
Das Team „Malle für alle“ unterwegs auf der Bekau.

Als schließlich alle Flöße heil im Ziel angekommen waren und den Anker geworfen hatten, kamen wir zur Siegerehrung. Der Preis für das beste Kostüm ging an die Piraten. Schon ganz am Anfang fielen sie durch ihre Kleidung und ihr großes Segel am Floß auf.

Jedes Team hat die Stationen gut gemeistert, und es gab maximal einen Punkt Unterschied zwischen den Gewinnern. Das hat die Berechnung der Sieger nicht leicht gemacht. Dennoch schaffte es Team „Gummibärenbande“ verdient auf Platz eins. Der zweite Platz wurde vom Team „Stammtisch“ erkämpft, wobei es durch eine gute Zeit beim Big-Pack-Hüpfen aufgeholt hatte. Der dritte Platz ging an Hof Eicke – mit viel Köpfchen und Verstand ebenso wohlverdient.

Entwicklung der Maisbestände 2024

Für die diesjährige Maisaussaat in Schleswig-Holstein mussten eine angepasste Witterung und die Befahrbarkeit der Ackerflächen abgewartet werden.

Der April fiel laut Deutschem Wetterdienst ziemlich ins Wasser. Der zum Monatswechsel April / Mai früh gesäte Mais ist innerhalb von 14 Tagen aufgelaufen und bei Wärme und Sonnenschein zunächst zügig und gleichmäßig weitergewachsen, sodass Pflanzenausfälle durch Fritfliegenbefall gering waren. Je später die Aussaat nach der Monatsmitte Mai stattfand, desto schwerer kamen die Maispflanzen in Gang. Die in der letzten Maiwoche einsetzenden Niederschläge fielen noch über den Juni hinweg, der Feldaufgang spät gedrillter Ackerflächen war häufiger verzettelt. Die anhaltenden niedrigen Temperaturen und der wenige Sonnenschein im Juni verhinderten ein zügiges Wachstum später Bestände. Pflanzenschäden durch Fritfliegen nahmen zu, da ein schnelles Durchwachsen in der kritischen Phase bis zum Vierblattstadium selten gegeben war. Das Risiko von Schäden durch Vogelfraß war aufgrund des verhaltenen Wuchses der jungen Maispflanzen deutlich erhöht. Den passenden Zeitpunkt für den Pflanzenschutz zu finden, war vielerorts eine Herausforderung. Die anhaltenden Niederschläge zeigten deutliche Strukturschäden der Ackerflächen auf, betroffene Maispflanzen reagierten zeitweise mit Vergilbungen, stellten das Wachstum ein oder fielen aus. Nicht ordentlich ausgebrachte Unterfußdüngung konnte deutlich im Feld beobachtet werden, der Pflanzenwuchs betroffener Saatreihen war verhaltener. Anfang Juli war zu beobachten, dass sich früh gedrillter Mais nicht von den Widrigkeiten des Wetters im Juni hat aufhalten lassen. Spät gesäter Mais hingegen kam trotz des Hochsommerwetters Ende Juni nicht ordentlich in Gang, Wachstumsdepressionen wurden deutlich sichtbar. In der ersten Julihälfte kam es mancherorts aufgrund von Starkregenereignissen zu Hagelschäden am Mais, zerrissene und zerschlagene Blätter waren zu beobachten.

Mais als C4-Pflanze kann viel Biomasse aufbauen, wenn ausreichende Strahlung und hohe Temperaturen vorherrschen. Diese vegetative Entwicklung läuft beim Mais überwiegend in der Langtagsphase ab. Die überwiegend grauen Tage führten dazu, dass früh gedrillter Mais bei leicht gedrungenem Wuchs und somit verhaltener Pflanzenlänge zeitgemäß ab Mitte Juli das Fahnenblatt schob und sich die ersten Fahnen zeigten. Bei kürzer werdenden Tagen wechseln die Maispflanzen in die generative Phase, sprich Maisblüte und Kolbenfüllung. Die Bedingungen zur anstehenden Maisblüte sind für die früheren Saaten gut. Spät im Mai gedrillte Maisbestände wie auch Zweitfruchtmais nach Ackergras und Grünroggen erfahren hoffentlich am dritten Juliwochenende bei sonnigem und heißem Hochsommerwetter einen deutlichen Wachstumsschub. 

FN-Bundesstutenschau der Sportponys

Während einer Veranstaltung dreier westfälischer Pferdezuchtverbände fand auch die vierte FN-Bundesstutenschau Sportponys im westfälischen Münster-Handorf statt. Vorgestellt wurden 110 Stuten der Rassen Deutsches Reitpony, Connemara Pony, New Forest Pony und Welsh Pony (Sektion A, B und D). Sie konkurrierten um Siegerschärpen und Bundesprämien. Zwei Gesamt-, neun Schau- und sechs Sportsiegerinnen wurden in Münster-Handorf gekürt.

„Das war ein Erlebnis ganz besonderer Art. Ein ganz besonderer Rahmen und ein Teilnehmerfeld an Stuten, das nicht nur nationalem, sondern internationalem Niveau entsprach“, berichtet Joachim Völksen, stellvertretender Vorstandsvorsitzender des Bereichs Zucht der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) und Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der Pony- und Kleinpferdezüchter (AGP).

Zu Gesamtsiegerinnen avancierten die sechsjährige Glücksfee KH sowie die vierjährige Mee­reen, beides Deutsche Reitponystuten. Die vierjährige Meereen von Crown Notting Hill wurde gezogen und ausgestellt von Bettina Mangels aus Todenbüttel, Kreis Rendsburg-Eckernförde. „Meereen hat eine ganz besondere Abstammung“, verrät Mangels. Denn die heutige Züchterin kaufte sich vor 23 Jahren eine Araberstute zum Reiten. Auf der Messe Hansepferd entdeckte sie dann einen „wunderschönen Rapphengst“. Das war ein Welsh Cob. Auf dieser Anpaarung baute sie ihre ganze Zucht auf, inzwischen in der dritten Generation. „Ich hatte keine Ahnung damals“, lacht sie heute.

Erfolge für Mangels

Inzwischen sind ihre Ponys als Deutsche Reitponys eingetragen. „Die Mutter und die Oma von Meereen sind beide Staatsprämienstuten. Die Mutter wurde zwölfjährig sogar schon Elitestute“, berichtet sie stolz. Die Uroma, die Araberstute, ist ebenfalls als Elitestute ausgezeichnet und genießt ihre Rente auf Mangels Hausweiden. Dort wuchs auch Meereen auf, die sich schon als Fohlen sehr gut bewegen konnte. Sie bekam eine Fohlenprämie, wurde mit zwei Jahren Prämienstute und war Reservesiegerin (9,1) ihrer Leistungsprüfung.

Eine der beiden Gesamtsiegerinnen wurde Meereen. Die Deutsche Reitponystute stammt aus der Zucht von Bettina Mangels (r.) und gehört zukünftig ihrer Reiterin Lia Marleen Dornecker. Foto: privat

Zukünftig wird Meereen ihrer 13-jährigen Reiterin gehören, die sie auch schon mit angeritten hat. Lia Marleen ­Dornecker reitet auch einen Hengst von Bettina Mangels. Aus der Reitverbindung ist eine Freundschaft geworden. „Lia ist sehr liebevoll mit den Ponys und wahnsinnig ehrgeizig“, erzählt Mangels. So fuhr Lia am Wochenende der Bundesstutenschau auch zur Landesmeisterschaft und gewann in ihrer Altersklasse (siehe Artikel). Bettina Mangels freut sich schon darauf, das Paar weiterbegleiten zu können.

In Münster hatte sie noch eine zweite Stute dabei: Dalli, eine Tochter von Designed in Black, bekam ebenfalls eine Bundesprämie. Damit waren Mangels‘ Stuten zwei der 26 neuen Trägerinnen dieser Auszeichnung.

Sieg bei den New Forest

Auch die FN-Bundessiegerin der New Forest Ponys, die zwölfjährige Pasadena von Poppings Marribo, wurde mit der Bundesprämie ausgezeichnet. Die Stute aus der Zucht von Alina Pähler aus Dannewerk, Kreis Schleswig-Flensburg, wurde von der Züchtergemeinschaft Wiethüchter aus Reinsbek, Kreis Segeberg, vorgestellt. Einen Erfolg hatten Manuela und Jillian Wiethüchter schon erwartet, denn die Stute legte eine sehr gute Stutenleistungsprüfung ab und war Siegerin bei der Elitestutenschau. „Wir wussten, dass sie ein gutes Pony ist. Allerdings ist sie als Braune oft im Nachteil“, berichtet Jillian Wiethüchter.

Gemeinsam mit ihrer Mutter Manuela züchtet sie seit fünf Jahren New Forest Ponys. Pasadena kauften sie als Jährling. „Sie war als Dreijährige noch sehr jugendlich, weshalb wir sie erst ein halbes Jahr später angeritten haben“, so Jillian Wiethüchter. Ihr Potenzial sei aber schon zu sehen gewesen. Dreijährig wurde Pasadena zur Eintragung vorgestellt, vierjährig absolvierte sie ihre Stutenleistungsprüfung mit 7,83. 2019 und 2022 bekam sie jeweils ein Stutfohlen. „Im vergangenen Jahr schoben wir sie wieder an. Sie ist sehr intelligent und möchte dem Reiter jederzeit gefallen“, weiß Jillian Wiethüchter, die mit ihr 2023 auch schon Vizekreismeisterin wurde.

Bundesprämie für Avalon

Eine weitere Bundesprämie ging an Schierensees Avalon von Coldplay. Die Stute stammt aus der Zucht und dem Besitz von Kristin Rosenbaum aus Malente, Kreis Ostholstein. „Sie war von Anfang an ein Bilderbuchpony“, schwärmt Rosenbaum. Die Stute sei immer hübsch anzusehen gewesen, schon als junges Pony. Dreijährig wurde sie zweite Reservesiegerin ihrer Eintragung und war auf dem End­ring des Elitestutenchampionats im nordrhein-westfälischen Lienen. Sie legte eine sehr gute Stutenleistungsprüfung (über 8,0) ab und bekam zu diesem Zeitpunkt schon die Staatsprämie.

„Inzwischen hatte sie schon vier Fohlen, darunter ein Prämienhengst“, berichtet ihre Züchterin. Letzterer heißt Schierensees Camelot. Er wurde ein Wochenende später in Heide Reitponychampion und qualifizierte sich für das Bundeschampionat.

Der Erfolg in Münster-Handorf bescherte Rosenbaum die vierte Bundesprämie für ihre Zucht: „Wir sind ja kein Riesenbetrieb, das macht schon stolz.“ Avalon ist nun wieder tragend und Rosenbaum freut sich schon auf das nächste Fohlen, denn die Stute wird in der Zucht bleiben.

Stuten von Katrin Stolz

Auch Proud Sailormoon, ein Deutsches Reitpony, bekam den Titel Bundesprämienstute. Ein toller Erfolg, vor allem angesichts ihrer Geschichte, denn Proud Sailormoons Mutter Proud Shemsey hatte einen Tumor am ­ Eierstock. „Eine Operation wäre sehr teuer gewesen und so wollten wir sie eigentlich in den Ruhestand schicken“, berichtet Katrin Stolz.

Die Züchterin aus Hitzhusen, Kreis Segeberg, hatte aber ihren mehrfach S-siegreichen Hengst Rocketti auf dem Hof. Zu ihrer großen Freude funktionierte die Anpaarung und die Stute wurde tragend. Das Ergebnis: Proud Sailormoon. Der Tumor sei danach nicht mehr da gewesen, sodass die Stute noch zwei Fohlen bekommen habe und Elitestute geworden sei. Nun genieße sie ihre Rente.

Die 17-Jährigen Jule Pauks (v. li.), Carlotta Wicke und Jonna Nagel führten Proud Sailormoon vor. Sie Stute bekam eine Bundesprämie. Foto: Katrin Stolz

Mit dem Erfolg von Sailormoon hatte Stolz nicht gerechnet. Ganz spontan musste sie noch ein Hotelzimmer für die Vorführerinnen buchen und selbst zwischen Münster-Handorf und Bad Segeberg hin- und herfahren, denn sie hatte zeitgleich eine Ponyreiterin zu betreuen. Doch der Aufwand lohnte sich: „Wir freuen uns sehr über die Auszeichnung“, sagt Stolz.

Für die Züchterin sind die Sportponyschauen nichts Neues. Seitdem sie 1982 mit der Zucht angefangen hat, fährt sie eigentlich immer los, wenn es eine Veranstaltung auf Bundesebene gibt. So hatte sie sogar bereits eine Bundesreservesiegerfamilie. Auch die Urururgroßmutter der nun ausgezeichneten Proud Sailormoon, die Begründerin der Stolz‘schen Zucht, wurde schon auf Bundesebene vorgeführt.

In diesem Jahr hatte sie außerdem noch die dreijährige Proud Loxy Fee dabei. „Sie war die Jüngste in ihrem Ring und noch ein bisschen babyhaft, hat ihre Sache aber gut gemacht“, resümiert Stolz.

Proud Sailormoon hat am darauffolgenden Wochenende gleich noch einen Erfolg gefeiert: Beim Reitponychampionat in Heide schaffte sie es mit Reiterin Jule Pauls auf den dritten Platz der vierjährigen Stuten und Wallache.

Blatt- und Blütenschmuck für den Schatten

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Das Sortiment an schattenverträglichen Stauden ist groß. Für jede Stilrichtung finden sich die passenden Blattschmuck- und Blütenpflanzen. An heißen Sommertagen bringen helle Blütenfarben Licht in schattige Bereiche und verstärken zusammen mit unterschiedlichen Grüntönen das Gefühl von Frische.

Im Sommer wissen wir den Aufenthalt unter einem Baum oder der blätterberankten Pergola zu schätzen. Mit den passenden Begleitstauden wird der Sitzplatz noch stimmungsvoller, denn die Blätter sorgen für eine angenehm kühle Atmosphäre. Höhere Stauden halten sogar die direkte Sonne fern. Die Luft kann dennoch zirkulieren, sodass sich die Hitze nicht staut.

Die von Blättern überzogene Pergola schützt vor der prallen Sonne. Foto: Karin Stern

Je nach Pflanzenauswahl überrascht der Schattengarten mit Dschungel-Feeling, edler Blüteneleganz oder waldähnlichem Charakter. Dieser entsteht im Handumdrehen mit verschiedenen Farn­arten wie dem Straußen- oder Trichterfarn (Matteuccia struthiopteris). Mit seinen beeindruckenden, 80 bis 120 cm hohen Wedeln ist er nicht nur ausgesprochen attraktiv, sondern bietet mit seiner fast tropischen Üppigkeit einen optimalen Sichtschutz. Als Ausläufer treibende Art eignet sich Trichterfarn besonders für große Grundstücke. Im kleinen Garten ist er zu starkwüchsig. Um den waldartigen Charakter zu unterstreichen, pflanzt man Wald-Geißbart (Aruncus dioicus), Nessel-Glockenblume (Campanula trachelium), Wald-Glockenblume (Campanula latifolia) und Gräser wie die Wald-Marbel (Luzula sylvatica) in die Nachbarschaft.

Der Wald-Geißbart überzeugt als imposante, winterharte Großstaude mit seinem wunderschönen Blütenschmuck. Foto: Karin Stern

Der Wald-Geißbart kommt auf allen Böden zurecht und erreicht auf ausreichend feuchten, nährstoffreichen Standorten stattliche 2 m in der Höhe. Seine cremeweißen Blütenrispen wirken aufhellend von Juni bis Juli. Die Wald-Marbel bildet im Lauf der Zeit durch Ausläufer dichte, 20 bis 40 cm hohe Matten. Empfehlenswerte Sorten: ‚Marginata‘ mit gelblich-weißen Blatträndern und ‚Solar Flair‘ mit gelbgrünen Blättern, die sich im Herbst spektakulär goldgelb einfärben. Leider kommt ‚Marginata‘ mit starker Wintersonne nicht so gut zurecht. Geben Sie ihr daher einen Platz neben dichten, Schatten werfenden Gehölzen.

Unterschiedliche Grüntöne, panaschiertes und farbiges Laub bringen Abwechslung ins Spiel. Foto: Karin Stern
Der Bunte Knöterich ,Painter’s Palette‘ (Persicaria virginiana) wirkt hübsch zu graublättrigen Funkien. Foto: Karin Stern


Hier verbringt man gerne einen heißen Sommertag. Foto: Karin Stern

Wer die kühle Ausstrahlung des Schattenbereiches mit der entsprechenden Pflanzenauswahl verstärken möchte, wählt als Begleiter für höhere Rhododendren unter Wachsglocke (Kirengeshoma palmata) und der Vielzahl an Sorten der Funkien (Hosta) sowie der Prachtspieren (Astilbe) aus. Nur wenige Stauden blühen selbst im tiefen Schatten so üppig wie die Prachtspiere. Besonders wertvoll für die Gestaltung sind die Arendsii-Hybriden (Astilbe x arendsii). Sie bringen von Juni bis September mit ihren leuchtenden Blütenrispen Farbe in den Schattengarten. Die Palette reicht dabei von Weiß über Cremegelb und Rosa bis ins dunkle Karminrot und Violett. Achten Sie beim Kauf neben der Blütenfarbe auch auf die Wuchshöhe. Sie variiert je nach Art und Sorte von 10 bis 100 cm. Für pflegeleichte Flächen eignet sich die Zwerg-Waldspiere (Astilbe chinensis var. pumila) als Bodendecker. Über Ausläufer bildet sie im Laufe der Zeit dichte Teppiche, die eine zeitweilige Trockenheit gut wegstecken.

In der Dschungelatmosphäre trifft der moderne Glastisch auf urige Scheunenfunde. Foto: Karin Stern

Die aus Japan stammende Wachsglocke wirkt mit ihren glockenförmigen, zartgelben Blüten und dem ahornförmigen Laub sehr edel. Am besten gedeiht sie in lockerem, humosem und nährstoffreichem Boden. Hier kommt sie in der Nachbarschaft der Silberkerze (Cimicifuga) sehr gut zur Geltung. Die langlebige und anmutige Silberkerze wird in verschiedenen Arten und Sorten angeboten, die sich in Laub- und Blütenfarbe unterscheiden. Insbesondere die herbstblühenden Arten sind aufgrund ihrer späten Blüte beliebt. Sie lieben einen nährstoffreichen, humosen und ausreichend frischen Boden im kühlen Schatten. Tipp: Etwas Geduld mitbringen, Silberkerzen brauchen einige Jahre zur Etablierung.

Die Sterndolde punktet mit ihrer langen Blütezeit von Juni bis August. Foto: Karin Stern

Für einen blütenreichen Rahmen rund um den schattigen Sitzplatz sind Bauern-Hortensien (Hydrangea macrophylla) unverzichtbar. Die dichttriebigen Halbsträucher wachsen je nach Sorte und Standort bis zu 2 m hoch und breit. Von Juni bis Oktober zeigen sich die großen, schirm- oder ballförmigen Blütenrispen. Sorten mit weißen Blüten unterstreichen die kühle Ausstrahlung des schattigen Gartenbereiches. Auch die Rispen-Hortensie ‚Grandiflora‘ (Hydrangea paniculata) wertet hier auf. Einziger Nachteil beider Hortensien-Arten: Bleibt der Regen aus, müssen sie in den Sommerwochen während der Blüte häufiger gegossen werden. Unter den weiß blühenden Stauden empfiehlt sich die aparte Sterndolde ‚Shaggy‘, die in England unter der Bezeichnung ‚Margery Fish‘ angeboten wird. Silbrigweiß überhauchte Blütenköpfe krönen die standfesten Stiele. Sie öffnen sich von Juni bis Juli. Wer Verblühtes rechtzeitig zurückschneidet, darf sich über eine Nachblüte im September freuen. Hübsche Akzente setzen auch die weißen Blüten der Pfirsichblättrigen Glockenblume ‚Alba‘. Die wuchsfreudige Staude punktet mit Bienenfreundlichkeit und Winterhärte. Ein nicht alltäglicher Schmuck für den Schatten ist die Krötenlilie (Tricyrtis hirta). Der wertvolle Herbstblüher benötigt einen feuchten, kalkarmen und humosen Boden. Die Neupflanzung muss unbedingt im Frühjahr vorgenommen und der Liebhaberpflanze etwas Winterschutz gegeben werden. Als Lohn für diesen geringen Aufwand locken weiße, purpurfarben gesprenkelte Blüten, die mit ihrem orchideenartigen Aussehen eine exotische Ausstrahlung an den Tag legen.

In den Blattachseln der Borstigen Krötenlilie bilden sich exotisch anmutende Blüten. Foto: Karin Stern

Kluger Umgang mit Boden und Dünger

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Das Danewerk war ein Bollwerk der Dänen gegen die Franken. Ein Bollwerk gegen die Folgen des Klimawandels könnte „Klimafeste Landwirtschaft“ darstellen. Unter diesem Motto richtet das Berufsbildungszentrum (BBZ) Schleswig in Kooperation mit dem Naturpark Schlei und der Klimaregion Flensburg vier Projekttage mit Landwirtschaftsschülern aus. Über den auf der Klimafarm in Erfde berichtete das Bauernblatt in Ausgabe 26. Der letzte Projekttag fand auf dem Betrieb von Jan Lausen statt – in Dannewerk bei Schleswig.

Bodenansprache mit Spatendiagnose, Nmin-Bodenprobenentnahme, Bodenverdichtungsmessung mit Penetrometer, Infiltrationsleistung eines sandigen Bodens in der Vegetation, Strip-Till-Direktsaat im Vergleich mit konventioneller Bodenbearbeitung – es ist erstaunlich, was Jan Lausen alles untersucht, um seinen Betrieb durch solche Erkenntnisse klimatauglich zu machen.

Martin Hagemann, Lehrer am BBZ Schleswig, bringt ein Beispiel: „Der Gülle wird Kieserit zugeführt und dies angemaischt. Dadurch wird der Phosphor besser pflanzenverfügbar.“ Kathrin Erbe vom Naturpark Schlei lenkt den Blick auf die Bodenverdichtung: „Die zu vermeiden wird immer wichtiger angesichts gehäufter Starkregenereignisse.“ Später stellt Karen Volkers von der Landwirtschaftskammer den angehenden Landwirten im ersten Lehrjahr die kostenlose Gewässerschutzberatung vor.

„Durch innovative Technik können wir ressourcenschonend mit dem Wirtschaftsdünger umgehen“, erklärt Betriebsleiter Lausen, der auf 92 ha vor allem Energiemais anbaut. Bereits mehrmals war er an den Projekttagen beteiligt. „Nicht reagieren, sondern agieren“ ist sein Motto, das er den Schülern vermitteln möchte. Denen schwirrt nach einem an Input reichen Vormittag erst mal den Kopf.

Staatssekretärin Anne Benett-Sturies lässt sich von den Schülern die Wetterstation erklären.

Am Nachmittag können sie selbst mehr in die Praxis gehen. Eine Gruppe misst mit Karen Volkers in einem Infiltrometer mit Doppelring, in welcher Zeit das zuvor hineingegossene Wasser abfällt – jede Minute eine Wasserstandsmeldung.

Die andere Gruppe verteilt sich an vier Wetterstationen, um Windgeschwindigkeit, Temperatur, Luftdruck und andere Parameter zu messen und zu vergleichen. „Auf so kleinem Raum wie hier finden wir durchaus verschiedene Mikroklimate“, erklärt Matthias Berg von der Klimaschutzregion Flensburg. Diese Messungen können auch überregional verglichen und ausgewertet werden. „Viele melden ihre Messungen deutschlandweit“, so Berg.

Die vier Wetterstationen wurden von dem Kooperationsprojekt für insgesamt rund 800 € angeschafft. Möglich machte dies eine Förderung durch das Landwirtschaftsministerium Schleswig-Holstein in Höhe von 5.000 € für Sachmittel in der gesamten Projektlaufzeit. Staatssekretärin Anne Benett-Sturies ist aus diesem Anlass in Vertretung von Minister Werner Schwarz (CDU) zu dem Termin erschienen. „Die Landwirtschaft mit ihren wissensintensiven Betriebsabläufen ist unmittelbar von den Folgen des Klimawandels betroffen und unterliegt einem gesteigerten Anpassungsdruck. Die Integration des Themenkomplexes Klimaanpassung in die berufliche Aus- und Fortbildung ist daher aus meiner Sicht extrem wichtig. Genau hier setzt das Projekt an: Den angehenden Landwirtinnen und Landwirte sollen Wege aufgezeigt werden, wie sie den Herausforderungen des Klimawandels zukunftsweisend begegnen können. Dabei steht der enge Austausch mit der Praxis im Mittelpunkt“, so Benett-Sturies. Am Nachmittag beteiligte sie sich selbst an den Versuchen.

Tarek Bohn (li.) und Niclas Warden tragen die Ergebnisse der Wettermessstation in eine Grafik ein. 

30 Prozent ökologische Landwirtschaft: Vision versus Wirklichkeit

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Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (B90/Die Grünen) hat das Ziel bekräftigt, den Anteil der ökologisch bewirtschafteten Flächen in Deutschland bis 2030 auf 30 % auszudehnen. „Mit unserer Biostrategie wollen wir dafür entlang der gesamten Wertschöpfungskette geeignete Rahmenbedingungen schaffen und Hürden beseitigen“, sagte Özdemir am 30. Mai auf dem Hof von BÖLW-Vorstand Hubert Heigl.

Gerade hat die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) die aktuellen Zahlen zu Biofläche und Biobetrieben für das Jahr 2023 veröffentlicht. Die ökologische Fläche belief sich auf 1,9 Mio. ha oder 11,4 % der gesamten landwirtschaftlichen Nutzfläche. 14,4 % aller landwirtschaftlichen Betriebe wirtschaften ökologisch. Der Trend sei zwar positiv, aber das Wachstum verlangsame sich von Jahr zu Jahr, so die BLE. Für das politische Ziel von 30 % Bio, das wären 5 Mio. ha im Jahr 2030, müssten in den kommenden Jahren mindestens zweistellige Wachstumsraten erreicht werden. In Schleswig-Holstein werden übrigens 77.000 ha ökologisch bewirtschaftet, das sind 7,9 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche. Geringer ist der Ökoanteil nur in Nordrhein-Westfalen mit 6,1 % und Niedersachsen mit 6,0 %.

Weniger Biobetriebe

Insgesamt schieden 2023 mehr Betriebe aus dem Ökolandbau aus als Höfe dazukamen, die auf Bio umgestellt haben: 2023 wirtschafteten 36.680 Höfe ökologisch, 182 weniger als im Jahr zuvor. Der BÖLW nennt mehrere Gründe für den Rückgang. Demnach gaben Betriebe auf, weil Hofnachfolger fehlten. Zudem stellten weniger Landwirte auf Bio um und einige Biobetriebe sind zur konventionellen Bewirtschaftung zurückgekehrt. „Die Rahmenbedingungen für die Umstellung auf Bio waren 2023 herausfordernd. Neue Regeln bei der Agrarförderung bürden den Biobetrieben zusätzliche Bürokratie auf“, so die BÖLW-Vorsitzende Tina Andres im „Spiegel“. Auch die starke Inflation und das dadurch veränderte Kaufverhalten der Kunden, hin zu günstigen Bioprodukten, verunsichere die Biolandwirte.

Biomarkt wächst wieder

Der wesentliche Einflussfaktor ist die Nachfrage nach Bioprodukten. Der Marktanteil von Biolebensmitteln ist in den vergangenen Jahren stetig auf rund 7,0 % im Jahr 2021 gestiegen, 2022 ging der Anteil erstmals wieder zurück, auf 6,3 %. In Deutschland werden über 181 € pro Kopf für Biolebensmittel ausgegeben. Nur in der Schweiz, Dänemark und Luxemburg wird im europaweiten Vergleich mehr für Öko gezahlt. Übrigens wird Bio vor allem von Besserverdienenden gekauft, das erklärt auch den Einbruch des Biomarktes nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine Anfang 2022, der zu einer Explosion der Energie- und Lebensmittelpreise führte. 2023 verzeichnete die deutsche Biobranche ein Plus von 5 % gegenüber 2022 auf 16,08 Mrd. €, so der BÖLW. Allerdings beruhte das Wachstum auf höheren Preisen, nicht auf größeren Mengen. Insbesondere die Discounter und Drogeriemärkte verliehen dem Biomarkt Schwung, die Biohofläden mussten Umsatzverluste hinnehmen.

Signifikante Importe

Zusätzlich zu Biolebensmitteln aus deutscher Produktion wird auf Importe zurückgegriffen. Die Biogetreideimporte betrugen 2021/22 zirka 133.500 t oder 10 % des Bedarfs. Danach gingen sie zurück wegen der besseren inländischen Versorgung, auch waren die Logistikkosten so stark gestiegen, dass sich Transporte aus vielen Ländern kaum gelohnt haben. Zudem spielen deutsche Herkünfte für viele Verarbeiter eine größere Rolle. Schweine- (mehr als 30 % Importe) und Rindfleisch (zirka 15 % Importe) aus ökologischer Produktion wurden 2021/22 verstärkt importiert. Die größere inländische Biomilchproduktion hingegen führte bei schwächerer Nachfrage zu geringeren Importen (mehr als 20 % Importanteil). Die Frage bleibt, ob das gebetsmühlenartige Wiederholen von „30 % Öko bis 2030“ dem Anliegen weiterhilft oder ob es nicht eine realitätsfremde, ideologische Weltsicht vermittelt. Es bleibt dabei: Nachhaltigkeit und Umweltschutz müssen betriebswirtschaftlich sinnvoll sein. Dann klappt es auch mit dem Ausbau der Ökolandwirtschaft.

Eine Rose unter den Waldbäumen

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Die Mehlbeere (Sorbus aria) bildet mit ihren Verwandten, den Ebereschen, eine Gattung aus der Familie der Rosengewächse. Sorbus bedeutet lateinisch Sperber. Die Preisträgerin 2024 ähnelt im Verhalten unserem kleinen heimischen Greifvogel in vieler Hinsicht. Auch sie erscheint in den Wäldern in Schleswig-Holstein und im ganzen Norden eher heimlich und ziemlich selten. Ein guter Grund, sie hier vorzustellen.

Stammesgeschichtlich betrachtet ist die Mehlbeere erst nach der letzten Eiszeit aus dem asiatischen Raum über Südeuropa zu uns nach Mitteleuropa eingewandert. Ein Hinweis auf ihren langen Wanderweg aus dem Süden geben ihre Blühfreudigkeit und ihre auffällige Behaarung an der Blattunterseite.

Baum der Landbevölkerung

In alter Zeit galt die Mehlbeere als Schutz vor Dämonen und Geistern. Ein beblätterter Zweig, angebracht über der Türschwelle der Hofstelle, sollte böse Geister verbannen. Die Mehlbeere bildete einen Teil des Dorflebens. Früher nutzte die ländliche Bevölkerung die leuchtenden Früchte zur Schweinemast.

Nach der Blüte im Mai/Juni reifen im August/September die typischen roten, 1 bis 1,5 cm großen, apfelähnlichen Früchte. Verspeisen sollte man sie nicht, da das Fruchtfleisch zumindest schwach giftig ist. Die Gifte (Parascorbinsäure) gehen jedoch verloren, sobald sie erhitzt werden.

In Notzeiten streute man früher die getrockneten und zerriebenen Früchte zwischen das Mehl und buk damit das Landbrot. Daher rührt auch der Name des Baumes, Mehlbeere. Daraus gewonnener Essigbranntwein, Saft oder Kompott, Marmeladen und Gelee erfreuten wie Grütze und köstlicher Kuchen die Dorfgemeinschaft. Erntet man die Früchte nicht, verbleiben sie zumeist über den Winter an den Trieben. Dort dienen sie vielen Tierarten als Notration in karger Zeit.

Die Mehlbeere ist der Baum des Jahres.

Ein willkommener Gast

Das bis zu 20 m hohe Gehölz ist ein Baum des Berglandes Mittel- und Südeuropas. Die Mehlbeere steigt an einigen Waldstandorten bis auf eine Höhe von 1.700 m über NN hoch. Die Sorbusart findet ihre Heimat von den Pyrenäen bis nach Mitteldeutschland. Die gut zersetzbaren Blätter haben eine Größe von bis zu 14 cm und weisen dreieckige, zugespitzte, gesägte Lappen auf. Die Blattoberseite ist dunkelgrün, die abgewandte Seite eher grau bis gelb. Der Volksmund meint, dass bei drohenden Unwettern sich die Blattunterseite verfärbe. Das abgefallene Laub verbessert die Bodenfruchtbarkeit und trägt damit zur Vitalität des Waldbestandes bei. Die Krone der Mehlbeere ist unregelmäßig und gleicht einem Oval, zuweilen auch einer Pyramide.

Der Wuchs der Mehlbeere

Die Mehlbeere wächst in der Jugend rasch, fällt dann aber stark im Zuwachs ab. Ihr Wachstum gipfelt um das 60. Lebensjahr. Einige Exemplare erreichen sogar ein Alter von 200 Jahren. Die umfangreichste Mehlbeere finden wir in England mit einem Stammumfang von 1,8 m. Ihr Wurzelwerk bildet ein Herz. Es reicht tief in den Waldboden hinein.

Kalk im Waldboden sagt der Mehlbeere besonders zu. Gleichwohl sind auch leicht saure Standorte ein Refugium für sie. Die Sorbusart liebt das Licht. Man findet sie vereinzelt in sonnigen Laub- und Bergwäldern. Sie trotzt auf Kahlflächen im Wald dem Wind und dem Frost. Die Mehlbeere tritt auch als Pionier- und Mantelgehölz der Waldränder auf. Sie gilt als konkurrenzschwach. Daher finden sich auch keine Reinbestände aus Mehlbeeren.

Gern gesellt sich der Wärme liebende Einzelbaum zu den sommerwarmen Eichen- und Buchengesellschaften. Die für unsere Breiten bislang noch seltene, trockentolerante Flaumeiche ist der Mehlbeere eine gute Begleiterin.

Die forstliche Nutzung

Forstwirtschaftlich erfüllt die Mehlbeere eher eine dienende Aufgabe. Die Zuwächse und die Dimensionen sind zu gering, um großflächig mit ihr wirtschaften zu können. In Schutzwäldern kann sie allerdings eine bedeutende Aufgabe als Beimischung übernehmen. Sie gilt als flurschützendes Gehölz. Für Knicks könnte sie daher als Einzelbaum durchaus geeignet sein. Auf trockenen Hangstandorten hält sie durch ihr Wurzelwerk den wertvollen Humusboden zurück und gilt daher als hervorragendes Bodenschutzholz. Der stockausschlagfähige Waldbaum kann auch als Niederwald bewirtschaftet werden.

Der Stamm der Mehlbeere ist zumeist spannrückig und krummschäftig. Das Holz ist gleichförmig und zeichnet sich durch einen sehr breiten, hellgelben Splint mit einem rotbraunen Kern aus. Es gilt als schwer, fest, zäh, elastisch und biegsam. Tischler, Wagner und Drechsler schätzen die Eigenschaften der Mehlbeere. Früher fand das Holz gern im Schiffbau, im Instrumentenbau und speziell für Zahnräder Verwendung. Für den Außenbau ist es untauglich. Es brennt dafür aber umso besser.

Fazit

Als später Einwanderer kann die Mehlbeere im angemessenen Umfang gut mithelfen, unsere heutigen Wälder artenreicher zu gestalten und damit dem Klimawandel entgegenzutreten. Ihre ökologische Funktion und ihr wertvolles Tischlerholz bereichern unser Waldbild der Zukunft.

Liefern statt Labern

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Bürgerforen, Bürgerräte und andere Dialogprozesse schießen wie Pilze aus dem Boden. Politiker argumentieren, dass diese Art der Öffentlichkeitsbeteiligung inhaltliche Impulse gebe und die Demokratie stärke. Sie drücken jedoch ebenfalls eine gewisse Handlungsohnmacht aus, frei nach dem Motto „Wenn ich nicht mehr weiterweiß, bilde ich ‘nen Arbeitskreis“. Ein prominentes Beispiel ist die Zukunftskommission Landwirtschaft (ZKL), die im Dezember 2019 von der damaligen Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel (CDU) infolge von Bauernprotesten initiiert wurde. Die ZKL hat unter Einbindung von Praktikern, Wissenschaftlern und gesellschaftlichen Akteuren Empfehlungen für eine Transformation hin zu einer nachhaltigeren Landwirtschaft zusammengetragen und 2021 in einem Abschlussbericht vorgestellt.

Eine Kernaussage des Berichts lautet: „Der Umbau ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Ökologisches Handeln muss in betriebs- und volkswirtschaftlichen Erfolg umgesetzt werden und so auch soziale Anerkennung begründen. Dabei kann und darf die Landwirtschaft nicht alleingelassen werden.“ Doch statt in die konkrete Umsetzung zu gehen, bat der neue Landwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) gut ein Jahr später die ZKL, ihre Arbeit erst einmal fortzusetzen – eine Hinhaltetaktik? Die Bauern hielten trotz ihrer Unzufriedenheit und mangelnder Perspektiven still, schließlich arbeiteten auch ihre Vertreter in der Kommission mit.

Dass die kurz vor Weihnachten 2023 präsentierten Sparbeschlüsse der Ampel-Koalition dann massive Proteste des gesamten ländlichen Raums auslösten, dürfte eigentlich niemanden überrascht haben. Sie erfolgten ohne vorherige Abstimmung mit den Bauernvertretern und ignorierten die ­Empfehlungen der ZKL. Das kürzlich beschlossene Agrarpaket zur Entlastung der Landwirtschaft wiegt die zusätzlichen Belastungen der Branche mitnichten auf.

Offene Kritik und Frust über das Handeln der Ampel-Regierung kommen mittlerweile sogar aus den eigenen Reihen. Die ersten Mitglieder der Regierungsfraktionen wechseln schon in die Oppositionspartei CDU. Sowohl die Mannheimer Bundestagsabgeordnete Melis Sekmen (ehemals Grüne) als auch die Hamburgerin Anna von Treuenfels-Frowein (ehemals FDP) haben sich jüngst den Konservativen angeschlossen. Bereits im Juni auf dem Deutschen Bauerntag in Cottbus forderte Brandenburgs Ministerpräsident Dr. Dietmar Woidke (SPD) von der Bundesregierung „Kraft zur Korrektur“.

Und die ZKL? Die bisherige Ignoranz der Politik hat dazu beigetragen, dass sich der Ton zwischen Bauernverband und Naturschutzorganisationen zuletzt verschärft hat. Nach einem klärenden Gespräch beschlossen die Mitglieder aber, ihre Arbeit fortzusetzen. Gut so! Mit einer gemeinsamen Stimme zu sprechen, erhöht den Handlungsdruck auf die Politik. Eine Rückkehr in die Grabenkämpfe der Vergangenheit führt nur zu agrarpolitischem Stillstand, wie wir ihn bereits unter Kanzlerin Merkel mit Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) und Umweltministerin Svenja Schulze (SPD) erlebten und was eben 2019 in der ZKL mündete.

Dr. Robert Quakernack