Nils Thun führt einen Ackerbaubetrieb mit Schweinehaltung in Tappendorf, Kreis Rendsburg-Eckernförde, und engagiert sich als Vorsitzender im Maschinenring Mittelholstein. Anfang Juni wählten die Delegierten des Bundesverbandes der Maschinenringe (BMR) den 34-Jährigen in das Präsidentenamt. Über seine neue Position und die Weiterentwicklung der Maschinenringe sprach er mit dem Bauernblatt.
Was ist Ihre Motivation, sich als Präsident im BMR zu engagieren und welche Voraussetzungen mussten Sie für die Wahl mitbringen?
Um Präsident zu werden, muss man Mitglied in einem Maschinenring sein. Diese Voraussetzung habe ich erfüllt, als ich den Betrieb meiner Eltern übernommen habe und dadurch auch die Mitgliedschaft im Maschinenring Mittelholstein. Vor sechs Jahren wurde ich zum ersten Vorsitzenden gewählt, vorher war ich stellvertretender Vorsitzender. In dieser Funktion durfte ich jedes Jahr zum Tag der Maschinenringe mitfahren. Das ist eine Bundestagung, die zwei bis drei Tage dauert. Die Bundestagung war für mich immer schon spannend, weil man mitbekommen hat, womit sich der Bundesverband beschäftigt, mit welchen übergeordneten Themen, und natürlich auch welche Leistungen er ausarbeitet, die dann später wieder an die vielen Geschäftsstellen im Land weitergegeben werden. Man erfährt zudem, wie vielfältig die Maschinenringe in Deutschland sind.
Was sind in Schleswig-Holstein die Schwerpunkte der Arbeit und was sind die Unterschiede zu anderen Bundesländern?
Die Unterschiede ergeben sich natürlich mit der Größe und Struktur der Mitgliedsbetriebe in den Bundesländern. Das klassische Geschäft der Vermietung und der überbetrieblichen Auslastung der Maschinen war schon immer ein wichtiges Segment in Schleswig-Holstein. Die Betriebshilfe ist ein weiteres wichtiges Tätigkeitsfeld. Im Winterdienst hingegen sind wir in Schleswig-Holstein fast gar nicht unterwegs. Das ist eher im südlichen Raum eine relevante Einnahmequelle für die Mitglieder. Ein relativ neues Feld ist der Bereich der Erneuerbaren Energien. Wir nennen unsere Marke LandEnergie. Dabei geht es zum einen um den Stromeinkauf, aber jüngst auch deutlich verstärkt um die Stromvermarktung.
Wie arbeiten Maschinenringe und Lohnunternehmer zusammen? Gibt es Konkurrenz?
Als Konkurrenz habe ich das nie kennengelernt. Aber es gibt schon Regionen in Deutschland, in denen es auch anders sein kann. Schließlich ist jeder Maschinenring mit seiner Geschäftsstelle für sich eigenständig. Es gibt prinzipiell keine Vorgabe von oben, was der Maschinenring zu tun hat. Konkurrenz mit Lohnunternehmern in Schleswig-Holstein kenne ich aber überhaupt nicht. Im Gegenteil, man ergänzt sich. Im Maschinenring Mittelholstein haben wir auch keine eigenen Maschinen. Wir versuchen stattdessen zu vermitteln, also die Maschinen von Mitgliedsbetrieben den anderen Mitgliedern im Sinne einer optimierten Auslastung zur Verfügung zu stellen.
Der BMR hat die Initiative „Zukunftsmacher“ ins Leben gerufen. Warum?
Maschinenringe überlegen ständig, wie sie einen Mehrwert schaffen können, um gute Argumente für eine Mitgliedschaft zu liefern. Dabei ist es mittlerweile weniger der Pflug, den wir vermitteln, sondern Software. Wir entwickeln und vertreiben zum Beispiel die MeinAcker-App. Mit deren Hilfe können Mitglieder kooperativ zusammenarbeiten. Die Möglichkeiten der Digitalisierung zu nutzen, bedeutet für uns „Zukunft machen“.
Welche Bedeutung hat die Betriebshilfe in Schleswig-Holstein und welchen Einfluss hat der Strukturwandel?
Die Betriebshilfe ist nach wie vor wichtig. Auf jeden Fall aber sind die Anforderungen an Betriebshelfer enorm gestiegen, weil die Betriebe immer moderner und spezialisierter werden. Über Lehrgänge und Fortbildungen versuchen wir, unsere Betriebshelfer im Maschinenring Mittelholstein up to date zu halten. Es geht beispielsweise darum, unterschiedliche Melkroboter zu programmieren oder zu steuern. Genauso versuchen wir, bei den Landmaschinenhändlern und Werkstätten Fahrerschulungen für neue Schlepper und Geräte zu organisieren. Herausfordernd ist, dass die Betriebshelfer durch ihre hohe Qualifikation mehr verdienen wollen und sollen. Hier sind jedoch die von der landwirtschaftlichen Sozialversicherung (SVLFG) vorgegebenen Vergütungssätze einzuhalten.
Gibt es noch ausreichend viele Betriebshelfer?
Ja, aber wir müssen die Entwicklung genau beobachten, insbesondere mit Blick auf die Lohnentwicklung. Da Betriebshelfer zeitlich sehr flexibel sein müssen, arbeiten wir im Maschinenring Mittelholstein ausschließlich mit hauptamtlichen Kräften. Die Anstellung als Betriebshelfer im Nebenerwerb haben wir aufgegeben.
Auf der BMR-Bundesversammlung wurde ein Weltverband der Maschinenringe gegründet. Was ist das Ziel?
Hinter dem Weltverband steckt der gleiche Grundgedanke wie beim Bundesverband. Die Länder können sich dadurch besser vernetzen. Als klares Ziel haben wir uns außerdem gesetzt, die Ernährungssicherheit weiter zu steigern. Hunger zu bekämpfen klappt weltweit am einfachsten, wenn man den Leuten vor Ort erklärt, wie sie sich selbst ernähren können. In den Weltverband sind neben den europäischen vorrangig nordafrikanische Länder eingetreten. Aber das Netzwerk kann ja noch wachsen.
Info
Nils Thun folgt dem langjährigen BMR-Präsidenten Leonhard Ost im Amt. Der 70-Jährige stand dem Bundesverband in den vergangenen 15 Jahren vor und schlug seinen 34-jährigen Nachfolger am 4. Juni bei der BMR-Mitgliederversammlung im bayerischen Neuburg an der Donau selbst vor. Bei der Wahl entfielen 100 % der Stimmen aller Landesvorsitzenden auf Thun.